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Der Schneeprinz

von

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Eine überraschende Wendung


 

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Eine überraschende Wendung
 

Ich stehe vor meiner Wohnungstür und suche am Schlüsselbund nach dem richtigen Schlüssel für das Schloss. Ich bin aufgeregt, denn ich habe mich nach mehreren Tagen der Überlegung nun endlich dazu durchgerungen, Loki heute die Wahrheit zu sagen. Bei dem bloßen Gedanken daran, bekomme ich sofort wieder Herzrasen, feuchte Hände und diese unschönen Pustel am Halsansatz.

Das Metall der Schlüssel klimpert leise, und noch bevor ich das Schloss aufschließen kann, wird die Tür von innen geöffnet und ein leicht zerzaust aussehender Loki steht vor mir im Türrahmen.

»Du bist zu früh«, stellt er trocken fest und ich weiß nicht recht, was er damit meint, sehe ihn verblüfft an.

»Äh«, fällt mir dazu nur ein, während Lokis Blick interessiert an meinen Hals wandert. Er scheint die Pusteln bemerkt zu haben.

»Du kommst nie vor sechs Uhr heim«, redet Loki weiter und versucht, mir mit seinem Körper den Blick ins Innere zu verwehren. »Wieso heute?«

»Ich muss dir etwas erzählen«, sage ich und hoffe, dass es Antwort genug ist, während mein Herz schon wieder stolpert.

»Gib mir noch ein paar Sekunden«, sagt Loki eilig und knallt die Tür vor meiner Nase zu, ohne, dass ich etwas dagegen tun kann.

Verdattert starre ich auf das dunkle Holz der Tür. Dann lehne ich mein Ohr dagegen und höre von innen die Geräusche hektischer Beschäftigung. Stirnrunzelnd versuche ich mir auszumalen, was da gerade vor sich geht, als die Tür wieder aufgerissen wird und ich in Lokis Arme falle, als der Widerstand der Tür plötzlich weg ist.

»Augen zu«, fordert er und ich habe gerade überhaupt keine Lust auf solche Spielchen.

»L-«, sage ich beinahe seinen richtigen Namen, kann mich aber noch stoppen und tarne die kleine Unachtsamkeit in einen Hustenanfall. Nicht ungewöhnlich, da ich mir bei unserem kleinen Ausflug ins Eis eine starke Erkältung zugezogen hatte und diese noch nicht ganz abgeklungen ist.

Loki schiebt mich, keinen Protest zulassend, vor sich her und legt dabei seine Hände über meine Augen, dass ich auch ja nicht linsen kann.

»Wo ist Bob?«, höre ich mich fragen, als mir klar wird, dass der Tollpatsch nicht in der Wohnung ist.

»Bei Nick«, kommt flugs die Antwort und ich werde zum Anhalten gebracht. »Und Augen auf.«

Ich tue wie mir geheißen und blinzele ein paar Mal. Ich stehe in der Küche, Loki schräg hinter mir, und sehe in Richtung Fenster. Ein neues kleines Aquarium hat dort seinen Platz gefunden und steht nun auf dem Fensterbrett. Algen wachsen darin beharrlich vor sich hin, und antike griechische Säulen dienen als zusätzliche Dekoration. Und inmitten all dieser Dinge schwimmt ein kleiner weißer Schleierschwanz mit orangen Punkten seine Bahnen. Sogar eine kleine pinkfarbene Schleife ist um seinen Körper gebunden und treibt majestätisch hinter dem kleinen Kerl in der Strömung.

»Mr. Fish!«, rufe ich aus und klatsche dabei in die Hände.

»Ich glaube, das ist eine Mrs. Fish«, lacht Loki und greift nach meiner Hand, die er leicht drückt.

»Das ist ja mal eine Überraschung«, versichere ich und umarme ihn kurz. »Danke sehr. Wo hast du sie überhaupt her?«

Ein Schulterzucken folgt meiner Frage.

»Ebay.«

Irre.

»Ich habe auch eine ziemliche Überraschung für dich«, fällt mir mein Vorhaben schlagartig wieder ein. Ich sollte es wirklich schnell hinter mich bringen, bevor mich der Mut wieder verlässt. Also plappere ich einfach los. »Ich muss dir etwas sagen. Ich habe heute eine schwangere Frau aus Cordova ausgeflogen. Der Flug war lang und ich hatte Zeit nachzudenken, als ihre Wehen immer stärker wurden, aber das ist eine andere Geschichte. Die Sache ist-«

»Du willst nie Kinder«, unterbricht er mich schmunzelnd und sieht dann alarmiert auf die Küchenuhr hinter mir.

