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Say Goodbye

Why did I fall in love with you?
von

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Why did I fall in love with you?

Die Sonne zeigte sich von ihrer besten Seite an diesem traumhaftschönen Sommertag. Es war Ende Juli und den azurblauen Himmel zierten nur wenige Wolken. In einem Park saß eine junge Frau und starrte in die Ferne. Die Bank stand nicht gerade an einem schattigen Plätzchen und die Temperaturen waren ausgesprochen hoch. Zwischen den Bäumen sah man die hohen Häuser der Großstadt emporragen. Dieses Bild von friedlicher Idylle und turbulenter Hektik in der Ferne gab einem ein unerwartet gutes Gefühl. Die Frau fühlte sich jedoch alles andere als gut. Sie saß alleine auf der Bank und war in ihren Gedanken versunken. Ihre langen roten Haare fielen ihr locker um die Schultern. Sie waren geglättet, um die verhassten Locken wenigstens für einen Moment zu verbergen. Man sah ihr an, dass sie Ausländerin war. Der Grund, warum sie völlig einsam auf dieser Parkbank saß, war folgender:

Sie hatte sich mit ihrer besten Freundin gestritten und hatte schnell das Weite gesucht, bevor der Streit ausgeartet wäre.

Da hatte sie es endlich geschafft Urlaub im Land ihrer Träume zu machen und wie endete das Ganze? Sie war allein irgendwo in Tokio und fühlte sich schrecklich.

Die 25-jährige stand auf und ging den Weg entlang. Es war ein Ort von so viel Frieden. Für gewöhnlich tat ein Spaziergang in dieser wunderschönen Natur verdammt gut, aber heute war es ihr verwehrt sich gut zu fühlen. Anna fiel zwischen den Japanern und Japanerinnen stark auf und hin und wieder wurden ihr auch neugierige Blicke zugeworfen. Früher hätte es sie gestört, mittlerweile war es besser. Sie hatte abgenommen und ihren Stil geändert. Sie fühlte sich wohler in ihrem Körper. Die junge Frau fühlte sich einfach hübscher. Aber das hatte nichts mit ihrer momentanen Gefühlslage zutun. Sie lag sich mit ihrer besten Freundin in den Haaren und der Mann, den sie so gerne treffen wollte, antwortete einfach nicht auf ihre Nachricht. Er hatte sich schon ziemlich lange nicht mehr bei ihr gemeldet, dabei war er doch ihr bester Freund. Aber war er das wirklich noch? Vielleicht hatte er sie ja schon längst vergessen und für sie war kein Platz mehr in seinem Leben. Das wäre ja alles halb so schlimm gewesen, wenn er nicht derjenige wäre, in den sie sich unsterblich verliebt hatte. Was wohl aus ihm geworden war? War er noch immer mit ihr zusammen? Sie wünschte sich sosehr, dass sie sich mit ihm treffen konnte. Sie musste mit ihm reden. Herausfinden ob sie jetzt Chancen hatte. Sie hatte doch so viel aus sich gemacht, er sollte sehen wie sehr sie sich verändert hatte. Vielleicht war es blödsinnig gewesen, aber das alles hatte sie nur für ihn getan.

Sie überquerte eine Brücke, im Wasser schwammen unzählige Kois. Sie war von dem Schauspiel sosehr abgelenkt, dass sie nicht mehr auf ihren Weg achtete und unsanft gegen jemanden stieß. Der Mann entschuldigte sich und erkundigte sich nach ihrem Wohlbefinden. Da sie in all den Jahren auch an ihrem Japanisch gearbeitet hatte, konnte sie ihn verstehen.

„Schon gut. Mir geht’s gut“, murmelte sie und sah auf. Das tiefe grün smaragdgrüner Augen traf auf die warmen, fast schwarzen, Augen ihres Gegenübers.

Anna stieg die Röte ins Gesicht. Der Asiate vor ihr sah unglaublich gut aus. Dunkle Augen, dunkles Haar, ein Ausdruck von Freundlichkeit gemischt mit Besorgnis im Gesicht. Er lächelte sie an. Anna bekam augenblicklich weiche Knie.

„Hiro?“, hauchte sie.

