Zum Inhalt der Seite

Eine Ode an den Zufall

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Adrian Pucey / Marcus Flint

Adrian und Marcus waren keine Freunde. Natürlich hatten sie viel miteinander erlebt und sie waren ein gutes Team. Aber als sie 2015 einander wieder begegneten, war das lange her. Und freuen konnten sie sich über ihr Treffen auch nicht, obwohl die Insel toll aussah, das Wetter klasse war und keine nervigen Möwen herumschrieen, wie sonst an Stränden. Allerdings waren die Möwen nicht die einzigen Lebewesen, die fehlten.

„Hast du dir etwa den Jungfrauen-Grotten-Portschlüssel andrehen lassen?“

„Ich dachte, der wär echt“, brummte Marcus und kratzte sich am Sack. Augenscheinlich war er schon länger hier.

„Und wieso bist du nicht weg disappariert?“

„Hab vergessen, wie das geht.“

„Oh, bei Merlins Männertitten. Bist du etwa noch dümmer geworden, Marcus?“

„Du hast den Schlüssel auch berührt.“

„Ausversehen!“

„Türlich.“

„Ich hasse mein Leben“, murmelte Adrian bitter.

Marcus kam auf ihn zu, legte ihm eine Hand auf die Schulter und sah ihm ganz ernsthaft in die Augen.

„Weißte, wir könnten jetzt echt gut beenden, was wir damals in meinem zweiten letzten Jahr im Vertrauensschülerbad angefangen haben.“

Adrian blinzelte.

„Hast du dich selbst mal gerochen?“

„Nö. Wieso?“

Adrian blinzelte noch einmal. Und disapparierte dann alleine.

Charlie Weasley / Harry Potter

Charlie fand, dass es Tage gab, an denen alles hätte erlaubt sein sollen. Zum Beispiel wenn der große Bruder Vater wurde und jeder deswegen am Rad drehten. Wirklich jeder. Seine Mutter, die Fleur vor drei Jahren noch zum Teufel gewünscht hatte und auch George, der seit Freds Tod ein wandelndes Bettlaken imitierte.

Also nahm Charlie seinen Mut zusammen und fing Harry ab, als der von Toilette wiederkam. Bis auf Fleur und Bill feierten die gesamte Familie plus liebestechnische Anhängsel im Fuchsbau. Dass das nicht nur Harry, sondern auch seine kleine Schwester Ginny mit einschloss, überging er galant.

Allerdings lief es eh nicht wie geplant.

Er brachte ein mutiges „Ich mag dich“ heraus.

Harry erwiderte daraufhin ahnungslos: „Wow, danke. Weißt du, du bist wie ein großer Bruder für mich. Ihr alle... seid meine Familie.“

Und das widerum brachte Charlie zum Lachen. Er wuschelte Harry durch die Jahre, als wäre dieser wirklich sein kleiner Bruder. Dann gingen sie gemeinsam zum Fest zurück.

Aber in der Nacht schlich er sich in das Zimmer, das sich Harry und Ron teilten, stellte sich an Harrys Bett und kritzelte ihm ein „Charlie ♥“ in den Nacken. Sollte seine Schwester es ruhig sehen. Heute war alles erlaubt.

Argus Filch / James Potter

Sirius hatte Recht. Muggelbars waren großartig, um sich zu betrinken, ohne Bekannte zu treffen. Heute war James dieser Weisheit nachgekommen. Nur sollte er nicht die ganze Nacht unerkannt bleiben.

„Dein Zauberstab guckt raus, Potter“, wies ihn eine krächzende Stimme zurecht und klang, als würde ihr Besitzer sich gleich vor Abschau übergeben.

„Isch weiß. Er is' eb'n eeextra lang“, murmelte James glucksend.

Keine Antwort.

„Hätt' nie gedacht, ne Spaßbremse wie disch hi... hier zu treff'n.“ James ließ es sich nicht nehmen weiter auf den unbegeisterten Filch einzureden. Er fand, das wär eine einmalige Gelegenheit.

„Glaub mir, dich wollte ich nie treffen, Potter. Zwei Jahre nach deinem Abschluss und hast nichts Besseres zu tun, als in einer Bar herumzulungern.“

Filch hätte ihm am liebsten wieder eine Strafe aufgebrummt, wie James kichernd bemerkte. Aber der Anflug von Heiterkeit verschwand schnell und endete mit einem trübsinnigen Blick ins Glas.

