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Vanitas - the lost life

the Emptiness you left behind in me
von

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the Final

Ich habe mich kurzerhand dazu entschieden ein paar Tage bei Shinya im Haus zu bleiben, da mir meine eigene Wohnung langsam aber sicher unheimlich wird. Ständig ist es mir saukalt innerhalb der Räume, Dinge sind an Orten wo ich sie nicht hingebe und ständig habe ich das unangenehme Gefühl, dass sich außer mir noch jemand in der Wohnung befindet, den ich nur nicht mit meinen eigenen Augen sehen kann. Obendrein ist meine weiße Gibson auf mysteriöse Weise vom Keller innerhalb meines Wohnzimmers aufgetaucht, obwohl ich sie mit purer Absicht im tiefsten Winkel meines Kellerabteils verstaut habe.
 

Ich habe diese Gitarre damals als Geschenk von Freunden zu meinem 19.Geburtstag bekommen und ehrlich gesagt nie wirklich auf ihr gespielt. Die einzigen beiden die von ihrer Existenz wissen sind DIE & Shinya, doch Erstgenannter verweilt ja nicht mehr unter den Lebenden. Innerlich hoffe ich nur, dass sich bald die Lage rund um mich beruhigen wird und ich wieder ungestört in meinen eigenen vier Wänden leben kann. Außerdem kann ich Shinya nicht deswegen zur ständigen Last werden, denn er hat ja auch ein Recht auf ein funktionierendes Privatleben wie alle anderen Menschen auf diesem Planeten auch.
 

Draußen im Garten eine rauchend fällt mir bei den Pflaumenbäumen langsam auf, dass sie Knospen werfen. Ein wirklich gutes Zeichen, denn recht bald wird es wärmer werden. Auch die paar Kirschbäume, die sich hier befinden weisen langsam darauf hin, dass der Frühling endlich ins Land einkehren wird. Ich mag diese Jahreszeit, da alles wieder zu Leben erwacht. Obendrein war es gerade der Frühling in dem sich Daisukes und mein Pfade gekreuzt haben. Ein leises Seufzen entkommt mir deswegen über die Lippen.
 

In dieser Jahreszeit hat alles begonnen und wahrscheinlich wird hier auch alles sein Ende nehmen. Ehrlich gesagt bin ich mir deswegen noch sichtlich unsicher, denn was garantiert mir bitteschön auf der anderen Seite meinen angestammten Platz an der Seite dieses charmanten Bakas? Ich lehne mich am Stamm eines Pflaumenbaums an, mache einen Zug von meiner Zigarette und blicke gen Himmel der leicht bewölkt ist. Wie es ihm da wohl gehen mag? Ob er mittlerweile bereut diesen Weg gegangen zu sein? Was macht er den ganzen lieben langen Tag? Denkt er wenigstens an uns? Denkt er auch daran, wie es mir dabei geht, dass er einfach so aus der Welt verschwindet?
 

Erneut seufze ich leise auf. Ehrlich gesagt fehlt mir dieser charmante Baka sehr. Nie hätte ich von mir selbst gedacht, ich könnte eine Person so sehr vermissen. Durch seinen Tod klafft nun ein riesiges Loch tief in meinem Inneren. Ich liebe ihn wirklich so sehr, dass es tief in meinem Inneren weh tut zu wissen, dass er gegangen ist ohne mir die Chance zu geben ihm diese Worte zu sagen. Nebenbei bezweifle ich ehrlich gesagt, dass ich wirklich die richtige Person bin um nach Toshiya zu schauen.
 

Langsam aber sicher bekomme ich eher das Gefühl, unser leader-sama ist für diese Aufgabe viel besser geeignet als Shinya oder ich es je sein würden. Außerdem ist mir ja auf dem Weg zur Beerdigung aufgefallen, dass sich die beiden sichtlich wieder annähern. Ich muss mich nur weiter heraus halten aus dem Leben meiner Freunde, dann werde ich mit Sicherheit ein für mich erfreudiges Ergebnis sehen.
 

Allein bei dem Gedanken huscht mir gerade ein kurzes Lächeln über die Lippen. So wie DIE mich ganz gut kennt, scheint er wohl auch Toshiya ganz gut durchleuchtet zu haben. Warum taucht in mir gerade das Gefühl auf, dass wir alle diesen charmanten Rotschopf in einer gewissen Weise zu sehr unterschätzt haben? Meinen Blick wieder gen Horizont richtend schweifen meine Gedanken weiter zu ihm ab und nebenbei rauche ich in aller Ruhe meine Zigarette. Ja, wir alle haben ihn scheinbar unterschätzt und nun müssen wir mit den Konsequenzen daraus leben.
 

Mit fragendem Blick gehe ich wieder ins Innere des Hauses nachdem ich fertig mit dem Rauchen bin und mir fällt sofort auf, dass Shinya am Telefon hängt. In einer Kurzfassung erfahre ich schließlich von ihm, dass uns der werte Herr Andou ebenfalls in seinem Testament erwähnt und wenn ich ehrlich sein darf, dann erstaunt es mich doch etwas von ihm als Erbe genannt zu werden. Nebenbei erklärt er mir auch, worum es konkret geht und meine Hände hinter dem Kopf verschränkend nehme ich am Sofa Platz.
 

„Seine Notarin erwähnte noch irgendeine schriftliche Sammlung, die jeweils zur Hälfte dir und zur anderen Hälfte mir gehören soll“ meinte noch Shinya, setzt sich zu mir aufs Sofa und fragend hebe ich nun eine Augenbraue hoch. Ich glaub, ich bin hier eindeutig im falschen Film gelandet. Zuerst Kunstwerke und nun auch noch eine mir unbekannte schriftliche Sammlung? Ok, vielleicht hat ihn ja die Amnesie dazu gebracht diese für mich sichtlich unbekannte Ader an den Tag zu bringen. Denn soweit mir bewusst in Erinnerung geblieben ist war DIE recht schreibfaul. Nur ab & an war er instande gewesen etwas Brauchbares für die Band zu komponieren oder mir einen Songtext zu liefern mit dem ich auch umgehen konnte.
 

„Was ist mit Toshiya und Kaoru?“ frage ich nach als das Telefon auf einmal läutet und Shinya rasch diesen Anruf beantwortet. An seinem Blick kann ich deutlich erkennen, dass er wohl mit unserem leader-sama spricht und ich lasse mich etwas mehr ins Sofa zurück sinken. „Das war eben Kaoru, er meinte sie würden morgen vorbei kommen“ bringt er nun hervor, schaut mich dabei direkt an und ich nicke nur leicht darauf, wobei ich sichtlich ein aufkommendes Gähnen noch unterdrücken kann. „Toshi is also bei ihm in Kobe?“ bringe ich nur hervor, worauf Shinya nur zu nicken beginnt und ich schließe dabei kurz meine Augen.
 

************
 

Kaoru‘s POV:
 

Mir schwirrt ehrlich gesagt der Kopf. Was in aller Welt hat mich nur zu diesen einem Kuss zwischen uns beiden getrieben? DIE war noch nicht einmal anständig begraben und ich nutze schon schamlos die Gelegenheit dazu aus Toshiya zu küssen. Was in aller Welt ist bitte in mich gefahren? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Mir gehen dazu noch die Worte von Daisukes Brief an uns beide gerichtet ebenfalls nicht aus dem Kopf. Tief seufzend lasse ich meinen Kopf etwas sinken, dabei habe ich beide Hände vor meinem Gesicht ruhen.
 

Was mich momentan so sehr verwirrt ist das Gefühl, dass ich dabei gehabt habe als ich Toshiya küsste. Wieso hat es sich diesmal tief in meinem Inneren sogar richtig angefühlt, obwohl ich ehrlich gesagt nicht einmal ansatzweise dazu berechtigt bin? Ich versteh es einfach nicht. Selbst wenn ich kurz meine Augen schließe habe ich noch klar vor mir wie ich Toshiya küsse und wie er darauf willig eingeht. Wie samtigweich doch seine sinnlichen Lippen sind. Allein bei dem Gedanken, dass er freiwillig diesen Kuss zwischen uns beiden zugelassen hat, erschaudert es mich am gesamten Körper und eine gewisse Sehnsucht erfüllt mich nach ihm.
 