Sollte sie sich geirrt haben und dieser Mann war nicht die Liebe ihres Lebens, dann hatte sie sich nun mächtig blamiert, doch die Reaktion in seinem Gesicht nahm ihr diese Sorgen genauso schnell wie sie gekommen waren.

„Ich… Wer…?“, er wusste nicht so recht was er sagen sollte.

„Ich glaub’s nicht. Hiro!“, sie fiel ihm um den Hals.

„Deutsch? Oh mein Gott“ und in diesem Moment erwiderte er ihre Umarmung, er zog die Rothaarige an sich.

Anna konnte seine Muskeln spüren. Sein Körper musste einfach hammermäßig aussehen. Bei dieser sanften Umarmung begann ihr Herz schneller zu schlagen und in ihrem Bauch begann es leicht zu kribbeln. Wenn sie die Zeit anhalten könnte, dann würde sie es jetzt machen. Viel zu schnell vergingen die Sekunden und dann hatte er auch schon wieder von ihr abgelassen.

„Anna, ich fass‘ es nicht. Du bist es wirklich. Meine Güte, du hast dich echt verändert. Ich hätte dich gar nicht wiedererkannt“, gab er mit einem Lachen von sich. Es war so ein freundliches Lachen und es klang so wunderschön.
 

Nun saß Anna wieder allein auf einer Bank im Sonnenschein. Aber dieses Mal war sie nicht deprimiert. Nein, sie war sogar richtig glücklich. Masahiro setzte sich wieder neben sie und reichte ihr die gekühlte Wasserflasche aus dem Getränkeautomaten. Für sich hatte er auch eine geholt. Die beiden saßen nebeneinander auf der Bank und sahen in die Ferne.

„Was machst du hier eigentlich so ganz allein?“, fragte er sie dann.

„Ich habe mich mit meiner Freundin gestritten. Ich war genervt, weil es ihr hier zu chaotisch ist und sie will nur im Hotel bleiben. Darauf hatte ich keine Lust, aber so ist Lilly eben… Ich bin dann einfach gegangen, bevor wir uns noch schlimmer gestritten hätten“, erklärte sie ihm.

„Oh, das verstehe ich“

Masahiro nahm einen Schluck aus seiner Flasche.

„Es ist gut, dass ich abgehauen bin“, sagte die Frau und lächelte. „Sonst wäre ich dir nicht über den Weg gelaufen“

„Stimmt wohl. Das muss Schicksal sein“, er sah sie an und grinste.

Anna wurde sofort wieder rot. Sie würde ihn gerne nach Nanami fragen, aber sie traute sich nicht. Sie hatte Angst, dass er ihr sagte, sie seien noch immer zusammen und wie glücklich sie wären. Das wollte sie einfach nicht hören.

„Atsui ne“, er wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Sehr sogar“, gab sie ihm Recht.

„Es ist das erste Mal, dass wir uns treffen, hast du nicht Lust was mit mir zu unternehmen?“, fragte er plötzlich.

„Oh, aber so was von!“, Anna war begeistert von dieser Idee.

Dass ihre beste Freundin alleine im Hotel war, kümmerte sie gar nicht mehr. Anna steckte die Flasche in ihre Handtasche, während Masahiro seine weiterhin in der Hand hielt.
 

Gemeinsam verließen sie den Park und starteten ihr Abenteuer inmitten der menschenüberfüllten Millionenstadt. Der Japaner zeigte seiner Begleitung einige sehenswerte Dinge. Die beiden amüsierten sich prächtig bei diesem sorgenlosen Einkaufsbummel. An einem Straßenstand kaufte Masahiro zwei Nikuman. Sie ließen sich auf einer Mauer nieder und aßen die dampfende Köstlichkeit.

„Danke für den schönen Tag. Du weißt gar nicht was mir das bedeutet“, bedankte sich Anna.

„Keine Ursache“, er steckte sich den letzten Bissen in den Mund, die Rothaarige hatte gerade erst die Hälfte gegessen, aber Masahiro wartete geduldig bis sie aufgegessen hatte.

