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☾ Mikadzuki

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Vielen, lieben Dank an Cyera und Parsaroth für ihre lieben Kommis - und Avialle für ihre Treue^^ Komplett anzeigen

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Chancen

Als Natsu die Augen öffnete, begannen die ersten Vögel gerade zaghaft ihr Morgenkonzert anzustimmen.

Es war bereits hell, ein warmer Frühlingswind strich über ihren entblößten Körper.

Vorsichtig richtete sie sich auf, sah sich um.
 

Sesshômaru war bereits wach, saß, vollständig angekleidet, an den nächsten Baumstamm gelehnt, die Augen geschlossen, es schien, als bekäme er nichts von der Umwelt mit.
 

Natsu wusste es besser, aber in diesem Moment schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf, der sie viel mehr erschreckte.

Automatisch hob sie die Hand strich mit den Fingerspitzen über ihre Halsbeuge, wo seine Zähne sie mehr als einmal berührt hatten, sie fühlte nach einer Veränderung.
 

„Ich habe dich nicht gezeichnet“, mischte sich da plötzlich Sesshômarus Stimme ein, ohne dass er die Augen geöffnet hätte.

Er musste erahnt haben, was sie beschäftigte.
 

Natsu hielt inne.
 

Sie konnte nicht einschätzen, was das Geschehen der Nacht für ihn bedeutete, das ihr noch so klar vor Augen war. Natürlich konnte er sie nicht einfach zeichnen ohne einen Krieg zu riskieren, aber davon mal ganz abgesehen… was steckte hinter seinem Verhalten?

Hatte er nur seinen Spaß haben wollen oder war da mehr? Sie wagte nicht weiter darüber nachzudenken, aus Angst, ihre Vernunft würde die innere Diskussion gewinnen.
 

Hunde und Katzen lagen seit selbst für Yôkai endlos langer Zeit im Klinsch, sie war sich nicht einmal sicher, ob der ursprüngliche Grund dafür noch irgendjemandem bekannt war.
 

Aber er würde niemals eine Gefährtin oder auch nur eine Konkubine über diese Grenzen hinweg wollen – oder gerade?

War nicht gerade ihm fast alles zuzutrauen?

Ihre Gedanken wirbelten umeinander, ohne, dass sie zu einer Antwort wurden.
 

Und was bedeutete es für sie?
 

Als sie diese Reise antrat, war ihr erster Eindruck gewesen, einen zwar höflichen und ehrenvollen Yôkai, aber auch einen unglaublich kalten und arroganten Charakter vor sich zu haben.

So hatte man – das hieß, Tôran – ihr bereits erzählt und das hatte sie geglaubt.

Sie hatte versucht, ihn zu provozieren, war damit oft genug aufgelaufen, hatte ihn aber auch ab und an aus der Reserve gelockt.

Und schließlich war der Verdacht aufgekommen, dass sein Wesen sehr viel facettenreicher war, als man glauben mochte. Sie hatte Tôrans Instruktionen beiseite geschoben und richtig hingesehen – und den wahren Sesshômaru kennengelernt. Der war selbstbewusst und voller Kalkül, wortkarg aber dennoch verantwortungsvoll, gerecht und manchmal sogar offen und freundlich.

Am vergangenen Abend aber, während ihrem Trainingsduell, da hatte sie zum ersten Mal das Gefühl gehabt, ihn voll und ganz zu erkennen. Obwohl er nicht das Geringste gezeigt hatte, war ihr bewusst gewesen, dass er Spaß an dem Kampf hatte. Seine wahre Natur hatte sich plötzlich vor ihr zusammengesetzt, wie ein Puzzle – und sie war fasziniert gewesen.

Ihre Scheu, ihre Zurückhaltung war davongeflogen wie ein freigelassener Käfigvogel.

Als er den ersten Schritt machte, war sie darauf eingegangen, ohne weiter nachzudenken. Es hatte sich… ehrlich angefühlt, richtig.
 

Aber bei ihren Überlegungen brachte sie das auch nicht weiter.
 

Natsu unterdrückte den Stoßseufzer, der ihr schon auf der Zunge lag und schloss noch einmal kurz die Augen.