Nein, es ist überhaupt nicht richtig, dass ich so über Toshiya denke. Ich habe ja nicht einmal das Anrecht dazu mehr als nur freundschaftlich mit ihm verbunden zu sein. Nicht nachdem was ich in meiner Blindheit fast alles verbaut habe. Ich sollte eher froh über die Tatsache sein, dass er wieder mit mir redet. Trotzdem kommt es mir so vor, dass ich all die Jahre lang erfolglos einem Schatten nachgejagt bin.
 

Einen Schatten, den ich erst jetzt nach all den vielen Jahren langsam aber sicher zu fassen bekomme. In Wahrheit wollte ich doch nur Toshiya davor bewahren, jenen Fehler zu begehen wie ich ihn einst selbst begangen habe, doch ich bin kläglich daran gescheitert ihn davor zu bewahren. Ich habe genau das Gegenteil dazu erreicht. Erneut seufze ich tief auf und starre nun meine Hände an. Ich wollte ihn doch nur beschützen, stattdessen habe ich nicht nur ihn zutiefst im Inneren verletzt.
 

Aus schierer Angst mich nun vor ihm rechtfertigen zu müssen, halte ich mich absichtlich von ihm isoliert. Vor allem aus dem Grund heraus, da ich nicht genau weiß wie ich Toshiya nun gegenüber treten soll, nachdem wir uns geküsst haben. Schließlich war er derjenige von uns beiden der am Ende mit DIE zusammen in einer fixen Beziehung gelebt hat. Ob er schon ahnt, dass ich ihn nicht zum ersten Mal geküsst habe? Ich kann nur hoffen, dass er immer noch in dem Glauben gefangen ist es wäre DIE gewesen, der ihn an diesem einen bestimmten Morgen geküsst hat.
 

Der Auslöser dazu entstand aufgrund des im Rahmen unserer macabre-Tour stattfindende Fotoshootings, dass wir gehabt haben. Toshiya ist mir dabei so nahe gekommen, dass ich mir dabei geistig mehrfach die Frage stellte wie es doch wäre diese sinnlichen Lippen zu kosten. Tausend Bilder schoßen mir deswegen durch den Kopf und am folgenden Morgen habe ich schließlich die Chance dazu ausgenutzt, da ich ja mit ihm ein Zimmer teilte. Ich fand danach nicht mehr den Mut mich ihm auf einer anderen Ebene zu nähern und ihm zu gestehen was ich getan habe, daher habe ich es all die Jahre dabei belassen, dass ich diesen Kuss zwischen uns als kleines Geheimnis ansehe.
 

Nicht einmal Shinya habe ich davon erzählt, obwohl ich ihm so einiges an Sorgen die Band betreffend zugemutet habe, die mir auf der Seele lagen. Ehrlich gesagt weiß ich so langsam nicht einmal mehr ganz so sicher, ob DIE in der Zeit wo ich mit ihm zusammen war einen leisen Verdacht gehegt hat. Nachdenklich wie ich bin lasse ich mich nun aufs Sofa fallen, habe einen Arm direkt über meinen Kopf liegen und seufze tief auf. Egal wie ich es drehe & wende, meine Gedanken knüpfen immer wieder bei DIE an und enden immer wieder bei Toshiya. Warum muss ich ausgerechnet in den letzten paar Tagen so verstärkt an den Jüngeren denken? Falls du mich hören kannst, DIE, so gib mir bitte eine brauchbare Antwort auf diese Frage.
 

Was war dein wahrer Beweggrund, nicht nur mich auf diese grausame Weise innerlich zu verletzen? Wieso bist du einfach gegangen, obwohl du doch endlich erreicht hattest was du dir so sehnlichst erwünscht hast? Waren deine Gefühle Toshiya betreffend auch wirklich echter Natur? Weshalb dann diese Bitte von dir, die du an uns beide in diesem Brief gestellt hast? Warum erweckst du in mir nun das Gefühl, du hattest alles von Anfang an geplant? Hast du mich nur aus dem Grund verletzt, damit du dich eher auf dein auserkorenes Ziel fokusieren kannst? Wen von uns hast du dir eigentlich als Ziel auserkoren? Kyo oder Toshiya? Durch dein viel zu frühes Ableben habe ich nun eine Menge unbeantworteter Fragen, die wohl nie von dir beantwortet werden können.
 

************
 

Toshiya‘s POV:
 

Ich bin sichtlich verwirrt. Nie in meinem Leben hätte ich damit gerechnet, ausgerechnet von Kaoru geküsst zu werden. Allein die Antworten, die er mir auf meine Fragen gab. Es gibt mir einfach nur das Gefühl, dass Daisuke wohl Bescheid wusste, welche Art von Gefühlen Kaoru in Wahrheit für mich empfindet. Ob er ihn mit Absicht so sehr verletzt hat um ihn auf diese Weise innerlich wachzurütteln? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.
 

Ich bin sogar noch in Kobe geblieben, obwohl mich hier eigentlich gesehen nichts mehr hält. Nachdenklich wie ich momentan bin spaziere ich durch die Straßen der Stadt, dabei gehe ich sichtlich in der breiten Masse der Anonymität unter. Vielleicht sollte ich ja bei Kaoru ganz kurz vorbei schauen. Nur wie soll ich mich nun ihm gegenüber verhalten? Ein leises Seufzen entweicht meinen Lippen, denn ich fühle mich auf einmal innerlich so hilflos. Wieso bringt ausgerechnet der Mann mich so dermaßen aus dem Konzept, für den ich im Grunde genommen eigentlich nur negative Gefühle empfinden sollte? Nebenbei bemerkt, warum ist es mir aus einem mir unbekannten Grund nicht möglich Kaoru gegenüber negative Gefühle entgegen zu bringen?
 

Ein erneutes Seufzen, dass meinen Lippen entweicht und ich starre nachdenklich in Richtung Horizont. Auch wenn ich nun endlich weiß, warum Kaoru damals so gehandelt hat, aus irgendeinem mir noch unerklärlichen Grund habe ich ihm dahingehend schon längst verziehen. Doch wenn er all die Jahre nur auf Daisuke sichtlich eifersüchtig war, wem galten dann jene Gefühle tief in mir schlummernd? Kaoru oder Daisuke, wem von den beiden eigentlich genau? Habe ich etwa im Unterbewusstsein nebenbei noch welche in Richtung unseres Bandleaders entwickelt? Angenommen es wäre möglich, hat Daisuke etwa dieses gesamte Szenario nur inszeniert um Kaoru & mir auf die Sprünge zu helfen? Wieso ist er dann noch extra auf mich eingegangen, wenn er die Wahrheit kannte?
 

Nun brauche ich bald wirklich ein Lösungsbuch für meine eigene Gedankenwelt. Denn in den knapp vier Monaten nach Daisukes Tod war ich innerlich noch nie so verwirrt gewesen wie jetzt. Entgegen meiner eigenen Entscheidung doch nicht bei Kaoru vorbei zu schauen stehe ich kurzerhand mit einigen brauchbaren Lebensmitteln vor seiner Tür, läute nun an und innerlich erhoffe ich mir nur, dass er daheim ist. „Hi“ ist alles was ich gerade an brauchbaren Worten hervor bringe als er mir schließlich die Tür öffnet und mich dabei fragend ansieht. Mit einem kurzen Nicken lässt er mich in seine Wohnung hinein, dabei schlüpfe ich aus Jacke & Schuhe und ich versuche mir nicht anmerken zu lassen wie verwirrt ich innerlich zu diesem Zeitpunkt bin.
 

Eine erdrückende Stille die uns zwei gerade umgibt, dabei wäre mir ehrlich gesagt viel lieber er würde nur ein einziges Wort zu mir sagen. Mit den Lebensmitteln kehre ich rasch in der Küche ein, mache mich sofort ans Kochen und ehrlich gesagt kann ich mich so wenigstens etwas von meinen verwirrenden Gedanken ablenken.
 

„Shinya hat vorhin angerufen“

„Wegen der Hanami?“

„Nicht nur“
 

antwortet er mir, blicke ihn dabei genau an und innerlich bin ich gerade froh, dass er wenigstens etwas zu mir gesagt hat. Fragend sehe ich ihn nun an, setze nebenbei das Wasser für den Tee auf und beobachte Kaoru ganz genau der sich nun zum Küchentisch setzt.
 