Danach gingen sie zu ihm nach Hause. Er wohnte in einem Hochhaus, mit dem Aufzug fuhren sie in den zehnten Stock. Anna wollte unbedingt sehen wo er wohnte, außerdem hatte er den ganzen Tag Nanami noch kein einziges Mal erwähnt. Die Deutsche empfand es als klug dieses Thema auch weiterhin nicht anzusprechen. Nachdem er die Apartmenttür aufgeschlossen hatte, folgte sie ihm in das Innere der Wohnung.

„Eakon wo tsukatte mo ii?“, er hatte schon seine Schuhe ausgezogen, während Anna noch dabei war.

„Entschuldigung… was?“, das hatte sie nun nicht verstanden.

„Oh, sorry“, er lachte. „Ist es okay, wenn ich die Klimaanlage anmache?“

„Was für eine blöde Frage. Natürlich“, antwortete die junge Frau, die nun auch den Wohnbereich betrat.

Der Dunkelhaarige lachte wieder.

„Natürlich“ und mit diesem Wort schaltete er die Klimaanlage an.
 

Die zwei setzten sich auf das Sofa und führten ihre Unterhaltung fort. Masahiro war neugierig und nahm Anna förmlich ins Kreuzverhör, aber das gefiel ihr besser, sie war nicht sonderlich gut darin eine Unterhaltung zu führen. Doch dann stellte er eine unerwartete Frage.

„Was macht dein Freund?“ Einen Moment lang war es still und man hörte nur die Klimaanlage summen.

„… Ich habe keinen“, sagte Anna leise.

Seine Augen, die eine wohlige Wärme ausstrahlten, ruhten nun auf ihr.

„Zurzeit keinen oder immer noch keinen?“, fragte er vorsichtig.

„Immer noch keinen“, erwiderte sie noch leiser als zuvor.

„Oh“, das hatte ihm nun die Sprache verschlagen. Er konnte es nicht verstehen, dass diese hübsche Frau noch immer keinen Freund hatte. Vielleicht war es früher nicht einfach für sie gewesen, aber mittlerweile sollte das doch keine Probleme mehr für sie darstellen. Der Mann fand für diese Situation einfach nicht die passenden Worte.

„Ich versteh‘ das nicht. Sind die denn alle blind?“

Wieder war es still.

„Weiß nicht… Hiro,… ich bin immer noch in dich verliebt. Daran hat sich in all den Jahren überhaupt nichts geändert“

Er legte seine Hand auf ihr Bein, sie konnte seine Finger auf ihrer Haut spüren, dann gab er ihr einen Kuss auf die Wange.

„Ich bin so dankbar für deine Gefühle“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Du bedeutest mir auch noch immer unglaublich viel“

Seine Hand wollte nicht länger ruhig dort liegen bleiben, sie verschwand unter ihrem Rock, indem sie sanft an der Innenseite ihrer Schenkel entlangstrich. Er hauchte ihr einen Kuss aufs Ohrläppchen.

„Ich liebe dich“

Sie schloss ihre Augen und genoss die Berührung. Ihr Herz und ihr ganzer Körper verlangten nach ihm. Dies war der Beginn einer wundervollen Nacht.
 

