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君と僕 - Kimi to Boku

Meine Gefühle für Dich
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr ^_^
Danke, dass ihr meine erste FF zu Fairy Tail lest *verneig*
Ich hoff, die Chars sind nich zu sehr OC oO ich geb mir Mühe :)

Viel Spaß beim Lesen ^~^
& über Kommi's & konstruktive Kritik würd ich mich freuen =) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen =)
endlich hab ich es wieder geschafft, an meiner FF weiter zu schreiben :)
Das nächste Kapitel ist soweit auch schon geschrieben, und das darauffolgende steht schon der Verlauf fest. Ich geb mir ganz viel Mühe, neben meiner Arbeit und dem Haushalt, den ich momentan schmeißen muss, wieder regelmäßiger was hochzuladen =)
Hoffentlich klappt das auch, wenn ich Ende des Monats mit Abendschule beginne oO

Aber genug gelabert - viel Spaß mit nächsten Kapitel ^~^
Eure Layla~ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhuuu ihr :)
Bitte nich böse sein *duck*
Das Kapitel is nich so geworden, wie ich wollte - blödes KreaTief ;__;
Dafür dürft ich jetzt n bissl voran kommen, krankgeschrieben hat man ganzschön viel Zeit =)

Na denn - viel Spaß beim lesen ^-^
Eure Layla Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhuu :)
Heute endlich der Epilog =)
Ich weiß, er ist ein wenig kurz, aber ich werde, wenn meine ganzen Prüfungen fertig sind, alle Kapitel überarbeiten =)

DANKE, dass ihr meine FF gelesen habt :) Tipps und Kritik nehm ich gerne an :3
Und jetzt viel Spaß mim Epilog :)

Eure Layla :3 Komplett anzeigen

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Hoffnung

Es war das Jahr X788. In der Gilde Fairy Tail gab es nach 4 langen Jahren wieder etwas Erfreuliches. Doch das wusste die junge Magierin, die nach einem anstrengenden Auftrag wieder nach Hause kommt, noch nicht. Um Geld für die Gilde zu besorgen, hatte sie einen höherrangigen Auftrag mit der Gilde Blue Pegasus angenommen, die damit einverstanden waren, die ganze Belohnung an Fairy Tail weiter zu geben.
 

"Ich bin wieder da!"
 

Die junge Magierin, Lia, schaute nicht schlecht aus der Wäsche, als sie komplett ignoriert wurde und alle so glücklich aussehen, wie lange nicht mehr. Sogar Romeo, der Sohn des aktuellen Gildenmasters, konnte sich ein Lächeln abringen, was er seit dem Verschwinden der Tenrou-Gruppe nicht mehr getan hatte. Nur das reichte ihr, zu vergessen, dass sie ignoriert wurde. Am Türrahmen lehnend beobachtete sie ihre Gilde, die sich über ein Bilderalbum beugte.
 

"Erinnert ihr euch noch? Das war, als Happy geschlüpft ist. Mann, hatte Natsu sich gefreut!"

"Und das hier war, als Lucy bei uns Magierin wurde. So hatte sie sich unsere Gilde nicht vorgestellt."

Die Bilder hatten für alle einen bitteren Nachgeschmack - und doch war es seit langem das hoffnungsvollste Gespräch. Auch nach den vier Jahren hatten sie alle die Versuche und Hoffnungen nicht aufgegeben. Lia konnte bei diesem Anblick ein paar Tränen nicht zurück halten. Und das bemerkte das jüngste Mitglied von Fairy Tail - Asuka.
 

"Lia-nee da!"
 

Sie quiekte und streckte ihr die Arme entgegen. Lia kam zu der Gruppe und nahm das kleine Mädchen in ihre Arme. "Bin wieder zu Hause, Hime-chan!", flüsterte sie ihr ins Ohr.

"Lia, ich hab dich noch gar nicht erwartet!" Makao, der aktuelle Gildenmaster zwickte der kleinen Asuka sanft in die Wange, die darauf anfing zu lachen. Lia kramte aus ihrer Tasche einen Umschlag, den sie Makao in die Hand drückte. 

"Das sollte diesen und nächsten Monat reichen. Hibiki hat mir auch seinen Teil gegeben." Asuka griff an die Kette, die Lia um den Hals hatte.  "Blume kalt...“, sagte die 3-jährige, die fasziniert an den filigranen Blütenblättern entlang streicht.  "Natürlich ist die Blume kalt, Süße. Das ist eine Eisblume.", erklärt Lia es ihr. Sie nahm ihre Kette in die Hand und schaute traurig lächelnd darauf. Dann tippt sie Asuka auf die Nase und sagte: "Die Lilie, die ich bekommen hab, bedeutet mir richtig viel, weißt du? Und weißt du auch, warum?" Asuka schüttelte den Kopf und Romeo lehnte sich an Lia. "Die Lilie ist die Blume der Hoffnung. Stimmt doch, Lia-nee?" Diese nickte und strich mit einer Fingerspitze über die Gesichter von Natsu, Lucy, Erza und Gray auf einem alten Foto. "Ja, meine Hoffnung, dass sie wieder auftauchen..."

 

Seit dem Verschwinden der Tenrou-Gruppe hatte sich vieles in der Gilde verändert. Die glücklichen Tage wurden immer weniger und die Aufträge wurden auch weniger. Fairy Tail musste in einen abgelegenen Teil von Magnolia ziehen und hatten immer mehr Geldprobleme. Und die Gilde, die ihnen Geld geliehen hatten, nahmen sie nur aus. Trotzdem ließ die Gilde sich nicht unter kriegen und hatten immer noch die Hoffnung, dass ihre Freunde überlebt haben. Und sie sollten Recht behalten - auch wenn das noch 3 Jahre dauern sollte.

Willkommen zu Hause!

Lia

 

Es waren nun 7 Jahre, seit dem die S-Klassen-Prüfungen angefangen hatten. Natürlich fühlte ich mich einsam und verlassen, doch die ganzen Jahre wollte ich für Romeo stark sein. Und für alle anderen. Deswegen hab ich auch schon wieder einen anstrengenden und langen Auftrag abgeschlossen. Diese nervenden Typen von Twilight Ogre haben schon wieder unsere Möbel beschädigt, da wir nicht zahlen konnten.
 

Ich seufzte. Meine Miete ist auch überfällig, viel Zeit mit Asuka oder Romeo habe ich in letzter Zeit auch nicht und noch einmal nach unseren Freunden zu suchen ging auch nicht. Nichts läuft gut momentan. Das Geld in meiner Tasche dürfte gerade so für unsere Rückzahlung an Twilight Ogre reichen, also muss ich so bald wie möglich wieder auf einen Auftrag, um alles andere bezahlen zu können. Und das bei unserer Auftragslage ...

Kurz vor Magnolia blieb ich stehen und sah mir meine Heimatstadt bei Morgenrot an. Es war ein so schöner Anblick. Immer wenn mich etwas bedrückt, komme ich hier her, schaue mir die Stadt an und stelle mir vor, dass meine Freunde wieder da sind. Dass sie hinter mir stehen und mir zurufen, dass ich doch mit auf einen Auftrag kommen soll. Dass Natsu und Gray sich streiten, Erza ihre Wagenladung an Rüstungen und Kleidung hinter sich her zieht und Lucy versucht, die Streithähne auseinander zu halten. Doch wenn ich hinter mich schaue, sehe ich nur den Wald, von dem ich komme. Ich stehe auf und nehme meine Tasche - in der Gilde werde ich wohl schon sehnsüchtig erwartet.

 

Auf meinem Weg durch die Stadt schlendere ich durch die Straßen und schaue mir die Schaufenster an. Natürlich komme ich auch an der Gilde von Twilight Ogre vorbei und versuche nicht aufzufallen. Ich wollte nicht genervt werden und erst mit Makao absprechen, was für Geld sie denn diesen Monat noch von uns bekommen. Doch dieser Plan ging leider nicht ganz auf.
 

"Ach, wenn das nicht die Prinzessin von Fairy Tail ist..!" In kürzester Zeit war ich von 6 Männern umzingelt. Sie waren alle bandagiert - was sonst nie der Fall war. "Was wollt ihr von mir? Lasst mich zu meiner Gilde gehen!" Ich versuchte natürlich weiter zu gehen, doch sie ließen das nicht zu. Sie rissen mir meine Tasche von der Schulter und stoßen mich hin und her. Wehren brachte mir nicht viel - zumindest wenn ich keine Magie benutzte. "Lasst mich in Frieden! In meiner Tasche ist das Geld für euch, falls der Master euch noch nichts gegeben hat. Also lasst das!" Doch das brachte nichts. Sie waren nicht an dem Geld interessiert! "Ach Kleines - wir wollen heut dein dreckiges Geld nicht. Du musst büßen, was deine lieben Freunde uns angetan haben!" Ich hielt inne und musterte die Männer um mich herum. Die Verletzungen an ihren Körpern waren eindeutig Verbrennungen. Ob Romeo sich nicht mehr zurück gehalten hat? Oder hat sogar Makao sich endlich gewehrt? Aber das glaubte ich nicht. Ich stieß die Männer von mir weg und hob meine Tasche wieder auf.

"Ich weiß ja nicht, wer euch so zugerichtet hat, aber bestimmt keiner aus meiner Gilde. Ihr bekommt euer Geld und nun lasst mich in Ruhe!"

Ich lief an ihnen vorbei und beeilte mich, endlich meinen wohlverdienten Schlaf zu bekommen. Doch sie hielten mich noch einmal auf. "Du hast was vergessen!" Verwundert drehte ich mich um - was ein Fehler war! - und flog sofort nach hinten. Die Twilight Ogre-Magier griffen mich zusammen an. Damit hatte ich nicht gerechnet und war zu spät mit meiner Magie zu entfesseln - also trafen mich ihre Angriffe mit voller Wucht.

Verletzt am Boden liegend kniete sich einer der Männer zu mir, riss mir meine wertvolle Kette vom Hals. "Das ist dein heiliger Schatz, nicht war Kleines?" Er grinste als er die Eis-Lilie zerbrach und neben mich auf den Boden warf. "Das habt ihr davon, wenn ihr euch mit uns anlegt!", rief er mir zu und sie gingen zurück zu ihrer Gilde.

Ich konnte mich aufrappeln und nahm vorsichtig die ganzen Splitter in die Hand. Meine wertvolle Kette. Mein Geschenk von ihm, bevor sie verschwanden. Meine Hoffnung, die mir die langen sieben Jahre Kraft gab. Zerbrochen.

Nun war mein Tag vollends verdorben.

 

In meiner kleinen, aber feinen Wohnung verarztete ich meine Wunden. Irgendwie wollte ich heute gar nicht mehr in die Gilde. Es fühlte sich an, als ob sich meine ganzen Hoffnungen, dass die restliche Gilde wieder auftaucht, mit der zerbrochenen Lilie verschwunden sind.
 

Vor meiner Fotowand blieb ich stehen. In der Mitte, das Bild von Natsu, Erza, Lucy, Gray, Romeo und mir. Wir hatten es kurz vor ihrer Abreise zu Tenrou gemacht. Da lachte Romeo auch noch. Und ich hatte kurz davor noch geweint, weil ich nicht wollte, dass sie so lange wegfahren. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch gar nicht lange bei Fairy Tail gewesen.
 

Ich lies mich auf mein Bett fallen und sah mir von dort aus die lächelnden Gesichter an. Sieben lange Jahre... Vielleicht.. war es wirklich Zeit, die Hoffnung aufzugeben. Wo hätten sie denn schon die ganze Zeit gewesen sein sollen?
 

Doch es brachte nichts - ich musste in die Gilde, zumindest um das Geld zu bringen. Und Romeo würde sich bestimmt auch Sorgen machen, wenn ich länger wegbliebe.

Ich sprang von meinem Bett auf, strich sanft noch einmal über die zerbrochene Blüte, nahm meine Tasche und schlug die Tür hinter mir zu.

 

Schon von weitem konnte ich die Stimmen meiner Gilde hören. Langsam schlich ich mich an den Eingang an, um mir ein Bild von allem zu machen. Und ob ich gleich wieder flüchten sollte.

 

"Ich frage mich, was Lia-nee sagt, wenn sie euch wieder sieht!" Romeo stand neben einem spärlich reparierten Tisch und grinste über sein ganzes Gesicht. "Lia-chan? Stimmt, sie hab ich ja noch garnicht gesehen!"

"Aye!"

"Lia ist bestimmt richtig stark geworden in den Jahren. Ich freue mich richtig, sie wieder zu sehen!"

 

Meine Tasche fiel mit einem lauten -klonk- auf den Boden und die Blicke der Gilde fielen auf mich. Ich konnte meinen Augen nicht trauen.

"Lass das bitte kein Traum sein!", flüsterte ich durch meine Hände hindurch, die ich erschrocken vor meinen Mund hielt.

"Willkommen zu Hause, Lia!", grinste mir Natsu entgegen. Erza und Lucy kamen auf mich zu und strahlten mir ihr wärmstes Lächeln entgegen.

Ich schloss meine Augen und hoffte, dass wenn ich sie öffne, dass sie alle immer noch dort standen. Und das taten sie auch. Happy flog mir in die Arme, alle kamen zu mir und begrüßten mich. Mein Blick wanderte von einem zum anderen und ich wartetet immer noch darauf, dass irgendwer sagt, dass das ein Traum ist. Doch das tat niemand. Und als Gray vor mir stand - wieder halb ausgezogen natürlich - und mich in den Arm nahm, konnte ich mein Versprechen von vor sieben Jahren nicht mehr halten: Ich fing schluchzend an zu weinen.

 

"Was ich dich schon die ganze Zeit fragen wollte, Lia: Woher hast du eigentlich die ganzen Wunden?"

Nachdem ich endlich aufhörte zu weinen und mich zu Romeo und den anderen gesetzt hatte, musterte mich Erza. Ich sah an mir runter und seufzte nur.

"Ach, das ist nichts besonderes. Ich komme ja von einem Auftrag, da hatte ich doch ein wenig mehr zu tun. Nichts besonderes also.", lächelte ich ihnen dann entgegen. Wieder daran erinnert kramte ich in meiner Tasche und holte einen Umschlag heraus. Ich drehte mich zu Makao um und hielt ihm das Geld entgegen. Dieser konnte nur laut anfangen zu lachen. "Lia-chan, das Geld brauchen wir nicht mehr. Bezahl endlich mal wieder deine Miete, das ist wichtiger."

"Schau nicht so verwirrt, Li-chan. Ich, Erza und Mira haben uns einfach mal mit dem Gildenmaster von Twilight Ogre unterhalten." Der frühere Master stand neben mir mit einem Grinsen über das ganze Gesicht. Ich konnte nur anfangen zu lachen, da ich mir das Ganze gut vorstellen konnte. Doch ohne dass ich wirklich drüber nachdachte, griff ich an meinen Hals, wo normalerweise meine Kette hing.

 

Den ganzen Tag lang wurde nur noch gefeiert, gelacht. Ich hörte etwa alle 10 Minuten, dass Gildart ja der Vater von Cana ist, Juvia hing wie vor den 7 Jahren die ganze Zeit an Gray. Es war ausgelassen wie lange nichtmehr. Niemand hatte mitbekommen, dass ich manchmal ein wenig abwesend war. Sogar Romeo bemerkte nichts, doch das kam daher, da er von Natsu und Happy abgelenkt wurde.

Es war irgendwie faszinierend. Genau an dem Tag, an dem ich meine Hoffnung verloren hatte, kamen Natsu und die anderen wieder zurück. So ganz konnte ich das alles noch nicht glauben.

Ich hatte mich von dem ganzen Treiben ein wenig verzogen und stand im Garten unserer Gilde. Von dort aus konnte man die Stadt auch sehr gut sehen. Es war immer so beruhigend für mich, das rege Treiben der Stadt zu beobachten. Auf einen der Steine lies ich den Wind durch mein Haar wehen.

 

"Ich wusste, ich finde dich hier."

Gray stand auf einmal neben mir und grinste mich an. Er setzte sich neben mich auf den Stein und streckte die Beine aus. "Meistens, wenn dich etwas bedrückt, setzt du dich alleine hier her. Was ist los, Li-chan?" Ich sah ihn an und fing an zu lachen. "Mich fragst du, was mit mir los ist?" Als er mich irritiert an sah zeigte ich auf den Busch hinter ihm. Dort schaute Juvia völlig eifersüchtig zu uns beiden. "Man Juvia, lass mich bitte ein wenig mit Li-chan alleine." Er seufzte. Scheinbar hatte sie ihn mal wieder die ganze Zeit nicht in Ruhe gelassen.

"Aber Gray-sama... Drinnen feiern alle und Juvia mag mit Gray-sama feiern und tanzen und-..."

Ich stubste Gray an die Schultern und nickte. "Mach dir keinen Kopf um mich." "Aber-..." Er sah mich entsetzt an, doch ich schubste ihn weiter zu Juvia hin. "Tu ihr doch den Gefallen. Wir haben auch die Tage mal Zeit zum Reden.", ermutigte ich ihn und lief wieder in Richtung der Gilde. Mein Herz pochte mir bis zum Hals hinauf, doch das versuchte ich zu ignorieren. Als ich noch einmal zu den beiden sah, hing Juvia schon an seinem Arm und er sah mir traurig hinter her. Ich zeigte ihm mit meinen Fingerspitzen an meinen Mundwinkeln, dass er lächeln sollte, und ging in die Gilde hinein.

Bruder und Schwester

Lia
 

Nachdem ich noch 2 Stunden mit den anderen gefeiert hatte, ging ich nach Hause und holte mir endlich meinen wohlverdienten Schlaf. Es war nun doch ein harter Tag, da ich mich ja nach meiner Heimkunft nicht hingelegt hatte. Und mit meiner Gilde zu feiern ist nicht so entspannend, wie man meinen könnte. 
 

Mit den Sonnenstrahlen des neuen Tages wache ich auf. Ich hab länger geschlafen wie sonst, aber hab das auch gebraucht. 

Nachdem ich mich ausgiebig gestreckt habe, stehe ich auf und nehme meine Brille von meinem Nachttisch. Erst einmal duschen, dann kann ich den Tag gut starten. Doch auf meinem Weg zum Badezimmer stolperte ich. 

"Auu~"

Was sollte bitte herum liegen, über das ich stolpern könnte? Sonst räume ich doch auch immer auf… Ich drehte mich um und sah, dass ich über ein paar Füße gestolpert war. Wer sollte-...

"Morgen Li-chan. Wie spät ist es?"

Gray hatte sich auf meinen Sessel bequem gemacht und seine Beine in mein Zimmer hinein ausgestreckt. Und genau über diese bin ich gestolpert. 

"Es ist 10 Uhr morgens… Und was machst du in meiner Wohnung?!", fragte ich ihn entsetzt, doch er fing nur an zu lachen. "Du bewahrst immer noch deinen Schlüssel im Blumentopf vor der Wohnung auf. Und ich kann momentan noch nicht meine Miete bezahlen, da ich noch auf keinem Auftrag war. Und irgendwo muss ich doch schlafen!" Ich seufzte. Schon immer hatte ich mir vorgenommen, den Schlüssel an einem anderen Ort zu platzieren, doch Romeo tauchte auch immer unangekündigt bei mir auf, sodass ich es doch dabei belassen hatte. 

Ich stand vom Boden auf und konnte nur den Kopf schütteln. 

"Sag mir das nächste Mal bescheid bitte. Ich hab keine Lust jedes Mal auf den Boden zu fliegen…", grummelte ich ihn an. Er grinste mich nur an, doch in sein Gesicht flog nur das nächste Kissen, das mir in die Finger geriet. 

"Li-chan, sei mir nicht böse. Ich wusste einfach nicht mehr wohin… Und ich weiß, dass du dich doch unbedingt noch mit mir unterhalten wolltest - oder?" 

Er stand auf und ging direkt auf meinen Schreibtisch zu, auf dem die Eisblume von ihm lag.

Ich lies mich auf meinen Sessel fallen, auf dem vorher Gray geschlafen hatte. Irgendwie wollte ich ihm alles erzählen, aber irgend etwas hielt mich davon ab. "Es ist nichts besonderes. Ich will-…" "Li-chan, seit wann verheimlichst du mir etwas?" Nachdem er mich unterbrochen hatte zwickte er meine Nase und grinste. "Du bist doch wie eine kleine Schwester für mich. Und du weißt, dass du mir alles erzählen kannst!" 
 

Er hatte Recht - ich hatte ihm sonst immer alles erzählt. Er war immer wie ein großer Bruder, der mich vor allem beschützt. 

Doch das ist nun sieben Jahre her. Seitdem hatte ich mich niemanden wirklich mehr anvertraut, da ich sie nicht mit meinen Problemen verunsichern wollte. 

    

"Hast du daher auch die Verletzungen?"

