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Durchgeknallte Traumsequenzen

(was mein Hirn alles so fabriziert?)
von

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Traum 29 (Plötzlich Prinzessin) – Teil 1

Ich heiße Olivia Jelen, bin 17 Jahre alt, lebe mit meiner Mutter alleine in einer Gemeindewohnung und ziehe für mein Leben gerne durch das Einkaufszentrum, um mich umzusehen, was es Neues gibt.
 

Da meine Mutter schon länger von meinem Vater geschieden ist, nehme ich es ihr auch nicht übel, dass sie sich wieder einen Freund zugelegt hat. Doch, als sie mir berichtet, dass sie gedenkt, nach einem Jahr, wieder zu heiraten, weiß ich ehrlich nicht, was ich davon halten soll. Ich kann ihren Freund zwar wirklich sehr gut leiden, aber gleich wieder heiraten?
 

***
 

Tage später erfahre ich plötzlich durch ein Schreiben mit königlichem Siegel, dass die Hochzeit öffentlich, im großen Rahmen, stattfinden soll, und dass ich somit eine Prinzessin werde. Zu diesem Anlass wird mir auch ein Prinz aufs Aug´ gedrückt, den ich dann heiraten soll. Dummerweise ist das beigelegte Foto so unscharf, dass man den Prinzen darauf kaum erkennen kann.
 

Er hat erkennbar, bis über die Schulter langes blondes Haar, wie es Frauen gerne tragen und der Rest ist einfach undeutbar. Ich vermute bereits das Schlimmste, - hässlich halt - weshalb ich mich öfter im Einkaufszentrum tummle und mir Klamotten angucke.
 

Aber die Info, dass ich nun Prinzessin werden soll, auf Grund der Verlobung meiner Mutter mit dem König dieses Landes, will mir noch nicht so wirklich behagen. Daher habe ich mir vorgenommen, sämtliche Regeln zu brechen, die mir so einfallen.
 

Noch dazu kommt, dass ich ab dem heutigen Tage, eine Prinzessinnenschulung machen muss, um königliches Benehmen zu lernen. So lerne ich vormittags, mich wie eine Prinzessin zu verhalten und nachmittags skate ich im Einkaufszentrum durch die Passagen.
 

***
 

Bei meinem nächsten Einkaufszentrumbesuch presche ich mit meinen Inlineskates durch die Einkaufspassage und remple dabei jeden an, der mir unter die Augen kommt. Und jeden Tag werden Geschenke des Königs in unsere Gemeindewohnung geliefert. Richtig mächtige Geschenke. Sogar welche für mich. Ganze Kleiderstangen, wie man sie manchmal in den Modegeschäften findet. Natürlich nur hochwertige und teure Kleidung vom Allerfeinsten. Und viele riesige Geschenkkörbe mit Blumen und Gestecken, bis hin zu Lebensmitteln und Schmuck. Man könnte meinen, der König hat es echt notwendig, mit diesem Zeugs um sich zu werfen, damit der eine Frau abkriegt. Als wären wir käuflich, tz.
 

Von meiner Mutter weiß ich, dass er sehr liebevoll ist, was der eigentliche Grund ist, warum sie seinem Antrag zugestimmt hat. Er könnte sich also die Geschenke genauso gut an den Hut stecken.
 

***
 

Eines Tages, an einem Montag, als ich wieder einmal mit meinen Inlineskates durch die Einkaufspassage ziehe, wundere ich mich von Mal zu Mal, obwohl sich die Passanten beschweren, ich immer noch, ohne Konsequenzen, durch die Einkaufspassage preschen darf. Das ist doch nicht normal.
 

Oder hat bereits die Runde gemacht, dass die zukünftige Prinzessin gerne das Einkaufszentrum mit ihren Inlineskates unsicher macht? Das will ich ja dann doch nicht hoffen. Vor allem, da es ja mein Ziel ist, Chaos zu verursachen, um die Regeln der Ordnung zu brechen.
 

Ich zucke mit den Schultern und holpere die Stufen ins Erdgeschoß hinunter, um da weiter durch die Passagen zu fahren und nebenbei die Schaufensterauslagen zu bewundern.
 

Plötzlich knalle ich frontal in eine männliche Person hinein, die ein paar Schritte zurückstolpert, mich allerdings dann abstoppt und an der Weiterfahrt hindert, weil diese mich an den Oberarmen gepackt hat.
 

Mein Blick ist auf seine Brust gerichtet, als er bereits mit seiner Schimpftriade beginnt. Sein Ton klingt so, als würde er mit einem kleinen Kind schimpfen. Anders würde ich wahrscheinlich auch gar nicht rüberkommen, wenn ich auf Inlineskates unberechtigter Weise, innerhalb eines Einkaufszentrums, durch die Gegend fahre.
 

Als ich jedoch meinen Blick hebe und mich ganz aufrichte, hält er in seinem Wortschwall inne und starrt mir in die Augen. Selbst ich vermag es nicht, auch nur einen Ton herauszubekommen. In diesem Augenblick denke ich mir nur, dass mir der Prinz doch gestohlen bleiben kann. Da nehme ich lieber so einen Typ, wie ihn.
 

Er hat braunes Haar und wunderschön leuchtende eisblaue Augen. Auch seine Gesichtszüge deuten auf eine Schönheit hin, die man selten zu Gesicht bekommt.
 

Erst jetzt fällt mir auf, dass sein Aktenkoffer am Boden liegt. Er hat ihn scheinbar verloren, als ich mit ihm zusammengeprallt bin. Das bedeutet, dass er keineswegs hier ist, um einzukaufen. Soviel ich weiß, gibt es hier auch Geschäftsbüros. Er sieht eindeutig wie ein Geschäftsmann aus. Wie alt er wohl ist?
 

Ich bücke mich daher und hebe den Aktenkoffer auf, während er mir mit seinen Blicken folgt, und als ich mich wiederaufrichte, drücke ich ihm diesen an die Brust, mit den Worten:
 

„Der Zusammenprall tut mir leid. Hier, Ihr Aktenkoffer.“
 

Er legt seine Hände an den Aktenkoffer, um ihn zu halten, als ich dann auch schon sage:
 

„Man sieht sich.“ und weiterfahre.
 

Nach einem kurzen Stück drehe ich mich allerdings wieder um und stelle fest, dass er mir nachsieht und eine einzelne Augenbraue angehoben hat.
 

Frech, wie ich nun einmal bin, winke ich ihm und sehe, wie er perplex ein Zurückwinken andeutet. Ich verziehe meine Lippen zu einem Grinsen, drehe um und fahre weiter.
 

Dennoch geht er mir die ganze Zeit dann nicht mehr aus dem Kopf. Er ist schließlich ein Traum von einem Prachtkerl. Er würde zumindest einen wirklich sehr hübschen Prinzen abgeben. Ob ich den König fragen sollte, welchen Titel ein normaler Mann bekommen würde, wenn ich ihn als Prinzessin heirate? Der Typ ist ja auch wirklich süß. Schade, dass ich seinen Namen nicht kenne.
 

Vielleicht habe ich ja Glück und morgen ist er wieder um dieselbe Zeit, wie heute, da. Vielleicht ist er aber auch jeden Tag um diese Zeit hier unterwegs. Ich schätze, das muss ich erst herausfinden. Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern, ihn die letzten Tage gesehen zu haben. Gut, da habe ich auch nicht ausgerechnet ihn gesucht. Aber nun werde ich ihn täglich suchen. Und wenn ich königliche Beziehungen spielen lassen muss, um herauszufinden, wer er ist und wo ich ihn finden kann.
 

Mit einem breiten Grinsen und diesen Gedanken in meinem Hinterkopf, beschließe ich, diesen Plan in die Tat umzusetzen.
 

***
 

Am nächsten Tag, Dienstag, flattert ein weiterer königlicher Brief in unseren Briefkasten, der uns darüber benachrichtigt, dass wir uns in den nächsten Tagen darauf einstellen sollen, ins Königshaus umzuziehen.
 

Ui, welch´ Freude. Dann bin ich mal gespannt, wie mein Zimmer aussehen wird. Habe ich dann überhaupt ein eigenes Zimmer? Das will ich doch hoffen, denn ich habe so viel Hobby-Kram, dass das alles in dem kleinen Kabinett, das ich bewohne, kaum Platz genug dafür bietet.
 

Am liebsten würde ich gar nicht erst umziehen, aber, wenn ich ein größeres Zimmer bekomme, will ich mal nicht so sein und meiner Mutter ihr Glück gönnen.
 

