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Broken Heart

von

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All I ask of you

"DAS KANN JETZT WOHL NICHT WAHR SEIN?!", brüllte zum wiederholten Male eine männliche Stimme gereizt durch die Wohnung. Die Stimmung war mehr als nur angespannt. Der ehemalige Operngeist war kurz davor Madame Giry's Wohnung auseinander zu nehmen. Diese wollte nur ungern einschreiten, wenn ihn Wutanfälle übermannten und er sich selbst vergass. Damit war nicht zu spassen. "UND DU HAST NICHTS UNTERNOMMEN?"
 

"Erik... Beruhige dich. Denk darüber nochmal genau nach. Ich hätte ihn nicht ewig abschütteln können. Er hätte sie früher oder später zu sich..." "DANN WÄRE MIR SPÄTER LIEBER GEWESEN!!!!" Madame Giry hatte ihn selten so zornig in ihrer direkten Anwesenheit erlebt, aber sie kannte ihn auch gut genug um zu wissen, dass er so reagieren würde. Daher versuchte sie vor ihm keine Furcht anmerken zu lassen. Der Maskierte lief nervös auf und ab. Wie sollte er seine Christine wieder zu sich holen? Ausgerechnet jetzt?

In blinder Wut stiess er ein paar Sachen um.
 

"ICH WERDE IHN UMBRINGEN! DAS hätte ich DAMALS schon machen sollen!!!"

"ERIK! Reiss dich zusammen." Glücklicherweise musste sich Meg das hier nicht mit anhören, dachte sich die Balletmeisterin. Immerhin blieb Erik stehen. Seine Hände waren krampfhaft zu Fäusten geballt. Der Hass und seine Verzweiflung stand ihm deutlich in seinem Gesicht geschrieben. "Bedenke: Das wäre weder in ihrem oder deinem Sinne"

"Pah!", erwiderte das ehemalige Phantom verächtlich," für mich wäre er kein Verlust. Jedenfalls für mich, der nicht das erste Mal mordete!! Ein Toter mehr oder weniger kommt jetzt auch nicht mehr drauf an..."
 

"Denk an Christine!" Bei der Aussprache ihres Namens konnte er nicht anders als zu versuchen sich zu beherrschen. Dies verlangte ihm allerdings die größte Mühe ab. Er hätte damit rechnen müssen, dass dies passieren würde als er sie alleine gelassen hat. Schneller ging es zu seinem Missfallen nicht. Unglücklicherweise war noch einiges dazwischengekommen. Erik wollte unbedingt an Christines Seite bleiben. Die wenig Zeit, die er glaubte zu haben würde er ihr schenken. Um Ungestört zu bleiben musste er noch die geschäftlichen Sachen vollends erledigt haben.

"Verdammt nochmal, Erik!!! Dich kann man ja deutlich bis auf die Strassen hören", Es war Nadir, der besorgt vor der Haustür stand und um Einlass bat. Nicht nur er hatte den Lärm von Weitem mitbekommen, auch Meg hatte bereits die lautstarke Konversation mitbekommen und war beunruhigt auf dem Heimweg gewesen und kurz daraufhin auf Nadir gestossen.
 

"Jedenfalls hat er meine Güte viel zu sehr ausgenutzt... Jetzt wo er sich noch mehr verschuldet hat. Als ob mein Reich zu betreten und mein Gesicht zu sehen nicht schon Grund genug wären, nein. Der musste uns nachfolgen und sogar einen gewissen JEMANDEN bitten ihn nach unten zu geleiten, um uns ...!" Nadir und Meg waren inzwischen in der Wohnung: "Meine Güte Erik!"

"Erik, du weisst, wie unangenehm es mir gewesen war. Ich konnte es ja nicht ahnen, dass du ... Besuch hattest." Mit verfinsterter Miene blickten Eriks glühende Augen in die von Nadir: "Ja, ja, ich weiss. Aber warum ER? Du weisst nur allzu gut, dass ich auf seine Gesellschaft nur allzu gerne verzichte... Aber das Gespräch hatten wir bereits, nicht wahr?" Stumm nickte er. Seinen Würgegriff spürte er noch immer deutlich an seinem Hals. Meg trat zur Seite ihrer Mutter. "Er wird sich noch wünschen mir nie begegnet worden zu sein... das schwöre ich!!!", erklang es gereizt zwischen seinen Zähnen. Keiner erwiderte.
 


 

"Sei ehrlich zu mir, Christine! Bitte!" Die Angesprochene wusste, dass sie alles klarstellen musste. Raoul hatte ein Recht auf Klarheit.

