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What if ...?

von

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Bittersüße Erkenntnis

„Mann, sag mal. Was ist heute nur los mit dir?“, fragte das zierliche Mädchen an seiner Seite, das sich selbst 'Misaki' nannte, nachdem der Schwarzhaarige sich fertiggemacht und nach unten zu ihr geschritten war.

Saruhikos Herz schlug ihm bis zum Hals. Was sollte das alles?

Nachdem er sich im Spiegel so verjüngt entdeckt hatte, drehte sich alles um ihn herum und mit wackeligen Knien war er zurück auf sein Bett getaumelt.

Er war die Situation durchgegangen. Der Schwarzhaarige hatte weder Drogen noch Alkohol zu sich genommen. Und für einen Traum fühlte sich das alles einfach zu real an! Ein Scherz? Blödsinn!

Als er verwirrt auf der Bettkante gesessen war, fasste er sich instinktiv an die vernarbte Stelle seines Körpers, an der sich einst das HOMRA-Symbol befunden hatte. Seine Finger waren über makellose Haut geglitten. Nichts war zu sehen gewesen. Wie sollte er sich das erklären?

„Ich rede mit dir, du Schnarchzapfen!“, fauchte Misaki und boxte ihm in die Seite.

Bedröppelt starrte Saruhiko sie an und konnte dem Blick dann doch nicht standhalten. Leise murmelte er: „Wir gehen jetzt zusammen in die Schule, oder?“ Seine Stimme klang brüchig und viel zu nervös.

„Boah, wie jeden verfluchten Tag, ja!“, sagte Misaki und schnipste Saruhiko gegen die Stirn, was diesen beschämt erröten ließ. Weshalb war er in ihrer Gegenwart so verdammt nervös?

Misaki verzog skeptisch eine Augenbraue und öffnete seufzend die Tür. „Wir sind dann mal weg! Ciao!“, rief sie an Saruhikos Mutter gewandt, die den Abschiedsgruß sogleich erwiderte.

Er folgte ihr nach draußen – und blinzelte verdattert in die Sonne. Wieso war es so warm? 'Eigentlich' war es doch gerade Winter …?

Misaki streckte sich und ging gelangweilt ein paar Schritte vor ihrem Freund die Straße entlang. „Da wir heute so oder so zu spät kommen, kannst du mich jetzt auch gleich auf ein Eis einladen. Was hältst du davon, wenn wir uns verkrümeln?“ Mit dem letzten Satz wandte sie sich um und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.

Die Ähnlichkeit schmerzte Saruhiko sehr. Die Art, wie sie sprach; ihre Ungeduld; ihr Lächeln … All das erinnerte ihn so enorm an seinen ehemals besten Freund. Verwirrt schüttelte er den Kopf.

„Hä? Willst du nicht?“, fragte Misaki enttäuscht, als sie die verneinende Geste Saruhikos sah.

Als diesem klar wurde, dass sie das falsch aufgefasst hatte, korrigierte er sich mit leiser Stimme. „Tut mir leid, ich war nur in Gedanken. Wenn du willst, machen wir eben Blau.“

Misaki sprang jubelnd in die Luft und anschließend zog sie Saruhiko an der Hand hinter sich her. Als sie ihn berührte, stolperte sein Herz in seinem Brustkorb nervös umher.

„Du kommst mir aber nicht so leicht davon, hörst du?! Ich will den größten Becher, den es gibt!“ Gut gelaunt eilte sie voraus, ihren Freund im Schlepptau.