Er stellte sich vor mich und sah mich so an, wie er es früher immer getan hatte - vorsichtig und einfühlsam, als könnte ich nicht auf mich selbst aufpassen. Und das machte mich wütend.

"Es ist nichts passiert. Ich will duschen und meine Ruhe!"

Bevor er mir irgendetwas noch sagen konnte, war ich aufgestanden und ins Bad gegangen. Dort schlug ich die Tür zu und lehnte mich an die Wand. 

Ich bin doch kein kleines Kind mehr!
 

Gray
 

So aufgebracht kenne ich Lia garnicht. Sonst hatte sie mir doch auch immer von ihren Problemen erzählt. 

Ich stand richtig perplex in dem Raum und verstand einfach nicht, was mit Lia los war. Erst vor kurzem hatte sie mir doch von ihren Problemen in der Schule erzählt und war dabei doch nicht so aufgebracht. Sie ... ach nein. Das war ja nicht erst vor kurzem, sondern vor sieben Jahren. 

Ich fuhr mir durch die Haare und ging an die Tür ihres Badezimmers. 

"Li-chan, ist alles in Ordnung?"

Ihr fauchendes "Nein!" lies mich zusammenzucken. Vielleicht sollte ich wirklich sie erst einmal in Ruhe lassen und heute Mittag sie noch einmal darauf ansprechen. 
 

Nachdem ich ihr durch die Tür zugerufen hatte, dass ich in die Gilde ging, schnappte ich mir meine Jacke und lief zur Tür. An ihrem Schreibtisch vorbei fiel mir wieder die Eislilie auf. Warum um alles in der Welt wollte sie nicht mit mir reden? 

Ich machte leise hinter mir die Tür zu, obwohl ich hörte, wie sie unter der Dusche leise anfing zu weinen. Sollte ich nicht doch besser bleiben? An der Tür gelehnt wog ich meine Alternativen, bis Erza mich auf einmal anstubste.

"Gray - gut dich hier zu sehen! Ich habe einen Auftrag angenommen, Lucy und Natsu warten schon auf dich."

"Erza... Ich kann aber jetzt nicht auf einen Auftrag. Ich-..."

Bevor ich aussprechen konnte, hatte Erza mich schon gepackt, mit einem ihrer bösen Blicke bestraft und fing an mich hinter ihr her zu ziehen. 

"Du warst doch der, der die letzten Tage sich beschwert hat, dass er wieder etwas unternehmen mag. Natsu und Lucy kam das auch gelegen, also habe ich einen Auftrag angenommen, bei dem wir alle zusammen gehen können."
 

Auf dem ganzen Weg hin zur Gilde erzählte mir sie von dem Auftrag, von dem ich jetzt schon nicht begeistert war. Ich musste unbedingt mit Lia sprechen.
 

Als wir endlich alle bereit waren, um den Auftrag zu starten, kam Lia endlich in die Gilde. 

"Ah - Lia-chan. Magst du mitkommen? Wir machen einen kleinen Auftrag!", rief Lucy ihr entgegen. Sie hatte die Hoffnung, dass neben Erza und Natsu noch jemand 'normales' sie begleitet, doch Lia verneinte. "Entschuldige Lucy-nee. Ich hab heute Romeo versprochen, mit ihm noch ein wenig zu trainieren und muss unbedingt später noch zu meiner Vermieterin, um meine letzten Mieten noch nachzuzahlen." 

Lucy war enttäuscht, doch es war abzusehen. Schon immer, wenn Lia schlechte Laune hatte, wollte sie eigentlich nur ihre Ruhe. Also zogen wir los, ohne das ich mit Lia noch einmal geredet hatte.

Echte Tränen

Lia
 

 

Es waren 3 Tage vergangen, seit Erza mit Natsu, Lucy und Gray auf einen Auftrag gegangen waren. Der Gildenalltag hatte sich normalisiert und ich verbrachte viel Zeit mit Romeo und Asuka. Naja - zumindest wenn Asuka bei mir sein wollte - sie war richtig begeistert von dem "Schnurrbartmann", also unserem Master Makarov.

Romeo sprach mich nicht auf die fehlende Lilie an meinem Hals an. Er hatte selbst etwas anderes im Sinn - Wendy. Ich hatte ihn noch nie so nervös erlebt.

 

"Lia-nee, bitte bitte hilf mir!"

Mit großen Augen stand Romeo vor mir und bettelte schon das dritte Mal an diesem Tag, dass ich ihm Tipps in der Liebe gebe. "Romeo, du solltest doch am besten wissen, dass ich dir da nicht helfen kann. Schau dir meine Ex-Freunde an!" Er seufzte. "Und wen soll ich sonst fragen? Meinen Vater wohl kaum. Der hat es ja nicht einmal mit Mama hinbekommen..."  Ich fing an zu lachen. Da Makao mich aufgenommen hatte, als ich bei Fairy Tail gefunden wurde, wusste ich genau, wie es um die Familie stand. "Ok - ich lass mir etwas einfallen. Dafür hab ich was gut bei dir, ja?" Mit einer Umarmung und einem herzlichen "Danke, Lia-nee!" verschwand er im Garten der Gilde. Ich seufzte.

 

"Wir sind wieder da!", kam es auf einmal vom Eingang der Gilde. Erza stand mit ihrem riesigen Wagen mit Koffern in der Tür, Natsu und die anderen traten nacheinander ein.

"Hui, das hat aber gedauert. Lief alles glatt bei dem Auftrag?"

"Naja, der Auftrag ja..." Lucy-nee setzte sich an den Tisch zu mir, schob mir die Zeitung unter die Nase und lies den Kopf auf die Tischplatte fallen.

Während ich den Artikel in der Zeitung lies, gesellten sich die anderen auch zu uns. Ich musste laut anfangen zu lachen.

"Halbe Stadt zerstört. Das hab ich lange nicht mehr in der Zeitung gelesen!", lachte ich und legte die Zeitung den anderen zum Lesen hin. "Macht euch nichts draus, wenn es schlimm gewesen wäre, wäre der Magische Konzil schon längst hier und hätte euch festgenommen." Lucy schaute mich geschockt an, Gray und Natsu konnten nur lachen.

 

Wir saßen noch eine Weile zusammen, bis ich beschloss, nach Hause zu gehen. Es war schon dämmerig, meine liebste Zeit in der Stadt. Ich liebte es, am Fluss entlang zu laufen und im Wasser das Spiegelbild des Himmels zu beobachten. Meist wurde ich von Romeo begleitet, doch dieser musste schon früher nach Hause, da er morgen eine Prüfung bei seinem Feuermagier-Lehrer hat. Und trotzdem war ich dieses Mal nicht alleine auf dem Weg nach Hause.

"Denk dran, Stalker sind nicht so beliebt, wie sie es denken."

Ich blieb stehen und drehte mich zu meinem Stalker um.

"Schade. Wann bin ich aufgeflogen?", grinste Natsu und lief zu mir. Ich konnte nur lachen. "Zu dem Zeitpunkt, als du aus der Gilde hinaus gelaufen bist. Happy war nicht zu überhören." Nun stimmte er in mein Lachen ein und lief neben mir her. Es kam selten vor, das Natsu mich irgendwo hin begleitete, am meisten ohne Happy. Naja - es kam noch nie vor! Eine Tatsache, die mich immer mehr verwunderte.

Die nächsten paar Meter liefen wir still neben einander her. Ich merkte richtig, wie Natsu seine Worte sammelte und grinste innerlich. Bis es auf einmal aus ihm herausplatzte: " Lia-chan - was hast du mit Gray angestellt?" Erschrocken blieb ich stehen und sah Natsu an. "Angestellt? Mit Gray?" Ich hatte ja viel von Natsu erwartet, doch nicht diese Aussage. "Was soll ich schon mit ihm angestellt ha-.." "Gray war ganz komisch während der letzten Tage. Und da du die Letzte warst, mit der er geredet hat, glaube ich dass du mit ihm reden solltest. Er ging auf keine meiner Aussagen ein und war die ganze Zeit still!" Natsu grummelte weitere Ereignisse vor sich her, doch ich konnte nur leise anfangen zu Lachen. Gray und er waren schon, seit ich sie kannte, Rivalen und beste Freunde gleichzeitig gewesen. Und man hörte die Sorge aus Natsu's Worten heraus.

Ich lief ein paar Schritte vor Natsu, verschränkte die Arme hinter meinem Rücken und versprach ihm: "Verlass dich auf mich - ich rede mit ihm!" Natsu, der sich immer noch über Gray's Verhalten aufregte, hielt mitten im Satz an, sah mir ins Gesicht und grinste.

 

Ich wusste nun genau, wo Gray sich aufhielt. Immer wenn ihn etwas bedrückt - egal ob es wegen mir oder jemanden anderen war - saß er in meiner Wohnung in meinem Sessel. Er hatte die Reste der Eislilie in die Hand genommen und war tief in seinen Gedanken versunken, als ich nach Hause kam. Ich legte meine Tasche und meinen Schlüssel leise auf den Tisch und kniete mich neben ihn.

"Na - kein Geld für die eigene Wohnung?"

Er zuckte zusammen und sah mir entsetzt ins Gesicht.

"Li-chan, was soll-...", fing er an, bis er bemerkte, dass er sich ja in meine Wohnung geschlichen hatte. Er senkte seinen Blick und grübelte. Vermutlich wusste er jetzt nicht, was er mir sagen sollte. Am meisten, da ich ihn ja bei unserer letzten Unterhaltung angefaucht hatte.

Ich legte meinen Kopf schräg auf die Lehne meines Sessels, sodass ich ihm zumindest in die Augen sehen konnte. Dann fing ich an zu reden:

 

"Es tut mir leid, wie ich das letzte Mal mit dir geredet habe. Und dass ich dir nichts mehr wirklich erzähle."

Er holte Luft um mir ins Wort zu fallen, doch ich war schneller:

"Bitte hör mir einfach mal zu. Es ist für mich nicht mehr wie früher, dass ich dir einfach alles sagen kann. Zumindest fühl ich mich so. Ich würde dir am liebsten alles von den letzten sieben Jahren erzählen, was alles passiert ist, was ich alles für mich behalten habe und was ich dir sonst alles gesagt hätte. Aber ich kann die Zeit nicht zurück drehen.

Die letzten sieben Jahre wollte ich stark sein, um den Anderen kein Klotz am Bein zu sein. Auch jetzt versuch ich noch, dich aufzumuntern und möchte einfach nicht sagen, was alles geschehen ist. Ich will dir nicht zur Last fallen, möchte dich nicht auch noch mit meinen Problemen belästigen. Aber-.. Aber-.."

 

Langsam liefen mir die ersten Tränen über die Wangen und meine Brille beschlug ein wenig. Doch ich griff nach der Lilie, die Gray immer noch in der Hand hielt und strich über das letzte, vollständige Blütenblatt. Gray sah mich nur an, wartete dass ich weitersprach.

 

"I-... Ich hatte solche Angst die letzten Jahre! Und ich war so alleine! Ich konnte mit niemanden über meine Probleme reden, ich wollte es einfach nicht. Immer hatte ich die Hoffnung, dass ihr wieder kommt, auch wenn es nie danach aussah. Ich bin doch endlich erwachsen, ich bin genauso alt wie du jetzt. Und trotzdem schaffe ich es nicht, das alles zu vergessen, was die letzten Jahre war!"

 

Ich weinte und weinte, versuchte trotzdem weiter Gray alles zu erklären. Alles was ich ihm erzählen wollte die letzten Jahre. Er sollte wieder die Person sein, der ich alles anvertraue, so wie vor sieben Jahren. Unter meinen Tränen konnte man fast nichts mehr verstehen, doch Gray wusste genau, was ich jetzt brauchte.

Er zog mich hoch in seine Arme und drückte mich an sich. Meine Tränen wollten nicht aufhören, doch das störte ihn nicht.

"Es ist alles wieder gut. Ich bin wieder da und ich bleibe auch bei dir.", versuchte er mich zu beruhigen.  Er strich mir sanft über den Kopf und trocknete meine Tränen. Bevor ich in seinem Arm einschlief, sagte ich ihm noch das, was ich schon die ganzen letzten Tage zu ihm sagen wollte:

 

"Ich hab dich vermisst, Gray!"
 

 

Gray

 
 

Endlich war Lia eingeschlafen. Sie hatte lange geweint, was ich lang nicht mehr gesehen hatte. Ich deckte sie zu und setzte mich neben sie auf die Bettkante. Für Lia waren nunmal sieben Jahre vergangen und nicht nur gefühlte 4 Monate, wie es für mich ist.

Jetzt, wo ich ein wenig Zeit mit ihr alleine verbringen konnte, schaute ich mir ihr Gesicht genau an. Mir war ja schon vorher aufgefallen, das Lia die Haare kürzer trug. Es machte sie erwachsener, was ich ihr jetzt erst ansah. Sie war für mich schon immer wie eine kleine Schwester, auf die ich aufgepasst habe.     Früher war sie sehr kindisch und verspielt, was man ihr jetzt nicht mehr anmerkt. Laut den Anderen hat sie sehr viele Aufträge erledigt, um die Gilde am Leben zu halten. Ich hatte sie ganz anders in Erinnerung.

 

Ich stand auf und lief durch ihr Zimmer. Neben ihrem Bett war die Fotowand, an der sie schon sehr früh gearbeitet hatte. Sie kam etwa 2 Jahre vor Lucy zu uns und war zu diesem Zeitpunkt erst 9 Jahre alt. Und sie erinnerte sich an nichts von ihrer Vergangenheit. Was wohl auch von ihren Verletzungen kam, die sie an dem ganzen Körper hatte. Master meinte, dass sie wohl missbraucht wurde, was wir aber nie beweisen konnten.

 

Makao nahm sie bei sich zu Hause auf, kurz danach nahm sie sich aber eine kleine Wohnung in der Nähe der Gilde.  Sie war immer in der Gilde vorzufinden und hing immer schon sehr an mir und Natsu. Vor Erza hatte sie anfangs immer Angst - aber wer hatte das nicht? Naja - Angst stimmt ja nicht. Sie hatte mir einmal anvertraut, dass sie sofort in Erza's Augen eine gewisse Traurigkeit gesehen hatte, was vor ihr niemand richtig wusste. Nun war mir klar, das Lia von der Geschichte mit Gerard sprach.

 

Ich sah mich weiter in ihrem Zimmer um. Anfangs war ihr Zimmer sehr leer. Ein Bett, ein Tisch - das war's. Doch je länger sie bei uns war, desto mehr Sachen fanden einen Weg hier herein. Zuerst brachte ich den Sessel in ihr Zimmer. Ich konnte mich ja nicht jedes Mal auf ihr Bett setzen! Um ihre neuen Erinnerungen zu bewahren, malte Reedus für Lia die ersten Bilder. Diese waren der Anfang ihrer Bilderwand, die aus ihrem Zimmer nicht mehr weg zu denken war. Ihr erstes Buch bekam sie von Lucy, kurz nachdem sie von Natsu in die Gilde gebracht wurde. "Wie?! Du hast keine Bücher bei dir? Hier - das ist mein Lieblingsbuch, das schenk ich dir!"

 

Von Erza hatte Lia eine Rüstung geschenkt bekommen, die neben ihrem Schrank stand. Ich glaube, die hatte sie nicht ein einziges Mal an, da Lia eher ihre einfachen Klamotten mochte.

 

Ich ging auf Lia's letzten Schrank zu. Diesen strahlenden Glaskasten hatte die ganze Gilde ihr zu ihrem 11ten Geburtstag gekauft, damit sie endlich alle Mitbringsel und Erinnerungen verstauen konnte. Viele Sachen daraus waren aus Natsu's Suche nach Igniel oder von Erza's Aufträgen, doch das Meiste waren immer noch Erinnerungsstücke von meinen Aufträgen. Von jedem Auftrag den ich mit ihr erledigt hatte, hatte ich eine kleine Eisskulptur erstellt, den sie aufhob. Ich grinste. Sie hatte diese Tradition während meiner Abwesenheit beibehalten. Nach unten kniend sah ich mir die Skulpturen an. Sie war weit herum gekommen. Und nie alleine. Romeo, Reedus, Bisca und Alzack, Hibiki und Eve von Blue Pegasus, und - "Lyon?!"

 

"Ja, ich hab schon mit -gähn- Lyon gearbeitet." höre ich hinter mir jemand gähnend sagen. Lia war aufgewacht und streckte sich. War ich schon so lange in ihrem Zimmer? "Er hat uns viel geholfen, als ihr noch verschwunden ward..", sprach Lia weiter, setzte sich auf und suchte ihre Brille. Ich stand auf und gab sie ihr, während ich mich neben sie setzte.

 

"Geht's dir besser, Kleine?" Nachdem sie noch einmal gähnte, nickte sie nur. "Nur ein wenig Schlaf könnt ich noch nachholen. Irgendwie kommt das alles zu kurz.", grinste sie und lehnte ihren Kopf an meine Schulter. Es war ein warmes Gefühl, sie wieder glücklicher zu sehen. "Bleibst du heute Abend noch bei mir?", fragte sie flüsternd. Mein Herz fing stärker an zu pochen, was ich garnicht verstand. Ich sah ihr ins Gesicht, ihre Augen waren schon wieder geschlossen und sie nickte fast wieder weg. "Ja, ich bleib heute hier. Hab meine Miete noch nicht bezahlt." Sie grinste mir ins Gesicht und fing wieder an zu gähnen. "Dann hast du wohl keine Wahl." Schon lag sie wieder auf dem Rücken und hatte ihre Augen zu. So erschöpft war Lia nur selten, meist war sie ein Energiebündel ähnlich wie Natsu. Die letzten Jahre waren wirklich hart für sie gewesen, also musste ich mich nun noch mehr anstrengen.

 

"Oyasumi-...", flüsterte sie mir zu, bevor sie schon eingeschlafen war. Ich nahm ihre Decke und deckte sie bis oben hin zu.

 

Sie war hübsch geworden. Und stolz. Je länger ich ihr noch in ihr schlafendes Gesicht sah, desto mehr fing mein Herz an zu pochen. Ich stand auf und setzte mich auf den Sessel. Der Reiz, sie zu küssen, wurde immer stärker. War das schon früher so gewesen? Sie war doch meine kleine Schwester - oder?

 
 

Lia
 

 

Gray bei mir zu haben war immer wieder ein beruhigendes Gefühl. Als Gray abrupt von meinem Bett aufgestanden war, wurde ich noch einmal wach, was er aber nicht bemerkte. Ich drehte mich auf die Seite, um ihn anzusehen. Er hatte sich auf dem Sessel bequem gemacht und die Augen geschlossen. Mein Lächeln verflog mit der Müdigkeit, die mich wieder zwang, die Augen zu schließen. So müde war ich das letzte Mal vor 7 Jahren gewesen, als ich jede Nacht auf Gray's Rückkehr hoffte. Ich hatte auf meinen großen Bruder gewartet, der mich wieder beschützen sollte. Wieder bekommen hatte ich den Mann, bei dem mein Herz immer wieder schnell anfing zu pochen, ohne dass ich mir erklären konnte, warum. Ich konnte doch wohl nicht-....

Fantasia

Lia

 

Die Sonne strahlte schon einige Stunden in mein Zimmer hinein, als ich endlich wach wurde. Auf meinem Wecker war es 14 Uhr, was bedeutete, dass ich endlich mal wieder lange ausgeschlafen hatte. Ich setzte mich auf und bemerkte, dass ich wieder alleine in meinem Zimmer war. Gray war noch nie ein Langschläfer gewesen, worüber ich ganz froh war. Normalerweise - wenn ich zu meinem verdienten Schlaf komme - schlafe ich nicht bis in den Mittag hinein. Ich sprang aus dem Bett und streckte mich genüsslich, bis ich auf meinem Schreibtisch einen Teller mit Frühstück und einen Zettel fand.

 

"Guten Morgen Kleines,

 ich bin schon in der Gilde, bis du wohl aufwachst. Lass dir ruhig Zeit und mach dir keine Sorgen mehr.

 Gray"

 

Lächelnd nahm ich den Toast in den Mund, während ich mich auf den Weg ins Bad machte. Der Toast war zwar kalt, aber tat trotzdem was er sollte.

 

Nach einer langwierigen Dusche, schnappte ich mir die erstbesten Klamotten, um mich auf den Weg zur Gilde zu machen. Dort hoffte ich auf ein gutes Essen und vielleicht endlich wieder einen Auftrag.

 

"Ohayo minna!"

