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Der Totenräuber

....eine nicht ernstzunehmende Geschichte
von

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"Der Totenräuber"

Seit ungefähr 3 Jahren geht in unserer kleinen Standt das Gerücht des Totenräubers, Gundalf van Helsing um. Keiner redet offen darüber und wenn, dann nur unter vorgehaltener Hand.
 

Am Ende der Stadt, auf einem seichten Hügel, steht sein zerfallenes Haus, angrenzent an den Friedhof.

Gundalf war ein eisamer Mann mit einem dunklen Geheimnis, welches er verheimlichen wollte. Doch es kam ans Licht. Tief in der Nacht trieb er auf dem Friedhof sein Unwesen. Er hob die Toten aus ihren Gräbern und schändete sie mit einem Beil. Nachdem er dies vollbracht hatte, verteilte er die Leichenstücke in der ganzen Stadt.
 

Durch diese grausame Tat fand er Befriedigung, welche er sonst nirgends fand. Man entdeckte die zerstückelten Körper in den Vorgärten, der einzelnen Häuser in der Gegend, auf dem Friedhof, in dem Stadtbrunnen und vor dem einzigen Spielzeugladen, welchen es in der Nähe gab.
 

Die Polizei stellte Ermittlungen nach dem "Leichen verhackstückeltenden Totenräuber" an. Sie durchführten etliche Hausdurchsuchungen. Eines Tages kamen sie beim Haus von Gundalf van Helsing an. Als sie das Haus betraten, stieg ihnen sofort der unangenehme Geruch von Verwesung in die Nase.

Bei der Durchsuchung kamen die Polizei auch bald am Keller an, wo sie etwas fürchterliches zu sehen bekamen:
 

Um die zwanzig verwesenden Leichen saßen auf Stühlen gebettet an einer großen Tafel, welche mit unzähligen Lebensmitteln und Wein gedeckt war.

Die Polizei hatte sich davor auch über das Schild, welches an der Kellertür hing, gewundert auf das geschrieben stand: "stille Gesellschaft".
 

Da Gundalf bereits bemerkt hatte, dass er aus dieser Situation nicht wieder heraus kam, schloss er sich in sein Schlafzimmer ein. Bevor er dies jedoch tat, nahm er sich sein Beil. Dann setzte er sich auf sein Bett und verabschiedete sich ein letztes Mal in Gedanken bei seiner so geliebten "stillen Gesellschaft". Dann fuhr die Schneide seines Beils an seiner Kehle entlang. Blut floss in Strömen über seinen Körper, welcher sogleich leblos zur Seite fiehl.
 

Die verstörten Beamten bemerkten Gundalfs Fehlen zu spät. Sie liefen durchs Haus und kamen nach einer Weile an der verschlossenen Schlafzimmertür an. Sofort brachen sie sie auf und fanden den toten Totenräuber. Gundalfs Leiche wurde entsorgt und die "stille Gesellschaft" wurde erneut zur Ruhe gelegt.

Noch heute wird gemunkelt, dass der Totenräuber jeden Abend mit seiner "stillen Gesellschaft" im Keller speist. Nach diesem Vorfall hatte niemand es gewagt, dieses Haus jemals zu betreten ....
 

Mein Name ist Lisa. Ich bin vierzehn Jahre alt und werde mit meiner gleichaltrigen Freundin Greta in diesem Haus nächtigen. Da dieses Gerücht uns schon immer begeistert hat und unsere Eltern außer Haus sind, werden wir unsere Chance nutzen und Gundalf einen Besuch abstatten.
 

Ich bin gerade auf dem Weg zu Greta, um sie abzuholen, da sie in der Nähe des Hauses wohnt. Kameras und Mikrofone habe ich in meinem Rucksack verstaut, während Greta fürs Essen verantwortlich war. Ich kann sie bereits sehen. Sie winkt mir vom Weiten zu, während ich den langen Weg zu ihr entlangschritt.

»Hallo Greta«, begrüßte ich sie. Sogleich fällt sie mir um den Hals und brüllt mir ins Ohr:

»Lisaaa!!!!« Ich schubse sie sachte von mir weg. Greta ist nicht die Hellste, doch irgendwie ist sie meine beste Freundin geworden.

»Las uns losgehen«, befehle ich und ziehe Greta mit mir.
 

Am Haus angekommen, knackte ich das Schloss der Tür und wir traten ein. Im Inneren des Hauses ist es stickig und wie das Gerücht es immer beschrieb, hängt noch immer ein leichter Geruch der Verwesung in der Luft. Greta schließt die Tür mit einem lauten Knall. Vor Schreck fahre ich herum und schnauze sie an:

»Was sollte das?!« Mit einem dümmlichen Lächeln auf den Lippen antwortet sie:

»Hab die Tür zu gemacht.«

»Hab ich gemerkt«, gebe ich emotionslos zurück. Da es bereits Abend ist, beschließen wir, unsere Taschenlampen einzuschalten und die anderen Campinglampen aufzustellen.
 

Während ich unser Nachtlager im Schlafzimmer vorbereite, merke ich nicht, wie Greta hinter mir steht.

»Ich hab das Essen vergessen!!!!«, schreit sie lautstark durchs Haus. Ich bin kurz davor, ihr eine reinzuhauen.

