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Entscheidung aus Liebe

von

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Alte Bekannte

Aiko saß während der Vorlesung neben Akane. Der Professor, der sich als Ryo Koyashi vorstellte, war mehr als langweilig. Akane kämpfte mit ihrer Müdigkeit und fragte sich, wie sie das Semester bei dieser Trantüte von Professor bestehen, oder besser gesagt überstehen, sollte. Wenn er jede Vorlesung so lange brauchte um in die Gänge zu kommen, würde sie die meiste Zeit über verschlafen.

„Psst, Haruka“, meldete sich Akanes Nachbarin im Flüsterton. Scheinbar hatte sie gemerkt, dass die Schwarzblau-haarige mit der Müdigkeit zu kämpfen hatte.

Akane schenkte ihr die Aufmerksamkeit und blickte in diese faszinierenden grünblauen Augen.

„Sag mal, kommst du auch aus Tokio?“

Schweigend betrachtete sie Aiko. Ernsthaft abwägend, wie viel sie erzählen sollte, antwortete sie zögerlich und sehr leise: „Nein, ich komme aus Sapporo und du?“

„Ich bin in Nerima groß geworden“, erzählte die Braunhaarige bereitwillig. „Ich liebe diesen Stadtteil. Es gibt keinen schöneren. Machst du Sport?“

Akanes Herz krampfte sich zusammen. Sie dachte an ihr altes Leben, an die Zukunft, die für sie zerplatzt war wie eine Seifenblase. Sie hasste es zu lügen, war es schon zu viel, dass sie dem Mädchen nicht ihren wirklich richtigen Namen genannt hatte, und darum entschloss sie sich so nahe an der Wahrheit zu bleiben wie es ging. „Ich habe mal Kampfsport gemacht. Das ist aber schon sehr lange her.“

„Wirklich? Das ist ja klasse!“ Der Unterricht war vergessen. Aiko beugte sich noch weiter zu Akane vor. „Ich mache auch Kampfsport, aber ich habe nie richtig und auch nie viel trainiert.“ Sie pausierte kurz um Luft zu holen und fügte dann noch hinzu: „Das hat sich geändert, als vor ein paar Jahren eine Kampfschule in Nerima eröffnet hat. Da ich den Kampfsport liebe, bin ich seitdem dort im Training.“

Akane wollte etwas sagen, aber Aiko ließ sie überhaupt nicht zu Wort kommen. Über diese offene, redselige und freundliche Art des Mädchens musste sie schmunzeln. Früher war sie auch mal so gewesen. Sie hatte auch jedem sofort blindes Vertrauen geschenkt und war zu jedem freundlich.

„Siehst du den Jungen dort vorne?“ Aiko zeigte unauffällig auf den jungen Mann in der roten chinesischen Kleidung. Sie überzeugte sich, dass ihre Nachbarin auch wirklich wusste, von wem sie sprach, ehe sie weiter erzählte. „Das ist mein Trainer. Er heißt Ranma Saotome.“ Plötzlich hielt das Mädchen inne, ehe sie verschüchtert kicherte. „Ich wusste gar nicht, dass er auch hier studiert. Das ist ja ein Zufall.“

Akane beachtete Aiko nicht mehr. Zu sehr war sie auf den schwarzhaarigen Jungen fixiert. Ranma Saotome. Der Name sagte ihr etwas, aber sie wusste im Moment überhaupt nicht wo sie ihn schon mal gehört hatte.

Die Braunhaarige zog Akanes Aufmerksamkeit wieder auf sich indem sie erklärte: „Er ist der beste Kampfsportler in seiner Altersklasse. Er hat die Meisterschaft gewonnen, bereits zum dritten Mal in Folge. Sicher hast du schon mal von ihm gehört.“

Sie nickte nur und automatisch wichen ihre Augen wieder zu dem Mann mit dem kurzen Zopf.

Und als ob er es spürte, dass die Mädchen über ihn redeten, drehte sich Ranma Saotome in genau diesem Moment halb um und blickte ihnen über seine Schulter ausdruckslos entgegen. Akane betrachtete sein Gesicht, das markant männlich, aber doch weich erschien. Er war hübsch, aber das faszinierendste in diesen Sekunden waren seine Augen. Augen so blau wie der Ozean.