Am Nachmittag desselben Tages treibe ich mich wieder im Einkaufszentrum herum und skate durch die Passagen, in der Hoffnung, den Schönling wiederzusehen.
 

Ich scheine Glück zu haben, dennoch fuchst es mich, dass ich zu schüchtern bin, ihn einfach anzusprechen. So starre ich ihm einfach nach und folge ihm heimlich mit Abstand, um herauszufinden, wo er hinwill. Doch verliere ich ihn dann, durch einen kleinen Menschenauflauf aus den Augen. Ich versuche ihn natürlich wiederzufinden, doch ich habe kein Glück mehr.
 

Sollte er wirklich Geschäftsmann sein, wäre er doch eigentlich viel zu jung dafür. Also was sucht er hier im Einkaufszentrum? Ich schätze ihn zwischen 18 und 25. Demnach kann er nicht viel älter sein, als ich. Verdammt, ich will wissen, wer er ist.
 

***
 

Am nächsten Tag, Mittwoch, stehen wieder Unmengen an Geschenken vor unserer Wohnungstür und ich kann nur den Kopf schütteln.
 

Aber warum eigentlich nicht? Ich grinse in mich hinein und beschließe, mich in eines dieser teuren Klamotten zu werfen. Warum nicht einmal Prinzessinnensachen tragen? Also ziehe ich mir, für meinen heutigen Skaterausflug im Einkaufszentrum, einen kurzen flatternden Minirock mit eingebauter Unterhose und eine Bluse, die zum Glück keine Rüschen aufweist, an. Aufs Krönchen habe ich dabei allerdings verzichtet. Das wäre dann doch etwas zu viel aufgetragen.
 

Wenn ich nicht in der Lage bin, ihn anzusprechen, muss ich eben seine Aufmerksamkeit erlangen und ihn dazu bringen, mich anzusprechen. Genial, die Idee, nicht wahr? Ich werde ein Tänzchen mit den Inlineskates aufführen, bei dem ich an den Passanten vorbeirausche und Stunts aufführe. Schließlich habe ich einige Intus, die ich schon vor einiger Zeit mal trainiert habe.
 

Bevor ich gehe, ruft mir meine Mutter noch nach:
 

„Vergiss nicht, dass wir heute im Einkaufszentrum gegen 16 Uhr öffentlich bekannt gemacht werden. Ich hab´ dir die Sachen zum Anziehen in die Tasche gesteckt.“
 

Ich habe ihr aber nur mit halbem Ohr zugehört und rufe ihr nur:
 

„Ja, ja.“ entgegen.
 

Im Einkaufszentrum angekommen, hoffe ich inständig, ihn wieder zu sehen. Meinen Schönling. Denn ich habe keine Garantie, dass er heute wieder hier sein wird.
 

Gedankenverloren fahre ich gezügelt durch die Passage, springe auf das Treppengeländer und lasse mich darauf hinuntergleiten, in das Erdgeschoss, während Passanten, die sich daran festhalten, panisch Abstand davon nehmen. Mit einem kleinen gekonnten Sprung lande ich wieder am Boden und da erblicke ich ihn.
 

Sollte ich vielleicht einfach an ihm vorbeisausen, um so auf mich aufmerksam zu machen? Ich zucke mit den Schultern. Einen Versuch ist es immerhin wert.
 

Also umkreise ich ihn einmal und fahre dann rückwärts vor ihm her, während ich ihm zuwinke. Seine Augen weiten sich und im nächsten Moment runzelt er die Stirn. Hat er mich etwa erkannt? Ich grinse ihn mit schiefgelegtem Kopf an, während er stehenbleibt und ich es ihm gleichtue. Er schnaubt.
 

„Was willst du? Fährst du wieder Leute nieder, oder willst du zur Abwechslung, Leuten nur auf die Nerven gehen?“ erklingt seine wunderschöne männliche Stimme, jedoch auch sehr kalt und emotionslos.
 

„Ich tu´, was ich will, und noch niemand hat sich mir gegenüber beschwert. Du wärst der Erste.“ erkläre ich mit gerunzelter Stirn.
 

Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen, als er mich anfaucht:
 

„Geh´ mir aus dem Weg. Die königliche Bekanntmachung beginnt in Kürze.“
 

Ich reiße meine Augen auf und blicke schnell auf meine Uhr.
 

„Verdammt, die hab´ ich ganz verdrängt.“
 

Prompt, nehme ich meine Umhängetasche von meinen Schultern und werfe sie ihm gegen die Brust, die er reflexartig auffängt, als ich auch schon in ihr zu kramen beginne. Meine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen, nachdem ich alles gefunden habe, was ich brauche, um auch wie eine Prinzessin auszusehen.
 

„Auf meine Mutter ist eben Verlass.“
 

Ich schnappe mir die Tasche wieder und eile zur nächsten Toilette, während ich einen perplexen Schönling stehen lasse. Dieser blickt mir irritiert nach, doch das bekomme ich nicht mehr mit.
 

In der Toilette ziehe ich mir das Prinzessinnenkleid einfach nur über, mache mir eine Hochsteckfrisur und lege mir noch etwas Schmuck an, sowie, stecke ich mir das Prinzessinnendiadem ins Haar, auf meinem Kopf. Jedoch denke ich in meiner Hektik nicht daran, die Inlineskates durch normale Schuhe zu ersetzen. Die Tasche schnappe ich mir nur mit den Händen, da ich als Prinzessin nicht mit so einer Tasche herumlaufen kann, aber herumliegen auch nicht lassen will.
 

So verlasse ich auf die Schnelle die Toilette mit den Inlineskates, als prompt mein Schönling vorbeigeht und mich nicht erkennt.
 

Ohne, dass er mich zu Gesicht bekommt, weil ich nicht will, dass er mich so sieht, frage ich ihn:
 

„Wo gehst du denn hin?“
 

Dieser dreht sich zu meiner Stimme um, doch ich bin schneller und fahre ihm wieder aus dem Blickfeld.
 

„Na, zur Bekanntmachung seiner königlichen Majestät.“ antwortet er mir, während er weiterhin versucht, mich zu erblicken, ich ihm jedoch immer gekonnt ausweiche.
 

„Die findet aber im obersten Stockwerk, vor dem oberen Eingang, statt.“ erwidere ich ihm.
 

„Woher willst du das wissen?“ will er wissen.
 

Ich grinse, was er natürlich nicht sehen kann.
 

„Weil ich es weiß.“, antworte ich, sage noch, „Ich muss los.“ und fahre dann auf die Schnelle zu den Fahrstühlen, um nach oben zu fahren.
 

Der Schönling dreht sich bei meinen letzten Worten zu mir um, kann aber nur mehr einen Zipfel meines Kleides sehen, als ich um die Ecke verschwinde.
 

Nachdem ich aus dem Fahrstuhl ausgestiegen bin, fahre ich schnell weiter zum Eingang hinaus, als ich auch schon die königliche Limousine entdecke, wo König Philipp mit meiner Mutter gerade aussteigt. Als meine Mutter mich erblickt, atmet sie erleichtert auf, da ich nicht auf die Bekanntmachung vergessen habe.
 

Meine Tasche werfe ich einem königlichen Diener in die Arme und stelle mich neben meine Mutter, um so vorzutäuschen, dass ich gemeinsam mit dem König und meiner Mutter angekommen bin.
 

„Euer Hoheit.“ ermahnt mich jedoch der königliche Diener.
 

„Bitte passen Sie auf meine Tasche auf, bis zum Ende der Bekanntmachung.“ bitte ich ihn freundlich.
 

Der seufzt und erwidert:
 

„Wie Ihr wünscht, Euer Hoheit.“
 

Die Presse ist auch bereits anwesend und macht nun Fotos von uns, um uns öffentlich zu machen, während mehrere Passanten des Einkaufszentrums nichts verpassen wollen.
 

Als König Philipp von einer Reporterin gefragt wird, wann denn die Hochzeit stattfinden soll, fällt mir plötzlich mein Schönling etwas abseits auf. Ich vermute, mit meiner Aufmachung würde er mich nicht mal wiedererkennen.
 

Vor der Presse mime ich halt, bis zum Ende der Bekanntmachung, die zukünftige Prinzessin dieses Landes und nachdem sie endlich vorbei ist, kehre ich zu dem königlichen Diener zurück, entledige mich des Kleides und zerstöre wieder die Hochsteckfrisur. Das Kleid stopfe ich in die Tasche zurück und will mich grade dünnmachen, als ich den Schönling zu Philipp vortreten sehe.
 

