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Fight until the end

von

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Kapitel 1-11

Titel: Fight until the end.
 

Inhalt: Die Apokalypse steht bevor, Engel und Dämonen wollen ihre Ziele erreichen und Team Free Will versucht alles, um es zu stoppen. Doch dann passiert etwas unerwartetes.
 

Disclaimer: Supernatural gehört CW und Kripke.
 


 

Kapitel 1
 

„Hey, Phia. Psst, Phia.“ hörte die junge Frau ein Flüstern und sah auf. Zwischen den Bücherreihen stand ein Mann. Kurzes, braunes Haar, braune Augen, drei-Tage-Bart und einem schüchternen, verlegenen Lächeln.

„Chuck?“

Sie starrte ihn, während er sie mit Handbewegungen zu sich bat. Sie sah sich um, keiner der anderen in der Bibliothek hatte etwas bemerkt. Jeder war in seine Bücher vertieft. Sie sah zur anderen Seite wo ihre Chefin hinter anderen Reihen verschwunden war. Leise stand sie auf.

„Was tust du hier? Wenn meine Chefin dich sieht, nachdem sie dir für die nächste Zeit Hausverbot erteilt hat, bist du wahnsinnig?“ zischte Phia ihn an.

„Manchmal wünschte ich es mir zu sein. Dann wäre vieles einfacher. Aber es ist etwas passiert…“ begann er zögerlich.

Sie biss sich auf die Lippe.

„Was ist passiert?“

Aber Chuck, der sie ansah, als hätte sie gerade eben seinen Welpen getreten, ließ sie nicht aus den Augen. Sie wusste, er wollte etwas. Wie konnte sie bei dem Blick auch nein sagen?

„Bitte, ich brauche deine Hilfe. Ich kann niemanden sonst fragen. Vielleicht Becky, aber das wäre keine gute Idee. Sie würden sie fertig machen, wie Anna gerade.“

„Wer sind sie?“ fragte sie skeptisch.

„Du weißt, wer ich bin. Die Bücher und dass sie wirklich wahr sind. Dean und Sam und Cas. Sie, es ist etwas passiert. Ich brauche deine Hilfe.“ bat er sie drängelnd.

„Werde ich es bereuen zuzustimmen?“ fragte sie ergeben.

„Höchstwahrscheinlich?“

Phia sah ihn ungläubig an.

Er lächelte sie schulterzuckend an.

„Na dann. Gib mir ein paar Minuten und um Gottes Willen, warte draußen ohne erwischt zu werden.“ gab sie nach und machte sich auf die Suche nach ihrer Chefin und überlegte, wie glaubwürdig sie ihr einen Familienzwischenfall verkaufen konnte ohne diesen Job zu verlieren.
 

Eine halbe Stunde später war sie mit Chuck an ihrem Ziel angekommen. Phia sah sich um, sie standen vor dem alten Motel am Rande der Stadt, das seine besten Jahre bereits hinter sich hatte, um genauer zu sein vor Raum Nummer Zwölf.

Ein Poltern, Schrei, Krach und noch mehr Schreie waren zu hören.

Bevor Phia fragen konnte, was hier vor sich ging, wurde die Tür aufgerissen und eine junge Frau mit feuerroten Haaren trat hinaus. Sie schnaufte und brauste auf, als sie Chuck vor sich sah.

„Nie mehr. Ich geh da nicht mehr rein. Das sind Monster, kleine fiese Monster.“ schrie sie uns entgegen. Ihre ganze Kleidung war mit Mehl, Eiern und anderen Lebensmitteln bedeckt. Ihre Haare standen auf und schienen zu knistern, als hätte sie einen Stromschlag bekommen. Ihre blauen Augen funkelten bedrohlich.

„Anna, ist alles in Ordnung?“

Der Engel trat gefährlich ruhig auf ihn zu.

„Sehe ich so aus, als wäre alles in Ordnung?“ rauschte sie ihn an.

„Was ist denn passiert?“ stotterte er. Ganz und gar der gute alte Chuck.

„Die letzte Stunde war schrecklich. Zuerst waren sie ganz friedlich, dann wollten sie spielen. Cowboy und Indianer. Was glaubst du welche Federn sie für den Kopfschmuck nehmen wollten? Sie haben mich angegriffen, sind auf mir herumgesprungen, mich gefesselt und angemalt. Dann haben sie Essen nach mir geworfen und als ich es endlich geschafft habe mich loszubinden, haben sie sich im Badezimmer verbarrikadiert, nachdem ich wegen zusammengebundenen Schnürsenkeln hinfiel. Mir reicht es, ich hab wichtigere Dinge zu erledigen. Ich bin ein Engel, kein Kindermädchen für diese Rabauken.“ machte sie sich Luft.

„Ich dachte, wir können Hilfe gebrauchen. Ich hab Phia geholt und sie kennt die Wahrheit, also sie weiß von den Dingen und so… naja, vielleicht hat sie mehr Glück als wir…“

Anna überlegte und musterte Phia bevor sie sie ansprach.

„Ich weiß nicht, wie DU das schaffen willst, aber viel Glück. Zeig ihnen keine Angst, sonst bist du gleich verloren. Dreh ihnen nicht den Rücken zu und lass sie nicht aus den Augen.“

Sie sah mürrisch zu Chuck.

„Ruf mich, wenn es absolut notwendig ist. Sonst lass es sein.“ giftete sie ihn an und weg war sie.

Phia sah langsam zu Chuck, der nervös auflachte und sich dann durch die Haare fuhr.

„Das war ein Engel? Gestresst und fertig mit den Nerven.“

„Naja, zurzeit hat sie nur einen Teil ihrer Kraft. Die ganze Situation ist unerwartet. Wir verstecken uns vor Engeln und Dämonen, haben Recherchen über Recherchen und finden kaum Antworten und dann DAS. Gehen wir rein, dann siehst du es selbst.“
 

Vorsichtig sahen sie in den Flur Richtung Zimmer. Alles war ruhig, keine Bewegung, nichts verdächtiges. Nur eine Menge Chaos. Stühle, Tisch, Bücher und anderes lagen verstreut im Raum. Was Phia beunruhigte war Chuck, der durch den Raum ging, als wäre es ein Mienenfeld. Die Wände waren mit Farben beschmiert, Toilettenpapier war durch die Gegend geworfen, die Küche sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.

Leise öffnete er die Tür zum Schlafzimmer. Auf dem großen Doppelbett lagen drei kleine Jungs, die sich in die Kissen kuschelten. Der kleinste mit den braunen Haaren hielte einen Teddybär festumklammert, während die zwei anderen einander festhielten.

Phia fand es süß, doch dann wurde ihr klar, auf wen sie hier sahen und ihre Augen weiteten sich.

Das waren Dean, Sam und Cas.

Im Kleinformat.

Was war hier passiert?

Chuck schloss die Tür und seufzte, als er sich den Raum ansah.

Er stellte zwei Stühle und den Tisch auf bevor er sich seufzend setzte.

„So…“ begann er.

„So.?“ fragte sie, als er zu lange pausierte.

„Es gab da einen kleinen Zwischenfall...“ begann er.

„Ja, klein triffst es gut.“ murmelte Phia.

„Dean, Cas und Sam fanden einen Fall. Jedenfalls gab es diese Hexe hier und die hatte eine Schwester, die nicht gerade erfreut war, dass die Jungs ihre kleine Schwester aus dem Verkehr zogen. Sie hat sich den gerächt in dem sie sie angriff und als die Jungs sie endlich aufhalten konnten, hat sie sie im letzten Moment verflucht. Als sie sich später nicht gemeldet haben, hab ich sie gesucht und so gefunden. Ich hatte Bobby Singer angerufen, der hat Anna geschickt und sucht momentan nach einer Lösung.“

„Wie kommt es, dass kein Erzengel aufgetaucht ist? Du bist der Prophet, wenn eine Gefahr in deiner Nähe ist, dann sollte er doch schon längst hier sein.“

„Naja, nicht seit dem ich das Team gewechselt habe. Castiel und Anna haben mir diese Zeichen in die Rippen gebrannt. Tat weh, aber so können die Engel mich nicht sehen. Ich… die Apokalypse sie kommt. Die Engel und Dämonen wollen Sam und Dean dazu bringen Ja zu sagen. Cas, Anna und Bobby, wir sind zu wenig und ich hab keine Ahnung wie lange wir das noch durchhalten. Die Visionen, ich versuche nicht mehr zu trinken, aber wenn sie da sind, dann kann ich sie nicht stoppen. Wir suchen Tag und Nacht nach einer Lösung, wie wir nicht deren Weg gehen müssen. Aber wir sind müde und die Jungs, ich weiß nicht wie lange sie noch widersprechen können. Und jetzt das? Anna hat nur einen Teil ihrer Kräfte zur Verfügung, Bobby sitzt im Rollstuhl und Cas, Dean und Sam sind Kinder. Du bist die einzige, die ich fragen konnte.“

Chuck saß müde und erschöpft am Tisch.

„Du hast meine Familie um Hilfe gefragt?“

Es war mehr eine Feststellung als Frage.

Chuck nickte langsam.

„Sie sagen, dass die Jungs dafür verantwortlich sind und sie es auch gefälligst lösen sollen. Sie werden sich nicht einmischen, weil dann Engel und Dämonen auf sie aufmerksam werden würden.“ sagte Chuck bitter.

„Wir stehen vor dem Ende der Welt.“ begann er verzweifelt.

„Und sie machen sich Sorgen, dass man ihr Geheimnis herausfindet. Das ist lächerlich, ich meine ich verstehe es irgendwie oder eher ich versuche es, Schutz der Familie und alles, aber wir stehen hier und wissen nicht wie lange wir das noch aufhalten können. Dean und Sam haben andere aufgesucht, Bobby hat telefoniert und was haben wir erreicht? Nur so wenig, so verdammt wenig… arrgh.“ Er war aufgestanden und lehnte den Kopf an die Wand. Er schlug mit der Faust dagegen. Phia kannte ihn seit dem sie vor fast fünf Jahren hier her zog.

Ein Mann, der schüchtern, beinahe ängstlich wirkte. Der sich verbarrikadierte und Bücher über Übernatürliche Dinge schrieb. Sie erinnerte sich, wie sie ihm zum ersten Mal begegnete. Er setzte sich zu Boden.

„Chuck.“ Sagte Phia leise.

Er sah sie mit traurigen Augen an, Müdigkeit und Schmerz waren zu sehen.

Sie stand auf und kniete sich vor ihn.

„Das letzte Siegel wurde gebrochen. Lucifer ist frei und er wartet nur darauf Sam in die Hände zu bekommen. Gleichzeitig arbeiten die Engel daran Dean dazu zu bekommen ja zu Micheal zu sagen. Anael ist schwerverletzt aus dem Himmelsgefängnis geflohen, doch anstatt wie eigentlich geplant in die Vergangenheit zu reisen, konnte Castiel sie überzeugen, auf ihrer Seite zu stehen. Sie hat nur zugestimmt als ihr bewusst wurde, dass wenn Michael von ihrem Plan erfährt, er sie schneller stoppen würde, als sie ihr Ziel erreichen würde. Deine Familie hat nein gesagt. Unmissverständlich. Ich wusste nicht, ob du…“ doch er verstummte.

„Ob ich genauso reagiere?“ beendete sie seine Frage.

Er sah sie nicht an.

Sie setzte sich neben ihn, lehnte an die Wand und nahm seine Hand in ihre.

Phia schloss die Augen.

Wie oft hatte sie sich gefragt, was mit ihr nicht stimmte. Wieso nur ihre Schwester, wieso nicht sie? Je älter sie wurde, desto schwieriger war es. Keiner sprach sie direkt darauf an, aber ihre Familie und Verwandtschaft sprach hinter ihrem Rücken über sie. Sie brach das College ab, verließ sie ihre Heimatstadt, sie konnte und wollte nicht länger dort sein. Es gab einen großen Streit. Ihre Mutter nannte sie egoistisch und verantwortungslos. Ihre Schwester konnte nicht verstehen, was das Problem war. Phia sollte froh sein „normal“ zu sein. Nach einigen Wochen des Reisens fand sie einen Ort, wo sie bleiben wollte. Sie suchte sich eine Wohnung, einen Job und fand die Ruhe zum Nachdenken. Sie hielt dennoch den Kontakt zu ihrer Familie, auch wenn sie größtenteils nur mit ihrem Vater sprach. Die kurzen Minuten mit ihrer Mutter oder Schwester waren kühl und vorsichtig.

Ihre Familie.

Seit Generationen wurden die Töchter mit einer besonderen Fähigkeit geboren.

Sie konnten Seelen sehen.

Geister, verlorene Seelen, die noch an die Welt de Lebenden gebunden waren, weil sie noch unerfülltes zu erledigen hatten, sie etwas hier hielt.

Nur Phia nicht. Sie war die jüngste Tochter und die erste, die „normal“ geboren wurde. Für die Familie war es ein Schock, doch niemand fand heraus warum es so war. Phia wuchs mit dem Wissen auf, dass da draußen mehr war, als man mit bloßen Auge sehen konnte.
 

Sie musste grinsen, als sie sich an ihr erstes Treffen mit Chuck erinnerte.

Es war nicht ihre Schuld, dass er mitten in der Nacht bei ihr auftauchte, einem Baseballschläger ausweichen musste und sie hysterisch auf ihn losging. Sie dachte, er wäre ein Einbrecher. Dabei wollte er nur mit ihr reden.

„Mitten in der Nacht? Hätten wir das nicht bei einer Tasse Tee am Tag auf ihrer Veranda machen können?“ hatte sie ihn schockiert gefragt, als er es geschafft hat sie zu überzeugen nicht die Polizei zu rufen. Er entschuldigte sich, mehrmals, verhaspelte sich und lächelte schuldig.

Dann begann er zu reden. Erzählte ihr über seine Bücher, die Wahrheit über das Übernatürliche.

„Warum erzählen sie mir das?“ fragte sie ihn ruhig.

„Weil ich es gesehen habe, dass sie mir zuhören werden. Weil ich weiß, dass sie mir glauben werden.“

Und sie glaubte ihm.

Sie kam schließlich aus einer Familie, die Tote sehen und hören konnte.

Und schließlich gab er es zu, dass er das Geheimnis ihrer Familie kannte.

„Ich bin nicht wie die anderen.“

Hatte sie ihm gesagt.

„Ich weiß.“

Das war alles.
 

Jetzt saß sie hier, an der Seite des Propheten, der sich wieder beruhigte, und drei Kindern im Schlafzimmer, die wohl das erste Mal seit langem friedlich schliefen.

„Hey Chuck.“

„Hmm?“

„Wo muss ich unterschreiben, um in euren Club aufgenommen zu werden?“

„Du bist wirklich dabei?“

„Ich bin nicht wie meine Schwester. Ich bin nur ein normaler Mensch. Und ja, die Apokalypse macht mir Angst, aber wir sind Freunde und du hast mich um Hilfe gebeten. Hier bin ich und ich will in euer Team. Also, was muss ich tun? Einen Schwur leisten, mit Blut unterschreiben, einen verrückten Tanz aufführen?“

Chuck lachte auf.

„Du hast Anna gesehen. Die drei sehen aus wie kleine Engel, aber das täuscht. Denkst du, dass du es schaffst?“ fragte er hoffnungsvoll.

„Ja, vielleicht hab ich Glück und sie mögen mich mehr als Anna.“

Sie lehnte an seiner Schulter, die Stille war friedlich. Doch sie wusste, es war die Ruhe vor dem Sturm. Engel, Dämonen, Menschen. Sie alle bereiteten sich vor.

„So und jetzt steh auf. Wir haben eine Menge vor.“

Und Chuck sah sie verloren an.

„Das Chaos. Nutzen wir die Zeit, solang wie die drei friedlich schlafen.“
 


 


 


 


 


 


 

Kapitel 2
 

Eine Stunde später war es zu weit.

Langsam und äußerst vorsichtig lugte ein Kopf nach dem anderen durch den Türspalt und sah sie kritisch um Phia musste sich selbst loben, dass Chuck und sie es tatsächlich in dieser Zeit hingekriegt hatten, das Schlachtfeld sogar leise genug zu beräumen. Naja so gut wie. Als Chuck mehrfach auf den Eiern am Boden fluchend ausgerutscht war, um zur Spüle zu kommen, konnte Phia nicht anders als lachen.

„Ich würde sagen, ich gebe dir eine Acht. An der Landung kannst du noch arbeiten.“ brachte sie schnappend hervor.

Vor ihr saßen nun drei kleine Jungs. Auf den ersten Blick so süß und unschuldig, dass sie keiner Fliege etwas tun könnten.

Doch Phia war vorsichtig. Anna sah durchaus ramponiert aus. Wie konnten zwei vierjährige und ein einjähriger Junge das anrichten? Es sei denn, wenn man es richtig bedachte, waren das immerhin zwei Jäger und ein Engel im Kleinformal.

Wieso fühlte sie sich unter den blauen prüfenden Augen, als müsste sie selbst ein Geständnis ablegen.

Chuck erklärte den drei Jungs, dass Phia eine gute Freundin war und sie bei ihnen bleiben würde.

Sam klammerte sich an seinen Teddy und versteckte sich hinter den anderen. Doch seine braunen Augen huschten aufmerksam zwischen ihr und Chuck hin und her. Dean stand breitbeinig mit verschränkten Armen da und hörte Chuck zu oder besser ließ dem Mann genügend Zeit seine Argumente hervorzubringen.

Alle drei wirkten kindlich und erwachsen zugleich.

„… Bobby sucht nach einer anderen Möglichkeit, aber so wie es ausschaut, müsst ihr drei das aussitzen. Die Hexe ist tot und ihr hattet eine Menge Glück nur verjüngt wurden zu sein. Immerhin habt ihr eure Erinnerung noch.“ beendete Chuck seinen Vortrag und damit richteten sich alle Blicke auf sie.

Chuck lächelte ihr aufmunternd zu, doch hielt sich jetzt zurück.

„Hi.“ begann sie und Dean trat einen Schritt auf sie zu. Cas griff nach seinem Arm, wollte ihn zurückziehen, doch Dean sah ihn nur beruhigend an. Sam trat näher an Cas heran und biss sich überlegend auf die Lippe.

„Du bist also Chucks Freundin?“ grinste er sie überaus freundlich an. Phia hörte den Unterton heraus und sah aus den Augenwinkeln, wie Chuck verlegen wegsah und Richtung Küche ging und dort beschäftigte.

„Wir sind seit etwa fünf Jahren befreundet.“ Sagte sie ruhig.

„Du hast die Bücher gelesen?“

„Ja, das habe ich.“

„Kennst du Becky?“

„Hab sie ein paar Mal getroffen.“

„Magst du sie?“

„Sie ist nett, denke ich.“

„Schreibst du selbst?“

„Nein. Ich lese nur gern.“

„Kennst du Fanfiction?“

„Ja.“

„Wen lieben die Fans am meisten?“ brach es heraus.

Phia sah ihn überrascht an.

„Kommt drauf an. Wieso willst du das wissen?“

Was hatte Dean vor? Seine Fragen schossen nur so heraus, die anderen verfolgten die beiden wie beim Tennis.

„Nur so. Magst du Chuck.“ kam er auf ihn zurück.

„Ja, wäre gerade ein bisschen schwierig, wenn nicht.“

„Sicher?“ und sah sie mit erhobener Braue an. Ein vierjähriger fragte sie eine Frage mit Hintergedanken eines Erwachsenen. Dean wusste sein Aussehen mit seiner spitzen Zunge zu kombinieren.

„Worauf willst du hinaus, Kleiner.“ Fragte sie ihn belustigt.

„Nichts.“ meinte er unschuldig, doch sah sich gleich wieder mit zusammengekniffenen Augen an.

„Klein aber oho.“ Seine Augen funkelten stolz.

„Hab ich gesehen.“ grinste Phia.

„Du hast Anna schon getroffen.“ erkannte er.

„Mmh.“

Doch dann wurde er ernst.

„Wenn sie erfahren, dass du uns hilfst, dann…“

Dann erkannte Phia worauf er wirklich die ganze Zeit hinauswollte. Auch Cas und Sam sahen vorsichtig an, doch sie hielten sich zurück. Sie kniete sich vor Dean, sah ihn ruhig an und lächelte sanft.

„Chuck hat mich gebeten zu helfen, er hat mich nicht gezwungen zuzustimmen. Das war allein meine Entscheidung. Du willst mich nicht hineinziehen, in eine Welt in der ihr kämpft, in der all die Geschichte und Legenden wahr sind und das Böse nie schläft. Du denkst, ich weiß nicht, worauf ich mich einlasse? Und obwohl du mich nicht kennst, willst du mich heraushalten, so lange wie ich noch die Chance habe.“

Dean sah zu Boden.

„Aber weißt du, mein ganzes Leben war ich ein Teil dieser Wahrheit ohne etwas tun zu können. Meine Schwester, meine Cousinen und Tanten, meine Familie gehört zu deiner Welt und ich wurde ausgeschlossen. Ich konnte nicht helfen, nur zusehen. Ich bin fortgegangen, wollte meinen eigenen Weg finden und als ich hier kam, habe ich diesen beinahe sonderbaren, unsozialen Schriftsteller kennengelernt. Die Nachbarn haben gesagt, dass ich mich lieber fern halten sollte, sie haben ihn verrückt und seltsam genannt. Aber ich habe meine eigene Wahl getroffen und einen sehr guten Freund gewonnen. Ich weiß nicht, was passieren wird oder wie ich euch genau helfen kann, aber Chuck ist mein Freund und auch wenn ich euch gerade erst getroffen hab und das in dieser Situation, so weiß ich dennoch, dass ich ein Teil eures Teams sein will. Lass mich euch helfen, Dean.“

Er sah sie mit großen Augen an, aber sie hielt still und ließ ihm Zeit.

Chuck stand am Türrahmen zur Küche, Cas und Sam sahen Phia mit leuchtenden Augen an. Doch sie wartete auf Dean.

Er trat einen Schritt näher und sah sie zögerlich an. In diesem Moment sah nicht das Kind oder den Jäger, sie sah seine grünen Augen und die Emotionen. Dean war die ganze Zeit, selbst in diesem Körper, jener, der seinen kleinen Bruder, seinen besten Freund, seine Familie beschützen wollte.

„Chuck sagte, dass du kochen und backen kannst?“ murmelte er beinahe.

„Ich würde sagen, ich bin relativ gut.“

„Das würde uns schon sehr viel helfen, die anderen sind nämlich nicht gut darin.“ Flüsterte er laut grinsend.

„Was für ein guter Zufall dann.“ Und Phia beugte sich ein wenig vor und flüsterte ihm ins Ohr.

„Und erst recht, dass ich ein gutes Rezept für Apple Pie kenne.“

Und Dean strahlte als er sich zu den anderen umdrehte.

„Cas, Sammy, Chucky. Sagt Hallo zu unserem neuen Mitglied.“

Cas und Sam lachten mit ihm, nur Chuck verzog leicht das Gesicht wegen seines Namens.

Phia stand neben ihm und sah zu den drei Jungs. Sie waren sie selbst und doch ließen sie sich von den Emotionen und Gefühlen des jungen Alters beeinflussen. Im Moment alberten sie und lachten, dass sie wie ganz normale Kinder wirkten.

„Was hast du ihm gesagt?“ fragte Chuck neugierig.

Phia sah zu ihm auf und lächelte ihn nur verschwörerisch an.

„Hast du ihn etwa bestochen?“

„Bestechung klingt so hart. Sagen wir, es war der Abschluss meiner Mitgliedsverhandlung in euren Geheimverein.“

„Muss ein gutes Argument gewesen sein.“ schüttelte er grinsend den Kopf.
 

