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☾ Mikadzuki

von

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Die letzten ruhigen Minuten

Du solltest dich auf andere Dinge konzentrieren“, ermahnte Sango ihren Ehemann, während sie ihren Kampfanzug am Hals schloss.

Ich weiß gar nicht, was du meinst…, sprach Mirokus Blick, der wie üblich auf den Körperregionen ruhten, die durch den hautengen Anzug besonders betohnt wurden.

„Miroku, das hier wird kein Spiel. Das hier sind keine niederen Oni, das ist nicht einmal ein Naraku. Wenn es hart auf hart kommt, haben wir es mit echten, hochrangigen Yôkai zu tun. Und zwar von Angesicht zu Angesicht“, fuhr sie ernst fort, während sie das Schwert in das schmale Hüfttuch steckte und seinen Sitz prüfte.
 

Miroku sah sie jetzt nüchtern an.

„Ich weiß, Sango. Ich weiß es sehr gut“, erwiderte er fest.

Sango spürte die Sorge in seiner Stimme, aber auch die Bestimmtheit.

Die unbefangene Stimmung der letzten drei Tage, die sie nun schon hier am Schloss verbrachten, war verschwunden.
 

Da würde die Schiebetür aufgeschoben und Shiori, Kagome und InuYasha schlüpften herein.

Die Komori-Hanyô hatte sich Haori und Hakama erbeten und trug diese jetzt, InuYasha war in seinen üblichen Suikan gekleidet, das so bedeutungsträchtige Amulett hing diesmal nicht im Kimonohemd verborgen, sondern schimmerte offen an seiner Kehle. Er hatte Tessaiga ebenso bei sich wie Shiori ihr Schwert.
 

Kagome hatte das mitgebrachte Miko-Gewand angezogen, aber was Sangos Blick auf sich zog, waren der Bogen und der Pfeilköcher, die sie bei sich hatte.

Kagome grinste ein wenig, als sie den Blick bemerkte. „Frag‘ mich nicht, was Sesshômaru dazu bewegt, mich auszustatten, aber offenbar passt mein alter Bogen nicht zu dem Bild, das ich darstellen soll...“

Sie nahm die neue Waffe von der Schulter und zeigte sie genauer.
 

"Nicht schlecht“, bemerkte Sango beeindruckt und strich kurz über das glatte, fast weiße Holz, aus dem der Bogen gefertigt war.

Das Griffstück war zurechtgeschnitzt, sodass es wirkte, als hielten zwei zierliche Hundeköpfe den Rest des Bogens fest.
 

„Die Yôkai, die diesen Bogen und die Pfeile gefertigt hat, ist auf ihren Gebiet mindestens so ein Genie, wie Tôtôsai bei Schwertern!“, ließ sich auf einmal Myôgas Stimme vernehmen und der alte Flohgeist hüpfte auf InuYashas Arm. Ausnahmsweise versuchte er aber erst gar nicht, zuzustechen sondern verharrte.
 

„Und weißt du auch, was ihn auf die Idee bringt, ihn mir zu geben?“, wollte Kagome interessiert wissen.
 

Myôga zuckte die Schultern. „Ganz einfach. Erstens gehört dieser Bogen sowieso zur hiesigen Waffenkammer und zweitens will er damit indirekt klar machen, dass du seinem Befehl unterstehst. Weniger dir gegenüber als für die anderen Fürsten.“
 

„War ja eigentlich klar, dass eine Art Berechnung dahinter steckt“, kommentierte Miroku gelassen und Sango und InuYasha nickten.

Alles andere hätte auch nicht zu Sesshômaru gepasst.
 

Da glitt die Schiebetür erneut auf und die Freunde wichen auseinander. Vor ihnen standen zwei junge Diener, beides Inuyôkai und sichtlich überrascht über den Anblick. Sie verneigten sich fahrig, aber ganz offensichtlich waren sie etwas perplex. Wer Inuyasha war, hatte sich inzwischen überall herumgesprochen, aber Kagome im Miko-Gewand war neu und dass es sich bei einer der anderen jungen Frauen um eine Taijiya handelte, hatte bisher niemand geahnt.

Offiziell wenigstens nicht.
 

„Was führt euch her?“, meldete sich Miroku schließlich zu Wort und riss die beiden aus ihrer Erstarrung.
 

Sie hoben die dunklen Stoffballen an, die sie trugen. „Der Herr verlangte, dass ihr die hier bekommt“, antwortete der eine und beide legten die Stoffe ab, ehe sie blitzschnell verschwanden.

Sie schoben nicht einmal die Tür wieder richtig zu.
 

