Zum Inhalt der Seite

Miyaos Tagebuch

Das Leben eines verbotenen Mädchens
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

18. Oktober 1555

18. Oktober 1555
 

Schon lange kehrte in Japan kein Frieden mehr ein, schon lange bekämpften sich verschiedenste Daimyos, um an die Macht über dieses großartige Land zu gelangen. Mit allen erdenklichen Mitteln versuchte es jeder Einzelne von ihnen, so auch Sue Harukata, der vier Jahre zuvor einen Putsch gegen seinen ehemaligen Meister Ouchi Yoshitaka startete, um so an die Macht über das Daimyo zu gelangen.

Nach dem Tod seines ehemaligen Meisters übernahm er diese in Form des adoptierten Sohnes Yoshitakas, den er nach seinen Prinzipien formte und somit selbst kontrollieren durfte, was in den höchsten Reihen geschah. Drei Jahre lang herrschte Harukata über die Provinz Suo, da es kaum einer wagte, zu rebellieren. Abgesehen eines Mannes…

Hoch zu Ross saß der Führer der Rebellen, ein Historiker, Bücherwurm und Protokollierer, alles andere als ein mächtiger Krieger, der trotz dieser tumultartigen Zeiten mehr als ein halbes Jahrhundert miterleben durfte. Links und rechts von ihm zwei seiner drei Söhne, die ebenso in ihren Satteln Platz gefunden hatten. Der dritte Sohn war weit entfernt von der Insel, unterwegs auf einem Schiff, um das Lager Sues vom Ufer aus anzugreifen.

Der Name dieses Mannes war Motonari Mori, Anführer der gleichnamigen Familie, immer guten Herzens und immer auf den Willen seines Volkes bedacht, war er eine der wenigen reinen Seelen der Politik und ein Träger der Historie. Seine philosophischen Lehren, welche er sein ganzes Leben lang mit sich trug, hatte er auch seinen drei ältesten Söhnen beigebracht. Jeder, der drei Söhne erhielt eine besondere Ausbildung.

Sein ältester Sohn, Takamoto Mori, erhielt das Wohl der Tugend und der Weisheit. Seine Taten mochten immer in reinem, hoffnungsvollem Licht stehen. Er sollte sein Schwert niemals aus egoistischen Zwecken ziehen müssen, sondern nur aus dem Grund, diejenigen zu beschützen, die wichtig sind. Diese Ausbildung übernahm Motonari höchstpersönlich, da es ihm ganz besonders wichtig war, die Werte, die der Vater mit sich trug, auch seinem Sohn beizubringen.

Der zweite Sohn, Motoharu Kikkawa, erhielt den Fluss der Kraft für seinen weiteren Lebensweg. Durch Meditation bei Motonaris Freund Okitsune Kikkawa lernte er, dass die Kraft nicht vom Körper ausgeht, sondern alleine auf den menschlichen Geist veranlagt ist. Selbstständig, so wie damals sein Vater lernte er die Geschichte, so dass er neben seinem starken Schwerthieb die Inspiration besitzt, diese Kraft in jeglicher Form anzuwenden.

Das Nesthäkchen der Familie, Takakage Kobayakawa erhielt von seinem Vater das Geschenk der Konsequenz und der Strategie. In Kyushu nahm er den Namen Kobayakawa an und trainierte unter Kato Danzo die Kunst des Attentats. Nach jahrelangem Training unter den Fühlern der Familie Kobayakawa kehrte er auf Geheiß seines Vaters zurück, um ihm zu dieser Schlacht zur Seite zu stehen und mit seinen Taktiken einen Sieg zu erringen.

