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Undercover - Pfad zur Liebe

Inu no Taisho & Izayoi, Sess & OC, Naraku & Kikyou, Inu & Kago
von

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Ausweg

Kapitel 17 - Ausweg
 

Was Lisha nicht wusste, Naraku stand oben am Fenster und hatte gesehen, wie sie das Anwesen verließ. Der Verbrecherlord blieb noch eine ganze Weile an dem Standort stehen, dachte nach, schmiedete Pläne und lächelte zufrieden. Als jemand den Raum betrat, drehte er sich nicht um, da er genau wusste, wer in sein Büro kam.

Daisuke blieb einen Moment ruhig stehen, bis er Mut fasste und begann: "Herr darf ich fragen ...?"

Er wurde unterbrochen. Ohne sich umzudrehen, kam ihm Naraku zuvor und zeigte das er seinen Angestellten durchschaut hatte: "Du willst wissen, weshalb ich Madame Lefevre zwinge, mit meinem Gegner das Lager zuteilen."

"Ja, Herr", bestätigte der Wolf.

Jetzt erst wandte sich die Spinne um, musterte seinen Leibwächter. Doch keine Gefühlsregung verriet, was dieser empfand oder dachte.

Naraku zögerte kurz, dann entschloss er sich ein wenig zu offenbaren: "Der Scheidungskanal ist nur ein Grund. Vielmehr interessiert es mich wie weit unsere liebe Anwältin bereit ist zugehen, um meine Wünsche zu erfüllen. Ihr Baby wäre ein willkommenes Druckmittel gewesen. So muss ich zu anderen Mitteln greifen." Nachdem er geendet hatte, legte der Verbrecherlord eine kurze Pause ein um die Reaktion des Angestellten zu testen. Vergebens. Deshalb sprach er in leicht höhnischem Ton weiter: "Bevor du jetzt sentimentale Anwandlungen bekommst, merke dir eins. Niemand stellt sich meinen Plänen in den Weg und überlebt."

Diesmal zuckte kaum sichtbar ein Muskel im Gesicht des Leibwächters. Doch er schwieg dazu.

Die Spinne hatte jedoch noch mehr zusagen: "Daisuke, das alle hast du bereits vorher gewusst. Du kennst meine Methoden."

"Ja, Herr", antwortete der Wolf scheinbar ruhig. Doch tief in seinem Inneren loderte Zorn. "Ich wollte es nur noch einmal bestätigt wissen."
 

Bereits vor einigen Tagen hatte Daisuke eine Entscheidung getroffen, er wollte von nun an Lisha beschützen und gleichzeitig Beweise sammeln, um Naraku zu erledigen. Die heutige Drohung, ein unschuldiges Kind zu töten, war der letzte Tropfen, der dazu benötigt wurde, um den Wolf klar zu machen, das Inuyasha keineswegs so sicher war, wie er glaubte. Nur wenn die Spinne erledigt, der Hanyou mit seiner Familie vereint, sowie Lisha von dem Fall abgezogen war, konnte Daisukes Gewissen endlich Ruhe finden. Dennoch wusste er genau, er konnte nicht offen gegen den Verbrecherlord vorgehen und musste vorsichtig sein. Bis er einen Weg fand, den er benutzen konnte, durfte niemand von seinem Vorhaben erfahren. Wenn einer seiner Beobachtungen der Wahrheit entsprachen, er Lisha augenscheinliche Bewunderung für Masao richtig einschätzte und doch mehr dahinter steckte, als er selbst glaubte, würde es der Rothaarigen nicht einmal schwerfallen. Es würde sich in den nächsten Tagen offenbaren. Damit Naraku nicht zu sehr triumphierte, wollte er ihm einen Dämpfer verpassen. Da er ebenso hoffte, die rothaarige Frau nicht wieder zusehen, bestätigte Daisuke den heimlichen Wunsch seines Herrn: "Madame Lefevre wird tun was ihr verlangt, weil sie dadurch selbst etwas gewinnt."
 

Für einen Moment verschwand das Lächeln auf dem Gesicht der Spinne, sehr zur Genugtuung des Wolfes. Nur mit einem winzigen Hauch eines nachdenklichen Ausdrucks sah er den Leibwächter an und dann drehte er sich erneut dem Fenster zu. Diese Aussage gab ihm ein wenig zu denken. Sein Eindruck von Lisha zeugte eher von einer widerwilligen Ausführung ihrer Aufgabe.