"Also gut, Raoul..." Die Stimmung war angespannt. Sie mussten sich aussprechen und dies war der Moment. Die Dunkelhaarige fasste sich ein Herz und blickte ernst und mit Sicherheit direkt in seine blauen Augen: "Ich weiss nun endlich wo ich hingehöre, Raoul. Ich bin meiner Gefühle sicher. Es tut mir sehr Leid, aber mir ist klar geworden, dass ich Erik liebe..."

Erstaunen und Trauer machten sich auf seinem Gesicht breit: " Dieses... Nachdem er dich so hat leiden lassen? Seit wann bist du dir da so sicher? Wann kam die Erkenntnis?" Leicht traurig lächelt sie ihn an: "Der "Traum" vor der Hochzeit war kein Traum. Er war mir in meinem Gemach bei den Girys erschienen. Kränklich und gebrochen... Es tut mir Leid, Raoul, aber mir ist auch klar geworden, dass ich für dich nicht mehr als freundschaftliche Gefühle hege..." Ein langes Schweigen brach herein. Noch ungläubig blickte er sie an. Er hatte also verloren?

Erik erschien vor ihr in einem elenden Zustand. War es doch vielleicht nur Mitleid... aber aus ihrem süßen Mund klang dies alles andere als das. Wäre auch zu schön gewesen. Der Vicômte war sich nicht mehr sicher was er noch glauben sollte.
 

"Du liebst ihn also...", brachte Raoul leise über seine Lippen. Also hatte er sich wirklich in seiner Naivität in etwas hineinversteigert. Den Beweis hatte er doch deutlich vor den eigenen Augen gesehen, und doch wollte er nicht daran glauben.

"Christine, es tut mir echt leid... Ich wollte doch nicht, dass... nein. Ich gebe zu, ich habe euch gesehen. So glücklich... wie mir schien... Es stand nie in meiner Absicht jemanden zu etwas beschuldigen was er nich begangen hat..." Raoul wand traurig den Blick von Christine ab. Mitleidig schaute sie auf ihn herab. Wirklich böse konnte sie ihm nicht sein. Aber sie hatte ihm nun endlich die Wahrheit gesagt. Was sollte sie denn nun tun? Seine Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
 

"Na, wenn das so ist... Sollte ich dich gehen lassen...", seufzte er. Christine konnte nicht. Was wäre wenn ER bereits davon weiss, dass sie bei ihm war? So wie sie Erik kannte würde er ihn endgültig erledigen wollen und das wollte Christine vermeiden. "Raoul,..."

"Ich habe verstanden, Christine. Bei ihm bist du sicherlich glücklicher als bei mir. Und deinem Glück möchte ich kein Hindernis sein. Aber denke daran, ich bin dir nicht böse und bleibe dein Freund. Wenn du wegen ihm Kummer hast oder gar wegen ihm Tränen vergisst... wenn du darunter leiden solltest schreite ich ein. Ich will dich nicht ins Unglück rennen sehen ebenso wenig wie ich dein Glück dir vorenthalten wollen würde..."
 

"Raoul! Darauf kommt es jetzt nicht an..." Ihre Blicke trafen sich. Er strich ihr über ihre Arme: "Wenn das stimmen sollte, was du mir erzählst und er seinem Schicksal erlegen muss werde ich dich versogen, mach dir darum keine Gedanken, Christine... Ich liebe dich. Das habe ich immer getan." Er war verletzt, aber er tröstete sie. Brauchte nicht er selber Trost?

"Danke, aber das meine ich jetzt nicht. Wenn Erik wüsste, dass ich jetzt bei dir bin würde er dich garantiert umbringen wollen. Sein Hass wäre zu groß, um ihn milde zu stimmen... Du kennst ihn doch in solch einer Situation kennt er weder Freund noch Feind..." Sie fasste ermutigend und tröstend zugleich eine Hand von Raoul. Er nickte kaum merkbar. Sie hatte vermutlich Recht. Vielleicht in nicht allzu entfernter Zukunft würde er ihm wieder gegenüberstehen und diesmal nicht so billig davonkommen.

Seine Christine würde er nicht unglücklich sehen wollen. Aber sie ihm komplett schutzlos ausliefern konnte er ebenso wenig. Raoul würde immer ein Auge auf sie werfen.

Zumindest bis er sicher war, dass sie glücklich war. Noch am selben Abend stiegen sie in die Kutsche, die Christine zu den Girys bringen sollte.
 


 

Es dauerte eine Weile bis sie alle sich beruhigt hatten. Alle schwiegen noch in der verwüsteten Wohnung. Erstaunlicherweise begann Meg als Erste zu sprechen: "Monsieur Erik? Soll ich Christine etwas ausrichten?" Mitfühlend blickte sie auf die schwarze Gestalt, die in den Spiegelscherben auf dem Boden kauerte. Seine Hände waren noch immer zu Fäusten geballt, bereit jederzeit wieder zuzuschlagen. Er keuchte. Die Besinnung kehrte langsam wieder ein. Trotzdem schwieg er noch. Selbst Nadir wagte vorerst nicht an ihn heran.
 

