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Passion of a Demon

Cartman learns what Pain is....
von

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Eine dunkle Vergangenheit

"Bist du dir sicher, dass du ganz alleine hier in South Park wohnen willst, Runa?" fragte eine große, 30jährige Frau mit hübschen braunen Augen. Sie saß besorgt hinter dem Lenkrad eines Rangers und sah das zarte Mädchen neben sich an.

Diese blickte nur lange vor sich hin und sagte: "Ja. Danke fürs Herbringen Catherine." damit sprang sie aus dem Auto und zog zwei große Koffer hinter sich her. Sie sperrte ein kleines Häuschen auf und winkte Catherine noch einmal zu und schloss die Tür.

"Ach herrje..." seufzte Catherine auf und legte den Gang ein. Während sie durch die Kleinstadt fuhr und die liebevollen Häuser sah, wusste sie, dass Runa hier sicher war. Dennoch hoffte sie auch, dass die Wunden auf der Seele ihres Taufkindes bald verheilen würden.

Sie blickte auf die Rückbank und sah dort den Blumenschmuck. Ein schöner grüner Kranz mit einer weißen Schleife, auf der stand:"Jasmine und Ralph ruht in Frieden!" sie seufzte erneut auf. Es würde noch sehr lange dauern bis sie wieder zu Hause war und dann war der Friedhof sicherlich schon zugesperrt.

Catherine schweifte mit ihren Gedanken ab. Sie würde niemals den Anruf vor rund zwei Monaten vergessen.

"Ja hallo?" antwortete Catherine atemlos, sie war gerade eben erst zur Haustür hereingekommen.

"..."

"HALLO?" fragte sie deutlich nach.

"Sie sind tot, Catherine..." kam eine feine Stimme zu Wort.

Im selben Moment fiel Catherine der Hörer aus der Hand und stumm rannten ihr die Tränen über das Gesicht.

Sie fuhr weiter, als sie ein Fahrer mit der Hupe erschreckt hatte und nach fünf Stunden zäher Autofahrt kam sie schließlich in ihrer kleinen Wohnung an. Sie ließ den Kranz im Vorraum liegen und schwankte Richtung Bett. Sie ließ sich vollangezogen darauf fallen und traurig schloss sie die Augen.

Hallo South Park...


 

"Das ist also Southpark!"

Das hübsche, zierliche Mädchen hielt ihre rechte Hand vor die Augen, damit die Sonne sie nicht blendete. Das kleine Städtchen lag malerisch vor ihr und schien noch im Schlaf zu verharren. Das Mädchen streckte sich und fuhr gähnend durch die langen blonden Haare. Sie trug einen Pony, der quer geschnitten war und die längeren Strähnen waren schwarz gefärbt. Ihre hellgrünen Augen leuchteten, als sie ihren Rucksack auf die Schulter hob und durch die vereinsamten Gassen und Straßen marschierte. Sie bemerkte verschiedene Läden, darunter - Runa verkniff sich ein Schmunzeln - auch eine Schönheitsklinik.

Die Sonne schob sich höher und sie hörte vereinzelte Frühaufsteher sich gegenseitig zurufen. Die Läden begannen aufzusperren und die frischen Semmeln vom Bäcker dufteten verführerisch.

"KNURR!"

Runa blickte verdutzt auf ihren schlanken Bauch und kicherte: "Schon kapiert - du Schleckermäulchen!" damit marschierte sie in die Bäckerei und konnte sich gar nicht entscheiden was sie wollte. Die Leute, die bei einem Frühstück oder heißem Kaffee saßen, sahen sie interessiert an und musterten sie ungeniert.

"Guten Morgen meine Dame- was darf es sein?" fragte der Bäcker freundlich.

"Mhm - bei sovielen Leckereien... wie soll man sich da nur entscheiden!" lächelte Runa.

"Darf ich dir einen Vorschlag machen?" der Bäcker dutzte sie - Runa mochte ihn sofort. "- probier die Mohnkiperl - sie sind ganz besonders lecker!"

"Dann nehm ich zwei bitte!" lächelte Runa.

Als sie ihre Zähne in eines versengte, ließ sie einen tiefen Seufzer ertönen. Mhm, das war ja himmlisch. Neugierig durch die Gassen schlendernd, bemerkte sie auch endlich einige Teenager. Sie standen gelangweilt und höchst mies gelaunt bei der Bushaltestation.

Runa beobachtete sie. Es waren dreijunge Männer. Alle in ihrem Alter. Einer der vier trug - Runa hob verdutzt eine Augenbraue - einen geschlossenen Anorak und man sah nur sein Gesicht, kreisrund aus der zugezogenen Kapuze heraus. Er lachte fröhlich über einen Witz, den wohl der Junge neben ihm gemacht hatte. Runa betrachtete ihn. Er trug trotz der warmen Frühlingssonne eine grüne Kappe, die gut die Ohren wärmte. Er hatte ein ansehnliches Gesicht. Er lachte mit dem Kerl in der Kapuze und kicherte verschmitzt vor sich hin. Neben ihm stand ein größerer junger Mann. Er trug eine blaue Hose, eine braune Frühlingsjacke mit roten Ärmeln und Kragenaufschlägen. Sein Kopf war von einer blauen Pommelmütze mit roter Pommel bedeckt. Er lachte ebenfalls. Runa steckte den Rest des Kipferls in ihre Umhängetasche und stöpselte sich ihren I-Pod ein. Als die dröhnende Musik ihre Ohren bedeckte, fühlte sie sofort eine innerliche Ruhe aufsteigen. Das hatte Musik schon immer bei ihr gekonnt.
 

"Hey Stan! Hast du Kennys Witz gehört?" lachte Kyle sich schief. Er wischte sich Lachtränen aus den Augen und Stan wollte sofort den Witz noch einmal hören.

"Mümmel-müm-ümmel-müm!" kam es von Kenny.

"ECHT? ZUM SCHIESSEN!" lachte Stan und sie brachen erneut in heiteres Lachen aus.

"Hey ist die neu?" fragte plötzlich Kyle und deutete mit dem Kopf auf ein hübsche, zierliches Mädchen, das gelangweilt gegen das Bushaltestellenzeichen gelehnt stand.

"Scheint so- ich kenn sie jedenfalls nicht!" sagte Stan neugierig.

Kenny sagte: "Mümmel-müm-mümmel!"

"BOAH Kenny du bist so ein perverses Schwein!" sagte Stan, doch Kyle grinste nur.

"Morgen Leute!" kam es von der rechten Seite.

"Morgen Cartman!" kam es halbbegeistert von den anderen zurück.

"Na - was los?" fragte Erik Cartman.

"Nichts - Fettarsch!" sagte Stan.

"Mein Arsch ist nicht mehr fett!" sagte Cartman genervt.

"Jahhhh - gib an nur weil du jetzt endlich ein Normalgewicht hast. Das Abnehmcamp hat ja wahre Wunder vollbracht!" sagte Kyle feixend.

"Schnauze Kyle - ich wurde gezwungen das wisst ihr genau!" sagte Erik genervt.

"Ja, ja, ja....." sagten die anderen.

"Hey - wer ist denn das?" fragte nun auch Cartman als er das hübsche Mädchen registrierte.

"Keine Ahnung - wir haben uns das auch schon gefragt!" sagte Stan ehrlich.

"Mümmel-müm-mümme!" wiederholte Kenny. Alle lachten.

"BOAH Kenny du bist so pervers!" sagte nun auch Erik grinsend.

"Hey Leute der Bus!" sagte Kyle plötzlich.
 

"EINSTEIGEN!" fauchte wie üblich Mrs. Crabtree und der Vogel auf ihrem Kopf krähte mit.

"Ja, ja du hässliche alte Schabracke!" sagte Stan ungehalten.

"Was hast du GESAAAAGT?" kreischte Mrs. Crabtree.

"Ich sagte mein Dad malt die Garage!" sagte Stan.

"Oh - na dann ist ja gut!" sagte Crabtree. Momentan bekam sie ganz große Augen.

Hinter den Jungs hörte man plötzlich eine weibliche Stimme: "Wirds heut noch was mit dem Einsteigen, Jungs?"

Im Gleichtakt drehten sich die vier um. Das hübsche Mädchen stand hinter ihnen in der Bustüre und fuhr sich mit einer eleganten Bewegung durch die Haare und warf sie kokett über die Schulter nach hinten.

"Ähhhhh!" kam es relativ primitiv zurück.

"Danke!" sagte sie einfach und ging durch die Jungs hindurch, die sofort eine Gasse gebildet hatten. Wendy, ein hübsches Mädchen mit schwarzen Haaren stupste imselben Moment ihre beste Freundin Bebe - ein Mädchen mit blonden lockigen Haaren - an und begann mit ihr zu tuscheln. Das Mädchen setzte sich ohne große zu fragen, neben einen gutaussehnden Jungen namens Craig. Dieser konnte sein Glück kaum fassen und starrte die Schönheit nur fassungslos an.

"HINSETZEN!" fauchte Crabtree die vier Jungs an, die nach wie vor sinnlos in der Gegen herumstanden und das Mädchen anglotzten.

"..." die Jungs taten augenblicklich was sie sagte und bis sie bei der Schule stehen blieb, gab es genügend Getuschel was die Neue betraf. Diese bekam davon allerdings nichts mit, da sie ihrem I-Pod abgelenkt war. Der Bus hielt an und die Schülerschar strömte aus dem Bus ins Gebäude.

Runa blickte interessiert hoch. Stan, Kyle und Kenny wollten Runa noch ansprechen, doch diese schritt so selbstbewusst und sich im Takt der Musik in ihren Ohren bewegend - was auch noch verdammt sexy aussah - ins Schulgebäude. Runa sah auf die Beschriftungen und ging ins Rektorat. Sie klopfte an und Mr Mackey öffnete die Tür.

"Wie kann ich helfen, n'okay?" fragte er nasal.

"Ich möchte zur Direktorin Victoria." sagte Runa ruhig und nahm sich in aller Ruhe die Ohrstöpsel aus dem Ohr.

Mr Mackey starrte sie wie das 8. Weltwunder an, nickte allerdings und sagte: "Hier lang, n'okay?"

"Klar - vielen Dank, Sir!" sagte Runa.

"Sir? Wer ich?" fragte sich Mr. Mackey.

Runa klopfte an der Tür mit dem Namensschild "Direktorin Victoria".

"Herein?"

Runa betrat das Büro. Hinter einem hellen freundlichen Schreibtisch saß eine hübsche ältere Dame mit blonden Haare, die einen lustigen Haarschnitt hatten, aber mit wachen Augen hinter den Brillengläsern.

"Direktorin Victoria - ich bin Runa Tristan - ich bin die neue Schülerin. Wir hatten telefoniert!" sagte Runa freundlich und reichte Victoria die Hand.

Diese lächelte: "Ah ja - setz dich bitte Runa - ich darf dich doch dutzen oder?"

"Ich bitte darum, Direktorin Victoria!" sagte sie lächelnd.

"Sehr gut - du kannst alle bürokratischen Sachen am Nachmittag mit meiner Sekräterin erledigen. Du kommst in die 7.A - diese wird von Mrs Garrison geführt. Sie ist eine sehr gute Lehrerin. Wundere dich bitte nicht, sie war einmal ein Mann falls es dir gleich auffallen sollte." Direktorin Victoria schmunzelte:" Wobei man glaube ich blind sein müsste, falls man das nicht bemerken würde!"

"Dann werde ich mich mal in meine Klasse begeben!" sagte Runa und stand auf. Als sie bei der Tür war, sagte Direkorin Victoria: "Runa? Dein Verlust tut mir sehr Leid. Wenn du irgendwelche Hilfe in Anspruch nehmen möchtest, dann wende dich ruhig an Mr Mackey - er ist unser Schulpsycholog und Vertrauenslehrer."

Runa wandte sich nicht einmal um, sondern sagte nur kühl:" Vielen Dank."

Klick.

Die Tür fiel ins Schloss.

Direktorin Victoria betrachtete nachdenklich die E-Mail auf ihrem Computer. Diese Runa hat ganz schön viel mit sich rumzuschleppen, armes Kind, dachte sie noch.

Ein Arschloch ist immer dabei!


 

"Guten Morgen Klasse!" sagte eine gutgelaunte Miss Garrison und schritt vergnügt zum Lehrertisch.

"Morgen Mrs. Garrison!" kam es von den Schülern gemurmelt zurück.

"So meine Lieben, ab heute bekommt ihr eine neue Mitschülerin in eure Klasse!" sagte Mrs. Garrison freundlich.

Schlagartig hatte sie ungewollt die Aufmerksamkeit der Klasse, besonders die der jungen Männer. "Äh... ich vermute, das habt ihr irgendwo schon mitbekommen?" sagte Mrs. Garrison verdattert.

"Wir haben eine Neue im Schulbus gesehen, Mrs. Garrison!" erklärte Bebe.

"Ah ja - das wird sie gewesen sein. Unsere neue Mitschülerin kommt von sehr weit her! Der Umzug ist sicherlich nicht einfach für sie gewesen. Außerdem wohnt sie ganz alleine hier in South Park. Ich möchte auf euch stolz sein können, darum erwarte ich, dass ihr sie ganz liebevoll in eurer Mitte aufnehmt. Das gilt besonders für dich Eric!" sagte Mrs. Garrison mit einem scharfen Seitenblick auf den ewigen Störenfried.

Dieser zuckte nur gelangweilt mit den Achseln.

"Na gut - dann hole ich sie einmal rein." Mrs. Garrison wackelte mit den hohen Absätzen zur Tür und sagte: "Schön dass du so zeitig da bist. Komm doch bitte rein!"

Mit einem leisen Klacken, der leicht erhöhten Absätze ihrer Schuhe betrat die Neue das Klassenzimmer. Sie lächelte höflich in die Runde. Sie trug - trotz der noch relativ kühlen Jahreszeit - eine Hotpants, ein rotes Top, das den schlanken Bauch nicht versteckte, erhöhte Sandalen und um ihr rechtes Handgelenk einen Verband. Erics Augen glitten sofort dorthin und ohne dass die anderen es gemerkt hätten, ließ die Neue die Hand absichtlich elegant nach hinten gleiten.

Sie hob die Hand und sagte: "Hallo freut mich euch alle kennenzulernen. Meine Name ist Runa. Runa Tristan."

"Hallo Runa!" kam es fröhlich zurück. Vor allem sehr fröhlich von der männlichen Seite. Doch auch die Mädchen sahen sie freundlich an. Runa lächelte.

"Ich bin Wendy. Wendy Testaburger." stand eine hübsche Schwarzhaarige Schülerin auf. Sie war zart gebaut, sehr schlank und trug einen kurzen schwarzen Rock, ein hellblaues Shirt und eine dunkelblaue schiefe Mütze, die quer über ihrem Kopf auf den schwarzen Haaren ruhte. Sie trat nach vorne: "Ich bin die Klassen- und Schulsprecherin des South Park Colleges. Ich freue mich, dass du nun zu uns gehörst. Im Namen der Klasse möchte ich dich gerne begrüßen!"

"Vielen Dank, Wendy!" lächelte Runa.

"Gut - Runa. Setz dich ruhig zu Wendy und Bebe!" sagte Mrs. Garrison.

"Versuch heute einfach nur einen Überblick über den momentanen Stoff zu bekommen. Deine Schulbücher bekommst du morgen. Schau ruhig inzwischen bei Bebe oder Wendy mit. So - gestern waren wir bei der Französischen Revolution." sagte Mrs. Garrison und der Unterricht nahm seinen Lauf.

Eric ließ seine Augen nicht von Runa ab, die das allerdings gar nicht zu bemerken schien und bald schon angeregt mit Bebe und Wendy plauderte.
 

In der Pause umringten alle Runa.

"Wieso bist du nach South Park gezogen Runa?" fragte Clyde.

"Ich brauchte einen Tapetenwechsel!" lächelte sie höflich.

"Tut es dir gar nicht Leid, all deine Freunde zurück zu lassen?" fragte Bebe.

"Nein, wisst ihr, ich mochte nicht viele Leute auf meiner alten Schule!" sagte Runa ehrlich.

"Na hoffentlich magst du uns bald!" sagte Token.

"Das wird sicherlich der Fall sein!" lächelte Runa.

Alle betrachteten sie und schienen fröhlich zu sein. Runa fühlte sich wohl, doch plötzlich spürte sie eine unangenehme, bedrohliche Aura. Ein kalter Blick direkt in ihren Rücken, Richtung Herz.

Sie drehte sich um, während die anderen weiter plapperten, und ihre Augen trafen auf zwei dunkelbraune. Sie gehörten einem jungen Mann, er war vielleicht um die 18 oder 19 Jahre alt. Er war groß, schien muskulös zu sein und schlank. Seine braunen Haare waren verwuschelt und verliehen ihm eine ganz andere Ausstrahlung als die anderen sie hatten. Er wirkte - bösartig. Runa unterdrückte ein Schauern.

"Runa!" sagte Stan.

"Wah- entschuldige Stan, was ist denn?" fragte sie ruckartig. Der kalte Blick bohrte nicht weiter und hörte genauso plötzlich auf, wie er angefangen hatte.

"Wir wollen heute in die Eishalle gehen - Eislaufen. Hast du Lust mitzukommen?" fragte Kyle fröhlich.

"Oh das klingt gut, aber ich habe noch gar nicht groß ausgepackt wisst ihr." Runa legte den rechten Zeigefinger nachdenklich gegen ihre rechte Wange und kicherte: "Ich habe keine Ahnung in welchem Umzugskarton meine Eislaufschuhe sind!"

Die anderen lachten ungezwungen mit.

"Hey - ich habs wir könnten dir doch beim Auspacken helfen. Wir alle!" sagte Bebe.

"Ja das wäre eine tolle Idee Bebe. Dann könnten wir gleich dein Haus sehen und du hättest Hilfe beim Einzug!" sagte Wendy fröhlich.

"Oh das klingt toll, aber wisst ihr, ich ... will das nicht!" sagte Runa zögerlich.

"Verständlich!" ging Kyle dazwischen, bevor Bebe und Wendy protestieren und Runa nerven konnten: "DU kennst uns schließlich noch nicht so gut. Außerdem ist ein Umzug eine ernste Sache. Da braucht man Ruhe und Zeit für sich!" seine Augen blickten Bebe streng an, die resigniert die Schulten hob.

"Schon gut, Schatz. Schon kapiert!" sagte sie lächelnd. Sie hakte sich bei Kyle ein: "Wir wollten dich nicht bedrängen, Runa. Entschuldige!"

"Gar kein Problem!" lächelte Runa fröhlich zurück.
 

Als die Neugier der anderen etwas Befriedigt war, ging Runa eine kleine Runde durch die Schule. Sie suchte das WC, als sich ein großer Schatten vor ihr aufbaute. Verdutzt blickte sie auf. Es war der junge Mann von vorhin - der mit dem boshaften Blick.

"Äh kann ich dir irgendwie helfen?" fragte Runa trocken.

Er blickte sie nur an und sagte: "Du bist nicht das was du vorzugeben tust."

Runa erschrak. Wieso-?

Sie räusperte sich und sagte kühl: "Wie war dein Name nochmal? Ich glaube, das Vergnügen hatte ich noch nicht!"

Sie blickte ihm emotionslos in die Augen.

"Merk dir meinen Namen gut - ich bin Eric. Eric Cartman und ich werde dein Geheimnis schneller aufdecken, als es dir lieb ist, Runa Tristan!" sagte Eric genüsslich. Seine Augen glänzten bedrohlich auf und erinnerten Runa an zwei eisblaue Augen, die sie lieber vergessen würde.

"Wie schade, ich hätte es mir denken können!" sagte sie schnippisch und umrundete Eric hoch erhobenen Hauptes und blieb noch eine kurze Sekunde vor dem Klo stehen. Sie wendete den Kopf zu Eric: "Ein Arschloch ist immer dabei!"

Damit ließ sie die Tür hinter sich zufallen und Eric konnte ein böses Lächeln nicht unterdrücken.

Die Tarnung aufrecht erhalten

Runa kochte innerlich vor Wut.

"Nein er regt mich nicht auf - er regt mich nicht auf - OH WIE ER MICH AUFREGT!" schrie es in ihrem Kopf herum. Sie zügelte ihre Wut nicht länger und schmetterte ihre Hand volle Wucht in den Holzpfosten, der neben ihr in die Höhe ragte. Zitternd blieb der Masten nach einigen Sekunden wieder stehen und als Runa ihre Hand wegnahm, erkannte man eine deutliche große Delle im Holz.

"Woah..." kam es mit verdatterten großen Augen von Bebe und Wendy zurück. Sie waren glücklicherweise gerade rechtzeitig stehen geblieben, als vor ihren Nasen Runas Hand nach rechts gezogen war und sich mit dem Masten auf ein kleines Treffen zusammen gefunden hatte.

"Sag mal... regt dich gerade etwas auf?" fragte Bebe mit sarkastischem Grinsen, während Wendy nach wie vor ungläubig die Delle im Holzmasten musterte.

"Nein - mir geht es einfach blendend!" sagte Runa mit einem strahlenden Lächeln zurück, das derartig absurd in dieser Situation wirkte, dass den beiden Freundinnen ein Schauer über den Rücken rannte.

"Runa jetzt mal Klartext - was um Himmelswillen ist los mit dir!" sagte Bebe irritiert.

Runa gab einen gigantischen Seufzer von sich.

"Den kenne ich..." kam es von Wendy resignierend.

"Mhm?" Runa sah auf.

"Das ist der berühmte Cartman-Asshole-Seufzer!" sagte Wendy wissend. Ihr Blick durchbohrte Runa geradezu.

"Wow - ziemlich gut geraten Miss Marple!" meinte diese nur kühl und ließ seufzend den Kopf hängen.

"Mach dir nix daraus. Eric ist prinzipiell ein Arsch. Ob nun zu uns oder zu Neuzugängen. Ignorier ihn!" riet Bebe.

"Na vielen Dank... irgendwie hab ich da ein echt mieses Gefühl. Was ihn betrifft meine ich!" sagte Runa.

"Wieso?" fragte Bebe.

Wendy nickte bestätigend: "Genau - ich meine abgesehen davon, dass du ein Mädchen bist und er prinzipiell jedes Mädchen als Hure bezeichnet, fällst du so überhaupt nicht in sein Beuteschema!"

"Er hat ein Beuteschema?" Runa hob den Kopf.

"Jup. Weißt du Eric ist rassistisch - besonders antisemitisch und irgendwo ein Neonazi.... abgesehen davon ist er auch noch skrupellos, boshaft, intrigant,..." begann Wendy aufzuzählen.

"... abgesehen davon, ist er noch manipulierend, irritierend, nervig, laut, und absolut unausstehlich!" fasste Bebe das ganze Geplapper zusammen.

Runa starrte die zwei fassungslos an: "Okay also Bad-Ass ist absolut untertrieben!"

"Jup!" nickten Bebe und Wendy.

"Womit hat er dich denn heute so wütend gemacht?" fragte Wendy. Sie hatte ihre eigene Geschichte mit Eric zu tragen, abgesehen davon, dass sie einmal eine "Alles bösen Jungs sind heiß" Phase durchgemacht hatte, und sogar soweit gegangen war und Eric abgeknutscht hatte, wusste sie sehr wohl, dass Eric einfach nur fies sein konnte.

"Tja - es war eigentlich relativ belanglos. Ich bin mit Eric heute länger in der Schule gewesen - wegen dem Putzdienst. Jedenfalls hab ich noch nach dem Mülleimer gegriffen und wollte einen Zettel mit einer angefangenen Geschichte aus dem Deutschunterricht noch reinwerfen und ihn gleich nach hinten zu den Müllcontainern bringen. Tja - Eric hat nach dem Zettel sofort gegriffen, ihn laut vorgelesen, gelacht und gesagt: "Meine Güte - du formulierst wie eine Erstklässlerin."

"Typisch Eric!" meinten die beiden Freundinnen.

"Das hat mich nicht mal gejuckt, weil der Text echt schrecklich war. Ich wollte ihn jedenfalls zurück und mit dem Müll raus. Doch Eric hat mich dann einfach bei der Hand gepackt, gegen die Tafel gedrückt und gesagt: "Weißt du Bitch, du gehörst einfach mal richtig durchge*****! Dann wärst du nicht mehr so prüde!"

"Nein - hat er nicht!" sagten die beiden irritiert. Das war neu für das Arschloch Eric. Er ignorierte oder beleidigte Mädchen im Allgemeinen. Aber so obszön wurde er selten. Äußerst selten.

