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Fake

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FAKE


 

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Everything I gave is wasted

I'm the one who suffocated

This love, this love

Is gonna be the end of me

   

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вʏ ᴇᴢʀᴀ
 

Vor Jahren hatte ich beschlossen, jemand zu sein, der gebraucht wurde. Dass Konohas Godaime Hokage mich im zarten Alter von siebzehn zur stellvertretenden Krankenhausleitung machte, kam dieser Entscheidung zugute. Von einer Händlerstochter, die mit ihrem Vater und ihren drei Brüdern durchs Land zog und ihre Waren auf den freien Märkten darbot, hatte ich mir sagen lassen, dass siebzehn viel zu jung war – doch nicht in meiner Branche. In keiner von beiden. Nicht als Iryōnin, und nicht als Kunoichi im Dienste Konohagakure no Satos. Auf die milde Kritik, die in den Worten der Händlerin mitgeschwungen hatte, gab es für mich nur eine Antwort; ich wurde gebraucht, also trug ich meinen Anteil dazu bei, unser Leben und die Sicherheit unseres Dorfes aufrecht zu erhalten.

Doch dies war nur der formelle Teil meiner Arbeit. Der, für den ich monatliches Gehalt bekam, um mir eine kleine, aber gemütliche Anderthalb-Zimmer-Wohnung am Rande Konohas leisten zu können. Um nicht falsch verstanden zu werden, soll hier gesagt sein, dass diese vier Wände mein Zuhause sind, wie wahrscheinlich nur wenige Menschen es sich vorstellen können. Meine Wohnung ist mein Reich, meine Rückzugsmöglichkeit und mein Heiligtum. Ich bin gut darin, emotionale Tiefs, woher sie auch rühren mögen, für mich zu behalten. Wenn ich es einmal nicht bin, dann ist meine Wohnung der Ort, an dem ich loslassen kann, ohne fürchten zu müssen, von jemandem gesehen zu werden, der sich um mich sorgen würde. Ein Eiland. Ein kleines, aber gemütliches, anderthalb Zimmer umfassendes Paradies.

Nur für mich.
 

Doch zurück zu dem Teil des Gebrauchtwerdens, der nicht in meiner Historie aufgeführt wird. Gebraucht zu werden war zu dem Zeitpunkt Mittelpunkt meines Lebens geworden, als Sasuke unser Team verlassen und Konohagakure verraten hatte. Daran zurückzudenken bereitete mir immer noch Kopfschmerzen und entlockt mir ab und an ein bitteres Lächeln, da es mich an meine damalige Unzulänglichkeit erinnerte. Die Prioritäten meines zwölfjährigen Ichs hatten zu wünschen übrig gelassen. Doch mit dem Fortgehen eines Teamkameraden – und, wie ich damals überzeugt gewesen war, mehr – änderte sich etwas Grundlegendes daran, wie ich meine Aufgabe auffasste.

Meinem Dorf gegenüber hielt ich meine Versprechen, eine treue und pflichtbewusste Kunoichi zu werden. Ich lernte effektiver und flächendeckender. Doch genauso viel Zeit, wie ich in der Bibliothek und in Buchläden – die Ausgaben, die ich damals hatte, schockieren mich bis heute – zubrachte, verbrachte ich auch auf einem der Trainingsfelder. Selbstverständlich waren meine Grundlagen in diesen Belangen bestenfalls als dürftig zu bezeichnen, doch Hilfe kommt, wie man so schön sagt, wenn man sie am wenigsten erwartet. So auch in meinem Fall.

Mir selbst rang ich die Erkenntnis ab, dass ich schwach war, psychisch wie physisch. Narutos liebstes Argument, dass sich ein Schwächling in unserem Kampf gegen die Otonin im Wald des Todes anders verhalten hätte, ließ ich nicht durchgehen; sich die Haare abzuschneiden mochte in den Augen einer Zwölfjährigen heroisch wirken, die Realität aber war mir bereits wenige Minuten später schmerzhaft bewusst geworden, als wir Orochimaru gegenübergestanden hatten. Während meines Kampfes gegen Ino hatte ich mein Opfer schon beinahe als Schritt in die richtige Richtung gesehen – ich hatte meinen Widersachern die Möglichkeit genommen, mich an meinen Haaren zu packen. Ein kleiner Trost, wie ich wenig später feststellte. Dennoch ein Fortschritt.