Mit einer Verbeugung spricht er:
 

„Eure königliche Majestät, ich bitte vielmals um Vergebung, Euch am Gehen zu hindern, doch Eure Zeit ist rar gesät, weshalb ich die Gunst nutzen möchte.“
 

Philipp antwortet ihm:
 

„Nun, gut. Dann sprechen Sie, bitte. Was ist Ihr Belang?“
 

Mein Schönling hebt seinen Aktenkoffer und entnimmt etwas, was er dem König in die Hand drückt, während er meint:
 

„Da das Einkaufszentrum in Euren Zuständigkeitsbereich fällt und ich in mehreren Eurer Geschäfte mein Produkt verkaufen lassen will, möchte ich Euch gerne mein Produkt vorstellen.“
 

Philipp legt den Kopf schief und fragt:
 

„Ein Videospiel?“
 

Hab´ ich grad richtig gehört? Ein Videospiel? Mein Schönling verkauft Videospiele? Das ist doch voll meins.
 

Schnell rolle ich zu Philipp und frage ihn direkt heraus:
 

„Darf ich mal sehen?“
 

Als Philipp mir in die Augen sieht, legt sich ein Lächeln auf seine Lippen und überlässt mir das Spiel, während mein Schönling entsetzt die Augen aufreißt und meine Mutter mich mahnend ansieht.
 

Während ich weiter die Hülle des Videospiels betrachte, meint Philipp zu meinem Schönling:
 

„Für gewöhnlich lasse ich die Spiele testen, bevor sie zum Verkauf freigegeben werden.“
 

Mein Kopf ruckt sofort zu Philipp und ehe mein Schönling etwas erwidern kann, frage ich:
 

„Darf ich? Bitte!“
 

Es handelt sich hier schließlich um ein Abenteuer-Rollenspiel und ich liebe solche Spiele.
 

Während mein Schönling entsetzt dreinsieht, funkeln meine Augen vor Begeisterung und ich sehe Philipp bittend, fast flehend an.
 

Dieser seufzt und erklärt:
 

„Dir ist aber schon klar, dass du das Spiel schriftlich beurteilen musst?“
 

„Das krieg´ ich bestimmt hin. … Soll ich dir dann das Schriftstück persönlich auf den Schreibtisch legen?“ frage ich nach.
 

„Das käme Herrn … Ach, wie war Ihr Name noch gleich?“ richtet sich Philipp an meinen Schönling.
 

Hellhörig wende ich meine Aufmerksamkeit an meinen Schönling. Dieser sieht mir trotzig ins Gesicht, weil es ihm nicht zu passen scheint, dass ich nun seinen Namen erfahre.
 

„Seto Kaiba.“ antwortet er eher missmutig, während er seinen kalten Blick nicht von mir nimmt, während ich innerlich Freudensprünge mache.
 

Er scheint sich auch zu wundern, warum ich mit dem König bei ‚DU‘ bin. Sein Blick durchbohrt mich richtiggehend.
 

Mein Schönling tritt einen Schritt vor und erklärt:
 

„Wenn sie das Videospiel testet, wünsche ich dabei zu sein, um sicher zu gehen, dass es … keine Probleme gibt.“
 

Oh, er vertraut mir nicht, dass ich Videospielen kann? Befürchtet er etwa, dass ich sein Werk aus Gemeinheit negativ bewerte? Wie käme ich denn auf so eine Idee?
 

Mein Schönling ist auch einfach zu süß. Und er gibt mir sogar die Möglichkeit, Zeit mit ihm zu verbringen. Jetzt muss ich nur noch Philipp überzeugen.
 

Ohne es zu merken, haben sich meine Lippen zu einem Grinsen verzogen, als mich Philipp unerwartet zu sich zieht und mir ins Ohr flüstert:
 

„Dir ist aber schon klar, dass du Prinz …“
 

Ich schließe genervt meine Augen und unterbreche ihn:
 

„Ja, ich weiß. Aber muss ich ihn wirklich heiraten? Warum kann ich mir nicht selbst aussuchen, wen ich heirate?“
 

Philipp seufzt und erklärt:
 

„Weil Prinzessinnen nun mal keine Bürger heiraten. Es mag in anderen Ländern egal sein, aber bei uns ist es Tradition. Nur Prinzen ist es gestattet, Bürgerliche zu heiraten.“
 

„Ach, komm. Muss das wirklich sein? Können wir keine neue Tradition einführen? … Du weißt ganz genau, dass ich nicht scharf darauf bin, Prinzessin zu sein. Kann ich nicht einfach auf meine Krone verzichten?“ erwidere ich missmutig.
 

„Du stehst auf diesen jungen Mann, Seto Kaiba?“ und ich nicke nur.
 

Warum sollte ich Philipp anlügen. Er ist schließlich bald mein Stiefvater.
 

„Verstehe. … Weißt du was? Ich habe eine Idee, wie ich dir entgegenkommen kann.“
 

Ich werde hellhörig.
 

„Du wirst, während du sein Spiel testest, herausfinden, ob er die Ambitionen eines Prinzen erfüllt, denn nur dann kann ich es gestatten, ihn als einen solchen anzusehen. ... Was weißt du denn überhaupt von ihm, bisher?“
 

Kleinlaut antworte ich:
 

„Von eben nur seinen Namen. Ich hab´ ihn ja auch erst die letzten drei Tage getroffen.“
 

„Lass mich raten. Du hast ihn während des Inlineskatens angefahren.“
 

Diesmal nicke ich nur zögerlich. Philipp atmet tief durch.
 

„Gut, dann nutze die Zeit, bis du das Spiel durchgespielt hast, um ihn kennen zu lernen. Es bringt dir nichts, wenn er bereits vergeben ist.“
 

Diese Aussage hat mir jetzt einen Stich im Herzen versetzt, aber ich nicke brav und sage:
 

„Danke, Euer Majestät.“
 

„Herr Kaiba. Es ist nun beschlossen, dass Sie …“
 

Ich schüttle schnell meinen Kopf, um Philipp deutlich zu machen, dass er ja nichts Falsches sagen soll, was meine Wenigkeit anbelangt, da ich ihm ansehen kann, dass ihm ‚zukünftige Stieftochter‘ auf der Zunge liegt.
 

„… dieses Mädchen …“, ich nicke, „… während des Videospielens überwachen.“
 

Erleichtert seufze ich auf und flüstere in seine Richtung:
 

„Danke, Philipp.“
 

Dieser beginnt doch tatsächlich zu grinsen.
 

„Und nächstes Mal … zieh bitte normale Schuhe an, wenn wir vor die Kameras treten.“
 

Mit leicht geröteten Wangen, lege ich meinen Kopf schief und antworte grinsend:
 

„´T’schuldige.“
 

Meine Mutter, die dem Gespräch zwischen Philipp und mir nur stumm gefolgt ist, schüttelt nur den Kopf.
 

„Ach, Herr Kaiba. Drei Wochen sollten doch ausreichen, zum Testen des Videospiels, nicht wahr?“
 

Mein Schönling, namens Seto Kaiba, nickt und fragt sogleich:
 

„Ähm, … wo gedachten Euer Majestät, dass das Spiel getestet wird?“
 

Auffordernd blicke ich zu Philipp. Er nickt mir bestätigend zu und antwortet daher:
 

„Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich vorschlagen, bei Ihnen Zuhause.“
 

Die Augen von meinem Schönling weiten sich überrascht und entsetzt, seufzt aber anschließend resignierend und meint:
 

„Wie Ihr wünscht, Euer Majestät.“
 

Scheint so, als wüsste er nichts dagegen zu sagen.
 

„Und wann soll es losgehen?“ erkundigt sich mein Schönling.
 

„Das machen Sie sich am besten mit meiner …“
 

Schnell fixiere ich Philipp mit einem warnenden Blick.
 

„… stellvertretenden Spieletesterin aus.“
 

Ich nicke zufrieden und blicke nun auffordernd meinen Schönling an. Dieser schnaubt. Es scheint ihm ganz und gar nicht zu passen, dass er mich jetzt am Hals hat. Hoffentlich habe ich überhaupt Chancen bei ihm. Ob er mich überhaupt sympathisch finden kann? Ich bin ihm schließlich bis jetzt nur auf die Nerven gegangen. Und, dass ich sein Spiel teste, empfindet er auch nicht gerade als etwas Besseres, wie mir scheint.
 

Na, wenigstens kann ich jetzt drei Wochen bei ihm verbringen und die Zeit gedenke ich zu nutzen, um ihn besser kennen zu lernen und, um herauszufinden, was für eine Art Typ er ist. Erst dann werde ich ihn einschätzen, ob er über königliche Ambitionen verfügt.
 

Und wenn er schon verheiratet ist, oder eine Freundin hat? Nicht darüber nachdenken.
 