"Ich hab in dem Moment rot gesehen und wollte ihm schon mit aller Kraft in die Weichteile treten, da hat das Arschloch tatsächlich gewagt mich zu küssen. Oder er wollte es zumindest. Bevor er es schaffen konnte, bin ich ihm entwischt und mit einem Sessel nach ihm geworfen!" sagte Runa wütend.

"Okay... die Sessel - Nummer war gut - hast du ihn auch getroffen?" fragte Bebe interessiert.

Wendy hingegen war verwirrt. Während Runa Bebe erzählte, dass der Sessel leider nicht getroffen hatte, begann sie über Runa nachzudenken. Okay, Eric war ein Arschloch. Das war eine kristallklare Tatsache, aber so zu reagieren, war sogar für ihn seltsam und überraschend.

"Überhaupt..." dachte Wendy, während sie neben den beiden Diskutierend neben her ging, "- überhaupt ist Eric sehr auf Runa fixiert. Seit sie neu in die Klasse gekommen ist, lässt Eric sie keine Sekunde aus den Augen. Er verfolgt sie, stalkt sie geradezu... Wieso nur? Was ist an Runa so besonders, dass Eric so ausrastet?" dachte sie grübelnd.

"Bis Morgen!" sagte Runa fröhlich und riss Wendy aus ihren Gedanken.

"Kommst du morgen auf Stans Party?" fragte Bebe. Stan feierte seinen 19.Geburtstag und das würde eine ordentliche Feier krönen.

"Na klar- ich freu mich schon drauf. Wisst ihr ob Clyde auch kommt?" fragte Runa.

"Uhhhhh!" flötete Bebe und Runa wurde rot: "Steht da wer auch Clyde?" fragte Bebe kichernd.

"Ich find ihn ziemlich süß und seit er sich so um-gestylt hat, ist er richtig heiß!" kam es kichernd von Runa.

"Verständlich!" lächelte Wendy und sagte: "Bis Morgen Süße!"

"Bis Morgen!" verabschiedete sich Runa.
 

Als sie Wendy und Bebe nachsah, verdüsterte sich ihr Blick. Ihr waren sehr wohl Wendys musternde Blicke nicht entgangen. Sie musste aufpassen. Höllisch gut aufpassen. Eric machte ihr das Leben momentan nicht gerade angenehmer. Stets war er in er Schule in ihrer Nähe und versuchte immer wieder ein Wörtchen aus ihr raus zu quetschen. Die Geschichte vom heutigen Putzdienst war nur eine seiner zahlreichen Versuche Runa zu verwirren, zu verführen oder zu irritieren. Er wollte, dass sie ihre Deckung vernachlässigte.

Und ihre Deckung war so ziemlich das Wichtigste, was Runa beibehalten musste. Sie konnte nicht riskieren, die anderen in ihre Probleme hineinzuziehen. Seufzend fuhr sie sich durch die blonden längeren Haare und pustete die schwarze Strähne aus dem Gesicht.

"Mir ist klar," dachte sie, während sie die Eingangstür aufsperrte, "...dass ich den beiden nicht lange etwas vorspielen kann. Eric ist schon nervig genug, aber wenn ich mich nicht wie eine richtige 17jährige verhalte, dann werden sie schneller als ich "Pieps" sagen kann, dahinter kommen, wer ich bin!"

Sie zog sich ihr Schulsachen aus, ging mit BH und Slip bekleidet ins Badezimmer und ließ sich ein Schaumbad ein. Währenddessen heizte sie das Backofen auf und legte eine Tiefkühlpizza auf ein Blech. Zurück im Badezimmer zog sie ihre Sachen aus, stieg in den Schaum und ließ sich aufseufzend unter Wasser gleiten. Das Wasser hinterließ eine dröhnende Stille in ihrem Kopf.

"...Ich muss wohl früher oder später Catherine anrufen. Vielleicht weiß sie ja was Neues..." dachte Runa nach und erinnerte sich an ihre letzte Begegnung. Am Vortag als sie nach South Park gezogen war. Kaum zu fassen, dass es schon fünf Monate her war....
 

"Bist du dir sicher, dass du ganz alleine hier in South Park wohnen willst, Runa?" fragte eine große, 30jährige Frau mit hübschen braunen Augen. Sie saß besorgt hinter dem Lenkrad eines Rangers und sah das zarte Mädchen neben sich an. Diese blickte nur lange vor sich hin und sagte: "Ja. Danke fürs Herbringen Catherine."

"Ach herrje..." seufzte Catherine auf und legte den Gang ein. Sie blickte auf die Rückbank und sah dort den Blumenschmuck. Ein schöner grüner Kranz mit einer weißen Schleife, auf der stand: "Jasmine und Ralph ruht in Frieden!"


 

"Mhm... die Beerdigung liegt schon über 7 Monate zurück.... Mich wundert es sehr, dass mich noch keiner gefunden hat. War ich wirklich so gründlich beim Verwischen meiner Spuren?" dachte Runa. Mit einem Ruck tauchte sie aus dem Wasser auf und wischte sich den Schaum von den nassen Haaren. Sie stieg aus der Badewanne wickelte sich in ein weiches großes Badetuch und ging in die Küche, nachdem sie den Badewannenstöpsel herausgezogen hatte.

Eine halbe Stunde später saß sie Pizza essend auf einer bequemen großen Couch im Wohnzimmer und blickte in den Fernseher. Sie hörte und sah nicht richtig hin, doch sie fühlte eine große Leere in sich aufsteigen.

"Einsamkeit kann einen mehr verschlingen als der Hass und der Wunsch auf Rache!" dachte sie. Auf einmal war ihr zum Heulen zumute.

40° und Atemlosigkeit

Runa wachte am nächsten Morgen mit starken Kopfschmerzen auf. Ihr war übel und sie wankte aufs Klo und übergab sich herzzerreißend über der Toilette. Keuchend und stöhnend hielt sie sich verkrampft den Magen.

"Verdammt - ich glaub ich hab Fieber..." murmelte sie schwach. Sie ging halb einer Ohnmacht nahe zu einem großen Kasten und kramte dort nach dem Fieberthermometer. Als sie nach wenigen Sekunden diesen wieder unter ihrem Arm rausgezogen hatte, stöhne sie auf.

"Scheiße 40° Fieber..." hustete sie stark.

"Nein Runa es ist nicht zu kalt um im Freibad Sonnen zu liegen und Schwimmen zu gehen, Runa sei keine Flasche wir wollen doch nur die Sonne ausnutzen!" brummte sie und äffte dabei Wendy und Bebe nach. Sie stöhnte als die Kopfschmerzen schlimmer wurden.

"Ganz hervorragend!" dachte sie die Augen zugekniffen. Sie wankte in die Küche, setzte eine ganze Kanne Kamillentee auf und warf sich eine starke Schmerztablette ein. Als sie sich nach einem Glas Wasser strecken wollte, zuckte sie zusammen, als ein grausamer Schmerz ausgehend von ihrer rechten Schläfe bis zu ihrer Hüfte sie durchfuhr. Sie ließ dabei das Glas fallen und es zersprang zu vielen kleinen Stücken.

"Scheiße!" keuchte sie auf und ließ sich an der Küchentheke entlang auf den Boden sinken. Sie hielt sich den Kopf und ihre Hände tasteten nach der wohlbekannten Stelle. Sie spürte sofort die starke, unter den dichten Haaren jedoch verborgene Narbe. Sie war kreisrund und Runa glaubte immer noch das Blut zu spüren, was damals an ihrem Kopf herab geronnen war.

"Verdammte Scheiße!" fluchte sie weiterhin. Sie blieb einige Minuten so sitzen und wartete und hoffte darauf, dass die Schmerztablette endlich zu wirken anfing. Nach einer guten halben Stunde, wo das Teewasser bereits kochte und die Kanne fröhlich pfiff, ließ der Schmerz endlich nach. Sie seufze erleichtert auf, stützte sich auf und konnte sich an einem Küchenstuhl nach oben ziehen. Der Schwindel war auch ein wenig besser geworden. Sie nahm die Kanne vom Herd und warf einen Teebeutel ein. Sie stieg vorsichtig über die Scherben hinweg und grabschte nach ihrem Handy, was auf der anderen Kücheninsel lag. Sie rief die Schule an und meldete sich für den heutigen und morgigen Tag krank.

"Natürlich Runa, kein Problem. Ich schicke später Wendy oder Bebe mit dem versäumten Stoff zu dir nach Hause!" kam es verstehend von Miss Garrison.

"Vielen Dank Mrs. Garrison!" sagte Runa und legte auf. Sie schaffte es mit einigen Schweißausbrüchen - vor Anstrengung - die Scherben zusammen zu fegen und in den Mistkübel zu werfen. Mit einer großen Tanne Kamillentee, sowie Hustensaft und einer Salbe für einen leidenden Grippalen Effekt kehrte sie in ihr Schlafzimmer zurück. Sie zog den Vorhang zu und ließ sich seufzend in ihr kühles Bett sinken.

Sie schlief gleich ein.
 

Ein lautes und schrilles Klingen weckte Runa gegen halb vier auf und sie fiel fast aus dem Bett, so sehr erschreckte sie sich.

"Welcher Arsch nervt?" fragte sie brummig, da erinnerte sie sich. "Das muss Bebe oder Wendy oder beide gemeinsam sein!" seufzte sie auf und wankte mit starken Husten zur Tür.

Ohne wie gewöhnlich durch den Spion zu blicken, wie sie es sonst tat, öffnete sie die Tür.

Sie erstarrte.

Sie blickte in den glänzenden schwarzen Lauf einer Sig Sauer - eine Pistole, die selten daneben schoss.

Runa zögerte keine Sekunde, sie erlebte es wie in Zeitlupe. Sie drehte sich nach rechts, im selben Moment löste sich der unhörbare Schuss. Ein Schalldämpfer verhinderte jedes Geräusch. Das grinsende Gesicht, welches zuvor noch gelächelt hatte, verzog sich zu einer genervten Grimasse. Die Gestalt schwenkte die Pistole nach Rechts, blieb auf der Augenhöhe von Runa ruhen, doch ehe die Person abdrücken konnte, tauchte Runa ab, scherte mit dem rechten Bein aus, vollzog damit einen Schlag in einem Winkel von 180° und schlug dem Angreifer die Pistole aus der Hand. Sie sprang nach hinten, überschlug sich dabei und blieb in einer angewinkelten Position ruhen, griff in aller Ruhe nach oben in die Luft und fing die Sig Sauer Problemlos auf.

Klack.

Der Angreifer erstarrte und Runa zielte mit einer Gelassenheit auf seine Stirn, dass man nicht glauben konnte, dass das junge Mädchen 40° Fieber hatte.

Das gesamte Manöver hatte nicht einmal 10 Sekunden gedauert. Der Mann blickte sie überrumpelt an und Runa sagte leise: "Tür zu!"

Der Angreifer trat ein und schloss die Tür. Runa stand auf und sagte ruhig: "Zur Couch!" Der Lauf der Pistole ließ keinen Zweifel an ihrem Vorhaben.

Der Mann zögerte, doch Runa lud so schnell durch, dass er mit einem hörbaren Schlucken zur Couch ging. Sie deutete ihm sich zu setzen. Sie spürte wie ihr langsam das Fieber zu Kopf stieg und sie schwächte. Sie unterdrückte ein Zittern, setzte sich ruhig in einen eleganten Ohrensessel mit hoher Lehne und sagte: "Wer schickt dich?"

"..." Der Mann blieb stumm.

"Na gut - hier sind die Spielregeln!" Runa leerte das Magazin aus, ließ nur eine Kugel darin und sagte: "Russisches Roulette - Chance steht 1:8 dass du sofort drauf gehst." Sie hielt die Pistole auf sein Stirn und sagte: "Nummer 1!"

Sie zog den Abzug.

Der Mann erbleichte, zuckte zusammen, doch er hörte nur ein leises Klick.

"Glück gehabt." sagte Runa die Achseln zuckend. Sie lud erneut: "Nummer 2" - erneut hob sie die Pistole.

"Die Organisation!" kam es keuchend aus seinem Mund.

Runa zog eine Augenbraue leicht in die Höhe: "Die stellen keinen Idioten wie dich ein!" sagte Runa und zog erneut den Abzug durch. Klick.

Der Mann war mit den Nerven am Ende: "Ich schwöre!"

"Lüge!" hauchte Runa ruhig und hob die linke Hand und zeigte drei Finger: "Nummer 3". Sie hob die Waffe.

"Sky schickt mich!" sagte der Mann schnell.

Runa hielt inne. Ihr Gehirn arbeitete rasend schnell. Sie hatte drei Optionen. Option 1, der Kerl war wirklich ein dreister Lügner und war von irgendeinem Kleinkriminellen-Gangsterboss auf sie angesetzt worden. Option 2, er Kerl war tatsächlich ein Auftragskiller und von der Organisation. Option 3, Sky hatte seine Finger im Spiel.

"Wie sieht Sky aus!" sagte sie leise.

"Er hat schwarze Haare und viele Sommersprossen!" sagte der Mann hastig.

Nummer 4 wurde sein Verhängnis. Es knallte leise und der Mann fiel mit blutiger Stirn zu Boden. Seine Augen waren leer. Eine Blutlache bildete sich langsam auf ihrem Teppich aus.

"Falsche Antwort!" sagte Runa gelassen, völlig unbeeindruckt davon, dass sie gerade einen Fremden in ihrer Wohnung getötet hatte. Sie betrachtete die Sig Sauer in ihrer Hand.

"Nur zu deiner Information..." sagte sie zur Leiche gerichtet. Sie nahm ein Tuch zu Hand und wische die Pistole von ihren Fingerabdrücken sauber, steckte sie dem Unbekannten wieder in sein Sakko zurück. Sachte klopfte sie dagegen:"-Sky zeigt sich niemanden!"
 

Sie spürte wie ihre Kopfschmerzen stärker wurden.

"Verdammt - ich brauch eine Schmerztablette!" stöhnte sie und schluckte eine trocken hinunter. Der bittere Geschmack blieb auf ihrer Zunge.

Sie ließ sich in ihren Sessel fallen und betrachtete den Mann.

Konsequenz Analyse.

Wer hat es auf mich abgesehen?

Aus den selben Gründen?
 

Runa seufzte. Da läutete es an der Tür. Sie hob den Kopf und betrachtete gelangweilt die Leiche mit der roten Blutsuppe. Sie stand auf und ging zur Tür.

Draußen stand zu ihrer größten Überraschung allerdings weder Bebe, noch Wendy.

Eric starrte sie mit dunklen Augen an. Er hielt ihr eine Tasche hin.

"Da Bitch. Deine Hausaufgaben." sagte er genervt.

"Wieso bringst du sie mir?" fragte Runa überrascht.

"Bebe und Wendy sind ebenfalls krank. Wer so doof ist, halb nackt in einer so kalten Jahreszeit Sonnenliegen zu gehen, ist auch selbst Schuld. Ihr Weiber seid echt alle zurückgeblieben!" sagte Eric kühl.

"Ja - war nicht die beste Idee. Muss ich zugeben!" sagte Runa höflich. Sie wollte die Tasche nehmen, da blitzen Erics Augen auf und er packte sie bei der Hand. Runa riss die Augen auf, sie knallte gegen Erics Brustkorb, als er sie mit einem kräftigen Zug zu sich heranriss.

"Was soll der Scheißdreck?" fragte Runa genervt.

Erics Augen glänzten hinterhältig, er beugte sich ein wenig zu ihr hinab und raubte ihr einen Kuss. Aber was für ein Kuss. Runa wollte sich wehren, ihr Hirn schrie: "TRITT IHM IN DIE EIER!!!" aber sie tat es nicht. Eric drückte sie gegen die Hauswand und nahm ihr den Atem.

"Mhmhmmm" Runa konnte sich nicht von ihm lösen und erst als Eric sie freigab, konnte sie wieder atmen. Mit geröteten Lippen und atemlos starrte sie ihn entsetzt an.

"Was sollte das? Bist du völlig irre geworden, du Arschloch!" schrie sie ihn wütend an.

Eric drückte ihr allerdings nur unbeeindruckt die Tüte mit den Schulsachen in die Hand. Damit drehte er sich um und ging davon.

"Das wirst du büßen, Cartman!" rief Runa ihm wütend nach. Als Antwort winkte er nur lässig mit der Hand.

"OH DIESES ARSCHLOCH!" wütete Runa und stapfte in die Wohnung und warf die Tür hinter sich mit voller Kraft zu.

"Arsch! Arsch! Arsch!" schimpfte sie vor sich hin und fuhr sich angewidert mit der Hand über den Mund. Sie blieb erst vor der Leiche stehen und bemerkte wütend, wie diese ihren geliebten weißen Teppich ruiniert hatte.

"Toll und der war auch noch so teuer! Heute ist der nervigste Tag meines Lebens!" schrie sie.

Dann beruhigte sie sich wieder und seufzte auf. Sie holte ihr Handy und wählte eine Nummer, von der sie gehofft hatte, sie nie wieder wählen zu müssen.

"Ja?" meldete sich eine tiefe Stimme am anderen Ende.

"Hey ich bin es. Ich brauch deine Hilfe!" sagte Runa und blickte auf die Leiche.

"Hast du schon wieder wen umgelegt? Dachte du hörst damit auf?" fragte die Stimme erstaunt.

"Frag nicht lange - komm her und hilf mir die Sauerei wegzumachen!" sagte Runa brummend.

"Schon auf dem Weg, Süße!" legte der andere auf.
 

Runa blickte auf das Handy, dann zur Leiche und schließlich zu der Tasche mit den Schulsachen. Auf einmal kam ihr die ganze Situation äußerst amüsant vor. Leise kichernd ließ sie sich mit Kopfschmerzen in den Sessel fallen.

Geheimnisse auf beiden Seiten

"Urgs" Runa ließ hörbar ihren Kopf auf die Tischplatte fallen und blickte genervt zur Tafel.

"Was los, Runa?" fragte Kenny gemurmelt.

Auch Stan und Kyle sahen sie fragend an.

"Kann mir mal wer erklären, wie zur Hölle ihr es schafft so viele Sachen durchzunehmen, wenn man nur drei Tage krank ist? Das lerne ich vielleicht in einem Jahr nach!" Runa stöhnte erneut und Tisch traf sich mit Stirn.

"Tja, Mrs. Garrison meint, wir sind sonst nicht für die Abschlussprüfungen gesattelt!" sagte Stan und Kyle nickte.

Kenny kicherte nur.

Runa seufzte auf. Da hüpfte schon besagte Lehrerin zur Tür herein und rief: "Guten Morgen Klasse! So dann wollen wir mal weitermachen! Mathematikbücher auf Seite 195 aufschlagen!"

Runa hoffte inständig, dass sie bereits wieder einsatzfähig war. Aber ihre Kopfschmerzen meinten etwas anderes. Runa ignorierte sie und konzentrierte sich so gut es ging auf den Unterricht. Eric beobachtete sie.

"Wieso quält sie sich so in den Unterricht? Sieht doch ein Blinder, dass sie noch total fiebrig ist!" wunderte er sich. Dann allerdings schüttelte der knapp den Kopf: "Gott was frage ich mich das? Geht mich die Bitch was an? NEIN!" Trotzig steckte er den Kopf wieder in sein Heft. Die Stunde war fast vorüber, da rief Mrs. Garrison: "So und zum Abschluss eine kleine Rechenprüfung an der Tafel. Mhm - wen nehme ich denn nur?"

Ihr Blick glitt über die Klasse: "Ja - Runa bitte!" lächelte sie begeistert.

"OH NO!!!" entglitt es Runa innerlich und sie stand mit einem schmerzvollen Lächeln auf. "Das wird eine Katastrophe - eine gewaltige Katastrophe. Ich hab doch null kapiert!" dachte sie seufzend.

"Und Eric bitte!" sagte Mrs. Garrison.

"Fuck!" fluchte er ungeniert und stand auf. Zahlreiche Mädchenaugen folgten ihm, teils bemüht uninteressiert auszusehen, großteils allerdings ihn fast schon mit den Blicken ausziehen. Eric war seit er abgenommen hatte, äußerst attraktiv zum Ansehen und es gab so gut wie kein Mädchen - abgesehen von Wendy eventuell, die es nicht auf ihn abgesehen hatte.

Er stellte sich neben Runa und wartete.

"So die anderen können schon mal in die Pause gehen." sagte Mrs. Garrison bestimmt. Jubelnd stürmten die 17jährigen aus dem Klassenzimmer.

"So Runa - du rechnest bitte die Nummer 1 und du Eric die Nummer 2." sagte Mrs. Garrison, stöckelte wieder weg und goss inzwischen die Klassenpflanzen.

Runa zermarterte sich das Gehirn, aber sie verstand kein Wort von der Rechnung. Vor ihren Augen begannen die Linien, Diagramme und Kurven zu einem Brei zu verschwimmen und sie kniff schmerzhaft die Augen zu.

"Verdammt, jetzt auch noch Migräne? Gott du warst heute wieder mal extrem fleißig!" keuchte Runa angestrengt - ohne jedoch einen Pieps von sich zu geben.

Mrs. Garrison drehte ihnen gerade den Rücken zu.

Eric schrieb bereits ohne große Überlegungen richtig und komplex aussehende Lösungen an die Tafel. Runa stöhnte: "Der versteht den Dreck? Gott ich muss ja dümmer sein als gedacht!" Am liebsten hätte sie ihren Kopf in die Tafel gerammt. Glücklicherweise war ja bereits Freitag und sie konnte das Wochenende zum Auskurieren und zum Lernen verwenden.

Da schubst Eric sie plötzlich ganz sanft und tauschte mit der höchst verwirrt aussehenden Runa die Plätze.

"Hey was-?" fragte sie leise, aber zornig.

"Klappe!" kam es kühl von ihm. Hastig kritzelte er etwas unter Runas Rechenanfänge und als Mrs. Garrison sich umdrehte, hatte er schon wieder die Plätze mit ihr getauscht. Runas Fieber meldete sich mit voller Wucht und ihr drehte es sich kurzzeitig vor den Augen.

Mrs. Garrison rief erfreut: "Runa - schon fertig? Exzellent und sogar alles richtig! Sehr gut, meine Liebe. Und du Eric?" bei Erics Name klang Mrs. Garrisons Stimme bereits wieder genervt.

"Mein Gott Eric - das ist ja alles falsch! Was soll einmal aus dir werden, na kannst du mir das beantworten?" fragte sie schrill.

Runa blickte ungläubig an die Tafel. Erics Beispiel war wesentlich leichter gewesen als ihres, aber er hatte ihres einfach in wenigen Sekunden gelöst gehabt. Fassungslos starrte sie den schlanken Bad Boy von der Seite an.

"Gut - Runa bekommt eine 1 und du Eric - na ja, lassen wir es bei einer 4... geht jetzt!" sagte Mrs. Garrison.

"Wiedersehen Mrs. Garrison." sagten die zwei und verließen das Klassenzimmer. Draußen ging Eric schnell und bestimmt Richtung Mensa, da sprang Runa vor ihn hin und sagte mit großen Augen: "Was war das für eine Aktion, Cartman?"

Er sagte gelangweilt: "Was meinst du, Bitch?" damit ging er an ihr vorbei und ließ sie fassungslos stehen.

Runa blickte ihm nach.
 

Als die Schulglocke zum letzten Mal läutete, liefen alle nach draußen. Eric musste Nachsitzen, weil er Mrs. Garrison als "fett" bezeichnet hatte.

"Runa - Süße! Kommst du nicht mit?" fragte Bebe, Wendy blieb ebenfalls wartend stehen und Hand in Hand mit Stan blickte sie Runa an, die beim Schultor inne gehalten hatte.

"Ich - ich hab vergessen, dass ich mit Mr. Mackey über den Schulchor reden wollte. Geht ruhig schon Heim. Wir sehen uns morgen!" rief sie und weg war sie.

"Eh - seit wann interessiert sich Runa für den Chor?" fragte sich Bebe.

Stan und Kyle blickten sich an und hatten sofort gemerkt, dass Runa nicht zu Mr. Mackey ging. Sie wussten, dass Mackey ein Date mit Mrs. Crabtree hatte - also warum log Runa?

Wendy löste die Situation: "Egal - gehen wir, los! Ich bin müde und will nach Hause!"
 