Der essenziellste Wandel, den ich vollzog, war jedoch meine Einstellung meinen Freunden und Mitmenschen gegenüber. Vor allem Narutos Verhalten nach Sasukes Verrat zeigte mir, dass ich mir einen Platz schaffen konnte. Ich konnte mir Anerkennung erkämpfen, und ich konnte eine Stütze, nicht nur ein Gesicht von vielen werden. Nicht auf dem Schlachtfeld. Ich bildete mir nicht ein, einen Jinchūriki ausstechen zu können, selbst wenn er ein vermutlich an ADHS leidender Kindskopf war. Von Kakashi muss ich ja gar nicht erst anfangen. Ex-ANBU, Jōnin – das alles lag in weiter, weiter Ferne. Tat es immer noch. Mit dem Unterschied, dass diese Dinge inzwischen nur noch in weiter Ferne lagen.

Mein Drang zu helfen hatte erst geweckt werden müssen, wie ich zugeben muss. Anfangs war es mir erschreckend schwer gefallen, meine Zurechtweisungen an meinen lebhaften Teamkameraden auf eine sprachliche Ebene zu heben, und nicht auf Gewalt zurückzugreifen, wenn meine eloquenten Bemühungen fehlschlugen oder keinerlei Wirkung zeigten – was meistens der Fall war. Doch als auch Naruto das Dorf verließ, um sein Training mit Jiraiya fortzusetzen, bekam ich ausreichend Möglichkeit, mir die notwendige Beherrschung anzueignen. Zweieinhalb Jahre war ich mehr oder minder auf mich allein gestellt gewesen, mit nichts als Schriftrollen, Training und dunkleren Gedanken, ob es nicht vielleicht an mir lag, dass mein Team nach und nach zerfallen war. Immerhin war ich die Einzige, die noch übrig geblieben war – selbst Kakashi hatte sich anderen Dingen zugewandt.
 

Mit Narutos Rückkehr nach Konohagakure wendeten sich einige Dinge zum Guten. Mein Training mit Tsunade und Shizune sowie die zusätzliche Arbeit im Krankenhaus nahmen ohnehin den Großteil meiner Zeit in Anspruch, und als Naruto wieder da war, beschränkte sich meine Freizeit auf Schlafen und Frühstücken. Und manchmal nicht einmal das. Das bedeutete im Fall meines sechzehnjährigen Ichs, dass mir keine Zeit blieb, mich mit dem melancholischen Warum meiner ach so tragischen Jugend auseinanderzusetzen. Stattdessen begann ich, meine Energie darauf zu verwenden, dem Gebrauchtwerden ein Von-Nutzen-Sein folgen zu lassen.

Für Tsunade verrichtete ich Schreibtischarbeit und erledigte kleinere Botengänge, die, wenn ich Glück hatte, von Izumo und Kotetsu übernommen wurden. Ab und an taten mir die beiden leid; sich mit Tsunades Stimmungsschwankungen herumschlagen zu müssen – und das häufig wörtlich – gehörte nicht zu den Dingen, um die ich jemanden beneidete. Ich selbst bekam als Azubi schließlich immer noch meine eigene Portion von den berühmt-berüchtigten Launen unserer Hokage ab.

Shizune ging ich im Spital zur Hand. Tsunade war nur in Notfällen dort anzutreffen, da sie als führende Kraft einer der Shinobi-Großmächte genug mit den sich zuspitzenden politischen und wirtschaftlichen Wirren zu tun hatte. So blieb es an Shizune und mir hängen, die medizinische Versorgung Konohagakures am Laufen zu halten. Über die Jahre hatte ich meinen Senpai schätzen gelernt, und zwar nicht nur als stellvertretende Lehrerin, sondern auch als Kameradin und schlussendlich Freundin. Shizunes höfliches, meist devotes Verhalten täuschte über die stählerne Härte ihres Charakters hinweg, die sich unter ihrem freundlichen Lächeln verbarg. Erst als wir beide aufgrund von Tsunades Abwesenheit gezwungen gewesen waren, eine komplizierte Lungenoperation allein durchzuführen, hatte ich verstanden, dass Tsunade aus gutem Grund Shizune, und nicht irgendeine x-beliebige Kunoichi als Studentin angenommen hatte. Das Feuer in den Augen der dunkelhaarigen Iryōnin, während sie an dem lebenswichtigen Organ operierte, hatte mir selbst wieder den Mut und nötigen Biss gegeben, meine Studien voranzutreiben. Es gab mir das nötige Selbstvertrauen, da ich wusste, dass Shizune mich nach bestem Wissen und Gewissen unterwies, wenn Tsunade keine Zeit für mich hatte.

