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Immer bei dir

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu, da bin ich mal wieder, dieses Mal mit einer FF zu meinem absoluten Lieblings-FF7-Pairing *.* Yuffie und Vincent sind zusammen sowas von Zucker... und ja ihr Lucretia-Fans, ihr könnt mich jetzt ruhig hassen oder sonstwas, ich weiche nicht von dieser Meinung ab xD Viel Spaß hiermit, es sind übrigens 4 Kapitel geplant, falls das wen interessiert ^^ Ich freue mich wie immer über Kommi´s, aber vor allem über die, die das lesen ^^

glg
Kyo Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Manchmal braucht man einfach nur die richtige Musik :D Vielleicht liest es ja noch jemand, obwohl es so lange her ist ^^ Viel Spaß~ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Danke an alle, die sich dieser FF annehmen, ich hoffe, es ist in eurem Sinne ;)

Achtung: neu überarbeitet, weil es nun doch weiter geht :) (Stand 02.07.2017) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich dachte, die Story wäre abgeschlossen... aber nein, ich war doch noch nicht zufrieden xD Daher kommen jetzt mindestens noch zwei Kapitel, ich hoffe, das freut einige ;) Viel Spaß mit Kapitel 5 und mit Yuffie und Vincent *///* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Letztes Kapitel :3: Ich mag das Pairing xD Komplett anzeigen

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Frühlingsgefühle

Yuffie Kisaragi streckte sich neben Vincent Valentine genüsslich in der Sonne, während sie auf Wutai blickte, welches endlich im neuen Glanz erstrahlte. Alle Häuser waren wieder aufgebaut, neue Leute hatten ihr Glück hier gefunden, die Blumen blühten, die Vögel zwitscherten,... man konnte sagen, Wutai stand in voller Blüte.

Die junge Ninja hatte ja auch hart dafür gearbeitet, das stand fest. Seit sie mit ihren Freunden die Welt nicht nur einmal vor dem Verderben gerettet hatte, war das Leben geradezu langweilig geworden. Die raren Telefongespräche und Besuche der anderen sorgten nicht gerade für Abwechslung und waren auch viel zu sporadisch, um erfüllend zu wirken. Gerne hätte Yuffie den anderen den Marsch geblasen, aber sie sah ja ein, dass die anderen auch ihr Leben hatten. Tifa hatte ihre Bar, Cloud seinen Lieferservice, Cid ging auf Welttournee mit seinem Luftschiff, Red sorgte für die Sicherheit seiner Heimat und den Neuaufbau seines Clans, Barrett hatte Marlene, Reeve hatte die WHO und Yuffie hatte ihr Wutai.

Ja, Yuffie sah das alles ein... aber andererseits hatte sie schon mal wieder ein bisschen Lust auf Abenteuer. Wo waren nur die ganzen Bösewichte, wenn man sie mal brauchte? Das hätte sie wenigstens davon abgelenkt, dass sie ihre Freunde vermisste und dass sie sich seit einigen Tagen im totalen Gefühlschaos befand... genau genommen, seit Vincent Valentine aufgetaucht war und verkündet hatte, dass er eine Weile in Wutai verbringen wollte.

Aus den Augenwinkeln linste Yuffie zu seiner Erscheinung und ihr Herz begann, Purzelbäume zu veranstalten. Er sah nachdenklich auf Wutai, während er lässig auf der Mauer neben ihr hockte, ein Bein an seinen Körper angezogen, um seinen Arm mit der goldenen Kralle darauf abstützen zu können. Ein leichter Windstoß erfasste seine langen Haare und ließ sie fliegen, ebenso seinen blutroten Mantel.

//Er ist so cool...//, schoss es Yuffie durch den Kopf und sie errötete tief, als sie erkannte, was sie gerade gedacht hatte.

Aber es war nun mal die Wahrheit: Vincent Valentine war der coolste, tollste, perfekteste Mann auf der ganzen weiten Welt und sie – Yuffie Kisaragi – war unwiderruflich und vollkommen in ihn verliebt.

Sie wusste gar nicht mehr, wie lange sie schon so für ihn empfand. Jeder schien es zu bemerken, weil sie in seiner Gegenwart zum Tollpatsch wurde, weil sie Müll redete und weil sie das unbändige Verlangen verspürte, ihn einfach nur anzustarren, wenn er bei ihr war.

„Yuffie? Ist alles in Ordnung?“, fragte er jetzt mit seiner tiefen Stimme und Yuffies Nacken begann zu kribbeln.

Sie riss sich mühsam von seinem Anblick los und setzte ihr breitestes Lächeln auf, so wie er es von ihr kannte. Sie konnte nicht anders... obwohl sie inzwischen reifer und wesentlich älter war, verfiel sie bei ihm in ihr Verhalten von damals.

„Ja, alles okay, ich habe nur gerade über Materia nachgedacht“, log sie schnell und hoffte, dass das glaubhaft war.

„Und warum siehst du mich dabei so an?“, fragte Vincent und sah ein wenig misstrauisch dabei aus.

Zu Recht, schließlich hatte sie ihm einmal die Materia geklaut...

„Äh... ich hab nur darüber nachgedacht, welche Materia zu dir passen würde. Du bist so rot und stark... vielleicht Ifrit, wie wäre das?“, fragte Yuffie breit lächelnd und begriff einen Moment zu spät, dass sie einen Fehler gemacht hatte.

Doch es war schon zu spät, sie konnte das Gesagte nicht zurücknehmen und sie hätte sich selbst ohrfeigen können, als Vincent sich vor ihr zurückzog. Es war nicht nur seine gesamte Körperhaltung, die nun ausdrückte, dass sie zu weit gegangen war, nein... vor allem sein trauriger Blick und dieser bittere Zug um seine Lippen machten ihr klar, dass sie genau das erreicht hatte, was sie niemals hatte erreichen wollen.

Vincent bezeichnete sich oft gerne selbst als „Monster“ und mit dem Vergleich zu Ifrit, einer Bestia, hatte sie seine düsteren Gedanken auch noch bestätigt. Wie dumm sie doch war...

„Ich... es tut mir leid... Vincent...“, sagte Yuffie leise und fühlte sich elend.

Vincent erhob sich und sagte kein Wort mehr, während er in den nahegelegenen Wald ging. Yuffie blieb zurück und jeder Schritt, der ihn von ihr entfernte, schnitt sich tief in Yuffies Herz.

„Es tut mir so leid... ich bin so blöd!“, ärgerte sich das Wutai-Mädchen und machte sich auf den Weg ins Dorf.

Auf dem Weg nach Hause wechselte sie kaum ein Wort mit anderen Menschen, die sie traf und Zuhause angekommen, verzog sie sich sofort in ihr Quartier. Nachdenklich schaute sie auf das Handy, dass die anderen ihr geschenkt hatten. Jeder von ihnen hatte das gleiche Modell, also hätte sie jetzt auch jeden erreichen können, den sie wollte.

Aber wen sollte sie schon anrufen? Keiner konnte ihr bei der Sache mit Vincent helfen, das musste sie als weiße Rose von Wutai schon alleine schaffen, sie war schließlich kein Kind mehr. Außerdem wusste sie sowieso schon, was die anderen sagen würden. Die männliche Fraktion fiel sowieso raus, denn Barrett machte sich ausschließlich darüber lustig, dass sie Vincent mochte, Cid hatte nur seine Technik im Kopf und Red hätte mit einem schlauen Spruch seines Volkes geglänzt, aus dem keiner schlau wurde. Reeve hätte sie getröstet und ihr wie bei einem Teenager über den Kopf gestreichelt, der die erste Verliebtheit bestimmt bald überstanden hätte und Cloud... ach Cloud peilte nicht mal, dass Tifa ihn liebte und er peilte nicht mal selbst, dass er sie liebte. Blieb also nur, die Sache allein zu regeln, aber genau das konnte Yuffie nicht, weil der Anblick Vincents sie jedes Mal aus der Fassung brachte.

Sie konnte nichts dagegen tun, sie liebte ihn nun mal.

//Was soll ich bloß machen...?//, fragte Yuffie sich und seufzte, während sie darüber nachsann.

Ihr musste einfach etwas einfallen...

Frühlingsmission

Zwei Tage später... und noch immer war Yuffie nicht eingefallen, was sie tun sollte. Sie war Vincent bisher aus dem Weg gegangen, weil sie einfach nicht wusste, was sie tun, geschweige denn sagen sollte.

Es war geradezu peinlich, dass sie trotz ihrer bald 19 Jahre keine Ahnung hatte, wie sie mit einem Mann wie Vincent Valentine umgehen sollte. Bei Cloud oder Reeve war das so einfach und zuerst war es ihr bei dem Schwarzhaarigen auch leicht gefallen, ihm kumpelhaft auf die Schulter zu klopfen oder einen Witz auf seine Kosten zu machen. Yuffie wusste nicht mehr genau, wann sich das geändert hatte, aber spätestens war es der Moment gewesen, als sie Vincent vor dieser russischen Irren namens Rosso gerettet hatte und er sich tatsächlich dafür bedankt hatte. Genau in diesem Moment hatte sie das flatterhafte Gefühl in ihrem Bauch mit aller Heftigkeit gespürt und es war keinesfalls mit dem anderen flatterhaften Gefühl der Übelkeit zu vergleichen, welches sie bekam, wenn sie mit Luftschiffen reisen musste.

Yuffie seufzte und schaute wiederholt auf das Handy in ihrer linken Hand. Alles, was passiert war, musste sie mit irgendwem bereden, das stand mittlerweile fest. Es war zwar undenkbar, aber sie – die unbesiegbare, schlaue, weiße Rose – brauchte dringend Hilfe!

Kurzentschlossen drückte sie auf eine der Kurzwahltasten und hielt das Handy ans Ohr, während sie nervös mit den Beinen wippte. Hoffentlich rief sie nicht umsonst an, denn ihr blieb nur genügend Mut für diesen einen Anruf, schließlich ging es hier um eine wirklich persönliche Angelegenheit.

„Yuffie?“

„Ha- hallo Tifa“, rief Yuffie lauter als es für ein Telefongespräch üblich war und erschrocken über die eigene Lautstärke hielt sie sich eine Hand vor den Mund.

„Schön, dass du dich meldest. Du hast Glück, ich habe die Bar gerade geschlossen und endlos Zeit für dich. Wie läuft es in Wutai?“, erkundigte sich Tifa am anderen Ende und Yuffie war ehrlich froh, dass sie den Entschluss gefasst hatte, gerade sie anzurufen.

Tifa war immer verlässlich, optimistisch und eine Art Ersatzmutter, wenn man so wollte. Wenn man einen guten Rat wollte, dann war man bei ihr zweifellos richtig.

„Wutai macht sich gut, du müsstest es sehen“, meinte Yuffie, aber sie war nicht recht bei der Sache, was ihre Gesprächspartnerin zu merken schien.

„Ist etwas passiert? Geht es um Vincent?“, fragte Tifa und traf damit den wunden Punkt.

„Ja, es geht um Vincent. Ich habe was Dummes gesagt und ich weiß nicht, was ich tun soll, um das ungeschehen zu machen“, antwortete Yuffie.

„Du musst es nicht ungeschehen machen, aber du könntest dich doch entschuldigen“, meinte die Ältere, aber Yuffie seufzte.

„Das habe ich doch schon, aber er ist einfach gegangen... mir fällt einfach nicht ein, was ich machen soll...“

„Hm...“

Tifa schien auch zu überlegen und es herrschte eine Weile Stille zwischen ihnen.

