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Ein Ende bedeutet immer auch einen Anfang

Wenn aus Liebe Freundschaft und aus Freundschaft Liebe wird
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, ihr Lieben... weiter geht's! Ich bin mir bei diesem Kapitel total unsicher und würde mich über ehrliches Feedback freuen.^^ Okay oder zu strange? xD
Viel Spaß beim Lesen. :)

Fhin Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen :)
Endlich habe ich's mal wieder geschafft, ein neues Kapi zu schreiben und hochzuladen!^^ Ich bin momentan im Umzugsstress und daher kann es passieren, dass ich zwischendurch mal längere Zeit nichts hochlade. Aber ich gebe mein bestes, dass es nicht zu lange wird!
Und jetzt natürlich viel Spaß beim Lesen des neuen Kapis. :)
Liebe Grüße,
Fhin Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo...
Endlich wieder ein neues Kapitel... :D Wow, das ist mir wirklich schwer gefallen und ich bin nicht wirklich sicher, wie es gelungen ist. xD
Aber ihr werdet es mir ja hoffentlich sagen... :P
Viel Spaß beim Lesen!

Eure Fhin Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!
Ja, endlich habe ich es geschafft, ein neues Kapitel zu schreiben und hochzuladen! Yeeha!^^ In letzter Zeit war einfach viel zu viel los, inkl. einer Woche 14-Stunden-Schichten auf der IFA Berlin. ;D Und dazu noch eine schöne Schreibblockade. =/ Ich hoffe, es ist trotzdem einigermaßen was geworden!

Liebe Grüße!

Fhin Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,
Nachdem ich in letzter Zeit viel zu viel um die Ohren hatte, um mich um Animexx zu kümmern, habe ich es nun ENDLICH geschafft, ein neues Kapitel zu schreiben und hochzuladen.^^
Ich hoffe natürlich wie immer, dass es euch gefällt. :)
Aber warum ich eigentlich ein Vorwort schreibe, ist, dass während meiner Abwesenheit die liebe AkariAi sich die Mühe gemacht hat, ein wundervolles Fanart zu zeichnen und dieser FF zuzuordnen: http://animexx.onlinewelten.com/fanart/fanfic/305561/2307373/
Ich bin total begeistert und freu mich wirklich riesig über dieses Bild! *-* Also meine Lieben, fleißig Einsen verteilen! :D Sie hat es verdient! <3 :)

Und jetzt viel Spaß beim Lesen! :)

Fhin Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

Entschuldigt bitte meine lange Abwesenheit. >.< Aus diversen Gründen war ich tatsächlich den letzten Monat über quasi nicht online.
Als Wiedergutmachung habe ich mir bei dem kommendem Kapitel besonders viel Mühe gegeben und es auch besonders lang gemacht. Zumindest im Vergleich zu meinen anderen Kapiteln.^^
Also bitte verzeiht mir. <3 Ich hoffe, es gefällt euch. :)

Liebste Grüße,
Eure Fhin Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu ihr Lieben <3 ^^

Dieses Mal hat es nicht ganz so lange gedauert, wenn auch immer noch lange genug. Fliegt bei euch die Zeit auch im Moment so? <.<
Naja, eigentlich wollte ich euch nur kurz auf eine wunderbare Neuigkeit aufmerksam machen, falls ihr es noch nicht mitbekommen habt: Ab dem 17.02. kommt Sailor Moon wieder im Fernsehen! Immer montags bis freitags ab 17:35 Uhr werden auf Viva drei Folgen am Stück laufen. :)

Und jetzt viel Spaß beim Lesen! :)

Liebste Grüße!

Fhin Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben,

Und schon wieder hat es mit dem neuen Kapitel so lang gedauert. Verzeiht. >.<
Da dachte ich, ich habe gaaaanz viel Zeit, während ich eine Woche lang Babysitter spiele, und da werde nicht nur ich, sondern auch noch meine Schützlinge krank. Sorry! <.<
Aber hier das neue Kapi. Ich hoffe, es gefällt. ^.^

Allerliebste Grüße an euch <3

Fhin Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo ihr Lieben,

Tada - ein neues Kapitel!
So langsam habe ich selbst keine Lust mehr auf den Kampf, aber da müssen wir jetzt alle durch! :D So langsam geht es ja auch voran. Und so ganz abgehackt wäre ja auch blöd, oder?!^^
Also, ich hoffe, es gefällt euch. <3

Eure Fhin Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wuhu, endlich habe ich es geschafft, weiterzuschreiben!
Die kommenden zwei Kapitel sind eigentlich ein einziges Kapitel, das ich allerdings für hier aufgrund diverser Inhalte in zwei gesplittet habe. ;)

Fhin ~ Komplett anzeigen

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Abschied

Seiya drehte sich noch einmal zu der Gruppe um und schaute ernst den Mann hinter Bunny an. „Mamoru?“

Dieser blickte auf. „Mhm?!“

Weiterhin ernst blickend fuhr Seiya fort: „Ich gebe Dir den Rat, pass sehr gut auf Bunny auf.“ Langsam entschärfte sich sein Ausdruck und ein verschmitztes Lächeln trat auf sein Gesicht. „Denn sonst komme ich wieder…“ Er zwinkerte kurz, „… und dann übernehme ich den Job, hast du verstanden?“

Mamoru lächelte etwas: „Klar, verstanden.“ Schließlich hatte er auch nichts anderes im Sinn gehabt, als immer gut auf seine Bunny aufzupassen.

Mit einem kurzen Lachen drehte Seiya sich um und erhob im Gehen die Hand. „Bis bald mal, Schätzchen.“ Glücklicherweise war er ein guter Schauspieler. So lässig, wie er sich gab, fühlte er sich bei weitem nicht. Schon bald würde er Lichtjahre von dem Mädchen entfernt sein, das er liebte. Und nicht nur das. Sie blieb mit ihrem Freund zusammen auf diesem fernen Planeten zurück.

Als er zu seiner Prinzessin sowie Yaten und Taiki getreten war, verwandelten sich die Star Lights und nahmen so ihre Gestalt als Sailor Kriegerinnen an. Alle sahen sie noch einmal zu ihren Freunden von der Erde zurück.

„Passt auf euch auf“, hörte man von Maker.

„Auf Wiedersehen!“, sagte Fighter.

„Danke für eure Hilfe, sie war sehr wertvoll“, dankte Prinzessin Kakyuu den Sailorkriegerinnen der Erde.

„Lebt wohl“, sagte nun auch Healer.

Etwas traurig blickten die Sailorkriegerinnen, Luna, Artemis und auch Mamoru zu den Star Lights und ihrer Prinzessin.

„Wir werden euch bestimmt niemals vergessen“, sagte Makoto zum Abschied.

„Viel Glück euch allen.“, „Ihr könnt uns jederzeit besuchen.“, „Wir freuen uns darauf.“, „Wiedersehen!“, hörte man dann von Amy, Minako, Bunny und Rei.

Die Star Lights warfen ihnen einen letzten Blick zu und sahen dann hinauf in den Himmel. Endlich konnten sie ihre Heimreise antreten, auch wenn das hieß, dass sie nun ihre neuen Freunde verlassen mussten.
 

In Bunny stiegen Tränen auf. Erst jetzt wurde ihr so richtig bewusst, dass sie Seiya, Yaten und Taiki in Zukunft nicht mehr ständig um sich herum haben würde. Plötzlich lief sie den Star Lights entgegen und bevor auch nur einer realisieren konnte, was da vor sich ging, hatte Bunny sich mit Tränen in den Augen um Sailor Star Fighters Hals geworfen. Nachdem sie zunächst nur mit vor Überraschung geweiteten Augen da stand, lächelte sie nun leicht und legte ihre Arme um Bunny.

„Wein doch nicht, Schätzchen. Wir werden uns bestimmt wiedersehen.“

Immer noch weinend und leicht schniefend sah Bunny zu ihr auf.

„Versprichst Du mir das?“, fragte sie hoffend.

Fighter sah sie lächelnd an und strich ihr mit dem Daumen über die rechte Wange und wischte somit einige ihrer Tränen weg.

„Ich verspreche es Dir.“, sagte sie sanft. „Ich werde Dich besuchen kommen und mich persönlich davon überzeugen, dass Du glücklich bist, in Ordnung?“

Bunny nickte leicht und obwohl sie immer noch weinte, lächelte sie auch leicht.

„In Ordnung.“, stimmte sie schließlich zu. Fighter drückte sie nochmal an sich und entließ sie dann wieder zu ihren Freunden.

Wieder sahen die Star Lights und ihre Prinzessin gen Himmel und kaum, dass man es sich versah, waren sie auch verschwunden. Bunny fühlte sich für einen Moment leer, doch dann spürte sie Mamorus Hand auf ihrer Schulter. Sie blickte sich um und sah in sein lächelndes Gesicht. Auch Bunny lächelte nun wieder. Wenigstens hatte sie ihren Mamoru wieder. Das war ja die Hauptsache…

PART I - Die Zeit nach dem Kampf

Zwei Wochen war es nun her, seit sie Galaxia besiegt hatten und die Star Lights wieder auf ihren Heimatplaneten zurückgekehrt waren. Seitdem herrschte Frieden auf der Welt und die Sailorkriegerinnen genossen dies aus tiefstem Herzen. Sie hatten nun schon so viele Kämpfe gemeinsam überstanden, hatten dadurch immer mehr zusammengefunden und auch neue Freunde gefunden. Haruka, Michiro, Setsuna und Hotaru waren schließlich ein wichtiger Teil des Sailorteams und auch wenn die Star Lights nicht von der Erde waren, so hatten auch sie einen Platz im Herzen aller Sailorkriegerinnen gefunden. Ganz besonders in Bunnys…

Verträumt sah sie in die Sterne.

„Wie es Seiya, Yaten und Taiki grad wohl geht?“, murmelte sie leise vor sich hin.

Es war schon komisch, sie nicht mehr jeden Tag zu sehen und ja, sie vermisste sie. Trotzdem war sie froh, dass die Welt ihren Frieden gefunden hatte und Mamoru wieder da war. Sie sahen sich zurzeit sehr häufig, verbrachten jede freie Minute zusammen.

Und dennoch… irgendwie war es anders, seit er wieder da war. Bunny seufzte auf. Vermutlich mussten sie sich nur wieder aneinander gewöhnen. Immerhin waren sie monatelang voneinander getrennt gewesen. Monate, in denen sie keine Ahnung gehabt hatte, was mit Mamoru war oder wie es ihm ging. Monate, in denen sie ständig mit ihrer Traurigkeit zu kämpfen hatte, weil sie so lange nicht ein einziges Wort von ihm gehört hatte. Und Monate, in denen stets ein anderer Mann an ihrer Seite gewesen war, sie beschützt hatte und um ihr Herz gekämpft hatte…
 

Am nächsten Tag war sie wieder mit Mamoru verabredet, schließlich war Wochenende und sie hatte wirklich keine Lust am Wochenende zu lernen, auch wenn Amy ihr das nahegelegt hatte. Nein, sie und Mamoru hatten so lange aufeinander verzichtet und so mussten sie das Wochenende doch einfach zusammen verbringen.

Sie waren im Park verabredet. Sie wollten Eis essen gehen, zusammen einkaufen, ins Kino und abends in ein schönes Restaurant. Eben all das tun, was Paare nun mal so tun und worauf sie so lange hatten verzichten müssen.

Bunny zog sich einen luftigen blauen Rock und ein rotes T-Shirt an, denn das Wetter war einfach herrlich. Als sie im Park ankam, sah sie auch schon Mamoru, der auf sie wartete.

„Maaamooooruuuuuuuuu!!“, rief sie und lief freudestrahlend auf ihn zu.

Er sah sie und lächelte sie an. Ehe er es sich versah, hing sie auch schon an seinem Arm und riss ihn fast um. Er seufzte ein wenig. Bunny war oft wirklich wie ein kleines Kind. Es fiel ihm nicht immer leicht, sich mit ihr in der Öffentlichkeit zu zeigen. Ihm war es unangenehm, vor anderen Leuten Zärtlichkeiten auszutauschen. Bunny war da ganz anders. Es scherte sie nicht, wenn die Leute sie anstarrten. Und er hatte das Gefühl, dass sie genau das gerade taten.

Im Gegensatz zu Bunny hatte er an die Zeit, in der sie getrennt gewesen waren, kaum eine Erinnerung. Er hatte nur noch als Sternenkristall in Galaxias Sammlung existiert. Es war wie ein ewiger Schlaf gewesen. Dennoch merkte er, dass sie tatsächlich lange Zeit voneinander getrennt gewesen waren. Lag es nun an seinem eigenen Gefühl oder daran, dass Bunny sich doch ein wenig verändert hatte.

„Komm schon Bunny, lass uns gehen.“, sagte er schließlich und setzte sich mit ihr an seinem Arm klebend in Gang.
 

„Aaaaalso, als erstes möchte ich ein dickes Eis essen und dann musst du mit mir in jedes Geschäft gehen. Ich will mir ganz viele schöne Kleider ansehen,…“, plapperte Bunny drauf los. Und wieder seufzte Mamoru etwas. In manchen Dingen hatte sie sich allerdings nicht geändert. Sie war manchmal wirklich wie ein kleines Kind. Aber dennoch… er liebte sie ja. Immerhin war sie Prinzessin Serenity und er Prinz Endymion. Sie waren vom Schicksal füreinander bestimmt...
 

Nachdem sie auf Bunnys Wunsch tatsächlich Eis essen und in gefühlt jedem Geschäft, außerdem noch im Kino und in einem Restaurant gewesen waren, machten sie noch einen romantischen Spaziergang bei Mondschein. Auf einer steinernen Brücke über einen kleinen Fluss im Park machten sie Halt. Der Mond und die Sterne spiegelten sich im Wasser wieder und es glitzerte herrlich. Beide stützten sich auf das Gemäuer und blickten in die Ferne. Bunny seufzte. Es war wirklich schön hier. Sie sah zu Mamoru, der mit ernstem Gesicht auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne sah.

„Mamoru?“, sprach Bunny ihn leise an.

„Ja?“, antwortete Mamoru und sah nun auf sie herab. Es kam nicht so oft vor, dass er sie so genau betrachtete. Sie sah doch wirklich süß aus mit ihrem Mondgesicht. Nein, nicht süß… sie war wirklich hübsch geworden.

Sie waren ja nun schon wirklich lange zusammen und damals war sie noch ein Kind gewesen. Trotz des Altersunterschiedes war es immer gut gegangen und sie wussten ja, dass sie füreinander bestimmt waren. Bunny war jetzt 16 und wurde langsam erwachsen. Ihr Gesicht war nicht mehr ganz so rund und auch ihr Körper strahlte mehr Weiblichkeit aus als noch vor zwei Jahren. Ja, sie war wirklich hübsch. Ganz besonders, wo sie hier im sanften Mondlicht standen und sich dieses in ihren großen Augen wiederspiegelte.
 