„Ich werd Vater.“

„Und?“, brummte Filch, „doch sicher mit Miss Schulsprecherin.“

„Yeah.“

„Wo ist dann das Problem? Ihr habt in eurer Verliebtheit alle Regeln missachtet.“

„Das is' nich' das Problem. Sie's aaaaalles für mich. Aber wir müss'n doch.. Tommy un' seine Schwarzrobenheinis... Ein Kind is' da nich' drin.“

Filch wirkte verwirrt. James fühlte sich noch elender.

„Was auch immer deine Hirngespinste sind, Potter, du solltest jetzt nach Hause gehen.“

James schüttelte den Kopf. Filch wirkte viel normaler als in den Fluren von Hogwarts. Und er hatte Recht.

„Werd ich... Danke.“

Im Aufstehen begriffen begann James zu grinsen.

„Aber erst... Tatze würd mir niiie verzeihn, vergäß ich seine zwei-Wochen-Challange. Jeden küss'n, der mir geholf'n hat.“

Damit lehnte James sich zu Filch und gab ihm einen Schmatzer auf die Wange. Dass dieser leicht verrutschte und einen fassungslosen Filch zurückließ, bemerkte James in seiner trunkenen Stimmung nicht.

Gilderoy Lockhart / Arthur Weasley

Arthur mochte es nicht zuzugeben, dass er eifersüchtig war. Erst recht nicht auf jemanden, mit dem Molly nie gesprochen hatte und der seit zwei Jahren geistig verwirrt im St. Mungos herumhing. Keiner hatte ihnen verraten, was mit Gilderoy Lockhart passiert war, aber er wusste, dass es etwas mit dem Ding zu tun hatte, das auch seiner Tochter weh getan hatte.

Deshalb und weil er endlich seine Eifersucht loswerden wollte, begab er sich an einem schönen Samsstagnachmittag auf einen Besuch bei dem ehemaligen Strahlemann Nr. 1. Schließlich war er kein Feigling und für alles offen, wie für dieses Felefon, das Ronald hatte haben wollen.

Womit er aber nicht gerechnet hatte, war, dass Gilderoy ihn sofort begeistert willkommen hieß und ihn dazu zwang, gemeinsam Fanpost zu öffnen. Die anwesende Krankenschwester weigerte sich leider ihn davor zu bewahren.

Aber auch das wäre nicht so schlimm gewesen, wenn nicht in einem der Briefe ein Liebesgeständnis von einem Mann gestanden hätte und Gilderoy daraufhin am lebenden Objekt erproben wollte, ob er Männer toll fände.

Arthur, der bis dahin nicht mal geahnt hatte, dass Männer einander näher kommen könnten, ging am Abend mit einem sehr schlechten Gewissen nach Hause und dachte nie wieder an seine Eifersucht.

Millicent Bulstrode / Fleur Delacour

Fleur mochte Roger. Sonst hätte sie nicht ja gesagt. Aber er hatte ein Problem mit ihrer Ausstrahlung. Einen ganzen Abend lang konnte sie ihren Verehrer nicht ertragen, auch wenn er sich in den Büschen als guter Küsse herausgestellt hatte.

Auf der Suche nach Erholung von ihm schlenderte sie durch die armseligen Gärten und blieb schließlich an einer Art Wasserloch stehen, das wohl ein Teich mit Sitzgelegenheit hätte werden sollen. Fleur beschloss gnädig darüber hinwegzusehen und betrachtete sich selbst im Wasser. Sie fand sich nicht schöner als viele andere Mädchen heute Abend. Sie wusste, dass sie es war und trotzdem wünschte sie, Roger hätte nicht nur an ihren Lippen gehangen, weil sie so voll waren.

Ein Geräusch hinter ihr schreckte sie auf. Es stellte sich als Mädchen heraus, das versuchte sich unbemerkt davonzustehlen. Fleur bedeutete ihr, sich wieder hinzusetzen und lächelte freundlich.

„Wo ist dein Date, Süsse?“, fragte sie und bekam dafür einen bösen Blick ab. Gut, das Mädchen war keine klassische Schönheit. Sie war zu groß, zu schwer, kantig und ungepflegt, aber Fleur sah darin kein Hindernis für die Liebe.

„Jungs sind Idioten, isch weis. Aber sie sind auch süss. Irgendwann findest du deinen Prinsen.“

Und wieder wirkte das Mädchen nicht begeistert über ihre Worte. Nur diesmal war ihr Blick offen und auf eine Weise mutig, die Fleur Gänsehaut bescherte.