„Also, wir fahren jetzt wieder. Bleib´ nicht zu lange aus.“ ruft mir meine Mutter zu.
 

Ganz automatisch rufe ich zurück:
 

„Ja, ja.“ und winke ihren Zuruf ab, während ich meinen Schönling betrachte.
 

Dieser hebt skeptisch eine Augenbraue und ich könnte mir am liebsten eine Ohrfeige verpassen. Das hat meine Mutter doch mit Absicht gemacht. Ich rucke mit meinem Kopf zu ihr hin und funkle sie wütend an, als sie in die Limousine steigt.
 

Nachdem die Limousine abgefahren ist, schnappe ich mir die Tasche, die der königliche Diener einfach abgestellt hat, und frage meinen Schönling auffordernd:
 

„Und? Wann soll ich beginnen, das Videospiel zu testen?“
 

Er betrachtet mich mit einem abschätzigen Blick und scheint zu überlegen. Kurz verzieht er dabei das Gesicht ins Verächtliche, dann meint er:
 

„Am besten kommst du morgen vormittags zu mir.“
 

„Ähm, … vormittags kann ich nicht. Ich hab´ auch noch Verpflichtungen.“
 

Er verdreht die Augen.
 

„Dann eben am Nachmittag.“
 

„Gegen 14 Uhr?“ erkundige ich mich.
 

„Na, meinetwegen. Aber sei pünktlich.“
 

Gerade, als er sich von mir abwenden will, fällt mir ein, dass ich ja noch gar nicht weiß, wohin ich eigentlich kommen soll.
 

„Warte, bitte! … Wohin soll ich kommen?“ schaffe ich es, ihn zu stoppen, und er dreht sich halb zu mir um.
 

Sichtlich genervt von mir, fasst er in seine Mantelinnentasche, zieht sein Portmonee heraus und zupft eine Visitenkarte hervor. Er betrachtet sie einen Augenblick und scheint zu überlegen, ob er sie mir wirklich aushändigen soll.
 

Ich senke leicht betrübt meinen Kopf. Was hält er eigentlich von mir? Sehe ich aus wie eine Terroristin? Jetzt mal ehrlich. Was befürchtet er von mir? Ich kann doch keiner Fliege was zuleide tun. Ja, gut, er weiß das nicht, aber trotzdem. Er tut ja gerade so, als würde ich nur daran denken, Unsinn, oder Späßchen zu treiben, um anderen Leuten zu schaden, oder auf die Nerven zu gehen. Also, wirklich.
 

Doch unerwarteter Weise reicht er mir die Visitenkarte dann doch, mit den Worten:
 

„Hier, meine Karte. Da steht die Adresse drauf, wo du mich findest.“
 

Ich hebe meinen Blick wieder und sehe erst auf seine Hand, dann in sein Gesicht. Während ich seine Visitenkarte entgegennehme, legt sich ein Lächeln auf meine Lippen. Dann wendet er sich aber auch schon wieder ab, um zu gehen, und ich sehe ihm traurig nach.
 

Ich seufze tief. Irgendwie ist mir die Lust vergangen, durch die Passagen zu skaten.
 

„Seto.“, sage ich vor mir her, „Ein wirklich schöner Name.“
 

Also fahre ich, mit meiner Tasche, wieder über den Schultern, jetzt schon heimwärts, das Spiel und Seto Kaiba´s Visitenkarte in meinen Händen.
 

***
 

Am nächsten Tag, Donnerstag, nach meinem Prinzessinnen-Lehrgang, gehe ich extra früher los, um die richtige Adresse zu finden. Immer wieder werfe ich einen Blick auf die Visitenkarte und kontrolliere die Straßennamen.
 

An einem Apartmentkomplex, das sehr modern wirkt, bleibe ich stehen. Das scheint die richtige Adresse zu sein. Ich gehe den Weg auf den Komplex zu und suche die richtige Stiege.
 

Nach ein wenig Suchen, erblicke ich die richtige Stiege und suche an der Sprechanlage nach seinem Namen. Wie soll ich mich eigentlich bei ihm anmelden? Ah, ich weiß. Ich drücke den Knopf.
 

„Ja?“ kommt seine eisige Stimme durch die Sprechanlage.
 

„Ich bin die Spieletesterin.“ antworte ich und vernehme ein Schnauben seinerseits.
 

„Komm´ rauf.“ erwidert er nur, als auch schon das Türsummen erklingt.
 

Ich drücke die Tür auf und betrete das sehr schöne und moderne Stiegenhaus. Hier wohnt man bestimmt nicht billig. Ich marschiere die Stockwerke nach oben und erblicke eine bereits offenstehende Tür. Wow, er hat mir sogar die Tür offengelassen.
 

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich in die Privatsphäre meines Schönlings eindringe. Tue ich wirklich das Richtige? Aber jetzt kann ich nicht mehr zurück. Philipp hat es so beschlossen. Philipp ist nun mal der König. Und was er bestimmt, ist Gesetz. Ohne, ‚Wenn‘ und ‚Aber‘. Und dennoch …
 

Mein Schönling hätte doch etwas dagegen sagen können, wenn ihm das nicht gepasst hätte. Oder? Oder?
 

Ich seufze und trete über die Türschwelle, während ich die Tür weiter aufschiebe. Wow, die Einrichtung im Vorraum sieht schon sehr edel und wertvoll aus, wie sieht dann erst der Rest des Apartments aus?
 

Ich ziehe meine Schuhe, neben dem Schuhregal, aus und gehe den Flur etwas weiter entlang. Sollte mich mein Schönling nicht irgendwie in Empfang nehmen? Oder mich zumindest begrüßen? Wo ist er denn überhaupt? Also Manieren scheint er schon mal keine zu Besitzen. Tz.
 

Ich trete scheinbar ins Wohnzimmer und sehe mich aufmerksam um.
 

Ah, das ist wohl die Spielkonsole, die ich benutzen soll. Ich hole mir den Rucksack von hinter meinem Rücken hervor und krame nach dem Spiel.
 

Nachdem ich es herausgeholt habe, gehe ich zur Konsole und schalte Fernseher und Konsole schon einmal ein. Dann halte ich Ausschau nach einer Fernbedienung, weil das Spiel am Bildschirm noch nicht zu sehen ist.
 

Ui, der hat ja gleich drei davon. Ich gehe zum Fernseher zurück und schaue mir die Verkabelung einmal an, damit ich herausfinde, welche Fernbedienung ich brauche. Mit einem Nicken gehe ich an den Couchtisch zurück, wo die drei Fernbedienungen aufliegen und nehme mir die vom Fernseher und drücke den Knopf für AV. Und siehe da, das Spiel läuft am Bildschirm. Das war ja einfach.
 

Mit einem letzten ausschauenden Blick nach meinem Schönling, zucke ich traurig mit meinen Schultern, nehme den Regler in die Hand und starte das Spiel.
 

Am Anfang wird mir mal die Steuerung erklärt und dann geht es auch schon los. Ich hole mir aus dem Rucksack das Protokoll, das ich brauche, um das Spiel zu bewerten und notiere mir, dass die Erklärung der Steuerung ausreichend vorhanden ist. Dann steigere ich mich auch schon vollends in das Spiel hinein, und alles andere wird nebensächlich, oder gar ausgeblendet.
 

Durch Nebengeräusche merke ich irgendwann, dass es sich mein Schönling auf der Couch bequem gemacht hat und mir beim Spielen zuschaut. Ich habe schon fast befürchtet, er hat mich allein gelassen. Da er sich allerdings unbemerkt zu mir gesellt hat, konzentriere ich mich wieder auf das Spiel.
 

Nach etlicher Zeit fragt er dann doch in meine Konzentration hinein:
 

„Wie lang gedenkst du eigentlich hier zu bleiben?“
 

Ich zucke mit den Schultern und erwidere gedankenlos:
 

„Philipp hat nicht gesagt, wie lange ich bleiben soll, also kannst du bestimmen, wie lange es dir recht ist.“
 

„Philipp?“ fragt er skeptisch nach.
 

Ich könnte mich jetzt wieder mal ohrfeigen.
 

„Äh, … ja, … der König.“
 

„Du nennst unseren König beim Vornamen? … Dir ist hoffentlich klar, dass das eigentlich verboten ist, wenn man dem König nicht nah genug steht.“
 

Ich zucke mit den Schultern und erwidere:
 

„Na, und? Er hat´s ja nicht gehört.“
 

„Der König hat überall seine Ohren und Spione.“
 

„Echt? Wusste ich gar nicht. … Bist du dir sicher, dass es seine Spione sind?“
 

Verwundert sieht er mich an, weil ich mich zu ihm umgedreht habe.
 

