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Wunsch

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hach, entschuldige, Wettbewerbsleiterin, dass die Wortanzahl nach Beenden des Wettbewerbes so in den "Keller sacken". Irgendwie komm ich nicht mehr über die 2000-Grenze, ohne irgendetwas drastisch langzuziehen. (Ich bemühe mich wahrscheinlich auch zu wenig...)
Egal.
Das nächste Kapitel wird wahrscheinlich länger, aber genau weiß ich es nicht.
Viel Spaß beim Lesen des fünften Kapitels!
(Anm: Nicht Beta-Gelesen) Komplett anzeigen

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Instinkt

„Ich gehe dann mal!“, rief ich Yukiko und Jun zu, als ich meine Schuhe anzog und nach draußen ging. Ich hörte ein kurzes: "Wiedersehen!", dann hatte ich auch schon die Tür hinter mir geschlossen. Die Tür des Aufzuges sirrte einen leisen Ton beim Aufmachen, der mich immer wieder verwunderte. Obwohl ich schon in allerlei öffentlichen Gebäuden war und auch schon oft Aufzug gefahren bin, musste ich mich daran gewöhnen, dass nicht alles still und leise wie bei mir zu Hause war.

Zu Hause...

Ein kleiner Schmerzensstich durchzuckte mich. Ich bekam leises Heimweh, stellte es jedoch so weit es ging ab. Ich bin aus freien Stücken hier, ich habe mich dazu entschieden. Ich ganz allein.

Dies war mein egoistischer Wunsch.

Der Aufzug fuhr in einem gemächlichem Tempo nach unten, hielt hier und dort mal an, um neue Fahrgäste hineinzulassen. Als ich auf die Straße hinaustrat, war ich sofort mitten in einem riesigem Menschentrubel. Kurzer Schock, dann war alles wieder in Ordnung. Selbst in diesen frühen Morgenstunden war es schon sehr voll, der Lärm hallte in meinen Ohren wieder.

Ich konnte mich nur schwer orientieren, fand aber relativ schnell den Weg zur Bahn, da alle scheinbar dorthin mussten. Um mich herum waren eilende Menschen, Schulkinder, die von ihren Müttern begleitet wurden, und Studenten. Es war ein bunter Mix aus fast allem, im Hintergrund schallte eine Werbung auf einem Bildschirm an einem Hochhaus. Ich blieb kurz stehen, ehe ich den Weg nach unten, zur Untergrundbahn, betrat, um die Werbung näher anzusehen. Sofort wurde ich jedoch vom Strom wieder mitgezogen, die Uhr drängelte und ich hatte keine andere Wahl als mich mit der Stadt, dem Raum, und der Uhr, die Zeit, fortzubewegen.

In der Bahn war es voll. Ziemlich voll. Zu voll.

Diese Verhältnisse war ich nicht gewohnt, es war mir unangenehm, den Atem von so vielen Menschen zu hören, den Schweiß von so vielen Menschen zu riechen und einfach nicht ausweichen zu können.

Still betete ich, dass man mich in Ruhe lassen würde.

Heute schienen meine Gebete erhört worden zu sein, denn ich konnte ohne weitere Probleme wieder aus dem Zug heraus. Erleichtert atmete ich die frischere Luft ein, doch lange Zeit zum Verweilen blieb mir nicht, ich musste weiter. Der Fußmarsch zur Schule war angenehm, da die Schule weiter abseits liegt.

Es roch nach einem frischem Morgen, der Tau war bereits geschmolzen und benetzte die Wiesen, Bäume, Blätter und spendete ihnen Feuchtigkeit. Es war sehr ruhig, doch hörte ich Schritte von mehreren Personen hinter mir. Ich drehte mich um, denn ich wollte wissen, wer das war.

Es stellte sich heraus, dass es eine Mädchengruppe meiner Klasse war. Sie hatte mich gleich am ersten Tag mit Fragen gelöchert, die für mich im Nachhinein keinen Sinn ergaben. Wieso wollten sie wissen, welchen Sänger ich am coolsten fand?

„Ah, Lil-chan!“, rief plötzlich eines der Mädchen. Sofort umringten sie mich und plapperten ohne Punkt und Komma auf mich ein. „Hast du gestern ferngesehen? Es lief eine neue Serie!“ „Er hat wieder eine neue Single herausgebracht!“ „Habt ihr schon gehört?“ Ich kam nicht mehr mit, es liefen zu viele Informationen, die ich, ehrlicherweise, nicht wissen wollte, und nickte schließlich nur noch lächelnd. Erleichtert sah ich Mami am Schultor stehen, sie schien auf mich zu warten. Ich entschuldigte mich knapp bei den Mädchen und lief dann erleichtert zu ihr.

