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Chaotic Feelings 2

Die Gefühle fahren Achterbahn
von

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Im Inneren des Splitters

Dichte Wolken waren am Himmel zu sehen, als Inu Yasha die Kräutermischung zu sich nahm, die ihm Jinenji wenige Stunden zuvor gegeben hatte. Sie schmeckte widerlicher als alles, was der Yokai jemals vorher gegessen oder getrunken hatte.

„Ist das eklig!“, fluchte er leise und wischte sich die letzten Tropfen vom Mund.

Er hatte Schwierigkeiten, seinen Würgereiz zu unterdrücken. Sobald er seinen Freund das nächste Mal zu Gesicht bekommen würde, würde er ihm einiges zu sagen haben, was dieses Wundermittel anging.

Innerlich fluchte er noch weiter, als er mit einem Male spürte, wie sein Yokaiblut langsamer wurde und fast versiegte. Seine Fangzähne hatten schon fast wieder die normale Länge erreicht, ebenso seine Krallen.

„Jinenji, du bist ein Genie!“, lachte der jetzt wieder fast zum Hanyou mutierte junge Mann auf und sprang mit einem gekonnten Sprung vom Baum. Er wollte keine Zeit verlieren und seine Kagome endlich wieder sehen.
 

Das Mädchen Kagome war schon lange auf den Beinen. Jinenji hatte ihr von seinem Vorhaben erzählt, bevor er sie verlassen hatte, um die Miko Hisa-sama zu holen. Der Hanyou war sich sicher, dass die Alte ihnen würde helfen können. Vor allem dann, wenn wirklich etwas schief laufen würde. Was keiner hoffte.

Seit dem saß das Mädchen alleine in der Hütte und dachte fieberhaft darüber nach, was ihr Freund genau vorhaben könnte. Und sie fragte sich, wie sie das ganze ohne Inu Yasha selbst schaffen sollten. Immerhin wussten sie immer noch nicht, wo dieser sich momentan aufhielt. Kagome war schon wieder den Tränen nahe.

Warum hatte Inu Yasha sie nur verlassen?

Hatte sie ihn so sehr mit ihren Worten verletzt?

Wollte er sie nie mehr wieder sehen?

Was sollte sie jetzt nur tun?

Sie liebte ihn doch. Mehr als alles andere auf der Welt. Sie hatten soviel zusammen erlebt und durch gestanden. Nach langer Zeit hatten sie zusammen gefunden und jetzt verließ er sie mitten in der Nacht. Ohne eine Nachricht darüber wohin er wollte und wann sie sich wieder sehen würden. Unkontrolliert begannen ihr die Tränen aus den Augen zu rinnen und sie konnte und wollte sie nicht stoppen. Zu sehr schmerzte sie der Gedanke, ihren geliebten Hanyou nie wieder zu sehen. Alles nur wegen eines dummen Streites.

„Kagome?“

Das Mädchen schreckte auf.

„Kagome?“

Erneut konnte sie die Stimme hören, die ihr so bekannt und vertraut vorkam.

„Kagome, darf ich rein kommen?“

Sie sprang auf und war mit einem Satz bei der nur durch eine Bambusmatte verhangenen Tür, riss diese zur Seite und sah in die goldenen Augen des Hanyou.

„Inu Yasha?“, ihre Stimme klang ungläubig und zugleich erleichtert. Sie war so dermaßen glücklich ihn wieder zu sehen, dass sie ihm wortwörtlich in die Arme sprang.

„Kagome!“, dem Hanyou erging es nicht anders, fest schloss er seine Arme um sie.

„Inu Yasha, ich bin so froh, dass du wieder bei mir bist. Wo warst du nur? Warum hast du mich verlassen?“

„Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Bitte verzeih mir.“, er nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste ihr die Tränen weg, „Ich wollte dich nur nicht schon wieder in Gefahr bringen und verängstigen. Ich hatte Angst, ich könnte dir wehtun und dich dadurch erneut verlieren. Es war so dumm von mir, zu glauben, du könntest damit umgehen und es verstehen.“

„Inu Yasha, es ist okay. Ich verzeih dir alles. Es war ebenso dumm von mir, dich nicht zu verstehen. Ich wollt und will dich nicht verwirren.“, schluchzte Kagome.

Sie wollte noch viel mehr sagen, aber sie kam nicht sehr weit. Inu Yashas Lippen suchten die ihrigen und sie erwiderte seinen Kuss nur zu gerne. Schnell verloren sie sich darin und die Welt um sie herum stand für eine Weile still.