Schließlich bemühte sie sich, die inneren Stimmen zu überhören und ließ die Hand sinken. Stattdessen griff sie nach ihren Kleidungsstücken. Sobald sie sie am Körper trug, schlossen sich die glatten Schnitte, die Sesshômarus Klauen in der Nacht hinterlassen hatten, blitzschnell.
 

Sie erhob sich mit jener Eleganz, die nur ihrer Gattung gegeben war, nur um festzustellen, dass Sesshômaru längst stand, mit dem Rücken zu ihr, abwartend.

In alter Manier forderte er sie nicht zum Folgen auf, sondern setzte sich einfach in Bewegung.
 

Natsu spürte doch gewisse Überraschung, als ihr auffiel, dass in ihren Hinterkopf kein bissiger Kommentar herumschwebte. Kopfschüttelnd folgte sie ihm. Eine Weile liefen sie schweigend über die Ebene, sie einen knappen Schritt hinter ihm, ihm die Führung überlassend.
 

Sie hatte längst gemerkt, dass er nicht den direkten Weg nahm, aber ebenso erinnerte sie sich vom Beginn der Reise an diese Gegend. Offensichtlich wollte er noch einmal in das Dorf, in dem er nach seinem Bruder gefragt hatte. Natsu versuchte erst gar nicht nachzuvollziehen, warum, immerhin müsste er wissen, dass dessen Bande noch lange nicht wieder da war, wenn die noch im Süden die Fuchskinder abliefern wollten, aber er hatte sicherlich dennoch seine Gründe.

Solange sie nur liefen und nicht in Energieform reisten, würde es sowieso noch einen guten Tag dauern, bis sie dort waren.

So hatte sie Zeit nachzudenken.

Etwas war da, das sie beunruhigte, aber ehe sie es zu fassen bekam, war es wieder verschwunden.

Eine Ahnung, zu schwach, als das sie selbst sie richtig verstand.
 

~*~
 

Die Gruppe um InuYasha war derweil auch aufgebrochen und schon ein gutes Stück weiter im Süden.

Es war Kirara gelungen, ihnen klar zu machen, dass auch Katashi jemanden tragen könnten und so saß Kohaku auf ihrem Rücken, während die Fuchskinder auf Katashi ritten. InuYasha trug Kagome und so kamen sie gut voran.

Wo Sesshômaru und Natsu sie verlassen hatten, war bereits das neutrale Gebiet inmitten der vier Fürstentümer gewesen und so näherten sie sich jetzt schnurstraks der südlichen Grenze. Wenn sie sich beeilten, erreichten sie sicher noch bis zum Abend die Akademie, schließlich lag die nicht sonderlich weit von der Grenze entfernt.
 

~*~
 

In Musashi herrschte derweil auch Aufbruchstimmung, wenn auch nur bei wenigen.

Riku ließ sich von Kaede die Tasche geben, in der Renjiros Mönchgewand und Proviant sowie Verbandszeug waren.
 

Die Brüder sahen sich an. Jetzt wurde es ernst. Nachdem Miroku ihnen gestern diesen Tanuki vorgestellt hatte, hatten sie beide noch lange geredet und schließlich beschlossen, Vertrauen zu haben.

Immerhin hatten Miroku und diese Sango sie gerettet und ihrem Bruder einen gnädigen Tod erlaubt. Und Miroku wollte sie bei seinem ehemaligen Lehrmeister unterbringen.

Warum sollte er ihnen dann Böses wollen.
 

Nachdem sie sich von der alten Miko verabschiedet hatten, machten beiden sich auf den Weg zum Dorfrand.

Miroku hatten ihnen gesagt, sie sollten zu der Hütte kommen, an der Riku neulich auf Sango getroffen war. Die junge Frau wohnte offenbar dort.
 

Als sie ankamen, sahen sie nur das junge Mädchen, das manchmal bei Kaede geholfen hatte und jetzt die kleinen Zwillingsmädchen im Auge zu behalten schien. Rin hieß sie, wenn Riku sich richtig erinnerte.
 

„Wo ist denn Miroku-san?“, fragte er.
 

Rin wandte den Kopf und strahlte ihn in bekannter Manier an. „Miroku-sama kommt gleich. Und Sango-sama ist hinter dem Haus“, antwortete sie bereitwillig und nickte in die gemeinte Richtung.
 