„Also, wenn selbst dir nichts einfällt, dann habe ich wirklich ein Problem“, sagte die junge Ninja niedergeschlagen.

„Nun... wenn es jemand anderes als Vincent wäre, dann würde mir vielleicht etwas einfallen, aber... das Problem ist einfach, niemand kennt ihn so gut wie du“, sagte Tifa und Yuffie fiel aus allen Wolken.

Sie und Vincent gut kennen? In welcher Parallelwelt war das denn passiert?

„Wie kommst du darauf? Wenn ich ihn gut kennen würde, hätte ich ihn niemals so verletzt“, warf Yuffie ein und wiederholt kam dieses schlechte Gewissen auf.

„Yuffie, lass den Kopf nicht hängen, ja? Ich weiß, ich bin gerade keine große Hilfe, aber ich glaube, dir fällt sicher etwas ein. Es gibt Dinge, die kannst nur du tun, also vertrau auf dich und mach dann das Erstbeste, was dir in den Sinn kommt“, riet Tifa ihr schließlich.

Damit endete das Gespräch und Yuffie sann eine Weile über das Besprochene nach. Etwas, was nur sie tun konnte... das Erstbeste tun, was ihr einfiel...

Yuffies Blick fiel auf die Berge, welche nicht weit von Wutai emporragten. Der Anblick der mächtigen Giganten erinnerte sie an etwas und nachdem sie eine Weile auf sie geschaut hatte, fiel es ihr ein.

Das war es! Das war die Gelegenheit, sich bei Vincent zu entschuldigen und es war noch dazu ein kleines Abenteuer, also genau das Richtige für Yuffie Kisaragi, die weiße Rose Wutais.
 

Yuffie krallte sich in die Felsen und erinnerte sich immer und immer wieder daran, dass sie keinesfalls nach unten schauen durfte. Sie hatte sich zwar gesichert, wenn man das so nennen konnte, wenn man sich ein Seil um den Bauch gebunden hatte, aber allzu sicher konnte man sich auch nicht fühlen. Yuffie hatte einen Enterhaken nach oben geworfen, welcher auch in den zerklüfteten Felsen steckengeblieben war, dann hatte sie sich selbst gesichert und nun erklomm sie Stück für Stück den Berg.

Sie war in der Frühe losgegangen, als die Sonne im Begriff war, aufzugehen und seit Stunden kletterte und kletterte sie, immer das Ziel vor Augen, dass sie erreichen wollte. Wenn sie diesen Berg bis zur Spitze erklommen hatte und das gefunden hatte, was sie suchte, dann konnte sie sich endlich bei Vincent entschuldigen. Dieses Ziel ließ sie die Schmerzen vergessen, welche die scharfen Kanten der Felsen ihren Händen, Armen und Beinen beibrachten und Yuffie kämpfte sich weiter.

Stunden später erreichte sie die Spitze und sie kroch ein Stück, ehe sie sicher auf den Felsen ankam. Sie blieb kurz liegen, um sich auszuruhen und neue Kraft zu schöpfen, dann stand sie auf und begann, sich umzuschauen. Irgendwo hier musste es sein...

Die junge Ninja suchte jeden Winkel genau ab, jede Felsspalte und jede Ecke suchten ihre Augen ab und endlich fand sie sie. Freudig lief sie zu der Blume hin, die sie gesucht hatte und fühlte sich ihrem Ziel schon näher.

Yuffie holte eine kleine Kugel aus ihrer Hosentasche und öffnete diese, danach grub sie die Blume ganz vorsichtig aus und verschloss sie dann in der Kugel. Das würde für den Transport reichen, so dass dieser wertvollen Fracht nichts passieren konnte, während Yuffie wieder den Abstieg wagen würde.

Yuffie ruhte sich noch etwas aus, dann befestigte sie den Enterhaken an einer Kante und seilte sich vorsichtig ab. Mit einer Hand presste sie die kleine Kugel an sich, mit der anderen umklammerte sie das Seil, während ihre Füße sie nach unten trugen.

Sie hatte schon die Hälfte des Weges geschafft, als ihre Füße den Halt verloren und sie für ein paar Minuten haltlos in der Luft baumelte. Vor Schreck krallte sie sich mit beiden Händen an das Seil, die Kugel in der Armbeuge. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals, während das Seil hin und her schwang und letztendlich wieder stillhielt, damit sie ihre Füße wieder an den Fels stellen konnte. Nun war Yuffie noch vorsichtiger und noch wachsamer auf ihrem Weg nach unten, während die Angst immer noch in ihren Gliedern steckte.

//Ganz schön knapp//, schoss es Yuffie durch den Kopf und musste leise lachen.

Was hatte sie nur für einen Schreck bekommen, das war schon richtig peinlich für die mächtigste Ninja weit und breit. Sie hatte doch ein Seil, also konnte nichts weiter passieren.

Gerade als sie dies dachte, gab es plötzlich einen Ruck und ehe Yuffie so recht wusste, wie ihr geschah, befand sie sich im freien Fall.

//Oh... nein, nein, nein, nein, nein!!!!//, schoss es Yuffie jetzt durch den Kopf und dieses Mal verging ihr jegliches Lachen.

Yuffie versuchte, die Felsen zu erreichen, doch sie war nach hinten gefallen, als das Seil nachgegeben hatte und so hatte sie keine Chance. Sie ruderte mit Armen und Beinen, aber es nutzte nichts, sie konnte nur beobachten, wie der Boden unter ihr immer näher und näher kommen.

„Das ist doch kein Ende für die weiße Rose Wutais, verdaaaaaaaaaaaammmmmttttt!“, rief Yuffie laut und voller Angst, dann schloss sie die Augen, denn sie wollte nicht sehen, wie das ausging, weil sie es schon wusste.

Aus dieser Höhe würde Unaussprechliches mit ihr passieren und sie hatte es immer noch nicht geschafft, sich bei Vincent zu entschuldigen.

Plötzlich gab es einen erneuten Ruck und Yuffie schlug die Augen auf, denn ihr Fall wurde gestoppt. Sie hing nach wie vor in der Luft, aber ein Arm hatte sich um ihre Taille geschlungen und hielt sie sicher, so dass sie nicht mehr fallen konnte.

Yuffie folgte dem Verlauf der schwarz-behandschuhten Hand, weiter hinauf zum Arm und der Schulter, die halbwegs vom blutroten Stoff eines Umhangs verdeckt wurde. Der Blick aus roten Augen ruhte auf ihr, während die goldene Krallenhand tief im Fels steckte.

„Vincent, was machst du denn hier?“, fragte Yuffie überrascht, war aber außerordentlich froh, dass er hier war und sie aus diesem Schlamassel geholt hatte.

„Dich retten...“, lautete Vincents knapper Kommentar und mit diesen Worten hielt er Yuffie dicht an sich gedrückt, dann sprang er leichtfüßig in die Tiefe.

Yuffie hörte jemanden schreien... und bemerkte, dass dieses Geräusch von ihr kam. Sie hielt eine Hand vor ihren Mund, dann schloss sie wieder die Augen und vergrub ihr Gesicht an Vincents Brust, während sie sich mit einer Hand an ihn krallte.

„Du kannst loslassen... es ist alles okay“, sagte Vincent schließlich nach einer Weile und Yuffie öffnete vorsichtig die Augen.

Sie sah Bäume, Hecken und sogar ein paar Vögel, welche in den Wipfel zwitscherten. Es war alles wieder normal, keine Höhe mehr, keine Gefahr mehr, alles war sicher... alles war okay, wie Vincent es gesagt hatte.

Yuffie ließ ihn los und sie war froh, als sie endlich wieder Erdboden unter den Füßen hatte. Sie hatte es geschafft, sie war nicht tot und sie hatte die Blume. Fehlte nur noch...

„Vincent, es tut mir so leid, was ich gesagt habe, es tut mir wirklich, wirklich leid, auch dass du mich gerade retten musstest, es tut mir leid“, sprudelte es aus Yuffie hervor, dann fiel ihr die Kugel wieder ein.

Sie übergab sie Vincent und schaute ihn an, um zu überprüfen, ob er ihr wirklich verzeihen würde. Sie wünschte es sich so sehr...

„Verzeihst du mir...?“, fragte sie leise, während Vincent sich die Kugel und die Blume darin anschaute.

Vincent sagte erst einmal gar nichts und auch seine Mimik blieb undurchschaubar, da sein roter Kragen die Sicht auf seinen Mund großzügig versperrte.

Schließlich seufzte er.

„Du bist extra wegen dieser Blume da hoch geklettert?“

Yuffie nickte eifrig.

Vincent schaute Yuffie an und ihn überkam das unbändige Verlangen danach, ihr mit dem Finger zumindest gegen die Stirn zu schnipsen. Sie war manchmal wirklich verrückt, aber es steckte eine gute Absicht dahinter, deshalb konnte er ihr nicht lange böse sein.

Wieder seufzte er.

„Komm, die anderen suchen schon nach dir.“

„Verzeihst du mir?“, fragte Yuffie wieder.

Vincent wandte sich um und er streckte wortlos eine Hand nach ihr aus. Yuffie lachte vergnügt und alle Sorge fiel von ihr ab, während sie mit Vincent zurück zum Dorf ging.

„Wer sucht denn nach mir?“

„Sagen wir es so... ein paar alte Bekannte sind hier.“

Mehr war wie immer aus Vincent nicht herauszukriegen, also musste die Antwort wohl warten, bis sie wieder in Wutai waren.

Frühlingsgrüße

Bei den „alten Bekannten“ handelte es sich um die Turks, wie Yuffie recht bald darauf sehen konnte. DSeit Frieden überall eingekehrt war und die Turks als bloße Leibwache für Rufus einfach zu wenig zu tun hatten, verdingten sie sich seit Neuestem als Händler für alles. Yuffie hatte seitdem ein paar Geschäfte mit ihnen gemacht, trug ihnen aber immer noch nach, dass sie die Berge damals für ihre Zwecke missbraucht hatten. Auch jetzt rumorte der Ärger in ihr, während sie auf Reno und Rude zuging, die an ihrem schwarzen, auffälligen Auto lehnten.

„Hey Miss Ninja, wir haben neue Sachen im Angebot“, sagte der Rothaarige und bemühte sich ein wenig zu sehr um Verkaufslaune.

Man sah, dass Reno seiner neuen Aufgabe nicht sehr aufgeschlossen gegenüber stand und auch Rude sah nur mäßig enthusiastisch aus, was bei dem Dunkelhäutigen aber fast schon Markenzeichen war.

Yuffie blieb vor den beiden stehen und konnte ein leises Kichern nicht unterdrücken.

„Ich fasse es immer noch nicht, dass ihr jetzt fahrende Händler seid. Was denkt sich Rufus bloß dabei?“, fragte sie und Reno musste sich schwer zurückhalten, um diese Frage nicht mit der Ninja zu erörtern, denn er fragte sich das selbst auch recht oft.

„Was habt ihr denn Neues im Angebot?“, erkundigte sich Yuffie, schließlich war sie neugierig.

Vielleicht gab es eine neue Materia, die nur darauf wartete, ausprobiert zu werden.

Reno breitete einen Katalog vor Yuffie auf der Motorhaube des Autos aus und wies auf die Neuheiten.

„Wir haben seit heute neue Heilitems, Chocobofutter und auch den einen oder anderen Schmuckgegenstand dabei“, erklärte Reno und wies auf die entsprechenden Dinge.