Beide wussten, dass es eine dumme Idee war, sich zu trennen. Sie konnten nicht ohne einander. Brauchten sich wie die Luft zum Atmen.

„Inu Yasha.“, keuchte das Mädchen nach einer Weile in den Kuss.

„Hm?“

„Du hast noch die netten Zierstreifen im Gesicht. Sie wie dein Bruder Sesshomaru.“

„Oh. Wahrscheinlich schafft das Zeug von Jinenji nicht alles.“

“Was meinst du?“

“Ich traf ihn gestern. Zu dem Zeitpunkt war ich ein Yokai und nicht mehr wirklich Herr über meine Sinne. Ich tobte wie wild im Wald und zerschlug ziemlich viel. Als ich ihn traf, bat ich ihn, auf dich aufzupassen. Keinesfalls wollte ich dich durch meine Zerstörungswut verletzen. Er willigte ein. Ich hab dich die ganze Zeit beobachtet und als du eingeschlafen warst, gab mir unser Freund so eine Kräutermischung. Dann sagte er etwas von einem Plan und wollte dazu unsere Verbindung nutzen. Allerdings weiß ich nicht, wie er das anstellen will. Ich sollte mich ausruhen und dann das Zeugs nehmen. Anscheinend hat es mein Blut vorläufig beruhigt.“

„Du warst immer in meiner Nähe?“

„Ja.“

“Danke!“, hauchte Kagome und drückte ihre Lippen erneut auf seine, „Ich bin so glücklich, dass du wieder bei mir bist. Ohne dich wüsste ich nicht, wie es weiter gehen sollte. Ich brauche dich, Inu Yasha. Du bist mein Leben!“

Die Worte erweckten in dem Hanyou die stärksten Gefühle. Er liebte sein Mädchen über alles und wollte sie nie wieder weinen sehen.

„Ich werde immer bei dir sein. Von jetzt an und für immer.“

Kagome nickte und schmiegte sich noch enger an ihren Liebsten.
 

Jinenji erreichte mit der Miko Hisa-sama auf den Schultern seine Hütte. Vor ihr saßen Kagome und Inu Yasha eng aneinander gekuschelt und tauschten ab und an Küsse aus.

„Scheint so, als hätte Kagome ihm alles vergeben. Ihre Liebe muss wirklich stark sein.“, murmelte die Miko, als sie abstieg.

„Ich hab Euch doch von dem Band erzählt. Vielleicht sollten wir diese Verbindung nutzen, um den Splitter des Shikon no Tama aus Inu Yashas Brust zu holen.“

“Und wie stellst du dir das vor?“, die Frage kam von Inu Yasha, der die beiden gewittert hatte. Er stand zusammen mit Kagome auf und kam dem ungleichen Paar entgegen.

„Inu Yasha, wie ich sehe, haben meine Kräuter gewirkt. Gehen wir in die Hütte und besprechen alles dort.“, antwortete Jinenji.

Die vier ungleichen Freunde nickten und taten dem Folge.

„Also Jinenji, was hast du vor?“, fragte Inu Yasha erneut nach.

“Euer Band ist stark, richtig? So stark, das ihr beinahe den Fluch schon einmal überwunden hättet, wäre er nicht umgelenkt worden. Und da knüpfen wir an: Kagome, du kannst den Splitter fühlen und sehen, oder?“, hakte der große Hanyou bei dem Mädchen nach, welches nickte:

“Gut, da ihr euch mit jeder Intimität stärker an den jeweils anderen bindet, werden wir genau da ansetzen. Meine Mutter erzählte mir einmal, dass man viele Flüche auf Basis von Blut ansetzt. Und sie so auch brechen kann. Vielleicht ist es bei euch ebenso.“

„Ja, das habe ich auch schon gehört. Das ist so ähnlich wie die Blutsbrüderschaft bei den Indianer.“, stimmte nun auch Hisa-sama ein.

„Das heißt, Inu Yasha und ich sollen unser Blut mischen? Aber zu welchem Zweck? Was hat das mit dem Splitter zu tun?“, fragte Kagome nach.

„Ja, das sollt ihr. Das Shikon no Tama hat zwei Seiten wie ihr wisst. Eine gute und eine böse. Und beide konkurrieren im Inneren. Wenn ihr euer Blut vermischt, kann ich mir vorstellen, dass dieser eine kleine Splitter sicher darauf anspringt. Und so vielleicht auch mit euch in Verbindung tritt. Du kannst ihn dann sicher läutern und er wird Inu Yashas Körper verlassen.“, endete Jinenji in seiner Erklärung.