Die Brüder sahen sich kurz an und umrundeten dann das Haus. Vielleicht konnten sie sich die Zeit ein wenig vertreiben, indem sie sich mit Sango unterhielten. Renjiro hatte die junge Frau schließlich noch gar nicht kennengelernt und Riku auch nur kurz mit ihr gesprochen.

Als sie aber sahen, was hinter dem Haus vor sich ging, zuckten beide zurück.
 

Da stand wieder jene Sango, die sie gerettet hatte. Anstatt des Kimono trug sie einen hautengen, schwarzen Kampfanzug, der beiden bei dem Überfall gar nicht aufgefallen war.

Den mannshohen Bumerang balancierte sie geschickt mit einer Hand, wirbelte ihn über dem Kopf herum, immer nach einer halben Drehung umgreifend. Dann, ohne Vorwarnung schleuderte sie ihn vorwärts und sah der Waffe hinterher, die erst nach mehreren Dutzenden Metern einen Bogen flog und zurückkehrte.

Geschickt fing Sango sie auf, stellte sie auf den Boden und drehte sich halb um.

„Schönen, guten Tag, ihr beiden“, wünschte sie, als sei an ihrer bisherigen Beschäftigung nichts Besonderes.
 

Riku und Renjiro bemühten sich um einen nicht ganz so entgleisten Gesichtsausdruck und nickten lieber nur grüßend als zu riskieren, dass ihre Stimmen schwankten.

Was seid Ihr?“, fragte Renjiro nach einem Moment. Sein Blick lag dabei auf der riesigen Waffe.
 

Sango lächelte und setzte sich ins Gras, den Knochenbumerang dabei neben sich legend. Mit der freien Hand klopfte sie auf den Boden. „Ich bin eine Taijiya“, gab sie dann freimütig zu.
 

„Eine was?“, fragte Riku entgeistert nach.
 

„Eine Dämonenjägerin. Bis vor ein paar Jahren gab es ein großes Dorf, weiter im Nordwesten. Meine ganze Familie stammt daher“, erklärte sie und bemühte sich, nicht zu zeigen, dass die Reaktion der beiden sie zum einen belustigte, zum anderen aber auch schmerzlich daran erinnerte, dass die Dämonenjäger als ausgestorben galten.

Im Grunde war es ja auch so. Nur Kohaku und sie waren übrig und sie wusste von ein, zwei Veteranen, die sich in anderen, normalen Dörfern zur Ruhe gesetzt hatten.

Aber solcherart Gedanken gehörten jetzt nicht hierher.
 

Ihr war es sehr Recht, dass in diesem Moment Miroku auftauchte, Hachi im Schlepptau. Sie kannte den Tanuki gut genug, um zu wissen, dass der nicht sonderlich glücklich war.

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah sie zu Miroku auf, der nur scheinbar unschuldig die Schultern zuckte. Sango schüttelte den Kopf und erhob sich. Kurz umarmte sie ihn, dann trat sie zurück um ihren Hiraikotsu aufzunehmen. „Gute Reise, ihr vier. Grüßt Mushin von mir“, wünschte sie noch, ehe sie wieder etwas beiseite trat und sich an den Griffbändern ihrer Waffe zu schaffen machte.

Sie würde noch ein wenig weiterüben.

Jetzt, wo Yamato gerade schlief, hatte sie Zeit dazu. Wenn alle drei Kinder wach waren, war es immer etwas schwierig, auch wenn Rin eine große Hilfe war.

Das junge Mädchen war nicht klein zu kriegen und konnte sich unermüdlich mit den Kleinen beschäftigen. Sango schmunzelte etwas, ehe sie den Knochenbumerang wieder in die Höhe wuchtete.

Mit einem Seitenblick überzeugte sie sich davon, dass Miroku mit den drei anderen etwas beiseite gegangen war, damit Hachi sich in Ruhe verwandeln konnte, der Tanuki zückte bereits das obligatorische Blatt, dann schickte sie den Bumerang wieder los, ließ ihn gezielt einen einzelnen Rhododendron umrunden und fing ihn wieder auf.
 

Es war ein willkommenes Stück Vertrautheit, weiterhin trainieren zu können und mit ein Grund, warum Miroku und sie so weit am Rande des Dorfes wohnten.

Als sie wieder aufsah, hob Hachi gerade ab, Miroku saß, den Shakujô an der Schulter lehnend vorne auf dem seltsamen, gelben Wesen, das der Tanuki in seiner verwandelten Form gerne war und seine beiden Begleiter hockten weiter hinten, sichtlich noch immer skeptisch über die Reisemethode.

