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Verhasstes, geliebtes Erbe

von

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Tsubaki hatte viel Spaß während des Spaziergangs und vergas das Trübsal blasen in Windeseile. Besonders diese unbekümmerte Art faszinierte Hanabi, obwohl sie den genauen Grund für sein eher kindliches Verhalten kannte, doch er hatte ihr bereits bewiesen, dass er auch mal erwachsen sein konnte.

„Hanabi-san, da vorne!“ meinte er plötzlich mit solch einem Enthusiasmus, dass man hätte meinen können, der Schwarzhaarige wäre aufgesprungen. Aufgeregt zeigte er auf einen gut besuchten Spielplatz, wo die Kinder spielten, sich austobten oder die Seele baumeln ließen. In seinen Augen sah sie das selbe Glänzen wie es einst bei Akira der Fall gewesen war, wenn er eine Gelegenheit sah sich auszutoben oder jemandem eine Freude zu bereiten. Kindliche Freude. Hanabi schob Tsubaki auf den Spielplatz und hielt neben einer Bank an, um sich selbst dort hin zu setzen. Sie seufzte bei den Gedanken in naher Zukunft selbst mit ihrem Kind diesen Spielplatz zu besuchen und sie viele Stunden mit dem Bau von Sandburgen verbringen würde.

„Hanabi-san ist alles in Ordnung?“

„Ja.“ antwortete sich hastig, was sie verriet. Tsubaki sah sie forschend an, sah ihr tief in die Augen, die als Seelenspiegel bekannt waren. Er wusste es. Wie tief würde er in ihre Seele schauen können? Was würde er sehen?

Seine Augen weiteten sich kurzzeitig, als wäre er zu einer Erkenntnis gelangt, die ihn erschreckte.

„Was ist?“ Statt zu antworten legte er seine Hand auf ihren Bauch.

„Also wirklich, du solltest dich freuen! Du stöhnst nur rum, obwohl du jeden Grund zur Freude hast. Ein Kind ist etwas Besonderes.“

„Wie ...? Woher? Tsubaki ...“

„Ich habe Akira noch etwas mehr über Schwangerschaften ausgefragt. War ganz aufschlussreich. An dem einen Abend, als Akiras Freunde zu Besuch waren, da saß ich mit Shoya und den beiden Frauen in der Küche und wir haben Kekse gegessen. Mina hat sich zurückgehalten wegen ihrer Figur oder so. Fuyuki hat das Selbe gesagt, aber sie hat am meisten von den Keksen gegessen. Du vorhin auch!“ lachte Tsubaki, der stolz auf die Richtigkeit seiner Erkenntnis und seine Beobachtungsgabe war. Das war Hanabi selbst nicht aufgefallen.

„Außerdem warst du gerade etwas abwesend, als du den Kindern beim Spielen zugesehen hattest. Das hat dich auch verraten.“

„Worauf du alles achtest. Beneidenswert.“

„Wie meinst du das?“

„Jahrzehnte lang warst du nichts weiter als eine Marionette und jetzt bist du ein Mensch, wirst mit all dem konfrontiert und du nimmst es einfach so hin kaum etwas wirklich zu wissen oder zu kennen. Ich könnte das nicht. Ich würde wahnsinnig werden, wenn ich vieles nicht verstehe und im Dunkeln gelassen werde.“ Hanabi sah ihm dabei in die Augen und nahm eine Art Schatten war, welcher umgehend wieder verschwand. Etwas betrübt saß Tsubaki nun da, als hätte er gerade erst die Situation seiner selbst erkannt und bemerkt, dass es bei ihm kein bisschen anders war. Im Inneren fühlte er sich genauso wie Hanabi es aus ihrer Sicht beschrieben hatte.

Er überspielte diese Traurigkeit des Unwissens mit einem Lächeln und einer kindlichen Art.

„Ich weiß genug und irgendwie ist es auch schön zuzusehen wie andere reden und ich einfach zuhören und mir ein Bild von allem machen kann. Natürlich ist es manchmal schade, dass ich so einiges nicht weiß, aber Akira erklärt mir auch viel.“

„Du magst ihn schon recht gerne, stimmt‘s?“

„Ja, ich habe ihn gern. Akira ist immer so lieb zu mir, auch wenn er eigentlich schlecht gelaunt ist. Aber manchmal ist sein Verhalten schon seltsam.“

„Jetzt machst du mir ein schlechtes Gewissen. Du fühlst dich wohl bei ihm, aber ich will dich da raus holen.“ Tsubaki schüttelte den Kopf und schenkte Hanabi ein aufmunterndes Lächeln.

„Das macht doch nichts. Dich mag ich auch und Akira würde das nicht stören. Ich bin ihm nur im Weg.“ Hanabi hatte die Augen geschlossen und bedauerte kurz ihre Vorgehensweise. Sie hätte Tsubaki von vornherein fragen sollen wie er darüber denkt, doch sie dachte einzig daran, dass Tsubaki eh nicht richtig entscheiden könnte, da er kaum Lebenserfahrung hatte und man ihn wie ein kleines Kind behandeln konnte. Ein fataler Fehler. Tsubaki konnte sehr wohl richtig entscheiden und seine Entscheidungen begründen.

„Das ist aber freundlich! Aber warum gibst du mir das?“

„Hä?“ Sie schlug ihre Augen auf und sah den Schwarzhaarigen verwundert an, der von einem jungen Mädchen Süßigkeiten geschenkt bekam. Hinter diesem Mädchen standen noch drei andere Mädchen, die sich kichernd die Hände vor die Münder hielten.

„Na weil du der hübscheste Junge bist, der noch nicht mal Make-up dafür braucht!“

„Oh ja!“ quietschten die anderen Drei.

