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Vanitas - the lost life

the Emptiness you left behind in me
von

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drain away

Toshiyas POV
 

Drei Tage sind nun vergangen seit seinem Sprung in den Tod und ich kann immer noch nicht glauben, was genau passiert ist. Aus Vorsorge, dass sich keiner von uns beiden in seiner Verzweiflung etwas antut hat Kaoru uns mit zu sich nach Kobe genommen und ich muss zugeben, ich habe zu schnell geurteilt was ihn betrifft. Auch wenn er nach außen hin nicht so zeigt wie sehr er innerlich leidet, so sagt ein Blick von Kaoru dahingehend genug aus.
 

Fast schon zusammen gekauert sitze ich vor der geschlossenen Balkontür, habe meinen Kopf an der Scheibe angelehnt und lasse meinen Tränen freien Lauf. Andauernd habe ich Daisuke vor mir, wie er mit seiner Hand meine Wange berührt, mich sanft anlächelt und mir dabei tief in die Augen schaut.
 

„Ich bin wirklich froh, dass du für Shinya nichts empfindest das weit über Freundschaft hinaus geht“

„Freut mich, ich bin Daisuke Andou“

„Was für ein Instrument spielst du denn?“

„Keine Sorge, die beissen dich schon nicht“

„Kann ich für eine Weile bleiben?“

„Warum nicht? Lass uns doch ausprobieren was uns passt“

„Ich bin froh, dass du wieder da bist“

„Bitte, verzeih mir...“
 

Aufgrund dieser Erinnerung verspüre ich erneut diesen Stich tief in meinem Herzen und meine Tränen wollen einfach nicht stoppen. Naze? Naze? Naze, Daisuke? Ich fühle mich so hilflos und unwissend zugleich. Ständig schwirren mir die Bilder mit ihm durch den Kopf und teilweise habe ich das Gefühl sogar seine unmittelbare Anwesenheit nur für einen Sekundenbruchteil zu fühlen. Es ist fast so als hätte man meine gesamte Welt nun in satten Grau & Schwarztönen getaucht.
 

Alles ist auf einmal so leblos und kalt. So kalt wie der Schnee, der nun seit Stunden unaufhörlich draußen fällt. Die gesamte Farbe, die Daisuke in ihr verbreitet hat, verblasst in Windeseile. Das Licht, das Daisuke in mir vermittelt hat, ist auf einmal völlig verloschen. Für mich ist es fast so als hätte die Wärme der Sonne keinerlei Wirkung mehr auf mich. Ich versinke unaufhaltsam in dieser kalten, leeren Welt regiert von Trauer & Verzweiflung. Alles ist in einem trostlosen & desolaten Zustand. Alles was tief in meiner Seele ruht, befindet sich nun in einem schlummernden als auch eisigen Kokon gehüllt.
 

************
 

Verdammt, wenn ich doch nur wüsste, was ihn diesmal dazu veranlasst hat so zu handeln. Tief seufzend stehe ich rauchend am Balkon, blicke für eine Weile dem anmutigen Tanz der Schneeflocken zu und für einen kurzen Augenblick ist mir als würde DIE mich von hinten umarmen. Es schnürt mir die Brust zusammen wenn ich daran denken muss, dass ich diesen Baka wohl nie wieder zu Gesicht bekomme.
 

Nebenbei schockiert es mich innerlich regelrecht, wie gefasst ich nach drei Tagen aufgrund dieses tragischen Vorfalls bin. Wieso überkommt mich nur die Sehnsucht danach, alles rund um mich stehen & liegen zu lassen und ihm auf die andere Seite zu folgen? Weshalb beruhigt mich dieser eine Gedanke, dass dieser Baka nur darauf wartet das ich ihm folgen werde? // Auf was genau wartet er, Tooru, auf was genau? // schießt mir der Gedanke nun durch den Kopf, seufze leicht auf, schnippe den Rest meiner Kippe weg und ich begebe mich vorsichtig ins Innere, da Toshi bei der Tür zum Balkon angelehnt ist.
 