Meinen Freunden und flüchtigen Bekannten innerhalb Konohas gegenüber bemühte ich mich um mehr Aufmerksamkeit. Vor allem Ino hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, bei jeder Gelegenheit über mein durchgehendes Beschäftigt- und Abwesendsein zu klagen. Wenn auch nur einmal in der Woche hielt ich mir also einen Abend frei, um diesen mit Freunden in einer Bar zu verbringen und über Gott und die Welt zu philosophieren. Was fast immer damit endete, dass Ino mich über den jüngsten Klatsch in Konoha informierte und ich somit etwas zu Lächeln hatte, wenn ein aus diesen Gerüchten bekanntes Gesicht als mein Patient auftauchte.

Naruto war selbstverständlich wieder einmal ein Musterbeispiel an Bedürftigkeit. Zu seiner Verteidigung soll gesagt sein, dass er auch der Dankbarste war, und immer noch ist. Selten sah ich derart offenherzige Dankbarkeit über die Handvoll Minuten, die ich mit ihm verbrachte, um über seine Sorgen und Hoffnungen, oder einfach nur Gedanken zu sprechen. Obwohl uns beiden bewusst war, dass er in seinem Training einiges weiter war als ich, nahm er sich die Zeit, mit mir zu trainieren, wann immer ich mich von meinen übrigen Verpflichtungen loseisen konnte. Und obwohl er es sich nicht leisten konnte, bestand er darauf, mich anschließend zu Ichiraku’s einzuladen. Diese Flause hatte ich ihm allerdings schnell ausgetrieben, indem ich ihm erklärt hatte, dass ich es als beleidigend empfand, mich nicht für seine Hilfsbereitschaft revanchieren zu können. So aßen wir einmal in der Woche bei Ichiraku’s und, wenn es unsere Terminpläne zuließen, einmal bei mir zu Hause. Ich war vielleicht nicht die Köchin, die meine Mutter war, doch Abwechslung brachte meine Küche in Narutos Ernährungsplan allemal. War ja nicht schwer bei Ramen, Ramen und Ramen. Sehr zu meinem Leidwesen schien Naruto die Fähigkeit, mein Genörgel diesbezüglich bei einem Ohr hinein- und beim anderen hinauszulassen, perfektioniert zu haben.
 

Mit knapp dreizehn Jahren hatte ich also den Entschluss gefasst, nützlich zu sein. Mit vierzehn hatte ich die ersten Ansätze gemacht, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, und zwei Jahre später hatte ich es schließlich geschafft. Die ersten Schritte – nein, wichtiger, die ersten Erfolge – waren sichtbar. Auf Missionen brauchte ich keine Hilfe, sondern entschied mich, Hilfe anzunehmen, und konnte anderen zur Hilfe kommen, anstatt das Sorgenkind zu sein. Ich brauchte keine minuziöse Anleitung, um meine Fähigkeiten weiterzuentwickeln, sondern nahm meine Lehre als Ausgangspunkt, um mich selbst zu verwirklichen und voranzutreiben. Ich war nicht mehr abhängig, sondern ein Teil eines Ganzen. Mit sechzehn Jahren war ich unglaublich stolz auf diese Errungenschaften gewesen. Heute, mit zwanzig Jahren, bin ich es immer noch.