„Nein, natürlich nicht.“
 

„Siehst du.“
 

Nach einem kurzen Moment des Schweigens frage ich ihn dann:
 

„Darf ich bitte etwas zum Trinken haben?“
 

Er hebt skeptisch seine Augenbraue und ich frage mich, was an meiner Bitte so abwegig sein soll.
 

„Ausnahmsweise.“ erwidert er und erhebt sich, um das Wohnzimmer zu verlassen.
 

Ausnahmsweise? Was heißt hier ausnahmsweise? Er ist eindeutig ein miserabler Gastgeber. Ich schüttle meinen Kopf.
 

Plötzlich erschrecke ich, auf Grund des Klingelns meines Handys. Ich hole es aus meiner Rocktasche und nehme das Gespräch entgegen.
 

„Hallo?“
 

„Hallo, Olivia. Hier spricht König Philipp. Bist du zufällig noch bei Herrn Kaiba?“
 

„Ja, bin ich. Was ist denn los, Philipp?“
 

„Du bist nicht mehr sicher, deshalb stelle ich dir ab sofort einen Bodyguard zur Seite.“
 

„Was? Warum denn?“
 

„Terroristen aus dem Nachbarkönigreich sind eingefallen und rauben alles, was nicht Niet- und Nagelfest ist.“
 

„Du glaubst, sie könnten versuchen, mich zu entführen und Lösegeld für mich verlangen?“
 

„In der Tat ist das nicht auszuschließen. Du bist wirklich ein helles Köpfchen.“
 

„Wisch die Schleimspur wieder weg. Mir brauchst du so erst gar nicht zu kommen. Das kannst du bei meiner Mutter machen, aber nicht bei mir.“
 

„Zurück zum Thema, Klugscheißerin.“
 

„Welch´ grazile Wortwahl, Philipp. Soll ich mich jetzt geehrt fühlen, weil du mich beleidigst?“
 

Philipp lacht.
 

„Du bist dennoch ein liebenswerter Bastard. Meine Mutter passt einfach perfekt zu dir, weißt du das?“
 

„Danke, Spatz, sonst würde ich sie ja nicht heiraten wollen.“
 

„Soll ich dich dann in Zukunft als Stiefpapa bezeichnen?“
 

„Das ist eigentlich dir überlassen. Dennoch lege ich dir nahe, einen Bodyguard zu deinem eigenen Schutz in Anspruch zu nehmen. Oder soll dich Herr Kaiba nach Hause bringen?“
 

Ich seufze.
 

„Ich denke nicht, dass das eine so gute Idee ist. Ich gehe ihm so schon genug auf die Nerven, obwohl ich nicht mal etwas mache. Aber, sag mal. Wie lange soll ich eigentlich immer bei ihm bleiben?“
 

„Das ist dir überlassen. Du bist hier schließlich die einzige Spielsüchtige, die ich kenne.“
 

„Ha, ha, sehr witzig. Außerdem, … ich bin nicht spielsüchtig. Es ist schließlich kein Verbrechen, gerne Videospiele zu spielen.“
 

Wieder lacht Philipp und ich verdrehe meine Augen.
 

„Ja, lach du nur. Mein Geleitschutz soll halt um 20 Uhr vorm Apartmentkomplex auf mich warten. Ich werde auch brav auf dem direkten Weg nach Hause gehen. … Aber, verrat mir noch, wann der Umzug jetzt genau stattfindet, damit ich mich drauf einstellen kann.“
 

„In zwei Tagen geht es los. Bist du schon auf dein Zimmer neugierig?“
 

„Sicher. Ich will mir alles ansehen. … Führst du uns dann herum?“
 

„Wenn es die Zeit zulässt?“
 

Ich seufze traurig auf.
 

„Du hast wirklich nicht viel Zeit, richtig?“
 

„Das kann schon vorkommen. … Ach, Spatz.“
 

„Hör auf, mich Spatz zu nennen. Ich bin kein kleines Kind mehr. … Aber, das Picknick im Grünen am Wochenende wird doch stattfinden, oder? Wir wollten das doch als Familie machen.“
 

„Ich habe es euch doch versprochen. Ich werde mir extra die Zeit freihalten.“
 

„Gut. Ist sonst noch was?“
 

„Nein. Hab´ noch viel Spaß bei Herrn Kaiba.“
 

„Na, ja. Trotzdem danke. Tschüss.“
 

„Tschüss.“
 

Nachdem ich aufgelegt habe, schüttle ich meinen Kopf und will mich wieder dem Spiel widmen, als mein Schönling sich räuspert. Mein Blick fällt in seine Richtung und ich stelle fest, dass er mit einem Glas im Türrahmen der Küche steht und mich scheinbar schon einige Augenblicke länger beobachtet, bzw. belauscht.
 

Ich überlege mir schnell, ob es eigentlich so schlimm ist, dass er weiß, dass ich die zukünftige Prinzessin bin. Wenn ich aber ehrlich bin, wäre es mir lieber, wenn er es nicht weiß. Er soll mich ja so mögen, wie ich bin, und nicht, weil ich bald eine Prinzessin bin. Ich seufze, als er sich auch schon auf mich zubewegt, und mir das Glas in die Hand drückt.
 

Ich mache einen Schluck und stelle fest, dass es sich um Zitronenlimonade handelt. Anschließend sage ich:
 

„Danke. Mein Hals war schon fast ausgetrocknet.“
 

Für einen kurzen Moment bilde ich mir ein, ein kleines Lächeln auf seinen Lippen gesehen zu haben. Das war auf jeden Fall nur Einbildung. Warum sollte mein Schönling auch Lächeln, wenn ich ihm doch nur auf die Nerven gehe. Ich seufze und widme mich wieder dem Spiel, das ich in weiser Voraussicht pausiert habe.
 

Wieder um einiges später, da ich nicht mit der Uhrzeit Kontrolle halte, meint mein Schönling:
 

„Schluss für heute. Es ist schon spät.“
 

Ich seufze, speichere das Spiel und schalte es ab.
 

Nach einem Blick auf meine Uhr, denke ich mir weiter nichts dabei, gehe in den Flur, um meine Schuhe anzuziehen und sage:
 

„Tschüss. Bis morgen.“
 

Seto Kaiba runzelt die Stirn, da ich ihn weder beachte, noch in irgendeiner Weise richtig verabschiedet habe, als ich gehe, und noch nicht einmal zu ihm zurückblicke. Ich seufze schwer auf. Dann werde ich wohl doch zum Prinzen zurückgreifen müssen. Aber ich will doch noch gar nicht heiraten.
 

Ich gehe die Treppen hinunter, und als ich die Haustür hinter mir lasse, merke ich erst, wie dunkel es ist. Es hat richtig abgekühlt und mir ist etwas kalt. Ich reibe meine Oberarme und sehe mich nach dem Bodyguard um. Doch dummerweise kann ich niemanden sehen.
 

Ich runzle nachdenklich die Stirn. Also gehe ich den Weg entlang, um den Apartmentkomplex zu verlassen und sehe mich wiederholt auf der Straße um. Langsam kriecht in mir die Angst hoch. Ich werfe wiederholt einen Blick auf die Uhr, die zeigt, dass es weit nach 20 Uhr ist. 21.10 Uhr um genau zu sein.
 

„Wo zum Henker ist mein Bodyguard?“ frage ich mich selbst in die unheimliche Nachtstille hinein.
 

Eigentlich hätte er auf mich warten müssen, bis ich mich dazu herablasse, zu kommen.
 

Unsicher blicke ich mich immer wieder um und zucke dann mit den Schultern.
 

„Dann geh´ ich eben allein nach Hause. … Wird schon schiefgehen.“ spreche ich mir Mut zu.
 

Ich mache mich also ängstlich auf den Weg, während ich unentwegt an meinen Oberarmen reibe und mich immer wieder umsehe, ob mich vielleicht jemand entführen wollen könnte.
 

Plötzlich höre ich böses Gelächter und ich zucke merklich zusammen. Schnell erhöhe ich meine Schrittgeschwindigkeit, obwohl ich nicht weiß, wohin ich eigentlich gehe.
 

Wo sind nur die Menschenmassen, wenn man sie mal dringend braucht. Und wieso hab´ ich meine Inlineskates nicht eingepackt? Dann könnte ich um einiges schneller nach Hause fahren, als es mir jetzt zu Fuß möglich ist.
 

