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Evenfall

[Itachi x Sakura | non-massacre AU | dorks to lovers]
von

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Unexpected Company

 
 

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Boten waren schnell. Wenn man sie allerdings in Relation zu dem Tempo eines ANBU, eines Jōnin und einer nicht zu verachtenden Chūnin setzte, waren sie quälend langsam. Team Sieben war in seiner ursprünglichen Formation am Morgen des Folgetages nach Kirigakure aufgebrochen. Der erste Streit war bei der Vorbesprechung aufgekommen, als Sasuke vorgeschlagen hatte, einen Teil ihres Weges auf der Nordroute durch Konoha zurückzulegen, um am Osthafen Yu no Kunis mit einem Schiff auf die Hauptinsel Mizu no Kunis zu übersetzen. Naruto und Sakura waren der Meinung gewesen, Hi no Kunis Hafen zu nutzen wäre vorteilhafter, doch Hühnerarsch – Narutos neuestes kreatives Schimpfwort für seinen Erzrivalen – war stur geblieben. Also legten sie die größte Teilstrecke ihres Marsches Richtung Yu no Kuni zurück, das bekannt war für seine natürlichen heißen Quellen. Vor genau einer solchen standen sie seit zehn Minuten.

»Ich bin dagegen«, entschied Sakura über die Maßen argwöhnisch. Auf einer Mission einen Abstecher in einen Onsen zu machen war nichts, das sie rechtfertigen konnte.

Sasuke stellte sich vor seine Weggefährten und streckte locker einen Arm von sich. »Die Boten mit der Kondolenz sind langsam, demnach haben wir etwa zwölf Stunden Vorsprung. Wir können keine Verhandlungen führen, wenn wir noch nicht offiziell unser Beileid bekundet haben. Das wäre sehr unhöflich. Ich für meinen Teil möchte lieber ein richtiges Bett anstatt trockenen Waldboden unter mir haben, während wir die Zeit totschlagen. Wer konnte ahnen, dass ihr so schnell seid?«

»Na hör' mal!«, brüskierte sich Naruto. »Wir sind keinen Deut schlechter als du, kapier' das endlich! Das einzige, das du uns voraushast, ist der Reichtum deiner Familie!«

»Was Naruto sagen möchte, Sasuke-kun, ist, dass wir die Übernachtung nicht als Spesen verbuchen können und das Hotel teuer ist. Wir können es uns nicht leisten, hier zu nächtigen.«

»Nein«, warf er aufgebracht ein, »Das war nicht, was ich sagen wollte, Sakura-chan! Ich wollte sagen, dass er nicht einfach so über unsere Köpfe hinweg entscheiden kann, wo wir die Nacht verbringen, sondern sich seine Meinung gepflegt in den Ar –«

»Niemand zwingt euch, einzuchecken!«, korrigierte Sasuke ihn. »Ich jedenfalls werde mir ein Zimmer nehmen! Wenn dir das nicht passt, Dobe, kannst du mich gerne am Ar –«

»Schluss mit dieser Fäkalsprache!« Sakuras Machtwort erschütterte die Szene und die Kopfnuss, die sie beiden verpasste – sie hatte Sasuke tatsächlich zum ersten Mal geschlagen! – ließ die Streithähne in synchronem Wehklagen die Arme über ihren Köpfen zusammenschlagen. »Selbst wenn wir es nicht wahrhaben wollen, wir sind für diese Mission ein Team! Ein Team verbringt Nächte auf Missionen nicht getrennt! Wenn einer eincheckt, checken wir alle ein. Los jetzt, bevor ich es mir anders überlege!« Mit strammen Schritten stapfte sie voran, ihre beiden Kameraden verdutzt zurücklassend.

»Früher war sie nicht so herrisch«, murmelte Sasuke, der sich seinen Kopf immer noch rieb. Sein Nebenmann lachte bloß abfällig.

»Doch. Du hast es bloß nicht zu spüren bekommen, weil sie in dich verknallt war.«

»Weiber.«

»Du sagst es.«

Sakura warf einen feindseligen Blick nach hinten. »Habt ihr etwas gesagt?« Kopfschütteln. »Dann ist es ja gut. Wenn ihr eine Tracht Prügel wollt, braucht ihr es nur zu sagen.« Sie knackste bedrohlich mit den Knöcheln, die von einem abgetragenen Handschuh umspannt waren. Es würde eine sehr lange Nacht werden.
 

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Bis zum Abendessen hatten die drei es tatsächlich ausgehalten, nicht zu streiten. Sie hatten sich in verschiedene Teile des Hotels verschanzt, wo jeder für sich einer für ihn entspannenden Tätigkeit nachging. Sakura hatte den späten Nachmittag damit zugebracht, einen verklärten Roman aus der Leihbibliothek zu lesen und sich anschließend ein entspannendes Bad zu gönnen, aus dem sie nun erfrischt stieg. Sasuke war ein ebensolcher Sklaventreiber wie sein verschrobener Bruder. Er hatte sie gescheucht wie Pferde, vielleicht sogar, um ihre Fähigkeiten zu testen. Nun, Uchiha Sasuke mochte gut sein, aber um jemanden wie Naruto und Sakura an ihre Grenzen zu treiben, musste er schon einiges mehr aufbieten. Wie niedlich, dass er immer wieder vergaß, dass er ihnen keinen Schritt voraus war. Er mochte mit seinem Klan trainiert haben, gleichwohl wagte Sakura Tsunade und Jiraiya nicht minder immense Talente zuzuschreiben. Diese lagen anders verteilt und Sakura und Naruto waren nicht im Besitz eines hübschen kleinen Sharingans, dafür konnten sie eine Menge anderer praktischer Sachen, die mit seinem unfairen Vorteil gut mithalten konnten.

Perfekt. Nun war sie bereits gereizt, obwohl das gemeinsame Abendessen noch bevorstand. Nach einer verlorenen Wette, die im Männerbereich der Nassanlagen getroffen worden war und deren Inhalt sie gar nicht wissen wollte, musste der reiche Klansprössling nämlich zahlen. Und sie hatte Hunger – Bärenhunger.

Naruto und Sasuke saßen bereits in ihren Bademänteln in ihrem gemeinsamen Zimmer, in dem ein reichlich gedeckter Tisch stand. Der Höflichkeit halber warteten sie, bis Sakura sich zu ihnen gesellt hatte, ehe sie gierig nach den ersten Fleischstücken langten. Es dauerte nicht lange, da hatte sich der stumme Krieg in einen Esswettbewerb verwandelt, den das einzig zivilisierte Mitglied der Gruppe von der Seite aus desinteressiert beäugte. Sakura selbst hielt sich mit Reis und Gemüse auf, um sich nach ihrer Rückkehr Inos spöttische Kommentare zu ihrer pummeligen Figur zu ersparen, die, nebenbei  bemerkt, nicht pummelig war, sondern muskulös. Sie war auf Taijutsu spezialisiert, da förderte der unermüdliche Einsatz bestimmter Körperteile eben subtil sichtbare Muskeln zutage. Das mochte nicht sehr weiblich aussehen, dafür konnte sie den Großteil aller Shinobi beim Armdrücken in den Boden stampfen. Wortwörtlich wohlgemerkt. So hatte sie schon einige Wetten von übermütigen Chauvinisten gewinnen können. Wann würde ihr wohl der erste Uchiha in die Falle gehen?