Motonari selbst war kein Samurai, im Gegenteil, er war nicht einmal ein richtiger Kämpfer, doch er war geschickter als viele der Anderen. Anstatt eines Schwertes trug er an seinem rechten Armgelenk eine besondere Art von Armbrust montiert, welche durch einen Federmechanismus automatisch Projektile abschießen konnte. Auch wenn diese Waffe primitiv für die Leute Japans wirkte, war diese Waffe im Vergleich mit Arkebusen doch weitaus schneller, obwohl die Reichweite für das Durchschlagen eines Harnischs nicht mehr als 100 Meter betrug. Mit 20 Schüssen pro Minute war diese Waffe somit einzigartig in ihrem Gebrauch und doch auch so selten, da nur Motonari wusste, wie man sie baute. Der Name kam von seinen drei Söhnen, die ihm immer zur Seite standen, ebenso wie die Pfeile. ‚Drei Pfeile‘ so taufte er seine Armbrust, weil er ohne sie nicht überleben konnte.

Motonari überblickte das Schlachtfeld von der Richtung des Schreines aus, in dessen Nähe die Schlacht stattfand. Geduldig wartete er auf den Augenblick, an dem das Schiff seines jüngsten Sohnes andockte, um die Truppen zu erwarten, um dann aus diesem Hinterhalt heraus die Festung frontal anzugreifen.

Und so geschah es auch, das Schiff legte mit seinen fünfhundert Truppen an, welche auch von Harukata erwartet wurden. Im selben Moment rückte die Hauptarmee der Familie Mori aus und griff das Schloss mit verschiedenen Kriegsgeräten an.

Wie ein Trümmerhaufen fielen die Mauern, viele der Soldaten waren davon vollkommen überrascht und just in diesem Moment griff auch Takakage vom Schiff aus an, da sie von der Hauptarmee getrennt waren und für Ablenkung sorgen mussten.

Überrascht von diesem Angriff verlor Sue die Burg, welche innerhalb von Sekunden in Schutt und Asche gelegt war. Die Schützen an den Wällen waren nicht mehr, Harukata Sue hatte nur noch seine 4000-Mann-starke Infanterie gegen Moris Armee, welche nur aus 1500 bestand. Trotz dieser Übermacht kämpfte Mori mit weitaus besserem Taktikgefühl und mehr Moral als Sue, wodurch die feindlichen Truppen schon nach einem Verlust von 800 Leuten panisch reagierten.

Viele von ihnen sahen sich einer aussichtslosen Situation gegenüber, wollten sich irgendwie ans rettende Ufer bewegen, doch vergebens. Viele von ihnen ertranken auf dem Weg dorthin. Die restlichen Truppen wollten sich dieser Unehre nicht schuldig machen und ließen sich stattdessen lieber selbst ermorden. Selbst Harukata Sue blieb von diesem Attentat nicht verschont, erst recht mit dem Gedanken, mit welchem Erfolg er nun Motonari segnete, denn dieser wurde nun der Daimyo der Provinz Suo.

Jubel brach in den Reihen Moris aus, als die Schlacht endlich geschlagen war, auch wenn es für die Priester des Miyao-Tempels ein Debakel war, dass diese heilige Insel als Schlachtfeld genutzt wurde, waren sie doch froh, der Tyrannei Sues entflohen zu sein. Und hier beginnt auch die Geschichte eines Mädchens, welches die Welt noch in ihren Grundfesten erschüttern wird.
 

„Vater…! Wir haben gewonnen?“

„Ja, Motoharu…“

„Vater, das ist doch ein Grund zum Feiern…“

Etwas nachdenklich wendete sich der Ältere von seinem Sohn ab, dessen Enthusiasmus für die Schlacht immer noch nachhallte. Nur wenige Minuten später kam auch sein kleinerer Bruder, Takakage Kobayakawa zu den beiden.

„Ihr wirkt so verstört, Vater… Habt Ihr etwas?“

„Nichts… es ist alles in Ordnung… habt ihr irgendwo euren großen Bruder gesehen?“

„Takamoto ging zum Gebet in den Tempel. Er schien auch etwas aus der Fassung, so wie Ihr, Vater.“

Nur mit einem leichten Kopfnicken verließ der Vater seine beiden Söhne, um sich zum Miyao-Tempel zu begeben, einer der heiligsten Stätten Japans, in denen jegliches Blutvergießen verboten wurde. – Egal ob durch Tod oder Geburt. – Diese Insel durfte nicht befleckt werden. Für Motonari war dieser Ort ebenso heilig wie für seinen Sohn, der in dieser Kathedrale seinen Bildungsweg startete. Sie verkörperte den guten Willen und die Unschuld der Menschen, die Freiheit und die Liebe. Jedoch verblasste jedes einzelne dieser Güter unter dem blutgetränkten Boden, welche sich über die gesamte Stadt und ganz besonders über den Tempel erstreckten.