Runa versteckte sich hinter der Schuleingangstüre und wartete bis sich die vier verzogen hatten, dann ging sie wieder nach draußen und wartete vor dem Schultor.

Zwei Stunden später hörte sie zwei bekannte Stimmen.

"Lern endlich dich zu benehmen, Eric Cartman. Sonst prophezeie ich dir eine schreckliche Zukunft!" sagte Mrs. Garrison streng.

"Ja, verzeihen Sie, Mrs. Garrison. Wiedersehen Mrs. Garrison!" kam es wie eingeübt von Cartman.

Runa holte tief Luft.

Cartman trat aus dem Schulgelände und bemerkte sie sofort.

"Auf wen wartest du denn, Bitch?" fragte er gelangweilt.

Runa blieb die Luft weg. Meine Güte, er ist ein solches Arschloch, brauste es in ihr auf.

"Na dann wenn nix kommt, bin ich weg!" sagte er dunkel. Sagte und verschwand.

Runa lief ihm nach: "HEY WARTE! CARTMAN!!!!!

Sie rannte ihm nach und blieb schnaubend vor ihm stehen.

"Was is'? Ich hab noch so was wie ein Privatleben, also was willst du?" fragte Cartman.

"Oje - mir wird ganz schwindlig!" dachte Runa, doch sie ignorierte es, konzentrierte sich auf Eric und fragte: "Warum hast du das vorhin gemacht, beim Test meine ich!"

"Was meinst du?" fragte Eric gelangweilt.

"Ich meine, dass du meine Aufgabe in Nanosekunden völlig richtig gelöst hast und bei deiner vollständig versagt hast - sag mal, was sollte das?" fragte Runa.

"Ich habe keine Ahnung wovor du redest!" sagte er nur und ging an ihr vorbei. Doch Runas Arm senkte sich wie ein Zugschranken vor ihm herab und sie sagte mit einem genervten Seitenblick: "Wieso zur Hölle stellst du dich dümmer in der Schule als du bist? Eric ich hab deine Aufsätze gesehen - die sind großartig. Nicht die schreckliche, die du abgibst." Runas Blick durchbohrte ihn regelrecht.

Cartman blickte wütend zurück.

"- Ich meine die Aufsätze, die du in deinem Fach versteckst!" Runa war in der Pause nicht nach draußen in den Hof gegangen. Sie hatte gewartete bis Mrs. Garrison aus dem Klassenzimmer gestöckelt war und hatte begonnen Erics Fach zu durchwühlen.

"Weißt du dass ich dich anzeigen könnte? Das ist Privateigentum, Bitch!" kam es heißer von ihm.

"Mir egal. Tust du ohnehin nicht, also was soll das Ganze?" fragte Runa.

Eric packte ihre ausgestreckte Hand fest beim Gelenk und zog sie zu sich heran. Runa blieb knapp vor ihm stehen und ihre dunkelgrünen Augen blickten kerzengerade in seine dunkelbraunen.

"Ich gebe dir einen guten Tipp, Kleines." Erics Stimme war leise, Runa stellte sich eine Gänsehaut auf dem Rücken auf. Sie klang schön, obwohl sie so einen bedrohlichen Unterklang hatte.

"Spioniere mir niemals wieder nach und du kannst dein Leben einigermaßen ruhig weiterleben!" damit zog Eric sie fest zu sich heran, hob ihr Kinn an und küsste sie leidenschaftlich auf den Mund. Wie beim letzten Mal blieb Runa die Luft weg und als er sie wieder freigab, war sie im Gesicht leicht gerötet.

"Man sieht sich." sagte Eric, ließ sie los, gab ihren schnalzenden Klaps auf den Po und ließ sie fassungslos stehen.

Runa drehte sich wütend um, doch er war bereits verschwunden. Seufzend ließ sie ihre Arme sinken und starrte ihm gedankenverloren nach. "So, so, so... ich bin hier nicht die Einzige, die etwas versteckt, Cartman. Wie du mir so ich dir!" beschloss sie.

Gewitter

"Hey Fettarsch!" rief Stan.

"Hör auf mit dem Dreck - ich bin schlank!" knurrte Cartman gelangweilt. Er starrte vor sich hin, während die anderen bei den Computerspielen standen. Kyle und Stan rockten bei Guitar Hero und Kenny versuchte in die Porno-Abteilung zu kommen.

"Also?" fragte Kyle.

"Also was - Jude?" fragte Cartman.

"Also - was hast du in der letzten Zeit?" fragte Kyle ruhig. Er war inzwischen fast schon darüber erhaben, mit dem Arschloch zu streiten.

"Ich? Ich hab nix!" brummte Cartman.

"Lügen konntest du schon mal besser!" meinte Stan.

"RAUS DU PERVERSER!" rief ein Mann aufgebracht.

Mäßig interessiert sahen die drei mit an, wie Kenny aus dem Hinterzimmer getreten wurde, indem der Spielhallenbesitzer seine Pornos vertickte.

"Weißt du Kenny, es wäre soviel einfacher, wenn du einfach aufgeben würdest!" meinte Stan trocken.

"MÜMMEL- MÜM-MÜMMMMMELLL!" kam es zornig aus seinem orangenen Dress.

"Ja - ja... schon gut, Ken!" sagte Kyle seufzend.

"Mümmel-müm?" fragte Kenny.

Cartman rief genervt: "MIT MIR IS ALLES IN ORDNUNG!"

"Gar nicht wahr und so wie ich das mitgekriegt habe, geht's bei deinen Problemen um Runa. Nicht wahr?" fragte Stan. Wendy hatte mit Stan natürlich lang und breit darüber diskutiert.

"Sag deiner Bitch, sie soll sich nicht in meine Sachen einmischen!" brummte Eric.

"Erstens ist Wendy meine Freundin und hör auf sie Bitch zu nennen!" setzte Stan an.

Eric stand auf.

"Hey wo willst du hin?" fragte Kyle irritiert.

"Weg von euch!" sagte er kurz.

Und weg war er.

Verdattert blickten sich die drei an und Kenny sagte mümmelnd: "Mümm - mümm-mümmel-müm-mümmel!"

"Jup - ganz meine Meinung Kenny!" sagte Stan.

Kyle nickte: "Ja - Eric hat ein Geheimnis und was auch immer es ist, es hat mit Runa zu tun!"
 

Eric lief ziellos und mit verdammt mieser Laune durch die Gassen von South Park. Er wollte nicht wütend sein, war es aber in letzter Zeit viel zu oft. Er war eigentlich glücklich, seit er so viel an Gewicht verloren hatte. Er bemerkte die hungrigen Blicke der Mädchen auf seiner Schule und in der Klasse schon, und sie schmeichelten ihm auch. Doch ein Blick, einen den er mehr als alles andere im Moment begehrte, entging ihm.

Seufzend sah er zum Himmel hoch. Wolken krochen vor die Sonne und passten sich düster seiner Stimmung an.

"Wieso zur Hölle küsse ich dieses Weib nur?" fragte Eric sich. Leises Donnergrollen setzte ein und ein Blitz zuckte in der Ferne zu Boden.

"Wieso fühle ich mich so unruhig in ihrer Nähe?" grübelte er.

Die Wolken schoben sich dicker zusammen. Genervt ging Eric weiter. Er kickte gelangweilt einen Stein zur Seite. Er war im Park angekommen. Zahlreiche Pärchen lagen im Gras und blickten glückselig vor sich hin. Eric wurde dadurch nur noch wütender. Er ging weiter, das näher kommende Gewitter ließ viele Pärchen aufbrechen. Sie suchten in den nahen Cafés Schutz vor dem drohenden Regen. Eric hingegen ging weiter und fühlte sich mit jedem Schritt den er tat, unzufriedener und wütender. Er gelangte zu dem kleinen See, der im Stadtpark lag und klaubte ein paar Kieselsteine auf. Er warf sie über die Wasseroberfläche. Doch anstatt wie so oft viele Male zu springen, ging der Kiesel nach wenigen Sekunden unter.

"Ach..." seufzte Eric auf.
 

Er warf noch einmal. Dieses Mal sprang der Kiesel wenigstens einmal auf. Er warf noch einmal.

Plötzlich gesellte sich ein zweiter Stein dazu und sprang gleichzeitig mit seinem dreimal, dann versank Erics und der zweite Stein sprang noch fünfmal weiter, bis er schließlich auch ins Wasser schwamm.

Er blickte nach links und erkannte die schlank Gestalt von Runa neben sich.

"Hey!" sagte sie nur knapp und warf den nächsten Kiesel.

"Hey!" meinte Eric verdattert. "Meine Güte, wieso taucht dieses Weib nur immer zu den unmöglichsten Zeitpunkten auf?" fragte er sich. Er ließ die Kiesel fallen und setzte sich ins hohe Gras. Runa warf einen Stein nach dem anderen. Sie wirkte genauso verloren, wie Eric sich fühlte.

Nach einer Viertelstunde hörte sie auf, seufzte und streckte sich. Dann drehte sie sich um und fragte: "Darf ich mich setzen, oder beleidigst du mich gleich wieder?"

"Heute nicht, Bitch. Heute bin ich nicht gut drauf!" wehrte Eric ab.

Runa grinste schief und setzte sich einige Meter von ihm entfernt hin:" Hast du denn überhaupt gute Laune?"

Eric starrte sie an und grinste feixend zurück: "Doch, schon."

"Mhm - ich hab davon bislang noch nichts gemerkt!" sagte Runa grinsend. Sie begann gedankenverloren Grashalme aus der Erde zu rupfen. Sie dachte an nichts, nichts Besonderes zumindest.

"Runa darf ich dich was fragen?" kam es plötzlich von Eric.

Erstaunt blickte sie auf. Hatte er sie gerade beim Name genannt? Nicht Bitch? Sie nickte: "Klar - frag ruhig!"

"Was versuchst du so dringend hinter dir zu lassen, dass du sogar in eine völlig neue Stadt gezogen bist. Allein, ohne irgendjemanden?" fragte Eric.

Runa blickte ihn lange an und musste schmunzeln. Na klar, dachte sie, wenn er etwas fragt, dann so etwas, was ihn überhaupt nichts angeht.

"Sorry Eric - das ist mein Kram!" sagte sie nur.

"Schade - dann werde ich eben weitergraben müssen!" sagte Eric die Achseln zuckend.

"Na viel Spaß dabei!" sagte Runa kühl.

"Werde ich haben, keine Sorge Bitch!" grinste Eric.

Sie saßen eine Zeit lang ruhig nebeneinander und starrte nur vor sich hin. Da begann es lauter zu donnern und nur wenige Sekunden danach begann es dicke Tropfen zu regnen. Erst zögerlich, dann mehr und schlussendlich gab es einen wahren Wolkenbruch.

Sie rannten so schnell es ging und erreichten ein stillgelegtes öffentliches WC. Die Toiletten waren entfernt worden, doch zum Unterstellen genügte es. Ohne ein Wort zu reden, blickten sie hinaus in das stürmische Gewitter. Runas Nase kitzelte.

"Oje!" dachte sie noch, da hielt sie es nicht länger aus.

"HATSCHIIIII!" nieste sie laut und deutlich. Eric erschrak regelrecht und starrte sie verdattert an: "Gesundheit!"

"Danke!" schniefte Runa, sie drückte ihre Haar zusammen und das Wasser heraus. Sie fror, und fuhr sich zitternd über die nackten Oberarme. Es war ein heißer Tag gewesen, doch sie merkte es deutlich. Ihre Erkältung war leider noch nicht ganz auskuriert. Und jetzt war sie nass und fror. Toll...

"Hier!" kam es von Eric, er hielt ihr seine Jacke hin.

"Äh?" Runa starrte ihn verwundert an.

"Nimm schon, die ist warm und innen trocken. Bevor ich es mir anders überlege!" sagte er düster.

Runa schnappte sie sich schnell, zog sie an und sagte: "Danke - jetzt ist mir wärmer!"

"Das wird länger dauern bis der Regen nachlässt!" sagte Eric genervt.

"Dir fällt es ganz schön schwer, etwas Nettes zu tun, nicht wahr?" fragte Runa gelassen.

Sie lehnte sich - gewärmt von seiner Jacke, gegen den Türrahmen.

Eric starrte sie an: "Wie kommst du darauf?"

"Weil du dich zu schämen scheinst, wenn du jemand hilfst oder höflich bist!" sagte Runa. Sie steckte ihre kalte Nase in den hochgezogenen Halsaufschlag der Jacke. "Mhm..." dachte sie, "- es riecht so schön. Nach ... Wärme, Geborgenheit..." Runas Augen wurden sanfter: "-nach Familie!"

"Ich hab ein gewisses Image." sagte Eric plötzlich.

Runa blickte ihn an.

"Ja - das Arschloch-Image!" sagte sie bestätigend.

"Ja..." nickte Eric.

Sie blickten erneut in den Regen raus.

"Ich glaube ich weiß was dein Problem ist, Eric!" sagte Runa ruhig.

"Ah ja?" fragte er gelangweilt.

"Du kannst einfach nicht aus deiner "Ich hasse alles und jeden"-Haut und versuchst dich weiterhin vor etwas zu schützen, was ich nicht ganz begreifen kann!" sagte Runa.

"Analysierst du gerne andere Leute, Bitch?" fragte Cartman brummig.

Wenn du wüsstest, dachte sie. "Sagen wir, ich bin Psychologie-Fan!" sagte sie grinsend.

"Lass deine Psycho-Spiele bei mir lieber, du verbrennst dir die Finger!" sagte Eric.

"Ach - jetzt komm schon. Wie gefährlich bist du schon!" winkte Runa ab. Sie hob die Hand und wollte sich die nasse schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht wischen, da packte Eric sie fest, und stieß sie gegen die Wand hinter ihr.

"Autsch - du bist ganz schön grob!" beschwerte sie sich.

"Ein Spiel mit dem Feuer willst du besser nicht anfangen!" sagte Eric dunkel. Seine Augen glühten und sein Gesicht war vielleicht nur 5cm von Runas Gesicht entfernt.

"Glaub mir, Eric, ich habe mich schon mit böseren Kerlen angelegt. DU bist auch nicht fieser!" sagte Runa lässig.

"Keiner ist wie ich!" sagte er bestimmt.

"Das stimmt!" nickte Runa, "- wenn du damit meinst, keiner ist so ein narzisstisches, antisemitisch, nazibejahendes Arschloch der Extraklasse wie du, dann hast du eindeutig Recht!"

"Ich bin viel mehr!" sagte Eric leise. Sein Blick war so brennend, dass Runa innerlich schlucken musste. Oje, dachte sie, ich muss ihn beruhigen.

Sie seufzte: "Schon gut - tut mir Leid. Ich wollte dich nicht beleidigen. Wobei..." Runa hätte sich im selben Moment am liebsten in die Zunge gebissen, doch die war schneller als ihr Hirn: "-es nur der Wahrheit entspricht!"

"Du bist in keiner günstigen Ausgangssituation, solche Sprüche zu klopfen!" sagte Eric.

"Ach - tatsächlich?" fragte sie kühl.

Seine Lippen waren genauso heiß wie das letzte Mal. Doch dieses Mal hielt er ihre Arme rechts und links fest, während sie versuchte ihm ihren Mund zu entreißen. Doch Eric war stärker als sie angenommen hatte. Seine Zunge fuhr in ihren Mund und ehe sie sich versah, gab sie sich dem lüsternen Gefühl tief in ihr drinnen nach.

"Gott - ich habe dieses Gefühl vermisst!" dachte sie genüsslich.

Erics Mund war stark, und ließ an Wissen nichts missen. Wie konnte ein Arschloch wie er nur so verdammt gut küssen, dachte sie sich. Sie spürte, wie er mit einer Hand ihre Arme hielt und mit der zweiten über ihren Rücken fuhr. Mit einem Rucke hatte er sie an sich gerissen und der Kuss wurde - sofern das überhaupt noch möglich war - noch intensiver und leidenschaftlicher. Runas Hände verkrallten sich in seinem dünnen T-Shirt. Sie fühlte wie sich seine starken Muskeln unter ihren Berührungen hoben und senkten. Gott, er ist sinnlich, und er ist nicht gut für mich, dachte sie verzweifelt. Doch für nichts in der Welt, hätte sie das in diesem Moment zugegeben.

Atemlos ließ Eric von ihr ab und drückte sie genervt weg.

"Eines muss ich dir lassen, Eric..." sagte Runa leise. Sie fuhr sich wie in Trance über die Lippen, während Eric düster in den Regen starrte und ihr den Rücken zuwandte.

"- im Küssen bist du verdammt gut..." sagte sie.

Eric drehte sich wütend zu ihr um, und blockierte ihren Weg, indem er zornig seine Arme, rechts und links neben ihr, gegen die Wand stütze. Sein Blick war intensiv.

"Hör zu, Bitch. Ich bin nicht dein occassional Lover. Ich bin vielleicht geil auf deinen Körper, aber ich kann dich absolut nicht ausstehen. Verstanden?"

Runa erstarrte. Seine Augen waren dunkel vor Selbsthass.

"Ich will dich vielleicht ficken, aber das ist auch schon alles!" kam es aus seinem Mund und Runa hörte es wie durch eine dicke Wand.

"Fick dich selbst!" sagte sie kalt und stieß ihn von sich weg. Sie rannte in den Regen hinaus und ließ ihren Schmerz zurück.
 

Eric blickte ihr nach.

Seine Faust traf mit voller Wucht in die alten Fliesenwände und er knurrte wütend: "Ich bin so ein Arschloch!"

Wenn der Wind seine Richtung wechselt....

BUMM!

Genervt blickte Runa zur Decke und erflehte sich von dort Hilfe.

BUMM!

Eine Ader trat bereits auf ihrer Stirn hervor - doch nein, sie würde sich nicht provozieren lassen!

BUMM!

Okay - noch ein einziges Mal und-!

BUMMMMMM!
 

"SAG MAL HACKTS BEI DIR WIEDER AUS, CARTMAN?" fauchte sie laut nach hinten und schmiss gleichzeitig ihr Wörterbuch nach ihm.

Elegant nach rechts ausweichend, das Buch knallte gegen einen leeren Stuhl und ein böses Grinsen war die Folge: "Was den los, Tristan? Na, sind wir irgendwie gereizt?"

"Aber nein - wie kommst du nur darauf?" fragte Runa mit breitem, honigsüßen Lächeln zurück.

Eric zog einen Flunsch: "Igitt - lass dieses falsche Grinsen. Ist ja Übelkeit erregend!"

"Für dich doch alles, Schmusebacke!" lächelte sie noch breiter und süßlicher.

"Nenn mich noch ein einziges Mal so und ich schwöre, ich ignoriere dass ich sonst keine Frauen schlage!" knurrte Eric.

"Na klar, so wie bei Wendy, wenn mich nicht alles täuscht, hat sie dich dermaßen vermöbelt, dass du vier Tage mit Krücken rumgerannt bist, nicht wahr?" fragte Runa höflich. Das Grinsen blieb in ihren Mundwinkeln kleben.

Auf Erics Stirn begann eine Ader zu pochen. Eigentlich, dachte Runa wehmütig, sieht er ja ganz knuffig aus, wenn er sich so ärgerte.

"Das war eine Ausnahme!" sagte Eric böse.

"Na klar..." schmunzelte Runa und drehte sich wieder nach vorne. Doch als sie auf ihren Französisch-Text blickte, verdrehte sich genervt die Augen. Toll - das Wörterbuch. Aufseufzend stand sie auf und ging nach hinten, doch dort wo das Wörterbuch hätte liegen sollen, starrte sie gähnende Leere an. "Häh - wo ist?" fragte Runa leise.

Doch ein leises, böses Lachen ertönte und sie wusste es.

"Cartman rück mein Wörterbuch raus!" sagte sie kühl und hielt auffordern die Hand hin. Eric grinste sie nur frech an.

"Wörterbuch? Welches Wörterbuch, Bitch?" fragte er grinsend.

"Treib es nicht zu weit - Arschloch. Wegen dir muss ich heute bereits nachsitzen - glaub mir, du willst mich nicht "wütend" erleben!" sagte Runa brummig. Ihre Augen glänzten dabei gefährlich auf.
 

5 Stunden zuvor - Englisch Unterricht
 

"So nächste Woche haben wir einen großen Test also lernt noch einmal die ganzen neuen Grammatik - Vokabeln und Phrasen der letzten vier Wochen! Wiederholt und lernt fleißig!" sagte Mrs. Garrison.

Ein Aufseufzen wurde laut.

"Na klar - weil sie kein Privatleben hat, kann sie das ja machen!" kam es genervt von Eric.

"Was regst du dich auf, Cartman?" lächelte Runa frech. Sie drehte sich zu ihm zurück: "Oder willst DU behaupten DU hättest ein Privatleben?"

"Werde lieber nicht frech, kleine Bitch! Sonst findest du dich auf deinem Rücken wieder!" drohte Eric anzüglich.

"Igitt - da hätte ein Kamel größere Chancen!" kicherte Bebe dazwischen.

"Oder sogar Kenny - der alte Perverse!" grinste Wendy.

Kenny hob witternd den Kopf.

"Och Cartman, sind wir heute wieder einmal höflich, Mhm? Oder verspürst du wieder einen gewissen Druck?" sagte Runa mit kaltem Glänzen in den Augen.

"Du kannst den Druck gerne mit einer schnellen Nummer auf dem Klo lindern!" grinste Eric.

"Du bist widerlich, ekelhaft und ein Kretin, Cartman!" fauchte Runa lauter.

"Was ist denn schon wieder los? Mhm? Runa - Eric?" fragte Mrs. Garrison von vorne.

Runa zuckte zusammen: "Nichts - gar nichts!" sagte sie beruhigend.

"Och Runa wollte nur fragen, ob ein Quickie auf der Toilette drinnen ist!" kam es beinhart von Cartman. Alle drehten sich um. Runa sah rot.

Sie stand auf und hob den Sessel und knallte ihn Eric mit vollem Genuss um die Ohren.

"WOW!" rief Eric schmerzhaft und flog zu Boden. Runa blieb keuchend stehen und das Blut pulsierte vor Wut in ihren Ohren:" DU ARSCHLOCH!" schrie sie zornig.

"SCHLAMPE!" kam es postwendend zurück.

"RUNA TRISTAN! ERIC CARTMAN!" rief Mrs. Garrison geschockt: "NACHSITZEN ALLE BEIDE!!"

"OCH NÖHHHH!" kam es geknickt zurück.


 

"Tja - selbst Schuld! Wer mit Sesseln um sich wirft, sollte sich nicht wundern, wenn man damit die Lehrerin zum Überkochen bringt!" grinste Eric verschlagen.

"Ach nein wie hilfreich. WESSEN Schuld war es denn, dass ich mit einem Sessel auf dich losgehe? Gib mir endlich mein Dictionnaire zurück, aber prompt!" keifte Runa.

Eric hielt ihr das Buch hin und sie schnappte es sich fauchend. Hoch erhobenen Hauptes ging sie zu ihrem Platz zurück und arbeitete stumm vor sich hin. Eric blieb ebenfalls stumm und sie nahm an, dass er arbeitet.

"Sag mal-!" fing er ruhig an.

"WAS?" fauchte sie immer noch auf 180.

"- wieso bist du nach South Park gezogen?" fragte Eric.

Runa seufzte: "Sagte ich doch - Tapetenwechsel!"

"Und wo ist deine Familie?" fragte Eric.

Sie drehte sich um und sah ihm in die Augen: "Was zur Hölle geht's dich an, wo meine Familie ist?"

"Die sind tot, stimmt's?" fragte Eric.

Runa spürte wie sie rot wurde - vor Zorn, und blass- vor Schreck. Eric beobachtete sie, wie ihre Gesichtsfarbe so schlagartig wechselte, dass er sich fast schon unwohl fühlte.

"Meine Angelegenheiten gehen dich nichts an, Cartman!" sagte sie. Runa stand auf, gab das Arbeitsblatt und das Wörterbuch auf den Lehrertisch. Sie schulterte ihre Tasche und ging zur Tür.

Verblüfft rief ihr Eric noch nach: "Hey - wir dürfen nicht früher gehen. Beim Nachsitzen versteht die alte Garrison-!"

KNALL! Die Tür flog hinter Runa zu.

"-keinen Spaß..." endete Eric.
 

Runa ging die langen Straßen entlang und blickte teilnahmslos auf die heißen Pflastersteine. Sie schloss die Augen und spürte, wie der Wind durch die Straßen zog. Es waren fast keine Menschen auf der Avenue, was sie nicht wunderte. Es war verdammt heiß geworden - viel zu heiß für den April. Sie hob den Kopf und blickte in den endlosen blauen Himmel.