Seine Pläne mit der jungen Frau reichten wesentlich weiter, als sie nur auf Masao Taisho anzusetzen. Bisher war er ganz zufrieden mit ihren Ergebnissen. Doch jetzt wollte er eine Bestätigung, herausfinden ob Masao bisher nur spielte oder dessen Interesse an der Anwältin echten Gefühlen zugrunde lag. Bald würde er erfahren, wie diese Sache ausging.

Diese Gedanken ließen ihn jetzt erneut lächeln, während er seine Überlegungen fortsetzte. Wenn Lisha sich erpressen ließ und tat was er verlangte, würde sie auch andere Aufträge ausführen. In der Tat hatte sie bei ihrer ersten Begegnung mit ihren Worten ihn erst auf die Idee gebracht. Damit wusste er genau, für welche Aufgaben er sie brauchte und sein nächstes Opfer würde im ganz sicher in die Falle gehen. Er dachte da an Erpressung. Dieser Politiker träumte davon mit einer rothaarigen Frau die Nacht zu verbringen und würde eine Menge dafür springen lassen. Da dieser verheiratet war und seine politische Karriere keinen Skandal vertrug, konnte er ein leichtes Opfer sein. Doch auch andere hohe Regierungsbeamte oder reiche Firmeninhaber standen auf ausländische Frauen. Sie waren rar, galten als exotische Schönheiten und ein Zeichen für Luxus in Japan. Umgekehrt bot er in Europa japanische Frauen für hohe Summen feil. Es handelte sich dabei nicht um weibliche Wesen, die man überall fand, sondern welche mit besonderen Vorzügen. Speziell ausgesuchte und auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnittene menschliche Ware.

Und jetzt gab es diesen Mann, ein Politiker mit viel Einfluss, ein Konkurrent für Masao um den Posten des Justizministers. Dieser hatte eine Bemerkung fallen gelassen, dass er nicht nur Masao den Posten vor der Nase wegschnappen wollte, sondern ihm auch noch dessen Geliebte ausspannen würde, wenn er nur die Gelegenheit bekam. Naraku konnte ihm die Möglichkeit bieten und profitierte reichlich davon.
 

Schon immer wusste er, wie man schnell gutes Geld verdiente und dabei noch jede Menge Beziehungen aufbaute. Jeder den er erpresste konnte ihm eines Tages von nutzen sein.

So auch Daisuke. Der von seinen Leuten herbeigeführte Unfall auf der Rennbahn, die fingierte Beweise die eindeutig zu dem Wolf führten und dessen Schuldgefühle taten ihr übriges.

Seit der Schießerei in Paris vor nun mehr als einem Jahr verhielt sich der Wolf jedoch anders. Beobachtend, aufmerksam. Zu aufmerksam nach Narakus Geschmack. Bisher glaubte er, das Daisuke so einen Fehler, wie bei der geschäftlichen Übergabe nur nicht wiederholen wollte. Doch es stellte sich heraus, das dem Leibwächter keine Nachlässigkeit vorzuwerfen war. Doch wenn der Wolf andere Motive hatte, ihn begann auszuspionieren? Anderseits gab es diesen Vorfall mit Lisha, die Bedrohung durch den Leibwächter. Da hatte er in seinem Interesse gehandelt. Kurz schloss der Spinnendämon seine Augen, kam zu dem Entschluss nachgrübeln brachte nichts, sonst würde er selbst noch paranoid werden und Verfolgungswahn entwickeln.

Deshalb drehte er sich vom Fenster weg, ging die wenigen Schritte bis zu seinem Schreibtisch und ließ sich dort nieder. Sein Blick ruhte auf dem Wolf, der regungslos neben der Tür verharrte.
 

In dem Moment als die Spinne seinen Untergebenen fortschicken wollte, kam aufgeregt einer der Diener herein: "Verzeiht Sato-sama. Ich bin auf der Suche nach Madame Lefevre. Es geht um das Ladegerät für die Akkus der Kamera, es ist unauffindbar."

"Sie ist fort um meinen Befehl zu befolgen", erklärte der schwarzhaarige Dämon. Sein Blick wanderte zu dem Leibwächter, der gerade zu einer Erklärung ansetzen wollte.