Schweigend lege ich nun meine Arme um ihn, wobei ich so versuche ihn zu trösten und ehrlich gesagt kann ich nun nachvollziehen, weshalb Kaoru darauf bestand, dass wir hierher zu ihm kommen. Tja, leader-sama kennt uns doch besser als ich bisher immer von ihm angenommen habe. Er hätte auch ganz gut sich von uns komplett abwenden können, doch so ein Mensch ist Kaoru nicht. Ausgerechnet in diesen dunklen Stunden erscheint jener Kaoru wieder, den DIE & ich samt Shinya zum ersten Mal trafen als wir noch bei La:Sadies waren. Was für eine bittere Ironie des Schicksals. Ausgerechnet mit Daisukes Tod finden wir Verbliebenen langsam wieder als Freunde zusammen.
 

Wie makaber diese gesamte Situation doch ist. Wie ein unwirklich ausgeführtes Theaterspiel mit dem letzten Akt noch komplett offen. Warum nur musste es ausgerechnet so enden? Leise seufzend fällt mir nun auf, wie Toshi sich bei mir festkrallt und ihm weiterhin die Tränen herab rinnen. Es zerreißt mich innerlich zu wissen, wie sehr er darunter leidet. Ich weiß, ich habe ein Versprechen gegeben für ihn da zu sein, doch ehrlich gesagt bin ich nicht der Richtige dafür. Ich bin nicht einmal in der Lage meinen Freunden jenen Trost zu geben den sie nun brauchen und von mir erwarten. In mir hat er sich definitiv die falsche Person gesucht, um Toshi wieder auf die Beine zu bringen.
 

Shinya oder sogar Kaoru, einer der Beiden wäre dazu viel geeigneter als ich es bin. Also warum fiel die Wahl dann auf mich? Was hat ihn kurz vor seinem Sprung dazu veranlasst, ausgerechnet mich anzurufen und nicht seinen Partner Toshiya? Wenn ich doch nur die Antwort dazu wüsste.
 

„Tooru, ai shiteru“
 

diese letzten Worte von ihm an mich gerichtet, sie hallen mir ständig durch meinen Kopf und eine gewisse Bitterkeit kommt deswegen in mir auf. Wie Toshi es verkraftet hätte zu wissen, was DIE im Grunde seines Herzens für ihn und für mich gleichermaßen empfand? Eins muss ich diesem Baka lassen, was seine Gefühle betrifft so war er recht ungeschickt darin einem zu sagen, was er wirklich fühlt. Doch er war von Grund auf ehrlich zu den Personen die ihm wirklich wichtig erschienen. Nachdenklich wie ich bin habe ich meinen Blick auf Toshi gerichtet, der nun vor lauter Erschöpfung bei mir angelehnt einschläft und ich schaue kurz auf als ich Kaoru bemerke dessen Hand auf meiner Schulter ruht.
 

Wenn ich ehrlich sein muss, dann sieht unser leader-sama wirklich schrecklich aus. Ok, dazu muss ich noch zugeben, dass ich ihn nur ein einziges Mal so gesehen habe und das war zu jenem Zeitpunkt wo DIE & er sich getrennt hatten. „Kyo, übermorgen ist es soweit“ bringt er nur rasch hervor, nicke nur kurz darauf und ich weiß sofort was er damit meint. Daisukes Begräbnis wird nach traditioneller Weise ausgeführt, eine Weise mit der er mit Sicherheit mehr als zufrieden sein wird. „Ich sags Toshi, wenn er wach wird“ bringe ich nur hervor, schaue ihn direkt an und Kaoru nickt nur, dann hilft er mir den schlafenden Bassisten aufs Sofa zu legen.
 

„Kyo, kann ich mit dir reden?“

„Klar“
 

bringe ich rasch hervor, decke noch schnell Toshi zu und ich folge ihm in die Küche, wo wir beide vorerst ungestört reden können. Dankend nehme ich die angebotene Tasse Kaffee von ihm an, nehme am Küchentisch Platz, mache einen Schluck von der schwarzen ungesüßten Flüssigkeit und richte meinen Blick direkt auf ihn, da ich gespannt bin über was er mit mir so dringend reden will ohne Toshiya damit zu belasten.
 

