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☾ Mikadzuki

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Zum neuen Jahr ein neues Kapitel^^
Ich hoffe, keiner von euch hat zwischen den Jahren an Leib, Leben oder Trommelfell Schaden davongetragen? Komplett anzeigen

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Gewissheit

Ein nicht gerade sanfter Fußtritt in der Seite weckte Kagome am nächsten Morgen. Als sie die Augen öffnete, erkannte sie aber, dass der Fußtritt doch sehr sanft gewesen war – zumindest für die Verhältnisse desjenigen, der sie geweckt hatte. Sesshômaru stand nämlich einen halben Schritt von ihr weg und blickte mit ausdrucksloser Miene auf sie hinab.

„Komm“, befahl er dann und drehte sich weg.

Noch etwas benommen setzte Kagome sich auf, erkannte, dass die restliche Gruppe noch schlief, ausgenommen Tián, der wieder einmal wie vom Erdboden verschluckt war, und Natsu, die ein paar Schritte entfernt stand und abwartend zum Horizont blickte.

Langsam kam Kagome auf die Beine, griff nach ihrem Bogen und Pfeilköcher. „Warum das ganze Theater?“, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Ich dachte dir gestern ausführlich genug erklärt zu haben, wozu wir dich brauchen!“, gab Sesshômaru ausdruckslos zurück und zeigte damit deutlich, dass er zu keiner weiterführenden Erklärung aufgelegt war.

„Ach, und jetzt nimmst du einfach an, ich würde dir gehorchen wie ein treues Hündchen seinem Herrn?“, fragte sie spitz.

„Dir muss ich wohl kaum erklären, dass ich dich auch genauso gut mit Gewalt mitnehmen kann. Also kommst du nun freiwillig, oder nicht?“, konterte der Inuyôkai gelassen, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Den Inhalt ihres Spruchs überging er geflissentlich.

„Nicht ohne die anderen“, bestimmte sie sofort, ohne zu merken, dass ihre erhobene Stimme inzwischen auch die anderen aufgeweckt hatte.

Shippô rieb sich die Augen, Shiori ordnete ihren Umhang, den sie des Nachts als Decke benutzt hatte.
 

Jenseits ihres Blickfeldes verdrehte Sesshômaru leicht die Augen, ehe er leise aufknurrte, weil Natsu sich schon wieder ein Lachen verkneifen musste. Offenbar fand die junge RaionYôkai es sehr amüsant, wie er sich hier von der jungen Miko vorführen ließ. Aber er brauchte sie nun einmal, lebendig, in einem Stück und bei einigermaßen guter Laune, sonst hätte er längst andere Seiten aufgezogen.

Kagome interpretierte sein Schweigen derweil fast automatisch als Zustimmung und zog InuYasha vom Boden hoch, der die Situation noch nicht so wirklich erfasst zu haben schien. Vermutlich war er es eh nicht gewohnt, so fest zu schlafen, wie er es diese Nacht getan hatte. Sesshômaru hatte von seinem Sitzplatz aus durchaus mitbekommen, wie wenig aufmerksam der menschgewordene Hanyô in seiner jetzigen Gestalt war. Höchstwahrscheinlich waren seine sowieso erbärmlichen Sinne noch weiter in sich zusammengeschmolzen.
 

Dann endlich konnten sie sich in Bewegung setzen, weiter Richtung Süden, allerdings auch weiter Richtung Osten, als die Gruppe um InuYasha bisher gewandert war. Sesshômaru voran, Natsu direkt hinter ihm, dann der Rest, Kirin und Yutaka bildeten den Schluss. Die Gruppe mutete nun noch seltsamer an, als zuvor.

Und Kagomes Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass sie mit dem Aufbruch trotz allem nicht ganz einverstanden war. Das lag vermutlich auch daran, dass InuYasha missmutig hinterher trottete und vor allem, noch immer schwarzhaarig und menschlich war. Sie hätte ihm gerne noch etwas Ruhe und Zeit zum Nachdenken gegönnt. So war ja mit ihm rein gar nichts anzufangen.