„Daisukes Testament wurde diese Woche verlesen“

„Deswegen ruft dich Shinya extra an?“
 

kommt nun aus mir sichtlich verwundert hervor, hebe dabei fragend eine Augenbraue an und lehne mich bei der Küchenzeile an. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht so ganz, was es uns vier eigentlich angeht wen er als seine Erben anführt, denn schließlich waren wir vier ja ,nur‘ die Bandkollegen als auch Freunde zu ihm.
 

„Wir vier sind auch namentlich angegeben worden“ sagt er schließlich zu mir, wobei ich sichtlich überrascht bin, dass er trotzdem noch daran denkt seine Bandkollegen ebenfalls in seinem Testament zu erwähnen. „Bei dir hätte ich es ja noch verstanden, dass er dich angibt, schließlich warst du ja so etwas wie ein großer Bruder für ihn“ bringe ich nun im sachlichen Ton hervor, blicke ihm direkt in die Augen und ehrlich gesagt wurmt es mich sichtlich, dass selbst Shinya, Kyo und ich in Daisukes Testament vermerkt sind.
 

Ein rasches Nicken folgt von Kaoru, dabei bekomme ich nebenbei das Gefühl, sein Blick ruht die ganze Zeit nur auf mir. Während ich mich weiter ums Essen kümmere ist mir einfach, dass die uns umgebende Stille mich förmlich erdrückt. Wieso ist es nun auf einmal schwieriger geworden mich mit Kaoru zu unterhalten? Fast so als wäre da nun eine unsichtbare Barriere zwischen uns gezogen worden. Leise seufzend widme ich meinen Fokus wieder aufs Kochen, dabei ignoriere ich gerade gekonnt den aufsteigenden Wunsch in mir von ihm wenn auch recht kurz in den Arm genommen zu werden. Ich darf nicht so denken. Ich kann so nicht denken, denn ansonst würde ich ja dadurch doch nur Daisuke hintergehen.
 

Verdammt, ich bin wirklich in einer recht verzwickten Situation gelandet. Einerseits weiß ich nun, dass er zum Großteil was seine Gefühle für mich betrifft unehrlich war, doch trotzdem ist da immer noch diese Stimme in mir die von mir verlangt weiterhin ihm treu ergeben zu bleiben. Andererseits was spräche nun dagegen, wenn ich mir nun einen neuen Beziehungspartner suchen würde, nachdem sich Daisuke kurzerhand dafür entschied aus dem Leben zu scheiden um mir auf diese Weise seelisch zu schaden?
 

Ein leises Seufzen entweicht meinen Lippen, denn ich weiß nicht welche dieser Optionen nun die Richtige für mich in dieser Lage wäre. Für einen kurzen Moment in dem ich meine Augen schließe erstarre ich innerlich als ich deutlich fühlen kann, wie sich zwei Arme um meinen Bauch schlingen und ich beiße mir dabei auf die Lippen da ich deutlich erkennen kann, dass es Kaoru ist.
 

„Bitte vergib mir, ich wollte dich nicht so durch den Wind bringen“ vernehme ich nun seine Stimme leise zu mir sagen, dabei beiße ich mir noch mehr auf die Lippen und ich bin gerade dank Kaorus Nähe innerlich hin & hergerissen. Ich möchte ihm doch näher kommen und gleichzeitig auf gewohnten Abstand zu ihm bleiben. „Wieso?“ frage ich nun leise nach, halte meinen Blick gesenkt, lehne mich leicht bei ihm an und nebenbei frage ich mich gerade warum es mir ausgerechnet bei Kaoru so schwer fällt ihn zu lesen.
 

Seit ich bei Dir en Grey war fiel mir eins konkret an ihm auf: wenn es um die gesamte Band ging, dann konnte er sich wirklich geschickt ausdrücken, doch stellt man ihm eine Frage im persönlichen Bereich so war er auf einmal so schweigsam wie ein Grab. Da erneut wieder eisernes Schweigen uns umgibt, seufze ich leise auf, da ich mir gerade denken kann, dass es eine halbe Ewigkeit brauchen wird bis ich die erwartete Antwort von ihm auf meine Frage erhalten werde.
 

In dem Punkt sind sich Kyo als auch Kaoru sichtlich ähnlich. Beide sind sichtlich kein großer Freund von Worten wenn es sie selbst betrifft, doch Shinya übertrifft die zwei um Längen was das Schweigen über die eigene Person betrifft. Kurz meine Augen schließend ist mir auf einmal als könne ich deutlich fühlen, wie Kaorus Herz identisch zu meinem eigenem schlägt. „Ich weiß es selbst nicht, Toshiya“ vernehme ich ihn nun leise sagen, dabei lehnt er seine Stirn an meinem Rücken an und lässt seine Arme immer noch um meinen Bauch ruhen. Na toll, da sind wir nun zwei die nicht genau wissen was da gerade vorgeht. Für einen Augenblick verweilen wir beide so, dann löst sich Kaoru von mir und ich kümmere mich weiter ums Essen.
 

Um mich gedanklich ablenken zu können frage ich ihn gleich einmal, weshalb wir ebenfalls in Daisukes Testament angegeben sind. „Es geht um die Bilder, die er angefertigt hat. Er besteht darauf, dass wir vier als Band entscheiden sollen, ob sie der Öffentlichkeit gezeigt werden oder nicht“ erklärt er mir nun, worauf ich doch recht überrascht reagiere und ich erinnere mich recht gut an die Zeichnungen in einem seiner Blöcke die er mir damals in Wien gezeigt hat.
 

Ohne das ich es verhindern kann schießt mir nun leichte Röte ins Gesicht, da mir gerade wieder bewusst wird, dass er nicht nur harmlose Bilder von uns gezeichnet hat. „Ok, da kann ich nun ganz gut verstehen, warum wir die Entscheidung fällen sollen“ bringe ich nun rasch hervor, beginne nun mit dem Anrichten und innerlich beginne ich mich zu fragen, ob ich hier der Einzige von uns vieren bin von dem der gute Daisuke ziemlich erotisch angehauchte Zeichnungen angefertigt hat.
 

„Wann treffen wir uns deswegen?“

„Ich hab Shinya gesagt, dass ich es ganz dir überlasse“
 

sagt er nun darauf, worauf ich nur nicke und Kaoru die Schale mit Udon nun reiche, die er dankend annimmt. „Dann lass uns ruhig morgen früh gleich nach Osaka fahren und die ganze Sache hinter uns bringen“ ist nun mein Vorschlag darauf, stelle den fertigen Tee auf den Tisch, schaue ihn dabei direkt an und setze mich selbst mit einer Schale Udon zu Tisch. „Ich sag Shinya nachher Bescheid“ meint er nur darauf, nickt kurz auf meinen Vorschlag und Schweigen umhüllt uns während des Essens.
 

So wie einst Daisuke so geht mir nun Kaoru zur Hand beim Abwasch und erneut umgibt uns eine eiserne Stille. Warum in aller Welt fällt es mir so schwer mich ausgerechnet mit Kaoru über die einfachsten Dinge im Leben zu unterhalten? Ehrlich gesagt kann ich langsam verstehen, wieso Kaoru auf Daisuke eifersüchtig war. Während ich meist mit Kaoru mich bandtechnisch am Besten unterhalten kann, so konnte ich mit Daisuke sehr viel herum albern und auch lachen.
 

Ein leises Seufzen entweicht meinen Lippen. Denn ehrlich gesagt habe ich mit dem Kaoru in meinen ersten paar Monaten innerhalb Dir en Greys viel mehr anfangen können als mit dem Kaoru, den ich kaum noch wirklich erkenne und mit dem ich es zur Zeit verstärkt zu tun habe. Nachdenklich wie ich gerade bin stehe ich nun draußen am Balkon und rauche nach langer Zeit wieder eine Zigarette. Seit Daisukes Tod hänge ich wieder verstärkt am Nikotin, wobei ich vermerken muss, dass ich früher eine halbe Packung am Tag geraucht habe.
 