Es war schon spät, als Phia noch wach in ihrem Bett lag. Das Apartment hatte zwei Schlafzimmer und sie hatten beschlossen, die Nacht hier zu verbringen, bevor sie sich am nächsten Tag nach Sioux Falls aufmachen würden. Anna konnte zwar fliegen, aber nur die Menschen mitnehmen, und Dean geriet in Panik. Nie und nimmer würde er sein Baby hier zurücklassen und wenn es schon ein anderer fahren würde, dann nur mit ihm im Auto. Komme was wollte. Das hatte zur Folge, dass auch Cas sich stur stellte und Deans Hand nahm. Sein Blick war ließ Chucks Argument ersticken und klein bei geben. Sammy, der hier absolut kein Problem hatte, Sammy genannt zu werden, setzte sich auf den Boden und setzte auf den Bambiblick. Chuck nickte ergeben und schickte Anna zurück zu Bobby.

Die Jungs schliefen ruhig im anderen Bett und Chuck lag auf der Couch, obwohl Phia ihm gesagt hatte, dass es kein Problem für sie wäre ein Bett zu teilen.

Dean hatte ihren Satz grinsend zu Chuck wiederholt, als Phia in der Küche ein leichtes Abendbrot für alle machte.

Leise, zögernd ging die Tür auf, hielt inne bevor jemand hindurchschlüpfte und die Tür wieder schloss. Sie sah, dass es Sammy war, der nur zögernd an ihr Bett trat. Er schleifte eine kleine Decke hinter sich her und hielt seinen Teddy im Arm.

Er blieb stehen, kam einen Schritt vor und zwei Schritte panisch zurück. Phia wollte ihn nicht erschrecken, deshalb flüsterte sie leise.

„Sammy?“

Er sah langsam zu ihr.

Sein Blick brach ihr Herz.

Seit dem sie hier war, hatte sie ihn beobachtet. Er war der einzige, der gar nichts sagte. Er war von allen drei am schüchternsten. Vielleicht weil er noch jünger wurde als Dean und Cas.

„Was hast du, Sammy?“

Er biss sich auf die Lippe.

Dann entschied sich Phia für einen anderen Weg.

Sie hob ihre Decke und Sammy kam mit schnellen Schritten auf sie zu. Ohne sie anzusehen, kuschelte er sich in das Kissen, und ließ sich zudecken.

Phia begann zu summen, Angels Lullaby von Richard Marx, und Sammy´s Augen fielen zu. Sie war froh, dass er schlief. Er wirkte jetzt so friedlich. Doch warum sprach er nicht?
 


 


 


 

Kapitel 3
 

Am nächsten Tag war Phia bereits früh aufgestanden, hatte den noch schlafenden Sam zu Dean und Cas gelegt und den weiteren Ablauf mit Chuck besprochen. Sie würde von ihren Apartment ein paar Sachen holen und sich dann mit den anderen auf den Weg zu Bobby machen.
 

Die Miete war für die nächste Zeit bezahlt, die Wasserhähne zugedreht und Stromstecker gezogen. Phia packte eine Reisetasche zusammen und Anna stand vor dem Bücherregal. In einem Bereich standen Fotorahmen und sie griff vorsichtig nach einem großen aus Ebenholz.

„Ein schönes Bild.“ sagte der Engel mit den roten Haaren.

Phia sah auf. Es war das einzige Bild ihrer Familie hier. Sie war damals erst Acht gewesen. Ihre Eltern, ihre älter Schwester, ihr Bruder und ihre Großeltern lächelten sie an.

Nein, sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken.

„Du siehst glücklich aus.“ Sagte sie nachdenklich.

„Das war ich auch.“ antwortete Phia.

„War? Sind sie…?“ deutete Anna ihre Reaktion.

Anna legte ihren Kopf schief, sah sie abwartend an. Eine Geste, die sie auch bei Cas gestern erlebte.

„Nein, sie leben. Allerdings sind ein paar Dinge geschehen und ich habe sie verlassen.“

„Oh. Es gab eine Zeit, da war meine Familie auch glücklich.“

Phia sah sie kurz an und packte dann zu Ende. Anna stellte es vorsichtig zurück, doch blickte es weiterhin nachdenklich an.

„Wenn du die Möglichkeit hättest, deine Entscheidung rückgängig zu machen, würdest du es dann tun?“

Phia machte den Reißverschluss zu und stellte sich aufrecht hin.

„Nein.“

„Wieso nicht? Du könntest zu dem zurück, was du hattest.“

„Weil es nichts verändern würde. Einfach zurückzugehen würde an dem Grundproblem nichts ändern.“

„Aber dein Verlassen, hat das etwas verändert?“

„Nein, nicht wirklich.“

„Wieso dann nicht einen anderen Weg wählen, wenn man die Möglichkeit hat?“

„Weil es die Entscheidung war, die ich für richtig hielt. Es war der Weg, den ich gewählt habe in dem Moment, als ich erkannte, dass ich nicht mehr dort bleiben kann. Ich habe es nicht bereut, auch wenn es nicht einfach war.“

„Aber vermisst du sie nicht?“

„Ich vermisse die Familie, die mich akzeptiert und geliebt hat.“

„Und dennoch würdest du es nicht tun, selbst wenn du sie so zurückbekommen kannst.“

Anna sah Phia einfach nur an.

„Anna. Angenommen ich würde es tun, zurück in der Vergangenheit und mich selbst aufhalten. Und dann? Kurz oder spät würde ich wieder vor dieser Entscheidung stehen. Außerdem, wer sagt mir, dass es besser ausgehen würde. Was wenn genau das Gegenteil eintritt, wenn eine andere Entscheidung für dieselbe Situation viel schlimmere Auswirkungen hätte?“

„Ja, aber was wäre, wenn du wüsstest, dass es besser werden kann?“

Phia hielt inne, sie redeten nicht mehr über sie. Anna dachte an etwas ganz bestimmtes.

„Du wolltest in die Vergangenheit reisen und die Geburt von Dean und Sam verhindern.“ sagte Phia ruhig.

Anna sah sie stur an.

„Okay, nehmen wir an, dein Plan hätte funktioniert, trotz aller möglichen Schwierigkeiten. Du wärst dort hingelangt, hättest Mary und John Winchester getötet und keiner der anderen Engel hätte es rechtzeitig mitbekommen. Und dann?“

Anna blickte sie hart an.

„Ich hätte das Schicksal aufgehalten. So, dass keiner Engel sie ins Leben zurückholen könnte.“

„Du bist ein Engel. Du hast eine Menge gesehen und erlebt. Denkst du wirklich, dass das Schicksal so einfach zu verändern ist, indem du eine Person aus der Gleichung nimmst?“

„Es hätte funktioniert. Dean und Sam wären nicht geboren wurden.“

„Es wäre nur ein Aufschub gewesen. Azazel hatte mehrere ausgewählte Kinder. Wenn Sam und Dean nicht existiert hätten, dann hätte er sich ein anderes Paar gewählt.“

„Aber das wir hier und jetzt stehen, ist ihre Schuld. Sam musste Lilith ja unbedingt töten, seine Rache hat ihn blind gemacht. Er wurde zu einem Monster, hat Ruby´s Blut getrunken, weil er sich selbst süchtig danach machte.“

„Sam hat Fehler gemacht. Aber nicht aus Eigennutz sondern aus purer Verzweiflung. Sein Bruder ist für ihn in die Hölle gegangen, um ihn zu retten. Sein Vater starb, weil er das Leben seines Sohnes über sein eigenes Schicksal gestellt hatte. Seine Mutter verbrannte lebendig in Azazel´s Flammen. Wenn du einen Punkt unbedingt ändern willst, kannst du nicht einfach irgendeine Variable entfernen und hoffen, dass das Ende dadurch verändert wird. Das Schicksal ist keine Mathematik, wenn etwas herausfällt, nimmt etwas anderes seinen Platz sofort oder später ein. Du denkst, dein Plan hätte die Apokalypse gestoppt? Was wenn es ein anderes Geschwisterpaar gewesen wäre, die Dean und Sam nicht ähnlich gewesen wären? Die nicht so willensstark und für einander beschützend gewesenen wären? Würden wir dann jetzt bereits dem ultimativen Kampf zusehen, wenn es uns dann überhaupt noch geben würde? Es hat einen Grund, warum die Veränderung der Vergangenheit nur die absolut letzte Wahl sein sollte. Denn wenn es danach schief geht, hat meine keine zweite Chance.“

Anna funkelte sie an, doch Phia ließ sich nicht von ihr abschrecken.
 

„Woah, woah, Ladies. Hätte ich das geahnt, wäre ich schon eher hergekommen.“

Anna drehte sich mit ihrem Engelsdolch um und griff an. Phia konnte nichts tun als zuzusehen, wie sie gegen einen Mann mit honigblonden Augen und braunen Haaren kämpfte. Doch sie hatte keine Chance.

Der Mann pinnte sie an die Wand und hielt ihren Arm an den Rücken gepresst.

„Du bist gut, aber nicht gut genug.“ verspottete er sie.

„Und jetzt beruhige….“ doch weiter kam er nicht.

Dong.

Er blinzelte zu Phia zurück, die ihm eine Bratpfanne über den Kopf gezogen hatte.

Er blinzelte noch einmal und Phia holte tatsächlich ein zweites Mal aus.

Mit seiner anderen Hand griff der die Pfanne und riss ihn in aus den Händen.

„Ernsthaft? Eine Bratpfanne? Sind wir hier in einem Klischee gelandet?“

Anna zappelte, als sie immer noch voll an die Wand gedrückt wurde.

„Wer bist du?“ nuschelte sie gequetscht.

„Jetzt bin ich enttäuscht.“ seufzte er, doch er ließ Phia nicht aus den Augen.

„In Ordnung, Halbzeit, Ladies. Da wir gesehen haben, das keine von euch etwas gegen mich halten kann, machen wir jetzt folgendes. Ich werde dich jetzt loslassen, doch wenn du mich noch einmal angreifst, schick dich in die Ecke.“ sagte er zu Anna, die ihn anknurrte.

„Wie war das?“ fragte er großzügig nach.

„Einverstanden.“

Dann sah er zu Phia.

„Und du! Lass die Vase stehen wo sie ist. Das gibt nur Scherben, aber keinen Erfolg für dich.“

Er ließ Anna los und trat ein paar Schritte von beiden zurück.

„Wer bist du?“ zischte Anna ihn an.

Trotz ihres Gespräches vorhin, stand sie nun vor Phia und funkelte den unbekannten Mann an.

Er seufzte dramatisch.

„Ist ja wie ein Déjà vu.“ murmelte er.

„Gabriel.“ sprach er deutlich und wartete ab.

„Unmöglich!“ knurrte Anna ihn an.

„Der Erzengel?“ fragte Phia gleichzeitig.

„Wieso so ungläubig?“ grummelte er und sah sie schmollend an.

„Gabriel ist tot.“ grollte Anna.

„Dafür fühl ich mich ziemlich gut.“ grollte er zurück und straffte die Schultern. DAS ließ ihn ein paar Zentimeter größer wirken.

Phia verkniff sich das Lachen bei dem Gedanken.

„Anna. Anael. Konzentrier dich.“ sagte er und sah sie abwartend an.

Anna sah ihn nicht an, sie starrte ihn geradezu nieder. Es vergingen ein paar Sekunden bis sie aufatmete und nickte.

„Er ist es wirklich.“ nuschelte sie verstimmt.

„Hey, nicht so freudig. Ich krieg sonst noch Komplexe hier.“ scherzte er.

„So und wen haben wir hier?“ und er sah Phia musternd an.

„Hi, mein Name ist Phia, ich bin Steinbock und neu an der Front.“ Meinte sie trocken, als er seinen Blick immer noch nicht abwandte.

„So, du bist also das neuste Mitglied bei Cassy und Co.“ reagierte er schlussendlich.

„Wie geht es ihm und den Winchesters?“

„Wieso sollten wir das sagen?“ murrte Anna.

„Wieso solltet ihr den einzigen, potentiellen Erzengel auf eurer Seite das nicht sagen wollen?“ konterte er.

Doch Anna sah ihn nur stur an und drehte sich weg.

Damit nahm er Phia ins Visier.

„Also? Wo ist mein kleiner Bruder?“

Trotz seines Auftretens sah Phia für einen Moment etwas, was man durchaus als Sorge bezeichnen konnte, als er immer noch keine Antwort erhielt.

„Das ist gerade etwas schwierig.“

„Phia!“ doch Gabriel ignorierte Annas Protest und schnippte sie einfach stumm.

„Besser. Eindeutig besser. Definiere schwierig.“

„Es geht ihm gut. Er ist nur in der nächsten Zeit nicht ganz er selbst oder so wie du ihn zuletzt gesehen hast.“ ergab sie sich.

„Dean, Sam und Dean hatten sich mit einer Hexe angelegt. Das Ende vom Lied war ein Zauber, der sie verjüngt hat, und den sie jetzt aussitzen müssen.“

„Verjüngt?“ erstaunt sammelte sich Gabriel und ignorierte die hysterische, aber stumme Anna.

„Kleinkinder. Aber er redet mehr als vorher.“

„Das ist…unerwartet. Witzig, aber unerwartet. Aber jetzt bin ich hier. Kein Problem also.“

Und er schnippte wieder, als sie ihm die Adresse nannte.

Und Anna stand verlassen auf einer Insel irgendwo im Indischen Ozean und stampfte mit dem Fuß auf.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Kapitel 4
 

Langsam aber sicher verstand Phia, warum Dean „Angel Airways“ nicht so ganz mochte. Sie wunderte sich bei dem Gefühl, dass sie nach dem plötzlichen Flug noch stand. Und ob ihr Magen überhaupt mitgekommen war?

Das Gespräch mit Anna hatte sie beunruhigt und sie war wütend, doch dann war Gabriel aufgetaucht und jetzt stand sie hier. Und dabei hatte der Tag gerade erst angefangen.

Sie trat durch die Tür und bevor sie reagieren konnte, hatte sie ein Bündel Energie am Bein kleben.

Sammy lächelte sie von unten her an und ließ sich hochnehmen. Erst jetzt sah sie seine schokoladenbraunen Hände, die sich glücklich in ihr T-Shirt krallten und er mit einem breiten Grinsen ansah.

Sie grinste zurück, dann sah sie sich um.

Wo waren Dean und Cas? Sam war nie weit fort von ihnen. Und wo war Chuck?

Gabriel stand beim Schlafzimmer der Jungs, hatte ihre Tasche zur Seite gestellt, und deutete vergnügt hinein.

In der Mitte des Bettes lag Chuck, leise schnarchend mit Cas und Dean je auf einer Seite. Erst jetzt sah sie, wie sie sich über sein Gesicht beugten und ihn mit Make up beschmierten. Wo zum Henker hatten sie das ausgegraben?

Sam kicherte und versteckte sein Gesicht an ihrem Hals als Gabriel ihn belustigt ansah.

Dean und Cas schlichen vom Bett und kamen lachend auf sie zu. Erst jetzt sahen, dass noch jemand hier war. Sie blieben stehen, sahen schockiert zum Erzengel und dann zu Phia und Sam.

„Hallo Jungs.“ winkte Gabriel, doch sein Blick musterte Cas von oben bis unten.

„Gabriel“ flüsterte Cas leise, seine großen, blauen Augen auf den Mann gerichtet.

„Hey Cassy.“

Dean musterte ihn kritisch, doch er hielt Cas nicht auf, als dieser langsam auf Gabriel zulief. Der Kleine streckte seine Hand aus, doch traute sich nicht Gabriel zu berühren. Als hätte er Angst, dass er sich dann in Luft auflösen würde.

Gabriel schien Phia´s Gedanken zu hören, er warf ihr einen Blick zu und ging dann in die Knie.

Es waren seine Augen, die Gabriel gefangen nahmen. Er sah ihn einfach nur noch an.

„Hey kleiner Bruder.“ Flüsterte Gabriel und öffnete seine Arme für ihn, doch Cas reagierte nicht.

Keiner wagte etwas zu sagen, nur Chuck´s leises Schnarchen unterbrach die Stille.

„Cassy?“ fragte Gabriel flehend.

Cas sah einfach ihn an und Gabriel zuckte zusammen.

Der Erzengel sah beschämt zu Boden.

Dean hatte sich zu Phia gestellt und lehnte sich an ihr Bein. Sammy lugte vorsichtig hervor.

Dann ließ Gabriel seine Arme sinken. Er sah verloren aus. Cas reagierte und warf sich in die Arme des Mannes vor ihm. Er hielt seinen Nacken fest umklammert und presste sich an ihn. Gabriel fiel überrascht zurück, doch lies den Jungen in seinen Armen nicht los. Weinen ließ Dean Phia´s Beim noch fester umklammern.

„Shh, kleiner Bruder. Alles wird gut. Ich bin hier, ich bleibe bei dir. Versprochen.“ Sprach Gabriel zu Cas und streichelte ihm über den Rücken, doch das schien Cas nur noch mehr zu erschüttern und wirkte sich auf Dean und Sammy aus.

Phia setzte sich mit den Beiden auf die Couch und Dean vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter. Gabriel hielt Cas einfach nur fest.
 

Cas war nach ein paar Minuten vor Erschöpfung eingeschlafen. Gabriel legte ihn in das zweite Bett, gefolgt von Dean, der sich an Cas kuschelte. Sammy lag auf der anderen Seite von Cas und hielt seinen Teddy fest. Phia war sich sicher, dass er ihn vorhin noch nicht hatte.

Sie schloss leise die Tür und sah Gabriel verloren im Raum stehen.

„Sie haben ihre Erinnerung und die Emotionen des Alters.“ sagte Phia.

Gabriel nickte und sah, dass Phia inne hielt. Sie drehte sich schwungvoll um und ging zum anderen Schlafzimmer, in dem Chuck schlief.

Vorsichtig ging sie zu ihm, doch er schlief ruhig und ungestört von der letzten Stunde.

Was ungewöhnlich war, denn Chuck war ein Leichtschläfer, außer er hatte Alkohol getrunken, dann konnte man ihn ausrauben, ohne dass er mit der Wimper zuckte.

Sie hörte ein Kichern und sah Gabriel fragend an.

„Sie haben ihm ein etwas gegeben. Erkältungssaft in seinen Kaffee, frisch zum Aufwecken gebracht. Hat ihn innerhalb von fünf Minuten ins Reich der Träume zurück versetzt. Sie sind gut.“

Phia schüttelte den Kopf.

De Jungs haben ihn absichtlich betäubt um das Make up zu benutzen. Gabriel ging zurück, doch Phia konnte nicht wiederstehen und zog ihr Handy hervor. Ein kleines Foto für die Nachwelt, immerhin sah der Schriftsteller nicht so schrecklich aus. Die Jungs hatten ein gewisses Talent, das musste sie durchaus zugeben.
 

Der Vormittag war ruhig, die Jungs noch nicht wieder wach und Chuck außer Gefecht gesetzt. Gabriel sagte, dass er es bis nachmittags sein würde.

„Was wirst du jetzt tun?“ fragte sie ihn, als sie zusammen auf der Couch saßen.

Gabriel hatte ihr erzählt, dass er sich als Trickster und Pagan Gott ausgegeben hatte. Die Geschichte mit der Zeitschleife, wie er Sam eine Lektion erteilen wollte, dass er von Dean weniger abhängig sein sollte.

Er brachte Phia zum Lachen als er ihr über das TV-Abenteuer mit den Jungs erzählte.

Er erzählte ihr von Micheal und Lucifer, aber auch als er im Kampf damals verletzt wurde, als er sie aufhalten wollte. Er war ernst, sein Blick in die Ferne gerichtet und sie ließ ihn reden.

Doch ihre Frage ließ ihn länger überlegen.

„Ich kam hier her, um mich ihnen anzuschließen. Dean hatte Recht, ich bin ein Feigling. Ich bin davongerannt. Es war einfacher. Ich liebe meine Familie, aber weder Michael noch Lucifer haben Recht. Also bleibt mir keine Wahl, denn das hier ist die einzige andere. Himmel, Erde oder Hölle. Und ich habe mich für die Erde entschieden.“

„Du kannst ihnen nicht helfen oder?“ wechselte Phia nach dem Schweigen das Thema.

„Nein. Wenn der Zauber verfliegt, werden sie wieder sie selbst. Es ist sicherer für sie so.“

„Cas wird sich freuen.“ sagte ihm Phia.

„Wenn du hier bleibst. Ich meine, wir reden hier von der Apokalypse. Du bist sein Bruder und er als er sich für die Menschen entschied, für dieses Team, stand er gegen seine Geschwister.“

„Cas ist einer der jüngste Engel.“ Sagte er bedrückt.

„Er war schon immer stur.“

„Du bist sein großer Bruder.“

„Ja, ich hab nur lange nicht so reagiert.“

„Hier ist deine Chance.“
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Kapitel 5
 

„Chuck.“

Keine Reaktion.

„Chuck, wach auf.“

Phia sah ihn nachdenklich an.

„Chuck! Chuck, Chuck, Chuck!“ und schüttelte ihn wach.

Aber der Mann schlief wie ein Stein.

„Chuck! Wach.Endlich.Auf!“ schrie sie ihn an.

„Feuer! Es brennt. Rettet die Frauen und Kinder zuerst.“

Und wieder nichts. Dann beugte sie sich vor und flüsterte.

„Ich geb dir fünf Sekunden um wach zu werden. Eins, zwei, drei, vier, fünf….Du willst es also auf die harte Tour? Von mir aus gern.“

Sie wartete ein paar Sekunden, dann nickte sie und sah zur Tür.

„Okay Jungs, gebt euer bestes.“

Und schon kamen zwei Jungs gerannt, sprangen auf sein Bett und ließen Chuck endlich schreiend aufwachend.

„Ich bin wach, ich bin wach…uuf...“.

Dean und Cas landeten auf Chuck und lachten um die Wette.

„Oh mein Kopf. Was habe ich getan? Und wie spät ist es?“

Dean und Cas rannten aus dem Zimmer und lachten in der Küche noch lauter.

„Nachmittag, um drei. Und ehrlich gesagt, ich muss sagen, du bist mutig.“

Doch Chuck sah sie verständnislos an.

„Nun, nicht jeder traut sich so freizügig mit Make up umzugehen. Aber wenn du es magst…“

Chuck rannte an ihr vorbei ins Bad und ließ einen Schrei raus. Später würde er dementieren, dass dieser Schrei unmännlich klang, aber im Moment war es ihm egal.

Er versuchte es mit Wasser, doch das half nicht viel. Er fluchte und schloss die Augen. Das war nicht fair, absolut nicht fair. Es wollte nicht runtergehen.

„Hier.“

Phia sah ihn mitleidig an und hielt ihm eine Cremé und Tücher hin.

„Damit geht es einfacher. Versprochen.“

Sie biss sich auf die Lippe, als Chuck sie ihm Spiegel mit kirschroten Lippen, pinken Wangen, blauen Lidschatten und Maskara bedeckten Wimpern ansah.

„Zu meiner Verteidigung, ich kam zurück als sie so gut wie fertig waren.“

Chuck grummelte nur etwas von kleinen Teufeln und nie wieder Kaffee von vierjährigen Bengeln als Phia wieder zur Küche ging.
 

Als Chuck in die Küche kam, lief er mit fast geschlossenen Augen Richtung Kaffeemaschine.

Ihm wurde eine Tasse gereicht.

Er murmelte Danke.

Er verschüttete etwas Kaffee und der Mann neben ihm gab ihm einen Lappen.

Wieder ein Danke gemurmelt.

Er trank den ersten Schluck und verliebte sich prompt in diesen Kaffee.

Neben ihm lachte jemand auf.

Chuck sah auf. Am Tisch saßen Phia, die Jungs und Anna.

