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Misfits: Herzkönig

{boyxboy}
von

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Tag der guten Nachrichten

Mein Geburtstag fiel auf den Tag, an dem das Dreitägige Festival startete, weshalb ich mein Ticket bereits Wochen vorher bekam. So viele kauften sich eines, dass ich das zählen aufgab und mich zufrieden schätzte zu wissen, dass die mir wichtigsten Personen mit kamen. Simon, Lynn, Genesis, Lynns ältere Schwester und ihr Freund, Kaito, Samantha, Noah, Hannah, Schifti und andere aus unserer Schule, Marc und natürlich Gaara. Über ihn freute ich mich beinahe am meisten, nur über Simon freute ich mich mehr, doch das war kein Wunder. Schließlich war er mein bester Freund und nicht einmal der Junge, mit dem ich endlich mein erstes Mal hatte, konnte dies toppen.
 

Nach etlichen Anläufen und Rückziehern, lud mich Noah eines Abends zu sich nach Hause ein. Wir rauchten Shisha, schauten Filme und irgendwann erzählte er mir davon, dass Kaito eine ganze Woche bei ihm gewohnt hatte, weil er es weder bei seiner Mutter noch bei Gaara mehr aushielt. Sein bester Freund raubte ihm die Nerven, weil er unentwegt darüber jammerte, dass ich nicht mit ihm schlafen wollte. Und dann begann mir Noah genau zu beschreiben, wie Schwulen-Sex funktionierte, wie seine ersten Erfahrungen waren und, wie er nun damit umging.
 

„Ich komme langsam wieder dorthin, dass ich mir vorstellen kann mit einem anderen Mann als Fynn zu schlafen. Ehrlich gesagt, habe ich ihn anfangs trotz allem vermisst. Wenn er sich entschuldigt hätte, wäre ich sogar wieder mit ihm zusammen gekommen“, erzählte mir Noah kleinlaut. Mein Blick verdüsterte sich daraufhin.

„Zum Glück kam es nicht dazu“, murmelte ich.

„Ja, denke ich mir mittlerweile auch“, gab Noah zu. „Fakt ist, dass ich gerne wieder Sex hätte und, wenn du nicht bald mit Gaara schläfst, dann mach ich es.“

Dafür boxte ich ihm scherzhaft gegen den Oberarm. Er lachte, doch ich erinnerte mich daran, wie ich ihm einmal in der Straßenbahn an den Oberarm gefasst und er das Gesicht vor Schmerzen verzogen hatte. Draußen wurde es immer wärmer, der Frühling war schon lange angebrochen, doch Noah bevorzugte es Pullover zu tragen. Häufig dünne, die er bis zum Ellenbogen aufwickelte, doch aus irgendeinem Grund wollte er keine T-Shirts mehr tragen.
 

„Was versteckst du eigentlich?“, fragte ich und Noahs Lächeln schmolz dahin. Langsam fasste er sich mit der rechten Hand an den linken Oberarm und tastete mit den Fingern darüber. „Ich glaube, seit Fynn mit dir Schluss gemacht, versteckst du etwas.“

„Das habe ich schon vorher“, sagte Noah leise. „Seit Fynn aber erst am Oberarm...“ Seine ungewöhnlich blauen Augen blickten mich traurig an und ihm fiel es schwer Worte zu finden. Noch bevor er anfing zu reden, glaubte ich, er müsste gleich anfangen zu weinen. „Du weißt ja, ich habe die anderen erst in der siebten Klasse kennen gelernt. Davor war ich auf einer anderen Schule gewesen. Und mal ganz abgesehen davon, dass meine Eltern sich in der Zeit haben scheiden lassen, haben mich meine Mitschüler sind besonders gut behandelt.“

„Du wurdest gemobbt?“, fragte ich entsetzt. Ich dachte an das erste Halbjahr der elften Klasse zurück, in dem ich heftige Mobbingattacken hatte erleiden müssen und bekam augenblicklich Mitleid. Und Noah war noch viel jünger gewesen, da hielt man um einiges weniger aus.
 