"Verdammt!" grinste sie melancholisch.

"Mit dem Abschließen ist das so eine Sache, mhm?" fragte eine kühle Stimme neben ihr.

"Hallo Skye..." murmelte sie leise.

Neben ihr war ein schlanker, großer Mann erschienen. Er hatte dichtes schwarzes Haar, das er zu einer lässigen Frisur geschnitten trug, eine einzelne weiße Strähne hang ihm ins Gesicht. Seine Augen waren tiefrot und blickten sie an.

"Sag mal, wie lange hast du gehofft, dass du hier unentdeckt leben kannst?" fragte er höflich.

"Ich hatte zumindest mit einem Jahr gerechnet!" sagte Runa ehrlich.

Auf einmal waren die Straßen wie leer gefegt. Keine Menschenseele war zu sehen.

"Runa - du hast die Organisation verraten! Das hat Folgen, wie du sicher weißt!" sagte Skye. Er trug schwarze lange Hosen, darunter weiße Sportschuhe mit roten Zacken. Sein Hemd hing halb aus der Hose raus und flatterte im sachten Wind. Er hatte die langen Ärmel aufgekrempelt und wirkte entspannt. Über seinem weißen Hemd trug er eine tiefrote Sportjacke, die einen eleganten Schnitt hatte. "Wir wissen von diesem Cartman, willst du die Verantwortung darüber tragen, wenn wir zuerst seine Mutter vergewaltigen, das Haus in Brand stecken und ihn schlussendlich irgendwo verbluten lassen? Wie weit willst du das Spiel noch gehen lassen?"

"Einen halbstarke Idioten habe ich schon einen neuen Teppich in Rechnung gestellt!" sagte Runa.

"Runa - komm zurück. Komm zurück zu mir!" sagte Skye und hielt sie an ihrer Hand fest. Sie spürte die eisige Kälte, doch sie lächelte nur traurig.

"Nein, Skye... niemals..." sagte sie leise.

"Dann wirst du sterben..." sagte Skye.

"Möglich. Aber ich hätte schon so oft sterben können, dennoch bin ich hier!" sagte Runa. Er ließ sie los und sie ging einen Schritt von ihm weg.

"Runa..." Skye wartete ab.

"Erinnerst du dich noch an Moskau?" fragte Runa leise. Der Wind zerrte an ihren Gewändern. Der schwarz, blau karierte Rock schmiegte sich an ihren sportlichen zarten Körper. Das weiße T-Shirt mit den schwarzen Bändern an den Ärmeln bauschte sich.

"Ja."

"Da hast du mir eine Kugel durch mein linkes Schlüsselbein gejagt. 1 cm tiefer und mein Herz hätte dran geglaubt." Sie drehte sich um. Er blickte ihr in die Augen.

"Damals hätte ich meine Gliedmaßen verwettet, dass du mir niemals etwas antun würdest. Ich habe dir blind vertraut!" sagte Runa leise. Sie ging einen Schritt zurück.

Er verfolgte jeden Atemzug ihrer Bewegungen.

"Aber heute - heute habe ich dazugelernt!" sagte sie.

Mit einem Ruck warf sie ihm ihre Schultasche mitten ins Gesicht. Seine linke Hand schnelle nach vorne und ein Knall zerriss die Stille. Ein Schuss zerschmetterte das feine Edelmetall an den Verschlüssen der Tasche, zerfetzte das teurer Leder und ließ sie zerstört zu Boden fallen. Er blickte auf. Runa war verschwunden.

Ein Lächeln zog sich über sein Gesicht: "Dann spielen wir Katz- und Maus, kleine Runa. Wer wird dieses Mal wohl welche Rolle einnehmen?"
 

Erics Haus
 

RINNNNNNNNGGGGGG

"MUM mach die Tür auf!" rief Eric.

RINNNNNNNNNNGGGGGGGG!

"MUM - TÜR!" brüllte Eric.

Doch da fiel ihm ein, dass seine Mutter gar nicht zu Hause war. Brummend stand Eric auf und öffnete die Tür. Da flog geradezu eine Gestalt durch die Tür, schlug das alte Holz zu und verriegelte sie mit zweimaligen Umdrehen des Schlüssels.

Atemlos rutschte Runa an der Innenseite der Tür hinunter und rang nach Luft.

Verdattert blickte Eric sie an.

"Sag mal - wo brennt's denn?" fragte er mehr als verwirrt. Runa zog ihn mit sich in die Küche, schupste ihn auf einen Küchensessel, versperrte auch hier die Hintertür und sicherte die Umgebung.

"Hey Tristan! Was ist los?" fragte Eric genervt.

"Klappe!" sagte Runa nur, sie musterte ein Küchenmesserset, wo die Messer in einen Eichenholzstapel eingeklemmt waren. Sie zog das längste davon heraus, wie auch ein kleineres mit schärferer Schneide.

"BITCH!" sagte Eric genervt, er stand auf und griff nach ihrer Hand.

Sie drehte sich um, hieb mit einem kräftigen Fußtritt nach Eric, so dass er gegen den Kühlschrank flog und sagte leise, während sie ihm den Mund zuhielt: "Hör zu! Mach keine Faxen, sonst bist du tot und deine Mutter kann sich eine ganze Nacht fröhlich betrinken!"

Eric starrte sie fassungslos an. Seine Augen waren gänzlich dunkel.

"Verstanden soweit?" fragte Runa leise.

Er nickte nur knapp.

Sie nahm die Hand von seinem Mund weg. Eric starrte sie düster an, während Runa sich umsah. Sie holte ein IPhone aus ihrer Rocktasche heraus und tippte kurz darauf herum. Dann meldete sich eine ruhige Stimme.

"Catherine, ich bin es Runa!" sagte das schlanke Mädchen.

Obwohl die Anruferin beunruhigt klang, unterbrach Runa sie sofort:" Hör zu - keine Zeit große Reden zu schwingen! Skye hat mich gefunden!"

Das Telefon blieb stumm.

"Hast du gehört?" ein bejahendes Schnauben ertönte.

"Hör zu - du musst mir zwei Tickets besorgen! Nach L.A. so schnell es geht. Ich tauch unter."

Sie hörte wieder zu.

"Ja zwei Tickets! Hör auf zu fragen, tu was ich sage. Ich bin in vier Stunden bei dir! Bring mir meine Ausrüstung mit!" damit legte Runa auf.

"Nach L.A.?" fragte Cartman ruhig.

"Ja wir zwei in L.A. - glaub mir ich habe mir meinen Tag auch anders vorgestellt!" sagte Runa. Sie schien wie unter Spannung zu stehen, ihr Körper hätte wahrscheinlich Funken gesprüht, hätte Eric sie mit Wasser angespritzt.

"Wieso ich? Was hab ich mit deinem Scheiß zu tun?" fragte Eric genervt, er stand auf.

Im selben Moment riss Runa ihn zu Boden, eine laute Serie von Schüssen ertönte und die Wand war durchsiebt, wo Cartman vor Sekunden noch gestanden hatte. Runa sprang vor Eric hin, hielt ihn zu Boden und warf ihr Messer in die verschlossene Hintertür. Es gab ein Knacken und einen banalen Aufschlag. Die Tür fiel mitsamt einer Leiche nach innen. Das Messer hatte den Mann im Tarnanzug und Maschinenpistole quasi am Holz festgenagelt. Mitten in die Stirn.
 

"Was zur Hölle?" spie Eric die Worte aus.

Runa hockte immer noch vor ihm und sagte kühl: "Deine Mutter wird von meinen Leuten beschützt. Beeilen wir uns!"

Autofahrt und fragliches Gestöhne...

"Konsequenz Analyse...." dachte Runa, während sie düster auf die ewig lange Straße, quer durch die Einöde rund um die Stadt South Park blickte. Sicher, dennoch sichtlich genervt, kurvte sie mit einem alten Pickup Truck auf der dunklen Asphaltstraße dahin.

Neben ihr blickte Eric mit dunklen, brummigen Augen nach draußen.

"Ich sitze mit dem wahrscheinlich größten, undankbarsten, antisemitischsten, unhöflichsten, nervigsten und überhaupt gigantischsten Arschloch der Welt in einem alten Truck, den ich Stans Vater geklaut habe, und rase mit ihm Richtung Kansas zu Catherine. Währenddessen sucht Skye nach mir und hält wahrscheinlich nichts zurück um mich und das Arschloch zu töten. Wenigstens ist seine Mutter in Sicherheit. Dillon hat mich noch nie enttäuscht..." dachte sie ruhig.

"Sag mal - wohin zur Hölle fahren wir?" fragte Eric.

"Topeka!" sagte Runa.

"KANSAS?" rief Eric genervt.

Runa blickte ihm amüsiert in die Augen: "Hast du was gegen Dorothees Heimat?"

"Scheißfilm..." meinte er nur brummig.

"Gott!" Runa seufzte auf und hätte am liebsten mit ihrem Kopf auf das Lenkrad gedroschen.

"Was?"

"Wieso tu ich mir das an? Wieso lass ich sie dich nicht einfach umbringen? Dann wäre das wesentlich einfacher mit meiner Flucht!" sagte sie kühl.

Eric starrte sie nur gelassen an: "Kannst du nicht. Bist nicht hart genug!"

Der plötzliche Ruck ließ Eric mit dem Kopf gegen das Armaturenbrett knallen, als Runa ohne Vorwarnung voll in die Bremse trat.

"AUTSCH!" knurrte Eric.

Da spürte er einen kalten Gegenstand gegen seine linke Schläfe gedrückt und ein mechanisches leises Klicken. Mit riesigen, geschockten Augen starrte er die Sig Sauer an, die Runa mit einem Mal in der Hand hatte. Ihre Haare waren aufgegangen und hingen ihr vors Gesicht, darum war es noch viel einschüchternder als er sie nicht sehen konnte. Der Arm war bequem abgewinkelt, ruhig und lässig auf Erics eigene Schulter gestützt.

"Noch Bock weiterzuleben?" fragte sie leise.

Eric schluckte laut: "Ja!"

Sie drehte langsam den Kopf, und mit einem sanften Ruck, beförderte sie ihre Haare über den Kopf nach hinten: "Wenn mir danach ist, zerschmettere ich deinen Kopf mit einem einzigen gezielten Schuss."

Eric nickte langsam:" Verstehe!"

"Gut!" damit legte sie den Gang ein.

Während der restlichen Fahrt wurde kein Wort gesprochen.
 

Catherine ging unruhig auf der Veranda ihres kleinen Landhauses auf und ab. Auf und ab. Tapp - tapp. Tapp - tapp.

"OHHHHH GOTTTTTTT!" stöhnte auf einmal neben ihr eine Frauenstimme lustvoll auf.

Catherine zuckte zusammen. Irritiert und mit hochrotem Kopf drehte sie sich nach hinten. Dort saß eine junge Frau mit hellblau gefärbten Haaren, geschlossene Augen, alabasterweiße Haut. Sie hatte es sich in einem Liegestuhl bequem gemacht.

"ÄH?" fragte Catherine.

"Hab ich dich endlich zum Zuhören gebracht? Ich habe dich zehnmal immer laut angebrüllt. Aber da hast du nicht wirklich reagiert!" zuckte die junge Frau mit den Achseln.

"Deswegen einen Orgasmus vortäuschen?" fragte Catherine, immer noch rot im Gesicht.

"Jup - du bist so prüde, damit krieg ich immer wieder deine Aufmerksamkeit!" lächelte sie.

"Chantal!" sagte Catherine müde, "Was willst du?"

"Dich bitten deine Füße still zu halten. Das dauernde Auf- und Ab macht mich ganz wuschig im Kopf!, Cherie" sagte Chantal.

Sie überschlug ihre Beine feminin und ließ dabei den ohnehin kurzen Rock höher rutschen. Mit brummigem Blick sagte Catherine: "Kannst du dich eigentlich nie normal anziehen?"

"Wieso?" fragte Chantal.

Sie blickte an sich hinunter. Das Bauchfreie, enganliegende Top hatte direkt über der Brust einen kreuzförmigen Ausschnitt. Die Beine waren zwar nicht lang, aber schmal und steckten in Overknees, an den Beinen trug sie schlichte schwarze Ballerinas.

"Vergiss es!" winkte Catherine ab.

"Wieso hat sie es eigentlich versucht? War doch klar, dass Skye sie findet. Runa ist wirklich doof!" sagte Chantal lachend.

"Sie wollte ein Leben. Ein eigenes Leben. Was ist falsch daran?" fragte Catherine.

"Sich gegen die Organisation zu stellen war falsch, Cherie!" meinte Chantal.

"Skye hat sie in Moskau verraten, sie fast umgebracht - glaubst du nicht auch, dass da ein Ausstieg verständlich ist?" fragte Catherine kühl.

"Nicht wenn man Skyes Nummer 1 ist." sagte Chantal und streckte sich.

"Auch wieder wahr!" seufzte Catherine.
 

Da fuhr ein alter Pickup Truck vor, und Runa stieg aus. Ebenfalls kam ein missmutiger dreinblickender 19jähriger Mann zum Vorschein.

"Uh - der ist ja süß!" meinte Chantal.

"Nein - er ist ein Arschloch!" meinte Runa, die gerade die wenigen Stufen nach oben ging und von Catherine umarmt wurde.

"Und gut im Bett!" grinste Eric.

"Mhm - kannst du gerne beweisen!" lächelte Chantal und lehnte sich aufreizend nach vorne, was ihre ohnehin großen Brüste noch betonte.

"Von mir aus könnt ihr euch die ganze Nacht lang begrabschen!" sagte Runa ruhig, sie trat neben Chantal und umarmte auch sie. "Aber vorher würde ich gerne meine Tickets haben!"

"Hier Sweety - zweimal Business!" sagte Chantal lächelnd. Ihre funkelnden Augen spielten mit Erics dunklen.

"Hört auf euch anzuglühen. Das nervt!" sagte Catherine.

"Hier deines, Cartman!" sagte Runa und hielt ihm das Flugticket entgegen.

"Erst will ich verdammt noch mal wissen, wovor ich mit wegrennen muss!" sagte Eric starrsinnig.

"Von mir aus - aber setz dich, dass wird eine längere Geschichte!" sagte Catherine.

"Im Auto - auf dem Weg zum Flughafen. Skye wird nicht lange zögern hier her zu kommen! Dann müsst ihr zwei auch verschwunden sein!" sagte Runa, Chantal und Catherine nickten.

"Ist klar Cherie!" meinte die Französin.

"Sag wieso L.A?" fragte Catherine.

"Im Auto!" winkte Runa ab.

Wenige Sekunden später fuhr ein eleganter Van vom Grundstück. Der Pickup Truck und das Landhaus standen verlassen da. Doch im Inneren des Hauses gab es ein leises Ticken. Gegen 19 Uhr - nur knapp 10 Minuten als sie das Grundstück verlassen hatten, gab es einen betörend lauten Knall. Das Landhaus, der Pickup Truck und alles darin flog in einem heißen Lava Ball in die Luft.

Alte Wunden...

"So krieg ich jetzt eine Erklärung? Wovor zur Hölle noch mal musste ich meine Heimat verlassen und mit dir fliehen, Bitch?" fragte Eric genervt.

Das einzige Fröhliche - oder zumindest Angenehme für die Augen war die hübsche Französin mit dem Namen Chantal, die mit verdammt verführerischen knappen Outfit neben Eric saß und ihm einen großzügigen Einblick auf ihre Brust gewährte.

"Kurz- oder Normalversion?" fragte Runa.

Catherine und Chantal sahen aus dem Fenster, als ginge sie die Unterhaltung der beiden nichts an. Runa saß auf dem Beifahrersitz und starrte mit klarem Blick auf die untergehende Sonne von Kansas. Sie fuhren einen langen Highway entlang, der direkt zu einem kleineren Flughafen führte.

"Normalversion!" meinte Eric.

Runa seufzte auf: "Schade - ich mag die Kurzversion lieber!" Sie streckte sich, kramte aus einem Beutel, den Chantal noch mitgenommen hatte und reichte Bierdosen herum: "Hier - damit denkt sich es besser!" grinste sie nur.

Eric grinste zurück.

Nach dem ersten Schluck lehnte sich Runa tiefer in den Sitz zurück und sagte: "Die Normalversion ist meine gesamte Lebensgeschichte - bist du sicher, dass du nicht lieber die Kurzversion willst?"

Ein Tritt von Chantal gegen ihren Sitz: "Komm schon Chérie - sei nicht so feig, oui?"

"Schon gut - keinen Grund mein Rückgrat zu brechen!" brummte Runa.

"Seit wann hast du eines?" kicherte Chantal.

"Guter Konter!" meinte Eric.

Catherine ging dazwischen: "Willst du die Story hören oder nicht, Wixer?"

Eric grinste diabolisch: "Leg los, Bitch!".

Runa seufzte kurz: "Na gut..."
 

"Krankenhaus Washington DC" - 17 Jahre zuvor...
 

"Sind Sie sich auch sicher?" fragte ein großer dunkelhäutiger Mann. Er trug wie seine Kameraden auch eine dunkle Sonnenbrille und wirkte angespannt. Seine Miene war hart. Sein schwarzer Anzug hätte besser auf einen eleganten Ball gepasst als in ein Krankenhaus.

"Ja. Die Entscheidung ist unumstößlich. Sie wird es sein!" sagte der grauhaarige ältere Mann. Seine kalten blauen Augen glänzten fasziniert.

"Jawohl! Bewegt euch - fahrt den Wagen vor!" sagte der dunkelhäutige Mann tief und sein Befehl kam knallend - wie ein Pistolenschuss.

Der ältere Mann trat an die Glaswand heran. Dahinter lagen alle Kinder, die an diesem Tag geboren worden waren. Bis auf eine Krippe waren alle leer. Darin lag ein hübsches kleines Mädchen. Sie schlief ruhig und schrie nicht. Um genau zu sein - hatte sie kein einziges Mal seit sie vor drei Stunden geboren worden war, geschrien. Sie war stumm auf die Welt gekommen. Kein Schrei, kein einziger Ton.

Dennoch - so waren sich die Ärzte einig - so seltsam und gruselig dieser "Zustand" auch war, die Kleine war völlig gesund und 100% für ihr Alter entwickelt. Ihr Körper war in einem einwandfreien Zustand. Nur schrie sie nicht, überhaupt benahm sie sich überhaupt nicht wie es für ein Baby üblich war. Neben dem Schreien, was nach der Geburt wichtig war, schien sie fast nur zu schlafen, ihre Haut war im Gegensatz zu ihren beiden dunkelhäutigen Eltern völlig weiß, fast schon schneeweiß und ihre Augen waren katzengrün. Ihre Haare waren - so seltsam wie alles an dem Kind war - durchgehend schneeweiß. Man sprach von einer Pigmentstörung, doch selten betraf solch eine Störung den gesamten Körper des Kindes. Die Mutter war bei der Geburt sehr geschwächt worden und im Moment kämpften die Ärzte um das Leben der jungen Frau.

Der Vater hingegen gab seine Befehle und seine Männer taten was er wollte. Sie fuhren die schwarze Limousine vor. Er beobachtete seinen Auftraggeber und musste sich bemühen eine Gänsehaut zu unterdrücken. Da kam ein Arzt aus dem OP-Saal. Er sah müde und abgekämpft aus.

Er trat auf den Grauhaarigen Mann zu und sagte leise: "Sie lebt - aber sie ist in ein Koma gefallen. Wir wissen nicht ob sie es schafft."

Schmerz fuhr in das ohnehin schon kalte Herz des Dunkelhäutigen Untergebenen und er unterdrückte einen Wutschrei. Der Grauhaarige drehte sich um: "Das Kind gehört zu mir!"

Der Dunkelhäutige nickte: "Neben sie das Teufelsgeschöpf nur mit - ich habe keine Tochter und keine Ehefrau mehr."

"Ab heute sind Sie aus meinem Dienst entlassen! Gehen Sie, bevor ich es mir anders überlege!" sagte der Grauhaarige.

Eine hübsche Krankenschwester trat neben ihn und trug auf ihren Armen das zarte kleine Wesen.

"Jawohl!" der Dunkelhäutige drehte sich um und verließ das Krankenhaus ohne sich noch einmal umzudrehen.

Der Grauhaarige lächelte kühl und strich dem Baby zärtlich über den Kopf: "Du wirst noch Großes vollbringen, kleine Auxo..."
 

7 Jahre später...
 

"Herr - Sie ist aufmüpfig, aggressiv und völlig wahnsinnig. Gestern hat sie die Katze getötet. Weil sie immer vor ihr wegläuft! Mein Gott, sie hat das arme Tier regelrecht gefoltert!" empörte sich die Kinderfrau.

"Das sind in meine Augen ganz hervorragende Fortschritte, Cecilia. Ich will sie sehen!" sagte der Grauhaarige Mann. Die Jahre hatten ihn gezeichnet. Seine Augen glänzten immer noch kalt, doch sein Körper war alt geworden.

"Aber Herr - sie ist - jawohl Herr!" ergab sich die Kinderfrau Cecilia.

Sie eilte davon. Während er wartete, sah er aus dem Fenster hinter seinem Schreibtisch. In seiner Hand hielt er ein Glas Rotwein. Er lächelte fröhlich. "Sie macht sehr gute Fortschritte... sie war es Wert damals. Oh ja, sie war es Wert..."

TOCK. TOCK. TOCK.

"HEREIN!" sagte er laut.

"Geh schon!" sagte Cecilia unwillig.

Er drehte sich mit seinem Sessel um, als zarte federleichte Schritte erklangen. Er erstarrte voller Wohlwollen. Vor ihm stand ein zartes, eigenwilliges Geschöpf. Ihre grünen Augen waren groß - wie bei jedem Kind ihres Alters. Ihre Haut war noch genauso schneeweiß wie ihre Haare. Ihre Kinderlippen waren dünn wie ein Strich. Sie war klein, zierlich geradezu. Sie trug ein sittsames dunkelrotes Kinderkleid.

"Hallo - Auxo..." lächelte er höflich.

"..." sie musterte ihn mit ihren furchtbar erwachsenen Augen -die so überhaupt nicht in ein Kindergesicht gehörten.

"Ich habe von deinen Taten gehört - ausgezeichnet..." lächelte er. Es störte ihn nicht, dass sie noch nie ein Wort an ihn gerichtet hatte. Das fand er sogar sehr angenehm.

"Du wirst bald eine neue Kinderfrau bekommen. Cecilia passt nicht länger, meinst du nicht auch?" Die Antwort war ein kindliches Nicken.

"Das meine ich auch... sie wird lästig. Ich denke, du wirst ihr heute einen Streich spielen - einen ganz und gar netten Streich Kind." sagte er und legte ein silbernes langes Messer vor sich auf den Tisch. Er nickte ihr zu und sie nahm sich das Messer.

"Ein süßes Spiel mit viel roter Farbe Kind... ganz so wie du es magst..." lächelte er.

Sie nickte.

"Geh nun..." sagte er ruhig. Sie nickte erneut und wandte sich um, doch dieses Mal blieb sie vor der Tür stehen.

Er sah auf und fragte: "Gib es noch was?"

Sie starrte ihn aus den Kinderaugen lange an, solange dass es sogar ihn schaudern ließ. Dann schüttelte sie den Kopf und ging hinaus.

Er verschränkte die Finger miteinander und stütze sich darauf. Nachdenklich starrte er auf die Tür und kurz darauf hörte er einen schrillen, panischen Schrei.

"NEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIINNNNNNNNNNNNNNNN! AHHHHHHHHHHH!"

Er lächelte, stand auf und ging zur Tür. Er öffnete sie und ging genüsslich langsam, Schritt für Schritt abwiegend weiter. Er erreichte die Wendeltreppe, die in die große Empfangshalle führte. Er ging zum Geländer nach vorn und warf einen Blick nach unten.

Auxo stand in einem roten Meer. Die Leiche von Cecilia lag mit weit aufgerissenen Augen vor ihr und schien immer noch zu schreien. Schrill und ewig lang.

Auxo blickte nach oben zur Galerie. Er lächelte ihre liebevoll zu: "Meine Kleine wird langsam erwachsen..."
 