Immerhin wurde er ruhiger je mehr Zeit verstrich. Nach eine Weile setzte er zur Antwort an: " Bitte verzeiht mir, dass ich meine Wut an eurer Habe ausgelassen habe. Ich werde den Schaden selbstverständlich ersetzten... Ach, Meg. Unschuldiges Kind... Falls Christine hier auftauchen sollte sage ihr, ich warte auf sie. Im Unterbau der Oper..." Die letzten Worte gingen in ein Hustenanfall unter. "ERIK?!" Meg beugte sich besorgt zu ihm runter. Sie hielt noch wenig Abstand ein. Das blieb Erik nicht verborgen. "Schon gut... Mach dir keine Sorgen. Das bisschen Husten verkrafte ich schon noch." Madame Giry und Nadir tauschten sich vielsagende Blicke aus. Dann ergriff auch Nadir das Wort: "Du solltest nicht in den Scherben bleiben. Steh wenigstens auf." Der Angesprochene zögerte eine Weile lang ehe er der Bitte nachkam. Er stützte sich an Nadir, der ihm zur Seite geeilt war. Der Maskierte suchte den Augenkontakt mit Madame Giry, die ihn ebenfalls besorgt anschaute. Seine Augen sprachen Bände, doch sie verstand sie ihn. Er brauchte keine Worte zu sagen, sie nickte ihm zum Verständnis zu und sagte nichts mehr.
 

"Der Tod wird wohl noch eine Weile auf mich warten müssen. So schnell verlasse ich meine Bühne noch nicht..." Erik versuchte ein Lächeln auf seine Lippen zu bringen. Doch die anderen kommentierten nicht. "Ach, kommt schon Leute. Wo ist denn euer Humor geblieben?" An ihren Blicke konnte er sich denken, dass dies nicht der passende Moment für Scherze waren. "Also gut. Wie gesagt, ich lasse das nötige Geld zu euch bringen. Nur nicht wundern, wenn es großzügiger ausfallen sollte..." "ERIK!", erhob Madame Giry ihre Stimme. Ein Grinsen lag noch immer auf seinen Lippen. "Schon gut. Ich habe verstanden." Natürlich hatte er noch immer seinen Tod vor seinen Augen, aber er würde nicht vorher ruhen können bis seine Christine wieder bei ihm war. Mit diesen Gedanken wollte er sich zum Gehen wenden. Langsam aber sicher spürte er körperliche Schmerzen, die er sich bei seinem Wutausbruch zugezogen hatte. Vor allem seine Hände schmerzten. Am Schlimmsten war der Schmerz in seiner Schreibhand. "Madame und Mademoiselle, wir sehen uns wieder." Die beiden Girys nickten und blickten ihm noch hinterher bis er und Nadir außer Sichtweite waren. Doch es brauchte auch nicht lange bis die Tür sich wieder öffnete.
 

"Christine!!" Meg fiel ihr um den Hals, nachdem sie die Wohnung der Girys betreten hatte. "Meg! Meine Güte!!!" Sie sah das Chaos in der Wohnung. Hatte ER getobt? Oder wurde hier eingebrochen? Madame Giry betrat ebenfalls die Eingangshalle: "Meine Liebe, du hast ihn soeben verpasst." Verwundert und verwirrt blickte die Dunkelhaarige abwechselnd zu Meg und ihrer Mutter: "Was ist denn hier passiert?" Die Antwort erahnte Christine schon. "Er weiss es", gab ihr die ältere Giry gleichgültig zur Antwort. Meg schaute ihre Freundin besorgt an: "Christine! Mach dir um uns keine Sorgen... Ich sollte dir auch ausrichten... Ihm geht es in der Tat alles andere als gut. Er wollte, dass ich dir sagen soll, dass er dich bereits erwartet. In der Oper." Christines Augen waren mittlerweile weit aufgerissen. Er war also hier gewesen, nachdem Raoul sie zu sich genommen hatte...
 

Christine überkam die Angst. Erik wusste also nun Bescheid. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis er Raoul... nein, nicht daran denken. Tränen stiegen bereits in ihren Augen. "Christine?", Meg führte ihre Freundin sanft auf das Bett des Gästezimmers welches glücklicherweise nicht zum Opfer von Eriks Zerstörungswut geworden war. Christine war blass. In was für einer Lage war sie bloss geraten? Sie musste unbedingt zu Erik. Allerdings war die Nacht bereits angebrochen und somit zu gefährlich für eine junge Frau wie sie, alleine draussen herumzulaufen.