„Wie kommt es, dass du als letzter gewählter Anrufer im Speicher angegeben bist?“

„Warte mal, woher weißt du Bescheid?“

„Sein Handy wurde ausgewertet“

„Er hat mich mitten in der Nacht angerufen“

„Du hättest ihn aufhalten können“

„Was denkst du habe ich versucht, Kaoru Niikura?“
 

kommt nun leicht fauchend aus mir hervor, da ich mir sicherlich nicht die Schuld daran geben lasse wie sich dieser Baka am Ende entschieden hat und blitze leicht den Älteren vor mir an. Wer war denn nicht da als ich dringend Hilfe brauchte um DIE zu suchen inmitten des starken Schneefalls? Wer?
 

„Ich wollte dich nicht anklagen“

„Und wo warst du als ich versuchte dich zu erreichen?“
 

kommt es nun kühl fauchend aus mir hervor, verspüre nun wie mir die Tränen hoch steigen und eine gewisse Wut auf Kaoru ist nun in mir erwacht. Wenn wenigstens Kaoru an dem Tag in Reichweite gewesen wäre. Auf meine Lippen beißend balle ich eine Hand zur Faust, senke nun meinen Blick und ich spüre deutlich wie mir nun die Tränen herab rinnen aufgrund der Tatsache, dass ich mich innerlich so hilflos fühle.
 

Ein unerträgliches Schweigen umhüllt uns zwei nun und als ich meinen Blick direkt auf ihn richte fällt mir erst jetzt auf wie leer seine Augen auf mich wirken. „Ich habe einen unverzeihlichen Fehler begangen, Kyo“ sagt er nun leise zu mir, sieht mich direkt an und es schnürt mir innerlich jegliche Luft zum Atmen ab als mir auf einmal klar vor Augen geführt wird vor wem dieser liebenswerte Baka geflohen ist.
 

„Du bist so ein Vollidiot, Kaoru, warum?“ kommt nur aus mir hervor, starrte ihn lange kühl an, wobei ich klar fühle wie mir verstärkt die Tränen herab rinnen und wenn Toshi nicht im Wohnzimmer schlafend liegen würde, so hätte ich mit größter Wahrscheinlichkeit in diesem Augenblick einen Mord an einer Person begangen, die ich bisher tief in meinem Inneren für einen loyalen Freund gehalten habe.
 

Bevor er mir darauf antworten kann bin ich rasch aufgestanden, auf ihn zugegangen und habe ihm eine schallende Ohrfeige verpasst, dabei starre ich ihn lange mit kühlen Blick an. Verdammt, warum tut er sowas? Warum? Hat er etwa vergessen, was ich ihm damals genau angedroht habe? Es gibt nur eine einzige Person in meinem gesamten Leben für die ich sogar morden würde und neben der Wut überkommt mich nun eine gewisse Verzweiflung.
 

Ist DIE etwa nur aus genau diesem Grund den Weg in den Freitod gegangen? Weil eine alte & tief verborgene seelische Wunde in ihm wieder aufgerissen ist? Eine, die er über all die Jahre unserer Freundschaft geschickt vor den Anderen verborgen gehalten hat? Wut & innere Zerstörung - verdammt, warum wird mir erst jetzt bewusst, dass dies seine Zeichen dafür waren gegen etwas tief in seinem Inneren anzukämpfen was er am liebsten für immer ausgemerzt hätte?
 

„Also, warum?“

„Weil ich ihn liebe“

„Deswegen fügst du ihm eine weitere seelische Wunde zu,

die ihn am Ende dazu treibt den Tod als rettenden Ausweg zu sehen?“
 

fauche ich ihn nun an, wobei mir meine Tränen nun jegliche Sicht nehmen und ich einfach nicht begreifen kann, was genau in Kaoru vorgeht. Ich habe schließlich mitbekommen wie DIE einen Teil seiner Erinnerungen erneut verlor. Wie er sich vehement daran weigerte sich auch nur ein kleines bisschen an Kaoru zu erinnern. // Genau wie an Shio // schießt mir der Gedanke gerade durch den Kopf, balle erneut meine Hand zur Faust, verlasse nun die Küche, schlüpfe rasch in Stiefel & Mantel und ich will in diesem Moment so weit weg wie möglich von Kaoru sein.
 

Wenn man einem Menschen aufrichtig liebt, dann fügt man ihm doch nicht zusätzlich Schaden zu. Verdammt, ich versteh die gesamte Welt um mich herum nicht mehr. Was in kami-samas Namen haben wir zwei denn verbrochen, dass ausgerechnet ich so sehr bestraft werde? Bitte, DIE, sag es mir.
 