Vom Wetter her ist es recht angenehm und man bemerkt deutlich, dass der Frühling Einmarsch ins Land hält. Mit einem Arm am Geländer angelehnt lasse ich meinen Blick in die Ferne schweifen und ich frage mich gerade innerlich, wieso diese ganze Tragödie auf so grausame Weise enden musste. Wenn es etwas gäbe das ich in der Vergangenheit ändern könnte, dann einfach die Tatsache, dass Daisuke noch lebt. Wäre mir diese Gabe für nur einen Tag vergönnt, ich würde sie dazu nutzen um ihn zu seinem Glück zu führen. Nur leider ist es schier unmöglich in der Zeit zurück zu reisen und was einmal passiert ist kann man leider nicht mehr wieder gut machen.
 

Ohne es zu wollen schweifen meine Gedanken an jenen Novembermorgen in Aomori ab, an dem Daisuke vom 6. Stock gefallen war. Ich habe sie ja noch am Abend kurz vor unserem Auftritt davor gewarnt wie instabil das schwarze Eisengeländer ist und erst da trifft es mich wie mit einer Millionen Volt. Er wollte mich schon damals als Werkzeug dazu nutzen um dem Leben zu entkommen. Er hat es geplant. Er hat es so geplant, dass ich der Letzte wäre den er zu Gesicht bekommt. Nur scheinbar rechnete er nicht damit, dass er diesen Sturz überlebt und von Shinya gefunden wird.
 

In diesem Augenblick zieht sich alles krampfhaft in mir zusammen und ich fühle mich auf einmal speiübel. Mich nun am Geländer festhaltend starre ich mit aufgerissenen Augen in die Tiefe und ich fühle deutlich wie mir die Beine langsam nachgeben. Nein, Shinya & ich waren jene Komponenten mit denen er an diesem Tag nicht gerechnet hat. Trotzdem hat er uns allen dieses seelische Trauma aufgebürdet und uns so zugemutet einfach weiter zu leben als wäre nie etwas geschehen.
 

„Toshiya“ vernehme ich nun Kaorus Stimme, der mich nun stützt und ich klammere mich dabei an seinem T-Shirt fest. Ich kann klar eine gewisse Sorge um mich in seiner Stimme mitschwingen hören und ich lasse es zu, dass er mich hinein zum Sofa navigiert.
 

„Er hat es geplant“

„Was denn, Toshiya?“

„Aomori“
 

bringe ich nur knapp hervor, klammere mich weiter bei Kaoru an und auf einmal fühle ich wie mir die Tränen dabei kommen. Diese Erkenntnis macht mich innerlich fertiger als der Gedanke damals ich wäre Schuld daran, dass er diesen Sturz nicht überlebt haben könnte. Wie im Schnelldurchlauf rennen nun die Bilder von diesem besagten Tag durch meinem Kopf, dabei wird mir erst jetzt klar wieso Kaoru bei ersten Hinblick so wütend auf mich gewesen war: weil er sich für jeden Einzelnen von uns Sorgen macht, vor allem aber um mich, da ich mich einfach nicht bei ihm gemeldet habe.
 

************
 

Kaoru‘s POV:
 

Toshiyas Erkenntnis trifft mich gerade wie ein Blitzschlag. Augenblicklich realisiere ich den wahren Zweck hinter der ganzen Aktion in Aomori. Nur das Zimmer, welches ich mir damals mit DIE teilte lag genau gegenüber vom Balkon. Auf diese Weise wollte er eigentlich mich bestrafen allein nur für die Tatsache, dass ich damals Kyos Ratschlag kurzerhand in die Tat umgesetzt habe. Aus seiner Sicht her sollte ich derjenige sein, der ihn dabei zuletzt zu Gesicht bekommt und nicht Toshiya. Verdammt noch mal, warum klärt sich dieser trübe Schleier der Vergangenheit erst jetzt wo DIE nicht mehr unter den Lebenden weilt?
 

Leise seufzend blicke ich nun zu Toshiya, der sich bei mir festgeklammert hat, streiche ihm beruhigend über den Rücken und ich beiße mir gerade leicht auf die Lippen, da mir langsam aber sicher innerlich bewusst wird wieso er Toshiya mit involviert hat.
 

„Gehts wieder, Toshiya?“

„Hai...“
 

vernehme ich ihn nun leise sagen, dabei bleibt er noch bei mir angelehnt, richte nun meinen Blick genauer auf ihn und ein kurzes Lächeln huscht mir dabei über die Lippen. Nein, das hat er ehrlich gesagt nicht verdient, was DIE ihm hier zugemutet hat. Er hätte mich auf diese Weise ausnutzen, auf diese Weise verletzen sollen so wie er es schon einmal tat und nicht Toshiya. Wenn DIE wirklich im Glauben gefangen war, ich wäre der Verantwortliche für alles, dann hätte er Toshiya ruhig von Anfang an heraus halten sollen. Stattdessen zog er ihn immer weiter in diesen Sumpf aus Misstrauen, Eifersucht, Neid, Selbsthass, Wut und Verzweiflung hinein ohne jegliche Rücksicht auf Verluste.
 

Fast wäre es ihm auch gelungen, dass Toshiya und ich uns komplett verkracht hätten aber auch nur fast.
 

„An was denkst du gerade?“

„Wie du mich damals angesehen hast als wir das letzte Mal im Bürogebäude des Labels versammelt waren“

„Kaoru, ich...“

„Nein, du hattest allen Recht dazu auf mich wütend zu sein. Was mich jetzt im Nachhinein gesehen wundert ist die Weise, wie du mich ansahst bevor ich wieder gegangen bin“
 

bringe ich nun hervor, hebe dabei sanft Toshiyas Kopf an, blicke ihm direkt in die Augen und ich bemerke eine kurze Verwirrtheit in ihnen ruhend. „Verzweiflung & Bitterkeit lag in ihnen, aber keine Spur von Vorwurf mir gegenüber“ sage ich noch zu ihm, worauf er scheinbar zu verstehen scheint was ich konkret damit meine und ich bemerke sofort wie er versucht meinem Blick auszuweichen. „Es ist zu dem Zeitpunkt halt viel passiert“ meint er nur nach einem Augenblick der Stille zu mir, richtet sich wieder auf und ich kann nicht umher als leise zu seufzen.
 

Kurz nickend stehe ich nun auf, damit er wenigstens für sich alleine sein kann und ich gehe hinaus auf den Balkon. „In einem Punkt hast du dich gewaltig geirrt, Daisuke Andou“ bringe ich nun leise hervor, zünde mir eine Zigarette an, lehne mich am Geländer an und blicke in Richtung Horizont. Von wegen, unser Bassist würde etwas für mich empfinden das weit über Freundschaft hinaus geht. Allein bei diesem Gedanken schnaube ich leise, da sich der Gute vollkommen geirrt hat.
 

Die einzige Person von der ich genau weiß an der Toshiya so hängt ist DIE, doch der hat ja dessen Gefühle für ihn gewaltig ausgenutzt und dafür kann ich ihm nicht vergeben. Nicht einmal in nächsten Leben kann ich ihm diese Tatsache verzeihen, dass er Toshiya so verletzt hat. Leise seufze ich auf, mache einen Zug von meiner Zigarette, blicke weiter in Richtung Himmel und ich frage mich gerade in meinem Inneren, wie meine Reaktion wohl ausgefallen wäre wenn Shinya kurzerhand mit Toshiya damals fix zusammen gekommen wäre.
 

Ich weiß zwar nicht wieso, doch allein bei diesem Gedanken die beiden als Paar innerlich vor meinem geistigen Auge zu haben beginnt sich auf einmal tief in meinem Inneren alles schmerzhaft zusammen zu ziehen und ich wundere mich gerade woran das konkret liegen mag. ,Wir sind ja doch nur Freunde, mehr nicht‘ rede ich mir gerade ein, starre fast schon böse den dünkler werdenden Himmel an und mache einen weiteren Zug von meiner Zigarette.
 

In Ruhe rauche ich nun meine Zigarette fertig, schnippe den Rest über den Balkon und gehe wieder hinein, dabei ruht mein Blick nun auf Toshiya der recht nachdenklich am Sofa zusammen gekauert da sitzt. Ich habe nie vorgehabt die Lage zwischen uns komplizierter zu machen als sie schon ist und trotzdem habe ich es geschafft, dass wir noch weniger miteinander reden als zu Daisukes Lebzeiten.
 