"Ich muss zu Ihm. Zu Erik!", sagte Chrsitine. Meg schaute ihre Mutter an. "Aber Liebes. Du bist blass und völlig erschöpft. Ich sehe dir an, dass du wahrscheinlich ebenfalls einen anstrengenden Tag hinter dir hast." Christine nickte. In der Tat konnte sie es nicht abstreiten, dass heute viel geschehen war. Aber sie wollte auch unbedingt zu ihm. Nun hat sie endlich die Möglichkeit ihn wiederzusehen.

Die Balletmeisterin gab ihr nach, unter der Bedingung, dass Christine sich erstmal erholen sollte. Nach drei Stunden war die Giry von ihrem Zustand überzeugt und führte sie in den Unterbau der Oper...
 


 

"ERIK!", rief sie aufgeregt. Sie fand ihn scheinbar reglos an seinem Schriebtisch vor seiner Orgel. War er eingeschlafen? Als sie näher zu ihm trat bestätigte sich dies. Er war beim komponieren eingeschlafen? Gibt es denn so etwas?

Sein Kopf lag auf seinem rechten Arm, während die Finger seiner linken Hand noch immer die Feder umfassten. Scheinbar war er sehr erschöpft. Ihr erging es nicht viel anders. Aber in dieser Haltung zu schlafen war nicht gesund. Sie müsste ihn wecken. Ihn zu Tragen ging ja wohl schlecht. Wenn sie genau horchte atmete er regelmässig. Ob sich sein Gesundheitszustand gebessert hat?
 

So friedlich wie er schlief, hatte sie ihn noch nie gesehen bzw. erlebt. Vorsichtig nahm sie ihm die Maske ab und haucht ihm einen Kuss auf die Wange. Sie sah ihn zum ersten Mal schlafen. Er sah dabei so bezaubernd aus. Süß wie ein Kind. Sie musste bei diesem Gedanken schmunzeln. Erik war der Typ Mensch, der sehr wenig schlief und ob er tief schlief konnte Christine nur spekulieren. Er regte sich nun ein wenig, sodass seine demaskierte Gesichtshälfte endgültig in seinem Arm vergraben war.
 

Sie wollte ihn nur ungern wecken, aber ihn so liegen zu lassen kam ihr ebenso wenig in Frage. Also schüttelte sie sanft an seiner Schulter: "Erik?" Er reagierte kaum. Noch weitere Male fasste sie ihn und rüttelte ihn etwas fester. Der Schlafende öffnete leicht seine Augen. Er hob seinen Kopf und erblickte Christine.

"Mein Engel...?" Etwas schlaftrunken wand er sich zu ihr um. Sie sah ihn lächelnd an. "Geht es dir besser Erik?", fragte sie ihn vorsichtig. Zögerlich nickte er. Er erblickte seine Maske in ihrer Hand und ihn erfasste beinahe die Panik. Obwohl er nicht mehr vor Christine zu fürchten brauchte, war dies wie aus Reflex geschehen. So schnell würde er sich nicht umgewöhnen können. Sie gab ihm die Maske wieder: "Ich dachte, wenn du schläfst, solltest du sie besser absetzten." Ein müdes Lächeln umspielte seine Lippen.
 


 

Er war also eingeschlafen? Das war ihm noch nie passiert, zumindest nicht während er arbeitete. Als er wachgerüttelt wurde stand seine Christine vor ihm. Sie war also hier. Es erschien ihm wie ein böser Albtraum wenn er an die Ereignisse dachte, die bis vor kurzem geschehen waren. Vorerst war er einfach nur froh sie wieder in seiner Nähe zu haben. Er setzte sich seine Maske, da er nun wach war wieder auf und erhob sich von seinem Platz.

In der Tat, ihm ging es besser. Mittlerweile hatte er sich beruhigt. Erik führte Christine zu einer Sitzmöglichkeit und setzte sich selbst ihr gegenüber. Zunächst bereitete er Tee und Gebäck vor. "Geht es dir gut, Christine?"
 

Sie nickte, schaute aber traurig. "Den Umständen dementsprechend", antwortete Christine leise und berichtete ihm zögerlich und leise was geschehen war.

Dieser Vicômte... Erik merkte an ihrem Blick, dass er sich zusammenreissen musste. Sie war vorsichtig bei der Wortwahl. Zurecht hatte sie Angst, dass ihrem Kindheitsfreund etwas passieren könnte. Ungestraft würde er nicht davon kommen. Das hatte Erik sich geschworen.