Keiner von ihnen lachte, aber sie sahen alle zu ihm.

„Was ist?“ fragte er Phia.

„Nichts.“

„Frauen, was.“ Kam es von rechts.

„Ja, man weiß nie, was sie wirklich meinen.“ nickte Chuck zustimmend.

Doch dann drehte hielt er inne.

Sie waren sechs Leute. Drei Kinder, drei Erwachsene.

Wer war das dann neben ihm?

„Hi. Du bist Chuck. Der Prophet. Freu mich. Ich bin Gabriel. Der Erzengel.“

Oh, ein Erzengel, wieso auch nicht.

Dann ging er mit seinem Kaffee aus der Küche.

Gabriel sah fragend zu den anderen.

„Gib ihm Zeit, der Kaffee muss erst wirken.“ sagte Dean, bevor er genüsslich in sein Sandwich biss.

Zwei Minuten später hörten sie einen Fall.

„Jetzt hat er´s begriffen.“ bemerkte Dean, Cas nickte und Sammy grinste voller Elan.
 

Als Chuck das nächste Mal aufwachte, saß er im Beifahrersitz und sie fuhren gerade durch einen Wald. Leise Musik, Rock Classic, ertönte aus dem Radio.

„Na, auch wieder wach?“ fragte ihn Phia neckisch.

„Ähm ja.“ und rieb sich den Nacken.

„Tut mir leid, dass ich …“ doch Phia winkte ab.

Die Jungs saßen in Kindersitzen auf der Rückbank. Sammy schlief rechts, Dean in der Mitte redete auf Cas ein, der immer wieder den Kopf schief legte und ihn fragend ansah.

„Wie lange habe ich geschlafen?“ fragte er leise, da sie ihn noch nicht gemerkt hatten.

„Zwei Stunden. Gabriel hat dich hier rein gesetzt und sich um die neue Ausstattung gekümmert. Dean hat sich ganz schön gewehrt auch nur in die Nähe der Sitze zu kommen. Zum Glück haben wir Cas. Er hat ihn angesehen, seinen Namen gesagt und einen Augenblick später waren wir bereit loszufahren.“

Er nickte.

„Geht es dir wieder besser?“ fragte sie ihn und blickte kurz zu ihm.

„Ja. Das kam… unerwartet.“

„Was? Dass sie deinen Kaffee mit Schlafmittel versetzt hatten oder das ich mit einem Erzengel zurückkomme?“

„Beides?“

Phia lachte leicht auf.

„Chuck.“ rief Dean aufgeregt.

Chuck drehte sich im Sitz nach hinten.

„Dean?“

Der kleine Jäger sah ihn unter dichten Wimpern vorsichtig an.

„Tut mir Leid. Ich wollte nicht, dass du dich verletzt.“ Nuschelte er und seine Wangen färbten sich rot.

„Ist schon gut, es geht mir gut. Aber bitte keine Schlafmittel mehr, sie machen mich ein wenig blind für das Offensichtliche.“ meinte er beschämt lächelnd, als er sich wieder an die Begegnung mit Gabriel in der Küche erinnerte.

Das war eindeutig peinlich.

Er wusste, wer Gabriel war.

Er war der Prophet.

Er hatte den Erzengel schließlich gesehen.

Verdammtes Schlafmittel und seine Nachwirkungen.

Und dann war er ohnmächtig geworden, als er aus der Küche raus war.

Weil er realisierte, dass das wirklich Gabriel war?

Wieso passierte dass ihm immer?

Sie wechselten sich ab, machten alle zwei Stunden eine Pause, damit sich die Jungs die Beine vertreten konnten. Sie entschlossen sich nachts durchzufahren, wenn die Jungs mehrere Stunden durchschliefen.

Dean war sehr kritisch, wenn es um sein Baby ging. Von der Mitte hatte er einen guten Blick auf den Fahrer und die Anzeigen und gab Tipps und Kommentare. Dean wurde nervös als Chuck einmal nicht gleich in den nächsten Gang schaltete und einmal panisch kreischend, als der Schriftsteller das Auto an einer Ampel beinahe abwürgte. Sammy hatte seinen Spaß, er lachte über Dean, und Cas redete beruhigend auf ihn ein.

Auf dem Weg kamen sie an einem Diner vorbei und Dean lehnte sich nach dem Aussteigen an sein Auto.

„Ich verspreche dir, nicht mehr lange und dann fahr ich dich wieder. Ganz sicher, danach kommt kein solcher Sonntagsfahrer mehr an dich heran.“

Chuck verdrehte nur die Augen.

Im Diner hatten sie einen Hochstuhl und zwei Kissen für die Jungs bekommen.

Eine Frau, Mitte zwanzig, kam strahlend auf sie zu.

Am meisten war sie von Cas begeistert. Seine blauen Augen, sein ernstes aber süßes Gesicht und seine schwarzen Haare.

Dean wurde es eindeutig zu viel, als sie Cas tatsächlich durch die Haare fuhr. Seine grünen Augen schossen Pfeile auf die Frau, er zog Cas an sich heran und als die Bedienung ihm zu nahe kam, knurrte er sie an.

„Großer Bruder Instinkt.“ Lächelte Chuck nervös.

Die Frau war nur noch mehr fasziniert und nickte zustimmend.

Phia half Sam beim Essen, Cas ließ sich die Waffeln begeistert schmecken und Dean behielt die Bedienung im Blick, wenn sie sich zu nah aufhielt.
 

Kapitel 6
 

Als sie eine längere Pause machten, rief Chuck Bobby an.

Gabriel und Anna standen neben ihnen, auch wenn Anna eher so aussah, als hätte sie in eine Zitrone gebissen.

Die Jungs saßen auf einer Decke und aßen etwas.

„Wieso redet er nicht?“ fragte Phia in die Runde.

Die anderen sahen sie an und folgten ihrem Blick.

Sammy lachte mit den anderen, doch egal was war, er redete einfach nicht.

„Vielleicht ist der Körper zu jung und er kann es noch nicht richtig?“ mutmaßte Chuck.

Doch auch Gabriel musterte den einjährigen.

„Im Gegensatz zu Dean und Cas scheint er sehr viel intensiver zu reagieren.“ Stellte Gabriel fest.

„Und er trägt diesen Teddy die ganze Zeit mit sich herum. Als wir den Bären beim Diner im Auto liegen ließen, ist er in Tränen ausgebrochen.“ erklärte Phia dem Erzengel.

„Sonst noch etwas?“

Chuck sah zu Phia, er hatte gesehen, dass Sammy sich immer mehr in ihrer Nähe aufhielt.

„Er schläft zu unruhig.“

Anna schnaubte auf.

„Das ist nichts Neues. Als Jäger hatten sie immer nur wenige Stunden Schlaf.“

„Dean und Cas schlafen länger, ruhiger und entspannter und das obwohl sie Jäger und Engel sind.“

„Alpträume?“ fragte Gabriel.

„In der ersten Nacht ist er einmal schreiend aufgewacht. Dean und Cas haben ihn beruhigt und dann war es ruhig.“ erzählte Chuck.

„In einer kam er zu mir. Er hatte geweint und zitterte leicht. Er hatte Angst.“ sagte Phia.

„Angst wovor?“ hakte Gabriel nach.

Sie wusste es nicht.

„Im Auto ist er nur bedingt ruhiger. Er wacht auf, sieht sich um, und schläft wieder ein. Aber das mehr aus Erschöpfung als dass er es will. Seine Blicke, sie wirken gejagt. Als sucht er zuerst nach etwas und erst wenn er es nicht sehen kann, wird er wieder ruhiger.“

„Reden wir hier von Halluzination? Imaginären Freund?“ Anna´s Frage ließ sie alle nachdenklich schweigen.

„Nein, ich denke eher, dass es ihm schwer fällt, Traum und Realität für den Moment zu unterscheiden. Als müsste er sich zuerst versichern, auch wirklich wach zu sein.“ versuchte Phia ihre Idee zu erklären.

„Eine Erinnerung, die er nicht verarbeitet hat und jetzt durch die Verjüngung als Traum immer wieder hervorbricht?“ überlegte Chuck.

„Wir reden hier von Sam Winchester. Wenn es das ist, dann gibt es eine Menge Möglichkeiten. Von seiner Mutter und Azazel, über seine Kindheit, die Jagd nach Monstern, das Opfer seines Bruders, bis hin zum Dämonenblut und Lucifer.“ zählte Gabriel auf.

„Und wenn du es jetzt noch einmal versuchen würdest?“ fragte Chuck ihn.

„Nein, es hat beim ersten Mal nichts gebracht, es würde jetzt auch nicht helfen.“ Gabriel hatte bereits nach seiner Ankunft versucht, den Zauber zu lösen. Doch es gab keine Reaktion. Die Jungs bemerkten keinen einzigen Versuch. Wenn Bobby nicht noch irgendwas finden würde, war dies ein reines Abwarten.

„Aber egal was es ist, wir sollten uns mit eine Lösung beeilen. Wer weiß, wie lange er es so durchhält, besonders in diesem Zustand.“ fasste er zusammen und sah zu Sammy.
 

Der Rest der Fahrt war ruhig, Cas las in einem Buch, Dean spielte Gameboy, den er von Gabriel bekommen hatte, und Sam sah Dean zu.

Draußen wurde es immer dunkler, doch Chuck hatte gesagt, dass es nur noch ein kleines Stück bis zu Bobby war.

Durch Gabriel waren sie gut geschützt, im Notfall wäre er schnell an ihrer Seite. Doch sie wollten kein Risiko eingehen und hielten sich von Waldstraßen oder unübersichtlichen Wegen fern.

Sie sah in den Rückspiegel. Den Jungs redeten leise, die Straße hinter ihnen war frei. Um sie herum gab es nur Felder, einzelne Bäume und hier und da Abzweigungen zu Farmen.

Phia rutschte ein wenig im Sitz und Chuck sah fragend auf.

Vor ihnen im Licht der Scheinwerfer war eine Kreuzung zu sehen.

„Immer gerade aus. So fahren wir direkt auf Sioux Falls zu.“

Phia nickte nur.

Ein komisches Gefühl breitete sich aus.

„Ich mag keine Kreuzung.“ murmelte er unwohl und sah nach vorn.

„Und erst Recht nicht, wenn es dunkel ist.“

Auch die Jungs hatten gemerkt, dass etwas vor sich ging.

Dean schaltete den Gameboy aus, Cas legte das Buch zur Seite und Sam drückte den Teddy an sich.

Sie überquerten die Kreuzung, nichts ungewöhnliches, bis etwas knackte und knallte. Die Jungs schrien auf, Phia zwang sich ruhig zu bleiben und nicht abrupt auf die Bremse zu treten. Der Impala wurde durchgeschüttelt und drehte sich leicht, als sie zog die Handbremse anzog, um Schlimmeres zu verhindern.

Phia sah auf, sie standen mitten auf der Kreuzung, ihre Gedanken rasten und sie schrie in Gedanken nach Gabriel.

Doch nichts geschah.

Chuck stöhnte und griff sich an die Stirn. Er musste ans Fenster gekommen sein.

Phia sah nach hinten, Sammy weinte und Dean und Cas atmeten schwerer.

Doch bevor sie nachfragen konnte, sah sie aus dem Rückfenster direkt in die Augen einer Frau. Sie trug ein langes, schwarzes Kleid und wallendes, braunes Haar. Doch es waren ihre Augen, die Phia nicht losließen.

Blutrot.

Ein Dämon.

Na großartig. Sie sah, wie Chuck als auch die Jungs an den Türen zogen, doch sie sich nicht öffnen ließen. Neben ihr hörte sie einen Klick, ihre Tür war offen.

Der Dämon lächelte sie kalt und abwartend an. Chuck drehte sich zu Phia, als diese immer noch nicht vorsah.

„Phia?“

Auch Dean und Cas hielten inne sich von den Gurten zu befreien. Sam wimmerte noch, doch wurde ruhiger.

„Ein Dämon.“

Und sie sahen nach hinten.

„Was jetzt?“ fragte Chuck leise.

„Ich weiß es nicht.“

Hatte Gabriel sie überhaupt gehört und konnte nicht zu ihnen gelangen? War etwas bei Bobby passiert?

Die Frau stand abwartend dort und ließ Phia nicht aus den Augen.

Phia drehte sich um und griff nach der Tür.

Doch Chuck zog sie an der Schulter zurück.

„Was hast du vor?“ sah er sie ungläubig an.

„Ich glaub nicht, dass wir eine Wahl haben.“

„Phia!“ Dean und Cas schrien auf, doch sie wussten, dass Phia Recht hatte.

Der Dämon hatte sie dort, wo er sie haben wollte. Es wäre kein Problem sie alle aus dem Wagen zu holen und das wäre garantiert schmerzhafter.

Die Tür schwang auf, als Phia den Hebel kaum berührte.

Sie zögerte noch, dann stieg sie aus. Kurz darauf knallte die Tür laut zu und Phia stand dem Dämon allein gegenüber.

Die Jungs hatte ihre Gurte gelöst und auch sahen alle aus der Rückscheibe.

„Ihr habt mich lange warten lassen.“ sprach die Frau mit leichten Akzent.
 


 


 


 


 


 

Kapitel 7
 

„Ich muss zugeben, das habe ich nicht erwartet.“ sagte sie Richtung Impala.

„Es gab da diese Gerüchte. Diese eine Hexe behauptete, dass ihre Hexenfreundin sich um die Winchesters kümmern wollte, nachdem diese ihre Schwester durch die Jäger verlor… naja, das Ende des Liedes war, dass sie selbst das zeitliche segnete. Jedenfalls hat erstgenannte Hexe mir dann erzählt, dass einer ihrer Informanten gesagt hat, wie er die Winchesters und deren Engel mit dem Propheten durch Zufall gesehen hatte. Sein Glück war, dass die vier beschäftigt schienen und ihn nicht bemerkt haben. Jedenfalls sah er, wie der Prophet dich zu den Winchesters brachte. Natürlich wusste er noch nicht deinen Namen, aber das war eine Frage der Zeit. Ich war also mitten im Gespräch mit der Hexe, ein paar geschäftliche Dinge, da platzt ihr Informant herein und schreit uns praktisch entgegen. „Phia Johnson“. Und ich dachte noch, dass kann nicht möglich sein. Johnson kommt relativ häufig als Nachname vor und dass einer von DER Familie Johnson Phia heißen würde, nein, das sagte mir nichts. Denn immerhin weiß jeder, dass die Winchesters sehr vorsichtig sind was übernatürliches angeht und sich mit EINER Johnson anzufreunden, wo diese Familie doch selbst als sehr vorsichtig gegenüber uns bösen, bösen Dämonen und auch Jägern ist, das konnte nicht sein. Doch ich war neugierig, schaffte noch schnell meine neuen potentiellen Gegner aus dem Weg und recherchierte, hat mich einiges an Zeit gekostet, aber dann fand ich es heraus.“

lächelte der Dämon sie an.

Phia stand ruhig da, sie ahnte, was der Dämon gefunden hatte.

„Und ich muss zugeben, einfach und brillant zugleich. Aber bei der Familie habe ich auch nichts anderes erwartet.“

Sie zog ein Dokument hervor.

„A. Johnson besser bekannt als Ann Isabel Helen Payton Johnson. A.I.H.P und rückwärts Phia. Was würden Mama und Papa nur dazu sagen, wenn sie wüssten, mit wem ihre jüngste Tochter unterwegs ist?“ verspottete der Dämon sie.

„Obwohl, die drei sehen auch zu niedlich aus. Vor allem der kleine Engel“

Der Dämon musterte Phia wieder.

„Ich weiß nicht, irgendwie habe ich etwas mehr erwartet. Du wirkst so… normal.“

kam es beinahe enttäuscht.

„Was willst du?“ fragte Phia zum ersten Mal.

„Nicht viel. Nur dein Wort, einen Deal und am Ende als Bonus irgendwann einmal deine Seele.“

„Vergiss es.“

„Hab ich mir gedacht. Wusstest du eigentlich, dass Menschen zu allem bereit, wenn sie jemanden beschützen, retten wollen? Ich erinnere mich, als wäre es erst gestern gewesen. Da kam dieser stolze, starke Mann und wollte einen Deal. Verzweifelt, aber ungebrochen. Nicht für sich oder persönlichen Reichtum. Nein, er wollte das Leben seinen kleinen Bruders retten. Seine Seele aus der Hölle befreien. Dafür gab ich ihm ein Jahr bevor sich die Höllenhunde seine Seele holen würden. Und küssen konnte er.“

Der Blick ging zurück zum Auto und dann zu Phia.

Phia ahnte, über wen sie hier redeten.

Dean.

„Die Frage ist also, wie weit bist du bereit zu gehen, wenn es um jene geht, die dir am Herzen liegen?“ sprach der Dämon sanft, dass es Phia eiskalt den Rücken hinunterlief.
 

„Das Geheimnis deiner Familie ist heißbegehrt. Es heißt, dass sogar einst eine deiner Vorfahren eine Beziehung mit dem Tod selbst hatte ohne es selbst zu wissen. Er liebte sie, doch sie verließ ihn für einen anderen Mann. Sie brach ihr Versprechen, verletzte ihn tief, doch er ließ ihr ihr Leben. Stattdessen verfluchte er sie und ihre Familie für die Ewigkeit. Sie würden seine Diener, seine Helfer unter den Lebenden sein. So viele verlorene Seelen, gebunden an diese Welt, noch nicht bereit hinüberzugehen. Ab da an konnte jede weibliche Nachfahrin dieser Frau Seelen sehen. Doch der Tod war nicht dumm. Eine solche Fähigkeit, manche nennen es Gabe andere Fluch, den Menschen zu überlassen, kann gefährlich werden wenn jemand wie ich daherkommt. Somit ist automatisch jedes Familienmitglied, ob Mann oder Frau, unter einem Schutz, dass wir euch nie zu nahe kommen können. Zumindest wurde es so überliefert. Ich bin gut in Nachforschung, nicht?“

Der Dämon hielt inne. Lies seine Worte auf Phia einwirken.

„Also würdest du mir die Geheimnisse deiner Familie verraten oder würdest lieber hier und jetzt sterben wollen?“

„Niemals!“

„Niemals? Das ihr Menschen auch immer gleich so endgültig klingen wollt.“

Er lief um sie herum, sie hörte Dean, Cas und Chuck ihren Namen rufen, als der Dämon sie an der Schulter berührte und schließlich ihr Kinn umfasste und sie zwang ihn anzusehen.

Die blutroten Augen der Frau, nein des Dämons, sahen ihr tief in die Augen. Sie konnte sich nicht rühren.

„Wieso kann ich dich berühren obwohl du ein Teil dieser Familie bist?“ erstaunt musterte er sie und ein gefährliches Glitzern erfüllte die Augen.

„Das verändert sogar so einiges.“

„Nicht so voreilig.“ grollte eine Stimme hinter dem Dämon, der sich blitzschnell umdrehte.

Gabriel trat auf den Weg und sah ganz und gar nicht begeistert aus.

„Und wer bist du? Siehst du nicht, dass wir uns gerade geschäftlich unterhalten.“ zischte der Dämon.

„Oh, Pardon. Mein Fehler. Ich dachte jeder könnte ein Angebot in die Runde werden.“

Und es donnerte und blitzte. Für einen kurzen Moment waren die Schatten seiner Schwingen zu sehen, doch es reichte aus um den Dämon zurücktreten zu lassen.

„Oh, ein Erzengel. Das hätte ich jetzt durchaus erwarten sollen.“

Und noch bevor er verschwinden konnte, hatte ihn Gabriel am Kopf berührt und der Dämon schrie gellend auf.

Gabriel schnippte, die Türen des Impala gingen auf und Dean und Cas rannten auf sie zu. Chuck nahm Sam hoch, der sich kaum aufrecht halten konnte.

Phia akzeptierte die feste Umarmung der Jungs und ließ Gabriel jeden von ihnen die zum Glück kleinen Schnitte und Prellungen heilen.

Sammy ließ sie gar nicht mehr los, egal wie sehr Dean und Cas ihm zuredeten.

„Ich bin okay. Siehst du, nur ein wenig durchgeschüttelt.“ Sagte sie aufmunternd.

„Gabriel, kannst du dir das Auto ansehen.“

Der Erzengel nickte und eine Sekunde später stand es in guten Zustand vor ihnen.

Auf der kurzen Fahrt saß Gabriel mit Sam auf dem Schoß und Dean und Cas in den Kindersitzen hinten. Sam hatte Phia nur losgelassen, als Gabriel ihn wortlos in den Arm nahm. Dean sah ein wenig skeptisch aus, doch Cas flüsterte ihm etwas zu. Chuck fuhr die letzte halbe Stunde, Phia wiederholte kurz, was der Dämon zu ihr gesagt hatte. Als sie zu der Stelle kam, über den Schutz und warum sie keinen besaß, sah sie fragend zu Gabriel.

„Es gibt Dinge, die selbst wir Engel nicht genau wissen. Aber ja, ab einem bestimmten Punkt in deiner Familiengeschichte, gab es diese Fähigkeit für die Frauen und den Schutz für alle zusammen. Geister, verlorene Seelen, sie können nahe kommen, weil sie ein Teil dieser Fähigkeit sind. Alles andere hat es sehr viel schwieriger und gerade Dämonen, die euch ausnutzen würden, können euch nicht berühren. Das er dich berühren konnte, ist nicht gut. Denn ich sehe den Schutz über dir. Er kann diese Information nicht mehr weitergeben, aber wir sollten für die Zukunft sehr vorsichtig sein, wenn ein Dämon dir nahe kommt und mit dem Wissen fliehen könnte.“
 

Kurz vor Mitternacht fuhren sie auf den Schrotthof von Bobby Singer und jeder schnappte sich einen Jungen. Todmüde kuschelten sich die Drei an ihre Träger und wollten nur noch in ein Bett.

Bobby kam auf sie zu, nickte und seufzte nur. Er wies ihnen den Weg und sagte ihnen, dass sie sich ausruhen sollten. Nein, er grummelte es eher, doch seine Augen schweiften kurz besorgt über die Kinder bevor er zurück in seine Bibliothek rollte.

Chuck und Gabriel legten Dean und Sam vorsichtig hin und ließen Phia mit Cas an das Bett treten. Sie legte Cas vorsichtig hin, damit er nicht aufwachte.

Doch dann sah sie seine offenen blauen Augen und kniete sich noch einmal vor das Bett auf Augenhöhe. Sie strich ihm ein paar widerspenstige Strähnen von der Stirn weg.

Obwohl er ein Engel war, ein stolzer Krieger, wirkte er im Moment genau das Gegenteil.

Er blinzelte immer langsamer bis er einschlief und Phia verließ das Zimmer.

Unten in der Küche saßen die drei Männer am Tisch mit einem Bier in der Hand.

Phia setzte sich zu ihnen und Gabriel reichte ihr kommentarlos eine kühle Flasche Wasser.

Bobby war auf dem neusten Stand von Chuck und Gabriel gebracht wurden. Er zeigte ihnen dafür, was er bisher gefunden hatte. Doch es war nichts Neues für die Situation. Sie mussten abwarten und Geduld haben, bis der Zauber verflog. Bis dahin hatten sie drei große Aufgaben.

Die drei Jungs zu beschützen.

Die Apokalypse aufzuhalten.

Und herausfinden, was mit Phia und ihrer Familie war.

Ihnen war klar, wenn es anderen Dämonen gelingen würde, die Wahrheit herauszufinden, könnte es ungeahnte Konsequenzen haben, die sie in Teufels Küche bringen würde.
 


 


 


 


 


 


 

Kapitell 8
 

Es war Mittag, als Phia mit den anderen am Tisch saß, in der Zeitung las oder eher nur so tat als würde sie an den News brennend interessiert sein.