Freudestrahlend ging ich in die Gilde hinein, wo ich schon sehnsüchtig erwartet wurde. "Lia-nee! Da bist du ja endlich!", kam ein gestresster Romeo auf mich zu und zerrte mich an Gray und den anderen vorbei. "Romeo, hey, was ist den los?", versuchte ich ihn zu beruhigen und zum Anhalten zu bringen. Mein knurrender Magen brachte sich helfend mit ein. Er blieb stehen und sah mich an. "Ich muss was ganz wichtiges mit dir besprechen! Bitte komm-..." "Romeo, wo bist du?!", hörte man eine wütende Stimme der Gilde näher kommen. Makao kam in die Gilde hinein, doch Romeo war mit einem "Wir sehen uns gleich - du weißt wo!" schon wieder verschwunden.

 

Mit etwas zu Essen setzte ich mich neben Natsu und sah fragend in die Runde. "Keine Ahnung", antworte mir Natsu."Romeo ist schon den ganzen Morgen so. Und als Gray ihm auch noch verboten hat, dich zu wecken, wurde er nur noch nervöser. Und du bist sicher dass du nichts weißt?" Während ich an den leckeren Nudeln von Mira kaute, überlegte ich. Was könnte Romeo nur so nervös machen? Wendy war die Tage nicht da, Prüfungen hatte er nun endlich hinter sich. Und vor Natsu verheimlichte er doch nichts, außer-... "Ach ich rede mit ihm gleich, danach bin ich schlauer.", grinste ich in die Runde, gab Mira den Teller - nachdem ich sie ganz hoch gelobt hatte. Mit einem "Ich bin dann mal weg!" ging ich aus der Gilde und hinterließ meine Freunde immer noch verwirrt dasitzen.

 

Gray

 

"So kommt Lia-chan wohl nie zur Ruhe", seufzte ich, innerlich war ich aber auch ein wenig froh, dass sie wieder weg war. Die letzte Nacht hatte ich nicht viel Schlaf bekommen, immer wieder lag ich wach da und beobachtete Lia beim Schlafen. Ein Schlag auf meine Schultern riss mich aus meinen Gedanken. "Mach dir nichts draus, Gray, sie kommt schon mal noch ohne dich aus!", grinste Natsu mich an. Ich funkelte ihn an, bis aus Erza und Lucy ihm Recht gaben. "Lia war die letzten Jahre immer für Romeo da, dann wird sie auch jetzt wissen, wie sie ihm helfen kann!"

 

Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. "Dann werdet ihr wohl Recht haben..."

 

Doch bis abends hatte niemand mehr Lia oder Romeo gesehen. Und das, obwohl der komplette Rest der Gilde an diesem Tag anwesend war. Als ich endlich Natsu überredet hatte, die beiden mit mir zusammen zu suchen, fing im Gildeneingang ein kleines Licht an zu leuchten. Nein, es war eine kleine Flamme. "Die gehört Lia!", rief Natsu aus, als er sie gefuttert hatte. Lucy öffnete die Gildentür und in der Dämmerung waren noch viele weitere kleine Flammen zu sehen. "Was hat das zu bedeuten?", fragte Lucy in die Runde. Doch um das herauszufinden, konnten wir nur dem Weg folgen.

 

Als sie am Ende ihres Zieles angekommen waren, war es schon Dunkel geworden. Doch wir waren nicht die einzigen, die im Magnolia-Park angekommen waren - die komplette Gilde war durch die bunten Flammen von Lia und Romeo angelockt worden.

"Wisst ihr, was hier los ist?", fragte Laxus in die Gruppe hinein, doch jeder konnte nur verneinen. Nur der Master grinste: "Setzt euch und geniest einfach die Show!" Einer nach dem Anderen setzte sich auf das dunkle Gras und nachdem sich der letzte gesetzt hatte, fing es auch an. Oben auf dem Baum hörte man jemand herunterklettern und Romeo sprang vor uns herunter. Er sagte nichts, entfesselte nur seine Magie, um ein wenig Licht zu machen. Nicht viel, nur genug, um den Park um uns herum in ein wärmendes Licht zu hauchen. Er setzte sich neben mich und Natsu, doch bevor einer von uns ihn fragen konnte, fing leise eine Stimme an zu singen.

Erst leise, flüsternd, als würde sie direkt ins Ohr singen und man müsste trotzdem genau hinhören. Doch es wurde  lauter, damit jeder wusste, wer sang. Mit klarer, sanfter Stimme sang Lia ein Lied, was ich noch nie zuvor gehört hatte. Über Magie, Aufbruch, Einsamkeit. Rückkehr, Glück - Liebe. Sie sang und tanzte fast schwebend zwischen uns herum. Ihre Klamotten hatte sie vom Mittag auch gewechselt - sie trug nun ein leichtes, weißes Kleid, in das mit zartrosa ein paar Kirschblüten verarbeitet waren. Ihre offenen Haare flogen ihr sanft über die Schultern, während sie mit ihrer Magie passend zum Lied bunte Funken versprühte oder kleine Eiskristalle in der Luft verteilte. Viele Minuten beobachtete ich mit der ganzen Gilde ihren Tanz und hörten ihrem Gesang zu, ohne dass jemand sie nur wagte zu unterbrechen.

 

Am Ende ihres Liedes stand Lia in der Mitte von allen und hatte ihre Hände vor ihrer Brust zusammen gefalten. Sie hatte die Augen geschlossen, bevor sie tief Luft holte und mit ihrem schönsten Lächeln in die Menge sah.

 

Ein lautes Jubeln begann, doch alle wurden stumm, als man hörte, das Lia noch etwas sagen wollte.

 

"Minna-.. Ich weiß nicht, ob ich mit Worten ausdrücken kann, was ich und Romeo fühlen, seit ihr alle wieder da seid. Es ist zwar schon eine Weile her, seit dem ihr wieder bei uns seid, doch hatten wir noch keine Gelegenheit gehabt, uns bei euch zu bedanken oder zu sagen, wie Glücklich wir sind. Ich...- Wir...-"

 

Lia schniefte, wischte sich die Tränen weg, die ihr während ihrer Worte schon über die Wangen gelaufen waren. "Willkommen zuhause!", rief sie nur noch, bis die Gilde jubelte und gleichzeitig weinte.

 

Natsu nahm Romeo in den Arm, der schon die ganze Zeit mit den Tränen kämpfte, und strich ihm über den Kopf. Lucy und Erza umarmten Lia, die schon gar nicht mehr mit den Tränen kämpfte, sondern ihnen einfach freien Lauf lies. Die komplette Gilde weinte und lachte zusammen, bis sie sich alle auf das vorbereitete Büfett stürzten. Ich hatte mich zu Natsu gesellt und Romeo beruhigt, während ich das alles beobachtete. Juvia war zu uns gekommen, sie hatte auch Rotz und Wasser nach Lia's Ansprache geheult. "Gray-sama, Juvia ist mit der Gilde und den Leuten hier auch so glücklich!", schniefte sie und klammerte sich an mich. Ich seufzte und tätschelte ihr auf den Kopf, in der Hoffnung, dass sie sich dann beruhigen würde. Mein Augenmerk war immer noch auf Lia gerichtet, die nun bei Lisana und Mirajane stand. Ich konnte durch die Entfernung nur Gesprächsfetzen hören, doch alles in allem hörte es sich nach hohem Lob an.

 

Es war ihr Abend und den sollte sie genießen. Da die ganze Gilde an diesem Abend mit ihr sprechen wollte oder zumindest auffordern wollte, noch weiter zu singen, hatte ich nicht viel Zeit mit ihr. Einzig allein eine kurze Minute hatte ich mit ihr, als sich alle um das Essen prügelten.

 

"Keinen Hunger?", fragte sie mich, als ich am Rand des Geschehens stehen blieb und sie neben mir auftauchte. Ich grinste sie an und nahm sie gleich darauf in den Arm. "Nein danke - die Prügelei brauch ich heute Abend nicht. Die heute Mittag hat mir schon gereicht." Ihr Kichern kitzelte an meiner Brust und ich lockerte die Umarmung. "Was gibts denn da zu lachen?", grinste ich und zwickte sie sanft in die Seiten, worauf sie nur noch mehr anfing zu lachen.

 

Ich zog sie wieder an mich und sah ihr in die Augen. "Kommst du nun mit allem zurecht?", fragte ich sie, während ihr wieder Tränen in die Augen stiegen. Ihr Versuch, die Tränen wegzulächeln brachte nichts, doch ich wusste, dass es ihr schon wieder besser ging. Mit einem Finger lies ich ihre Tränen verschwinden und sah ihr in die Augen. Sie tat es mir gleich und wir starrten uns lange Sekunden lang an, bevor Cana uns unterbrach. "Behalte Lia nicht den ganzen Abend für dich!", rief sie nur und zerrte Lia von mir weg. Sie hatte erschrocken zur Seite gesehen, grinste mich danach aber gleich wieder an. "Das war wohl meine Pause!", lächelte sie und ging mit Cana weiter.

 

Ich musste mich beruhigen, mein Herz hatte in diesen endlosen Sekunden so laut gepocht, wie sonst noch nie. Ihre leuchtenden blauen Augen hatten mich hinter ihrer Brille heraus gebannt, wie es mir vorher noch nie passiert war. Doch richtig Zeit darüber nachzudenken hatte ich nicht, denn Juvia hatte mich wieder gefunden und zerrte mich zu Natsu und Lucy zurück.

Sting

Gray
 

Seit Lia’s Auftritt ist schon wieder eine Woche vergangen. Es war so ein gelungener Abend, dass wir alle gerne darüber sprachen – auch jetzt noch.
 

Doch langsam gingen wir alle wieder unserem geregelten Alltag nach. Es waren nun auch schon sechs lange Wochen, seit wir wieder in unserer Gilde sind. Natsu, Lucy und Happy kamen erst vor kurzer Zeit von einem Auftrag zurück, bei dem vieles zu Bruch gegangen ist. Cana freut sich momentan über jede freie Minute ohne ihren anhänglichen Vater, der hin und wieder von Natsu zu einem Kampf herausgefordert wird. Seit Laxus wieder der Gilde beigetreten ist, erledigt er mit Evergreen, Bixlow und Fried sehr viele Aufträge, um alles wieder in seinen alten Zustand zu bringen. Li-chan meinte auch, dass er viel entspannter ist, als er früher je war – am meisten, da sie früher richtig Angst vor ihm hatte und nun gerne mit ihm ein bisschen quatscht.
 

Apropos Li-chan… - „Was macht dieser Typ denn schon wieder hier?“
 

Romeo, der zusammen mit mir, Erza und Wendy zu Mittag aß, konnte nur seufzten.

„Ich glaube, er will immer noch Lia-nee überreden, in seine Gilde zu kommen. Warum er so ein Durchhaltevermögen hat, hab ich noch nie verstanden.“ Wendy sah zwischen mir und Romeo hin und her. „Sie wird doch nicht zu Sabertooth gehen, oder?“

Romeo plusterte sich auf – was er jedes Mal tat, wenn Wendy sich verängstigt anhörte – und wiedersprach ihr: „Nein, Lia-…“ „…wird nicht weggehen. Wir sind doch ihre Familie!“, unterbrach Erza ihn entsetzt und legte einen Arm um Wendy’s Schultern.

„Mach dir keine Gedanken darum.“, versicherte sie ihr noch zusätzlich.
 

„Du solltest dir aber um andere Gedanken machen.“, dachte ich grinsend und beobachtete Romeo noch ein wenig. Er sah richtig enttäuscht aus, da er vor Wendy den starken Mann markieren wollte. Li-chan hatte mir schon viel davon erzählt, wie sehr er doch verschossen in Wendy war, es aber nicht zugeben wollte. Schon oft hatten wir unsere Pläne verschoben, um den beiden Jüngeren ein wenig in der Liebe zu helfen. Und doch brachte es nicht so viel, wie wir uns erhofft hatten.
 

Mein Blick glitt wieder aus dem Fenster zu Li-chan. Ihr rotes Haar leuchtete in der Sonne, die am Mittagshimmel stand. Verdammt – schon wieder erwischte ich mich dabei, sie anzustarren, ohne irgendeinen Grund zu haben. Ich sah auf mein fast unangerührtes Essen, seufzte und sah wieder hinaus. Wie gerne ich sie beobachte – wenn dieser Typ in ihrer Nähe ist, kann ich nicht ruhig bleiben!

 

Lia
 

Ich blickte Richtung Himmel und schloss die Augen. Es war so ein wunderschöner Tag – Sonnenschein, ein leichter Wind, warme Temperaturen.
 

„Und du hast es dir immer noch nicht überlegt?“
 

Ach genau – das hielt mich davon ab, den Tag zu genießen: Sting-kun. Er war nun schon das zweite Mal in dieser Woche hier aufgetaucht und fragte, ob ich nicht ihrer Gilde beitreten wolle.

„Sting-kun, ich muss das nicht überlegen. Du weißt, dass ich bei Fairy Tail bleibe und meine Meinung nicht ändern werde!“ Ich weiß nicht, wie oft ich ihm diesen Satz schon gesagt habe – freundlich, langsam, forsch – aber er versucht es einfach immer weiter.

„Woran liegt es? Ihr seid doch fast am Ende mit eurer Gilde. Ihr habt doch fast keine Aufträge mehr, oder?“

Um ihm ins Gesicht schauen zu können lehnte ich mich auf meinem Stein noch ein wenig nach hinten und öffnete die Augen wieder.

„Wir bekommen das alles wieder hin. Deswegen brauch ich deine Hilfe nicht.“ – „Nur weil die Leute, die sieben Jahre verschwunden waren, wieder da sind? Dass ich nicht lache! Jeden von ihnen mach ich doch mit Leichtigkeit fertig!“
 

Mir huschte ein Lächeln über das Gesicht. Sting-kun und die Tenrou-Leute mit Leichtigkeit fertig machen? Nur bei der Vorstellung musste ich kichern. Er war stark – das weiß ich. Aber ich kenne auch die Stärke meiner Familie.
 

„Hmh~? Lachst du mich aus, Lia-chan?“

Sein Atem huschte über meine Augenlider, die ich gleich darauf öffnete. Er hatte sich über mich gebeugt und war von meinem Gesicht nicht einmal Zentimeter entfernt.

 
 

Gray
 

„Gray-san, was ist denn los?“
 

Erst als Wendy mich ansprach, registrierte ich, dass ich aufgesprungen war. Der Stuhl, auf dem ich gesessen hatte, lag nun auf dem Boden und wippte noch aus.

„‘tschuldigung, Leute.“, murmelte ich und hob den Stuhl wieder auf. Natürlich ohne Li-chan und diesen Sting aus den Augen zu lassen. „Reg dich doch nicht so auf, Gray. Lia ist erwachsen, sie weiß, wie sie mit ihm umgehen muss.“, versuchte mich Lucy zu beruhigen, was aber nicht viel brachte. Er war einfach ein Dorn in meinem Auge, auch wenn ich nicht recht sagen konnte, wieso.
 

„Jetzt weiß ich wieder, woher ich seinen Geruch kenne!“, rief Natsu auf einmal. Er stand neben dem großen Fenster und beobachtete die beiden genauso wie ich. „War er nicht der Junge, der Lia-chan in ihrer Schulzeit so geärgert hatte?“

„Doch das ist er.“, erinnerte sich nun auch Master Makarov.
 

Ich sah ihn mir noch einmal genauer an und versuchte ihn mir ein paar Jahre jünger vorzustellen. Ein wenig kleiner, die Frisur vielleicht ein wenig anders, andere Kleidung…

Natürlich! Er war der kleine Angeber, der Li-chan immer wieder gemobbt hatte, da ihre Magie erst spät erwacht war. Es war eine harte Zeit für sie, da sie geärgert wurde, für ihre fehlende Magie. Doch gleichermaßen verehrt wurde sie auch, da sie zu Fairy Tail gehörte. Ich erinnerte mich auch wieder daran, dass sie in dieser Zeit viele Nächte bei mir verbracht hatte, da sie Angst vor der Schule hatte.

„Dann ist es doch nur verwunderlicher, dass sie diesen Typen so nah an sich heran lässt!“

 

Lia
 

„Auslachen? Du weißt doch – ich würde dich nie auslachen.“ Ich versuchte, genauso ruhig zu antworten, wie ich es die ganze Zeit getan hatte, doch das funktionierte nicht. Ein leichtes Zittern war in meiner Stimme mitzuhören.  Aber wen wundert es schon? Normalerweise kam fast niemand so nahe an mich heran! Und er am wenigsten.
 

Er grinste weiter und nahm mein Gesicht in seine Hand. „Ach – warum entscheidest du dich denn nicht endlich für Sabertooth? Oder besser gesagt – für mich?!“ Mit geweiteten Augen lies ich ihn mein Gesicht berühren. „Für dich?“ Ein leises Lachen ging über seine Lippen, bevor er mir antwortete.

„Glaubst du wirklich, ich würde dich ohne Hintergedanken in meine Gilde einladen? Ich habe es dir doch schon vorher gesagt. Du begeisterst mich. Eine so wunderschöne und starke Frau habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Trete meiner Gilde bei. Werde meine Geliebte!“

Schulerinnerungen

Lia:
 

Mit einem Finger strich er über meine Lippen und wollte die Lücke zwischen uns schließen. Doch als ich anfing zu lachen, ging er ein paar Zentimeter nach hinten und sah in mein Gesicht. „Waru-..“ – „Ich begeistere dich? Wunderschön? Stark? Früher hörte sich das noch anders an, Sting-kun.“
 

Rückblick:
 

„Lia-san, wirst du heute wieder abgeholt?“
 

Es war wie jeden Nachmittag – die anderen Magierinnen in meiner Klasse riefen mir hinterher, als ich eigentlich schon längst aus der Schule raus sein wollte. Und das nur, weil sie Gray-nii und Natsu-nii sehen wollten. Fairy Tail – die beliebteste und stärkste Gilde von Magnolia, und ich gehörte dazu.
 

Auch wenn… „Ich frage mich ja, was Lia-san bei Fairy Tail macht. So schwach wie sie ist, ist sie doch zu nichts zu gebrauchen!“ Ja, dieselben Mädchen, die mich rufen um meine besten Freunde zu sehen, lästern hinter meinem Rücken.

Ich saß im Eingang der Schule und wartete, bis meine Klassenkameraden endlich nach Hause gingen. Heute war es wieder richtig schlimm gewesen. Im Unterricht wollte der Lehrer von jedem, dass er mit seiner Magie ein bestimmtes Ziel trifft. Alle haben es irgendwie geschafft. Alle. Nur ich wieder nicht.
 

„Du bist noch sehr jung, dafür dass du in diese Schule gehst. Bestimmt wird das bei dir auch noch, Lia-chan.“, versuchte mich der Lehrer zwar aufzumuntern. Doch meine Mitschüler sahen das nicht so. Nach der Mittagspause war mein Tisch vollgezeichnet und beschrieben mit verschiedenen Beleidigungen. Noch niemanden hatte ich davon erzählt, nicht einmal jemanden aus der Gilde. Die Lehrer schoben die Probleme auf mein Alter, aber Master Makarov und alle anderen wollte ich nicht beunruhigen, da sie mir die Schule bezahlten.
 

„Ach – hier ist ja unsere kleine Nicht-Magierin!“

Ich erschrak und sah nach oben. Nun hatten sie mich doch gefunden, obwohl diese kleine Ecke in der Eingangshalle normalerweise ignoriert wird.  Sting-kun, Rouge-kun und ihre Anhängsel umkreisten mich und versuchten mich ein weiteres Mal einzuschüchtern. Mit größtem Erfolg.
 

„Lasst mich nun endlich in Ruhe! Ich hab euch doch nichts getan!“

Schallendes Gelächter. „Nichts getan? Ja das stimmt schon irgendwie. Außer dass du nutzloses Mädchen in unserer Klasse bist und unseren Klassenschnitt senkst! Und dazu hast du dich auch noch irgendwie bei Fairy Tail eingeschlichen. Das hast du getan!“ Von überall kam Zustimmung. Ich zog meine Beine näher an meinen Körper um mich so vor ihnen zu schützen.

„Lasst mich doch einfach in Ruhe, bitte… Hilfe, Natsu-nii, Gray-nii…“

Ich presste meine Augen zusammen, da Sting-kun nun sich zu mir hinunter beugte, um mir wieder an den Haaren zu ziehen, was er meist tat. Doch dazu kam er nicht.
 

„Ich hab dir doch gesagt, dass sie hier ist, Gray!“
 

Als ich langsam meine Augen öffnete stand Gray-nii vor mir und beäugte die Situation kritisch. Bevor er nur irgendetwas zu ihnen sagen konnte, rief Rouge-kun die Gruppe zum Rückzug. Sie verschwanden und Gray-nii kniete sich vor mich hin.