************
 

Kaorus POV
 

Jetzt erst wird mir endlich klar, was Toshiya mir in Bezug Kyo sagen wollte. Allein seine jetzige Reaktion mir gegenüber spricht wahre Bände. Und ich? Ich habe all die Jahre scheinbar geschickt übersehen wem das Interesse des kleinen Sängers in Wahrheit gehört. Kyo liebt DIE. Er liebt ihn immer noch. Allein diese späte Erkenntnis ist eine bittere Pille für mich und so langsam kann ich auch verstehen, warum er bis jetzt mir gegenüber deswegen eisern geschwiegen hat.
 

Seufzend setze ich mich nun an den Küchentisch und lasse mir nun seine Worte durch den Kopf gehen. Wieso habe ich auf einmal das Gefühl, dass Kyo der Einzige von uns dreien ist, der DIE am besten gekannt hat? Nebenbei kommt nun eine tiefe Bestürztheit in mir auf. Was genau meint Kyo vorhin als er von einer weiteren seelischen Wunde in Daisukes Seele sprach? Tief seufzend richte ich meinen Blick in Richtung Fenster und versuche in meinem Inneren eine passende Antwort dazu zu finden.
 

Im Grunde genommen weiß ich nichts über das Leben von Daisuke Andou. Bisher habe ich immer gedacht ich kenne ihn recht gut, doch ich habe mich scheinbar geirrt. Das was ich von ihm kenne ist nur die Fassade, die er geschickt nach außen aufgebaut getragen hat. Was tief in seinem Inneren vergraben lag bekam ich nie ganz zu Gesicht. Kyo wusste als Einziger genau Bescheid. Er wusste von Anfang an Bescheid und hat uns gegenüber das Schweigen vorgezogen. Tief seufzend vergrabe ich nun mein Gesicht in meinen Händen, wobei mir erst jetzt klar wird, weshalb er sich bis jetzt von uns nichts hat anmerken lassen.
 

// Weil Kyo & DIE sich die ganze Zeit über aneinander orientiert haben // schießt mir der Gedanke nun durch den Kopf und erst jetzt wird mir auch klar, weshalb sich DIE am Ende doch für Toshiya entschieden hat. „Du dachtest, er wäre unerreichbar für dich, deswegen hast du begonnen dich selbst zu belügen. Du hast angefangen etwas für Toshiya zu empfinden, obwohl du dich von all dem eigentlich für immer abschotten wolltest. Du hast mich verletzt & belogen, weil du mit dir selbst nicht mehr weiter wusstest, DIE“ kommt nun aus mir hervor, starre verbittert in Richtung Boden und ich fühle deutlich wie sich alles in mir zusammen zieht aufgrund dieser Erkenntnis.
 

Jetzt endlich zu wissen, wieso sich DIE so verhalten hat tut ehrlich gesagt verdammt weh. Im Grunde seines Herzens war er doch nur von einer einzigen Hoffnung beseelt. „Du hast ganz genau gewusst, was Toshiya in dir sieht. Wolltest du nur deswegen unbedingt mit ihm zusammen sein? Was genau hast du dir eigentlich dadurch in deinem Inneren erhofft zu erreichen?“ kommen mir nun diese Worte hervor, dabei beiße ich mir auf die Lippen und ich kann einfach nicht glauben, dass DIE von Anfang an plante Toshiya genauso zu behandeln wie er mit mir verfahren war. Erneut beiße ich mir auf die Lippen, da mir erst jetzt klar wird, wie geschickt er es ausgenutzt hat, was nicht nur ich wirklich tief in meinem Herzen für ihn empfinde.
 

Ich muss auf einmal an die Nachricht denken, die bei seinen Zeichnungen dabei lag und erst jetzt wird mir klar, was er genau damit meint. Verbittert beiße ich mir auf die Lippen. Wieso habe ich nicht eher die Bedeutung dieser Worte heraus gefunden?
 

„Ich verzeihe dir, Kao“

„Es gibt etwas, dass ihr zwei noch besprechen müsst“

„Es ist schließlich meine Entscheidung“

„... denn du & ich haben etwas gemeinsam....“
 

Mir stockt der Atem als mir klar vor Augen geführt wird, was er damit in Wirklichkeit meint. Die einzige Gemeinsamkeit die mir dazu einfällt liegt gerade schlafend am Sofa in meinem Wohnzimmer. Warte mal, soll das etwa heißen, all das war bis ins kleinste Detail von DIE geplant? Wollte er etwa so jenes Herz erreichen, dass er für unerreichbar hielt?
 