Er saß angespannt in seinem Sessel. In seinen Augen konnte Christine eine aufsteigende Wut herauslesen, sodass sie aufpassen musste was sie sagte. Scheinbar versuchte er sich unter Kontrolle zu halten, was ihm mit Mühe gelang. Verübeln konnte sie es ihm nicht. Nach all dem Geschehenen. Der Maskierte nippte an seinem Tee ehe er ein Kommentar ablieferte: "Nun meine Liebe ich nehme an, dass er scheinbar seinen Fehler eingesehen hat. Sonst wärst du ja wohl kaum hier." Er schien nicht sonderlich überzeugt von seinen Worten, das wusste sie. Eine peinliche Stille trat ein. Keiner der beiden wagte es auch nur nur ein Wort zu sprechen. Sie überliess es in diesem Fall Erik, dass er die Worte wieder fand. Noch bevor es dazu kommen konnte betrat auch schon Nadir sein Wohnbereich.
 

"Nadir, mein Freund. Gut dass du gekommen bist. Du weißt was zu tun ist." Erik überreichte ihm einen Brief. "Natürlich, Erik." Mit einer kurzen Verbeugung verabschiedete er sich und ging seines Weges. Christine sah nur verwirrt aus. Aber das war bestimmt Eriks Angelegenheit. Fragend blickte sie ihm in sein Gesciht, welches keinerlei Müdigkeit mehr aufwies. In seine Angelegenheiten mischen wollte sie sich nicht. Vielleicht hatte es mit den Vorfällen am heutigen Nachmittag zu tun...
 

Als ob er ihre Gedanken wusste stand er ihr zur Rede: "Keine Sorge meine Liebe. Ich entschädige nur den Schaden, den ich angerichtet habe..." Er blieb erstaunlich ruhig und setzte sich wieder um seine Tasse wieder zu heben und ihn zu leeren.

Es war erstaunlich, dass Raoul sie gehen lies. War er also doch so schlau sie gehen zu lassen? Sie hatten also ihre Aussprache gehabt. Seiner Christine wollte er galuben. Nur diesem Vicômte traute er nicht ganz. Dass er sie einfach gehen liess war bereits ein Grund zur Sorge. Er befürchtete sicherlich immernoch, dass er einen Fehler gemacht hätte. Vor ihren Augen sollte möglichst kein offener Konflikt zwischen ihm und Raoul de Chagny entstehen. Diesen würde er sicherlich nicht überleben.
 

Er musste sich beruhigen. Der ehemalige Operngeist spürte wie er allmählich wieder Herr seiner selbst wurde.Raouls Schicksal war ihm gleichgültig. Aber Christine zuliebe musste er sich beherrschen, auch wenn dies von ihm mehr abverlangte als es ihm möglich war. Schliesslich wollte er sie nicht wieder verlieren, nein. Dieses Mal nicht.

"Erik?", hörte er sie fragen. Er war wohl so tief in Gedanken versunken, dass er nicht einmal mitbekommen hatte, dass Christine etwas gesagt hatte. Zögerlich löste er seinen Blick von der Tasse und schaute ihr in die Augen. Lange konnte er ihrem Blick nicht standhalten. Sie war ein zartes Wesen. Ein trauriges Gesicht konnte er bei ihren großen Augen nicht ertragen. Seine süße Christine sollte nicht leiden, weder wegen ihm mitsamt seiner bisherigen Taten noch wegen irgendwas bzw. irgendjemand anderen, der ihr schaden würde...
 

Allmählich wandelte sich ihr sanfter Blick. Erik sah sie unverwand an. Er konnte sich denken, worauf sie hinauswollte. Aber seine Worte blieben ihm im Hals stecken. "Erik, ich möchte, dass du dich von Raoul fernhälst, genauso wie er Abstand zu dir halten sollte. Versprich es mir, Erik! Versprich mir, dass ihm nichts geschehen wird!" Ein verzweifelter Unterton erklang beim letzten Satz. Sie flehte ihn an. Abschlagen konnte er nicht, wenn sie bei ihm bleiben sollte. Aber versprechen kann er ihr auch nichts. Genauso wie er damals Nadir versprach nicht mehr zu töten aber es dann schlussendlich doch getan hatte, findet Erik sich in dieser Situation wieder. Wieso ein Versprechen geben, bei dem er selbst nicht sicher war es überhaupt einhalten zu können? Solange dieser Graf sich aus allem raushält und nicht mehr in seine Nähe auftauchte, würde Erik es wenigstens Christine zuliebe versuchen ebenfalls dem Vicômte nicht zu nahe zu treten. Er seufzte.
 


 

"Wenn Mademoiselle es wünschen...", erklang es beinah desinteressiert aus seinem Munde. Sie musste ihm trauen. Raoul schätzte sie nicht für so dumm ein, sodass er auf Distanz ging. Bei Erik war es vielmehr Glückssache. Je nach Laune würde er seine Taten freien Lauf lassen oder es unterdrücken. Sie lächelte ihn zufrieden an. Er erwiderte. "Dafür bin ich dir dankbar, Erik." Dieser nickte nur schnell in der Hoffnung, das dieses Thema endlich durch war.

