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☾ Mikadzuki

von

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Besuch

Geh vor, Rin!“, forderte Sesshômaru das Mädchen auf, nachdem sie den Lagerplatz abgebrochen hatten.

Es war gerade hell geworden, Lichtpfeile brachen durch das lichte Laubwerk des Waldes.
 

Unbekümmert folgte Rin der Aufforderung und lief in das Unterholz hinein.
 

Sie hat sich kaum verändert…, ging es Sesshômaru durch den Kopf.

Er folgte ihr langsamer.
 

Es dauerte nicht lange, bis Rins begeisterte Stimme erklang: „Jaken-sama! AhUhn!“
 

Sesshômaru unterdrückte ein Schmunzeln. Das war zu erwarten gewesen. Nicht umsonst hatte er Rin vorgeschickt, wissend, dass Jaken sich des Nachts kaum von der Stelle gerührt haben würde.

Er beschleunigte seine Schritte, Natsu knapp hinter sich.
 

Als er zum Waldrand kam, hing Rin an AhUhns einem, schuppigen Hals, während der andere Kopf ihr die Wange leckte und ein reichlich verblüffter Jaken saß daneben und wusste nicht so ganz, was er mit der Situation anfangen sollte.
 

„Jaken! Wir ziehen weiter!“, machte der Inuyôkai sich bemerkbar und trat auf die Wiese hinaus.
 

Jaken sah auf, nur um gleich darauf vornüber zu kippen und unterwürfig vor sich hinzubrabbeln.
 

Sesshômaru hörte gar nicht hin, verzichtete aber ausnahmsweise darauf, den Krötendämon als Fußabtreter zu benutzen.

Stattdessen ging er an der Gruppe vorbei und es war AhUhn zu verdanken, dass Rin und Jaken nicht zurückblieben, denn er schob Rin auf seinen Rücken und packte Jaken am Kragen, ehe er hinter dem Daiyôkai hertrottete.

Jaken zeterte einen Moment, gab es dann aber resignierend auf, als AhUhn ihn spielerisch schüttelte und bemühte sich stattdessen ungeschickt, über einen Hals des Drachen auf seinen Rücken zu gelangen.
 

Fröhlich lachend half Rin ihm.
 

Natsu sah sich das mit zusammengekniffenen Augen an, ehe sie sich beeilte, zu folgen.

Vor ein paar Wochen hätte ich wohl noch Wetten mit mir selbst abgeschlossen, wie lange er dieses Chaos ignorieren kann, aber jetzt…
 

Ja, jetzt trug sie sein Kind unter dem Herzen und wusste nicht, was die Zukunft bringen würde. Sie hatte über schwerwiegendere Probleme nachzudenken.

Unwillkürlich legte sie eine Hand auf ihre Mitte.

Selbst wenn es ihm gelang, das ganze klarzustellen, ohne einen Krieg vom Zaun zu brechen… Natsu hatte das dumpfe Gefühl, dass ihnen noch einiges bevorstand.
 

~*~
 

„Ja, werter Herr, Ihr könnt mir glauben. Nichts mehr zu spüren von der dunklen Aura!“, beteuerte Miroku und warf einen kurzen Seitenblick zum Hauptportal des Dorfvorsteher-Hauses, an dessen Türstock links und rechts je zwei Bannzettel klebten. Das Haus war geradezu gepflastert, der Dorfvorsteher hatte sich als genauso besorgt erwiesen, wie er auf den ersten Blick gewirkt hatte.

Insgeheim gratulierte Miroku sich zu seiner Einschätzung, aber jetzt wollte er weiter.

Die Sonne war längst aufgegangen und Hachi brachte es fertig und machte sich aus dem Staub, wenn sie nicht rechtzeitig am Treffpunkt waren.
 

„Wir müssen jetzt auch weiter. Meine… Schüler und ich haben heute noch einen weiten Weg vor uns“, fuhr Miroku fort und nickte zu Riku und Renjiro hinüber, die ungeduldig am Weg standen.
 

