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Anatolien

Türkei/Byzanz
von

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Für dieses Kapitel wichtig: Die Ereignisse von der Schlacht von Manzikert habe ich nicht erfunden. So lange meine Quellen selber wahr sind, so ist alles was ich geschrieben habe auch wahr, mit den Ausnahmen dass ich a) Sachen ausgelassen habe, b) mich an einige Dinge nicht mehr richtig erinnern konnte.

 

Außerdem, dieser Buchstabe ‚ç‘ wird so ausgesprochen: ‚tsch‘. Bei dem Wort Kılıç (Schwert) also darauf achten

 
 

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Manzikert. 1071

 

Es war ein Desaster. Nichts weiter als das. Wie wenn man die Tür in ihr Land mit Verrat und Inkompetenz geöffnet hätte.

 

Ihr neuer Kaiser Romanos IV Diogenes hatte seine Herrschaft mit großen Ambitionen begonnen und konnte viele seiner Schlachten gegen die Türken gewinnen und sich gleichzeitig gegen die Inneren Mächte durchsetzen, die nach seiner Krone griffen. (Auch wenn er einmal für ein Jahr Konstantinopel nicht verlassen konnte, weil ihm seine Widersacher zu mächtig wurden und er sie im Zaum halten musste)

 

Jetzt, 1071, sammelte er sich eine riesige Armee, mehrere zehntausend Männer, und marschierte in den Osten zu ihren Grenzen um ihre eingenommen Städte wieder zurückzuerobern. Rūm sah sich diese Armee an und konnte gerade noch ihre Tränen unterdrücken. Alle diese Männer machten sie krank, die Soldaten die für sie in den Kampf ziehen sollten, waren keine Soldaten. Waren nicht ihre Soldaten. Es waren Söldner die nichts mit ihrem Land zu tun hatten und deren Loyalität mit ihrem Gehalt aufhörte.

 

Was ist nur aus ihrer einstigen Armee geworden, die über alle Grenzen hinweg gefürchtet war? Jetzt war sie niedergekommen und der ewige Streit zwischen ihren eigenen Leuten hatte dazu beigetragen. Das Militär ihres Landes und ihre Bürokraten kämpften um die Vormacht, um die Herrschaft. Die Bürokraten hatten immer Soldaten aus anderen Ländern angeworben, damit diese für sie in die Schlachten zogen und als dem Militär die eigenen Leute nicht mehr gut genug waren, machten diese es ihren Erzfeinden nach, bis beide Seiten mit Söldnern die sie nicht bezahlen konnten im Kampf sich gegenüber standen.

 

Schmerzen erlitt sie wegen diesen fast schon bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Was aber für sie unverständlich war, war die Uneinsichtigkeit ihrer rivalisierenden Leute die Gefahr zu erkennen die vor der Haustür lag. Sadık hatte bereits angeklopft und seine Absichten kundgetan, doch keiner zeigte sich gewillt zusammenzuarbeiten und ihr Land zu beschützen. Sie zu beschützen.

 

Keiner hörte auf sie.

 

Die Sache ging sogar so weit, dass das Militär und die Bürokraten Türken als Söldner anheuerten um für ihre eigenen Ziele zu kämpfen!

 

Sie versuchte sich zu beherrschen und ruhig zu bleiben, Romanos wird hoffentlich alles richtig machen und ihre Grenzen sicher halten. Sie ging mit ihm mit in den Osten nach Manzikert und Chliat, doch es war ein anstrengender und moralisch erschütternder Weg. Die Söldner sahen zuerst ein böses Omen nach dem anderen und dann rebellierten die Deutschen auf einmal.

 

Die Moral der Truppen wurde immer schlechter und was würde in so einer Situation am besten helfen? Loyalität zum Vaterland, nur leider bei all den Franken, Abchasen, Armeniern, Chasaren, Alanen und Kumanen, sowie Arabern, Petschenegen und Uzen gab’s nicht viel Vaterlandliebe ihr gegenüber.  Sie hoffte, dass die Größe dieser Armee alle Widerstände nichtig machen konnte.

 

Außerdem, wie si e von ihren Quellen berichtet bekommen haben, ist zur Zeit der Sultan der Seldschuken, Alp Arslan, beschäftigt mit der Belagerung von Edessa und sieht tatsächlich die Fatimiden als seine wahren Feinde an und nicht das Römische Reich.

 

Sie war froh, dass diese eine Sache ihrer Überlegungen, sich bewahrheitet hat. Eine gemeinsame Religion schützt auch die Muslime nicht davor, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen.