»Das war meines!«, fauchte Naruto plötzlich, wobei Sakura dem Sprühregen aus Fleischstücken, gebackenem Gemüse, Nudeln und Tofu, das er unabsichtlich mitgegessen hatte, reflexartig auswich. Sasuke hatte weniger Glück gehabt und sah sich gezwungen, sich ein undefinierbares Etwas von der Wange zu wischen, wobei er aussah, als müsse er sich gleich übergeben.

»Du. bist. widerlich. Zu deiner Information«, fuhr er sachlich fort, »Ist nichts davon deines. Es genau genommen meines, das ich großzügig mit euch teile. Ich zahle immerhin.«

»Das ist ja auch das mindeste, nachdem du Schnösel schon darauf bestanden hast, in einem sauteurem Onsen abzusteigen! Echt jetzt, ich bin kein Dukatenscheißer!«

»Du bist ein Schwachmat!«, schimpfte Sasuke aufgebracht.

»Suchst du Streit, du Hampelmann?«, blaffte Naruto ihn nicht minder aufgebracht an.

»Ich muss mich nicht mit dir streiten, dafür habe ich zu viel Niveau!«

Naruto warf ein Essstäbchen nach ihm. »Du weißt doch nicht einmal, wie man Niveau buchstabiert!«

»Du weißt nicht einmal, was Niveau ist!«, blaffte Sasuke.

»Du würdest Niveau nicht einmal erkennen, wenn es mit gebrochenen Beinen vor dir auf dem Boden liegen würde!«

»Wenn es deines ist, kann es gar nicht auf dem Boden liegen, weil es bodenlos ist! –«

»Es reicht!« Sakura streckte anklagend ihre beiden Zeigefinger in die Richtungen der beiden Streithähne zu ihren beiden Seiten. »Wollt ihr etwa die restlichen elf Tage so weitermachen? Hört endlich auf, euch wegen jedem kleinsten Lüftchen in die Wolle zu bekommen! Das ist doch kein Zustand!«

»Wenn wir gerade bei dir sind«, rief Sasuke, ihren Arm beiseite schlagend, »Misch du dich nicht in Familienangelegenheiten ein! Und lass meinen Bruder zufrieden!«

Schlagartig wurde sie blass. Hatte dieser Mistkerl Itachi etwa über sie gelästert? »B-Bitte?! Was soll das denn heißen?« Stotternd fuhr sie auf und schlug ihre Hände auf den Tisch, der unter ihrer Kraft bedrohlich erbebte.

»Tu doch nicht so scheinheilig! Irgendetwas hast du doch gegen ihn in der Hand! Wir hätten mit Kuon-san nach Amegakure reisen können, aber nein, Itachi forderte dich an! Diese Mission wäre ein Kinderspiel geworden, hättest du dich nicht mit diesem Akatsuki-Weib prügeln müssen!«

»Na hör mal!« Wütend rammte sie ihre Faust auf den Tisch, von dem ein bedrohlich wankender Teller nun gänzlich flog. »Du hättest mir Rückendeckung geben sollen! Was kann ich dafür, wenn du plötzlich abhaust, ohne auch nur 'mäh' zu machen?!«

»Ich bin kein Schaf!«

»Aber ein Esel!« Ein zweiter Schlag, ein zweiter Teller.

»Deshalb musst du doch nicht das schöne Essen auf den Boden werfen!«

Zwei Köpfe fuhren ruckartig zu Naruto um, der panisch aufsprang. »Halt' dich da raus!«, fuhren ihn die beiden synchron an, ehe sie sich erneut vernichtende Blicke zuwarfen. Bis zu jenem Moment hatte Sakura nicht geglaubt, Uchiha Sasuke, ihre erste große Liebe, anschreien zu können. Wie niedlich, sich getäuscht zu haben.

»Wenn wir schon bei Schuldzuweisungen und deinem Bruder sind, mit dem ich übrigens gar nichts gemacht habe, dann möchte ich dich daran erinnern, dass dies hier nicht sein Team ist! Ich pfeif' auf deinen Rang als ANBU, wir sind alle gleichberechtigt, also verhalte dich gefälligst auch so, anstatt den ach so großen Anführer raushängen zu lassen! Du bist nicht Itachi-san!«

»Zum Glück!« Sasuke machte eine abschneidende Geste vor seiner Brust, die an ihrem Ende auf Naruto zeigte. »Wieso bin ich hier der Blöde? Naruto verließ Team Sieben ebenso und ging mit Jiraiya-sama auf Trainingsreise!«

Nun war es an Naruto, den anklagenden Finger wegzuschlagen. »Nachdem du uns verraten hast! Nachdem du uns verraten hast! Damals waren wir dank dir schon lange kein Team mehr, sondern ein ziemlich trauriges Duett! Und weißt du auch, wieso ich ging? Um stärker zu werden und dir in den Arsch treten zu können!«

»Genau!«

»Halte dich da raus, Sakura-chan, das hier geht nur uns Männer etwas an!«

Noch als die Worte in einer schlagartig still gewordenen, geladenen Atmosphäre verklangen, merkte er, in welche Bredouille er sich gebracht hatte. Nicht nur sein latenter Sexismus, sondern ein viel wichtigerer Punk machte Sakuras Stirnfalte bedrohlich tief. Sie stemmte die Hände in die Hüften. Ihre Stimme nahm einen bedrohlich süßlichen Tonfall an.

»Willst du damit sagen, Naruto, dass ich weniger Anrecht darauf habe, auf Sasuke-kun wütend zu sein als du, weil ich eine Frau bin?«

Er hätte sich entschuldigen können, um weiteren Zank zu vermeiden. Er hätte um Vergebung betteln können, um ihren Zorn zurück auf den eigentlichen Übeltäter zu lenken. Hätte … wenn er nicht genau gewusst hätte, dass es nichts gebracht hätte.

»Ich will damit sagen«, versuchte er seinen letzten Rest Würde zu verteidigen, »Dass es hier auch um eine Männerfreundschaft geht, nicht bloß um eine Jugendliebe!«

»Pah!« Sie warf empört die Arme in die Luft. »Stell' meine ehrlichen Gefühle, so kindisch sie auch sein mochten, nicht auf eine Stufe mit eurer infantilen Rivalität, mit der ihr Kakashi-sensei und mich in den Wahnsinn getrieben habt!«

»Haben wir nicht!«, warfen die beiden Männer entrüstet ein. Naruto nickte eifrig. »Das war alles andere als infantil!«

»Als wüsstest du, was infantil bedeutet, Dobe!«

»Du bist infantil, Teme!«

»Hört auf mit diesen bescheuerten Beleidigungen, ihr Vollidioten!«

»Dann aber du erst recht!«

Wer angefangen hatte, wussten sie im Nachhinein nicht mehr; in ihrer perfekten Synchronizität vermutlich alle zugleich. Fakt war jedenfalls, dass Naruto in dem Moment auf Sasuke sprang, in dem dieser einen bedrohlichen Schritt auf Sakura zumachte und Sakura wiederum Naruto Attacke aufhalten wollte. Am Ende, wie auch immer sie es bewerkstelligt hatten, wurde Sasuke rückwärts durch die offene Schiebetür in den Hotelgarten geschleudert – Naruto ihm nach – wo beide in einem Dornenbusch landeten. Sakura schüttelte über so viel Impulsivität den Kopf und setzte ihnen nach, bevor sie sich noch schlimmer verletzen konnten.