5 Jahre später...
 

"Weiß jemand wie diese Gleichung gelöst werden kann?" fragte ein schwarzhaariger junger Mann um die 16 Jahre alt. Er stand vor einer interaktiven Tafel und klopfte mit seinem Finger zart dagegen. Er drehte sich zu seinen drei Schülerinnen um. Zwei schrieben artig mit. Doch die Dritte tat das Üblich. Ärgerlich wischte er sich eine weiße Strähne aus seinem Gesicht und ging nach hinten.

Verträumt malte ein Mädchen mit weißen, langen, lockigen Haaren in ihrem karierten Heft herum und schien völlig in ihrer Welt gefangen zu sein.

"AUXO!" plötzlich knallte das Mathematikbuch gegen ihren Tisch. Erschrocken starrte sie in die Augen des Lehrers.

"Skye-senpai ..." sagte sie erschrocken.

"Ja - wundervoll das du meinen Namen kennst - aber würdest du mir lieber die Antwort auf meine Frage sagen?" sagte er kühl.

Die beiden anderen kicherten.

"Ich - weiß die Antwort nicht..." sagte sie leise.

"Das wundert mich nicht. Wenn du dich weiterhin nicht bemühst werde ich irgendwann Zeus davon berichten müssen!" sagt er drohend.

Ängstlich weiteten sich die Augen des Mädchens von knappen 12 Jahren. "NEIN BITTE NICHT! Ich streng mich an, versprochen!"

"..." Skye seufzte innerlich vor sich hin, während er wieder zum Schreibtisch nach vorne ging.
 

Später waren er und Auxo alleine im Klassenzimmer. Emsig bemüht plagte sich das Mädchen mit den Differentialrechnungen, während er die beiden anderen Arbeiten der zwei Mitschülerinnen durchsah. Er spürte ihre Angst vor seiner Drohung. Er wusste, dass er der Einzige neben dem mächtigen Chef Zeus war, für die Auxo überhaupt etwas empfand. Er wusste genügend Daten von ihr. Er musterte sie. Sie war immer noch schmächtig, doch langsam wurde sie zu einer Frau. Sanfte Kurven begannen sich zu formen, ihr Körper entwuchs der Kindheit.

"Auxo wie weit bist du?" fragte er.

"Fast fertig Senpai!" sagte sie hastig. Sie kritzelte noch etwas ins Heft, sprang auf und gab es erleichtert ab. Mit forschem Blick korrigierte er die Fehler und sagte: "Es geht also doch - noch immer viele Fehler, Auxo!"

Sie senkte den Blick:" Verzeiht Senpai - ich bin ganz furchtbar in Mathematik..."

Er fuhr ihr liebevoll durch die langen lockigen Haare, weiß wie seine einzelne Strähne - Pigmentstörung dachte er lächelnd. "Ist nicht so schlimm - aber du weißt wie Zeus auf Mathematik besteht. Dafür bist du hervorragend in den kreativen Bereichen und in den Sprachen. Die 25 Sprachen die du beherrscht sind doch ganz passabel oder nicht?"

Auxos Augen leuchteten fröhlich auf.

"Geh jetzt!" sagte er.

"JA Skye-Senpai!" sagte sie und lief hinaus.

Er blickte ihr nach: "Schade - erzogen zu morden..."
 

3 Jahre später...
 

"Ich versteh nicht wieso Zeus sie immer wie eine Heilige behandelt!" fauchte Carpo wütend. Sie warf den Kopf mit den blauen Haaren nach hinten und fuhr sich wütend über ihre kurze Lederjacke, die den Bauch frei ließ.

"Beruhige dich. Sie ist nun mal die Beste von uns - sag bloß du willst so sein wie sie?" fragte Skye lächelnd.

"Nein - das natürlich nicht Chérie - meine Seele hab ich gerne noch in mir!" schnurrte Carpo sofort neben ihm und rieb ihre großen Brüste gegen seinen Arm. Innerlich die Augen verdrehend befreite er sich elegant.

Er blickte zu der dritten der Gruppe, die sich aus ihr, Carpo und Auxo formte. Thallo stand gelangweilt gegen die Fensterscheibe des 12. Stocks ihres Hauptgebäudes gelehnt.

"Fragst du dich auch oft, wie es sein muss da unten aus freiem Fall aufzuprallen?" fragte er höflich und stellte sich neben sie.

"Darf ich es mit dir ausprobieren?" fragte sie leise.

"Thallo du musst dir keine Sorgen um sie machen. Auxo hält viel aus..." sagte er ruhig.

"Ja - aber sie hat versagt, selten aber kann passieren. Ob Zeus sie am Leben lässt?" fragte Thallo niedergeschlagen.

"Mir gefällt es, dass sie einmal was auf die Schnauze kriegt - sie ist ohnehin viel zu überheblich!" lächelte Carpo.

"Auxo!" sagte Skye aufblickend. Eine Gestalt trat aus dem Lift, dem einzigen, der in den berühmten 13. Stock fuhr - Zeus Reich.

Der Olymp.

"Lebst ja doch noch!" knurrte Carpo.

Auxo trat ins Licht.

"Oh Gott!" entwich es nun auch der Französin.

"Süße!" erschrak Thallo und wollte sie in die Arme nehmen.

Doch Skye war schneller. Er führte sie zu dem zweiten Lift und drückte auf die Nummer 8. Der Stock, wo alle Bewohner des "Olymps" wohnten. Sie folgte ihm stumm. Er führte sie in ihr Zimmer und sagte: "Warte!"

Er holte einen Verbandskoffer. Dann begann er die zahlreichen Wunden auf ihrem Körper zu versorgen. "E hat nicht mit seiner Wut gegeizt..." dachte er brummig, während er die zahlreichen blutigen Schnittwunden - sein netter Dolch - mit Desinfektionsmittel besprühte. Er zog ihr das T-Shirt aus und betrachtete wütend die blauen Quetschungen und Prellungen. Er massierte eine schmerzlindernde Creme darauf - vorsichtig, darauf bedacht sie nicht zu verletzen. Er drückte ihr die ausgekugelte Schulter wieder ins Gelenk - wobei sogar der kalten Auxo ein Schmerzensschrei entwich. Er reichte ihr ein großes T-Shirt . Sie zog es schweigend an und kroch unter die Decke ihres Betts.

Er strich ihr liebevoll über die weißen Haare. Dann verließ er ihr Zimmer. Draußen schlug er mit der nackten Faust in die harte Wand gegenüber.

"Nicht länger - nicht länger..." schwor er sich.
 

1 Jahr später...
 

"Das wirst du nicht tun!" sagte Auxo keuchend. Sie lehnte mit blutender Beinwunde gegen die kalte Mauer. Sie waren im tiefverschneiten Russland, auf dem roten Platz und sie spürte wie ihr das Blut aus der Wunde rannte.

"Du weißt ich muss es tun!" sagte Skye leise und lud die Pistole durch.

"Ich hab dir vertraut!" schleuderte sie ihm entgegen.

Seine Augen waren vor Schmerz verschleiert.

"Verzeih mir, Auxo... Ich liebe dich..." sagte er leise und zog durch.

Der Schuss dröhnte ihr noch heute in den Ohren nach, wenn sie einen Albtraum durchlebte, war es stets dieser Moment.
 


 

Eric hatte stumm zugehört. Dann sagte er leise: "Okay - du hattest eine beschissene Kindheit..."

"Beschissen trifft es ganz gut..." sagte Runa leise.

"Von einem wahnsinnigen Chef einer Auftragskillerelitefirma adoptiert, vom eigenen Vater verstoßen, vom eigenen Freund fast erschossen zu werden - ja, ich glaube, dass ist nicht der beste Lebenslauf." stimmte Catherine zu.

Erleichtertes Lachen tönte durch den Pickup Truck.

"Sag mal - wie hast du das überlebt?" fragte Eric.

Sie hielten an und Runa sagte unbekümmert:" Erzähl ich dir später - erst mal auf geht's!" sie sprang aus dem Pickup Truck.

Sie stiegen aus, und als Eric um den Truck herumgehen wollte, stieß er gegen Runas Arm, der sich vor ihm herabgesenkt hatte: "AUTSCH!" brummte er.

Doch er erkannte sofort warum sie es getan hatte. Vor ihnen hatte sich ein Mann mit schwarzen Haaren, weißer Strähn und blutroten Augen aufgebaut. In seiner Hand hielt er eine schwarze glänzende Pistole mit Schalldämpfer.

Er lächelte: "Hallo - verehrte Horen!"

Schmerz aus tiefstem Herzen

Stille hatte sich über den Platz gesenkt.

Nur der Wind wehte und die Kälte vor ihnen durch Mark und Bein. Eric vermied es zu zittern, wobei es keinem etwas ausgemacht hätte. Wahrscheinlich, dachte er, hätte es ohnehin jeder für Angst-Zittern gehalten.
 

"Wie unhöflich!" fuhr Skye fort.

Die Mädchen schwiegen, Runa hatte sich vor Eric positioniert. Er wunderte sich darüber, wieso sie ihn sogar jetzt noch beschützte? Jetzt, wo ohnehin schon alles im Arsch war.

"Keine Begrüßungsworte? Kein Schwelgen in Erinnerungen? Mädels, wir waren doch mal ein Team!" empörte er sich.

Erneutes Schweigen.

Skye seufzt auf: "Na gut - dann eben nicht. Hätte alles irgendwie freundlicher erscheinen lassen!".

"...inwiefern bitte?" kam es Catherina über die Lippen.

"Oh wie schön, die vernünftige Thallo spricht als Erste!" kam ein trockenes Lächeln über seine Lippen.

"Krieg ich noch eine Antwort, oder knallst du mich gleich ab?" fragte Catherine ruhig.

Sie alle hielten ihre Hände hoch, als Skye knapp mit der Pistole wedelte und ihnen deutete voraus zu gehen. Eric tat es ihnen gleich.

Neben Runa marschierte er her, Catherine und Chantal schritten gleich hinter ihnen her.

"Um auf deine Frage zurückzukommen, meine liebe Thallo!" kam es von Skye, als hätte er ihr Gespräch nicht durch das Bedrohen mit einer Waffe unterbrochen, ruhig und ohne irgendwelche Emotionen. "Ich meinte damit, dass mit einem freundlichen Plausch die Zeit für gewöhnlich wesentlich angenehmer verläuft. Man spricht, man erinnert sich an gemeinsame Zeiten. Mir fällt zum Beispiel gerade in diesem Moment ein, wie schrecklich du und Chantal mit immer genervt habt, wenn ich mit Auxo alleine sein wollte. Gott ich bin regelrecht erfreut über die Gelegenheit euch endlich aus dem Weg zu räumen. Aber bevor wir jetzt gleich zum Höhepunkt des heutigen Tages kommen-"

Er blieb stehen und ein warnendes Schnalzen mit der Zunge ließ auch die Anderen erstarren.

Sie drehten sich um und nun standen alle hinter dem großen Parkplatz des Flugplatzes von Kansas. Hier sagten sich sprichwörtlich Fuchs und Hase gute Nacht. Bald würden sie das auch tun - nur für immer.

"- wieso zur Hölle habt ihr euch von Auxo da mit reinziehen lassen?" fragte er interessiert.

Catherine und Chantal rangen sich ein müdes Lächeln ab.

"Tu es réel aussi stupide que tu parais, or?" fragte Chantal.

Ein Streifschuss ließ sie sofort über der Wange bluten und Runas Lippen weiß vor Zorn werden.

Skyes Pistole rauchte und er lächelte höflich: "Bleib in unserer Sprache, oui? Cochone?"

"Aber du darfst in jeder Sprache zu uns Schlampe sagen, ja?" kam es wütend von Catherine.

"Nenn es das Vorrecht des Älteren!" zuckte er unbeteiligt mit den Schultern.

Runa biss sich vor abgrundtiefem Hass schon so fest auf die weißen Lippen, dass die ersten Blutstropfen hervorquollen.

Eric warf ihr einen schnellen Blick zu und schüttelte nur den Kopf. Runa schluckte den Zorn hinunter und Chantal erwiderte gelassen: „Dabei hast du früher immer gemeint, dir gefällt mein schmutziges Französisch, oui?“

„Cochone, ich bin euch meilenweit hinterher gejagt, Auxo hat einige meiner besten Männer getötet und ich bin euch um genau zu sein, seit fast zwei Jahren ununterbrochen auf den Fersen. Also – krieg ich jetzt eine Antwort auf meine Frage?“ der Lauf der Pistole zeigte ruhig auf Chantals Stirn.

Catherine seufzte: „La lealtad es a ti una palabra extranjera, o agujero de culo?”

Im selben Moment ging Catherine zu Boden als ein Schuss ihren Magen durchlöcherte. Blut schoss zu Boden und von Eric kam nur: „HEILIGE SCHEISSE!“

Von Chantal: „MERDE!“

Die Französin wollte nach vornestürmen, doch ein dritter Schuss streifte sich am Knie und ließ sie zu Boden gehen.

Skyes Pistole rauchte erneut und seine Stimme – ruhig, gelassen und höflich – erwiderte: „Ich hatte euch doch gebeten verständlich zu sprechen. Wie bei ungezogenen Kindern – hören sie nicht, muss man sie bestrafen. Aber Glück für dich, Schätzchen, dass ich Spanisch verstehe!“

Er trat zu Catherine heran, die sich den blutenden Magen hielt und gleichzeitig auch aus dem Mund Blut spuckte. Er schob mit dem Pistolenlauf die Haarsträhnen aus ihrem Gesicht. Sie blickte ihn mit klaren und starken Augen an: „Loyalität wird zwangsläufig überbewertet. Kein sehr intelligentes Kommentar von dir.“

Er stand wieder auf und seufzte: „Sei es drum. Ich habe unser kleines Versteck-Suchspiel gewonnen. Also – darf ich auch den Preis haben.“

Er drehte sich um und sah Runa an. Artig und brav stand sie mit eiskalten Augen da und starrte ihn an.

„Auxo – dein Verrat hat Zeus am meisten verletzt!“ sagte er leise.

„Er hat Jasmine und Ralph auf dem Gewissen. Da war mein Verrat nur gut und billig.“ Sagte Runa ruhig.

„Wer?“ wagte es Eric zu fragen.

Skye sah ihn interessiert an und sprach zu Runa gewandt: „Wieso hilfst du eigentlich dem kleinen Frettchen da? Wieso beschützt du ihn?“

Er sah sie aufmerksam an und legte liebevoll eine Hand auf ihre linke Wange: „So viel Mitleid passt nicht zu dir Auxo. Das ist gegen deiner Natur!“

Runas Augen blitzten wütend auf: „Vielleicht bin ich es Leid von euch falsch bewertet zu werden.“
 

Sie schlug mit ihrem rechten Bein in einem 180° Grad Winkel nach oben und schlug Skye die Pistole aus der Hand. Er zögerte nicht und zog ein Messer aus seinem Wildlederstiefel. Runa schubste Eric aus dem Gefahrenbereich, sprang gleichzeitig in einer eleganten Rückwärtsgrätsche nach hinten. Das Messer, das Skye nach ihr warf, ging somit ins Leere, doch schon hatte er ein Zweites bei der Hand und griff an. Runa ließ sich zu Boden fallen, stieß sich mit der Hand am Asphalt ab und rutschte in perfekter Fußballmanier unter Skyes leicht geöffneten Beinen hindurch. Sie spürte zwar schmerzhaft wie sich Rollsplit in ihre Haut bohrte, doch das nahm sie im Moment nur zu gerne in Kauf. Sie griff nach der Pistole, die sie Skye aus der Hand geschlagen hatte und legte an. Im selben Moment als Skye sein Messer warf, schoss Runa.
 

Die Kugel traf exakt die feine Messerschneide und das Mordinstrument fiel banal zu Boden. Skye erstarrte.

Sie starrten sich einige Zeit lang nur an und Skye lächelte kühl: „Na los – drück ab. Werde wieder zu der Auxo, die du schon immer warst. Verleugne nicht länger wer du bist.“

Catherine von Chantal gestützt, blickte beunruhigt auf die Szene und Eric blieb nach wie vor geduckt wo er war.

Runa hielt noch immer mit unmenschlich ruhiger Hand die Pistole auf Skye gerichtet. Sie erwiderte kalt: „Ich könnte jetzt behaupten, nein – ich drücke nicht ab, weil ich nicht so bin wie du, Skye.“

Sein Lächeln verschwand.

„Oder wie Zeus.“

Die anderen zwei erstarrten.

„Oder wie mein Vater.“

Erics Augen wurden dunkel.

„Aber Fakt ist eben – ich bin zum Töten erzogen worden. Wieso also verleugnen, worin man gut ist?“ damit schoss sie noch einmal und jagte eine Kugel direkt in Skyes Herz. Der Druck riss ihn zu Boden und mit einem dumpfen Aufschlag blieb er liegen.

Runa senkte die Hand und stand auf.

Der Wind wehte noch ein wenig, doch dann hörte auch er auf und als läge ein Fluch über dem Ort, rührte sich in diesem einen Moment nichts. Dann ließ Runa die Waffe fallen und griff sich mit zitternder Hand an die Stirn.

Und dann stieß sie einen lauten Schrei aus, der Eric noch heute im Gedächtnis geblieben war.

„AHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!“
 


 

Für alle die - so wie ich ^^ - nicht sonderlich sprachbegabt sind - hier die Übersetzungen der zwei Sätze, unserer beiden Schönheiten.
 

Chantal: Tu es réel aussi stupide que tu parais, or? - Du bist wirklich so dumm, wie du aussiehst, oder?

Catherine: La lealtad es a ti una palabra extranjera, o agujero de culo? - Loyalität ist für dich ein Fremdwort, oder Arschloch?

Schwingen in der Nacht

Müde...

So müde...
 

Eric blickte auf die erstarrte Runa hinab, die so tat als würde sie ihn nicht sehen, während eilige Notärzte und Schwestern mit der stark blutenden Catherine auf einer Barre in einen Operationssaal schlitternden. Während die Ärzte unverständliche Befehle bellten, die Schwestern ihnen mit Spritzen, Mullbinden und anderem entgegen kamen, hatte Runa nichts anderes getan, als sich neben einer Wartebank auf dem Korridor langsam an der Mauer entlang auf den Boden gleiten zu lassen.

Eric stand ebenfalls gegen die Mauer gelehnt, konnte so aber auf das junge Mädchen hinab blicken. Chantal wurde gegen ihren Willen verarztet und ihr wütendes französisches Fluchen hörte man noch einige Meter weiter, trotz geschlossener Türen.

Catherine hatte eine Sauerstoffmaske umgelegt bekommen, doch ihre müden Augen suchten Runa. Diese hatte jedoch keine Kraft und schloss ihre eigenen.
 

Erich blinzelte. Erst jetzt löste sich die Anspannung in seinem Körper und er ließ sich zitternd auf die Wartebank fallen. Seine Hände zuckten nervös und die Beine fühlten sich weich wie Wackelpudding an.

"Das hört mit der Zeit von selbst auf..." kam es leise von seiner Kameradin rechts neben ihm auf den Boden.

Eric hatte versucht seine Hände gegeneinander zu pressen und das Zittern zu unterdrücken, doch es war relativ wirkungslos.

Sein Blick glitt zu ihr und er sah benommen wie sie mit geschlossenen Augen da saß und ihre Beine leicht angewinkelt ruhen ließ.

"Wie kannst du so ruhig bleiben?" fragt Eric atemlos. Sein Blick glitt zum OP-Saal, wo das rote Licht glühte, dass gerade eine Operation im Gange war. Sein zweiter Blick wanderte zu der Tür wo Chantal verarztet wurde.

"Wieso sich aufregen?" kam es leise zurück.

"WOZU SICH-?" Eric verstummt als zwei Ärztinnen vorbei gingen. Er zischte leise als sie weitergegangen waren: „Eine deiner Freundinnen ist angeschossen worden und liegt mit blutenden Bauch im OP, die Zweite hat eine verdammte Kugel in ihr verdammtes Knie abgekriegt und du hast vor meinen Augen einen Typen erschossen, der uns beinahe alle umgebracht hätte!" Er holte tief Luft und stieß sie fauchend aus: "UND DU FRAGST WIESO ICH MICH AUFREGE?"

Hätte Cartman von Runa eine emotionale Reaktion erwartet, wäre er jetzt mehr als enttäuscht worden. Diese saß gleich teilnahmslos da wie zuvor, doch ihre Augen waren nun offen.

Erneut fiel ihm auf, wie wunderschön diese grünen Katzenaugen waren.
 

"Weißt du mit der Zeit stumpft man gegen den Tod ab..." kam es leise zurück.

Eric starrte sie ungläubig an: "WAS?"

"Ich sagte, mit der Zeit-"

"GOTT VERDAMMT! Ich habe gehört was du gesagt hast!" fluchte er wütend.

Eine Schwester blickte erschrocken und tadelnd gleichzeitig in die Höhe und Cartman warf ihr einen düsteren Blick zu.

"Wieso fragst du dann nach?" kam es leise von Runa.

"Hörst du mal langsam mit der Grabesstimme auf?" kam es zornig zurück.

KLATSCH.

Cartman wurde rückwärts von der Bank katapultiert als Runas Ohrfeige ihn völlig unvorbereitet traf und mit so einer Wucht und Präzision weniger laut als schmerzhaft war. Völlig überrumpelt fiel er nach hinten und landete punktgenau auf seinem Po.

Verwirrt blickte er auf, doch Runa hatte sich schon wieder an der Wand nach unten gelassen und blickte teilnahmslos in die Leere. Die Schwester warf ihm einen irritierten Blick zu und Cartman sah es an ihrer Miene an, das sie Runas blitzschnelle Ohrfeige nicht einmal mitbekommen hatte. Meine Güte, dachte er, die hat einen Schlag. Brummend setzte er sich auf.

„Schon gut, …“ er sah beiseite, „Schon gut – ich hab es kapiert. Das war nicht in Ordnung, oder?“

„Nein, Arschloch, war es nicht!“ kam es noch immer recht leise von Runa. Sie blinzelte kurz mehrmalig und Eric riss die Augen auf.

Runa weinte.

Lautlos, doch riesige Tränen rannten aus ihren wunderschönen Augen über ihre weißen Wangen und sie schien es nicht einmal zu bemerken.

„Eh…nein, eh…nicht!“ kam es stotternd von Cartman. Er wusste nie was er tun musste, wenn ein Mädchen oder überhaupt jemand weinte. Das war etwas, womit er nicht umgehen konnte. Er setzte sich auf die Knie und hob überfordert kurz die Arme.

„Shhh, es ist okay. Ich meine es ist …“

Stirn runzelnd sah ihn Runa an: „Was hast du auf einmal?“

„Äh?“ Eric sah sie irritiert an, dann nahm er ihre Hand und legte sie an ihre Wange: „Du weinst Runa!“

Immer noch mit gerunzelter Stirn rieb sich Runa ungläubig über die Wange. Doch als sie erkannte, dass sie nass war, entschlüpfte ihr ein sanftes: „Ach…“ Sie stand auf und ging Richtung WC. Eric folgte ihr mit den Augen.

Kaum als sie eine leere WC-Kabine betreten hatte, fiel alles von Runa ab. Sie weinte herzerweichend und immer noch lautlos. Sie brach regelrecht zusammen und sie musste sich bei der Toilettenschüssel abstützen um nicht umzufallen.

Die Wangen röteten sich, sie spürte wie die Hitze dorthin schoss und sie wusste, dass sie sich einhalten musste. Sie durfte jetzt nicht schwach werden. Hatten die zahlreichen Ausbildungsjahre sie denn gar nichts gelehrt?

„Runa?“ klopfte es zaghaft an der äußersten Tür.

Sie hob ihren Kopf und rief mit ruhiger Stimme: „Das ist das DAMEN Klo Cartman – wusste gar nicht, dass du dich als Frau siehst? Soll ich dir einen guten Schönheitschirurgen empfehlen?“

„Ich nehme stark an, dass es dir bereits wieder gut geht, oder Bitch?“

„Hervorragend, einfach hervorragend…“ murmelte sie und schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Entschlossen übergab sie sich in die Toilettenschüssel und spülte nach. Sie wischte sich den Mund gründlich vor einem Spiegel ab und musterte ihr Spiegelbild.

„Müde, fertig und verdammt noch mal am Leben!“ sie besah sich die dünne Kratzspur an ihrem Fuß, wo Skys Messer sie noch leicht erwischt hatte. Eine Spur nach links und er hätte direkt ihren Miniskus getroffen.