„Hm, klingt logisch.“, nickte Kagome und auch Inu Yasha konnte es nur bejahen.

„Bitte.“, unverwandt reichte die alte Miko dem Mädchen und dem Hanyou ein Messer, „Es ist gereinigt und gesegnet. Es sollte euch beiden helfen.“

„Okay. Kagome bist du bereit?“, Inu Yasha schaute seine Begleiterin ernst an.

„Bereit wenn du es bist.“, sie lächelte ihn an und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, als er das Messer ansetzte und mit einem Schnitt sowohl ihre als auch seine Handfläche einritzte, bis Blut hervortrat. Kurz verzerrte Kagome das Gesicht. Es schmerzte schon ein wenig. Doch keine Sekunde später griff Inu Yasha nach ihrer Hand und legte seine Hand in ihre. Ihre Finger verschlangen sich ineinander.

„Egal was jetzt auch passiert, wir schaffen das.“, sprach er leise in ihr Ohr.

„Ich weiß.“

„Ich liebe dich, Kagome!“

„Ich liebe dich auch, Inu Yasha!“

Ihre Liebesbekundungen kamen keine Minute zu spät. Mit einem Schlag umhüllte sie ein rosafarbenes Licht. Die Welt um sie herum drehte sich immer schneller und die beiden verkrampften ihre Finger ineinander. Sie konnten kaum atmen, die Luft blieb ihnen weg und der Boden unter ihren Füßen war auch sekundenspäter nicht mehr da. Erschrocken über die heftige Reaktion dieses Blutzaubers, schauten sie in Richtung von Jinenji und Hisa-sama. Doch diese waren ebenso überrascht.

„Was passiert hier, Jinenji?“, fragte die Alte.

„Ich habe keine Ahnung. Aber ich nehme an, dass unsere Idee in der Praxis funktioniert. Wahrscheinlich reagiert der Splitter gerade auf sie und…“

Weiter kam der Hanyou nicht, denn mitten im Satz waren seine Freunde plötzlich verschwunden. Und mit ihnen der Splitter des Shikon no Tama.

„Von Jetzt an müssen sie alleine zu recht kommen.“, flüsterte Hisa-sama.

„Das schaffen sie. Sie lieben sich und sind stark. Das ist eine gute Kombination. Und außerdem…“

„Außerdem was?“

„Außerdem wünsche ich es ihnen. Von ganzen Herzen. Sie haben es sich verdient.“

Die alte Miko nickte. Auch sie musste zugeben, dass sie so ein ungewöhnliches Paar noch nie zuvor gesehen hatte. Aber so wie sie Kagome und Inu Yasha kennen gelernt hatte, ging sie ebenfalls davon aus, dass sie sich gegenseitig retten konnten.
 

Inu Yasha hielt Kagome fest in seinen Armen, als sie beide mit den Füßen wieder den Boden unter sich spürten.

„Inu Yasha, wo sind wir?“

“Ich weiß es nicht. Mir kommt es so vor, als wären wir wie schon vor einigen Tagen in einer Illusion gefangen.“, sprach er leise.

„Es war das gleiche Licht. Wie das des Shikon no Tama. Der Splitter hat auf unser Blut reagiert. So wie es Jinenji und Hisa-sama vermutet hatten. Das ist doch immerhin schon mal etwas.“, das Mädchen lächelte Inu Yasha aufmunternd an.

„Und wie geht es jetzt weiter?“

„Wir sollten herausfinden, ob wir wirklich in einer Illusion gefangen sind oder nicht.“

“Wo sollten wir denn sonst sein?“, fragte Inu Yasha irritiert nach.

„Das weiß ich ja auch nicht.“, seufzte Kagome.

Sie schauten sich beide um, doch konnten nichts erkennen. Geschweige denn erahnen. Beide hatten keine Idee, wo sie sein könnten. Um sie herum war es dunkel und nur ein leichtes rosafarbenes Licht, dass zwischen ihnen stand und von Inu Yashas Brust ausging, brachte ein kleinwenig Helligkeit in die Finsternis. Kein Geräusch war zu hören. Kein Geruch zu vernehmen. Sie waren irgendwo im Nirgendwo zwischen Himmel und Hölle und hatten keine Ahnung, was sie tun sollten.

„Kagome?“

“Ja?“

“Könnten wir nicht im Splitter selbst sein?“

“Aber wie sollte das gehen?“, Kagome war erstaunt über Inu Yashas Frage.