»Teme!«, schallte es durch die Luft.

Sie kam just in dem Moment an, als Naruto seinem Gegner die Faust ins Gesicht rammen wollte. Sasuke hatte ebenfalls zu einem Angriff ausgeholt, den sie in letzter Sekunde parierte; dafür traf die Faust ihres Freundes sie mit voller Wucht. Sakura spürte, wie der Druck versuchte, sie zurückzuwerfen. Reflexartig festigte sie ihren breitbeinigen Stand, griff um Narutos Handgelenk und hebelte ihn über ihre Schulter, wobei er Sasuke, dessen Bademantelkragen er immer noch gepackt hielt, mit sich zog. Sie landeten in zwei formschönen Pirouetten zeitgleich; Sasuke elegant auf der robusten Steinmauer, Naruto bereit zum nächsten Angriff auf einem Felsen. Sie waren zu schnell, als dass Sakura etwas gegen ihre gezückten Kunais tun hätte können, doch als sie aufeinander zu stürmten, sah sie ihre Chance. Es wäre nicht gut, den Onsen zu demolieren.

Mit einem Satz preschte sie nach vorne und wandte jenen nützlichen Kniff an, den sie einst bei Kakashi beobachtet hatte, als eine ähnliche Situation vor neun Jahren auf Konohas Krankenhausdach eskaliert war: mit chakraversetzten Händen griff sie kurz vor dem Zusammenprall der Waffen um die Handgelenke ihrer Kameraden, nahm den restliche Schwung aus ihrem Lauf in ihre Drehung und rotierte ihren Körper damit um die eigene Achse, sodass die Shinobi in zwei verschiedene Richtungen geschleudert wurden.

»Könnt ihr euch bitte zusammenrei – oh, kommt schon!«, raunte Sakura, die bis zu jenem Moment, an dem Naruto und Sasuke mit jäh geformten blitzblauen Chakrabällen in ihren Händen auf sie zugeprescht waren, nicht geglaubt hatte, dass sie sie tatsächlich mit einem Rasengan und einem Chidori gleichzeitig angreifen würden! Diese grenzdebilen Hitzköpfe hatten wohl vergessen, dass sie weder Kakashi noch Jiraiya war!

 »Ooooh, scheiße!«, fluchte sie lauthals, was in panisches Kreischen überging, als die Attacken immer näher kamen. Sie sah nach rechts – keine Fluchtmöglichkeit. Links – keine Fluchtmöglichkeit. Sie würde sterben. In Bademantel bekleidet, gestorben an den Folgen von Impulsivität und Dummheit. Amen! Man sagte, in solchen Momenten ziehe sein ganzes Leben an einem vorbei, doch Sakura sah bloß Itachis Gesicht vor sich, ehe ein lauter Knall sie aus ihrer panischen Starre riss.

In einer flüssigen Bewegung wehrte er Sasukes Chidori mit seinem Armschutz ab, umrundete Sakura mit einem Schritt und versenkte Narutos Rasengan mit einem kräftigen Schlag im Boden, der aufbarst; nicht so kräftig, wie es ein Taijutsuspezialist wie Sakura, zustande gebracht hätte, aber beeindruckend tief für jemanden, der auf Ninjutsu trainiert war. Dann war plötzlich alles ruhig.

Sakura blinzelte, sah auf ihre Fingerspitzen, in das Gesicht ihres unverhofften Retters, auf ihre Füße und kam zu dem Schluss, dass sie noch am Leben war. Noch. Seine grausam stoische Miene ließ hinter seiner unberührten Fassade keine Zweifel, dass er wütend war oder enttäuscht oder beides und empört noch dazu – Moment. Was zum Teufel tat Uchiha Itachi hier?
 

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»Wenn ich ein Wort für eure Inprofessionalität finden müsste, würde ich schon daran scheitern, ein grammatikalisch anerkanntes Synonym für Inprofessionalität zu finden.«

Dies war der Beginn von Uchiha Itachis längster und härtester formellen Rüge. Sakura wusste es, weil es unmöglich war, noch länger und härter zu rügen. Sie saß mit gesenktem Kopf im Seiza in einer Reihe mit Naruto und Sasuke, den Bademantel eng um sich geschlungen und Schamesröte im Gesicht. Nicht nur, dass sie sich in einem Hotel in einem Bademantel geprügelt hatten wie störrische Kleinkinder, Uchiha Itachi, Inuzuka Hana, Shiranui Genma und Shizune hatten es auch noch hautnah miterlebt. Alle bis auf erster standen mit vorgehaltener Hand amüsiert kichernd auf der Außenveranda und lauschten dem Vortrag, den Naruto allzu treffend als 'Anschiss' deklariert hatte. Itachi schritt fortwährend auf und ab.

»Es ist nicht nur Inprofessionalität, sondern auch mangelnde Ernsthaftigkeit, von der euer Verhalten zeugt. Eure Mission erfordert Feinfühligkeit, Diplomatie und Sensibilität, stattdessen degradiert ihr sie zu einem Freizeitausflug, auf dem Libertinage und Desorganisation vorherrschen!«

Endlich blieb er stehen, direkt vor Naruto, dem bereits ein Schweißfilm auf der Stirn stand. »Uzumaki, du solltest sehr viel umsichtiger mit deinen immensen Kräften umgehen, nachdem du weißt, welch verheerenden Schaden du damit anrichten könntest. Man ernannte dich nicht zum Jōnin, weil man dich so sympathisch fand, und dieser Titel gibt dir auch keine Narrenfreiheit!«

Er wandte sich Sakura zu. Sie schluckte schwer, sah ihn jedoch an, um ihre Schelte mit erhobenem Haupt entgegenzunehmen.

»Von dir, Sakura-san, der Stimme der Vernunft, hätte ich erwartet, nicht auf lasche Provokationen dieser zwei Kindsköpfe einzugehen. Offensichtlich habe ich mich getäuscht, als ich Hokage-sama sagte, du wärst dazu in der Lage, Uzumaki und Sasuke in Zaum zu halten.«

 Nun stellte er sich vor Sasuke, der den geschlossenen Blick gesenkt hielt. Für ihn hatte diese Schelte eine ganz andere Ebene, immerhin sprach sein Captain und großer Bruder zu ihm. Wie unangenehm es ihm war, vor aller Augen gerügt zu werden, sah man ihm zwar nicht an, dass es jedoch so war, war nur allzu nachvollziehbar. Erst sah Itachi aus, als wolle er es bei seinem strafenden Blick belassen. Zu früh gefreut.