„Was ist los, Kleine? Haben die dir irgendwas angetan?“ – „Wenn dem so ist, ich hab mir ihren Geruch gemerkt, ich werde die immer wieder finden!“ Natsu kam auch zu meiner Ecke und beide halfen mir hoch. Ich schüttelte nur den Kopf und flüsterte den beiden zu: „Es ist alles in Ordnung. Ich will einfach nach Hause.“
 

Mindestens jeder zweite Tag endete so. Anfangs holte mich keiner aus der Gilde ab, da ich ihnen sagte, dass ich schon groß war. Naja, ich war ja nun mal 11 Jahre alt schon. Doch als sie merkten, dass ich später als alle anderen Kinder nach Hause kam und auch nicht viel von der Schule erzählte, wurden sie kritischer. Und nachdem Gray-nii mich ein paar Mal weinend auffand, wollten sie handeln.

„Lia-chan, willst du wirklich nicht noch ein wenig warten? Nächstes Jahr ist auch noch ein Jahr! Die Magie zu erzwingen, bring auch nichts.“, sprach Makao auf mich ein. Da er mich in seine Familie aufgenommen hatte und mich wie seine eigene Tochter behandelte, wollte er, dass das Mobbing aufhört. Naja, alle wollten das. Erza-nee wollte schon mit zur Schule gehen und mit den Lehrern und Mitschülern reden – auf ihre Art natürlich. Doch das wollte ich nicht. Sie hatten so viel für mich getan – da konnte ich doch nicht einfach wegrennen! „Ich bleibe an der Schule. Bitte! Das-.. legt sich alles wieder. Vertraut mir!“
 

Den Blick von Master Makarov spürte ich am meisten, als Makao mir wieder einmal wiedersprach. Doch sie gaben mir doch noch eine Frist: wenn ich innerhalb eines Monats meine Magie verwenden konnte, würde ich weiter an die Schule gehen können, sonst müsste ich die Schule abbrechen und warten, bis die Magie erwacht.
 

Die erste Woche verging, die zweite Woche genauso. Jeden Tag übte ich zusammen mit jedem Magier der Gilde, der mir helfen wollte. Nichts geschah. Während die dritte Woche verging, fing ich an zu zweifeln, dass ich wirklich eine Magierin war. Romeo, der ein paar Jahre jünger war wie ich, konnte auch schon ein wenig Magie entfesseln, auch wenn es nicht viel brachte. In der Schule lief es auch nicht besser. Auch wenn ich in der Theorie eine der Besten war – ohne praktische Kenntnisse brachte mir die ganze Theorie nichts.

Es war zum verzweifeln. Doch noch schlimmer war es mittwochs vor Ende meiner Frist.
 

In der Schule hielten mich Rouge-kun und Sting-kun wieder auf und stießen mich zwischen sich hin und her. „Wie kann man nur so schlecht sein?“ – „Und so jemand gehört zu Fairy Tail!“ Das war ich ja langsam gewohnt. Doch dann gingen sie weiter – zu weit. „Bestimmt zwingt irgendwer Natsu-san und Gray-san dazu, Lia immer wieder abzuholen. Die machen das bestimmt nicht gerne.“ „Stimmt. Sie hätten dich einfach bei deinen Eltern lassen sollen. Ich hab gehört, ihre Eltern haben dich geschlagen, nicht wahr?“ Das war zu viel für mich.

Meine Erinnerungen an meine Eltern waren sehr verschwommen. Reiner Selbstschutz, was ich später mitbekam. Auch meine eigene Familie war nicht zufrieden mit mir und schlug mich. Ein Nichtsnutz war ich für sie, ein Unfall, der nicht hätte passieren sollen. Die Schwangerschaft mit mir hatte ihre Ehe zerstört. Ich war zu klein, um zu verstehen, wieso, doch alles wurde an mir abgelassen. Und wären die Schläge nicht genug gewesen, holte mein Vater sich Genugtuung, indem er mich missbrauchte. Rein die Worte, die Sting-kun und Rouge-kun aussprachen, ließen ein paar Erinnerungsfetzen in meinen Kopf gelangen.
 

Mein Körper bewegte sich von alleine und ich stieß die beiden von mir weg. Dann fing ich an zu laufen. Einfach gerade darauf los, ohne Ziel. Erst spät am Abend, mitten im Wald von Magnolia, kam ich wieder zu mir. Ich spürte einen warmen Körper, der mich umarmte, bis ich merkte, das Gildarts derjenige war. Er bemerkte, dass ich wieder bei Sinnen war und ging ein Stück zurück.

„An was erinnerst du dich noch, Lia-chan?“, fragte mich Master Makarov, der nicht weit entfernt stand. Ich sah die Beiden an und

überlegte. Bis ich die beiden mit großen Augen anstarrte.
 

„Zum Glück geht es dir gut Lia-chan!“

Ich war nicht richtig in der Gildenhalle, schon hob Gray-nii mich hoch und umarmte mich. Natsu-nii stand direkt hinter im, gefolgt von Loki und Erza-nee. „Wir haben uns Sorgen gemacht. Ist auch wirklich alles in Ordnung? Tut dir irgendetwas weh?“

Ich erwiderte seine Umarmung und schüttelte den Kopf. „Mir geht’s gut, Gray-nii. Alles in Ordnung. Es geht mir wirklich-…“ – und ich war in seinem Arm eingeschlafen.

Sinneswandel

„Lylliana Miura und Sting Eucliffe, macht euch bereit!“
 

Wie bin ich nur hier herein geraten?!

Ich sah mich um und konnte nur seufzen. Der letzte Tag der Frist meiner Gilde war gekommen. Und natürlich war das kein normaler Tag. Heute war auch noch die praktische Prüfung des Semesters. Das heißt – ein Kampf mit einem Mitschüler, bis die Lehrer den Kampf unterbrechen. Und als wäre das nicht schon genug für mich, ist mein Gegner natürlich Sting-kun, der sich seit der Verteilung der Kampfpartner darauf freut, mich zu blamieren.
 

„Ihr kennt die Regeln. Fangt an!“, rief unser Lehrer und schon fing Sting-kun an, mich anzugreifen. „Denk dran – nur mit weglaufen wirst du es nicht schaffen, Lia. Und nicht einmal das werde ich zulassen!“ Mit seiner Dragonslayer-Magie hielt er mich sehr in Atem. Auch Ausweichen, was ich bisher am besten konnte, war nicht sehr möglich. Immer wieder musste ich mich vom Boden aufraffen, ohne dabei den nächsten Angriff von Sting-kun ab zu bekommen.
 

Nach nicht einmal zehn Minuten war ich außer Atem und Sting-kun hatte nicht einmal einen Schweißtropfen auf der Stirn.

„Miura-san, denk daran, dass auch du Magie benutzen musst, um die Prüfung zu bestehen.“, lies unser Lehrer mich wissen. Doch wie sollte ich…?
 

„Lia-chan!“

Ich erschrak, als ich die Stimme des Masters hinter mir hörte. Natürlich waren bei den Prüfungen Erziehungsberechtigte erlaubt. Doch in meinem Fall wäre das eigentlich Makao gewesen. Als ich mich zu der Stimme umdrehte, sah ich aber nicht nur den Master. Neben ihm stand Gray-nii, Gildarts und Makao.
 

„Oooh~, hat Klein-Lia Angst ohne ihren Master?“, flüsterte mir Sting-kun in mein Ohr, bevor er mich ein weiteres Mal hinterrücks angriff und damit auf den Boden beförderte. „Auch wenn deine Gilde zuschaut – verlieren wirst du trotzdem. Und wenn es so weiter geht, wirst du nicht mal die Prüfung bestehen, Miss Nicht-Magierin!“
 

Ich wollte überhaupt nicht mehr aufstehen. Sting-kun hatte mich schon so oft getroffen, dass ich viele blutige Stellen am Körper hatte. Der Lehrer würde wohl gleich den Kampf abbrechen, dann hätte ich es hinter mir. Die Schule würde mich nicht weiter unterrichten und in der Gilde würde ich als Nicht-Magierin wohl auch nicht bleiben können. Warum – verdammt noch mal – konnte ich es nicht kontrollieren?!
 

Überall hörte man Rufe. Klassenkameraden, die Sting-kun anfeuerten, Gray-nii und Gildarts, die mich anfeuerten. Nur einer blieb die ganze Zeit ruhig. Ich sah nach oben und blickte in das Gesicht des Masters. Sein wütender Blick musterte mich von oben bis unten, bis er in meine Augen sah – und anfing zu grinsen. „Lia-chan, du kannst das, nicht wahr? Vergiss deine Zweifel einfach!“
 

Sting-kun, der sich schon – seines Sieges sicher – von mir weggedreht hatte, rechnete nicht damit. Unser Lehrer wie meine Mitschüler genauso wenig. Nur die Mitglieder von Fairy Tail, die anwesend waren, glaubten ihren Augen, als an Sting-kun ein Feuerball vorbei ging. „Wa-…“ Bevor er sich richtig zu mir umdrehen konnte, trafen ihn die nächsten Attacken von mir. „T’Schuldige, ich muss noch Zielen üben, Sting-kun!“, grinste ich ihn an. Doch das bisschen Magie, das ich nun entfesselt hatte, konnte mich noch nicht gegen ihn gewinnen lassen.

„Ohoo~, du kannst ja doch was. Warum hast du das nicht schon vorher gemacht?“, fragte er mich, während er mich mit seiner Magie in die Mangel nahm. Natürlich hatte er noch nicht alles gegen mich gegeben, was er nun änderte. „Eigentlich muss ich mich bei dir bedanken.“ Verwirrt sah er mich an. „Hättet ihr mich nicht so fertig gemacht letztens, wäre meine Magie wohl immer noch nicht erwacht. Nur kann ich noch nicht wirklich viel davon kontrollieren.“ Ich stieß ihn mit einem Feuerball zurück und schloss die Augen. „Zumindest dachte ich das bisher.“
 

Ich konzentrierte noch mehr meiner Magie in meinen Händen und führte diese dabei zusammen. Sting-kun sprang mir entgegen, um mich zu unterbrechen, was aber zu spät war. Durch eine Magiewelle wurde er an das andere Ende des Raumes geschleudert und sah mich fassungslos an. Nicht nur, dass meine Haarfarbe sich geändert hatte, mein Magieniveau hatte sich um ein vielfaches erhöht. Um meine Hände spielten nicht mehr leuchtend rote, sondern eisblaue Flammen.

„So eine Magie habe ich noch nie gesehen.“, hörte ich meine Klassenkameraden rufen. Ja, nicht einmal ich wusste so recht, was ich dort machte. Ich wusste nur, dass ich diese Magie zum ersten Mal benutzte, nachdem ich vor Sting-kun und Rouge-kun weggelaufen war und erst wieder im Magnolia-Wald zu mir kam. Bisher wussten nur der Master und Gildarts was genau an diesem Tag geschah. Denn als ich gefragt wurde, ob ich mich noch an etwas erinnern konnte, sah ich die Zerstörung um mich herum. Manche Bäume waren vereist, manche verbrannt. An manchen Stellen meinte man, ein Tornado wäre vorbei gekommen und unter mir waren die Bäume einfach verschwunden. ‚Elementar-Magie‘ nannte der Master das, was ich benutzt hatte. Eine verlorene Magie, die von vielen dunklen Gilden gesucht wird.

„Weißt du, Sting-kun, ich habe einfach Angst, diese Magie zu verwenden. Weil ich nicht will, dass ich damit ungewollt jemanden verletze.“ Um meine blau-flammenden Hände formten sich Eiskristalle. „Aber dort oben steht meine Gilde, die an mich glaubt. Also meistere ich diese Magie, lass meine Vergangenheit hinter mir und von dir lass mich jetzt am wenigsten aufhalten!“

 

„Ein hoch auf Lia-chan!“

Kurz nachdem ich die zweite Stufe meiner Magie entfesselt hatte, unterbrach uns der Lehrer. Der Kampf ging unentschieden aus und wir beide bestanden die Prüfung für das Semester. Gleich darauf sprach ich mit den Lehrern, dass ich eine andere Klasse besuchen durfte, damit mein Schulalltag ruhiger wird.

In der Gilde angekommen, wurde natürlich meine bestandene Prüfung gefeiert. Und das sah genauso aus, wie jedes Mal – das große Fressen gefolgt von einer großen Prügelei.
 

„Endlich bist du wieder normal.“, flüsterte Master Makarov mir zu, als er sich neben mich gesetzt hatte. Natürlich wusste ich, was er damit meinte und beobachtete meine Gilde weiter. Lange schwieg ich, bis ich mich endlich traute, auszusprechen, was ich schon seit Wochen sagen wollte: „Tut mir leid. Tut mir leid, dass ich euch so viele Sorgen bereitet habe…“ Der Master grinste nur, strich mir über den Kopf und beruhigte mich. „Du darfst das. Ein Kind darf seinen Eltern Sorgen machen.“

Danach wurde alles ruhiger. In der neuen Klasse war ich berühmt, dafür dass ich Sting-kun besiegt hatte. Und, da meine Magie so unbekannt war, wollte jeder mit mir zusammen lernen. Die Schule machte Spaß und Freunde fand ich auch.

Nur einer konnte mich nicht in Ruhe lassen.
 

„Du hast hier nichts zu suchen! Lass unsre Lia-chan in Ruhe!“

Sting-kun war ein weiteres Mal zu unserem Klassenraum gekommen und fragte nach mir. Doch da jeder meine Geschichte kannte, blockten meine Klassenkameraden ihn schon bevor ich ihn sehen konnte ab. „Marco-chan, ist schon in Ordnung.“ Ich stand von meinem Platz auf und ging zur Tür. „Was willst du Sting-kun? Du siehst ja, dass du nicht in der Klasse willkommen bist.“ Marco-chan, mein persönlicher Beschützer, seitdem ich in der neuen Klasse war, wich keinen Zentimeter von meiner Seite. Auch nicht nach Sting-kuns Aufforderung, mich mit ihm alleine zu lassen.
 

„Werde meine Freundin, Lia-chan.“

Ich sah ihn fassungslos an. „B-bitte? Wiederhol das noch einmal.“ Mit seinem ernsten Gesicht sah er mich an und wiederholte es, ohne eine Miene zu verziehen. Er meinte es ernst.
 

Rückblick Ende

 
 

„Du wusstest aber, dass ich es schon früher ernst meinte.“

Er sah mir in die Augen. Ja, das wusste ich. Alles, was er aussprach, meinte er ernst. Immer. Auf der Suche nach einer starken Partnerin – und das schon mit 12 Jahren! – wurden die Schwachen fertig gemacht. Und anfangs zählte ich nun einmal zu den Schwachen. Nachdem ich ihn aber besiegt hatte, hatte er endlich seine starke zweite Hälfte gefunden – nur dass ich nichts mit ihm zu tun haben wollte.

„Ist doch ein gutes Angebot! Nur für ein kleines Ja von dir gehörst du zur stärksten Gilde Fiore und hast auch noch den hübschesten Magier an deiner Seite. Also~…?“

Auftrag

Gray
 

Ich konnte es nicht mehr mit ansehen. Nicht nur, dass er nicht mal mehr einen Zentimeter von meiner Lia entfernt war. Nun hatte er auch noch seine Hand hinter ihren Kopf getan und wollte sie endgültig küssen!
 

Ich sprang auf, rannte zu dem Fenster, an dem Natsu stand, und entfesselte meine Magie. Doch bevor ich ihn mit meiner Ice-Maker-Magie treffen konnte, flog er in hohen Boden von Lia weg.

Ich tauschte mit Natsu fassungslose Blicke. Auch um seine Hände spielten Flammen, um Lia zu beschützen. Aber er war es nicht, der Sting so fliegen ließ.
 

„Hast du’s endlich kapiert?!“

Vor Sting stand nun Lia, nicht mit ihren strahlenden roten Haaren, sondern in ihrer dritten Magiestufe mit düsteren schwarzen Haaren. „Ich hab es dir nun schon so oft gesagt. Aber wenn du es noch einmal hören möchtest: Ich werde Fairy Tail – meine Familie – nicht verlassen. Sei nicht so von dir überzeugt – jeder aus meiner Gilde könnte dich mit Leichtigkeit fertig machen. Und noch etwas-“ Sie beugte sich zu ihm hinunter auf den Boden und sprach die nächsten Worte direkt in sein Gesicht: „Ich werde nie in meinem Leben deine Geliebte. Lieber sterbe ich einsam. Und ich könnte nicht einmal auf die Idee kommen, mich in dich zu verlieben, da mein Herz schon viel zu lange ein und derselben Person gehört!“
 

Mit den Worten drehte sie sich von ihm weg und ging wieder Richtung Gilde. Kurz bevor sie die Tür öffnete, drehte sie sich ein letztes Mal zu ihm um. „Und wage dich nicht noch einmal hier aufzukreuzen, ohne einen triftigen Grund zu haben. Du weißt, dass du keine Chance gegen mich hast.“
 

Ich atmete beruhigt aus. Lia konnte es ohne Probleme mit ihm aufnehmen. Und lies ihn eiskalt abblitzen. Auch, dass ich direkt darauf anfangen musste zu grinsen, machte mir nichts aus. Irgendwann würde ich mich bei ihm noch rächen, dass er ihr so nahe gekommen war. Niemand durfte meiner Lia näher kommen wie ich.
 

Moment – warum bezeichnete ich Lia nun schon als ‚meine Lia‘? Hitze stieg in meinen Kopf und ich schüttelte diesen. Ich musste unbedingt mal meine Gedanken sortieren.

 
 

Lia
 

„Und wenn ich einen triftigen Grund hatte, um hier her zu kommen?“
 

Ich sah Sting-kun an. Er lag immer noch auf dem Boden und rieb sich die Stelle am Bauch, an der ich ihn nach hinten gestoßen hatte. „Flirten ist kein triftiger Grund.“ Ich öffnete die Tür, erstarrte aber bei seinen nächsten Worten.
 

„Marco ist Ghoul Spirit beigetreten.“
 

„Das kann nicht sein! Nein, nein, nein, Marco kann keiner dunklen Gilde beigetreten sein!“

Wir hatten uns in der Halle an einen Tisch gesetzt, gemeinsam mit Gray, Natsu, Erza, Master Makarov und Fried.

„Ghoul Spirit… Irgendwie sagt die Gilde mir was.“, murmelte Fried vor sich her. Ich nickte und erklärte es ihm. „Kurz bevor Laxus zusammen mit euch das Kampf-Festival gestartet hatte, bei dem jeder gegen jeden kämpfen sollte, habt ihr doch eine dunkle Gilde auseinander genommen. Das war Ghoul Spirit. Naja, sie waren eine kleine Gilde, die eigentlich nicht viel Aufsehen erregt hat. Aber scheinbar haben ein paar Leute von früher sich wieder zusammen getan und die Gilde ein weiteres Mal gegründet. Und sie sind von heute auf morgen sehr stark geworden. So wie ihr den Auftrag angenommen hattet, wurde wieder ein Auftrag vergeben. Nur dass die Magier entweder gar nicht wieder aufgetaucht sind oder schwer verletzt.“

Sting stimmte mir zu.
 

„Ein paar aus meiner Gilde hatten als letztes den Auftrag angenommen. Sie sind gestern wieder zurückgekommen – einer davon wäre ohne ärztliche Versorgung gestorben. Nachdem sie wieder ansprechbar waren, haben sie mir erzählt, dass ein paar alte Klassenkameraden von mir dieser Gilde beigetreten sind.“
 

Er holte aus seiner Tasche ein Bild hervor und legte es vor uns auf den Tisch. Ich nahm das Bild in die Hand – und erschrak. Die Gilde bestand aus fast komplett unserer alten Klassenstufe. Und viele davon waren früher einmal enge Freunde von mir.

„Und was ist der Plan?“
 

Ich sah ihn an. Auch wenn wir uns nie gut verstanden hatten, kannte ich ihn zu gut – er hatte sich schon einen Plan ausgedacht. Und da er vor mir saß, würde der Plan mich beinhalten. Doch bevor er irgendetwas erklären konnte, unterbrach Gray ihn. „Moment mal. Lia – willst du wirklich mit ihm den Auftrag annehmen? Das kann doch nicht sein Ernst sein!?“ – „Gray-nii, es geht um meine alten Klassenkameraden – meine Freunde! Warum sollte ich nicht mitgehen?“ Fassungslos blicke er in mein Gesicht, um Worte ringend.
 