„Ich werde langsam alt,….“ Seufzte sie und trat vor die Tür. Eric lehnte daneben und sah nun schon wesentlich besser aus. Sein Gesicht hatte wieder Farbe und seine trotzige Ich-gegen-die-ganze-Scheißwelt-Haltung ließ Runa grinsen.
 

„Na –Sehnsucht nach mir gehabt, Wixer?“ fragte sie höflich.

„Nein – höchstens schmerzhafte Lendenprobleme, nachdem ich die süße Französin nicht nageln durfte.“ Kam es postwendend zurück.

„Verständlich…“ nickte Runa und stellte sich ein wenig abseits von Eric hin. Ihr Blick glitt zu der nach wie vor roten Leuchte über dem OP-Saal.

„Wir müssen verschwinden!“ kam es plötzlich von Runa.

Ungläubig hob Eric den Kopf: „Deine Freundinnen sind noch mitten in einer OP oder einer Behandlung. Das kann nur ein Witz sein!“

Runa sah ihn an: „Glaubst du nur weil ich Sky erschossen habe, dass die Organisation nicht nach wie vor hinter meinem und inzwischen auch deinem Arsch her. Die werden einfach wen anderen schicken. Sky hat das Ganze noch als persönlichen Rachefeldzug bestritten, aber das lässt die anderen nicht weniger gefährlich werden. Dieser Narr hat sich tatsächlich eingebildet, dass ich immer noch wie ein kleines Hündchen hinter ihm her tanzen würde. Das hat ihn schlussendlich auch zu Fehler verleitet. Wäre Sky anders eingestellt gewesen, wäre ich längst wieder in der Organisation, Catherine und Chantal tot und du so was wie Skys persönliches neues Spielzeug in seiner Folterkammer.“

Eric sah sie fassungslos an: „Und wie lautet dein Plan, Schlampe?“

„Hier ganz schnell verschwinden.“ Sagte Runa und im selben Moment erlosch das rote Licht des OP-Saales und das Ärzteteam kam teilweise heraus.

Er blickte sich um und sah Runa in der Nähe stehen: „Sind Sie eine Verwandte der jungen Frau da drinnen?“

„Ich bin ihre Schwester. Wie geht es ihr Doktor?“ fragte Runa und sie hatte plötzlich eine weinerliche Stimme und ihr Körper zitterte. Sie schien einem Zusammenbruch nahe.

Eric erstarrte und hätte fast seinen Arm schützend um sie gelegt, als er sah wie ihre Augen mit falschen Tränen glitzerten. Runa schauspielert. Und zwar verdammt gut, wie er fassungslos erkannte.

Doch der Arzt schöpfte keinen Verdacht, ein sanftes väterliches Lächeln umspielte seine Lippen und er sagte: „Sie ist sehr stark, die OP verlief sehr gut, doch die Schmerzen werden ihrer Schwester noch sehr übel mitspielen. Sie wird mindestens zwei Monate hier bleiben müssen.“

Runas Gehirn arbeitete rasch: „Vielen Dank Doktor.“ Nun liefen große dicke Tränen über ihr junges Gesicht. „Sie müssen wissen, wir – meine Schwestern und ich sind Vollwaisen wir haben nur uns.“ Sie fiel dem Arzt scheinbar dankbar um den Hals. Er klopfte ihr liebevoll auf den Rücken und sagte: „Sie wird in einer Stunde wach sein. Sie können gerne bei ihr im Aufwachzimmer bleiben.“ Er hob den Blick und lächelte.

„Wie es aussieht, scheint es ihrer anderen Schwester auch wieder gut zu gehen.“

Runa und Eric drehten sich gleichzeitig um und erkannten wie Chantal zu ihnen hüpfte. Ihr Knie war dick verbunden und kaum hatte sie den Arzt erreicht, fiel auch sie ihm um den Hals.

„Wie geht es unserer Schwester, Erika?“ sie blinzelte mit dicken Tränen in den Augen Runa an. Diese ließ sich sofort zu einem Weinausbruch hinreißen: „Der wundervolle Arzt hat mir gerade gesagt, dass sie wieder ganz gesund wird, aber sie muss zwei Monate hier bleiben.“

„Wie können wir ihnen nur danken, Herr Doktor?“ sie schmiegte ihre großen Brüste fest gegen seinen Körper und der Arzt schien wesentlich röter im Gesicht zu werden. Er legte einen Arm hinter seinen Kopf und lachte tief: „Aber, aber ich bitte Sie – ich – das gehört zu meiner Pflicht, Miss.“

„Trotzdem?“ sie klimperte mit den Wimpern und drückte sich noch näher gegen ihn. „Wenn Sie nichts dagegen hätten, würde ich gerne mit Ihnen unter vier Augen sprechen. Ich würde Sie gerne fragen, was wir nun tun müssen, da wir immer hin von Räubern überfallen wurden.“ Damit zog sie den Arzt bereits in ein kleines Zimmer.

Runa wischte sich leicht die Tränen aus den Augen und sagte leise: „Chantal wird ihn jetzt eine Zeitlang beschäftigen. Wir müssen Catherine so schnell es geht rausholen. Dazu brauchen wir allerdings etwas. Und dazu brauche ich jetzt dein Verführungstalent Erik.“

„Hä?“ Cartman starrte sie irritiert an, als sie sich plötzlich an seinen Hals warf und erneut dicke Tränen an seiner Brust zu heulen schien. Sie schnieft und wisperte dabei leise aber perfekt verständlich: „Catherine ist noch in einen Schlaf versetzt – logischerweise wurde sie während der OP betäubt. Siehst du die süße Krankenschwester da im Schwesternzimmer?“ Sie drückte sich noch fester gegen ihn und Erik glaubte gleich durch die Nase einen Blutverlust der Extraklasse zu erleiden, so eng lag ihr Körper auf seinem, doch er blieb standhaft.

Blinzelnd blickte er zu der hübschen Blondine im Schwesternzimmer, die sichtlich gerührt von so viel Anteilnahme war und zu ihnen hinüber blickte. Sie winkte zaghaft und gleichzeitig sehr weiblich.

Erik nickte knapp, ohne dass es auffällig gewesen wäre.

„Du musst sie aus dem Schwesternzimmer kriegen – keine Ahnung lass deinen Charme – von dem ich sicher bin, dass du ihn auf Abruf hast – spielen und ich schleich mich ins Schwesternzimmer. Dort liegen meistens kleine und größere Dosen von Flumazenil.“ Sagte Runa und schmiegte sich noch enger in seine Arme.

„Und was bewirkt der Stoff?“ flüsterte Erik zurück.

„Mit Flumazenil werden eigentlich Patienten behandelt, die zu viel Beruhigungsmittel genommen haben, Valium zum Beispiel. Flumazenil hält aber auch das körpereigene Schlafmittel in Schach. Und es kann beim Aufwachen nach Operationen benutzt werden. Ich kenne mich damit sehr gut aus. Lenk die Blondine ab.“

Sie wischte sich die Tränen ab und sagte: „Brüderchen ich muss mal kurz aufs WC – ich brauche etwas Zeit für mich.“

„Geh nur Erika. Ich bin hier falls du mich brauchst.“ Kam es postwendend charmant zurück und Runa musste sich ein Grinsen verweigern.

Sie schlich mit gesenkten Kopf aufs Klo und wartete direkt hinter der Tür. Sie sah bei dem kleinen Spalt hinaus und erkannte wie Erik sich langsam der Blondine näherte. Nach knappen drei Minuten entschwand sie mit ihm und das überdrehte Kichern konnte Runa sogar durch die geschlossene Türe hören. Kaum waren sie und Cartman hinter einer Ecke verschwunden, schlich Runa unbemerkt ins Schwesternzimmer. Sie sah sich um und steuerte zielsicher auf einen Schrank in der Ecke an. Rasch hatte sie die richtige Dosis gefunden und streckte noch eine Einweg-Spritze ein. Sie zögerte kurz und packte noch eine kleine weitere aufgezogene Spritze ein. Sie schlich zum OP-Saal und sah wie ein männlicher Assistent noch darin war. Sie hatte beide Spritzen in der Manteltasche ihrer Jacke versteckt und öffnete mit weinenden Augen die OP-Tür.

Der Assistent bemerkte sie sofort und sagte: „Verzeihung Miss – Sie dürfen hier nicht rein. Das ist ein OP-Saal.“

„Aber meine Schwester – ich muss – oh GOTTTTTT!“ schluchzte Runa laut auf und als sie Catherine sah, wäre das fest nicht mehr gespielt gewesen. Sie ging in die Knie und wurde sofort von dem Assistenten aufgefangen.

„Vielen Dank - ich weiß ich dürfte nicht hier sein. Aber bitte – ich – sie ist alles was ich habe!“ flüsterte Runa verletzt.

„…“ Der Assistent seufzte: „Gut – aber nur ganz kurz, Miss.“

„Vielen Dank.“ Runa tat es Chantal gleich und schmiegte sich kurz mit ihrem Oberkörper an den jungen Mann. Dieser reagierte sofort und hielt sie eine Sekunde länger fest als es höflich wäre. Runa stolperte tief traurig auf Catherine zu und beugte sich leicht über sie. Tränen fielen auf Catherines Gesicht, das nur eine Atemmaske auf hatte und sonst zierte nur ein dicker Verband auf ihrem Oberkörper von der OP.

„Oh GOTT! Das ist so traurig.“ Runa versteckte die winzige Spritze in ihrer Handfläche als sie sich erneut in die Arme des Assistenten stürzte. Sie schmiegte sich eng an ihn und seufzte: „Ich – ich bin so verwirrt. Und allein…“ Sie hob ihren Blick und ihre Augen schimmerten verführerisch.

„Sie sind so schön…“ flüsterte der Assistent und sie wartete nicht länger. Sie zog ihn herab und presste ihre Lippen auf seine. Im selben Moment stach sie ihm die Spritze fest ins Genick und drückte die Flüssigkeit in seinen Blutkreislauf.

„MHM!“ sein Schmerzenslaut wurde von Runas Lippen gedämpfte und völlig schlapp fiel er zu Boden. Er blinzelte kurz und glitt sanft ins Reich der Träume: „Verzeihung – ich hab nichts gegen Sie persönlich. Aber glauben Sie mir,…“ Runa grinste und zerrte ihn in einen Schrank voller medizinischer Geräte. „… Sie sollten mir dankbar sein!“ Sie schloss den Schrank ab und vergewisserte sich, dass die Luftlöcher ausreichend waren.
 

Sie wandte sich zu Catherine um und stach die zweite Spritze sehr sanft in ihren Brustkorb. Das Mittel begann sofort zu zirkulieren und innerhalb von zwanzig Sekunden schlug sie die Augen auf. Benommen blickte sie Runa an.

„Was?“

„Keine Zeit – du liegst auf einem OP – Tisch mit einer kreisrunden Narbe – Durchmesser fünf Zentimeter. Sky hat die Patronen der Organisation benutzt. Maximale Durchschlagskraft. Chantal kümmert sich um den Oberarzt, Erik um die Krankenschwester. Es sind nur wenige Abrufbereit. Wir müssen hier raus. Los auf meinen Rücken, Cat!“

Sie blinzelte angestrengt und sagte schwach: „Geht nicht – der Arsch hat mir zwei harte Beruhigungsmittel gespritzt – ich bin wie gelähmt. Zwei Optionen – Ru-Runa!“

„Konsequenz Analyse…“ dachte Runa rasch. Option 1 Catherine zurücklassen – sicheres Todesurteil. Doch ihre Flucht würde gelingen. Problemlos. Option 2 Catherine mitnehmen – Flucht würde problematisch, da sie Cat tragen würde….

„Los auf meinen Rücken!“ Runa zog die völlig schwache Catherine auf ihren Rücken und ignorierte ihre leisen Schmerzensschreie.

Runa blickte leicht bei der OP Tür hinaus. Der Gang war leer. Sie rannte so schnell es ging zu der engen Seitentreppe. Catherine war nicht schwer, aber sie hatte durch die Betäubung ihre Muskeln nicht wirklich aktiviert. Wie ein nasser Sack hing sie auf Runa und drückte sich schwer nach unten. Runa hopst die Stiegen mehrere oder sogar ganze Passagen auf einmal nehmend nach oben – Richtung Dach.

Oben angekommen erwartete sie schon Chantal mit Erik im Gepäck. „Hey Süße – wie geht es dir?“ fragte Chantal.

„Gleiche Frage zurück?“ kam es müde grinsend von Catherine.

„Plaudern könnt ihr über eure neuen Kriegsverletzungen später. Chantal wie teilen wir uns auf?“ fragte Runa ruhig.

„Ich nehme Cat – du und Cartman müsst weiter.“ Sagte Chantal entschieden. Runa nickte. Sie übergab Catherine auf Chantals Rücken und sie standen sich kurze Zeit gegenüber.

„Viel Glück… Schwestern…“ kam es leise aus Runas Mund.

„Ey – wir sind die Horen. Wie können gar nicht verlieren.“ Grinste Chantal. Catherine hob erledigt den Kopf: „Wir treffen uns in L.A. – Schwesterchen!“ lächelte sie.

Runa nickte.

Sie blickte Cartman an: „Hast du zufällig Höhenangst?“ Sie blickte ihn höflich an. Ihre Augen glänzten wachsam.

„Nein – aber wieso fragst du?“ kam es misstrauisch zurück. Runa grinste.

„Ach nur so…“ sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn zum Rand des Daches. Sie drehte sich noch einmal um und winkte sanft: „Bis bald.“

Damit packte sie Eriks Hand fest und ließ sich einfach über das Dach fallen.

„WOAHHHHHHHHHHH!“ kam es lautstark von Erik.

„Die zwei sind irgendwie niedlich zusammen.“ Meinte Chantal fröhlich.

„Ja – aber das war wieder mal typisch Auxo.“ Grinste Catherine. Plötzlich erhob sich ein Drachensegler vor ihren Augen und zwei Gestalten glitten lautlos in die Nacht.

„Ich finde Runa passt wirklich gut zu ihr, Thallo…“ meinte Chantal leise.
 

Catherine nickte. Damit verschwanden auch die beiden lautlos über die Feuertreppe.

Aussprache auf andere Art...

Liebes Gehirn...
 

Auf Runas Stirn hätte man Spiegeleier braten können, so wütend pochte dort eine Ader.
 

WIESO BRING ICH DIESES ARSCHLOCH NICHT EINFACH UM? Ich meine das ganz ernst. Ich glaube keiner würde den jemals vermissen - ganz im Gegenteil.
 

"Hey Bitch! Wieso trägst du eigentlich immer solche Oma-Pyjamas? Lass wenigstens ein bisschen nackte Haut sehen - so würde dich nicht einmal der letzte Loser auf dem Planeten anbaggern wollen." kam es mit einem anzüglichen Grinsen von dem Idioten, der auf der bequemen Couch ihres Wohnzimmers lag.
 

Ich bin sicher - man würde mir dafür sogar einen Orden verleihen.
 

"Und wieso bist du immer so vulgär?" beugte sich Runa wütend zu ihm hinab und schnipste mit dem Zeigefinger gegen Cartmans Nase.

"Sei doch ehrlich - das turnt dich doch an, Bitch!" lächelte Eric und seine Augen glänzten spitzbübisch.

Runa ballte die Hände zu Fäusten und biss sich innerlich auf die Zunge. Nein, ich lasse mich von diesem kleinen Ekel nicht nerven.

Sie bewahrte ihre Ruhe und Selbstachtung, atmete kurz ein und schnell aus. Sie erhob sich und ging an der Couch vorbei, Richtung Schlafzimmer. Ein schnalzender Klaps auf ihren Po war das Endergebnis. Und vorbei war es auch mit Runas Selbstbeherrschung.

"PERVERSER GRABSCHER!"

Puff!

Päng!

"Ojojojojojo...." kam es brabbelnd aus Erics Mund als Runa an ihm vorbei ging und eine fette Beule auf seiner Stirn thronte- dort wo ihn die große Leselampe getroffen hatte.
 

Also noch einmal liebes Gehirn... wieso bringe ich ihn noch mal nicht einfach um? Ach ja... Runa verdrehte die Augen ... ich will ja mein Image aufbessern. Sie stellte sich vor den Spiegel und fuhr sich durch die komplett weißen Haare. Ihre grünen Augen blitzten ihr zornig und heißblütig entgegen. ... keine Gewaltverherrlichung - keine Folter - ergo "leider" kein toter Eric Cartman... Mhm, ich sollte mir das mit der Imageverbesserung noch einmal gründlich überlegen. Ist das den ganzen Ärger wert?

"Das hat ganz schön wehgetan!" kam es von ihrer Schlafzimmertür und Runa starrte weiterhin ihr Spiegelbild an.

"Gut - sollte es auch..." kam es zurück. Sie zog eine weiche Flanelljacke mit einer kuscheligen Kapuze heraus und zog sie sich über ihr schlichtes schwarzes Top, das sie zu ihrer nicht weniger kuschelig-weichen Pyjamahose trug.

"Und trotzdem..." Eric betrat das Zimmer, ließ sich auf Runas Bett fallen und betrachtete sie eingehend.

"Was?" fragte Runa und nahm eine Haarbürste und fuhr sich durch die dichten weißen Haare, die ihr schwer über den Rücken hingen. Sie waren so lang, dass sie ihr bis zu den Knien reichten.

"So ein Hammerbody - und du zeigst ihn nicht her!" maulte Eric.

Runa biss sich erneut auf die Lippen - doch dieses Mal verkniff sie sich somit ein heiteres Lachen. Manchmal war Eric ganz schön niedlich - vor allem wenn etwas nicht nach seinem Kopf ging. Sie packte die Haarbürste weg und drehte sich um.

"Wieso verbirgst du eigentlich diese Prachtmähne?" fragte Eric und deutete auf den Schreibtisch, der in ihrem Zimmer stand. Runa seufzte. Auf ihm ruhten fünf verschiedene Perücken, rot mit kurzem Bob, blond mit langen Wellen, schwarz mit Kurzhaarfrisur, braun - einmal halblang mit Locken und einmal glatt bis zum Po.

"Eric streng dein Hirn an..." sie ging einen Schritt auf ihn zu und schnipste erneut gegen seine Nase: "Meine Haare sind "dezent" auffällig..." Sie verstummte und grinste frech: "Sogar für L.A."
 

Die vergangenen zwei Monate waren relativ ruhig in die Lande gezogen. Sie und Eric hatten eine Woche gebraucht, bis sie in L.A. angekommen waren und seit eineinhalb Monaten - nach der Nacht auf dem Dach des Krankenhauses in Kansas - lebten sie in einer schicken Apartment-Wohnung in einem relativ normalen Hochhaus in L.A. Chantal und Catherine hatten ihnen nur eine Nachricht zu kommen lassen. Es ging ihnen gut, doch sie würden länger brauchen, bis sie aufgrund ihrer Verletzungen wieder einsatzfähig waren.

Seither warteten die beiden Streithähne in L.A.

In einer gemeinsamen Wohnung.

Gut, sie war nicht gerade klein, aber für Runa war es eindeutig hart, auf so engem Grund mit Eric zusammenleben zu müssen.

Abgesehen von seinen dauernden sexistischen Witzen und perversen Anspielungen, waren sie grundverschiedene Menschen. Runa mochte eine saubere Wohnung, doch Eric dachte nicht daran einmal in der Woche Staubzusaugen, oder die Küche zu putzen. Von WC und Badezimmer sprach sie erst gar nicht.

"Hey komm schon - Honey. Wir sind doch ein frisch verliebtes Ehepaar - also sollten wir auch mal Dinge tun, die Ehepaare so treiben." grinste Eric sie frech an.

Runa stöhnte genervt auf. Ja, super - wessen Idee war das ganze nochmal gewesen. Sie und Eric als Ehepaar? Klar, es hatte einfach einen seriösen und vor allem normalen Eindruck gemacht, als sie so die Wohnung gemietet hatten, seither allerdings war sich Runa nicht mehr sicher, wie sie Eric am liebsten umbringen wollte. Schnell oder langsam? Folter oder ein Gnadenschuss?

"Und du wunderst dich, warum du noch NIE zum Stich gekommen bist?" fragte sie sarkastisch. Erics Grinsen wurde noch breiter.

"Wer sagt denn, dass ich noch nie zum Stich kam?" fragte er leise. Seine Augen glänzten tödlich.

Runa hob die Hand und zählte mit den Fingern auf: "Stan, Kyle, Bebe, Wendy..." - Erics Augen wurden kalt - "... ach ja und sogar Chantal." Runas Blick blieb auf ihm ruhen. Ihre Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Grinsen: "Und - so lieb ich sie auch habe - über Chantal lag so ziemlich jeder Männerkörper südlich und nördlich des Äquators."

Sie grinste fies: "Ziemlich erbärmlich für einen sonst so taffen Badboy..." Sie ging zur Tür und deutete mit dem Finger auf den Flur: "Raus - ich will schlafen."

Eric lehnte sich genüsslich nach hinten: "Gerne - tu dir keinen Zwang an, Honey."

"Alleine!"

"... prüdes Stück..."

"Arroganter Schleimscheißer..."

"Bitch."

"Narzisst."

Erich lächelte: "Deine Beleidigungen werden allmählich langweilig. Kann es sein, dass du schon aufgibst, Runa?"

Sie hob irritiert den Kopf - wie immer - wenn er ihren Namen unangekündigt benutzte. Sie trat zu ihm und setzte sich zu seiner größten Verblüffung auf seinen Schoß. Ihre Augen blickten fest in seine und sein Verstand begann kurzzeitig auszusetzen.

"Wieso bist du eigentlich so ein Arsch, Eric?" fragt sie direkt.

Eric richtete sich auf und blickte sie fest an. Der Blickkontakt war so intensiv, dass Runa eine Hitze in ihrem Körper aufsteigen spürte, die nichts mehr mit Verschlossenheit zu tun hatte. Sie war erregt und sie spürte die gleiche Hitze von Eric aufsteigen.

"Okay - Quid pro Quo!" sagte Eric und seine Hände schlossen sich um Runas Hüften. Als hätte sie ein Blitz getroffen, atmete sie stoßartig ein.

"Wir sind nicht im "Schweigen der Lämmer" Eric!" sagte sie sanft.

"Mhm - nein, aber mir gefiel die Idee immer sehr gut. Also ich beantworte dir meine Fragen, du mir meine, okay?" sagte er leise. Seine Hände wanderten nach hinten und mit einem Ruck saß Runa sehr eng an ihn geschmiegt auf seinem Schoß. Sie spürte wie sich unter ihr etwas regte und zum ersten Mal seit langem suchte sie diese Sehnsucht.

Sie biss sich kurz auf die Lippen: "Einverstanden... aber wirst du ehrlich sein?"

"Ganz ehrlich Runa, ich habe nicht mehr viel was sich zu verstecken lohnt..." sagte Eric ehrlich und Runa bekam ganz große Augen vor Verwunderung.

Sie nickte.

Erics Lippen neigten sich zu ihrem Ohr und er biss ohne Vorwarnung hinein.

"Scheiße!" fluchte Runa ungeniert und eine Hitzewelle schoss direkt in ihren Unterleib. "Mhm - ja das Spiel wird Spaß machen..." lächelte Eric.

Gefühle


 

"Ich darf anfangen!" sagte Runa besitzergreifend.

Eric konnte sich noch gerade zurückhalten und verbiss sich ein amüsiertes Lachen.

"Sagt hier wer?" fragte er höflich.

"Ich - du hast gerade in mein Ohr gebissen, somit habe ich das Vorrecht!" sagte Runa würdevoll.

Ihre weißen Haaren hingen endlos über ihren Rücken hinab und Eric nahm fasziniert eine Strähne davon in seine Hand.

Weich - wie purer Samt - flüssig wie Silber floss es über seinen Handrücken und er nickte bestätigend: "Einverstanden - du fängst an. Ist mir sowieso lieber..."

Sein Lächeln wurde wieder sehr fies als er ein zweites Mal in ihr Ohr biss und gleich darauf den Schmerz mit seinen Lippen linderte: "So kann ich dich ein bisschen foltern..."

"Typen wie dich sind ideal für die Organisation..." brachte Runa noch hervor.
 

Interessiert blickte Eric sie an: "Für Sadisten gibt es dort eine eigene Abteilung."

Eric lächelte und knabberte an ihrem Kinn: "Mhm... interessant.... dort sollte ich mal um ein Praktikum anfragen."

"Warum bist du immer so ein intrigantes und rassistisches Schwein, Eric?" fragte Runa heißer. Eric ließ sich mit der Antwort Zeit.