Naraku fuhr fort: "Der Akku war doch voll, deshalb wird sie es sicherlich nicht brauchen."

Daisuke behielt seine Maske weiterhin auf, als er antwortete: "Das entzieht sich meiner Kenntnis. Aus diesem Grund habe ich nach dem Ladegerät suchen lassen."

Unmut zeigte sich auf dem Antlitz der Spinne, seine Augen schmälerten sich etwas. Doch dann befahl er nur: "Lasst mich allein und vergesst die Kamera! Ich werde bald wissen, ob die Anwältin Befehlen besser gehorcht."

Erst als Daisuke draußen im Gang stand, wagte er es erleichtert aufzuatmen. Dennoch wusste er genau, in Zukunft würde Naraku ihn im Auge behalten. Vielleicht mochte Naraku glauben Lisha in der Hand zu haben, doch Daisuke war sich sicher, die junge Frau würde nun endgültig von dem Fall abgezogen.
 

Die Undercover Agentin fuhr ohne Umwege nach Hause, betrat sofort ihr Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch sinken. Gerade wünschte sie sich Ethan zusehen oder wenigstens sein Bild in den Händen halten zukönnen. Sie hatte große Angst, dass ihm etwas zustoßen könnte. Ihre Verzweiflung wuchs und Tränen bahnten sich den Weg ihre Wangen hinab. Am liebsten würde sie mit Masao oder Toyo Kontakt aufnehmen und alles berichten, doch dann dachte sie an Inuyasha. Ebenso ein Kind, das lange genug unter Narakus Willkür gelitten hatte. Ihr war es auch klar, das die Spinne immer wieder auf diesem Weg versuchen könnte, sie zu erpressen.

Im Moment war sie ihm hilflos ausgeliefert und suchte nach einer Lösung, ohne das Leben ihres Kindes zu riskieren.
 

Während Lisha auf der Couch saß, betrat Sesshomaru leise das Haus durch den Geheimgang. Er spürte die Anwesenheit einer Person und legte deshalb Vorsicht an den Tag. Um diese Uhrzeit die Agentin anzutreffen war eher ungewöhnlich, deshalb vermutete der Hundedämon einen von Narakus Handlangern. Doch dann bekam er den angenehmen Geruch der rothaarigen Frau in die Nase. Ein leichtes Gefühl der Freude durchströmte Masaos Sohn, bis er ihre Tränen roch. Sofort zog er den Schluss, etwas stimmte nicht. Nur wenig später betrat er den Wohnbereich, ging näher und blieb mitten im Raum stehen. "Lisha."
 

Die Anwältin fuhr erschrocken herum und starrte ihn überrascht an. Sesshomaru musste sehr leise gewesen sein, da sie ihn nicht gehört hatte. Schnell drehte sie sich wieder weg, damit der Dämon ihre Tränen nicht sah. Vergebens. Der silberweißhaarige Youkai setzte sich neben sie, griff nach vorn, packte ihr Kinn und drehte ihren Kopf zu sich herum. Dann blickten die goldenen Augen sie intensiv an.

"Du hast geweint? Weshalb?", wurde sie gefragt.

Lisha wollte sich losreißen, doch der Griff wurde nur noch fester. Dann hob Sesshomaru seine Klauenhand und wischte die kleinen salzigen Tropfen aus ihren Augenwinkeln fort.

Diese beinahe zärtliche Geste irritierte die Agentin. Dennoch sagte sie: "Das geht dich nichts an."

Daraufhin wurde sie losgelassen und Lisha drehte sich wieder dem Fenster zu um in den Garten hinaus zustarren.

Weil sich Sesshomaru nach etlichen Minuten immer noch nicht rührte, erinnerte sie ihn an seine Aufgabe: "Musst du nicht das Haus nach versteckten Abhörgeräten durchsuchen!"

"Das habe ich bereits vor einer Stunde getan. Jetzt bin ich deinetwegen hier", kam prompt die überraschende Antwort.