„Ja... weil ich schon damals etwas... schwul... wirkte und, weil ich im Schulchor gesungen habe und, weil ich aussah wie ein Mädchen mit kurzen Haaren. Alle haben immer gesagt, man könnte mich und Naomi nicht voneinander unterscheiden, weil wir Beide aussähen wie kleine Mädchen. Naja, es war dumm, aber für mich war das damals ziemlich schlimm gewesen. Als dann auch noch raus kam, dass meine Mutter meinen Vater betrogen hat, brach bei mir alles zusammen... ich weiß, mittlerweile glaube ich, dass ich übertreibe. Vermutlich bin ich einfach so schwach, dass ich Depressionen bekommen habe. Wie viele andere Kinder mussten ähnliches erleben? Mobbing und die Scheidung der Eltern sind die Dinge, die viele Kinder durchmachen müssen und ich habe so ein Drama daraus gemacht.“ Er lachte bitter. „Ich war in der Zeit so wütend gewesen. In der Schule habe ich nie ein Wort gegen meine Mitschüler sagen können und zuhause habe ich alles an meiner Familie ausgelassen. Dass ich das so gemacht habe, hat mich selbst so wütend gemacht. Eines Tages habe ich in einer Art Kurzschlussreaktion einfach ein Cutter Messer genommen und -“ Er stoppte und schluckte hart.
 

Für einige Augenblicke kehrte Stille ein und ich bemerkte, dass ich ihn mit geöffnetem Mund anstarrte. Schnell schloss ich ihn. In meinem Kopf herrschte Durcheinander und mein Herz pochte schwer gegen meine Rippen. Unwillkürlich stellte ich mir vor wie Noah sich ritzte und ich versuchte den Gedanken los zu bekommen, doch er fraß sich in mir fest. Natürlich hatte ich mir schon gedacht, dass es das war, was er verstecken wollte. Da er Depressionen hatte, war es gar nicht mal abwegig, dass er sich selbst verletzte, doch nun zu wissen, dass meine Vermutung tatsächlich stimmte, war schlimmer als erwartet. Und aus irgendeinem Grund überraschte es mich doch. Als ich panisch nach Worten suchte, fuhr Noah mit seiner Erzählung fort. Mittlerweile standen ihm Tränen in den Augen.
 

„Wenn es um Kaito und seine Sucht geht, halte ich mich immer zurück“, sagte er, versuchte die Tränen zurück zu halten. „Samantha hält ihm gerne ihre Standpauken, aber sie würde sich das niemals bei mir und meinem Problem trauen, dabei ist es auch nur eine Sucht, oder? Wenn ich das Gefühl habe zu ertrinken, reicht ein einfacher Schnitt, damit ich wenigstens für eine Sekunde durchatmen kann. Und danach fühle ich mich meistens noch schlechter als vorher, doch für diese eine Sekunde war es das wert.“

„Fühlen sich Depressionen so an?“, hörte ich mich leise fragen. „Als würde man ertrinken?“

„Oder in der Dunkelheit versinken, in einem tiefen Loch.“

„So habe ich mich nach Dads Tod gefühlt“, stellte ich murmelnd fest.

„Es könnte gut möglich sein, dass du in eine kurzweilige Depression verfallen bist“, sagte Noah. „Viele Leute, die Schicksalsschläge erleiden müssen, haben zeitweise eine depressive Phase, aber die kann vorüber gehen. Andere führen ein ganz normales Leben in einer stabilen Familie und erkranken an langanhaltenden Depressionen. Es muss nicht immer eine Ursache dafür geben. Hauptsache, du fängst nicht an dich selbst zu verletzen. Fang niemals damit an, Lukas.“
 

Noch Tage lang musste ich an unser Gespräch denken und an die Narben, die mir Noah schlussendlich zeigte. Nachts träumte ich davon und in den Prüfungen kamen mir ungewollt Bilder in den Kopf. Trotzdem absolvierte ich irgendwie jede Kursarbeit und als ich alle meine Leistungskurse hinter mir hatte, fand ich endlich keine Ausrede mehr mich nicht alleine mit Gaara zu treffen.