Der Dorfvorsteher wirkte noch immer weder beruhigt noch begeistert, aber er sagte nichts mehr und ließ die drei ziehen.

Am Dorfrand wartete tatsächlich Hachi und so waren die drei bald wieder in der Luft.
 

„Was genau stört euch, hmm? Dass ich nicht ganz ehrlich war? Oder dass ich die Sutras verschwende?“, fragte Miroku schließlich über die Schulter und warf einen Blick zu den beiden Jüngeren.
 

Riku hob den Kopf. „Alles…“, gab er leise zurück.
 

Mit einem leichten Lächeln stand Miroku auf und setzte sich mit dem Gesicht zu ihnen wieder hin.

„Wisst ihr, manchmal gewöhnt man sich Dinge an, wenn man eine Weile lang ohne sie nicht überleben konnte.“
 

Nun geriet Interesse in die Mienen der beiden jungen Männer, die Skepsis schwand ein wenig.
 

Miroku hob den rechten Arm etwas und schob den Tekko ein Stück zurück. Auf der Handfläche wurde die kleine Narbe sichtbar, die von dem einst brandgefährlichen Kazaana zurück geblieben war.

Als er den Armschützer weiter zurückschob, zeigte sich auch die Linie auf der Haut, die bis zu seiner Schulter und weiter über die Brust führte. Hätte sie seinerzeit sein Herz erreicht, wäre es vorbei gewesen und er war sich auch heute noch bewusst, wie knapp seinerzeit alles gewesen war.

Aber das war jetzt nicht Thema.
 

„Ich habe bis vor wenigen Jahren mit einem Fluch gelebt, der mein Leben beinahe beendet hätte. Mein einziger Lebensgrund bestand darin, diesen Fluch zu besiegen, solange ich noch dazu fähig war. Ich war ständig auf Reisen und irgendwie musste ich mir mein Leben gestalten. Meine Fähigkeiten haben mich schlicht über Wasser gehalten und manchmal musste es eben reichen, wenn ich einen Dämon sah oder eine Aura spürte.“
 

Riku betrachtete die Narbe nachdenklich. „Was war das für ein Fluch?“
 

„Dort wo jetzt die Narbe ist, befand sich ein Kazaana, ein schwarzes Loch, das alles und jeden verschlang, das oder der ihm in die Quere kam. Nur mit Hilfe einer Bannkette konnte ich es einigermaßen kontrollieren. Aber es hätte mich beinahe das Leben gekostet“, erklärte Miroku bereitwillig.

Er war sich im Klaren darüber, dass die beiden vermutlich nicht im Ansatz durchschauten, was der Fluch des Kazaana und seine Geschichte bedeutet hatten, aber vielleicht würden sie zumindestens sein Verhalten tolerieren, ohne zu argwöhnen.
 

„Du bist… ungewöhnlich“, sprach Renjiro nach einem Moment.
 

Miroku blickte ihn direkt an. „Ich weiß. Das Leben formt einen“, sagte er gelassen.
 

„Aber wenn du immer auf Reisen warst, was hält dich dann in diesem Dorf? Du lebst doch dort, oder?“, wollte Riku wieder wissen.
 

Miroku lächelte etwas. „Ich sagte doch, das Kazaana hielt mich auf Trab. Seit es verschwunden ist, treibt mich nichts mehr pausenlos voran, auf der Suche nach seinem Verursacher. Aber was mich wirklich im Dorf hielt, nun, um es schlicht zu sagen… die Liebe.“
 

Renjiro blinzelte etwas. „Aber… du bist doch ein Hôshi, oder? Ich meine, dein Gewand, die Fähigkeiten…“
 

Nun lachte Miroku offen. „Seit wann schließt sich das aus? Außerdem wundert es mich, dass du so verblüfft bist. Was dachtest du denn, wer Sango ist?“
 

Riku und Renjiro rissen die Augen auf. „Sie ist-“
 

„Klar ist sie meine Gemahlin! Und die drei Kinder sind meine“, unterbrach Miroku ihn und schüttelte etwas den Kopf. „Meine Güte, ich mag ja manchmal unkonventionell sein, aber trotzdem hat euer ehemaliger Meister euch ziemlich im Dunklen gelassen, darüber, was euch später erlaubt sein wird und was nicht, stimmts? Klar, Klostermönche unterstehen schärferen Regeln, aber zu denen wollt ihr ja auch nicht, hab ich Recht?“
 

Nach kurzem Zögern nickten beide.
 