Sofort fiel Yuffie eine filigrane, silberne Kette auf, an der eine ebenfalls silberne Rose hing. Ihr Herz klopfte ein wenig schneller beim Anblick dieses Schmuckstücks.

//Wie schön...//, dachte Yuffie und wollte schon auf die Kette zeigen, aber sie verbot dies schnell. Nie und nimmer würde ihr so etwas stehen und außerdem würde es sie beim Kämpfen stören.

„Ich bin heute leider nicht in Kauflaune, vielleicht ein anderes Mal“, sagte sie schließlich und Reno seufzte, ehe er den Katalog wieder zuschlug.

„Schade. Na ja, nächstes Mal werden wir etwas dabei haben, was du nie und nimmer ablehnen kannst“, meinte der Rothaarige und Yuffie grinste.

„Klingt wie eine interessante Wette“, meinte sie und Reno nickte.

„Darauf kannst du auch wetten. Wenn ich gewinne, dann musst du das nächste Mal unser ganzes Sortiment kaufen“, meinte er.

Yuffie lachte.

„Okay. Aber wenn ich gewinne, dann kriege ich die nächsten Materia umsonst, die ich haben will“, sagte sie und Reno stimmte zu.

Rude gab einen empörten Laut von sich, doch keiner achtete auf ihn, so dass er Vincent einen verzweifelten Blick zuwarf. Doch auch dieser hob nur die Schultern, als ob es ihm egal wäre und überließ Rude seinen Sorgen. Er hatte schon mit der übermütigen Ninja hier genug zu tun...
 

Es dauerte nicht lange, nachdem die Turks weggefahren waren, als ein weiteres Auto in Wutai Halt machte. Yuffie staunte nicht schlecht, als Tifa aus ihrem alten Truck stieg und noch mehr staunte sie, als der vielbeschäftigte Cloud Strife mit seinem Motorrad ebenfalls Halt machte.

„Was macht ihr denn hier?“, fragte Yuffie überrascht und sie lief ohne zu Zögern zu Tifa, um sich von dieser umarmen zu lassen.

„Cloud hat in der Nähe einen Auftrag gehabt und da wollten wir dich gleich mal besuchen kommen. Ich hoffe, dass wir nicht stören“, antwortete die junge Frau und Cloud kam nun auch zu ihnen.

Yuffie ließ es sich nicht nehmen, den blonden Mann zu umarmen, obwohl sie wusste, dass es dem anderen unangenehm war. Sie freute sich einfach sehr, dass die beiden hier waren, schließlich hatte sie sie ewig nicht gesehen.

„Hier hat sich ja einiges verändert“, stellte Cloud fest und Yuffie wuchs vor Stolz ein paar Zentimetet.

„Ja, das kannst du laut sagen. Wutai ist in der Blüte seines Lebens, genau wie ich“, lachte Yuffie und musste einfach ein wenig mit ihrem Dorf angeben.

„Wenn ihr wollt, führe ich euch gerne ein wenig herum. Keine Sorge, es kostet nichts, schließlich seid ihr meine Freunde“, sagte Yuffie dann schnell und ihr brachte das ein Kopfschütteln von Cloud ein, während Tifa lachen musste.

Und so kam es, dass Yuffie ihre Freunde durch ihr Dorf führte, ihnen die Änderungen nahe brachte und es einfach genoss, wie Tifa und Cloud ihr Werk würdigten.

„Es sind ein paar mehr Menschen hergezogen, so dass wir bald neue Häuser bauen müssen und ich leite eine eigene Ninjagruppe, die die Geschehnisse in der Gegend beobachten. So bin ich immer informiert und Wutai ist sicher“, erklärte Yuffie gerade und beendete ihre Tour vor ihrem Zuhause.

„Wo ist eigentlich Vincent? Ich habe gehört, er ist hier“, meldete sich Cloud jetzt zu Wort und Yuffie ärgerte sich, dass der andere ihre Ausführungen kaum würdigte.

Allerdings fragte auch sie sich, wo der Schwarzhaarige steckte. Seit die Turks wieder gefahren waren, hatte sie ihn nicht mehr gesehen und dabei hatten sie noch nicht darüber geredet, ob er ihr nun verziehen hatte oder nicht. Bestimmt hatte er ihr verziehen, schließlich war Vincent kein Unmensch, aber sie hätte ihm gerne erklärt, warum ihr in seiner Nähe so viele Missgeschicke passierten.

„Ich weiß es nicht. Er ist vorhin einfach verschwunden, ihr kennt ihn ja“, sagte Yuffie schulterzuckend und versuchte ein unbekümmertes Lächeln, doch das täuschte Tifa nicht.

„Cloud, geh doch Vincent suchen. Ich wollte sowieso noch etwas mehr über Wutai wissen“, meinte die Barfrau und ergriff Yuffies Hände, um das junge Mädchen mit sich zu ziehen.

Cloud tat wie geheißen und so hatten die beiden Frauen etwas Zeit für ein ungestörtes Gespräch zu zweit.

„Ich hatte nach unserem Telefongespräch einfach keine ruhige Minute mehr, deshalb habe ich Cloud begleitet. Konntest du dich denn bei Vincent entschuldigen?“, wollte Tifa wissen und Yuffie nickte.

„Ja. Aber ich weiß nicht, ob er meine Entschuldigung angenommen hat. Er hat nichts weiter dazu gesagt“, meinte Yuffie unsicher und Tifa winkte lachend ab.

„Das ist Vincent. Er macht dann einfach weiter, als wäre nichts passiert. Das ist doch ein gutes Zeichen. Warum freust du dich denn nicht darüber?“, wollte sie wissen.

Yuffie seufzte überfordert auf und entzog ihrer Freundin die Hände, um diese zu Fäusten zu ballen.

„Ich würde ihm so gerne sagen, was ich empfinde und warum ich in seiner Nähe so trottelig bin. Aber es geht einfach nicht. Als ob er mich mit einem Zauber belegt hat, wenn ich bei ihm bin, es ist so frustrierend“, meinte Yuffie frustriert und seufzte abermals.

„Ich verstehe, was du meinst. Mir geht es mit Cloud auch so...“, sagte Tifa, was ihr einen überraschten Blick der jungen Ninja einbrachte.

Tifa war eine Powerfrau, sie war hübsch, schlagfertig, aber konnte gleichzeitig sanft und liebevoll sein. Wieso übersah Cloud das einfach?

„Kannst du mit ihm auch nicht darüber reden?“, wollte Yuffie wissen.

Tifa schüttelte den Kopf.

„Nein. Aber ich bin froh, dass ich für ihn da sein kann. Ich glaube auch, dass ich es nicht aussprechen muss, damit er es weiß. So, wie er mir hilft und mich manchmal von sich aus umarmt, glaube ich, dass er es spürt, was ich für ihn empfinde.“

„Einfach so?“, fragte Yuffie skeptisch und Tifa nickte.

„Ja, einfach so. Ich weiß leider nicht, ob dir das hilft in Bezug auf Vincent, schließlich hat jedes Paar wohl eine eigene Methode, wie es sich näher kommt. Du musst für dich und Vincent wohl die Wutaimethode finden, Yuffie“, lächelte Tifa und Yuffie hätte am liebsten wieder frustrierend und abgrundtief aufgeseufzt.

Die Wutaimethode? Sie glaubte kaum, dass es ihr helfen würde, wenn sie Vincent mit Wurfmessern oder ihrem Wurfstern zuleibe rückte.

In diesem Moment schlossen sich Cloud und Vincent den beiden Frauen an.

„Bin ihm quasi in die Arme gelaufen“, sagte der Blonde und der Schwarzhaarige umarmte Tifa zur Begrüßung, was Yuffie vor Neid fast platzen ließ.

Bei ihr reichte es gerade mal für ein Nicken oder einen feuchten Händedruck...

„Ich muss dann mal wieder, die Arbeit ruft“, rief sie lauter als nötig und winkte den dreien zu, ehe sie davonrannte.

Zwar hatte sie nicht viel zu tun, aber sie würde sich schon etwas suchen, damit sie dieses Bild, wie Vincent Tifa einfach so umarmte, aus dem Kopf bekommen konnte. Vielleicht war es etwas so Anstrengendes, dass sie darüber sogar vergaß, wie man weinte. Doch für diesen einen Moment wollte sie die Enttäuschung und die Eifersucht zum Ausdruck bringen und sie einfach geschehen lassen...

Doch in diesem Moment wurde sie plötzlich am Handgelenk festgehalten und sie kam mit einem Ruck zum Stehen.

„Yuffie...“

Die samtene, leise Stimme ließ ihr Herz höher schlagen und gleichzeitig zog es sich vor Scham zusammen.

//Vincent...//

Frühlingsromantik

Yuffie konnte nicht glauben, wie viel Pech sie doch hatte. Warum konnte sie nicht einmal Glück haben? Sie überlegte kurz, ob sie Vincent angreifen sollte, um sich loszumachen, aber der Griff des anderen war viel zu fest. Es tat zwar nicht weh, aber Yuffie wusste, dass sie keine Chance hatte.

//Na super, jetzt sieht er mich auch noch im verheulten Zustand...//, schoss es der jungen Ninja durch den Kopf und sie gab ein leises Schniefen von sich.

„Weinst du etwa?“, fragte Vincent und versuchte, Yuffie zu sich zu drehen, doch diese wollte das nicht zulassen, also drehte sie sich immer wieder weg, damit er ihre Tränen nicht sehen konnte.

„Ich und Weinen? Niemals, ich weiß gar nicht, wie das geht“, rief sie, doch ihre Stimme zitterte dabei, dass Vincent nur eins und eins zusammenzählen musste.

Yuffie schrie überrascht auf, als Vincent sie plötzlich packte und auf beide Arme hob.

„Halt dich fest“, lautete sein einziger Kommentar, dann sprang er hoch in die Luft.

Yuffie hielt sich alleine schon wegen des Schrecks an Vincent fest und klammerte sich ins Leder seines Kampfanzugs. Sie schloss die Augen und versuchte, die leichte Übelkeit zu verdrängen, die ihren Magen in ihrem flatterigen Griff hatte. Noch peinlicher als die Tränen wäre wohl, wenn sie sich direkt auf Vincents Kleidung übergab und so weit wollte es die junge Ninja nicht kommen lassen.

Vincent landete in einem Baum, doch er machte nicht Halt. Schnell wie der Wind sprang er weiter und weiter und Yuffie drückte ihr Gesicht an die tröstliche Wärme, die der andere aussandte. Egal, was jetzt auch noch passierte, sie würde allein diese kleine Reise mit ihm tief in ihrem Herzen bewahren, wenn sie zukünftig auf die Bäume Wutais schaute.

Viel zu schnell war die kleine Reise jedoch beendet und Vincent setzte Yuffie in weichem Gras ab. Sie befanden sich auf einem kleinen grasbewachsenen Hügel, der weit weg vom Dorf entfernt lag. Vincent gab Yuffie einige Minuten Zeit, ließ seinen Blick jedoch auf ihr ruhen, damit sie nicht verschwinden konnte, wenn er nicht hinsah.

„Wir sollten reden“, begann er das Gespräch und ließ sich elegant neben ihr nieder.

Yuffie versuchte, sich trotz der Tränenspuren auf ihrem Gesicht natürlich wie immer zu verhalten, aber die aktive, vor Selbstbewusstsein strotzende Yuffie hatte sich ganz tief in ihr verkrochen und kapitulierte bei Vincents intensivem Blick aus roten Augen. Übrig blieb die Yuffie, die kaum jemand zu Gesicht bekam, weil sie einfach nicht zum Restbild passte.