„Und wenn ich keinen Prinzen will? Wenn ich der Prinz sein will?“

In einer anmutigen Geste neigte Fleur ihren Kopf ein Stücken zur Seite und musterte das Mädchen in dem dunkelgrünen Sackkleid zum ersten Mal mit echtem Interesse. Dann nickte sie.

„Wenn du das möschtest, solltest du es sein“, sagte Fleur, bevor sie sich nach vorne lehnte, um dem Mädchen einen Kuss aufzuhauchen. Es war der ehrlichste Kuss, den Fleur seit Jahren mit jemanden ausgetauscht hatte.

Cho Chang / Padma Patil

Sie hatten nie etwas erlebt, das annährend so schrecklich war wie diese Schlacht. Das Schloss, ihr zweites Zuhause, der Ort, mit dem sie meisten Erinnerungen verbanden und in dem sie meinten, sich selbst gefunden zu haben, war das Schachtfeld und wurde gnadenlos zerstört.

Inzwischen waren sie nur noch zu dritt. Anfangs hatte die DA versucht zusammenzubleiben. Aber jeder wurde von anderen Kämpfen angezogen und nach und nach war ihre Gruppe zersplittert. Irgendwie hatte es sich dabei ergeben, dass Cho, Padma und Colin noch zusammenstanden.

Aber auch sie wurden ein Opfer der Schlacht. Es war ein Riese, der Colin tötete. Er schleuderte ihn gegen eine Wand und der junge Gryffindor, so lebensfroh und mutig er immer gewesen war, stand nie wieder auf.

Als Cho und Padma das sahen, liefen sie. Diesem Riesen gegenüber hatte ihre Tapferkeit keine Bedeutung mehr.

Sie erzählten nie jemanden davon.

Als Padma ihr siebtes Jahr wiederholte, stand eines Tages Dennis vor ihr und fragte sie, wie er schon viele andere zuvor gefragt hatte, wer oder was seinen Bruder getötet hatte. Padma schwieg und hielt ihre Tränen zurück.

Es war der Tag, als sie Cho zum ersten Mal einen Brief schrieb und ein weiteres Geheimnis zu hüten begann.

Hannah Abbott / Pansy Parkinson

Es gab Überraschungen und es gab überraschende Überraschungen. Pansy, ehemals Parkinson, auf einer Weinverkostung zu treffen gehörte dazu. Sie hatten einander nie näher kennengelernt. Aber an diesem Nachmittag stellten beide fest, dass sie gut miteinander auskamen.

Irgendwann begannen sie darüber zu diskudieren, wie sich Hogwarts verändert hatte, hauptsächlich gestützt auf Informationen von Hannahs Mann und Sohn. Ihre eigenen Töchter seien noch zu jung, sagte Pansy.

Trotz ihrer verschiedenen Ansichten, besonders über die Glaubwürdigkeit der Quellen, waren sie sich einig, dass die Veränderungen überfällig gewesen waren, nachdem seinerzeit noch ein Gespenst sie unterrichtet hatte.

Aber Hannah war neugierig und fragte Pansy, wann sie sich so geändert hatte. Da blickte diese sie offen an und begann davon zu erzählen, wie sie zwei Wochen nach der Schlacht Draco besucht und nicht nur Astoria in seinem Zimmer aufgefunden hatte, sondern auch in den folgenden Stunden Zeuge gewesen war, wie Draco über seine und Gregorys drei Retter geschimpft hatte. Ihre eigene Forderung nach Potters Leben hatte in diesem Moment jede Bedeutung verloren. Auch Reinblüter kannten Dankbarkeit. Alles weitere hatte sich danach ergeben.

Hannah nickte. Sie kannte Momente, in denen sich das Leben um 180° drehte. Irgendwie erschien ihr das Treffen mit Pansy ebenfalls wie einer.

Professor Sprout / Narcissa Malfoy

Als ihre ehemalige Kräuterkundelehrerin vor ihrem Garten auftauchte, musste Narcissa zugeben, dass es vielleicht keine gute Idee gewesen war, Sprouts zu verführen, um sich an seiner Mutter zu rächen, der sie die Schuld für ihr verpatztes NEWT in der Kräuterkundprüfung gab.

„Miss Black, Sie sind eine schändliche, verdorbene junge Frau. Wie können sie es wagen... aus so niederen Gründen...“

„Kann das Muttersöhnchen sich nicht selbst bei mir beschweren?“

Auch Narcissa konnte wie Sprout die Hände in die Hüften stemmen und böse gucken. Sie übte allerdings noch, mit Bella als Vorbild.

