Cupcake Desaster
Light konnte nicht mehr sagen, wie viele Stunden er heute schon wieder mit dem Kirafall zugebracht hatte, aber ihm musste schnell etwas einfallen, wenn er nicht von L, der ihm wie ein Schalk im Nacken saß, entlarvt werden wollte.
Gerade, als Light meinte, dass ihm eine gute Idee gekommen sei…
„Light, hey, Light!! Light?! Ich weiß was, ich weiß was!“ „WAS?!“, knurrte Light ihn genervt an, L musste das doch riechen!
„Wir machen den ganzen Tag nichts anderes, als über die Mordfälle zu grübeln…“, wehmütig drehte L seine leere Kaffeetasse in den Händen.
„Ja, das ist ja auch schließlich unser Job“, stellte Light kühl klar. „Ja, schon… Aber ab und zu, da sollten wir doch vielleicht mal etwas anderes machen…“, murmelte L und schleckte in der Tasse herum.
„Lass das, das ist ekelhaft! Was sollten wir denn bitte sonst tun?“, jetzt war Light aber gespannt. „Lass uns was backen!!“, mit glänzenden Augen starrte L ihm erwartungsvoll ins Gesicht. „Ist das wieder einer deiner Finten?!“, Light dachte nicht daran, auf L’s Vorschlag einzugehen, schon viel zu oft hatte der versucht, ihn irgendwie reinzulegen.
„Nein, nein überhaupt nicht, ich finde, dass das eine tolle Idee ist! Lass uns was backen, das soll sehr entspannend sein und einen auf andere Gedanken bringen!“, misstrauisch schüttelte Light seinen Kopf, so einfach würde er es L nicht machen.
„Das dachte ich mir schon, deswegen habe ich das hier vorbereitet“, L zauberte hinter seinem Rücken ein Schriftstück hervor, dass er Light nun munter ins Gesicht drückte.
„Was…“ „Das ist ein kurzweiliger Vertrag, hiermit bestätige ich, dass ich dich weder als Kira bezeichnen werde, noch versuchen werde zu beweisen, dass du Kira bist. Das gilt aber nur, während wir backen, danach machen wir wieder unseren Job“ „Du meinst, danach wirst du mich wieder in den Wahnsinn treiben...“ „Oder so, backen wir?“, jetzt kam Light doch ins Grübeln, eine vielleicht zwei Stunden Ruhe vor L’s Verrücktheiten, das war schon sehr verlockend.
„Okay, okay, na gut. Wir machen’s und was backen wir?“, ein breites, Light angst machendes Grinsen teilte L’s blasses Gesicht. Er sprang von der Couch und verschwand aus dem Raum, nach ein paar Minuten kam er mit einem dicken Backbuch zurück.
„Watari hat mir das mal vor einiger Zeit geschenkt, wir dachten, vielleicht kämen wir mal dazu…“, begeistert im Backbuch blätternd, saß L nun mit beiden Füßen wieder auf der Couch in der Hocke, Light sah ihm einfach nur zu. Herrlich, diese Ruhe!
„Da, das will ich machen!“, aufgeregt tippte er auf ein Cupcakerezept. „Und ich dachte, wir suchen was gemeinsam aus“ „Wieso?“, verständnislos glotzte L Light an.
„Wie, wieso?! Na, weil wir doch gemeinsam backen, also sucht man normalerweise auch gemeinsam das… Rezept…“, während Light versuchte, L zu erklären was es bedeutete, etwas zusammen zu machen, drifteten L’s Gedanken immer mehr in weiter Ferne, das hatte Light schon öfters gesehen. Zum Beispiel, wenn er ihm erklärte, was der Sinn von Teamgeist bei Sport wie Fußball ist und dass ein Love-Seat im Kino nicht für dicke Leute gedacht war.
Und gerade weil Light L’s „ich will’s gar nicht wissen“ Blick bemerkte, hörte er lieber auf zu diskutieren. War ihm doch völlig egal, was sie backten, so lange Light seine Ruhe hatte und essen würde das Zeug am Ende eh nur L.
„Schau, das mit dem Vorbereiten machen wir zusammen, bist du jetzt zufrieden?“, L war in der Küche gleich auf die Anrichte gehopste und blickte nun von da fröhlich zu Light hinunter. „Weißt du, Ryuzaki, ich finde du solltest nicht mit nackten Füßen auf unserer Arbeitsfläche herumtrampeln“, wohlwollend nickend kam L wieder herunter.
