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Living Legacy

D18
von

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Alles was mir bleibt

Stille. Einzig die letzten Blätter des Herbstmonats, raschelten im einklang mit dem tosenden Wind.

Regen prasselte auf ihre Köpfe nieder und tränkte die schwarzen Anzüge welche sie trugen mit nässe.
 

Sie alle waren gekommen, jeder war hier, um einem gefallenen Kameraden die letzte Ehre zu erweisen. Kamerad... traf das denn überhaupt zu? Ein bitteres Lächeln hatte sich auf die Lippen des jungen Mannes geschlichen, welcher dies alles hier organisiert und in die Wege geleitet hatte. Nein, für ihn war er kein Kamerad gewesen. Er war mehr als das, jemand der seine Liebe gewonnen hatte, jemand, der schon viel zu früh von dieser Welt gegangen war, ohne sein Leben auch nur ansatzweise richtig genossen zu haben. Stets bewahrte er einen kühlen Kopf, war organisiert, durchdachte alles lieber drei mal als ein mal zu wenig... Es war eine Schande das dieser begabte junge Mann sein Leben gelassen hatte, um das zu schützen was ihm mit all den Jahren so sehr ans Herz gewachsen zu sein schien. Denn ohne seinen Einsatz, würde der kleine Junge, welcher sich nun verbittert an die Hand des Cavallone Oberhauptes klammerte, nicht mehr leben.
 

Warum einer der stärksten Wächter Sawada's sich für ein kleines Kind opferte, obwohl er nicht gerade dafür bekannt war ein Menschenfreund zu sein? Nun, die Frage stellte sich wohl jeder der nicht eingeweiht war, doch die Antwort war sehr simpel.

Dieser Junge, welcher neben dem Cavallone stand und nun bitterlich weinte, war kein anderer, als der Sohn dieser beiden Männer. Wie das ging? Rein theorethisch war soetwas nicht möglich... Doch mit etwas recherche und Menschen um einen herum, die Verständnis für einen Wunsch, gar ein Bedürfnis hatten, war zwar nicht alles möglich, doch es ergaben sich vielerlei Möglichkeiten.

Doch es änderte nichts daran, das der Mensch, welcher von diesen zwei Personen mehr geliebt wurde als von allen anderen Anwesenden hier, von ihnen gegangen war. Und diese Tatsache, traf den Kopf der Cavallone Famiglia ungeheuerlich.

Noch immer hatte Dino dieses grauenhafte Bild vor seinen Augen, noch immer, hasste er sich dafür, nicht früher an Ort und Stelle gewesen zu sein, um dem Mann beistehen zu können, welcher sich so tapfer zur wehr gesetzt hatte um den kleinen, blonden Jungen mit seinem Leben vor dem zu schützen, was ihm sonst anschließend geblüht hätte. Und in diesem Fall, wäre es eine Kugel zwischen seine schönen grauen Augen gewesen, ohne Gnade, ohne seitens der Angreifer rücksicht darauf zu nehmen, ob es ein kleines Kind war das durch ihre Hände sterben würde, oder nicht. Immer und immer wieder zeichnete sich dieses Bild vor seinen Augen ab, der Hall der Schüsse, welche auf den Wächter Sawada's gefeurt wurden, schallte immer und immer wieder, wie eine kaputte Schallplatte in seinem Gehör nach, ebenso der dumpfe Aufprall auf den Mamorboden, als sein blutüberströmter Körper leblos zur Seite fiel, noch hinzu der angstschrei seitens Cesare als man erneut den Lauf einer Waffe auf ihn richtete...
 

Seit jenem Tag, war es für den Cavallone eine Tortur den Ort des Geschehens zu betreten.

Die ganzen Erinnerungen, die Geräusche, die Bilder in seinem Kopf und vor seinen Augen. Sie versetzten ihn in angst und Schrecken. Gewiss, er selbst hatte schon vieles gesehen, vieles das weitaus schlimmer war, Dinge, die einem Massaker gleichten. Doch bezüglich dessen, war Dino nie selbst ein Opfer dieser Taten gewesen. Es hatte ihn nie betroffen, nie wirklich interessiert wenn es niemanden in seinem Umfeld betraf. Doch der Angriff auf seinen Privatsitz, die Gefährdung seiner kleinen, wenn auch nicht gerade perfekten Familie und die Tatsache, das jemand der ihm wichtig war einfach aus seinem Leben gerissen wurde, waren für ihn Grund genug diese Ängste auch durchaus haben zu dürfen.
 