„W-weil-…“

„Ui, spielst du immer noch Lia-chans Beschützer, Gray-san?“ Sting-kun hatte sich grinsend in seinem Stuhl hinter gelehnt und genoss es, Gray-nii zu ärgern. Doch bevor die Beiden aufeinander losgingen, ging ich dazwischen. „Sting-kun, sei ruhig. Du bist zu sehr im Nachteil, um dir solche Aussagen zu leisten, nachdem du mir so etwas verheimlichst und lieber mit mir flirtest. Überdenk endlich mal deine Prioritäten!“ Während dieser mich sprachlos ansah, spürte ich ein erhobenes Grinsen auf Gray-niis Gesicht. „Und Gray-nii. Ich werde auf diesen Auftrag gehen, egal was du sagst. Ich kann es nicht glauben, dass sie alle…“ Dabei legte ich das Bild wieder auf den Tisch. „…einer dunklen Gilde freiwillig beitreten würden. Irgendwas stimmt nicht und dem will ich nachgehen. Auch wenn ich mit Sting-kun zusammen arbeiten muss.“
 

Natürlich spürte ich die Spannung, die nun aufgebaut war. Doch alles drum herum wollte ich nach dem Auftrag klären.
 

„Nachdem das geklärt ist, würde ich gerne meine Informationen dazu sagen.“

Der Master, der alles belustigt beobachtet hatte, sprang auf den Tisch, um unser aller Aufmerksamkeit zu bekommen. „Ich wollte diesen Auftrag sowieso an euch geben. Jetzt, da Lia-chan auch noch involviert ist, sowieso. Laut meiner Quelle war ihr letzter Aufenthaltsort in Balsam. Dort müssten sie auf deine Gildenkameraden getroffen sein.“ Sting-kun nickte zustimmend. „Also – nach ihren anderen Aufenthaltsorten wird wohl ihr nächstes Ziel…“ „Magnolia sein.“, beendete ich seinen Satz. „Also, wenn man ihre früheren Angriffe zeitlich anschaut, dürften sie in einer Woche hier ankommen. Sehr viel Zeit, meiner Meinung nach. Aber genug Zeit, um sie davon abzuhalten.“
 

Sting-kun sprach in seinem Plan genau von derselben Zeitabschätzung, die ich auch angesprochen hatte. Also wollte er mich gleich am nächsten Tag mitnehmen, um Ghoul Spirit abzufangen.

„Natürlich kommt Rouge auch mit. Zwei Dragonslayer und du – das sollte zu schaffen sein.“ – „Und Gray, Natsu und Fried.“, beschloss der Master. Natürlich kamen Beschwerden auf, welche der Master sofort versuchte zu schlichten. „Ich weiß, dass Lia-chan stark ist, gleiches habe ich von dir und deinem Kameraden gehört. Doch die Magier, die diesen Auftrag angenommen haben, waren nicht schwach. Also werden Natsu und Gray euch begleiten. Und Fried wird euch auch nützlich sein, da er diese dunkle Gilde schon kennt. Auch wenn sie neu zusammen geschlossen ist, werden sie wohl gleiche Muster befolgen.“

„Master, muss das-…“, wollten sich Natsu und Fried herausreden, wurden aber von einem enthusiastischen Gray unterbrochen. „Verlass dich auf uns, wir kümmern uns darum!“

 

„Ich hätte nicht gedacht, dass du so begeistert bist, diesen Auftrag anzunehmen.“

Natsu, der immer noch nicht begeistert war, mitzukommen, beschwerte sich weiter. „Hat dich ja keiner gezwungen mitzukommen, Feuerschädel.“, antwortete Gray ihm nur trotzig.
 

Das konnte natürlich nur in einer Prügelei enden – von der ich nicht begeistert war.

„Keiner von euch Beiden hätte zustimmen müssen. Ich würde das wohl auch mit Sting-kun und Rouge-kun alleine schaffen.“, versuchte ich die beiden Streithähne auseinander zu bringen, um meine Wohnung in einem Stück behalten zu können.
 

„Nix da, mit denen lass ich dich nicht alleine!“ Na – zum Glück waren sie sich in einer Sache einig! Ok, eher in zwei Sachen waren sie sich einig, denn sie hoben nicht mehr die Fäuste gegeneinander, sondern verschlungen mein Essen, während sie sich weiter beschwerten.

„Soll ich nicht den Master noch fragen, ob ich euch nicht auch begleiten soll? So eine dunkle Gilde zu zerschlagen wird nicht einfach…“, mischte sich Erza ein, die neben den Streithähnen mit Lucy, Romeo und Wendy mich zu meiner Wohnung begleitet hatten. Ich lies mich in meinen Kuschelsessel fallen. Irgendwie wurde das ganze komplizierter, ohne dass wir zu dem Auftrag losgegangen waren. Romeo, der sich zu mir in den Sessel gesetzt hatte, klopfte mir mitfühlend auf die Schulter. Er war einer der wenigen, die verstanden, in welcher Situation ich mich momentan befand. Auch Lucy und Wendy bemitleideten mich, nachdem Erza sich der Diskussion von Natsu und Gray voller Elan widmete.
 

Spät – sehr spät in der Nacht, spürte ich eine Umarmung von hinten. Lucy gesellte sich zu mir auf meinen Balkon, auf den ich geflüchtet war, nachdem alle eingeschlafen waren. Ohne groß drum herum zu reden, sprach sie mich auf die Person an, die alles für mich so dringend, aber auch unverständlich machte – Marco. Und da sie zu dem Zeitpunkt noch nicht zur Gilde gehörte erzählte ich ihr, wie nahe er mir stand.

 
 

Gray
 

Ich wusste gar nicht, dass Marco so wichtig für Lia war. Natürlich erinnerte ich mich an ihren Klassenkameraden, der sie immer zur Gilde begleitete. Oft lud sie ihn in die Gilde ein, doch er gehörte zu irgendeiner No-Name-Gilde. Von meinem Platz vor dem Balkon hörte ich den zwei Damen bei ihrem Gespräch zu. Lia’s erster und bisher einziger fester Freund – Marco.

Verdammt – ich sollte versuchen zu schlafen. Bei Frauengesprächen zu lauschen war nie gut, am wenigsten bei diesem Thema.

Entführung

Lia
 

„Wieso musste ich euch eigentlich begleiten?“

Fried-san lief nun schon den halben Tag, den wir unterwegs waren, deprimiert neben mir her. Verständlich – denn entweder hatten sich Natsu und Gray in den Haaren, oder Sting mischte auch noch bei den beiden mit. Sogar Rouge hatte sich nach kurzer Zeit mir und Fried-san angeschlossen, da es ihm zu blöd wurde.

„Damit ich zumindest eine normale Person bei dieser Truppe bei mir habe?“, scherzte ich mit den beiden, obwohl es nicht mehr sehr witzig war. Ohne irgendeine Ahnung, wo die dunkle Gilde sich befinden könnte, waren wir losgelaufen, in der Hoffnung, dass sie einfach uns in die Arme laufen würden. Das war zumindest Sting’s Plan. Langsam zweifelten wir alle daran.

 

Als es nun schon Abend geworden war, brachen wir die Suche ab, um ein wenig Schlaf zu holen. Nachts zu suchen, fand niemand von uns eine gute Idee. Sehr bald nach Abenddämmerung fanden wir ein kleines Hotel, das uns aufnahm.

Beim Abendessen, das wir zusammen und in Ruhe (zum Glück!) genießen konnten, wurde ich auf einmal nervös und suchte meine Taschen ab. „Was ist los, Lia-chan?“, fragte mich Fried-san, der dies natürlich bemerkte. „Den Ring, den ich dir vorhin gezeigt hatte... Irgendwie habe ich ihn verloren!“ – „Er kann ja aber nicht weit sein. Du hast ihn mir ja, kurz bevor wir hier angekommen sind, erst gezeigt.“ Ich nickte und stand auf.

„Geht ohne mich schon einmal ins Bett, ich such den Ring noch schnell. Er dürfte ja hier irgendwo auf dem Weg liegen.“

 
 

Gray
 

Mir gefiel es nicht, Lia alleine suchen zu lassen. Doch sie hatte jeden einzelnen von uns abgelehnt, um sie zu begleiten. Scheinbar wollte sie nicht nur nach dem Ring suchen, sondern auch ihre Ruhe von uns haben. Wir hatten uns wie die größten Idioten bisher verhalten, das wusste ich ja. Aber dieser Sting war mir immer noch nicht geheuer. Und jetzt musste ich auch noch in einem Zimmer mit den ganzen anderen Typen schlafen… Nur Lia hatte ein eigenes Zimmer bekommen. Ich sah zu ihrem Fenster hinüber. Irgendwie…

„Irgendwie ist Lia-chan schon lange weg. Ich werde sie mal suchen gehen.“, sprach Sting meine Gedanken aus. Warum musste genau der auf die gleiche Idee kommen wie ich?! „Ich begleite dich.“, beschloss ich und wollte mich auf den Weg machen. „Keine Sorge, Gray-san, ich schaffe das auch alleine.“ Darauf konnte ich nur auflachen. Er wollte doch die Situation nur nutzen, sich weiter an Lia ranzumachen!

Noch während ich und Sting uns darum prügelten, wer sich nun um Lia kümmert, sprang Natsu auf. Er schlug uns beiden einmal auf den Kopf (was ich ihm irgendwann heimzahlen werde!) und verhalf uns zur Vernunft. „Irgendetwas stimmt nicht. Ich rieche Lia-chan nicht mehr!“ Schon waren wir alle auf Bereitschaft und hatten uns in kürzester Zeit abgesprochen. Wir folgten dem Weg, bis zu der Stelle, an der Natsu sie nicht mehr riechen konnte und dort teilten wir uns auf. Ich, Natsu und Sting folgten dem Weg zurück, von dem wir gekommen waren, Rouge und Fried nahmen die dritte Abzweigung. Natürlich bereute ich es, Lia alleine suchen gelassen zu haben, doch als ich in die Gesichter meiner Gefährten sah, wusste ich, dass ich nicht der Einzige war.

 

Ohne ein Wort zu wechseln liefen wir den Weg zurück. Die Streitereien vergessen, war das wichtigste, Lia zu finden. Und eins wusste ich genau – wenn wir sie finden, werde ich mich mit ihr hinsetzen und über das komische Klopfen von meinem Herz mit ihr reden.

„Schaut mal – ist das nicht ihr Ring?“

Sting hatte sich auf den Boden gebückt und hob den zierlichen Ring auf. „Ja, das ist er. Und Lia war hier auch.“, bemerkte Natsu und beugte sich über etwas auf dem Boden. Als ich über seine Schulter blickte, sah ich, was er gefunden hatte – Blut.

 
 

Lia
 

Als ich wieder zu mir kam, war ich nicht mehr im Freien. Und – auu… So wie mein Kopf schmerzt, ist das wohl nicht nur eine Beule, die ich an meinem Hinterkopf habe. Ich schaute mich um. Ok, ich bin an einen Stuhl gefesselt und habe nicht nur an meinem Kopf wunden. Warum bin ich nicht wach geworden von den ganzen Schlägen, die ich abbekommen habe? Außer mir ist wohl auch niemand im Zimmer. Mein Angreifer ist wohl, nachdem ich nicht aufgewacht war, in ein anderes Zimmer gegangen. Langsam spürte ich in meinem ganzen Körper Schmerz. Am besten, ich entfessele meine Magie, heile mich und verschwinde dann von hier, dachte ich mir. Doch dazu war ich zu langsam.

 

„Hey, Prinzesschen, du bist ja schon wieder wach! Warum hast du uns denn nichts gesagt?“

Da meine Haare nach hinten gezogen wurden, konnte ich in das Gesicht des Sprechers schauen – Ryota. Laut Fried’s Aussage war er einer der stärksten Kämpfer von Ghoul Spirit. Naja, ein Magier, der ihnen in Erinnerung geblieben ist, im Gegensatz zu den anderen, die so schwach waren, dass sie sich nicht einmal mehr an sie erinnerten.

„Du gehörst also immer noch zu Ghoul Spirit? Dachte du hättest dich nach dem Kampf mit unseren Raijinshū wie ein kleines Kind versteckt.“

 

Ich sollte mir wohl langsam abgewöhnen, meine Entführer zu provozieren. Mit meinen Wunden und ohne Heilung tut es tierisch weh, mitsamt Stuhl weggetreten zu werden.

„An deiner Stelle wäre ich still.“ Er beugte sich hinunter zu mir und nahm mein Gesicht in seine dreckigen Finger. „Obwohl es mit dir bestimmt Spaß machen würde, so ein paar Sachen auszuprobieren~“ Er riss mir den Kimono, den ich von unserem Hotel bekommen hatte, auf. Angewidert spuckte ich ihn an, in der Hoffnung, dass er mich noch einmal schlagen würde und dann in Ruhe lassen würde. Das tat er auch – nur an Aufhören war nicht zu denken. Er hielt mir mit einer Hand den Mund zu und mit der anderen zog er weiter die Klamotten von meinem Körper.

Verdammt! Warum konnte ich einfach keine Magie verwenden?! Egal was ich versuchte, der Typ machte  mit mir was er wollte und ich konnte nicht einmal ein kleines bisschen Magie entfesseln! Bitte – komm mir doch bitte irgendwer zu Hilfe! Gray…!

 

„Ryota-san, ich unterbreche Sie nicht gerne, aber die anderen Magier sind schon in der Nähe. Was sollen wir tun?“

Zum Glück unterbrach ihn das. Mein Angreifer wand sein Blick von mir ab und sah zur Tür. „Und deswegen unterbrichst du mich? Tötet sie!“

Schon drehte er sich wieder zu mir und wollte dort weiter machen, wo er aufgehört hatte. „Ryota-san! Das sind aber zwei Dragonslayer! Ich weiß nicht ob wir…“ – „Man, seid ihr unfähig!“ Er stand von mir auf, strich über mein Gesicht und verabschiedete sich von mir mit einem „Ich kümmere mich gleich wieder um dich, Prinzesschen!“. Er stieß den jüngeren Magier zur Seite und lief durch die Tür. Gegen Natsu und Sting hatte er keine Chance, oder? Es waren sieben Jahre vergangen und irgendwie hatte er auch mich überwältigen können. Und ich kann immer noch keine Magie verwenden! Ach man, warum nur?!

„Streng dich nicht zu sehr an. Mit dem Band wird deine entfesselte Magie nur gespeichert und Ryota-san übertragen.“

Ich sah zu der Stimme auf, doch er hatte mir schon wieder den Rücken zugedreht. „Warum musstest du dich nur hier einmischen, Lia-chan? Ich wollte dich doch-…“, hörte ich ihn noch murmeln, bevor er die Tür hinter sich schloss.
 

So saß ich da, halb nackt, gefesselt an einen Stuhl und erinnerte mich wieder daran, wem die Stimme gehörte – Marco!

Warum?

Gray
 

„Ich hoffe, Lia-chan geht es gut…“, dachte Sting laut neben mir. Wir hatten uns, um nach Lia zu suchen, aufgeteilt, nachdem wir nun nicht nur auf Lia’s Blutspur getroffen waren. Rouge, Natsu und Fried folgten den Anzeichen auf die Dunkle Gilde, die wir kurz darauf gefunden hatten. Das hieß aber auch, dass ich alleine mit Sting nach Lia suchte. Grade mit dem…
 

„Mir gefällt es auch nicht, mit dir zusammen zu suchen.“, fauchte Sting mich an. Ihn störte es wohl, dass ich die ganze Zeit nun schon still neben ihm lief. „Aber für Lia tu ich alles! Auch dich aushalten!“
 

„Ach so. Das heißt, du hast es auch für sie getan, als du sie mitsamt ihrer kompletten Klasse fertig gemacht hast?“

„Ich hab doch schon erklärt – sie ist meine Partnerin. Nur sie ist mir ebenbürtig. Das hat sie am Anfang nun mal nicht gezeigt, deswegen hab ich diese Gemeinheiten getan. Aber das ist doch alles Schnee von gestern! Auch für sie !“ Ich lachte laut auf. Schnee von gestern. „Das glaubst auch nur du. Was Lia alles wegen dir mitgemacht hat. Irgendwann werde ich dir das heimzahlen!“
 

„Weißt du eigentlich, wie lächerlich du dich anhörst? Bist dir nicht einmal selbst deinen Gefühlen klar und meinst über Lia’s Gefühle urteilen zu können.“

Ich blieb stehen und sah ihn wütend an. Wie konnte er sich nur wagen, so mit mir zu reden!

„Du..-“

„Oh – Sprachlos? Weißt nicht mehr was du mir dagegen sagen könntest?“, grinste er überlegen.

„Ich weiß genau, was ich fühle, genau wie ich die Gefühle von Lia kenne. Aber ich glaube, wir sollten uns um etwas anderes nun kümmern.“ Ich hob meinen Arm und zeigte ihm so, was ich meinte.

„Ghoul Spirit. Na zumindest haben wir etwas gefunden. Da ist Lia bestimmt nicht mehr weit.“

 

Während Sting seinen Sprach-Lacrima nahm und Rouge damit mitteilte, was wir gefunden hatten, sah ich mich um. Am Eingang stand niemand herum? Keine Wachen, niemand?

„Es ist zu still, nicht wahr?“ Ich nickte.

Den Streit, den wir vorher hatten, zurückgestellt, sahen wir uns beide um und fanden, was wir suchten.

„Hätte nicht gedacht, dass ihr uns so schnell finden würdet. Ändert aber nichts.“

„Wo ist Lia? Habt ihr sie gefangen genommen?“, schrie ich den Unbekannten an. Doch dieser konnte nur dreckig lachen.
 

„Ach, das Prinzesschen? Mit dem hatte ich schon meinen Spaß, bevor ihr gekommen seid!“
 

Gleichzeitig starteten wir unsere Angriffe – die aber von zwei anderen Magiern abgehalten wurden. Sie gehörten auch zu Ghoul Spirit, das konnte man sofort erkennen. Nur trugen sie beide das gleiche Halsband, welches sich von dem Ekel unterschied.
 

„Kümmert euch um die beiden. Ihr solltet reichen. Und wehe, ihr lasst sie noch näher kommen!“

„Ja, Ryouta-sama.“, antworteten die beiden gleichzeitig und wanden sich mir und Sting zu.

„Es hat keinen Sinn, das wisst ihr.“
 

Ich schaute Sting an. Was ist mit dem nun los? Kennt er die beiden?

„Du hast doch keine Ahnung. Verschwinde einfach von hier! Du kannst auch nichts ausrichten, Sting-kun!“

Beide Angreiferinnen waren aufgebracht, nur die Blonde fing an Sting anzuschreien.

„Wenn du mir nicht sagst, was hier los ist, kann ich dir-…“

„Wir brauchen deinen Hilfe nicht! Wir kommen alleine zurecht.“, fauchte nun die Andere. „Verschwindet einfach. Ihr habt nichts damit zu tun.“

Verwirrt sah ich nun Sting an. Was machen die beiden für eine Szene?

„Mir egal was ihr sagt. Ich helfe euch, komme was wolle, Nami-chan, Kirika-chan. Ich hab Lia-chan versprochen, euch alle zu retten.“

Entsetzt sahen die beiden Frauen ihn an.
 

„Lia-chin ist da?“
 

 

Lia
 

 

Ok~ irgendwie habe ich es geschafft, wieder normal zu sitzen. Die Fesseln bekomme ich zwar nicht ab, dafür bedeckt der Kimono wieder die Hälfte meines Körpers. Dieser Ryouta soll mir bloß nicht noch einmal unter die Augen kommen. „Wenn ich nicht gefesselt wäre, würde ich locker mit dem fertig werden.“, grummelte ich vor mich hin und versuchte mich weiterhin von den Fesseln zu befreien. Meine Handgelenke taten schon tierisch weh, aber das brachte auch nichts.

Ich sah zur Tür vor mir und hielt inne. 
 

Marco… Was ist bloß passiert? Du warst nie so. Du warst immer so liebevoll zu mir. Kurz schloss ich die Augen und seufzte – doch dann ging die Tür auf.
 

„Jetzt lasst mich endlich hier raus! Da draußen sind fünf der stärksten Magier unterwegs um mich zu suchen. Also-... Marco!“ 
 

Ich sah ihm ins Gesicht, doch er legte nur einen Finger an meinen Mund. Er sagte nichts, hatte aber andere Kleidung für mich dabei.
 

„Was ist hier los, Marco? Warum bist du hier?“

Er lockerte meine Fesseln, um mir beim Umkleiden zu helfen. Doch Antworten bekam ich keine. Aber als ob mich das davon abhielt, weiter zu fragen.
 

„Wer ist noch hier? Sind Nami und Kirika auch hier? Was ist mit unseren anderen Klassenkameraden?“

Wieder keine Antwort. Doch dann sah ich etwas an ihm. 
 

„Dieses Halsband! Das ist doch das Gleiche, das ich auch angelegt bekommen habe!“

Na endlich – eine Reaktion. Geschockt sah er mich an und sein Mund blieb ein wenig offen stehen. Ich hatte ihn soweit!

„Du wirst erpresst, nicht wahr? Dieser schmierige Typ von eben tut dir und den anderen das an, nicht wahr?“

Er sah nach unten und nickte zögernd.
 