Die anderen starrten sie an, doch sobald sie aufblickte, waren sie mit ihren Sachen beschäftigt.

Und das machte Phia langsam aber sicher nervös.

„Warum starrt ihr mich so an?“ fragte sie geschlagen.

„Wir doch nicht.“

„Einbildung.“

„Wie bitte was?“

Phia sah sie an, doch dann ging sie zur Arbeitsplatte und begann das Mittagessen vorzubereiten.

Es gab Lasagne, was sich Dean und Cas zusammen gewünscht hatten.

„Tu es! Sag es ihr!“ zischte Anna.

„Ich? Es war Gabriel´s Idee. Also sollte er es auch erzählen.“ verteidigte sich Chuck.

„Hey, ich hab nur euren Fehler ausgebügelt.“ mischte sich der Erzengel leise ein.

„Und uns noch weiter reingeritten.“ lieferte Anna zurück.

„Ihr wisst schon, dass SIE gerade einmal zwei Meter entfernt steht, sodass das Flüstern sinnlos ist?“ bemerkte Bobby ganz nebenbei und wieder herrschte Schweigen.

Phia drehte sich fragend um. Selbst die Jungs sahen nun schuldig auf den Tisch.

„Okay. Um was geht es?“ fragte Phia abwartend.

„Kommt schon, wie schlimm kann es sein? Ich verspreche, ich reiß keinem den Kopf ab.“ scherzte sie, doch es ließ sie noch schuldiger blicken.

Bobby hatte genug, legte die Zeitung zur Seite und sah zu Phia.

„Die Sache ist folgende. Das Problem mit den Jungs, daran können wir nichts ändern. Nur warten und das Beste draus machen. Wir arbeiten an der Apokalypse, aber können nicht erwarten morgen einen Plan zu haben und am nächsten Tag bereits Frieden und Freiheit zu genießen. Also kommen wir zum Punkt, an dem wir jetzt schon etwas tun können. Die Frage, was es mit dir auf sich hat in Bezug auf diesen Schutz und wie es dem Dämon gelingen konnte. War es Zufall oder Glück und Unglück, dass es erst jetzt passiert ist. Richtig?“

Phia nickte zustimmend.

„Heute Morgen hatten wir eine Idee. Nichts Weltbewegendes oder schier Unmögliches. Einen gut durchdachten Plan.“

Der letzte Teil kam ein wenig anschuldigend hervor.

„Die Idee war, dass Gabriel, Anna und Chuck im Sinne von Prophet und Engeln deine Familie aufsuchen und im Allgemeinen über das Problem reden wollten. Ob es eventuell Zwischenfälle, Sorgen oder Merkwürdiges gegeben hat. Es lief alles gut. Sie wurden reingelassen, haben sich vorgestellt und wurden nicht bereits nach fünf Minuten wieder rausgeworfen.“

Phia blinzelte. Es war gut zu wissen, dass ihre Freunde es bereits erledigt hatten. Gut, es mag feige klingen, aber Phia war sich nicht gerade sicher, ob sie das Haus überhaupt erst betreten hätte.

„Das ist gut. Und was haben sie gesagt?“

„Keine Zwischenfälle, keine Dämonen, die plötzlich auf Tuchfühlung gingen.“ berichtete Gabriel.

„Sie waren überaus höflich, nachdem wir ihnen sagten, wer wir wirklich sind und Chuck als Prophet vorgestellt hatten waren sie sogar fasziniert von ihm.“ fügte Anna an.

„Der Tee war wirklich gut.“ kam es abschließend von Chuck.

Phia hob die Augenbraue.

„Das ist gut.“

Die anderen begannen sich zu entspannen.

„Aber warum habt ihr gerade so gezögert?“

Und die Spannung war zurück.

Bobby verdrehte die Augen.

„Wie gesagt, der Plan war gut. Nur haben sie es geschafft am Ende in faszinierender Weise zu improvisieren.“

Er sah sie der Reihe nach an, gab ihnen die Chance es Phia selbst zu sagen, doch als keiner etwas sagte, sah er zurück zu Phia.

„Herzlichen Glückwunsch. Du verheiratet, Mutter und lebst hier glücklich mit deiner großen Familie.“

„Was?“

„Und das sicherlich beste, morgen kommen deine Eltern, Geschwister und deren Ehegatten zu Besuch.“

„Wirklich?“ hauchte sie überrascht.

„Oh ja. Also fangen wir mal kurz mit der Vorstellung an. Schließlich solltest gerade du wissen, in was für eine Familie du geheiratet hast.

Dein Ehemann und Schriftsteller Chuck. Ich weiß nicht wie er das hingekriegt hat, aber der Satz „Wir sind seit fünf Jahren glücklich verheiratet.“ könnte sie ein wenig schockiert haben, schließlich bist du vor fünf Jahren gegangen.“

Chuck schaute sie nervös lächelnd an.

„Dann haben wir deine zwei Söhne Dean und Sam. Dean hat deine grünen Augen und Sam hat Chuck´s Braune.“

Die beiden strahlten um die Wette und Dean winkte ihr zu.

„Hi Mummy.“

„Dann haben wir Gabriel. Er ist Konditor und will sich demnächst selbstständig machen. Er ist Chuck´s Bruder, dein Schwager und der Patenonkel deiner Kinder.“

„Ich wusste du liebst mich genug, um mich zum Paten zu machen.“ grinste Gabriel.

„Er ist der Vater von Cas. Das bringt uns zu Anna. Es erklärt die blauen Augen. Sie sind geschieden, aber für das Glück ihres Sohnes haben sie alles soweit friedlich geklärt. Anna ist als Journalistin viel unterwegs und deshalb ist Cas auch näher zu seinem Vater als seiner Mutter. Zurzeit hat sie sich Urlaub genommen und ist zu Besuch.“

Cas starrte Anna an, blickte prüfend zu Gabriel und dann zu Bobby.

Bobby räusperte sich unter seinem Blick.

„Sehr viel näher.“ ergänzte Bobby.

„Und zum Schluss bin ich hier. Der Vater von Chuck und Gabriel und der Großvater eurer Bengel hier. Soweit so klar oder habe ich jemanden vergessen? Perfekt, da das geklärt ist, Gabriel und Anna haben sich für die Umdekorierung qualifiziert. Du und dein Ehemann gehen mit den Jungs einkaufen. Lebensmittel, Kleidung, was sie brauchen. Gabriel hat diese Kreditkarten gemacht bereits auf eure Namen gemacht. Sonst noch eine Frage?“

Damit verließen die anderen den Tisch bis auf die Jungs, die Phia belustigt ansahen.

Phia hielt die Kreditkarten in der Hand.

Ann Shurley

Vom Single zur Ehefrau, Mutter, Tante, Schwägerin und Schwiegertochter in fünf Minuten und dabei war es erst Mittag.
 


 

Kapitel 9
 

Phia stellte die Lasagne in den vorgewärmten Herd und lehnte sich gegen die Arbeitsplatte. Die ganze Zeit dachte sie daran, dass sie ihre Eltern und Geschwister morgen wiedersehen würde. Und an die Umstände, die sie hierher brachten.

Die anderen hatten sie die letzte halbe Stunde die Ruhe gelassen, ihre Gedanken zu verarbeiten.

Ihre Familie.

Die, die sie vor fünf Jahren freiwillig verließ, weil sie anders war, weil sie normal war.

Jahrelang erklärte sie zu sich selbst, dass sie einfach nicht zu ihnen gehörte. Ja, sie war die Tochter ihrer Eltern, die jüngere und ältere Schwester, Nichte, Cousine und Enkelin. Doch gleichzeitig fühlte sie sich fremd und verloren.

Die Frauen in ihrer Familie kannten ihre Aufgabe. Von klein auf wurden sie alle vorbereitet. Geschichten, Legenden, Erklärungen, Lernen und Verstehen. Keine Angst zu haben, ihrer Aufgabe offen entgegenzusehen. Zu ihrem neunten Geburtstag gab es die Einführung. Ein altes Ritual, in dem alle einen schwarzen, langen Mantel mit silbernen Verzierungen trugen. Nur das neuste Mitglied trug weiß. In mitten eines Zirkels von Symbolen, kniete das Kind im Zentrum und lauschte lateinischen Worten und ließ sich von Klängen und Gesängen umfließen. Es dauerte nur wenige Minuten und dann kam der Schwur, seine Aufgabe gewissenhaft zu erfüllen, und das Geheimnis der Familie zu wahren. Das Ende der Zeremonie war das wirklich besondere, etwas, wovor selbst die Männer großen Respekt hatten, selbst wenn sie es noch nie erlebt hatten. Das Treffen mit dem Tod.

Phia hatte den anderen am Abend erklärt, wie das Ritual abläuft, doch bei diesem Detail hatte sie gezögert. Jeder hatte es gemerkt, doch wartete ab.

Es war nicht, dass sie es ihnen verschweigen wollte. Sie waren in der Situation, wo sie die Wahrheit sagen musste. Es war viel mehr ihr eigener Schmerz, als sie sich erinnerte, was er ihr damals gesagt hatte.
 

Ruhig und beinahe gleichgültig sah er sie an. Er sah aus wie ein britischer Gentleman und er wirkte alt, stolz, respektvoll und weise.

Jedes andere Mitglied kniete nieder, alle hatten den Kopf gesenkt, als er aus dem Nichts erschien.

„Du bist nicht wie die anderen. Frei von meiner Aufgabe, von deiner Pflicht.“ Und er verschwand.

Noch nie kam es vor, dass eine von ihnen „abgelehnt“ wurde. Ihre Mutter und Schwester führten sie zurück und ließen sie allein.

Sie ließen sie allein in ihrem Zimmer, allein mit ihren Gedanken und Ängsten.

Es wurde nicht darüber gesprochen.

Ihre Mutter nahm sie nicht in den Arm und sagte ihr, dass es nichts ändert.

Ihre Schwester begann sie zu beneiden, dass Phia „normal“ war.

Ihr Bruder verstand nicht, was das Problem war, es bekümmerte ihn nicht.

Ihr Vater nickte nur.

Niemand der Verwandten sagte etwas dazu, doch die Blicke waren gemischt mit Enttäuschung, Mitleid und Unverständnis und Familienfeiern wurden für Phia von den schillernden Festen zu grauen, endlos langen Pflichtveranstaltungen.

Sie war das schwarze Schaf der Familie.
 

„Es tut uns leid.“ Riss eine Stimme sie aus ihren Gedanken.

Erschrocken sah sie Gabriel vor sich stehen, der sie ruhig, aber besorgt ansah.

Es war komisch, er war ein Erzengel, ein Trickster, Loki. Macht, Stärke und Ruhe waren seine Ausstrahlung stets verbunden mit Charme, Witz und einem Lächeln.

„Der Plan war, dass wir heute Morgen ihnen sagen, wer wir sind, dass du bei uns bist und etwas vorgefallen ist. Aber irgendwie kam es auf einmal ganz anders. Deine Mutter und Schwester stellten Fragen über Fragen und ließen uns keine Zeit zu antworten, über dich, was du gemacht hast, wo du warst und sie stellten so viele Mutmaßungen über unsere Verbindungen zu einander. In einer haben sie gedacht, du bist sogar mit Anna zusammen.“ lachte er sie an.

Phia konnte nicht anders als zurückzulächeln.

„Aber als dein Bruder sagte, dass du einfach weggerannt bist, ein Feigling und …“

er zögerte, bevor er weitersprach.

„armselig bist, kam Leben in Chuck und er verkündete, dass das absolut nicht stimmt, dass du auf unserer Seite kämpfst gegen eine Übermacht von zwei Seiten und der Gefahr entgegensiehst und dich nichts einfach versteckst wie manch andere. Hat deine Familie sprachlos gemacht. Das Beste kam jedoch, als er ihnen sagte, dass ihr seid fünf Jahren glücklich verheiratet seid. Und er hat kein bisschen gestottert oder nervös ausgesehen.“

Gabriel strahlte sie an.

„Naja und dann, eigentlich wollten wir ihnen sagen, was geschehen ist mit dem Schutz und dem Dämon bei dir. Das ging dann doch unter und am Ende sind wir bei der morgigen Selbsteinladung gelandet.“ meinte er entschuldigend.

„Ja, selbst ein Erzengel, Engel und Prophet des Herrn können sie nicht wirklich beeindrucken.“ neckte Phia ihn endlich.

„Aber nur, weil wir friedlich da waren.“ pikierte er sich amüsiert.

„Wieder besser? Nicht böse auf uns?“

Phia lachte leicht auf.

„Nein, nie böse gewesen. Nur überrumpelt, dass sie morgen wirklich herkommen wollen.“

„Und wegen der neuen Familiensituation?“ fragte er vorsichtig.

„Es ist gut, dass ich euch mag. Und wer kann bei solch süßen Kindern widerstehen.“

„Das gute ist, dass man diesen Schutz nur bei den Frauen sehen kann. Was heißt sehen, wenn man weiß, dass er da ist, dann kann man ihn auf ihnen finden.“

Phia nickte.

„Ich frage mich nur, woher der Dämon wusste, dass die Johnsons zu dieser Linie gehören. Immerhin ist es der Nachname meines Vaters. Dass die Frauen immer die anderen Nachnamen annahmen, hat das Geheimnis nur noch mehr beschützt.“

bemerkte Phia besorgt.

„Kanntest du die Frau selbst, die der Dämon trug? Verwandte, Bekannte, Freundin der Familie?“

„Nein, nicht das ich wüsste. Hat Dean etwas gesagt?“

„Mmh. Er hat sie wiedererkannt. Und war ganz schön wütend, dass sie im Auto eingesperrt waren und du ihr allein gegenüber gestanden hast.“

„Sie sagte, sie hat erst vor kurzem über mich herausgefunden. Aber den Nachnamen kannte sie schon länger. Denkst du, es wäre möglich, dass…“

„Das was?“

„Das jemand einen Deal mit ihr gemacht hat?“

„Und sie so etwas herausfand? Möglich, das werden wir wohl bald herausfinden. Wirst du es schaffen?“

Phia sah ihn fragend an.

„Was? Ihnen gegenüber zu treten? Glaubwürdig vorzuspielen, dass ich eine gute Ehefrau und Mutter sein kann?“

Gabriel sah sie ernst an.

„Im Moment der beste Weg. Ich hab sie fünf Jahre nicht gesehen, nur ab und an gesprochen und selbst da nicht viel offenbart. Aber ihnen einfach zu sagen, was Sache ist, wird uns nichts bringen. Sie sind sehr stur wenn es um das Familiengeheimnis geht. Entweder würden sie uns nicht glauben oder einfach gehen und die Sache selbst lösen wollen. Und ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass sobald sie die Sache in die Hand nehmen, ihr auch gewachsen sind. Ich bin damals einfach gegangen, hab sie verlassen ohne zurückzusehen. Aber ich will nicht, dass sie ihnen etwas passiert.“

„Ich weiß.“ sagte er nur und Phia verstand.

Sie und Gabriel waren in einigen Punkten ähnlich, dass er wusste, wie es sich anfühlte.

„Also gut. Du hast Bobby gehört. Ich bin in der Putzkolonne. Kinderklacks. Gib uns etwas Zeit und du wirst staunen, wenn ihr zurück seid. Oh und hier, zwei Listen. Auf der blauen steht, was ihr für die Kids noch besorgen solltet. Auf der weißen, was für uns Erwachsene. So wie ich Bobby und Anna kenne, werden die mich gleich ganz schön ackern lassen. Was tut man nicht alles für das Team? Die Küche ist dein Revier, viel Spaß beim Shoppen, nutz deine neue Karte und keinen Unfug anstellen.“

und rauschte aus der Küche als Anna laut nach ihm rief.
 


 


 


 

Kapitel 10
 

„Wieso brauchen wir zwei Wagen?“ fragte Chuck, als er mit zwei Kindern an der Hand Phia folgte. Sammy sah über ihre Schulter und lachte vergnügt, doch Phia drehte sich nicht um.

„Weil wir drei Listen haben, für drei Kinder und fünf Erwachsene und weitere Gäste einkaufen und glaub mir, es wird einen Punkt geben, wo du froh sein wirst, ZWEI Wagen bei drei Kindern zu haben.“

Er sah ihr Lächeln nicht, doch er hörte es.

„Wieso?“

Sie drehte sich jetzt doch um und sah ihn musternd an.

„Chuck? Warst du schon mal mit Kindern einkaufen?“

„Nein.“

„Aber du hast andere schon gesehen, die mit ihren Kindern waren?“

„Ja. Kurz. Ich hab nie viel gebraucht.“

Phia sah ihn an und schüttelte dann den Kopf.

„Tja, wir brauchen viel und haben drei Kinder dabei.“

„Aber das sind Dean und Cas und Sam.“

Er sah zu Dean und Cas hinunter, die unschuldig zurückstarrten.

„Ja und zwei sind vier Jahre alt.“ betonte sie.

„Oh, das wird ein Spaß.“ murmelte Phia und ging weiter zu den Wagen.

Chuck sah noch einmal zu Dean und Cas.

Sie zuckten mit den Schultern.

„Frauen.“ sagte Dean, als würde es bereits alles erklären.

Und beide zogen ihn weiter zu Phia und Sam.

Phia setzte Sam in den Kindersitz des Einkaufswagens und wartete, bis Chuck mit seinem und den Jungs zu ihr kam, die vor Aufregung strahlten.

„Oh ja Sammy, das wird ein Erlebnis für Chuck werden.“ Flüsterte sie ihm zu und lachte, als er nickend zustimmte.
 

Eine halbe Stunde später war Chuck bereit zu schreien, dabei hatte alles so friedlich angefangen. Chuck fuhr gemütlich durch die Reihen, Phia mal vor mal hinter ihm, und sie suchten Sachen zusammen. Lebensmittel, Hygieneartikel, Kleinkram, Dean und Cas lieb an seiner Seite, alles kein Problem.

Sam blieb im Wagen, Phia redete mit ihm ganz normal, während sie Sachen raussuchte und er nickte und schüttelte den Kopf bei Fragen.

Wie eine ganz normale Familie.

Dann begann er zu merken, dass Dean und Cas langsam unruhiger wurden und er ließ sie Sachen aus den Reihen holen. Sie holten es und kamen lachend zurück. Phia war gerade in einem anderen Gang, als Chuck es bemerkte.

Es war ruhig.

Zu ruhig.

Wo waren Dean und Cas?

Sie sollten neben ihm sein oder zumindest im gleich Gang.

Doch das waren sie nicht.

Er schluckte, nur keine Panik.

Er fuhr bis zum Ende des Ganges und sah unauffällig in den vorherigen Gang, wo Phia und Sam waren. Dann ging er weiter und sah in den nächsten Gang.

Nein, er würde jetzt nicht in Panik ausbrechen.

Die Jungs konnten nicht weit sein.

Doch auch die nächsten Gänge zeigten keine vierjährigen Jungs. Er lief schneller und schneller, wenn Phia das erfahren würde, oh Gott.

Er musste sie finden, also raste er an anderen Käufern vorbei, die ihn überrascht nachsahen. Fünf Minuten, fünf lange, endlose Minuten.

Er stand mitten im Laden zwischen hohen Regalen, er fühlte sie wie im Labyrinth und hatte keine Ahnung wo die Jungs waren. Und er war sich sicher, dass er mindestens zweimal an Phia vorbeigerauscht war.

Kurz vorm Nervenzusammenbruch fiel ihm etwas ein.

Er zog das Telefon hervor und wählte eine Nummer.

Er stand am Rand und sah in den Gang während es klingelte. Phia stand mit dem Rücken zu ihm und sah sich Gläser mit Gemüse und Gewürze an.

Es klingelte.

„Ja.“ Brummte es grimmig am anderen Ende.

„Bobby?“ flüsterte er.

„Wieso flüsterst du, Chuck? Ist etwas passiert?“ fragte Bobby plötzlich besorgt.

„Nein, nicht ganz.“

„Was meinst du nicht ganz?“

„Ich hab die Jungs verloren.“

„Wo bist du?“

„Im Laden.“

„Im Laden? Du bist im Laden und hast die Jungs verloren?“

„Ja.“

„Oh großer Gott, ernsthaft…“ hörte er es murmeln.

„Wo ist Phia?“ fragte Bobby lauter.

„Mit Sam zwischen den Gewürzen und Gemüse.“

„Danke für die genaue Auskunft…warte, wo bist du?“

„Am Rande des Gangs.“

„Okay, du hast die Jungs im Laden verloren, stehst am Rande des Gangs und traust dich nicht es Phia zu sagen.“

„Genau. Was soll ich tun?“ flüsterte er panisch.

Bobby stöhnte.

„Beruhige dich. Panik bringt dich nicht weiter. Du wirst folgendes tun. Du wirst jetzt in diesen Gang fahren, es Phia gestehen und es wie ein Mann hinnehmen, wenn sie auf dich losgehen sollte, weil du ihre Jungs verloren hast.“

„Aber ich…“

„Kein Aber. Ich schicke Anna zu euch, sie kann die zwei aufspüren.“

„Könnten wir nicht die Reihenfolge tauschen?“ flehte er ihn an.

„Wie lange hast du die Jungs verloren?“

„Fünf, sieben Minuten vielleicht.“

„Glaub mir Junge, egal wie lange, Frauen spüren so etwas. Jede andere Ausrede wird dir früher oder später ganz sicher zum Verhängnis werden. Und jetzt geh! Anna dürfte sie bereits gefunden haben.“

„Danke.“ gab Chuck auf und holte tief Luft.
 

„Phia?“

„Hey Chuck, schon fertig?“ fragte sie ihn lächelnd.

„Ja…naja, nicht ganz.“ Sagte er nervös.

Phia sah ihn an, dann sah sie neben ihn und dann wieder zu ihm.

Ha, sie wusste es.

„Wo sind die Jungs?“

„Bei Anna.“

„Anna ist hier? Wo?“

„Das ist ehrlich gesagt eine witzige Geschichte.“

„Chuck?“

„Du wirst lachen, zumindest sicherlich später, jetzt vielleicht nicht ganz.“

„Chuck!“ unterbrach sie ihn, als er immer nervöser redete.

Er holte tief Luft um sich zu beruhigen.

„Die Jungs?“

„Ich hab sie…verloren.“ flüsterte er beschämt.

„Wann?“

„Vor einigen Minuten. Ich schätze zehn? Ich habe sie gesucht, aber sie waren hier nicht. Ich habe Bobby angerufen und er hat Anna geschickt, und ich sollte es dir sagen…ich…es tut mir leid. Du hattest Recht, ich hab keine Ahnung von Kindern und Einkaufen…“

„Beruhige dich, Chuck. Ruf Anna an, frag sie, wo sie ist. Wenn sie nicht in der Mitte beim Lebkuchenhaus und dem Garten mit Tisch und Stühlen für die Kinder, dann soll sie uns dort treffen.“

Chuck nickte ergeben und sah sie kurze Zeit später überrascht an.

„Woher wusstest du…?“

„Ich hab Dean gesagt, wenn das passieren sollte, was beim Einkaufen mit Kindern möglich sein kann, dass sie dort hingehen sollen. Ja, ich weiß wer sie sind, aber sie sind im Moment klein und reagieren zurzeit emotional stärker. So haben sie einen Notfallplan, an den sie sich halten können.“ erklärte sie auf dem Weg.

„Oh.“

„Chuck, das kann jedem hier passieren. Ich habe einmal auf meine kleinen Cousins aufgepasst und war mit ihnen einkaufen. Einer war so aufgeweckt, dass er ständig durch die Gegend rannte. Dann war er weg und ich verzweifelt. Ich hab ihn nach ein paar Minuten weinend in der Spielzeugabteilung gefunden, wo er hoch und heilig versprochen hat, nie mehr wegzulaufen.“

Chuck ging es wieder besser und Sam lächelte ihn aufmunternd an.