„Ihre Prüfung haben Sie ganz alleine in den Sand gesetzt. Mein Sohn ist -“

„Ein Flubberwurm, ganz Recht. Es war nur ein Kuss, stellen Sie sich nicht so an.“

„Sie sind noch so jung. Ein Kuss ist niemals nur ein Kuss. Und ich bin sicher, würde Mr. Malfoy auf Abwegen geraten, sähen Sie es anders.“

„Weil es auch etwas anderes wäre“, Narcissa warf theatralisch die Hände in die Luft und fragte sich, wieso sie sich mit einer vorzeitig gealterten, vertrockneten Frau stritt. „Es gibt Küsse, die sind einfach nur so.“

„Wie Sie sich täuschen... Ich verlange, dass Sie zu meinem Sohn gehen und eine Entschuldigung vorbringen.“

„Muttersöhnchen, sag ich ja. Aber wenn sie mir nicht glauben, schön!“

Narcissa wollte sich umdrehen, aber mitten in der Bewegung überlegte sie es sich anders und sprang stattdessen nach vorne. Ihre Lippen trafen auf das Gefühl von Trockenheit und den Geschmack von Erde. Sekundenlang hielt sie Sprout in dem Kuss gefangen, dann löste sie sich mit gesenkten Blick.

„Sehen Sie... ein einfach-nur-so Kuss... Völlig bedeutungslos.“

„Ja... völlig bedeutungslos“, murmelte Sprout mit bleichem Gesicht und drehte sich auf der Stelle. Als sie verschwunden war, hob Narcissa ihre Hand und strich sich zögerlich über die Lippen.

Dean Thomas / Susan Bones

Sie lagen auf seinem Bett. Keine Gefühle, nur Sex. So lautete ihre Vereinbarung. Aber manchmal war etwas anders und dann drängten sich Worte zwischen sie. Manchmal sprachen sie miteinander, wenn der Schmerz zu groß wurde.

„Mum ist heute an Tante Susans Grab zusammengebrochen“, sagte sie.

„Ich bin vorhin Harry begegnet, als er seinem Patensohn Teddy ein Eis gekauft hat“, sagte er.

Sie wussten, dass der Mensch auf der anderen Seite des Bettes sie verstand. Keine Erklärungen, keine Liebe. Einfach jemand, der sie nachts festhielt, wenn Dean sich auf die Flucht begab und Susan die Gräber ihrer Verwandten abschritt.

Lavender Brown / Percy Weasley

Sie war, wahrscheinlich aus Versehen, zu Hermiones und Rons Hochzeit eingeladen worden, also erschien Lavender, obwohl das bedeutete, ihre Figur durch übermäßigen Tortenkonsum zu ruinieren. Zum Glück hatte sie Gesellschaft. Einen wortkargen Viktor Krum und einen trübsinnigen Percy Weasley. Letzterer redete sogar mit ihr.

„Wissen Sie, ich mag Hochzeiten. Egal ob von Freunden oder Fremdem, aber Familienhochzeiten sind immer so perfekt, dass der Gegensatz zur Normalität weh tut.“

Sie hörte ihm zu. Gelegentlich schob sie Viktor ein Gebäckstück zu, damit er nicht nur trank. Aber wenn dieser versorgt war und Percy den Mund hielt, sah sie sich um. Immer in eine Richtung. Und irgendwann griff sie nach ihrem Täschen.

„Percy, wären Sie so freundlich mir zu verraten, wo die frischgebackenen Eheleute schlafen werden?“, fragte sie liebenswürdig, während sie in ihr Täschen hineingriff, „ich habe hier nämlich ein sehr privates Geschenk für die beiden.“

Skepsis schlich sich in seine Augen, als er das Geschenk sah, doch als Lavender es herumdrehte und er die Inschrift lesen konnte, lachte er.

„Hab die Geschichte von Harry gehört. Er ist ziemlich redselig, wenn er trinkt. Ist aber nicht das Echte, oder?“

„Nein. Er hat es vermutlich weggeworfen. Ich bin mir allerdings sicher, hierüber wird er sich mehr freuen“, meinte Lavender lächelnd. Mehr musste sie nicht erklären, sie verstanden einander.