„Worüber?“, lautete daher ihre fast erschöpft klingende Frage.

„Ich denke, das weißt du...“, meinte Vincent und Yuffie konnte seinem Blick kaum Stand halten.

„Ich nehme an, es geht nicht um das Wetter“, sagte Yuffie schwach lächelnd, ihr letzter Versuch, den Mann vor ihr abzulenken.

„Nein.“

„Das habe ich mir gedacht...“

Yuffie sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. Aber dann sammelte sie all ihren Mut zusammen und dachte an Tifa und Cloud. Die beiden hatte ihre Methode gefunden, um zusammensein zu können und Yuffie musste ihren mit Vincent finden, egal, ob es auf Freundschaft oder diesen irritierenden, warmen Gefühlen in ihr beruhte.

„Ich... es tut mir nochmals leid, was ich damals gesagt habe. Aber ich muss dir hiermit auch sagen, dass es häufiger solche Situationen geben wird. Du bringst mich einfach durcheinander, Vincent“, sagte Yuffie und zwang sich selbst, Vincent direkt ins Gesicht zu schauen.

„Ich?“, fragte dieser nun nach und Yuffie sprang auf.

„Natürlich. Du bist Vincent Valentine. Du bist gutaussehend, du bist cool, du kannst mit der Waffe umgehen wie kein anderer und du...“

Yuffie holte tief Luft, sie glaubte, es kaum zu schaffen, doch sie nahm erneut ihren Mut zusammen und schüttelte die Angst ab. Selbst, wenn Vincent ihr eine Abfuhr erteilen würde, sie würde es durchstehen und daran wachsen. Sie würde es verkraften und dann weiter machen, das wusste sie.

„... und du lässt mein Herz wirklich sehr wild schlagen“, beendete die junge Ninja ihren Satz, dann wartete sie auf ihr Urteil.

Aber sie war schon jetzt stolz auf sich, dass sie es durchgezogen hatte. Tifa würde garantiert stolz auf sie sein.

Vincent erhob sich nun auch und Yuffie musste den Kopf in den Nacken legen, um ihn weiter ansehen zu können. Der Blick aus roten Augen schien sie fast zu versengen, da er an Intensität zugelegt hatte. Angespannt wartete Yuffie auf eine Antwort, doch Vincent schwieg noch. Er ergriff eine Hand Yuffies.

„Mach die Augen zu...“, wies er sie an.

Ihr Herz begann noch mehr zu klopfen, aber sie tat es. Würde Vincent sie jetzt vielleicht küssen? Sie konnte es sich nicht vorstellen, wo der andere doch so sparsam mit Gefühlsbekundungen umging. Sie war sich auch nicht sicher, ob sie einen Kuss von ihm überleben würde, schließlich war seine bloße Nähe schon fast zu viel.

Wenig später spürte sie, wie etwas kaltes Filigranes in ihre Hand gelegt wurde und auch ohne das leise „Mach die Augen auf...“ von ihm hätte sie es wohl jetzt getan, als er ihre Hand wieder losließ. Yuffie schaute in ihre geöffnete Hand und entdeckte die silberne Kette mit der Rose daran, die sie vor ein paar Stunden noch in dem Katalog der Turks gesehen hatte.

„Oh mein Gott... woher wusstest du...“, stammelte Yuffie und war außer sich vor Freude.

Vincent entnahm ihr erneut die Kette und legte sie ihr um, bis die Kette um ihren schlanken Hals und der Anhänger auf ihrer Schlüsselbeingegend ruhte.

„Ich kenne dich, Yuffie Kisaragi...“, lautete seine Antwort und Yuffie wurde warm und wohlig zumute.

Von neuer Kraft und neuem Selbstbewusstsein durchdrungen sprang sie an Vincent hoch und umklammerte ihn mit Armen und Beinen. Er legte kurz darauf die Arme um ihren Körper und drückte sie vorsichtig und ein wenig ungelenk an sich, aber für Yuffie war es die perfekteste Umarmung auf der ganzen weiten Welt.

Vielleicht war es nicht der geschickteste Weg, um einander die Zuneigung zu gestehen. Doch tief im Inneren wussten sie beide, dass sie ihre Methode und einander gefunden hatten.

„Ich danke dir, Vincent Valentine“, sagte Yuffie und sie schenkte dem Schützen ein Lächeln, dass wohl nur er je zu Gesicht bekommen würde.

Vincent lächelte ebenfalls und lehnte einen Augenblick später seine Stirn an ihre, so dass sich ihre beiden Stirnbänder wie zum Kuss vereinigen konnten.

„Danke, Yuffie...“

Frühlingsflug

Yuffie kämpfte ihr Unbehagen nieder, als Cid mit der Highwind auf der großen weiten Wiesenebene zur Landung ansetzte. Sie schaute zurück zu ihrem Wutai und wünschte, sie hätte diese Mission nie angenommen, aber nun war sie hier und vor Vincent, der neben ihr stand, wollte sie sich dann doch keine Blöße geben.

„Keine Sorge... ich bin bei dir“, flüsterte er ihr jetzt zu und sie schaute überrascht zu ihm.

Ein kaum merkliches Lächeln lag auf seinen Lippen, doch bevor sie ihn fragen konnte, woher er schon wieder wusste, was ihr durch den Kopf ging, gab er ihr schon eine Antwort.

„Ich kenne dich lange genug, um zu wissen, dass dir alles, was fliegt, nicht geheuer ist... und deinem Magen schon gar nicht“, meinte er und seine Stimme endete in einem unterdrückten Laut, als wolle er lachen.

Yuffie konnte es nicht verhindern, sie begann zu schmollen, aber darüber vergaß sie ein Stück weit ihr Unbehagen, wenn sie das Luftschiff sah. Dies kehrte erst wieder zurück, als sich ein Zugang öffnete und Cid sie im Eingangsbereich mit einer ungeduldigen Handbewegung zu sich winkte, obwohl das Luftschiff immer noch ein ganzes Stück über dem Erdboden schwebte.

„Das ist doch nicht sein Ernst!“, rief die junge Ninja da und sie schüttelte vehement den Kopf.

Keine zehn Behemoths würden sie dazu bringen, dort hoch zu springen!

Yuffie machte also kehrt und beschloss, wieder nach Hause zu gehen, wo bestimmt wesentlich wichtigere Dinge auf sie warteten, doch im nächsten Moment wurde sie gepackt und an einen starken Oberkörper gepresst.

„Halt dich fest“, raunte Vincent ihr zu und schon rannte er los.

//Oh nein, nicht das schon wieder!//, dachte Yuffie und sie krallte sich in das kühle Leder des Anzugs, der den Schützen kleidete.

Sie hielt die Augen krampfhaft geschlossen, als es einen Ruck gab, als Vincent absprang und durch die Luft glitt. Dann gab es einen weiteren Ruck, als er landete und aufgrund der schwankenden Oberfläche war es eindeutig, dass sie das Ziel wohlbehalten erreicht hatten.

„Wurde aber auch Zeit, wir sind schon im Verzug“, war in nächster Nähe Cids bärbeißige Stimme zu hören und ein lauter Knall sagte Yuffie, dass der einzige Fluchtweg nun geschlossen war.

Vincent entfernte sanft ihre verkrampften Finger von seinem Anzug und stellte sie auf beide Füße, ehe er Cid begrüßte. Yuffie gab das ein paar Momente, um sich zu sammeln und auch sie gab ein paar begrüßende Worte von sich.

Ein Ruck ging durch das Luftschiff und Yuffie hörte sich selbst aufschreien, als sich das Ungetüm in Bewegung setzte. Sie flogen... und das reichlich schnell.

Cid lachte schallend.

„Einige Dinge ändern sich wohl nie.“

Yuffie warf ihm einen bösen Blick zu, ehe sie sich darum bemühte, ihren Magen gut zuzureden. Als reine Vorsichtsmaßnahme kniete sie sich auf den Boden und atmete tief ein und aus, wie Reeve es ihr einmal geraten hatte.

Als sich die junge Ninja einigermaßen sicher fühlte, folgte sie Vincent und Cid zur Kommandobrücke, wo noch einige andere Kameraden warteten. Unter anderem hatten sich Cloud, Nanaki und sogar Caith Sith hier versammelt und Yuffie freute sich sehr, die vier hier zu sehen.

„Wow, da haben wir ja ein Großaufgebot“, sagte sie und begrüßte ihre langjährigen Kampfgefährten.

„Aber wo sind Tifa und Barrett? Sie fehlen noch“, meinte sie dann und wandte sich damit an Cloud, der den meisten Kontakt zu den beiden hatte.

„Tifa musste sich um die Bar kümmern und es gab in Midgar einiges, worum sie sich kümmern musste. Barrett hat seine Hilfe angeboten, damit sie nicht alles allein machen muss“, erwiderte er völlig neutral.

Yuffie nahm es traurig hin, dass die beiden nicht da waren, doch dann beschloss sie, das Ganze positiv zu sehen. Vielleicht war das die Gelegenheit...

//Damit könnte ich beweisen, dass ich besser geworden bin und nicht hinter Tifa zurückstehe//, witterte die junge Ninja ihre Chance.

„Ok. Wie lautet die Mission?“, fragte sie daher voller Tatendrang und zum Glück schien Cid nur darauf gewartet zu haben, seine Informationen zu teilen.

„Es verschwinden wieder Frauen, wie damals“, begann er, doch da musste Yuffie ihn bereits unterbrechen.

„Was? Moment mal, Corneo ist doch tot!“

„Das heißt, jemand anderes hat das Geschäft übernommen“, sagte Cloud dazu und Yuffie überlief ein Schauer.

Sie konnte sich noch gut an jenen Moment erinnern, als sie und Elena von den Turks von Don Corneo entführt worden waren. Dieser Perverse hatte schon vorher viele Frauen entführt, auf der Suche nach seiner nächsten potenziellen Geliebten. Er war ein unangenehmer Zeitgenosse gewesen, der keinen Respekt vor Frauen gehabt hatte und so tat es Yuffie wenig leid, dass dieser unangenehme Mann das Zeitliche gesegnet hatte. Innerlich klatschte sie Reno immer noch Beifall dafür, dass dieser Don Corneo von der Da-Chao-Statue in die Tiefe befördert hatte.

„Laut den Informationen, die wir bisher gesammelt haben, wird es heute Abend in Kalm zu erneutem Verschwinden von Personen kommen. Wir müssen also schnell sein.“

„Was sollen wir tun?“, fragte nun Vincent an Cid gewandt und auch die anderen wollten wissen, was die Aufgabe war.

„Wir müssen diesen neuen … äh....“

„Perversen?“, half Yuffie und Cid grinste.

„Ja, das passt. Wir müssen also diesen neuen Perversen in die Mangel nehmen und die Frauen, die er in seiner Gewalt hat, retten. Außerdem müssen wir seine Kommandozentrale ausfindig machen und zerschlagen, falls er ebenfalls nur ein Handlanger ist.“

„Wie lautet der Plan?“, fragte Nanaki ruhig.

Yuffie ballte die Fäuste.

„Wir gehen zu diesem Perversen und mischen ihn ordentlich auf“, sagte sie entschlossen.

„Ich verstehe, dass du so vorgehen möchtest, Yuffie, aber ich halte das für keine gute Idee. Wir haben keine Ahnung, ob es Hintermänner gibt, also dürfen wir kein Aufsehen erregen“, sagte Caith Sith.