Naja, Shippô ist ein riesiger, rosa Ball mit Augen. Wer das kennt, den wundert auch ein fliegender, gelber Klotz nicht mehr…, dachte sie noch, während sie den Abreisenden nachblickte. Wie gerne wäre sie selbst wieder auf Reisen, aber das war momentan noch unmöglich.

Und so konzentrierte sie sich wieder auf den Hiraikotsu, ehe irgendwelche Sehnsüchte aufkommen konnten.
 

~*~
 

„Sag mal, Kôhei, willst du nicht wenigstens mal ein paar vernünftige Worte mit uns wechseln?“
 

Der junge Ookami sah auf, als sich zwei seiner Rudelgenossen näherten, erwiderte jedoch nichts.

Ihm war nicht nach Reden zu Mute, nun, das war es fast nie. Wie so oft rief er sich ins Gedächtnis, dass er das alles hier nur für Sayokos Wohlergehen tat, damit er die beiden Jüngeren nicht unwirsch anfuhr. Stattdessen wandte er den Blick wieder ab.
 

„Ach, lasst ihn doch. Mit dem ist doch eh‘ nichts anzufangen!“, mischte sich eine Stimme ein, die Kôhei sofort einem der ältesten Schüler, einem Tyo-Yôkai, zuordnete, der hier nur trainieren durfte, weil sein Vater bei den Boten diente.

Aber er verkniff sich einen Kommentar.

Nicht einmal seine Rudelkameraden wussten so genau, warum er sich verhielt, wie er es tat, manchmal wusste er es selbst nicht, wie sollte es dann ein gänzlich Fremder wissen? Warum also sollte er erwarten, dass jemand mit noch weniger Ahnung ihn durchschaute?
 

Oh, Sayoko…

Wortlos erhob er sich und ging an den drei jungen Yôkai vorbei, hinüber zu den Gebäuden. Wenn er hier keine Ruhe hatte, würde er eben wieder in die Bibliothek gehen. Dort war es wenigstens friedlich.

In den letzten Tagen hatte Arata ihn anstatt einer abendlichen Trainingseinheit öfter in die Bibliothek des InuSchlosses geschickt, mal um etwas über den Shokuin no Rei, seine vorbestimmte Waffe, herauszufinden, mal um anderes zu lernen. Kôhei war nicht böse um die ausfallenden Kampftrainings. Noch immer hatte er keinen Spaß daran, fand keinen Sinn.

Nur für dich, Sayoko…
 

~*~
 

Instinktiv war InuYasha stehen geblieben, als sie die Grenze erreichten.

Er witterte die Grenzlinie, aber nach einem kurzen Zögern folgte er Kirara und Katashi, die ihren Weg ohne Pause fortsetzten.
 

Erst ein paar Kilometer weiter setzte Kirara zur Landung an und ihr Artgenosse folgte. Shippô und Kyoko sprangen von seinem Rücken.

Es war bereits besprochen, wieder würde es Kirara allein sein, die sie brachte.

InuYasha und Kagome würden zu viel Aufruhr verursachen und außerdem wollte Shippô ja nicht, dass sein Freundeskreis unter den Mitschülern bekannt wurde.
 

Die junge Miko hockte sich hin um Shippô noch einmal in den Arm zu nehmen und sogar Kyoko ließ sich umarmen, ehe sie zurücktrat.
 

„Tschüss, InuYasha!“, rief Shippô noch, ehe er auf Kiraras Rücken kraxelte.
 

Kyoko setzte eine schelmische Miene auf, als sie sich vor dem Hanyô aufbaute. „Auf ein Wiedersehen, InuYasha-oji-sama“, sagte sie mit einer Verbeugung und folgte ihrem Schulkameraden dann, noch ehe InuYasha sich von seiner Überraschung erholen und wohlmöglich heftig reagieren konnte.

Als der Hanyô sich gefasst hatte, war Kirara schon abgehoben.
 

Lange winkte Shippô noch, dann waren sie aus dem Blickfeld der kleinen Gruppe verschwunden.

Der junge Kitsune seufzte etwas, straffte dann aber die Schultern. Er war jetzt wieder ein Schüler der Fuchsakademie, nichts besonderes mehr.