 

Kurz vor der Stadt Manzikert angekommen, entschied Romanos dann seine Truppen aufzuteilen und den größeren Teil nach Chliat zu schicken. Er war der Meinung, dass er keine große Armee bräuchte um Manzikert einzunehmen und tatsächlich! Die Stadt gehörte wieder Rūm ohne, dass es einen großen Kampf gegeben hätte. Als sie dann außerhalb Manzikerts kampierten, erlaubte sich Rūm für einige Stunden die nächsten Tage mit optimistischen Augen zu betrachten.

 

Dann griffen die Türken ihr Lager an.

 

Pfeile regneten auf sie nieder und die Söldner brauchten ein wenig um kampfbereit zu sein, doch kaum, dass sie soweit waren und gegen ihre Gegner in die Schlacht ziehen wollten, zogen sich die Türken wieder zurück.

 

Rūm war alt genug um das als eine nomadische Taktik zu erkennen. Wenn man sein ganzes Leben lang unterwegs ist, warum sollte man dann in einem Kampf plötzlich stehen bleiben?

 

Romanos war aber zuversichtlich, schließlich waren der Sultan und seine Armee nicht diejenigen die sie angegriffen hatten. Die waren nichts weiter als eine andere türkische Räuberbande, wie sie zu häuft hier ihr Unwesen trieben.

 

Leider lag er vollkommen falsch. Warum konnten sie keine besseren Informationen für diese Schlacht auftreiben? Wie es sich im Nachhinein rausstellte, hatte Alp Arslan, kaum dass er von Romanos Marsch hörte sofort seine Belagerung von Edessa aufgegeben und war nach Manzikert gestürmt. Nicht zu vergessen, gab’s dann noch diese eine Sache mit ein paar der Söldner die sie hatten.

 

Die Uzen um genauer zu sein. Der Großteil von denen desertierte nämlich zu Türken.

 

Warum?

 

„Warum stellst du überhaupt Türken in unserer Armee ein? Kam es dir denn nicht in den Sinn, dass sie zu ihren Verwanden überlaufen würden?!“ Der Terror den sie dann in der Nacht noch ertragen mussten, weil die Türken wussten wie sie ihre Feinde wach halten konnten, ließ Rūm alle Hoffnung auf einen Sieg langsam aufgeben. Romanos war sich sicher, dass der zweite Teil seiner Armee wieder rechtzeitig zurückkommen würde um ihnen zu helfen. Rūm wusste es besser, sie fühlte es, den Verrat.

 

Sie kämpften. Die Armee aus Chliat kam nie zu ihrer Hilfe. Sie verloren.

 

Romanos wurde gefangen genommen.

 
 

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Sie sah sich auf dem Schlachtfeld um, unbekümmert, dass noch so viele Feinde umherlungerten. Diese staunten nicht schlecht eine wunderschöne, wenn auch etwas ältere aber merkwürdigerweise mit einem Schwert bewaffnete, Frau zu sehen die durch die Toten umherlief. Sie wollten sich ihr nähern, doch ihre Beine verweigerten ihnen die Dienste wenn sie ihr zu nah kamen. Einige erkannten sie.

 

„Wollen sie sie nicht gefangen nehmen? Ihren Kaiser haben wir schon, es wäre nur passend, wenn wir sie auch noch hätten.“ Fragten sie dann den Krieger den sie alle verehrten und begeistern wollten.

 

Sadık ging dann zu ihr und sie drehte sich um, um ihn sich anzuschauen. Der Mann der es gewagt hatte Hand an ihr Land anzulegen. Sie fühlte sich leicht schwindlig weil ihr Kaiser gefangen genommen worden war. War das das erste Mal seit hunderten von Jahren das es zu so etwas kam? Es kam ihr so vor.

 

„Ich hätte nicht gedacht, dass du persönlich kommen würdest.“ Sagte er dann zu ihr. Rūm antwortete aber nicht drauf und konzentrierte sich auf die Zukunft die sie jetzt in ihrem Land sah. Es war eine offene Tür, wie wenn sie ihre Arme ausgebreitet hätte und jeden Fremdling einladen würde bei ihr einzumarschieren.

 

Die Wut die sie jetzt spürte war eine, die sie nur selten erlebt hatte.

 

Für alle anderen Anwesenden sah es so aus, wie als ob ihr Repräsentant erstarrt wäre. Und kam es ihnen nur so vor, oder gab es gerade wirklich ein kleines Erdbeben?

