~ Endlich! ~
Inuyasha saß wie üblich auf seinen Lieblingsbaum, mit den Armen hinter dem Kopf verschränkt und döste vor sich hin. Die Sonne schien hoch am Himmel und weit und breit war niemand zu sehen, alles still und friedlich. Der Hanyou konnte daher gut über all die Sachen nachdenken die ihn schon seit geraumer Zeit beschäftigten, ohne von jemanden gestört zu werden. Er dachte über Naraku nach, wie er ihn am leichtesten besiegen konnte, seinen Bruder, seine Freunde... seine Gedanken schwirrten nur so hin und her und hatten keinen festen Punkt. Oder vielleicht doch?
Der Silberweißhaarige musste einmal tief seufzen, wie lange war es nun schon her? Wie lange war es her seit ein bestimmtes Mädchen, mit rabenschwarzem Haar, ihn an dem Baum gefunden und seitdem her kennen gelernt hatte? 8, vielleicht 9 Monate? Er wusste es nicht, er wusste nur, dass seit dem er sie um sich herum hatte, er jegliches Zeitgefühl verlor. Wenn sie bei ihm war, war's so als würden ihm die Stunden wie Minuten vorkommen und wenn sie mal nicht in der Nähe war, wie zum Beispiel in diesem Moment, kamen ihm die Minuten, oder gar Sekunden wie Stunden vor...
Schon seit geraumer Zeit wusste er nicht so recht was für Gefühle er für dieses Mädchen hegte. War es Liebe? Oder einfach nur ein Beschützerinstinkt, den er wie bei seiner kleinen Schwester fühlen würde, wenn er eine hätte... Aber was war mit Kikyo? Die Erste, für die er je sein Leben gegeben hätte und nur für sie ein Mensch werden wollte. Sie war die erste die ihm zeigte was es heißt zu lieben und wieder geliebt zu werden. Jedoch nur für eine Zeit. Denn Naraku hatte beide gegeneinander ausgespielt, er hatte versucht sie auseinander zu bringen und das nur wegen seiner dummen Eifersucht. Und er hatte es auch geschafft, er schaffte es dass Kikyo ihn hasste. Und dafür hasste er ihn wie den Teufel persönlich, wenn nicht sogar noch mehr.
Doch seit dem Kikyo gestorben und wieder als eine leere Hülle von Erde und Knochen auferstanden war, veränderten sich seine Gefühle eben so. Sicher, er vermisste die schwarzhaarige Schönheit immer noch und wäre überglücklich sie wieder in seinen Armen halten zu können, jedoch... was war mit Ihr? Die, die ihn aus seiner Starre gerettet hat? Die, die schon so öfters wegen ihn Tränen vergossen hatte? Die, die nur wegen ihn, einen Halbdämonen, in dieser Dimension blieb? Die, die er liebte...?
Zum zweiten Mal an diesem Tag entwich ihm ein schweres Seufzen. Ja, es stimmte. Er war verliebt. Verliebt, in das wunderschönste und atemberaubenste Mädchen, das er bisher zu Gesicht bekommen hatte. Das Selbe hätte er vermutlich auch zu Kikyo gesagt, wenn sie damals Naraku nicht so hinterhältig getäuscht hätte, aber bei Ihr, bei Kagome, war es die Wahrheit. Sie war eine Augenweide, aber er liebte sie einfach so wie sie war. Sie musste sich nicht ändern oder ihm was großartiges beweisen, um zu zeigen wie toll sie sei. Er wusste es auch so. Sie hat bisher immer zu ihm gestanden und wird es in Zukunft sicherlich auch weiterhin tun, da war er sich sicher.
So viel zu ihm, er wusste, dass er starke Gefühle für sie hegte, doch was war mit ihr? Fühlte sie das Selbe wie er? Ginge das überhaupt? Dass sich ein Mensch in einen Dämon verlieben könnte, auch wenn er nur ein halber davon war? Sicher, sein Vater hatte doch schließlich eine Menschenfrau geliebt und sie erwiderte seine Liebe auch... Wie sehr wünschte er sich dass bei Kagome und ihm das Selbe abliefen würde?