»Nicht ganz«, komme ich noch dazu zu sagen, als er mich erneut zum Schweigen bringt.

»Können wir das später besprechen?«, fragt Loki und zieht mich aus der Küche. »Ich habe nämlich noch eine weitere Überraschung für dich. Ist sogar ganz praktisch, dass du heute früher Feierabend gemacht hast. Da erleben wir den Countdown noch mit.«

Häääh?

Ohne Wiederworte lasse ich mich zur Tür führen und wir verlassen die Wohnung. In meinem Kopf dreht sich alles. Was zur Hölle wird hier eigentlich gespielt? Von welchem Countdown ist die Rede? Und wann werde ich endlich mit der Sprache raus rücken? Auf den richtigen Moment warten zu wollen, ist doch nur eine Ausrede meinerseits.

Ehe ich mich versehe, schlendern wir durch Valdez' Straßen, hinunter ins Industriegebiet. Ich habe mittlerweile ein echt mulmiges Gefühl in der Magengegend. Ein Blick zu Loki verrät mir, dass er sich über meine Unwissenheit insgeheim wie ein Schnee... prinz freut.

Ich weiß nicht, mit was ich eigentlich rechne, aber nicht damit, dass er mich zu einem Nachtclub im stillgelegten Teil des Hafens führt.

Keine Wolken stehen am nächtlichen Himmel und der Mond schickt silberne Strahlen, die mein Gesicht erhellen, als ich ungläubig zu dem beleuchteten Neonschild empor starre, auf dem der Name des Clubs zu lesen ist: »Rey-Rey's«

Ääähhhhhh, macht es in meinem Kopf nur wieder. Das Phänomen habe ich in letzter Zeit leider öfter.

Wie kann es sein, dass mir dieser Club noch nie aufgefallen ist? Ist der neu? Und wieso trägt er diesen Namen? Was läuft hier eigentlich gerade?

Ich schaue mich um und realisiere erstaunt, dass nicht wenig Autos auf dem angrenzenden Parkplatz auf ihre Besitzer warten. Wo kommen die bloß alle her? Wenn die alle da drin sind, dann muss der Schuppen brechend voll sein.

Ich will Loki gerade fragen, was das für ein Laden ist, doch als ich mich zu ihm drehe, ist er verschwunden. Hektisch sehe ich mich um und erspähe ihn direkt vor der Eingangstür, von wo aus er mich lächelnd beobachtet.

»Kommst du?«, verstehe ich seine Stimme trotz der Entfernung zwischen uns und beeile mich diese zu überbrücken.

Ich weiß nicht, was mich erwartet und bin ein bisschen aufgeregt, als Loki mit Leichtigkeit die schwer aussehende Tür aufstößt, wieder nach meiner Hand greift und mich hinein ins »Rey-Rey's« zieht.

Drückende Wärme brandet uns entgegen und wir kommen in eine Art Empfangsraum in dem sich ein diffuses Licht aus einer flackernden Leuchtröhre ausbreitet. Zwei Typen spielen Empfangsdame, würdigen Loki keines Blickes und taxieren mich eine Millisekunde lang mit ihren durchdringenden Türsteheraugen. Mich beschleicht das leise Gefühl, dass Loki hier öfter verkehrt.

Aha! Hier war er also die ganze Zeit, als er unauffindbar war und ich schon dachte, dass er irgendetwas Illegales anstellt.

Ein leichter Stich in meinem Herz zeigt mir, dass ich darüber etwas enttäuscht bin. Er hätte mich ja auch mitnehmen können.

Im Inneren des Clubs ist es nicht wesentlich heller als draußen in der sternenlosen Nacht. Dunkle Neonröhren tauchen einen langen Gang in violettes Licht. Das »Rey-Rey's« ist ein Schwarzlicht-Club! Bin ich froh, dass ich keinen hellen BH anhabe. Oder? Ein schneller überprüfender Blick in meinen Ausschnitt lässt mich dessen sicher sein. Puh.

Unser Weg führt uns zur Garderobe, die, wie ich bemerke, in der Tat bereits brechend voll ist.