So endete ihr Abend in einem Abenteuer mit jenem ehemaligen Vertrauensschüler, der ihr im ersten Schuljahr eine Dose mit Hustenbonbons abgenommen hatte, weil er sie für die verbotenen, getrockneten Herzen einer Knoblauchkröte gehalten hatte.

Als sie sich zwei Wochen später wiedertrafen, beschloss Lavender den Percy, den sie aus ihrer Schulzeit kannte, zu vergessen. Auch seine roten Haare und die Hornbrille erschienen plötzlich akzeptable. Nur gegen seine Verlobte musste sie was unternehmen. Aber diesmal würde es klappen. Venus stand sehr günstig zu Mars.

Sirius Black / Rita Skeeter

Nachdem sie Harry zum Bahnhof gebracht hatten und den Rückweg zum Haus angetreten waren, stellte Tatze eins fest: Er wollte nicht zurück. Mit seinen Hundeaugen blickte er Remus an, der seinen Blick sekundenlang erwiderte. Dann sah er weg. Tatze kläffte dankbar und war verschwunden, bevor Moody seine Flucht bemerkte.

Er wusste nicht wohin. Nur unterwegs sein. Natürlich als Hund. Die Gefahr hatte er keineswegs vergessen.

Sein Spaziergang wurde von einer gewissen Rita auf einer dreckigen Parkbank gestört. Ohne nachzudenken setzte Tatze sich vor sie hin und wedelte mit dem Schwanz.

„Verpiss dich, Köter. Ich hasse Tiere“, murmelte Rita. Tatzte verzog die Lechzen zu einem Grinsen.

„Ernsthaft. Ich zieh dir das Fell ab. Seitdem diese kleine Schlampe mich... wenn ich Tiere nur ansehe...“

Genau deshalb kroch Tatze einen Schritt auf sie zu. Die Artikel über seinen Patensohn hatte er nicht vergessen. Nur wusste er nicht, wie er sich in Hundegestalt rächen sollte. Schuhe zerkauen? Anpinkeln?

„Verdammt, diese Göre! Sie hat meine Karriere zerstört. Oh, ich werde wiederkommen. Es gibt immer Skandale. Aber bis dahin fehlt etwas in meinem Leben...“

Tatze legte den Kopf schief. Er mochte es nicht normale Gefühle bei dieser Frau zu entdecken. Sie war bereits ein Miststück gewesen, da hatte man ihm gerade erst den Hut aufgesetzt.

„Ich weiß, was du denkst, Köter. Was führt eine umwerfende Frau wie mich an einen so schmutzigen Ort in der Muggelwelt? Die Sache ist, ich wollte jemanden treffen. Einen alten... Kontakt. Aber er ist nicht aufgekreuzt. Meine Bekanntschaft ist nichts mehr wert.“

Sie seufzte nicht mal theatralisch. Die stille, von ihr ausgehende Verzweiflung brachte Tatze dazu ihre Hand mit seiner Schnauze anzustubsen.

„Eigentlich bist du ganz süß, Köter. Suchst du ein Zuhause?“

Tatze floh. Moody war sicher schon am Durchdrehen. Trotzdem brannte ihr Blick in seinem Rücken.

Hermione Granger / Viktor Krum

Wenn Hermione in späteren Jahren an Viktor dachte, wurde die Erinnerung an ihn von einem eifersüchtigen, engstirnigen Ron überschattet. Noch immer liebte sie ihren Mann, Rowling allein wusste wieso. Aber jetzt, während ihre Kinder fröhlich die Pubertät durchlebten, begann es sie zu wurmen, dass viele ihrer Erinnerungen, die aus der sorglosten Zeit ihres Lebens hätten stammen sollen, nicht durch die Gefahren, die sie bekämpft hatten, sondern durch Rons und manchmal auch Harrys idiotentische Anfälle wie von Krähen zerissen in ihr verborgen lagen.

Sie wünschte sich nicht den Zeitumkehrer zurück. Ein Jahr mit diesem war genug für zehn Leben gewesen. Trotzdem reifte in ihr der Plan, die Erinnerungen zu erneuern. Sie war nicht illosorisch genug, um sich der Vorstellung hinzugeben, sie könnte die Alten auslöschen und durch Neue ersetzen. Sie wolltes das auch gar nicht. Ihr jetziges Leben hatte sie sich selbst aufgebaut. Es war ihr genug.

Aber möglicherweise gab es irgendwo mehr. Alles trieb sie dazu dieser Spur nachzugehen. Und Viktor zu finden war nicht schwer. Fleur führte ein ausgezeichnetes Adressbuch.