Und warum sie so früh aufgebrochen waren, wusste sie auch nicht.

Zu mindestens letzte Unklarheit schien ihr so klar ins Gesicht geschrieben, dass Natsu sich schließlich zu ihr zurückfallen ließ. „Einige Kilometer hinter uns ist eine Wolke dieser spinnenden Oni. Ich denke, Sesshômaru-sama hatte keine Lust, sich mit denen abzugeben“, erklärte sie ungefragt und überging das leise Grollen, dass prompt von dem Hundedämon zu hören war. Er mochte es nicht, wenn man buchstäblich hinter seinem Rücken über ihn sprach.

Aber er kam sowieso nicht mehr dazu, auch nur zu überlegen, ob er einschreiten sollte, denn die Witterung besagter Oni war beachtlich schnell näher gekommen und er konnte bereits das flackernde Yôki spüren. Bald würden diese Viecher sie eingeholt haben und ein Kampf war nicht mehr abzuwenden. Er blieb stehen. „Es sind keine Kilometer mehr“, konstatierte er nur und wandte sich zu der Gruppe um. „InuYasha!“

Tatsächlich sah der menschgewordene Hanyô auf. „Was?“, schnappte er brummig.

„Halte dich zurück“
 


 

„Rin! Hey, Rin, hör doch auf, so wild umherzulaufen! Du machst eine alte Frau wie mich noch ganz nervös! Was ist denn los? Ist es wieder Zeit für den Besuch von deinem Herrn?“

Das Mädchen schüttelte heftig den Kopf, sodass ihre Haare flogen. Obwohl jene inzwischen auf beinahe Schulterlänge herangewachsen waren, bestand sie noch immer auf das kleine Zöpfchen, dass seit Jahren ihr Markenzeichen war. „Nein. Sesshômaru-sama kommt diesmal nicht!“, antwortete sie und hüpfte weiter mal auf einem Bein, mal auf zweien im Zickzack vor Kaede her über den Dorfplatz.

Die alte Miko lachte rau. „Woher weißt du das denn?“

„Miroku-sama und Sango-sama haben erzählt, dass er letztens hier war. Er hat nach InuYasha-sama gefragt. Vielleicht sucht er ihn“

Kaede schmunzelte. Rin war außer Myouga vermutlich die einzige weit und breit, die InuYasha mit dem ehrenden –sama ansprach. Aber für das Mädchen schien das irgendwie dazuzugehören. „Und da bist du so fröhlich? Ich dachte, du vermisst ihn“

Für einen Moment blieb die Schwarzhaarige stehen und ihre großen Augen wandten sich Kaede zu. „Natürlich vermisse ich Sesshômaru-sama!“, erklärte sie vorwurfsvoll, als sei es das Natürlichste der Welt, dass ein kleines Menschenmädchen so über einen Fürsten der Yôkai sprach. „Aber er hat wichtiges zu tun. Das hat er schon früher immer gemacht. Nur damals hat er mich mit Jaken und Ah-Uhn zurückgelassen und jetzt lässt er mich mit euch zurück“, fügte sie dann hinzu und setzte ihr Hüpfspiel fort, dessen Regeln nur sie kannte – wenn es denn überhaupt welche gab.

Kaede schüttelte leicht den Kopf und betrachtete ihre zeitweilige Schülerin kurz, ehe sie ihren Weg fortsetzte.

Rin war wirklich ein Phänomen.
 


 

Tatsächlich dauerte es keine Minute mehr, bis das herannahende, flackernde Yôki einer dunklen Kuppel gleich über der Gruppe hing. Zischelnde Geräusche, wie von übergroßen Schlangen erfüllten die Luft und InuYasha blieb seine patzige Bemerkung im Hals stecken, als sich hordenweise Oni vom Himmel herabfallen ließen, allein durch ihre Menge die Gruppe umkreisten und voneinander trennten.

