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Misfits: Herzkönig

{boyxboy}
von

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Nur noch drei Tage..

„Nein, nein, nein!“

Ich sah Lynns braunen Haarschopf an mir vorbei rasen, wie die Einkaufstüten wild um ihre zarten Handgelenke schlackerten und aus dem Augenwinkel sah ich wie Simon langsamer wurde und keuchend stehen blieb. Auch ich verlangsamte mein Tempo und schaute belustigt zu wie Lynn anfing gegen den davon fahrenden Zug zu hämmern. Natürlich half es nichts und schließlich blieb sie stehen und blickte mit einem gequälten Seufzen unserem Zug hinterher. Es war mies den Zug zu verpassen noch mieser wenn man eine Minute vorher noch rechtzeitig gekommen wäre.
 

„Das ist deine Schuld“, sagte ich mit einem Lächeln und unter schwerem Atmen zu Simon gewandt, der sich auf seinen Knien abstützte und nach Luft schnappte. „Du hast im Subway zu lange gebraucht. Hättest du dich nicht noch einmal angestellt, um Cola nachzufüllen, wären wir rechtzeitig angekommen.“

„Nein, du bist Schuld“, erwiderte Simon, ebenfalls scherzhaft. „Wegen dir kamen wir nicht mehr über die Straße als die Ampel grün war und mussten eine Rotphase abwarten. Alles nur, weil du dir unbedingt dieses Plakat anschauen wolltest. Dabei wirst du so oder so nicht auf die Party gehen.“
 

Wir lachten ein wenig und richteten uns auf. Lynn kam mit bestürztem Gesichtsausdruck zurück und konnte es allem Anschein nach nicht so locker nehmen wie wir beide. Aber das waren wir bereits gewohnt. Lynn übertrieb gerne mal und machte aus einer Fliege einen Elefanten, doch es störte mich nicht im Geringsten. Das war nun einmal Lynn und dafür hatte ich sie lieb.
 

Da auf den wenigen Bänken, die hier am Bahnhof standen, kein Platz mehr war, ließen wir uns auf dem Boden neben den Snackautomaten nieder. Der nächste Zug kam erst in einer knappen halben Stunde und Lynn nutzte die Zeit, um ihre eben erst gekauften Klamotten noch einmal zu betrachten. Ich selbst hatte mir nur eine Kapuzenjacke gegönnt, um die ich fast zwanzig Minuten lang herum gedruckst bin, weil sie mir so gut gefiel, aber so teuer war. Am Ende konnte ich den Laden ohne die Jacke doch nicht verlassen.
 

„Wollten wir uns eigentlich noch mal mit Genesis treffen?“, fragte ich nach einiger Zeit in der Simon und ich bloß geistesabwesend Lynn zugeschaut hatten.

„Mit der hast du dich richtig gut verstanden“, stellte Simon grinsend fest. „Ich hab doch gesagt, du wirst sie mögen. Hat sie dir gefallen? Ich meine so... vom Aussehen her auch?“

„Naja, ich finde die Dreads eigentlich ziemlich cool“, antwortete ich. „Ich dachte immer die würden nicht gut an Mädchen aussehen, aber sie passen zu Genesis. Ich würde sie nur gerne noch mal wiedersehen bevor ich dann in drei Tagen wieder nach Berlin muss, ich habe mich mit ihr so gut unterhalten.“

„Ja, da hat es auf Anhieb gefunkt“, grinste Simon mit einem Grinsen welches ich von ihm nur zu gut kannte. Für einige Sekunden blickte ich ihn bloß mit zusammengezogenen Augenbrauen an, dann wurde mir klar worauf er hier eigentlich hinaus wollte.
 

„Du willst mich mit Genesis verkuppeln?“, fragte ich empört. „Nein, Mann! Nicht, dass sie hässlich wäre oder so etwas, aber ich habe wirklich kein Interesse.“

„Alter, du hast nie Interesse an Mädchen mit denen du dich gut verstehst“, seufzte Simon. „Ich finde nur du solltest mal eine Freundin haben. Ich hatte schon eine Freundin, Lynn hatte schon einen Freund, wir haben beide manchmal jemanden zum Rummachen auf einer Party oder so, aber du hattest noch nie eine Freundin oder irgendein Mädchen näher wie in einer Umarmung. Es wird langsam mal Zeit. Abgesehen davon ist es mit einer Freundin vielleicht einfacher.“

„Was ist vielleicht einfacher?“, fragte ich in einem härteren Tonfall. Ich wusste nicht warum, aber dieses Thema reizte mich immer wieder. Aus irgendeinem Grund konnte mein sexuelles Interesse einfach nicht erregt werden und das nervte mich. Ich wollte Simon nicht erzählen, dass ich langsam glaubte asexuell zu sein und warum ich nicht davon träumte mit einem Mädchen Sex zu haben. Daran hatte ich ehrlich kein Interesse.
 