Nur stellte sich die Adresse nicht als ein gemütliches Häuschen im Grünen heraus, sondern als das bulgarische Gegenstück zum St. Mungos.

Hermione betrat es wiederstrebend. Nicht zuletzt, weil trotz aller Hilfsbereitschaft etliche Sprachschwierigkeiten überwunden werden mussten, bevor man sie zu Viktor führte.

Er wäre einmal zu heftig mit dem Kopf gegen die Torstange geklatscht, wurde sie von einer anwesenden Heilerin informiert. 21 Jahre sei es schon her.

Noch lange nachdem die Heilerin gegangen war, sah Hermione ihn an, während sie sich fragte, wieso sie nicht eher nach ihm gesucht hatte, obwohl sie nach ihrer Hochzeit nie wieder von ihm gehört hatte. Jetzt war es zu spät.

Doch das Schlimmste war der kleine und laute Teil von ihr, der sich wünschte, an Viktors Stelle Ron hier liegen zu sehen.

Alastor Moody / Dedalus Diggle

Es musste Potters oder Blacks verdammte Idee gewesen sein, als Muggelpaar verkleidet dem Informanten von Rosier hinterher zu spionieren. Diggle gab eine hübsche Mitdreißigerin ab, während Moody angeekelt von dessem schwarz-grünen Vielsafttrank ihren Ehemann mimte.

Es musste getan werden, was nötig war. Dass Diggle darunter auch Händchenhalten und Flirterei verstand, konnte Moody irgendwie noch verkraften. Die Hölle brach erst aus, als der Informant auf sie aufmerksam wurde und sie mit Verfolgungswahn in den Augen ansah. In diesem Moment beschloss Moody seinen Stolz zu opfern und Diggle zu küssen. So rot im Gesicht waren beide ihren Lebtag noch nicht gewesen.

Madam Pince / Professor Quirrell

Es gab nur eine Art von Menschen, die Madam Pince einigermaßen zu schätzen wusste. Solche, die Bücher gut behandelten. Somit stand schon mal der Großteil aller Schüler nicht in ihrem Freundschaftsbuch. Die Lehrer und auch der gute Argus Filch waren jedoch in Ordnung.

Aber als einer der Lehrer nach einer Erfahrungsreise wieder zur Schule zurückkehrte, ein gewisser Quirrel, ließ er plötzlich Bücher auf den Boden fallen und verschüttete Tintenfässer über ihnen. Jedes Mal, wenn er die Bibliothek betrat, stellte Madam Pince sich wie ein drohender Schatten hinter ihn und ließ sich auch nicht von seinen stotternden Beteuerungen beruhigen, dass er das ja gar nicht mit Absicht machen würde. Allzu lange konnte aber selbst sie nicht hinter ihm stehen. Der Gestank des Turbans war zu intensiv. Und vertreiben konnte sie ihn auch nicht. Davon wäre Professor Dumbledore möglicherweise nicht begeistert gewesen.

Einmal in den Weihnachtsferien erwischte sie ihm dabei, wie er völlig fertig eins ihrer Bücher vollheulte. Sie nahm es ihm strafenden Blickes ab und gab ihm dann ein Taschentuch.

Einige Monate später war er tot und als das neue Schuljahr ohne ihn begann, achtete Madam Pince darauf, dass sich kein Schüler auf seinen Stammplatz setzte. Irgendwie vermisste sie ihre Aufgabe als sein Wachhund ja.

Lily Potter / Rita Skeeter

Man musste schon James Potter heißen, um sich beim Schlittschuhlaufen die Hand zu brechen. Und anstatt sie selbst zu richten oder sich die Hand von seiner Verlobten heilen zu lassen, hatte er darauf bestanden, ins St. Mungos gebracht zu werden. Mimose.

Gelangweilt verließ Lily das Behandlungszimmer, während James einmal gründlich durchgechekt wurde. Vielleicht fanden sie sogar den Hirnschaden, den Lily ihm in der ersten Klasse diagnostiziert hatte.

In der Vorhalle des Krankenhauses fand sie allerlei Merkwürdigkeiten vor. Unter anderem eine Frau mit lilafarbenen Sternen anstatt von Augen. Von Neugier ergriffen schlich Lily sich näher und lauschte.