Von Kirin war ein leicht erschrockener Laut zu hören, aber er kam nicht mehr dazu, den anderen zu sagen, was ihn aufgeschreckt hatte, denn ebenso wie die anderen, war er nun dazu gezwungen, sich zu verteidigen. Denn diese Oni griffen trotz ihres flackernden Yôkis seltsam effektiv an, als hätten sie die Gruppe mit Absicht getrennt – und es waren unvorstellbare Mengen.

Sesshômaru kniff die Lippen zusammen, als er seine Energiepeitsche aktivierte. Selbst er wollte nicht riskieren, mit Bakusaigas Angriff die anderen Reisenden gleich mit abzuschlachten, immerhin sah er nicht, wo sie waren. Er spürte das Aufwallen von Yôki, als Natsu wieder ihren Blutangriff losschickte, er konnte die reine Energie spüren, wo vermutlich Kagome und Kirin standen, aber den Rest vermochte er nicht auszumachen. Das ist schlecht, sehr schlecht… solche Mengen auf so engem Raum…

Niemand, vor allem nicht die Oni, bemerkte die Gestalt, die hinter einem einzelnen Baum ganz in der Nähe kauerte, die dunklen Augen funkelnd vor Ruhelosigkeit und die schmale Hand um den Schwertgriff verkrampft, an dem eine hellgrüne Quaste befestigt war...
 


 

Mühsam erwachte Amaya, schob die Decke zurück, die man über sie gebreitet hatte, nachdem man sie in ihre Gemächer gebracht und entkleidet hatte. Sie wusste, seit ihrer frühen Kinderzeit hatte sie nie mehr so fest geschlafen, wie jetzt, nach der gestrigen Zeremonie. Fast war es nicht zu glauben, was sie nun war. Oberste Schamanin aller Nekos. Mit gerade 660 Jahren!

Langsam zog sie die Beine unter den Körper und kniete sich hin. Jemand hatte eine Schale mit Wasser direkt neben ihr Lager gestellt und Amaya beugte sich etwas vor, um ihr Spiegelbild zu betrachten. Natürlich sah sie nicht anders aus, als gestern, aber dennoch wollte sich etwas in ihr vergewissern, das noch etwas war wie zuvor. Denn außer ihrem Selbst war von ihrem alten Leben vermutlich nicht mehr viel geblieben. Sie war nun verantwortlich für das spirituelle Leben der Panther, Löwen, Tiger und Luchse. Eine schier unvorstellbare Bürde.

Sie atmete tief durch und tupfte ihre Finger in das kühle Nass um sich damit das Gesicht zu benetzen. Langsam wurde sie richtig wach und mit jedem Atemzug wurde ihr mehr bewusst, was ihr von nun an bevorstand.

Am liebsten hätte sie sich wieder hingelegt und die Decke über sich gezogen, aber so ging das von nun an nicht mehr. So plötzlich das alles gekommen war – immerhin war Tamoko gerade fünf, nein, jetzt sechs Tage in der anderen Welt. Güte, jetzt kam sie schon beim Tage zählen durcheinander. Nori, Tadako, ich endschuldige mich schon jetzt, ihr werdet es nicht leicht mit mir haben…
 


 

Beinahe wäre Natsu in die Knie gegangen, als sie nach einem hohen Sprung wieder auf dem Boden aufkam. Ihre Beine waren eindeutig noch nicht wieder ganz in Ordnung. Aber anders wurde sie dieser Menge nicht Herr. Zu schnell rückten Oni nach und sie brauchte noch immer zu viel Yôki für ihre Regeneration, als dass sie es überstanden hätte, hundertfach ihre Glutwelle loszuschicken.

