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Daisuki Onii-chan

NorwayxIceland
von

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Daisuki Onii-chan

Kapitel 6

Daisuki, Onii-chan!
 

Dort blieb ich für ungefähr zwei Stunden sitzen. Ich war wie betäubt. Erst als die Lichter wieder angingen bemerkte ich, dass die laute Musik aufgehört hatte. „Schluss! Aus! Die Party ist zu Ende!“, Dänemarks Stimme sagte diese Wörter. Mit brummendem Schädel erhob ich mich langsam aus meiner Ecke. Hastig wischte ich mir mit dem Ärmel meines Anzugs die letzten Tränen aus dem Gesicht damit es so aussah, als hätte ich gar nicht geweint. Aber so sehr ich auch versuchte, ihn zu unterdrücken: Schon nach den ersten Sekunden war wieder der Gedanke im Kopf, dass ich meinem Bruder nun nie mehr verzeihen konnte. Mit einem künstlichen Lächeln ging ich auf die anderen zu. Plötzlich war er da! Norwegen. Er stand wie alle anderen in der Mitte des Raums vor Dänemark. Endlich wurde mein künstliches Lächeln zu einem echten. Es muss so schön ausgesehen haben, dass man es gar nicht hätte glauben können. Es ist ein unbeschreiblicher Gedanke, eine verschwundene, vermutlich tote Person auf einmal direkt neben sich stehen zu haben. Meine Gefühle schwankten zwischen Glück, Erleichterung und Freude, aber auch Verwirrung. Hatte ich das wirklich alles nur geträumt? Ich war mir so sicher, jeden Winkel des Raums abgesucht zu haben. Aber wieso konnte ich nur so stark heulen, wenn es nur ein Traum war? Wenn auch nicht mehr viel gefehlt hatte: Ich hatte nicht geschlafen!
 

Nun verließen wir alle gemeinsam das Klassenzimmer. Während alle anderen lachten oder sich laut unterhielten, machte ich mir noch weitere Gedanken über das Geschehnis. „Vielleicht war ja der ganze Tag, oder sogar der ganze Trip ein einziger Traum. Ein Alptraum. Oder etwa doch nicht?“, ich war so in meine Gedanken versunken, dass ich gar nicht mehr bemerkte, als wir vor den Umkleidekabinen angekommen waren.
 

Zügig zogen wir uns um. Wahrscheinlich war jeder von uns müde und alle wollten endlich schlafen gehen. Ich auch. Allerdings musste ich alle Ereignisse erst einmal verarbeiten. Der Hausmeister mit den roten Augen, Englands Erscheinen und Norwegens plötzliches Verschwinden. Müde ließ ich mich in meinen Schlafsack fallen, zog mir meine Decke über den Kopf und schloss meine Augen. Ich konnte es kaum Erwarten, endlich einzuschlafen. Ich wusste nicht, was für ein grauenvoller Traum mich diese Nacht überkommen würde...
 

Ich öffne meine Augen. Ich befinde mich in einem sehr dunklen und kalten Raum. Gerade noch kann ich meinen eigenen Körper von der kalten Eisenbank, auf der ich sitze, unterscheiden. Es ist totenstill. Nach einer Zeit erklingt ein merkwürdiges Poltern. Es ist jenes Poltern, welches mich eine Nacht für einen kurzen Moment aus dem Schlaf gerissen hatte. Zuerst ist es ganz leise. Später wird es immer lauter. Nun höre ich auch leise Schritte, die sich mir langsam nähern. Sie kommen immer näher und näher. Plötzlich erklingt auch noch eine Kettensäge hinter der schweren Eisentür. Es ist grauenvoll. Leute fangen an, sich die Seele aus dem Leib zu schreien. Auch mein Herz bleibt für einen Moment stehen, so fühle ich es zumindest, doch die Schritte kommen trotzdem immer näher. Dann öffnet sich die Eisentür. Eine angst einflößende Person betritt den Raum. Sie gibt keinen einzigen Ton von sich, aber ihr Geruch ist bestialisch. Inzwischen ist mein Gesicht schon tief in den Händen vergraben, ich kann nichts sehen. Langsam hebe ich meinen Kopf aus den Händen. Ich versuche, aufzublicken. Doch noch bevor ich etwas erkennen kann wird mir schwindelig. Sehr schwindelig. Ich spüre, wie ich langsam in mich zusammensacke. Mein Herz rast wie verrückt.Ich kann nur noch ein fieses Lachen vernehmen und höre die Kettensäge immer näher und näher kommen. Doch plötzlich ertönt eine sehr bekannte Stimme, jedoch in einer Lautstärke, in der ich sie noch nie zuvor erlebt hatte: „STOPP! HÖR AUF DAMIT!!!“ Langsam spüre ich, wie das verschwommene Bild vor meinen Augen immer klarer und schärfer wird. Irgendwann erkenne ich meinen Bruder, meinen großen Bruder. Er lächelt mir ins Gesicht. Auf eine sehr liebevolle Art und Weise. Zuerst zögere ich, dann spreche ich Wörter aus, die ich mir geschworen hatte, nie auszusprechen: „Vielen Dank, großer Bruder“....
 

Schweißgebadet wachte ich mitten in der Nacht auf. Ich hatte zwar keine Uhr, doch mein Verstand sagte mir, dass es um die vier Uhr war. Es kostete mich wenig Zeit zu realisieren, dass dies eine Art Fortsetzung von dem Traum war, den ich in der allerersten Nacht auf der Teddy-Bär-Grundschule hatte. Es war genau der grauenvolle, schaurige, furchteinflößende und brutale Traum. Nur das Ende war anders. Es war wie eine Botschaft. Sollte das etwa bedeuten, dass ich Norwegen endlich „Großer Bruder“ nennen sollte? „Das werde ich niemals tun“, dachte ich im ersten Moment. Doch dann erinnerte ich mich an das Ereignis auf der Party diesen Abend. Allein das Gefühl, einen nicht mehr verzeihen zu können, war schrecklich genug.

Ich blickte mich um. Alle waren am schlafen, nur Norwegen war noch wach. Eine Zeit lang beobachtete ich ihn. Dann drehte er sich um zu mir. Nun hatte er mich entdeckt. „Was soll ich bloß machen?“, dachte ich. Ich bekam ein merkwürdiges Kribbeln im Bauch. Es fröstelte mir von außen her, aber langsam fühlte ich, wie sich mein Körper von innen aufwärmte. Es war heiß auf kalt. Wie die Lava eines Vulkans auf Eis. Sollte ich wirklich zu ihm gehen? Ich gab mir einen Ruck. Unsicher aber auch irgendwie sicher ging ich leise auf Norwegen zu. „Hast du mir irgendwas zu sagen?“, er fragte mich etwas misstrauisch. Dies verunsicherte mich zuerst etwas, aber dann packte ich all meinen Mut zusammen. Ich stammelte am Anfang etwas, aber nach ein paar Versuchen brachte ich die fünf großen Worte sauber heraus: „Ich liebe dich, großer Bruder“.....



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