„Was weiß denn ich. Ich habe nur so eine Ahnung.“, antwortete der Hanyou.

„Aha?!“

„Hey Splitter des Shikon no Tama! Hörst du mich?”, rief er mitten in die Dunkelheit.

Keine Antwort.

„Hey!“

Ein leichtes Summen trat auf.

„Jetzt antworte schon oder sprichst du nur zu einer Miko?“

Das Licht, was kurz vorher noch zwischen ihnen stand, breitete sich aus und erfüllte die Finsternis.

„Anscheinend reagiert es schon auf dich.“, sprach Kagome leise zu ihm, bevor auch sie ihre Stimmer gegen den Splitter erhob, „Wie du weißt, bin ich eine Miko, Shikon no Tama. Also sprich mit mir. Sind wir in deinem Inneren?“
 

„Warum stört ihr mich?“, eine tiefe melodische Stimme war zu hören.

„Shikon no Tama?“, kam aus von beiden wie aus einem Mund.

„Nein, nur ein Bruchteil von jenem, was ihr Shikon no Tama nennt. Was treibt euch zu mir?“

“Ein Fluch.“, antwortete Kagome wahrheitsgemäß.

„Aber ich bin nicht in deinem Körper, Miko.“

“Nein, aber in meinem.“, meldete sich nun auch Inu Yasha wieder zu Wort.

„Oh, ein Hanyou. Du kämpfst mit dir. Das spüre ich. Du schwankst zwischen Yokai und Mensch. Du kannst dich nicht entscheiden. Für dich bin ich nicht geschaffen. Du hast keinen konkreten Wunsch. Weder an mich, noch an das Shikon no Tama, wäre es komplett. Also warum bin ich in dir?“

„Keh, ich wollte auch keinen Splitter des Shikon no Tama. Nicht mehr.“

“Nicht mehr?“, hakte die tiefe Stimme nach.

„Nicht mehr! Vor einigen Jahrzehnten wollte ich es schon in meinem Besitz haben. Aber jetzt nicht mehr. Ich habe mich bereits entschieden, was ich sein will.“, knurrte der Hanyou und ergriff dabei die Hand von Kagome.

„Daher die Unentschlossenheit und Verwirrtheit in deinem Herzen. Ich verstehe.“

“Verwirrtheit? Unentschlossen? Inu Yasha, was meint der Splitter?“, Kagome schaute ihren Liebsten an.

„Ich weiß es auch nicht. Ich meine, ich habe mich doch dafür entschieden, an deiner Seite als Hanyou zu leben. So und nicht anders. Das weißt du doch.“

Das Mädchen nickte.

„Dein Verstand hat sich entschieden, das stimmt Hanyou.“, erklang erneut die Stimme des Splitters, „Aber nicht dein Herz. Dein Herz schwankt immer noch. Und du weißt auch genau, warum.“

„Was? Nein, weiß ich nicht.“, empörte sich Inu Yasha aufbrausend.

„Oh doch. Das weißt du. Erinnere dich, Inu Yasha. Erinnere dich an deine Kindheit. Wie sie war. Du weißt, dass es keine schönen Erinnerungen sind. Die Menschen haben dich gemieden. Dich verlacht. Nur deine menschliche Mutter schenkte dir Aufmerksamkeit und Liebe. Aber diese war nicht von Dauer. Menschen haben nur eine begrenzte Zeit auf Erden, nicht wie Hanyou oder Yokai. Für euch sind hundert Jahre nur ein Wimpernschlag. So musstest du alleine durch die Welt. Immer allein. Du hast dich herum geschlagen und trainiert, um stärker zu werden. Du bist auf Yokai getroffen. Auf deinen großen Bruder, der dir auch nicht viel mehr Beachtung schenkte. Er konnte und kann dich als Hanyou nicht akzeptieren. Du bist eine Schande für die Familie. Nicht wahr? Und dann, als du der festen Überzeugung warst, dass dich nie ein Wesen mehr mögen könnte, trafst du auf Kikyo. Sie zeigte dir, was Liebe war. Solange, bis es zu dem Verrat durch Naraku kam. Und wieder hattest du das Vertrauen verloren. Fünfzig lange Jahre lang. Bis Kagome in dein Leben trat. Bis ihr euch nichts ahnend ineinander verliebt habt und mit einem Male, kam ein Vertrauen in dir auf, was sich nicht mehr so leicht brechen ließ. Zumindest nicht mit dem Verstand. Doch dein Herz, Inu Yasha, dein Herz ist so unsicher wie schon all die Jahre zuvor. Ich weiß es, denn ich kann hinein sehen. Ich sehe Liebe. Innige und heiße Liebe für Kagome. Liebe für deine Freunde. Ich sehe Respekt und Angst. Und ein kleines Fünkchen Vertrauen. Nur ein kleines. Denn du bist dir nicht sicher. Du weißt, was es bedeutet ein Hanyou zu sein. Du weißt, was du Kagome antun würdest, wenn du ein Yokai wärst. Und das du sie nicht schützen könntest, wenn du ein Mensch wärst. Du hast Angst, was aus dir wird, wenn sie irgendwann nicht mehr ist. Immerhin wirst du viel älter werden als sie. Du hast Angst vor der Zukunft. Davor, wie die Welt eure Nachkommen behandeln wird. Ob sie es ebenso schwer hätten wie du. Die Angst in deinem Herzen überwiegt. Deswegen konnte ich so leicht in deine Brust gelangen. Und deswegen konntest du so schnell und leicht die Kontrolle verlieren. Nur deshalb. Dein Selbstvertrauen ist wegen deinen Erinnerungen am Boden. Du hast es immer noch nicht verarbeitet. Du kämpfst, ohne Zweifel. Aber nicht stark genug. Kämpfe, Inu Yasha, und du wirst mich los. Mich und am Ende auch den Fluch, der auf dir liegt.“