Verlegen senkte Akane schnell ihre Augen, während Ranma ihrer Sitznachbarin noch ein leichtes Lächeln schenkte und er sich wieder den Ausführungen des Professors zu wandte.

Das sollte sie auch tun, aber Aiko war nicht der gleichen Meinung und flüsterte: „Ist er nicht süß? Seine Kurse sind überlaufen. Die meisten Frauen wollen nur zu ihm in die Kurse, weil sie sich Chancen bei ihm erhoffen. Wenige von ihnen sind wirklich begeisterte Kampfsportler. Wenn du auch mal wieder trainieren möchtest, wird Ranma bestimmt nicht nein sagen. Er mag ernsthafte Kampfsportler.“

Akane nickte. „Ich werde es mir überlegen.“ Eigentlich wollte sie nichts mehr machen, was an ihre Vergangenheit erinnerte. Aber sie gestand sich auch ein, dass der Kampfsport ihr fehlte. Immerhin war es mal ihr Leben.

Die meisten Studenten packten ihre Notizen ein und verschwanden aus dem Hörsaal. Auch Akane packte zusammen. Die gesamte Zeit saß sie mit Aiko flüsternd zusammen. Von ihrer ersten Vorlesung hatte sie keine Notizen gemacht.

Sie stand auf und wollte soeben gehen, als Ranma ihr den Weg versperrte. Sie starrte überrascht auf seine Brust, denn er überragte sie um einen ganzen Kopf. Unsicher blickte sie auf und versank sofort wieder in den blauen Augen. „Hallo Aiko“, begrüßte er die Braunhaarige freundlich, ehe er seinen durchdringenden Blick auf Akane richtete. „Ich bin Ranma Saotome, wie heißt du?“

„Haruka Inoi“, stotterte Akane. Sie sah in dieses Blau und hatte das Gefühl in seinen Augen ertrinken zu müssen.

„Haruka ist auch Kampfsportlerin“, mischte sich Aiko ein.

Ranma löste nicht eine Sekunde den Blick von der schwarzblau-haarigen. „Ist das so?“

Akane bekam wieder ein flaues Gefühl in ihrem Bauch. Etwas an seinem Blick störte sie. „Es war mal so. Ich mache das schon länger nicht mehr.“ Entschlossen blickte sie ihm entgegen. „Kannst du mich bitte durchlassen?“

„Was passiert wenn ich nein sage?“, provozierte der Schwarzhaarige sie.

Energisch schob sie ihn zur Seite. „Dann sorge ich dafür.“ Im nächsten Moment ging sie an ihm vorbei und verließ den Saal.

Allerdings kam sie nicht weit, denn auf dem Gang stieß sie mit einem jungen Mann zusammen.

„Verzeiht mir, holde Maid.“

Diese Stimme. Akane riss erschrocken ihre Augen auf und blickte in ein ihr sehr bekanntes Gesicht. Tatewaki Kuno? Es verschlug ihr schlichtweg die Sprache. Verdammt, verdammt, verdammt. Wenn er sie erkannte, war es vorbei. Alles was sie in den letzten Jahren hingenommen hatte wäre umsonst gewesen.

Der Angesprochene betrachtete das Mädchen vor sich lange. „Welch schönes Wesen. Sagt mir meine Liebe, ist euer Herz bereits vergeben?“, poetisierte er plötzlich los, griff dabei nach ihrer rechten Hand und kniete sich vor Akane auf den Boden.

Die junge Frau war im ersten Moment zu perplex um zu reagieren, geschweige denn zu antworten. Ihr wurde nur eines klar und diese Erkenntnis löste eine Welle der Erleichterung in ihr aus. Er erkannte sie nicht. Wobei sie auch darüber stutzte. Sie waren jahrelang zusammen in die Schule gegangen. Zwei Jahre lief er ihr nach wie ein Hündchen und bat sie jeden Tag aufs Neue um ein Rendezvous. Allzu sehr hatte sie sich zu damals nicht verändert. Außer ihrem neuen kecken Kurzhaarschnitt war sie doch nach wie vor wie ihr altes Ich.

„ Kuno, du Schwachmat!“

Überrascht blickten Akane und der noch immer kniende und auf Antwort wartende junge Mann zur Seite und entdeckten Ranma, der lässig am Türrahmen lehnte, beide Arme vor der Brust verschränkt und die Augen geschlossen.

Aiko und der braunhaarige Junge, Ranmas Kumpel dessen Namen Akane nicht wusste, standen leicht hinter ihm und beobachteten die Szene amüsiert.