„Miroku-sama?“, mischte sich Hachi da ein.
 

Miroku sah sich um. „Ah, wir sind da. Da unten liegt Mushins Schrein.“
 

~*~
 

„Kôhei!“
 

Der junge Wolfsdämon zwang sich, nicht die Augen zu verdrehen. Nicht schon wieder…
 

Aber diesmal hatte der Rufer einen vernünftigen Grund, ihn aufzuschrecken. „Kôga-sama ist da! Er will uns sprechen – uns alle!“
 

Jetzt hob Kôhei doch den Kopf, blickte das hellbraun gekleidete Ookami-Mädchen an. „Ist Vater dabei?“
 

Sie schüttelte den Kopf, sichtlich überrascht, dass er nicht nur reagierte, sondern auch antwortete. „Nein, nur die beiden Wachen, die mit dem Fürsten so dicke sind.“

Es war ja nicht so, dass sie und ihre Alterskameraden Kôhei ärgern wollten, aber oftmals durchschauten sie einfach nicht, was in ihm vorging. Er war ein Sonderling, so hatten sie alle ihn abgestempelt und Kôhei tat auch nichts, dieses Status zu ändern, zumindestens kam es ihnen so vor.
 

Jetzt erhob Kôhei sich aber und folgte ihr zum Hofplatz.

Dort erkannte Kôhei Masa, die offenbar die Begrüßung übernommen hatte.

Er hatte ab und an ein paar Worte mit der Haushofmeisterin gewechselt, wenn er ihr in der Bibliothek über den Weg gelaufen war und konnte sich denken, dass Sesshômaru offenbar noch immer nicht wieder da war, wenn sie hier den Empfang übernahm.
 

Die anderen wölfischen Schüler standen bereits in der Nähe und etwas zögerlich gesellte Kôhei sich dazu.

Sofort bemerkte er, dass Ginta und Hakkaku ihn entdeckt hatten, ihn so aufmerksam musterten, dass die Verlobung Sayokos mit Kôgas Sohn inzwischen die Runde gemacht haben musste. Kurz nickte er ihnen zu, dann sah er wieder zu Kôga.
 

Der nickte gerade. „Ginta, Hakkaku, wir schlagen unser Lager da auf, wo die anderen auch sind. Sieht so aus, als ob Sesshômaru uns warten lässt“, wandte er sich an seine Begleiter und ignorierte, dass Masa das Gesicht verzog, weil er den Hundefürsten nur beim Namen nannte.
 

Die beiden Ookami, die stets in Kôgas Gefolge zu finden waren, grinsten nur, ehe sie sich abwandten. Wenn Kôga sie nicht binnen Sekunden wieder hinter sich lassen sollte, mussten sie eben zu Beginn einen Vorsprung haben.
 

Der junge Wolfsfürst setzte aber erst garnicht dazu an, zu folgen, stattdessen wandte er sich den jungen Wölfen zu.
 

Masa nutzte das um zu verschwinden, ohne unhöflich zu sein und ließ die Gruppe allein.
 

Kôga grüßte seine Rudelmitglieder und gab zwei schmale Schriftrollen weiter, Briefe der Eltern, nahm Kôhei an.

Als die anderen sich zerstreuten und Kôga zu ihm kam, sah Kôhei ihm aufmerksam entgegen. „Habt Ihr auch eine Nachricht für mich?“, fragte er ruhig.

Kôga nickte leicht. „Das auch. Aber eigentlich wollte ich mit dir reden. Oder hast du Training?“
 

Kôhei sah zum Himmel, schätzte den Sonnenstand ab. „Gleich“, gab er zurück.
 