Kyoko schien ähnlich zu denken, denn auch ihre Miene veränderte sich, als die Akademiegebäude in Sicht kamen.
 

Dann aber konnte sie ihre Freude nicht unterdrücken, als sie die Gruppe Kitsune erkannte, die auf dem Vorplatz stand. Ihre Brüder!
 

„So langsam weiß ich nicht mehr, was wir tun sollen. Es gibt keine verwertbaren Spuren!“ Kanaye klang beinahe verzweifelt, auch wenn er das zu unterdrücken versuchte.
 

Tadashi nickte langsam, doch dann fuhr er plötzlich zusammen.

„Das kann nicht…“, begann er, doch er verstummte, als er die Nekomata erkannte, die sich näherte.
 

Gleich darauf erklang ein Jubelschrei: „Onii-chan!“
 

Tadashi schob jeden Zweifel beiseite, der ihn automatisch befallen hatte, als er meinte, Kyokos Witterung wahrzunehmen.
 

Noch bevor die Nekomata gelandet war, war Kyoko von ihrem Rücken gesprungen und auf ihre Brüder zugelaufen.

Tadashi fing sie auf und umarmte sie fest. „Imouto-tan“, lachte er, als er sie wieder losließ. „Wo warst du denn?“
 

Kyoko trat einen Schritt zurück und setzte eine gefasste Miene auf. „Shippô und ich sind entführt worden! Es waren so komische, schwarze Viecher, Shippô meint, es seien Shinidamachu. Sie haben uns in einen Käfig gesteckt, aber wir konnten entkommen. Naja… und dann haben wir uns verlaufen. Aber wir hatten Glück und haben Shippôs Freunde gefunden – und Fürst Sesshômaru war auch da. Und jetzt hat unsere Freundin hier, uns wieder zurückgebracht.“

Sie deutete hinter sich, wo Kirara stand, Shippô noch immer auf dem Rücken.
 

Kanaye, der daneben stand und darauf verzichtet hatte, Kyoko zu umarmen, weil er einige der Fuchsschüler in der Nähe entdeckt hatte und er als Erbprinz doch ein wenig bekannter war, als sein Bruder, runzelte die Stirn. „Fürst Sesshômaru? Meinst du das ernst?“
 

„Natürlich!“ Die Fuchsprinzessin klang entrüstet. „Ich hab doch Recht, stimmts Shippô?“
 

Der halbwüchsige Kitsune richtete sich auf. „Klar. Und wenn Sesshômaru uns nicht mit zu Bokusenô geschleppt hätte, hättest du jetzt wohl kaum dieses Federding.“
 

Kyoko riss die Augen auf. „Ach ja, das habe ich ganz vergessen. – Kanaye, Tadashi, als wir bei Bokusenô waren, das ist ein alter Baumgeist, also als wir bei dem waren, hat plötzlich ein Artefakt verrückt gespielt, das er hütet. Es wollte uns angreifen, zuletzt mich. Und plötzlich ist so ein Ding erschienen und hat mich gerettet. – Wartet mal, hier. Das. Bokusenô sagt, es heißt Haru Tsume und sei sehr wertvoll!“

Sie zog den keilförmigen Stein hervor, den sie in ihrem schon etwas ramponierten Obi transportiert hatte.
 

Ihre Brüder zogen synchron scharf die Luft ein.

Es war offensichtlich, dass sie knapp davor waren, entgeistert die Münder offen stehen zu haben. Aber soweit kam es dann doch nicht.

„Und ob das wertvoll ist, Kyoko! Sag, hat Haha-ue dir jemals von den Artefakten des magischen Gleichgewichtes erzählt?“, fragte Kanaye schließlich.
 

Kyoko schüttelte den Kopf.
 

Tadashi legte seinen Bruder die Hand auf die Schulter. „Lass mal. Das ist sicher alles ein bisschen viel für sie. Weißt du, ich glaube, wir nehmen dich jetzt ersteinmal mit aufs Schloss. Chichi-ue und Haha-ue vermissen dich schon bitterlich. Und ich glaube, einen neuen Kimono kannst du sicher auch gebrauchen.“

Letzteres sagte er mit einem Augenzwinkern und einen vielsagenden Blick auf den ausgefransten Saum, den dreckigen Stoff und den fadenscheinig durchgescheuerten Obi, aus denen Kyokos Gewand noch bestand.
 