Nervös starrte Saruhiko auf ihre sich berührenden Hände und dann kam ihm plötzlich ein Gedanke, der ihm heiß und kalt werden ließ. „Misaki …?“ Wie falsch sich das doch anfühlte, dieses Mädchen beim Namen seines ehemaligen besten Freundes zu nennen. „Wir sind … Freunde, oder? Einfach nur Freunde …?“

Sofort blieb sie stehen, woraufhin Saruhiko beinahe gegen ihren Rücken prallte. „Du hast wohl echt einen Sonnenstich oder so!“ Sie drehte sich zu ihm um und funkelte ihn skeptisch mit halb geschlossenen Lidern an. „Brauchst du wirklich eine Erklärung?! Mein Name ist Yata Misaki, wir gehen in dieselbe Klasse und hängen jeden gottverdammten Tag zusammen ab! Soll ich dich über deinen eigenen Lebenslauf auch noch aufklären?“, murrte sie entnervt.

Saruhiko schluckte schwer. Was hatte das alles nur zu bedeuten? Langsam musste er sich wieder beruhigen, sonst wirkte er unglaublich lächerlich. Was sollte Misaki nur von ihm denken? Er atmete tief durch und meinte: „Wird wohl nicht nötig sein. Ich hab das auch anders gemeint, aber … Egal! Wohin willst du gehen?“

Verwirrt blinzelte sie und fragte: „Wie hast du das denn sonst gemeint …?“

„Ich sagte doch, ist egal.“

„Tche! Na von mir aus. Dann komm, gehen wir!“ Sogleich war ihre gute Laune in Anbetracht des selbst ernannten schulfreien Tages wieder zurückgekehrt.
 

Wenig später saßen sie zusammen in einer Eisdiele und vergnügt löffelte Misaki in atemberaubender Geschwindigkeit ihr Eis in sich hinein.

Saruhiko hatte den Kopf auf der rechten Hand aufgestützt und sah seiner Freundin zu. Wie oft war dies früher 'wirklich' so passiert …

„Du solltest echt mal diese blöde Eigenheit ablegen, dass du fast nichts Süßes isst!“, äußerte das Mädchen ernst.

„Du hast Eis am Mundwinkel“, war Saruhikos monotone Antwort, worauf Misaki stutzig blinzelte, sich aber sogleich mit einem Finger keck alles wegwischte. Beschämt kicherte sie kurz.

Erneut begann Saruhikos Herz ein wenig stärker zu schlagen, als es sollte.
 

Nachdem sie den Laden verlassen hatten, starrte Misaki nachdenklich in den Himmel.

Fragend blickte ihr Freund sie an und meinte: „Was ist los?“

Aus ihren Gedanken gerissen, lächelte sie ihn verschwörerisch an. „Wenn die Sonne schon so schön scheint, hätte ich auch nichts gegen einen Vormittag im Park einzuwenden!“

Saruhiko musste schmunzeln. Immer mehr und mehr Ähnlichkeiten zwischen 'seinem' Misaki und diesem Mädchen waren offensichtlich. Er beschloss, das Spiel vorerst mitzuspielen.
 

Nachdem sie sich einen Platz unter einem Kirschbaum gesucht hatten, warf Misaki sich begeistert in die Wiese und atmete tief durch. Saruhiko setzte sich neben seine Freundin und betrachtete sie verstohlen. Plötzlich kramte sie in ihrer Tasche und zog ihre Kopfhörer hervor.

„Leg dich hin, sonst spannt das Kabel, und das kann ich nicht ausstehen!“, belehrte das Mädchen seinen Begleiter. Saruhiko tat, wie ihm geheißen und beschämt lag er neben ihr in der Wiese, während Misaki die Musik einschaltete.

Eine Stunde lang schwiegen beide und lauschten den Tönen, die aus den Kopfhörern drangen. Nervös warf Saruhiko Misaki heimliche Blicke zu. Sie bemerkte nichts dergleichen und hatte sich mit geschlossenen Augen seitlich zu ihm gewandt ganz leicht eingerollt. Spontan musste ihr Freund an ein ruhendes Kätzchen denken. Amüsiert revidierte er diesen Gedanken aber wieder; hatte er doch eigentlich einen wilden Tiger vor sich, wenn etwas gegen Misakis Meinung ging.