„Hörst du mir eigentlich zu?“, vernahm er es plötzlich. Er war vollkommen in Gedanken versunken gewesen und hatte gar nicht mitbekommen, dass Bunny mit ihm sprach.

„Entschuldige, Bunny. Ich war irgendwie in Gedanken versunken…“, erklärte er ihr nun.

„Hmpf!“, machte Bunny und blickte kurz beleidigt zur Seite. Dann lächelte sie aber und sah ihn wieder an.

„Ich habe nur gerade gesagt, wie schön es hier doch ist und wie schön es ist, dass du wieder da bist.“ Sie lehnte sich leicht an ihn und er legte den Arm um sie.

„Da hast du Recht. Ich finde es auch sehr schön…“, sagte er und meinte es ehrlich. Egal wie kindisch Bunny immer noch manchmal war, sie war das Mädchen, das er liebte.
 

In den nächsten Monaten verbrachten sie noch viele solcher Tage. Auch mit ihren Freundinnen lebte Bunny ein ganz normales Leben, ohne Kämpfe und ohne sich in Sailorkriegerinnen verwandeln zu müssen. Sie lernten zusammen, lachten zusammen und ganz besonders mit Rei stritt sie sich auch immer wieder. Ab und zu trafen sie sich auch mit Haruka, Michiro, Setsuna und Hotaru.

Aber immer wieder dachten sie auch an die Star Lights und an ihre Zeit hier. Sie schwelgten dann in Erinnerungen. Wie sie zusammen den Abend bei Bunny verbracht hatten und sich alle versteckt hatten als plötzlich ein Fernsehteam vor der Tür gestanden hatte. Wie Taiki und Makoto zusammen in einer Kochsendung auftreten sollten und Bunny beinahe alles ruiniert hätte. Wie Seiya und Bunny das Softballspiel gewonnen hatten. Wie Luna sich in Yaten verguckt hatte. Wie sie im Flugzeug auf einmal alle ihre Identität preisgeben mussten. Wie Haruka und Seiya sich partout nicht hatten riechen können. Und nur Bunny erinnerte sich auch daran, wie Seiya ihr vor ihrem Abschiedskonzert seine Liebe gestanden hatte und sie in ein wunderschönes Traumland hatte entführen wollen.

Wenn sie daran dachte, schmerzte es sie immer ein bisschen, dass sie nun schon so lange voneinander getrennt waren und sie so weit voneinander entfernt waren.

„Seiya…“, seufzte sie innerlich. Aber diese Erinnerung gehörte ihr ganz alleine und sie würde niemandem davon erzählen. Schon gar nicht Mamoru. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, wenn sie darüber nachdachte, aber sie konnte nicht anders. Sie vermisste Seiya, immerhin waren sie gute Freunde geworden. Und auch diese Erinnerung war Teil ihrer wertvollen Freundschaft…
 

Lichtjahre vom Planeten Erde entfernt dachte noch jemand anderes an den Moment vor dem Abschiedskonzert der Three Lights. Immer wieder spielte Seiya diese Szene vor seinem inneren Auge ab. Wie hätte er sich gewünscht, dass die Geschichte anders ausgegangen wäre. Wie sehr hätte er sich gewünscht, dass sie seine Gefühle erwidert hätte und ihn geküsst hätte.

Aber er hatte schon damals gewusst, dass das nicht passieren würde. Als sie sich kennenlernten war das Ganze nur ein Spaß für ihn gewesen. Wer hätte gedacht, dass er sich ernsthaft in dieses tollpatschige aber so wundervolle Mädchen verlieben würde? Und als ihm das klar geworden war, war ihm auch schmerzlich bewusst geworden, dass dieses Mädchen bereits jemanden hatte, dem sie ihr Herz geschenkt hatte.

Dennoch hatte er ihr vor seiner Abreise noch unbedingt sagen wollen, wie er fühlte. Er hätte es jeden Tag bereut, wenn er seine Gefühle vor ihr geheim gehalten hätte. Es war ihm in diesem Moment so schwer gefallen, sie nicht einfach zu küssen. Selbst der kleine Kuss auf die Wange hatte sein Herz bereits Purzelbäume schlagen lassen.
 

Seufzend stützte Seiya seinen Kopf auf den Händen ab und schaute aus dem Fenster seines Schlafzimmers. Irgendwo da draußen lag der Planet Erde, so weit von Euphe entfernt, dass er ihn auch mit dem besten Teleskop nicht hätte ausmachen können. Und als einer von Siebenmilliarden Menschen lebte dort das Mädchen, an das er sein Herz verloren hatte.

„Schätzchen…“, murmelte er. „Ich hoffe, Du bist glücklich.“

Die erste Nacht mit Mamoru?

Die Türklingel ertönte in Mamorus Wohnung.

„Ich komme schon!“, rief er und lief zur Tür. Er sah durch den Spion und sah Bunny dort stehen, die nervös mit ihren Haaren spielte. Er öffnete die Tür und lächelte sie an.

„Hallo Bunny.“, sagte er und ließ sie ein.

„Hallo Mamoru.“, entgegnete sie ihm und gab ihm einen schüchternen Kuss auf die Wange. Sie stellte ihre Tasche ab und zog Jacke und Schuhe aus, die sie dann an der Garderobe deponierte. Sie war etwas nervös. Sie hatte lange mit ihren Eltern diskutieren müssen, aber schließlich hatte sie die Erlaubnis bekommen, bei ihm zu übernachten. Sie waren nun schon beinahe drei Jahre zusammen und sie hatte dennoch noch nie hier übernachtet. Naja, bis auf die eine Nacht, als sie und Chibiusa hier geschlafen hatten, weil Bunny auf einmal die Gestalt eines kleinen Kindes hatte und Chibiusa dagegen die einer jungen Frau. Aber das war etwas vollkommen anderes.

Bunny hatte viel darüber nachgedacht und sie glaubte, dass sie nun langsam alt genug war, um Mamoru noch ein wenig näher zu kommen. Immerhin hatte sie vor kurzem ihren 17. Geburtstag gehabt und Mamoru war ja nun noch ein paar Jahre älter als sie selbst. Und ein Mann! Natürlich wollte er da langsam auch mal mehr… oder?

Etwas verunsichert sah sie zu Mamoru, der sie wieder anlächelte.

„Möchtest Du etwas Tee?“, fragte er sie und sie nickte stumm. Er ging in die Küche, um das Wasser aufzusetzen. Dann kehrte er ins Wohnzimmer zurück, wo Bunny sich mittlerweile niedergelassen hat.

„Schau, ich hab uns ein paar Filme ausgeliehen.“, sagte er zur ihr. „Such Dir doch schon mal einen aus, während ich den Tee fertig mache.“ Mit diesen Worten verschwand er dann wieder in der Küche.

Bunny sah sich die Filme an. Allesamt waren es romantische Liebesfilme. Sie schluckte. Das war doch sonst nicht Mamorus Geschmack? Immer mehr hatte sie das Gefühl, dass er für heute Abend tatsächlich etwas geplant hatte. Und mal wieder fragte sie sich, ob sie das denn auch wollte. In letzter Zeit hatte sie das Gefühl, dass sie zwar ihr Leben zusammen verbrachten, aber eigentlich nicht viel gemeinsam hatten. Er hatte schließlich ganz andere Interessen als sie. Er las sehr viel, studierte, war sehr gebildet und auch sportlich. Ihre Leidenschaft hingegen galt dem Essen, Comics, shoppen und natürlich ihren Freundinnen. Sie seufzte kaum merklich auf und sah wieder die Filme auf dem Tisch an. Schließlich entschied sie sich für einen, den sie recht harmlos in Erinnerung hatte und wartete auf Mamoru, der auch kurze Zeit später mit einem Tablett wiederkam.
 

„Na? Hast Du Dich für einen Film entschieden?“, fragte er lächelnd. Bunny hob die Hülle des Films, für den sie sich entschieden hatte, hoch und nickte.

„Ja, den hier würde ich mir gerne angucken.“, erwiderte sie

„Gut.“, sagte Mamoru, stellte das Tablett auf den Tisch, nahm Bunny den Film ab und stellte ihn an. Anschließend setzte er sich neben Bunny, goss den beiden Tee ein und konzentrierte sich nun auf den Film.

Bunny fiel es schwer dies ebenso zu tun. Sie schlürfte langsam ihren Tee und warf immer wieder verstohlene Blicke rüber zu Mamoru, der jedoch den Blick immer dem Fernseher zugewandt hatte. Schließlich konnte sich Bunny nicht mehr mit dem Tee beschäftigen, da sie ihn ausgetrunken hatte, und so stellte sie die Tasse zurück auf den Tisch. Mamoru sah sie nun doch an und legte prompt den Arm um sie. Etwas schüchterner als sonst lehnte sich Bunny gegen ihn. Ihr Herz schlug etwas schneller. Sie war sich nicht sicher, ob es nun daher rührte, dass sie ihrem Mamoru so nahe war oder daher, dass sie einfach nervös war, was an diesem Abend eventuell noch passieren würde.

Plötzlich spürte sie Mamorus Hand an ihrem Kinn, die ihren Kopf langsam zu ihm drehte. Sie sah zu ihm auf und sah, wie er sie anlächelte. Er küsste sie. Bunnys Herz klopfte wieder etwas schneller und sie erwiderte den Kuss. Mamoru zog sie nun näher zu sich und streichelte über ihren Rücken. Er vertiefte den Kuss noch weiter. Bunny wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte, jedoch spielte sie auch weiterhin mit.

„Oh Bunny…“, seufzte Mamoru und drückte dann direkt wieder seine Lippen auf ihre. Er fuhr nun mit seiner Hand etwas unter Bunnys Shirt und streichelte ihr über ihren nackten Rücken. Bunny spannte sich etwas an, küsste ihn aber weiter. Mamoru drückte sie etwas nach hinten, sodass Bunny nun eher lag und Mamoru halb über sich spüren konnte. Kaum dass sie lag, konnte sie auch wieder seine Hand spüren, die jetzt an ihrer Vorderseite unter ihr Shirt glitt und sich vorsichtig ihren Weg weiter nach oben bahnte. Bunny bekam leicht Panik, versuchte aber weiterhin ruhig zu bleiben. Es war wohl normal, dass man etwas nervös war, wenn man so etwas zum ersten Mal tat.

Mamoru drückte sich etwas zwischen ihre Beine und gab ihr wieder einen langen, leidenschaftlichen Kuss. Dann ließ er von ihren Lippen ab, nur um die seinen kurz darauf an ihrem Hals wieder anzusetzen und seine Küsse hier fortzusetzen. Sie konnte spüren, wie ihn das erregte, und das machte sie gleich noch viel nervöser.

Mamoru ließ etwas von ihr ab, aber nur um sie von ihrem Shirt zu befreien. Bevor Bunny wirklich darauf reagieren konnte, hatte er auch schon wieder seine Lippen auf ihrem Mund und küsste sie. Bunny hatte die Augen aufgerissen. Das ging ihr doch alles etwas schnell. Mamoru streichelte ihre Seite entlang und streifte dabei ihre Brust. Doch dann küsste er sie nur wieder lange und sehr zärtlich. Langsam beruhigte Bunny sich wieder. Sie durfte nur nicht überreagieren. Das war schließlich ganz normal, dass eine Beziehung irgendwann auch körperlich wurde.

Sie schloss also die Augen und konzentrierte sich nun mehr darauf, Mamorus Küsse zu erwidern. Ja, so langsam gefiel ihr sogar, was sie hier taten. Mamoru spürte, dass sie sich entspannte und fing wieder an, sie zu streicheln. Er fuhr mit seiner Hand ihre Konturen entlang und schob schließlich seine Hand unter Bunnys BH.

Diese hatte sich gerade in ihrem Kuss verloren, als sie plötzlich und auch noch gerade, als Mamoru ihre Brust berührte, Seiyas Gesicht vor ihrem inneren Auge sah. Sie keuchte und riss die Augen auf. Das konnte nicht wahr sein. Warum sah sie gerade jetzt Seiya vor ihren Augen? Mamoru merkte, dass etwas nicht stimmte.

„Was ist los?“, fragte er sie. Sie biss sich kurz auf die Unterlippe.

„Entschuldige bitte…“, murmelte sie. Tränen sammelten sich langsam in ihren Augen. Sie schob Mamoru langsam von sich weg, schnappte sich ihr Shirt und rannte Richtung Flur, wo sie schnell ihr Shirt überzog, in ihre Schuhe schlüpfte und sich ihre Jacke schnappte. Schon war sie aus der Tür verschwunden.

Völlig verwirrt, saß Mamoru da und konnte sich nicht so recht vorstellen, was gerade passiert war.
 

Auch Bunny konnte sich das alles nicht so recht erklären. Weinend rannte sie einfach davon, bis sie nicht mehr konnte und dann einfach stehen blieb. Sie war bei dem kleinen Vergnügungspark gelandet, in dem sie einmal den Tag mit Seiya verbracht hatte. Immer noch mit Tränen in den Augen sah sie hinauf zum Riesenrad.

„Seiya…“, dachte sie. „Was war das gerade? Warum taucht Dein Bild gerade in so einem Moment vor mir auf?“ Sie war vollkommen durcheinander und aufgelöst. Sie lehnte sich an einen Baum und versuchte, sich zu beruhigen. Sie wusste einfach nicht, was da gerade passiert war.

Nachdem sie einige Zeit so dagestanden hatte und dennoch keinen klaren Gedanken fassen konnte, beschloss sie, nach Hause zu gehen. Ihre Eltern schliefen sicher schon. Das war auch besser so, dann müsste sie wenigstens keine Fragen beantworten, warum sie denn – nach all den Diskussionen! – nun doch nicht bei Mamoru schlief.

Zu Hause angekommen, zog sie sich um und kuschelte sich in ihr Bett. Etwas Schlaf würde ihr sicher gut tun und vielleicht sah der Tag morgen schon ganz anders aus. Sie seufzte noch kurz auf. Auf jeden Fall würde sie morgen mit Mamoru reden müssen…
 

Für sie völlig untypisch erwachte Bunny schon recht früh. Die Sonne schien ihr ins Gesicht und weckte sie. Gähnend richtete sie sich auf. Schlagartig kamen alle Erinnerungen an den gestrigen Abend in ihr hoch. Sie sah auf dir Uhr. Erst kurz nach 6 und das an einem Sonntag. Sie überlegte kurz und zog sich dann rasch an. Wenn sie Glück hatte, schliefen ihre Eltern noch und sie konnte schnell von hier verschwinden, bevor sie sie doch noch mit Fragen löcherten.

Wie sonst eher selten beeilte sich Bunny und verließ das Haus in aller Frühe, sodass sie unentdeckt blieb. Nachdem sie sich vom Haus entfernt hatte, überlegte sie kurz. Konnte sie um diese Zeit schon zu Mamoru? Wollte sie das überhaupt? Und wollte ER das überhaupt? Nachdem sie ihn gestern so sitzengelassen hatte? Sie seufzte schwer. Vielleicht machte sie erst mal einen Spaziergang, um richtig wach zu werden und sich zu überlegen, was sie denn eigentlich sagen wollte.