„Alles“, antwortete Simon auf meine Frage nun etwas bedrückter. „Du hast es momentan nicht leicht.“

Wieder einmal spürte ich Blut in mein Gesicht steigen, mir wurde unangenehm heiß und ich konnte Simon nicht länger anblicken. Stattdessen fixierte ich einen ausgetretenen Kaugummi, der neben meinen Sneakers auf dem Bahnsteig klebte, hörte mit zusammengepressten Lippen und unruhigen Händen zu, was mein bester Freund zu sagen hatte.

„Wenn du eine Freundin hast, ist das eine besondere Bindung, vielleicht könntest du dich sogar verlieben und das würde dich bestimmt glücklicher machen. Ich will nur, dass es dir gut geht.“ Ich spürte Simons Blick auf mir liegen, doch ich schaute ihm nicht in seine tiefbraunen Augen, ich starrte weiterhin den Kaugummi an.
 

„Es war nicht böse gemeint“, sagte Simon, danach schwieg er und ich sagte ebenfalls nichts. Einige Minuten lang schwiegen wir uns bloß an, dann sagte Lynn beeindruckt: „Wow, und ich dachte immer Kerle würden nicht miteinander über ihre Gefühle sprechen.“

„Wir haben nicht über unsere Gefühle gesprochen“, kam es beinahe gleichzeitig aus unseren Mündern. Wir versuchten unsere Männlichkeit zu verteidigen, aber Lynn bestand darauf, dass Simon gerade indirekt gesagt hatte wie lieb er mich hatte. Sie amüsierte sich über unsere Versuche bis wir uns extra um Kopf und Kragen redeten und anfingen mussten zu lachen.
 

Am nächsten Tag verabredeten wir uns mit Genesis. Nur wir vier gemeinsam, diesmal bei ihrer Mutter, wo es viel ordentlicher und sauberer aussah. Ihre Mutter und ihr fester Freund fuhren zu Freunden und Genesis hatte die ganze Nacht sturmfrei. Als wir ankamen, stand sie in der Küche und rührte einen Teig.
 

„Ich hab gestern versucht Marihuana zu kaufen und dann habe ich ein ultra gutes Angebot bekommen“, erzählte sie uns als wir uns am Küchentisch zwischen das Chaos von Zutaten, Schüsseln und viel Mehl nieder ließen. „Für siebzig Euro zehn Gramm Hasch.“

„Siebzig Euro?!“, keuchte ich. „Ist das nicht total viel?“

„Ist Hasch nicht dasselbe wie Marihuana?“, fragte Lynn Stirn runzelnd.

„Nein und nein“, antwortete Genesis. Sie stellte die Schüssel in welcher sie rührte zur Seite und entschwand kurz in den Flur. Nach wenigen Sekunden kam sie zurück, in ihrer Hand etwas Kleines in Papier eingepackt, welches sie nun auf dem Tisch entpackte und genau vor meine Nase auf ein Brettchen legte.
 

Hasch war ein kleiner brauner, harter Klotz. Simon, Lynn und ich starrten ihn skeptisch an, während Genesis uns erwartungsvoll angrinste.

„Man merkt, dass ihr absolut keine Ahnung habt“, seufzte sie schließlich. „Hasch ist das Harz der weiblichen Cannabispflanze, das zu solchen Blöcken zusammen gepresst wird. Meistens noch mit etwas gestreckt, damit es billiger wird. Aber ich bekam versichert, dass hier das richtig gutes Zeug ist.“

„Und worin besteht der Unterschied zum normalen Marihuana?“, fragte Simon.

„Das hier kann man nicht rauchen“, meinte ich prompt. „Du backst es in Muffins ein oder so was?“

„Genau, ich mach uns Schokomuffins“, nickte Genesis. „Man kann es auch mit Kakao trinken oder so etwas, aber ich finde es mit Muffins klassischer. Abgesehen davon ist Hasch viel stärker wie Marihuana. Aber auch gefährlich, weil man schwer einschätzen kann, wann es genug ist. Es wird auf jeden Fall trotzdem lustig.“

„Und siebzig Euro sind nicht viel“, murmelte ich skeptisch.

„Normalerweise bezahlt du für zehn Gramm um die 150 Euro“, sagte Genesis und wir blickten sie gleichzeitig überrascht an. Sie nahm aus einer Schublade ein riesiges Küchenmesser und drückte es mir mit den Worten „Schneid mal ein bisschen was ab“ in die Hand.
 

„Nehmen wir nicht alles?“, fragte Simon.