Sie kicherte in einer Mischung aus Amüsement und Verlegenheit. „Wenn ihr wüsstet, was es bedeutet mit Shippôs Freunden zu reisen“, griente sie, ließ aber zu, dass Kanaye sie ergriff und auf den Arm hob.

Noch war sie zu jung um über längere Strecken zu schweben, also würde ihr Bruder sie mitnehmen.

„Eine Bitte habe ich aber!“, hielt sie ihn allerdings vom Aufbruch ab.
 

„Und der wäre, imouto-chan?“
 

„Darf Shippô mit?“
 

~*~
 

Es war bereits Nachmittag, als sie sich Musashi näherten.
 

Sesshômaru blieb auf einer Hügelkuppe stehen, die Augen zusammengekniffen.

Hatte sein Gefühl ihn doch nicht getrogen. Auch in dieser Region waren diese kranken Oni – und das nicht weit vom Dorf. Wenn es nach ihm ging sogar eindeutig zu nah.

Rin!

Er ging weiter.

Natsu war nicht weit hinter ihm und er kam nicht umhin, zurückzudenken.
 

Nie hätte er geglaubt, dass er sich so vergessen könnte, aber in diesen Momenten war sein Instinkt so sehr hervor gebrochen, dass er sein Tun einfach als richtig empfunden hatte.

Aber war es wirklich nur sein Instinkt?

Seine Vernunft war sich dessen sicher.

Sein Gefühl aber, auf das er seit Jahrzehnten nicht mehr gehört hatte und das jetzt umso hartnäckiger auf sein Mitspracherecht pochte, das sprach eine ganz andere Sprache.

Es war ihm ja schon lange aufgefallen, dass Natsu ganz speziell war. Aber dass sie so viel in ihm auslösen konnte, Fesseln sprengen konnte, die er selbst sich angelegt hatte, das hätte er niemals geglaubt. In dieser einen Nacht war es ihr gelungen.
 

Etwas riss ihn aus seinen Gedanken, ließ ihn intuitiv erneut innehalten. Aufmerksam witterte er, unterdrückte ein Grollen. Diesen Angstgeruch kannte er nur zu gut. Ohne Vorwarnung sprengte er los.
 

Natsu folgte zwar, aber deutlich langsamer.

Sie war vollkommen in Gedanken gewesen.
 

Und ausgerechnet in diesem Augenblick bekam sie die Ahnung zu fassen, die sie schon den ganzen Tag umspukte wie ein hartnäckiger Poltergeist.

Für einen Herzschlag hatte sie das Gefühl, ihr Blut wäre eingefroren, ihr Herz würde stehen bleiben. Nein…, hauchte sie in Gedanken, dann rief sie sich krampfhaft zur Ordnung.
 

Noch war es nicht zu spät, etwas daran zu ändern.

Noch konnte sie alles ungeschehen machen – nun, nicht alles.

Aber das, was nicht nur sie, sondern vorallem Sesshômaru in unglaublich mächtige Probleme stürzen würde.
 

Eisern beschleunigte sie, nicht willens ausgerechnet jetzt zurückzustehen.

Wenn sie Pech hatte, hatte er es bereits gewittert, ihr blieb nur diese eine Möglichkeit.

Was auch immer ihn an dieses Dorf band, sie ahnte, was ihn gerade jetzt dorthin trieb: Oni.

Unzählige hingen wie eine dunkle, zischende Glocke über der Menschensiedlung.
 

Fast erleichtert legte Natsu die Hand an den Schwertgriff. So sehr sie diese kranken Viecher auf der Reise zu hassen gelernt hatte, jetzt kamen sie und der bevorstehende Kampf gerade Recht.

Nur diese eine Chance…, hallte es in ihrem Kopf, als sie sich knapp hinter Sesshômaru in die Oniwolke stürzte, mit schwungvollen Schwertstreichen ganze Massen zerteilend.

Nur diese eine Chance…, als sie kurz auf dem Boden aufkam, sich abstieß und Ashai-Ha frontal in einen riesigen, undefinierbaren Oni stach, sodass der, schwarzes Blut spuckend, zu Boden ging.

Nur diese eine Chance…, als sie mit einem Überschlag einem vieläugigen Wurm auswich und ihn umsäbelte.