Die frische Luft tat ihr gut und dennoch mochte ihr nicht so recht einfallen, was sie denn eigentlich zu Mamoru sagen wollte. Sie konnte ihm schlecht sagen, dass sie plötzlich das Gesicht eines anderen Mannes gesehen hatte. Das würde ihm bestimmt nicht gefallen. Schließlich entschied sie sich, die ganze Geschichte mit Rei zu besprechen. Die kannte sich mit Liebesdingen doch schließlich aus, oder?
 

Langsam machte sie sich auf den Weg zum Hikawa-Tempel, um Rei aufzusuchen. Sie betete, dass sie schon wach war. Sie brauchte dringend ihren Rat. Und tatsächlich: Sie fand Rei im Tempel, wo sie gerade bei ihren morgendlichen Gebeten war. Bunny verhielt sich ruhig und wartete, bis Rei fertig war.

Rei, die Bunnys Anwesenheit längst bemerkt hatte, fragte sich, was diese schon so früh hier trieb. Sie war doch sonst so eine Schlafmütze. Nachdem sie ihre Gebete beendet hatte, drehte sie sich zu Bunny um.

„Hallo Bunny.“, begrüßte sie ihre Freundin mit gerunzelter Stirn. „Was treibt dich denn so früh hierher?“ Als sie jedoch in das traurige Gesicht Bunnys sah, wusste sie, dass irgendetwas passiert sein musste.

„Kann ich mit Dir reden, Rei?“, fragte Bunny leise, worauf Rei nickte. Sie führte ihre Freundin in ihr Zimmer und kümmerte sich gleich um etwas Tee.
 

„Also, was ist eigentlich passiert?“, fragte sie nun. Bunny atmete einmal tief ein.

„Ich…“ Es fiel ihr schwer darüber zu reden. „Ich war gestern bei Mamoru. Es sollte das erste Mal werden, dass ich bei ihm übernachte.“ Das wusste Rei schon und nickte nur.

„Wir haben einen Film geguckt und Mamoru fing plötzlich an mich zu küssen und… und mich zu streicheln.“ Sie atmete noch einmal tief durch.

„Irgendwann lag er auf mir und hat mir mein T-Shirt ausgezogen. Ich war sehr nervös… aber irgendwann konnte ich mich entspannen, aber… aber dann…“ Tränen sammelten sich wieder in ihren Augenwinkeln.

„Dann habe ich plötzlich Seiyas Gesicht gesehen.“ Reis Augen weiteten sich überrascht. Sie hatte Seiyas Gesicht gesehen, als sie Mamoru gerade noch etwas näher gekommen war?

„Und dann?“, fragte Rei vorsichtig. Es war wohl besser jetzt erst mal ruhig zu bleiben.

„Ich… Ich konnte einfach nicht… Ich… Ich bin einfach weggelaufen…“, schluchzte Bunny nun. „Ich war so durcheinander. Ich wusste nicht, was das sollte, was mit mir los war… Warum ausgerechnet in diesem Moment… ausgerechnet Seiya…“

Auch Rei wusste darauf keine Antwort. Sie hatte zwar schon damals mal gedacht, dass da zwischen Bunny und Seiya mehr lief, als sie es zugeben wollte, aber so wirklich dran geglaubt, hatte sie doch nicht. Zumal Bunny ihr auch mal gesagt hatte, dass es keine Liebe war, die sie für Seiya empfand, auch wenn er ihr wichtig war. Sie schluckte kurz und richtete dann eine Frage an Bunny.

„Sag mal, Bunny… Liebst Du Mamoru noch?“

Bunny sah mit etwas geweiteten Augen ihre Freundin an. Ja, liebte sie ihn denn noch? Das war eigentlich eine sehr gute Frage, wenn sie so darüber nachdachte. Sie hatte schon länger nicht mehr dieses atemberaubende Kribbeln in ihrem Bauch gespürt, wenn sie ihn gesehen oder ihn geküsst hat. Sie war immer davon ausgegangen, dass sie ihn liebte, immerhin waren sie doch füreinander bestimmt. Oder? Aber nun da sie darüber nachdachte… Liebte sie ihn? Wieder stiegen Tränen in ihr auf.

„Ich…“, flüsterte sie und zögerte dann kurz.

„Ich weiß es nicht.“, antwortete sie ehrlich.

„Mhm…“, machte Rei. Das hatte sie schon beinahe befürchtet. Auch sie war einfach immer davon ausgegangen, dass die beiden sich liebten. Immerhin waren sie doch durch ihre gemeinsame Vergangenheit sowie ihre Zukunft vom Schicksal verbunden. Aber ob Bunny dabei eigentlich glücklich war, das hatte Rei sich die ganze Zeit über gar nicht gefragt. Das hatte wohl niemand.

„Ach Bunny…“, seufzte Rei nun mitfühlend. Was sollte sie ihr bloß sagen? „Vielleicht solltet ihr mal eine kleine Pause einlegen, hm? Du musst Dir unbedingt über Deine Gefühle klar werden und das geht meistens besser, wenn man ein bisschen Abstand voneinander hat. Dann hast Du genug Zeit zum Nachdenken. Dann siehst Du ganz von alleine, wie es um Deine Gefühle steht.“

Bunny dachte darüber nach. Das schien eigentlich ganz plausibel zu sein. Langsam nickte sie. „Vielleicht hast du Recht.“, sagte sie dann an Rei gerichtet.

„Natürlich habe ich Recht.“, grinste Rei sie dann an. Doch gleich wurde sie wieder ernst. „Du musst natürlich mit Mamoru darüber reden. Das wird bestimmt nicht einfach, aber alles andere wäre einfach nicht fair.“

Bunny schluckte schwer. Natürlich hatte Rei Recht. Und sie hatte ja auch noch ihre Tasche bei ihm stehen, die sie gestern bei ihm vergessen hatte. Sie musste also zu ihm gehen und mit ihm reden. Sie sah auf die Uhr. Mittlerweile sollte es auch nicht mehr zu früh sein, um bei ihm zu klingeln. Mamoru war immerhin immer recht früh wach.

„Also gut…“, sagte Bunny mit etwas erstickter Stimme, „Ich mache mich gleich auf den Weg. Ich kläre das besser sofort, sonst kneife ich nur wieder.“

Sie mochte keine ernsthaften Konflikte mit den Menschen in ihrer Umgebung. Gut, mit Rei stritt sie sich oft, aber das war nie ernst und sie wusste, dass sie und Rei immer Freunde bleiben würden. Bei Mamoru war sie sich da gerade nicht so sicher.

Rei seufzte nun auch. „Tu das, Bunny. Ich wünsche Dir viel Glück.“

Sie nahm ihre Freundin noch einmal fest in den Arm. Sie hoffte wirklich, dass sich alles zum Guten wenden würde, ganz egal, wie es ausging.

Das Ende

Langsam machte Bunny sich auf den Weg zu Mamorus Wohnung. Als sie vor dem mehrstöckigen Gebäude stand, blickte sie hoch zu seiner Etage. Sie nahm noch mal allen Mut zusammen und betrat dann das Gebäude. Sie stieg in den Fahrstuhl und verließ ihn in Mamorus Etage wieder. Sie ging ein Stückchen den Flur entlang und blieb schließlich vor Mamorus Tür stehen. Zaghaft bewegte sich ihr Finger zu der Klingel. Kurz hielt sie inne, atmete nochmal tief durch und drückte schließlich den Knopf. Ihr Herz raste. Sie war noch um einiges nervöser, als sie es am Vorabend schon gewesen war.

Dann öffnete sich die Tür. Mamoru stand vor ihr. Er trug eine Jogginghose und ein T-Shirt und sah ziemlich kaputt aus. Er hatte wohl die Nacht über nicht viel geschlafen.

Bunny traute sich kaum, ihn anzuschauen. Schon wieder sammelten sich ein paar Tränen in ihren Augen, die sie aber runterschluckte.

„K- Kann ich reinkommen?“, fragte sie leise. Mamoru antwortete nicht, trat aber einen Schritt beiseite, um Bunny hereinzulassen.

Als Bunny die Wohnung betreten hatte, schloss er die Tür und wandte sich dann um, um zum Wohnzimmer zu gehen. Noch immer hatte er kein Wort gesagt. Bunny schluckte schwer und folgte ihm. Sie setzte sich auf das Sofa, auf dem auch er sich niedergelassen hatte.

„Mamoru, ich…“, begann Bunny, konnte den Satz aber nicht weiter ausführen. Was sollte sie ihm denn jetzt sagen? Mamoru sah sie weiterhin nur schweigend an. Das machte die ganze Sache auch nicht leichter. Schließlich fasste Bunny sich ein Herz und sah Mamoru an.

„Es tut mir Leid, dass ich gestern einfach so abgehauen bin.“, sagte sie. „Ich… ich glaube, ich bin einfach noch nicht so weit und… und die ganze Sache, hat so einige Fragen in mir aufgeworfen…“

Sie versuchte, eine Regung in Mamorus Gesicht auszumachen, konnte diesbezüglich aber nichts feststellen. Er sah sie einfach nur an und hörte ihr zu.

„Ich weiß, dass wir durch das Schicksal miteinander verbunden sind“, setzte sie wieder an, „aber… aber ich weiß einfach nicht, ob das richtig ist. Ich weiß einfach nicht, ob ich so noch glücklich bin und ob…“ Ihre Stimme wurde nun etwas leiser und sie senkte den Blick wieder. „…ob ich Dich noch liebe…“
 

Nun war es raus. Sie hielt den Atem an. Gleich würde er sie sicherlich anschreien oder sie verächtlich auslachen oder sie aus seiner Wohnung schmeißen oder… Über mehr Möglichkeiten konnte Bunny nicht mehr nachdenken, da Mamoru nun tatsächlich eine Reaktion zeigte.

Er seufzte kurz und vergrub dann sein Gesicht kurz in seinen Händen, ehe er wieder aufsah.

„Ich weiß, was Du meinst.“, sagte er schließlich.

Bunny blickte auf. Er wusste, was sie meinte? Fühlte er denn ähnlich? War auch er sich nicht mehr sicher? Das hatte gestern aber nicht so gewirkt….

„Auch ich bin mir in letzter Zeit nicht mehr so sicher, dass das mit uns alles so gut läuft“, fuhr er dann fort. „Ich dachte, wenn wir einen Schritt weitergehen, lösen sich diese Zweifel vielleicht in Luft auf, aber anscheinend hat das bei Dir eher das genaue Gegenteil bewirkt.“ Kurz lachte er trocken auf.

„Mamoru…“, flüsterte Bunny betroffen.

„Bunny, ich glaube, es ist besser, wenn wir uns eine Weile nicht sehen.“, sagte dieser dann. Bunny sah ihn an. Das Gleiche wollte sie ihm ja eigentlich auch vorschlagen. Trotzdem tat es ihr irgendwie weh, das aus seinem Mund zu hören. Dennoch nickte sie.

„Ich weiß nicht, ob wir dadurch wieder zueinander finden oder das das Ende bedeutet“, fuhr er fort, „Aber wenn wir beide diese Zweifel haben, dann ist es definitiv besser so.“

Traurig sah sie ihn an und nickte.

„Ich hoffe, wir können Freunde bleiben.“, sagte sie dann. Auch wenn sie sich ihrer Gefühle ihm gegenüber nicht mehr sicher war und sie womöglich nie wieder zusammenfinden würde, wollte sie ihn dennoch nicht gänzlich verlieren. Immerhin hatten sie schon so viel zusammen durchgemacht.

Er lächelte nun etwas.

„Das hoffe ich auch, Bunny.“, sagte er mit warmer Stimme.
 

Sie zögerte einen Moment, bevor sie sich schließlich erhob.

„Es ist vielleicht besser, wenn ich jetzt gehe.“, sagte sie und sah ihn unsicher an. Er nickte und erhob sich ebenso. Er begleitete sie noch zur Tür. Sie nahm sich ihre Tasche und drehte sich im Türrahmen dann noch einmal zu ihm um. Für einen Moment sahen sie sich schweigend an, bevor Bunny den Mund öffnete.

„Auf Wiedersehen, Mamoru.“, sagte sie leise und konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme leicht zitterte.

„Auf Wiedersehen, Bunny.“, erwiderte Mamoru etwas fester, doch auch ihm war deutlich anzuhören, dass ihn dieser etwas ungewisse Abschied nicht kalt ließ.

Schließlich trat Bunny aus der Tür, die Mamoru vorsichtig hinter ihr schloss. Beide verharrten so kurz, doch dann ging Mamoru zurück in sein Wohnzimmer und Bunny in Richtung des Fahrstuhls.
 

Das war’s also erstmal. Sie war sehr traurig und doch war sie etwas erleichtert. Sie hatten sich im Guten getrennt und wer weiß, vielleicht würde sie das Schicksal ja doch wieder zusammenbringen.
 

Als sie aus dem Gebäude trat, wusste Bunny nicht so recht, wo sie jetzt hingehen sollte. Sie hatte keine Lust nach Hause zu gehen. Da es immer noch recht früh war, würden ihre Eltern sie doch nur mit Fragen löchern. Darauf konnte sie gut verzichten.

Da sie vorhin schon mit Rei gesprochen hatte und diese sicher auch gern wissen wollte, was nun passiert war, beschloss Bunny, sich wieder zum Hikawa-Tempel zu begeben und dort Rei zu erzählen, wie es gelaufen war.

Als sie dort ankam, stellte sie fest, dass auch die anderen bereits dort versammelt waren. Sie saßen um Reis Tisch und tranken Tee. Sie waren recht ruhig und als Bunny den Raum betrat, sahen sie alle besorgt an. Rei hatte ihnen wohl erzählt, was los war?

Rei stand auf, nahm ihre Freundin kurz in den Arm und führte sie dann zu dem Tisch, an dem die anderen saßen.

„Es tut mir leid, ich musste es den anderen einfach erzählen.“, entschuldigte sie sich dann.

„Ist schon gut“, sagte Bunny. Sie hätte es ihnen ja sowieso erzählt. Immerhin waren sie alle ihre besten Freundinnen.

„Warst du nun bei Mamoru?“, fragte Amy ruhig, woraufhin Bunny nickte.

„Wie ist es gelaufen?“, platzte es aus Makoto hervor.

Bunny seufzte schon wieder und erzählte ihnen dann die ganze Geschichte. Ruhig hörten ihre Freundinnen ihr zu. Als Bunny geendet hatte, sagte Amy dann nachdenklich: „Na… das ist doch eigentlich ganz gut gelaufen.“

Auf die entsetzten Blicke ihrer Freundinnen, errötete sie leicht.