Als sie in der Mitte des Ladens bei dem Lebkuchenhaus ankamen, sahen sie Dean und Cas am Tisch malen. Anna saß ruhig, aber genervt neben ihnen. Als sie sie sah, kam sie zu ihnen und warf Chuck einen Blick zu, bevor sie davonstolzierte.

Dean und Cas kamen zu ihnen gerannt und Cas direkt in ihre Arme. Phia konnte noch sehen, wie Cas´s Augen leicht gerötet waren. Dean sah schuldbewusst zu Chuck, der sich hinkniete.

„Entschuldige. Ich habe nicht aufgepasst. Cas hatte keine Schuld. Und dann haben wir dich nicht gefunden und Phia hatte gesagt, dass wir hier her sollen, wenn das passiert. Aber ich wollte es nicht, wirklich nicht.“

Chuck war überrascht, als Dean das sagte.

Er lächelte ihn an und fuhr ihm über das Haar.

Cas hatte Phia wieder losgelassen und sah auch entschuldigend zu Chuck.

„Ah, sie sind also ihre Eltern.“ Sprach sie freundlich ein junger Angestellter an.

„Ich bin George. Ich kümmere mich hier um die Kinder, wenn ihre Eltern einkaufen sind. Ich war ein wenig erschreckt, als die beiden hier her kamen. Sie haben gesagt, dass sie es sollten, wenn sie sich verlaufen. Was eine gute Idee war. Ich wollte sie bereits ausrufen lassen, doch dann kam die rothaarige Lady und Dean hat mir versichert, dass es seine Tante war. Und dann hat auch schon ihr Mann angerufen.“

„Ja, die beiden haben ihm einen ganz schönen Schreck eingejagt, bevor er es mir gebeichtet hat.“ lächelte sie ihn an.

„Danke, dass sie auf unsere Jungs aufgepasst haben.“ sagte Chuck nun auch verlegen.

„Das war kein Problem. Sie glauben gar nicht, wie oft das hier passiert. Es war auch einer der Gründe, warum wir hier sind. Kinder sind manchmal so schnell, das überrascht einen jedes Mal. Und hier können sie dann warten und sich beruhigen, während wir den Eltern Bescheid geben.“

Er wünschte ihnen noch einen schönen Tag bevor er zu den anderen Kindern ging.

An der Kasse staunte Chuck nicht schlecht, was er alles im Wagen hatte, wovon er nichts wusste. Scherzartikel?

Sein Blick fiel zu Dean und Cas, doch die zwei alberten mit Sammy herum. Phia sah seinen Blick und grinste.
 


 


 


 


 


 


 


 


 

Kapitel 11
 

Das Haus hatte sich äußerlich nicht wirklich verändert. Nur die Veranda, die jetzt eine Sitzecke und Pflanzen hatte und Blumenkästen bei den Fenstern.

Drinnen sah es schon anders aus. Warme Farben, weiße Türen, vermischt mit viktorianischen und modernen Stil. Neue Wände, neuer Fußboden, neue Möbel und Gabriel hatte den Aufbau der Zimmer verändert. Das Wohnzimmer war angenehm gemütlich, aber nicht zugestellt. Bobby´s Zimmer mit Bad und das Gästebad waren hier unten und die Küche war modern, in Buche und mit einem großen Esstisch ausgestattet. Von der Haustür sah man auf die Treppe, die ins zweite Geschoss führte. Oben waren jetzt drei große Schlafzimmer und zwei Kinderzimmer. Eines für Dean und Cas und eines für Sam. Die Kinderzimmer waren hatten zwischen sich ein Badezimmer, die drei Schlafzimmer jeder ein eigenes Bad.

Jeder staunte und Gabriel freute sich am meisten über das eine gegrummelte Lob und strahlte noch mehr.

Gabriel hatte an jedes Zimmer Namen angebracht.

Sammy in Braun

Dean&Cas in Grün und Blau

Anna in Rot

Gabriel in Gold

Phia&Chuck in Silber

Bobby in Violett

Die Jungs rannten durch die Zimmer, Anna ging direkt in ihres und Bobby war in seiner neuen Bibliothek. Phia kümmerte sich um Sammy und Gabriel wollte gerade in die Küche.

„Das Zimmer, ich meine, Phia und ich…“? fragte Chuck Gabriel verlegen.

„Ja?“

Er grinste sie schelmisch an.

„Also…“

„Also? Ihre liebreizenden Eltern denken, dass du mit ihr verheiratet bist. Sie werden sich morgen garantiert umsehen wollen. Um wie viel wetten wir, dass ihre Mutter oder Schwester sich hochschleichen werden und sich oben umsehen werden? Jaja ich weiß, gehobene Gesellschaft und so, aber ganz ehrlich. Sie sind neugierig, wie Phia hier lebt. Sie werden dem nicht wiederstehen können. Und sie werden bestimmt ein paar Tage bleiben.“

„Tage? Mehrzahl?“

„Ich kalkuliere für den Notfall. Sie kommen morgen, wie groß ist die Chance, dass sie noch am selben Abend zurückfliegen werden? Oder gar in eines der MOTELS gehen werden?“

„Weiß Phia das schon?“

„Oh, Chuck. Natürlich. Und glaub mir, ihre gedachten Fluchtpläne sind der Knüller.“

„Ach so.“

„Und soweit ich weiß, hatte sie in der Nacht im Motel kein Problem dir anzubieten mit ihr ein Zimmer zu teilen, das du nicht auf der Couch hättest schlafen müssen.“

„Sie hatte Mitleid, es war eine alte Couch…aber es ging.“

„Wenn ihre Leute bleiben sollten, solltest du nicht Chevalier spielen. Das wäre auffällig, es sei denn ihr verkauft ihnen die Story, dass du deine liebreizende Frau mit irgendetwas gegen dich aufgebracht hast und du deswegen auf dem Sofa schlafen musst.“

„Verstehe. Ähm, danke.“

„Kein Problem, schließlich sind wir ja eine Familie, nicht wahr Bruderherz?“

„Oh Gott.“

„Gabriel reicht vollkommen.“ lachte Gabriel und ging endlich in die Küche.
 

Am Abend las Bobby in einem Buch aus dem achtzehnten Jahrhundert. Die Tür zum Wohnzimmer war offen und er hörte Dean und Cas lachen. Es war komisch zu sehen, wie die zwei durch die Gegend tollten oder einfach auf dem flauschigen Teppich saßen und sich wie ganz normale Kinder verhielten. Ein Jäger, der vier Monate in der Hölle war, und von seinem Engel gerettet wurde. Er kannte Dean seit dessen Kindheit. Stolz, mutig, aufopfernd, nie aufgebend. Aber fast alle Jäger kamen irgendwann an den Punkt, an dem sie brachen. Er hatte es in Deans Augen gesehen. Der Tod von John, Sam, sein Schicksal der gerechte Mann zu sein und gleichzeitig das erste Siegel gebrochen zu haben. Bobby wusste, dass es nicht er oder Sam oder ein gelöster Fall war, der Dean in den letzten Monaten weiterkämpfen ließ.

Es war Castiel, der seit Raphaels Angriff, Jimmy Novak´s Körper sein Eigen nannte.

Bobby sah die Wahrheit und genauso den Grund, warum Dean blind für seine eigenen Gefühle war. John war ein Vater, ein Ehemann, der zum Jäger und Rächer wurde. Er hat Fehler gemacht, seine Jungs oft allein gelassen und Dean von klein auf eine Verantwortung auferlegt, die Dean prägte. Aber er hatte es versucht. Er hatte dafür gekämpft, seine Söhne vorzubereiten.

Bobby kannte John auch in diesem Fall. Wenn John Dean mit Cas gesehen hätte, den intensiven Blickkontakt, die flüchtigen, zufälligen Berührungen, das Band zwischen ihnen, dann hätte er es nicht verstanden.

Und Bobby wusste, dass Dean das ahnte und deshalb sich nicht auf seine Gefühle einließ. Nein, er war der Frauenheld, vergrub seine Gefühle und nutzte Charme und Sarkasmus.

Doch hier und jetzt, sah er Dean und Cas. Als Brüder und beste Freunde. Dean versteckte sich nicht mehr. Er hielt Cas´s Hand, beschützte ihn und stand für ihn ein, Herrje sie kuschelten nachts und waren am ihre gegenseitigen Schatten. Wo der eine war, war der andere nie weit.

Bobby schnaubte und lachte auf.

Er hoffte, dass wenn sie wieder groß waren, dass die beiden es endlich schaffen würden.

Doch wie viel Zeit würde das kosten? Wie viel Zeit hatten sie wirklich, bis entweder Michael´s oder Lucifer´s Seite die Wahrheit entdecken würden? Gabriel beschützte sie und Anna half ihnen soweit sie konnte. Was war mit Raphael, der hinter Cas her war?

Er seufzte und schloss das Buch.

„Alles in Ordnung?“ fragte ihn Phia.

Sie saß im Ohrensessel mit einem Buch im Schoß. Sie trug eine Lesebrille und sah besorgt auf.

„Ja, ich komme nur heute nicht mehr weiter.“ und schob das Buch von sich weg.

„Tut mir leid.“

„Huch, für was entschuldigst du dich Mädchen?“

„Ich weiß nicht. Für alles? Dafür, dass meine Familie morgen kommt? Das Gabriel dein Haus so verändert hat?“

„Da ist nicht deine Schuld. Deine Familie? Das haben Gabriel, Chuck und Anna hinbekommen. Die Jungs? Berufsrisiko. Hexen, Magie, sollte man niemals unterschätzen.“

„Ja, aber mein Problem sollte nicht deines sein.“

Bobby sah sie an und schüttelte dann den Kopf.

„Sei nicht dumm. Chuck hatte eine Vision über dich und die Jungs. Er hat dich zu ihnen gebracht. Du bist jetzt ein Teil dieses Teams, dieser verrückt zusammengewürfelten Familie. Wir haben Engel, Erzengel, Prophet, Jäger, Jäger und Engel in Miniformat dabei. Und jetzt dich. Wir wissen noch nicht, wie deine Sache genau hineinpasst, aber ich würde meinen Hut verwetten, dass es Zusammenhänge gibt, die wir früher oder später finden werden… oder die uns finden werden.“

Phia sah ihn unsicher, aber dankbar an.

Sie legte das Buch zur Seite und dachte kurz nach.

„Sag mal, du kanntest Dean und Sam schon seit sie Kinder waren?“

„Mmh. Zwei aufgeweckte Jungs, Dean als großer Bruder und Sam liebte es als Kind zu lesen und Antworten zu finden.“

„War Sam ein ruhiges Kind?“

„Er war kein Draufgänger, wenn du das meinst. Aber er konnte verdammt stur sein, wenn er sich etwas in den Kopf setzte und gab nicht so schnell auf.“

„Dean und Cas scheinen besser damit umgehen zu können mit dem Körper, den Emotionen als Sam.“ sagte Phia.

Bobby überlegte.

„Ich weiß nicht, wann genau er angefangen hat zu reden. Aber Dean hatte mal erwähnt, dass Sam seinen Namen bereits einige Monate nach Mary´s Tod sagen konnte. Daran dürfte es also nicht liegen. Sam müsste in der Lage sein zu reden. Vielleicht will er es im Moment wirklich nicht. Geben wir ihm noch etwas Zeit. Gabriel hatte etwas von einem alten Freund erzählt, der sich mit so was auskennt. Er versucht ihn zu finden, hatte aber noch keinen Erfolg.“

Phia nickte dankbar.

Kapitel 12 bis Kapitel 21

Kapitel 12
 

Als Phia in ihr neues Zimmer ging, zögerte sie an der Tür, als sie das kaum hörbare Klicken erkannte. Sie stand im halbdunklen Gang, nur das Mondlicht schien durch das Seitenfenster.

Langsam öffnete sie die Tür und ging vorsichtig hinein. Chuck saß mit dem Rücken zu ihr an einem kleinen Schreibtisch und war über seinen Laptop gebeugt.

Hastig und seine Umgebung ignorierend tanzten seine Finger über die Tasten. Doch es war sein Gesicht, dass Phia beunruhigte. Seine Augen wirkten glasig und er schwitzte leicht, als hätte er Fieber. Blass und müde starrte er auf die Zeilen, die sich immer und immer mehr bildeten.

Phia wusste, dass er in diesem Zustand nicht aufhören würde, bis er fertig war. Nebenbei griff er nach dem Cola-Glas. Der Zucker würde ihn weiterpuschen, selbst wenn er sich jetzt schon todmüde fühlte. Nicht weit entfernt stand eine noch verschlossene Flasche Whiskey.

Sie wusste nicht, was sie jetzt machen sollte. Bleiben oder Gehen? Dann sah sie zur Seite des Zimmers und wunderte sich, wie sie ihn erst jetzt bemerken konnte.

Gabriel saß auf dem Stuhl bei der Kommode und hatte sich rückwärts gesetzt, dass er sich mit den Armen auf der Lehne abstützen konnte.

Er sah zu ihr, ruhig aber dennoch besorgt, bevor er wieder zu Chuck sah.

Sie setzte sich leise auf das Bett und lehnte sich an. Die letzte Vision von Chuck war über sie gewesen. Seit dem hatte er nicht geschrieben. Im Großen und Ganzen hatte er nur noch wenige Visionen, als er sich für dieses Team entschied.
 

Es war gegen zwei Uhr morgens als Chuck zitternd aufhörte zu schreiben. Er fuhr sich über das Gesicht und trank den letzten Rest Cola. Dann sah er zur Flasche, es war verlockend. Die Kopfschmerzen waren die ganze Zeit da, doch jetzt spürte er sie wieder stärker. Der Alkohol würde ihm helfen. Wenn auch nur für eine kurze Zeit. Aber es würde. Naja, bis er dann morgens mit einem noch schlimmeren Kater aufwachte. Was sollte er auch sonst machen?

„Du solltest vielleicht lieber nüchtern ins Bett gehen.“ Sprach Gabriel hinter ihm.

Chuck drehte sich erschrocken um.

„Du bist die ganze Zeit geblieben?“ es war mehr eine Feststellung als Frage.

„Hmm, hatte gerade nicht viel zu tun. Und mir hat mal jemand gesagt, dass Lesen bildet.“ winkte er ab.

„Es hat nicht wirklich neue Informationen für uns.“ begann er unsicher.

„Nein, aber es bestätigte so einiges.“ sagte Gabriel ernst und stand lautlos auf.

Chuck sah zu Phia, die unter der Tagesdecke schlief, und war unsicher, was er tun sollte.

„Wir werden später mit den anderen darüber reden. Hier trink das, es wird gegen die Kopfschmerzen helfen und dann geh schlafen. Es wird ein langer Tag, deine Schwiegereltern kommen schließlich zu Besuch.“

Chuck seufzte, als Gabriel das Zimmer verließ und sah auf die Phiole, die Gabriel ihm gegeben hatte. Es sah aus wie Wasser, doch er wollte lieber nicht darüber nachdenken, was es alles sein konnte. Er hielt sich die Nase und schluckte es schnell hinunter.

Dann blinzelte er und nahm langsam seine Hand runter. Es schmeckte … frisch. Doch er schüttelte den Kopf und entschied sich nicht darüber nachzudenken.

Er ging ins Badezimmer und zog sich seinen schwarzen Pyjama an. Er war müde und konnte kaum noch die Augen offen halten. Kurz zögerte er noch bevor er sich in das große Doppelbett legte und einschlief.
 

Es schien nicht viel Zeit vergangen zu sein, als Chuck seine Augen öffnete und in einem grinsenden Dean entgegensah.

„Guten Morgen, Chuck.“ kam es enthusiastisch.

„Dean.“ nuschelte er.

„Und wie hast du geschlafen?“ fragte er mit wackelnden Augenbrauen.

Die Kombination aus Vierjährigem und Anspielung verstörte Chuck ein wenig und er sah errötend weg.

„Oh komm schon, das brauch dir doch nicht peinlich sein.“

„Dean.“ kam es von der Tür.

„Was ist Cas?“ fragte Dean lächelnd.

„Lass Chuck in Ruhe aufstehen. Du hast es versprochen.“ erinnerte er ihn.

„Ich habe versprochen nicht auf ihn oder das Bett zu springen, zu kreischen oder zu schreien, ihm kein Wasser über den Kopf zu schütten oder einen anderen, aufweckenden Scherz zu spielen, ihn nicht zu schlagen, zwicken, treten und auch nicht zu kneifen.“ zählte Dean an seinen Fingern ab.

„Phia hat mit keinem Wort gesagt, dass ich ihm keine Fragen stellen darf.“ Sagte Dean stolz grinsend und selbst Cas konnte sich kein Lächeln verkneifen.

„Phia?“ quiekte Chuck auf, etwas blass durch die Aufzählung, und schon war Dean´s Aufmerksamkeit wieder auf ihm.

„Mmh. Sie sagte, wir sollen dich zum Frühstück wecken.“ und kroch auf das Bett, über die Bein von Chuck und setzte sich auf die Seite, wo Phia geschlafen hatte.

„Also?“

„Also was?“

„Wie hast du geschlafen?“

„Gut.“

„Ernsthaft?“

„Ja.“

„Wirklich nur gut?“

„Hast du etwas anderes erwartet?“

„Ehrlich? Ja, ich meine wenn gut gut war, dann war gut gut.“

„Dean!“ kam es erschrocken von Cas, der sich nun auch auf das Bett setzte und Dean einen leichten Stoß in die Seite gab.

„Was? Entweder er genießt und schweigt oder es war wirklich nur gut.“ verteidigte sich Dean.

„Wovon redet ihr?“ fragte Chuck verwirrt. Er war noch müde, er wollte noch nicht aufstehen und dennoch versuchte er zu folgen.

„Von gut.“ wiederholte Dean nachdenklich.

„Dean möchte gern wissen, wie du die Nacht mit Phia empfunden hast.“ erbarmte sich Cas aus Mitleid mit Chuck.

„Sie war gut, das Bett ist gemütlich und …oh…du meinst, ob wir, ob sie und ich, also…nein, also nein, wir haben nicht so geschlafen, doch schon geschlafen aber nicht zusammen, also nebeneinander ja, nicht miteinander.“ stotterte der Prophet mit roten Wangen.

„Wieso nicht?“ fragte Dean unschuldig.

„Ähm…“ Chuck wusste nicht, was er sagen sollte. Wieso fragte Dean ihn das?

„Er ist sprachlos.“ flüsterte Cas laut.

„Ja, das ist er wohl.“ stimmte Dean zu.

„Chuck?“ fragte er dann, als der Mann sie noch immer mit weiten Augen und offenen Mund anstarrte.

„Ich glaube, du hast ihn kaputt gemacht.“

Und Cas sah ihn mit schiefgelegten Kopf musternd an.

„Cas, er ist ein Mensch keine Maschine. Er ist nur…“

„…überrumpelt?“

„Genau das.“ stimmte Dean zu.

„Was ist genau das?“ kam Phia zur Tür rein.

Chuck realisierte es und lief ins Bad. Im Vorbeigehen nuschelte er von etwas von Duschen, doch sah sie nicht an.

Dean und Cas grinsten und gingen auf Phia zu.

„Was habt ihr gemacht?“ fragte sie sie.

„Nichts.“ kam es simultan.

„Aha. Was ist los? Die anderen haben schon gedacht, ihr seid eingeschlafen.“

„Nein, Chuck hat nur etwas gebraucht, bis er richtig wach war.“ sagte Dean schulterzuckend.

„Gut, dann lasst uns schon runtergehen.“ beließ es Phia dabei.

„Gut ist gut.“ kam es von Cas wiederholt und Dean und er liefen lachend voraus.

Phia folgte ihnen und wusste nur eines, sie hätte Chuck vielleicht doch selbst wecken sollen.
 


 


 

Kapitel 13
 

Chuck und Gabriel hatten sich mit den anderen zusammengesetzt und ihnen nach dem Frühstück von seiner Vision erzählt. Es war wirklich nichts Neues, das meiste war mehr die Wiederholung und Aufarbeitung der letzten Tage.

Der letzte Teil war allerdings ungewöhnlich. Es ergab keinen Sinn, wie er mit ihrer Situation zusammenhing.

Chuck erzählte ihnen, dass er in der Wüste Ägyptens stand.

Vor ihm ragte ein riesiger Tempel und überall standen Wachen.

Es war abends und sie zündeten Feuerstellen an.

Menschen in weißen Gewändern und tanzten und sangen.

Er konnte sie nicht verstehen, aber es schien ein Fest zu sein.

In der Halle sah einen Mann auf dem Thron, den Pharao, und Frauen und Kinder auf den Treppen unter ihm, außer einer Frau, die neben ihm saß.

Dann wurde alles ruhig als eine Gruppe von Frauen in die Halle trat. Sie trugen weiße Kleider, ärmellos, waren geschmückt mit Armreifen, Fußkettchen und Ohrringen. Sie alle wirkten schlicht und doch zeitlos elegant. Ihre Gesichter waren verschleiert, jedoch blieben ihre Augen frei. Jeder hielt inne als sie näher kamen und in der Mitte des Raumes stehen blieben. Der Pharao stand langsam auf und zum Schock der anderen ging er ihnen entgegen. Chuck sah, wie sich der Pharao ruhig, aber skeptisch dann vor ihnen stand. Er sah die Anspannung der Wachen und hörte das Murmeln der Menschen um ihn. Der Pharao sah die erste Frau vor ihm an und fragte sie, was sie hier zu suchen haben.

Ihre Stimme klang klar, ruhig und unerschüttert.

„Isis.“
 

„Isis. Das war das einzige, was die Frau zu ihm sagte und das war es.“ Erzählte ihnen Chuck.

„Die ganze Vision hat dir nur Dinge gezeigt, die bereits geschehen sind. Der letzte Teil ist ungewöhnlich. Was hat es mit uns zu tun? Sollen wir jetzt die ägyptische Göttin selbst suchen oder einen Menschen, der ihren Namen trägt?“ fragte Bobby skeptisch.

„Möglich.“ Sagte Gabriel nachdenklich.

„Wenn es sich um einen Menschen handelt oder vielleicht sogar auch nur um einen Gegenstand, der mit Isis im Zusammenhang steht, dann hätten wir auf jeden Fall eine bessere Chance etwas zu finden.“

„Was meinst du damit?“ fragte ihn Phia.

Gabriel seufzte.

„Die ägyptischen Götter sind sehr älter als viele andere und nach dem Tod von Cleopatra, zogen sie sich fast vollständig zurück. Der Glaube an sie ging durch den Einfluss der Römer und späteren Jahrhunderte beinahe verloren. Dennoch gehören sie den mächtigeren Göttern in dieser Welt.“

„Warum haben wir noch nichts von ihnen gehört? Ständig rufen Jäger mit Fragen über andere Kulturen an. Da war vielleicht gerade mal eine Hand voll über Ägyptisches dabei.“ wollte Bobby wissen.

„Weil diese Götter mächtig und stolz sind und verdammt vorsichtig. Sie wurden Jahrtausende angebetet und selbst heute noch sind die Menschen von dieser Kultur, ihrer Vergangenheit und Einflüsse, Entwicklung und verborgenen Geheimnissen fasziniert. Bevor sie selbst erscheinen und sich offenbaren, muss man entweder jemand sein, den sie als würdig ansehen zu begegnen, oder man muss sie verdammt verärgert haben.“

Gabriel machte eine Pause und jeder dachte über die letzten Worte nach.

„Wie viel Wert haben ein Prophet, ein Erzengel, zwei Engel, drei Jäger und ein Mensch, wenn sie einen ägyptischen Gott rufen wollen?“ fragte Bobby nachdenklich.