Zwei Jahre lang war mein Leben voll von positiven Entwicklungen gewesen. Ich hatte eine Meisterin, die weltweites Ansehen genoss und sich trotzdem hie und da Zeit für mich nahm. Meine Fähigkeiten in Bezug auf Medizinisches waren einwandfrei. Alles, was mir fehlte, war Übung, und Tsunade sorgte dafür, dass ich die bekam. Obwohl ich immer noch Chūnin war, schickte sie mich vorwiegend auf A-Rang-Missionen, was nicht nur meiner Geldbörse, sondern auch meinem Ansehen zuträglich war. Wo immer man mich anforderte, hatten die Auftraggeber im Hinterkopf, dass ich nicht nur Protegé der Konoha no Namekujihime war, sondern auch gegen ein hochrangiges Mitglied von Akatsuki gekämpft hatte und erfolgreich aus diesem Kampf hervorgegangen war. Mir selbst kam es immer noch merkwürdig vor, wenn man in meiner Gegenwart davon sprach; niemand schien sich dafür zu interessieren, dass Chiyo, eine der Ältesten Sunagakures, mindestens genauso an unserem Sieg über Akasuna no Sasori beteiligt gewesen war wie ich. In den Erzählungen wurde sie immer nur für die Rettung Gaaras gerühmt. Jedes Mal, wenn diese alte Geschichte aufgerollt wurde, schickte ich ein Stoßgebet an sie; ohne Chiyo wäre ich damals gestorben.

Glück hatte ich also gehabt, und ich genoss jeden Tag, den ich nun leben durfte. Seit Naruto wieder in Konohagakure war, war es leichter, das auch zu zeigen, denn ob ich wollte oder nicht, er schaffte es immer, mich mit in den Pulk an Leuten zu zerren, der ihn meistens umgab. Wohin wir auch gingen kam es so gut wie nie vor, dass nicht irgendjemand Naruto auf den Rücken klopfte und ihn grüßte. Sehr zu meiner und weniger zu Hinatas Belustigung hatte er sich im Laufe der Zeit auch die eine oder andere Verehrerin angelacht. Ich hütete mich davor, Hinata Ratschläge in dieser Hinsicht zu geben, denn auf diesem Gebiet war ich weit davon entfernt, Fachmann zu sein. Es gab Situationen, die beobachtete ich lieber aus der Ferne.

Zu diesen gehörte auch jene, die Sasukes überraschende Rückkehr mit sich brachte. Nachdem er Orochimaru getötet und kurzzeitig zu Akatsuki übergelaufen war, hatte Sasuke vor knapp sechs Monaten vor den Toren Konohas gestanden und seine Rückkehr angekündigt. Als wäre nichts gewesen. Für die, die ihn früher gekannt hatten, war es nicht verwunderlich, dass er dabei nicht einmal den Anstand hatte, Reue zu zeigen. Die zeigte er bis heute nicht. Wir sollten froh sein, den letzten Uchiha zu unseren Verbündeten zählen zu können. Wir sollten uns glücklich schätzen, dass er nicht bei Akatsuki geblieben, oder gar zu einer anderen Großmacht übergelaufen war.

Angesichts dieser Worte war Tsunades anschließendes Saufgelage noch exzessiver ausgefallen als üblich. Der Grund dafür war offensichtlich, auch wenn keiner es aussprach; Sasuke hatte recht. Das Sharingan war unglaublich wertvoll für Konoha, und wäre es für jede andere Nation ebenfalls. Soweit wir wussten, handelte es sich bei Sasuke um den letzten lebenden Uchiha. So konnten wir es uns nicht leisten, ihn abzuweisen. Die einzige Option, die uns blieb, um zu verhindern, dass sich Sasuke noch anders entschied, war, sich seiner zu entledigen. Tsunade hatte mir diese Deduktion selbst in stockbesoffenem Zustand nüchtern präsentiert, und anschließend ein leises, aber herzhaftes «Kleiner Scheißer» angehängt. Wir beide wussten, dass Sasuke zu exekutieren im Grunde auch keine reelle Möglichkeit war; Naruto würde das niemals verzeihen.
 