„Wenn du ihm absagst, weil du für die Sportprüfungen Situps machen möchtest, dann töte ich dich“, drohte Kaito mir als wir gemeinsam mit der Straßenbahn von der Schule fort fuhren.

„Nein, mache ich nicht“, sagte ich peinlich berührt. Kaitos Haare waren ein wenig gewachsen. Seit dem ich wusste, dass er sie sich bei jedem Rückfall abrasierte, fürchtete ich jeden Tag ihn wieder mit minimalen Stoppeln zu sehen, doch bisher hielt er sich wacker. Dafür rauchte und kiffte er mehr und hatte drei Mal den Unterricht verlassen müssen, weil er vor Nervosität nicht sitzen bleiben konnte. Ebenfalls hatte er sich für eine Woche krank schreiben lassen, weil er sich nicht dazu in der Lage gesehen hatte aus dem Bett aufzustehen. Noah hatte mir daraufhin erzählt, dass viele Koksabhängige beim Nicht-nehmen der Droge in eine Art Depressionen verfielen, denn die Hauptwirkung von Koks war es Glückshormone auszuschütten. Die Menschen wurden gesprächiger, offener, motivierter und schienen mehr Energie zu besitzen. Wenn sie das Koks nicht mehr nahmen, bekamen sie häufig das Gefühl ohne die Droge nicht mehr richtig glücklich sein zu können.
 

Auch diese Gedanken beschäftigten mich. Wenigstens musste ich mir keine Sorgen um Samantha machen. Sie traf sich mit Chris, häufiger als ich auf Joker aufpasste, und die Beiden schienen so gut wie zusammen, was erstaunlich schnell gegangen war für Miss Ein-Freund-steht-mir-nur-im-Weg. In den letzten Wochen hatte ich ebenfalls eine gute Bindung zu Felix aufgebaut. Dafür, dass er erst elf Jahre alt war, war er ziemlich intelligent und man konnte sich mit ihm unterhalten wie mit einem Erwachsenen. Wir unterhielten uns häufig und lange über alles mögliche. Er wusste, dass ich schwul war. Als ich ihn fragte, was er nun von mir hielte, sagte er mir: „Genau dasselbe wie vorher. Es ist doch egal, wen du liebst. Hauptsache du bist glücklich.“ Danach fragte er mich, was meine Mutter zu meiner Sexualität sagte und mir wurde jäh bewusst, dass weder sie noch Alex eine Ahnung davon hatten.
 

Oder sie hatten doch eine Ahnung, wie auch schon Lynn und Genesis und Hannah und Noah und sowieso alle außer mir selbst, vor ihnen. Doch mit diesem Problem wollte ich mich erst später befassen, zuerst und viel wichtiger war, dass ich mich endlich alleine mit Gaara traf und unsere Verabredung zum Sex tatsächlich vollzogen werden sollte. Die Woche zuvor waren wir tatsächlich soweit gekommen, dass mir Gaara zwei Finger in den Anus geschoben hatte. Da er mehr als genug Gleitgel benutzte hatte, hatte es nicht geschmerzt, doch trotzdem fühlte es sich eher unangenehm an, weshalb ich mich über die nächsten Minuten darum bemühte aus der Lage herauszukommen. Kaito begrüßte mich am nächsten Tag mit seinem besten Todesblick.
 