„Meine Rettung!“, stieß ich leise aus. Mami lächelte nur wohl wissend und wir begaben uns ins Schulgebäude. Sie hatte immer dieses wohlwollende Lächeln im Gesicht, wie immer fühlte ich mich sofort geborgen.

„Wie geht es dir nach letzter Nacht?“, fragte sie mich.

Ich streckte mich und erwiderte: „Gut, erstaunlicherweise. Aber die Ereignisse von gestern hängen immer noch an mir.“

Mami nickte mit einem Ausdruck von Verstehen im Gesicht. Wir gingen eine Weile stillschweigend vor uns hin, der Schule immer näher.

„Ähm... Mami-san?“, fragte ich sie schlussendlich, ich hatte eine Frage, die nur sie beantworten konnte.

„Ja?“

„Was war eigentlich dein Wunsch, als du ein Magical Girl wurdest?“

Daraufhin schwieg Mami, ihr schien die Frage unangenehm zu sein. Als sie eine Weile lang nicht antwortete und es nur schien, als würde sie fieberhaft eine Ausrede suchen, winkte ich ab. „Wenn du es mir nicht sagen willst, ist es auch okay.“ Ihr entglitt ein erleichterter Seufzer. „Würdest du mir aber vielleicht verraten, wieso du Magical Girl geworden bist?“

„Sagen wir, dass es eine Notsituation gewesen ist“, meinte sie nach einigen Schritten. Ich gab mich fürs Erste mit der Antwort zufrieden, da wir ohnehin schon das Schultor passiert hatten. Ich winkte Mami noch einmal zu, als wir uns in die Richtung unserer Klassen trennten. Nun schritt ich alleine den Weg zwischen die Glaskästen, die hier Klassenzimmer waren, entlang.

Auf meinem Weg grüßten mich ein paar Klassenkameraden, die ich jedoch nicht näher kannte. Schnell hatten sie sich wieder ihren eigentlichen Freunden zugewandt. Neugierig warf ich immer wieder einen Blick in die Klassenzimmer der anderen, auch wenn es fast immer dasselbe Bild war, das sich mir bot. Ich fand es dennoch schön zu sehen, wie sie in einer Gemeinschaft agierten. Ich hatte eigentlich nie solch eine besessen, weil ich es einfach für unzulässig und in meinem Fall wahrscheinlich auch falsch ansah. Freundschaften unter Gleichgesinnten mit dem selben Pensum an Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen, fand ich toll, wenn sie denn hielten.

„Guten Morgen!“, begrüßte ich Homura, als ich in das Klassenzimmer kam. Viele missverstanden es wohl, denn alle, die gerade anwesend waren, grüßten mich zurück. Ich winkte ihnen lächelnd zurück und ignorierte einfach das Missverständnis.

„Morgen.“ Sie sah mich mit einem nachdenklichem Gesichtsausdruck an. „Hast du in den nächsten Wochen vielleicht Zeit? Ich möchte dir etwas erzählen, kann die folgenden Wochen nicht.“

„Gerne. Ich habe eigentlich immer Zeit, sag mir einfach Bescheid, okay?“

Sie nickte, dann kam auch schon wieder die Lehrerin hinein. Ich konnte mich jedoch nicht ganz so gut auf den Unterricht konzentrieren, da ich mich ständig fragte, was sie mir wohl zu erzählen hatte.
 

„Lilith-chan! Hier her!“ Nach dem Unterricht fing mich Mami gleich ab, sodass ich meinen Nachmittag für heute wohl wieder nicht alleine verbringen musste.

„Mami, schönen Nachmittag. Was ist los?“

„Ich möchte dir doch nähere Hintergründe zu meinem Anfang als Magical Girl sagen. Zu meinem Wunsch.“ Sie lächelte ein wenig traurig. „Am besten gehen wir wieder zu mir, da kann uns niemand stören.“

Ich nickte, als wir uns dann auch gleich wieder in Bewegung setzten. Ob Homura mir auch so etwas in der Art erzählen will?

Mami sah unentwegt nach vorne, während wir den Weg zu ihrer Wohnung bewältigten. Ihr Blick schaute scheinbar unbeirrbar in die Zukunft, sie schien schon sehr Vieles durchgemacht zu haben. Vielleicht sogar so viel, dass sie gar nicht mehr zurückschauen möchte oder könnte?

Ich wusste es nicht.