Zwei Sprünge noch!, spornte sie sich innerlich an und verzog das Gesicht, als sie sich erneut abstieß, mit bloßen Krallen jene Viecher erledigte, die ihr direkt im Weg waren und auf der anderen Seite eines ganzen Pulks wieder aufkam. Diesmal konnte sie ein Stöhnen nicht unterdrücken, spürte zusätzlich, wie wohl einige der Schnitte wieder aufgebrochen waren und Blut über ihre Beine lief, aber jetzt musste sie durchhalten. Durch ihre Springerei hatte sie die Oni erst Recht wütend gemacht. Ein Mal noch! Und tatsächlich gelang es ihr, sich noch einmal in die Luft zu katapultieren, an ihrem Ursprungspunkt zu landen. Ohne diesmal Rücksicht darauf zu nehmen, ob sie strauchelte oder nicht, sprach sie die Angriffsformel. Sofort loderte ihr Yôki auf, schoss auf den Bahnen ihrer Sprünge aus dem Boden und schloss die Oni in einen Käfig ein, der sie einfach pulverisierte.

Natsu taumelte etwas, raffte sich wieder auf und spannte sich erneut an. Ihre Methode hatte eine klaffende Lücke in die Angreifer gerissen, aber noch immer konnten sie niemanden der anderen sehen. Schon gleich dreimal nicht ihren Gebieter auf Zeit, auf den sich sicherlich viermal so viele Oni gestürzt hatten, wie auf alle anderen. Erstaunt erkannte sie, dass sie sich Sorgen um ihn machte.
 

Und dieser Moment der Unachtsamkeit war zu viel.
 

Ein Oni der am Ehesten an einen echsenköpfigen Ochsen erinnerte, stürzte sich auf sie und Natsu konnte in ihrem erschöpften Zustand nicht mehr rechtzeitig reagieren. Ein Wegspringen erlaubten ihre Beine nicht mehr, die sie ohnehin nur noch sehr wiederwillig trugen, also wählte sie den einzigen Weg, der ihr blieb. Sie ließ sich zu Boden fallen und rollte sich seitlich weg, so dem ersten, blindwütigen Angriff entkommend. Aber das brachte höchstens Zeit, denn lange würde der Oni von seinem eigenen Auftreffen auf den Boden nicht benommen sein.

Ungeschickt versuchte sie auf die Beine zu kommen, aber es misslang. Und an dem blutdurchtränkten Stoff ihrer Hakama konnte sie auch genau ablesen, warum. Sie verlor schon wieder viel zu viel Blut. Und das war noch ihr geringstes Problem. Denn eben erholte sich das Vieh wieder, erhob seinen massigen Körper erneut über ihr und die wie bei einer Schlange gespaltene Zunge zuckte über ihr in der Luft.

Natsu konnte ein Schaudern nicht unterdrücken. Was für ein unwürdiges Ende für eine Daiyôkai! Getötet von einem verrückt gewordenen Oni, der normalerweise schon bei ihrem Anblick Fersengeld geben würde.

In einer letzten Verzweiflungsreaktion zog sie mühsam ihr Schwert und hielt es quer vor ihre Kehle, die Klinge dem Oni abgewandt. So würde es wenigstens Ashai-Ha sein, das ihr Leben beendete. Immer noch ehrenvoller als ein Oni. Doch gerade als dieses Ding sich auf sie werfen wollte, die Klauen erwartungsvoll ausgestreckt, erstarrte es in der Bewegung und fiel rücklings um. Einfach so. Starr und tot. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie den Pfeil, der seitlich im Hinterkopf des Oni steckte und sich jetzt wie von Zauberhand auflöste.
 

„Oh je, beinahe hätte ich dich getroffen. Tut mir Leid!“, erklang da plötzlich eine Stimme und als sie den Kopf wandte sah Natsu die junge Miko durch eine Schneise laufen, die ihr Pfeil wohl zuvor in die Oni geschlagen hatte. Zuletzt hatte jener Pfeil wohl den Echsenochsen getroffen.

Natsu senkte etwas den Blick. „Im Gegenteil. Du hast mir offenbar das Leben gerettet, Miko“, murmelte sie vor sich hin.

Kagome erstarrte in der Bewegung, musterte die am Boden kauernde Dämonin, dann den massigen Oni, der sich nun auch langsam auflöste.