„Ähm ... Danke, aber-“

„Wie heißt du?“

„Wie alt bist du?“

„Wo lebst du?“ fragten die drei Begleiterinnen, die hysterisch zu kichern begannen. Tsubaki sah etwas überfordert zu Hanabi, die sich vor den vier Mädchen aufbaute und ihnen eine Standpauke hielt, die sich gewaschen hatte. Sie wichen immer weiter zurück bis Hanabi schließlich mit dem Satz „Außerdem ist er der Freund meines Cousins, also Pfoten weg!“ ihren Vortrag über angemessenes Verhalten gegenüber Fremden beendete.

„E-entschuldigen Sie. Das wird nie wieder vorkommen.“ Drei der vier Mädchen stauchten nach hinten und suchten das Weite. Die Letzte blieb eisern auf der Stelle stehen und starrte Hanabi an.

„Entschuldige bitte das Verhalten meiner Freundinnen. Du bist uns nur besonders ins Auge gefallen, da du so androgyn bist und ich wollte dich nur genauer ansehen. Solch eine Schönheit. Dein Freund muss echt glücklich sein.“ Das Mädchen lächelte etwas wehmütig, als sie sich zum Gehen wand, was Tsubaki nicht recht verstand. Kurz darauf verließen sie ebenfalls den Spielplatz und machten sich auf den Heimweg.
 

„Das klang schön.“ nuschelte er in seinen Schal. Hanabi sah ihn verdutzt an.

„Dass sie dich Schönheit genannt hat?“ harkte sie nach.

„Dass Akira mein Freund ist!“

„Irgendwas musste ich doch sagen. Nur so lassen sich aufdringliche Mädchen abschütteln. Wenn man sie im Glauben lässt, dass ein Mann schwul ist, dann versuchen sie es gar nicht erst. Dir Flausen in den Kopf setzen wollte ich damit nicht.“

„Schwul, schwul, schwul nix anderes habt ihr zu sagen und ich habe keinen blassen Schimmer was das bedeutet.“ bockte Tsubaki rum und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Na hör mal. Wer nicht fragt bleibt dumm.“

„Gut Hanabi-san, was bedeutet das Wort schwul? Ich will eine ausführliche Erklärung!“

„Wie du willst. Nehmen wir dich als Beispiel. Du bist schwul, wenn du dich generell von Männern angezogen fühlst und Frauen dich kalt lassen. So reagierst du auf die Berührungen eines Mannes und naja willst bei ihm sein. Ach so genau erklären kann ich es dir nicht, aber du kannst doch Shoya fragen. Er wird es dir bestimmt herzlich gerne erklären und es dir anschaulich genug vermitteln, dass du es verstehst.“

„Ich dachte, du wüsstest alles!“

„Ich bin eine Frau, Tsubaki. Ich fühle mich nur von Männern angezogen.“

„Dann bist du doch schwul.“

„Nein. Ich bin ja kein Mann.“

„Also können nur Männer schwul sein?“

„Ja doch! Nur Männer. Und jetzt werde ich dir keine Frage mehr beantworten.“

„Ach Menno.“ Den Rest des Heimweges verarbeitete Tsubaki die neu gewonnenen Informationen und lauschte dem Zwitschern der Vögel, die in den Ästen saßen und sich bald zur Ruhe begaben.
 

„Hanabi-san ist Akira oben?“ rief Tsubaki die Treppe hoch, da er jeden einzelnen Raum im Erdgeschoss leer vorfand. Der Ältere war allen Anschein nach außer Haus.

„Nein, hier ist er auch nicht. Aber ich habe im Schlafzimmer eine Notiz gefunden.“

„Und?“

„Warte ich komm runter.“

Kaum kam der Zettel in seine Reichweite, riss der Schwarzhaarige Hanabi diesen aus der Hand und überflog die kurze Nachricht.

„Hey Tsubaki. Bin mit Shota in ‘ner Kneipe. Komm irgendwann heute Nacht wieder. Hanabi darf noch etwas bei dir bleiben und dich später ins Bett bringen. Akira.“ las er vor und stieß einen Seufzer aus.

„Hey bist du etwa traurig, dass er nicht da ist?“

„Ein wenig. Abends lehne ich mich gerne an seine Schulter, weil er immer so schön warm ist und wenn er im Bett neben mir liegt fühl ich mich sicher, geborgen. Glaubst du, dass ich zu sehr an Akira hänge?“

„Aber nein. Du bist ihm nur so dankbar, dass er dich aufgenommen und dir einiges ermöglicht hat. Du siehst es nicht als selbstverständlich an, dass er bei dir ist und sich um dich kümmert.“

„Gut und was machen wir jetzt bis 22 Uhr?“

„Ich habe Akira vor einigen Jahren ein Puzzle geschenkt. Ich bezweifle, dass er es je angefangen hat.“

„Ich habe im Kinderzimmer so einen Karton gefunden, wo Puzzles draufsteht. Komm mit.“

Im ehemaligen Kinderzimmer setzten sich beide auf den Boden und holten den Inhalt aus dem Karton. Nun lagen sieben verschiedene Puzzle vor ihnen aus denen sie auswählen konnten.

Nach kurzem Hin und Her entschieden sie sich für das mit den vier Tigern im Sonnenuntergang.

Tsubakis strahlende Augen und sein grübelnder Gesichtisausdruck wechselten sich ab und allein diese Beobachtung erwärmte Hanabi das Herz.

„Tsubaki?“

„Hm?“ er hob zwar den Kopf, doch sein Blick ruhte auf einem bunten Puzzleteil.

„Hast du vielleicht Lust der Patenonkel meines Kindes zu werden?“


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