Gedankenverloren, starrten die trüben Smaragde nun auf den schwarzen Sarg, welcher von den Wächtern Sawada's an ihm, Cesare und den wenigen anderen Menschen vorbei getragen wurde. Allesamt trugen sie einen leidenden Ausdruck in ihren Gesichtern, der eine vielleicht, weil er bereute dem Wolkenwächter etwas an den Kopf geworfen zu haben, wofür er sich nun nicht mehr entschuldigen konnte, ein wiederrum anderer, weil er vielleicht nie hatte ausprechen können, wie sehr er ihn für seine Stärke bewunderte und respektierte.
 

Doch niemand von ihnen, litt so sehr wie das Oberhaupt der Cavallone selbst.

Den Menschen den man am meisten begehrte und am meisten liebte, einfach so aus den Armen gerissen zu bekommen, war der größte Schmerz überhaupt. Derzeitig war Dino froh um den Regen und den tosenden Wind... Ja, er war wirklich froh, das die Regentropfen welche auf ihre Köpfe niederprasselten, verstecken konnten, was er selbst schon so lange vor den Augen anderer unterdrückt hatte. Immer und immer wieder schluckte er seinen Schmerz wie eine bittere Pille hinunter, unter dem Vorwand, das er stark sein müsse um auch weiterhin ganz oben als Boss der Cavallone fungieren zu können. Doch all das, bescherte ihm im endeffekt nur noch mehr Schmerzen, noch mehr Trauer und noch mehr Leid als ohnehin schon...
 

Dino schluckte schwer, erneut versuchte er stark zu sein, versuchte für den kleinen Cesare ein starkes Vorbild zu sein, welcher ihn just in dem Moment, als man den Sarg in das Grab hinab ließ, mit großen grauen Augen ansah. Zurecht sogar, denn er hatte ja keine Ahnung was mit Menschen geschah die ihren letzten Lebenswillen ausgehaucht hatten. Und auch als man begann den Schwarzhaarigen in seinem Sarg mit Erde zu überdecken, zupfte der kleine Junge vollkommen verwirrt an dem Ärmel des Anzugs seines Vaters.
 

"Papa, Papa!" ,rief nun eine zierliche Jungenstimme zugleich fragend und entsetzt, "Warum buddeln diese Leute Mama ein? Warum tun die das?"
 

Und Dino, welcher nun natürlich nicht länger schweigen konnte, begab sich zu Cesare auf Augenhöhe hinab und wuschelte diesem mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen durch die strohblonden Haare. Es war schwer die Wahrheit auszusprechen, vorallem vor einem Kind, das in seinem Alter eigentlich noch nicht ein mal wissen sollte, das Waffen dazu gemacht waren, um andere Menschen zu töten.
 

"Weißt du noch, was mit dem kleinen Vogel passiert ist den Mika uns neulich vor die Tür gelegt hat?" ,fragte der ebenfalls blonde, junge Mann nun vorsichtig nach, "Er war verletzt und hat sich nicht mehr bewegt, erinnerst du dich?" Ein stummes nicken folgte nun auf diese Worte, "Du hast gesagt das er schlafen würde, gaaaaanz lange, und irgendwann, wenn er nicht mehr aufwachen sollte, kommt er dann in den Vogelhimmel, richtig? Wir haben ihn zusammen im Garten verbuddelt damit Mika ihn nicht wieder aufweckt..."
 

Dino nickte und wuschelte Cesare ein weiteres mal durch die Haare, bevor er auf die Wächter Sawada's deutete und versuchte seine Stimme in einem geraden Ton zu halten, aus angst, sie könnte nun durch seine Emotionen schwanken und ihn verraten. "Und das gleiche was wir mit dem Vogel gemach haben, machen diese Leute nun mit Mama. Verstehst du? Mama ist auch verletzt, deshalb wird sie vergraben damit sie niemand mehr aufwecken und sie sich erholen kann. Aber wenn Mama trotzdem irgendwann nicht mehr aufwachen will, kommt sie genau wie der kleine Vogel in den Himmel. Und weißt du was? Wenn Mama im Himmel ist, wird sie immer ein Auge auf dich werfen und auf dich aufpassen. Wie der Engel aus deinem Buch, der die Kinder vor so bösen Menschen beschützt wie die, die Mama verletzt haben..."
 