„Weiß ich doch nicht, welcher Fluch das ist. Fragen sie denjenigen, der mir das angetan hat. Nur weil ihm meine Frage nicht gefallen hat... ich bin Reporterin, was hat er denn gedacht, was ich von ihm will?!“

Lily lachte und bekam dadurch sowohl die Aufmerksamkeit der Patientin als auch des Heilers. Entschuldigend hob sie die Hände, während sie einen Schritt näher trat.

„Sie sind Rita Skeeter, richtig? Ich habe ja schon von Ihnen gehört, aber wenn man Ihnen sogar sowas Kreatives anhext, müssen Sie noch schlimmer sein, als ich gedacht habe.“

Noch nie hatte Lily ein Blatt vor den Mund genommen und diesmal erst recht nicht. Schließlich hatte diese Frau Menschen öffentlich zerissen, die sie sehr wertschätzte. Herausfordernd sah sie Rita an, aber diese lächelte nur und ihre sternförmigen Augen blitzten seltsam.

„Ich kenn dich nicht, Süße. Aber wenn du ein so großer Fan von mir bist, sollten wir uns mal treffen und du erzählst mir was von dir.“

Nun, das hatte Lily dann doch nicht erwartet. Skeptisch hob sie eine Augenbraue, aber bevor sie etwas erwidern konnte, stand James hinter ihr und fragte, ob sie dann nach Hause könnten.

Rita winkte ihnen grinsend nach.

Rubeus Hagrid / Lucius Malfoy

Zwei oder dreimal in seinem Leben hatte Hagrid im verbotenen Wald Wesen entdeckt, denen weder er noch die bedeutensten Bücher einen Namen zuordnen konnten. Eines von diesen sah aus wie eine braune, fellige Kugel und tat den ganzen Tag über nichts, als zu schlafen und gelegentlich in Reichweite liegende Sachen zu verspeisen.

Erst wenn andere Menschen Hagrids Hütte betraten, wurde das Wesen lebendig und beobachtete alles, bis es nach fünf Minuten zu sprechen begann. Jeder seiner Aussagen begann mit „In einem anderen Universum...“.

Bereits nachdem es das erste Mal seine Zunge gebraucht hatte, wollte Hagrid es am liebsten wieder im Wald aussetzen. Hatte es schließlich Albus Dumbledore dazu gebracht, mit bleichem Gesicht aus seiner Hütte zu flüchten. In einem anderen Universum hättest du zusammen mit ihm Zauberer wie Hagrid ausgelöscht. Schwachsinn war das! Niemals hätte Dumbledore soetwas getan und mit wem überhaupt?

Und es wurde nicht besser. Eines Tages tauchte Lucius Malfoy bei ihm auf, natürlich um sich zu beschweren. Hagrid hatte erlebt, wie aus dem niedlichen Erstklässler ein bemüht-stolzer Drittklässler, dann ein arroganter Fünftklässler und zuletzt ein rassistischer, aufgeblasener Siebtklässler wurde. Freundschaft herrschte zwischen ihnen wirklich keine.

Trotzdem verkündete das Wesen munter und auch noch in Anwesenheit von Professor Dumbledore und einem Ministeriumsbeamten, der ihm nicht vorgestellt worden war, dass er und Lucius Malfoy in einem anderen Universum ein tolles Paar abgegeben hätten. Außer im Bett, die Größe sei nämlich in jedem Universum ein kleines Problem.

Das war nicht mehr lustig. Hagrid reichte es. Er hielt Malfoy nicht davon ab, das Wesen mit seinen Zauberstab zu rösten. Selbst Dumbledore erhob keinen Einspruch. Irgendwie war ihnen allen in diesem Moment klar, wieso nichts und niemand über dieses Wesen Bescheid wusste. Hagrid schwor sich sogar, falls er wieder eins sah, würde er es einfach liegen lassen. Aber einen Drachen wollte er weiterhin.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (9)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ruha_sama
2016-07-01T21:30:22+00:00 01.07.2016 23:30
Uhh...
Ist Zissy dann wohl doch weich geworden durch den Kuss? xD
Von:  Wolkenkranich
2014-08-07T15:08:31+00:00 07.08.2014 17:08
wow das war schön^^ allgemein vermittelt es zumindest am Anfang eine fröhliche Stimmung, wogegen es zum Ende hin immer trauriger wird. Für diese 200 wörter, in denen dann aber doch soviel Gefühl drinsteckt, dass es mich fast zum Weinen brachte, bekommst du von mir ein großes Kompliment und ein Kommi dazu^^
Antwort von: abgemeldet
08.08.2014 16:18
Vielen herzlichen Dank für den lieben Kommentar. Es freut mich, dass die Stimmung auf dich übergesprungen ist~
Von: abgemeldet
2013-05-15T12:00:27+00:00 15.05.2013 14:00
Eigentlich ziemlich traurig, dass Lavender auch hier keine Chance haben wird, aber der letzte Satz ist trotzdem herrlich. XD
Antwort von: abgemeldet
15.05.2013 19:29
Dank dir für den Kommentar :)