 

Rūm drehte sich nach eine Weile dann um und ging wieder zurück zu ihrer Hauptstadt, Sadık schaute ihr noch eine Weile nach, auch noch nach dem er sie nicht mehr sehen konnte.

 

„Oh man!“ Sagte er dann, komischerweise voller Bewunderung: „Das Weib brennt ja förmlich! Ich hab das Gefühl unsre Eroberung wird noch ‘ne Weile dauern.“ Wenigstens ein bisschen Enttäuschung erwarteten seine Leute von ihm nach so einer Aussage, doch alles was sie sahen war ein breites, fast schon Angst einflößendes Grinsen, welches er für eine lange Zeit nicht mehr verlor.

 
 

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Alp Arslan war ein gnädiger und friedliebender Mann, wie es sich auf seiner Propagandaseite zeigte. Er ließ Romanos schon nach einer Woche wieder frei, mit den verschiedensten Abkommen die beide sich gegenseitig zu erfüllen hatten, um den Frieden zu sichern. (Unter anderem war auch eine Hochzeit mit deren Kindern geplant). Doch in nur dieser einen Woche hatte sich bereits jemand anderes Kaiser gekrönt, mit der Hilfe von den Männern die Romanos bei Manzikert im Stich gelassen hatten. Er kämpfte um seinen Thron, konnte aber nicht gewinnen.

 

Die Abkommen mit den Türken wurden nichtig, ein Frieden zwischen den Seldschuken und dem Römischen Reich unerreichbar für den Moment. Eine Träne lief Rūm dann die Wange runter, als Romanos von seinen Widersachern geblendet wurde. Wenig später starb er dann einen erbärmlichen Tod wegen einer Entzündung von dieser Verletzung.

 

(Es war Tradition geworden seine Gegner in der Politik und im Kampf um den Thron die Augen auszustechen, wenn man sie besiegte. Das waren die einzigen Zeiten der Gegenwart wo Rūm noch weinte.)

 

Einige Jahre vergingen (Alp Arslan verstarb und sein Sohn wurde der neue Sultan) und Rūm machte sich auf den Weg ihren Feind erneut zu treffen. Dieses Mal musste sie aber kaum laufen, Sadık war schon fast an ihrer Westküste. Wenn Manzikert ihre Haustür war, dann war der Ort wo sie sich jetzt befand der Flur vor ihrem Schlafzimmer.

 

„Ich weiß jetzt warum du dich nicht Seldschukisches Reich nennen willst.“

 

„Endlich drauf gekommen?“ Sie hatte sich vorgenommen, sich nicht so einfach von ihm provozieren zu lassen.

 

„Malik Shah kontrolliert nicht alle Türken, viele der Räuberbanden sind unabhängig vom Seldschukischen Reich.“

 

„Da hast du vollkommen Recht.“

 

„Aber warum kannst du überhaupt so funktionieren? Dein Nomadenvolk hat einen Staat aufgebaut, du solltest alle Bindungen zu dem Rest aufgeben und dieser neue Staat werden!“ Wieder sprach sie mit dieser unglaublich kräftigen Stimme. Sadık antwortete mit seiner leicht verspielten.

 

„Warum denn? Ich kann doch alle repräsentieren.“

 

„Das sollte nicht möglich sein! Du müsstest doch schon mehrere Persönlichkeiten gebildet haben die sich mit diesen Gruppen wiederspiegeln. Du dürftest noch nicht einmal erwachsen sein!“

 

„Tut mir Leid, aber ich versteh nicht ganz was hier das Problem sein sollte. Liegt vielleicht an euch im Westen, im Abendland. Schließlich bin ich ein-„

 

„-Nomade. Das ist auch eins der Probleme! Nomaden, Inselvolk und Nichtgeeinigte können eigentlich nicht erwachsen werden. Ihnen fehlt das Land, das Wachstum und der Zusammenhalt um körperlich zu wachsen.“

 

„Dann bin ich ja wohl die Ausnahme.“

 

„Du bist eine Abnormität.“

 

Es wurde still für eine Weile zwischen den beiden, sie starrten sich nur an. Rūm versuchte herauszufinden was für einen Repräsentanten sie vor sich stehen hatte. Sie hatte schon viele gesehen, viele altern sehen, viele sterben sehen, viele selbst umgebracht und unter denen war es immer so, dass einige nie älter als Kinder geworden sind. Das Heilige Römische Reich, eins der Kinder von Germania, war genau so, er würde niemals erwachsen werden.