„Ich… ich meine, immerhin war er gefasst und eigentlich ist es doch auch gut, dass er es auch so sieht.“, erklärte sie verlegen. „Ich kann zwar verstehen, dass es Bunny hart getroffen hat, als er das sagte, aber schlimmer wäre es doch sicher gewesen, hätte sie ihm dadurch das Herz gebrochen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass unsere Bunny das gewollt hätte.“

Bunny sah ihre Freundin an.

„Nein, das hätte ich wirklich nicht.“, bestätigte sie. „Du hast Recht. Eigentlich ist es wirklich ganz gut gelaufen. Ich… ich muss mich nur daran gewöhnen, dass wir jetzt nicht mehr… zusammen sind.“

„Wir helfen Dir natürlich dabei!“, rief Minako aus und war schon ganz enthusiastisch. Eine Freundin in so einer Lage brauchte doch ihre Hilfe. Sie würde rund um die Uhr für Bunny sorgen, wenn es sein musste.

Bunny lächelte sie dankbar an.

„Ich backe einen leckeren Kuchen ganz für Dich alleine“, warf Makoto nun ein.

Bunnys Augen glänzten. „Einen Kuchen ganz für mich alleine?“, hakte sie nach. „Und wird er auch mit Schokolade sein? Und ganz groß? Und Rei kriegt nichts davon ab?“

„Hey!“, rief Rei aus und schaute Bunny böse an. Dennoch stimmte sie kurz darauf in das Lachen ihrer Freundinnen ein. So gefiel ihr Bunny doch gleich besser. Wenn sie sich so über einen Kuchen freute, dann kann es ihr ja schon gar nicht mehr so schlecht gehen. Sie würde bestimmt bald wieder ganz die Alte sein.
 

Als Bunny am Nachmittag wieder nach Hause ging, nahm ihr Vater sie gleich in Empfang. Immerhin glaubte er, dass seine 17-jährige Tochter die ganze Nacht bei ihrem Freund verbracht hatte, der auch noch fünf Jahre älter war als sie.

„Bunny!“, rief er, als er hörte, wie sich die Haustür öffnete. Sofort steckte sie den Kopf ins Wohnzimmer, in dem ihr Vater saß.

„Ja?“, fragte sie mit leicht belegter Stimme. Auch wenn ihre Freundinnen sie wieder aufgeheitert hatten, hatte sie es auf dem Heimweg nicht verhindern können, wieder darüber nachzudenken, dass sie und Mamoru nun getrennt waren. Immer wieder hatte sie ihre Tränen herunterschlucken müssen.

„Setz Dich mal zu mir.“, verlangte ihr Vater und deutete auf den freien Platz neben ihm auf dem Sofa. Eigentlich hatte sie grad so gar keine Lust, sich mit ihrem Vater zu unterhalten, zumal sie sich schon denken konnte, was nun kam. Dennoch folgte sie seiner Aufforderung und setzte sich zu ihm.
 

„Also?“, fragte er, als sie endlich saß und knetete nervös seine Hände. Fragend sah seine Tochter ihn an.

„Ähm… also…?“, hakte sie nach, nachdem ihr Vater nicht weitersprach.

„Ähm… was habt ihr…? Also… wie war’s denn?“, stammelte er etwas. Er hatte selbst Angst vor diesem Gespräch und war sich nicht so ganz sicher, ob er Bunnys Antworten wirklich hören wollte. Er konnte es aber auch nicht einfach auf sich beruhen lassen.

Bunny musste schlucken. Bilder des vergangenen Abends sowie des heutigen Gesprächs mit Mamoru schossen durch ihren Kopf. Schon wieder hatte sie mit ihren Tränen zu kämpfen. Sie senkte den Blick etwas, damit ihr Vater davon nichts mitbekam.

Kenjis Augen weiteten sich langsam und sein Herz klopfte schmerzend gegen seine Brust, als er den bestürzten Blick seiner Tochter wahrnahm. Was zum Teufel war letzte Nacht geschehen?
 

„Kenji!“, rief Ikuko entsetzt, als sie ihren Mann und ihre Tochter zusammen auf dem Sofa sitzend sah und die Gesichtsausdrücke beider registrierte. Kenji sah verdutzt auf, während Ikuko mit schnellen Schritten zu ihnen kam. Sie legte ihrer Tochter eine Hand auf die Schulter.

„Bunny, Schatz.“, sagte sie sanft. „Warum nimmst Du nicht ein schönes heißes Bad? Ich backe gerade Kuchen und wenn Du fertig bist, können wir alle zusammen welchen essen.“

Bunny nickte und sah ihre Mutter mit einem nicht ganz so fröhlichen Lächeln an.

„Danke, Mama.“, sagte sie. Als sie aufstand, drückte Ikuko ihr noch einmal den Arm als Zeichen ihres Beistands.
 

Kenji sah Bunny verwirrt hinterher.

„Was sollte das denn?“, fragte er, nachdem seine Tochter den Raum verlassen hatte. Bestürzt ließ sich Ikuko neben ihm auf dem Sofa sinken.

„Bunny ist letzte Nacht noch nach Hause gekommen und hat dann das Haus ganz früh am Morgen wieder verlassen.“, erzählte sie ihrem Mann, der sie erstaunt ansah.

„Du meinst, sie hat gar nicht bei diesem Mamoru geschlafen?“, fragte er mit einer Mischung aus Verwunderung und Erleichterung, die er einfach nicht unterdrücken konnte und für die er einen strengen Blick seitens seiner Frau erntete.

„Nein.“, bestätigte Ikuko. „Das hat sie nicht.“

„Aber warum…?“, fragte Kenji ratlos.

„Ich nehme an, dass sie einen Streit hatten.“, vermutete Ikuko und seufzte kurz, bevor sie fortfuhr. „Oder sich vielleicht sogar getrennt haben.“

Endlich verstand Kenji Bunnys Verhalten. Das war es also…

PART II - Das Wiedersehen

Eigentlich ging es Bunny ganz gut. In den letzten Tagen hatte sie zwar noch des Öfteren über das Geschehene nachgedacht, jedoch war sie mit der Lösung einigermaßen zufrieden. Natürlich stimmte es sie traurig, dass ihre Liebe mit Mamoru anscheinend doch nicht so unangreifbar war, wie sie es immer gedacht hatte, aber trotzdem fühlte sie sich fast schon erleichtert, dass sie einstimmig beschlossen hatten, erst mal getrennte Wege zu gehen.

Zur Ablenkung unternahm sie viel mit ihren Freundinnen und Schule hatte sie ja schließlich auch. Amy fand, da Bunny jetzt die Nachmittage frei hatte und sich nicht mehr mit Mamoru traf, könne sie die Zeit doch zum Lernen nutzen. Bunny war davon nicht so begeistert wie Amy und auch Minako meinte, dass Bunny in dieser Zeit doch lieber etwas unternehmen solle, was ihr auch Spaß machte. So verbrachte Bunny einen Großteil ihrer Nachmittage, indem sie mit Minako durch die Geschäfte bummelte. Trotzdem nahm sie Amys Angebot ihr beim Lernen zu helfen an. Eigentlich tat es ihr ganz gut so viele verschiedene Sachen machen zu können und sie hätte es selbst nie geglaubt, aber das Lernen lenkte sie tatsächlich ganz gut ab.

Nur wenn sie abends alleine war, hing sie ständig ihren Gedanken nach. Sie dachte dann an die Zeit mit Mamoru, die doch eigentlich eine sehr schöne gewesen war. Zumindest anfangs. Sie dachte aber auch an die Zeit, als Seiya und die anderen beiden noch auf der Erde waren. Lächelnd dachte sie an all die Momente mit den Star Lights zurück. Seiya hatte sie immer zum Lachen gebracht. Besser als Mamoru es gekonnt hat. Er hatte sie immer geärgert, aber im Nachhinein musste sie auch darüber lachen. Eigentlich war er ja immer lieb zu ihr gewesen, dieser unverbesserliche Macho…

Als sie eines Abends wieder so ihren Gedanken nachhing, blickte sie in den Sternenhimmel. Sie war schon im Schlafanzug und saß auf ihrem Bett.

Sie dachte mal wieder an Seiya und fragte sich, wie es ihm wohl ging. Sie wünschte sich wirklich, sie könnten sich bald wiedersehen. Immerhin hatte er ihr doch versprochen, sie zu besuchen und zu schauen, ob sie glücklich war.

Während sie so in ihrer eigenen Gedankenwelt hing, sah sie plötzlich drei Sternschnuppen. Sternschnuppen? Naja, es sah eher so aus, als würden sie auf die Erde fallen – eher untypisch für Sternschnuppen. Und drei auf einmal? Bunny hatte ein komisches Gefühl und ihr Herz schlug plötzlich schneller. Konnte das sein…?

„Seiya!“, murmelte sie und sprang auf.

Sie zog sich schnell etwas an und verließ stürmisch das Haus. Sie rannte so schnell sie konnte in die Richtung, in die die Sternschnuppen geflogen waren. Ihr ging schnell die Puste aus und dennoch rannte sie weiter. Sie hatte nur ein Ziel und wenn es tatsächlich Seiya und die anderen waren, die sie da gesehen hat, dann hatte sie keine Zeit zu verlieren. Sie musste wissen, ob es tatsächlich die Star Lights waren, die sie da gerade gesehen hatte.
 

In einem kleinen Wald am Stadtrand standen Fighter, Maker und Healer und sahen sich um. Sie hofften, dass sie keiner gesehen hatte.

„Da wären wir also“, sagte Maker. „Die Erde hat uns wieder.“ Sie grinste etwas. Healer und Fighter stimmten in das Grinsen ein. Ein kurzes Leuchten erfüllte die Umgebung und erhellte die Bäume. Als das Licht wieder verschwunden war, standen anstelle der Sailorkriegerinnen drei junge Männer da. Sie trugen die schwarzen Anzüge, die sie schon damals in ihrer Zeit als Three Lights auf der Erde getragen hatten.

„Wir sollten schnell weg hier.“, sagte Yaten. „Wenn uns jemand gesehen hat und herkommt und dann die ehemalige Gruppe Three Lights hier vorfindet, ist sicher die Hölle los. Auf die Presse kann ich gut und gerne verzichten.“

Die anderen nickten und wollten sich gerade in Bewegung setzen, als sie hörten, wie sich schnelle Schritte näherten.

„Zu spät!“, zischte Seiya und flüchtete mit Taiki und Yaten ins Gebüsch. Sie linsten hinter den Bäumen und Sträuchern hervor, um zu sehen, wer sich da näherte.
 

Bunny hatte indes den kleinen Wald am Stadtrand erreicht. Hier waren diese eigenartigen Sternschnuppen doch gelandet oder? Hektisch sah sie sich um. Sie konnte nichts sehen und sie konnte auch nichts hören bis auf das Rascheln der Blätter im Wind, ihren eigenen schnell gehenden Atem und ein unangenehmes Rauschen in ihren Ohren. Sie hatte sich doch wohl nicht geirrt? Schwer atmend ging sie einige Meter weiter. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein!

Sie war vollkommen erschöpft. Ihr wurde sogar schon schwindelig, so hatte sie sich verausgabt. Sie fiel auf ihre Knie und rang nach Luft, wobei die kalte Luft bei jedem Atemzug in ihren Lungen brannte. Tränen sammelten sich in ihren Augen. Sie war sich doch so sicher gewesen!

„Seiya…“, flüsterte sie verzweifelt.
 

Seiyas Augen weiteten sich.

„Bunny?“, flüsterte er beinahe lautlos. Er konnte die Gestalt, die da in den Wald gelaufen kam und nun am Boden hockte nur als Umriss erkennen. Es war eine junge Frau, so viel stand fest. Als er seinen Namen hörte – so leise und verzweifelt – war er sich auf einmal sicher, wen sie da gesehen hatten. Sie musste es sein.

Er blickte rüber zu Taiki und Yaten. Hatten sie es auch bemerkt? Sie tauschten Blicke aus. Seiya formte Bunnys Namen mit seinen Lippen. Taiki und Yaten schienen zu verstehen.
 

Seiya trat aus dem Schatten und ging rüber zu Bunny, die dies durch ihr Schluchzen und das Rauschen in ihren Ohren zunächst nicht bemerkte. Erst als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte, merkte sie, dass sich jemand neben sie hockte.

Mit geweiteten Augen sah sie auf und blickte direkt in Seiyas Gesicht. Dieser lächelte sie an. Sie konnte es kaum glauben. War das wirklich Seiya, den sie hier sah? Sein Mund öffnete sich und sie hörte das Wort „Schätzchen“. Es war kein Traum! Er war es wirklich! Ihre Tränen waren vergessen und nachdem sie Seiya noch einen kurzen Moment angestarrt hatte, warf sie sich in seine Arme. Er war etwas überrascht und wäre durch diese Wucht beinahe umgekippt, doch konnte er sich noch fangen und legte nun auch seine Arme um Bunny. Sie hatte ihm ja so sehr gefehlt!

Er drückte sie fest an sich und vergrub seinen Kopf in ihren Haaren. Sie duftete so gut. Endlich hatte er sein Schätzchen wieder.

Er spürte, wie Bunny in seinen Armen anfing zu zittern und plötzlich vernahm er ein Schluchzen. Warum weinte sie denn? Er drückte sie leicht von sich weg, um ihr ins Gesicht zu sehen. Bunny wich seinem Blick aus, aber er legte seine Hand an ihr Kinn und drückte es leicht nach oben, sodass Bunny ihn nun ansehen musste.

„Was hast Du denn? Schätzchen…“, fragte er sanft.

Bunny schüttelte den Kopf und atmete einmal tief durch.

„Ich kann noch gar nicht glauben, dass das wirklich Du bist.“, sagte sie so leise, dass Seiya sie nur gerade so verstehen konnte. „Du warst so lange weg und ganz plötzlich… plötzlich sehe ich in Dein Gesicht.“

„Sehe ich denn so furchtbar aus?“, witzelte Seiya.

Bunny rang sich ein Lächeln ab und schlug Seiya leicht auf seine Brust.

„Blödmann…“, murmelte sie und umarmte ihn dann wieder. Seiya legte seine Arme um sie und zog sie noch ein wenig näher an sich heran.

Sie konnte es wirklich kaum fassen, dass er wieder da war. Sie wollte ihn jetzt lieber nicht loslassen, nachher war es doch nur ein Traum.
 

Plötzlich vernahm sie ein Rascheln, ein paar Schritte und dann ein Räuspern. Sie blickte auf. Da standen Taiki und Yaten. Sie löste sich leicht von Seiya.

„Ihr seid also auch da.“, sagte sie lächelnd und stand auf, um ihre alten Freunde zur Begrüßung zu umarmen. „Ich freue mich so, euch wiederzusehen!“

Yaten und Taiki erwiderten die Umarmungen.

„Wir freuen uns auch“, sagte Yaten dann, bevor er sich besorgt umschaute. „Trotzdem sollten wir langsam von hier weg. Es könnte immer noch sein, dass uns jemand gesehen hat, und wir sollten es nicht riskieren, entdeckt zu werden.“

Bunny nickte. Seiya sah seine Freunde an.