Warum keimte in Saruhiko das Verlangen auf, dieses Mädchen an sich zu drücken und nie wieder gehen zu lassen? Frauen waren ihm doch gleichgültig. Eigentlich war ihm doch jeder gleichgültig bis auf …

Tief seufzend wandte er den Blick ab. War das nun wirklich Misaki … oder eben nicht? Er schloss die Augen und fiel in einen ruhigen Schlaf.
 

„Oi, Saru! Wach schon auf“, quengelte Misaki, als sie über Saruhiko gebeugt an seinen Schultern rüttelte. „Ich glaube, du leidest an dieser seltsamen Schlafkrankheit!“

Als er ihre Stimme vernahm, riss Saruhiko sofort die Augen auf. Nachdem ihm klar wurde, wie nah Misaki ihm gerade war, rutschte er geschockt auf die Seite, was seine Freundin nur verwirrt den Kopf schief legen ließ.

„Wir müssen dann mal wieder zurück, hörst du? Und außerdem hast du mir versprochen, dass wir zusammen lernen! Du weißt doch, wenn ich den nächsten Mathetest wieder verhaue, reißt mir Mama den Kopf ab ...“

„Äh, ja klar. Aber ich bezweifle, dass lernen in deinem Fall auch nur den Hauch einer Verbesserung bewirken wird. Da müsste schon ein Wunder geschehen ...“

„Vollidiot!“

Für seine Anmaßung bekam er einen Schlag auf die Schulter.
 

Trotz Misakis Protest beschloss Saruhiko, dass er den restlichen Tag lieber allein verbringen wollte. Seiner Freundin gegenüber sagte er, dass er sich schon seit dem Morgen nicht gut fühlte und deshalb ein wenig Ruhe benötigte. Insgeheim war natürlich ausschlaggebend, dass Saruhiko vorerst seine Gedanken sortieren musste. Er wollte herausfinden, was genau hierfür verantwortlich war.

Missmutig verabschiedete sich seine Freundin von ihm und versprach, ihn morgen – wie immer – abzuholen.
 

Einige Zeit wanderte Saruhiko durch die Stadt und versuchte, die Situation zu erfassen. Was hatte sich alles verändert?

Welchen Ort auch immer er aufsuchte, nichts schien auf etwas Ungewöhnliches hinzudeuten. Alles war wie immer …
 

Zu Hause angekommen wurde er wie üblich von seiner Mutter begrüßt. „Saruhiko! Du kommst so früh heute?“

„Die letzten Stunden sind ausgefallen.“

„Ach so“, meinte seine Mutter nachdenklich, ehe sie erneut zu reden begann. „ Alles wieder in Ordnung? Du hast heute Morgen ein wenig abwesend gewirkt und da -“

„Mir geht es gut, ehrlich.“ Schnurstracks schritt er die Treppe nach oben und schloss hinter sich die Tür ab.

Er setzte sich an den Computer und begann nachzuforschen. Aber nach was sollte er denn überhaupt erst einmal suchen?

Ihm kam ein Gedanke, der gar nicht so abwegig erschien. Was, wenn ein Strain für all dies verantwortlich wäre? Klang doch logisch genug. Schließlich gab es merkwürdige Fähigkeiten zuhauf. Angenommen, mit dieser Theorie lag er richtig – was sollte er nun tun? War er in die Vergangenheit zurückversetzt worden? Kaum möglich. Hatte er nur Halluzinationen? Trugbilder lösten sich doch meist bei Berührung auf, aber Misaki war verdammt real gewesen …

Sollte er einfach mal bei Scepter 4 anfragen, ob es seltsame Zwischenfälle gegeben hatte? Ach nein! Er war jetzt wieder Zivilist und würde niemals eine Antwort erhalten! Grummelnd vergrub er den Kopf zwischen den Handflächen. Das waren doch alles sinnlose Überlegungen!