Sango schüttelte etwas den Kopf, während Shiori schon die zwei Schritte machte und das aufhob, was die Diener zurückgelassen hatte. Der Stoff entpuppte sich als grober als gedacht. Es waren drei weite Umhänge.
 

„Da denkt einer mit“, kommentierte Sango und nahm den Umhang entgegen, den Shiori ihr hinhielt.
 

Miroku tat es ihr nach. „Vor allem ist da einer sehr engargiert“, fügte er hinzu und grinste halb verschmitzt, halb anzüglich.
 

Sango räusperte sich nur vielsagend und warf sich ihren Umhang um die Schultern, fasste nach ihrem Knochenbumerang. „Wir sollten aufbrechen“, sagte sie, worauf Kirara sofort an ihre Seite kam.

Alles bereit…
 

~*~
 

„Verzeiht, Inu no Taishô“

Rasch duckte der Diener sich, als Sesshômaru ihm den eiskalten Blick zuwandte. Aber als er nichts sagte, beeilte sich der Diener, die Rüstung diesmal ordnungsgemäß zu schließen. Heute war mit dem Fürsten wirklich nicht zu spaßen – nun, genau genommen war es das nie, aber selten war er so hypersensibel.
 

Kaum war der metallene Brustpanzer geschlossen, trat Sesshômaru einen Schritt vor.

Er hatte davon abgesehen, den Diener zu strafen, weil er wusste, dass er im Moment selbst Schuld war, an manchen Fehlern seines Umfeldes. Er war nicht mehr wirklich bei der Sache – oder besser, er war zu sehr bei dieser Sache.
 

Er wandte den Kopf, als er hörte, wie der Diener, der ihn eben noch angekleidet hatte, sich verneigte. Das konnte nur bedeuten, dass Rin gekommen war.

Tatsächlich kam das junge Mädchen gleich darauf an seine Seite. Sie wirkte aufgeregt, kein Wunder, immerhin würde es das erste, große Bankett werden, zu dem sie anwesend war.
 

Er musterte sie aus dem Augenwinkel. Arisu hatte ganze Arbeit geleistet. Rins nur schulterlange Haare waren kunstvoll geflochten worden und das junge Mädchen trug einen flammenfarbenen Kimono mit rot-weiß gemustertem Obi.

Wortlos griff er zur Seite und nahm eine Blüte auf, die auf einem Wandbrett gelegen hatte. Behutsam steckte er die weiße Lilienblüte mit den roséfarbenen Spitzen in Rins Frisur.

Aus leuchtenden Augen sah sie zu ihm auf, er erwiderte allerdings mit gleichgültigem Blick. Er wusste, sie freute sich über das kleine Geschenk, aber sie wusste auch, was es bedeutete. Sie war instruiert. Sie wusste, dass genau diese Blüte das Erkennungszeichen war.
 

„Wie wirst du mich auf dem Fürstentreffen nennen?“, prüfte er.
 

„Chichi-ue, Sesshômaru-sama!“, antwortete Rin ernsthaft und der Daiyôkai musste sich, ungeachtet der angespannten Lage, ein Schmunzeln mühsam verbeißen.

Dieses Mädchen war wirklich ein Unikat.
 

~*~
 

Neugierig musterte Shippô das Zugtier, das Diener gerade vor die Kutsche spannten.

Er hatte dieserart dämonische Pferde schon öfter gesehen, aber noch nie aus so einer Nähe. Dieses hier hatte schlicht braunes Fell, aber die mandelförmigen Augen leuchteten orangerot.
 

„Shippô!“ Das war Kyoko gewesen.
 

Rasch drehte er sich um und kam zu ihr gelaufen.

Dabei entging er mehrfach nur knapp einem Stolpern. Bei der Fuchsprinzessin angekommen, schüttelte er sich.

„Uah, ich werde mich nie daran gewöhnen, einen Kimono zu tragen“, kommentierte er seine Ungeschicklichkeit und folgte der lachenden Kyoko in das Innere der Kutsche.

Dort saßen bereits Akeno, Benika und Shin.

Tadashi und Kanaye würde bei dem Fürstenpaar in der vorderen Kutsche fahren vor die ein dunkelgraues Pferd gespannt war.

Alle drei waren ebenso belustigt über Shippôs Tollpatschigkeit wie ihre jüngere Schwester.
 

Er verzog das Gesicht, aber niemand verhöhnte ihn wirklich, das wusste er. Inzwischen kannte er die fürstlichen Geschwister ganz gut, hatte seine Scheu abgelegt.