Yuffie überraschte es immer wieder, was für schlaue Sachen diese Katze auf ihrem Mogryroboter von sich geben konnte und sie musste sich immer wieder daran erinnern, dass sich dahinter Reeve verbarg, der sich innerhalb der WRO um sämtliche Belange kümmerte.

//Wahrscheinlich sieht er das Ganze auch ein bisschen als Urlaub an//, sagte sich Yuffie und gab nach.

„Okay, also kein Stürmen und Schlagen. Aber was dann?“

Cid begann, dröhnend zu lachen.

„Und ich dachte schon, du fragst nie. Hör zu, wir haben uns Folgendes gedacht.“

Der Pilot legte seinen Plan dar und als er geendet hatte, schaute Yuffie ihn an, als hätte er den Verstand verloren.

„Wie bitte?! Ich soll den Lockvogel für diesen Perversen spielen?! Wieso das denn?!“, rief sie entsetzt.

„Nun, du bist ein Mädchen, richtig?“, sagte Cid und kratzte sich am Hinterkopf.

„Das heißt, ich bin nur hier, weil ich ein Mädchen bin und damit einen guten Lockvogel abgebe?“, wollte Yuffie wissen und ihre Stimme bebte vor Wut.

„Es wäre die beste Lösung. Cait Sith ist zu auffällig und Vincent, Cid und ich sind zu groß, um als Frauen durchgehen zu können. Das hat auch taktische Gründe, Yuffie. Du kannst dich von Nahem am besten verteidigen, weil du auch kleine Waffen bei dir verstecken kannst. Du bist also unsere einzige Hoffnung“, sagte Cloud, was Yuffie zumindest ein bisschen besänftigte.

Sie seufzte.

„Das heißt, ihr seid auf mich angewiesen, ja?“, fragte Yuffie und ließ ihren Blick schweifen.

Alle Anwesenden nickten und Yuffie empfand das als ausreichend.

„Na gut, dann machen wir das so. Dieser Perverse wird vor mir niederknien, ihr werdet es schon sehen“, sprach die junge Ninja und sie meinte das so, wie sie es sagte.
 

//Zwar habe ich gesagt, ich würde diesen Typen zum Niederknien animieren, aber ich habe keine Ahnung, wie ich das machen soll//, dachte Yuffie wenig später, während sie sich in Kalm umsah.

Sie war noch nie hier gewesen und hatte nur die Informationen der anderen, auf die sie sich verlassen konnte. Kalm war eine alte Bergarbeiterstadt, die sich nicht unweit von Midgar befand. Es gab Minen und viele Kneipen, sowie kleinere Läden und Wohnhäuser, die rustikal anmuteten. Yuffie konnte sich nicht vorstellen, dass ausgerechnet hier so eine Abscheulichkeit, wie die Entführung von Frauen, stattfinden konnte, aber anscheinend war die Welt verkommener als sie gedacht hatte.

Yuffie machte am äußeren Rand der kleinen Stadt einen Tunnel aus, auf dem drei Gebäude thronten. Es handelte sich um Geschäfte, aber Yuffies Ninjasinne sagten ihr, dass es in einem dieser Häuser eine Verbindung zu dem Tunnel geben musste.

//Perfekt für ominöse Geschäfte//, dachte sie und beschloss, sich das genauer anzusehen.

„Hast du etwas entdeckt?“, fragte Vincents Stimme und Yuffie erschrak sich.

Gerade so konnte sie einen Schrei unterdrücken und sie presste eine Hand auf ihr nun heftig klopfendes Herz. Sie erinnerte sich nun wieder daran, dass sie mit einem kleinen Ohrstöpsel ausgestattet war, mit dem sie Kontakt zu den anderen halten konnte. Sie konnte ihnen nicht antworten, aber zumindest würde sie auf dem Laufenden sein, was die gesamte Aktion betraf.

„... Ich vergaß, du kannst mir nicht antworten. Nun, dann... pass auf dich auf, Yuffie.“

Yuffie errötete tief und ihr Herz klopfte ihr nun bis zum Hals.

//So etwas kann er doch nicht einfach so zu mir sagen, wenn ich mitten in einer Mission bin//, dachte sie, während sie erfolglos versuchte, sich wieder zu beruhigen.

Zu gerne wäre sie jetzt in Vincents Nähe gewesen, um ihm eine passende Antwort zu geben. Zum Beispiel hätte sie spielerisch mit ihm schimpfen können, dass dieser Kommunikationsweg eigentlich für wichtige Mitteilungen gedacht war und nicht für Liebesbekundungen seinerseits. Doch nichts anderes wäre ihr in diesem Moment willkommener gewesen als Vincents Worte, die ihm bestimmt nicht gerade leicht gefallen waren. Sie waren ihr sogar ein wenig ungelenk vorgekommen, aber genau das war es, was Yuffies Herz nun dazu brachte, überzuquellen vor Gefühlen.

//Konzentriere dich, du musst den Frauen helfen. Später bleibt noch genug Zeit, um ihn zu küs-!//, schoss es Yuffie durch den Kopf und sie hielt in ihrem eigenen Gedanken schockiert inne, während ihr Herz nun förmlich durchdrehte.

//Küssen? Wie komme ich denn jetzt darauf?!//, schimpfte die Wutai-Ninja mit sich selbst und ihre Finger verirrten sich wie von selbst zu ihren Lippen.

Nun, der Gedanke war nicht abwegig, schließlich waren Vincent und sie nun ein Paar. Bisher war noch nicht viel passiert, außer, dass sie sich vielleicht ein- oder zweimal an den Händen gehalten hatten. Sich zu küssen war der nächste logische Schritt und Yuffie wurde nochmals völlig anders zumute, als sich in ihrem Kopf ein Bild einnistete, wie Vincent sich zu ihr hinunterbeugen würde... ihr immer näher kommen würde, bis sie seinen Atem auf ihrem Mund fühlen würde... und wie schließlich nicht mal ein Blatt Papier zwischen sie passen würde.

//Oh mein Gott, ich glaube, ich bin gerade eine Schande für einen Ninja//, dachte Yuffie entsetzt über sich selbst... aber einem gewissen Teil von ihr gefiel diese Vorstellung auch, so dass sie sich noch kurz diesem Bild hingab.

Es war selten, dass sie sich solche Momente gönnte. Momente, die einfach nur der Frau in ihr gehörten und die sonst keinen Platz neben der weißen Rose von Wutai hatten.

„He Yuffie, was ist los? Du bewegst dich gar nicht mehr, kriegst du kalte Füße?“, brachte Cids Stimme Yuffie plötzlich wieder in die Wirklichkeit.

Die Wutai-Ninja verdrängte den fraulichen Teil in sich wieder dahin, wo er hingehörte und konzentrierte sich wieder auf den Wutai-Teil in sich. Sie war hier auf einer Mission und nichts und niemand durfte sie jetzt ablenken. Sie hatte einen Ruf zu wahren und deshalb durfte sie jetzt nicht weich werden. Sie hatte geschworen, dass sie es den Jungs zeigen würde und die weiße Rose von Wutai stand zu ihrem Wort.

Frühlingsgeheimnis

Yuffie näherte sich dem Tunnel, während sie ihre Umgebung genau im Blick behielt. Sie tat so, als würde sie die Schilder inspizieren, die an den Gemäuern hingen, schlüpfte in einem Moment aber in das dunkle Innere des Tunnels hinein, was in ihrem jetzigen Outfit eine echte Herausforderung darstellte.

//Welcher Idiot ist eigentlich darauf gekommen, dass ich sowas anziehen muss?//, schimpfte Yuffie innerlich und zupfte an dem Kimono in Blütenoptik herum.

Erst einmal war es sehr kompliziert gewesen, das Ding allein anzuziehen, so dass schließlich Shera hatte helfen müssen. Zu Yuffies Glück, denn Cids Angetraute wusste sogar, wie man sich elegant in dieser Kleidung bewegte. Shera wusste sowieso so ziemlich alles und Yuffie bewunderte sie dafür. Trotzdem war es ein Ärgernis, diesen Kimono anzuhaben, egal, wie viele Komplimente Yuffie schon dafür bekommen hatte. Das war einfach nicht ihr Stil, sie kam sich eher verkleidet vor.

Die junge Ninja nahm Abstand von der Kleidungsfrage und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Ihre Augen hatten sich an die dämmrige Dunkelheit gewöhnt und sie schritt vorsichtig vorwärts. Bisher konnte sie niemanden entdecken, während sie der Gerade des Tunnels folgte. Immer weiter führte der Weg, vollführte eine kaum merklich Kurve, ehe plötzlich eine Gabelung erschien. Es kam Yuffie so vor, als wäre dieser Weg völlig neu, denn sie konnte sich nicht erinnern, dass ihre Freunde dies erwähnt hätten.

Yuffie kramte einen Zettel aus den Falten ihres Kimonos hervor, auf denen eine grobe Karte aufgemalt war. Tatsächlich war nur von einem Weg die Rede, doch hier gab es nun zwei Wege. Yuffie überlegte, aber sie kam schnell zu dem Schluss, dass es nur eine Möglichkeit gab. Sie schlug den neuen Weg ein und drang weiter in die Dunkelheit vor.

Plötzlich hörte sie Stimmen und schnell presste sie sich in eine schmale Nische, als sich die Stimmen näherten.

„Es müssen noch mehr werden, wir sind vollkommen hinter dem Zeitplan und wir haben noch nichts Nennenswertes dabei“, schimpfte jemand.

„Noch haben wir bis heute Nacht Zeit. Bis dahin werden wir schon eine besondere Schönheit aufgetrieben haben. Zur Not bleibt uns morgen noch ein Ausflug zur Costa de Sol, da finden wir bestimmt etwas Exotisches für den Chef“, lachte ein anderer.

//Es sind also tatsächlich nur Handlanger. So ein Mist//, dachte Yuffie, denn sie hatte gehofft, gleich an den Chef des Ganzen zu geraten und ihn allein zur Strecke zu bringen.

Die Niederlage von damals hatte sie noch nicht verdaut. Sie hatte ja nur kopfüber von der Statue gehangen und hatte zuschauen dürfen, wie andere die Arbeit erledigten. Dieses Mal sollte es anders laufen, aber wenn sie es gleich mit zwei Handlangern zu tun bekam und der Boss des Ganzen noch nicht einmal hier in Kalm war, dann musste sie diesen Plan wohl ad acta legen und sich etwas anderes überlegen.

Yuffie beschloss, erst einmal wieder zurück in die Stadt zu gehen, sobald sie noch mehr Informationen hatte. Vorerst blieb sie aber in ihrer Nische, in der Hoffnung, unentdeckt noch mehr Informationen aufzuschnappen.

„Meinst du, das Schild ist auffällig genug? Es ist mir ein Rätsel, wie wir dieses Mal nur so wenig Mädels herankriegen konnten.“

„Vergiss nicht, das hier ist Kalm. Da sind Frauen sowieso Mangelware. Minenarbeit ist nicht so attraktiv für die Frauen, die dem Boss vorschweben, wenn du verstehst.“

„Trotzdem. Das nächste Mal melden wir uns für die Tour im Gold Saucer, das hat bisher die meisten Weiber abgeworfen.“

Yuffie musste sehr an sich halten, um nicht einen Tobsuchtsanfall zu bekommen. Wie diese Männer von Frauen redeten, als ob diese nur bloße Objekte und damit Ware wären, das brachte sie wirklich aus der Fassung. Oh wie gerne hätte sie diesen Kerlen eine Lektion erteilt...