Auch Christine hatte bereits ihren Tee getrunken und stellte ihre Tasse auf den Tisch zwischen ihnen.
 

Inzwischen war sie aufgestanden. Er liess sie nicht aus den Augen. Wie ein Raubtier, das seine Beute nicht aus den Augen verlieren wollte. Am Ende stand sie bei ihm. Sie fasste ihm an die Schulter. Die Anspannung, die momentan in der Luft lag war schon nahezu unerträglich. Dabei hatte sie sich doch gefreut ihn endlich wiederzusehen. Er jedoch schien in Gedanken versunken, da er kaum Reaktion zeigte. Das enttäuschte sie ein wenig, zeigte jedoch Verständnis für die Umstände in denen sie waren. Es war still. Keiner mochte diese Stille zu durchbrechen. Christine lies ihren Arm über seine eine Schulter zu anderen gleiten, sodass es ihr möglich war ihn in ihren Armen zu halten.
 

Er zeigte keinen Widerstand. Er lies ihre Umarmung zu. Spürbar merkte sie wie seine Anspannung allmählich schwand und er sich sichtlich entspannte. Ihre Nähe hatte er vermisst und das merkte sie. Das konnte sie spüren. Nun legte er sogar seine Hand auf ihrer: "Christine..." Nur wenigen Momente später fanden sich beide küssend wieder. Sie lächelte ihn an: "Verlass mich nie wieder für so eine lange Zeit ohne ein Wort zu sagen!" Auch auf seinen Lippen zeichnete sich ein glücklicher Ausdruck. "Wie könnte ich, mein Engel?"
 

"Na, als ich hier aufgewacht war fand ich statt meinen Liebsten nur einen Brief neben mir liegen", neckte sie ihn. Als Antwort bekam sie: "Das soll nicht mehr vorkommen meine Liebe." Ein weiterer Kuss folgte. Die Lippen und Zungen beiderseits untersuchten und erforschten neugierig und ungehemmt den jeweils anderen. Es war einfach unbeschreiblich schön nach all der langen Zeit wieder seine Lippen zu spüren. Sie konnten nicht mehr voneinander lassen. Es verging eine Weile. Mittlerweile hatte sie ihm seine Maske gelöst. Und blickte in sein Gesicht. Er war glücklich. Sie war ja wieder bei ihm.

Er hatte sie währendessen ebenfalls in seine Arme geschlossen. Es fühlte sich so gut an in seinen Armen zu liegen und seine Körperwärme zu spüren. Auch sie genoss es endlich wieder bei ihm zu sein. Am liebsten wollte sie stundenlang so verharren.
 


 

Sie waren endlich wieder vereint. Und nun möchte Erik an nichts anderes mehr denken als an seinen Engel, seine Christine. Nach so einem stressigen Tag wollte er nur noch vergessen und entspannen. Nach dem Anschein nach erging es seinem Gegenüber nicht anders. Überglücklich schauten seine Augen ihre schönen braunen Augen an.

"Wie ich vorhin sah, warst du fleissig am Komponieren, oder?" Das kam etwas unerwartet. Aber er nickte. Das Stück hatte er vor einer Weile begonnen, aber nicht zu ende bringen können. Doch durch sie bekam er neue Ideen, die er ausarbeitete und die Melodien flossen ihm durch den Kopf. Ja, seine Christine war seine Inspiration und hatte ihn zu vielen seiner großartigen Werke verholfen. Auch dieses Stück würde durch ihre Hilfe vollendet werden. "Ein älteres Stück... Jetzt weiß ich endlich wie ich es vollenden kann, mein Engel. Du bist meine Inspiration und verhilfst mir zu vielen Ideen. Dafür bin ich dir dankbar. Dir begegnet zu sein übertrifft alles in meinem bisherigen Leben. Mein größtes Glück, mein kostbarster Schatz. Christine, mein Engel der Muse... Ich liebe dich." Dieses Kompliment brachte sie in Verlegenheit. Aber das war nicht nur ein Kompliment, sondern die reine Wahrheit.
 

Ihre Hand fasste sanft Eriks rechte Wange und strich zärtlich drüber. Wie glücklich sie doch war. Sie strahlte bis über die Ohren. All seine Aufmerksamkeit schenkte er ihr. Nur ihr allein.

Und schon überraschte sie ihn mit der nächsten Frage: "Ich darf bei dir schlafen?" "Aber natürlich, meine Liebe. Solange wie du willst", gab er ihr zur Antwort.