Kôga schüttelte etwas den Kopf. „Wortreicher wirst du nie werden, oder? Du passt wirklich vorzüglich an Sesshômarus Schloss. Vielleicht solltest du hier bleiben“, kommentierte er und grinste, als Kôhei eine etwas entsetzte Miene aufsetzte. „Schon klar, kommt nicht in Frage. Du würdest deine Schwester nie allein lassen. Außerdem gab es meines Wissens nie einen Wolfsschüler, der länger als die Lehrzeit hier geblieben wäre.“
 

„Oh, da gab es tatsächlich nicht viele. Royakan, der treue Gefolgsmann des ehemaligen Inu no Taishô, aber der ist ja auch einer Nebenlinie der Ookami entsprungen. Aus den Rudeln aber… kaum. Nur an zwei erinnere ich mich“, mischte sich eine andere Stimme ein und die beiden Wolfsdämonen wandten sich um.
 

„Arata-sensei… mein Mentor“, stellte Kôhei gelassen vor und sah seinen Lehrer an.
 

„Das war noch vor dem Tod von Sesshômaru-samas Vater. Sie haben mit Sesshômaru-sama gemeinsam trainiert und sind dann als Krieger geblieben. Allerdings kamen sie aus einem kleinen Grenzrudel – und leider sind beide recht schnell umgekommen, in einem der unzähligen Scharmützel, die es damals gab. Dabei waren es begabte Nahkämpfer, nunja, so ist es eben…“, erzählte der gleichmütig und tat so, als habe er gar nicht mitbekommen, dass Kôgas Bemerkung nur scherzhaft gewesen war.
 

Kôhei sah etwas konsterniert drein und Kôga grinste offen.

Dann jedoch wurde er wieder ernster. Mit verschränkten Armen sah er zwischen Kôhei und dessen Lehrer hin und her. „Wie macht er sich?“
 

„Mit dem Tachi ganz gut. Mit dem Naginata wollte ich erst in ein paar Mondumläufen beginnen. Das ist ja nun eine gänzlich andere Kampftechnik“, antwortete Arata und beschloss für sich, dass die Gerüchte über den jungen Wolfsfürsten stimmten.

Wie ein Fürst verhielt er sich wahrhaftig nicht, aber er interessierte sich für die Belange seiner Rudelmitglieder und das war das Wichtigste.

„Macht Euch doch selbst ein Bild“, schlug er dann vor.
 

Kôga zog überrascht die Stirn kraus, schien aber nicht abgeneigt, während Kôhei zu Aratas Amüsement doch zusammenschrak.
 

Der alte Inuyôkai lächelte. Genau das hatte er bezwecken wollen.
 

~*~
 

Hachi landete derweil auf der Lichtung vor dem Schrein, in dem Mushin wohnte und wirbelte dabei eine Menge Staub auf.

Nachdem er sich zurückverwandelt hatte, schüttelte er sich kräftig um gleich darauf das Weite zu suchen. Er hatte seine Schuldigkeit getan.
 

Miroku sah ihm schmunzelnd nach, während Riku und Renjiro sich den Staub von den Gewändern klopften. Wie selbstverständlich half Riku seinem Bruder dabei, weil der seine eine Schulter noch immer nicht richtig bewegen konnte. Aber es wurde langsam besser.
 

Miroku ließ die beiden stehen und stieg die Treppenstufen zur Veranda des Schreins hinauf. „Mushin!“
 

Eine Schiebetür öffnete sich und der alte Mönch sah hinaus.

Trotz dem es erst Mittag war, hatte er sicher schon einige Schüsseln Sake intus, aber das war Miroku gewöhnt.