Schritt für Schritt watete Motonari zu der ehemals weißen Pagode, welche sich in einem Berg versteckte. Eine Treppe aus edelstem Marmor führte hoch zu den beiden Drachen, welche wie Yin und Yang in Einheit standen. Von der Treppe rann eine Spur des Lebenssaftes vieler Menschen, Leichen über Leichen lagen ringsum der Treppe, ein grauenhafter Anblick für den gläubigen Historiker. Traurig blickte er hoch, sah dort seinen Sohn, wie er vor einer Statue kniete und näherte sich ihm.

„Es ist ein schreckliches Verbrechen gegen die Natur…“

Die Worte vernahm Takamoto zwar, doch er schwieg. Er dachte derer an, die in diesem Kampf gefallen sind und die sinnlos ihr Blut gegeben hatten. Doch nicht nur das. Nur noch wenige Meter trennten sie voneinander, ehe sich Takamoto erhob und sich seinem Vater zuwendete.

„Takamoto… was hast du da auf den Arm?“

Ein in Leinen gehülltes Baby, noch nass von der Geburt, anscheinend wurde es heute erst geboren. Takamoto blickte es immerzu an, unschuldig und warmherzig war der Blick gegenüber dem Kind. Etwas überrascht über diese Tatsache starrte Motonari auf das Bündel.

„Ein… Baby?“

„Ja… es wurde heute hier geboren…“

„Takamoto, wir dürfen das Kind nicht mitnehmen… alles was in diesem Tempel das Leben findet und verliert verärgert die Priester. Wir müssen es zurücklassen…“

„Vater… dieses Kind wurde ihrer Mutter beraubt, sie hatte jedoch das Privileg erhalten weiterzuleben. Mir ist es egal, ob es von mir aus auch die Götter zornig macht.“

„Es geht hier um unser aller Leben.“

„Vater, bitte… wenn die Götter wollten, dass das Kind stirbt, dann hätten die Soldaten ebenso das Kind getötet wie ihre Familie.“

„Du siehst das Kind als einen Segen der Götter an?“

Kopfschüttelnd drückt Takamoto das kleine Kind an sich, schaut ihm in die Augen und legt ihm wieder die Leinen um, während es tief und fest in seinen Armen schlief. Unüblich für ein kleines Kind ja, doch es atmete ruhig und schien sich wohl zu fühlen bei dem Älteren.

„Nein…“

„Dann lass das Kind hier…“

„Nein, Vater…“

Überrascht zuckte Motonari mit der Augenbraue, starrte seinen Sohn an, welcher, zumindest von Motonari aus in dieser Schlacht seine Sinne verloren hatte. Still blickte er zu seinem Sohn, verschränkte die Arme, wurde jedoch kein Stück zornig, sondern atmete nur aus.

„Dieses Kind ist kein Fluch… es ist auch kein Segen… es ist…“

Wiederrum überraschte es ihn, dass Takamoto zu dieser Wortwahl tendierte. Motonari schloss die Augen, dachte nach… es ging einerseits um die Prinzipien des Tempels, doch andererseits sagte sein Sohn etwas, was ihn sehr zum Nachdenken brachte. In seinem Kopf schwirrten tausende Fragen herum, alle betrafen diese seltsame Entscheidung, die sein Sohn dort wählte. Damit kämpfte er gegen den Glauben des Tempels, sogar der ganzen Insel, doch sein Sohn hatte Recht.

„Dieses Kind ist das Vermächtnis dieser Schlacht und hat verdient, zu leben.“

„Danke… Vater.“

Ein kurzes Lächeln entfiel von den Lippen des Historikers, welcher sich daraufhin wegdrehte und in Richtung Treppe ging. Es machte ihn doch sehr traurig, dass dieses Kind in einer so grausamen Zeit geboren war, dennoch hielt er einen Moment inne.