Der Hanyou war mit jedem Wort blasser geworden und stiller. Bei den letzten Sätzen sackte er wie ohnmächtig zu Boden. Kagome hockte sich neben ihn, legte ihren Arm um seine Schulter, hielt seine Hand. Nichts konnte sie in diesem Moment für ihn tun. Er starrt nur mit leerem Blick auf den Boden vor sich. Unfähig auch nur ein Wort zu sagen. Es traf ihn wie ein Schlag in den Bauch.

„Inu Yasha, lass dir das nicht einreden. Du weißt, was du willst: Du willst ein Hanyou bleiben. Du willst mit mir zusammen sein. Ist das denn nicht Erkenntnis genug?“, Kagome klang verzweifelt. Sie wollte und konnte nicht glauben, was die Stimme des Splitters zu ihnen sagte. Hatte ihr geliebter Inu Yasha wirklich solche Ängste um sie, sich selbst und die Zukunft? Um ihre gemeinsame Zukunft?

„Hanyou, du weißt, dass ich Recht habe.“, erneut erklang die tiefe Stimme.

„Und wenn schon?“, brüllte Inu Yasha mit einem Male und erhob sich dabei, „Dann habe ich eben Angst um die Zukunft. Ich lass mir von dir keine schlechten Erinnerungen einreden, nur damit du mein Herz trüben kannst. Meine Kindheit war vielleicht kein Zuckerschlecken. Aber ich hatte eine Mutter, die mich liebte wie niemand sonst auf der Welt. Und selbst mein toter Vater, den ich nie kennen lernen durfte, liebte mich. Sonst hätte er mich niemals beschützt und mir Tessaiga hinterlassen. Und Ja, ich hatte Vertrauen und habe es verloren. Doch nun glaube ich an eine Zukunft. An eine gemeinsame Zukunft mit Kagome. Die werden wir auch haben. Genauso wie wir Kinder haben werden. Und ich werde ihnen beibringen, selbstbewusst durch das Leben zu gehen und nicht auf die Vorurteile anderer zu hören. Meine Kinder werden das beste Leben haben, was sie sich nur wünschen können. Außerdem werde ich schon einen Weg finden, damit ich nicht mehr alleine bin, wenn Kagome irgendwann nicht mehr sein sollte. Ich liebe sie. Und wenn sie nicht mehr ist, will ich auch nicht mehr sein. Dann verkürze ich eben mein Leben. Was ist es denn dann schon noch wert, wenn sie nicht mehr ist. Dann scheiß ich eben auf meine Langlebigkeit. Ist mir doch egal. Nur gemeinsam. Merk dir das, du verdammter Splitter!“

Kagome traute ihren Ohren nicht recht: Hatte er da eben tatsächlich gesagt, dass er mit ihr eine Familie gründen wollte? Irgendwann. Aber eine Familie. Sie wurde ein wenig rot bei dem Gedanken, Inu Yashas Kinder zur Welt zu bringen. Doch gleichzeitig konnte sie sich nichts Schöneres vorstellen. Übermütig fiel sie dem Hanyou um den Hals:

“Danke, Inu Yasha!“

„Was?“, fragte er verwundert zurück, erwiderte dabei ihre Umarmung.