Sie erzielte den gewünschten Effekt. Sofort wandte die Rothaarige ihren Blick dem Dämon zu und musterte ihn. Er wirkte immer so kalt und unnahbar. Doch manchmal schimmerte etwas anderes hindurch. Diese Wärme, welche Lisha ein wenig an Masao erinnerte zeigte sich für einen kurzen Augenblick. Da schien echte Sorge ihretwegen dahinter zustecken. Dann war der flüchtige Moment vorbei und Sesshomaru erklärte den Grund, weshalb er an diesem Tag zum zweiten Mal das Haus betrat. "Mein verehrter Vater bat mich dir diese Akte zugeben. Es ist der Entwicklungsbericht für ein Schutzmittel, damit das Gift in der abgefeuerten Kugel keine Dämonen mehr tötet. Er will, das Naraku diese Akte erhält." Mit diesen Worten übergab er der jungen Frau einen schmalen Hefter, den sie gar nicht auf dem Tisch liegen gesehen hatte.
 

Lisha blätterte kurz darin und seufzte kaum hörbar. Ihre Finger zitterten ein wenig und sie wünschte sich, das dieses Mittel bereits früher entdeckt worden war. Vielleicht hätte Fin dann eine Überlebenschance gehabt. Anderseits war es erst der Tod ihres Gefährten, weshalb überhaupt diese intensive Forschung betrieben wurde. Einen Agenten dadurch zu verlieren war für Masao einer zu viel gewesen. Damit, das die Ergebnisse dem Gegner zugespielt wurden und sie in den nächsten Wochen ebenso der Öffentlichkeit zugängig gemacht werden sollten, würde der Einsatz dieser Technik hoffentlich gedämmt. Oder noch besser, Gangsterbanden setzten sie überhaupt nicht mehr gegen Dämonen ein. Praktisch gesehen war es ein Erfolg.
 

Sobald die junge Frau fertig gelesen hatte, stand sie auf und ging in den Eingangsbereich. Hier steckte sie den Hefter in ihre Tasche und danach kam sie zurück. Etwas später hatte sie Tee aufgebrüht und schenkte ihnen beiden ein. Obwohl Sesshomaru seine Tasse nicht anrührte, blieb er noch. Für den heutigen Tag hatte er keine Verpflichtungen mehr und ein Gefühl sagte ihm, das die Rothaarige seine Anwesenheit als wohltuend empfand. Dies merkte er nicht zuletzt an ihrem leichten Lächeln. Doch ihre nächsten Worte zeugten von einer anderen Seite.
 

"Richte deinem Vater aus, in den nächsten Tagen, sobald ich die Spinne sehe, übergab ihm die Akte", bat sie und überlegte kurz. Sie wurde noch ein wenig genauer, da sicherlich Masao den Grund wissen wollte. "Naraku hat mir drei Tage freigegeben, damit ich mich einem bestimmten Projekt widmen kann. Sollte ich meine Sache früher beenden, kehre ich sofort zurück", erklärte die Anwältin ohne etwas zu offenbaren.

Da Sesshomaru sie nur mit einem undefinierbaren Blick bedachte fügte sie hinzu: "Mit dir rede ich nicht darüber, also frage gar nicht erst."

"Mein verehrter Vater ist in einer wichtigen Konferenz. Vor heute Abend ist er nicht erreichbar", teile der Hundedämon aus einem Gefühl heraus mit.
 

Die Rothaarige reagierte nicht und starrte nur wieder aus dem Fenster. Erst nach einer ganzen Weile fragte sie sehr leise: "Wie weit würdest du gehen, um deinen Vater zu beschützen?"

"Er kann selbst auf sich aufpassen", kam als Antwort.

Lisha genügte es nicht, dennoch schwieg sie. Erst viel später begann sie wieder: "Am Tag der Beerdigung meines Gefährten traf ich Masao zum ersten Mal und seit dem bewundere ich ihn. Seine Stärke, seine Handlungen und seine Führungsqualitäten. Niemand den ich bisher traf vereinte gleichartige Eigenschaften in sich. Ich weiß, dass er Fin nicht in den Tod schicken wollte, doch er ist gestorben. Dafür gebe ich nicht deinem Vater die Schuld, sondern Naraku. Er muss gestoppt werden, mit nur jedem erdenklichen Mittel."

"Da gebe ich dir recht", teilte Sesshomaru ihre Ansicht. "Deshalb verstehe ich nicht, weshalb mein Vater zögert und ihn nicht zur Strecke bringt."

Die Agentin betrachtete den silberweißhaarigen Dämon und fragte dann: "Dann weißt du nichts von Inuyasha?"