Gestern war der Tag gewesen, an dem Tsunade beschlossen hatte, diese Farce zu beenden. Fast ein halbes Jahr lang hatte sie Sasuke in einer Zelle verrotten lassen. Nicht im wörtlichen Sinne, denn Nahrung sowie medizinische Versorgung hatte er erhalten. Doch auf Anweisung der Godaime Hokage war es offiziell untersagt, sich dem Verräter zu nähern, wenn zuvor nicht eine ausdrückliche Erlaubnis erteilt worden war. Da nach dieser Formulierung nur sie selbst diese Erlaubnis aussprechen konnte, war es ein Leichtes gewesen, Sasukes Umgang mit anderen auf ein Minimum zu reduzieren.

Mit dem Tag, an dem Sasuke hinter Gitter gesetzt worden war, hatte meine Fassade zu bröckeln begonnen. Der Auftrag, Sasukes körperlichen Zustand – für den geistigen war glücklicherweise Ibiki zuständig – zu überwachen, war ursprünglich mir zugeteilt worden. Ich hatte zwei Tage lang überlegt, dann hatte ich Tsunade gebeten, ihn jemand anderem zuzuteilen. Ich hatte unseren ehemaligen Teamkameraden nur ein einziges Mal besucht, und das auch ausschließlich auf Narutos ausdrücklichen Wunsch hin. Ich hatte Sasukes Zelle, und wenn ich nicht gerade einen Shinobi in Untersuchungshaft zu versorgen hatte, auch den Zellenblock, in dem er untergebracht worden war, gemieden, als wüteten dort Pest, Cholera und Masern gleichzeitig.

Es hatte nicht allzu lange gedauert, bis ich die ersten fragenden Blicke auf mir gespürt hatte. Wieso war ich nicht aus dem Häuschen, dass Sasuke wieder da war, wie Naruto? Wieso verfiel ich nicht wieder ins Schwärmen, wie Ino? Wieso konnte ich die Vorteile, die die Rückkehr des einzigen Uchiha bedeutete, nicht sehen, wie Shikamaru?

Ganz einfach: Ich vertraute ihm nicht. Uchiha Sasuke war nicht vertrauenswürdig. Möglicherweise meinte er es ehrlich. Vielleicht war er in der Tat geläutert und sah seine Fehler. Ich bezweifelte das. Jahrelang hatte mich die Vorstellung gequält, wie ich reagieren würde, wenn Sasuke tatsächlich einmal nach Konoha, zu uns, zurückkehren würde. Von Freude über Hass, ob mit oder ohne Tränen, überschwänglich oder im Stillen, jedes Szenario hatte ich irgendwann einmal im Kopf gehabt. Doch nun, da dieses Wunschdenken Realität geworden war, empfand ich nichts von alledem. Angst war es nicht, doch dem am nächsten. Ich fürchtete nicht, dass Sasuke sich umentscheiden könnte. Ich rechnete eher damit. Und es würde an mir sein und denen, die wie ich immer noch stur an der Seele Konohagakures und dem Willen des Feuers festhielten, die Scherben wieder aufzusammeln, die unser hochwohlgeborener Uchiha damit hinterlassen würde. Ich fürchtete es nicht. Was ich empfand konnte ich nicht mit einem Wort beschreiben. Ich verspürte ein mulmiges Gefühl im Magen, als rückte eine Flutwelle näher, und ich sah weder Baum noch Berg, um mich dorthin zu retten. Ich verspürte Taubheit in meinen Gliedern wie in einem Schneesturm, oder so weit unter Wasser, dass der Druck mir die Kraft raubte, mich zu bewegen. Ein Fels so groß wie die Sonne drückte auf meine Brust und nahm mir die Fähigkeit, klar zu denken. Was auch immer es war, es war kalt und schleichend und so subtil, dass ich es beinahe für eine Krankheit gehalten hätte.
 

Vor wenigen Stunden hatte Sasuke Uchiha seine Zelle verlassen. Nicht als freier Mann, und nicht von wohlwollenden Blicken beobachtet. Doch er war frei, sich in Konoha zu bewegen. Frei, sich die Auswirkungen seiner Taten anzusehen. Und ich versteckte mich derweil in meiner Wohnung, meinem Heiligtum, meinem Paradies. Ich machte sie zu meinem Gefängnis.

Weil ich zum ersten Mal seit meinem dreizehnten Geburtstag einen Menschen gefunden hatte, von dem ich nicht gebraucht werden wollte.
 