„Ich heiße Kagome. Und außerdem brauchst du dich nicht bedanken. Das war Zufall. Da lohnt sich kein Dank“

„Na klar. Keine Miko und sei sie noch so unkonventionell würde einer Yôkai helfen“

„Darum geht es nicht“, fuhr Kagome auf. „Ich habe nichts gegen Yôkai, schon gar nicht, wenn sie so umgänglich sind, wie du. Aber einen Dank verdiene ich nur, wenn ich etwas mit Absicht tue. Das ist doch der Sinn der Sache, oder?“ Während sie sprach, hatte sie wie selbstverständlich nach dem nächsten Pfeil gegriffen und ihn eingespannt, drehte sich nun wieder zu den Oni um, die inzwischen längst die zuvor geschlagene Schneise wieder geschlossen hatten und erneut auf sie zustürmten. Das linke Bein etwas vorgestellt, stand die junge Miko vor Natsu und wartete den richtigen Moment ab.

Die Löwendämonin wusste nicht recht, was sie davon halten sollte. Offenbar tat die Miko jetzt das, wofür sie dann, ihren Worten nach, einen Dank verdient hätte: Sie half absichtlich. Warum sollte sie sonst vor einer normalerweise weitaus wehrhafteren Dämonin stehen und diese abschirmen? Und sie hatte sie umgänglich genannt. Umgänglich. War sie das wirklich? Einem Menschen gegenüber? Irgendwie hatte das durchaus einen etwas seltsamen Beigeschmack.

Aber Natsu hatte bisher auch noch nicht viele Menschen getroffen. Diejenigen im Dorf unterhalb des Katzenschlosses flohen in ihre Hütten, sobald sie nur einen Dämon von fern sahen und weit darüber hinaus war Natsu nie gekommen. „Warum hilfst du mir?“

„Weil du verletzt und geschwächt bist. Im Moment bin ich wehrhafter als du. Außerdem gehörst du zu Sesshômaru. Ich werde sicherlich nie in die Situation kommen, ihn beschützen zu können. Aber vielleicht kann ich mich so dafür revanchieren, dass er mir mal das Leben gerettet hat“

Ein Husten war Natsus einzige Reaktion. Die Worte der Miko hatten sie ziemlich zusammenschrecken lassen. Sesshômaru hatte dieses Mädchen einmal gerettet? Der Kerl? Einen Menschen?

Kagome riskierte einen kurzen Blick über die Schulter, als ihr Pfeil gerade unter den Oni aufräumte. Da die Viecher nicht wirklich schlau angriffen, brauchte sie weder auf besondere Schnelligkeit, noch auf Deckung von hinten achten. Sie musste nur die Angriffswellen abfangen.

Als die junge Miko Natsus fast entsetzten Gesichtsausdruck sah, schmunzelte sie. „Es gibt eine einzige Geschichte, in der InuYasha und Sesshômaru auf ein und derselben Seite kämpfen. Nämlich im Endkampf gegen Naraku. Und da dessen Schwachstelle das in ihn eingewachsene Shikon no Tama war, waren meine läuternden Fähigkeiten wichtig. Als ich nach einem Sturz besinnungslos wurde, war es Sesshômaru, der mich gegen die kleinen Oni abschirmte, bis ich wieder zu Bewusstsein kam“
 

Das InuYasha gerade erst für den Sturz verantwortlich gewesen war, ließ sie beiseite, schließlich hatte damit wiederrum InuYasha sie beschützt, wäre sie doch ihres Lebens nicht mehr sicher gewesen, wenn er vor ihrer Nase durchgedreht wäre. Aber diesen ganzen Sachverhalt wollte sie dann doch nicht vor der wildfremden Dämonin ausbreiten, schließlich war die ersten fremd und zweitens immer noch eine Yôkai. So wenig Vorurteile Kagome im Gegensatz zu den meisten Mikos hatte, ein wenig Misstrauen blieb immer. Dämonen waren nun mal weit mächtiger als Menschen, das war eine Tatsache und das kosteten die meisten Yôkai auch aus. So freundlich und gelassen diese Dämonin, die Sesshômaru da mit sich hatte, auch war.
 