Gabriel sah niemanden an, als er es ihnen erklärte.

„Wenn wir ihr Interesse wecken wollen, noch nicht ausreichend genug in dieser Zeit. Aber das ist nicht das entscheidende Problem. Der Wert ist der Preis selbst.“ sagte er verbittert.

„Was ist dieser Preis?“ fragte Phia leise.

Jeder wartete, als Gabriel zögerte.

Es machte sie nervös zu sehen, dass selbst er nicht gern darüber sprach.

„Es ist eine Gegenleistung.“

Und Gabriel sah sie vorsichtig an.

„Je nach dem was der Gott für angemessen halten würde. Sie verlangen einen Preis, der keine Wahl lässt. Entweder Ja oder Nein. Zusage oder Nichts. Kein Verhandeln, keine Zeit zum Nachdenken, hier und jetzt ist das Prinzip. Manche verlangen einen Gefallen, den sie später einfordern wollen. Andere wollen Diener, Geschenke, wertvolle Gegenstände. Es hängt vom jeweiligen Gott ab und was für eine Stimmung er hat. Es gab schon Situationen, wo der gerufene Gott wütend erschien, weil er sich genervt fühlte und hat dann kurzen Prozess gemacht hat.“

Es erschien Phia, als würde er ihr ausweichen und auch Chuck zuckte zusammen.

Die anderen hatten es genauso bemerkt.

„Gabriel? Was ist der Preis für Isis?“

„Isis... sie ist die Gefährtin von Osiris und Mutter von Horus. Osiris war der Gott des Todes und Horus? Er wurde der Königsgott genannt. In Ägypten wurde er zum Gott der Könige, des Himmels und des Lichtes. Sie hatte Einfluss, sie hatte Macht, sie wurde respektiert und geliebt. Es heißt, als Osiris von Seth getötet und seine Teile über das Land verstreut wurden, hatte Isis nicht gezögert und zusammen mit ihrer Schwester keine Mühen gescheut, Osiris zu retten. Für ihn ließ sie sich selbst vom Tod nicht aufhalten. Sie liebte ihn und ging für ihn über ihre Grenzen, bis sie ihn fand und ihn wiedererweckte. Keiner weiß, was genau geschah, doch sie veränderte sich und zog sich von allem zurück. Wenn die Vision also wirklich die Göttin selbst meint, habe ich keine Ahnung was sie von uns verlangen wird. Keiner weiß das mehr.“

Dean und Cas zogen sich zurück, Sammy war eingeschlafen und die anderen hingen ihren Gedanken nach.
 

Phia hatte sich in die Küche gestellt und kümmerte sich um das Essen zum Abend.

Sie wünschte sich, die Frage um ihre Familie heute Abend schnell lösen zu können.

„Hey.“ Stand Chuck plötzlich neben ihr.

„Hey Chuck.“

„Ähm, bist du ok?“ fragte er zögernd und sah sie vorsichtig an.

„Sollte ich dich das nicht fragen? Du hattest die Vision, sonst hast du danach niemand in deine Nähe gelassen.“

„Oh. Nein, Gabriel hat mir was gegeben. Es hat erstaunlich gut geholfen. Keine Kopfschmerzen mehr.“

„Das freut mich.“

„Mmh.“ meinte er nachdenklich.

Sie sah ihn nun fragend an.

„Was ist?“

„Bist du dir sicher wegen heute Abend?“

„Ich habe nicht viel Wahl. Sie sind bereits auf dem Weg, was soll ich tun? Sie anrufen, wenn sie am Flughafen angekommen sind, und absagen?“

Er schüttelte verlegen den Kopf.

„Das wollte ich nicht.“ flüsterte er bedrückt.

Phia legte das Messer aus der Hand und drehte sich zu ihm.

„Was wolltest du nicht?“ fragte sie ihn.

„Ich hab dich hier mit reingezogen und es kommen immer mehr Dinge dazu, die uns Schwierigkeiten bereiten. Ich hätte diese Vision ignorieren sollen. Es tut mir leid.“

„Und dann? Wenn du sie ignoriert hättest, was wäre dann gewesen?“

Er schwieg.

„Ich glaube, dass man manches Schicksal nicht umgehen kann. Es ist ein Teil des Ganzen. Du kannst die Wahl haben, einen Weg wählen und dafür kämpfen, gewisse Dinge zu verhindern. Aber genauso wird es einen Punkt geben, an dem es trotz aller Möglichkeiten, Entscheidungen und Worte einfach nicht möglich nicht, es aufzuhalten. Das ist das Leben. Man kann nicht alles verhindern, das liegt nicht in unseren Fähigkeiten. Selbst mit Engeln und Propheten an unserer Seite, wird es immer einen solchen Punkt geben.“

„Das ist nicht fair. Manche Schicksale sind nicht fair.“

„Nein. Das sind sie nicht.“ stimmte sie ihm zu.

„Aber dann heißt auch wiederaufzustehen, nicht aufzugeben und egal wie tief man gefallen ist, eine neue Entscheidung zu treffen, einen neuen Weg zu finden.“

„Und was ist, wenn es keinen neuen Weg gibt?“

Sie sah ihn, trat einen Schritt näher und umarmte ihn.

„Dann kann es sein, dass er nicht neu ist, sondern vielleicht schon da war und wir ihn nur nicht gesehen haben.“ flüsterte sie ihm zu.

Sie wusste, dass was sie sagte, was sie tat, kam einem Versprechen gleich. Und er wusste es auch.

„Versprochen?“

„Versprochen.“

Kapitel 14
 

Gabriel ließ sie alle in Reih und Glied stehen trat vor jeden einzelnen.

Bobby saß im Rollstuhl und je näher Gabriel auf ihn zutrat, desto mehr zuckte sein rechtes Auge. Gabriel trat näher, Bobby atmete tiefer ein und aus.

„Das Cappy?“ fragte Gabriel genervt.

„Vergiss es!“ schnaubte Bobby nur.

„Aber es passt nicht dazu.“

Gabriel hatte es tatsächlich geschafft, Bobby einen Anzug anzudrehen. Er saß gut gekleidet da, aber nur, weil er schließlich nach zwei endlosen Stunden Ruhe vor Gabriel haben wollte.

Aber das Cappy blieb.

Gabriel seufzte und drehte sich zum nächsten Glied der Kette.

Chuck trug eine dunkle Hose, eine Hemd, wo die ersten zwei Knöpfe offen waren und schwarze Lackschuhe. Gabriel nickte, die fehlende Krawatte war Absicht. Phia hatte ihnen gesagt, dass er keine tragen sollte. Ihre Familie wusste, dass sie diese Dinger einfach nicht mochte. Kein Grund, keine Erklärung. Es war einfach eine Tatsache, die sich selbst als Kind schon geäußert hatte.

Dann kam Anna.

Sie trug ein wunderschönes, schulterfreies, dunkelgrünes Kleid.

Edel, anspruchsvoll und doch verlieh es ihr etwas Mystisches durch das rote Haar.

Castiel, Dean und Cas kamen als nächstes, wobei Sammy Gabriel einen Blick zuwarf, der ihn in Flammen hätte aufgehen lassen können.

Gott sei Dank, dass der Kleine nur ein Mensch war.

Es wäre heiß geworden.

Alle drei standen in Anzügen, wieder ohne Krawatte, da.

Süß, unschuldig, oh Gabriel war so stolz auf die drei Racker. Unschuldige, kleine Teufel, wenn sie es wollten. Streiche und Humor, was wollte er mehr als „Onkel und Vater“?

Er selbst trug einen schwarzen Anzug mit offenen, weißen Hemd und sah stolz auf seine Mannschaft.

Was konnte da noch schief gehen?

Und schon klingelte es.

Als Chuck zu Tür ging, langsam, bereit dem Unvermeidlichen zu begegnen, hätte man im Hintergrund auch epische Melodien spielen lassen können.

Cas zog ihn am Ärmel und Gabriel sah zu ihm.

Große blaue Augen sahen ihn fragend an.

„Was ist?“ zischte er ihm zu, da Chuck bereits die Tür öffnete.

„Was ist, wenn etwas schief geht?“ fragte Cas kurz.

„Nichts geht schief. Wir sind vorbereitet und jeder weiß, was ist.“ lächelte er seinen jetzt kleinen Bruder ehrlich an.

„Was ist, wenn etwas bereits schief gegangen ist?“ fragte Cas unschuldig.

„Aber es ist alles in Ordnung.“ und er sah wieder nach vorn.

Castiel zog heftiger an seinem Ärmel und Gabe sah irritiert zurück.

„Was?!“ flüsterte er sich zusammenreißend.

„Wo ist Phia?“ wollte Cas nun wissen.

„Phia ist gleich zwischen Chuck und Bobby. Da vorn, siehst du…oh, das ist Anna… Phia ist nicht da…wo zum Henker ist Phia…verdammt, das hätte ich kommen sehen sollten.“ murmelte er aufgeregt.

„Okay, keine Panik. Wir begrüßen sie, wie geplant. Ihr drei verzaubert sie mit eurem Charme. Ich suche nach unser Ausreißerin.“ kommandierte er leise.

„Du hast mich überrascht?“

Phia sah nicht zur Seite, doch sie spürte Gabriels Blick auf sich, nachdem er sich neben sie gesetzt hatte.

Sie saß schon seit zehn Minuten hier oben auf dem Dachvorsprung, von dem sie die Sterne beobachten konnten.

Sie hatte die ankommenden Wagen gesehen, die äußerst vorsichtig durch die Gegend manövrierten.

Sie konnte nicht runtergehen, als die Leute aus den Wagen stiegen.

Sie sah ihre Eltern.

Sie sah ihre Schwester und deren Mann.

Sie sah ihren Bruder und dessen Freundin? Verlobte? Ehefrau?

Sie sah ihre Großeltern.

Sie konnte sich nicht bewegen.

Familie.

Familie, zu der sie doch schon viel zu lange nicht mehr gehörte.

Familie, die sie einst verlassen hatte.

„Du weißt schon, dass es ohne dich ein wenig schwierig wird da unten?“ fragte Gabriel belustig.

Doch Phia ging nicht auf ihn ein.

„Du hast nicht zufällig gerade dein Schweigegelübde abgelegt?“

Nichts.

„Phia.“

Sie schloss ihre Augen, als er sie sanft ansprach.

„Warum?“ flüsterte sie traurig.

Gabriel hielt inne, als er ihr Flüstern hörte.

„Warum bin ich anders als sie? Normal? Ich bin ihre Enkelin, ihre Tochter und Schwester. Doch ich bin anders. Warum Gabriel?“ ihre Stimme brach.

Gabriel sah sie an, sah die Tränen in ihren Augen. Schmerz und Verzweiflung, das war das erste Mal in ihrem Blick, seit dem er sie vor ein paar Tagen getroffen hatte.

„Ich weiß es nicht.“ Sagte er vorsichtig.

„Er hat gesagt, dass ich nicht wie die anderen sei. Frei von seiner Aufgabe, von meiner Pflicht. Nicht mehr und nicht weniger. Keine Erklärung, kein Grund, einfach nur ein Satz und alles hat sich verändert.“

Phia stockte und atmete tief durch.

„Ich konnte damals nicht bleiben. Es ging nicht. Sie haben nicht gesehen, wie ich mich fühlte. Sie sahen nur das Kind, dass nicht auserwählt war wie sie. Ich wollte das doch nicht.“

„Oh Phia.“

„Sie sind nicht dumm.“ unterbrach sie ihn.

„Sie werden bald merken, dass das hier nicht real ist. Und dann werden sie den wahren Grund wissen wollen. Und entweder werden sie wie damals bei Chuck reagieren und einfach wieder gehen oder sie werden bleiben und helfen.“

„Möglich.“ sagte er traurig zu ihr.

„Was ist, wenn das eine mit dem anderen nichts zu tun hat?“ fragte sie ihn.

„Was wenn doch?“

„Was wenn…“ doch Gabriel legte ihr den Finger an die Lippen.

Phia verstummte und sah ihn vorsichtig an.

„Vielleicht werden sie uns helfen, vielleicht auch nur verdammen und beleidigen, dass wir uns in ihre Angelegenheiten einmischen. Vielleicht werden sie uns zuhören und dann entscheiden, dass sie noch nicht betroffen sind, erst warten wollen und eigene Forschung anstellen wollen. Vielleicht ist vieles, was wäre wenn. So viele Möglichkeiten. Aber wir werden es erst wirklich wissen, wenn wir da unten stehen.

redete er auf sie ein und stand auf.

Er hielt ihr die Hand hin und sah sie ernst an.

„Du bist nicht allein. Wir sind bei dir, egal ob als Pseudofamilie oder Freunde oder Teamkollegen, die zusammen gegen Lucifer, Michael und die Apokalypse in den Kampf ziehen. Aber WIR sind bei dir, egal was kommt.“

Und sie ließ sich hochziehen.

Er hatte Recht, sie war nicht allein.

Entschlossen ging sie mit Gabriel hinein.

„Und wenn du beim nächsten Appell nicht anstehst, lass ich dich extra Runden laufen.“ sagte er mit dem Ton, den er nutzte, um die anderen in Reih und Glied zu stellen.
 


 


 


 


 


 


 

Kapitel 15
 

Phia und Gabriel sahen unauffällig um die Ecke.

„Es ist so ruhig. Ist was schief gegangen?“ flüsterte Gabriel leise.

„Nein.“ Sagte Phia nur und rieb sich die Stirn.

Dann straffte sie die Schultern und ging zügigen Schrittes vorbei an Gabriel, der ihr verdattert folgte.

Als sie in Blickweite der anderen kam, richtete sich jeder Blick auf sie.

Phia wusste ganz genau, was hier vor sich ging. Es war eine der Regeln im Umgang mit Gästen, die ihre Familie erwartete, wenn sie bei Fremden zu Besuch waren.

Als erstes gab es die Vorstellung und dies war ihre Aufgabe.

So lange wie Phia also nicht anwesend war, um die Gäste ihrer neuen „Familie“ vorzustellen, würde Schweigen herrschen.

„Guten Abend Vater, Mutter.“ begrüßte sie ihre Eltern mit bemüht, ruhiger Stimme.

Ihre Mutter trat einen Schritt vor und nahm sie graziös, aber kühl in die Arme.

„Ann.“ sagte Elisabeth Johnson, als sie ihre Tochter musterte.

Sie hatte blond-graue Haare, zusammengesteckt, blaue Augen und eine schlanke Figur für eine fünfundfünfzigjährige.

Ihr Vater, Edward Johnson, hatte graues, kurzes Haar und war sportlich. Er hatte wie Phia grüne Augen. Er lächelte sie an, doch blieb wo er stand.

Sie konnte ihre Schwester Sandra sehen, die die jüngere Version ihrer Mutter war. Blond, blauäugig, schlank und neunundzwanzig.

Ihr Ehemann war kein geringerer als Peter Mason. Sie erinnerte sich, dass er in ihrer Nachbarschaft lebte. Ebenfalls sportlich, großgewachsen, blaue Augen, kurzes blondes Haar und dreißig.

Ihr jüngerer Bruder Alexander war vierundzwanzig, größer als Phia, muskulär, hatte wie sie und ihr Vater grüne Augen und kurze braune Haare.

Die Frau an seiner Seite schien genauso alt, war zierlich und klein, braune Augen und schwarze Haare.

Ihre Großeltern standen hinter ihnen. James Grant war ein stattlicher, älterer Herr, siebenundsiebzig mit grauen Haaren und blauen Augen. Ihre Großmutter Victoria Grant, nur ein Jahr jünger, mit grauen, zusammengesteckten Haaren und blauen Augen stoß ihm in die Seite.

Sein Blick glitt zu seiner Enkelin und ein schelmisches Funkeln trat in seine Augen.

Phia lächelte zurück und stellte sich vor ihre Freunde.

„Das sind meine Mutter und mein Vater, Elisabeth und Edward Johnson. Meine Großeltern Victoria und James Grant. Meine ältere Schwester Sandra und ihre Ehemann Peter Mason. Und dies sind mein jüngerer Bruder Alexander und …“

„Allison.“ sagte Alexander etwas finster, doch Phia nicht auf den Tonfall ein.

„und Allison Johnson. Und dies sind Robert Singer, Gabriel und Chuck. Anna, Castiel, Dean und Sam..“

Es gab von beiden Seiten gemurmelte Begrüßungen oder in Bobby´s Fall einen nicht gerade beeindruckten Blick.

Ihre Mutter nickte die Vorstellung ab und sah dann abwartend zu Phia.

Phia verkniff sich ihre Augen zu verdrehen und zeigte lächelnd Richtung Wohnzimmer, wo sie einen großen Esstisch stehen hatten.

„Wenn ihr euch schon setzten würdet, das Essen ist bereits fertig.“ Und dank Gabriel immer noch warm auf dem Tisch.

„Du hast selbst gekocht?“ fragte ihre Mutter kühl.

„Ja, das habe ich.“ sagte sie nur bestätigend und ließ die anderen an ihr vorbei gehen.

Dean hielt mit Cas als letztes neben ihr und warf ihr einen missmutigen Blick zu.

Sie fuhr beiden leicht durch ihr Haar.

„Es ist ein bisschen früh für diesen Blick.“ flüsterte sie.

„Der Abend hat doch gerade erst angefangen.“ murmelte sie.

Cas sah nicht weniger bedrückt drein, doch sie gingen friedlich zu ihren Plätzen.

Auf der einen Seite des Tisches saßen ihre Großmutter, ihr Bruder und seine Frau, ihre Eltern und ihre Schwester mit Ehemann. Dann kam Bobby an der einen Stirnseite und es folgten auf der langen Seite Anna, Gabriel, Sam, Chuck, Phia´s Platz, Dean und Cas, wobei ihr Großvater James die zweite Stirnseite besetzte.

Es gab Reis, Kartoffeln, Soßen, Gemüse, zwei Braten und Geflügel.

Keiner sagte ein Wort, Phia versuchte die Stimmung zu ignorieren und half Dean und Cas beim Schneiden.

Sie kam sich vor wie bei einer Trauerfeier, obwohl selbst da noch mehr Unterhaltung folgte als hier. Selbst Gabriel genoss das Essen schweigend.

Sie war sich der Blicke ihrer Familie bewusst, besonders den ihrer Schwester.

Das war eher die Ruhe vor dem Sturm.
 

Als eine Stunde später selbst der Apfelkuchen aufgegessen war und Konversation geführt werden konnte, entschuldigte sich Phia für einen Moment und schaffte die Kuchenplatten und Teller auf dem Tablett in die Küche.

Sie räumte sie in den Geschirrspüler als sie die Tür hinter sich öffnen hörte.

Sie beendete ihre Arbeit zuerst und drehte sich dann langsam um

„Hi Ann.“

Ihr Bruder stand mit den Händen in der Hosentasche und sah sie zögerlich an.

Phia zeigte zur Hintertür, die mit einer Sitzecke Richtung Garten ausgestattet war.

„Sie haben dich vorgeschickt?“ fragte sie belustigt.

Obwohl er groß und stark war, war ihr Bruder eher wie ein Teddybär als eine Gefahr.

Seine Wangen röteten leicht und er zuckte entschuldigend mit den Schultern.

Sie seufzte.

„Wie geht es dir Alex?“

„Gut. Mir geht es gut.“

„Schön zu hören. Du jetzt bist verheiratet.“ hielt sie das Gespräch am Laufen.

„Mmh, seit einem Jahr. Allison ist wunderbar, ich liebe sie, sie ist etwas Besonderes.“ sagte er sanft.

„Das ist schön zu hören.“

„Du warst nicht da.“

Es lag kein Vorwurf in seiner Stimme.

„Alex, es tut mir leid.“

Sie wusste nicht, was sie dazu genau sagen sollte.

„Sie unterhalten sich.“ sprach Alex langsam.

Phia sah ihn fragend an.

„Über Allgemeines. Sport, Wetter, Politik, Autos.“

„Tun sie das?“ fragte Phia nachdenklich.

„Ja.“ Sagte er vorsichtig.

„Und über was sollst du mit mir reden?“ fragte sie ihn direkt.

Sie wusste, dass ihre Mutter ihren Bruder vorgeschickt hatte.

Er verbesserte ihre Frage nicht.

Beide wussten, dass es nicht viel Sinn machen würde.

Sie wollten nicht streiten. Phia wollte es wirklich nicht, nicht mit ihrem kleinen Bruder.

„Sie wissen es.“
 

Kapitel 16
 

Phia schwieg.

Ehrlich gesagt, was sie darüber nicht überrascht, dass sie es wussten. Sie hatten ihre Wege Dinge herauszufinden. Die bessere Frage war, woher sie es genau wussten.

„Bevor wir her kamen, haben sie ein paar alte Freunde angerufen. Einer wohnte ganz in deiner Nähe.“

„Sie haben…“ Phia wusste genau, was er sagen wollte.

Ihre Eltern hatten sie überwachen lassen.

„Er hat ihnen gesagt, dass du vor ein paar Tagen verreist bist mit einem Freund. Nichts ungewöhnliches, deshalb hatte er auch vorher nichts erwähnt.“ gestand ihr Alex.

„Wie lange schon?“ fragte sie einfach nur.

Er zögerte, doch schließlich antwortete er ihr.

„Seit dem du fort bist.“

„Warum sind sie dann hier, wenn sie wissen, dass es eine Lüge war.“

„Weil sie wissen wollen, was du hier machst und warum ein Erzengel, ein Engel und ein Prophet darin verwickelt sind. Dann fanden sie heraus, wer Robert Singer …“

„ein Jäger ist.“ erklang eine Stimme neben ihnen.

Sandra war unbemerkt zu ihnen getreten und lehnte mit verschränkten Armen am Türrahmen.

Ihr kühler Blick musterte Phia abschätzend.

„Wirklich? Du lebst im Haus eines Jägers?“ kam es spöttisch fragend.

„Sandra.“ Warf Alex warnend ein. Er wollte nicht, dass es zwischen ihnen eskalierte.

Doch sie ignorierten ihn beide.

„Du solltest dich nicht so weit aus dem Fenster lehnen, Sandra.“

Sandra sah sie mit blitzenden Augen an. Niemand von ihnen hatte vergessen, wie sie damals mit einem Jäger zusammen war und ihm ihr Geheimnis verraten hatte. Der junge und überhebliche Jäger, der ebenso paranoid war, und sie und ihre Familie als Gefahr abstempelte, griff sie an. Keiner von ihnen wusste, dass sich im Wald seit ein Werwolf herumschlich, der sie überraschte. Er tötete den Jäger an und Sandra kam nur mit dem Schrecken davon, weil andere Jäger bereits nahe waren. Ihre Eltern waren mehr als nur wütend gewesen und Sandra hatte wochenlangen Hausarrest. Einige ihrer Freunde, denen sie den wahren Grund nicht nennen konnte, machten Witze. Das für Sandra jedoch Schlimmere war, dass sie die Wahl zur Abschlussballkönigin verlor, weil sie in den Wochen zuvor keine Stimmen für sich so gewinnen konnte.

„Die Frage ist eher, wie weit du dich noch hinauslehnen willst, Phia?“

„Auf was genau willst du hinaus?“

Sandra und Phia standen sich gegenüber und Alex saß nervös zwischen seinen Schwestern.

„Ja, das will ich. Warum bist du hier? Im Haus eines Jägers mit Engeln und einem Propheten? Und was hast du ihnen alles schon erzählt?“

Doch noch bevor Phia etwas sagen konnte, tauchte Gabriel neben ihnen auf.

„Vielleicht sollten wir das lieber drinnen klären, wo wir die Geschichte nur einmal erzählen müssen.“ lächelte er sie einladend an.
 