Aber warum dann Toshiya? Warum hat er ausgerechnet ihn mit hinein gezogen? Mich noch obendrein dazu? Die Hände vor meinem Gesicht ruhend starre ich nun aus dem Fenster und ich versuche innerlich heraus zu finden, wann dieser sonst so lebhafte & liebenswerte Mann so kalt & abgebrüht geworden war. Wann genau hat es angefangen, dass er jene Seele rücksichtslos zerbrechen wollte, die soviel für ihn empfindet? Wann genau?
 

************
 

Toshiyas POV
 

Nach einer Weile komme ich wieder zu mir, setzte mich leicht auf und sehe mich kurz um. Erst als ich langsam wieder wach werde erinnere ich mich wieder daran, dass ich mich ja vorerst bei Kaoru befinde. Von Kyo ist keine Spur zu sehen und ich tapse nun in Richtung Küche wo ich schließlich Kaoru finde, der nachdenklich wirkend beim Küchentisch sitzt. Eine gespenstische Stille herrscht in der gesamten Wohnung und ich schlucke leicht als ich ihn so sehe. „Du bist wach?“ höre ich ihn nun fragen, dabei blickt er mich direkt an und ich nicke nur als Antwort.
 

„Wo ist Kyo?“

„Hinaus spazieren“
 

antwortet er mir nur, dabei setze ich mich nun zu ihm an den Küchentisch und lasse meinen Blick auf ihm ruhen.
 

„Warum siehst du dann aus als hättest du eine Begegnung mit Warumono hinter dir?“

„Weil ich ihm gegenüber zugegeben habe, was ich DIE angetan habe“
 

sagt er nun leise, sieht mich dabei nicht ganz an und irgendwie bekomme ich auf einmal das Gefühl, dass noch mehr dahinter steckt als Kaoru gerade sagt.
 

„Du verschweigst etwas“

„Weißt du, dass er Kyo angerufen hat, bevor er...?“
 

fängt er seine Frage an mich gerichtet an und endet sie, da er sie mir gegenüber nicht ganz ausprechen will. Trotzdem verstehe ich auch so, was er damit sagen will. Ich blicke Kaoru lange an, dann beiße ich mir auf die Lippen und schüttle verneinend meinen Kopf.
 

„Er hat Kyo angerufen?“

„Das würde auch erklären, warum die Polizei ihn zuerst verständigt hat“

„Woher weißt du davon, Kaoru?“

„Die Polizei hat sein Handy auswerten lassen“
 

erklärt er mir nun und ein tiefes Stechen erfüllt meine Brust. Alles in meinem Inneren zieht sich schmerzhaft zusammen allein bei dem Gedanken, dass Daisuke zuerst an Kyo denkt bevor er diese Welt hinter sich lässt.
 

Auf meine Lippen beißend senke ich nun meinen Blick, verkralle mich in den Saum meines Pullovers und ich fühle erneut wie mir nun Tränen herab rinnen. Ja, ich habe zwar in einer gewissen Weise erhofft, dass er seine gesamten Erinnerungen wieder erlangt. Ja, ich habe auf einmal diese Angst verspürt, dass er sich dadurch erinnern könnte, was ihn an Kyo bindet und nun scheint sie doch wahr geworden zu sein.
 

„Aber... wieso gerade Kyo?“ kommt nun aus mir hervor, sehe nun Kaoru direkt an und ich erhoffe mir eine brauchbare Antwort von ihm. „Das wüsste ich ehrlich gesagt auch gerne, Toshiya“ antwortet er mir nun auf ehrliche Weise, dabei kann ich ihm ablesen, dass noch etwas weiteres ihn zu beschäftigen scheint.
 