Am nächsten Morgen wachte Anna als erste auf. Sie war es nicht gewöhnt, dass es so früh hell wurde. Verschlafen rieb sie sich über die Augen und krabbelte, natürlich darauf bedacht, den Mann an ihrer Seite nicht zu wecken, vorsichtig aus dem Bett. Masahiro hatte ihr ein Shirt geliehen, indem sie schlafen konnte, ansonsten trug sie noch ihre Unterhose. Sie verließ das Schlafzimmer und war mit den Gedanken beim gestrigen Abend. Es war ihr erstes Mal gewesen und sie hatte es mit dem Mann erlebt, den sie mehr als alles andere auf der Welt liebte. Sie ging zum Fenster im Wohnbereich und sah nach draußen. Auch heute war es wieder ein wunderschöner Tag. Dieser Sommer war einfach klasse. Anna seufzte zufrieden, dann ließ sie ihren Blick durchs Zimmer schweifen. Ihre Augen blieben am Bücherregal hängen. Sie hatte dort einige Fotos entdeckt und wollte sie sich näher ansehen. Auf einem erkannte sie Masahiro mit ein paar anderen jungen Männern beim Karaoke. Wahrscheinlich waren das Freunde aus der Uni, in die er gegangen war. Auf dem nächsten Bild war er mit einem kleinen Mädchen zu sehen. Das konnte nur seine Schwester sein. Anna musste bei diesem Anblick lächeln. Die Kleine strahlte vor Freude und auch ihr großer Bruder grinste breit. Dann stand noch ein Foto im Regal. Vorsichtig nahm sie den Rahmen in die Hand und betrachtete die beiden Personen die darauf abgelichtet waren. Er, den sie eindeutig als Masahiro identifizieren konnte, küsste eine Frau auf die Wange und diese lächelte verlegen in die Kamera. Anna konnte schwören, dass diese Frau Nanami war. Ihre Hände begannen zu zittern. Es konnte nur zwei Erklärungen dafür geben, warum dieses Foto noch immer hier stand. Die erste war, dass Masahiro noch nicht über die Trennung hinweg war und die zweite konnte nur lauten, dass die beiden noch immer zusammen waren und das wollte die Deutsche auf keinen Fall wahr haben.

Masahiro streckte seinen Arm aus und tastete das Laken ab. Eigentlich sollte dort jemand liegen. Er gähnte als er die Augen öffnete „Anna?“ Er setzte sich auf und streckte sich erst einmal, dann stand er auf. Auch er ging aus dem Schlafzimmer, schnell fand sein Blick sie am Bücherregal.

„Morgen, Süße“, rief er ihr keck zu und grinste.

Doch die Frau ignorierte es.

„Wo ist Nana?“

„Mit ihrer Familie im Urlaub. Warum?“

„Ihr seid aber getrennt, oder?“, ihre Finger schlossen sich um den Bilderrahmen, als würde sie versuchen sich krampfhaft daran festzuhalten.

„Nein, wir sind verlobt. Wir heiraten im Oktober“

Vor Schreck ließ Anna den Bilderrahmen fallen und als er auf dem Boden aufschlug, zersprang das Glas, genauso wie ihre Hoffnung, die in diesem Moment ebenfalls in Scherben zerbrach. Er sagte diese Worte so, als wäre es völlig in Ordnung wie er gehandelt hatte. Er hatte seine Verlobte betrogen und es schien ihn nicht einmal zu stören. Anna war unsterblich in ihn verliebt, er wusste das und er fühlte das gleiche für sie. Warum also tat er ihr das an?

„Anna?“, fragte er, woraufhin sie ihn ansah. Er trug nur seine Boxershorts und seine dunklen Haare waren noch leicht zerzaust.

„Du bist echt das Allerletzte!“, pfefferte sie ihm entgegen. Er schien seinen Fehler noch immer nicht zu sehen.

„Was?“, er war nun verwirrt.

Anna sammelte ihre Klamotten auf, die noch neben dem Sofa lagen und war drauf und dran zu gehen. Ihr war es egal, dass sie nur ein T-Shirt trug.

„Anna! Jetzt sei doch nicht sauer. Du weißt wie sehr ich dich liebe, weiß du eigentlich was in mir drin los war, als du hier aufgetaucht bist? Ich weiß doch auch nicht warum ich so was immer wieder mache. Es ist Nana gegenüber nicht fair und dir gegenüber auch nicht. Ich weiß das doch“

Die Frau wusste nicht, ob sie sich darauf einlassen sollte. Es war ihre einzige Chance Zeit mit ihm zu verbringen, wie sie sich es schon früher immer vorgestellt hatte. Aber da war diese eine verdammte Tatsache, die sie zurückhielt. Er würde bald heiraten und sie konnte sich eine gemeinsame Zukunft ein für alle Mal abschminken.

„Anna, lass das unser kleines Geheimnis bleiben. Wir haben nur diese kurze Zeit um uns zu lieben. Wir sollten unser Treffen als Geschenk ansehen, ich verspreche dir, ich erfülle dir jeden Wunsch. Bis Nana wieder da ist, geb‘ ich dir all die Liebe, die du immer von mir wolltest“, seine Worte klangen aufrichtig und sie musste einsehen, dass das Ganze auch für ihn nicht einfach war.