Der Abend endete im Chaos.

Nachdem Gabriel und Chuck ihrer Familie von dem Aufeinandertreffen mit dem Dämon berichteten, der Phia trotz des Familienschutzes gefährlich nahe kam, gerieten die anderen in Panik. Das war etwas, was noch nicht zuvor geschehen war. Weder ihre Großmutter noch ihre Mutter oder Schwester ließen sich so einfach beruhigen. Sandra bezeichnete sie für einige Zeit als Lügner und als sie dann auch noch erfuhren, dass Dean, Sam und Cas durch einen verunglückten Zauber verjüngt waren und dazu noch Winchesters und ein Engel waren, brach die Hölle aus.

Naja, nicht wirklich. Wenn ausgerechnet jetzt Lucifer aufgetaucht wäre, dann hätte Phia sich am liebsten auf den Boden geschmissen und geschrien.

Es gab keine Ruhe bis es Bobby zu viel wurde und er laut durch den Raum brüllte, dass sie gefälligst alle ihre Klappe halten sollten.

Schockiert oder verschüchtert, egal ob schuldig oder nicht, zuckten alle zusammen.

Bobby wusste, wie man sich im Chaos Gehör verschaffte und er zögerte nicht.

Es war spät und Phia wollte sich einfach nur noch hinlegen und nicht zum dritten Mal erzählen, was vorgefallen war.

Mit Bobby als Schiedsrichter schafften sie die nächsten zwei Stunden ohne sich beinahe an die Kehle zu springen.

Doch Phia sah die Blicke ihrer Mutter und versuchte sie so gut es ging zu übersehen.

Die kalten, blauen Augen musterten sie intensiv, als würde sie dort ihre Antworten finden.

„Was ist der Grund, dass meine zweitgeborene Tochter nicht die Fähigkeiten wie wir anderen haben?“ sprach sie in eine Pause und Phia erstarrte.

Gabriel drehte sich vollkommen ruhig zu ihr hin.

„Weil sie etwas Besonderes ist?“ reagierte er charmant.

„Sie ist normal. Wenn jemand besonders ist, dann wir.“ berichtigte ihn Sandra und ihm in die goldenen Augen.

„Ihr wurdet verflucht, doch euer Fluch wurde zur Aufgabe. In diesem Fall habt ihr eher Glück im Unglück.“ sprach Cas zum ersten Mal dazwischen. Er hatte sie die ganze Zeit beobachtet. Seine blauen Augen forderten sie geradezu heraus. Dean grinste neben ihm und schnaubte kurz auf.

Sandra sah ihn an und hätte ihn am liebsten etwas entgegen geworfen.

Sammy war in der letzten Stunde zu Phia geschlichen und saß auf ihrem Schoss an sie gekuschelt. Wie immer hatte er seinen Teddy dabei. Phia folgte seinem Blick zur Seite und sah in die gleichen grünen Augen wie sie selbst hatte.

Ihr Vater hatte nichts mehr gesagt, als Bobby durchgegriffen hatte.

Phia drehte sich auf dem Stuhl zu ihm hin und Sammy sah sie und dann ihren Vater wieder an.

„Du bist also Sam Winchester.“

Wie hatte Phia die Stimme ihres Vaters vermisst. Tief und doch beruhigend. Trotz ihrer Mutter und Schwester hatte ihr Vater immer versucht zu ihr zu stehen. Er war stolz und gutmütig, doch er ließ sich oft von ihrer Mutter unterbuttern.

Sammy nickte nur.

„Er spricht nicht?“ fragte ihr Vater sie vorsichtig. Seit dem sie wusste, dass die Freunde ihrer Eltern diese über Phia stets auf dem Laufenden gehalten haben, hatte Phia nichts mehr gesagt.

Sie schüttelte den Kopf, doch sah dann liebevoll auf den kleinen Jungen. Er lächelte zurück und kuschelte sich wieder an sie.

„Du wohl auch nicht mehr.“ Seufzte ihr Vater und sah sie reumütig an.

„Ihr habt all die Worte zu mir gesagt. Dass ihr nicht versteht, wie ich normal sein kann, während alle anderen Mädchen die Fähigkeit haben Seelen zu sehen. Mutter war so beschämt wegen mir und jeder Vorwurf, jedes Wort, ging gegen mich. Und du hast zugesehen. Und als ich endlich ging, mich frei fühlte, habt ihr mich beschatten lassen. Warum?“

Während sie sprach, hatte sie den Griff um Sammy leicht verstärkt ohne ihm jedoch weh zu tun. Sammy spielte mit ihren Ärmeln und brachte sie dazu sich wieder zu entspannen.

Sie strich ihm durch die Haare, als er sich wieder zurücklehnte. Es half beiden sich zu entspannen.

„Wir wollten nie dass du gehst. Du bist unsere Tochter, egal was ist. Deine Mutter hat sich Sorgen gemacht.“ sagte er ruhig auf ihre Worte.

„Sorgen um mich oder Sorgen, dass ich das Familiengeheimnis nicht wahre?“

Phia hatte die Stille um sie herum nicht bemerkt, so dass selbst ihre leisen Worte im Raum hörbar waren.

Das Schweigen war Antwort genug.

Sie war müde und wollte dass der Abend ein Ende hatte. Sammy konnte seine Augen kaum noch offen halten und auch Dean und Cas trifteten immer mehr ab.

„Werdet ihr uns helfen diese Frage gemeinsam zu klären?“ fragte sie ihre Mutter direkt und sah sie abwartend an.
 


 


 


 


 


 

Kapitel 17
 

Gabriel hatte ihre Familie per Angel Express zurück gebracht.

Chuck saß auf der Couch, Bobby war in der Bibliothek und Anna hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen. Die Jungs schliefen tief und fest. Dean hatte protestiert, doch sobald er neben Cas auf dem Bett lag, war er auch schon weg.

Langsam kam Phia die Treppe hinunter und setzte sich neben Chuck.

„Sie werden mit uns zusammenarbeiten.“ Sprach sie in die Stille.

„Aber deine Mutter sagte, dass sie zuerst mit den Anderen darüber reden müsste.“

Phia schüttelte den Kopf.

„Großmutter hat gesagt, dass sie es werden.“

„Ich verstehe nicht, deine Mutter und deine Schwester…“

„Ich auch nicht. Sie diskutieren nämlich noch heftig darüber. Warum glaubst du, dass sie zustimmen werden?“ erschien Gabriel aus dem Nichts. Er ließ sich in den Sessel fallen.

„Es läuft ein wenig anders. Meine Großmutter hat zwei jüngere Schwestern. Die drei sind die ältesten Mitglieder der Familie. Mein Familienzweig lebt hier in den USA, ein weiterer in Europa und der dritte in Asien. Wenn es um solche große Entscheidungen geht, dann treffen sie innerhalb kürzester Zeit entweder an einem Treffpunkt oder per Chatkonferenz. Es geht aber hier um die Sicherheit aller Familienmitglieder. Auch wenn ich anders bin, der Schutz ist gleich für alle. Großmutter geht kein Risiko ein, nicht wenn es darum geht. Ihre Schwestern genauso wenig. Mutter und Sandra werden nichts daran ändern können.“

„Wie viele Mitglieder seid ihr?“ fragte Chuck neugierig.

„Keine Ahnung. Nur die Ältesten wissen es. Wie und wodurch, das erfahren ihre Nachfolger erst wieder.“

„Ganz sicher wegen der Zusammenarbeit?“ fragte Gabriel noch einmal nach.

„Absolut.“

„Und wann werden wir die dreifache Zustimmung bekommen?“

Phia dachte nach.

„Bei unserer Situation, mit allem Drum und Dran, spätestens in einer Woche. Sie werden sich treffen, Großmutter wird ihnen alles erzählen und sie werden uns kontaktieren.“

„Wie viele solcher Notfalltreffen gab es bereits?“

Phia lachte auf.

„Du meinst, weil wir soweit zurückgehen, als es noch keine schnelle Transportmöglichkeit gab?“

Beide nickten.

„Die Fähigkeit selbst. Großmutter erklärte mir einst, dass es Seelen gibt, die einfach nicht weitergehen können. Manche Dinge sind so tief verwurzelt, dass sie über Jahrzehnte zurückblieben. Manche dieser Seelen waren nicht an einen Ort gebunden, sie konnten reisen.“

„Was wenn einer dieser Seelen sich gegen deine Familie gewandt hätte?“

„Ein Schwur verhindert den Verrat.“

Gabriel lehnte sich vor und sah Phia ernst an.

„Was ist, wenn einer der Familienmitglieder es weitererzählt oder sogar Verrat begeht?“

Sie sah einen Moment einfach nur an.

„Jedes Kind wird von Anfang gelehrt das Geheimnis zu bewahren. Nicht nur für die Familie, sondern auch für sich selbst. Manche von uns lernten es auf die harte Tour, wenn man für einen Verrückten, Angeber, Lügner oder Irrsinnigen gehalten wird. Wenn man als Kind von anderen gehänselt, ignoriert oder verletzt wird, kann das prägend genug sein. Wenn jeder neun Jahre wird, dann legt man einen Schwur ab. Wenn wir uns dennoch dazu entscheiden, jemanden davon zu erzählen, dann sollten wir nur, wenn wir uns absolut sicher sind.“ und Phia hielt inne.

„Und bei Verrat?“ hakte Gabriel nach.

„Uns wurden Geschichten erzählt. Von Männern und Frauen, die die Aufgabe überfordert hat. Andere haben geliebte Personen nach deren Tod gesehen und aus Schmerz oder Trauer einen anderen Weg versucht zu finden. Sie sagten immer, dass wenn ein Mitglied die Familie verrät, stellt es sie sich gegen den Tod selbst. Es wurde in den letzten Generationen nicht gewagt, egal wie schwierig es wurde. Ich weiß nicht, was genau passieren würde.“
 

Phia konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Chuck schlief ruhig mit dem Rücken zu ihr gewandt. Die Sonne ging gerade auf.

Leise schlich sie aus dem Zimmer in die Küche. Das Haus war noch ruhig, selbst Gabriel und Anna schienen sich auszuruhen.

Sie machte sich eine heiße Tasse Tee und setzte sich nach draußen auf die Hollywoodschaukel. Die Matratze war weich und gemütlich. Der kleine Garten, der abgeschottet vom Schrotthof war, glänzte vom Morgentau. Sie legte sich eine Decke über die Beine und genoss den Morgen.

Leise ging die Tür weiter auf und ein kleiner, schwarzhaariger Kopf schob sich durch. Blaue Augen blinzelten sie müde an, bevor er langsam auf die Bank kletterte und sich an sie lehnte. Sie hatte ihm belustigt zugesehen und packte ihn nun mit in die flauschige Decke ein. Er legte seinen Kopf auf ihre Beine und sah sie an.

„Warum bist du schon wach, kleiner Engel?“ fragte sie sanft.

„Konnte nicht mehr schlafen.“ murmelte er.

„Was ist los Cas?“ fragte sie nach, als er sich auf die Lippe biss.

„Ich kann sie nicht mehr hören.“ schniefte er

„Die anderen Engel?“

Er nickte traurig.

„Im Moment bist du ein Menschenkind, es könnte dich verletzen sie zu hören. Aber du hast hier Gabriel und auch Anna und auch wenn Anna schwierig erscheint, sie hat dich gern.“

„Wirklich?“ fragte er hoffnungsvoll.

„Und du hast noch mehr hier. Chuck, Sammy, mich und Dean.“

Und er lächelte ganz besonders beim letzten Namen.

Sie strich ihm durch sein Haar und er schloss die Augen.

„Was wird nun passieren?“

„Wir werden eine Lösung finden. Für euch, gegen die Apokalypse, für die Zukunft dieser Welt. Wir werden nicht aufgeben.“

„Versprochen?“

„Versprochen.“

„Ich habe ihn gesucht.“ fing er zaghaft an.

Sie sah ihn fragend an.

„Du hast Gott gesucht?“

„Ja, meinen Vater. Dean gab mir sein Amulett. Aber es hat nicht funktioniert. Ich konnte ihn nicht finden. Ich wünschte nur, er wäre hier.“

„Ich auch.“ seufzte sie leise.

„Hat er uns nicht mehr lieb? Will er, dass wir uns gegenseitig vernichten? Warum?“ fragte er unschuldig und betrübt.

„Oh Cas. Ich denke, dass es für ihn nicht einfach ist, wo auch immer er gerade ist. Vielleicht ist etwas passiert, was er selbst nicht so schnell lösen kann. Du bist sein jüngster Engelssohn, er hat dich nicht vergessen. Aber ich glaube, dass er eine gute Erklärung für sein Verschwinden hat. Dass er nicht einfach gegangen ist und euch, uns alle einfach vergessen hat. Das etwas passiert ist und egal wo er ist, er versucht zu helfen.“

Er sah Phia an und dachte ernsthaft über ihre Worte nach.

„Okay.“ akzeptierte er ihre Antwort und genoss den Sonnenaufgang.

Und auch Phia hoffte, dass ihre Worte wahr waren.
 


 


 


 


 


 


 


 


 

Kapitel 18
 

Die letzten fünf Tage waren eine Mischung aus Abwarten, dem Alltag mit drei Jungs, Anna´s Stimmungsschwankungen, Gabriel´s Scherze und Streiche, wenn er von seiner erfolglosen Suche nach einem alten Freund zurückkam. Chuck hatte sich immer mehr zurückgezogen, zuerst für kurzes Pausen, dann für Stunden. Es gab zwei weitere Visionen über Isis, aber diese waren verschwommen und verwirrend. Die Zwischenfälle mit Dämonen häuften sich immer mehr, die Zeitungen waren unübersehbar voll mit Fällen für Jägern und auch die Engel suchten nach ihnen. Bobby schien fast durchgängig am Telefon zu hängen und Phia half ihm mit den Büchern.

Für Anna und Gabriel wurde es immer schwieriger unauffällig Informationen herauszufinden. Es schien, als hätte man die Suche nach den Winchesters verstärkt und trotz der Symbole und des Schutzes auf Bobby´s Heim beschlich Phia ein beängstigendes Gefühl.

Dann kam dazu, dass die Jungs seit zwei Tagen krank waren.

Es schien auf den ersten Blick eine Erkältung mit Fieber zu sein, doch weder Gabriel noch Anna konnten ihnen helfen. Bobby´s Geheimrezept wirkte nicht und die drei wurden immer schwächer.

Langsam gerieten sie alle in Panik, selbst Gabriel hatte keine weiteren Ideen mehr.
 

Phia hatte gerade nach ihnen gesehen. Sie schliefen alle drei, doch sie waren blass und erschöpft. Sie hatten die drei in Bobby´s Zimmer gelegt und ließen die Tür offen, sodass sie sie jeder Zeit hören konnten.

Als sie an der Bibliothek vorbei ging, sah sie Bobby mit den Händen durch das Gesicht fuhr. Sie wusste, dass er sich riesige Sorgen um die drei machte, aber versuchte stark zu bleiben und die Bücher nach Antworten zu durchkämmen.

Anna und Gabriel saßen am Tisch und lasen in Büchern, deren Titel in Griechisch war. Chuck war vor einer Stunde dazugekommen. Er wirkte ausgelaugt, doch weigerte sich noch weiter hinzulegen.

Phia machte ihnen Kaffee und Tee und setzte sich wieder hin.
 

„Das ist sinnlos.“ fuhr Gabriel auf und schnappte das Buch zusammen.

Keiner konnte ihm widersprechen.

„Nichts hilft. Keine Engelskräfte, keine Kräuter, keine Medizin, einfach gar nichts. Es kann nur an diesem Fluch liegen, doch die Hexe ist tot und es ist zu lange her um noch brauchbare Spuren zu finden. Verdammt.“ und er schlug mit der Faust auf den Tisch.

„Gabe…Gabriel“ hörten sie alle eine schwache Stimme rufen.

Sofort war Gabriel auf den Beinen und bei Cas.

Als Phia sie sah, musste sie die Tränen zurückhalten.

Gabriel hatte sich zu Cas vor ihn gekniet und strich ihm die Tränen aus dem Gesicht.

„Es tut so weh.“ weinte er müde.

„Was tut dir weh, Cassy?“ fragte er seinen kleinen Bruder sanft.

„Meine Schultern, es tut so weh…“

Vorsichtig zog Gabriel ihm das Oberteil aus und Phia

Seine Schulterblätter, da wo normalerweise seine Engelsschwingen wären, waren blutig. Sofort fuhr Gabriel mit den Fingern über die zwei Schnitte und ließ sie heilen. Es ging nur langsam, doch nach langen Sekunden hatte er es geschafft. Phia kam mit einem feuchten Tuch und wischt das restliche Blut weg.

Gabriel hielt Cas in seinen Armen und Cas weinte noch immer an seiner Brust.

Phia hielt inne und sah genauer hin.

Zwischen den Schulterblättern war ein Zeichen, ein Symbol, etwa drei Zentimeter groß, das vor einer Stunde noch nicht dort war.

Sie hatte es in den Büchern gesehen.

Ein Zeichen für die Göttin Isis.

Auch Gabriel hatte es jetzt gesehen und sein Blick wurde hart.

Cas war vor Müdigkeit wieder eingeschlafen und Gabriel löste vorsichtig seine verkrampften Finger aus seinem Hemd.

Er legte ihn wieder hin und ging zu Sammy, während Phia Dean vorsichtig das Oberteil öffnete.

Jeder von ihnen trug das Zeichen auf dem Rücken.

Es war nicht der Fluch der Hexe, es war Isis, die sie leiden ließ.

Sobald sie Dean hinlegte, öffnete er leicht die Augen.

„Nngh.“

„Hey.“ flüsterte sie leise und fuhr ihm über die Stirn. Das Fieber war deutlich zu spüren, doch sie lächelte ihn an.

„Sammy, Cas?“

Seine Stimme war brüchig und kratzig.

„Sie schlafen, Dean. Hast du Schmerzen?“ fragte sie vorsichtig nach.

„Hhm. Mein Rücken.“ nuschelte er träge.

„Versuch wieder zu schlafen.“

„Nicht müde. Nicht schlafen.“

Doch seine Augen waren schon wieder geschlossen.
 

„Wir haben nicht viel Zeit.“ erklärte Gabriel, als sie zurück zu den anderen kam.

Sie sah, dass Gabriel Sammy in den Armen hielt und sich in den Ohrensessel gesetzt hatte. Sammy hielt seinen Teddy festumklammert.

„Was bedeutet der Knoten genau?“ fragte Bobby grimmig.

„Er wird auch Isisknoten, Isisblut oder Tit-Amulett genannt. Er zeigt die Verbindung zur Göttin selbst. Die Menschen haben ihn ihren Toten mitgegeben. Als Gewandknoten oder als Verzierung. Aber egal für welchen Schutz sie ihn genutzt haben, hier ist er eine Gefahr. Dean, Sam und Cas sterben. Das Fieber, die Müdigkeit, das alles sind Zeichen, dass Isis ihnen ihre Lebensenergie nimmt. Dass sie schon wieder jung sind, ist für sie ein Vorteil. Die Jungs haben nicht die Stärke sich noch länger gegen sie zu wehren. Das Zeichen ist seit etwa einer Stunde sichtbar, das heißt, dass Dean und Cas noch drei Stunden Zeit haben.“ Knirschte Gabriel mit den Zähnen.

„Drei Stunden?“ fragte Bobby schockiert nach.

„Wieso so kurz?“

„Eine Stunde pro Lebensjahr.“ Antwortete Gabriel bitter.

Und jeder der Anwesenden sah schockiert auf die Arme des Erzengels.

Sammy.

„Nein! Wir müssen etwas tun können. Es muss doch etwas geben.“ flehte Bobby ihn an.

„Was sollen wir tun? Wir haben die letzten Tage, gesucht und gesucht und nichts gefunden. Ich weiß nicht wo Isis ist oder wen ich noch fragen kann, geschweige denn die nächsten Minuten etwas zu erreichen? Ich wünschte ich wüsste einen Weg, aber ich haben keinen.“

Er sah keinen von ihnen an, behielt Sammy im Blick.

„Das Fieber hat ihn zu sehr geschwächt. Sein Herz wird bald aufhören zu schlagen.“

Gabriels Stimme war belegt als er verzweifelt auf das Kind in seinen Armen sah.

Kapitel 19
 

Es musste doch etwas geben, was sie tun konnten.

Doch die Zeit ran ihnen davon und Sam hatte nur noch Minuten, weniger als eine halbe Stunde. Ihre Gedanken rasten, jeder ihrer Freunde war auf Sammy fixiert.

Gabriel und Anna hatten gesagt, dass sie ihre Freunde, Bekannte und Informanten gefragt hatten, doch keiner konnte ihnen etwas über Isis verraten. Der eine Freund des Erzengels, der den Jungs vielleicht hätte helfen können, könnte ihnen jetzt auch nichts mehr nützen. Es war nicht die Magie der Hexe sondern der der ägyptischen Göttin, die ihnen das antat.

Isis wollte ihre Rache und sie hatte sich an jene herangepirscht, die zwischen dem Ende oder Weiterbestand dieser Welt standen. Solange es dieses Team gab, würden die Apokalypse und der Endkampf nicht stattfinden. Ein Spiel auf Zeit.

Und Phia wurde es klar. Im Nachhinein war alles so logisch. Deshalb musste Isis sie loswerden, um ihren eigenen Weg überhaupt gehen zu können. Aber war würde ihr wahres Ziel sein?

Alle von ihnen waren mit den drei greifbaren Punkten beschäftigt. Die Hexe und ihr Fluch, dem Familienschutz in Bezug auf den Dämon, dem Verstecken vor den Engeln und Dämonen. Ja, sie hatten die Visionen über Isis, doch sie hatten keine Verbindung. Dabei lag es die ganze Zeit vor ihnen.

Dann fiel Phia etwas ein und sie lief in ihr Zimmer, die anderen sahen ihr verständnislos hinterher. Sie zerrte den Karton unter den anderen hervor und durchwühlte ihn mit zitternden Fingern.

Ja, sie hatten die ganze Zeit nach ihr gesucht.

Sie wollten Isis finden, die aber nicht gefunden werden wollte.

Die ganze Zeit hatten sie versucht etwas zu erreichen, wo sie keine wirkliche Chance hatten, weil ihnen zu viele Puzzlestücke fehlten.

Phia atmete auf, als sie es fand.

Ein kleines Notizbuch mit dem Cover einer blauen Rose im Mondlicht.

Phia´s Tagebuch, als sie noch ein Kind war.

Sie klappte es hinten auf. Der letzten beiden Einträge waren zu sehen.
 

10.Januar 1993

Liebes Tagebuch,
 

gleich ist es Mitternacht und dann werde ich neun Jahre alt sein.

Mutter und Sandra machen sich gerade fertig und Großmutter ist bereits bei den anderen. Sie alle sind gekommen.

Heute Nacht werde ich ihn treffen.

Sandra hat ihn als englischen Gentleman beschrieben.

Ich soll den Blick gesenkt halten, gerade stehen und warten, bis er meine Hand nimmt. Erst dann darf ich auf sehen.

Ich bin wahnsinnig aufgeregt. Endlich werde ich offiziell dazugehören.

Mutter hat mich liebevoll angelächelt, als sie mir geholfen hat, die Robe anzuziehen.

Es ist ein wunderschönes weißes Kleid. Und der lange Mantel ist samtig und ganz weich. Sie sagte, dass sei ganz stolz auf mich ist und mich lieb hat.

Aber es gibt etwas, was ich keinem erzählt habe.

Du weißt es als einziges.

Ich habe letzte Nacht nicht mehr diesen Traum gehabt. Das ist gut, richtig?