"Meinem Bruder ...", kam es zögerlich. "Seit einiger Zeit vermutete ich gewisse Dinge. Doch seit gestern kenne ich die Wahrheit. In der Post war ein Umschlag mit Bildern für Izayoi, den ich abgefangen habe. Getarnt als menschlicher Junge Yasu versteckt Naraku meinen Bruder vor unserer Nase."

"Lass mich raten. Anonym, keinerlei auswertbare Spuren, eine Sackgasse", schlussfolgerte Lisha bezogen auf den Umschlag und mögliche Hinweise auf den Absender.

Es folgte nur ein zustimmendes Nicken, sodass die Rothaarige weiter sprach: "Dennoch bin ich überzeugt er kommt von der Spinne. Alles ergibt einen Sinn. Naraku will, dass sich Izayoi von ihrer Familie verraten vorkommt und sie Masao verlässt."

Außer einem intensiven Blick zeigte der Sohn des ehemaligen Polizeichefs keine Reaktion. Deshalb sprach die junge Frau gleich weiter und erläuterte, was der Verbrecherlord von ihr verlangte. Zum Schluss gab sie eigene Mutmaßungen ab und ließ etwas ihre Verzweiflung durchschimmern: "Dein Vater wird daraus die Konsequenzen ziehen und mich nach Paris zurückschicken. Wir sind soweit gekommen und deshalb will ich nicht aufhören. Trotzdem weiß ich im Moment keinen Ausweg."
 

Kaum hatte die Rothaarige aufgehört zusprechen hatte Sesshomaru die Lösung, recht ungewöhnlich, wie er selbst zugab. Eigentlich verdankte er seinem Onkel diese Idee aufgrund des Gespräches, was er zufällig vor Wochen mit anhörte. Der Geruch der Familie war sich sehr ähnlich. Jemand der Masao nur flüchtig kannte, würde den Unterschied nicht merken. Außerdem gewann er selbst noch etwas. Er bekam eine Möglichkeit herauszufinden, weshalb er sich zu Lisha hingezogen fühlte, sie begehrte wie noch nie zuvor eine Dämonin. Lag es daran, dass die Geliebte seines Vaters nur mit ihm spielte, ihn seit ihrem ersten Treffen herausgefordert hatte oder weil sie keine leichte Beute war, sich ihm nie aufdrängte. Ihre derzeitige Verzweiflung verschaffte ihm jetzt einen Vorteil.

"Gebe Naraku was er will und sonne dich in deinem Triumph", schlug er der Polizistin vor.

Diese reagierte verständnislos: "Wie?"

"Du hast recht. Mein Vater wird dich nicht anrühren. Erst kürzlich hat er Izayoi dieses Versprechen gegeben", versuchte Sesshomaru sein Vorhaben in Worte zu fassen. Doch er sprach nicht weiter, sondern verlieh dem, was er wollte mit Gesten Nachdruck. Er legte seine Klauenhände um die Hüfte der Rothaarigen, zog sie näher an sich heran und küsste sie, bevor sie überhaupt zu Widerstand fähig war.

Nicht nur ihr Körper, auch ihr Verstand reagierte auf diese demonstrative Einladung. Sobald sich Sesshomaru wieder von ihr löste, wusste sie, was er ausdrücken wollte.

"Du meinst, wir beide ...?", begann Lisha.

Der Dämon hob seine Hand, streifte einige Haarsträhnen aus Lishas Gesicht und seine Fingerspitzen berührten sanfte die roten Lippen: "Du bist nicht abgeneigt."

Weil keine Antwort erfolgte, sondern der Ausdruck der Anwältin grimmig wurde, fügte er noch hinzu: "Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, weshalb nicht? Am Ende bist du diejenige, die über Naraku lacht."
 

Mit einem Mal sprang die Anwältin auf, lief im Zimmer herum. Sie überlegte sich ihre Optionen. Das Angebot war nicht von der Hand zuweisen, eigentlich eine gute Lösung. Zwar vermutete sie das es Sesshomaru mehr als gelegen kam. Abgesehen von dieser Tatsache, konnte sie Naraku scheinbar geben, was er wollte. Die Kamera konnte man austricksen, indem sie darauf achteten nicht zusprechen und aufpassten das Sesshomarus Gesicht auf dem Bild nicht sichtbar wurde. Was den Geruch anging, so hatte Masao sie darüber aufgeklärt. Immerhin hatte er Sesshomarus Werben um sie bisher nicht unterbunden, sondern nur darauf hingewiesen sich nicht in intimer Pose in der Öffentlichkeit erwischen zulassen.