Kagome konzentrierte sich wieder, als die nächste Angriffswelle folgte. Schon mehrere Meter vor ihr, verwandelte ihr Pfeil die Oni in Fetzen. Doch diesmal war eine zu breite Front auf sie zu gestürmt und ein paar waren unbehelligt geblieben. Kagome griff nach hinten, bekam aber zu ihrem Entsetzen keinen Pfeil mehr zu fassen.
 

Natsu hätte ihr sagen können, dass tatsächlich keine mehr übrig waren, aber die RaionYôkai musterte das Schauspiel noch immer in einer Mischung aus Erschrecken und schwächebedingter Unkonzentriertheit.
 

Kagome zog scharf die Luft ein, starrte den herannahenden Oni entgegen. Nur noch wenige Meter. Sie spürte, wie ihr Atem, ihr Herzschlag sich beschleunigten, fühlte den kalten Schweiß auf der Stirn. Sie war weiß Gott schon oft in Lebensgefahr gewesen, oft genug auch durch niedere Oni, aber da hatte sie sich immer darauf verlassen können, dass irgendjemand sie rettete.

Und dieser Jemand war meistens InuYasha gewesen.

Aber der… sie konnte nur hoffen, dass er sich überhaupt selbst verteidigen konnte. Außer der rostigen Klinge, die Tessaiga ohne Yôki war, besaß er keinerlei Waffe. Nein, auf ihn konnte sie nicht hoffen und auch auf niemand der anderen. Keiner würde aufgrund der Gruppe einen großflächigen Angriff starten. Sie musste sich irgendwie selbst behelfen.

Augenblicklich ließ sie den Bogen fallen, legte die Hände aufeinander, sodass das Dreieck entstand, das für ihre Verteidigungstaktik stand. Sie musste Zeit schinden und sich etwas einfallen lassen. Vielleicht konnte sie sogar noch ein oder zwei Oni damit erledigen, wenn sie an den Wurmdämon im Dorf dachte. Sie konzentrierte sich auf das Licht zwischen ihren Fingern, zog dann die Hände auseinander und streckte die Arme von sich, sodass keine Klaue sie erreichen konnte, wenn ein Oni mit der Brust gegen die Energie lief. Fast sofort prallte ein schlangenartiges Vieh dagegen, zuckte zurück, rannte jedoch fast wütend noch einmal dagegen, sie erkannte den Schaum in seinem Maul, der von Blut durchtränkt war. Es war fast beängstigend, wie nah dieser Wahn hier der Tollwut kam.

Endlich sackte das Vieh zusammen, aber Kagome keuchte bereits. Lange würde sie dieses reine Abwehren nicht mehr durchhalten. Und tatsächlich. Prompt flackerte die milchige Lichtscheibe zwischen ihren Händen, sodass sie sich sofort zusammennahm. Zweifel würde ihre Mikokraft noch deutlicher schwächen. Da kam der nächste Oni, der Aufprall schob Kagome fast einen halben Meter nach hinten, obwohl sie breitbeinig da stand, sie merkte, wie ihre Hände zu zittern begannen. Sie keuchte nun. Der Kampf verlangte ihr viel Ausdauer ab.

„Miko!...Kagome! Vergiss mich. Flieh, solange du noch kannst!“, hörte sie die Stimme Natsus hinter sich.

„Einen Teufel werde ich tun. Außerdem, wenn ich nicht kämpfe, komme ich hier auch nicht mehr lebendig raus!“, quetschte Kagome zwischen den Zähnen hervor, während ein vierter Oni sie attackierte. Zum Glück wirkte der Lichtschimmer wie ein Köder auf diese dämlichen Oni, sodass die gar nicht auf die Idee kamen, die ungeschützten Beine anzugreifen, sondern sich immer direkt auf das Licht warfen. Das rettete Kagome vor weit gefährlicheren Bekanntschaften, schwächte sie aber mit jedem Vieh ungemein. Sie hätte sowieso nicht gedacht, dass sie noch vier Oni ausschalten könnte, ehe ihre Kraft zu Ende ging.