„Geht ihr schon mal nach Hause.“, forderte er sie auf. Ich bringe Bunny noch heim.“

Taiki und Yaten sahen sich an und grinsten leicht. Das war doch typisch. Kaum traf Seiya auf Bunny, schon befasste er sich nur noch mit ihr. Sie konnten es ihm aber nicht verübeln, schließlich wussten sie, was Seiya für sie empfand. Damals hatten sie das nicht gut geheißen, aber mittlerweile wünschten sie sich für ihn, dass seine Gefühle von ihr erwidert würden. Er sollte endlich glücklich werden, nachdem er nach dem Abschied von der Erde und damit auch von Bunny so gelitten hatte. Wäre da doch nur nicht dieser Mamoru…

„In Ordnung“, sagte Taiki nun. „Aber ihr solltet auch jetzt gehen.“ Damit drehten sich die beiden Star Lights um und verschwanden.
 

Seiya wendete sich wieder Bunny zu und lächelte sie an. Wie gerne hätte er dieses Mädchen wieder in seine Arme gezogen, sie an sich gedrückt, sie gehalten. Doch er wusste genau, dass dies nicht der richtige Moment dafür war. Außerdem hatte er Angst davor, Bunny so nahe zu kommen. Er wusste nicht, wie sie reagieren würde. Zumal sie jetzt, anders als damals, ihren Freund bei sich hatte.

„Er hat recht“, sagte Seiya schließlich. „Wir sollten wirklich auch gehen.“

Bunny nickte zustimmend. Seiya lächelte noch einmal, bevor er sich zum Gehen wandte und sie sich gemeinsam auf den Weg machten.

Der Heimweg

Zunächst gingen sie schweigend nebeneinander her. Beide waren irgendwie in ihrer eigenen Gedankenwelt versunken. Seiya dachte daran, wie sehr er sie doch vermisst hatte, als er noch zusammen mit Yaten und Taiki auf seinem Heimatplaneten Euphe gewesen war.

Immer hatte er nur an sie denken können. Er war nicht mehr er selbst gewesen. Er hatte sich durch die Erlebnisse auf der Erde vollkommen geändert. Früher war sein einziger Lebensinhalt seine Prinzessin gewesen. Es war seine Aufgabe gewesen sie zu beschützen und er hätte alles für sie gegeben – sogar sein Leben.

Als er auf der Erde Bunny kennengelernt hatte, hatten sich seine Gefühle geändert. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er erfahren, was Liebe war. Er hatte sein Leben Prinzessin Kakyuu verschrieben, aber seit er Bunny kannte, wusste er, dass seine Loyalität und Hingabe Kakyuu gegenüber niemals mit so etwas wie Liebe gleichzusetzen war.

Es war sein reines Pflichtgefühl gewesen, seine Treue zu seiner Prinzessin und seinem Planeten, die ihn auf Euphe und an ihrer Seite gehalten hatte. Doch seit er auf der Erde gewesen war, konnte er sich seiner Aufgabe einfach nicht mehr so verschreiben wie früher.

Mit seinen Gedanken hatte er immer noch bei seinem Schätzchen auf der Erde gehangen. Stets erinnerte er sich an die gemeinsam verbrachte Zeit. Wie sie gemeinsam gelacht hatten, wie er versucht hatte, seine eigenen Gefühle in den Hintergrund zu stellen, um sie wieder glücklich zu sehen – er hatte es ernst gemeint, als er ihr gesagt hatte, dass er ihr helfen wollte, ihren Freund wiederzubekommen. Er hatte einfach gespürt, dass ihr Glück davon abhängig war und nichts war ihm so wichtig, wie sie glücklich zu sehen. Auch wenn es ihn schmerzte, dass er in ihr dieses Glück niemals auslösen würde.

Ja, sie hatte aus ihm wahrlich einen anderen Menschen gemacht. Und sie hatte ihn seine männliche Seite stärker denn je spüren lassen. Er als Mann hatte sich in eine wundervolle Frau verliebt. Er wollte keine Sailor Kriegerin sein. Er wollte der Mann an Bunnys Seite sein.

Auch jetzt schmerzte es ihn, dass er dies wohl niemals sein könnte. Er wusste ja nichts von der Trennung Bunnys und Mamorus.
 

Während er so darüber nachdachte, war auch Bunny in Gedanken. Sie hatte in letzter Zeit häufiger an ihn denken müssen und unweigerlich kamen auch die Erinnerungen an den Abend bei Mamoru zurück – die Erinnerungen an Seiyas Gesicht vor ihren Augen, als sie und Mamoru sich gerade näher kamen.

Noch immer fragte sie sich, warum sie ausgerechnet in diesem Moment an ihn gedacht hatte – ausgerechnet an Seiya! Diesen Macho, der sie immer unverschämt forsch angebaggert hatte. Sie stets als „Schätzchen“ bezeichnet hatte, selbst als sie sich noch kaum kannten! Dieser unverbesserliche Macho…

Und doch waren sie sich vor seinem Abschied so nahe gekommen. Er war ihr ans Herz gewachsen. Seine freche Art hatte sie akzeptiert und sogar lieben gelernt. Er war ihr ein wertvoller Freund. Da war es doch normal, dass sie so oft an ihn dachte und ihn vermisste, wenn er so lange weg war und auch noch so fern! Aber wieso gerade in diesem Moment mit Mamoru…?
 

Ohne es selbst zu merken schüttelte sie ihren Kopf. Das wiederum riss Seiya aus seinen Gedanken. Fragend blickte er sie an.

„Alles in Ordnung, Schätzchen?“, fragte er vorsichtig.

„Wie?“, schreckte Bunny kurz hoch. „Äh… ja… Sicher doch.“ Sie wurde rot. Auf keinen Fall durfte er von ihren Gedanken erfahren! Wie peinlich! Seiya grinste.

„Du siehst süß aus, wenn Du rot wirst.“, neckte er sie. „Wobei habe ich dich gerade ertappt?“

Bunny sah ihn empört an.

„Bei gar nichts hast Du mich ertappt! Und wenn, dann ginge es Dich auch gar nichts an!“, rief sie dann und streckte ihm, um ihre Aussage zu unterstreichen, noch die Zunge raus.

Sie war immer noch rot. Er hatte ihr wirklich gerade gesagt, sie sähe süß aus… Sie musste sich ein Grinsen verkneifen.

Seiya lachte nun herzlich auf. Schon lange hatte er nicht mehr so frei und ehrlich gelacht. Sie schaffte es doch immer wieder. Wieder einmal wurde ihm bewusst, wie sehr sie ihm gefehlt hatte und wie wichtig ihre Nähe für sein Glück war.

„Was lachst du so doof?“, fragte Bunny nun misstrauisch. Sie hatte doch gar nichts Komisches getan. Vielmehr hatte sie ihn doch gerade zurechtgestutzt oder nicht?!

Seiya lächelte sie warm an.

„Ach nichts…“, winkte er ab. „Ich freue mich nur, Dich wiederzusehen. Du hast Dich wirklich nicht verändert.“, verriet er ihr dann.

Nun lächelte Bunny. „Ich freue mich auch, Dich wiederzusehen….“

Sie sah ihn an und blickte direkt in seine sagenhaft blauen Augen. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Diese Augen waren einfach atemberaubend. Wieso war ihr das nie so aufgefallen? Und sie kontrastierten so gut mit seinem tiefschwarzen Haar, das er genau wie damals mit einem einfachen Band zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte.

Wieder spürte sie, wie sie rot wurde. Schnell wendete sie ihren Blick von ihm ab.

Wieder hing sie ihren Gedanken nach. Es gab so viel, was sie ihn fragen wollte. Wieso waren er, Yaten und Taiki zurück auf die Erde gekommen? Wie lange würden sie bleiben? Wie ging es Prinzessin Kakyuu? Hatten sie ihren Planeten wieder vollständig errichten können? Doch traute sie sich nicht so recht, ihn so mit Fragen zu löchern.
 

Auch er hatte einige Fragen an sie. Wie ging es den anderen Sailor Kriegerinnen? War seit Galaxias Ende Frieden auf Erden eingekehrt oder hatte sich ein neuer Feind offenbart? Hatte sie mal an ihn gedacht? Und die wichtigste Frage, die er sich aber nie trauen würde zu fragen, war sie glücklich mit Mamoru?
 

„Seiya…“, setzte Bunny an und riss ihn damit wieder aus seinen Gedanken.

„Ja?“, gab er zurück.

Sie schwieg. Jetzt musste sie ihn fragen. Nachdem sie ihn doch schon angesprochen hatte, gab es nun auch kein Zurück mehr.

„Warum seid ihr zurückgekommen?“, fragte sie schließlich.

Seiya antwortete sofort: „Ich habe Dir doch gesagt, dass ich zurückkomme und mich persönlich davon überzeuge, dass Du glücklich bist.“

Ja, das hatte er. Daran erinnerte sich Bunny genau. Sie hatte so lange darauf gewartet.

„Das ist doch nicht der einzige Grund oder?“, fragte sie trotzdem. Seiya dachte kurz nach.

„Naja, wir haben unseren Planeten nun größtenteils wieder aufgebaut und Kakyuu war der Meinung, dass wir uns ein wenig Urlaub redlich verdient hätten.“ Wieder dachte er kurz nach und setzte dann wieder zum Sprechen an.

„Und naja… sie… sie meinte, sie würde uns – naja eigentlich mir – ansehen, dass mir die Erde wohl sehr fehlen würde… und… damit hatte sie auch Recht.“

Bunny blickte zu ihm auf. „Du hast die Erde vermisst?“

„Ja, sehr sogar. Auf meinem Heimatplaneten habe ich immer nur meine Pflicht erfüllt. Versteh mich nicht falsch, das habe ich gern getan… Aber… hier habe ich gelernt, was es bedeutet richtig Spaß zu haben. Diesen Spaß mit Freunden zu teilen.

Yaten und Taiki sind meine besten Freunde und das werden sie auch immer sein, aber sie teilten das gleiche Schicksal wie ich. Auch sie haben stets ihre Pflicht erfüllt und dadurch haben wir den Spaß immer in den Hintergrund gestellt…“

Bunny sah ihn erstaunt an, doch Seiya sprach einfach weiter.

„Durch Dich habe ich erfahren, was echtes Vertrauen bedeutet. Vertrauen in das Gute im Menschen. Und Liebe und Respekt jedem einzelnen Menschen gegenüber. Dem Leben! Das alles habe ich als Fighter nie erkannt. Das ist etwas, das ich erst als Seiya Kou auf der Erde gelernt habe. Das war mir eine wichtige Lehre, die Du mir da gegeben hast.“

Er sah sie an und lächelte. „Du hast mir die Augen geöffnet für so viele schöne Dinge im Leben. Und dafür werde ich Dir immer dankbar sein, Schätzchen.“
 

Wieder wurde Bunny etwas rot. Dass er sie immer noch so unverfroren „Schätzchen“ nannte… Aber es gefiel ihr irgendwie. Das war Seiya, wie sie ihn kannte.

„Seiya…“ Sie flüsterte es fast. Plötzlich lachte sie vergnügt. „Tjaaaa, von mir kannst Du noch so einiges lernen, mein Lieber!“, sagte sie munter.

Seiya konnte nicht anders als zu lachen. Sie war einfach eine Frohnatur, sein Schätzchen.

„Weißt Du, so gefällst Du mir viel besser!“, sagte er dann und seine Augen strahlten, als er sie ansah.

Bunny grinste ihn nur an.
 

Sie waren nun an Bunnys Haus angekommen.

„So, da wären wir.“, sagte Bunny dann und drehte sich zu Seiya um. Dieser räusperte sich kurz.

„Kann ich Dich morgen sehen?“, frage er dann hoffnungsvoll und errötete leicht.

„Ich bestehe darauf!“, erwiderte Bunny und grinste ihn an. „Die anderen werden sich auch freuen euch wiederzusehen!“

„Oh…“ Seiya sah etwas enttäuscht aus. „Ich dachte… eigentlich nur… also nur an uns beide.“, gestand er dann. Nun war es Bunny, die errötete.

„Oh äh… ja… natürlich. Vielleicht… treffen wir uns einfach morgen früh und nachmittags können wir ja immer noch etwas mit den anderen unternehmen? Bitte… sie haben euch doch auch vermisst und würden sich sehr freuen euch zu sehen.“, fügte sie fast flehend hinzu.

„In Ordnung“, lächelte Seiya sie an. Solange er ein wenig Zeit mit ihr alleine hatte, war ihm alles recht. Und eigentlich wollte auch er ja die anderen mal wiedersehen.

„Wäre es in Ordnung, wenn ich Dich morgen um… sagen wir 10 Uhr hier abhole?“, fragte er sie dann.

„10 Uhr! Abgemacht!“ Bunny strahlte förmlich. „Also Seiya… Ich freue mich auf morgen. Und… danke für’s nach Hause bringen.“

„Gern geschehen, Schätzchen.“, erwiderte er und lächelte sie warm an.

„Gute Nacht, Seiya“, sagte Bunny leise, umarmte ihn fest und lief dann schnell ins Haus.

Nachdem Seiya, der von der Umarmung sehr überrascht war, aus seiner Erstarrung erwachte, war sie bereits verschwunden.

„Gute Nacht… Schätzchen…“, flüsterte er dennoch und drehte sich nach einem letzten Blick zum Haus um und machte sich nun selbst auf den Heimweg.

Träume

Nachdem er einige Minuten zu Fuß unterwegs gewesen war, erreichte Seiya nun die Wohnung, die er schon bei seinem ersten Aufenthalt auf der Erde zusammen mit Yaten und Taiki gemietet hatte. Sie hatten sich damals nicht darum gekümmert sie zu kündigen und so wurde die Miete immer weiter abgebucht und die Wohnung lief noch auf ihren Namen.

Auch ihr nicht gerade spärlich verdientes Geld hatten sie auf der Bank gelassen. Auf Euphe war es sowieso nichts wert.

 

Als Seiya die Wohnung betrat, erwarteten Yaten und Taiki ihn bereits mit einem Grinsen im Gesicht.

„Und?“, fragte Taiki mit deutlicher Neugier weiterhin grinsend.

„Was und?“, gab Seiya leicht genervt zurück.

Das hatte ihm gerade noch gefehlt – ein Kreuzverhör seiner beiden besten Freunde. Nur weil er Bunny nach Hause gebracht hatte. Sie waren doch nur ein paar Minuten alleine gewesen und hatten auch nicht besonders viel miteinander geredet.

„Na… wie ist es mit deiner Angebeteten gelaufen?“, stellte nun Yaten grinsend die Frage.

Seiya rollte mit den Augen.

„Ich habe sie doch nur kurz nach Hause gebracht.“, antwortete er immer noch mit genervtem Unterton.