Ich war erst seit ein paar Tagen hier, dennoch war in der kurzen Zeit eine Menge passiert. Man hatte mir erzählt, was Magical Girls sind. Dass ich vielleicht eines werden könnte. Dass ich einen Wunsch hätte, im Gegenzug dazu, auf ewig zu kämpfen.

Bis zum Tod.
 

Mit einem ruhigem, entspanntem Lächeln auf den Lippen goss sie ihr und mir Tee ein. Ich hingegen war mit keiner Faser meines Körpers entspannt, zu sehr wollte ich wissen, was sie mir sagen wollte. Aber ich musste warten. Mit nicht vorhandener, aber halbwegs gespielter Geduld schlürfte ich meinen Tee, als sie dann endlich zu reden anfing.

„Weißt du, der Grund, weshalb ich ein Magical Girl geworden bin, ist einfach. Ich wollte überleben. Das war mein Beweggrund.“ Sie schwieg erneut, während der Himmel sich hinter ihr orange färbte.

Ihr Grund war wirklich simpel und leicht nachvollziehbar. Aber wieso erzählte sie es mir nochmal? Sie hatte es mir doch schon in verschleierter Form erzählt. Meine Neugier wich der Verwirrung, den Fragen.

„Und deswegen...“, begann sie nochmal, „möchte ich, dass du ganz genau über deinen Wunsch nachdenkst. Wenn du deinen Wunsch für eine andere Person verwenden möchtest, bitte ich dich, wirklich nochmal nachzudenken. Dir es gut zu überlegen.“

Ich nickte. Sie hatte mich zum Nachdenken gebracht. Was war mein Wunsch eigentlich?

Ich wusste es nicht.

„Das war auch wieder alles, was ich dir sagen wollte.“ Sie nahm einen Schluck Tee und sah mich mit einem durchbohrendem Blick an.

„Ich... werde mir deine Worte zu Herzen nehmen. Danke, Mami.“ Ich legte die Teetasse behutsam auf die zugehörige Untertasse und erhob mich wieder. Ich ahnte, dass jetzt der Zeitpunkt war, um zu gehen. „Bis morgen!“, rief ich ihr zu, als ich die Tür mit einem Klicken wieder schloss.
 

Die untergehende Sonne tauchte den Himmel in ein rotes Licht. Es leuchtete und strahlte, schien noch heller zu sein als das Blau des Mittags. Ich schlenderte über einen Landweg, den ich in der Nähe von Mamis Wohnung entdeckt hatte. Mein Kopf war gefüllt von den unterschiedlichsten Gedanken, doch keiner beantwortete die Frage, die ich dringend beantwortet wissen wollte.

Was wünschte ich mir?

Ich hatte alles, was ich an materiellen Gütern haben wollte, alles, was ich niemals haben wollte. Ich lebte im Überfluss.

Aber das war früher.

Doch ich konnte jederzeit zurückkehren.

Ja, an materiellen Werten besaß ich genug. Woran es mir mangelte, wollte ein Teil von mir nicht wahrhaben.

Wahre Freundschaften.

Mein wahrer Charakter, den ich nicht zeigte.

Gemeinschaft.

Ein Leben, wofür es sich zu leben lohnt.

Ein Ziel, wofür ich eben dieses Leben opfern würde.
 

Es war ein schier endloser Weg, der mich mitten in das Nirgendwo führte. Vielleicht brauchte ich diese verlassene Einsamkeit aber auch gerade für mich. Der Wind blies mir ins Gesicht, wehte durch meine Haare.

Ein schöner Tag, der auch von den alltäglichen und besonderen Schatten verdunkelt wurde.

Mami...

Sie hatte keine Zeit, sich alles genau zu überlegen. Es ging alles so schnell. Zu schnell. Ich sollte mir viel Zeit nehmen, mir einen Wunsch zu überlegen. Aber egal was ich auch dachte, es war, als würde mit nichts einfallen.

Als ob ich kein Magical Girl werden sollte, wollte.

Stimmte das?

Ich hatte nie darüber nachgedacht?

Mit dem Auf und Ab des grasbewachsenen Weges purzelten auch meine Gedanken hoch und runter. Auf und Ab. Ein ewiges Hin und Her.

Und inmitten dieses Sturmes sah ich eine Gestalt in weiter Ferne, dessen vom Wind getriebenen Haare im Licht der abendlichen Sonne zu glühen schienen.

Ein Mädchen, das mir zwei Geschichten erzählen konnte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Na, wer ist das wohl? Komplett anzeigen

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