ENDE.


 



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  L-San
2013-06-22T15:13:05+00:00 22.06.2013 17:13
Yo. ;D


Ich musste nochmal schauen, als ich deinen Namen las.
Ich hab wirklich überlegen müssen, woher ich dich kenne, bis mir einfiel, dass du Fives Schreibstil geprägt hast (Fiveness).
Okay, genug gelabert.

Anmerkung:
Ich fand den OS nett geschrieben.
In einem schönen Plauderton erzählst du uns was über Sakura.
Diese "-" haben dem Ganzen schön abgerundet.
Passt zum Erzählen.
Ich hoffe, du weißt, was ich meine.

Was Sakura angeht, da hast du sie schön charakterisiert.
Kurze Rückblenden, wie sie sich von früher bis heute verändert hat.
Die Entwicklung gefällt mir.
Allerdings war mir das meiste schon bekannt, und ich denke, dass es den Lesern auch so geht.
Ich hab nichts gegen solche Charakterisierungen, aber man hätte sie vielleicht irgendwie interessanter gestalten können.

An der einen oder anderen Stelle hab ich schmunzeln müssen.
Hat das Lesen noch mehr aufgelockert.
Und zusammen mit deinem Schreibstil war das wirklich sehr leicht und locker, schon beinahe entspannend, was ich gut finde.

Als Sasuke vorkam, wurde es - für mich zumindest - endlich interessant.
Das Ende fand ich schön.
Vor allem, dass sie ihn misstraut und sich in ihr Haus verkriecht und ihn nicht will.
;DDDD
Du hast den OS wirklich schön geschrieben, aber irgendwie fehlt für mich das gewisse Etwas, etwas, das mich schlichtweg umhaut.
Ich weiß, dafür ist dieser OS nicht angelegt, denke ich.
Ist eh nur eine kleine Anmerkung von mir.
Ach ja, die Kurzbeschreibung hast du schön übersichtlich und kurz gehalten.
Man weiß genau, woran man hier ist.
Und Sakuras Bild fand ich schön.
;D

L-San
Antwort von: abgemeldet
22.06.2013 18:52
Whoa, danke! Dein (Nick-)Name ist mir inzwischen auch geläufig. So fleißig wie du beim Kommentieren von Five's fanfics bist, ist das nicht weiter verwunderlich ;)

Danke auch für dein Lob! Ich weiß, dass mein Schreibstil noch einiges an Arbeit braucht. Ich schaffe es nicht wirklich, richtig Spannung reinzubringen, da ich noch Probleme beim Umsetzen von Gedanken auf "Papier" habe. In meinem Kopf sieht das alles viel epischer aus xD
Besonders viel bedeutet mir, dass du meinst, dass du an einigen Stellen hast schmunzeln müssen. Wie Five bestätigen können wird, bin ich normalerweise nicht sonderlich begabt, Humor zu schreiben. Dafür brauche ich eigentlich Alkohol. Eine Menge davon. (Thihi.) Also, auch hier ein dickes Danke!

Liebe Grüße,
abgemeldet
Von:  4FIVE
2013-06-21T13:16:03+00:00 21.06.2013 15:16
Naruto-Fandom…tsk. War ja nur eine Frage der Zeit, bis es soweit kommen musste. Ich war sehr überrascht, als ich Fake by Ezra las. Dachte erst, ich hätte mich verlesen, aber das Cover ließ ja keinen Zweifel mehr. :)

Zum Inhalt. Die Einleitung hättest du entweder kürzer halten oder aber ganz weglassen können. Bis auf "an ADHS leidender Kindskopf" fand ich eigentlich nichts sonderlich Witziges daran, geschweige denn Neues. Sakuras Gedanken aus einer Ich-Perspektive vorgelegt zu bekommen ist zwar an sich eine neue Sichtweise, der Inhalt ihrer Gedanken selbst ist allerdings weithin bekannt und nur eine Wiederholung dessen, was man schon weiß. Dass du Izumo und Kotetsu eingebaut hast, freut mich trotzdem. Die beiden kommen einfach viel zu selten vor!