Da ich momentan nicht weiß ob ich ihn darauf ansprechen soll oder nicht gehe ich kurzerhand in mein Arbeitszimmer, schnappe mir meine Acousticgitarre, stimme diese, spiele mich warm und beginne kurz darauf den erstbesten Song zu spielen der mir von Dir en Grey gerade einfällt. Hochkonzentriert blende ich somit alles um mich herum aus das ich als störend empfinde und ich erinnere mich wieder welche Art von Gefühl ich bei der Komposition dieses Liedes im Grunde genommen ausdrücken will.
 

Gerade als ich die ersten Takte von undecided anspiele blicke ich kurz auf und bemerke Toshiya, der in der Tür steht. Ohne ein Wort zu sagen kommt er herein, schnappt sich den acoustischen Bass den ich seit der Auflösung Dir en Greys mir behalten habe, lächle kurz als er sich rasch einstimmt und mit einem kurzen Nicken deutet er mir so an, dass wir loslegen können.
 

Bis fast schon spät in die Nacht sitzen wir beide da und spielen jene Lieder an, die wir einst zu fünft weltweit auf der Bühne gespielt haben. Ehrlich gesagt fühlt es sich für mich schon wie eine Weile an, seit wir zusammen gespielt haben und nebenbei kann ich ihm direkt ansehen, dass es ihn offensichtlich auch auf andere Gedanken bringt.
 

„Wir sollten das ruhig etwas öfter tun, Kaoru“

„Findest du?“

„Ja, auf jeden Fall“
 

sagt er nun zu mir, stupst mir dabei die Nase und schaut mich aus schelmisch glitzernden Augen direkt an. Allein wie er mir darauf antwortet zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen. So langsam kann ich auch verstehen, wieso DIE sich oft bei mir beschwert hat, dass ich jedes Mal sofort an Arbeit denke nur wenn er mit mir so zusammen sitzen und spielen wollte.
 

„Meld dich ruhig bei mir, wenn du wieder jammen wilst“

„Das werde ich auf jeden Fall tun“

„Nur wir beide?“

„Hmmm... wenn Shinya auch will, dann halt zu dritt“
 

meint er nur darauf, schaut mich auf freche Weise an und ich sehe ihm klar an, dass etwas in seinem hübschen Köpfchen gerade herum spukt. Leicht grinsend muss ich nur den Kopf darauf schütteln und ich verräume nun die Gitarre als auch den Bass an ihren angestammten Platz.
 

„Warum habe ich das ungute Gefühl bei dir, dass du mir gegenüber immer ein Buch mit sieben Siegeln bleiben wirst, während Daisuke scheinbar problemlos in dir lesen konnte wie er wollte?“ bekomme ich nun seine Frage an mich mit, dabei spüre ich deutlich wie er mich nun von hinten umarmt, seinen Kopf auf meine Schulter legt und mich dabei ansieht. „Weil ich es ihm zu einfach gemacht und ich ihm vertraut habe“ antworte ich nur darauf leise seufzend, schaue ihn dabei nicht an und innerlich merke ich gerade, dass Toshiya seine Frage im Grunde genommen zurecht an mich stellt.
 

Was ist es tief in mir, dass mich immer noch dazu veranlasst mich dermaßen vor ihm abzuschotten? Warum weigere ich mich so vehement zu akzeptieren, dass doch irgendwo tief in meinem Inneren tiefe Gefühle schlummern, die offensichtlich zu Toshiya gehören? Weshalb neige ich immer noch dazu ausgerechnet bei ihm wie die unüberwindbare Mauer eines Hochsicherheitstrakts zu wirken?
 

Derjenige, der mir diese tiefen seelischen Wunden riß ist vor einigen Monaten aus dem Leben getreten und doch verweile ich immer noch hinter dem mentalen Schutzwall, den ich seit seinem Fehltritt mir gegenüber hochgezogen habe. „Kaoru, vertraust du mir eigentlich?“ bekomme ich nun seine Frage an mich mit, dabei muss ich leicht schlucken als ich leichte Bitterkeit in Toshiyas Stimme mitschwingen höre und ich senke dabei meinen Kopf. ,Ich... natürlich vertraue ich dir‘ denke ich gerade, beiße mir auf die Lippen und eine erdrückende Stille umgibt uns beide.
 

„Das tue ich doch, Toshiya“

„Trotzdem tust du so als wolle ich dir die Seele persönlich aus dem Leib reißen“
 

bekomme ich nun den leisen Vorwurf von ihm mit, fühle dabei wie er seine Arme fester um mich schlingt und ich schlucke vermehrt, da mir erst jetzt klar wird wie er sich wohl tief in seinem Inneren fühlen mag. So wie er diese Worte nun ausspricht scheint er mir nur damit sagen zu wollen, was ihn all die Jahre die wir uns schon kennen so sehr bedrückt. Warum ist mir nicht schon früher aufgefallen, wie Toshiya vor allem mir gegenüber wirklich empfindet?
 

Momentan habe ich eher das Gefühl von der herrschenden Stille um uns herum erdrückt zu werden. Sein Vorwurf eben trifft mich hart, da er mir gegenüber klar aufzeigt wie ich seit der 5 ugly kingdom-Tour innerlich geworden bin. Ein misstrauischer, von Neid & Eifersucht zerfressener einsamer Mann, der sichtlich Angst davor hat jemanden näher an sich heran zu lassen.
 

„Bitte vergib mir...“ bringe ich nur hervor, schließe dabei meine Augen und ich lasse in diesem Augenblick das aufkeimende Gefühl der Sicherheit in mir zu. „Dann hör endlich auf dich für alles verantwortlich zu machen, dass passiert ist“ höre ich ihn nun zu mir sagen, lehne mich nun etwas bei ihm an und ich bemerke an mir selbst wie ich mich langsam aber sicher zu entspannen beginne.
 

„Toshiya, ich...“

„Du bist nicht mehr länger unser leader-sama und dadurch für jeden Einzelnen von uns verantwortlich. Du bist immer noch du, Kaoru“
 

vernehme ich nun seine aufbauenden Worte, wobei ich nun leicht lächeln muss und ihm dabei direkt in die rehbraunen Iriden blicke, die er auf mich gerichtet hat. In diesem Punkt hat er Recht. Da ich diese Rolle jahrelang gewohnt war ist es mir ehrlich gesagt schwer gefallen sie einfach wieder abzustreifen. Schon zu Zeiten Dir en Greys war es stets Toshiya gewesen, der in mir nicht nur den Bandleader sah.
 

Ihm habe ich es schließlich zu verdanken, dass ich nicht vor lauter Arbeitseifer noch einen Nervenzusammenbruch bekomme. Auch wenn ich ergebnislos versucht habe ihm gegenüber meinen Sturkopf durchzusetzen, er hat mich am Ende geschnappt, heim gebracht und ist bis am Abend bei mir geblieben, dabei ist er mir zu Hand gegangen was den anstehenden Papierkram betraf.
 

„Danke, Toshiya“ antworte ich nur darauf, hauche ihm einen Kuss auf die Lippen und erneut fühle ich dieses Kribbeln in mir aufsteigen. Diesmal ist es Toshiya der mich auf sanfte Weise küsst und ich schließe dabei die Augen während ich ihn sanft im Nacken kraule. Wann genau hat es begonnen, dass ich auf einmal mehr in ihm zu sehen begann als ich ursprünglich eigentlich wollte?
 

Seit jenem Tag als ich von unserem gemeinsamen Shooting inspiriert Toshya heimlich geküsst habe empfinde ich tiefere Gefühle als nur Freundschaft für ihn. Nur bin ich einerseitz zu stolz, andererseits im späteren Verlauf zu gebrandmarkt gewesen, um ihm gegenüber zu gestehen was er mir wirklich bedeutet. Ich habe es bisher nur für eine Einbildung gehalten und doch sind diese starken Gefühle für Toshiya nach all den Jahren immer noch tief in mir schlummernd da. Den Kuss nun lösend fällt mir die leichte Röte um seine Wangen auf und ein leichtes Lächeln ruht auf meinen Lippen.
 