„Takamoto?“

„Ja, Vater?“

„Wenn es in Ordnung ist, möchte ich den Namen für dieses Kind wählen.“

„Es wäre mir eine Freude, Vater…“

Motonari verließ die Tempelanlagen Miyaos, schritt die Treppe hinunter auf den blutgetränkten, von Schutt gefüllten Boden, welcher durch die Stadtmauern entstand. Als er das Bild dieser Hölle erblickte, welche die ehemalige Heimat seiner Feinde war, fragte er sich, ob er wirklich diesen Sieg verdient hätte und warum eine liebende Mutter unter hunderten von Soldaten Platz fand. Doch ganz besonders stellte er sich eine Frage, die Frage, warum die Geschichte immer von so grausamen Menschen angeführt wurde.

Die Familien Kikkawa und Kobayakawa waren auf ihm sehr freundschaftlich zu sprechen, und auch wenn seine Träume in ihren Augen etwas naiv wirkten, wünschte er sich einfach eine Welt, in der alle Menschen miteinander friedlich leben konnten. Und sein Wunsch war nicht einmal egoistisch gemeint, im Gegenteil. Er wollte einfach nur, dass das Land unter einem Banner vereint wurde und die Kriege ein Ende hatten…

Und wenn dieser Angriffsplan von Harukata Sue nicht gewesen wäre, hätte er es nicht so weit kommen lassen. Harukata war machtsüchtig, gierte nach einer Vergrößerung des Territoriums und wollte für diesen Fall sogar gegen Armeen kämpfen, denen er nicht das Wasser reichen konnte.

Traurig über diese Erkenntnis ging Motonari seiner Wege durch die zerstörte Stadt, welche überfüllt war von seinen Leuten, ging an jedem Einzelnen von ihnen vorbei und setzte sich in den Sand, um dem Meer beim Treiben zuzusehen, während die Dämmerung allmählich einsetzte.

Kurze Zeit später ließ er sich einfach in den warmen Sand des Strandes fallen, setzte sich dorthin und blickte auf seine Waffe, welche Pfeile über Pfeile in dieser Schlacht abschoss.

Als Historiker war er einer der Wenigen, die diese Schlacht als sinnvoll bezeichnet hätten. Für ihn bedeutete jedoch der Sieg nicht, dass er seinem Traum näher gerückt war, sondern nur, dass er wiederrum nur einen Schlachtzug führte, um damit seine Hoffnung nicht zu verlieren.

Aber war es wirklich das, was er wollte? Oder redete er es sich nur ein, um trotzdem an die Macht in Japan zu kommen?

Nachdenklich starrte er ins Meer heraus, versuchte eine Lösung für dieses Dilemma zu finden, jedoch schien ihn sein Gehirn in dem Fall im Stich zu lassen. Die Minuten vergingen und mit jeder davon verschwand die Sonne weiter hinterm Horizont. Leise wollte er sich nicht anmerken lassen, welche Sorgen er hatte, ehe daraufhin sein dritter Sohn an seine Seite trat.

„Vater, was habt ihr?“

„Oh, Takakage, setz dich…“

„Ich stehe lieber…“

Diese Emotionslosigkeit, die Takakage bei den Kobayakawa, und ganz besonders dank Kato Danzos Ausbildung erhielt, machte selbst seinem Vater Angst. Ein wenig wollte Motonari, dass Takakage ebenso wie sein zweiter Sohn Geschichte studierte, nur war das nie sein Weg. Stattdessen machte er sich das Credo der Ninjakultur zu seinem Leben, indem er jegliche Art des Versteckens und der Effizienz übte.

„Hattest du dir schon einmal die Frage gestellt, ob dieser Weg auch Sinn macht, den du gehst?“

Schweigsam blickte der Sohn ins Meer hinaus, ohne zu nicken oder den Kopf zu schütteln. Still und leise näherte er sich dem allmählich ebbendem Meer.