"Und du haust mir diesmal nicht gleich am nächsten Morgen ab?" Erik musste unweigerlich schmunzeln: "Natürlich nicht, mein Schatz." Er konnte nicht anders, als sie wieder näher zu sich zu ziehen. Das gefiel ihr. Sie wehrte sich nicht. Chritine erfreute sich vielmehr daran.

Nah an seinem Ohr flüsterte sie: "Ich will nicht zuviel verlangen, aber versprich mir bitte noch eine Sache." Was konnte es dieses Mal sein? Er hatte ihr doch bereits, wenn auch widerwillig versprochen einen GEWISSEN JEMANDEN in Ruhe zu lassen. Sie überraschte ihn immer wieder...

"Du weisst doch, dass ich alles für dich...!" Sie legte ihre Finger auf seine Lippen um ihn zu bedeuten zu schweigen.
 

"Then say you'll share with me

one love, one lifetime

let me lead you from your solitude

Say you need me with you here, beside you...

anywhere you go, let me go too

Erik, that's all I ask of you...
 

Say you'll share with me one love, one lifetime...

say the word and I will follow you...

Share each day with me,

each night, each morning...

Say you love me...
 

Love me - that's all I ask of you..."
 

Christine blickte ihm in das Gesicht. In seinen weit aufgerissenen Augen konnte sie Verwunderung lesen. Er war ziemlich überrascht. So etwas unerwartetes zu hören. Als wäre dies ihre Antwort auf ihn damals gewesen. Sie lachte ihn an. Während sie diese Zeilen über ihre Lippen gebracht hatte, spürte sie sofort wie er sich komplett versteifte. Lachend sah sie ihn an: "Verspricht du es mir?" Es dauerte eine Weile bis er sich wieder gefasst hatte um ihr eine Antwort zu geben. Er fasste ihr Gesicht zärtlich und küsste sie sanft. Leise singend beantwortete er:" Christine, I love you..." Sie war so unbeschreiblich glücklich in diesem Moment. Siene schöne Stimme wieder singen zu hören hatte sie vermisst.
 

Dieser Abend sollte noch weiterhin musikalisch verlaufen, denn Erik war wieder in den Sinn gekommen, was er vergessen hatte aufzuschreiben. Voller Begeisterung wand er sich seinem fast vollendeten Werk zu. An diesem Abend würde es noch vollendet werden. Auch Christine sollte in den Genuss kommen, sein Werk zu hören. Und schon bald hörte man sie beide musikalisch vereint durch den ganzen Unterbau. Beide waren sehr zufrieden und sehr begeistert. Dieser Enthusiasmus hielt noch bis in die Nacht hinein an.
 

Christine konnte schon gar nicht mehr sagen wie lange es anhielt und wie lange sie überhaupt noch wach gewesen waren, aber sie wusste genau, dass sie und Erik gemeinsam zu Bett gingen. Müde und erschöpft vom Tag. Der Schlaf lies nicht lange auf sich warten bis sie schliesslich zufrieden und überglücklich in seinen Armen einschlief.

Es konnte kaum besser werden, dachte sich Christine noch im Halbschlaf. Aber als sie ihre Augen öffnete erlebte sie eine Überraschung. "Guten Morgen, mein Engel. Hast du gut geschlafen?" Diese sanfte melodische Stimme...! Erik stand mit Frühstsück bei ihr am Bett. Er lächelte sie an. Christines Herz machte einen Hüpfer. Ihr geliebter Engel war bei ihr geblieben. Ungläubig schaute sie ihn an. "Schau mich bitte doch nicht so an, als wäre ich ein Geist. Die Zeiten sind vorbei wie du weisst, meine Liebe." Mit diesen Worten setzte er neben sich und überbrachte das Frühstück.
 

Sie kicherte: "Du bist so süß, Erik!"

Sie gab ihm zu verstehen, dass sie am Tisch frühstücken würde, soviel Anstand musste sein. Die junge Frau konnte ihr Glück kaum fassen. Sie war noch immer überwältigt. Erik war so lieb zu ihr. Konnte der Tag noch mehr Überraschungen bringen?

Diese Frage klärte sich im Laufe des Tages, welcher wunderbar war. Der bisher schönste Tag in ihrem Leben würde Christine meinen. Dass er dasselbe empfinden musste, spürte sie. Seine Augen konnten nichts vor ihr verbergen.
 

Den Vormittag bis in den frühen Nachmittag waren sie mit der Musik beschäftigt und vertieft gewesen, dass Erik beinahe schon etwas vergessen hatte. Nur mit allergrößter Mühe konnte er sich von seiner Musik trennen. Aber solange er nicht komponierte, wo er alles um sich vergass, war es ihm noch erträglich. "Ich wollte bei den Girys helfen...! Meine Liebe, hättest du Lust heute Abend mich in den Park zu geleiten?" Sie strahlte: "Aber natürlich. Ich kann schlecht einen Wunsch von dir abschlagen."