„Und dann? Kein Abschiedskuss?“, feixte Yaten weiter.

„Ihr spinnt doch…“, ärgerte Seiya sich, lief jedoch leicht rot an. „Ihr wisst genau, dass sie ihren Mamoru hat. Und außerdem… selbst wenn nicht. Ich komme doch nicht nach über einem Jahr hierher und knutsche sie gleich ab. So nötig habe ich’s auch nicht!“

Damit stapfte Seiya an seinen Freunden vorbei in sein Zimmer und ließ seine zwei ziemlich amüsierten Freunde zurück.

 

Bunny hatte sich derweil wieder ihren Pyjama angezogen und lag nun im Bett. Schlafen konnte sie jetzt unmöglich. Ihre Gedanken hingen bei Seiya und ihrem Wiedersehen nach so langer Zeit.

Sie wusste zwar jetzt, dass die Star Lights für eine Art Urlaub zurück auf die Erde gekehrt waren, jedoch hatte sie immer noch keine Ahnung, wie lange sie bleiben würden.

Sie seufzte. Allzu lange würde es wohl nicht sein und dann müsste sie sich wieder von ihm verabschieden…

Das wollte sie nicht. Warum konnten sie nicht einfach alle auf der Erde bleiben? Sie waren doch ein Teil ihres Teams und wichtige Freunde für sie geworden. Und Seiya… ja, er bedeutete ihr doch so viel. Immer war er für sie da gewesen, hatte sie getröstet und sie zum Lachen gebracht.

Er war doch ihr bester Freund… oder so…

Sie drehte sich auf die Seite. Morgen würde sie ihn wiedersehen und dann müsste sie ihn unbedingt fragen, wie lange ihr Aufenthalt auf der Erde dieses Mal sein würde.

Sie fragte sich, was sie wohl morgen mit ihm unternehmen würde. Hoffentlich gingen sie irgendwo etwas essen, dachte sie sich, als sie jetzt schon wieder ein leichtes Magengrummeln vernahm.

Danach würden sie jedenfalls die anderen treffen. Sie musste unbedingt Bescheid sagen, dass sie sich morgen alle bei Rei treffen sollten. Sie war ja gespannt auf ihre Gesichter. Besonders auf das von Minako. Sie hing ja damals schon so an ihren Idolen. Bei dem Gedanken grinste sie leicht in sich hinein. Ja, das würde sicher eine Überraschung werden.

 

Seiya lag nun mittlerweile auch im Bett und auch er fand so einfach keinen Schlaf. Natürlich musste auch er an das Wiedersehen mit seinem Schätzchen denken.

Sie hatte geweint. Warum hatte sie geweint? Sie hatte damit nicht erst angefangen, als sie ihn sah. Nein, vielmehr war sie weinend zusammengebrochen und hatte seinen Namen geflüstert.

Was hatte das nur zu bedeuten? Sie schien gesehen zu haben, wie sie dort im Wald gelandet waren und hatte wohl auch mit ihnen gerechnet. Aber warum hat sie denn geweint, als sie sie nicht sofort gesehen hatte?

Er erinnerte sich an das Gefühl, als er sie im Arm gehalteb und den Duft ihrer Haare eingesogen hatte. Er war so süß, so vertraut und trotzdem so aufwühlend. Er hatte schon damals immer ein angenehmes Kribbeln im Bauch verspürt, wenn er ihr nahe gekommen war. Das hatte sich nach all der Zeit nicht geändert.

Er liebte sie noch immer so wie damals. Seine Gefühle waren nicht schwächer geworden. Durch die lange Abwesenheit und die Sehnsucht waren sie eher noch gewachsen.

„Ach, Schätzchen…“, seufzte er.

Langsam glitt er in einen unruhigen Schlaf.

 

„Liebling!“, rief Bunny ihm entgegen und kam freudestrahlend auf ihn zu gerannt.

Der Angesprochene blickte auf. Da kam die Liebe seines Lebens auf ihn zu und er konnte sich kein Stück bewegen. Wie gelähmt stand er da und starrte sie einfach nur an. Sie war so wunderschön mit ihren langen, wehenden blonden Haaren, mit ihrem Lächeln, den strahlenden Augen und ihrer zierlichen Figur.

Sie hatte ihn nun fast erreicht. Langsam kam etwas Leben in Seiya. Wie lange hatte er darauf gewartet, sie in seinen Armen zu halten und sie ‚sein‘ nennen zu können.

 

Nur noch ein paar Meter.

 

Er streckte seine Arme aus und lächelte ihr entgegen. „Schätzchen…“, kam es über seine Lippen.

Bunny hatte ihn nun erreicht und … lief einfach durch ihn hindurch, so als sei er ein Geist.

Es war ein furchtbares Gefühl, so als ob es ihn zerschmettert hätte.

Wie gelähmt drehte er sich um. Dort stand er… Der Mann, dem Bunnys Herz schon damals gehört hatte. Der Mann, für den Seiya nur Verachtung empfinden konnte, da er ihr damals durch seine Abwesenheit sehr wehgetan hatte… und weil… er nur seinetwegen keine Chance bei seiner großen Liebe hatte.

Bunny hatte ihren Liebsten nun erreicht und schlang ihre Arme um seinen Hals. Sofort vereinten sich die beiden in einem innigen Kuss.

Seiyas Herz zerbrach. Er konnte es einfach nicht mit ansehen. Er existierte nicht mal für sie. Er war Luft.

 

Schweißgebadet wachte er auf.

„Was war das denn?“, murmelte er matt und hielt sich den Kopf. Er setzte sich auf und schaute aus dem Fenster. Es regnete und die Sterne waren nicht zu sehen.

Vielleicht hätte er doch nicht herkommen sollen. Auf seinem Heimatplaneten hatte er zwar immer Sehnsucht nach ihr gehabt, doch nun, da er sie wiedergesehen hatte, war ihm schmerzlicher denn je bewusst, dass ihr Herz einem anderen gehörte und sie für ihn unerreichbar war.

 

 

Auch Bunny hatte inzwischen Schlaf gefunden und war in ihren ganz eigenen Traum gefallen.

 

Seiya und sie saßen zusammen in einem Park. Außer ihnen war keine Menschenseele hier.

Sie lehnte sich an ihn und er sah sie lächelnd an.

„Was möchtest Du als nächstes machen, Schätzchen?“, fragte er sie dann.

„Och, ich weiß auch nicht…“, antwortete sie ihrem Freund. „Vielleicht könnten wir noch irgendwo etwas essen?“

„Gut“, antwortete der Mann mit den langen schwarzen Haaren und ergriff ihre Hand. Er stand auf und zog sie sanft zu sich hoch. „Für Dich würde ich alles tun, mein Schätzchen.“, lächelte er sie liebevoll an und küsste sie dann zärtlich.

Sie schmolz regelrecht dahin. Dieser Kuss war einfach magisch. All ihre Sinne waren beteiligt. Sie roch seinen sauberen, männlichen Geruch, spürte seine warmen, weichen Lippen auf ihren und seinen starken, schlanken Körper an ihrem. Sie hörte sein leises Atmen. Sie schmeckte seine Lippen und er schmeckte so gut!

Ihre Knie wurden ganz wackelig. Sie vergaß alles um sich herum. Die Welt schien für einen Moment stillzustehen. Nichts war mehr wichtig. Nur sie und Seiya.

 

Sie seufzte im Schlaf und drehte sich mit einem Lächeln auf die andere Seite. Bei so einem schönen Traum konnte sie nur gut schlafen…

 

 

Seiya hingegen sah immer noch betrübt aus dem Fenster. Plötzlich hörte man ein unterdrücktes „Aahhhh…“ von ihm und er wuschelte sich einmal durch die Haare.

Es brachte doch nichts sich jetzt so verrückt zu machen. Morgen würde er sie wiedersehen und er sollte sich ganz einfach darauf freuen, ein bisschen Zeit mit ihr verbringen zu dürfen. Er hatte sich doch vor ihrer Abreise auch die ganze Zeit darauf gefreut endlich wieder bei ihr zu sein.

Warum auf einmal diese Zweifel? Er hatte doch die ganze Zeit gewusst, dass sie einen Freund hatte. Er war ja auch nicht zurückgekommen, um sie nun doch zu erobern. Er wollte sie einfach gerne wiedersehen und immerhin hatte er ihr versprochen sich davon zu überzeugen, dass sie glücklich war…

Das konnte er ja morgen tun. Er beschloss, die Zeit, die er mit ihr hatte, einfach zu genießen und sich nicht zu viel den Kopf zu zerbrechen. Immerhin bedeutete er ihr auch etwas, wenn auch auf eine andere Weise.

Sie hatte gesagt, sie freue sich ihn wiederzusehen. Und sein Schätzchen war niemand, der das einfach so aus Höflichkeit sagte. Nein.

Er würde sie morgen einfach abholen und sich einen schönen Tag mit ihr machen. Als Freunde. So wie es immer gewesen war. Das war schließlich auch sehr viel wert.

 

Nachdem er sich so etwas beruhigt hatte, fand auch er wieder in seinen wohlverdienten Schlaf zurück und blieb dieses Mal glücklicherweise von derartigen Albträumen verschont.

Die Verabredung

Warme Sonnenstrahlen fielen auf Bunnys Gesicht und langsam wurde sie aus ihrem Schlaf geholt. Sie seufzte zufrieden und hatte ein Lächeln auf den Lippen. Sie war so glücklich…

Plötzlich riss sie ihre Augen auf und setzte sich mit Schwung auf. Moment mal! Was war das denn für ein Traum gewesen?

Hatte sie wirklich geträumt, sie sei mit Seiya zusammen gewesen? Sie wäre bei einem Kuss mit ihm sprichwörtlich dahingeschmolzen? Sie wäre einfach glücklich gewesen, ihn bei sich zu haben?

Oh Gott! Was war das denn nun?

Unweigerlich wurde sie knallrot. Das durfte nie, NIEMALS jemand erfahren, dass sie solche Träume von diesem Macho Seiya gehabt hatte. Dieser Weiberheld, auf den alle Mädchen flogen.

Zugegeben, er hatte sich augenscheinlich nie sonderlich dafür interessiert und schien nur ihr schöne Augen zu machen. Er hatte ihr ja sogar seine Liebe gestanden und es verband sie viel mehr als die meisten Freunde von sich behaupten konnten. Aber… letztendlich war er doch nur dieser freche Macho.

… den sie so sehr vermisst hatte.

Bunny kniff ihre Augen zusammen und schüttelte energisch den Kopf. Sie war sicher nur durcheinander, weil sie sich kürzlich von Mamoru getrennt hatte und sie Seiya nach so langer Zeit wiedergesehen hatte. Da hatte sie ihn anscheinend im Traum einfach an Mamorus Stelle gesetzt.

Was war schon dabei? Ein doofer Traum war das. Mehr nicht!

Sie sah auf die Uhr. 8:57 Uhr. Naja, da hatte sie wohl noch etwas Zeit, bis Seiya hier auftauchte. Was sie jetzt brauchte, war eine heiße Dusche, um die Erinnerungen an diesen Traum abzuwaschen und dann ganz frei von irgendwelchen komischen Gedanken der Verabredung mit einem alten Freund entgegenzublicken.
 

Seiya war auch schon recht früh erwacht. Er lag noch etwas im Bett und machte sich Gedanken über die bevorstehende Verabredung. Was sollten sie eigentlich unternehmen? Wenn sich Bunny nicht verändert hatte – und das wollte er nicht hoffen – dann läge er mit einem ausgiebigen Frühstück sicherlich nicht falsch.

Sie mussten unbedingt ein wenig Ruhe haben, um sich zu unterhalten. Er wollte alles wissen, was seit seinem Abschied auf der Erde passiert war. Und sie hatte ja vielleicht auch ein paar Fragen.

Also beschloss er, mit Bunny in ein ruhiges Café zu gehen, wo sie einigermaßen ungestört waren. Er hoffte nur, dass ihn nicht allzu viele Leute erkannten. Er war immerhin längere Zeit weggewesen, vielleicht hatten die Leute ihn und seine Freunde längst vergessen. Das würde ihm jedenfalls sehr gelegen kommen.

Schließlich stand er auf und ging ebenfalls duschen. Anschließend zog er sich möglichst unauffällige Klamotten an und krönte das Ganze mit einer roten Baseballmütze und einer Sonnenbrille – nur für den Fall.
 

Um Punkt 10 Uhr ertönte im Hause Tsukino die Klingel. Ikuko, die von ihrer Tochter bereits erfahren hatte, dass sie von einem alten Schulfreund abgeholt werden würde, ging fröhlich zu Tür. Sie öffnete sie strahlend und blickte dem Gast entgegen.

„Guten Tag. Sie müssen Bunnys Mutter sein. Mein Name ist Seiya… Ist äh… Bunny vielleicht da?“, hörte sie den jungen Mann sagen. Doch Ikuko hatte ihn längst erkannt und starrte ihn nun mit weit aufgerissenen Augen und offen stehendem Mund an.

Das war doch der Sänger aus der Band Three Lights, die letztes Jahr noch so furchtbar angesagt war! Selbst sie hatte mitbekommen, dass die Jungs ein absoluter Mädchenschwarm und unglaublich berühmt waren.

Und da stand der Leadsänger der Gruppe auf einmal vor IHRER Tür und wollte IHRE Tochter abholen?

Sie konnte sich gar nicht rühren und starrte ihn einfach weiterhin an.

„Was ist denn los, Mama?“, hörte man auf einmal einen Jungen aus dem Hintergrund. Als er Seiya sah, blieb auch ihm der Mund offen stehen.

„Boah!“, brachte er raus und starrte Seiya nun ebenfalls an.

Diesem wurde die Situation langsam etwas unangenehm und er räusperte sich leicht. „Ähm… ist… Bunny nun da?“, fragte er hoffnungsvoll.

„Was willst DU denn mit meiner doofen Schwester?“, fragte Shingo sichtlich erstaunt. Er konnte sich das Ganze wirklich nicht erklären.
 

Seiya sah den Jungen nun direkt an.

„Sie ist eine alte Freundin von mir und ich bin heute mit ihr verabredet.“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Bitte…. ist sie da?“ Er verzweifelte langsam.

Plötzlich hörte er Schritte auf der Treppe und sah, dass Bunny ihm entgegen kam. Sie sah umwerfend aus in ihrem hellblauen, luftig wehenden Sommerkleid, aber das tat sie seiner Meinung nach sowieso immer. Erleichtert lächelte er sie an.

„Da bist du ja, Schätzchen.“
 

Ikuko und Shingo rissen ihre ohnehin schon vor Erstaunen weit geöffneten Augen noch mehr auf. Hatten sie da gerade richtig gehört? Schätzchen?? Ein berühmter Popstar nannte ihre Bunny ‚Schätzchen‘???