„Kao...?“

„Was ist los?“

„Warum warst du so vehement dagegen? Ich meine, dass ich mit Daisuke zusammen komme?“

„Ich dachte, ich kann verhindern, dass er dir eines Tages genau so weh tut wie er es bei mir getan hat, aber ich bin komplett gescheitert. Es hätte mir ehrlich gesagt nichts ausgemacht, wenn ich derjenige gewesen wäre, dem er erneut das Herz bricht“

„Nein, ich kenne dich dahingehend zu gut um zu wissen, dass du ein zweites Mal nicht verkraftet hättest“
 

bringe ich nun hervor, wobei ich momentan nicht genau nachdenke was ich da sage und schaue Kaoru genau in die Augen. Ehrlich gesagt erstaunt es mich von ihm zu hören, was sein eigentlicher Grund dazu war mich von ihm getrennt zu halten.
 

„Er...“

„Toshiya, wie gut kennst du ihn wirklich?“
 

kommt nun die Frage von Kaoru an mich gerichtet, wobei ich nun verwirrt aufblicke und ich bemerke eine gewisse Ernsthaftigkeit in seinen dunklen Iriden ruhen. Für einen kurzen Augenblick umgibt uns eine quälende Stille und ich nutze sie aus um nachzudenken.
 

Warum sollte Kaoru mich auf einmal danach fragen? Wieso sind da diese versteckten Andeutungen in seinen Aussagen, dass die Lösung auf all unsere Fragen in Kyo ruhen? Was genau verschweigt mir Kaoru? Nachdenklicher geworden lasse ich meinen Kopf in meinen Händen ruhen und versuche an all die Informationen zu denken die ich über Daisuke habe.
 

„Ich dachte, ich würde ihn gut genug kennen“

„Bei dir also auch“
 

höre ich ihn nun leise sagen, wobei er regelrecht verbittert zu sein scheint und ich sehe ihn fragend an.
 

„Warte, willst du damit sagen, er...?“

„Es ist nur eine vage Vermutung, Toshiya, aber wenn sie stimmt, dann ist Kyo der Schlüssel auf all diese Antworten“
 

bringt er nun hervor, wobei er auf einmal viel älter auf mich wirkt als er eigentlich ist. Ich weiß selbst nicht, weshalb ich zu ihm keinerlei negative Gefühle tief in meinem Inneren verspüre, obwohl er doch Daisuke Leid zugefügt hat. Es ist fast so als wäre bei unserer letzten Begnung all das Negative in mir verraucht mit dem ich Kaoru in Verbindung setzen wollte.
 

Nebenbei verstehe ich auch nicht, was mich nun dazu bewegt aufzustehen und meine Arme kurz um Kaoru zu schlingen, obwohl ich doch tiefe Abneigung für ihn verspüren sollte. Ich beiße mir auf die Lippen, blicke ihn genau an und fühle deutlich wie mir erneut die Tränen kommen als er sich nun nach vor beugt und mich umarmt.
 

Was mich in diesem Moment so an ihm irritiert ist diese verletzlich wirkende Seite von ihm, die kaum einer von uns je zu Gesicht bekommen hat und es schnürt mir obendrein die Kehle zu. Ich dachte immer, es würde mir schmerzen Daisuke so traurig zu sehen, doch Kaoru so am Boden zerstört zu sehen setzt einem doch mehr zu als ich je geglaubt habe.
 

Ich spüre deutlich wie mir nun die Tränen herab rinnen, dabei ersticke ich innerlich fast als ich auf einmal mitbekomme, dass Kaoru ebenfalls weint. In all den Jahren die wir zwei uns kennen, kann ich mich an keinen Moment entsinnen wo ich ihn so zerbrechlich gesehen habe wie jetzt. Still fließen nun unsere Tränen, dabei habe ich meine Arme um ihn gelegt und streiche ihm beruhigend über den Rücken.
 

************
 

Beide Hände in meiner Jackentasche ruhend da ich in der Eile komplett auf meine Handschuhe vergessen habe, gehe ich zielstrebig durch die verschneiten Straßen von Kobe und mir gehen die Worte unseres Gespräches nicht mehr aus dem Kopf. Warum in drei Teufels Namen hat er mir nur diese eine Frage nicht beantwortet? Warum konnte er mir nicht sagen, wo genau er zu dem Zeitpunkt war als ich verzweifelt versuchte ihn zu erreichen um DIE zu finden? Langsam kann ich mein Umfeld wieder klar sehen, da meine Tränen zu trocknen beginnen und wenn ich ehrlich bin, so bin ich erstaunt darüber wie rasch er heraus gefunden hat an wen sich dieser Baka zuerst gewandt hat.
 