Also vielleicht, wenn wir den Canon vergessen, Lavender ist sehr energisch xD
Von:  _Delacroix_
2013-05-15T10:26:42+00:00 15.05.2013 12:26
*lol*
Einfach nur lol bezüglich dieses Schlusssatzes.
Der ist wirklich so Lavender.
Antwort von: abgemeldet
15.05.2013 19:27
Danke :D
Der Satz ist ein Resultat dessen, dass dieses Drabble ein echtes Sorgenkind ist. Ich habe erst gekürzt, dann gestreckt, dann wieder gekürzt. Und das, nachdem Susan/Dean so wundervoll unkompliziert waren.
Von: abgemeldet
2013-05-13T20:21:31+00:00 13.05.2013 22:21
Ich muss sagen dieser Drabble beeindruckt mich am meisten. Obwohl alle Paare sehr ungewöhnlich sind und ich bei keinem vorher geglaubt habe, dass es möglich ist, sie in so wenigen Worten glaubhaft darzustellen, hat es mich hier auch meisten erstaunt.
Außerdem fand ich den Drabbel unglaublich niedlich, weil Arthurs Liebe zu Molly so deutlich durchscheint und Gilderoy so glücklich mit seinem Leben ist, obwohl er im Krankenhaus liegt.:)
Antwort von: abgemeldet
13.05.2013 22:52
Danke fürs Kommentieren :)

Ich versuche bei allen Drabbles ja nie die Wirklichkeit des HP-Universums zu verändern, ich dehne sie nur oder mache mir die Zeit zunutze. Deshalb lässt es sich ziemlich gut in kurze Drabbles verpacken ^^

Und bei Gilderoy habe ich mich an sein Ich aus dem fünften Buch gehalten. Da war er ja auch ganz gut drauf xD
Von:  _Delacroix_
2013-05-13T19:27:22+00:00 13.05.2013 21:27
Ich find es wahnsinnig spannend, dass Cho und Padma bei dir so ganz anders ist, als bei mir und überhaupt gefällt mir das Setting sehr gut und auch die Stimmung. Nicht das ich Millicent und Fleur nicht auch spannend gefunden hätte, so unterschiedlich wie die Beiden sind.^^
Jetzt müsste ich eigentlich mal schauen welche Damen noch auf deiner Liste stehen, damit ich weiß worauf ich mich noch freuen kann.
Antwort von: abgemeldet
13.05.2013 21:38
Danke für den Kommentar ^^
Ich hatte deine beiden ja auch zuvor gelesen und wusste daher, was ich nicht schreiben werde. Aber ich glaube, auch ohne das Vorwissen, hätte ich es anders geschrieben als du, aber es hat mich inspiriert. In meiner ersten Version dieses Pairings saßen die beiden nämlich in einer Bar und haben den Vorfall Revue passieren lassen. Es ging auch darum, was Schuld ist und was als Schuld angesehen wird - von einem selbst und von anderen. Aber für ein Drabble wäre es zu lang geworden.
Von: Arcturus
2013-05-12T19:30:17+00:00 12.05.2013 21:30
OMG, deine Umsetzungen - Herrlich. :D
Auch wenn ich mich frage, ob ich wohl noch n nüchternen James erleben werde...
Antwort von: abgemeldet
13.05.2013 11:33
Danke <3
Nein, wirst du nicht. Trunken Prongs ist ab jetzt Tradition, ich bestehe darauf xD

Und ja, ich wollte noch weiterschreiben. Deshalb steht es auf unabgeschlossen. Aber meine Konzentration ist so... unkonzentriert.
Von:  _Delacroix_
2013-05-10T11:59:05+00:00 10.05.2013 13:59
OmG, du hast es tatsächlich getan und bist fertig, während ich noch an Story 1 hänge.
Antwort von: abgemeldet
10.05.2013 14:01
Ich hab ja auch nur Drabbles geschrieben XD
Antwort von: Arcturus
12.05.2013 21:30
Und wolltest du nicht eh die ganze Tabelle füllen, damit es nicht nur Boys Love ist?


Zurück