Um einen Traum konnte sich dies doch nicht handeln. Er hatte sich nun so oft in Erinnerung gerufen, wer er war und wie die Realität eigentlich aussah, dass er kaum daran glaubte, nicht aufzuwachen, falls er wirklich einfach nur schlief.

Hieß es nicht immer, man solle sich kneifen, wenn man testen wolle, ob man wach war oder schlief?

Mit emotionslosem Ausdruck auf dem Gesicht zwickte Saruhiko sich also in den Arm. Klar, es tat sich nichts. Über seine eigene Naivität musste er den Kopf schütteln.

Der junge Mann beschloss, dieses Spielchen erst einmal mitzuspielen. Was blieb ihm auch anderes übrig? Vielleicht brachte die Zeit neue Antworten mit sich.
 

„Heute wieder alles klar, Schlafmütze?“, fragte Misaki am nächsten Morgen gut gelaunt und breit grinsend, nachdem Saruhiko aus der Wohnungstür getreten war.

Da war es wieder, dieses Gefühl. Er hatte, seit er an diesem Morgen aufgewacht war und sich noch nichts wieder zum Normalen gewendet hatte, die ganze Zeit daran denken müssen, wie es wäre, sie wiederzusehen. Er wollte sich einreden, dass es ihn absolut kalt lassen würde. Völlige Fehlanzeige! Diese Situation war seltsam, ungewohnt … und aufregend.

Saruhiko war ein Meister darin, seine wahren Gefühle zu verbergen und so ließ er sich äußerlich nichts anmerken. Er zuckte einfach nur mit den Schultern und meinte gelangweilt: „Was soll schon nicht klar sein, Misaki~?“
 

Nachdem sie vor der Schule angekommen waren und über den Hof gingen, fiel es Saruhiko sofort auf. Misaki schien nicht nur auf ihn eine ansprechende Wirkung zu erzielen, denn viele der anderen Schüler warfen ihr verstohlene Blicke zu. Klar, sie war hübsch, energiegeladen und man hatte sofort den Drang, sie zu beschützen - trotz ihres burschikosen Verhaltens. Die Blicke, die er hingegen von diesen Kerlen erntete, waren dann auch wieder ganz anderer Natur. Täuschte Saruhiko sich oder wünschten sie ihm die Pest an den Hals?

„Saru, heute Nachmittag lernst du mit mir, kapiert?! Wenn nicht, mach ich dich rund!“, feixte Misaki und boxte ihm zum Spaß gegen die Schulter. Jede ihrer Berührungen war elektrisierend.

„Meinetwegen.“
 

Es war ein wenig ungewohnt für den Schwarzhaarigen, seine Zeit wieder in der Schule zu verbringen. Misaki saß ein paar Plätze von ihm entfernt, und auch sie schien keinerlei Ambitionen zu haben, dem Unterricht zu folgen. Genervt wippte sie mit dem rechten Fuß und seufzte von Zeit zu Zeit vor sich hin.

Am Ende des Unterrichts war Saruhiko gerade noch damit beschäftigt, seine Sachen in der Tasche zu verstauen, als er bemerkte, wie neben ihm zwei Jungen an Misakis Tisch getreten waren und sie ansprachen. Ihre Reaktion machte Saruhiko im ersten Moment stutzig: Als ihr bewusst wurde, dass zwei männliche Klassenkameraden um ihre Gunst buhlten, verkrampfte sie sich und begann unsicher zu stottern.

Seit wann war Misaki denn …? Ja richtig. Misaki, so wie er ihn kannte, war immer schon Mädchen gegenüber unsicher gewesen. Eigentlich logisch, dass dies bei seinem weiblichen Pendant genau umgekehrt sein musste. Auch wenn die beiden sehr vorsichtig und freundlich mit ihr sprachen, schien sie so, als würde sie sich am liebsten unter dem Tisch verstecken.