Was ich erst jetzt innerlich klar mitbekomme ist die Tatsache, dass er weder überrascht noch wütend noch eifersüchtig klang als er mir diese Frage stellte. Allein wie ruhig er war als er zu mir meinte, ich hätte DIE noch aufhalten können. // Was zur Hölle geht wirklich in dir vor, Kaoru Niikura? // schießt mir der Gedanke gerade durch den Kopf, wische mir die letzten Tränen weg und befinde mich nun bei einem zugefrorenem Teich in einem Park nicht unweit von Kaorus Wohnung entfernt.
 

Ich lehne mich am Eisengeländer an, seufze tief auf und lasse meinen Blick über diesen Teich schweifen. Ob Kaoru langsam ahnt, welche starke Bande wirklich zwischen DIE & mir immer noch existiert? Um ehrlich zu sein erhoffe ich mir nur, dass er Vergangenes endlich ruhen lässt und sich auf die nähere Zukunft konzentriert.
 

Ich bringe es nicht über mich, Kaoru gegenüber verraten zu müssen, dass mir all die Jahre Daisukes wahre Absichten nicht verborgen geblieben sind. Kurz seufze ich auf als ich an das Gespräch zwischen DIE & mir zurück denke, wo er fast schon leichenblass wurde, weil ich ihm auf die Schliche gekommen bin.
 

„Ehrlich gesagt bereue ich es, dass wir nicht eher ausgebaut haben was da zwischen uns liegt“
 

Ein kurzes Lächeln huscht mir über die Lippen, worauf ich kurz aufseufze und mich noch ganz gut an den Abend zurück erinnere, wo er diese Worte zu mir gesagt hat. DIE hat es von Anfang an bereut Kaoru näher gekommen zu sein. Er war von Anfang an nie wirklich an einer fixen Beziehung mit Kaoru interessiert.
 

„Ich denke, es hat mich diesmal ernsthaft erwischt“
 

Wie niedlich er doch ist, wenn er so verlegen drein schaut. Ich habe ihm klar abgelesen, wie ernst es ihm in Bezug Toshiya ist. Trotzdem war da noch etwas Anderes tief in seinen Augen zu sehen, wenn er mich direkt ansah. Fast so als wartete er auf etwas ganz Bestimmtes, das nur von mir allein ihm gegenüber ausgesprochen werden sollte.
 

„kami-sama sei Dank, dass ich dich erreiche“
 

bitte sag mir jetzt nicht, dass dieser Baka kurz davor war zu weinen als ich seinen Anruf angenommen habe. Daisukes Stimme klang regelrecht erleichtert meine eigene zu hören, obwohl ich klar diese Mischung aus Angst, Verzweiflung und Sehnsucht nebenbei klar heraus hören konnte.
 

// Nein, Tooru, das bildest du dir jetzt im Nachhinein nur ein // sage ich mir geistig gerade selbst, klopfe mir mehrfach auf die Wangen und gehe nun weiter durch den Park in dem ich mich befinde. Trotzdem war ich der einzige gewählte Anrufer in seinem Speicher in dieser schicksalshaften Nacht. Warum in aller Welt denkt er zuerst daran mich anzurufen anstatt Shinya oder Toshiya?
 

„Tooru, ai shiteru“
 

Entgeistert wie ich gerade bin, bleibe ich nun stehen, balle meine Hand zur Faust, beiße mir auf die Lippen und ich verspüre erneut wie mir die Tränen herab rinnen. „Verdammter Baka“ bringe ich nur leise hervor, lasse es einfach zu, dass mir die Tränen herab rinnen und nach all den Jahren bin endlich in der Lage zu verstehen, auf was er eigentlich so lange gewartet hat.
 

Seine letzten an mich gerichteten Worte waren sein voller Ernst gewesen. Doch wieso? Wieso hat er nicht schon früher etwas gesagt? // Weil er ganz genau weiß, wie ich tief in meinem Inneren handle // schießt mir nun durch den Kopf, versuche mir die Tränen wegzuwischen, doch es werden immer mehr die ihren Weg an meinen Wangen hinab bahnen.
 