Er wartete einfach einen Moment, bis sein Ziehvater sich an das Sonnenlicht gewöhnt hatte und ihn blinzelnd erkannte. „Miroku! Du bist es.“
 

„Ja, ich bin es“, antwortete Miroku trocken. „Wer denn sonst?“
 

Mushin antwortete nicht, sondern kam bloß gänzlich hinaus. „Und wer sind die zwei? Seit wann hast du Schüler?“
 

„Hab‘ ich ja nicht. Dafür bin ich wohl kaum geeignet. Den beiden ist der Lehrmeister abhanden gekommen, wenn du so willst. Oder genauer… er hat sich aus dem Staub gemacht.“
 

Augenblicklich wirkte Mushin wieder gänzlich nüchtern. „Bitte was? Bist du dir sicher? Kein Mönch würde doch-“
 

„Dieser hier schon, Mushin. Der Onkel der beiden hat einen Wandermönch dafür bezahlt, dass er sie mitnimmt und ausbildet und kaum meinte er, die beiden wären bei uns im Dorf in Sicherheit, hat er sich wieder allein abgesetzt“, unterbrach Miroku ihn und begleitete seinen alten Lehrmeister die Stufen hinab.
 

„Frevler!“, schimpfte Mushin nur, ehe er sich die beiden jungen Männer näher besah. „Und jetzt hast du sie hierher geschleppt, damit sie bei mir bleiben, ja? Das hast du dir ja fein ausgedacht.“
 

„Ihre Familie will sie offensichtlich nicht haben, außerdem haben sie die Ausbildung bereits begonnen und es wäre sicher nicht gut, wenn sie einfach so fallenlassen, was ihnen bereits gegeben ist“, konterte Miroku.

„Riku… Renjiro“, stellte er die beiden dann vor.
 

Beide musterten den recht kleinen, rundlichen Mönch neben Miroku mit deutlichem Interesse. Viel hatte Miroku schließlich nicht erzählt.

„Ihr seid also Mushin-san?“, fragte Riku schließlich.
 

Mushin nickte. „Wie ich hier vor euch stehe. – Kommt rein, wir wollen mal sehen, wozu ihr taugt“

Mit einer Handbewegung winkte er sie hinter sich her, als er sich umdrehte.

„Sonst hast du niemanden mit?“, fragte er über die Schulter in Richtung Miroku.
 

Der folgte bereits auf dem Fuße. „Nein. Auf deine Putzkolonne musst du heute verzichten. Und Sango muss auf die Kinder aufpassen“, grinste er.
 

Mushin räusperte sich vernehmlich, ging aber dann nicht weiter auf den ersten Satz ein. „Ach ja, die Kleinen. Wie alt ist dein Jüngster jetzt?“
 

„Knapp acht Monate. Übrigens hättest du genausogut mal selbst vorbeigucken können. Hachi fliegt von hier nach Musashi nicht langsamer als andersherum“, gab Miroku zurück und schloss die Schiebetür hinter der Gruppe. „Kaede wird dich sicher nicht rausschmeißen“, schob er dann noch hinterher.
 

„Da wäre ich mir nicht so sicher, Junge…“, erwiderte Mushin mit etwas gequältem Gesichtsausdruck, als er sich auf einem sichtlich schon recht alten Futon niederließ.
 

„Sie hat dir bloß den Sake weggenommen, den du geschnorrt hast“, stellte Miroku klar, als er sich danebensetzte.
 

„Das ist fast dasselbe“, jammerte Mushin mit verschränkten Armen.
 

„Wenn du meinst…“, gab Miroku nur zurück und schüttelte schmunzelnd den Kopf.

Sein Ziehvater würde sich sicher nie ändern. Einmal war er tatsächlich in Musashi auf Stippvisite gekommen, danach jedoch nie wieder. Vermutlich aus dem eben benannten Grund.

Aber jetzt waren Riku und Renjiro wichtiger.

Miroku nickte in Richtung der beiden und sofort besann Mushin sich. „Äh, ja..könnt ihr Lesen? Schreiben?“
 

Riku zögerte. „Ein bisschen“, gab er zu.
 

„Also verbesserungswürdig“, wertete Mushin für sich und musterte die beiden. „Du hast auch ein Gewand?“, wandte er sich an Renjiro.
 

Der zeigte mit der Hand der gesunden Seite auf die Tasche, die Riku trug. „Dort drin. Ich bin bloß noch verletzt, Mushin-san.“
 

„Was hast du mit den beiden angestellt?“, fragte Mushin in Mirokus Richtung.
 