„Nein!“, rief Genesis erschrocken und begann zu lachen. „Zehn Gramm sind viel zu viel, das würde jeden einfach nur umhauen und wir hätten nicht wirklich was davon. Wir schauen mal wie viel Gramm wir nehmen. Es ist schließlich euer erstes Mal.“
 

Im Endeffekt wogen wir das, was ich abschnitt nicht. Und was hieß abschneiden. Der Harz war so hart, dass ich mich mit meinem kompletten Gewicht auf das Messer stemmte und trotzdem nicht weit kam. Es dauerte Ewigkeiten bis ich endlich etwas abgetrennt hatte und Genesis tupfte jeden Krümmel auf, der abblätterte. Sie tupfte ein paar mit ihrem Zeigefinger auf und hielt ihn mir vors Gesicht.
 

„Leck mal ab“, sagte sie und ich spürte schlagartig Simons Blick auf mir liegen. Sein blödes Grinsen konnte ich mir bereits jetzt vorstellen, doch ich leckte trotzdem mit der Zungenspitze über die Krümmel. Sie hatten einen komischen Beigeschmack, doch an sich schmeckte Hasch nach nichts.
 

Genesis nahm das bisschen Hasch, das ich abtrennte und schmolz es mit Butter ein. Dazu stellte sie eine Schüssel in heißes Wasser und erklärte uns noch wieso man dies so machen sollte. Dabei hatte sie aber die Fachbegriffe vergessen, weshalb es mehr eine „Irgendein Stoff im Hasch wird getrennt durch irgendwas in der Butter und dadurch wird der Hasch stärker“ - Erklärung war. Ich nahm mir vor darüber zu lesen, sobald ich wieder in Berlin war. Zuletzt vermischte sie die Haschbutter mit dem Teig und goss ihn in die Förmchen. Jetzt mussten wir nur noch warten bis die Muffins gebacken waren und solange gingen wir ins Wohnzimmer und diskutierten darüber welchen Film wir uns anschauen sollten.
 

„Ich bin für was richtig Gutes wie Inception“, meinte Simon, der sich auf der Couch breit gemacht und seine Beine auf Lynns Schoß liegen hatte. Sie platzierte auf ihnen einige Kissen, verschränkte ihre Arme über diesen und bettete ihren Kopf darauf.

„Inception versteh ich schon kaum, wenn ich ihn so sehe“, sagte sie und verzog das Gesicht. „Wie wäre es mit einem Horrorfilm? Das ist bestimmt lustig in diesem Zustand.“

„Wenn, dann aber so einen richtig schön trashigen und alten“, sagte ich und blickte Genesis an, die neben mir auf dem Boden gleich neben der DVD-Sammlung ihrer Mutter saß.

„So einen finden wir aber garantiert nicht bei meiner Mutter. Ich wüsste aber einen, den wir schauen könnten. Ich hab den auch noch nicht gesehen, nur von Freunden davon gehört.“ Sie stand mit einem vielsagenden Grinsen auf und ging in Richtung der Wendeltreppe, die sie hoch ins erste Stockwerk führte und somit auch zu ihrem Zimmer.
 

„Worum geht es in dem Film?“, rief ich ihr hinterher und sie antwortete: „Das verrate ich nicht. Sonst ist es nicht so witzig.“

„Hast du den Film etwa?“, fragte ich verwirrt.

„Nein, ich hol nur meinem Laptop und ein Kabel, damit wir den Laptop -“ Ihre Stimme wurde lauter, da sie wieder die Wendeltreppe herunter kam. Diesmal mit einem weißen Laptop und einem dazugehörigen Kabel in der Hand. „- mit dem Fernseher verbinden können und den Film online schauen.“

„Geht der Abend vielleicht noch illegaler?“, murrte Simon sarkastisch. Kaum hatte er die Frage zu Ende gesprochen, fing die integrierte Uhr des Herdes an zu piepen als Zeichen dafür, dass die Muffins fertig waren. Für einen Augenblick schauten wir uns stumm an, dann begannen wir zu lachen, während Genesis aufstand und in die Küche ging.
 

Ich wurde ein wenig nervös. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich es wirklich ausprobieren sollte. Nur ein Bissen von einem Muffin und ich hatte Drogen genommen. Das könnte ich nie mehr rückgängig machen und ich könnte später vor meinen Kindern nicht behaupten es niemals getan zu haben. Einerseits würde ich gerne sagen, dass ich keine Muffins esse, andererseits wollte ich es doch ausprobieren. Wissen, wie es ist high zu sein, vielleicht auch nur dieses eine Mal. Nur ein einziges Mal, um die Erfahrung gemacht zu haben.
 

Ja, ich würde heute Nacht high werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Onlyknow3
2014-01-03T13:26:52+00:00 03.01.2014 14:26
Er tut es doch,das ist gar nicht gut.Was wird das wohl aus lösen bei ihm wenn er wieder in Berlin ist.Man Lukas das solltest du nicht machen.Weiter so,freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3


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