Und dass Fürst Gin sich offensichtlich seiner angenommen hatte, zeigte sich in dieser Einladung. Er konnte noch immer kaum glauben, dass er einfach so mit zum Fürstentreffen durfte.

Gestern Abend noch hatten Kyoko und Akeno mit ihm ein wenig höfisches Benehmen geübt, aber er konnte dennoch nur hoffen, dass er sich und die anderen nicht blamierte.
 

„Hier, Shippô“, sprach Benika ihn plötzlich an und hielt ihm etwas entgegen, das zuerst wie eine bläuliche Kordel aussah. Auf den zweiten Blick erkannte – und spürte – er, dass es zu einer Schnur konzentriertes Fuchsfeuer war und er fühlte auch, von wem. Das Fuchsfeuer des Fürsten! Aber wozu?

Benika lieferte die Erklärung gleich mit, während sie sein Handgelenk fasste und die Yôkischnur darum legte. „Wenn du von uns getrennt werden solltest, kannst du damit beweisen, dass du zu uns gehörst. Ein jeder der adeligen Gäste wird Otou-sans Yôki erkennen.“

Shippô blinzelte überrascht. Aber er hatte verstanden.
 

Ein Rucken ging durch die Kutsche, als sie anfuhr, rasch beschleunigte. Dämonenkutschen konnten um ein Vielfaches schneller sein, als solche, die von normalen Pferden gezogen wurden, aber im Innern bekam man nichts von der atemberaubenden Geschwindigkeit mit.
 

„Sag mal, wofür hast du dich eigentlich entschieden, Shippô? Katana oder Bogen?“, fragte Kyoko da.
 

Der halbwüchsige Fuchs wandte ihr den Kopf zu. „Katana“, antwortete er. Ein Bogen kann ich auch selbst sein…, kommentierte er seine Entscheidung in Gedenken an den Kampf gegen die Mörder seiner Eltern mit Galgenhumor. „Aber du hast den Bogen gewählt, oder?“, fragte er dann zurück.
 

Kyoko nickte. „Wie die meisten von uns. Nur Otou-san hat das Katana, Kanaye und Akeno. Benika, Tadashi, Shin und Okaa-san haben sich auch für den Bogen entschieden“, zählte sie auf, aber dann fuhr sie plötzlich zusammen.

Ihre Hand zuckte kurz zu dem weißledernen Scherpenband vor ihrer Brust, in dem, in einer verborgenen Tasche, die Haru Tsume verstaut war.

Fürst Gin war sich nicht sicher gewesen, wie genau das Artefakt mit dem Schicksal seiner Tochter zusammenhing und hatte die Scherpe deswegen anfertigen lassen, damit sie die Federkralle versteckt bei sich tragen konnte.

„Was hast du?“, wollte Akeno wissen.

Kyoko zuckte etwas die Schultern und ließ die Hand wieder sinken. „Keine Ahnung. Das Ding hat kurz gepocht, aber jetzt spüre ich nichts mehr“, antwortete sie.
 

Die anderen entspannten sich wieder, nur Shippô blinzelte aus dem mit halbdurchsichtigen Tüchern verhangenen Fenster der Kutsche.

Er hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Wenn die Monate unterwegs, auf der Suche nach dem Shikon no tama, ihn eines gelehrt hatten, dann, das diese Artefakte oft ziemlich intelligent waren.
 

~*~
 

Sesshoumaru landete derweil vor den Schlossmauern des Nekoschlosses.

Hinter ihm kam AhUhn auf, InuYasha und Kagome sprangen vom Rücken des Reitdrachen und gesellten sich zu ihm. Der Inuyôkai ließ Rin los, die er bei sich mitgenommen hatte und sie trat fügsam einen Schritt zurück, blieb schräg hinter ihm stehen. So wenig sie das manchmal zeigte, sie hatte bei Arisu einiges gelernt.

Sesshômaru bestätigte für sich, dass er in der Sika-Yôkai als Rins Zofe wohl die richtige Wahl getroffen hatte. Auch wenn er einige hundeblütige Bedienstete seines Schlosses damit wohl ziemlich vor den Kopf gestoßen hatte – solcherart Brüskieren hatte ihn aber schließlich noch nie gestört.

Außerdem war jetzt anderes wichtig.
 

Er musterte das Gemäuer vor sich mit scheinbar gleichgültigem Blick.

Kurz verharrte er und jeder, der ihn kannte, wusste, dass das schon eine deutliche Geste der Unsicherheit war, ehe er auf das Tor zutrat.