Innerlich, musste der Blonde gerade über sich selbst Lachen. Natürlich war es totaler Humbug den er Cesare dort erzählte, doch so ein kleines Kind begriff noch nicht das es Dinge erst hinterfragen musste um die Wahrheit zu erfahren, weshalb er ihn lieber in dem Glauben ließ, das der Schwarzhaarige in seinem Sarg nur ein kleines schläfchen halten würde.

Und doch, die Realität holte Dino viel zu schnell wieder ein. Erneut wurde ihm schmerzlich bewusst das er nun die alleinige Verantwortung über den Jungen zu seiner linken trug, das er nun ganz alleine wieder in einem riesigen Anwesen lebte, das Platz genug für mehr als 50 Personen besaß und das die Stelle neben ihm in seinem Bett, bis auf weiteres jedes Morgen und auch jeden Abend leer sein würde.
 

Kein Kyoya neben ihm, der ihn mitten in der Nacht aus dem Schlaf riss, weil ihm gerade nach Unterhaltung war, kein Kyoya der ihn Morgens mit einem tadelnden Blick ermahnte, dass seine Krawatte schon wieder schief gebunden war, und kein Kyoya mehr, der trotz seiner äußeren, rauen Schale, immer etwas Verständnis für ihn übrig gehabt hatte und sich seine Probleme auch anhörte, wenn er denn mal welche hatte die ihn stark belasteten.

All das, waren nun Dinge die ihm fortwährend durch den Kopf gingen. Nicht was nach der Beerdingung sein würde, nicht wie die Trauerfeier von statten ging und auch nicht, ob und wann er sich wieder hinter seinen Tisch setzen konnte um die ganze liegen gelassene 'Arbeit' nachzuholen. Derzeit, herrschte einfach nur Trauer in seinem Herzen. Trauer, Leid und Schmerz...

Das Gefühl, vollkommen alleine zu sein, trotz dem Wissen, das man es eigentlich gar nicht war...
 

Dino richtete sich nun wieder auf und blickte wehmütig auf das Grab, in welchem nun der einzige Mensch lag, der ihm so nah gekommen war wie kein anderer je zuvor. Tief im Erdreich begraben, bedeckt von Schlamm und Matsch...

Er packte den jungen Cesare nun an seiner Hand und schritt zusammen mit ihm an das Grab, wo Dino nun leicht in die Hocke ging und mit der anderen, freien Hand über die frisch aufgewühlte Erde strich. Deutlich sah man wie sehr es ihn schmerzte, wie schwer es ihm fiel los zu lassen und das sogar, durch das trügerische, matte Lächelen auf seinen Lippen. Natürlich, gerade jetzt kam alles wieder hoch.. Die ganzen Erinnerungen, gute und schlechte, Streitereien, Meinungsverschiedenheiten... Dino presste verbittert seine Lippen zusammen, biss sich auf diese um auch ja nicht in die Versuchung zu kommen hier vor den Augen ihres Sohnes in Tränen auszubrechen, doch es ging nicht anders. Es ging einfach nicht mehr anders....
 

Langsam perlte eine einzelne Träne an seinem Kinn hinab, versiegte in dem ohnehin schon nassem Erdreich zu seinen Füßen.
 

Erst eine, dann zwei.. Immer mehr Tränen kullerten über die Wangen des sonst so gefassten Cavallone, selbst Cesare begann nun zu merken, das mit seinem Papa irgendetwas nicht stimmen konnte. Er zupfte und rüttelte an dem Ärmel des Anzugs, so lange, bis Dino ihm einen Blick schenkte und versuchte wieder eines dieser verbitterten Lächeln auf zu setzen, was er in den letzten Stunden schon immer parat hatte, wenn man etwas von ihm wollte.
 

"Keine angst Papa, wir schaffen das, hörst du? ,sprach der kleine blonde Junge nun, "Mama passt auf uns beide auf, das weiß ich!"
 

Und Dino, der nun in ein exaktes Ebenbild Kyoya's blickte, konnte nicht anders als nur noch mehr in Tränen auszubrechen, gerührt von den Worten Cesares, und der erneuten Bestätigung das alles nicht alleine durchstehen zu müssen. Er zog den kleinen Kerl an sich, vergrub seinen Kopf an dessen Schulter und wuschelte ihm immer und immer wieder durch die Haare.
 

"Ich weiß Cesare... Ich weiß..."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ansay
2013-11-01T13:52:43+00:00 01.11.2013 14:52
ich hasse dich QwQ *rotz und wasser heul*


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