Seufzend steckte Saruhiko die letzten Unterlagen in die Tasche und mischte sich zwischen die Jungen und seine Freundin. „Gibt's ein Problem, Misaki?“, fragte er mit Blick zu den beiden Mitschülern.

„N-nein, alles Okay, Saru ...“, entgegnete das Mädchen nervös und drängte sich dankbar hinter ihn.

Enttäuscht sahen die beiden Jungen ihnen hinterher, als Saruhiko Misaki 'Geleitschutz' bis zur Tür gab und sie so 'außer Gefahr' brachte.

Dem Schwarzhaarigen kam ein Gedanke und kurz zuckten seine Mundwinkel amüsiert nach oben. „Auf die Art bleibst du ewig Jungfrau, Mi~sa~ki~“, witzelte er.

Mit hochrotem Kopf zog sie ihn am Kragen herunter und kam ihm gefährlich nahe. „Halt die Klappe, du dämlicher Affe! Ich kann halt mit Jungs nicht so gut ...“

„Mit mir kannst du auch.“

„Du bist auch kein richtiger Junge, du bist ein Idiot.“

„Na danke auch.“

Pikiert ließ sie ihn los und verschränkte die Arme vor der Brust. „Komm schon, wir verpassen den Bus und auf Laufen hab ich heute wirklich keine Lust!“

Seufzend folgte Saruhiko ihr, als sie sich in Bewegung setzte. Irgendwie war das Verhältnis zu ihr in keiner Weise anders als 'früher' …
 

Im Bus nahmen sie ihre gewohnten Sitzplätze ein. Aus großen Augen blickte Misaki ihren Freund an und fragte: „Gehen wir zu dir oder zu mir?“

Auch, wenn diese Frage nicht unschuldiger hätte gemeint sein können, verschluckte sich Saruhiko fast vor Schreck, als er die Formulierung gedanklich in eine andere Richtung drehte.

„Geht's noch? Saru? Oi!“, rief Misaki verwirrt, als ihr Freund neben ihr nach Atem rang.

Er räusperte sich nervös und wunderte sich über sein eigenes Verhalten. Leise murmelte er: „Bei dir können wir sicher besser lernen.“

Enttäuscht seufzte sie und blickte aus dem Fenster. „Dabei kocht deine Mutter so toll ...“ , murmelte sie gegen die Scheibe.

Bei ihrem Anblick bekam er ein schlechtes Gewissen und sagte leise: „Von mir aus. Dann eben zu mir, aber sie wird die ganze Zeit rumnerven ...“

„SUPER!“, rief sie plötzlich und hakte sich freudestrahlend bei Saruhiko ein, den diese Nähe völlig überforderte.

Glücklich summend zog Misaki mit ihrer freien Hand ihre Kopfhörer aus der Tasche und reichte Saruhiko die eine Seite.

...

Warum konnte sie nicht endlich seinen Arm loslassen? Aber noch viel wichtiger: Warum brachte er es nicht übers Herz, ihr zu sagen, sie sollte seinen Arm loslassen …?
 

Als sie nach der Busfahrt sein Zuhause erreicht hatten und die Tür öffneten, wuselte ihnen sofort wieder Saruhikos Mutter entgegen und begrüßte beide freudestrahlend.

„Misaki-chan! Du bleibst doch bis zum Essen?“, fragte sie hoffnungsvoll.

„Aber klar! Darum bin ich hier!“, war ihre begeisterte Antwort.

Beide kicherten albern, was Saruhiko peinlich berührt den Kopf abwenden ließ. Das war jetzt so ganz anders als früher. Normalerweise hatte Misaki – wie bei allen weiblichen Wesen – ein Problem mit seiner Mutter gehabt.