Die nächsten 20 Minuten waren sie damit beschäftigt, die Utensilien, die sie zum Backen brauchten zusammen zu suchen. L schien damit ein klein wenig überfordert, meinte dauernd, er habe theoretisch alles im Kopf, während er auf der Suche nach einer Schüssel Light beinahe eine Bratpfanne an den Kopf schmiss, weil er das Zeug, dass er nicht brauchen konnte einfach hinter sich warf.
„Ha, gefunden!“, triumphierend hielt L eine große weiße Schüssel in der Hand und schwenkte sie wie eine Fahne über seinem Kopf. „Gaaanz toll, Ryuzaki! Und jetzt darfst du ALLES was du vorhin aus dem Schrank geschmissen hast, wieder reinräumen!“, streng wies Light auf den Küchenboden, der übersät war mit Töpfen, kleineren Schüsseln, Pfannen und vielen anderen Küchengegenständen.
„Oh, das macht eigentlich immer ein anderer“ „Du meinst, Watari“ „Jaaah“, verträumt begutachtete L das Chaos, das er angerichtet hatte. „Und?“, die Arme vor der Brust verschränkend, wartete Light darauf, dass sich L daran machte aufzuräumen.
„Und, was?“ „Aufräumen?!“ „Nö, wir backen doch… Oder… Jaah, lass uns aufräumen, nur beim Backen darf ich nicht sagen, wer du eigentlich bist und…“ „Okay, wir backen!!“, vorsichtig schob Light die Sachen aus dem Weg und machte sich daran, die Zutaten auf der Arbeitsfläche, die er selbstverständlich vorhin sauber gemacht hatte, auszubreiten.
Und schon ging das Gepansche los. Schön, dass L wusste, wie es in der Theorie klappte, doch die Praxis machte ihn so nervös, dass er die Eier einfach in die Schüssel schmiss und dann Light voll jammerte, dass er die Schalenstücke nicht mehr herausbekam, weil sie im „blöden“ Eiweiß klebten.
„Mehl wiegen“, krähte L, schnappte sich den Mehlsack und schüttete ihn begeistert über der Waage aus. „Was machst du da?!“, entsetzt riss Light ihm den Mehlsack wieder aus der Hand. „Mehl wiegen, siehst du doch“ „Nein, du versuchst die Waage unter dem Mehl zu begraben, verflixt, was sollen wir denn bitte mit 5 kg Mehl?!“ „Ach, so viel ist das schon? Ging ja richtig schnell…“ „Fass-nichts-mehr-an!“, in der Luft herumfuchtelnd, vertrieb Light L von der Waage. „Och, aber ich dachte, wir backen zusammen“, enttäuscht schob L mit seinen Füßen das Mehl, das auf den Boden gerieselt war, hin und her. Seufzend stellte Light den Mehlsack wieder ab. „Machen wir auch, aber wenn du dich schon nicht richtig auskennst, dann mach vorsichtiger!“, kichernd nickte L.
„Meinst du, wir brauchen noch mehr Milch? Ich konnte den Messbecher nicht finden, also hab ich einfach soo…“, Lights Grundgedanke, seine Ruhe zu haben hatte bereits zu bröckeln begonnen, als L die Küchenutensilien gesucht hatte, aber als er nun die Schüssel randvoll mit Milch zu Gesicht bekam, war von seinem Grundgedanken jedwede Spur verschwunden.
„Ryuuzaaakiii!! Was… Wie viel Milch hast du da rein, 4 Liter, oder was?!“, prüfend warf L einen Kennerblick in die Schüssel. „Weiß nicht, sieht das gut aus?“, neugierig schaute L Light ins Gesicht. Light schüttelte verzweifelt den Kopf, was hatte er sich da nur eingebrockt?! Plötzlich schoss ihm L’s Aussage, dass Backen einen auf andere Gedanken brachte, wieder durch den Kopf. Damit hatte L jedenfalls recht behalten!
Nach ewigem hin und her, viel Geschrei und Gejammer, war es den beiden endlich gelungen, einen einigermaßen ansehnlichen Teig hinzubekommen.
„So, nun brauchen wir nur noch ein Muffinbackblech“, langsam sah Light sich in der Küche um. „Oh ja, ich suche eine!“, L riss bereits eine der Schranktüren auf, doch bevor er auch nur ein Drum in die Hand nehmen konnte, zog Light ihn entgeistert zurück.
„Oooh, ganz sicher nicht du… kannst… noch ein bisschen den Teig probieren und ICH suche das Backblech, okay?!“, eine Weile dachte L darüber nach, doch dann nickte er grinsend und watschelte zur Schüssel mit dem Teig zurück. Light wühlte in der Zwischenzeit überall herum, er suchte hier und dort und schließlich entdeckte er sie auf einem Schrank, hoch oben wo sie außer Sichtweite lag.