Immer wieder sehe ich mich ängstlich um, weil ich das Gefühl habe, verfolgt zu werden. Ich gehe eindeutig nie wieder ohne meine Inlineskates außer Haus, beschließe ich. Immer schneller gehe ich, bis ich in den Laufschritt verfalle, zu viel Angst beherrscht mich im Moment, weil mir immer noch Philipps Worte in den Ohren liegen, dass Terroristen in unser Land eingefallen sind.
 

Und ehe ich mich versehe, weiß ich nicht mehr, wo ich bin. Überall sind Häuser mit Gärten. Ich muss irgendwo falsch abgebogen sein. Verunsichert drehe ich mich mehrmals um die eigene Achse, um mich wieder zu orientieren.
 

Plötzlich höre ich Motorengeräusche und erschrecke heftigst. Als ich mich umwende, stelle ich allerdings fest, dass es sich nur um ein fahrendes Auto handelt. Doch unerwartet bleibt der Wagen neben mir stehen. Die Fensterscheibe bewegt sich nach unten und dann erkenne ich glücklicher Weise meinen Schönling.
 

„Wolltest du nicht nach Hause?“ fragt er mich.
 

„Wollte ich, ja.“
 

„Und was treibst dich dann in diese abgelegene Gegend?“
 

Ich werde ihm sicher nicht auf die Nase binden, dass ich mich beobachtet und verfolgt gefühlt hab´ und deshalb nicht darauf geachtet hab´, wohin ich laufe.
 

„Ich hab´ mich hier etwas umgesehen.“
 

„Dir ist aber schon klar, dass das hier nicht die ungefährlichste Gegend ist, oder?“
 

Ich zucke ahnungslos, mit schiefgelegtem Kopf, mit meinen Schultern. Er schüttelt den Kopf.
 

„Los, steig ein. Ich bring´ dich nach Hause.“
 

Er beugt sich zur Beifahrerseite und öffnet mir die Tür.
 

Plötzlich höre ich Geraschel und schon husche ich ängstlich zum Auto und lasse mich in den Sitz sinken, nur um schnell die Tür zuzuschlagen. Schnell schnalle ich mich an und sage hektisch:
 

„Bitte, fahr los.“
 

Er runzelt die Stirn.
 

„Sofort.“ brülle ich ihn schon fast panisch an, als ich hinter dem Wagen laufende Schritte höre.
 

Schnell legt er den Gang ein und fährt los. Erleichtert atme ich durch und werfe einen Blick durch die Heckfensterscheibe. Da waren ja tatsächlich Typen, die mich verfolgt haben. Also war ich ja doch nicht verrückt. Ob die meinen Bodyguard ausgenockt haben?
 

Wie ich feststelle, blickt auch mein Schönling kurz durch den Rückspiegel nach hinten.
 

„Ich hab´ dir doch vorhin schon gesagt, dass diese Gegend hier nicht sicher ist. Das ist doch der Beweis.“ schlägt er auch noch breit.
 

„Danke, für deine Anteilnahme, aber die Typen haben mich schon länger verfolgt. Die haben sogar meinen … Begleitschutz auf dem Gewissen, der mich eigentlich abholen sollte.“
 

Eine seiner feingeschwungenen Augenbrauen wandert nach oben.
 

„Dann kannst du dich ja richtig glücklich schätzen, dass ich jetzt noch wegmusste und dich aufgegabelt habe.“ klingt seine Stimme eher sarkastisch.
 

Gedanklich schüttle ich meinen Kopf.
 

Da verliebe ich mich mal in einen gutaussehenden Typen, dann entpuppt sich der als ein richtiges Arschloch. Der besitzt bestimmt keine Ambitionen eines Prinzen. Ich lehne meinen Kopf gegen die Fensterscheibe und sage meinem Schönling die Adresse, wohin er mich fahren soll, während ich die vorbeiziehenden Häuser betrachte. Ich seufze.
 

Also werde ich nicht drum herumkommen, doch den Prinzen zu heiraten. Na, toll. Laut Philipp werde ich den Prinzen am Samstag kennen lernen. Na, dann bin ich mal gespannt. Was ich weiß, kommt sogar die ganze Familie des Prinzen, auch um mich kennen zu lernen. Ich weiß jetzt schon, dass das sterbenslangweilig werden wird. Und, dass ich mit Bestimmtheit nicht zum Prinzen passe. Dem seine Frisur entspringt doch sicher dem Mittelalter. Irks. Schon die Vorstellung dieses Exemplars von Prinz küssen zu müssen, wird mir schlecht. Ich seufze abgrundtief.
 

„Wir sind da, falls du mir die richtige Adresse gesagt hast.“ werde ich aus meinen Gedanken gerissen.
 

Ich nicke nur, um ihm nicht ins Gesicht sehen zu müssen, sage:
 

„Danke fürs Heimbringen.“, schnalle mich ab und steige aus, ohne ihm einen weiteren Blick zu schenken.
 

Ich sollte mir den Schönling aus dem Kopf schlagen.
 

Nachdem ich ausgestiegen bin, kann ich mir einen letzten Blick, ehe er losfährt, aber doch nicht verkneifen. Einen sehnsüchtigen Seufzer ausstoßend, mache ich kehrt und betrete mein Wohngebäude.
 

Daheim angekommen, rufe ich noch Philipp an und berichte ihm, dass mich Herr Kaiba nach Hause gefahren hat, da sein Bodyguard nicht aufzufinden war. Er vertröstet mich, dass ich mir keine Sorgen machen soll. Morgen würden sogar zwei Bodyguards auf mich warten. Ich verdrehe nur die Augen und sage ihm, dass er mir ihre Namen und Fotos zuschicken soll, damit ich sie auch erkenne, und dass er sich nicht darauf verlassen soll, dass ich wieder von Herrn Kaiba heimgefahren werde.
 

Wenige Minuten später habe ich die Informationen über meine zwei neuen Bodyguards.
 

***
 

Am nächsten Tag, Freitag, fahre ich mit meinen Inlineskates den Weg, zu meinem Schönling, entlang. Am liebsten wäre ich gar nicht mehr zu ihm gefahren, damit ich ihn vergessen kann. Aber Philipps Wort ist nun mal Gesetz, also habe ich keine andere Wahl und muss bis zum Ende dieser drei Wochen, das Spiel durchgespielt haben.
 

Beim Apartmentkomplex angekommen, marschiere ich wieder zu der richtigen Stiege und drücke auf den Knopf, wo Seto Kaiba angeschrieben steht. Diesmal erklingt gleich das Türsummen, ich trete ins Stiegenhaus und gehe die Stockwerke hoch. Wieder hat er mir die Tür offengelassen.
 

Ich trete in das Apartment, schließe die Tür hinter mir, schlüpfe aus meinen Inlineskates und gehe schon mal ins Wohnzimmer, um das Spiel anzuwerfen. Diesmal habe ich daran gedacht, mir ausreichend zu Trinken mitzunehmen, wenn er mir nichts anbieten will. Der hübsche Typ kann mir nämlich seit gestern gestohlen bleiben. Vielleicht bleibe ich auch gar nicht so lange. Ich hätte heute wieder gute Lust, durchs Einkaufszentrum zu preschen, um mich abzureagieren.
 

Voller Unmut lasse ich mich vor den Fernseher plumpsen und lade den Speicherstand von gestern. Voller Wut und Zorn dresche ich auf meine Gegner ein, die mir über den Weg laufen, um meinen Frust loszuwerden, während meine Augen brennen. Als mich der Durst zwischendurch packt, greife ich in meinen Rucksack und hole mir eine Flasche Mineralwasser heraus und ignoriere alles um mich herum.
 

Gegen 17 Uhr speichere ich meinen Spielstand und verkünde:
 

„Ich verschwinde jetzt. Bis Montag.“, egal, ob es Gehör findet oder nicht.
 

Also ziehe ich mir im Flur wieder meine Inlineskates an und lasse das Apartment hinter mir. Und zurück lasse ich einen verdutzt dreinblickenden Seto Kaiba, der nicht weiß, was er verbrochen hat.
 

Ich presche die Straße hinunter und fahre bis zum Einkaufszentrum, während ich Philipp unterrichte, dass ich seine Bodyguards heute wohl nicht brauchen werde. Dort mache ich wieder die Passagen unsicher und reagiere mich ab, sowie powere ich mich richtig aus.
 

Gerade, als ich mich ausruhe, auf dem Rand eines Brunnens, erblicke ich meinen Schönling mit einer Frau. Auch, wenn ich ihn eigentlich abhaken wollte, muss ich mir eingestehen, dass es mir nicht passt, dass er vergeben sein könnte. Und zwar an diese Schnepfe an seiner Seite, die ihn ganz unverfroren anhimmelt.
 

