Prolog
Prolog
Leise seufzte sie, als sie die Vase ihrer Mutter in den Karton hob. Die Wohnung, die sonst voller Leben gesteckt hatte, schien nicht mehr zu existieren. Sie wusste, dass es diesselbe war, aber das heimische Gefühl war verschwunden. Zitternd verschränkt sie die Arme vor der Brust und sah sich noch einmal um. Inzwischen war beinahe ihr gesamter Besitz in die Kartons gepackt, die sich nun überall stapelten.
Das Bild, welches sich ihr bot, gefiel ihr keineswegs, denn es war das letzte Bisschen Hoffnung, das sie noch länger Kind sein durfte. Wenn sie nun die Wohnung verlassen würde, wäre alles, was zuvor geschehen war, Vergangenheit. Sie war sich nicht sicher, ob sie bereit war, soviel von sich aufzugeben, schließlich hatte sie ganze acht Jahre hier gelebt. Wenn sie sich umsah, sah sie die Bilder der längst vergangenen Zeit, die ihr bisheriges Leben geprägt hatten. Sie konnte ihre Probleme sehen- und die ihrer Freunde. Sie erinnerte sich an Partys, Feiern, die sie vor so langer Zeit gegeben hatte. Ihre Erzfeinde und ihre Exfreunde, denen sie niemals ihre Meinung sagen wollte, es aber trotzdem immer wieder getan hatte. Es war, als blickte sie in ihre Vergangenheit und genau das beängstigte und erfreute sie zugleich.
Sie schauderte, als durch ein offenes Fenster der kühle Novemberwind hereinwehte. Es roch nach feuchten Blättern und Holz, was wohl daran lag, das sie außerhalb der Stadt wohnte. Sie ließ sich auf einen Karton mit der Aufschrift "Sitzsack" nieder und begann leicht vor sich hinzuträume.
Die Zukunft war beängstigend, vor allem, weil sie nicht wusste, was sie ihr brachte. Die Vergangenheit dagegen war bereits vorbei und man brauchte sich keine Sorgen mehr zu machen, dass sich etwas ändern konnte.
Einen Moment ließ sie es zu, an ihre beste Freundin zu denken-Ino. Sie hatte schon immer ihre eigenen Problem gehabt.
Schnell blinzelte sie eine Träne weg und sah sich noch einmal um. Ein kleines Objekt viel ihr hinter den Gardinen, welche die Tür zum Balkon säumten, auf. Sie richtete sich auf und lief darauf zu. Es schien ein Buch zu sein.
Vorsichtig hob sie es auf und fuhr mit ihren Fingern über den Einband.
"Wie werde ich ein Macho" für Anfänger
Ihr Blick wanderte zu dem Namen des Autors. Sofort erstarrte sie. Fassungslos stand sie auf, kramte einen Stift aus einem der Kartons und setzte sich wieder auf einen.
Energisch strich sie das Wort "Macho" durch und ersetzte es durch "Arsch".
Wütend biss sie die Zähne zusammen, schlug aber die erste Seite auf.
Gewidmet meinem Versuchsobjekt Sakura Haruno
Sie schnaufte schon fast, als sie weiter blätterte und sie das einfache Wort "Prolog" las.
Prolog
Meine sehr geehrten Leser,
dieses Buch stellt eine detaillierte und von mir selbst geprüfte Anleitung dar, wie man zum größten Macho seiner Zeit werden kann. Wenn Sie diese genauestens befolgen, garantiere ich ihnen, dass Sie danach ein Macho sind.
Ich gehe davon aus, dass Sie bisher nur wenig bis gar keine Erfahrung mit dem Machodasein haben und werde deshalb von A bis Z alles mit Ihnen durchgehen.
Um allerdings der perfekte Macho zu sein, erwarte ich von Ihnen ein bestimmtes Maß an Hingabe, ansonsten kann selbst ich nichts für sie tun.
Besonders dringend brauchen sie Geld, denn ohne Geld ist es unmöglich diese Anleitung zu befolgen.
Ich wünsche ihnen nun viel Spaß beim Lesen der Lektüre und natürlich eine schnelle und präzise Erlernung der Fähigkeit.
Mit Freundlichen Grüßen
Sie stockte und starrte entgeistert das geschrieben an. Anfangs hatte sie noch geglaubt, dass er Witze gemacht hatte, aber inzwischen schien das nicht mehr der Fall zu sein, auch wenn er immer behauptet hatte, niemals Autor werden zu wollen.
Sie hätte nicht zustimmen dürfen, aber damals war alles noch ein bisschen anders gewesen.
Damals war er noch nicht der Arsch von heute.