Misaki wandte sich ihrem Freund zu und vielsagend starrte sie ihn an. „Ich sollte dich heiraten, dann hab ich die beste Schwiegermutter der Welt!“

Wie so oft hatte Misaki zuerst gesprochen und dann nachgedacht. Wobei, in diesem Fall hatte sie wohl einfach gar nicht nachgedacht. Auch das kam oft genug vor.

Saruhiko verspürte ein heftiges Ziehen in der Brust bei diesen Worten. Beschämt durchbohrte er den Boden mit seinem Blick und murmelte: „Nein danke, du wärst die schlechteste Ehefrau der Welt.“

Brüskiert stemmte seine Mutter die Hände in die Hüfte und tadelte: „Schämst du dich kein bisschen? Misaki-chan ist das süßeste Mädchen der ganzen Stadt!“

Saruhiko lehnte sich genervt gegen die Wand und antwortete: „Du denkst nur so, weil du sie noch nie hast fluchen hören.“

Knallrot packte Misaki ihn dann am Handgelenk und schleifte ihn ins Wohnzimmer. „Halt die Klappe und komm! Wir lernen jetzt!“
 

Mit stoischer Ruhe erklärte Saruhiko seiner Freundin wieder und wieder dieselben Sachverhalte. Mürrisch starrte sie auf die Blätter und seufzte genervt. „Ich versteh das nicht!“

„Dann streng dich ein bisschen an. Männer mögen Frauen, die klug und hübsch sind. Oder in deinem Fall ... wenigstens eines von beiden. Also versuch wenigstens, das ein bisschen zu kapieren.“

„Bah! Du Idiot! Was soll das denn jetzt heißen?! Kein Wunder, dass du keine Freundin abkriegst!“

Saruhikos Magen kribbelte.

Er tippte, ohne weiter auf sie einzugehen, auf die Arbeitsblätter. „Konzentrier dich darauf!“

Genervt rutschte sie am Stuhl nach unten und verschränkte die Arme. „Ich will nicht mehr! Lass uns hochgehen und zocken.“

Saruhiko schnalzte genervt mit der Zunge und schüttelte den Kopf. „Morgen bist du sauer, wenn ich dich jetzt an den Fernseher lasse.“

„Ja und jetzt bin ich sauer, wenn du mich nicht an den Fernseher lässt!“

Der Schwarzhaarige musste schmunzeln. Wie sehr hatten ihm solche Gespräche doch gefehlt …
 

Eine halbe Stunde später hatte er sich doch breitschlagen lassen. Die Freunde waren in sein Zimmer gegangen und saßen auf seinem Bett. (Eine Tatsache, die ihn unwillkürlich nervös werden ließ.) Enthusiastisch drückte sie auf einem Controller herum und sprang energisch auf und ab, wenn sie in eine brenzlige Situation geriet.

Nach einiger Zeit verlor Misaki spontan die Lust und pfefferte den Controller ins Eck. Laut gähnend streckte sie sich und ließ sich nach hinten auf die Matratze fallen. „Ich hab Hunger ...“, nuschelte sie quengelig.

Ein leicht amüsiertes Lächeln huschte über Saruhikos Lippen. Wie schön es wieder war, Misaki unbeschwert, kindisch und sorglos zu erleben. Ganz anders, als in der 'eigentlichen' Wirklichkeit …

Dort schenkte ihm Misaki nur noch böse Blicke und bissige Kommentare. Aber halt – daran war er selbst schuld …

„Du guckst, als wäre dir eine Laus über die Leber gelaufen!“, bemerkte das Mädchen, als sie sich halb aufgerichtet hatte und sich auf ihren linken Arm aufstützte.

Sofort fasste sich der Schwarzhaarige und betont lässig meinte er: „Alles in Ordnung. Komm, wir sehen mal nach, wie weit das Essen ist.“

„Sehr gut!“, rief sie und sprang vom Bett.

Und wieder brachte sie seinen Magen zum Kribbeln, sein Herz zum Tanzen – und seine Gefühlswelt ins Wanken.



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