Ich kann es eben nicht verhindern, wütend zu werden, da ich mein Herz halt an den Schönling, Seto Kaiba, verloren habe. Aber es ihm zeigen, nein, das würde ich bestimmt nicht. Nicht, nachdem er mich gestern so mies behandelt hat.
 

Gut, zugegeben, er hatte wenigstens den Anstand, mich nach Hause zu fahren, aber der Rest seines Charakters ist einfach mies, was ich bisher mitbekommen habe. Oder ist er nur zu mir so mies, weil er mich nicht leiden kann?
 

Argh, wieso suche ich schon wieder Gründe, warum ich ihn nicht meiden sollte? Na, toll. Ich bin hoffnungslos verliebt. Zudem bin ich ohnehin schon fast verlobt. Es bringt ja doch nichts. Mein Leben ist im Eimer.
 

Mit meinem Blick verfolge ich dennoch seinen Weg, mache aber diesmal keine Anstalten, um auf mich aufmerksam zu machen.
 

Plötzlich werde ich Zeuge, wie er einen kleinen schwarzhaarigen Jungen in die Arme nimmt und auf seinen Lippen sogar ein schönes Lächeln liegt. Skeptisch betrachte ich diese Szene. Doch, als er sich von dem Jungen wieder abwendet, versteinert sich wieder seine Mimik. Ich runzle meine Stirn und unerwartet fällt sein Blick in meine Richtung.
 

Seine Augen weiten sich kurz, als er meinen Blick einfängt, zieht seine Augenbrauen zusammen und starrt mich an, während er mit dem Jungen an der Hand und der Frau an seiner Seite kehrtmacht und einen anderen Weg einschlägt, um scheinbar das Einkaufszentrum wieder zu verlassen. Doch hält er nach einigen Schritten bereits wieder mit seiner Bewegung inne.
 

Stur starre ich in seine Augen zurück, ohne mit der Wimper zu zucken. Seltsamer Weise interessiert es mich, warum er mich so konsequent anstarrt. Ehe ich mich versehe, drohe ich in seinen eisblauen Augen zu versinken, obwohl uns doch eine gewisse Entfernung trennt.
 

Plötzlich werde ich von der Seite angequatscht und erschrecke, sodass ich gezwungen bin, meinem Schönling den Blick abzuwenden, um zu sehen, wer mich da belästigt. Grummelnd blicke ich die Person an und schnaube. Der königliche Diener, der mich doch tatsächlich gefunden hat. Tz.
 

„Euer Hoheit. Es schickt sich nicht, in Eurer Position, so offenkundig im Einkaufszentrum herumzulungern.“
 

Ich verdrehe meine Augen. Zu meinem Entsetzen holt er einen königlichen Umhang hervor und meine Augen weiten sich.
 

„Den lege ich mir bestimmt nicht um. Auf gar keinen Fall. Vergessen Sie´s, Johann.“ beschwere ich mich sofort.
 

Fehlt nur noch, dass mich mein Schönling in dem Aufzug zu sehen kriegt.
 

„Ihr habt keine Wahl, Euer Hoheit. König Philipp wünscht Euch zu sehen und bittet um Berichterstattung.“
 

Wieder verdrehe ich meine Augen und werfe einen Blick auf die Uhr. Wow, schon 21 Uhr vorbei. Wer hätte das gedacht?
 

„Na, schön.“
 

Widerwillig erhebe ich mich und lasse mir den Umhang umlegen. Johann, der königliche Diener händigt mir noch das Diadem aus, dass ich mir auf den Kopf setze und schon fühle ich mehrere Blicke auf mir. Na, toll. Genau das wollte ich vermeiden. Die Aufmerksamkeit sämtlicher Passanten auf mir.
 

„Darf ich wenigstens noch eine kleine Ehrenrunde drehen?“ frage ich schnippisch.
 

Johann verdreht die Augen und sagt:
 

„Wenn es Euer Wunsch ist, Euer Hoheit.“
 

Ich grinse ihn schelmisch an und sage, wie nebenbei:
 

„Und wie ich das wünsche.“
 

Schon sause ich an ihm vorbei und werde von sämtlichen Passanten blöd angestarrt. Und schon habe ich vergessen, dass mich ein Seto Kaiba beobachten könnte.
 

Ich genieße es, mich grazil durch die Menschenmenge rollen zu lassen und zögere die kleine Ehrenrunde, so lang wie möglich, hinaus. Dann beginnt Johann auch schon ungeduldig mir nachzurufen:
 

„Euer Hoheit, jetzt ist es aber endlich genug. Ihre Majestät erwartet Euch bereits.“
 

Frustriert schnaube ich. Ich gebe aber zu, es ist wirklich schon spät. Vielleicht sollte ich Philipp wirklich nicht zu lange warten lassen.
 

„Na, schön, ich komm ja schon.“ und lasse mich langsam zu Johann ausrollen.
 

„Und zieht doch bitte vernünftige Schuhe an.“ fordert er mich auf.
 

Ich stöhne genervt auf und setze mich an den Brunnenrand, um meine Schuhe gegen meine Inlineskates zu tauschen.
 

Anschließend führt mich Johann aus dem Einkaufszentrum zu der königlichen Limousine und lässt mich einsteigen.
 

Bevor jedoch die Tür zugeschlagen wird, winke ich noch den Passanten zu, die mich dämlich beobachtet haben.
 

„Leute können doch echt blöd aus der Wäsche schauen.“ bemerke ich Johann gegenüber, der als Chauffeur fungiert.
 

„Wie Euer Hoheit meinen.“ gibt er nur zurück und ich verdrehe abermals meine Augen.
 

Im Schloss vor Philipps Schreibtisch angekommen, fragt er mich, wie es mir mit Seto Kaiba geht. Ich gebe nur zur Antwort:
 

„Ich arbeite noch daran.“, denn so schnell gebe ich noch nicht auf, „Aber, was das Spiel angeht, es ist wirklich gut und total spannend. Ich glaube, dir jetzt schon sagen zu können, dass sich der Verkauf für dich nur lohnen kann. Ich werde es aber dennoch bis zum Ende durchspielen.“ erkläre ich Philipp.
 

„Das ist schön, zu hören. … Es wird Zeit für dich. Es ist jetzt wirklich schon spät. Deine Mutter erwartet dich bestimmt schon Zuhause. … Ach, und vergiss nicht, morgen Vormittag alles zusammen zu packen. Du weißt doch, dass ihr morgen hier ins Schloss zieht, nicht wahr?“
 

Ich nicke nur, lächle Philipp an.
 

„Und denk dran, am Nachmittag wirst du den Prinzen und dessen Familie kennenlernen. Ich habe sie zum Essen eingeladen.“
 

Wieder nicke ich nur.
 

„Also, bis morgen, Stieftochter.“ grinst er mich an.
 

„Bis morgen, Stiefpapa.“ erwidere ich frech grinsend zurück.
 

Anschließend werde ich mit der Limousine nach Hause gefahren.
 

***
 

Am nächsten Tag, Samstag, ist mein Schicksal besiegelt. Heute werde ich mit dem Prinzen bekannt gemacht und zwei Wochen später bereits mit ihm verlobt. Das kann ja heiter werden.
 

Aber, vielleicht ist der Prinz ja gar nicht so schlecht. Es kann schließlich unterschiedliche Gründe haben, warum die Qualität des Fotos so schlecht ist. Nein, eigentlich nicht. Philipp besitzt eigentlich genug Geld, um es sich leisten zu können, mir ein richtig gutes Foto zuzuschicken. Ich seufze.
 

Was mache ich mir hier eigentlich vor? Ich hoffe immer noch, dass der Schönling mich erhört. Aber mittlerweile kann ich mir sicher sein, dass er kein Interesse für mich aufbringen wird. Eigentlich schade drum. Mein Herz wird über diesen Verlust wahrscheinlich nie hinwegkommen. Habe ich mich doch zum allerersten Mal so richtig verliebt. Wieder seufze ich.
 

Ich packe alle meine Sachen in Kartons und noch am Vormittag werden alle Kartons mit der Wohnungseinrichtung abgeholt.
 

Vor Mittag werden dann meine Mutter und ich abgeholt und ins Schloss gebracht. Dort darf ich dann endlich mein neues Zimmer inspizieren.
 

„Wow, das ist ja wirklich krass. Ich besitze nicht nur eins, nein, gleich drei Zimmer in einem.“
 

Während die Einrichtungsgegenstände und andere eingepackten Sachen von mehreren Dienern ausgepackt werden, darf ich bestimmen, wo was hinkommt.
 