„Komm her zu mir“
 

Auf einmal ist mir als würde ich seine Stimme ganz klar vernehmen und als ich mich kurz umdrehe bilde ich mir plötzlich ein, ihn nicht unweit von mir sehen zu können. Er hat seinen Blick auf mich gerichtet, lächelt mich sanft an und streckt mir sogar seine Hand entgegen.
 

„Komm her zu mir, Tooru“
 

Für einen kurzen Augenblick ist mir als bliebe mein Herz stehen. Dank des nun herrschenden Tränenschleiers kann ich meine Umgebung nicht mehr klar sehen und innerhalb von Sekunden verblasst sein Abbild direkt vor meinen Augen. Warum? Warum nur bist du gegangen? Ich wollte dir diese Worte doch sagen, nur habe ich bis jetzt nie den Mut dazu gehabt, sie dir gegenüber auch nur auszusprechen. Ich wollte es wirklich tun, doch du bist gegangen, bevor ich endlich den Mut dazu finden konnte sie dir zu sagen, Daisuke Andou
 

************
 

Kaorus POV
 

In meinem folgenden Gespräch mit Toshiya bemerke ich deutlich, dass ich innerlich an meine Grenzen angelangt bin. Ich gebe meiner inneren Stimme nun nach und nach so langer Zeit rinnen mir die Tränen herab, wobei ich mich leicht vorbeuge, mit meiner Stirn mich bei Toshiyas Bauch anlehne und einfach nur zulasse, dass er seine Arme um mich schließt. Ausgerechnet bei Toshiya fühle ich mich in dieser erdrückenden Situation verstanden. Normalerweise habe ich vor meinen Freunden im Verborgenen geweint, damit sie ihren leader-sama so nicht zu Gesicht bekommen.
 

Ich wollte einfach nur, dass sie mich als stark, zuverlässig und unverwundbar ansehen. Nebenbei bin ich mehr als erleichtert über die Tatsache, dass er keinerlei Groll mehr gegen mich hegt, obwohl ich doch derjenige bin, der DIE gegenüber Schmerz mit Schmerz zurück gezahlt hat. Obendrein nagt gerade an mir, was Toshiya vorhin zu mir gesagt hat. Woher weiß er bitte, dass es mich innerlich vollkommen zerstört hätte, wenn DIE erneut mit mir so verfahren wäre? Woher denn? Kennt Toshiya mich etwa doch besser als ich bisher angenommen habe? Um ehrlich zu sein, weiß ich langsam nicht mehr, was ich glauben kann & soll.
 

Im Stillen fließen unsere Tränen, dabei habe ich auf einmal dieses irritierende Gefühl

in meiner Brust ruhend was Toshiya und mich selbst betrifft. Was hat mich überhaupt dazu veranlasst, ihn unbedingt von DIE so fern wie möglich zu halten? Anfangs war ich mir selbst gegenüber auch sicher gewesen, dass ich aufgrund von Eifersucht so gehandelt habe. Doch wenn ich ehrlich sein muss, dann war ich nie auch nur ansatzweise auf Toshiya eifersüchtig. Dieses Gefühl galt ganz allein DIE. Trotzdem habe ich vor allem Toshiya gegenüber viel Unrecht getan.
 

Wie kann er mir trotzdem dafür vergeben, was ich ihm gegenüber verbrochen habe? Ja, am Anfang passte es mir überhaupt nicht, wie DIE verstärkt mit ihm flirtete und meistens mit ihm die freien Tage verbrachte als mit mir. Erst als meine Beziehung mit DIE in die Brüche ging erkannte ich auf einmal, dass noch ein weiterer Interessent im Bezug Toshiya sich innerhalb der Band befand. Nur um ihn zu beschützen; nur um zu verhindern, dass er Toshiya eines Tages auf die gleiche Weise verletzt wie mich, habe ich viele unverzeihliche Fehler begangen, welche mich eher verstärkt ins schlechte Licht gerückt haben. Doch was hätte mir damals die Garantie gegeben, dass mir Toshiya überhaupt Glauben schenkt, wenn ich ihm meine wahren Gründer schon viel früher auf den Tisch gebracht hätte? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  tayo
2013-11-14T09:28:41+00:00 14.11.2013 10:28
Die-das Buch mit sieben Siegeln xD Ich bin immernoch etwas verwirrt, aber ich denke, dass wird sich dann in den folgenden Kapiteln ändern ;)


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