Was war jedoch mit ihr selbst, konnte sie einfach so eine Nacht mit dem Youkai verbringen. War sie bereit sich von einem anderen männlichen Wesen intim berühren zulassen, der nicht ihr Gefährte war, konnte sie weiter gehen und mehr geben als nur die bisher geteilten Küsse.

Lisha seufzte. Sie musste Sesshomaru darauf hinweisen, dass sie Zweifel hatte. Sie setzte sich nicht wieder, sondern ging zum Fenster, öffnete es und atmete kurz die frische Herbstluft ein. Nicht weit von ihrem Haus entfernt hörte sie schwach die Stimme eines Kindes, ein fröhliches Jauchzen vermutlich von ihrem Sohn.

Entschlossen schob sie das Fenster zu, drehte sich um und sagte: "Einverstanden. Doch ich bin mir nicht sicher, ob ich es durchziehen kann. Vielleicht mache ich am Ende einen Rückzieher."
 

Sehr zuversichtlich entgegnete der silberweißhaarige Youkai mit der Mondsichel auf der Stirn: "Du wirst dich fügen und bekommst eine Nacht mit mir. Jedoch wirst du dich mir vollkommen ausliefern."

Diese Worte erschreckten Lisha jetzt und sie bekam es mit der Angst zutun. Sie dachte an die Bande im Pariser Park und so entfuhr es ihr hektisch: "Ich lasse mich nicht mit Gewalt nehmen."

Sesshomaru antwortete nicht, sondern packte die Agentin, zog sie an seinen Körper und dann küsste er sie sanft. Bedacht und überaus zärtlich ließ er seine Hände über ihren Körper gleiten.

"Keine Gewalt. Es wird mir ein Vergnügen sein, dich zu verführen", versprach er, sobald er den Kuss beendet hatte. Damit stand er auf und ging zur Tür. Dort sagte er noch: "Erwarte mich heute Abend nach Einbruch der Dunkelheit!"
 

Damit ging der Youkai. Unterwegs dachte er an sein Vorhaben. Zwar hatte er Menschen betreffend auf diesem Gebiet keine Erfahrung, doch in den letzten Wochen hatte er etliche Studien betrieben. Ausschlaggebend war eine Szene im nächtlichen Park, Menschen, die sich küssten und sogar weitergingen, weil sie sich unbeobachtet fühlten. Tage darauf roch er die Erregung einer jungen Frau, während sie ein Buch las. Sesshomaru schaffte es ein Exemplar aufzutreiben und durchsuchte die Seiten, bis er den Abschnitt fand, der dafür verantwortlich war. Offensichtlich wollten Menschen mehr als nur einen kurzen Moment des Paarungsaktes. Jetzt hatte er Gelegenheit es herauszufinden, eine ganze Nacht lang wollte er Lisha verführen, ihr Wonnen schenken und gleichzeitig erhoffte er sich weitere Nächte davon.
 

Ein leichtes überlegendes Lächeln zierte sein Gesicht. Gerade in diesem Moment fühlte er sich wie ein triumphierender Sieger. Diesen Augenblick sehnte er schon seit Wochen herbei. Lisha gehörte ihm und danach würde auch sein Vater diese Tatsache endgültig akzeptieren.

Erst viel später als er sich bereits wieder im Anwesen seiner Familie befand kamen Sesshomaru bedenken. Bei der Sache mit der Anwältin ging es nicht um ihn und deshalb musste er einen Weg finden, nicht als Sesshomaru bei ihr zu erscheinen, sondern seinem Vater ähneln.

Als der junge Dämon im Flur an einem Spiegel vorbeilief, blieb er kurz stehen und betrachtete sein Spiegelbild. Mit seiner Klauenhand fuhr er sich durch die Haare und da hatte er die Lösung. Er wollte zu der Rothaarigen erst gehen, wenn Nacht herrschte. Narakus Angestellte, welche Lisha beschatteten, waren nur Menschen mit weniger guten Augen, als sie ein Dämon besaß, sehr vorteilhaft in diesem Fall. Zudem konnte er mit ein paar kleineren Hilfsmitteln den Eindruck verstärken und den Geruch anpassen.