„Kaoru, du...?“ bringt er nur hervor, schaut mir dabei direkt in die Augen und ich nicke nur als Antwort, wobei beide Hände auf seinen Wangen ruhen. „Und ich dachte immer, du wärst ebenfalls in Daisuke...“ kommt nun fast schon ungläubig aus ihm hervor, dabei kann ich seine Verwirrtheit recht gut verstehen.
 

All die Jahre die wir zwei uns schon kennen habe ich geschickt meine wahren Gefühle vor Toshiya verborgen gehalten. „Das war noch bevor du zu uns zu La:Sadies kamst als ich für DIE anfing tiefere Gefühle als nur Freundschaft zu empfinden“ erkläre ich ihm nun, lehne meine Stirn an seine an, schaue ihm dabei tief in die rehbraunen Iriden und ich kann in ihnen ablesen, dass er sichtlich überrascht ist was er mir in Wahrheit bedeutet.
 

*************
 

Toshiya‘s POV:
 

Ehrlich gesagt damit habe ich jetzt wirklich nicht gerechnet. Ausgerechnet unser leader-sama ist ebenfalls in mich verliebt? So langsam kann ich seine Aktionen und Reaktionen in der Vergangenheit etwas besser verstehen und auch meine eigenen. Ob Daisuke mir deswegen böse sein wird, wenn ich mich nun dazu entscheide mehr auf Kaoru auf einer anderen Ebene als nur Freundschaft einzugehen? Ich bin mir deswegen doch etwas unsicher, da ich nicht so recht weiß wie ich nun auf diese Situation eingehen soll.
 

„Wann hast du angefangen...?“ kommt nun aus mir hervor, blicke ihm tief in die Augen und ich schlucke leicht dabei, da ich mich gerade doch zu sehr von der in mir aufkeimenden Neugier antreiben lasse.
 

„Erinnerst du dich noch an das eine Shooting, dass wir gemeinsam hatten“

„Warte mal, das während macabre?“

„Genau dieses Shooting wo du mir so nah gekommen bist“
 

antwortet er mir darauf, worauf ich ungewollt leicht rot werde und natürlich erinnere ich mich noch ganz gut daran. Es zwar die Idee des Fotographen gewesen, doch im Nachhinein gesehen lösen die dabei entstandenen Fotos von Kaoru & mir immer noch ein wahres Kribbeln in meinem Inneren aus. Eine leichte Röte schießt mir dabei ins Gesicht, da ich nun endlich nachvollziehen kann, wieso Kaoru diese Art von Gefühlen für mich in sich trägt. Erneut umhüllt uns Schweigen, doch diesmal ist diese Stille nicht so erdrückend wie zuvor.
 

„Ich... bitte gib mir etwas Zeit, damit ich mit dieser Information umgehen kann“

„Schon in Ordnung, nimm dir so viel Zeit wie du brauchst“

„Danke, Kaoru“
 

bringe ich nun hervor, lächle ihn an, hauche ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen und schaue ihm dabei tief in die Augen. Das Bild, welches ich all die Jahre von ihm in mir trug hat sich binnen der letzten verstrichenen Sekunden so schlagartig verändert, dass ich erst einmal mich selbst hinterfragen muss, wie ich nun auf diese neue Situation eingehen soll.
 

All die Jahre war ich scheinbar einer Illusion verfallen, Kaorus Hauptaugenmerk würde auf Daisuke liegen und das er nur eifersüchtig auf mich wäre, doch wie sich eben mir selbst gegenüber offenbarte habe ich mich gewaltig geirrt. Ich bin aufgrund meiner Naivität ausgerechnet einer geschickt getarnten Lüge seitens Daisuke herein gefallen und habe so die mir entgegen kommenden Warnungen Kaorus ignoriert. Jetzt im Nachhinein gesehen war es vielleicht sogar notwendig gewesen für mich auf so eine Weise getäuscht zu werden um nicht nur mich selbst besser kennen zu lernen.
 

Nachdenklich wie ich nun bin befinde ich mich am Sofa im Wohnzimmer liegend, habe dabei kurz meine Augen geschlossen und ich kann endlich zu mir selbst sagen, ich bin bereit die Schatten meiner Vergangenheit komplett abzustreifen. Auf jeden Fall werde ich mit aller Kraft dahinter stehen um die Bande zwischen Kaoru und mir wieder neu aufzubauen, nebenbei muss ich mir auch innerlich klar werden, ob ich auch wirklich dazu bereit bin mehr als nur einen Freund in Kaoru zu sehen.
 

Mitten in der Nacht schrecke ich hoch, dabei stelle ich zur Erleichterung fest, dass ich nur einen Albtraum gehabt habe. Langsam steh ich auf, tapse in die Küche um mir ein Glas Wasser zu holen und innerlich frage ich mich gerade was dieser Traum eigentlich sollte. Ganz klar habe ich Daisuke vor mir gesehen, der mich zu sich in die Tiefe reißt. Mein Herz will einfach nicht aufhören so schnell zu schlagen und ich starre den Tisch an. Wenn ich nicht instinktiv ein paar Schritte zurück gegangen wäre, dann wäre ich neben ihm an diesen Tag von diesem Balkon gestürzt. Verdammt, dank diesem Albtraums zittere ich nun am ganzen Körper und ich bekomme dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf.
 

„Kannst du nicht schlafen?“

„Ich hatte einen Albtraum“

„Ich ebenfalls“
 

höre ich Kaoru nun sagen, blicke ihn an und innerlich frage ich mich gerade was hier wirklich vor sich geht. Mein Blick ruht nun auf Kaoru, dabei traue ich mich ehrlich gesagt ihn nicht zu fragen, ob ich eventuell bei ihm schlafen könnte. Ohne ein weiteres Wort zu sagen fasst er nach meiner Hand, nimmt mich mit zu sich ins Schlafzimmer und ich kuschle mich bei ihm an als er mir andeutet, ich kann mich zu ihm legen. Sofort schließe ich meine Augen und ich kann beruhigt einschlafen.
 

Am nächsten Morgen schießt mir leichte Röte ins Gesicht, da Kaoru bei mir sichtlich angekuschelt liegt und er wirkt so friedlich im Schlaf. Vorsichtig strecke ich nun meine Hand aus, streiche ihm die ins Gesicht fallenden Haare zur Seite und die leichte Röte auf meinen Wangen ruhend bleibt bestehen, da es sichtlich ungewohnt für mich ist ihm so nah zu sein. In aller Ruhe betrachte ich Kaoru, der sich noch im Land der Träume befindet und innerlich muss ich mir gerade eingestehen, dass mir diese Nähe zu ihm angenehm ist. Ein Lächeln huscht mir über die Lippen als er nun wach wird und mich sanft ansieht. Auch wenn es noch recht ungewohnt für mich ist weitaus mehr als nur Freundschaft für ihn zu empfinden, so verspüre ich im Augenblick eine wahre Geborgenheit von Kaoru ausgehen.
 

Innerhalb von nur einer Stunde sind wir beide soweit, dass wir nach Osaka aufbrechen können und befinden uns daher am Bahnhof von Kobe wieder, wo wir mit dem Schnellzug fahren wollen. Wir rauchen noch rasch eine bevor zum Zug gehen, dabei ruft er noch rasch Shinya an und sagt ihm Bescheid mit welchem Zug wir in Osaka ankommen werden, dann steckt er sein Handy wieder weg.
 

„Was geht dir gerade durch den Kopf?“

„Ob es auch wirklich fair Daisuke gegenüber ist, wenn ich mich dir gegenüber auf mehr einlasse“
 

bringe ich nachdenklich hervor als wir in einem Abteil sitzen und der Zug nun losfährt, dabei habe ich meinen Blick leicht gesenkt.
 

„War es fair uns gegenüber, was er getan hat?“

„Nein, das war es nicht“
 

kommt leise aus mir hervor als ich Kaorus Frage vernehme, spüre deutlich wie meine Hände in seinen ruhen und blicke ihn daher direkt an.
 