»Sasuke, von dir bin ich am allermeisten enttäuscht. Wertvolle Ressourcen auf etwas derart Kindisches zu verschwenden, ist einem ANBU alles andere als würdig und einem Uchiha erst recht nicht. Wir profilieren uns durch Überlegung, Kontenance und Weitsichtigkeit. Dies ist kein Verhalten, das ich gutheißen kann.«

Sakura hatte innerlich bereits zu schmunzeln begonnen, als sie sich plötzlich wieder von Itachi angesehen vorfand. Versteckt unter ihrer gehaltenen Körperspannung, zuckte sie erschrocken zusammen. Es gab also eine Runde zwei.

»Und, Sakura-san, wenn du schon in einen Kampf eingreifst, der von zwei Kontrahenten ausgetragen wird, die blindlings aufeinander zustürmen, wäre es dem Erhalt deiner Gesundheit förderlicher, wenn du vor deiner Intervention deine Chancen überschlagen würdest, lebend wieder herauszukommen. Solltest du dir die Muße antun wollen, zu überlegen, wie diese Situation ohne meine Intervention –«

Deren Chancen natürlich wunderbar überschlagen waren, äffte Sakura frustriert.

»– ausgegangen wäre, wäre ich mir nicht sicher, ob du nicht zu einem Ergebnis kommen würdest, das dir nicht sonderlich gefällt.«

Wie gerne hätte sie ihm eine eloquente Antwort gegeben! Wie gerne hätte sie ihm überhaupt eine Antwort gegeben! Er war nicht ihr Captain, nicht ihr Sensei, nicht ihr Vormund, er hatte nichts mit ihr zu tun und kein Recht darauf, sie zu schelten! Diese Argumente fielen ihr alle ein. Zwanzig Minuten später. Zurzeit allerdings brachte sie kein einziges Wort über die Lippen, während ihr Stolz sich krampfhaft zusammenzog. Itachi hatte seinen Tadel inzwischen beendet und rief seine Begleiter hinein.

»Wieso faltet uns Sasukes Bruder eigentlich zusammen?«, maulte Naruto mit beleidigt vor der Brust verschränkten Armen.

»Wieso kam ich zweimal dran und ihr nicht?«, murmelte Sakura mit nicht minder beleidigt vor der Brust verschränkten Armen.

»Wieso bist du überhaupt hier?«, brummte Sasuke als letzter in der Reihe laut vernehmlich für alle Anwesenden. Er hatte seine Miene geklärt und seinen ernsten Gesichtsausdruck aufgesetzt, für den die Uchihas bekannt waren.

»Wir sind auf Anweisung von Godaime-sama hier«, erklärte Genma, wie gewohnt auf einem Senbon kauend. Er lehnte nonchalant neben Shizune, die Mühe damit hatte, der Spitze der Waffe auszuweichen, als er sprach. »Wir sollen Yakushi Kabutos Spur, die Aobas Trupp vor einigen Tagen aufgenommen hat, verfolgen.«

»Welch Zufall«, zischte Sakura wenig überzeugt davon. Sie hatte sich längst aus ihrem demütigen Sitz erhoben, »Dass sich unsere Routen zum selben Zeitpunkt überschnitten haben.«

Als ob …

Shizune befreite sich aus Genmas Radius und ging mit einem entschuldigenden Lächeln auf sie zu. »Kein so großer Zufall wie du denkst. Wir sind wegen dir hier, Sakura.«

Das kam überraschend. Was hatte sie bloß nun wieder verbrochen? »Inwiefern?«

»Wir sind nach Tsunade-sama die besten verfügbaren Iryōnin Konohas. Gegen Kabutos medizinische Jutsus ist es vorteilhafter, mehrere Iryōnin aufzubieten. Genma wird mit dir tauschen und deiner statt die Mission in Kirigakure no Sato weiterführen. Es ist ein direkter Befehl von Tsunade-sama.«

Als würde das etwas ändern! Sakura zwang sich zu einem grimmigen Lächeln. »Wie konntet ihr uns so schnell finden? Jeder geistig gesunde Mensch hätte die Westroute genommen.« Der Seitenblick auf Sasuke blieb niemandem verborgen.

Shizune nickte in Hanas Richtung, die einen ihrer drei Ninken hinter dem Ohr kraulte. »Inuzuka-san ist nicht umsonst eine der besten Jägerinnen Konohas. Die Fährte von Kyūbi zu verfolgen war nicht sehr schwer.«

Hana rümpfte die Nase, als würde sie in Narutos Richtung schnuppern. »Dieses Vieh mag stark und böse sein, aber es stink wie die Pest.«

»Wenn es dir nichts ausmacht, zieh dich an, Sakura-san«, befahl Itachi trocken, »Wir haben mit diesen kindischen Spielereien schon genügend Zeit verschwendet.«

Diese Mission würde lange werden, so viel stand fest. Vorsichtshalber nahm sie zwei Fleischspieße mit in das Badezimmer, wo sie sich fragte, wann sie unter Itachis strengem Regiment das nächste Mal etwas zu essen bekommen würde. Im Nachhinein betrachtet schien die Mission mit Sasuke und Naruto doch eine recht angenehm Alternative gewesen zu sein …
 

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Während ihrer ersten Pause anderthalb Tage später fragte Sakura sich, wie genau sie in diese Situation gekommen war. Eigentlich hätte sie doch mit einem starrköpfigen ANBU und einem kopflosen Jōnin nach Mizu no Kuni reisen sollen. Nun befand sie sich irgendwo im Norden Ta no Kunis, in dem sie enttäuschenderweise noch kein einziges Reisfeld gesichtet hatte, zusammen mit Shizune, Inuzuka Hana und, was am schlimmsten war, Uchiha Itachi, der abseits des Zeltes, das die Frauen aufgestellt hatten, provisorische Fallen aufstellte. Nur für den Fall eines eher unwahrscheinlichen Angriffs. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen.

Überraschenderweise hatte Itachi eine längere Pause angesetzt. Hanas präzise Leitung hatte sie nahe an gefährliches Feindgebiet gebracht, dessen Shinobi nicht zu unterschätzen waren. Orochimaru war eine Bedrohung für sich, aber auch seine Untergebenen waren nicht zu verachten. Itachi hatte Schlaf angeordnet, um morgen mit drei ausgeruhten Teamkameraden den letzten Abschnitt der Fährte zu verfolgen. So war es gekommen, dass er die Nachtwache übernahm, während die Kunoichis im Inneren des Zeltes wohlverdienten Schlaf gefunden hatten. Zumindest Shizune und Hana. Sakura wälzte sich in unruhigem Halbschlaf, bis Hana sich umdrehte und ihr den Ellenbogen auf die Nase schlug.