Oh, ich muss aufhören, sie rufen mich gleich zu sich. Wünsch mir Erfolg.
 

11.Januar 1993

Ich bin nicht wie sie.

Er will mich nicht haben.

Er sagte, dass ich von seiner Aufgabe befreit sei.

Mutter und Sandra, Großmutter und alle anderen, sie haben mich nicht einmal richtig angesehen, als wir zurückkamen.

Ich bin allein in meinem Zimmer und niemand redet mit mir.

Selbst Vater ist nicht gekommen.

Es tut weh.

Keiner mag mich mehr.

Warum bin ich anders?

Ich will nicht normal sein.

Das ist nicht fair.

Warum nur…
 


 

Der letzte Eintrag war mit Tränenspuren übersäht.

Doch Phia riss ihre Gedanken fort. Dafür hatte sie keine Zeit, aber sie hatte etwas gefunden. Sie war sich nicht sicher, doch sie glaubte als Kind etwas geträumt zu haben. Sie blätterte weiter vor und fand einen Eintrag.
 


 

25. Dezember 1992

Liebes Tagebuch,
 

heute ist Weihnachten und gerade erst sechs Uhr morgens. Eigentlich sollte ich mich freuen und wahnsinnig aufgeregt sein. Aber das kann ich nicht. In dieser Nacht hatte ich einen sehr komischen Traum. Da waren zwei Frauen.

Eine hatte schwarzes langes Haar. Sie sah aus wie eine stolze Prinzessin in einem weißen Kleid. So einem, wie die Bilder auf der ägyptischen Tempelmauer, den wir im Urlaub vor einigen Monaten gesehen hatten. Aber ihr Lächeln war kalt und machte mir Angst.

Und dann war da noch die zweite Frau. Sie sah aus wie dieser Kampfschüler aus dem Film, den Onkel und Papa mal gesehen haben. Sie hatte kurze, schwarze Haare, so wie ein Junge, aber wunderschöne, warme braune Augen.

Dann ging alles ganz schnell. Ich weiß nicht, was passiert ist. Aber ich kann ihre Gesichter nicht vergessen. Die stolze Frau stand wütend da und atmete schnell ein und aus. Aber die andere Frau, sie hielt sich den Bauch. Sie war verletzt und ging in die Knie. Ihr Blick, sie weinte stumme Tränen und sah die stolze Frau verletzt und fassungslos an.

Dann bin ich aufgewacht. Was bedeutet das? Wer sind diese Frauen? Und warum träume ich das? War es doch nur Einbildung?
 

31.Dezember 1992

Liebes Tagebuch,
 

heute ist der letzte Tag des alten Jahres.

Ich habe Mutter und Vater nichts von den Träumen erzählt. Ich wollte es, aber sie sind so im Stress und ich glaubte, es lag an den Filmen, die ich gesehen habe oder dem einen Buch, das ich vor kurzem gelesen habe. Aber das stimmt nicht.

Die folgenden Träume waren die gleichen. Nur letzte Nacht nicht.

Ich habe in der Mitte eine paar Worte verstanden.

Die Prinzessin hatte gesagt, dass sie die Kriegerin sie nicht noch einmal rufen soll und dass sie sie nicht mehr rufen sollte. Sie habe ihre Entscheidung getroffen.

Die Kriegerin hat gesagt, dass sie es nicht tun sollte. Sie hat sie angefleht, damit aufzuhören.

Dann sah ich sie wieder kämpfen.

Ich werde demnächst mit Großmutter sprechen, wenn die Träume noch länger sind. Vielleicht bin ich einfach nur zu aufgeregt, dass ich bald neun Jahre alt bin.
 

06.Januar 1993

Liebes Tagebuch,
 

die letzte Nacht hat es gewittert und der Regen fiel ganz laut gegen die Fenster.

Ich habe noch niemanden davon erzählt, ich traue mich nicht. Was ist, wenn sie mich auslachen werden? Oder sagen, dass ich lüge?

Ich hatte wieder diesen einen Traum. Und letzte Nacht war das Ende anders.

Die Prinzessin hat zur Kriegerin „Leb Wohl, Chiyo“ gesagt.

Und die Kriegerin hat vor ihrem Tod ein letztes Wort geflüstert, ganz traurig und so, als würde es nur ein böser Traum sein.

Huch, Mutter ruft und ich muss gehen.

Oh, ja, das Wort.

Isis
 

Und Phia starrte auf das letzte Wort.

Sie erinnerte sich wieder.

Wie der Traum so plötzlich aufgetaucht und einige Zeit später einfach wieder aufgehört hatte. Sie überzeugte sich selbst davon, dass es nur Einbildung war. Sie sprach mit niemanden darüber, schob es auf ihre Nerven und vergaß es schlussendlich.

Verdammt, sie hätte sich eher erinnern sollen.

Sie hatte die Lösung unbewusst die ganze Zeit gewusst.
 


 


 


 


 


 


 


 

Kapitel 20
 

Phia lief Richtung Küche und holte die Schüssel und ein Silbermesser hervor.

Sie ignorierte alles um sich herum und wusste nicht genau ob es verrückt oder verzweifelt war, was sie vorhatte.

Doch was sollte sie tun?

Einfach zusehen und abwarten.

Wenn die Jungs starben, würde das vielleicht Lucifer und Michael aufhalten, aber Isis schien ein gleichgroßes Kaliber zu sein und es machte keinen Unterschied. Isis wollte ihre Rache, sie hatte sich die Jungs geholt und es war ein jetzt oder nie. Sie zeichnete ein Pentagramm auf den Tisch, einen Kreis darum und zögerte eine Sekunde, bevor sie den Namen „Chiyo“ in die Mitte schrieb.

Sie schnitt sich in die Handfläche und ließ ihr Blut in die Schüssel tropfen.

Sie hatte gestern in einem Buch gelesen, wie man eine Priesterin herbeirufen konnte und das es für mehrere Kulturen anwendbar war. Es war mehr Neugierde als Nutzen gewesen, doch das lesen zahlte sich aus.

Sie schmiss das Salz dazu, zündete fünf Kerzen, die auf den Eckpunkten des Pentagramms standen, an und schloss die Augen.

Sie konzentrierte sich auf den Namen, immer und immer wieder rief sie ihn.

Der Geruch von Blut, Salz und heißen Wachs wurde intensiver.

„Phia!“

Sie wurde zurückgerissen und Chuck sah sie schockiert an.

Bobby und die anderen kamen panisch ins Wohnzimmer und sahen zu ihr in die Küche.

„Was hast du getan?“ fragte Gabriel in die schwere Stille und sah zwischen ihr und der Schüssel hin und her.

Phia schluckte, und starrte in die Schüssel.

„Phia, was tust du hier?“ grollte Bobby.

Sie atmete tief ein und aus und konnte einfach nichts sagen.

Es passierte nichts, kein Flackern, nichts Ungewöhnliches.

Hatte sie einen Fehler gemacht?

War ihre Idee nicht realisierbar?

Hatte sie sich doch geiirt.

„Sie hat eine Priesterin gerufen…Mädchen, wen hast du gerufen?“ erkannte Bobby schockiert.

„Mich.“ erklang es hinter ihnen.

Phia sah sie mit großen Augen an.

Die Frau, Chiyo, sah genauso aus wie in ihrem Traum vor sechszehn Jahren.

Jung, warme braune Augen, schwarze Haare und wie ein buddhistischer Priester gekleidet.

Chiyo ignorierte die anderen, ihr Blick war auf Phia fixiert und sie sah, wie das Blut von ihrer Handfläche tropfte.

„Wer bist du?“ zischte Gabriel die Priesterin an.

„Ich schulde dir keine Antwort, Erzengel Gabriel.“ Sprach sie sanft ohne von Phia wegzusehen.

„Du warst es, die mich gerufen hat.“ Sagte sie und musterte Phia gründlich.

Sie ignorierte die anderen als sie auf Phia zutrat und als Anna und Gabriel sie berühren wollten, wurden sie quer durch den Raum geschleudert.

Chiyo trat auf Phia zu und blieb direkt vor ihr stehen.

Mit einer Handbewegung wurde Chuck durch den Raum ins Wohnzimmer befördert und die Tür knallte vor den Augen der Anderen zu.

Sie schlugen gegen die Tür, doch Chiyo sah einmal ruhig hin und schon konnte Phia nichts mehr hören.

„Warum hast du mich gerufen?“

Phia riss sich zusammen und erwiderte ihren Blick.

„Weil ich glaube, dass du die einzige bist, die uns noch helfen kann.“ Phia fühlte sich erschöpft und zwang sich zu konzentrieren.

Chiyo entging dies nicht.

„Du hast mich gerufen ohne zu wissen wer ich bin oder was es dich kosten würde. Das war unklug, es hätte dich töten können. Du bist sehr geschwächt, der Ruf hat einen großen Teil deiner Kraft genommen. Aber verzweifelt genug das Risiko einzugehen. Setz dich, bevor du zusammenbrichst.“

Phia ließ sich langsam auf den Stuhl sinken und sah wie Chiyo sich auf den Stuhl setzte und sich zurücklehnte.

„Wie heißt du?“

Phia antwortete zügig.

„Phia Johnson.“

„Phia? Phia Johnson?... Nein, wie lautet dein richtiger Name?“

„Ann, Ann Isabel Helen Payton Johnson.“

„Oh, ein Kind des Todes. Eine seiner Diener unter den Lebenden und doch bist du es wieder nicht.“

Phia schluckte.

„Also, warum genau bin ich hier?“

„Wir haben zwei Menschen und einen Engel, die durch Magie vor einiger Zeit verjüngt wurden, doch jetzt liegen sie im Sterben. Dean und Sam Winchester und der Engel Castiel. Das war das Werk von Isis.“

„Isis.“ flüsterte sie den Namen leise und ihr Blick verdunkelte sich bevor sie Phia offen ansah.

„Das heißt, sie tragen den Knoten auf dem Rücken. Das Zeichen, dass sie ihnen das Leben nimmt?“

Phia nickte.

„Wir haben alles versucht, nichts hat geholfen. Gabriel und Anna wissen nicht, was wir noch tun könnten. Sam ist der jüngste, er hat am wenigsten Zeit. Bitte, ich bitte dich uns zu helfen.“

„Eine Bitte, die ihren Preis hat. Und in diesem Fall einen hohen. Ein Leben aus ihren Händen zu befreien ist eine Sache, aber drei? Huhh…“

„Einen Preis, den ich bereit bin zu zahlen.“ unterbrach sie Phia.

„Du bist mutig, es beeindruckt mich, was du für diese Jungs geben willst, aber du hast keine Ahnung auf was du dich hier genau einlässt.“

„Diese Welt steht vor dem Ende. Wenn Dean, Sam und Cas sterben, dann hat Isis absolut freien Weg ihre Rache zu bekommen. Wenn dir auch nur etwas daran liegt, sie aufzuhalten, dann bitte ich dich, hilf ihnen.“

„Gute Wortwahl, doch was kommt dann? Wie lange wird Isis sich zurückhalten? Wann kommt ihr nächster Plan? Oder wird sie sich doch lieber anpassen und sich diesen Kampf zwischen Engeln, Dämonen und Menschen zu Nutze machen wollen? Wenn sie leben, dann sind die anderen zwei Erzengel wieder auf ihrem Weg zu euch und die Apokalypse steht wieder vor der Tür. Und Isis wird ganz sicher nicht einfach zusehen, wenn sie Zweifel hegt, dass jemand ihre Rache aufhält, dann wird sie wieder mitspielen wollen. Was macht es also für einen Unterschied?“ forderte Chiyo Phia heraus.

„Die Jungs haben eine Chance, zusammen können sie Unglaubliches erreichen. Wenn es jemanden gelingen sollte die Apokalypse und Isis aufzuhalten, dann ihnen. Ich glaube an sie. Ich weiß, dass sie es schaffen können.“

„Und was wenn nicht? Selbst der Gott dieser Welt ist verschwunden. Was sagt dies aus?“

„Ich weiß nicht warum, was geschehen ist und ihn dazu gebracht hat. Die anderen haben nach ihm gesucht, Cas hat die Hoffnung trotz aller Fehlversuche ihn zu finden immer noch nicht aufgegeben. Er war für Dean durch die Hölle gegangen. Dean hat sein ganzes Leben seinen Bruder beschützt, am Ende mit seinem Leben, selbst im Wissen nach einem Jahr in der Hölle zu landen. Und Sam, er sieht das Gute in anderen, er hoffe, er kämpft, er gibt nicht auf auch wenn er im Selbstzweifel ertrinkt und Fehler gemacht hat. Er ist wieder aufgestanden und hat sich für das Richtige entschieden. Sie können es schaffen, ich vertraue ihnen.“

Chiyo sah sie an.

„Bitte.“ bettelte Phia sie an und sah sie mit müden, grünen Augen verzweifelt an.

„Deine Freunde versuchen gerade hier rein zu kommen aber gleichzeitig die drei Jungs raus zu schaffen.“

Und sie konzentrierte sich.

Phia hörte mehrere Aufschreie, Poltern und Flüche.

Im nächsten Augenblick standen sie im Zimmer von Dean und Cas und Sammy lag neben ihnen. Die drei lagen auf dem Bauch, oberkörperfrei.

„Bist du wirklich bereit einen Preis zu zahlen, selbst ohne zu wissen was du verlieren wirst?“ fragte Chiyo sie ernst.

„Ja.“ sagte Phia.

Chiyo hielt ihr die Hand hin und sah sie abwartend an.

„Der Preis ist dein Leben für das ihre.“

Und Phia reichte ihr die Hand.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Kapitel 21
 

Phia fühlte sich schlecht.

Einfach nur schlecht und sie wollte nichts lieber als auf dem harten Boden liegen bleiben und nicht mehr bewegen.

Sie zwang sich die Augen zu öffnen und konzentrierte sich auf die Umgebung, als sie sich endlich aufgesetzt hatte.

Sie war … in Bobby´s Wohnzimmer?

So wie es vor Gabriel´s Änderung aussah.

Die Bücher in den Regalen, die alten Tapeten und das kleine, durchgelegene Sofa.

Und dann kniff sie sich in den Arm.

„Aua, das tat weh. Bin ich wirklich tot?“ fragte sie sich selbst.

„Nein, du lebst.“

Sie sah zum Fenster, von der die Stimme neben ihr erklang.

„Chuck?“ flüsterte Phia gebrochen.

Er sah sie abwartend an.

Phia verstand es nicht.

Chiyo hatte gesagt, dass der Preis ihr Leben war.

Warum war sie hier, am Leben, und das mit Chuck?

„Hallo Phia.“

War das vielleicht gar nicht Chuck? Seine Haltung, seine Ausstrahlung, sogar der Blick seiner Augen. Sie wirkten älter und durchdringender.

„Wer bist du?“ fragte sie vorsichtig.

„Gott.“

Ihre Augen weiteten sich.

„Ich bin Gott.“

Und seine Worte klangen so endgültig, dass sie keinen Zweifel an seiner Aussage ließen. Vor ihr stand Gott.

„Du warst die ganze Zeit in unserer Nähe.“

Chuck, Gott, sah die Wut, Enttäuschung und Verzweiflung in ihr.

„Du warst die ganze da. Direkt vor unseren Augen.“ murmelte sie.

„Sie haben dich gesucht und du warst die ganze Zeit um sie herum.“ und Phia lehnte sich an die Wand und wusste nicht, was sie denken sollte.

„Phia. Hör mir bitte zu. Ich hatte keine Wahl. Ich konnte nicht zurückkommen und euch sagen, wer ich bin.“

„Wieso nicht? Die Welt geht unter. Die Apokalypse, Michael und Luzifer, Isis auf ihrem Rachefeldzug. Vielleicht wäre es genau das, was wir alle gebraucht hätten.“

„Ich konnte es nicht. Wenn Isis das herausgefunden hätte, dann hätte ich keine Zeit gehabt. Der Plan...“

„Verdammt sei dein Plan.“ flüsterte sie erbittert.

Er kam näher und kniete sich vor sie.

„Phia.“

Doch sie schloss die Augen und senkte den Kopf.

„Phia, sieh mich an. Bitte.“ flehte er leise.

Und sie sah ihn an. Müde und erschöpft.

„Selbst ich als Gott kann nicht immer eingreifen. Der freie Wille, die Wahl sich zu entscheiden, Pläne, Prophezeiungen, Visionen, das Zusammenspiel von Gut und Böse, Leben, Tod und Schicksal. Das alles zusammen ist das Gleichgewicht dieser Welt.“

Er strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht, hielt ihren Blick gefangen.

„Ja, der originale Plan beinhaltete das Ausbrechen der Apokalypse. Doch nicht das Ende. Dean, Sam und Cas… sie hatten die Möglichkeit eine Lösung zu finden den Kampf zwischen Lucifer und Michael zu verhindern. Die drei können unglaublich starrköpfig sein, egal wie schwierig oder unlösbar die Situation erschienen wäre, am Ende hätten sie nicht aufgegeben und weitergekämpft. Doch Isis und die Prophezeiung haben etwas verändert und wir mussten verschwinden, denn Isis dürfte es so lange es ging nicht bemerken.“

„Ihr?“ verarbeitete Phia seine Worte und fühlte sich überfordert.

„Tod, Leben, Schicksal und ich.“ zählte er ruhig auf.

„Es gab eine Prophezeiung, vor mehr als zweitausend Jahren gesprochen. Ein Kind, geboren unter den Augen des Gleichgewichtes, einer Familie des Todes angehörig, vom Schicksal geleitet, an der Seite des Gottes, das sich in die Hände des Lebens übergibt. Eine Göttin aus alter Zeit, verbunden in Leben, Tod und Schicksal, auferstanden aus der Dunkelheit von Rache geleitet, ihrer Macht erweitert, die Welt zu zerstören. Wenn das Leben des Kindes erlischt, gegeben für ein anderes dem Leben selbst, wird die Göttin wieder aufgehalten können.“

„Aber …“ sagte Phia schockiert.

„Wir waren dabei, als du geboren wurdest. Das Schicksal hat dir deinen Weg bestimmt, du hattest keine Gabe und dennoch warst in deine Familie geboren wurden. An deinem neunten Geburtstag hast du die Hand des Todes gehalten, der dich freisprach. Vorhin hast du dein Leben in die Hand des Lebens selbst gelegt. Die letzten Jahre warst du in meiner Nähe, so konnte ich dich vor Isis lange genug abschirmen während die anderen sich nichts anmerken lassen dürften. Isis fand das Geheimnis deiner Familie heraus, als sie sie auslöschen wollte noch bevor die nächste Generation, deine Generation, geboren wurde. Als sie es nicht schaffte, improvisierte sie. Sie beobachtete jedes Mitglied, jeden, der das Vertrauen der Mitglieder erhielt. Sie ignorierte dich, weil du keine Gabe hattest. Für sie warst du kein Kind des Todes. Isis hatte dennoch Geduld. Sie änderte ihre Pläne, passte sich den Umständen an und als es den Jungs gelingen sollte, die Apokalypse aufzuhalten, entschied sie sich sie aus dem Weg zu räumen. Durch den Fluch würden sie früher oder später sterben. Es war deine Nähe, die die Magie so lange zurück gehalten hat, denn durch die Prophezeiung bist du der Gegenpart von Isis. “

„Warum hast du das nicht schon eher erzählt?“

„Weil du dich selbst an den Traum erinnern musstest. Hätten wir dich gedrängt, dich an Isis und Chiyo zu erinnern, wäre es vielleicht ganz anders ausgegangen. Es musste deine Wahl sein zu entscheiden, was du tun würdest.“

„Ich hätte sie nicht sterben lassen können.“ sagte sie entschlossen.

„Sie haben einen Platz in deinem Herzen gefunden und du wolltest sie retten.“

„Was ist mit den Anderen? Geht es ihnen gut?“ stellte Phia endlich die Frage, die ihr die ganze Zeit auf der Zunge lag.

„Sie leben. Sie sind wieder sie selbst.“

Phia nickte erleichtert.

„Als du Chiyo die Hand gereicht hast, ihr dein Leben gabst, hatte sie sie zurückverwandelt und geheilt. Kurz danach sind die anderen ins Zimmer gepoltert und fanden sie. Sie denken, du bist verschwunden…tot. Egal was du getan hast, denn den Namen konnten sie nicht mehr lesen, sie wissen, dass du dich für sie geopfert hast. Gabriel machte das Haus rückgängig und es gibt zwei Fälle, die nicht warten konnte und sie kämpfen gegen die Apokalypse. Das ist nun einige Tage her.“

„Isis wird sich nicht mehr einmischen?“

„Nein. Sie kann jetzt nichts mehr tun. Ihre Macht ist wieder so wie sie einst war und uns nicht ebenbürtig. Du hast die Prophezeiung erfüllt, das Ende war die letzte Berührung.“

Phia atmete durch und sah ihn dann wieder an.

„Werden sie es schaffen?“

Chuck lachte auf.

„Wir reden hier von Dean und Sam Winchester, Castiel, Robert und Gabriel.“

Draußen begann es zu gewittern und der Regen prasselte an die Fensterscheiben.

„Was wird jetzt passieren? Mit mir? Bin ich ein Geist und an das Haus gebunden?“ fragte sie im Scherz.

„Du hast deine Lebensenergie hier gegeben, sogar einen Teil deiner Seelenenergie. Dein Körper ist verschwunden durch die Energie. Für die nächste Zeit, bist du ein Geist.“ Sein Tod klang entschuldigend und ausweichend.

„Was meinst du für die nächste Zeit? Was kommt danach?“ schnappte sie seine

Es knallte immer lauter draußen und das Haus wackelte unter dem Sturm.

„Phia.“ riss er ihre Aufmerksamkeit zu sich zurück.

„Das kommt darauf an wie lange deine Seele braucht sich zu erholen von dem Energieverlust. Manche brauchten Wochen oder Monate. Andere Jahre.“

„Heißt das, bin an dieses Haus vielleicht für Jahre gebunden?“

„Nein, das Leben hat dich mehr an diesen Ort verankert. Das Haus, Grundstück und das Waldstück, wo du dich frei bewegen kannst.“

„Gut zu wissen, ich dachte schon ich hab jahrelangen Hausarrest.“ Scherzte Phia ungläubig.

„Wirst du dich ihnen zeigen?“ fragte sie ihn.

„Die Zeit ist noch nicht gekommen.“ seufzte er traurig.

„Verstehe.“ sagte Phia nur.

„Ich muss jetzt gehen.“ flüsterte er vorsichtig.

„Du bist Gott, du hast eine Menge zu tun.“

„So ist es.“

„Chuck?“

„Ja?“

„Danke.“

Chuck lächelte sie warm aber traurig an.

„Und jetzt geh endlich.“ scheuchte sie ihn weg.

Phia hatte Fragen, doch sie spürte, dass sie jetzt erst einmal allein sein wollte. Sie wusste nicht, wie lange sie hier sein würde, wie lange ihre Zeit als Seele war und was danach kam. Selbst wenn Chuck die Antworten wusste und ihr geben konnte, sie traute sich nicht danach zu fragen. Ihr Gefühl ließ es nicht zu.

Dann war sie endlich allein und ließ auf die Couch sinken.

Sie fühlte ihre Emotionen, die sie drohten zu überrollen.

Keine Reue, nein, das war nicht dabei.

Sie wollte nur noch schlafen.

Wer weiß, wann Bobby zurückkommen würde?

Wer weiß, was sie alles selbst machen konnte?

Jetzt war sie einfach nur müde.

Und sie sank in wohltuende Dunkelheit.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Arcanya
2013-11-10T20:01:35+00:00 10.11.2013 21:01
Deine Fanfiction ist echt toll und sie sind so niedlich als Kinder *^-^* toll, toll, toll *freu*


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