Nur diese eine Chance…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Was Natsu wohl so umtreibt...

Im nächsten Kapitel wird es für sie nicht besser, denn Natsu macht eine "Unerwartete Bekanntschaft" und auch Shippô lernt eine Menge neuer Leute kennen. Außerdem gucken wir mal, wie es ein paar Wölfen geht... Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Parsaroth
2014-04-16T15:11:42+00:00 16.04.2014 17:11
Oh mensch, das ist ja wieder mächtig aufregend - ich bin sehr gespannt auf das nächste Kapitel!
:D Mir gingen Sangos Gedanken über die ausgelöschten Dämonenjäger recht nahe, muss ich sagen. Und natürlich die weitere Entwicklung der Geschehnisse in Bezug auf Natsu und Sesshoumaru. Oh ja.
Ich freu mich auf die Auflösung! =)

Antwort von:  Mimiteh
16.04.2014 19:37
Sango und die Taijiya werden im Laufe der Story auch noch ein bisschen in den Fokus rücken, soviel kann ich versprechen.
Ansonsten hören wir dann wohl nächste Woche zur Auflösung voneinander^^
Von:  Cyera
2014-04-15T14:40:52+00:00 15.04.2014 16:40
hi :)
das kapi is gut ;P und mit meiner "vorarnung" schein ich ja auch richtig zu liegen :D
natsu will anscheinend auch sess beiendrucken zu wollen ^^
gespannt wie es weiter geht ;)
schreib schnell weiter :P

lG Cyera
Antwort von:  Mimiteh
15.04.2014 20:19
Also, ich fürchte... Sess beeindrucken liegt in Natsus Intention gerade ganz weit hinten. Die hat andere Probleme.
Aber ich freue mich natürlich, wieder von dir zu hören und hoffe, du bist auch nächste Woche, zur Auflösung, wieder dabei^^
Von:  Avialle
2014-04-14T21:21:29+00:00 14.04.2014 23:21
*salutier* Immer wieder gerne!

Bei Kohei schauts ja... So lala aus. Armer Junge
Shippo und Kioko sind einfach zu süß. Vorallem, dass sie will, das Shippo mit geht
Einfach Zucker
Unsere Mönche sind gerade noch rechtzeitig abgehauen, wie mir scheint^^
So, nun zu Natsu und Sess
Oh, ich fand das hast du klasse gemacht. Die Reaktionen und Gedanken der beiden haben gut gepasst. Und ich denkt, wir Leser haben dank Natsus Gedanke am Schluss auch Gewissheit, dass wir einen gewissen Satz richtig gedeutet haben. Fragt sich nur, wie sie damit umgehen! Weil recht hat sie, das könnte echt große Probleme geben. Stellt sich die Frage, wie sie und er damit umgehen!
Du siehst, ich bin nach wie vor total gespannt^^
Antwort von:  Mimiteh
15.04.2014 13:01
Wie ich sehe, werden hier Ahnungen bestätigt^^
Na, Shippô und Kyoko sind eben Kinder, ne? Und wenn ich sie schon wieder mit reinziehe, müssen sie das auch mal ausleben können. Ihre Freundschaft ist halt noch enger geworden, während der Reise, fast geschwisterlich.
Und ja, ich glaube, Riku und Renjiro hätten den Schock ihres Lebens gekriegt, wenn sie den Angriff auf Kaedes Dorf noch miterlebt hätten. Insbesondere, was sie zufällige Hilfestellung durch gewisse Daiyôkai betrifft... ^^
Freut mich, dass die Reaktionen an dieser Stelle nachvollziehbar waren. Die endgültige Auflösung und der weitergehende Umgang untereinander und mit dem 'Problem' erfahren wir dann in den kommenden Kapiteln^^
Antwort von:  Avialle
15.04.2014 13:28
Jaha, wenn man gemeinsam entführt wird, schweiß das eben zusammen^^
So viel zu: Zurück zur Schule und die Normalität hat uns wieder :D
Übrigens stelle ich mir gerade bildlich vor, wie die zwei umkippen, weil sie von Youkai vor Oni gerettet wurden *sich nicht mehr krieg*
Das will ich auch schwer hoffen! Ohoh, du kannst mit mir eig einen drama-queen-Cluc aufmachen, du bist echt furchtbar was das angeht >.<


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