»Verflucht, Hana-san!«, zischte sie nasal durch ihre Handflächen, die ihre schmerzende Nase vor weiteren Attacken schützen sollten. Ihr neuer Versuch, Schlaf zu finden, scheiterte mit über sie hereinbrechenden Gedanken, die bloß um ein einziges Thema kreisten: wieso war sie zweimal gescholten worden, obwohl sie diejenige gewesen war, die diese Dummköpfe davor bewahren hatte wollen, größeren Schaden anzurichten? Wie hätte sie ahnen können, dass besagte Dummköpfe in dämlicher Euphorie mit ihren beiden stärksten Ninjutsus auf sie losgehen würden? Das war nicht fair! Itachi war nicht fair gewesen!

Getrieben von dieser Erkenntnis, die sie ihm am liebsten um die Ohren geschlagen hätte, krabbelte sie nicht unbedingt vorsichtig über Hana aus dem Zelt, strich ihr Oberteil glatt und streckte sich. Itachi, der darauf bestanden hatte, die gesamte Nachtwache zu halten, saß unbewegt im halbhellen Schein eines schwachen Feuers – dieser Poser – das in dünnen Flammen um drei Holzscheite züngelte. Die Schatten, die es auf seine Silhouette warf, ließen seine Gestalt in unheimlichen Schemen erscheinen.

Sakura schüttelte den Kopf. Ihr spontaner Zorn war erloschen, stattdessen stemmte sie einen Arm in ihre Hüfte, als sie zu ihm hinüberging und schräg hinter der Feuerstelle stehenblieb.

»Soll ich dich ablösen?«, fragte sie zuvorkommend. So viel also zu ihrer Erkenntnis, die sie ihm um die Ohren hatte schlagen wollen. Itachi drehte sich zu ihr um und sah matt zu ihr herauf.

»Angesichts der vorangegangenen großzügigen Verschwendung deiner niedrigen Chakrareserven, solltest du dich lieber schonen. Die Reise über die Tanboroute wird nicht umsonst als eine der beschwerlichsten beschrieben; ich gönne euch Frauen lieber eine Pause.«

»Ach?« Sakura hob eine Augenbraue. Ungefragt setzte sie sich neben ihn und winkelte die Beine ab. »Also bist du ein Sexist, Itachi-san?«

»Meine Entscheidung hat wenig damit zu tun, dass ich ein Mann bin«, wandte er sachlich ein.

»Also ein Misogyn?«

»Sakura-san …« Offensichtlich empfand er diese Diskussion als sinnlos. »Ich hätte in jeder Konstellation so gehandelt. Da meine Teamkameraden in diesem speziellen Fall per Definition alle weiblich sind, gibt es an meiner Wortwahl nichts auszusetzen.«

Sie gluckste ob dieser einleuchtenden Erklärung. »Dann wohl ein Misanthrop«, beschloss sie für sich. Das darauffolgende Schweigen war kein unangenehmes, wenngleich ein ungewöhnliches. Sie bereute ihre Worte, die als Scherz gemeint, aber nicht angenommen worden waren. Naruto hätte sofort eine aberwitzige Rechtfertigung gestartet, die alle vom Gegenteil überzeugt hätte, Sai wäre wahnsinnig geworden, während er die korrekte Definition des Wortes suchte und eine Anleitung, wie man diese Eigenschaft eliminieren konnte, und sogar Sasuke hätte ihr zumindest einen abfälligen Blick geschenkt, auf dessen Kosten sie sich einige Minuten lang amüsieren hätte können. Itachis fehlende Reaktion ließ sie unschlüssig werden, ob er beleidigt, verärgert oder einfach ignorant war. Keines der drei erschien ihr wünschenswert.

 Das Schweigen zog sich. Erst als Itachi einen vorbereiteten Holzscheit sorgsam in das Feuer warf, hatte sie den Mut, erneut zu sprechen. Woher das Bedürfnis kam, sich für etwas zu rechtfertigen, das zwei Tage in der Vergangenheit lag, wusste sie nicht. Fakt war, dass sie das Verlangen nach Erklärung verspürte.

»Es muss komisch sein, Menschen, die ein Team sein sollten, derart streiten zu sehen.«

Sein ihr plötzlich zugewandter Blick, in dem flüchtiges Interesse aufflackerte, bestätigte, dass er ihr zuhören würde.

»Aber denk' nichts Falsches; wir waren schon so, auch – oder eher gerade als wir uns noch als Team fühlten. Nach allem was passiert ist, ist Sasuke-kun doch noch ein Teil des Ganzen, den wir nicht ignorieren können. Wir sind auf unsere eigene ungeschickte Weise eine Art Familie, die leider nicht immer ganz in Harmonie miteinander schwingt. Das bedeutet nicht, dass wir Sasuke-kun hassen. Jede Familie streitet manchmal.«

Itachi neigte seinen Kopf ein wenig, wodurch das Feuer in seinen dunklen Augen reflektierte. »Ich bin Mitglied eines Klans, der über dreißig Mitglieder hält. Ich habe drei Tanten, vier Großonkel, neun Cousinen, einen Haufen Cousins und weiß Gott wen noch alles. Keine Familie geht vollständig einverstanden miteinander um. Je größer sie ist, desto mehr Reibungen gibt es. Aber ihr seid Kameraden. Derartige Zwistigkeiten, in denen es nicht einmal um etwas Relevantes geht, können in unbedachten Momenten eure Freikarte in den Tod sein.«

»Stopp.« Mit einer Geste wischte sie seinen Einwand weg. Natürlich war es um etwas Relevantes gegangen, sie stritten sich nicht zum Spaß! Naja, fast. Wie auch immer. »Ich möchte eines ein für allemal klarstellen: ich bin keine Anfängerin, ebenso wenig eine Närrin, Itachi-san. Du bist nicht mein Vorgesetzter. Ich tue die Dinge, die ich tue, nicht, weil mir langweilig ist oder ich es lustig finde, Befehle zu ignorieren, oder mich aufzuführen wie ein zügelloser Eleve. Ich lasse mich nicht von jemandem kritisieren, der kein Recht dazu hat, sich ein Urteil über mich zu bilden. Wenn du mich für derart schwach hältst, verweigere Missionen mit mir. Ich habe keine Lust, mich weiter bevormunden zu lassen.«

Hinter seinen Iriden schien ein Kampf zu toben, den sie sich nicht ausmalen konnte. Was mochte er über diese Klarstellung denken? Sein schönes Gesicht, das stet war wie in Stein gemeißelt, ließ keine Schlüsse darauf zu. Es behagte ihr nicht, wie er sie überlegend ansah. Normalerweise war sie gut darin, Menschen einzuschätzen. Itachi war für sie ein Buch mit sieben Siegeln. Sie wusste bloß eines: mit ihrer für ihn überraschenden Kehrtwende innerhalb der vorhersehbaren Konversation hatte sie ihn aus seinen Bahnen geworfen. Erkenntnis Nummer eins, Uchiha Itachi kam nicht gut mit dem Unplanbaren klar.

»Ich hatte nicht die Absicht, dich zu bevormunden.«

»Schön.« Sakura war in Gedanken immer noch damit beschäftigt, ihre Erkenntnis zu verarbeiten. Wenn sie schon dabei war, sich zu rechtfertigen, konnte sie auch gleich weiter ausholen. »Übrigens, Itachi-san, besteht der erste Grundsatz eines Iryōnin darin, zu heilen, koste es, was es wolle. Situationen vom Standpunkt eines ANBU aus zu betrachten, kann für Patienten tödlich sein.« Dass sie damit Amegakure meinte, war ihm nur allzu bewusst, doch er verspürte scheinbar nicht das Verlangen, darauf einzugehen.

»Der erste Grundsatz eines Uchiha ist Gehorsam gegenüber Autoritäten«, sagte er. »Dies ist eine Eigenschaft, die als Ninja vorteilhaft ist.«

»Blinder Gehorsam gegen die eigenen Überzeugungen ist nichts, auf das man stolz sein kann, selbst nicht als Shinobi. Wenn dein Klan diese Attribute honoriert, tut er mir leid. Ich würde mich niemals fügen, wenn ich nicht hundertprozentig konform mit dem ginge, was von mir verlangt würde.«

Itachi schüttelte kaum merklich den Kopf. »Manchmal hat man keine Wahl, wenn man ein Teil der Familie bleiben möchte.«

Wie er diese Worte sprach, veranlasste Sakura dazu, einen Augenblick innezuhalten. Itachi war zu sorgfältig, um derart unbekümmert von sich selbst zu sprechen. Natürlich spielte er auf Sasuke an, was sie skeptisch werden ließ. Sein Bruder war nicht, auf was sie hinausgewollt hatte, also tat sie, als missverstehe sie seine subtile Andeutung.

»Selbst Uchihas haben Schwächen?«

»Jeder hat Schwächen, Sakura-san«, erklärte er, ohne den Eindruck zu machen, als habe er ihre List durchschaut. »Selbst wenn der Uchihaklan es aussehen lassen möchte, als sei er unverwundbar, ist ein Klan durch seine hierarchische Gliederung und die Tendenz, in sich unterschiedliche Interessenslager zu bilden, etwas sehr Fragiles. Vermutlich birgt eine große Familie mehr Nachteile als Vorteile. Wir versuchen sie nur gut zu vertuschen.«

Sakura schnaubte und erhob sich. »Darum mag ich eure Sippe nicht«, stellte sie bemüht unbeeindruckt fest, stand auf und ging zurück zu ihrem Nachtlager. Das Gespräch war beendet, bis Itachi auf halbem Weg seine Stimme erneut erhob.

»Sakura-san«, rief er ihr halblaut nach, »Du warst vorhin nicht schlecht. Hättest du Sasukes Schienbein statt seinem Handgelenk attackiert und Uzumaki nachgesetzt, um zu verhindern, dass er ein Rasengan formt, hättest du den Kampf vielleicht sogar beenden können.«

Sie verschwand in ihrem Zelt, ohne eine Antwort zu geben. Im Schutz der Nacht, fernab seiner Präsenz, lag sie dicht gedrängt neben Shizune und Hana, die erneut unruhig wurde, weil Sakura über sie geklettert war. Ihr Gesicht verriet keine Emotionen, noch weniger würde sie auf seine Worte reagieren. Bloß eine Frage schwirrte ihr im Kopf herum: hatte Uchiha Itachi sie eben wirklich auf seine eigene, verschrobene Art gelobt? Und, was noch viel wichtiger war …

Wieso freute sie sich darüber?
 

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Itachi starrte widerwillig in den klaren Nachthimmel. Er wurde das Gefühl nicht los, er habe gleich auf mehreren Ebenen zu viel verraten. Dass jemand das Wort gegen den Klan erhob, war etwas, das er gerne überhört hätte, hätte sie nicht eingehend darauf bestanden, dass er ihre Meinung zu akzeptieren hatte. Und nach dieser war der Klan anscheinend nichts, das sie sonderlich schätzte. Er hatte schon häufiger mitbekommen, wie über seine Familie gewettert wurde; zurecht, wenn er sich diese persönliche Fußnote erlaubte. Normalerweise waren es die Goikenban, Danzō oder Tsunade selbst, die laut gegen die Uchihas revoltierten. Dass eine Kunoichi auf dem Rang eines Chūnin sich in diese Gruppe autoritärer Persönlichkeiten reihte, war ungewöhnlich. Es verdiente Respekt, es verdiente Anerkennung, es verdiente Honoration ihres Rückgrates.

Es gefiel ihm nicht.

Vermutlich hatte Sakura wegen Sasuke diese Meinung über dessen Familie, zu der Itachi nun einmal zählte. Er konnte ihr nicht verübeln, Kritik an der Vorgehensweisen des Klans zu üben, weil er selbst alles andere als zufrieden war. Auch die Rolle, in die sie ihn drängten, war ihm zuwider, doch er hatte sich geschworen, Konoha loyal ergeben zu sein, sobald er Oberhaupt des Klans war. Dies war er dem Dorf schuldig, das ihn beschützte seit seiner Geburt.

Sakura hatte gewiss nicht überlegt, mit wem sie gesprochen hatte. Sie hatte einen Shinobi vor sich gesehen, der ihre Fähigkeiten kritisiert hatte. Das hatte er nicht vorgehabt. Ganz im Gegenteil. Obwohl sie anders war als alle, mit denen er sonst zusammengearbeitet hatte – lebhaft und impulsiv, spontan und emotionsgeleitet – fand er diesen frischen Wind in seinem Team nicht schlecht, solange sie damit Erfolge erzielte. Die zeitliche Begrenzung, die diese Wortwahl prädestinierte, war bewusst gewählt. Es würde der Zeitpunkt kommen, an dem sie erkannte, wie fatal ihre Impulsivität sein konnte, auf die sie so stolz war. Diesen Charakterzug, der ihm nicht in den Kram passen wollte, außen vor gelassen, passten ihre Fähigkeiten gut zu seinen.

Die Teamaufteilung für den nächsten Tag war binnen dieses Gedankengangs entschieden. Er würde nicht zögern, erneut eine Mission mit ihr zu bestreiten; ein Fakt, mit dem er seinen Otōto  gewiss reichlich ärgern könnte. Aber Itachi hatte nicht vor, sich in die Intimität des wahren Team Sieben einzumischen, wenn er schon derart große Überzeugungsarbeit geleistet hatte, Tsunade zu dessen Reformierung zu bringen. Es lag weiter nicht in seiner Absicht, Sakuras Integrität zu tangieren, die sie gefährdet sähe, wenn er daran hielt, sie weiterhin einzuspannen.

Dass sie bei diesem Auftrag dabei sein sollte, hatte nicht er entschieden, er hatte die Entscheidung der Hokage aber auch mit keinem Wort angefochten. Bald würde sich herausstellen, ob er es bereuen würde, eine derart positive Meinung über Haruno Sakura geformt zu haben.

Er jedenfalls hoffte für sie und für sich selbst, dass sie seinen Erwartungen gerecht werden konnte. Dass sie es bis zu einem gewissen Grad konnte, stand außer Frage. Er schürte seine Ansichten nicht aus dem Nichts. Allerdings setzte er sie bewusst immer zu hoch an. Ob sie seine Erwartungen erfüllen konnte und – was der eigentliche Knackpunkt war – sie vielleicht sogar übertreffen würde, war die viel interessantere Frage.

Sie würde bald geklärt werden.

 

 
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Von:  Guardian
2019-04-22T19:30:30+00:00 22.04.2019 21:30
Sehr gut. Team 7 hätte nicht chaotischer sein können und doch war es sehr realistisch und zumal immer wieder erstaunlich, das sie die Uchihas durchsetzen, wie hier eben Sasuke. Möchtegern Chef xD Aber süß fand ich Itachi, wie er ganz dezent die dreien zurechtwies und klarstellte, wie es eigentlich luafen sollte :) und auch das Gesüräch am Lagerfeuer mit Sakura. Ach hoffentlich gehts bald richitg los und die zwei werden nich einige interaktionen haben. Auch schlußendlich die Gedanken, die Itachi hatte, was er an informationen an Sakura weiterleiten würde. Sehr gut :D Ahh ich warte jetzt gespannt, wie es weiter gehen wird. Freue mich sehr, wenn es weiter geht. Liebe Grüße
 
p.s
 
»Und da hat sich eure Route zufällig mit unserer überschnitten?«, fragte Sakura wenig überzeugt. Arbeit. Das war wenigstens besser als Itachis Tadel.
»Kein Zufall. Wir sind deinetwegen hier, Sakura.«
 
Würde Itachi Sakura nicht mit sensei oder san adressieren? Oder war das absicht?
Von:  UrrSharrador
2013-09-08T20:54:10+00:00 08.09.2013 22:54
So, jz hab ich dieses Kapitel mal gelesen - ich hinke ja noch immer eines hinterher, aber das kann ich mir dann ja bis zum nächsten Upload wunderbar einteilen^^
Schön, dass Sakura Itachi mal die Meinung gesagt hat. Ist erfrischen, dass das mal ausgesprochen wird, und vielleicht ändert/verbessert sich ihr Verhältnis zueinander ja jz.
Respekt übrigens für deine ganzen Fremdwörter - hab ich das schon mal erwähnt? Du baust Wörter ein, auf die ich nie kommen würde XD Mir hat vor allem dieses Wortgefecht (das in den anderen Kommis eh schon erwähnt wurde) gefallen, wo sie ihn von Sexist über Misogyn nach Misanthrop schleift XD
Ich habs interessant gefunden, dass du Kurama eingebaut hast. Ist ja witzigerweise erst in einer der letzten Anime-Folgen erwähnt worden, dass Kyuubi so heißt^^
Ich hab mich übrigens immer schon mal gefragt, wieviele Mitglieder der Uchiha-Clan eigentlich hat(te). Dreißig hätte ich mir aber nie gedacht, in meiner Vorstellung warens immer mehr und Itachi der totale Overpowered-Badass, der so an die 100 Leute in einer Nacht umbringt. Okay mit Hilfe, trotzdem. Iwie hört sich da 30 realistisch an, trotzdem war das immer meine feste Vorstellung XD
Wenn wir schon dabei sind, ich fand Itachis Aussage witzig: "Manchmal hat man keine Wahl, wenn man ein Teil der Familie bleiben möchte." So wie in: Ich hab keine Wahl, ich muss meine Familie ausrotten. Ach ja, irgendwo in einem Paralleluniversum ...
Also dann, relativ kurzer Kommi von mir (bin in letzter Zeit kommifaul geworden) ^^
lg
Von:  Goetheraserei
2013-09-07T08:16:18+00:00 07.09.2013 10:16
Hey-ho! ;D

Evenfall scheint wirklich einer deiner besten Projekte zu sein. Auf jeden Fall fiebere ich hier etwas mehr mit als bei The Sublime Thrill, aber naja. Ich denke, es wird dich nicht beleidigen, weil beide Projekte ja von dir stammen. ^^

Es ist lustig mit zu lesen, wie sehr sich das alte Team Sieben wieder zusammen reißen muss. Naruto, der als tickende Zeitbombe fungiert, weil Sasuke ständig Salz in seine Wunden streut und Sakura, die als Streitschlichterin agiert. So etwas bringt eine schöne Abwechslung zum Ernst des Lebens oder besser gesagt zum Ernst dieser Mission.

"Schluss mit dieser Fäkalsprache!"

Was hab ich doch herrlich über den Satz lachen müssen. Vor allem handelte es sich hierbei immer um das selbe Wort, welches sich die beiden an den Kopf geworfen haben. Wolltest du damit zeigen, dass sie keinen Einfallsreichtum haben? War dies beabsichtigt?

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"Das mochte nicht sehr weiblich aussehen, dafür konnte sie den Großteil aller Shinobi beim Armdrücken in den Boden stampfen. Wortwörtlich wohlgemerkt. So hatte sie schon einige Wetten von übermütigen Chauvinisten gewinnen können. Wann würde ihr wohl der erste Uchiha in die Falle gehen?"

Hier wird deutlich, dass sie eine gewisse Abneigung gegenüber den Uchihas hat, aufgrund ihrer Arroganz. Ich denke, dass Sakura zwar kein Problem mit den Fähigkeiten des Clans an sich hat, jedoch die Art und Weise, was daraus gemacht wird. Auch wenn sie nicht mit direkten Worten ständig von ihren Fähigkeiten prahlen, so merkt man an der Körperhaltung wie Stolz Sasuke und Itachi sich geben. Vor allem Itachi repräsentiert diesen Stolz besonders gut. Also ich wäre auf jeden Fall auch gespannt darauf, was passieren würde, wenn sie sich mit einem von beiden beim Armdrücken messen würde.

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"Wenn es deines ist, kann es gar nicht auf dem Boden legen, weil es bodenlos ist!—"

Hier fehlt ein "i" bei dem Wort "liegen".

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"Wieso faltet uns Sasukes Bruder eigentlich zusammen?", maulte Naruto mit beleidigt vor der Brust verschränkten Armen.
"Wieso kam ich zweimal dran und ihr nicht?", murmelte Sakura mit nicht minder beleidigt vor der Brust verschränkten Armen.

Dies habe ich mich allerdings auch gefragt. Warum hat Itachi Uchiha die beiden Männer in Ruhe gelassen und stattdessen Sakura zweimal zum Mus gemacht? War etwa so enttäuscht von ihr, dass er ihr noch etwas hinein würgen wollte?`So ganz habe ich es auch nicht verstanden, aber was nicht ist, kann ja noch werden. ^^

Itachi und Sakura? Noch kann ich nicht so viel über sie sagen, außer, dass Sakura nicht alles auf sich sitzen lässt, was Itachi ihr sagt und ich das sehr honoriere. Aber ansonsten? Ich sollte einfach weiter lesen, um mir eine weitere Meinung zu bilden. Auf jeden Fall habe ich mich aber über Sakuras Reaktion gefreut, als Itachi sie indirekt gelobt hatte. Es ist sozusagen der Auslöser des Ganzen meiner Meinung nach. Immerhin wurde sie ja ansonsten etwas mies von ihm gemacht, obwohl er sie auf Missionen dabei haben wollte. Ein Lob bringt jeden weiter, der ansonsten von der einen Person ständig kritisiert wurde, wenn auch mit guter Begründung. Ob Itachi in Sakura irgendwann eine gleichberechtigte Person in Stärke und Intelligenz sehen wird?

Er denkt jedenfalls positiv über sie, was ich gut finde.
Von: abgemeldet
2013-08-25T07:59:42+00:00 25.08.2013 09:59
Und gleich Nummer zwei. Damit ich nicht schon wieder drei Kapitel Verzug aufzuweisen habe.

Hey! „Chickenbutt“ ist geklaut! Aber gut, wenn jemand danach schreit, dann Sasuke.
Schön, dass Sakura zumindest nicht blauäugig an die Sache rangeht. Sie weiß schon im Vorhinein, dass etwas schief gehen wird. Oder mehreres. Was der Guten leider nicht allzu viel bringt. Selbst mit ihren Heilkräften müssten ihr doch irgendwann ihre Fäuste wehtun, oder nicht!?
Und hätte ich es nicht vor einer Minute geschrieben, geht es auch schon los. Die drei sind echt der Hammer. Dass Sasuke sich so provozieren lässt, ist wirklich amüsant. Ein wenig nervig, aber amüsant. Man merkt doch, dass er sich nicht für zu gut halten kann, wenn er sich andauernd mit Naruto vergleicht! Da hilft doch alles „dukatenscheißen“ nichts.
Wäre ich ein Hotel- – oder eher, Restaurant- – -besitzer, hätte ich ein Hausverbot für die drei verhängt. Zumindest, wenn sie zusammen unterwegs sind. Das wäre mir echt zu blöd, jedes Mal hinter denen herzuräumen. Essen auf den Boden schmeißen? Wo kommen wir denn da hin! Und den anderen Gästen ist es sicherlich auch nicht angenehm, dem andauernden lautstarken Gebrüll der drei ausgesetzt zu sein. Wo ich noch im Vorkapitel dabei war, mit Sakura ein Loch zu finden, in dem ich mich vor Scham verkriechen könnte, vertrete ich nach dem Streit, um es nett zu formulieren, die Ansicht, dass den dreien mehr gebühren sollte als eine Strafpredigt. Alle drei sollten vor Scham überkippen und verrecken. Aber dann wäre die Geschichte ja schon vorbei, und das Ende wäre recht unepisch. Wenn auch originell, denn ich glaube nicht, dass ein Hauptcharakter schon einmal auf diese Weise einen Abgang gemacht hat.
Abgesehen davon ist die Szene einfach gottgleich. Sich im Bademantel prügeln, und immer noch im Bademantel von Uchiha Itachi zusammengefaltet zu werden... Ich mag dein Hirn!

Meine persönliche Meinung zu dem Gespräch zwischen Itachi und Sakura ist: Gut gemacht. Vor allem die Sexist-Misogyn-Misantrop-Szene. Ich will gar nicht erst wissen, wie lange du daran gesessen bist. Und nein, ich möchte es auch nicht wissen, wenn dir das einfach so eingefallen ist. Leider verstrickst du dich im Folgenden ein wenig zu sehr ins Hochgestochene, finde ich. Kein Mensch sagt «Eleve», schon gar nicht Sakura, von der du immer wieder behauptest, sie wäre Itachi so sehr unterlegen.

So, wären wir wieder mal am Ende meines Kommentars. Ich hoffe ehrlich, du bereust es nicht, mich immer wieder daran zu erinnern, dass ich noch kein Review geschrieben habe.

Liebe Grüße,
abgemeldet
Von:  Levisto
2013-08-21T08:44:27+00:00 21.08.2013 10:44
Tolles Kapitel, schließ ich mich an. Musste auch öfter Schmunzeln - ob Itachis Wortwahl oder deinem Nachtrag. Aber das er SO eine Meinung über Sakura hat...mal sehen wie sie dem gerecht wird.
Zumindest war das Kappi viel zu schnell vorbei und ich freu mich schon aufs nächste :-D
Von:  alory
2013-08-21T05:44:59+00:00 21.08.2013 07:44
Tolles Kapitel! Die Streitszenen sind amüsant, mitreisend und extremst unterhaltsam! Der Kampf ist gut beschrieben und JA, ich hatte die ganze zeit ein sich anzetterndes, in Bademänteln bekleidetes Team 7 vor Augen... und es war super! :D
Das Gespräch mit Itachi fand ich auch sehr gelungen! Ich finde es gut wie du Sakura auf die gleiche Ebene wie Itachi stellst...als wären sie ebenbürtig...was die Wortwahl, Sorgfalt und Reife angeht!
Ich bin gespannt wie es weiter geht und danke dir für deine Mühen! :)
lg alory
Von:  DarkBloodyKiss
2013-08-21T04:31:40+00:00 21.08.2013 06:31
Morgen ^^
Wow ich weiß gar nicht was ich dazu schreiben soll !!!
Das Kappi ist Wow einfach der Pure Hammer !!!
freue mich sehr aufs nächste Kappi !!!!

glg & einen schönen Mittwoch DarkBloodyKiss ^^
Von:  fahnm
2013-08-20T21:21:56+00:00 20.08.2013 23:21
Hammer Kapi^^
Mach weiter so^^
Von:  L-San
2013-08-20T20:37:08+00:00 20.08.2013 22:37
Abend Five. n/.\n

Ich kann mich den Kommentaren vor mir nur anschließen.
Es war witzig, wie immer.
Und wie immer kommt das sehr authentisch rüber, wie im Manga eben.
Aber ... ich weiß nicht ... so langsam langweile ich mich ein wenig, immer nur diese lustigen Streitereien usw. zu lesen.
Versteh mich nicht falsch, es ist wirklich unterhaltsam, bloß hätte ich mir ein wenig Abwechslung gewünscht.
Wahrscheinlich muss ich ein wenig warten, bis mehr Action ins Spiel kommt. ;]
Und WTF, zum ersten Mal seit langem musste ich nicht nach dem einen oder anderen Wort nachschlagen.
Wie überaus praktisch es sein kann, Französisch zu können.;]
Wie ich sehe, bringst du immer mehr ItaSaku ins Rollen.
Bah, ich bin müde, diesmal hab ich nicht wirklich was zu sagen.
Vielleicht hätte ich noch den Geruch von XYZ-Essen beschrieben, aber das ist eh 'ne unnötige Bemerkung ...
;D
Ich warte gespannt auf's nächste Kapitel.

L-San
Von:  Kaede7
2013-08-20T20:17:00+00:00 20.08.2013 22:17
Super Story.Ich bin total von deinem Schreibstiel begeistert. Hab mich richtig krümelig gelacht bei diesem Satz: ""Wie konntet ihr uns so schnell finden? Jeder geistig gesunde Mensch hätte die Westroute genommen." Der Seitenblick auf Sasuke blieb niemandem verborgen." oder auch die Vorstellung von Team 7 an der Wand gelehnt mit Bademantel bekleidet und ein umherlaufender Itachi:):):).
Freu mich schon aufs nächste Kapitel.^^



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