//Noch nicht, weiße Rose, zuerst musst du sie auskundschaften//, dachte Yuffie bei sich und lauschte weiter.

„Wir sollten langsam wieder zurück, unsere Pause ist gleich vorbei“, sagte einer der beiden und der andere stimmte zu.

Die Schritte kamen näher und Yuffie presste sich noch mehr in ihre Nische, damit sie nicht auffiel. Sie hielt den Atem an, bis die Schritte der Männer verklungen waren, erst dann entließ sie die angestaute Luft aus ihren Lungen. Sie ließ den Männern noch ein paar Sekunden, damit sie einen gewissen Abstand zu ihnen hatte, dann nahm sie die Verfolgung auf.
 

Yuffie atmete ein letztes Mal tief durch, sammelte sich für das, was sie vorhatte und betrat anschließend die Bar, in der die Männer vor ein paar Minuten verschwunden waren. Obwohl es später Nachmittag war, war die Bar nur spärlich gefüllt, aber das war Yuffie sogar lieber so. Sie setzte sich auf einen Barhocker direkt an der Theke und studierte die Getränketafel. Sie ließ sich Zeit, bereit dafür, von einem dieser zwielichtigen Typen angesprochen zu werden, die tatsächlich hinter der Bar standen und scheinbar ganz unschuldig Gläser polierten und Bestellungen aufnahmen.

„Was darf es sein, junges Fräulein?“, fragte nun einer von ihnen und lehnte sich auf die Holzvertäfelung in Yuffies Richtung.

Die junge Ninja beugte sich ebenfalls nach vorne und lächelte unschuldig.

„Ich weiß nicht... ich bin so unentschlossen. Was könnten Sie mir denn empfehlen?“, fragte sie und biss unentschlossen auf ihre Unterlippe.

Diese Aktion hatte durchschlagenden Erfolg, denn der Mann errötete und grinste sie umso breiter an.

„Wir haben seit Neuestem den Chocobo-Choco, wenn Sie es süß mögen.“

„Das klingt gut. Also einmal einen Chocobo-Choco“, lächelte Yuffie und der Mann machte sich sofort an die Arbeit.

Wenig später stellte er ein hohes Glas vor ihr ab und während die Ninja an ihrem Getränk saß, verwickelte sie den Mann in ein Gespräch. Sie scherzte und lachte mit ihm, ließ auch Kommentare fallen, die ihn darauf schließen lassen mussten, dass sie allein hier war und nur auf der Durchreise. Der Mann fand Gefallen an ihr, das sah Yuffie recht bald und sie hoffte, dass sie bald mit dieser Farce aufhören konnte.

„Yuffie, Shera hat in deinem Kimono einen Sender versteckt. Er ist in einer der Innentaschen. Sobald du die Informationen hast, die du brauchst, musst du ihn betätigen, damit wir wissen, wann wir zu dir kommen können. Vergiss es nicht und versuch nicht, die Sache allein zu regeln, hörst du? Und bitte mach nichts Leichtsinniges“, sagte auf einmal Cloud über den Kontaktstöpsel in ihrem Ohr und Yuffie konnte sich gerade so von einem „Ja, Papa“ und einem genervten Augenrollen abhalten.

„Mein Freund und ich sind bald fertig mit der Arbeit. Möchtest du mit uns in die nächste Bar gehen?“

Ohne groß zu Überlegen stimmte Yuffie zu. Sie war endlich einen Schritt weiter.
 

Geleitet von den beiden Männern, die sie verdächtigte, gelangte Yuffie zur nächsten Kneipe, in der viel mehr los war. Am Haus war ein rotes Plakat befestigt, auf welchem „Hübsche Kellnerinnen und Tänzerinnen gesucht“ stand.

//Wie schlau. Wenn die Frauen auf Jobsuche sind, dann geraten sie in die Fänge von diesen Typen, da bin ich mir ganz sicher. Das ist die Masche von ihnen//, dachte sie und beschloss, auf diesen offensichtlichen Zug aufzuspringen.

„Oh, da werden Kellnerinnen gesucht? Das ist ja perfekt“, rief sie freudig aus und die Männer grinsten sie an.

„Wir wollten dich sowieso fragen, du wärst bestimmt ein Magnet für die Kundschaft. Wenn du magst, kannst du morgen anfangen“, meinten sie und Yuffie überlegte nicht lange.

Wie sich herausstellte, waren die Männer in der einen Bar beschäftigt, um Geld für die eigene Kneipe heranzuschaffen. Für diese suchten sie neue Mitarbeiterinnen, weil diese viel attraktiver für die vorrangig männliche Kundschaft waren.

„Warum nicht gleich heute?“, fragte die junge Ninja, doch die Männer lachten.

„Nein, heute wird erst einmal gefeiert. Wir freuen uns, dass du uns helfen willst. Komm, wir laden dich ein“, meinten sie und Yuffie blieb nichts anderes übrig, als zuzustimmen.

Wenig später war sie von Männern und Frauen umringt und bekam einen kostenlosen Cocktail vorgesetzt, an welchem sie immer mal wieder vorsichtig nippte, um nicht aufzufallen. Der Abend zog sich und Yuffie wurde schwindelig bei den Massen, die in den Raum strömten, außerdem wurde ihr von dem Cocktail flau im Magen.

„Geht es dir nicht gut? Du siehst blass aus“, bemerkte einer der Männer und in Yuffies Ohren hörte er sich scheinheilig an.

//Ich bin so dumm... bestimmt hat er mir was untergemixt und ich trinke und trinke davon!//, schoss es ihr durch den Kopf, während sich ihr Gesichtsfeld immer mehr zu verzerren schien.

„Was hast du...?“, fragte Yuffie, doch ihre Zunge klebte nun an ihrem Gaumen und behinderte sie beim Sprechen.

„Du solltest dich ausruhen. Wir hätten da noch ein Zimmer im hinteren Bereich“, merkte der andere Mann an und sein Lächeln sah mit Yuffies momentaner Sichtbeeinträchtigung aus wie eine dämonische Fratze.

Sie konnte nichts erwidern und sie konnte auch keine Gegenwehr leisten, als einer der Männer sie hochhob und durch die Bar nach hinten in einen abgeschiedenen Raum trug. Dort wurde Yuffie auf ein Bett gelegt und ihre Hand- und Fußgelenke wurden gefesselt.

„Damit du uns nicht wegläufst. Der Boss wird sehr angetan von dir sein“, sagte die Stimme des Mannes und auch das hörte sich dämonisch und blechern an.

Yuffie bekam es mit der Angst zu tun, als die Tür sich hinter dem Mann schloss. Sie musste den Sender betätigen, das war ihre einzige Chance!

Yuffie versuchte, sich zu befreien, doch ihre Glieder wurden schwerer und schwerer. Sie verteufelte sich selbst, weil sie nicht besser aufgepasst hatte. Jetzt bekam sie die Quittung für ihre Unachtsamkeit, dabei hatte sie doch beweisen wollen, wie gut sie so etwas allein in den Griff bekam.

Das Bewusstsein der jungen Ninja schwand immer mehr, ihre Gesichtsfeld wurde immer eingeschränkter und letztendlich schlossen sich ohne Zutun ihre Augen. Das Letzte, was sie mit ihren Gedanken fassen konnte, war, dass Vincent wahrscheinlich ziemlich sauer auf sie sein würde, weil sie sich in Gefahr gebracht hatte...
 

Yuffie erwachte ruckartig, als ihr Untergrund durchgeschüttelt wurde. Sie fühlte sich noch ein bisschen benommen, aber nicht mehr lange und ihre Sinne würden wieder bei alter Schärfe sein. Sie schaute sich um, soweit es ging und stellte fest, dass sie sich auf der geschlossenen Ladefläche eines Trucks befand. Sie konnte die beiden Männer reden hören, was hieß, dass es nur eine schmale Verbindungswand gab, die sie von ihnen trennte. Sie war nicht allein auf der Ladefläche, denn hier befanden sich außer ihr noch zwanzig andere Frauen, die alle mehr oder weniger bewusstlos waren, garantiert alle auf die gleiche Weise betäubt wie die Ninja selbst.

Yuffie begann, an ihren Fesseln zu nesteln und es dauerte nicht lange, bis sie sich befreit hatte. Nicht umsonst hatte sie diesen Aspekt geübt, schließlich wollte sie nie wieder das wehrlose Opfer von damals sein, dass kopfüber der Dinge harren musste, die da auf sie zukamen.

Flink suchte Yuffie nach dem Sender in den beiden Innentaschen ihres Kimonos, die gar nicht so leicht zu erreichen waren, als sie Cids Stimme hörte.

„Yuffie, wenn du mich hören kannst, dann schalte endlich diesen verfluchten Sender ein!“

//Ich bin doch schon dabei//, dachte sich Yuffie, doch dann zögerte sie.

Halt, sie war doch noch nicht einmal am Ziel! Wenn sie jetzt den Sender betätigte, würde das ihre Tarnung auffliegen lassen und dabei war sie noch nicht bei demjenigen, der das Gleiche, was ihr gerade widerfuhr, bei anderen Frauen versuchte.

//Das kann ich nicht zulassen. Es tut mir leid, Jungs//, dachte Yuffie und versteckte den Sender in ihrem Kragen, wo sie im Notfall schnell herankonnte, ohne, dass es auffiel.

„Yuffie, wir haben ganz Kalm nach dir abgesucht, wo steckst du?“, fragte nun auch Nanaki, anscheinend hatte er vergessen, dass Yuffie ja nicht antworten konnte.

„Sie kann dir nicht antworten, Nanaki“, hörte sie Cloud dafür leise im Hintergrund sagen.

„Aber was ist, wenn ihr etwas passiert ist?“, fragte Reeve mit Cait Siths Stimme und alle verfielen in betroffenes Schweigen, ehe es schließlich Vincent war, der sich äußerte.

„Im Moment sollten wir Yuffie vertrauen. Sie meldet sich, da bin ich mir sicher...“

Yuffie dankte ihm im Stillen dafür, dass er so hinter ihr stand und sie fokussierte sich anschließend wieder auf ihre Mission. Sie war noch lange nicht fertig mit diesen Möchtegern-Barmännern und sie würde ihnen zeigen, was es hieß, eine Wutai-Prinzessin zu entführen.
 

In dem Moment, als der Wagen anhielt, fingerte Yuffie den Sender nun doch aus ihrem Kimono heraus und betätigte ihn, denn ab jetzt wusste sie nicht, was passieren würde, danach ließ sie ihn wieder in ihre Innentasche gleiten, damit er nicht allzu leicht gefunden werden konnte. Danach machte sie sich bereit, denn sie würde jetzt Krawall schlagen, damit die Männer vollauf mit ihr beschäftigt sein würden und keinen Gedanken mehr daran verschwenden konnten, was mit den anderen Frauen geschehen sollte.

Die Männer stiegen aus und öffneten die Ladefläche und Yuffie stürzte sich mit einem Kampfschrei auf die beiden. Ihre Bewegungen waren eingeschränkt durch den Kimono, aber ein paar Attacken bekam sie dennoch hin, ehe sie absichtlich ihre Deckung vernachlässigte, um sich fangen zu lassen. Die Männer bekamen nichts davon mit, sondern freuten sich, dass sie sie in ihrer Gewalt hatten.