Im Gegensatz zum Jahrhunderttreffen gab es hier keine besonderen Rieten, erwarten tat ihn einzig ein dafür abgestellter Bediensteter. Dessen rötliche Katzenaugen lagen skeptisch auf Sesshômarus Begleitung und er konterte nur mit einem eiskalten Blick, sodass der Diener sofort die Augen niederschlug. Er hatte verstanden.
 

Der Inuyôkai ließ den Blick schweifen.

Nicht weit von der Schlossmauer war der Stützpunkt der Boten, das wusste er noch von früher, ansonsten war wohl alles hinter den Hauptgebäuden.

Amaya hatte ihm eine gute Beschreibung geliefert. Gut so.

Außerdem erkannte er Nikko dort, jenen Boten, den sie in Kuraikos Feuerfalle ‚getroffen‘ hatten.

Der hochgewachsene, schwarzhaarige Pantherdämon verneigte sich, als er Sesshômarus Blick bemerkte und der vergolt das mit einem Nicken. Immerhin war der Kerl vernünftig.

Wenn doch nur alle Katzen so währen…, dachte er kurz, aber er schob den Gedanken beiseite.

Hadern brachte einen niemals weiter.
 

Scheinbar gelassen schritt der Daiyôkai jetzt auf das offen stehende Schlossportal zu und dann hindurch, den recht düsteren Flur entlang. Die Katzen hatten schon immer damit prahlen müssen, dass sie im Dunklen noch besser sahen, als andere Dämonenvölker.

Er verkniff sich ein Kopfschütteln und zitierte InuYasha mit einer knappen Geste an seine Seite.
 

Ungewohnt folgsam kam der Hanyô der Aufforderung nach.
 

Sesshômaru prüfte noch einmal die Luft.

Ja, die anderen drei waren samt der Nekomata außerhalb, aber in der Nähe des Schlosses. Bisher lief alles nach Plan.

Um Natsus und seines Sohnes Willen hoffte er, dass es dabei bleiben würde, aber sein Verstand sagte ihm, dass das Vorhaben noch viele Punkte hatte, an denen es scheitern konnte.

Ganz kurz krallte sich seine Hand in die Fellboa um seine Schulter, dann hatte er sich wieder im Griff.
 

Mit emotionslosem Blick marschierte er durch das vor ihm geöffnete Portal in den Bankettsaal, der, im Gegensatz zum Großteil des Schlosses, recht hell war. Der Boden bestand aus hellem, bläulichem Marmor, die Wände waren mit hellfarbenen Teppichen behangen. Einer der Teppiche zeigte eindeutig Kuraiko, soviel erkannte Sesshômaru sofort.

Á propos, es wundert mich, dass sie noch nicht zurückgekehrt ist…
 

Wenn sie es wäre, dann hätte das genug Wirbel gegeben und dieses Treffen hätte vermutlich nicht einmal stattgefunden, das konnte er sich denken. Insofern konnte er wohl ganz froh sein, das die Urkönigin der Panther offenbar ihre Reiselust wieder entdeckt hatte. Sonst wäre die Zeit für Natsu sehr knapp geworden.
 

An einem Seitenportal entstand Aufregung.

Er witterte kurz, verkniff sich eine Grimasse. Tôran und die anderen sind im Anmarsch…

Sesshômaru drehte ein wenig den Kopf. „InuYasha!“
 

Der Hanyô sah auf.
 

„Benimm dich.“
 

InuYasha senkte den Kopf wieder. „Keh! Natürlich!“
 

Sesshômaru wusste es nicht, aber in diesem Moment schoss ihm der gleiche Gedanke durch den Kopf wie Kagome: Na hoffentlich!


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja diese Hoffnung können wir wohl alle unterschreiben. Aber Sess sollte Kuraiko nicht unterschätzen - und, nebenbei bemerkt, er kann froh sein, dass er seine kleine Rin hat, hm?

Im nächsten Kapitel beschäftigen wir uns dann mit Shippô, mit Rin und mit der "Eskalation" der Dinge... Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Avialle
2014-07-19T11:56:27+00:00 19.07.2014 13:56
Duhu?
Da stimmt was wegen dem kursiven nicht. Kleiner Fehler beim codieren, was?
Die bekannte Ruhe vor dem Sturm, würde ich das nennen
Und deine letzten Worte machen echt laune...
Antwort von:  Mimiteh
19.07.2014 15:46
Jau, ein kursiv-Ende nicht gesetzt und schon geht der halbe Text schräg... naja. Ich habs geändert, jetzt dürfte es angenehmer zu lesen sein.

Ansonsten hast du mit der Ruhe natürlich Recht... und die Ankündigung ist natürlich auch nicht umsonst gemacht...
Bis nächste Woche^^


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