Träge kamen die Worte über seine Lippen, während er Runas Hals erforschte. So eine weiße perfekte Haut sollte verboten sein, dachte er. "Eigentlich bin ich nicht rassistisch. Ich habe weder was gegen Schwarze, Asiaten oder Juden."

"Wieso glaube ich dir nicht wirklich?" fragte Runa leise und stöhnte auf, als er in ihre zweites Ohrläppchen biss.

"Ganz ehrlich - ich war sehr einsam als Kind. Ich kannte meinen Vater nicht, meine Mutter - so sehr ich sie auch liebe - war die bekannteste Schlampe der ganzen Stadt South Park. Es gab so gut wie keinen Typen, der sich nicht schon einmal genagelt hat... Abgesehen davon ist meine Mutter sowohl Mann als auch Frau - ganz schön krass. Ich habe als Kind das absolut nicht verstehen können und habe es gerne verdrängt. Wer hört schon gerne, dass die eigene Mutter ein Hermaphrodit ist?"

Runa hatte kurzzeitig aufgehört sich von Cartmans Lippen ablenken zu lassen und hörte eine gewaltige Traurigkeit und zugleich grenzenlose Wut aus seiner Stimme.

Sie legte ihr Stirn an seine und sagte: "Bist du noch immer so wütend auf deine Mutter?"

"Sie ist ein Freak und das macht mich zum Sohn eines Freaks. Ich wollte immer anders sein und habe mich oft in extrem radikale Ideen gehüllt um nicht zugeben zu müssen, wie sehr ihr Verhalten mit verletzt hat. Sie war grausam - einerseits war sie so liebevoll und sanft, eigentlich müsste ich jeden Typen verprügeln, der ihr wehtut, aber auf der anderen Seite ist sie eine gottverdammte Lügnerin und eine elende Heuchlerin."

Cartman verstummte.

Runa hob sein Kinn an und sah ihm tief in die Augen: "Nur weil deine Mutter nicht die stärkste Person ist, macht sie das zu einem schlechten Menschen?"

Eric erstarrte und sah die Wahrheit aus den grünen Katzenaugen leuchten: "Was?"

"Eric - deine Mutter liebt dich. Das konnte ich auf Anhieb sehen, als ich sie damals beim Elternsprechtag in der Schule sah. Sie strahlt unglaublich viel Liebe und Sanftheit aus. Wie kannst du nur sagen, dass sie dir absichtlich wehtut? Sie mag nicht die stärkste Frau sein, aber das ist keine Mutter. Keine ist vor Fehlentscheidungen gefreit..." Runa verstummte.

Eric zog sie noch enger an sich und seine Hände fuhren ihren schmalen Rücken hinauf. Sie seufzte auf vor Behagen und kuschelte sich in seine Arme.

"Hättest du deine Mutter gerne kennengelernt?" fragte Eric leise.

Runa schloss die Augen und antwortete leise: "Ich weiß nicht. Das was ich von Zeus erfahren habe, waren nicht die schönsten Worte. Natürlich habe ich mich nicht auf diese verlassen und habe meine eigenen Nachforschungen angestellt, aber je mehr ich über meine Eltern las und herausfand - wo sie sich kennengelernt hatten, wer sie waren bevor sie einander trafen, wie sie aufwuchsen ... all das hat mich ihnen nicht ein Stück näher gebracht. Im Gegenteil."

Runa blickte auf und ihre Augen waren dunkel vor Schmerz: "Ich habe sie noch weniger verstehen können. Meine Mutter kam aus einer sehr liebevollen Familie. Meine Großeltern starben vor ungefähr fünf Jahren beide im selben Jahr an Krebs. Aber sie waren liebevolle Eltern. Mein Großvater war Lokomotivführer, Großmutter eine Schneiderin. Sie hatten nie viel Geld, doch meine Mutter bekam alles was sie sich sehnlichst wünschte. Sie selbst hatte eine gute Schulausbildung und kam später zur Armee. Sie arbeitete im Archiv. Mein Vater war ein hohes Tier bei der Army. Seine Kindheit war nicht so schön gewesen. Er war aus seiner Heimat Kenia geflohen - wegen eines Bürgerkrieges. Seinen Vater und seine kleine Schwester verlor er bei einem Angriff der anderen Seite. Seine Mutter starb bei seiner Geburt. Doch hier in Amerika wurde er von einer liebevollen Familie aufgezogen und erhielt eine gute schöne Kindheit, sowie auch eine solide Ausbildung. Er traf meine Mutter bei einer Parade der Army. Er verliebte sich angeblich sofort in sie. Sie hatten genügend Geld, doch mein Vater wollte mehr Ansehen..."

Runa verstummte.
 

Eric rieb Gedankenverloren mit seinem Daumen über ihre Unterlippe: "Deswegen trat er der Organisation bei...

"Er hätte es nicht nötig gehabt. Als Beweis seiner Loyalität forderte Zeus seine Frau - meine Mutter - als Experimentvorlage. Sie sollte die tödlichste Killermaschine der Welt austragen. Mich." Runa stockte der Atem und sie vergrub ihr Gesicht an Erics Hals.

Seine Arme verschränkten sich um sie und zogen sie in eine wärmende Umarmung.

"Meine Mutter hat mir so oft erzählt, wie toll mein Vater aussah..." kam es aus seinem Mund. Runa blickte auf: "Ich bat, nein ich bettelte sie um ein Foto an und sie gab mir ein Foto von Hugh Grant." Eric grinste frech.

Runa entschlüpfte ein fröhliches Lachen.

"Mein erster Gedanke war - Gott, warum habe ich nicht auch so tolle Haare wie Dad..." Runa lächelte. "Meine Mitschüler hänselten mich - nicht nur aufgrund meiner damaligen Fettleibigkeit, nein sie zogen mich auf, dass ich meiner Mutter alle ihre Märchen abnahm. Ich wurde immer wütender, wollte es aber nicht an meiner Mutter ablassen. Darum habe ich angefangen rechtsradikale Ideen zu befürworten. Ich begann Juden, Dunkelhäutige, und andere Menschen zu hassen - immer wieder suchte ich mir zwanghafte Gründe aus. Ich zog mehr als einmal Butters mit rein. Doch ich wollte einfach die Realität ausblenden. Wollte nicht länger Schmerz über die Lügen meiner Mutter empfinden..."

Eric starrte nachdenklich vor sich hin. Runa betrachtete ihn, doch plötzlich spürte sie seine Besitzergreifenden Hände auf ihren beiden Pobacken. Sie zuckte genüsslich zusammen und biss ihm neckend in seine Unterlippe.

"Als ich zu Zeus kam..." flüsterte sie heißer. Erics Hände glitten nach vorne und öffneten ihre plüschig Jacke. Er zog sie ihr bis den Ellbogen und ließ den restlichen Verschluss zu. So war Runa von ihrer eigenen Jacke gefesselt. Sie fand das höchst erotisch.

"Was war damals?" fragte Eric neugierig und seine dunkle Stimme verursachte ein wohliges Ziehen in Runas Magen. Seine Lippen küssten ihr Schlüsselbein und wandert langsam tiefer.

"... stellte er eine Nanny für mich ein. Ich mochte sie nicht. Doch sie war meine einzige Bezugsperson...." flüsterte Runa.

"Was hast du ihr angetan?" fragte Eric leise und biss sanft über ihrem Schlüsselbein in ihre zarte Haut.

"Ahhh!" Runa stöhnte heißer auf: "Zeus verlangte dass ich sie töte. Ich hielt es damals für ein Spiel."

Eric erstarrte kurz: "Ein Spiel?"

"Ja das Spiel der roten Farbe!" murmelte sie flüsternd. Sie schämte sich und eine Träne rannte ihr über ihre Wange herab.

Eric fing sie mit seiner Zunge auf und strich mit seinen Lippen sanft über Runas.

"Ich hielt es für ein Spiel..." flüsterte sie erneut und dann legten sich seine Lippen auf ihre.
 

Es war mehr als Hitze, die Runa bei Erics Kuss empfand, es war wie eine Parade der Sinne. Sie fühlte Lust, Erregung, Verzweiflung und innerliche Zerrissenheit und die gleiche große schwarze Einsamkeit, die auch in ihrem Herzen immer zu Gast war.

"Eric..." hauchte sie als er ihre Lippen freigab.

"Mhm?" seine Hände strichen über ihre Oberschenkel und den schmalen Rücken. Runa beugte sich zu ihm vor und sog seine Lippen mit ihren an.

"Lieb mich..." sagte sie leise.

Eric lächelte.

Lieb mich...

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Die ehrenwerten Horen

Am nächsten Morgen roch Runa einen betörenden Geruch und hob schnuppernden den Kopf. "MHM - das kann nur Kaffee sein... und -" sie öffnete verschlafen die Augen und streckte sich genüsslich, "-frische Brötchen!"

Herrlich, dachte sie.

Frisch motiviert und mehr als genüsslich ausgeruht warf sie die Decke zurück und wollte aufstehen.
 

PUFFFFF! KNALL!

"AHHHRG!" kam es laut aus dem Schlafzimmer.

Eric zuckte in der Küche zusammen und sah schmerzhaft hoch: "Das klang unangenehm." Er ging in die Richtung von Runas Schlafzimmer. Als er in der Tür stand, konnte er nicht mehr. Eric lachte fröhlich und ohne gemeine Hintergedanken über das Bild was sich im bot.

Runa lag nur knapp von der Bettdecke verborgen, nackt am Boden und blickte mehr als irritiert auf. Sie sah Eric mit großen Augen an.

"Eric - ich glaube ich meine Beine sind tot..."

Eric grinste und kam zu ihr, er gab ihr einen sanften Kuss auf den Kopf und hob sie samt Decke hoch und setzte sie wieder auf das Bett.

"Nein - das sind sie nicht. Höchstens etwas Wackelig, sonst aber bestens in Ordnung." lächelte er sehr männlich.

"Momentmal - wieso wackelig?" fragte Runa verblüfft.

Da beugte sich Eric zu ihr und biss ihr verspielt in die Unterlippe: "Kann schon passieren, nach so einer anstrengenden Nacht. Wir waren ja nicht gerade prüde."

Runa wurde knallrot, und zog sich die Decke bis zur Nase hoch: "Red nicht wie ein Perverser!"

"Wir treiben es pervers - wie soll ich denn sonst reden?" fragte er lachend, dann zog er sie fest an sich und küsste sie leidenschaftlich.

Wären Runas Beine nicht ohnehin schon Wackelpudding, spätestens JETZT wären sie es. Sie sah ihn atemlos an und er fragte höflich: "Frühstück, meine Lady?"

Sie lächelte fröhlich: "JA - aber du musst mich tragen. Meine Beine wollen noch immer nicht!"

"Nichts lieber als das!" lächelte Eric und trug sie tatsächlich in die Küche.

"MOMENT! Ich will was anziehen!"

"Gerne - wie wärs mit Marmelade?"

"ERIC!!!!!"
 

Drei Stunden später saß Runa am großen Tisch in der Küche und versuchte sich in das System der Organisation zu hecken - leider mit wenig Erfolg.

"UFF!" ihr Kopf fiel auf die Tischplatte und sie stöhnte genervt.

"Pass auf - was du für Geräusche von dir gibst. Das könnte jemand als Aufforderung verstehen!" sagte Eric feixend, doch er trat nur hinter sie.

"Ha ha ha - guter Witz, wie wäre es mit etwas konstruktiver Hilfe?" sagte Runa angepisst.

"Kein Glück bisher gehabt?" fragte Eric mit gerunzelter Stirn.

"Nein - die haben das System komplett neu gebootet und so habe ich keine Chance. Ich brauche aktuelle Keys um überhaupt in den Verteiler zu kommen. Zeus führt Akten über jeden seiner "Schützlinge"." sagte Runa.

"Eine Frage habe ich übrigens noch - wieso nannte euch Skye "Horen"?" fragte Eric. "Ich mein - okay "Huren" kenne ich aber was sind bitte "Horen"?"

Runa sah ihn finster an: "Hast wohl nie in antiker Geschichte aufgepasst, Mhm?"

"Nicht wirklich - aber Geschichte war ohnehin nie meins!" meinte Eric die Achseln zuckend. Runa lehnte sich zurück und hob ihren leeren Kaffeebecher hoch.

"Schon klar - zuerst dein Kaffee, dann will ich aber eine Antwort haben!" sagte Eric und ließ ohne viel Gerede einen frischen Espresso bei der Maschine herunter.

Runa trank einen genüsslichen Schluck und seufzte auf: "Gut... also das wird eine längere Geschichte."

"Dieses Mal hätte ich gerne die Kurzversion!" meinte Eric grinsend.

"Sorry - gibt nur eine Version. Und die braucht man um es zu verstehen." Sagte Runa und das Lächeln war aus ihrem Gesicht verschwunden.
 

"Die Organisation ist wie eine Firma - jeder kann befördert oder degradiert werden - aber wer die Firma verlassen will, stirbt. Einen anderen Ausweg gibt es nicht. Wer einmal drinnen ist, bleib für immer drinnen. Wie bei der Mafia. Der Chef unserer Organisation - das höchste Tier, war auch mein persönlicher Stiefvater. Zeus." erzählte Runa.

"Zeus... wie der griechische Göttervater?" fragte Eric.

"Ja - Zeus war von der griechischen Mythologie schon immer fasziniert und hat auch sein Büro, das in unserem Hochhaus ganz oben zu finden war immer als "Olymp" bezeichnet. Jeder in der Firma hatte ein Synonym - einen Decknamen. Und jeder sorgte gleich einmal dafür, dass der eigene Name von jedem mit dem größten Respekt ausgesprochen wurde. Das Image war gleichzusetzen mit Zeus Liebe zu den einzelnen Kindern. Je gefährlicher du galtst umso beliebter warst du bei Zeus." erklärte Runa.

"Verstehe..." nickte Eric.

Runa fuhr fort: "Selten gab es einzelne Kämpfer - Skye war so jemand. Zeus wollte Teamplayer, und keine einzelnen Strategen. Die Organisation sollte aus perfekten kleinen Teams bestehen, jedes Team wurde aufgrund von den besonderen Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder zusammengeschlossen. Zeus entschied wer in welche Gruppe kommen sollte. Darunter gab es eben auch uns - ein Dreierteam. Wir wurden die "Horen" genannt...." Runa stockte.

Eric sah sie ruhig an.

"Das Wort "Horen" kommt aus dem griechischen und bedeutet so viel wie „die Zeiten“ oder „die Jahreszeiten“. Sie sind in der griechischen Mythologie die Göttinnen, die das geregelte Leben überwachen. Wir sind so gesehen die Wächter der Zeit und des natürlichen Ablaufs." sagte Runa.

"Ihr bestimmtet wer sterben und wer leben darf." setzte Eric fort.

Runa nickte: "Ja genau. In der Mythologie sind die Horen als Töchter des Zeus und der Themis bekannt. So hat es auch unser "Zeus" gesehen. Catherine, Chantal und ich waren die einzigen Kinder, die er wirklich "adoptiert" hat. Wir wurden sehr genau nach seinen Maßstäben erzogen. Wir waren nicht die einzigen Kinder, oh nein, aber wir waren seine Lieblingskinder." sagte Runa leise.

Eric wartete ab.

"Die Horen wachen wohlgesinnt über das Menschenwerk und bewachen auch die Himmelstore, indem sie das dichte Gewölk unter Donnerdröhnen weg- oder vorschieben. Ohne unser Einverständnis durfte keiner der anderen Gruppen einen Auftrag annehmen - außer Zeus verlangte es sprichwörtlich. Oft überließ er uns große Entscheidungen zu fällen und so gut wie immer waren wir für die Einteilung der "Arbeit" zuständig. Wir waren die zweiten Leiter der Organisation. Zeus benannte jede von uns nach einer der Ur-Horen, den ältesten der griechischen Mythologie. Catherine bekam den Codenamen Thallo. Das bedeutet so viel wie Blühen. Ihr Name stammt von der Hore, die auch die Göttin des Frühlings, der Knospen und Blüten, die Blütenbringerin und Schützerin der Jugend war."

"Das passt zu Catherine - sie will immer beschützen und es kommt mir oft vor als würdest du auch aufblühen." nickte Eric und Runa starrte ihn liebevoll an.

"Weiß du manchmal bist du ganz schön tiefgründig, Eric." sie küsste ihn sanft auf die Stirn, Eric wurde zu ihrer Freude sogar etwas rot und sagte: "Ähem - red bitte weiter..."

"Okay. Chantal bekam den Codenamen Carpo. Carpo bedeutet "Frucht". Sie regierte über den Sommer, das Reifen und Ernten. Sie schützte die Wege zum Berg Olymp und hinterließ die Wolken, die sein Haupt umgaben, wenn einer der Götter ihn verließ. Auch in der Wirklichkeit hat Chantal das Talent andere von unseren Spuren abzulenken." Runa kicherte fröhlich.

Eric nahm eine der dichten Strähnen von Runas weißen Haaren in die Hand und atmete tief ihren Duft ein.

"Und wofür steht "Auxo"?"

Runa sah ihn lange an: "Auxo ist die jüngste und kälteste der Horen. Mein Name bedeutete so viel wie "ruhender Wachstum" - Die Aufgabe von Auxo war das Herrschen über den Winter und das zu Ruhe legen der Pflanzen und Tiere. Über Auxo selbst gibt es so gut wie keinerlei Informationen, deswegen fand Zeus es auch so passend als Namen für mich. Auch über mich gibt es keinerlei Infos. Zwar gibt es Aufzeichnungen über die ausgeführten Experimente währen der Schwangerschaft meiner Mutter, doch ich war doch ein völlig unbekanntes Ergebnis...." Runa verstummte.
 

Lange Zeit schwiegen sie, da blickte Eric auf und sagte: "Du kannst es auch als Chance sehen..."

"Chance?" fragte sie irritiert.

"Ja - du hast die Möglichkeit entgegen Catherine und Chantal - dein Leben selbst zu bestimmen. Über Auxo ist nichts Bekannt - umso besser, nun kannst du selbst entscheiden wie du "Auxo" sein willst." sagte Eric und stand auf. Er ging zur Spüle und spülte die Kaffeetassen aus.

Runa sah ihm zu und ein Lächeln zog sich über ihr Gesicht.

Eric wollte gerade abtrocknen, da fühlte er Runas Arme, die sich um seine schlanke Taille schloss. Sie vergrub sich wohlig an seinem Rücken und sagte: "Ich möchte gerne Runa bleiben... so gefalle ich mir..."

Eric lächelte: "Ja so gefällt mir meine Freundin auch am Besten."

Runa wurde rot als er sie gegen die Kücheninsel drückte und küsste. Doch eines war ihr während ihrer gemeinsamen Zeit bewusst geworden. Sie brauchte diesen sadistischen, liebevollen Mann ihrer Seite. So konnte sie überleben.

So wollte sie leben.

Und nicht anders...

Angriff in der Mall

"Jetzt komm schon Eric - ich will heute noch fertig werden!" sagte Runa ungehalten und kontrollierte den Sitz ihrer rothaarigen Perücke, die sie heute ausgesucht hatte, in einem kleinen Spiegel bei billigem Modeschmuck. Sie waren noch in eine kleine Mall gegangen, weil Eric neu Jeans brauchte.

"Schon gut, schon gut, Bitch. Bin schon da." sagte Eric brummig und hielt bestätigend seine Einkaufstasche hoch.

"Sehr gut - ich will noch was essen gehen - worauf hast du Hunger?" fragte Runa und sah sich um. Sie hatten die freie Auswahl.

"Indisch klingt lecker!" meinte Eric und Runa hackte sich gemütlich bei ihm ein. Als sie langsam dahinschlenderten, konnte Runa ein heiteres Kichern nicht unterdrücken.

"Was ist?" fragte Eric verblüfft.

"Ach nichts. Ich bin einfach glücklich. Fühlt sich gut an!" lächelte Runa.

Eric grinste.
 

"Hast du ihn?"

"Mitten im Visier..." nickte die schwarze Gestalt der anderen zu.

"Warte noch."

"..."

"Drück ab. Sie soll es sehen." sagte die Gestalt und ein kaltes Lächeln kräuselte die dünnen Lippen.
 

Runa lächelte Eric zu und fühlte sich wohl. Plötzlich durchrieselte sie ein heftiger Schauer. Als wäre sie durch eine Kältezone marschiert.

"Was..." sie blickte auf und sah den Lauf eines Scharfschützengewehrs aufblitzen.

"ALLES RUNTER AUF DEN BODEN!" schrie Runa und warf sich in dem Moment auf den mehr als irritierten Eric, als die Kugel einschlug. Es gab einen hässlichen lauten Kracher, als die Munition in den Steinboden der Mall einschlug. Stücke des Belags trafen Runa im Gesicht und hinterließen einige blutige Kratzspuren.

"Alles in Ordnung?" fragte sie heißer.

"Nichts passiert." kam es genauso heißer zurück.

"Hier rein!" Runa rollte sich mit Eric unter eine Sitzbank aus Metall und dort wo sie gerade noch gelegen waren, knallten nach der Reihe fünf Einschusslöcher in den Boden.

"Bleib wo du bist!" sagte Runa. Sie bewegte sich wie ein Panther als sie ihre Jeans hochrollte und von dort eine umgeschnallte SigSauer nahm. Die Pistole war zwar nur eine Durchschnittsmarke, doch sie würde ausreichen.

Runa entsicherte und wagte sich blitzschnell unter der Bank hervor. Sie warf sich hinter einen Pflanzenkübel. Kreischende Menschen rannten quer durch die Mall und warfen dabei Mülltonnen und andere Menschen um. Es herrschte heilloses Chaos. Runa wagte einen Blick hinter der Pflanzen hervor zu werfen und rauschte schnell zurück. Knapp neben ihr schlug ein Kugel ein.
 

"Herr Gott - was hast du heute gefrühstückt? Du schießt schlechter als ein Blinder mit Krückstock." fauchte die schwarze Gestalt.

"Sie ist schnell!" kam es postwendend ohne Gefühle zurück.

Erneut verfehlte der Schütze sein Ziel.

"Nimm die andere Munition!" forderte der Chef.
 

Runa wartete noch fünf Sekunden ab, da hörte sie ein hohes sirrendes Geräusch. Es durchlief sie kalt. "DIESE BASTARDE!" schrie es in ihrem Kopf.

Sie stand auf und warf sich mit aller Kraft auf ein Kind, das vor ihr von einer Frau umgerannt worden war. Der surrende Ton wurde höher und dann ging die Welt in Flammen auf.

"Explosivgeschosse!" keuchte Runa und Eric warf ihr einen grimmigen Blick zu. Runa rollte sich mit dem Kind zu ihm und sagte: "Bleibt in Deckung."

Sie hechtete erneut hinter ein Deckungsmittel und landete dieses Mal in einem zersplitterten Fenster.

Runa konzentrierte sich und ließ ihre Ohren arbeiten. Erneutes hohes Surren - aber zu weit weg. Es schlug zu weit vorne ein und traf ins Nichts. Runa blickte auf und schoss so gut es mit schmerzenden Knien ging in die Höhe, richtete die Pistole auf ein leerstehendes Geschäft im dritten Stock und zielte.

Es gab einen lauten Knall und ein lautes Scheppern.
 

"Was?" keuchte die Gestalt.

"Sie hat uns!" kam es zurück.

Ihr Zielobjekt hatte nun ihre Jäger im Visier und schoss ohne zu Zögern.

"RAUS HIER!" kam der letzte Befehl, da schlug die Kugel der Gegnerin genau in die Lüftung ober ihnen ein und beförderte das altersschwache System über ihren Köpfen zu Boden.
 

Runa blieb wo sie war und wartete. Da sausten zwei Gestalten mit höchst belastbaren Gürtelseilen vom dritten Stock abgeseilt ins Erdgeschoss. Bis auf Runa und Eric, der nach wie vor mit dem geschockten, sprachlosen Kind unter der Bank lag, waren keine Menschen mehr zu sehen.

"Interessant - euch habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Dachte ihr wärt tot." kam es mäßig interessiert von Runa.

"Auxo." nickte die größere der beiden Gestalten.

"Klotho - Lachesis." nickte Runa den beiden zu. Sie verstummte kurz, dann richtete sie ihre Waffe kerzengerade nach hinten und rammte sie somit einer hübschen, älteren Frau mit schwarzen Haaren direkt in den Magen. Diese blieb wie angewurzelt stehen und verharrte in einer Erstarrung.