„Hilf mir mit den Fesseln. Gegen das Halsband finde ich einen Weg. Ich helfe euch hier raus, versprochen!“
 

„Du tust gar nichts.“
 

In der Tür standen auf einmal drei schmierige Magier. Sie zogen mir die restlichen Klamotten schon mit ihren Augen aus und mir lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter.
 

„Verschwinde von hier, Abschaum. Die Kleine gehört nun uns!“

Er trat Marco in die Magengrube und er flog an die Wand. Verzweifelt sah Marco zu mir, duckte seinen Kopf und verschwand aus den Raum. 
 

„So ein Feigling. Und auf so einen wolltest du dich verlassen, Kleine?“ Der Sprecher der drei stand vor mir, strich über meinen Hals hinunter zu meinem Dekolleté.
 

„Ja. Er ist manchmal ein riesen Feigling. So war er früher nicht.“

Mit leeren Blick sah ich auf den Boden. Er hatte mich immer beschützt, egal wer der Gegner war. Gegen Sting hatte er sich gestellt, jeden Tag. Und das taten nicht viele. Auch bei meinem ersten Auftrag als vollständige Magierin war er dabei und tat alles dafür, dass mir nichts passierte. 
 

Ich schloss die Augen und atmete durch. Das hämische Lachen schallte in meinen Ohren, doch änderte das nichts an der Tatsache, dass ich anfing zu grinsen.

„Was gibt’s zu grinsen?“
 

„Er ist zwar ein Feigling geworden. Doch geholfen hat er mir trotzdem!“

Dadurch, dass Marco meine Fesseln gelockert hatte, konnte ich sie komplett lösen und wieder Magie verwenden – wenn auch nicht viel. Aber es genügte für die drei.
 

„Sooo~… jetzt noch das komische Halsband loswerden und den Ausgang finden.“

Ich streckte mich, die Wunden an meinen Armen mit meiner Magie geheilt.

„Und nebenbei finde ich heraus, was mit dir los ist, Marco!“

Gründe

Lia

 

Erst einmal musste ich unbemerkt aus diesem Raum kommen. Abgeschlossen war er nicht mehr, aber bestimmt standen genug Wachen herum. Mit meiner Eis-Magie formte ich einen Spiegel, um aus dem Raum zu spähen.

Niemand.
 

„Na dann – los geht’s!“
 

Ich wollte den Spiegel schon verschwinden lassen, als mein Halsband darin glitzerte. Sofort sah ich es mir genauer an. Es hatte ja eine andere Farbe wie das von Marco? 
 

Ich schüttelte den Kopf. Das hat nichts zu heißen. Nicht, dass er noch stärker bedroht wird wie ich! Mich grauste die Vorstellung, bis mir ein Licht aufging.
 

„Deswegen konnte er mir bestimmt nicht helfen!“ Ich nickte und hatte wieder einen klaren Kopf. „Da muss es sein. Sonst gibt es doch keinen Grund, mich mit diesen Typen alleine zu lassen!“
 

Schon ging ich los, auf der Suche nach einem Ausgang. Doch ein zögerndes „Oder?“ blieb in meinem Kopf hängen. Hat wirklich nur das ihn aufgehalten?
 

Schreie ließen mich innehalten. Ich schlich mich an die Räume heran, von denen sie kamen.

Überall waren Magier gefesselt, hatten dieses Halsband um, das ich auch hatte und wurden gefoltert. Die Opfer kannte ich alle – alles meine alten Klassenkameraden. Und die Täter? Die originalen Ghoul Spirit-Mitglieder. Sie waren auf den Bildern, die wir vor unserer Abreise noch bekommen hatten.
 

Ich sammelte Magie in meinen Händen. Als ob ich da zuschauen würde! Noch immer konnte ich nicht meine komplette Kraft benutzen, doch es würde für sie reichen.
 

„Euch mach ich-…!“

Als ich losstürmen wollte wurde mein Mund zugehalten und ich wurde gewaltsam in einen Raum gezerrt.

 
 

Gray
 

„Da seid ihr ja endlich!“

Natsu, Fried und Rouge waren endlich bei uns angekommen. Wir hatten sie doch schon vor langem benachrichtigt!

„Kurz nach eurer Nachricht wurden wir auch angegriffen.“
 

Hinter ihnen kamen zwei junge Magier hervor. „Take, Hayato!“ Nami und Kirika, die immer noch in verteidigender Stellung vor uns standen, liefen auf die Beiden zu. „Zum Glück geht es euch beiden gut! Ryouta hat euch ja schon lange vor uns weggeschickt…“
 

Während die vier sich austauschten, unterhielten auch wir uns.

„Also ist Lia wirklich hier drin?“, fragte Natsu abschließend noch einmal. Aber das war nur eine rhetorische Frage, er hatte wohl schon lange ihren Geruch wahrgenommen. „Das heißt also – wir stürmen das Gebäude, machen darin alle fertig und holen Lia raus?“, grinste er nun. Ich konnte nur den Kopf schütteln.

„Unter den ganzen sind doch auch Klassenkameraden von ihr.“

„Also teilen wir uns am besten wieder auf. Natsu, Fried und Rouge, kümmert euch um unsere Klassenkameraden. Ich werde weiter mit dem Eis-Heini nach Lia-chan suchen.“
 

„Ihr habt doch keine Chance!“ – „Das schafft ihr doch nicht!“
 

Gleichzeitig sprachen die vier verängstigten Magier auf uns ein. Sie wussten wohl nicht, mit wem sie reden. „Denkt ihr wir sind hier, um nur zuzuschauen, was mit euch geschieht?“

Sprachlos sahen sie sich an. Nami schüttelte dann als einzige den Kopf und sah uns an.

„Ihr habt einfach keine Ahnung, mit wem ihr es wirklich zu tun habt. Ich kenne die Kraft von Sting und Rouge. Und von euch hört man auch viel. Aber glaubt ihr nicht, wir hätten es gegen sie zu zwanzigst aufnehmen können?!“

Da hat sie Recht. Laut unseren Informationen sind bei Ghoul Spirit nur wenige originale Mitglieder noch vorhanden. Der Rest soll komplett aus der alten Klasse von Lia bestehen. Und alle sind normale Magier, die nie zu einer dunklen Gilde überlaufen würden. Freiwillig zumindest.
 

„Was ist dann das Problem?“, sprach Fried aus, was wir alle dachten.

Und uns genügte als Antwort, auf was sie deutete.

Die Halsbänder.
 

 

Lia

 
 

„Lass… mich… endlich… LOS!“

In einem dunklen Raum angekommen, konnte ich mich endlich losreisen. Sofort drehte ich mich zu dem Angreifer und versuchte in einem Überraschungsmoment ihn mit einem Faustschlag zu überwältigen. Doch – meine Faust wurde aufgefangen.
 

„Du änderst dich auch nicht. Immer wieder versuchst du im ersten Moment alles für dich zu entscheiden!“

Ich traute meinen Ohren nicht.
 

„Marco! Endlich erwische ich dich alleine! Was machst du hier? Was sollte das alles? Wo sind die anderen? Wieso-…“

Er hielt mir den Mund zu und zog mich in seine Arme.

„Hier rennen zu viele Leute herum, die dich hören konnten.“, flüsterte er in mein Ohr. Dann drückte er mich sanft, aber bestimmend an sich. „Bin ich froh, dass es dir gut geht, Lyl-chan.“
 

Ich drückte ihn sanft von mir weg und sah ihn an.

„Aber was hat das alles zu bedeuten? Du und alle anderen in einer dunklen Gilde?“ Er seufzte und lies den Kopf auf meine Schulter fallen. „Er bedroht uns. Ryouta würde alles tun, um der mächtigste Magier zu werden. Und es Fairy Tail heimzuzahlen. Und uns benutzt er als Magiequelle.“ Er zeigte auf die Halsbänder. Wie ich es mir schon dachte, sie entziehen die Kraft, die wir für unsere Magie brauchen. Alles ergab Sinn. Da alle meiner Klassenkameraden in einer Gilde sich gesammelt hatten – bis auf natürlich mich, Sting und Rouge – erklärte das auch warum alle hier waren.

„Warum hast du nie um Hilfe gebeten? Es gab doch zwischen uns immer Möglichkeiten, miteinander zu reden. Egal welche Schwierigkeiten es gab!“
 

Bei diesen Worten hob er seinen Kopf, legte seine Hand an meine Wange und lächelte mich schwach an. „Das konnte ich nicht. Nie, nie wollte ich dich irgendwie in Gefahr bringen. Du weißt doch, wie wichtig du mir warst und immer noch bist, Lylliana. Ich wollte einfach nicht, das Ryouta dich findet. Egal was mit mir passiert. Aber dich werde ich immer beschützen.“
 

Ich spürte die Hitze in meinem Kopf. Das Versprechen, das er mir gegeben hatte, als wir noch ein Paar waren. Er hatte sich doch nicht verändert. Alle Zweifel wollten verschwinden in diesem Moment.

Gerettet?!

Lia

 

Lange sahen wir beide uns in die Augen. Kurz schloss ich meine und hatte einen Entschluss gefasst:

„Komm mit! Ich bring dich hier raus.“

„Und danach? Er wird uns wieder finden! Es bringt nichts, wegzulaufen.“, versuchte er mich umzustimmen, doch ich schüttelte nur den Kopf. „Ich bin nicht alleine hier her gekommen. Fried wird bestimmt einen Weg gegen die Halsbänder finden! Und Natsu und Gray werden gegen Ryouta ankommen. Das weiß ich. Sting und Rouge sind auch da. Genau wie ich. Wir schaffen das! Wir retten alle hier!“
 

Ich hatte seine Hand genommen und sah ihn hoffnungsvoll an. Marco überlegte lange, stimmte mir danach aber zu. 
 

„Wenn ich mit dir bin, kann ich alles schaffen. Ok, lass uns die anderen retten!“
 

Mit diesen Worten machten wir uns auf den Weg nach draußen. Je näher wir dem Ausgang kamen, desto mehr spürte ich die Anwesenheit der Magie meiner Leute. Ich fing sofort an zu lächeln. Egal wie schlecht es um mich stand, immer wenn ich die Nähe von Gray spürte, wusste ich, dass alles wieder gut wird. Die Wärme, die sich in meiner Brust verteilte, stärkte mich sofort und ich lief nur noch schneller dem Ausgang entgegen.

 
 

Gray

 
 

„Na zum Glück hilft das.“

„Was glaubst du denn Eis-Heini?“
 

Oh man – Selbstbewusstsein hat Sting ja. Aber zum Glück können wir mit seiner und Rouges Hilfe die Magier retten.

„Am besten, wir teilen uns noch einmal auf. Sting und Gray, ihr sucht nach Lia. Sie wird bestimmt auch so ein Halsband verpasst bekommen haben. Und Natsu, Rouge und ich suchen nach den anderen Gefangenen, um sie zu befreien.“, verteilte Fried die Aufgaben. Nun wusste ich umso besser, warum sie ihn mitgeschickt hatten. Nicht nur, weil er Ghoul Spirit kannte, sondern weil er einer der wenigen war, der von uns in solchen Situationen einen ruhigen Kopf behalten konnte.

„Und was ist mit den Vieren hier?“, fragte ich ihn und zeigte auf die Klassenkameraden von Lia.
 

„Wir kommen mit euch!“
 

Nami trat vor Fried und versperrte ihm den Weg. „Ihr kennt euch in dem Gebäude nicht aus. Wir wissen, wo die Anderen sind und wie ihr sie am schnellsten findet. Lasst uns mitkommen!“

Man sah, wie Fried die Vor- und Nachteile abwog. Er wollte sie wohl erst in Sicherheit zum Hotel schicken. Doch nach kurzer Zeit stimmte er aber den Magiern zu und zu siebt verschwanden sie. Bevor sie aber den Wald betreten hatten, um einen Seiteneingang zu nehmen, drehte sich Kirika noch einmal zu uns herum.

„Lia-chin wird bestimmt schon entkommen sein. Geht durch den Haupteingang, dann findet ihr sie bestimmt am schnellsten!“

 

Ich musste lächeln.

Mit dieser Klasse hatte Lia wirklich die besten Freunde gefunden, die sie haben konnte. Selbst Rouge und Sting – auch wenn er ganzschön nerven kann – stehen zu ihr und machen sich Sorgen um sie.

Wir rannten Richtung Haupteingang, als Lia uns schon entgegen kam.
 

„Zum Glück haben wir dich gefunden Lia-chan!“
 

Ich wollte ihr entgegen laufen, als Sting entsetzt stehen blieb. Als ich zu ihm sah, bemerkte ich seine angespannte Haltung und seine geballten Fäuste.
 

„Du erinnerst dich noch daran, was Nami und Kirika erzählt haben?“

Während ich den jungen Mann, der hinter Lia aus dem Gebäude kam, musterte, sprach Sting weiter:

 

„Das ist er. Das ist Marco.“

 

 

Lia

 

Das muss ja wieder ein Zufall sein. Ich drehte mich zu Marco um und zog ihn noch schneller aus dem Gebäude heraus.

„Schau mal, sie sind sogar näher als ich dachte!“

Auf dem Weg zu Gray und Sting ließ ich Marcos Hand los und sprach einfach weiter:

„Bin ich froh, dass ich euch gefunden habe! Marco hat mich aus den Fängen von Ryouta befreit. Deren Anführer meine ich.“

Ich sah ihre entsetzten Gesichter und sah kurz an mir herunter.

„Macht euch keine Gedanken, mir geht’s soweit gut. Das sind nur ein paar Schrammen.“ Ich sah mich um, da ich die ganze Zeit nur Grays und Stings Magie gespürt hatte.

„Wo sind Fried, Natsu und Rouge? Habt ihr euch getrennt, um mich zu suchen?“
 

„Lia-chan-..“
 

„Ach, die finden schon wieder zu uns.“, unterbrach ich Gray sofort. „Wir müssen jetzt schnell handeln. Da drinnen sind noch andere Klassenkameraden von mir. Die werden gefoltert!“
 

„Lia-chan-..“, rief nun auch Sting dazwischen. Doch auch ihn ließ ich nicht ausreden.
 

„Ach, das dürftet ihr schon alles herausgefunden haben. Wichtig ist aber ein Weg gegen die Halsbänder. Die geben Ryouta seine Macht, damit er meine ganzen Klassenkameraden so unterdrücken kann. Ich hab auch so einen.“
 

„Lia, komm sofort-…“
 

„Vielleicht weiß Fried einen Weg dagegen. Also müssen wir ihn doch finden. Habt ihr keinen Sprachlacrima bei euch, damit wir ihn kontaktieren können?“
 

„Lylliana!“
 

Ich zuckte zusammen. Die ganze Zeit hatte ich aufgeregt ohne Punkt und Komma geredet, weil ich einen Weg zur Rettung meiner Freunde gefunden hatte. Doch nie nannte mich Gray mit meinem vollen Namen. Außer… „So nennst du mich nur, wenn irgendetwas ist, Gray-nii. Was ist denn los…? Ist irgendetwas passiert?“
 

Die ganze Zeit war er langsam auf mich zu gelaufen, war aber immer noch so weit von mir entfernt. Ich beschleunigte meine Schritte, bis er mir seinen Grund für seine Wortwahl nannte.

 

„Marco hat dich nicht gerettet, Lia. Und Ryouta ist auch nicht der neue Anführer von Ghoul Spirit. Du wurdest hintergangen. Der, der das ganze veranlasst hat, ist Marco!“

Wahrheit

Lia

 

Ich konnte nicht glauben, was Gray da sprach. Marco soll hinter dem allen stecken? Das konnte nicht sein! Marco wird doch selbst erpresst von Ryouta!
 

„Was redet der da! Lyl-chan, das glaubst du ihm doch nicht oder?“
 

Ich war stehen geblieben und stand nun genau in der Mitte zwischen Gray und Marco. Erst sah ich Gray an, um zu verstehen, warum er das gesagt hatte. Ich konnte keine Zweifel in seinem Gesicht sehen, nur Sorgenfalten und die Bitte, zu ihm zu kommen.

 

Dann blickte ich zu Marco, der mich geschockt ansah.

„Gray-nii, das kann nicht sein. Ich kenne Marco. Das kann einfach nicht sein! Verwechselt ihr ihn auch nicht?!“ Meine Stimme zitterte.
 

„Glaubst du wirklich, ich würde dich anlügen? Lia, komm endlich zu mir!“

Ja, er sagte sie Wahrheit. Würde er mich anlügen – um mich zu beschützen oder von etwas abzuhalten – würde ich es sofort heraus hören. Er war schon immer ein miserabler Lügner.
 

Nun wanderte mein Blick von Gray zu Marco – und wieder zurück. Gray log zwar nicht, aber Marco würde unsere Klassenkameraden doch nicht verraten! Oder? Die Zweifel, die die ganze Zeit in mir schlummerten, kamen an die Oberfläche. Früher konnte ich in Marcos Gesicht lesen, wie in einem Buch. Doch seit ich ihn heute wieder getroffen hatte, war das nicht mehr so.
 

Und die ganzen Fragen, die ich mir schon in Gefangenschaft gestellt hatte, wollten gestellt werden: Warum hatte er mich auch nicht direkt geholfen? Warum hatte er mich nie kontaktiert? Warum-…

„Lyl-chan, du kennst mich doch. Ich bin hier das Opfer! Denkst du wirklich, ich würde so etwas unseren Freunden antun?!“

„N-nein, aber-… Warum sollte Gray-nii so etwas behaupten?“

„Vielleicht hat er Ryouta auch schon getroffen und wird auch erpresst. Oder hat sogar schon eine Gehirnwäsche bekommen!“

Nun war ich mir wirklich sicher – irgendetwas stimmt an Marcos Geschichte nicht. Ich hatte nur zu lange gezögert, um zu Gray zu laufen, denn Marco war schneller bei mir. Er nahm mich in den Arm und zwang mich, in sein Gesicht zu schauen. Er gebrauchte Gewalt und tat mir richtig weh. So kannte ich ihn nicht.
 

„Du glaubst mir doch, oder?“

 

Gray

 

Ich sah, wie Lia zögerte. Sie wollte es nicht glauben, aber doch waren Zweifel in ihr aufgekeimt. Ich beschleunigte wieder meine Schritte, ich rannte ihr entgegen. Doch Marco war schneller. Er hatte sie gewaltsam in den Arm genommen.

Ich, und gleichzeitig Sting, entfesselten unsere Magie – und wurden zurück geworfen.

„Ich halte dir die Beiden vom Hals, Marco. Aber mit dem Prinzesschen hab ich noch ´ne Rechnung offen!“

Da war er wieder – dieser Ryouta. Meine Wut kochte auf und ich griff ihn mit meiner Eislanze an. Und wieder wehrte er meine Attacke  ohne eine Wimper zu zucken ab. Gegen ihn war ich wohl im Nachteil – Eis machte ihm nichts aus.
 

 Währenddessen hörte ich Lia, die versuchte, aus dem Griff von Marco zu kommen.

„Marco, du tust mir weh! Lass mich bitte los!“

„Wieso glaubst du mir nicht?! Lyl-chan!“
 

Wieder schrie Lia auf. Ich wollte ihr helfen, doch wurde ich weiter von Ryouta abgehalten.

„Wieso hält er dir die andren vom Hals? Marco, irgendwas stimmt an deiner Geschichte doch nicht! Lass mich endlich los!“

Da ich mir Sorgen um Lia machte und zu ihr wollte, war ich nicht mit meiner kompletten Konzentration beim Kampf gegen Ryouta. Er kam durch meine Verteidigung und traf mich mit seinen Attacken. Ich wurde an eine Wand, viele Meter hinter uns, geschleudert. Sting schnaufte nur genervt auf, während er im Kampfgeschehen nun teilnahm.

 

Ich wusste, dass Lia sich ganz einfach befreien könnte – wenn sie wollte. Auch wenn sie wusste, dass er sie anlog, Marco hing ihr einfach noch am Herzen. Sie war schon immer so freundlich, und naiv. Man sah in ihren Augen, wie gerne sie ihm glauben würde. Und doch waren nun ihre Zweifel bestätigt, die sie schon länger hatte.
 

„Glaubst du mir wirklich nicht, Lyl-chan?“
 

Endlich hatte sie es geschafft, sich aus seiner Gewalt zu befreien. Sie lief in meine Richtung und ich nutzte auch sofort diese Chance. Ich sprang auf und rannte ihr entgegen. Ryouta konnte mich nicht aufhalten, da er mit Sting beschäftigt war, dessen Magie mehr Erfolg hatte.
 

Doch da war es schon zu spät:

„Hättest du doch einfach deine Klappe gehalten, Ryouta. Ich hatte Lyl-chan fast auf meiner Seite. Aber nun ist es zu spät. Ich kann dich leider nicht mehr verschonen, meine Liebe. Dir wird es nun genauso ergehen, wie den anderen.“
 

Lia sah sich noch einmal kurz zu ihm um und ihre Augen weiteten sich kurz darauf. Ich spürte, wie Marco Magie entfesselte und nachdem er geschnippt hatte, lag Lia auf dem Boden.
 

