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Gravity

von

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Dunkelheit

3. Dunkelheit
 

In den folgenden Monaten machte es den Anschein als wäre wieder Ruhe in Asgard eingekehrt. Am Anfang wurde noch viel über den gefallenen Königssohn gemunkelt, doch nach einer Woche widmeten sich die Bewohner des Himmelsreiches wieder ihren alltäglichen Pflichten. Es lag schon immer in der Natur des Menschen unangenehme Dinge schnell aus ihrem Gedächtnis zu streichen. Es war als hätte es den Gott der Zwietracht nie gegeben.

Auch für Thor ging sein Leben weiter, er war umgeben von seinen Freunden, trainierte hart um noch stärker zu werden und amüsierte sich allabendlich auf Festen. Doch es verging kein Tag an dem er nicht durch irgendetwas daran erinnert wurde, dass sein Bruder eingesperrt in seinem Glaskäfig saß und hoffentlich endlich bereute was er getan hatte. Er selbst dachte oft darüber nach, ob er irgendetwas hätte tun können um das alles zu verhindern, um mehr gehör zu bekommen oder ihn zumindest davon hätte abhalten können das Portal zu öffnen. Doch so oft er sich im Stillen den Kopf darüber zerbrach, es brachte ihn nicht weiter, und ändern konnte er nun eh nichts mehr.
 

So vergingen noch weitere Wochen bis die Dunkelheit Asgard schließlich heimsuchte und Thor nach mehreren Angriffen schließlich dazu gezwungen war die Hilfe seines Bruders einzufordern.

Es kostete ihn vieles an Überwindung die eisigen Hallen seines Gefängnisses aufzusuchen und sein Gang wurde mit jedem Schritt schwerer. Er hatte nicht gerade große Sehnsucht danach das selbstgefällige Grinsen des Jüngeren wieder zu sehen, vor allem nicht wenn er ihn um etwas bitten musste.

Loki war, was Geräusche anbelangte, sehr empfindliche geworden. Abgeschottet von allem und nur mit sich beschäftigt spürte er förmlich wenn sich ihm jemand näherte, doch manchmal spielte ihm sein Verstand auch nur einen Streich. Zu oft hatte er schon Personen in seiner Zelle oder davor stehen gesehen, die sich mit ihm unterhalten hatten, aber kurz darauf wieder verschwunden waren.

Reglos saß er auf der Bridge und verfolgte den Blonden mit den Augen.

“Thor, welcher glücklichen Fügung habe ich denn deinen Besuch zu verdanken?”

Einladend breitete er seine Arme aus, als wolle er stolz sein Reich präsentieren.

“Ich würde dir ja einen Stuhl anbieten, aber ich habe leider keinen.” Kurz machte er eine Pause und merkte, dass der Ältere alles andere als zu Scherzen aufgelegt war, was Loki nur noch mehr amüsierte. Er konnte sich bereits ausmalen, dass sie in Schwierigkeiten steckten und er nun seine Hilfe benötigte. Grund genug diesen Moment noch ein wenig auszukosten und sich die stolze Erscheinung seines Bruders genau einzuprägen. Sein Grinsen schrumpfte auf ein leichtes lächeln während er einmal die Augen schloss und innerlich sehr erleichtert war endlich aus diesem Glaskasten heraus zu kommen.

“Du musst schon sehr verzweifelt sein, wenn du zu mir kommst um mich um Hilfe zu bitten.”

Thor presste angespannt den Mund zusammen da er genau wusste, sein Bruder hatte keine Intentionen ihm zu helfen. Er hatte nichts was er ihm anbieten könnte und am schlimmsten war für ihn, das er sich in seiner Gegenwart immer unterlegen fühlte.

“Ich warne dich Bruder”, fing er mit seinen üblichen Drohgebärden an und kam bis dicht an die Glasscheibe.

“Wenn du es wagen solltest mich zu betrügen, werde ich dich töten!”, seine Stimme zitterte vor Aufregung, und es war auch Furcht die ihn überkam. Furcht davor, dass er seine ernst gemeinten Worte wirklich in die Tat umsetzen musste. Denn er war es bereits gewohnt von dem Jüngeren betrogen zu werden.

Loki nahm die Worte mit einem stummen nicken an und fiel sofort wieder in seine übliche Rolle.

“Und wann fangen wir an? Erklärst du mir jetzt deinen Plan, oder kann ich mich vorher noch umziehen? Ich meine, immerhin trage ich diese Sachen bereits seit 5 Monaten.”

Er zupfte kurz an der bereits zerlumpten Kleidung und richtete sich dann eher gebrechlich auf.

“Du glaubst gar nicht wie sehr es mich in diesem Moment nach etwas Wein und einem heißen Bad verzehrt”, brachte Loki hervor und sah gespannt dabei zu, wie die schwere Metalltür geöffnet wurde und ihm in diesem Moment die Freiheit geschenkt wurde.

Er atmete einmal tief durch, bevor er über die Schwelle trat und nun nicht mehr durch die lästige Scheibe von seinem Bruder getrennt war.

“Ein Bad nehmen kannst du wenn wir fertig sind, jetzt komm endlich”, gab Thor an und wartete darauf das sein Bruder sich endlich etwas beeilte. Während sie sich hier unterhielten, waren tapfere Männer dabei ihr Leben zu verlieren und abgesehen davon spürte er immer noch die Kluft die zwischen ihnen herrschte, weshalb er schon dem Moment entgegensehnte in dem sie nicht mehr unter sich waren.