„Das du mit mir eine Familie gründen willst. Irgendwann.“

„Ähm…ach so…ja, natürlich. Irgendwann schon.“

Kagome drückte ihre Lippen auf seine und er erwiderte den Kuss augenblicklich.
 

„So, du willst also ein Hanyou bleiben mit allen Vor- und Nachteilen.“, die Stimme des Splitters klang verwirrt. Noch nie war ihm jemand ohne Wunsch untergekommen.

„Ja.“, antwortete Inu Yasha jetzt noch mal um einiges selbstbewusster zurück.

„Ich verstehe. Und ich sehe die neue Entschlossenheit in deinem Herzen. Anscheinend brauchtest du einen kleinen Anstoß, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen.“

“Was?“

“Du musstest Ängste erfahren, um stärker zu werden. Nur so bestand eine Chance, mich los zu werden. Denn du wolltest mich ja auch nie.“

„Heißt das, du verlässt Inu Yashas Körper?“, hakte Kagome nach.

“So ist es Miko. Sobald ihr zurückgekehrt seid, trennen sich unsere Wege.“

“Na endlich.“, kam es brummend von dem Hanyou.

„Eine Bitte an dich, Miko.“

„Ja?“

„Nehmt mich mit Euch. Sonst werde ich erneut verunreinigt.“

„Keine Sorge, ich hatte nicht vor, dich Kikyo zurück zu geben.“

„Kikyo? Warum Kikyo? Einem Hanyou namens Naraku gehörte ich. Genauso unentschlossen wie du, Inu Yasha. Warum ich allerdings zu dir gelangte, weiß ich auch nicht.“, schloss die Stimme.

„Naraku?“, Inu Yasha schrie den Namen beinahe. Er wollte noch eine weiter Frage stellen, doch das Licht um sie herum verlosch langsam wieder. Kagome trat zu ihm und schmiegte sich an seine Brust. Das restliche rosafarbene Licht begann sich in Wirbeln um sie herum zu drehen. Schneller und schneller bis sie erneut den Boden unter den Füßen verloren.
 

Das diffuse Licht blendete Kagome und Inu Yasha, als sie sich ein paar Sekunden später in der Hütte von Jinenji wieder fanden. Neben ihm saß die Miko Hisa-sama und beide schauten sie ungeduldig und fragend an.

„Und, alles gut gegangen?“, fragte die Alte zuerst.

„Ich denke schon.“, stammelten der Hanyou und das Mädchen wie aus einem Mund und noch immer recht verwirrt.

„Habt ihr was Neues herausfinden können?“, hakte nun auch Jinenji nach.

„Ja.“, meinte Kagome und wandte sich dann an Inu Yasha, „Die Streifen in deinem Gesicht sind verschwunden. Du schaust wieder so aus wie immer.“

“Ich fühl mich auch wieder so wie sonst.“

“Mach mal dein Oberteil auf.“

Der Hanyou tat wie geheißen und streifte sich sein Haori ab. Vorsichtig legte Kagome ihre Hand auf die Stelle, an der sich der Splitter des Shikon no Tama befand. Sie konnte die Energie spüren und die Wärme, die er ausströmte. Und dann, ganz plötzlich, hatte sie das Gefühl, ihn greifen zu können. Als läge er direkt in ihrer Hand. Ungläubig zog sie ihre Hand zurück und schaute nach. Tatsächlich lag nun der gereinigte Splitter in ihrer rechten Hand und leuchtete in seinem zarten rosafarbenen Licht.

„Er ist raus.“, haucht sie und Freudentränen schossen ihr in die Augen.

„Was?“, Inu Yasha, Jinenji und Hisa-sama schauten sie an und dann den Splitter.

„Inu Yasha! Inu Yasha, er ist raus. Wir haben es geschafft.“, Kagomes Stimme überschlug sich.

Der Hanyou riss sie an sich und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen:

“Ich wusste, dass wir es schaffen.“

Sie versanken in einem innigen Kuss.
 

„Ich störe ja nur ungern, aber ich muss euch ein wenig bremsen.“, räusperte sich die alte Miko aus ihrer Ecke.

Überrascht schaute das Paar sie an.