„Tut mir Leid, dass du warten musstest.“, entgegnete Bunny fröhlich und schlüpfte in ihre Schuhe. „Bis später, Mama. Wartet nicht auf mich mit dem Essen, ich bin nachher noch bei Rei!“ Und damit lief sie an ihrer Mutter und ihrem Bruder vorbei und trat Seiya entgegen.

„Ja… bis später…“, sagte ihre Mutter immer noch perplex, als ihr auch schon die Haustür vor der Nase zugeschlagen wurde.

„So was…“ Sie schüttelte den Kopf und verstand die Welt nicht mehr.
 

Vergnügt hakte sich Bunny bei Seiya ein. Den Traum hatte sie mit ihrer Dusche erfolgreich fortgespült und konnte so ganz normal mit ihrem alten Freund umgehen.

Seiya hingegen wurde kurz rot, überspielte seine Verlegenheit jedoch gekonnt. Darin hatte er schließlich Übung. Er konnte sich immer ganz locker geben, das war eines seiner vielen Talente.

„Wo gehen wir hin? Ich hoffe, es gibt da etwas zu essen, ich STERBE vor Hunger!“, plapperte sie mal wieder vergnügt drauf los.

Seiya grinste nun. Sie hatte sich wirklich kein bisschen verändert. Sie war immer noch das aufgeweckte, lebensfrohe, leicht naive Mädchen mit dem unbändigen Appetit.

„Ich dachte, wir gehen erst mal frühstücken.“, antwortete er ihr dann. „Ich kenne da ein nettes Café, wo wir vielleicht ein bisschen ungestört sein können. Schließlich möchte ich dieses Date mit Dir auch richtig genießen.“ Er zwinkerte ihr zu.

Bunny, die sich früher immer über solche Aussagen aufgeregt hatte, lachte nur vergnügt. Auch er hatte sich wohl nicht verändert. Gut so, fand sie.
 

Als sie das Café erreicht hatten, setzten sie sich in eine abgeschiedene Ecke und studierten die Karte. Bunny brauchte nicht lange zu überlegen. Sie nahm natürlich das All you can eat-Frühstücksbuffet. Seiya schmunzelte leicht und schloss sich ihrer Wahl an.

Nachdem sie sich ihre erste Portion geholt hatten, sah Seiya sie eine Weile schweigend an, bevor er das Wort an sie richtete.

„Also?“, fragte er und Bunny sah von ihrem Essen auf, dem sie sich gerade mehr als leidenschaftlich gewidmet hatte.

„Waschn?“, fragte sie mit vollem Mund. Seiya grinste schelmisch.

„Bist Du glücklich?“, fragte er sie dann direkt. Dafür war er ja hergekommen.

Bunny schluckte ihren riesigen Happen runter und sah ihn dann lächelnd an. Er erinnerte sich also an diese Worte bei ihrem Abschied.

„Ich denke, dass ich im Moment glücklich bin, ja.“, brachte sie dann schließlich heraus.

Das Gespräch

Er lächelte sie an. Natürlich freute er sich für sie, wenn sie glücklich war. Da durfte er doch nicht enttäuscht sein, wenn es ihr mit ihrem Freund gut ging.

„Dann kann ich ja wieder gehen“, witzelte er nur und erntete dafür einen bösen Blick seiner Verabredung.

Er grinste sie frech an. „Oder hast Du etwas dagegen, mein Schätzchen?“

Sie rümpfte die Nase. „Allerdings!“, sagte sie, verschränkte die Arme vor der Brust und sah betont beleidigt zur Seite.

Mit dieser Antwort hatte Seiya nun nicht gerechnet. Seine Augen weiteten sich erstaunt, aber er fing sich schnell wieder.

„Und warum das?“, hakte er deshalb schelmisch grinsend nach. Dabei lehnte er sich etwas zu ihr.

Nun sah Bunny ihn wieder an.

„Weil… weil Du mir gefehlt hast… Und wenn du jetzt schon wieder gehen würdest, dann wäre ich nicht mehr so glücklich.“, antwortete sie wahrheitsgemäß.

Diese Antwort erstaunte Seiya nun doch wieder und brachte ihn beinahe völlig aus der Fassung. Hatte sie ihm gerade wirklich gesagt, dass sie ohne ihn nicht mehr so glücklich wäre?

Er räusperte sich kurz und wurde rot. Das wollte er grad lieber nicht vertiefen, sonst verlor er noch all seine Gelassenheit. Nicht auszudenken…

„Dann erzähl mir doch bitte, was bei Dir in letzter Zeit so passiert ist.“ Er lächelte nun wieder. Das interessierte ihn ja auch ehrlich.

„Nun…“, fing sie zögerlich an. „Ich habe das letzte Schuljahr mit Ach und Krach hinter mich gebracht und bin nicht in einer Prüfung durchgefallen.“, erzählte sie dann stolz.

Innerlich schüttelte er den Kopf. Dass sie darauf auch noch stolz war… Aber irgendwie war das ja süß.

„Seit ihr weg wart, gab es keine neuen Kämpfe mehr hier auf der Erde und wir sind alle froh, dass wir im Moment wie ganz normale Mädchen leben können.“

Seiya nickte verständnisvoll. Das konnte er wirklich nur zu gut nachvollziehen. Auch er war nicht so erpicht darauf, als Sailor Star Fighter das Böse zu bekämpfen. Auch er hatte den Frieden lieber.

Bunny senkte nun etwas den Blick.

„Naja und…“, sie zögerte kurz, aber es hatte ja keinen Sinn ihm das zu verschweigen. Wieso sollte sie auch? „Vor drei Wochen… haben Mamoru und ich… uns getrennt.“

Seiya, der gerade einen Schluck seines Orangensaftes genommen hatte, hätte ihn beinahe wieder ausgespuckt und hatte sich bei dem Bemühen, dies zu verhindern, daran verschluckt. Er hustete stark und klopfte sich selbst auf die Brust.

Sie war nicht mehr mit Mamoru zusammen? Sie war Single? Frei? Zu haben?

Besorgt sah Bunny ihn an und sprang zu ihm. „Alles in Ordnung?“, fragte sie und haute ihm fest auf den Rücken. Wohl etwas zu heftig, denn von der Wucht getroffen knallte Seiya beinahe mit dem Kopf auf den Tisch und hustete nun noch mehr.

Ehe Bunny ihn noch mal schlagen konnte, wehrte er mit den Händen ab.

„Alles in Ordnung!“, keuchte er etwas atemlos.

Nicht ganz überzeugt setzte Bunny sich wieder an ihren Platz.

Seiya trank schnell einen Schluck und fing sich so langsam wieder. Verlegen sah er sie nun an.

„Was ist denn passiert?“, fragte er zögerlich.vVerständnislos sah Bunny ihren Gegenüber an.

„Du hast dich gerade verschluckt, das ist passiert.“, sagte sie etwas verwirrt. Als Seiya nun laut loslachte, sah sie ihn nur noch verständnisloser an.

„Was ist?“, hakte sie nach.

„Ach Schätzchen“, sagte Seiya nun kopfschüttelnd und doch immer noch amüsiert. „Was mit Dir und Deinem Freund passiert ist, wollte ich wissen.“

„Achso!“ Jetzt begriff sie. „Sag das doch gleich…“

Erwartungsvoll sah Seiya Bunny an. Diese seufzte kurz. Was von alldem konnte sie ihm erzählen? Dass Mamoru vermutlich mit ihr schlafen wollte und sie plötzlich aufgesprungen war, nachdem sie SEIN Gesicht vor ihrem geistigen Auge gesehen hatte, wollte sie ihm lieber verschweigen. Das wäre ja oberpeinlich!

„Naja…“, setzte sie dann an. „Ich glaube, wir passen einfach doch nicht so gut zusammen. Er ist so anders als ich. Er liest sehr viel und ist sehr gebildet. Er hat so viele Interessen und steckt so viel Zeit und Energie in sein Studium. Er ist immer so ernst und ruhig. Ich hingegen habe so ziemlich gar keine Interessen, bin ungebildet, naiv und verbringe meine Zeit lieber mit Comics lesen, essen und lachen.“ Sie lächelte etwas traurig. „Ich bin einfach viel zu kindisch und dumm für ihn.“

Er traute seinen Ohren kaum.

„Sieh mich an“, verlangte er nun und griff über den Tisch hinweg nach ihren Händen. Erstaunt sah Bunny ihn an.

„Sprich nie wieder so negativ über Dich, hast Du verstanden?“, sagte er ernst. „Du bist nicht kindisch, du bist einfach ein fröhlicher Mensch, der sein Leben gerne genießt und der gerne lacht. Das ist doch viel besser als so ein Miesepeter zu sein und die wahren Freuden des Lebens nicht zu erkennen.“

Nun lächelte er sanft. „Und dumm bist Du auch nicht. Dir sind andere Dinge im Leben einfach wichtiger als Schule und Lernen. Und das ist auch gut so. Es gibt so viele Dinge, die viel wichtiger sind, z.B. ein guter Mensch zu sein, Freunde zu haben und seine Träume zu verwirklichen. Und genau so ein Mensch bist du, Schätzchen. Ein Mädchen, das so unglaublich lieb und süß ist, dass man sie einfach mögen muss! Noch nie habe ich ein Mädchen wie dich gekannt. Du hast mich vom ersten Augenblick an mit deiner Art verzaubert. Für mich bist du perfekt genau so, wie du bist.“, schloss er seine Erklärungen ab.

Überwältigt sah Bunny ihn an. Noch nie hatte ihr jemand so etwas Liebes gesagt. Sie wusste einfach nicht, was sie darauf erwidern sollte.

„Seiya… Ich…“, setzte sie an.

„Nein, schon gut.“, unterbrach er sie. „Du musst nichts dazu sagen. Ich meine es so, wie ich es sage. Es reicht mir, wenn ich mir sicher sein, dass Du mir das glaubst.“

Bunny nickte gerührt. Sie war immer noch fassungslos.

Seiya grinste nun wieder. Er ließ ihre Hände jetzt los.

„Willst Du nichts essen?“, fragte er schmunzelnd. „Du hast bisher ja kaum etwas angerührt. So kenne ich Dich gar nicht. Normalerweise kann man doch gar nicht so schnell gucken, wie Dein Teller schon wieder leer ist.“

„Hmpf!“, brachte Bunny nur hervor. Und schon war es wieder vorbei mit der lieben, fürsorglichen Seite Seiyas. Das hätte sie sich ja denken können. Blödmann…

Trotzdem konnte sie ihm nicht böse sein. Nicht nachdem er ihr so etwas gesagt hatte. Sie lächelte wieder und widmete sich nun wieder ihrem Essen.

Seiya grinste zufrieden und er auch nahm nun wieder seine Gabel in die Hand.
 

Nachdem sie ein paar Minuten schweigend gegessen hatten, richtete Bunny nun das Wort an ihn.

„Du Seiya?“

„Ja?“

„Wie lange bleibt ihr eigentlich auf der Erde?“, fragte sie vorsichtig.

Seiya legte den Kopf etwas schief und sah sie nachdenklich an.

„Hm… also wir haben uns das eigentlich noch gar nicht so genau überlegt.“, sagte er dann. „Prinzessin Kakyuu sagte uns, dass wir so lange bleiben sollen, wie wir es wünschen. Sie sagte, wir hätten unserem Planeten sehr große Dienste erwiesen und hätten es verdient eine Auszeit zu nehmen. Wir sollen einfach dann zurückkehren, wenn wir es für richtig halten.“

Bunny nickte sachte. Das war ja nun wirklich keine Antwort.

„Es tut mir Leid, dass ich Deine Frage nicht besser beantworten kann, Schätzchen.“, richtete Seiya wieder das Wort an sie, ihr zaghaftes Nicken richtig interpretierend. „Aber erst mal möchte ich die Zeit mit Dir… mit euch allen eigentlich… so richtig genießen. Wann wir gehen, können wir uns dann wirklich immer noch überlegen.“

„In Ordnung“, erklärte sich Bunny einverstanden.
 

Sie holten sich jeweils noch eine Portion von dem Frühstücksbuffet und redeten nun über etwas einfachere Themen wie die Schule und die Stars, die heute so angesagt waren. Seiya hatte davon in dem letzten Jahr ja nichts mehr mitbekommen. Da er selbst früher ein Popstar auf der Erde gewesen war, interessierte ihn das schon etwas.
 

Als sie fertig waren, gingen sie zusammen zu der Wohnung der ehemaligen Three Lights, um dort Taiki und Yaten aufzusammeln. Sie wollten ja noch alle zusammen zum Hikawa-Tempel gehen, wo Bunny ihren Freundinnen eröffnen wollte, dass ihre Freunde vom Planeten Euphe wieder da waren. Sie grinste schon bei dem Gedanken an ihre Gesichter…

Seiyas Zimmer

Seiya und Bunny trafen kurze Zeit, nachdem sie das Café verlassen hatten, bei der Wohnung der Star Lights ein. Yaten und Taiki wussten von ihrem Vorhaben und warteten schon auf die beiden.

„Hallo Bunny“, richtete Taiki das Wort an sie, als sie zusammen mit Seiya die Wohnung betreten hatte.

„Hallo Taiki“, lächelte Bunny. „Und hallo Yaten“, fügte sie hinzu, als auch dieser in ihr Blickfeld trat.

„Seid ihr soweit?“, fragte Seiya. Er wollte vermeiden, dass seine Freunde sie zu sehr über ihre Verabredung ausfragten. Darauf hatte er wirklich keine Lust.

„Hetz doch nicht so“, antwortete Taiki nur. „Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, wollten wir uns alle um 13 Uhr im Hikawa-Tempel treffen. Jetzt ist es erst 20 nach 12 und so lange brauchen wir auch nicht dahin.“

Er hatte Recht, sie hatten wirklich noch etwas Zeit.

„So lange können wir also noch in Ruhe etwas hier sitzen bleiben und uns unterhalten, meinst du nicht?!“, fügte Yaten verschmitzt grinsend hinzu.

Seiya seufzte schwer. Es würde ihnen wohl nichts anderes übrig bleiben. Er legte Bunny eine Hand an den Arm.

„Komm, Schätzchen.“, sagte er und führte sie sanft zum Sofa, auf dem sie sich dann nebeneinander niederließen.

„Und? Was habt ihr so unternommen?“, fragte Yaten dann immer noch grinsend.

„Wir waren frühstücken.“, antwortete Bunny daraufhin. „Und haben uns unterhalten. Es ist ja doch eine Weile her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben und deshalb haben wir ein wenig darüber geredet, was im letzten Jahr so passiert ist… Ich freue mich übrigens für euch, dass euer Planet nun wieder so gut wie aufgebaut ist.“

„Danke.“, erwiderte Taiki dann. „Und bei Dir? Was gibt es bei Dir so Neues?“

„Naja…“ Bunny blickte Seiya verunsichert an, der etwas gereizt neben ihr saß und gar nicht zu merken schien, dass sie ihn ansah. Sie sollte selbst wissen, was sie ihnen erzählte.