Immer wieder musste sich Loki an der Wand abstützen und Pausen einlegen, die lange Zeit in Gefangenschaft forderte ihren Tribut. Er war es nicht gewohnt so viel zu gehen, außerdem war seine Wahrnehmung immer noch von Halluzinationen beeinträchtigt. Hinzu kam noch, dass sich seine Augen an das fahle Licht der Zelle gewöhnt hatten und ihm das grelle Tageslicht Kopfschmerzen bereitete.

“Warte…”, kam es mehr genuschelt von ihm, während er sich eine Hand schützend vor die Stirn hielt und mit der anderen nach Halt suchte. Immer wieder kniff er die Augen fest zusammen und tastete sich über die kalte Mauer zu seiner rechten. Doch plötzlich stockte er als sich anstelle der Mauer etwas Warmes unter seine Handfläche schob und er kurz darauf mit einem Ruck den Boden unter den Füßen verlor.

“Wa~”

Seine Augen rissen sich geradezu auf als er sich nun sehr schnell bewegte, und das ohne überhaupt seine Füße zu bewegen.

Hecktisch wanderten seine immer noch müden Augen herum und er stützte sich an den breiten Schultern Thors ab um festzustellen das dieser ihn gerade wie einen Hafersack über der Schulter trug.

“Ist das dein Ernst?”, kam es mit einem ironischen Unterton wie aus dem Lehrbuch für fortgeschrittene Egozentriker.

“Wir dürfen keine Zeit verlieren, für Streitereien ist später noch genug Zeit.”

Enthusiastisch versuchte Thor selbst das ganze auszublenden und ließ den Jüngeren schließlich einfach vor dem Haupttor des Palastes ab, um das schwere Tor zu öffnen, das sie vom Rest Asgards abschottete.

Loki war noch dabei sich von dem Schüttelwaschgang Thors zu erholen, als er einen Mark durchfahrenden Ton vor ihnen hörte und sofort munterer wurde, als er die fremden Raumschiffe sah um die sich viele schwarze Wolken gebildet hatten und darunter das Schlachtfeld.

“Du hast wohl wirklich bis zur letzten Sekunde gewartet Bruder.”

Er hatte sich bereits gefragt was wohl passieren müsste, damit sie ihn wieder frei ließen, aber mit so etwas hatte selbst er nicht gerechnet.

Thor hatte, nachdem der Durchgang frei war, noch zwei Pferde geholt und reichte eins der paar Zügel seinem Bruder, bevor er sich auf sein Ross schwang und darauf wartete das der Schwarzhaarige es ihm gleich tat.

“Aber reiten kannst du doch hoffentlich noch”, kam es Keck vom Donnergott als Loki gerade dabei war angestrengt mit dem Fuß in den Steigbügel zu treten.

“Du würdest dich wundern Bruder, was ich alles noch kann”, konterte er sofort und zog sich bis in den Sattel und ritt dann dem Älteren nach.

Unterwegs erklärte Thor ihm die Einzelheiten was bis jetzt geschehen war und brachte ihn in eins der aufgeschlagenen Lager am Rande des Schlachtfeldes. Loki entgingen die schockierten und zum Teil verängstigten Blicke der Wachen nicht, worauf er lediglich die Stirn in Falten zog und hin und wieder einen mit einer Handbewegung stolpern ließ.

Ja, er hatte es wahrlich vermisst Unfug zu stiften, doch seine Mine veränderte sich schnell als er in einem gut bewachten Zelt seinen alten Herren liegen sah, der leblos und bis zum Kinn von einem roten Umhang bedeckt war. Die Spuren des Kampfes standen ihm ins Gesicht geschrieben.

“Es waren seine letzten Worte auf dem Schlachtfeld…”

Die brüchige Stimme des Blonden ließ Loki erschaudern und er wandte sich ruckartig um als dieser ihm zum ersten Mal nach so langer Zeit seine Gefühle offenbarte, in dem er mit Tränen in den Augen vor ihm auf die Knie ging und sich einen Arm vor sein Gesicht hielt.

“Hol Loki - hat er gesagt - Die Dunkelheit war stets sein stummer Begleiter.”



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  saijan
2013-05-09T19:24:29+00:00 09.05.2013 21:24
wow...beim letzten satz hab ich echt gänsehaut bekommen
auch wenn man soviel von "The Dark World" noch nicht wirklich kennt, so kann ma nsich es gut vorstellen das es so oder der art ablaufen könnte.
ich bin echt gespannt wie weit du das ganze führst und wie das eis zwischen den beiden dann gebrochen wird.
freue mich schon riesig auf das neue kapi *.*
Von:  Kajia
2013-05-09T16:06:30+00:00 09.05.2013 18:06
So jetzt kann ich auch mal einen Kommentar abgeben. Deine Geschichte ist echt interessant und wirklich spannend und sehr energisch geschrieben. Man merkt, dass du The Dark World einbringen willst und das gelingt dir. Die Gefühle der Beiden sind natürlich noch etwas verzwickt, aber ich hoffe, dass sie das auf die Reihe bekommen.

LG Kajia


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