Wieder erschien das kalte Lächeln. Danach suchte Sesshomaru zuerst das Bad seines Vaters auf. Dieser benutzte bestimmte Duschbäder und Shampoos, welche er jetzt für sich verwendete. Danach betrat er Masaos Schlafzimmer, öffnete den Schrank und war im Begriff sich Kleidung herauszusuchen.

Doch dann unterbrach er sich plötzlich, setzte sich auf das Bett und ließ nachdenklich seinen Blick über die unzähligen Anzüge schweifen. Dieser Plan hatte sich am Anfang einfach angefühlt, doch jetzt kamen ihm Zweifel. War es richtig was er tat oder sollte er doch seinem Vater davon berichten. Vielleicht lag es auch daran, dass er seinen Erzeuger noch nie hintergangen hatte.
 

Sesshomaru war so in Gedanken versunken, dass er nicht bemerkte, wie Izayoi ihren Rollstuhl in das Zimmer bewegte, stehen blieb und ihn betrachtete. Dann richtete sie das Wort an ihren Stiefsohn: "Ist es Zufall, das du das Shampoo deines Vaters benutzt und jetzt seinen Kleiderschrank anstarrst?"

Etwas unhöflich entfuhr es dem Hundedämon: "Die Sache geht dich nichts an."

Die Gelähmte ergriff mit beiden Händen die Räder und rollte ihr Gefährt näher. Dann legte sie ihren Kopf etwas schief und legte ihre Vermutung dar, nachdem sie demonstrativ geschnuppert hatte: "Meine menschliche Nase empfindet den Geruch im Raum und an dir als den deines Vaters. Dann noch die Lage deines Körperfells, die hochgebundenen Haare und der offene Kleiderschrank. Du kannst mir nichts vormachen. Die Beweise sprechen gegen dich."

Es erfolgte keine Reaktion, dennoch sprach die schwarzhaarige Frau weiter: "Dein Vater ist nicht hier, also weiß er nichts davon. Du willst ihn in einer bestimmten Sache vertreten ..."

Zu mehr kam die Gelähmte nicht: "Izayoi", stoppte Sesshomaru ihren Redefluss und berichtete mit knappen Worten von Lishas Situation.
 

Lange musste die ältere Frau nicht überlegen und sie war sogar ihrem Stiefsohn dankbar. Sie rollte hinüber zum Schrank, zeigte auf einen Stapel und erklärte: "Dein Vater kleidet sich zu bestimmten Anlässen verschieden. Wenn er zu Lisha geht, zieht er diese Sachen an. Mit dem Mantel dort drüben ist die Täuschung komplett. Da er ihn erst kürzlich getragen hat, wird der Duft zusätzlich vermengt."

Sobald die Garderobe komplett war, scheuchte die Gelähmte ihren Stiefsohn aus dem Raum, weil sie sich selbst umziehen wollte. Auf seine Frage bekam Sesshomaru zur Antwort: "Du weißt selbst, wie viele Spione Naraku unter unseren Angestellten hat und deshalb kann dein Plan nur aufgehen, wenn dein Vater heute Abend nicht nach Hause kommt. Dafür werde ich Sorge tragen, indem ich ihn von hier fernhalte, sonst ist die ganze Sache umsonst."
 

Der Hundedämon musste zugeben, daran hatte er nicht gedacht. Jetzt jedoch glaubte er, dass sein Plan funktionieren würde und Lisha die Hilfe bekam, die sie brauchte. Außerdem gab es Izayoi die Gelegenheit mit Masao allein sein zu können, damit sie sich endlich wieder näherkommen konnten.
 


 

Kapitel 18 - Kapitel - Verführt
 

Masao ist sehr erstaunt, als er seine Gefährtin an seinem einsamen Rückzugsort antrifft. Ihn beschleicht eine vage Ahnung, dass mehr hinter ihrem Auftauchen steckt, dennoch genießt er seine Zeit mit Izayoi.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-05-17T21:07:25+00:00 17.05.2014 23:07
Uuui. Ich freu mich schon riesig aufs nächste kapi ^^
Mach schnell weiter!
Antwort von:  CheyennesDream
18.05.2014 00:48
Ich bin bereits beim schreiben. Ein zwei Tage brauche ich aber ;) Soll ja interessant werden.

Chris


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