Diesmal ließ ich es jedoch zu. Erneut fühlte es sich unangenehm an von Gaara gedehnt zu werden. Er küsste mir dabei die nackte Brust und ich versuchte mich ganz auf seine Lippen zu konzentrieren. Ich versuchte das Denken abzuschalten, doch konnte nicht umhin mich zu fragen, was ich gleich überhaupt tun sollte. Blieb ich einfach liegen? Sollte ich mich bewegen? Musste ich irgendetwas machen, damit es Gaara gefiel? Würde es ihm überhaupt gefallen? Würde ich unsere Beziehung gleich damit versauen eine absolute Null im Bett zu sein? Scheinbar merkte man mir die Besorgnis an, denn Gaara sagte: „Entspann dich einfach, Süßer. Sonst klappt es nicht.“

„Das ist nicht so einfach“, jammerte ich.

„Vertraue mir.“
 

Er machte weiter und als ich mich an das Gefühl gewöhnt hatte, hörte er auf und zog sich ein Kondom über. Ich schaute zu wie er erneut ausreichend Gleitgel benutzte. Noch einmal ging er mit den Fingern hinein, dann bat er mich darum mich umzudrehen.

„Für das erste Mal ist es in der normalen Position besser“, sagte er und lächelte verwegen. „Auch, wenn ich dann deinen panischen Gesichtsausdruck leider nicht mehr sehen kann.“

„Haha“, machte ich, augenblicklich dunkelrot im Gesicht. Ich drehte mich um, kniend, die Hände am Bettrand abgestützt und kam mir dämlich vor, wie ich ihm meinen Hintern entgegen streckte. Gaara fuhr mit seinen Fingern über meine Oberschenkel, dann spürte ich wie er vorsichtig eindrang. Ich war überrascht als mir ein Keuchen entwich und noch überraschter als ich merkte, dass mir selbst das leichte Ziepen gefiel, das entstand je tiefer Gaara ging. Ich ließ ein Stöhnen zu und von dort an war alles perfekt und meine Sorgen waren fast verschwunden.
 

Sie kamen noch einmal wieder als wir fertig waren und erschöpft Arm in Arm lagen.

„War es okay?“, fragte ich vorsichtig. Gaara lachte.

„Es war perfekt“, antwortete er. „Aber ich glaube, uns Beiden wird das nicht annähernd so gut gefallen wie Kaito.“

Darin lag er nicht unbedingt falsch. Kaito küsste mir die Hände als er erfuhr, dass wir endlich unser erstes Mal hatten.

„Gepriesen sei der Herr!“, entfuhr es Marc theatralisch als er es einige Tage später erfuhr. Hannah und Noah quetschten mich um jedes Detail aus und Samantha sagte etwas davon, dass ihr kleines Bambi endlich groß wurde.
 

Schließlich erzählte ich es auch Simon am Telefon, obwohl ich ursprünglich eine ganz andere Frage an ihn hatte. Und was hieß 'ich erzählte es ihm'. In dem Moment, in dem er abhob und sich mit „Hallo?“ meldete, sagte ich: „Ich habe mit Gaara gevögelt.“

Für einen Moment herrschte Stille, dann sagte Simon verwundert: „Ich dachte, das würdest ihr schon länger machen?“

„Nein!“

„Ich dachte ihr hättet das schon vor den Osterferien gemacht...“

„Nein, erst letzte Woche.“

„Okay... na dann: Herzlichen Glückwunsch! Ich hoffe, es hat gefallen?“

„Jap. In der ersten Woche der Sommerferien komme ich übrigens zu dir und dann fahren wir gemeinsam zum Festival.“

„Ist heute Tag der guten Nachrichten?“, fragte Simon und ich konnte mir sein Grinsen dabei bildlich vorstellen. „Oh Mann, ich kann die Sommerferien kaum erwarten!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  tenshi_90
2014-01-17T15:59:36+00:00 17.01.2014 16:59
Das Kapitel ist supi und endlich haben die zwei es endlich getan ^^ Wurde auch langsam mal Zeit ^^
Von:  Onlyknow3
2014-01-17T13:11:06+00:00 17.01.2014 14:11
Na endlich hat er es gepakt, hat aber echt lange gedauert.Schön so weiter machen, ich freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3


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