Der zog eine gespielt beleidigte Grimasse. „Sie gerettet“, sagte er sachlich, ehe er hinterschob: „Sie und der dritte Bruder wurden von einer Horde Oni angegriffen, giftiger Oni. Ihr Herr Lehrmeister hat lieber Fersengeld gegeben, als sie zu retten, war aber geistesgegenwärtig genug, noch Bescheid zu geben, ehe er zusammenklappte. Sango und ich haben die drei dann da raus geholt, aber der dritte Bruder ist leider gebissen worden. Er ist tot“, erzählte er die Begebenheit in Kurzform.
 

„Das tut mir Leid. – Buddha möge seiner Seele gnädig sein!“ Mushin hob die Hand zum Segenspruch, ehe er sich wieder auf Riku und Renjiro konzentrierte.

„Könnt ihr Auren fühlen?“
 

„Nicht wirklich. Viel Unterricht haben wir nicht erhalten. Unser zeitweiliger Lehrherr hatte offenbar weder Muße noch Talent dazu“, erwiderte Renjiro leise und man sah ihm an, wie unangenehm es ihm war, dieses Unvermögen zuzugeben.
 

Mushin tat, als würde ihm das nicht auffallen. „Allerdings. Nun, meinetwegen bleibt hier. Ich werde sehen, was ich euch beibringen kann. Erwartet allerdings nicht zu viel, ich bin schon alt-“

„-und versoffen“, beendete Miroku den Satz für ihn und zwinkerte ihm zu.
 

„Also wirklich, Junge, du-“

„-hast vollkommen Recht“, unterbrach Miroku wieder und sein verschmitzter Blick zeigte, dass er genau wusste, wer hier das Wortgefecht gewinnen würde.
 

Mushin wusste das auch, also gab er es auf. „Also, wie auch immer. Ihr könnt bleiben. – Übrigens, Miroku, das Dorf am südlichen Waldrand hat in letzter Zeit Probleme mit ein paar Wurmdämonen“, deutete er an.
 

Miroku seufzte theatralisch. „Aber natürlich, Mushin, ich werde so selbstlos sein, das zu übernehmen. Sind wir damit quitt?“
 

„Ich weiß gar nicht, was du wieder hast, Miroku, das Dorf da unten hat auch ein paar hübsche, junge Mädchen…“
 

„Mushin?“, das klang resignierend.
 

Der Alte sah zu ihm hinüber. „Ja?“
 

„Du solltest wissen, dass ich solcherlei Eskapaden nicht mehr nötig habe. Das Kazaana ist weg, mich treibt nichts mehr. Außerdem hat Sango mir einen Sohn geschenkt. Ich weiß, was ich an ihr hab‘ “, erklärte Miroku in oberlehrerhaftem Ton, ehe er sich erhob und seinen Shakujô aufhob, der neben ihm am Boden gelegen hatte.

„Ich werde mich dann auch verabschieden. Riku, Renjiro, lebt wohl. Ich werde zusehen, dass ich wieder zurückkomme. Wenn Hachi sich beeilt, sollte das noch vor morgen Mittag klappen – nicht wahr?“

Die letzte Frage war an den Tanuki gerichtet gewesen, der sich von der anderen Seite in den Raum geschlichen hatte, in der Hoffnung, etwas Sake von Mushin schnorren zu können und gleichzeitig nicht von Miroku bemerkt zu werden.

Der Plan war gründlich schief gegangen, das merkte er jetzt und seufzte tief. „Aber sicher, Miroku-sama“
 

~*~
 

„Riiiin!“ Jakens Stimme klang entnervt. „Hör endlich mit diesem Geträller auf. Es reicht schon, wenn du den Herrn ewig damit nervst, aber musst du auch noch unseren Gast so quälen?“

Sein jämmerlicher Tonfall zeigte, dass der einzige Gequälte hier, er war.
 