 

„Zeig mir mal den Respekt den du gelernt haben solltest und leg die Maske ab, wenn du mit sprichst.“

 

„Meine Maske?“ Er legte die Hand auf das Stück Elfenbein das seine Augen verdeckte, machte aber keine Anstalten sie abzunehmen. „Tut mir Leid, soweit diszipliniert wurde ich noch von niemandem.“

 

„Ich verstehe. Dann mach dich bereit.“

 

„Bereit für was? Das Erlernen von Respekt?“

 

„Ich lehre dich mich zu fürchten.“ Rūm griff mit ihrer Hand nach dem Schwert welches sie an ihrer Hüfte aufbewahrte und zog es aus dessen Scheide.

 

Sadık sagte zwar: „Bist du dir sicher, meine Liebste, dass du nicht ein bisschen zu alt bist um gegen einen jungen Mann wie mich mit dem Schwert zu kämpfen?“ Dennoch griff auch er zu seinem Kılıç und bereitete sich darauf vor, zum ersten Mal mit einer Legende aus diesem Teil der Welt die Klingen zu kreuzen.  

 
 

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Mit einer blutigen Nase, mehreren Schnittwunden und einigen blauen Flecken trat Sadık dann seine Rückreise an. „Das Feuer hinter ihren Hieben brennt immer noch.“ War seine Meinung, die Schmerzen kümmerten ihn aber nicht, vielmehr ging es ihm darum, eine Bestie geweckt zu haben. Er konnte seine Aufregung kaum unterdrücken, sodass er selber lief anstatt auf seinem Pferd zu reiten.

 

Sadık war niemand der sich im Kampf mit Frauen oder Alten zurücknahm und dennoch hatte sie ihm einiges voraus. Seine Maske konnte sie aber nicht runterreißen. Der ganze Zusammenstoß erinnerte ihn auch noch daran, wie Yao ihn des Öfteren Mal zusammenschlug. Sie waren sich bei ihrem letzten Treffen aber ebenbürtig gewesen. Was der alte Mann jetzt wohl machte?

 

Was Rūm jetzt wohl machen würde? Eins war sicher, sein Vordingen in Anatolien bis zum Westen war nur von kurzer Dauer. Die Städte die er hier erobert hat wird er wohl alle wieder verlieren.

 

Aber er hatte Zeit und das außerordentliche Glück, dass Rūms Herrscher sich gegenseitig die Kehlen aufschlitzen wollten. Und welche Macht baten sie immer um Hilfe? Die Türken natürlich! Er musste Anatolien gar nicht erobern, die luden ihn förmlich ein und gaben ihm Städte als Geschenke.

 

Er schaute wieder zurück in den Westen, Richtung Konstantinopel. Plötzlich hatte er das Verlangen nach Thrakien zu gehen und sich die Gegend und alles was dahinter lag anzuschauen, denn nicht mehr lange und das alles würde ihm gehören.

 
 

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AN: Super schnell kommt schon das nächste Kapitel, die restlichen werden aber wahrscheinlich auf sich warten lassen.

 

Wie fandet ihr diesen Teil? Ich weiß, voller Geschichte, ich hab aber versucht nicht ins Detail zu gehen, das wäre ja langweilig, da könnte man gleich ein Geschichtsbuch aufschlagen.

 

Zu dem was ich geschrieben hab:

Malik Shah ist der Sohn von Alp Arslan. Es heißt unter ihm und seinem Wesir Nizam Al-Mulk war die Blütezeit des Großseldschukischen Reiches. (Ihr habt richtig geraten, Marik aus YuGiOh sollte eigentlich Malik heißen, was auf Arabisch König bedeutet, allerdings ist dieses Wort für König negativ konnotiert. Shah ist persisch und bedeutet ebenfalls König.)    

    

Thrakien ist (heute) der europäische Teil der Türkei, welches nicht zu Anatolien zählt. Anatolien selbst ist eigentlich, im engeren Sinne, nur die Halbinsel der Türkei. Wenn ihr auf einer Landkarte eine Linie durch die Türkei zieht, sodass die Küsten von Syrien und Georgien zusammenlaufen, habt ihr Anatolien. In der heutigen Türkei wird allerdings alles als Anatolien bezeichnet, was nicht Thrakien ist, also auch die östlichsten Teile der Türkei.

 

Manzikert heißt heute Malazgirt und Chliat Ahlat. Beide liegen in der heutigen Türkei.  

 

Warum ich die Sache mit Sadıks Wesen als Nation so spannend mache liegt daran, dass ich mir meine eigene Theorie überlegt habe wie er das Osmanische Reich sein kann und gleichzeitig zu den älteren aus Hetalia zählt.  

 

NinjaLadyJae

            



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