Wir gehen weiter stumm nebeneinander her und das Dröhnen der Dance Music wird immer lauter. Der Gang öffnet sich in eine riesige Lagerhalle und wie vermutet steppt hier drin der Bär. Das »Chilkoot Charlies« ist ein Scheißdreck dagegen. Ich habe keine Ahnung woher die ganzen Leute eigentlich kommen. Alle Einwohner von Valdez zusammengezählt sind zahlenmäßig mit Sicherheit nicht halb so viel.

»Wem gehört dieser Laden?«, frage ich an Loki gewandt, der mich zielstrebig in eine Ecke der Halle führt. »Und seit wann existiert er überhaupt?«

Ich erhalte keine Antwort und sehe, dass wir auf einen abgetrennten VIP-Bereich zusteuern. Ich rechne damit, dass uns gleich zwei Gorillas von der Seite anspringen und vor die Tür setzen, aber die Security-Leute lassen uns einfach passieren.

Außer uns ist niemand in der kleinen Lounge, die mit roten Sitzecken ausgestattet ist. Ein Bild an der Wand Wand erregt meine Aufmerksamkeit.

»Das sind ja wir«, erkenne ich das Grinsefoto, welches auf meiner Couch aufgenommen wurde. »Was geht hier vor? Wer ist der Eigentümer dieses Clubs?«

Loki setzt sich selbstgefällig auf die bequeme Sitzgelegenheit und zieht mich mit sich.

»Ich«, sagt er grinsend und deutet auf die Wand hinter uns. »Und die Fotos zeigen die Ehrengeste.«

Und plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augenbrauen. Wie kann es sein, dass ich das nicht bemerkt habe?

»Du hast in den letzten Wochen diesen Club aufgebaut?«

»Ja«, sagt Loki stolz und freut sich total über mein verdattertes Gesicht. »Ich wollte ihn dir erst zeigen, wenn ich sicher bin, dass er läuft.«

Und wie er läuft!

»Wie hast du das finanziert?«, will ich wissen und linse hinüber zur Tanzfläche, wo Feierwütige durch die Halle zappeln.

»Aktienhandel«, erklärt mir Loki. »Und mit dem Verkauf einer App, die ich entwickelt habe.«

Zeit für mich in Ohnmacht zu fallen, denke ich mir, kann meinen Körper aber wieder unter Kontrolle bringen. Das ist eindeutig zu viel Input für mich.

»Jetzt musst du zum Feiern nie wieder bis nach Anchorage fliegen. Was sagst du dazu?«

Ich finde es absolut reizend. Obwohl es trotzdem so... abwegig ist.

»Du bist total irre!«, rufe ich lachend und kann meine anfängliche Verwunderung endlich ablegen.

Loki lacht ebenfalls, süße Lachfalten bilden sich um seine Augen und unaufgefordert werden uns Getränke gebracht, sodass wir anstoßen können.

Die Menge grölt plötzlich und die Stimme eines DJ's dringt an mein Ohr.

»Seid ihr bereit für den Countdown?«

Hastig stellt Loki seinen Cocktail beiseite und hält seine offene Hand in meine Richtung.

»Los, komm. Das darfst du nicht verpassen.«

Ich lege meine Hand in seine und lasse mich erneut zur Tanzfläche führen. Viele Gäste scheinen Loki zu kennen, denn nicht wenige grüßen ihn und klopfen sogar freundschaftlich auf seine Schulter.

»Zehn«, beginnt der Countdown, gerade als wir eine Stelle erreicht haben, an der wir bleiben wollen.

Ich habe absolut keinen Plan, was passieren wird, wenn der Countdown bei Null ankommt. Ich greife Halt suchend nach Lokis Oberarm und sehe mich entsprechend ängstlich um. Alle anderen Anwesenden grölen laut mit, reißen die Arme in die Höhe und bringen die Stimmung im Club auf den Siedepunkt. Fremde Körper drücken sich gegen uns und als die Menge bei »Vier« angekommen ist, ertappe ich mich dabei, wie ich ebenfalls leise mitzähle.

»Drei, zwei, eins!«

Ich kneife die Augen zusammen, die Menge kreischt und über uns beginnen Düsen etwas auf die Massen zu sprühen. Weißer Schaum fliegt durch die Luft, setzt sich auf Haut und Haaren der Feierwütigen fest, durchnässt Kleidung und verwandelt die Tanzfläche in die Schaustätte einer Schaumparty.