Um halb eins gehe ich dann hinüber in Mutters Zimmer, um auch dieses in Augenschein zu nehmen. Wie ich feststellen darf, hat auch sie drei Zimmer in einem.
 

Wie bei mir, kommt man beim Eintreten in den sogenannten Wohnbereich, der gestaltet ist, wie ein Wohnzimmer. Eine Tür führt in ein eigenes Badezimmer und eine andere in ein eigenes Schlafzimmer. Befindet man sich also im Wohnbereich des eigenen Zimmers, so sieht man sich drei Türen konfrontiert. Und ich weiß jetzt schon, dass meine Türen Namensschilder bekommen, damit ich mich nicht in eine Türe verirre.
 

Meine Mutter freut sich irre über unsere Zimmer, als Philipp ins Zimmer meiner Mutter tritt, da ich die Tür offengelassen habe.
 

„Und? Gefallen euch eure Zimmer?“ will Philipp auch sofort wissen.
 

Meine Mutter nickt nur und ich sage begeistert:
 

„Mein Zimmer ist echt der Hammer. Aber ich wünsche an meinen Türen des Wohnraums unbedingt eine Beschilderung. Nicht, dass ich auf dem Gang lande, wenn ich eigentlich ins Bad will.“ grinse ich schelmisch.
 

Philipp lacht und meint:
 

„Na, das wollen wir doch nicht. Du sollst deine Beschilderung kriegen.“
 

„Danke, Philipp.“ falle ich ihm glücklich um den Hals und meine Mutter gibt ihm einfach einen Kuss auf die Lippen.
 

Ich verdrehe meine Augen und muss an meinen Schönling denken. Wie es wohl wäre, ihn zu küssen? Schnell schüttle ich den Gedanken wieder ab, da es ja doch nie dazu kommen wird.
 

Am Nachmittag gegen 14 Uhr trifft die Königsgesellschaft ein, während Philipp auf seinem Thron, meine Mutter rechts und meine Wenigkeit links von ihm postiert sind.
 

Philipp erhebt sich aus dem Thron und wir verbeugen uns zu Dritt vor der Gesellschaft. Anschließend tut es uns die Gesellschaft gleich.
 

„Ich bitte untertänigst, das Fernbleiben meiner zwei jüngeren Söhne, zu entschuldigen, Eure Majestät.“
 

Philipp nickt nur und meint:
 

„So lasst uns nun zu Tisch gehen.“
 

Er geht voran, wir folgen und die Gesellschaft schließt sich uns an. Den anwesenden Prinzen hab´ ich vorerst nur ein wenig gemustert. Ich werde aber die Vorstellung abwarten. Wenn ich Philipp nämlich richtig einschätze, wird er mir dann mit dem Prinzen einige Zeit zur Verfügung stellen, dass wir uns gegenseitig kennenlernen können. Wir wollen ja schließlich gegenseitig wissen, mit wem wir verlobt werden.
 

Das Essen verläuft ohne besondere Vorkommnisse.
 

Anschließend werden der Prinz und ich gegenübergestellt und uns gegenseitig vorstellt.
 

„Das ist Prinz Marik.“ sagt die Königin und
 

„Das ist meine zukünftige Stieftochter und Prinzessin, Olivia.“ erklärt Philipp.
 

Ich führe eine grazile Verneigung auf, während der Prinz sich vor mir verbeugt.
 

„Wir lassen euch zwei Turteltäubchen nun etwas allein. Ich hab´ noch mit König Philipp einiges zu besprechen.“ meint die Königin und wir nicken nur.
 

Ich lasse mich von Prinz Marik durch den Schlossgarten führen und wir unterhalten uns etwas. Im Großen und Ganzen ist der Prinz ganz nett. Nur die Tatsache, dass ich mein Herz bereits verschenkt habe, lässt mich eher distanziert bleiben.
 

Wäre es nicht so, hätte ich mir gut vorstellen können, mich in den Prinzen zu verlieben. Ich versuche dennoch seine Gesellschaft etwas zu genießen, obwohl meine Gedanken immer wieder zu meinem Schönling abschweifen.
 

Oh, ich verfluche mich dafür. Warum muss ich auch immerzu an ihn denken? Ich werde schließlich bald mit dem Prinzen verlobt. Ich sollte meinen Schönling wirklich vergessen. Seto Kaiba. Seto. Ob es ihm etwas ausmachen würde, wenn ich ihn einfach Seto nenne?
 

Mist. Obwohl ich weiß, dass … Seto … bisher keine Ambitionen als Prinz aufweist, will ich ihn dennoch nicht aufgeben. Wieso? Wieso ist das so? Weil ich weiß, dass ich keine Chance bei ihm habe? Weil er bereits vergeben ist? Weil meine Liebe bereits zu stark ist? Weil ich einfach blind bin, vor Liebe?
 

Ich verdrehe meine Augen. Das ist doch echt lächerlich. Wieso kann ich ihn nicht aufgeben, obwohl ich keine Chance bei ihm habe, und obwohl ich eigentlich schon aufgegeben habe. Ich mache doch keinerlei Anstalten, um ihn zu kämpfen. Gut, ich trauere ihm dennoch nach. Er wäre nämlich voll mein Typ.
 

Zu Marik, kann ich mir nicht vorstellen, wirklich zu passen. Ich mein, ich hab´ braune Haare und braune Augen. Er hat weißblonde Haare und blaue Augen. Na, ja, eigentlich passt nur seine Haarfarbe nicht zu mir, weil Seto hat auch blaue Augen. Eisblaue Augen. Da fällt mir auf, dass Marik´s und Seto´s Augen gar nicht so unähnlich sind.
 

Ich lasse den Nachmittag mehr an mir vorüberziehen, als irgendetwas mitzubekommen.
 

Als es Abend ist und die Gesellschaft uns verlässt, mit dem Versprechen, in zwei Wochen bei ihnen die Verlobungsfeier abzuhalten und noch am selben Tag offiziell zu machen, gehe ich zu Bett, seufze schwer und schließe meine Augen, nur um Seto vor meinen Augen wieder zu sehen. Na, toll. Ich kann ihn einfach nicht vergessen. Egal, wie sehr ich es auch versuche.
 

***
 

Am nächsten Tag, Sonntag, findet am Nachmittag, wie geplant, das Picknick im Grünen statt.
 

Wir sitzen zu Dritt auf einer Picknickdecke und meine Mutter überreicht die Sandwiches.
 

„Und, wie fandest du Prinz Marik?“ erkundigt sich Philipp, weil er gestern Abend nicht mehr dazu gekommen ist, mich danach zu fragen.
 

„Er ist ganz ok.“ antworte ich wahrheitsgemäß. Philipp seufzt.
 

„Du denkst immer noch an Herrn Kaiba, nicht wahr?“
 

Ich seufze. Warum sollte ich es abstreiten? Es ist doch so. Deshalb nicke ich.
 

„Olivia. Warum gehst du nicht einfach zu ihm und sagst ihm, was Sache ist. Dann wirst du doch erfahren, ob du Chancen bei ihm hast, oder nicht.“ meint meine Mutter.
 

Ich schüttle meinen Kopf und erkläre:
 

„Das kann ich nicht machen. Wir sind Fremde füreinander. Er akzeptiert meine Anwesenheit nur deshalb, weil Philipp, als König, es so bestimmt hat. Er versucht echt alles, um mich zu vergraulen, weil es ihm nicht passt, dass ich das Recht besitze, in seine Privatsphäre Einblick zu erlangen. Dass ich gegen Philipps Wort handle, weil er nicht weiß, dass ich seine zukünftige Stieftochter bin.“
 

„Du weißt doch hoffentlich, dass ich gegen dich keine Maßnahmen ergreifen würde, würdest du gegen mein Wort handeln?“
 

„Ja, sicher. Aber, darum geht es hier nicht. Ich bin ihm Ungut aufgefallen, als ich ihn mit meinen Inlineskates, im Einkaufszentrum, beinah umgefahren hätte.“
 

„Und warum zeigst du ihm dann nicht einfach, was du so faszinierend am Inlineskaten findest?“ wirft meine Mutter ein.
 

Meine Augen werden groß. Auf so eine simple Idee bin ich noch gar nicht gekommen. Meine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln.
 

„Vielleicht hast du Recht. Muss ich ihn nur noch davon überzeugen, in Inlineskates zu steigen.“
 

Der Gedanke, ihn mir in Inlineskates vorzustellen, ist so absurd, dass sich meine Lippen zu einem Grinsen ausbreiten.
 

„Na, ja. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.“ grinse ich beide an.
 

~~ Fortsetzung folgt ~~



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