„Mann, das ist ja eine Wildkatze“, lachte einer und der andere schloss derweil das Auto wieder, wie von Yuffie beabsichtigt.

„Bringen wir sie zum Chef, dann ist sie gleich zahm wie ein Lamm“, bemerkte er danach und Yuffie überkam ein ungutes Gefühl.

Sie hoffte wirklich, dass die beiden Männer einfach nur übertrieben und deren Boss ein ebensolcher Stümper war wie diese zwei.

Yuffie wurde an beiden Armen gepackt und sie wurde mitgeschleift. Nicht unweit des Autos befand sich ein flacher Zementbau, der nur ein kleines Stück über den Erdboden reichte. Der Rest versank in der Tiefe und recht bald konnte Yuffie Stufen sehen, die treppab in den Untergrund führten. Die Männer gingen mit ihr hinunter und bald darauf verschluckte sie die Dunkelheit. Flackernd gingen ein paar Lichtquellen an, die jedoch nur spärlich die Düsternis erhellten, aber dennoch gingen die Männer zielstrebig ihren Weg, als ob sie das nicht zum ersten Mal machten.

Letztendlich endete der Treppengang nach unten in einer Ebene und in einer breiten Doppeltür, die automatisch aufschwang. Der Raum danach war riesig und weitläufig und überall stand teurer Krempel herum, doch Yuffie blieb kaum Zeit, diesen zu würdigen, weil sie unbarmherzig weitergeschleppt wurde. Eine weitere Doppeltür tat sich vor ihr auf, ein weiterer weitläufiger Raum und wieder eine Doppeltür und ein weiterer Raum und noch einmal wiederholte sich das Spiel, ehe sie sich hinter der nächsten Doppeltür plötzlich in einem Büro wiederfand.

„Hey Boss, da sind wir wieder“, sagten die Männer und der Bürosessel schwenkte langsam zu ihnen herum.

Auf ihm saß ein dürrer Mann mit schwarzen kurzen Haaren, die eindeutig gefärbt worden waren, außerdem besaß er ein hageres Gesicht und die Augen waren klein und gemein. Er war äußerlich das Gegenteil von Don Corneo, aber innerlich war er wahrscheinlich ein noch größeres Schwein. Bei Yuffies Anblick leckte er sich die schmalen Lippen und Yuffie wurde übel.

Oh, wie sie diesen schmierigen Typ Bösewicht verabscheute!

„Wen habt ihr mir denn da mitgebracht?“, erkundigte sich der „Boss“ interessiert und Yuffie war sich ziemlich sicher, dass nicht nur ihr Gesicht gründlich taxiert wurde.

„Wir haben in Kalm einen wahren Glücksgriff gemacht. Sie ist exotisch, sie ist eine Wildkatze und hübsch ist sie auch noch. Wir haben gedacht, dass du sie vielleicht schon vor den anderen sehen willst“, sagte einer der Männer und schob Yuffie etwas näher zum Schreibtisch.

//Hoffentlich sind die Jungs bald da//, dachte die Wutai-Ninja, denn sie konnte nicht mehr lange verbergen, dass sie den „Boss“ total widerlich fand.

Dieser taxierte sie nochmals von oben bis unten und das mit einer Gründlichkeit, die mehr als nur unangenehm war. Yuffie musste an Vincent denken. Er hätte sie niemals so angesehen...

//Ich will ihn wiedersehen//, hoffte Yuffie mit einem plötzlichen Anflug von Sehnsucht, aber sie verdrängte diese Schwäche schnell, bevor sie für jemand anderen offenkundig werden konnte.

„Was soll das hier?“, verlangte sie zu wissen und beschloss, Zähne zu zeigen.

Der „Boss“ gab einen belustigten Laut von sich.

„Wahrlich eine Wildkatze. Jungs, ihr könnt gehen“, sagte er dann und die beiden Männer verließen augenblicklich das Büro.

Der hagere Mann erhob sich und umrundete den Schreibtisch, während Yuffie wachsam zurückwich. Sie hatte gelernt, niemanden zu unterschätzen und es musste einen Haken geben.

„Nun denn, dann machen wir uns mal eine schöne Zeit, was?“, fragte der Mann und wieder leckte er sich die Lippen.

„Und warum sollte ich darauf eingehen, nachdem ich getäuscht, mit einem Auto entführt und hierher verschleppt wurde?“, wollte Yuffie wissen und sie wich abermals zurück.

„Das werde ich dir gleich zeigen“, lächelte der Mann und zog unter seinem grauen Anzughemd eine Kette hervor.

An einem schmalen Lederband hing eine einzelne rostrote Kugel mittlerer Größe und Yuffies Sinne sagten ihr, dass es sich um Materia handelte. Allerdings hatte sie so eine Materia noch nie gesehen und nicht jene Wirkung gespürt, die sich jetzt in ihr ausbreitete, als die Kugel anfing, grell zu leuchten.

Es war als würden Yuffie sämtliche Kräfte verlassen und sie ging sofort in die Knie. Schwäche zermarterte sie und sie fühlte sich gleichzeitig warm und leicht. Es war, als wäre sie in Vincents Nähe...

//Oh Gott, das ist die Materia... so hat er also all die Frauen bei sich behalten können//, dachte Yuffie, als sie noch einen klaren Gedanken fassen konnte.

Wie in Trance ging sie auf den Mann zu, der nun ein breites Lächeln aufgesetzt hatte und sie wusste selbst nicht, was sie im Begriff war, zu tun... sie wusste nur, dass sie zu diesem Mann hin musste... bei ihm sein und bei ihm bleiben musste... allein bei ihm.

//Nein, ich habe doch Vincent!!!//, schoss es Yuffie durch den Kopf und sie wehrte sich gegen den Einfluss der Materia.

„Wehr dich nicht, Mädchen und komm zu mir. Du wirst es gut bei mir haben“, lächelte der „Boss“ und die Wirkung der Materia nahm nochmals zu.

Durch die Materia klangen die Worte des Bösewichts wie ein Befehl und Yuffie kam immer näher zu ihm. Gleich würde er seine Griffel an sie legen und wer wusste schon, was dann passieren würde.

//Oh Gott, bitte, bitte, bitte niiiiiiicht!!!//, dachte Yuffie panisch und als ob sie damit einen Hilferuf ausgesendet hätte, sprang die Tür plötzlich auf und Cloud, Cid und Vincent traten mit gezückten Waffen ein.

„Yuffie!“, riefen sie und kamen auf sie und den Mann mit der Materia zu.

„Nicht! Die Materia-!“, rief Yuffie unter Aufbietung all ihrer Kraft, aber es war zu spät, die Materia ergriff nun auch Besitz von ihren drei Männern.

„Waffen weg“, forderte der hagere Mann und zu Yuffies Bestürzung machten ihre Freunde, was der Mann verlangte.

„Was ist das?“, keuchte Cloud und ging in die Knie und auch Cid folgte.

Nur bei Vincent schien die Materia eine völlig andere Wirkung zu haben, denn er blieb erst stehen. Plötzlich fasste er sich mit beiden Händen an den Kopf und gab einen schmerzerfüllten Laut von sich.

„Vincent, was ist mit dir?!“, rief Yuffie, als sie und auch alle anderen Anwesenden kurz darauf noch eine Veränderung feststellten.

Es war, als würde Vincent zweimal existieren, nur, dass beide Vincents miteinander verbunden schienen. Es war wie eine Projektion, die mal da war, mal wieder nicht und Yuffie erkannte plötzlich, dass es sich bei dem Abbild nicht mehr um Vincent handelte, sondern um Chaos.

Vincent gab einen erstickten Schrei von sich, welcher in einem Knurren endete und Yuffie erkannte, dass sie dringend etwas tun musste. Sie konzentrierte sich, versuchte, die Materia auszublenden, die ihre Sinne noch immer voll im Griff hatte.

//Ich liebe Vincent, diese Materia gaukelt mir nur etwas vor... Vincent ist es, den ich liebe, nicht diesen hässlichen, skelettierten Typen, der meinen Freunden gerade wehtut//, beschwor sie sich selbst und sie konnte sich gerade so genug bewegen, um in einer ihrer Innentaschen nach einem kleinen versteckten Wurfmesser zu suchen.

Sie bekam es zu fassen, nahm all ihre Kraft zusammen, während der hagere Mann wie gebannt auf Vincent starrte und warf das Messer Richtung Materia. Sie verfehlte sie knapp, dafür traf sie ein Stück des Lederbandes und die Kette riss entzwei.

„Nein!“, rief der Mann, der den Verlust sofort bemerkte und stürzte sich auf die Materia, doch Yuffie war zum Glück schneller und brachte die immer noch glimmende Kugel an sich.

„Wir müssen gehen, schnell!“, rief sie und sofort konnten sich Cloud und Cid wieder bewegen.

Vincent brauchte noch einen Moment, aber auch er hörte auf Yuffie und alle setzten sich in Bewegung... auch der hagere Mann, der plötzlich wie in Trance schien.

//Genau genommen sind alle in Trance//, fiel es Yuffie plötzlich auf und sie begegnete vier zombieartigen Blicken.

Sie schaute auf ihre Hand, in der die rostrote Kugel lag und sah, dass diese wieder dieses hypnotische Leuchten von sich gab.

„Nein, das darf doch jetzt nicht wahr sein!“, rief Yuffie entsetzt, als alle vier Männer näher rückten und versuchten, Yuffie nahe zu sein.

Die Wutai-Ninja löste kurzentschlossen den Obi ihres Kimonos und streifte die störenden Stofflagen schnellstens ab, um ungestört laufen zu können. Ihr Kampfoutfit hatte sie darunter gelassen und sie fühlte sich sofort viel wohler. Schnell nahm sie die Beine in die Hand und rannte aus dem Büro, den Weg nehmend, den sie mit den beiden Handlangern gekommen war. Fieberhaft überlegte Yuffie, was sie jetzt machen sollte, während sie lief und lief und dabei die unheilvolle Materia an sich presste.

„Oh Gott, oh Gott, was mache ich bloß?!“, fluchte Yuffie wieder und wieder, ehe sie endlich das Freie erreichte und sich hektisch umblickte.

Sie sah den Wagen, mit dem sie hierher gelangt war und wie die Frauen zum Luftschiff liefen, geleitetet von Shera und Cait Sith. Yuffie hielt auf die beiden zu und rief sie von Weitem, damit sie ihr entgegenkommen konnten.

„Yuffie, was ist los? Wo sind die anderen?“, fragte Shera alarmiert und Yuffie gab einen leidenden Laut von sich.

„Die sind komplett verrückt geworden“, rief sie und erklärte hastig, was geschehen war.

Sie zeigte den beiden die Materia in ihren Händen und wieder glomm die Kugel auf und auch Shera wurde von ihrem Zauber gefangen. Nur Cait Sith blieb unbeeindruckt.

„Ich bin so froh, dass du als Cait Sith hier bist, Reeve. Bitte sag mir, was ich tun soll!“, rief Yuffie verzweifelt, denn sie wollte nicht, dass plötzlich alles und jeder genau das tat, was sie sagte.

Sie wollte das zwar schon, aber nur, weil die Menschen sie mochten, nicht, weil sie so eine verdammte Materia besaß.

„Nun, eigentlich ist das einfach, Yuffie. Du musst ihnen sagen, was du willst und dann einen Weg finden, die Materia unschädlich zu machen“, riet Cait Sith und so wie er das sagte, klang es wirklich einfach.