»Wie, du hast das Essen vergessen? Spinnst du?!«, zische ich sie an. Greta sieht auf den Boden, schluchzt leise und murmelt ein »'tschuldige«. Genervt wende ich mich wieder meiner Arbeit zu.

»Ich geh's hol'n«, ruft Greta, während sie schon zur Tür hinaustritt. Erschrocken fahre ich herum und schreie ihr hinterher:

»Du willst mich hier allein lassen?!«

»Na, ich geh das Essen holen!« Und schon höre ich, wie die Tür ins Schloss fällt. Dumme Greta.

Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich nun ganz allein in diesem Haus bin. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Um mich abzulenken, beschließe ich, die ganzen Kameras und Mikrofone in den einzelnen Räumen anzubringen. Jede Kamera kann ich dann mit meinem Laptop überwachen.
 

Jetzt fehlt mir nur noch das letzte Zimmer .... der Keller. Ich höre, wie die Eingangstür auf und wieder zu geht. Das muss Greta sein! Die Schritte führen allerdings in den Keller. Jetzt hat sich die dumme Nuss auch noch verlaufen.

Ich beschließe Greta zu holen und dann gleich die Kamera unten anzubringen.
 

Während ich die Kellertreppe hinuntergehe, rufe ich immer wieder Gretas Namen, doch die blöde Kuh antwortet nicht. Langsam habe ich wirklich keine Gedult mehr mit ihr.

Die Kellertür war einen spaltbreit offen und das Schild "stille Gesellschaft" hängt leicht schief. Während ich die Tür mit einem lauten Knarren öffne, rufe ich noch einmal genervt:

»Greta!« Da es stockfinster ist, schalte ich meine Taschenlampe ein. Diese hirnlose Bratze sitzt doch nicht ernsthaft im Dunkeln? Ich leuchte durch den Keller, welcher soweit leer war, außer einem Tisch, der festlich gedeckt in der Mitte steht. Von Greta keine Spur. Erneut schließt sich die Tür hinter mir mit einem lauten Knall. Mit Tränen in den Augen rufe ich:

»Greta, lass die Scheiße!« Mit Fäusten schlage ich gegen die Tür, bis ich ein leises Flüstern wahrnehme:

»Guter Wein. Leckeres Essen. Musst nicht allein sein, wirst nicht veegessen. Komm in die stille Gesellschaft.« Ich versuche meinen Atem anzuhalten, um keine Geräusche zu verursachen. Meine Taschenlampe beginnt eigenartig zu flackern und geht aus. Es ist still, bis ich plötzlich ein Geräusch vernehme, welches an Gläserklirren erinnert. Leise atme ich ein, dann bewege ich langsam meine Hand Richtung Türgriff. Ich drücke die Klinke runter und die Tür geht auf.

Bin ich dämlich? Warum habe ich das nicht gleich versucht? Ich sprinte die Treppe wieder hinauf. Zitternd erreiche ich den Flur, nur um festzustellen, dass Greta nicht da ist. Mir wird die Sache langsam zu blöd. Ich will nach Hause. Schnell öffne ich die Eingangstür.
 

Geschockt schaue ich auf den Gehenstand, der vor meinen Füßen liegt. Ein blutverschmiertes Beil, mit einem Zettel dran. Ich hebe ihn auf und lese die Worte durch:

»Willst du nicht zum Essen bleiben?« Mit einem Ruck werde ich zurück ins Haus gezogen, die Tür schließt sich und ich höre, wie der Riegel ins Schloss fällt. Schreiend versuche ich mich zu wehren, doch das Etwas schleift mich ins Schlafzimmer. Das Letzte, was ich höre, ist der geheimnisvolle Singsang:

»Guter Wein. Leckeres Essen. Musst nicht allein sein, wirst nicht vergessen. Komm in die stille Gesellschaft.«
 


 

Schnellen Schrittes kam Greta auf das Haus zu. In ihren Armen hielt sie zwei Pizzakatons, denn sie hatte vergessen einzukaufen und musste deshalb zur Pizzaria gehen. Sie ist nicht auf die Idee gekommen, die Pizza zu bestellen, was ihr viel Zeit ersparrt hätte.
 

An der Tür angekommen, rüttelte sie an ihr, doch sie blieb verschlossen. Greta war verwirrt und wusste nicht, was das zu bedeuten hatten. Mit angsterfüllter Stimme rief sie:

»Lisa, mach mal Tür auf! Ich hab das Essen geholt!« Plötzlich ging die Tür auf und sie trat ein. In dem Flur blieb sie stehen und schaute sich suchend um.

»Lisa, ich hab Essen geholt!

Lisa, komm mal her, ich hab doch Essen geholt!« Langsam wurde Greta traurig, weil ihre beste Freundin ihr nicht antwortete. Fieberhaft überlegte sie, warum Lisa sie ignorierte.

»Bist du etwa immer noch sauer?!« Greta wartete auf eine Antwort.

»Lisa, wenn du nicht sauer bist, antworte!« Greta wartete noch immer. Traurig sagte sie schließlich:

»Lisa, dann geh ich wieder.« Und somit drehte sie sich um und verließ das Haus für immer.
 

Noch Jahre später fragte sich Greta, warum ihre beste Freundin sie nie wieder besuchte. Aber sie gab die Hoffnung nicht auf!

Hatte sie vielleicht doch zu lange für das Essen gebraucht ....?



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