"Hach...", entwich seiner Kehle. Er erhob den Blick und sah in den Himmel hinauf. Strahlend blau, keine einzige Wolke war zu sehen. Während er in seinen Gedanken so vertieft war, dass er sicherlich nicht einmal merken würde wenn ein Riesendämon vor seinen Augen auftauchen würde, schlich sich eine gewisse, zierliche Person zu dem Baum auf den er gemütlich saß. Sie versteckte sich dahinter und spickte zu ihm hinauf. Er war wirklich süß, wie er da so in Gedanken verloren saß und nichts von ihrer Gegenwart spürte, was schon eigenartig war. Er roch sie normalerweise schon nach 5 Kilometern und jetzt, wo sie doch genau unter ihm stand, nicht einmal ein kleines Zucken von ihm. Bei dem Anblick das sich ihr bot, musste sie leicht lächeln und ihre Wangen färbten sich leicht rosa. Sie entschloss sich einfach zu ihm nach oben zu klettern, hoffend dass er sie bis dahin weiter hin nicht bemerken würde.
Langsam, nur ganz langsam kletterte sie die mehreren kleinen Äste des Baumes nach oben. Vor genau 3 Wochen verließ sie diese Zeit, in der sie sich momentan aufhielt und ist in ihrer eigenen Zeit, durch den Knochen fressenden Brunnen, welches die beiden Welten miteinander verband gesprungen um für wichtige Klausuren zu pauken. Sie hatte damit zwar viel Stress, doch sie hat es überwunden, nun hatte sie mal 2 Wochen Ferien von den ganzen Schulstress. Was auch der Grund ist, dass sie nicht wieder diese alltägliche und langweilige Schuluniform anhatte, sondern ein gelbes Sommerkleid, das nur knapp über ihren hübschen Po ging, darüber eine hellblaue Strickjacke und dazu passende Sandalen, mit etwas Absatz.
Kagome wusste, dass Inuyasha die ganze Zeit ungeduldig auf sie gewartet haben musste, deshalb wollte sie auf gar keinen Fall, unter keinen Umständen, dass er sie, bevor sie zu ihm hinaufgeklettert war, entdecken würde, sonst wäre die ganze Überraschung pfutsch. Sie ist auf der anderen Seite des Baumes geklettert, bis sie etwas höher als ihm war, danach wechselte sie die Seiten und schon war sie über ihn. Er war immer noch in der selben Position, mit den Armen hinter den Kopf verschränkt und schaute stur zur Seite. Mit einem lüsternen Schmunzeln auf den Lippen, machte sie *Hop* und schon landete sie vor den überrascht aufschreckenden Inuyasha.
"W-was...?"
"Ja, ich freue mich auch dich wiederzusehen." Sie konnte sich einfach nicht verkneifen ihm freudig in die Armen zu fallen und da er immer noch angelehnt saß, gewann sie sich dabei auch noch freudig den Platz auf seinen Schoss, oder besser gesagt zwischen seinen Beinen, da er sie nun angewinkelt hatte. Ihre Arme um seine Brust geschlungen vergrub sie ihr Kopf darin und kuschelte sich weiter an ihn. Wie sehr sie ihn doch vermisst hatte...
"Kagome...", war das einzige was er raus bringen konnte. Doch keine Sekunde später, schlang auch er seine Arme um sie und drückte sie enger an sich. Ihr Haar roch so schön nach Erdbeeren. Er wusste das es ihre Lieblingsfrucht war, da sie immer wie ein kleines Kind freudig jubelte wenn sie mal frische Erdbeeren gefunden hatten. Das war eine der hunderten, vermutlich aber auch tausenden Sachen die er so an ihr liebte...
"Kagome?", flüsterte er zum zweiten Mal ihren Namen leise in ihr Ohr.
"Hm..?" Sie fühlte sich richtig wohl und geborgen bei ihm, daher war sie auch nicht im Stande was anderes darauf zu erwidern.
"Kann ich dir da eine Frage stellen?"
"Sicher, frag ruhig." Keiner von beiden redete im normalen Ton, beide hauchten nur so gegenseitig die Worte, doch sie konnten den anderen mehr als nur deutlich verstehen.
Inuyasha fing an weiter zu reden, doch dabei schob er sie nur leicht von sich und sah sie an, während seine linke Hand sich auf ihre legte und die andere in ihrem Nacken. Ihr Puls fing an laut gegen ihren Ohren zu hämmern und ihre Wangen machten bestimmt schon Konkurrenz mit einer Tomate.