Da kamen auch schon die Opfer der Materia und hielten auf Yuffie zu. Die weiße Rose Wutais schluckte nervös, dann straffte sie sich und beschloss, es durchzuziehen.
 

Yuffie atmete auf, als der „Boss“ all seine Gefangenen selbst befreit hatte und sich nun in seinem Untergrundbunker einschloss. So schnell würde er wohl keinem mehr etwas antun können, denn sie hatte ihm über die Materia gesagt, dass er den Schlüssel in der Toilette herunterspülen sollte. Schade, dass sie nicht dabei sein würde, wenn ihm dies klar werden würde.

Als Nächstes hatte sie mit Clouds, Cids, Sheras, Vincents und Cait Siths Hilfe die entführten Frauen zum Luftschiff geleitet und nun waren sie unterwegs in luftigen Höhen, um die Entführten wieder zu ihren Heimatdörfern und -städten zu bringen.

„Oh Mann, ich kann nicht mehr“, beschwerte sich die Wutai-Prinzessin jetzt lautstark, denn sie waren nun seit Stunden unterwegs und das in schwindeligen Höhen.

Sie wünschte sich endlich wieder festen Boden unter den Füßen, am besten den von Wutai, aber immer noch hatte sie eine Aufgabe zu erfüllen. Also raffte sie sich erneut auf und begann auf wackeligen Knien ihren Weg nach oben fortzusetzen. Sie musste aufs obere Deck, um dort die Materia unschädlich zu machen.

„Yuffie, kann ich dir helfen?“, fragten sofort mehrere Stimmen, denn nach wie vor lastete dieser Materiafluch auf allen und Yuffie nervte das ungemein.

Nie hätte sie gedacht, dass ihr Cids forsche Art, Clouds Wortkargheit und Vincents Ruhe fehlen würde, aber doch, es war so und sie wünschte sich all das zurück. Vor allem ihren Vincent, der sie im Moment anbetete und ihr wahrscheinlich den Dreck von den Schuhen küssen würde, wenn sie es verlangen würde.

Yuffie seufzte. So eine Meister-Sklave-Liebe wollte sie nicht. Sie wollte einfach nur ihren Vincent zurück und dafür musste sie aufs Oberdeck, so sehr sie das auch hasste. Sie beschloss, die Materia ein letztes Mal zu nutzen...

„Vincent, bringst du mich aufs Oberdeck?“, fragte sie und eifrig nickte der Schwarzhaarige.

Einen Moment später wurde Yuffie von rotem Mantelstoff eingehüllt und von starken Armen angehoben. Sie gönnte sich einen Moment der Schwäche und lehnte sich an Vincents warmen Oberkörper, schließlich kam das selten vor, dass sie sich einfach so an ihn lehnen durfte...

Nach den leichten Erschütterungen zu urteilen, bewegte sich Vincent mit ihr fort und als er letztendlich stoppte, wusste Yuffie, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Seufzend löste sie sich von ihm und ließ sich auf ihre Füße stellen. Der Wind riss an ihren Haaren und ihrer Kleidung, außerdem nahm sie jetzt jegliche Erschütterungen wahr, die durch die Luftströmungen entstanden. Ihr Magen rebellierte, aber Yuffie ließ sich dieses Mal nicht davon schwächen.

Sie nahm die rostrote Materia zur Hand und schaute einen Moment darauf. Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, die Materia einfach zu behalten und einfach irgendwo in Wutai zu verstecken, wo sie keiner finden konnte... doch dann entschied sie sich dagegen.

„Tut mir leid, du wundervolle Materia, aber du bist einfach zu gefährlich. Ich liebe zwar Materia, aber meine Freunde und Vincent liebe ich mehr“, meinte sie leise, dann legte sie die Materia auf den Boden des Luftschiffes und trampelte solange darauf herum, bis die Materia zu Bruch ging.

Kleine rote Scherben bedeckten den Boden und Yuffie nahm sie auf und blies sie in den Wind.

„Bye, bye Materia“, rief die weiße Rose von Wutai und fühlte sich wieder einmal mehr an einer Herausforderung gewachsen.

„Yuffie...“

Vincents Stimme erinnerte die Wutai-Ninja daran, dass sie nicht allein war. Sie drehte sich zu ihm und zu ihrer grenzenlosen Erleichterung wirkte er wieder so wie immer. Genau so, wie sie ihn am liebsten hatte...

„Bin ich froh!“, rief Yuffie, lief zu ihm und umarmte ihn, so fest sie konnte.

Überrascht blieb Vincent nichts anderes übrig, als die Umarmung zuzulassen, doch schließlich erwiderte er sie sogar und drückte die junge Frau an sich.

„Du hast es geschafft... ich bin stolz auf dich“, raunte er leise und Yuffie verspürte ein immenses Glücksgefühl an sich.

„Ja, ich habe euch mal wieder den Hintern gerettet“, lächelte sie und schaute den schwarzhaarigen Schützen ins Angesicht.

Dessen Mund verzog sich zu einem kaum merklichen Lächeln, aber es war immerhin ein Lächeln und zwar genau das, welches Yuffie am meisten liebte.

„Ich hoffe, wir haben nichts allzu Dummes angestellt...?“, wollte Vincent wissen und Yuffie beruhigte ihn sogleich.

„Nein, keine Sorge. Das hätte ich nicht zugelassen“, meinte sie.

Vincent sah erleichtert aus, allerdings sah Yuffie noch eine weitere Frage in seinem Blick.

„Was ist?“

„Würdest du noch einmal für mich die Augen zumachen?“, fragte er leise und Yuffie machte zaghaft, was er verlangte.

Was für ein Geschenk würde sie wohl dieses Mal erhalten? Aufgeregt und mit klopfendem Herzen wartete sie ab, während sie das Knarren des Luftschiffes, das Pfeifen des Windes und Vincents flatternden Mantel hören konnte. Sie wusste, dass er ganz nah bei ihr stand, denn sie konnte die Wärme seines Körpers an ihrem fühlen... und plötzlich auch seinen Atem auf ihrem Gesicht.

Yuffies Herz machte einen Satz und klopfte wesentlich schneller weiter, während sie versuchte, den Gedanken zu verscheuchen, der ihr sagte, dass Vincent sie gleich küssen würde. Sie hatte das schon einmal gedacht, dabei hatte er ihr jene Kette gegeben und sie hatte sich dafür geschämt, dass ihre Gefühle mit ihr durchgegangen waren.

Sie hörte das Flattern von Vincents Mantel erneut, dieses Mal etwas lauter und wenig später umfing sie der schwere Stoff von oben bis unten. Yuffie fühlte sich dadurch geborgen und sicher und es war ein schönes Gefühl... doch einen Moment später, als sich Vincents Lippen auf die ihren senkten, war das eine noch viel bessere Empfindung.

Yuffies Hände klammerten sich wie von allein an Vincents Schultern und zaghaft erwiderte sie den Kuss, hier, ganz weit oben im Himmel, als wäre es das Normalste auf der Welt. Und ein wenig hatte Yuffie das Gefühl, dass das zwischen ihr und Vincent besser war als jegliche Materia oder Wutai zusammengenommen. Doch natürlich würde das das größte und bestgehütete Geheimnis der weißen Rose sein~
 

ENDE


Nachwort zu diesem Kapitel:
Bei "Danke, Yuffie..." muss ich immer gleich an Dirge of Cerberus denken, wo er das ja auch sagte... Mann, bin ich den Fangirl-Tod gestorben bei dieser Szene xD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und? Wie gefällt es euch bisher? Ich bin schon eine Weile raus aus dem Final Fantasy-Genre, aber zur Zeit reizen mich da so eins, zwei oder drei Ideen in dieser Sparte, die ich vielleicht noch umsetzen werde. Ich würde mich freuen, wenn das einige Anhänger findet *hehe* Bis zum nächsten Kapitel :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ende *sniff* Es hat enorm viel Spaß gemacht, was mit Yuffie und Vincent zu schreiben *.* Sorry, dass ich mir für die Bösewichte keine Namen ausgedacht habe, ich gelobe Besserung, aber ich bin bei sowas echt einfallslos x_X Danke für´s Lesen, falls sich jemand hierher verirrt ;)

LG
Kyo Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  RandaleEiko
2017-07-29T05:55:07+00:00 29.07.2017 07:55
Ein super Kapitel. :) um ehrlich zu sein kann ich mir die Jungs auch nicht so vorstellen, ist aber sehr amüsant der Gedanke an Yuffie wie sie panisch vor ihren männlichen und hypnotisierten Kameraden davon läuft. Hat Spaß gemacht zu lesen, Schade das es schon vorbei ist hätte gerne noch gelesen wie es den anderen beim aufwachen ergangen ist.
Antwort von:  Kyo_aka_Ne-chan
29.07.2017 10:14
Danke für deinen Kommi, ich freue mich sehr, weil mir die FF auch sehr am Herzen liegt :) Ich habe mich hier eher auf Yuffie und Vincent konzentriert, daher fielen die anderen ein wenig hinten runter. Aber ich hatte mir es so vorgestellt, dass es wie ein "Aufwachen" ist, sobald diese Liebesmateria zerstört ist, um deine Frage zu beantworten :)
Antwort von:  RandaleEiko
29.07.2017 14:13
In diese Richtung habe ich auch gedacht ^^. Ich mag das paaring auch, schade das man wenig davon liest. Wie es den anderen geht hätte vielleicht noch ein bisschen mehr tiefe in das Kapitel gebracht, ich fand es sehr gut gelungen wie du die Charaktere rüber gebracht hast. Im großen und ganzen also wirklich toll C:
Antwort von:  Kyo_aka_Ne-chan
29.07.2017 17:19
Danke für den Hinweis und das Lob :) Wenn ich etwas mehr Zeit habe, dann setze ich mich nochmal daran und beherzige deinen Rat. Vielen Dank für die Hilfe :)
Von:  Amy-Sama
2017-03-20T10:18:27+00:00 20.03.2017 11:18
Ah! Ich liebe Vinc und Yuffie!!! <3<3<3
Bin auch kein Fan von Lucrecia x Vincent. XD
Deine FF ist voll süß! Die beiden sind total niedlich!
Ach, mein Herz schlägt höher. *___*
Antwort von:  Kyo_aka_Ne-chan
20.03.2017 12:45
Ich liebe die beiden auch, deshalb gibt es die FF :D
Danke für den Kommi, aber bitte kippe nicht um :)
Von:  Sayuri-sempai
2013-07-06T13:56:17+00:00 06.07.2013 15:56
AAAwww ^^

Das kapitel gefällt mir richtig gut! =D
Und das geheimnisvolle Ende ^^ Bin gespannt wer da wohl auftaucht und nach ihr sucht ;)

Ich warte eifrig auf das nächste ^^

LG Sayuu^^
Von:  Bernsteinseele
2013-07-04T21:20:00+00:00 04.07.2013 23:20
Yeah .. das beste Pairing bei FF7! ♥
Von:  Sayuri-sempai
2013-06-20T17:31:37+00:00 20.06.2013 19:31
hay^^
Also ich finde die Story bisher echt gut ^^ Bin gespannt wie es weitergeht =D
Ich bin auch kein großer Lucrecia x Vincent Fan =D
Da sind wir ja schonmal zwei die Yuffie und Vince mögen ^^

Ich werd auf jeden Fall mal wieder reinschauen ob das nächste Kapi da ist ^^
Freue mich weiter zu lesen!!
=D

Liebe Grüße Sayuu^^


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