Natsu lächelte leicht. „Lass sie doch, Jaken. Mich stört sie nicht, im Gegenteil, ich finde das Lied sehr schön. Für wen singst du es, hm?“, ließ Natsu sich vernehmen und blickte dabei Rin an, die auf AhUhns Rücken saß, während der Reitdrache friedlich graste und dabei immer wieder, wie zufällig, da entlang trottete, wo Jaken stand oder saß.
 

„Für Sesshômaru-sama! Ich weiß, dass er noch nicht so lange weg ist, aber ich habe es früher oft gesungen, weißt du? Manchmal hat er uns den ganzen Tag allein gelassen, dann sollte Jaken mich beschützen“, erklärte Rin fröhlich, ehe sie ihren Singsang fortsetzte, während ihre Finger flink die bis vor kurzem gesammelten Blüten verwoben: „Auf den Wiesen, unter den Bäumen, bei den Riesen in meinen Träumen, ich denk‘ an dich, immerzu, oh, Sesshômaru, wann kommst du?“
 

Natsu beobachtete sie dabei.

Sie konnte sich denken, dass es eine ganze Weile gedauert hatte, bis Rin und Sesshômaru so zusammenfanden, wie sie es hatten, aber ohne es genau zu wissen, war sie sich sicher, eine richtige Sensation vor sich zu haben.

Nie hatte man gehört, dass Sesshômaru einem Menschen auch nur einen zweiten Blick geschenkt hätte und Rin bezeichnete er sogar einer anderen Yôkai – ihr – gegenüber als seine Ziehtochter.
 

Die Kleine war wirklich etwas Besonderes und kurzerhand zog Natsu ihr Instrument unter dem Hüfttuch hervor und versuchte Rins Melodie zu übernehmen.

Nach ein paar Versuchen gelang es ganz gut und während Rin nur noch begeisterter sang, sobald die feinen Töne sich unter ihr Lied woben, sah Jaken aus, als würde er sich am Liebsten Gras in die Ohren stopfen.

Du Aaaaarmer…, dachte Natsu ironisch, ohne ihr Spiel zu unterbrechen.

Wenn da nicht die quälenden Hintergedanken gewesen wären, hätte sie sich richtig wohl gefühlt.

Aber die Ungewissheit nagte boshaft an ihr. Sie waren inzwischen nahe der Grenze, morgen würden sie wieder den Osten betreten und gegen Abend am Schloss sein. Dann würde sich alles entscheiden.

Im Zweifelsfall würde der Funke Leben in ihrem Leib morgen darüber entscheiden, ob es einen erneuten Krieg zwischen Inu-Clan und Neko-Clan geben würde – oder nicht.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja, während die einen ihre Probleme lösen, kriegen die anderen immer wieder welche dazu. Ich bin schon böse, hm???

Im nächsten Kapitel schauen wir, wie die "Rückkehr" von Inu und seiner Gruppe ins Dorf so läuft und was sie dort erwartet. Auch Natsu kehrt in ihre Heimat zurück und Shippô verläuft sich im Fuchsschloss. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Avialle
2014-05-06T20:29:09+00:00 06.05.2014 22:29
Oh, ich sollte im Bett sein x.x
Du böses etwas mit denien Kapiteln, die gelesen werden müssen!
Seis drum, es hat sich gelohnt!
Die beiden jungen Mönche sind also bei ihrem neuen Heim angekommen, hat Miroku gut hingebracht
Bei den Wölfen sieht es auch relativ gut aus...
Und Sess ist eben Sess und Natsu macht sich so ihre Gedanken - zu Recht. Bin ja schon sehr gespannt, wie Sess das lösen will
Süß auch, wie sie sich mit Rin beschäftigt. Armer Jaken (vorsicht ironie)
Antwort von:  Mimiteh
07.05.2014 12:32
Ja, bei Jaken ist es schön einfach, ihn vorzuführen, deswegen ist er wohl meistens das Opfer solcher Szenen. Dabei könnte er 'ne Menge vewirken, wenn er wollte. Bloß sein Charakter ist so verquer... wie auch immer.
Was den lieben Kôhei angeht... Arata gibt sich Mühe, hm?


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