Dann – endlich – kam der Sasuke-Teil. Dass Sakura ihm misstraut ist für mich nachvollziehbar. Und, ob du's glaubst oder nicht, ich hab einen OS mit ähnlicher Basis vor zwei Wochen geschrieben. Der ist komplett anders, aber auch dort vertraut sie ihm nicht. Wieso auch? Der Kerl hat echt nicht alle Tassen im Schrank, so schaut's aus! Mir war es nur viel zu kurz. Das hättest du ruhig ausbauen können (damit hab ichs in letzter Zeit wohl ^^), weil es ja das war, um das es eigentlich gehen sollte. Das ging mir zu schnell dafür, dass du so ewig eingeleitet hast.
Dass du am Ende nochmal auf die Einleitung zurückkommst, hat mir sehr gut gefallen. Da weiß man dann auch, wieso sie so lange war. Ich bleibe aber dabei: 70%-30% hätte man ruhig umdrehen können, um sich mehr auf Sasuke zu beziehen. Das bedeutet du als Autor. Aber das ist nur eine kleine Meckerei.

Stilistisch gibt es nichts zu sagen. Einwandfrei wie immer. :)

Herzlichste Grüße,
4FIVE


Antwort von: abgemeldet
21.06.2013 15:24
Hey, gleich zwei Kommentare zu zwei Geschichten. Ein Wahnsinn :D

Deine Kritik nehme ich natürlich an, muss aber sagen, dass ich den OS mit Absicht in dieser Prozent-Teilung geschrieben habe. Mir ging es nicht um die Situation um Sasuke, sondern um Sakura. Um ehrlich zu sein war der Monolog auch keine Wiederholung, sondern eine Zusammenfassung von einigen Bruchstücken, die man über Sakura weiß, und einiges an selbst Zusammengeklaubtem.
Witzig sollte an diesem OS so gut wie gar nichts sein, also nehme ich auch das als Lob an. Ich denke nicht, dass Sakura in einer solchen Situation viel zu lachen hat, also habe ich diesen Stil auch dementsprechend umgesetzt.

Zu Sasuke selbst... Du kennst meine Meinung zu ihm. Er bietet sich als Opfer an. So schlimm kann er gar nicht sein, dass er nicht irgendwie auch ein Opfer ist. So wird er bei mir eben hinter Schloss und Riegel gehalten. Zumindest dieses Mal ^^

Liebe Grüße,
abgemeldet
Von:  Natsuki-dono
2013-06-21T10:59:14+00:00 21.06.2013 12:59
Hey dein OS hat mir wirklich sehr gut gefallen.
Du hast Sakura's Gedanke wirklich toll rüber gebracht
und das ende lässt wirklich viel gedankliche Spielräume.
Der kommt direkt zu meinen Favos.
Lg Natsuki-dono
Antwort von: abgemeldet
21.06.2013 14:14
Dankeschön :D
Ich hatte schon überlegt, das Ende endgültiger zu machen, doch dann dachte ich mir: Hey, ist ein OS! Da ist sowas schon erlaubt.
Freut mich sehr, dass er dir so gefällt!

Liebe Grüße,
abgemeldet
Von:  Sakura___Uchiha
2013-06-20T20:23:40+00:00 20.06.2013 22:23
Ein sehr realistischer OS.
Ich bin begeistert.
Es passt wirklich perfekt zum Manga.
Die Skepsis und auch das realistische hast du genau auf den Punkt getroffen.
Man kann Sakuras Gedankengänge gut verstehen und nachvollziehen.
Der One-Shot ist dir wirklich super gelungen.
Antwort von: abgemeldet
21.06.2013 07:23
Vielen, vielen Dank!
Obwohl es nur ein kleiner Einfall war, musste ich ihn einfach aufschreiben. Normalerweise brauche ich Jahre - nein, das ist nicht übertrieben -, um eine Geschichte zu schreiben. Dieser OS war einfach da, und es war ein Genuss, ihn zu schreiben.
Vielen Dank für Dein Lob! (≧ ▽ ≦)*

Liebe Grüße,
abgemeldet
Antwort von:  Sakura___Uchiha
21.06.2013 08:58
Bitte bitte ;))


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