"Wenn... wenn du die Wahl hättest zwischen einem Kuss auf der Stirn, der für die Zuneigung und Geborgenheit steht und einem Kuss auf den Lippen, der allein für die reinen Liebe steht... welches würdest du nehmen?"
Sie war sprachlos. Was sollte sie nun als Antwort geben? Was würde das denn überhaupt bringen? Sie entschied sich nicht ihren Kopf antworten zu lassen, sondern ihr Herz. Sie schloss leicht lächelnd die Augen und drückte seine Hand etwas fester.
"Ich würde..." Sie wollte gerade wieder die Augen öffnen, da bemerkte sie dass Inuyasha sich etwas zu ihr gebeugt hatte und nur knapp vor ihren Lippen halt machte.
"...die Lippen wählen?", beendete er ihren Satz nur hauchend. Beide hatten die Augen nur noch einen Schlitz weit offen und Kagome nickte nur leicht mit ihrem Kopf als Antwort und ehe sie sich versah ...
... verschmolzen ihre Lippen zu einem zärtlichen Kuss. Es war nur ein Hauch von Berührung, kaum zu spüren, kaum wahrzunehmen, doch für die beiden war es wie eine Erlösung. Wie lange hatten die beiden schon auf diesen Moment gewartet? Viel zu lange, wenn man sie fragt. Leicht und schüchtern trennten sich ihre Lippen voneinander, um dann keine milli Sekunde später wieder aufeinander zu treffen. Immer weiter bewegten sich seine Lippen zärtlich auf die ihre und sie erwiderte es nur mit Freude. Der am Anfang leicht schüchterne Kuss, wurde mit der Zeit immer fordernder, doch es verlor kein Stück von der Zärtlichkeit die die beiden gegenseitig abgaben. Hungrig bewegten sich ihre Lippen aufeinander, sie steckten so viel Liebe in den Kuss hinein, um zu zeigen wie sehr sie sich in Wahrheit die ganze Zeit über mochten; liebten... Inuyasha wollte mehr, das spürte er auch bei Kagome, er zog sie mit einer Hand an der Hüfte näher an sich und drückte sie gegen seine Brust, die eine Hand immer noch auf ihren Hinterkopf. Ihre Hände krallte sie in seinem feuerroten Gewand.
Inuyasha streifte nur leicht mit seiner Zunge auf ihrer Unterlippe, um Einlass gewähren zu können, was er keinen Moment später auch bekam. Wie am Anfang des Kusses, suchte seine Zunge nur leicht schüchtern nach ihrer, um dann freudig mit ihr zu spielen und ein liebhaftes, zärtliches und doch feuriges Zungenspiel zu beginnen. Sie schmeckte so süß, viel süßer als er es sich immer vorgestellt hatte. Immer weiter streiften ihre Zungen gegeneinander und keiner wollte diesen Kuss, der nur so voller Liebe strahlte beenden, doch wie man so schön sagte, alles muss mal ein Ende haben. Nur schwer atmend befreiten sie sich etwas voneinander und mit ein paar letzten, sanften Küssen auf ihren vollen Lippen ließ der Silberweißhaarige von ihr ab, jedoch entfernte sich keiner von ihnen mehr von einander, sie schauten sich einfach nur zuckersüß lächelnd und mit glänzenden Augen an.
Er strich ihr sanft durch's Haar, während sie ihn hinter seinen kleinen Hunde Öhrchen kraulte und sie ihn somit das ein oder andere Schnurren entwichen ließ. Seine Ohren zuckten vor Aufregung die ganze Zeit, dieses Gefühl was er spürte, Schutz und Geborgenheit, Freude und Vertrauen, Zärtlichkeit und Liebe... dies alles hatte er bei Kikyo noch nie verspürt. Das Mädchen in seinen Armen machte ihn so schwach und gleichzeitig so stark, dass er glauben könnte jeden einzelnen töten zu können, der es wagen sollte ihm wieder jemanden zu nehmen der ihn so viel bedeutete.
"Ich bin verliebt...", fing Inuyasha zärtlich an leise zu sprechen. Kagome lächelte ihn süß an und konnte sich ihren nächsten Satz einfach nicht verkneifen.
"Ach und wer ist die Glückliche?" Er beugte sich noch einmal kurz zu ihr, jedoch nur um ihr einen sanften Kuss auf der Stirn zu geben, dann drückte er sie wieder fest an sich und hauchte leise in ihr Ohr: "Du mein Engel."