Sie ließ ihre Kleidung wieder auf den Boden plumpsen, dann rannte sie auf Masahiro zu, der noch immer im Türrahmen zum Schlafzimmer stand und legte ihm die Arme um den Hals bevor sie ihn küsste. Er platzierte seine Hände an ihrer Hüfte, zog sie an sich und erwiderte leidenschaftlich diesen Kuss.

„Hiro, ich liebe dich“, sagte die Frau mit einem Lächeln, als sie sich kurz von ihm löste.

„Ich liebe dich auch“, antwortete er daraufhin.

Plötzlich stiegen der jungen Frau Tränen in die Augen und sie schluchzte.

„Anna? Was ist los?“

„Das ist einfach so ungerecht. Wieso kann ich dich nicht haben?“, schniefte sie.

Masahiro zögerte einen Moment mit der Antwort, doch dann entschuldigte er sich.

„Es tut mir wirklich leid, ich weiß nicht was ich wirklich will. Nana zu heiraten ist eine wunderbare Vorstellung. Ja, schau mich nicht so an! Ich weiß, dass ich sie gerade betrüge… ich weiß doch auch nicht, wie ich damit umgehen soll“, er raufte sich die Haare. „Beides fühlt sich richtig an“

„Kannst du mir mal bitte sagen, warum ich mich ausgerechnet in dich verlieben musste?“, bei diesen Worten rannen ihr bereits die Tränen aus den Augen.

„Ich bin doch Schuld dran. Ich hätte es exakt an dem Tag stoppen müssen, an dem ich mit Nana zusammen gekommen bin. Aber ich konnte nicht… Manchmal habe ich daran gedacht, wie es wäre, wenn du meine Freundin geworden wärst, doch ich hatte solche Panik, dass ich es für besser hielt die Distanz zu wahren. Ich habe dich wohl nie richtig vergessen können, denn als du vor mir standst, kam alles wieder hoch. Mir wurde klar wie sehr ich dich liebe. Trotzdem… Nana liebe ich auch und ich möchte sie heiraten“

„Doushite?“, Anna konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.

Der Schmerz in ihrer Brust war einfach zu stark. Die heißen Ketten brannten tiefe Narben in ihr Herz, die niemals wieder verblassen würden und nahmen ihr die Luft zum Atmen. Sie japste.

„Ich will doch nur glücklich sein. Ist das denn zu viel verlangt?“

Der Japaner wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht.

„Nein, ist es nicht. Glaub‘ mir, wenn ich könnte würde ich nur für dich allein da sein. Baby, ich liebe dich“, er küsste sanft ihre Lippen, die durch die Tränen leicht salzig schmeckten.

„Und ich werde dich immer lieben“, fügte er hinzu, dabei sah er ihr tief in die Augen und aus ihnen sprach die reine Wahrheit.

Anna verstand nicht, warum er sich so an der anderen Frau festklammerte, wenn er doch so viele – und außerdem so aufrichtige – Gefühle für die Deutsche hatte. Es war gemein von ihr eine Trennung der beiden zu wünschen, da sie wirklich gut zusammenpassten, aber hier ging es um ihr Glück. Sie wollte diesen Mann nur für sich alleine
 

Langsam wurde es Zeit für Anna wieder ins Hotel zurückzukehren.

„Es tut mir leid, dass ich schon wieder gehen muss. Aber Lilly wird nur noch wütender, wenn ich jetzt nicht zurück zum Hotel gehe. Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich vor lauter Wut mein Handy im Zimmer liegen lassen hab‘. So ein Mist aber auch“, fluchte sie, während sie aus dem Aufzug stiegen.

„Wenn du bleiben würdest, hätten wir schon reichlich Beschäftigung gefunden“, er lachte.

„Oh Mann, sag doch nicht so was!“, aber auch sie musste lachen. „Jetzt fällt es mir doch noch schwerer zu gehen“

„Gomen ne“, entschuldigte er sich mit einem Zwinkern.