Ich wische mir Schaum aus dem Gesicht, doch sofort kommt neuer angeflogen und ergreift Besitz von meinem Körper.

Die Menge tobt und trotz all der unerwarteten Ereignisse finde ich, dass ich noch nie so viel Spaß hatte.
 

~
 

»Das war unglaublich!«, sage ich atemlos und schleppe mich die Treppe in den ersten Stock empor. Meine Haare und Klamotten sind total durchnässt von all dem Schaum, aber mein dicker Mantel hat mich den kurzen Fußweg über warm gehalten. »Machen wir das noch einmal?«

Loki übernimmt das Aufschließen der Wohnungstür und zeigt bereits den ganzen Abend so ein zufriedenes Grinsen.

»Die Schaumparty ist einmal in der Woche«, erklärt er und ich folge ihm, noch total aufgedreht in die Wohnung. »Es gibt außerdem noch Karaoke-Abende und Motto-Partys.«

Unachtsam lasse ich meinen Mantel fallen, schlurfe zur Couch und lasse meinen nassen Körper darauf plumpsen. Ja, ich bin wieder etwas angeknipst.

Ich beobachte Loki dabei, wie er meinen Mantel aufhebt und an seinen angestammten Platz hängt, bevor er seinen eigenen daneben platziert.

»Dir hat es also gefallen«, nimmt er an und setzt sich zu mir.

»Oh ja, das war so was von abgefahren«, beteuere ich und fuchtele wild mit den Armen herum, als mir etwas auffällt. »Du hast da noch Schaum im Haar.«

Ich greife danach, streiche sein Haar zurück und wische den Schaum dabei zur Seite, wo er zwischen meinen Fingern vergeht. Dann lasse ich mich nach hinten fallen und mein Nacken bettet sich gegen die Lehne des Sofas.

»Du doch auch«, lacht Loki und beugt sich über mich um mein Haar von einer Schaumkrone zu befreien.

Ich erschrecke, als sein Gesicht plötzlich so dicht vor meinem ist, dass unsere Nasenspitzen sich beinahe berühren. Doch nur kurz, dann verselbstständigt sich meine Hand plötzlich und legt sich in seinen Nacken, spielt mit den spitzen seines Haars.

Das Grinsen auf seinem Gesicht verschwindet und er sieht mich auf eine Art an, die mein Herz zum Stolpern bringt. Dann rast es und mein Blick bleibt an seinen Lippen hängen, während ich nervös auf meinen herumkaue.

»Ich war schon einmal auf einer Schaumparty«, sage ich eilig und atemlos, um das unvermeidbare noch etwas hinauszuzögern.

»Ach ja?«, fragte er kaum hörbar und sein Gesicht kommt noch ein Stück näher, wenn dies überhaupt möglich ist.

»Bei einem Kurzurlaub nach New York.«

Wie auf ein Stichwort hält Loki in der Bewegung inne und sieht mich mit großen Augen an.

»New York«, sagt er lautlos und ich muss die Worte von seinen Lippen ablesen.

»Was ist?«, frage ich, doch ich kann die Antwort bereits in seinen Augen sehen.

Oh Gott! Er erinnert sich!

Loki lehnt sich zurück, die Augen ungläubig ins unermessliche aufgerissen. Sie huschen wild im Raum umher, scheinen nach Antworten zu suchen. Dann trifft mich sein Blick und ich sehe... Angst? Unmöglich. Enttäuschung? Ja, schon eher. Er begreift, dass ich es die ganze Zeit gewusst habe.

»Ich«, beginnt er und ich fühle mich plötzlich durch seine bloße Anwesenheit bedroht. Seine ganze Haltung hat sich schlagartig verändert. »Ich muss weg«, höre ich ihn sagen und ein charakteristisches Geräusch ertönt kurz darauf.

Mit einem »Phlump« verschwindet er in einem Riesenhaufen Dramatik aus grünem Rauch. Einfach so. Als hätte Scotty ihn soeben weggebeamt.

Das Couchkissen richtet sich unter dem fehlenden Gewicht sofort wieder auf und ich starre entsetzt auf die Stelle, an der Loki sich soeben in Luft – in LUFT!!! - aufgelöst hat.

»So muss es sich anfühlen, wenn man den Verstand verliert«, höre ich mich sagen, dann rollen meine Augen nach hinten und bei mir gehen die Lichter aus.
 

~ Ende des 8. Kapitels ~



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