“Der Fluch liegt immer noch auf dir, Inu Yasha. Zwar nicht mehr so stark, aber er ist noch vorhanden. Es ist für euch also noch nicht überstanden.“

“Ich weiß, Alte.“, meinte Inu Yasha an sie gewandt, „Ich hab schon gemerkt, dass da noch etwas ist. Aber wir wissen jetzt wenigstens, warum ich den Splitter in mir hatte, obwohl ich ihn nicht wollte. Und wir wissen, von wem der Fluch ist.“

“Ach so?“, Jinenji schaute ihn erstaunt an, „Ich dachte, er sei von deiner Exgeliebten Kikyo. Aus Eifersucht auf dich und deine Beziehung zu Kagome.“

“Nein, er ist tatsächlich von Naraku. Denjenigen, den wir schon so lange jagen wegen dem Shikon no Tama. Anscheinend hat er versucht, mich und Kagome mit demselben Trick zu trennen, wie mich und Kikyo damals vor fünfzig Jahren. Er wollte das Vertrauen zwischen uns vernichten, um uns dann einzeln unschädlich zu machen. Aber da hat er wohl nicht die Rechung mit meinen Freunden gemacht. Mit euch.“

Der befreundete Hanyou und die alte Miko wurden wegen den Worten Inu Yashas ein wenig verlegen. Die Miko ergriff nach einer Weile zu erst das Wort:

“Danke. Es war mir eine Ehre, euch zu helfen. Dachte ich mir doch, dass der Fluch nicht von einer Miko sein kann. Selbst für eine schwarze Miko wäre er noch zu heftig gewesen. Und zu perfide.“

„Jetzt wissen wir ja, mit wem wir es zu tun haben.“

„Ich finde, wir sollten es feiern. Bleibt doch noch heute über Nacht bei mir.“, bat sie Jinenji und das Paar und die Miko nahmen das Angebot gerne an.

Kagome schaute Inu Yasha an und er erwiderte ihren Blick. Es bedurfte in dem Moment keine Worte zwischen den Beiden. Sie fühlten, was der andere fühlte und waren bereit, für ihr Glück gegen Naraku zu kämpfen. Bis zum bitteren Ende.


Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Jahaaaaaaaaaaaaa...ich hab euch ALLE überrascht ^_____^v
DAMIT habt ihr NICHT gerechnet, hehe ^.^ Naraku der alte Ganove war's.
Ach bin ich fies...und gut. Lustigerweise kam mir das ja schon vor ein paar Wochen in den Sinn, aber ich wollte und musste euch noch ein wenig hinhalten. Na und, wie gefällt es euch? Ich bin recht zufrieden damit. Hab die Kurve doch ganz nett hinbekommen. Am leichtesten fiel mir das Geschwätz vom Splitter über die Unentschlossenheit in Inu's Herzen. Sowas aber auch...
Ich rechne jetzt auch mal mit ganz vielen Kommis ^.-
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen!
Hab euch lieb,
Vienne
PS: Lest bitte bei der Beschreibung mal meinen aktuellen Nachtrag. Nicht das ihr euch in 2 Wochen wundert ^_^
PPS: Falls ihr Bock habt, könnt ihr ja mal ein FA zu der Story zeichnen. Würde mich freuen und euch damit auch verlinken ^.^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  RizaElizabethHawkeye
2013-07-29T06:21:15+00:00 29.07.2013 08:21
Ahhhh, wie toll :D :3 Ich freu mich ja so. Hätte nicht gedacht, dass trotzdem noch ein Fluch auf sie lastet. :O Aber wen sie das jetzt geschafft haben, dann diesen Kleinscheiß auch noch :D
Verdammter Naraku der Trottel!
Antwort von:  Vienne
29.07.2013 12:55
Jaja...und alles ohne ein Messer anzusetzen ^.^v
Aber ich muss mal ein bissel recherchieren, bevor ich jetzt noch ein Kapi schreibe. Kann Kagome ja keinen Blödsinn in Opa Higurashis Bücher finden lassen ^.~
Von: abgemeldet
2013-07-25T08:25:09+00:00 25.07.2013 10:25
das ist eine großartige geschichte
ich hab alle kapitel ( außer den 2 die erst für volljährige / bin erst 13) regelrecht verschlungen und freue mich ab jetzt über jedes neue kapitel ^^
erhol gich gut im urlaub :)

schade dass du erst am 27. august weiter machst ( ich hab am 26 geburtstag )

ich guck mal ob ich ein Fanart hinkrieg falls ja schick ichs dir ^^ ( irgendwie ;)