„Weißt du, ich...“

„Sieh das Kapitel rund um ihn endlich als geschlossen an. Wir sind ja schließlich nicht mehr Dir en Grey. Lass uns gemeinsam ein neues öffnen, Toshiya“
 

vernehme ich Kaoru nun zu mir sagen, fühle deutlich wie er mir sanft über den Handrücken streicht und unweigerlich huscht mir ein Lächeln über die Lippen. Er hat mit seiner Aussage recht. Ich kann ruhig nun etwas egoistisch mir selbst gegenüber sein. Nebenbei bemerkt tut mir sogar Kyo leid, da er von uns dreien am meisten von Daisuke verletzt worden war. Mit meinem damaligen Einstieg in die Band bin ich unwissend in eine Scharade hinein geraten die bis zu Daisukes Tod hinaus seine Auswirkungen zeigte.
 

Kurz nicke ich nur, blicke Kaoru an und ich will ihm die Chance geben, mich etwas besser verstehen zu können. Während der Zugfahrt rede ich mit ihm über die Zeit, wo ich mich im Irrglauben befindend der Band ferngehalten habe und erfahre so von ihm, dass er Daisuke gegenüber im Krankenhaus nicht ganz ehrlich gewesen war. Erst jetzt erfahre ich auch, dass Kyo derjenige war der ständig bei Daisuke im Krankenhaus gewesen war und nicht Kaoru. Nun bin ich neugierig darüber, was dann Kaoru wirklich in dieser Zeit gemacht hat.
 

„Einerseits mein Studium in Jus beendet, andererseits versucht dich ausfindig zu machen“ sagt er nun zu mir, wobei ich ihn überrascht ansehe und innerlich schlucke ich leicht, da ich endlich nachvollziehen kann wer der unbekannte Anrufer am Display meines alten Handys war. // Das war Kaoru? // schießt es mir nur durch den Kopf, wobei uns nun Stille umhüllt und ich lasse meinem Blick auf ihm ruhen.
 

„Dann hast du...?“

„Ja, ich hab dich vom Krankenhaus paar Mal versucht anzurufen“

„Wieso?“

„Weil ich mir innerlich sicher gehen wollte, dass es dir gut geht und weil du mir gefehlt hast“
 

sagt er nun zu mir, senkt nun leicht den Blick und ich setze mich nun direkt neben ihm, dabei ziehe ich ihn sanft zu mir näher. „Bitte verzeih mir, Kaoru“ bringe ich nun leise hervor, schaue ihn direkt an und streiche ihm sanft über den Rücken. Ein Lächeln huscht mir über die Lippen als er sich bei mir anschmiegt und ich muss damals ein naiver, blinder Idiot gewesen sein, dass ich nie bemerkt habe was ich Kaoru wirklich bedeute.
 

Am späten Vormittag erreichen wir schließlich Osaka und ich erspähe Shinya nicht unweit der Fahrkartenautomaten. Kyo ist ebenfalls anwesend, dabei ist er bei einem der Automaten angelehnt und er scheint gerade zu versuchen so grimmig wie möglich drein zu schauen. Leicht grinsend gehe ich auf Shinya zu, umarme ihn kurz und wuschle durch Kyos Haare, wobei er mich kurz warnend anblitzt. Nachdem er Kaoru und mich nach unserem Wohlbefinden fragt brechen wir vom Bahnhof aus zu der Galerie auf, wo wir uns mit der Notarin treffen werden die Daisukes Nachlass verwaltet. Im Taxi sitze ich genau zwischen Shinya und Kaoru, dabei fällt mir rasch auf wie nachdenklich jeder Einzelne von uns auf einmal ist.
 

Ich muss erneut daran denken was ich seit gestern in Erfahrung gebracht habe was Kaoru und mich betrifft. Er empfindet weitaus mehr als Freundschaft für mich und Daisuke muss wohl davon gewusst haben. Leicht seufzend richte ich meinen Blick aus dem Fenster und ehrlich gesagt verstehe ich nicht einmal ansatzweise, was es Daisuke gebracht hat mich so zu blenden. Ich weiß zwar nicht wieso und warum, doch auf einmal spüre ich ein kurzes Stechen tief in meinem Inneren und es stimmt mich ehrlich gesagt nur traurig zu wissen, dass ich ihm nur dazu diente Kaoru erneut zu verletzen. Was immer damals während La:Sadies zwischen Kaoru, Kyo & Daisuke vorgefallen war, ich wurde im späteren Verlauf nur zu einer Art Werkzeug degradiert um größtmöglichen Schaden zu verursachen. Mir auf die Lippen beißend senke ich nun meinen Blick, fühle wie Kaoru kurz nach meiner Hand fasst und ich lächle ihn an.
 

Kaoru hat recht - was vergangen ist soll auch Vergangenheit bleiben. Bei der Galerie angekommen werden wir von einer Frau erwartet die in einem cremefarbenen Mantel gekleidet ist und uns recht überschwänglich begrüßt. „Ich bin bei dir“ höre ich Kaoru nun leise zu mir sagen als wir nach Shinya und Kyo hinein gehen, dabei drückt er sacht meine Hand und ich nicke nur ihm dankbar zu. Ehrlich gesagt bin ich wirklich erstaunt, dass er doch noch die zum Teil begonnenen Bilder auf der Leinwand vollendet hat und ein Lächeln huscht mir über die Lippen als ich eines von Kaoru in seinen jüngeren Jahren entdecke. Da hatte er sie noch violett und lang. Ich grinse leicht als mir auffällt wie Kaoru aufgrund des Bildes den Kopf nun zu schütteln beginnt und vorerst scheinen es recht harmlose Bilder zu sein, die von uns vier hier zu sehen sind.
 

Kurz teilen wir uns auf und ich entschließe mich den linken Flügel genauer unter Betracht zu nehmen, dabei bekomme ich schlagartig das Gefühl von einer bedrückenden Aura in diesem Bereich herrschend erdrückt zu werden. Hier wirkt alles so düster auf mich, dass ich mehrfach schlucken muss aufgrund der Art wie Daisuke diese Bilder alle gemalt hat. Auf einem Bild kann man sogar sehen wo Kyo mitten auf der Bühne steht und sich selbst mehrfach verletzt.
 

Rasch wende ich meinen Blick davon ab und mir wird schlagartig schlecht als ich das große Gemälde am Ende des Ganges entdecke. Allein wie er es gemalt hat schnürt mir sichtlich jegliche Luft zum Atmen ab und mir beginnen nun leichte Tränen herab zu rinnen, da ich erst jetzt verstehe wen er hier gemalt hat. // Daisuke... wieso? // schießt mir nur der Gedanke durch den Kopf, starre lange dieses recht düstere Selbstportrait von ihm an und ich beiße mir dabei auf die Lippen, da er selbst darin offenbart wer wirklich tief in seinem Herzen schlummert.
 

Ich stolpere fast als ich ein paar Schritte rückwärts gehen will und erst jetzt bemerke ich Kaoru, der mich noch rechtzeitig auffängt. Ich lasse es zu, dass er mich aus dem Gang weg führt und er geht mit mir in einen leerstehenden Raum, dabei lasse ich nun meinen Tränen freien Lauf und schmiege mich bei ihm an. Ich kann kaum glauben, dass Daisuke sich selbst so dargestellt hat. Es erdrückt mich innerlich dieses Bild nun vor mir zu haben und ehrlich gesagt macht es für mich nun langsam einen Sinn wieso er auf einmal einen Monat vor seinem Selbstmord begann sich mir gegenüber immer mehr zurück zu ziehen.
 

Dank Kaorus Nähe beginne ich mich langsam wieder zu fassen, bleibe bei ihm angeschmiegt und wenn ich ehrlich sein darf, so bin ich froh über seine Nähe. Nachdem ich mich wieder gefasst habe gehen wir hinaus ins Freie, damit ich etwas frische Luft bekomme und ich wische mir nun die letzten Tränen weg.
 

„Danke“

„Keine Ursache“
 

sagt er nun zu mir, legt seinen Arm um mich als wir uns auf eine Bank nicht unweit der Galerie setzen und ich lehne mit geschlossenen Augen nun meinen Kopf an seiner Schulter an.
 