„Ryuzaki, ich hab das Backblech gefunden, wir… Jesus Maria, was…“, laut scheppernd krachte das Backblech zu Boden als Light es entsetzt fallen ließ. L saß schon wieder auf der Arbeitsfläche, aber das war ja noch gar nicht das Schlimme. Er hatte sich den Packen Zucker geschnappte und gut über die Hälfte in den Teig geschüttet, nun war er damit beschäftigt den Teig mit ungeschickten Knetbewegungen mit den Massen an Zucker zu vermengen. „Was tust du da?!?“, schreiend versuchte Light, ihn von der Schüssel wegzuzerren. „Ich hab den Teig probiert, der war nicht süß genug…“, Light schüttelte jammernd den Kopf, eine Katastrophe, aber nein! Er wird sich das nicht noch einmal antun, er wird den verdammten Teig jetzt einfach in den Ofen verfrachten und gut ist!
Mit L Teig in Muffinförmchen zu packen, war eine Herausforderung für sich, er brachte den klebrigen Teig überall hin nur nicht in die Förmchen. „Ryuzaki, würdest du bitte damit aufhören, ständig an deinen Fingern zu lutschen und DANN den Teig anzufassen?? Das ist wirklich widerlich!“, verständnislos zuckte L nur mit den Schultern und schmierte weiter mit dem Teig herum.
Als Light die Cupcakes in den Ofen schob, sprang L aufgeregt in der Küche herum.
„Das wird ganz toll, das weiß ich!!“, Light hatte bereits mit sich selbst ausgemacht, nicht einen der zuckervergifteten und mit L’s Spucke versehenen Cupcakes anzurühren,
Danach waren die beiden mit Aufräumen beschäftigt, wobei L das meiste sonst wohin geschmissen hatte. Er mochte sonst ein spitzen Gedächtnis haben, doch dies mal ließ es ihn doch tatsächlich im Stich, L hatte keine Ahnung mehr, wo genau er das Nudelholz her hatte oder wo dieses und jenes denn nun eingeräumt werden musste.
„Ui, da ist ja der Messbecher…“, summend zog L ihn aus dem Restmüll, Light wollte gar nicht wissen, wie der da nur hingekommen konnte.
„Wann sind die Cupcakes eigentlich fertig??“, nervös von einem Bein aufs andere tretend, stand L schon wieder neben Light. „Was weiß ich, du hast das Rezept doch gelesen…“, murmelte Light, er hatte sich auf die Couch verzogen, um sich ein wenig zu erholen. „Ja, hab ich auch. Aber ich weiß nicht, um wie viel Uhr wir sie in den Ofen geschoben haben“, seufzend stand Light auf und ließ sich von L in die Küche schleifen. Nachdem er einen Blick in den Ofen geworfen hatte, wusste er, dass jetzt ein Riesentheater folgen würde. Die ekeligen Dinger waren nämlich schon kohlrabenschwarz.
Eine Weile versuchte Light L davon abzuhalten, in den Ofen zu schauen, aber das ließ sich auch nicht ewig vermeiden und als es so weit war…
„WÄÄHÄÄÄ, MEINE CUUUPCAAAAAKES!!!!“, flennend und ohrenbetäubend heulend lag L auf dem Boden und trommelte mit seinen Händen und Füßen auf dem Boden herum.
Hätte Watari Light erzählt, dass L in Wahrheit ein Fünfjähriger mit Wachstumsproblemen sei, er hätte es ihm sofort abgekauft!
„Jetzt komm schon, Ryuzaki. Das ist doch nicht so schlimm, Watari besorgt gescheite Cupcakes, das ist doch gar keine große Sache“, schon seit 15 Minuten redete Light auf L ein, bis jetzt blieb der Erfolg aus und Light war kurz davor, den tobsüchtigen L einfach liegen zu lassen.
„Aaaaber keine selbst gemachten CUPCAKES!“, das letzte Wort spuckte L schluchzend und kreischend aus, wie eine Katze ihr Fellknäul. „Schon gut, schon gut, jetzt beruhig dich endlich…“, das beruhigen sollte noch weitere 30 Minuten auf sich warten lassen, doch schließlich hatte L sich schniefend zurück auf die Couch verzogen und begutachtete seine Zehen. Light machte sich wieder an dem Fall zu schaffen, bis ihn plötzlich jemand mit einer Zuckerstange in die Seite stubste. Na, wer wohl?!
„Light…“ „Hm?“ „Jetzt geht’s mir besser…“, nuschelte L leise, zog einen der Bürostühle zu sich und hockte sich neben L.
„Das freut mich ungemein für dich…“, murmelte Light desinteressiert.
„Duu, Light?“ „Was denn noch?!“
„Lass uns Kekse backen“