"Atropos - schön auch dich wiederzusehen. Wie ich merke, schleichst du dich immer noch heimtückisch an. Aber was verlangt man von dem sterblichen Abbild der ältesten der Moiren." Runas glänzten diabolisch: "Sie ist eben nur eine billige Kopie des Originals..."

Atropos sprang in einer perfekten Eleganz nach oben und landete zwischen ihren Gruppenmitgliedern.

"Runa..." begann Klotho und hob eine Spindel in die Höhe. Sie glänzte golden und wie Runa wusste, war es Klothos Lieblingsmethode andere aus der Heimtücke heraus zu erdrosseln.

"-wir sind hier um dir mitzuteilen..." sprach Lachesis weiter, sie war sehr schön mit langen roten Haaren und sah nicht weniger gefährlich aus, als sie ihren schweren Metallstab hob, mit dem sie es vorzog zu kämpfen.

"-dass dein Lebensfaden sich dem Ende zu neigt." schloss Atropos und hielt dabei ihren gefährlichen zweischneidigen Dolch ins Licht mit dem sie gerne wie ihre Namenspatronin den "Lebensfaden" des Todeskandidaten zerschnitt.
 

Runa lächelte höflich und sagte: "Ich fürchte, die Moiren irren sich - ist ja nicht das erste Mal."

Atmender Winter

Hätte Runa irgendwann einmal behauptet, es gäbe eine Moment der absoluten Unwahrscheinlichkeit... dann wäre es dieser Moment.

Alleine den Schicksalsgöttinnen auf Erden gegenüber zu stehen war alles andere als eine positive Zukunftsaussicht. Wütend biss sie sich innerlich auf die Zunge und der Schmerz brachte ihr die Realität nahe. Sie betrachtete die drei Frauen die vor ihr standen.
 

Klotho, die Spinnerin. Runa hatte sie mehr als einmal im "Olymp" gesehen. Oft war Zeus in ihrer Nähe und meist strahlte er geradezu euphorisch. Klotho hielt in ihrer rechten Hand eine relativ große Spindel. Sie war so lang wie Runas Unterarm und dreimal so breit. Die langen dunkelroten Haare hatte Klotho zu einem straffen Seitenzopf gebunden. Sie trug wie die anderen Killerinnen einen schwarzen Ganzkörperanzug aus samtenem Stoff. Ihre Beine steckten in schwarzen Stoffstiefeln. Um ihre Hüfte hatte sie einen Waffengurt geschlungen. Darin steckten noch einmal drei Spindeln in unterschiedlichen Größen.

Lachesis, die Zuteilerin. Sie kam selten in den "Olymp". Ihre Taten waren jedoch nicht weniger hochgehalten worden, als die von Klotho. Sie trug ebenfalls den gleichen Anzug und die gleichen Stiefel. Ihre Haare waren in einem satteren hellen Rotton gehalten und in ihren Händen trug sie einen schwer aussehenden Metallstab. Auf ihrem Rücken waren ebenfalls zwei weitere Stäbe, viel kürzer doch genauso schwer.
 

Runa schluckte innerlich. Denn ihr Blick glitt zu der Letzten im Bunde. Atropos, die Unabwendbare. Sie war so gut wie unsichtbar. Sie selbst hatte die "Vollstreckerin" nur ein einziges Mal im "Olymp" gesehen. Zeus hatte gerade eine Unterhaltung beendet und öffnete seine Tür zu seinem Büro. Atropos trat heraus und ihre Miene war so eiskalt, dass sogar Runa eine Gänsehaut auf ihrem Rücken gespürt hatte. Ihr Körper war eine Killermaschine. Um ihre Beine, Arme und sogar um ihren Hals hatte sie Bänder mit Dolchen geschlungen.
 

"Hore Auxo - wir die Moiren sind gekommen um über dich Gericht zu führen!" begann Klotho. Sie hob ihre Spindel: "Dein Lebensfaden wuchs ..."

"...doch der Lebensstab erkannte..." Lachesis deutete mit der eiskalten Stange auf Runa.

Die Dolche zerschnitten die Luft und rammten sich links und rechts von Runa in die Säule nur wenige Zentimeter hinter ihr: "... dass dein Lebensfaden heute enden wird." endete Atropos.

"Hört auf zu labern, und zeigt endlich was ihr drauf habt!" sagte Runa. Sie hob ihre Pistole und schoss.

Wie Blitze schossen die drei Frauen auseinander. Sie raste auf Runa zu, Klotho von links, Lachesis von rechts und Atropos sprang kerzengerade auf sie zu. Runa schloss die Augen und öffnete sie Sekunden lang.

Eric erstarrte und presste das kleine Kind, das nach wie vor geschockt neben ihm unter Bank lag, fest an sich und hielt ihm die Augen zu. „RUNA!“ brüllte er.

Atropos hielt einen festen Dolch aus silbernem Stahl in der Hand und schoss wie eine Rakete auf die ehemalige Hore zu. Ihre Augen glänzten auf und sie stieß den Dolch nach vorne. Er traf ins Leere. Sie riss die Augen auf und das nächste was sie spürte waren Schmerzen in ihrer rechten Schulter. Sie schlug einen Salto über ihr eigentliches Ziel und blieb stehen. Sie blickte auf die Schmerzquelle und ihre Augen verfinsterten sich. In ihrer rechten Schulter steckte eine Pistolenkugel.

Ein zweifacher Aufschrei erfolgte und Atropos drehte sich um. Klotho und Lachesis waren jeweils gegen eine Seite geschleudert worden. Die Hore stand unbeweglich ein Baum am selben Fleck. In ihrer Hand hielt sie eine Waffe und der anderen hatte sie nun einen Stab von Lachesis.

Atropos griff in die stark blutende Wunde. Sie schaltete ab und ignorierte die brennenden Schmerzen. Sie pullte die Kugel heraus und ließ sie unbeeindruckt zu Boden fallen. Auch die anderen zwei erholten sich schnell.

Atropos drehte sich nicht um, sie sprach über die linke Schulter zu Runa: „Beachtlich – nun verstehe ich wieso Zeus dich immer als sein Kind betrachtet hat. Du bist wirklich gut, Hore Auxo.“ Sie drehte sich noch weiter nach und hob ihre Hand. Es blitzten vier weitere Dolche in ihrer Handfläche auf. „Aber…“, sie lächelte: „Das wird dich heute nicht retten – dein Lebensfaden wird durchtrennt! Ich sorge persönlich dafür!“

Runa hatte stumm zugehört, da drehte sie sich am Absatz um und rannte wie ein Berserker auf Atropos zu. Diese wich aus, als eine Kugel auf sie zuschoss. Doch der abgenommene Stab Lachesis traf sie exakt an der Schulter – auf die Wunde. Ein scharfer Schmerz durchflutete sie, doch Atropos unterdrückte ein Zucken und ein Dolch bohrte sich in Auxos Nähe. Sie drehte den Kopf weg und ein einzelner Kratzer zog sich über ihre linke Wange. Sie schlitterte weiter und blieb stehen. Lachesis und Klotho stürmten auf sie zu. Die Spule entrolle sich und Fäden aus Eisen schossen auf die Hore zu. Lachesis packte einen Stab von ihrem Rücken, und wie durch Zauberhand verlängerte er sich. Spitze Stacheln erschienen und ein sanftes Surren ertönte. Sie drehten sich unaufhaltsam um die eigene Achse.

Eric starrte ungläubig auf die sich drehenden und bewegenden Stacheln – sie wuchsen wurden länger, schrumpfte und wurden wieder kleiner – ein tödliches Folterinstrument. Er schüttelte sich und das Kind in seinen Armen schniefte ängstlich. „Ich muss das Kind irgendwie hier rausbringen…“ flog es ihm durch den Kopf.

Doch er war wie hypnotisiert von der Szene, die sich im bot.

Runa hörte das gefährliche Surren und unterdrückte innerlich einen Fluch. Sicher, es war eine Sache sich mit meiner Pistole zu wehren und sie hatte es auch geschafft die drei zu überraschen und Lachesis den Stab abzunehmen. Schlussendlich hatte es sie nicht wirklich weitergebracht. Sie spürte plötzlich ein Brennen auf der Wange und griff verdattert dorthin. Sie spürte das Blut, das ihr über die Wange rann und sie lachte laut auf.

Die drei Frauen starrten sie kühl an.

„Nein wirklich – ihr seid gar nicht so schlecht.“ Meinte Runa und wischte sich die Wange ab, „-aber…“ sie hob ihre Pistole und grinste fies: „-heute ist nicht mein Tag zu sterben!“

Wortlos stürmten die Frauen erneut heran. Lachesis Stab zischte in atemberaubender Geschwindigkeit nach vorne. Die Schläge prasselten auf Runa herab und sie musste sich bemühen, so gut es ging die Tritte und Hiebe zu kontern. Ein Fußtritt traf sie fest wie ein Stein in den Rücken. Sie krachte zu Boden, sie rollte sich ab, doch Lachesis Stab schlug sich in ihren Magen und mit einer gewaltigen Kraft wurde Runa gegen eine Ausstellungsscheibe geschleudert. Mit Krachen und einem lauten Knall zerbrach das Glas und das zarte Mädchen spürte wie die Scherben sich in ihre Haut schnitten.

Einige Zeit regte sich nichts. Eric hatte einen Aufschrei unterdrückt und starrte mit zittrigem Körper auf die zerdepperte Glasscheibe. „Komm schon – Runa…“ flüsterte er.

Nichts regte sich.

Er biss sich zornig und ohnmächtig vor Verzweiflung auf die Lippe: „Komm schon BITCH!“ brüllte er schließlich.

Da knallten drei exakt bemessene Schüsse aus dem finsteren Loch, wo vorhin noch eine Scheibe gesteckt hatte. Klotho wurde nach hinten gerissen und die nächste Scheibe ging zu Bruch. Lachesis katapultierte sich in den Brunnen und blieb mit einem satten Platsche liegen. Atropos glitt lautlos zu Boden.

„AUA! AUA! AUTSCH!“ kam es knurrend aus dem Scherbenhaufen. Eric ließ das Kind zurück und rannte zu der sprechenden Fensterscheibe. Er blickte in den leeren Raum und rief fragend: „Runa?“

KLATSCH

Eine satte Ohrfeige riss Eric von den Füßen und er plumpste zu Boden. Mit offenem Mund starrte er nach oben. Runa trat aus dem Kleiderladen in den sie gekracht war und sie sah ordentlich mitgenommen aus. Ihr Outfit war komplett zerrissen, die Schuhe waren von ihrem eigenen Blut gepunktet und von ihrem Oberschenkel rann eine satte Blutspur. Ungläubig starrte Eric auf eine Glasscherbe die knapp ober dem Knie steckte. Runa knurrte, griff danach und zog sie heraus. Es machte ein banales schmatzendes Geräusch, als hätte Runa einen Stöpsel aus der Badewanne mit Wasser gezogen. Sie verzog den Mund und sagte mit relativ tiefer Stimme: „Ich mag das Wort nicht – Arschloch!“

Eric grinste. Er stand auf und sagte die Achseln zuckend: „Ausgleichende Gerechtigkeit… oder kommt noch eine Ohrfeige?“

Runa lächelte schief: „Nein…“ Sie humpelte mit ernsterer Miene zu der am Boden liegenden Atropos. Um sie herum hatte sich bereits ein beachtlicher Blutfleck ausgebreitet. Eric schlich ihr nach. Ein Schauer rannte ihm über den Rücken. Atropos lag mit offenen Augen am Boden. In ihrer linken Augenhöhle war nun ein Loch. Runa hatte ihr direkt ins linke Auge geschossen.

„Will ich wissen wo du die anderen getroffen hast?“ fragte er.

Sie zuckte die Achseln: „Keine Ahnung – wundert mich ehrlich gesagt, dass ich getroffen habe. Ich hatte Blut in den Augen.“ Sie ging zu der im Brunnen liegenden Lachesis. Sie griff nach dem sich immer noch drehenden und surrenden Stab. Mit einem Knopfdruck erstarb das Geräusch und er wurde wieder kleiner. Sie musterte ihn. Ein Lachen.

Eric sah sie verdattert an: „Was zur Hölle ist an der Situation bitte lustig?“

„Ehrlich gesagt – alles. Verstehst du nicht?“ Runa drehte sich um. Ihre Augen hatten einen hellen irren Glanz: „Egal was ich versuche – es scheitert!“

„Eh – das nennst du scheitern?“

Eric blickte auf das Kind und biss sich auf die Lippen. Es war verschwunden. Na toll, seufzte er – noch ein geistiges psychopathisches Wrack für die Welt. Wirklich super.

„Ich nenne es den aktuellen IST-Stand, Eric…“ Runa steckte den Stab ein. „Könnte noch nützlich werden…“ damit wollte sie gehen, doch Eric hielt sie fest.

„Was meinst du?“ er sah sie brennend an.

Runa seufzte: „Es ist doch sonnenklar Eric.“ Sie sah ihn mit diesen hellen Augen an: „Zeus wird nicht Ruhe geben, bis ich tot bin. Ich und alle die mir etwas bedeuten. Das lässt nur eine einzige logische Schlussfolgerung zu…“ Sie sah ihn an.

Eric sagte: „Du wirst ihn töten.“

Die rothaarige Perücke war ihr schon lange vom Kopf gerutscht und die äußerst langen weißen Haare hingen herab. Runa griff sich ins Gesicht und zwei farbige Kontaktlinsen wurden in den Mülleimer neben ihr geworfen.

„Hore Auxo wird das letzte Mal den Winter heraufbeschwören. Und ich schwöre dieses Mal wird Zeus darin erfrieren!“

Erinnyen

Gegenüberliegendes Hochhaus des „Olymps“, Washington DC – Dach
 

Der gläserne Gebäudekomplex sah uneinnehmbar aus. Ein Helikopter flog in regelmäßigen Abständen unter einer gewaltigen Aufwartung von Abwehrraketen, sowie einem extrem grellen Lichtscheinwerfer um das gesamte Areal herum. Die äußeren Wände waren aus feuerfestem und kugelsicherem Panzerglas. Das Hochhaus hatte zwar „nur“ 12 Stockwerke, wobei die eigentliche Höhe des „Olymps“ auf ungefähr 740 m geschätzt wurde und somit das höchste Gebäude von Washington DC war. Die 12 Stockwerke verwirrten absichtlich und im Inneren des Glaskomplexes waren die Stufen und Büros wie eine Bienenwabe angelegt. Man konnte nicht ungesehen hindurchkommen. Und die Drohnen waren nur allzu süchtig, nach der Möglichkeit sich ihrem Bienenkönig ergeben zu zeigen.

Eine Stimme knackte leise aus dem leistungsstarken Ohrmikrofon und fragte: „Hey Thallo – wie sieht es am Dach aus?“

„Ehrliche Antwort Auxo?“ fragte Thallo düster und ließ das Fernglas während des Gesprächs nicht sinken. Sie zoomte sich näher heran und erkannte Abwehrschutzinstallationen, fast unerkennbar, in den Teilbereichen der gläsernen Auswände versteckt.

„Nein, lüg mich an – dann hab ich eher das Gefühl, diese Aktion heute zu überleben!“ ertönte die immer rauchig klingende Sexstimme von Carpo.

„Hast du nicht gesagt, du stehst auf unmögliche Aktionen?“ fragte eine tiefe männliche Stimme.

„… geh weg.“

Thallo unterdrückte ein Schmunzeln und seufzte: „Abgesehen von den Titanwänden aus Panzerglas, dem nervigen Hubschrauber, den Abwehrschutzvorrichtungen, die mit Giftpfeilen und verstärkten Kugeln geladen sind, dem Bienenwabenbau im Inneren und die Höhe des Olymps… sieht es eigentlich ganz nett aus.“

„Ganz nett?“ brummte Carpo. „Nein wie entzückend aufmunternd!“

„Auxo – willst du echt am Plan festhalten?“ fragte Eric mit einem leisen Knacken in seinem Headset.

„Heute wird es enden. Der Winter hält seinen Einzug! Macht euch bereit, für Phase 1.“ Damit knackte es kurz und Auxo verstummte.

Thallo nickte, legte das Fernglas weg und schulterte eine gewaltige Kalaschnikow auf ihre zarte Schulter, sie visierte den Hubschrauber an und sagte: „Du nervst, du fetter Brummer!“ und sie schoss.
 

Im Inneren des Olymps, 10. Stockwerk
 

Ein gewaltiger Knall ertönte und ließ eine Frau mit grünen langen Haaren nicht einmal aufsehen. Im selben Moment läutete das Telefon und sie hob ab: „Erinnye Alekto?“

„Die Horen machen Ärger – töte sie und bringe Auxo zu mir!“ ertönte eine harte alte Männerstimme.

„Jawohl Zeus!“ damit legte sie auf und stand mit einem eleganten Dreher aus ihrem Sessel auf. Zwei fast gleich aussehende Frauen, die sich von Alekto nur durch die Haarfarbe unterschieden, sahen auf.

„Megaira, Tisiphone – wir haben Arbeit!“ sagte Alekto und die zwei nickten. Megaira hatte tiefviolette Haare und Tisiphone leuchtend türkise. Sie nahmen jeweils einen Rucksack mit und Alekto sagte: „Ich gehe aufs Dach, Megaira du gehst vor Zeus Tore und Tisiphone beachte den Keller.“

Die zwei nickten und schon waren sie auf ihre Weg.
 

Olymp – Zeus Büro
 

Zeus sah auf eine gewaltige Bildschirmwand hinter seinem großen Eichenholztisch und starrte auf das rauchende und brennende Wrack des Helikopters. Er tippte auf die Taste seiner Fernbedienung und es läutete leise aus zwei großen Lautsprechern um die Bildschirme herum.

„Master?“

„Sammle deine Schwestern – die Horen wagen einen Aufstand!“ sagte Zeus und legte auf. Die Bildschirme flackerten kaum und die Bilder wechselten in atemberaubender Geschwindigkeit. Auf einem konnte Zeus erkennen, wie Thallo an einem Hochgeschwindigkeitsrad über ein gespanntes Metallseil quer über 600m Höhe auf die Außenwände zuraste. Sie hielt in ihrer Hand eine kleinere Form einer Feuerfaust und schmetterte ein Loch in die Stützbalken der Glaswände. Er knirschte wütend mit den Zähnen.

Zur selben Zeit meldeten sich Eindringe auf dem Dach und im Keller. Er sah wie seine Erinnyen bereits auf dem Weg waren und mit ihnen ihre eigenen Untergebenen von 40-50 ausgebildeter Söldner.

Zeus lehnte sich zurück und sagte zornig: „Haltet euch bereit – ich werde euch brauchen. Enttäuscht mich nicht.“

Zwei grelle silberne Augenpaare leuchteten hinter Gitterstäben hervor und ein widerliches Schaben ertönte kurz. Zeus drückte auf einen weiteren Knopf und von der Decke fielen aus einem geöffneten Oberlicht zwei kleine tote Lämmer. Sie fielen direkt in die Käfige und wurden lautlos gefressen.

Zeus schnaubte leise durch die Nasenlöcher aus.

„Auxo, die Verräterin. Mein eigenes Kind. Dafür wirst du bluten!“
 

Kellerabteil des „Olymps“
 

Carpo stand gegen die Wand gelehnt und hielt eine breite Axt in der linken Hand, sowie zwei Pistolen um ihre Oberschenkel geschnürt. In ihrer rechten Hand hielt sie einen lautlos blinkenden Sender.

Sie spürte einen frischen Luftzug und sah wie sich der Lift auftat. 20-30 Männer stürmten heraus und formten sich zu einer unüberwindbaren Formationslinie. Sie hielten Automatikschusswaffen in ihren Händen und sie trugen feine schwarze Anzüge.

„Ich habe noch nie Zeus Anweisungen bezüglich der Bürokleidung verstanden…“ dachte Carpo unbeeindruckt. „Ein Anzug ist doch verdammt unbequem, aber wem’ s gefällt.“

Eine schlanke hübsche Frau mit leuchtend türkisenen Haaren gesellte sich umringt von weiteren Söldnertruppen dazu. Sie trug eine Art enganliegende Toga. Carpo schnaubte unhörbar: „War ja klar, seine geliebten Furien… und wieso tragen die immer griechische Togen?“

„Horen ich weiß eine von euch ist hier – zeige dich!“ ertönte eine sehr helle Stimme.

Carpo grinste. Sie trat aus ihrem Versteck, die rechte Hand lag elegant hinter ihrem Po. Wie üblich war sie „unpassend“ – wie Thallo es nennen würde – gekleidet. Eine sehr knappe Hotpants, die gerade noch unter ihren Pobacken aufhörte. Ein weißes Tuch, das sie sich im Kreuzstil um ihre Brüste geschnürt hatte. Ihre Beine steckten in Overkneestrümpfen aus schwarzer Seide und schwarze feste Springerstiefel lagen an ihren zarten Füßen an.

„Tisiphone, lange nicht gesehen!“ winkte sie freundlich mit der linken Hand und der geladenen Pistole.

„Hore Carpo – Zeus verlangt deinen Kopf für deinen Verrat. Sei bereit von der „Mordrächenden“ gerichtet zu werden.“ Rief ein untergebener Söldner zur rechten von Tisiphone.

Die Furien oder Erinnyen wurden sehr selten von Zeus mit Mord beauftragt, sie waren Zeus Aufpasser. Sie kümmerten sich um die Sicherheit und die Arbeit der Untergebenen des Olymps. Sie waren die Henker der Götter.

„Bevor wir gleich kopflos werden, heiz ich noch mal allen ein – einverstanden?“ lächelte Carpo. Sie drückte auf den Knopf.

Die Welt wurde ein Flammenmeer.
 

Dach des „Olymps“
 

„WOHA!“ Eric köpfelte wenig elegant auf den harten Glasboden des Dachs und blieb rutschend liegen.

„Meisterliche Landung!“ kicherte Auxo, die mit ihrem Paragleitschirm ohne Probleme gelandet war. Sanft kam sie mit ihren Absatzstiefeln auf dem Dach an und ein leises Klacken ließ sie aufhorchen. Auxo riss den Schirm hoch, der sofort von Kugeln durchsiebt wurde.

Als der Schirm vom Wind weggetragen wurde, stand Auxo vor Eric, der bereits eine Automatikwaffe im Anschlag hielt. Auxo selbst hielt den Stab von Lachesis in der Hand. Das leise Surren verriet die verborgene Schlagkraft.

„Zeus verlangt nach dir Hore Auxo!“ ertönte eine melodische Stimme. Sie klang als würde die Frau singen.

„Alekto!“ Auxo knurrte es fast.

Vor ihr hatten sich 40-50 Männer aufgebaut, schwer bewaffnet und mit Schutzschildern ausgestattet. In der Mitte stand eine Frau mit hellgrünen Haaren und noch grelleren Augen. Um ihre Hüften waren zwei Schwerter geschnallt.

„Er verlangt von dir Rechenschaft!“ sagte Alekto und nickte mit dem Kopf. Auf ihr Kommando stürzten zwanzig Männer auf Auxo zu.

„Ich hatte ja gehofft das ohne gewaltiges Blutvergießen durchzuziehen.“ Sagte Auxo, sie hob zwei Pistolen und Eric grinste fies: „Du bist eine verdammt schlechte Lügnerin.“

Damit schoss Auxo und ein noch teuflischeres Lächeln lag auf ihren Lippen.
 

7. Stockwerk Gebäude „Olymp“
 

Thallo flog mit surrenden Geräuschen durch das Loch, das sie mit einer kleinen Feuerfaust geschossen hatte und landete elegant auf einem weichen Teppichboden. Um sie herum herrschte Finsternis und leere Büros. Thallo holte ihr Handy aus der Hosentasche und klickte darauf. Der Lageplan des Wabensystems lag vor als 3D Grafik. Sie sah sich um: „Na dann, auf geht’s!“

Plötzlich ging das Licht an.

„Nicht so schnell – kleine Hure!“ kam es grinsend Richtung Tür.

Thallo hob den Kopf und sah eine Frau mit hämischen Grinsen und tiefvioletten Haaren: „Nett dich wiederzusehen Megaira. Dir ist klar, dass man uns Horen nennt?“

„Ich fand schon immer das Hure besser klingt!“ sagte die Furie.

„Bringen wir es hinter uns!“ sagte Thallo und hob erneut ihre Feuerfaust.



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