Lg Ronja
Antwort von:  Vienne
25.07.2013 11:26
Danke ^.^
Keine Sorge...2 Kapis folgen sicher noch bis zum Urlaub ^.~
Aber ich und meine Charas brauchen das auch mal.
Lg
Von:  MiezeXP
2013-07-24T20:53:43+00:00 24.07.2013 22:53
ich kann mich InuKa93 nur anschließen. Wirklich tolles Kap. Wieder regelrecht verschlungen. Ich konnte am Anfang auch InuYashas Gefühlslage nach der Einnahme der "Medizin" nachvollziehen. Bei manchen Präparaten ergeht es mir genauso ^^'
Die Erklärung von Splitter fand ich auch sehr schön und vor allem nachvollziehbar. Die Angst ist nachvollziehbar.. aber das er Selbstmord androht.. nyo.. kein so schöner Gedanke..

Würde ja gerne ein Bild malen.. hab aber vor ca. 20 Jahren das letzte mal gezeichnet... mal schauen, ob ich mich daran versuche. ein paar Bilder habe ich permanent im Kopf wenn ich mir die Geschichte durchlese. Da ich aber absolut kein Geduldsmensch bin, und meinen Mann net pernanent aggressiv gegenüberstehen möchte, werde ich mir das noch n paar mal überlegen *g*
Lieber schneide ich Bilder.
Im übrigen wünsche ich dir vorab auch schon einen seeeeeeeeeeeeeeehr schönen und erholsamen Urlaub^^ erholt euch, und vielleicht bringst du noch ein paar neue Ideen mit nach Hause.

Trotzallem würde ich mich vorher noch über ein oder zwei Kapis freuen *gg*

Freue mich aufs nächste^^
LG Mieze
Antwort von:  Vienne
24.07.2013 23:44
Danke für den langen Kommi ^.^
Keine Sorge: Inu wird sicherlich in keinen meiner FFs sterben. Das tu ich mir und euch nicht an. Schreibt sich auch schlecht, wenn man dabei heult ^.-
Zu deiner Geduld: Verschone deinen Mann ^_^° Und es sollen ja keine Picassos sein... Überrascht mich!
Mein Mann findet es aber toll, wenn ich schreiben. Da kann er PS3 zocken. Zumindest teilweise...ich bin durch Hintergrund bei FIFA11 immer uninspiriert. Ich brauch normales TV-Programm XD
Und JA: Zwei Kapitel gehen sich bis in 2 Wochen sicher noch aus ^_^
Lg
Von:  InuYasha84
2013-07-24T20:40:07+00:00 24.07.2013 22:40
Wunderschön !

Und viel spaß im Urlaub! *^▁^*
Antwort von:  Vienne
24.07.2013 23:38
Danke sehr ^_^
Von:  elfenschwert
2013-07-24T20:00:29+00:00 24.07.2013 22:00
Ich find die Geschichte wirklich super und bin total gespannt, wie sie ausgeht.

Antwort von:  Vienne
24.07.2013 22:22
Vielen Dank ^_^
Von:  InuKa93
2013-07-24T18:14:55+00:00 24.07.2013 20:14
Jahaaa... ich bin wieder die Erste! *freu*
Also ich muss ja mal sagen, dass das wirklich eine Überraschung war. Da war der Splitter also von Naraku und nicht von Kikyou. xD
Heißt das jetzt aber, dass die beiden zusammen arbeiten? Oder hat sich Naraku wieder als Kikyou verwandelt?
Das Gerede von dem Splitter über Inus Unentschlossenheit fand ich auch richtig klasse geschrieben! ;)
Aber auch das, was Inu dann dazu gesagt hat, fand ich ebenfalls sehr gut formuliert! ;D
Endlich ist der Splitter raus! Aber ist ja schade, dass der Fluch noch immer nicht ganz gebrochen wurde. :(
Aber so bleibt wieder die Spannung erhalten. ^.^
Mal sehen, was auf Inu und Kago noch alles zu kommt! *.*
Bin schon wieder ganz aufgeregt auf das nächste Kapi! ^.^

PS: Ich wünsche dir schon mal viel Spaß mit deinem Mann in euren Flitterwochen! ;)

Antwort von:  Vienne
24.07.2013 20:46
Uiiii...so ein langer toller Kommi ^_^ Danke!
Ahahahahahaaaa...ehrlich gesagt, weiß ich noch nicht, wie ich den Fluch aufheben soll ^_^° Da muss ich mir noch was einfallen lassen. Da das dauern kann, wird die FF wohl auch nicht so schnell enden. Auch gut XD
Ja Spaß werden wir haben ^_^
Lg Vienne


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