Masahiro wollte Anna mit dem Auto zum Hotel zurückfahren, deshalb gingen sie in die Tiefgarage, wo er sein Auto parkte. Die Fahrt zum Hotel war kürzer als es der Deutschen lieb war. Sie wollte sich noch nicht von ihm verabschieden. Die heißen Stunden die sie miteinander verbracht hatten, sollten auf ewig andauern. Wenn es nach ihr ginge könnte er sie hier und jetzt gerade noch mal vernaschen. Es wäre ihr so was von egal, wenn von draußen jemand zuschauen würde. Aber der Japaner beschränkte sich auf einen langen und intensiven Abschiedskuss.

„Ich werde die Zeit mit dir nie vergessen. Bitte werde glücklich, Anna. Du hast es verdient“

Sie wollte darauf nicht antworten, sie wusste, dass sie ohne ihn nicht glücklich werden konnte, sie würde diese warmen Augen, diesen zärtlichen Blick, diese weichen Lippen und diesen traumhaftschönen Mann schrecklich vermissen. Ohne Masahiro konnte sie nicht glücklich werden, das wusste sie genau und aus diesem Grund wich sie aus.

„Hiro, ich liebe dich so sehr. Wenn ich jetzt gehe, bleibt mein Herz bei dir. Und es kann nur mit dir als Begleitung an seinen ursprünglichen Platz zurückkehren. Also… pass bitte gut darauf auf. Den Rest meines Lebens muss ich nämlich ohne mein Herz verbringen“, für wenige Sekunden berührten ihre Lippen noch einmal die seinen, dann stieg sie aus dem Auto und verschwand im Hotel.

War es das nun gewesen? Sollte sie für immer aus seinem Leben verschwunden sein? Aber das »Leb‘ wohl« war noch nicht ausgesprochen.
 

Wenige Monate später.
 

Es war Nanamis und Masahiros großer Tag. Die Hochzeit der beiden sollte ihre Liebe mit einem ewigen Bund besiegeln und das Paar für immer zusammengehören lassen. Natürlich war unter den Gästen auch eine junge Frau aus Deutschland. Ihre feuerroten Haare waren zu einer eleganten Frisur gebunden, auch ihr Kleid war dem Anlass entsprechend gewählt. Abseits aller anderen Anwesenden führte sie eine letzte Unterhaltung mit dem Bräutigam.

„Hiro… du sollst mit Nana glücklich werden. Ich sage schon jetzt einmal »Herzlichen Glückwunsch«. Ich freue mich wirklich sehr für dich“

Aber die Augen des Japaners wirkten nicht so wie die eines Mannes, der die Frau, die er liebte heiraten sollte. Nein, seine Augen wirkten traurig.

„Es tut mir wirklich leid“

Anna wollte nicht, dass er sich schlecht fühlte. Heute sollte der glücklichste Tag seines Lebens werden, deshalb rang sie sich zu einem strahlenden Lächeln durch.

„Shiawase ne“, wünschte sie ihm fröhlich alles Glück der Welt.

Auch auf sein Gesicht stahl sich ein Lächeln. Sie wollten es hier beenden. Ein letztes Mal gab er ihr einen Kuss. In diesen letzten Kuss legte er all seine Gefühle, die für diese Frau in seinem Herzen vorhanden waren. Dieser Kuss war eigentlich ein Kuss, den der Bräutigam seiner Braut geben sollte.

„Leb‘ wohl, Anna“, flüsterte er ihr zu, als er sich von ihr löste. Ihre Gesichter waren nur wenige Millimeter voneinander entfernt.

„Leb‘ wohl“, verabschiedete nun auch sie sich, dann wandte sich Masahiro von ihr ab und stellte sich auf Position. Anna stand an der Seite, sie wusste nicht ob sie die ganze Zeremonie durchhalten würde, doch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, betrat die wunderschöne Braut in Begleitung ihres Vaters die Bildfläche. Nanami lächelte ihren zukünftigen Ehemann überglücklich an, als sie endlich nebeneinander standen und dann begann die Trauung.

Anna jedoch hatte nur Augen für den dunkelhaarigen Japaner. Ihre Hand ruhte auf ihrem Bauch. Es war besser so. Er sollte glücklich werden, was aus ihr wurde war in diesem Moment egal.

Und das sie von ihm schwanger war, würde für immer ihr Geheimnis bleiben.



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