„W-was ist das für eine Magie?!“, murmelte ich entsetzt. Sting, der neben mich gesprungen kam, konnte nur die Schultern zucken.
 

„Ich habe ihn noch nie kämpfen gesehen. Er hat zwar Lia immer mit seiner großen Klappe beschützt, aber welche Magie er benutzt, hat noch niemand gesehen. Auch in den Übungskämpfen in der Schule hatte er immer so gewonnen.“

Was für eine Ausgangssituation für einen Kampf. Ryouta, bei dem meine Magie nicht wirkte und Marco, dessen Magie wir beide nicht kannten. Dazu trugen sie die Halsreife, die der Gegenpart zu denen waren, die die Gefangenen trugen. Also konnten sie auf die Magie der ganzen Klassenkameraden – Lia eingeschlossen – zurückgreifen. Und die Einzige, die vielleicht einen Schwachpunkt der beiden kannte, lag etwas von uns entfernt ohnmächtig auf dem Boden.
 

Ein trockenes Lachen entwich meiner Kehle und ich stand auf.
 

„Na dann lass uns die Beiden mal aufmischen!“

Keine Gnade

Gray

 

„Licht-Heini, kümmere dich um den Perversen da hinten. Ich muss dem hier einprügeln, dass er nicht so mit meiner Lia umspringen darf!“
 

Sting drehte sich zu mir um und zog die Augenbrauen hoch.

„Seit wann bestimmst du denn bitte hier? Die ganze Aktion war mein Auftrag, hast du das vergessen?“

Musste ich ihm jetzt alles noch erklären?! Ihm müsste doch auch aufgefallen sein, dass meine Magie nicht viel bei Ryouta brachte. Ich funkelte ihn an und sah das Grinsen in seinem Gesicht.
 

Ach ja – ich hatte ja fast vergessen, dass er ein idiotischer, aufspielender Angeber war. Also verdrehte ich die Augen und wand mich meinem Gegner zu. Sting tat dasselbe. Doch bevor er in den Kampf stürmte, rief er mir noch zu:

„Ich überlass dir den Typen. Aber über Lia reden wir noch. Sie überlass ich dir nicht so einfach!“

„Fertig mit Taktikbesprechung?“, feixte Marco mir entgegen und ich konnte nur anfangen zu grinsen.

 

„Als ob wir für euch eine Taktik bräuchten!“

 
 

Lia
 

Auua~

Irgendwie habe ich heut nur Pech. Erst werde ich ohnmächtig durch Schläge auf den Hinterkopf, nun das.

Langsam öffnete ich meine Augen und versuchte mich aufzurichten. Wie lange war ich diesmal nicht bei Bewusstsein? Stunden? Nein. Es dürften nur ein paar Minuten gewesen sein. Ich sah mich um, um herauszufinden, was in der Zwischenzeit passiert war.
 

Gray und Sting waren mitten in den Kämpfen mit Marco und Ryouta. Nein, nicht mittendrin. Bei Sting war der Kampf fast entschieden. Er war zwar schwer verletzt, doch Ryouta konnte sich nicht mehr richtig auf den Beinen halten. Man darf ihn nun einmal nicht unterschätzen, den Licht-Dragonslayer. Stings Kleidung war teilweise zerfetzt, er hatte auch genug Schaden abbekommen. Hätte ich gar nicht gedacht, dass Ryouta doch so stark ist.
 

Bei Gray sah es nicht viel anders aus. Auch er war stärker wie Marco, obwohl er ja sieben Jahre nicht trainieren konnte. Ich liebe es, seiner Eismagie zuzusehen. Stark und doch einfach wunderschön. Doch auch Gray atmet schwer, er hat zwar keine tiefen Wunden, aber Marco hat ihn wohl die ganze Zeit auf trab gehalten. Das hat er immer getan.

Ich stand auf. Heute hatte ich mich genug auf andere verlassen. Ich bin doch nicht irgendeine Prinzessin, die gerettet werden möchte! Während ich meine Kraft sammelte, um die Zwei zu unterstützen, spürte ich es. Marcos Magie – wie hätte ich das

vergessen können?! Deswegen war ich ja auch so schnell außer Gefecht gesetzt.
 

Gas.
 

Seine Magie ist nicht so schmerzhaft wie verprügelt zu werden, dafür umso effektiver. Er kontrollierte jegliche Luft, konnte verschiedene Stoffe entfernen oder im Überschuss zusetzen. Es war der Sauerstoffmangel, durch den ich ohnmächtig wurde. Und nun spürte ich, wie er seine Magie sammelte und etwas schreckliches vorbereitete.  Ich kannte diese Magie nicht, noch nie hatte ich so etwas Gewaltiges gespürt. Das Zittern unterdrückend, musste ich etwas unternehmen. Gray hatte wohl noch nichts bemerkt, genau wie Sting. Naja, beide waren mit ihren Kämpfen beschäftigt. Und Marco bereitete es sorgfältig vor, sodass man es nur als Zuschauer mit einem guten Magiespürsinn bemerken konnte.
 

Eins, zwei…- Vier Magiekreise waren schon über Gray erschienen. Sting hatte gerade Ryouta mit seiner Licht-Klaue besiegt und sah, dass ich wieder bei Bewusstsein war. Doch sofort darauf bemerkte auch er, in welcher Lage Gray war.
 

 „Noch niemand ist dieser Magie ausgewichen oder konnte ihr etwas entgegensetzen. Das kommt davon, Gray Fullbuster!“, rief Marco Gray entgegen. Dieser sah nach oben und wollte ausweichen. Doch ein Fesselzauber hielt ihn am Boden fest. 

Ich begab mich in meine höchste Magiestufe. Mit ihr konnte ich alle Elemente auf einmal beherrschen, wenn auch nur für kurze Zeit. In Millisekunden sprach ich einen Schutzzauber auf mich und brach den Fesselzauber auf Gray. Doch seine Reaktion war zu langsam, er konnte eigenmächtig nicht ausweichen. Das wusste ich jedoch schon und war während ich die Zauber wirkte in seine Richtung gerannt. Ich stoß Gray genau rechtzeitig aus dem Magiekreis. Doch danach war alles Schwarz vor meinen Augen.

 
 

Gray
 

Ich sah die Magiesiegel über mir und spürte die Fessel an meinen Füßen. Das sieht schlecht für mich aus! Was soll ich jetzt nur tun…?

Doch bevor ich irgendetwas überlegen konnte, wurde die Fessel gelöst und ich auf die Seite gestoßen. Ich sah nicht, wer mich gerettet hatte, nur, dass Marco den größten Teil seiner Magie verbraucht hatte und abgelenkt war.
 

„D-dich hätte dieser Zauber nicht treffen sollen. W-warum h-hast du dich dazwischen gestellt…? Ich wollte doch…!“, stotterte er entsetzt.
 

Ich nutzte diese Chance und stoß ihn mit meiner Eiskanone gegen die Gebäudewand, an der er bewusstlos liegen blieb. Sofort drehte ich mich um, um zu sehen, wie weit Sting war. Doch er hatte seinen Gegner auch schon besiegt. Er stand nur geschockt da und sah auf den Platz, an dem ich bis vor kurzem gestanden habe. Oder besser gesagt, an den ich gefesselt war.
 

Ich drehte mich dorthin um und sah Lia dort liegen. Gerade färbten sich ihre weißen Haare wieder in das dunkle rot, das sie normalerweise hat.

Sofort lief ich auf sie zu und kniete mich zu ihr herunter. Ich sah den Schutzzauber, den sie auf sich gesprochen hatte. Einer der hochrangigen Sprüche, von denen ich gehört habe. Erleichtert atmete ich aus. Das muss sie geschützt haben. Bestimmt ist Lia nur ohnmächtig und kommt bald wieder zu sich.

Sting war zu uns gekommen und war genauso erleichtert wie ich. „Sie hat mir ganz schön Angst eingejagt.“, sagte er. Ich nickte nur und wollte mich nun um ihre Wunden kümmern.
 

„Hey, warte. Da ist doch-…!“

Während ich aber sie auf die Seite drehte, damit ich sie an mich anlehnen konnte, sah ich es.

An vielen Stellen war der Schutz zerstört. Und genau an diesen Stellen kam Blut aus ihrem Körper. Sting hatte es auch bemerkt und zeigte es mir nun auch.
 

Lia lag in einer riesigen Blutlache.

Überleben

Gray
 

„Lia. Hey Lia, wach auf!“
 

Ich hatte sie auf die Seite gelegt und versuchte verzweifelt, mich um ihre Wunden zu kümmern. An den Beinen, an der rechten Schulter war sie verletzt, doch das meiste Blut kam aus der Bauchgegend. Dort war ihr Schutzzauber am meisten beschädigt.
 

„Meinst du, sie kommt hier nochmal zu sich?“, fragte mich Sting, der neben uns kniete. Ich zuckte mit den Schultern.

„Ich hoffe es. Aber sie hat auch schon zu viel Blut verloren. Ich-… Sie-…“

Ich biss mir auf die Lippen, um mich nicht zu sehr aufzuregen. Sting nahm nun seinen Sprachlacrima in die Hand und kontaktierte Rouge und die anderen. Die beiden brachten sich gegenseitig schnell auf gleichen Stand. Im Hintergrund konnte ich hören, wie Natsu und Fried sich aufregten, dass es Lia getroffen hätte. Sie wollten uns suchen kommen, als Rouge sie unterbrach.
 

„Bei Lylliana-san sind momentan Sting und Gray-san. Die Beiden kümmern sich schon um alles. Wir müssen nun den anderen helfen.“, hörte ich seine ernste Stimme durch den Lacrima und auf dem Gesicht von Sting war ein leichtes Grinsen zu erkennen.
 

„Rouge-kun hat Recht. Bitte kümmert euch um Kirika und die Anderen.“

Lia war wach geworden und ihre Stimme war sehr schwach. Sie hustete nach den paar Worten und spuckte etwas Blut.

„Wir melden uns später wieder bei euch. Lia ist wach.“

„Überlass uns das hier. Wir kümmern uns darum!“, sprach Rouge, bevor der Sprachlacrima verstummte.

Ich hatte Lia währenddessen geholfen, sich aufzusetzen. Ihr Zustand war schrecklich. Doch darum machte sie sich keine Gedanken.
 

„Sting-kun, Gray. Ist bei euch alles in Ordnung? Ihr seid verletzt…“

„Kannst du dir auch einmal Gedanken um dich machen?!“, fauchte Sting sie an. „Uns geht’s soweit gut. Fang bitte einfach an dich selbst zu heilen! Du kannst das doch!“

Sie lächelte ihn an und lehnte ihren Kopf an meine Schulter. Ich hörte nur ein geflüstertes „Zum Glück geht’s euch gut…“, bevor sie wieder ihre Augen schloss.
 

„Lia… Lia! Bleib bei mir, bleib wach!“, rief ich ihr zu.

Sie war noch wach, das spürte ich. Schwach hielt sie sich an mir fest. Ich spürte ihren Atem sanft an meiner Brust und ihre Augen öffneten sich ein wenig.
 

„Gray-nii… ich bin doch wach…“

Ich sah ihr in ihr Gesicht, sah die glänzenden, blauen Augen. Ihre Brille war zersprungen und Blut lief an ihrem Mund hinunter. Doch während ich sie so ansah, beruhigte ich mich und wusste genau, was zu tun war.

Während ich nach etwas suchte, womit ich ihre Blutung stoppen konnte, drehte Sting neben mir durch.

„Wir müssen sie doch irgendwie retten können! Warum kann sie sich nicht selbst heilen? Meinst du Fried kann irgendetwas tun? Was sollen wir nur-…“
 

„Gib mir deine Jacke!“, unterbrach ich ihn. Er tat es und beobachtete mich weiter. Dann ging ihm ein Licht auf.

„Die kleine Wind-Dragonslayer in eurer Gilde! Sie kann doch heilen! Aber schaffen wir das so schnell dort hin?“, fragte er mich. Ich drückte den Stofffetzen an ihren Bauch und stand mit ihr auf dem Arm auf.

„Natürlich schaffe ich das. So weit von unserer Gilde sind wir nicht entfernt.“

„Ich komme mit und mache euch den Weg frei!“ Sting war angespannt, wollte Lia unbedingt helfen. Zum Glück war er nicht mehr kurz vor einem Nervenzusammenbruch, wie vor ein paar Sekunden noch.

„Marco-sama und Ryouta-sama sind hier draußen!“, hörten wir auf einmal aus dem Gebäude. Die restlichen Anhänger von Ghoul Spirit waren nervös geworden, da Ryouta und Marco so lange hier draußen waren. Und nun waren sie heraus gekommen um nach dem Rechten zu sehen.
 

„Nun geh schon. Wir kümmern uns um den Rest hier.“

Sting schubste mich von ihm weg und hob seinen Daumen.

„Ich lass meine Laune an denen hier aus. Wehe, Lia geht es nicht gut, wenn wir hier fertig sind!“

 

Es dauerte seine Zeit, bis ich Lia zur Gilde gebracht hatte. Die ganze Zeit redete ich auf sie ein, hörte ihrer schwachen, leisen Stimme zu und hielt sie davon ab, einzuschlafen. Sie lächelte, fragte nach meinen Wunden. Wie immer machte sie sich mehr Sorgen um mich, als um sich selbst. Ich erzählte ihr von dem Kampf mit Marco, entschuldigte mich, dass ich ihr nicht geholfen hatte. In den Straßen vor unserer Gilde hob sie ihre Hand und strich mir über die Wange.

„Danke, Gray. Danke!“
 

Danach schlossen sich ihre Augen und ihre Atmung wurde wieder schwächer. Warum nur so kurz vor der Gilde?! Meine Beine wollten mich nicht mehr dort hin bringen, doch trotzdem rannte ich weiter. Die Tür der Gildenhalle stand zum Glück offen und ich schaffte es hinein.
 

„L-lia-… h-helft ihr!“, brachte ich zustande, so außer Atem war ich. Wendy, die mit Lucy und Laxus an einem Tisch saß kam sofort zu mir gerannt. Laxus nahm mir Lia aus den Armen, bevor ich erschöpft auf die Knie sank.

„Gray-san…! Was ist passiert? Du bist auch-…“

„Kümmere dich erst um Lia. Ich komm schon zurecht. Bitte, rette sie, Wendy!“

Wendy sah mich noch kurz erschrocken an, bevor sie hinter Laxus herlief und Lia heilte. Lucy hatte sich neben mich gesetzt, auch Juvia hörte ich schon. Doch meine Gedanken kreisten nur um Lia. Bitte, bitte lass es ihr gut gehen! Bitte!

 

-~-

 

Als die Sonne unterging, kamen Natsu, Sting und die anderen wieder an. Sie hatten die ganze Klasse von Lia gerettet und Ghoul Spirit ein weiteres Mal zerschlagen.

Ich hörte die Tränen, die die Klassenkameraden vergossen. Sie bedankten sich bei uns, entschuldigten sich und erkundigten sich nach Lia. Doch nicht einmal ich habe etwas von Wendy mitbekommen, seit ich wieder da bin. Lucy hatte sich um meine Wunden gekümmert und seit dem saß ich regungslos an einem der Tische.

Natsu setzte sich zu mir, Sting gleich daneben. Rouge ging zu Laxus, um nach Lia zu fragen. Ob er helfen kann. Doch auch dann setzte er sich zu uns.
 

„Sie schafft das schon!“

Natsu war sich dessen sicher, holte das Essen nach, dass wir die ganze Zeit nicht essen konnten. Uns wurde vorgeschlagen, nach Hause zu gehen, um Schlaf nach zu holen, doch ich ignorierte es. Ich konnte sie nicht alleine lassen!

Weitere Stunden vergingen und die meisten waren nach Hause gegangen. Auch Natsu und die Zwillingsdrachen von Sabertooth waren nicht mehr in der Gilde.
 

„Gray-san“

Kurz vor Mitternacht kam Wendy zu mir. Ich hatte mich draußen auf Lias Lieblingsplatz gesetzt und gewartet. Ich sah sie erwartungsvoll an, doch sah ich auch, wie blass sie um die Nase war. Sie hatte ihre komplette Magie benutzt und war nun auch völlig fertig.
 

„Lia-chans Wunden sind geheilt. Sie hat viel Blut verloren, doch ich hab es hinbekommen, dass sie in einem stabilen Zustand ist. Auch Polyshka-san war hier und hat mir geholfen.“

Erleichtert atmete ich aus, doch wusste ich, dass das nicht alles war, was Wendy mir sagen wollte.

„S-sie… wacht einfach nicht auf. Egal was wir versucht haben, Lia-chan öffnet ihre Augen nicht. Sie ist in einem komatösen Zustand. Ich-…“

„Danke, Wendy. Du bist echt die Beste. Danke! Jetzt ruh dich aus, du hast dich wirklich verausgabt. Du hast dir Ruhe verdient.“
 

Ich strich ihr über den Kopf und ging in die Gilde hinein. Natürlich hörte ich, wie sie traurig hinter mir her rief, doch ich wollte nicht, dass sie mir jetzt ins Gesicht schaut. Nicht jetzt, nicht heute. Das Einzige, was ich jetzt noch wollte, war bei Lia sein. Warten, bis sie aufwacht. Sie in den Arm nehmen. Ihre Hand halten.

In der Krankenstation unserer Gilde lag sie. Friedlich schlafend. Als ich ihren Brustkorb langsam heben und senken sah, war ich schon etwas erleichtert. Sie hatte auch etwas an Farbe gewonnen, seit heute Vormittag. Doch wie Wendy sagte, ihre Augen waren und blieben geschlossen. Auch nachdem ich sie rief, ein paar Mal.
 

Ich setzte mich neben sie, nahm ihre Hand und flüsterte nur: „Wach bitte wieder auf, Lia. Lass mich nicht alleine!“

Verzweiflung

Gray
 

Eine Woche ist nun vergangen. Alltag ist in der Gilde wieder an der Tagesordnung. Viele sind auf Aufträgen, verdienen sich ihr Geld. Es wird trainiert, geärgert und auch wie jeden Tag sitzt Juvia neben mir.
 

„Gray-sama~ Magst du immer noch nicht mit mir auf einen Auftrag gehen?“

Zum wiederholten Mal schüttle ich nur den Kopf und trinke aus meinem Glas.
 

„Gray, es bringt nichts, wenn du nur hier rum sitzt und nichts tust.“ Erza war zu uns beiden gekommen und setzte sich neben mich.

„Sie würde nicht wollen, dass du die ganze Zeit hier bist.“

„Sie würde es aber nicht anders machen. Du weißt, wie Lia ist. Auch sie würde die ganze Zeit hier warten…“

Erza seufzte. Natürlich wusste sie das, aber ich sah ihr an, dass sie sich Sorgen um mich macht, genauso wie sie sich Sorgen um Lia macht.
 

„Oho, ist der Eisheini zum Depri-Heini geworden?“

„Du schon wieder? Hast du keine Pflichten in deiner Gilde?“

Sting war Dauergast bei uns – naja, ähnlich wie vorher schon. Er kam zu uns, legte sich mit mir an, fragte nach Lias Befinden. Danach ging er eine Weile zu ihr hinein und verschwand danach wieder in seine Gilde. Immer begleitet von seinem Exseed Lector.
 

Naja, ich war nicht besser. Ich hatte keine Nacht durchgeschlafen und war die ganze Zeit in der Gilde. Nachts übernachtete ich bei Lia im Krankenzimmer, über Tag saß ich an dem Tisch, an dem ich am Besten zur Krankentür sehen konnte. Natsu, Lucy und Wendy waren immer bei mir. Manchmal auch Juvia, die mich wie gerade eben auf andere Gedanken bringen möchte. Oder sonst irgendwas. Aber momentan kann ich einfach nicht von hier weg gehen. Ich will einfach mitbekommen, wenn etwas mit Lia passiert.
 

Auch wenn sich nichts die ganze Woche getan hat.

Laut Wendy sind ihre Wunden komplett versorgt und teilweise auch schon verheilt. Sie hat sich durch ihr eigenes Schutzschild vor dem Tod bewahrt. Doch liegt sie seit dem Abend vor einer Woche im Koma. Wacht einfach nicht auf. Auf keinen von uns reagiert sie. Kein Zucken, nichts.

„Ich weiß nicht, was ich tun soll…“, schnieft Wendy. Wie jeden Tag war sie schon seit Stunden bei Lia und schaut nach ihrem Zustand. Sie wechselt die Verbände und wirkt jedes Mal noch etwas Heilmagie auf sie. Was man Wendy auch ansieht – seit Tagen ist sie einfach nur blass und müde.
 