Doch ehe diese Aufmunterung ihr wirklich klar wurde, begann das Licht deutlicher zu flimmern und ihre Knie gaben nach. Die Arme krampfhaft nach oben gerissen kniete Kagome nun, Schweiß stand ihr auf der Stirn und sie hielt ihre Verteidigungstaktik mit eisernem Willen aufrecht.

Natsus erstaunter bis bewundernder Blick entging ihr völlig, sie musste aufpassen, überhaupt bei Bewusstsein zu bleiben. Dennoch wusste sie, dass sie den nächsten Angreifer sowieso nicht mehr ausschalten konnte. So viel Macht besaß sie nicht mehr. Sie belog sich bloß noch selbst.

Plötzlich glaubte sie etwas zu hören, ein Ruf, der ihr verdammt bekannt vor kam, der aber durch das Gezische der Oni fast verdeckt wurde. Das kann nicht sein!, schalt sie sich selbst, versuchte ihre Konzentration zusammenzurufen, aber die Emotionen, die dieser Ruf aufgewühlt hatte, machte es unmöglich. Da erklang der Ruf erneut, näher diesmal und eine Mischung aus Schwäche und verzweifelter Hoffnung ließ sie sich seitwärts werfen.

„Runter!“, befahl sie noch leise, während sie Natsu mit sich in Gras drückte.

Im nächsten Augenblick zischte eine Hundertschaft blutroter Klingen über ihren Kopf hinweg, zerteilte die Oni und hinterließ eine riesige Lücke in den niederen Dämonen, die nicht so schnell wieder geschlossen werden konnte.

Und mitten in dieser Lücke stand eine weißhaarige Gestalt, den roten Suikan blutbesudelt und an beiden Schultern vollkommen zerfetzt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das dürfte dann wohl unter die Kateorie 'Glück gehabt' fallen.

Im nächsten Kapitel heißt es dann "Augen auf", denn wir nähern uns Tiâns Geheimnis und beobachten ein paar Boten. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Silberfrost
2015-12-11T21:14:24+00:00 11.12.2015 22:14
Ahhh, Natsu, ich muss so über dich grinsen! Ja, er rettet Menschen das Leben - und zufällig nicht nur einem. Wenn sie einmal Rin sieht, fällt sie wirklich aus allen Wolken - und Sessy büßt ein wenig seiner erhabenen Unantastbarkeit ein.
Es sieht so aus, als habe Inuyasha Tessaiga wieder benutzen können? Das wäre natürlich was! Dabei habe ich gerade angefangen zu genießen, dass sein großer Bruder auf seine verschrobene Art und Weise mal wieder seine ungeliebte Familie schützen will - warum sonst hätte Inuyasha sich heraushalten sollen? Wobei das bei diesem Massenansturm schwer realisierbar gewesen sein durfte, selbst wenn Inuyasha mal dem hätte folgen wollen, was andere ihm anraten - und darin ist er ja bekannter Weise nicht überragend.
Ich freue mich auf die Reise dieser kurios zusammengewürfelten Gruppe!
Von:  Avialle
2014-01-01T20:19:18+00:00 01.01.2014 21:19
Ohoh. Die Gestalt hinter den Bäumen wird wohl Tian sein?
Bin schon sehr gespannt, was es mit dem auf sich hat!
Süß das sich Natsu um Sess Sorgen macht, dabei hat die Arme selbst schon genug Probleme
Übelübel. Was Kirin wohl so erschrocken hat?
Was ist überhaupt mit dem Rest?
Du machst es wirklich spannend!
*Natsu in Wattebausch pack und da raushol*
Antwort von:  Mimiteh
01.01.2014 22:53
Tja, wenn Sessy schon Fortschritte macht, sollte Natsu das langsam auch mal tun, oder?
Aber immerhin ist unser Löwenfrollein gerettet - von Kagome und...? xD
Zu den anderen dann nächste Woche^^
Antwort von:  Avialle
02.01.2014 10:01
Joa, da ist was dran! Es ist dennoch süß!
Wer dieser andere jemand ist kann man sich anhand des Angriffes schon denken... :D


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