„Diese Frage stelle ich mir immer nach einem Kampf, Vater. Auch wenn ich kein Philosoph oder Historiker bin wie meine älteren Brüder, diese Frage geistert in meinem Kopf schon lange herum… und ich kann euch darauf keine Antwort geben, weil ich es selbst nicht weiß.“

Kopfnickend stand Motonari auf, verschränkte die Arme, so dass die drei Pfeile nicht sein Fleisch berührten und stellte sich neben ihm. Ebenso wie sein Sohn stand er stark und mit einer Aura, die seinen Mitmenschen doch ein wenig Bedenken gab, ob er ein guter Mensch war. Doch Motonari selbst wusste es nicht, ob es der richtige Weg war oder nicht, wie konnten es dann seine Kinder wissen, zumindest dachte er das. Nach kurzer Überlegung kam ihm sein Erstgeborener in den Sinn, Takamoto, welcher anscheinend einen vollkommen anderen Weg ging, wie es Motonari geplant hatte.

„Hattet Ihr schon einmal den Wunsch, dass das mit Mutter nicht passiert wäre?“

„Eure Mutter war so eine warmherzige, unschuldige Frau, sie konnte das Leid der Schlachten nicht mitansehen und glaubte an das Gute im Menschen… einen Menschen wie sie trifft man nur einmal in seinem ganzen Leben… und ja, ich habe noch immer den Wunsch. Es tut mir ganz besonders Leid um dich, da du deine Mutter nur sechs Jahre lang kanntest.“

„Das muss es nicht, Vater… wenn sie wirklich so war, wie Ihr es sagt, dann bin ich stolz, ihr reines Blut in meinen Adern zu tragen. Damit habe ich trotz dem Blut an meinen Händen zumindest etwas Reines in mir.“

Seine Worte wirkten kalt und herzlos, wie es Motonari bereits gewohnt war, nur konnte er nebenher auch einen Tropfen Schwermut aus den Lippen seines Sohnes erkennen.

„Es ist eine große Last so viel Blut an seinen Händen zu tragen…“

„Für einen Menschen zu viel Last… ja… nur… wie fühlt Ihr euch damit, Vater? Jede einzelne Leiche auf diesem geweihten Boden ist unserem Sieg gewidmet… Der Schrein ist befleckt… und Ihr habt dafür gesorgt, dass es so weit kam. Für euch muss es eine weitaus größere Last sein, als für mich.“

„Weißt du, wenn ein Mensch glaubt, das Falsche zu machen, dann versteckt er sich hinter dummen Motiven, um seine Fehler zu vertuschen. In einem fernen Land westlich von hier entstanden Kämpfe, die blutrünstiger kaum sein konnten, nur weil sie den Glauben vertraten, und diese Leute bereuten es nicht, dass sie dieses Blut vergossen hatten, denn sie taten es nur aus den Wünschen alter Männer heraus.“

„Ein niedereres Motiv gibt es nicht… sie rennen wirklich in den Tod, nur weil sie glauben, dass es das richtige ist?“

Motonari nickte stumm, starrte in Richtung der Insel, welche seine Domäne nun trug und schüttelte traurig den Kopf. Für ihn war es ein schlimmer Kampf, ein brutales Urteil gegenüber dem Chaos, welches nun entstand. Er selbst konnte es nicht fassen, wie infantil die Menschen in den Tod rasten, nur um den Werten zu gehorchen, die ihnen dank ihres Glaubens gegeben wurden. Doch schlimmer war für ihn die Tatsache, dass so viele Leben verloren gingen. Über 4000 unschuldige Leichen unter Harukata Sue… der Gedanke alleine trieb Motonari eine Träne ins Auge, die langsam über sein Gesicht hinunter zu dem Band wanderte, welches sein Hut trug.