„Du tust doch schon dein Bestes, Wendy.“, versuche ich sie zu ermuntern. Ich kämpfe mir auch ein Lächeln ab, damit sie beruhigter ist. „Lia wird bestimmt bald aufwachen. Bei so einer guten Behandlung wie die von dir kann alles nur gut gehen!“
 

Wow, klinge ich optimistisch. Aber ich sehe Lucy und Erza auch an, dass sie mein Spiel durchschauen. Ich zweifle ja auch noch am meisten an mir. Ich hätte sie beschützen müssen. Nicht sie hätte dieser Zauber treffen sollen, sondern mich! Ich habe mich von ihr retten lassen!
 

Die Stunden vergehen und wieder ist ein Tag vorbei. Natsu und Happy, die heute am längsten bei mir geblieben sind, verabschieden sich auch schon.

Ich mache die Kerzen, die die Gilde erleuchten, aus. Bis auf eine, die ich mit zu Lia nehme. Ich stelle sie neben ihr auf den Tisch und setze mich auf den Stuhl neben ihrem Bett.

Langsam geht die Bettdecke nach oben und wieder nach unten. Die Augen geschlossen. Und sie hat wieder ihr normales rosa im Gesicht, als würde sie einfach nur schlafen. Als würde sie jeden Moment aufwachen und mich mit einem „Guten Morgen, Gray-nii“ ansehen. Doch das passiert nicht.
 

Sie liegt einfach nur da.
 

Wie jeden Abend nehme ich ihre Hand und lege meinen Kopf auf ihr Bett. Ich drücke ihre Hand, streichle mit einem Finger über den Handrücken.

„Meine kleine Lia… Wach einfach wieder auf, ja? Du machst uns allen Sorgen. Sting kommt immer noch jeden Tag hier her um nach dir zu fragen. Kannst du ihm nicht einfach noch einmal sagen, dass er dich in Ruhe lassen soll?“
 

Ich richte mich noch einmal auf, halte ihre Hand aber weiter fest. Doch mit meiner anderen Hand streiche ich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

„Ich will schon die ganze Zeit mit dir reden. Und ich kann nicht mehr viel länger warten. Ich will es dir endlich sagen, ja, Lia?“

Wieder lege ich meinen Kopf auf das Bett und beobachte sie, bis ich einschlafe.

„Wach bitte wieder auf. Ich will dir endlich sagen, wie wichtig du für mich bist. Und was ich für dich fühle…“
 

Lia
 

Wo bin ich nur?

Um mich herum ist alles dunkel… Ist das noch das Versteck von Ghoul Spirit?

Ich sehe mich weiter um. Nein, das kann nicht sein. Nicht nur, dass wir Ghoul Spirit besiegt haben. Ich kenne diesen Ort einfach nicht. Es ist auch nicht die Gilde. Es ist einfach nur Pechschwarz um mich herum. Keine Landschaft ist um mich herum, nichts über mir und nichts unter mir.
 

Ist das ein Traum? Was ist denn nochmal vor dem ganzen hier passiert?

Ach ja! Ich wurde von Ghoul Spirit gefangen genommen. Dann hat mich Marco befreit. Wir sind aus der dunklen Gilde heraus gelaufen und direkt in Grays und Stings Arme gerannt. Ja, ja, dann hat Gray mir gesagt, dass Marco der Anführer von der dunklen Gilde ist. Und ich hab ihm auch angesehen, dass er es ist.
 

Danach war ich kurz Ohnmächtig, da Marco mir den Sauerstoff mit seiner Kraft genommen hatte. Ja. Und als ich aufwachte hatte er irgendeinen schwarzen Zauber vorbereitet, mit dem er Gray besiegen wollte. Nein. Damit wollte er ihn töten. Doch ich hab Gray weggestoßen. Ich habe Gray beschützt und mich hat der Zauber getroffen.
 

Ja und danach?

Mir tut der Kopf so weh, wenn ich mich an das danach erinnern möchte. Ist es deswegen so dunkel hier? Bin ich wieder ohnmächtig wegen den Verletzungen? Oder…
 

… bin ich tot?
 

Alles ist dunkel um mich herum. Vielleicht bin ich wirklich tot. Aber, hier ist es gar nicht komplett dunkel. Da vorne ist doch ein Licht! Das Licht strahlt auch eine Wärme aus!

Ich strecke meinen Arm dem Licht entgegen und versuche es festzuhalten und….
 

… mache meine Augen auf. Es war nur ein Traum, ich bin nicht tot. Doch wo bin ich?

Ich richte mich auf und sehe mich um. Den Raum kenne ich. Das ist doch das Krankenzimmer der Gilde! Und ich weiß auch, warum ich hier bin. Ein stechender Schmerz macht sich in meiner Bauchgegend bemerkbar. Mit meiner rechten Hand möchte ich dort hin greifen, doch meine Hand wird festgehalten. Bevor ich hinschauen kann, wer mich festhält, höre ich seine Stimme.

„Lia~… komm wieder zu mir…“

Ich schaue in das von Dunkelheit gehüllte Gesicht vom Gray und lächele.
 

„Tut mir Leid, dass ich dich so lange hab warten lassen, Gray.“

Längst überfälliges Gespräch

Lia
 

Bis zum Morgen schaue ich Gray beim Schlafen zu. Die ganze Zeit hält er krampfhaft meine Hand fest und murmelt immer wieder meinen Namen. So süß!
 

Während die Sonne aufgeht blicke ich aus dem Fenster. In weiter Ferne höre ich auch schon die Stimmen meiner Freunde, die sich in der Gilde sammeln. Dann wird es wohl auch nicht lange dauern, bis jemand nach mir sieht.
 

„Ich hoffe, heute geht es ihr endlich besser. Eine Woche nun… das ist einfach zu la-... Lia!“

Die Tür öffnet sich und Wendy und Lucy kommen herein. Ich halte nur einen Finger auf die Lippen, damit sie etwas ruhiger sind. Gray schläft ja noch. Doch leider war das zu spät. Gray war aufgeschreckt und dreht sich sofort zu den beiden Magierinnen um.
 

„Geht’s noch?! Seid in einem Krankenzimmer ruhiger! Lia braucht Ruhe, damit sie sich auskurieren kann. Und endlich aufwachen kann!“
 

Wütend sah er die beiden dann an, als sie anfingen zu lachen. Er blafft die beiden an, dass sie endlich ruhig sein sollen, wird aber einfach nicht von den beiden ernst genommen. Doch er wird still, als er auch mein Kichern hört.
 

„L-lia? Du… du bist endlich wach!“

Er nimmt mich in den Arm und drückt mich, an meiner Wange spüre ich die Tränen, die er vergießt. Aber niemanden sehen lassen will. Denn schon als er mich ansieht, hat er alle Traurigkeit aus seinem Gesicht verbannt.
 

Doch bevor ich irgendetwas zu ihm sagen konnte, wurde er von Lucy aus dem Zimmer verbannt.

„Wendy muss nach ihren Wunden schauen. Raus, raus!“

Gesagt, getan. Doch bevor er die Tür schloss, rief ich ihn.

„Danke Gray!“
 

Der Morgen verging während mir Gray und Natsu von der letzten Woche erzählten. Ich bedankte mich tausendfach bei Wendy, die sich die ganze Zeit um mich gekümmert hatte. Auch den anderen zeigte ich meinen Dank, dass meine Freunde nun in Sicherheit sind.

Und mit dem Nachmittag kamen dann auch die restlichen Fairy Tail-Mitglieder, die nicht gerade auf einem Auftrag waren. Und weitere Gäste, die sich um mich gesorgt hatten.
 

Und was darauf folgte, konnte sich jeder denken, der diese chaotische Gilde schon länger kannte – es wurde ausgelassen gefeiert. Mirajane bediente alle mit Alkohol, an ein paar Ecken waren auch schon kleine Prügeleien zu sehen.
 

Ich saß zusammen mit Romeo und Fried in einer Ecke und beobachtete das Treiben.

„Irgendwann ist die Gilde nur noch ein Haufen Asche.“, schüttle ich den Kopf. Doch Fried belustigte das nur. „Du weißt doch, wie es hier läuft. Und dann freuen sich alle doch nur, dass es dir endlich besser geht.“
 

Mit einem Lächeln lehnte ich einen Kopf an Romeos Schulter. Es war wirklich zu spüren, dass alle ausgelassener waren als sonst. An einem Ende des Raumes konnte man Natsu mal wieder dabei beobachten, Laxus herauszufordern. Oder eher dabei, wie er zurückgewiesen wurde. Bier wurde einem Kampf vorgezogen heute. Und nicht weit davon entfernt sah man Sting, der sich mit Gray stritt. Worum der Streit ging, wusste wohl niemand mehr, da Sting auch schon etwas angeheitert war und Gray irgendwelche Sachen an den Kopf warf. Und bei diesem Bild konnte eine Juvia auch nicht fehlen, die Gray anhimmelte und anfeuerte – bei was auch immer.

Ich stand auf und verabschiedete mich von den Beiden. Meine Verletzungen meldeten sich, da ich seit morgens keine Zeit mehr zum Ausruhen gehabt hatte. Also ging ich nach draußen, um die kalte Abendluft zu genießen.

Doch nicht lange war ich alleine, denn kurz darauf wurde mir eine Jacke über die Schultern gelegt.
 

„Ungewöhnlich~ Du schleichst dich von einer Fairy Tail-Feier davon und hast sogar Kleidung bei dir? Ist auch alles in Ordnung bei dir?“, scherzte ich und sah zu Gray hinauf. Dieser grinste nur und lief ein paar Schritte vor mich.

„Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Und dazu noch etwas mit dir besprechen.“

Er kratzte sich am Hinterkopf und sah mich nicht an. Das tat er nur, wenn er etwas Wichtiges zu besprechen hat. Oder nervös ist. Oder er Probleme hatte, etwas auszudrücken.

Dieses Wissen machte mich natürlich neugierig und ich hackte erstaunt nach.
 

„Weißt du, Lia… Ich…“

Ich sah ihn neugierig an und wartete. So kannte ich ihn gar nicht!

Er holte tief Luft und drehte sich zu mir um. Sein Blick war ernst, und er sah mir direkt in die Augen.

„Lylliana, ich-…“

„Lia, hier bist du! Ich hab dich schon überall gesucht!“
 

„Gray-sama~ Warum bist du nicht mehr drinnen? Juvia hat schon überall nach dir gesehen!“

Als hätten die beiden gerochen, dass ich mit Gray alleine war. Naja, bei Sting war das nicht ausgeschlossen.
 

Also ging ein Streit zwischen Gray und Sting los, bei dem Sting mich mitschleifen wollte und Gray einfach nur wollte, dass er uns in Ruhe lies. Und mittendrin Juvia, die Sting beistand und sich an Grays Arm klammerte.

Eine Zeitlang sah ich mir dieses Schauspiel mit an, bis Juvia einfach über meine Meinung bestimmte:

„Lia-chan möchte bestimmt auch, dass Gray-sama mit mir nach drinnen geht, damit sie sich weiter ausruhen kann. Und Sting-kun kann ihr bestimmt nach Hause helfen. Nicht wahr?“
 

„Nein!“
 

Sofort waren alle Blicke auf mich gerichtet. Hätte ich das gewusst, hätte ich das schon viel früher gemacht.

„Ich will nicht mit Sting alleine sein. Ich bin ihm dankbar, aber das ist auch alles. Und ich will auch nicht, dass du mir Gray wegschleifst. Wir haben hier-… Ich will-… Ach, man! Lasst uns doch einfach einmal in Ruhe!“, schrie ich die Beiden an. Und das zeigte seine Wirkung – aber auch bei mir. Das war einfach noch zu viel für mich und ich sacke erschöpft zusammen.

„Ihr habt sie gehört.“

Ich spürte Grays Arme, wie er mich auf seine Arme nahm. Er lächelte mich an und drehte sich von den Beiden weg. Diese beschwerten sich natürlich, doch er wiedersprach ihnen – so freundlich er konnte.
 

„Heute gehört Lia mir. Und wehe, einer von euch beiden folgt uns.“

Mit den Worten lief er mit mir auf den Armen durch die sternenklare Nacht.

„Ehm… Wo war ich stehen geblieben?“

Er räusperte sich nervös und suchte nach Worten, um das Gespräch weiter zu führen. Wir waren auf meinem Lieblingsplatz, von dem man die ganze Stadt sehen konnte. Ich blicke in die nächtlichen Lichter und unterbreche seine Gedanken.

„Gray?“

„Ja?“
 

„Ich hatte nie bezweifelt, dass ihr wieder kommen würdet.“

„Ich weiß. Tut mir leid, dass wir doch so lange warten ließen.“

Er lächelte und setzte sich neben mich. Er wusste sofort, dass ich von den sieben Jahren sprach, in denen er verschwunden war. Eine Pause entstand und wir sahen uns gemeinsam die Stadt an. Es ist Jahre her, dass wir das so gemeinsam getan haben.

„Ich wusste auch immer, dass du mich retten würdest.“

Auch diesen Gedankensprung verstand er sofort. Er lehnte sich nach hinten und sah in den Himmel.

„Ich weiß.“

„Ich hab dich immer geliebt, Gray.“
 

„Ich wei-… Moment, was?!“

Es dauerte einen Moment, bis er registriert hatte, was ich gesagt hatte. Doch dann sah er mich an und wollte es ein weiteres Mal hören, was ich da gerade gesagt hatte.
 

„Tut mir-… Tut mir leid, Gray, aber das musste endlich raus.“

Ich lächelte und stand auf. Ich konnte einfach nicht in sein Gesicht sehen und drehte ihm dafür den Rücken zu. Dann sprach ich weiter.
 

„Während ich im Koma lag war alles dunkel um mich herum. Doch die Erinnerung an dich war es, die mich da rausgeholt hat. Du warst es, der bei mir war, als ich aufgewacht bin und mein Kopf immer durcheinander gebracht hat. Deswegen wollte ich es endlich loswerden. Tut mir le-…“

Ich unterbrach meinen Satz, da Gray mich von hinten umarmte. Er legte seinen Kopf auf meine Schulter und seufzte tief.
 

„Warum entschuldigst du dich, Lia?“

„Weil ich-…“
 

Er unterbrach mich und verbesserte seine Frage: „Nein, lieber will ich wissen: Warum findest du eigentlich immer die Worte, die ich dir sagen will und so lange dafür suchen muss?!“

Ich drehte mich verwundert um und blickte ihn an. Er nahm nur mein Gesicht in die Hand und lehnte seine Stirn an meine.
 

„Ich liebe dich, Lylliana!“

Mein Glück nicht fassend sah ich ihn wortlos an. Ich konnte es einfach nicht glauben. Ist das alles wirklich kein Traum? Doch meine Gedanken lesend, zwickte er mich in die Wange. Mit einem Grinsen versuchte er die Röte in seinem Gesicht zu überdecken, doch ich sah es trotzdem. Dann strich er mir über die Wange und kam mir noch ein wenig näher.

Unsere Lippen berührten sich. Ganz sanft. Dann löste er sich wieder von mir und strich mir die Freudetränen aus dem Gesicht. Ja, es war wahr. Meine Liebe wurde erwiedert.
 

„Ich liebe dich auch, Gray!“

Du und ich

Gray:
 

Einige Wochen waren nun vergangen. Lia war endlich wieder gesund und ist momentan gemeinsam mit Romeo auf einem Auftrag.
 

Auch wenn jeder aus der Gilde direkt herausgefunden hatte, dass ich und Lia nun zusammen sind, hatte sich fast nichts geändert. Natürlich standen wir beide uns nun näher, als dass wir es vorher taten – wenn das überhaupt ging. Ich durfte mir auch regelmäßig von allen aus der Gilde anhören, dass ich Lia bloß nicht traurig machen sollte, enttäuschen sollte oder sonst etwas. Nur zwei Personen konnten und wollten das nicht akzeptieren:
 

„Gray-sama~…“

„Juvia, würdest du mich bitte los lassen? Ich möchte gerne in Ruhe essen.“

Wie jeden Mittag versuchte Juvia meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Am Anfang reichte ein Blick von Lia, dann lies sie mich in Ruhe. Seit kurzem machte aber nicht mal mehr das etwas aus und meine Freundin konnte zu einer richtigen Furie werden. Doch Juvia war nicht das einzige Problem.
 

„Oho. Lia ist einmal auf einem Auftrag und du hast dir schon eine neue Freundin angelacht?“

„Es ist allein deine Schuld, dass Juvia an meinem Hals hängt. Ohne deine Kommentare jeden Tag würde sie mich und Lia vielleicht endlich in Ruhe lassen.“
 

Sting hatte langsam auch seinen Stammplatz bei uns und futterte neben mir das Essen von Mirajane. Währenddessen feuerte er Juvia an, sich an mich ran zu machen. Und er hatte wohl seinen größten Spaß daran, wenn Lia nicht da ist.
 

„Wir sind wieder da!“

Im Chor hörte ich zwei Stimmen, die ich die letzten Tage vermisst hatte – Lia und Romeo. Doch hatte ich nicht wirklich eine Chance, sie richtig zu begrüßen, denn Sting kam mir zuvor.
 

„Lia-chan! Willkommen zuhause, meine Schöne!“

„Ach, Sting, du auch mal wieder hier?“

„Natürlich, jeden Tag. Bist du dich endlich entschließt mich zu wählen statt ihm.“ Er zeigte herabschauend auf mich und nahm Lias Hand. „Schon die ganze Zeit, die ich hier bin, hängt er mit Juvia-san rum. Er hintergeht dich! Ich würde so etwas niemals tun!“
 

Romeo kam zu mir – ich hatte Juvia endlich los bekommen – und seufzte nur.

„Ich frage mich, wann er endlich aufgibt.“

„Nicht nur du…“
 

Ich stand auf, stieß Sting von meiner Lia weg und funkle ihn an.

„Juvia ist auch nicht besser.“, kam der passende Kommentar von Lia. Sie sah erschöpft aus, ich bezweifelte aber irgendwie, dass das an ihrem Auftrag lag. Ich strich ihr mit einer Hand eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte sie an.
 

„Willkommen zu Hause, Lia.“
 

Sie drückte ihr Gesicht gegen meine Hand und schloss die Augen. Die Sorgen, die man ihr wegen Sting und Juvia im Gesicht ansah, waren verflogen und nur ein Lächeln war in ihrem Gesicht zu sehen.
 

„Bin wieder da, Gray!“
 

Es dauert wohl noch etwas, bis die Beiden uns in Ruhe lassen. Wenn es denn überhaupt irgendwann passiert. Aber eins wusste ich: Jetzt, wo ich wieder hier bin und Lia die meine ist, würde uns nichts mehr trennen.
 

Nie wieder.



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Kommentare zu dieser Fanfic (17)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  fahnm
2014-05-11T01:25:50+00:00 11.05.2014 03:25
Schönes Ende.^^
Von:  fahnm
2014-05-04T22:48:50+00:00 05.05.2014 00:48
Yeah^^
Sie haben es gesagt!!
Sie lieben sich^^
Von:  fahnm
2014-05-02T22:22:48+00:00 03.05.2014 00:22
Hammer Kapi^^

Ja sie wacht wieder auf.^^
Hurra^^
Von:  fahnm
2014-04-28T23:21:29+00:00 29.04.2014 01:21
Super Kapi^^
Von:  fahnm
2014-04-24T22:28:32+00:00 25.04.2014 00:28
Jetzt machst du es aber spannend.
Schreib bitte schnell weiter.
Hoffentlich schafft es Lia.
Von:  fahnm
2014-04-22T21:31:34+00:00 22.04.2014 23:31
Super Kapi^^
Von:  fahnm
2014-03-24T00:20:16+00:00 24.03.2014 01:20
Hammer Kapi^^
Von:  Mimiteh
2013-11-22T18:02:02+00:00 22.11.2013 19:02
Na Prima. Die Situation dreht sich ja sehr zu Gunsten von FairyTail bzw. Sting und Rogue. Man höre die Ironie. Nun, die Dunklen dürften etwas überrascht sein, wenn früher oder später drei Dragonslayer, ein verdammt starker Script-Magier - und Gray vor ihnen stehen. Und Gray dürfte gerade motivationsmäßig ziemlich oben auf sein.
Aber mal sehen... Marco hat Lia also erkannt - damit sollte man Gehirnwäsche als Grund der Gildenzugehörigkeit ausschließen. Was ist es sonst?

Von:  fahnm
2013-09-29T20:44:19+00:00 29.09.2013 22:44
Hammer Kapi^^

Von:  fahnm
2013-09-23T22:55:24+00:00 24.09.2013 00:55
Das war ein Tief schlag für Lia.
Dieser Depp Sting.
Bin mal gespannt wie die Begegnung ausgehen wird.


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