************
 

Unbeeindruckt stehe ich vor dem großen Gemälde, dass er von sich selbst gemacht hat. Ein wehmütiges Seufzen entweicht meinen Lippen, da ich die halb verweste Gestalt klar erkennen kann um die er einen Arm geschlungen hat und tief in meinem Inneren tut es weh zu wissen wie abhängig er eigentlich von mir in Wirklichkeit war. Da auch Shinya tief betroffen auf dieses Gemälde reagiert bin ich kurzerhand alleine und ich betrachte es in aller Ruhe. „Wieso hast du mir nie was gesagt, Baka?“ binge ich nun leise hervor, blicke lange die von ihm halb verweste Gestalt an und habe beide Hände nun in meine Jackentasche gestopft.
 

„Uns verbindet etwas, Tooru“

„Doch nicht unsere chronische Abneigung gegenüber Ärzten?“

„Das auch“
 

Ein wehmütiges Lächeln huschte ihm über die Lippen als ich mich auch dazu entscheide nach draußen zu gehen und erst jetzt kann ich endlich verstehen was er damit mir damals sagen wollte. Eine zerrüttete Seele zieht eine andere an. So wie er mich wie magsich angezogen hat. So wie er regelrecht abhängig über all die Jahre von mir wurde. Er hat nie nach gefragt wieso ich mich selbst verletze, sondern mich einfach nur in seine Arme genommen und mich zu sich gezogen. So wie ich nie nach gefragt habe, wieso er auf einmal nichts mehr isst.
 

„Tooru?“

„Hmmm?“

„Würdest du mir folgen?“

„Kommt ganz darauf an wohin“

„Auch wenn ich eines Tages sterben sollte?“

„Spinnst du, Baka? Dass lasse ich nicht zu“

„Dann sehe ich das als ein ,Ja‘ von dir an“
 

Klar habe ich nun sein Lächeln vor mir als er diese Worte zu mir sagt und in meinem Inneren zieht sch alles schmerzhaft zusammen. Ich bin bereit ihm überall hin zu folgen, selbst wenn es in den Tod sein soll. Ehrlich gesagt habe ich nie damit gerechnet, dass dieser Baka soweit gehen würde. Meine Augen schließend bleibe ich kurz stehen, dabei kommt es mir flüchtig vor als ob mich jemand ganz kurz umarmt.
 

„Komm zu mir“
 

Mir ist gerade als könne ich seine Stimme vernehmen, öffne meine Augen, nicke nur leicht und gehe hinaus. Nicht unweit vom Eingang entdecke ich Kaoru, Toshiya und Shinya auf die ich nun zugehe.
 

„Komm zu mir, Tooru“
 

Auf der Fahrt zu Shinyas Haus blicke ich aus dem Fenster des Taxis, lehne leicht meinem Kopf an der Scheibe an und ich bekomme das Selbstportrait von DIE nicht mehr aus dem Kopf. Auf der einen Hälfte war ganz klar jene Seite von ihm abgebildet, die er damals auf der Bühne verstärkt zeigte vermischt mit denen aus seiner Zeit der Amnesie. Ohne es zu wollen fällt mir der Text zu ,The Final‘ dazu ein und ich muss nun leicht schlucken, da er meine Worte auf seine Weise uminterpretiert hat. Einer von wenigen Songs, die er nicht so wirklich gemocht hat. Meine Augen schließend schweife ich gedanklich weit ab, dabei frage ich mich selbst gerade ob ich wirklich bereit bin diesen Schritt zu tun. Shinya befindet sich ja nun in guter Gesellschaft und um Toshiya brauche ich mir nicht weiter den Kopf zu zerbrechen, der hat ja Kaoru.
 

Bis am Abend sitzen wir vier zusammen und besprechen, welche der Bilder wir der Öffentlichkeit zugänglich machen und welche nicht, dabei ist auch Kaoru ganz klar dafür, dass die erotisch angehauchten Bilder von Toshiya und mir nicht gezeigt werden sollen. „Was ist mit dem Selbstportrait von ihm?“ frage ich nun nach, rutsche etwas ab Sofa herab und sehe dabei vor allem Shinya & Toshiya an, da es sie recht rasch nach draußen verschlagen hat.
 

„Ich weiß nicht so recht“

„Es könnte etwas verstörend auf die Fans wirken“
 

vernehme ich nun Toshiyas Einwand dieses Gemälde nicht her zu zeigen und automatisch wandert mein Blick zu Kaoru. „Wenn sie mit Kyos abstrakter Kunst klar gekommen sind, dann auch damit“ höre ich ihn nun darauf sagen, grinse dabei nur leicht und nicke dankbar dem Älteren zu. Da spricht wieder einmal klar der Leader aus ihm hervor. Bei meinen Zeichnungen gab es auch einige Leute, die sie verstörend fanden und wiederum einige Leute denen sie gefielen. Kunst liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters, da kommen die Fans von Dir en Grey sicher klar damit wie DIE sich auf diesem Bild selbst darstellt.
 

Da Kaoru & Toshiya für einige Tage noch in Osaka bleiben werden, übernachten sie kurzerhand bei Shinya im Haus und ich stehe nachdenklich in einem der Gästezimmer, dass ich kurzerhand bewohne. Es gibt hier nichts mehr, dass mich hält. Ich hab all meine Verpflichtungen erledigt, daher kann ich nun ruhigen Gewissens diesen einen Schritt auch tun. Auch wenn es nun eine Weile her ist, dass ich dieses Outfit aus unserem PV zu 304号室、白死の桜 getragen habe, so ziehe ich es nun erneut an.
 

Schließlich will ich ja nicht im schlichten Joggingsanzug ins Jenseits treten. Nebenbei schminke ich mich nach langer Zeit wieder, richte mir auch noch meine Haare und blicke in den Spiegel, dann erst bin ich endlich zufrieden mit meinem Aussehen. So lautlos wie möglich schleiche ich mich mit den Schuhen sowie dem Gürtel eines Yukatas in der einen Hand die Treppe hinab und ich atme sichtlich erleichtert auf, dass alle friedlich schlafen. Aus der Abstellkammer hole ich noch die kleine Trittleiter hervor die Shinya dort verwahrt, lausche aufmerksam ob auch niemand meiner Freunde erwacht ist und öffne nun so lautlos wie möglich die Balkontür zum Garten.
 

Dort ziehe ich mir meine Schuhe an, nehme die Trittleiter mit und ich steuere direkt auf einen Kirschbaum zu, dessen Knospen kurz davor sind zu erblühen. Die Trittleiter unter den in nächster Reichweite liegenden Ast stellend steige ich nun auf diese hinauf und knüpfe nebenbei aus dem Gürtel eine Schlinge die ich mir gleich um den Hals lege. Das andere Ende am Ast festbindend hole ich nun tief Luft, schließe dabei meine Augen und springe kurzerhand von der Leiter hinab.
 

************
 

Kaoru‘s POV:
 

Der Morgen bricht an und irgendwie scheint hier etwas nicht zu stimmen. Mich rasch anziehend gehe ich nun hinab ins Wohnzimmer, dabei bemerke ich erst jetzt wie aufgelöst Shinya ist und wie ihm sichtlich die Tränen herab rinnen. Auch wenn Toshiya gerade bei ihm ist um ihn zu trösten, ein gewisser Teil von mir mag es nicht ihn so nah bei Shinya zu sehen. Als ich näher auf die beiden gehe schlucke ich leicht, denn von hier aus kann man direkt in den Garten sehen der das gesamte Haus umgibt und an einem der Kirschbäume hängt Kyo. Er ist genau so gekleidet wie in unserem Video zu 304号室、白死の桜.
 

„Ich hoffe nur ihr beiden wisst, was ihr getan habt“ bringe ich nun leise hervor, gehe nun auf Shinya zu, lege meine Hand auf seine Schulter und spreche ihm gegenüber mein Beileid aus, da er ja von Anfang an als Bindeglied zwischen Kyo & DIE fungiert hat. Auch als ich zu La:Sadies kam war mir stark aufgefallen wie eng zusammen geschweißt die drei freundschaftlich gesehen waren. Als die Polizei nun anwesend ist begleite ich Shinya mit hinaus in den Garten, dabei fallen mir erst jetzt die geöffneten Blüten des Baumes auf von dem zwei Polizisten den regungslosen Körper meines Freundes holen.
 

„Sayonara, Kyo. Sayonara DIE“
 

kommt leise aus mir hervor, schließe dabei kurz meine Augen und innerlich erhoffe ich mir, dass sie endlich zusammen ihr Glück genießen können.



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