"Das freut mich von Mademoiselle Daaé zu hören."
 

Den kompletten Nachmittag verbrachte Erik bei den Girys. Christine war mit seinem Einverständnis mitgekommen. Normalerweise zeigte Erik sich Tagsüber nur ungern außerhalb der Oper. Aber er bestand darauf, den Schaden, den er angerichtet hatte wieder herzurichten. Christine konnte erstmals einem Künstler wie ihn bei seiner Arbeit zuschauen und ihn bei seiner handgeschicklichkeiten beobachten. Er war flink und geschickt. Trotz allem war er nicht ungenau. Fehler vermied er. Erik war in der Tat Perfektionist und arbeitete solange an etwas bis es ihm schliesslich ebenfalls zufrieden stellte.

Der Abend brach herein und Erik war zufrieden mit seinen Arbeiten. Madame und Meg Giry bedankten sich vielmals. Ein Andenken an ihn hatten sie jedenfalls. Madame Giry hatte sich überreden lassen, dass Erik helfen wollte, trotz barem Schadensersatz. Das ehemalige Phantom beharrte darauf und gab nicht nach bis er die Erlaubnis bekommen hatten, die er wollte.

Nun war jeder guter Laune und Christine wartete bereits ungeduldig auf Erik, der noch schnell in die Wanne stieg und sich anschliessend noch zurechtmachte.

Elegant gekleidet erschien er wieder. Er bot ihr seinen Arm an, sie hakte sich ein und verliessen schliesslich die Oper.
 


 

Die Luft war herrlich. Schön kühl und angenehm. Wie Christine auffiel schien heute der Mond besonders hell. Zumindest empfand sie das so. Arm in Arm mit ihrem Engel liefen sie den Weg entlang. Der Park war so gut wie leer. Vereinzelt waren noch Leute zu sehen, aber das war nicht weiter schlimm. Tagsüber war es zu belebt und zu warm. Abends hierdurchzulaufen war auch etwas anderes. Etwas Besonderes. Mit einem besonderen Menschen an ihrer Seite. Sie konnte es sich nicht vorstellen, dass jetzt noch irgendwas den Tag vermiesen konnte. Er war einfach zu schön. Perfekt. Aber gerade deswegen machte sie sich ein wenig Sorgen.

Die Stille war schön und passte zur Atmosphäre, aber Christine war doch etwas unwohl dabei. Sie blickte sich herum, aber da war nichts.
 

"Mein Engel, was fürchtest du dich?", erklang es sanft neben ihr. Sie schüttelte zurückhaltend den Kopf. "Wirklich? Sag mir, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Du warst den ganzen Tag so fröhlich und bezaubernd." Er versuchte sie zu beruhigen und hatte bereits einen Arm um ihre Schultern gelegt. Sein langer Umhang hüllte sie ebenfalls ein. So schützend. Bei Erik fühlte sie sich wohl. Und geborgen und sorglos, wenn er bei guter Laune war und das war er an diesem Tag ohne Zweifel. Allerding war ihr auch bewusst wie schnell seine Laune umschlagen konnte... Nicht daran denken, ermahnte sie sich. Sie wollte doch die Stimmung des Tages nicht vermiesen, nur weil sie meinte immer verfolgt zu werden. Sie musste versuchen an etwas anderes zu denken. Aber wie konnte sie? Scheinbar nahm Erik diese Sache ebenfalls ernst. Er spürte scheinbar auch, dass wir nicht alleine waren.

Ein unangenehmes Treffen würde noch bevorstehen.
 

"Sieh einer an, wenn man hier um diese Uhrzeit noch so alles trifft. Nicht wahr, Monsieur le Vicômte?"



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hidan_1975
2015-09-01T00:23:18+00:00 01.09.2015 02:23
Auch wenn Raoul ein Freund aus den Kindertagen Christhne's war/ist,so hat er nicht das Recht den beiden hinterher zu spionieren.
Oh Erik hat seinen Fehler bei den Giry's eingesehen und ja er ist ein Perfektionist.

Genial geschrieben find ich...

Lg ♥♥♥♥♥♥
Antwort von:  sadAngel666
22.09.2015 16:01
Vielen lieben Dank. Wie vorhin auch erwähnt, jap, sowas gehört sich nun wirklich nicht. Sind ja eigentlich mehr oder minder erwachsene Leute und da sind solche Kindereien eben nicht mehr angebracht!
Ich persönlich liebe die Szene wo Erik bei den Girys wütet und später für seinen Fehler persönlich aufkommt :) Kann ja bei besserer Laune auch ein Gentleman sein der Gute xD

Erneutes Dankeeeschööööön <3


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