„Vater?“

Diese Reaktion war die Letzte, die sich Takakage von seinem Vater erwartet hätte. Seit dem Tod seiner Mutter hatte Motonari keine Träne mehr von sich gelassen, doch warum gerade jetzt? Die Schlacht war gewonnen, seine Söhne waren in Sicherheit und er selbst hatte das Recht als Daimyo Suos zu arbeiten. Selbst der Stratege und Ninja wusste darauf keine Antwort. Er verstand es nicht, wollte es zwar verstehen, konnte es jedoch nicht. Im Gegenteil, für ihn war es ein riesiger Schock…

Jedoch blieb es nur bei dieser einzelnen Träne, welche Motonari schnell mit seiner Hand wegwischte. Mit unscheinbarer Wehmut schaute Motonari seinen erschrockenen Sohn an.

„Es ist nichts… ich muss nur kurz zurück zum Tempel.“

Wortlos nickte der Sohn dem Vater zu, machte sich nun auch wieder zurück auf dem Weg, um sich an der Feier zu laben, welche zu seinem Anlass gegeben wurde.

Still ging der alte Mann seiner Wege, suchte sich diese durch die Menschenmenge und sah seinen zweiten Sohn ausgelassen mit einigen Frauen feiern. Er hatte wirklich die beste Entscheidung getroffen, als er ihm den Pfeil der Kraft vermacht hatte. Dies machte ihn sogar glücklich, dass er sich nicht so viele Gedanken machte wie er. Damit hatte er das Glück des Genusses des Lebens, obwohl dieses überfüllt war von diesen schlimmen Ereignissen.

Leise schlich er in Richtung Tempel, sah seinen Soldaten zu, wie sie sich an dem Glück ergötzten, das sie erlebten, selbst Takakages Schiff wurde dafür verwendet, um das Feiern zu ermöglichen. Am Fuß der Treppe starrte Motonari hoch zu seinem Sohn, welcher am anderen Ende stand und das Bündel immer noch in den Händen hielt.

Jede einzelne Treppenstufe bestieg er, und bei jeder Einzelnen fragte er sich immer wieder die Frage, welche er seinem Sohn stellte, ob das alles Sinn machte. Das Kind schlief immer noch tief und fest, als Motonari ganz oben bei seinem Sohn an der Treppe stand.

„Vater?“

„Takamoto, mein Sohn… ich will, dass du dieses Kind aufziehst und aus ihm das Vermächtnis dieses Tempels und der Familie Mori machst.“

„Aber Vater… ich habe bereits einen Sohn… Kann ich mich um ein weiteres Kind kümmern?“

Leicht erschrocken war sein Blick, er starrte immerzu seinem Vater in die Augen, wusste sich nicht zu helfen, da er es als sehr schwer empfand, noch ein Baby großzuziehen, erst recht, wenn es nicht sein Geborenes war.

„Das weiß ich nicht, weiß man nie, mein Sohn… denn dies ist etwas, was jeder aus dem Herzen heraus selbst wissen muss. Und ich weiß, dass aus Miyao eine gute Tochter wird… sie wird stark sein, weise und vor allem wird sie ein gutes Herz haben, ebenso wie ihr Vater.“

„Ich danke euch Vater… Miyao?“

„Ja, ich will, dass du sie Miyao Mori nennst… nach dem Tempel…“

„Aber Vater, dann werden sie doch wissen, woher das Kind kam? Und das Volk wird denken, dass es verflucht ist.“

„Sie werden es sagen, ja… aber du hattest recht… das Kind ist kein Fluch… und das werden sie auch wissen, obwohl es aus diesem Ort stammte. Sie werden es erfahren, werden sie lieben und sie wird der Familie Mori Wärme und Gutherzigkeit schenken, darum will ich, dass du sie adoptierst, mein Sohn. Du bist derjenige, der am besten weiß, was es bedeutet Moral und Tugend in die Welt zu bringen. Du bist der der Drei, der wirklich an das Gute im Menschen glaubt, und ich will, dass es wenigstens eine Seele gibt, die daran glaubt, dass es noch gute Menschen gibt.“

Überwältigt von der Rede seines Vaters nickte er nur, starrte auf das kleine Bündel und fasste ihr an den Kopf.

„Kleine Miyao… ich verspreche dir, dass ich dir ein guter Vater sein werde.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück