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Von der Kunst, anders zu sein.

Und dem Wunsch, einmal Gott spielen zu können.
von

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"Wir werden dich kriegen!"

Es war kein Geräusch, welches sie weckte. Es war eher so, als würde sie es spüren. Das Gefühl, beobachtet zu werden. Es war seltsam drückend - und unheimlich. Sie öffnete die Augen und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus. Sie ignorierte es. Allmählich zeichneten sich die Umrisse der Gegenstände in ihrem Zimmer ab. Aber diese Nacht war etwas anders. Sie blinzelte in die Richtung der Tür. Sie war einen Spalt breit offen.

Mariko wusste ganz genau, dass die Tür geschlossen war, als sie zu Bett ging. Sie ließ sie nie offen, das hatte sie sich im Laufe der Zeit angewöhnt. Aber noch etwas anderes schien nicht zu stimmen. Sie fühlte sich, als würde jemand sie durch den Spalt der Tür beobachten. Sie tastete nach der Nachttischlampe und drückte den Schalter – aber es tat sich nichts.

„Stromausfall? Mitten in der Nacht?“, fragte sie sich verwirrt. Sie setzte sich auf und streckte sich. Ein zweiter Blick fiel auf die offenstehende Tür. Ein plötzliches Poltern ließ sie aufschrecken. Sie stand auf und tapste zur Tür. Langsam öffnete sie diese etwas und wartete, bis das Knarzen verstummt war. Wieder Stille.

Mariko schritt aus dem Zimmer. Sie war nicht sicher, ob ihr Vater und ihr Bruder inzwischen zu Hause waren. Makoto hatte ein großes Fußball-Turnier und ihr Vater wollte ihn danach abholen. „Es könnte spät werden, warte nicht mit dem Essen auf uns“, hatte Hayate gesagt. Jetzt wäre es ihr lieber, wenn sie doch gewartet hätte. Sie stieg die Treppe hinab und hielt inne. Leises Rascheln kam aus der Küche. Vielleicht doch die beiden? Dort war es aber ebenfalls düster. Sie schlich sich an die angelehnte Tür und wagte einen Blick durch den schmalen Spalt. Das Geräusch verstummte, zu erkennen war auch niemand. So langsam wurde das seltsame Gefühl im Magen doch stärker.

Sie öffnete die Küchentür und schritt hinein. Alles schien wie immer. Mariko konnte sich auch nicht erklären,woher die Geräusche hätten kommen können.

Plötzlich spürte sie eine unerklärbare Gegenwart hinter ihrem Rücken und das Geräusch von schwerer Atmung. Sie hatte nicht mal mehr Zeit, um herumzufahren und zu erkennen, woher dieses Gefühl kam. Mariko spürte nur, wie sich starke Hände um ihren Hals schlossen und zudrückten. Erst realisierte sie gar nicht, wie ihr geschah, bis sie spürte, dass sie nach und nach keine Luft mehr bekam. Allmählich machte sich Panik in ihr breit. Sie versuchte, sich aus dem starken Griff zu befreien, doch je mehr sie sich wehrte, desto enger schlossen sich die Hände um den Hals. Und je enger sie sich schlossen, umso weniger Luft und Kraft hatte das Mädchen, sich zu befreien.

Plötzlich hörte sie, wie ein Schlüssel sich im Türschloss drehte. Eine furchteinflößende Stimme flüsterte: „Ich komme wieder. Und nächstes Mal kommst du uns nicht so einfach davon.“ Dann löste sich der Druck um ihren Hals urplötzlich auf und sie fiel hustend auf die Knie. Sie spürte nur noch, wie ihr schwarz vor Augen wurde.

Sie hörte die Stimmen zweier ihr vertrauten Personen. Sie blinzelte und erkannte die Umrisse von zwei Männern, die an ihrem Bett standen. Es musste schon Tag sein.

Mariko rieb sich die Augen und hustete.

„Endlich bist du wach.“

Sie sah ihren Bruder an.

„Makoto? Was ist hier los?“, fragte sie.

„Als wir“, er deutete auf Hayate, „nach Hause kamen, lagst du vor der Küche, aber wir haben dich nicht wach bekommen. Wir haben uns Sorgen gemacht.“ Er lächelte unbeholfen.

„Makoto hat die ganze restliche Nacht an deinem Bett gesessen“, erklärte ihr Vater. Mariko erinnerte sich an das, was ihr letzte Nacht widerfahren war und überlegte, ob sie davon erzählen sollte. Aber als sie in das kalte Gesicht ihres Vaters blickte, verging ihr der Gedanke daran wieder. Sie wollte ihn nicht nur mehr enttäuschen. Er hielt an sich schon keine großen Stücke auf seine Tochter.

„Mir geht es gut“,antwortete Mariko mit einem überzeugenden Lächeln. Vielleicht war es doch nur ein Traum gewesen. Makoto gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn und die beiden Männer verließen das Zimmer. Seufzend begab sich das Mädchen ins Badezimmer und schüttete sich eine handvoll frisches, kaltes Wasser ins Gesicht, um runterzukommen und ihre Gedanken ordnen zu können. Sie blickte in den Spiegel. Ihr Gesicht zeigte deutliche Spuren der letzten Nacht. Ihre Augen waren trocken und matt. Ihre Lippen blass und rissig.

Und die Würgemale an ihrem Hals waren die Beweise dafür, dass das Ganze doch nicht nur ein Traum gewesen ist.



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