Mit einem Satz sprang Kuno auf und trat einen Schritt zu dem Schwarzhaarigen. „Was fällt dir ein mich zu beleidigen, Saotome?“

Ranma ignorierte die wütende Stimmlage und öffnete stattdessen einfach nur seine Augen. „Soll ich Nabiki hiervon erzählen?“ Seine Augen glitten kurz zu Akane und musterten dabei ihren Körper. „Außerdem ist deine Freundin viel attraktiver als dieses Machoweib.“

Akane erstarrte, doch schlagartig wandelte sich ihre Mimik und sie ballte wütend ihre Hände zu Fäusten. „Wie bitte?! Machoweib?!“

„So wie du eben an mir vorbei gestampft bist, sollte ich eher Trampel sagen“, provozierte Ranma sie weiter. Dabei ließ er sie nicht eine Sekunde aus den Augen.

„Na, warte, du blöder Idiot“, sie schlug auf ihn ein, doch er wich geschickt ihrem Angriff aus und sie traf mit ihrer geballten Faust den Türrahmen.

Erschrocken wich Aiko aus. Auch der braunhaarige Mitschüler und Kuno brachten sich in Sicherheit.

Akane ignorierte die Studenten um sich herum und setzte dem flüchtigen jungen Mann nach. Immer wieder schlug und trat sie nach ihm, aber er konnte jedem ihrer Angriffe geschickt ausweichen. Unbemerkt von der Schwarzblau-haarigen, dirigierte er sie durch die Schülermasse und passte auf, dass sie keinen unabsichtlich verletzte. „Weich nicht immer aus, sondern greif endlich an, du Feigling!“

„Ich kämpfe nicht mit Mädchen“, antwortete Ranma gelassen, doch diese Aussage brachte Akane zum Rasen. „Wieso forderst du es dann heraus?“

Er blieb plötzlich stehen. Seine Augen ließen keine Sekunde von ihr ab. Sie war noch inmitten einer Kampfabfolge, kam ihm aber schnell näher. Bevor sie ihn mit ihrer Faust treffen konnte, sprang er geschickt über sie hinweg und landete nach einem Salto sicher hinter Akane auf seinen Füßen.

Sie drehte sich blitzartig um, als sie schon seinen Zeigefinger an ihrer Stirn spürte, der sie sanft anstupste. Akane verlor ihr Gleichgewicht und viel rückwärts zu Boden, bevor sie auf ihrem Hintern landete.

„Ich habe gewonnen“, antwortete der junge Mann herablassend. Seine blauen Augen beobachteten sie misstrauisch.

Akane rieb sich ihren Hintern, während sie seinen Blick wütend erwiderte. Ihr Kampfgeist war geweckt. Dies war nicht das erste aufeinander treffen und beim nächsten Mal würde sie siegen. Das schwor sie sich in diesem Moment.

Aiko eilte heran und half Akane beim Aufstehen. „Hast du dir wehgetan?“

„Nein, alles in Ordnung“, knurrte die junge Frau immer noch wütend. Ihre Augen blitzten regelrecht und wenn Blicke töten könnten, würde dieser überhebliche Macho auf der Stelle tot umfallen.

„Ranma“, machte sich auch der Braunhaarige bemerkbar.

„Alles klar, Shu. Lass uns gehen.“ Nach einem letzten undurchsichtigen Blick auf Akane, drehte sich Ranma um und ging gefolgt von seinem Kumpel.

Die Studentenmasse löste sich auch wieder auf und viele warfen im Vorbeigehen einen überraschten Blick auf Akane.

„Wow, wo hast du nur so kämpfen gelernt?“ Aiko ignorierte alles um sich herum. Viel zu begeistert, war sie von Akanes Kampftechnik.

Die aber wollte nicht darüber reden. Aufgewühlt versuchte sie die Erinnerungen an ihre Kindheit und ihre Familie wieder zu verdrängen, die durch den Kampf hervorgerufen wurden. Darum ignorierte sie die Kollegin und ging den Gang entlang. Aiko folgte ihr immer noch total fasziniert und schwärmend.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kaninchensklave
2013-05-22T18:50:56+00:00 22.05.2013 20:50
ein Klasse Kap

und da sind sie wieder Kuno und Ranmas liebes Bekundungen ^^


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