„Ich habe mich sehr gefreut, dass wieder Frieden auf der Erde eingekehrt ist...“, fing sie dann an.

„…und dass Dein Freund wiedergekommen ist.“, unterbrach Taiki sie dann grinsend. Es war zwar irgendwie gemein, aber er ärgerte Seiya gerne ein wenig.

Bunny lächelte verhalten. „Ja… auch darüber habe ich mich gefreut… aber…“

Taiki und Yaten blickten auf. Aber?

„… wir haben uns vor kurzem getrennt.“, schloss sie dann.

Die Augen der beiden Star Lights weiteten sich. Das konnten sie kaum glauben. Taiki fasste sich als erstes wieder.

„Das tut mir Leid.“, sagte er dann.

„Ach, das macht nichts. Es war einvernehmlich. Es hat einfach nicht mehr so gepasst. Ich komme schon klar. Das macht mir wirklich nichts.“, wehrte Bunny betont fröhlich ab.

Yatens Augen wanderten nun immer wieder zu Seiya, der keine Regung zeigte.
 

Ihn nervte das Ganze. Er wusste genau, dass er in nächster Zeit nur noch mehr Sticheleien über sich ergehen lassen müsste. Yaten und Taiki hatten nie verstanden, wie ernst es ihm mit seinen Gefühlen für Bunny war. Wahrscheinlich wussten sie selbst nicht mal, was Liebe ist.

Plötzlich packte er Bunnys Hand und zog sie mit sich. „Komm, Schätzchen. Ich zeige Dir mal die Wohnung. Wir werden sonst eh nur alles doppelt und dreifach durchkauen, wenn wir gleich zu den anderen gehen.“

Verwirrt blickte Bunny noch einmal zu Yaten und Taiki, die beide so ein gewisses Grinsen auf den Lippen hatten, und ließ sich von Seiya aus dem Wohnzimmer ziehen.

„Was sollte das denn?“, fragte sie ihn, nachdem er sie losgelassen hatte.

„Was denn?“, antwortete Seiya ganz unschuldig mit einer Gegenfrage. „Ich wollte doch nur ein bisschen mit Dir alleine sein.“ Er zwinkerte sie an.

Bunnys Herz schlug für einen Moment einen Takt schneller und sie bekam kurz ein Kribbeln im Bauch. Schnell fing sie sich aber wieder und versuchte, das zu überspielen.

„Und wozu das Ganze?“, fragte sie deshalb schnippisch. Seiya lachte nur. Sie war so süß.

„Komm, ich zeige Dir mein Zimmer.“, sagte er. Er ging ein Stück den Flur entlang und Bunny folgte ihm in ein Zimmer, das wohl das seine sein musste.

An der hinteren Wand stand ein großes Bett mit schwarz-rotem Bezug. Es gab auch einen großen Kleiderschrank und einen Schreibtisch. Ein Sofa stand an der rechten Wand und davor ein kleiner Tisch. Das Zimmer war recht geschmackvoll eingerichtet und überwiegend in rot und schwarz gehalten. Genau seine Farben.

Sie sah sich um. Hier hatte Seiya also die ganze Zeit gelebt, als er damals auf der Erde war. Sie schritt etwas in den Raum hinein und trat an seinen Schreibtisch. Dort stand ein Foto in einem Bilderrahmen. Ihr Herz schlug etwas schneller.

Das Foto zeigte sie selbst und Seiya, der neben ihr im Gras saß… Wie automatisch nahm sie das Bild in die Hand und betrachtete es. Auf dem Foto trug sie ihren Bikini und sie lachte. Sie schien auf dem Bild wirklich glücklich zu sein. Auch Seiya trug nur seine Badehose. Er hatte seine Arme auf die angewinkelten Knie gestützt und grinste sie verschmitzt an.

Sie erinnerte sich daran. Es war an dem See, an dem sie mit ihren Freundinnen campen war, wo sie dann auch die Three Lights getroffen haben, die dort gerade Dreharbeiten laufen hatten.

„Woher hast Du das Bild?“, fragte Bunny Seiya, der sich ihr langsam genähert hatte und nun hinter ihr stand.

„Minako hat es mir gegeben.“, antwortete er. „Sie dachte, ich wollte es vielleicht haben.“

Bunny schaute das Bild weiterhin an. Warum hatte er hier ein Bild stehen, auf dem sie beide abgebildet waren?

„Es ist doch ein schönes Bild oder findest Du nicht?“, fragte er vorsichtig.

Sie nickte. „Ja… schon…“

Es war wirklich ein schönes Bild und es erinnerte an die schöne Zeit, die sie gemeinsam verbracht hatten. Sie wusste ja, dass er damals Gefühle für sie hatte, das hatte er ihr ja selbst gesagt. Er hatte dieses Bild wohl deshalb hier stehen. Es tat ihr so leid, dass sie damals trotzdem vor ihm ständig von Mamoru geredet hatte. Das war sicherlich nicht einfach für Seiya gewesen.

Sie stellte es wieder auf den Schreibtisch zurück, drehte sich zu Seiya um und legte dann die Arme um seinen Hals. Sie drückte ihn an sich und hielt ihn nun in einer festen Umarmung.

Seiyas Augen weiteten sich vor Überraschung. Sein Herz setzte einen Schlag aus, nur um dann viel zu schnell gegen seine Brust zu hämmern. Eine angenehme Wärme breitete sich in seinem Bauch aus.

Er schloss die Augen und legte nun auch seine Arme um sie, sodass er sie fest bei sich halten konnte.
 

Bunny hatte ihren Kopf an seine Brust gelehnt und ebenfalls die Augen geschlossen. Sie roch seinen sauberen, männlichen Duft und unweigerlich wurde sie an ihren Traum erinnert. Es tat so gut, hier in seinen Armen zu liegen. Sie hörte sein Herz recht schnell klopfen. Sie genoss es einfach, seine Wärme zu spüren.
 

Seiya verhielt sich ganz ruhig. Er hielt sie einfach nur fest und genoss es ebenso, sie in seinen Armen halten zu dürfen. Am liebsten hätte er sie nie mehr losgelassen. All seine Gefühle für sie sprudelten beinahe über, so liebte er sie.

„Mein Schätzchen…“, dachte er sich, sagte es aber lieber nicht, um diesen wunderschönen Moment nicht zu zerstören.
 

Das passierte kurze Zeit später jedoch von ganz alleine.

„Wir wollen langsam los, sonst kommen wir noch zu spät. Kommt ihr endlich?“, hörte man Yatens ungeduldige Stimme direkt vor der Tür.

Verlegen lösten die beiden sich aus der Umarmung. Sie sahen sich kurz leicht errötend an und gingen dann wortlos zur Tür.

„Sind ja schon da.“, brummte Seiya seinen Freund an.
 

Damit machten sich die Star Lights und Bunny zusammen auf den Weg zum Hikawa-Tempel, um dort ihre gemeinsamen Freunde zu treffen.

Wiedervereinigung

Im Hikawa-Tempel saßen die vier besten Freundinnen Bunnys bereits um Reis Tisch versammelt.

„Wo bleibt sie denn? Immer kommt sie zu spät!“, beschwerte sich Rei verärgert.

„Ach, du kennst doch Bunny. Das ist doch nun wirklich keine Überraschung, dass sie sich verspätet.“, versuchte Makoto sie zu beschwichtigen.

„Sie kommt sicher gleich.“, warf auch Minako ein.

Und tatsächlich steckte Bunny nun ihren Kopf durch die Tür und begrüßte sie alle fröhlich. „Hallo Leute!“

„Bunny!“, Rei war wirklich sauer. „Du bist schon wieder zu spät! Es war doch Deine Idee, dass wir uns heute alle hier treffen sollen und ausgerechnet Du kommst mal wieder zu spät. Es ist doch einfach nicht zum Aushalten mit Dir!“

„Reg Dich nicht auf Rei, ich habe eine Überraschung für euch!“, grinste sie ihren Freundinnen entgegen.

„Eine Überraschung?“ Minakos Augen glitzerten. „Spann uns nicht auf die Folter Bunny, was für eine Überraschung?“

„Tjaaaaa…“, antwortete Bunny vergnügt. „Ich habe ein paar Freunde mitgebracht.“ Sie drehte sich kurz um. „Ihr könnt reinkommen!“

Vergnügt öffnete sie die Tür ein bisschen mehr und trat einen Schritt beiseite.

„Hallo zusammen.“, hörte man Seiyas Stimme.

Die Freundinnen starrten Seiya, Taiki und Yaten an. Sie konnten es kaum glauben. Über ein Jahr war vergangen, seit sie die Three Lights das letzte Mal gesehen hatten.

Minako löste sich als Erste aus der Erstarrung. Sie sprang auf und warf sich allen dreien um den Hals. „Yaaaaaaaaten! Seiyaaa! Taiiiikiii!“ Etwas überrumpelt grinsten die drei Jungs sie an.

Langsam rührten auch die anderen Mädchen sich und begrüßten ihre alten Freunde. Amy war etwas rot im Gesicht und traute sich kaum Taiki anzugucken, der dann aber direkt auf sie zutrat und sie in den Arm nahm. „Ich freue mich Dich wiederzusehen, Amy.“

Amys Wangen nahmen einen noch dunkleren Rotton an. „Ich… freue mich auch… Taiki.“, brachte sie schließlich über ihre Lippen.

Bunny beobachtete das Ganze zufrieden. Sie hatte Recht gehabt. Die Gesichter ihrer Freundinnen waren einfach unbezahlbar.

Nachdem sich alle begrüßt hatten, saßen sie nun zusammen am Tisch und bedienten sich an Tee und Keksen.

„Sag mal Bunny, wo hast Du die Jungs denn auf einmal aufgegabelt?“, fragte Makoto neugierig.

„Tja, ich habe eben einfach das richtige Gespür.“, grinste sie ihre Freundin an und schnippte einmal mit den Fingern.

„Sie hat uns wohl gesehen.“, versuchte Taiki Makotos Frage etwas zufriedenstellender zu beantworten. "Wir sind gestern am späten Abend in dem kleinen Wald am Stadtrand gelandet und kurze Zeit später kam auch schon Bunny daher. Wir hatten ja befürchtet, dass man uns sehen würde und wollten deshalb schnell weg, aber vor Bunny mussten wir ja nun nicht weglaufen.“

„Ach… so seid ihr euch also über den Weg gelaufen.“, sagte Minako vergnügt, die sich dicht zu Yaten gesetzt hatte und ihn die ganze Zeit mit allem umsorgte. Dieser ließ das eher über sich ergehen als dass er sich darüber zu freuen schien. Minako war aber auch aufdringlich. Sie störte sich aber nicht daran.

„Und… was verschlägt euch dieses Mal auf die Erde?“, fragte Amy lächelnd.

„Urlaub.“, antwortete Seiya ihr. „Unsere Prinzessin meinte, ein Urlaub auf unbestimmte Zeit würde uns nach der harten Arbeit im letzten Jahr sicher gut tun.“

„Ihr wisst also noch gar nicht, wie lange ihr bleibt?“, richtete nun Rei das Wort an die Three Lights.

„Nein, ehrlich gesagt haben wir noch keine Ahnung.“, antwortete wieder Seiya, der sich nun einen weiteren Keks zwischen die Zähne schob.

„Wir haben das letzte Jahr damit verbracht, unseren Planeten wieder aufzubauen.“, erzählte Taiki dann. „Es gibt immer noch einiges zu tun, aber das Leben auf Euphe ist wieder stabil und man kann den Frieden dort richtig spüren.“

Die Freundinnen lächelten alle. „Das freut uns für euch und euren Planeten.“, sagte Makoto schließlich. "Auch wir sind überglücklich, dass nun endlich Frieden auf der Erde herrscht.“

„Das haben wir auch euch zu verdanken.“, fügte Amy hinzu. „Schade, dass wir die ruhige Zeit hier nicht alle gemeinsam genießen können.“ Sie senkte den Kopf und errötete leicht.

„Jetzt sind wir ja da.“, lachte Seiya aber. „Und ich hoffe, dass ihr bereit seid, die nächste Zeit auch mit uns zu verbringen. Immerhin sind wir ja euretwegen auf die Erde zurückgekehrt. Wir wollten unsere Freunde mal wieder sehen.“

„Na klaaaaaaaaaaaar sind wir dazu bereit“, rief Minako euphorisch und klammerte sich an Yaten, der etwas unglücklich aus der Wäsche schaute. „Wir sollten heute Abend eine Party geben. Ohja, ich organisiere das alles und wir können bei mir feiern.“

„Au ja! Eine Party ist eine gute Idee. Ich bin auf jeden Fall dabei.“, strahlte nun auch Rei.

Seiya lachte. Er hatte die Mädchen und ihre fröhliche Art wirklich vermisst. „Dann ist es also beschlossene Sache. Wir feiern heute Abend bei Minako unsere Wiedervereinigung.“
 

Nach und nach bildeten sich kleinere Gesprächsgrüppchen. Bunny schaute zufrieden. Sie hatte gewusst, dass ihre Freundinnen sich über den Besuch der Jungs freuen würden. In ihrer gemeinsamen Zeit damals waren sie allen sehr ans Herz gewachsen, auch wenn sie um ihre Freundschaft manchmal wirklich kämpfen mussten.

Minako schien überglücklich, dass sie wieder da waren und ganz besonders Yaten hatte es ihr angetan. Sie ließ gar nicht mehr von ihm ab, was Bunny ziemlich amüsierte, ganz besonders bei Yatens Gesichtsausdruck.

Rei und Makoto waren gerade mit Seiya im Gespräch, der alle Fragen der Mädchen geduldig beantwortete, auch wenn er immer wieder mal einen Blick hinüber zu Bunny riskierte, die dies aber nicht so recht wahrnahm.

Amy unterhielt sich mit Taiki. Die beiden hatten schon damals irgendwie einen Draht zueinander, auch wenn Taiki damals eher abweisend war. Amy wirkte bei dem Gespräch etwas schüchtern. sie blickte Taiki kaum ins Gesicht und wenn doch, wurde sie rot und senkte den Blick sofort wieder.

Bunny freute sich, ihre Freunde alle so glücklich zu sehen. Und auch sie selbst war mal wieder so richtig glücklich. Sie hatte die Trennung von Mamoru zwar ganz gut aufgenommen und hatte viele schöne Tage mit ihren Freundinnen verbracht, aber der Besuch ihrer Freunde von Euphe war doch etwas Besonderes für sie, was sie alles andere für einen Moment vergessen ließ.
 

„Entschuldigt mich bitte“, richtete Seiya das Wort an Rei und Makoto. Ihm war aufgefallen, dass Bunny nur schweigend da saß und die anderen beobachtete. Sie sah glücklich aus.

Er beugte sich zu ihr rüber und sprach sie leise an.

„Hey Schätzchen. Alles in Ordnung bei Dir?“

Bunny schaute überrascht zu ihm. „Sicher. Alles in Ordnung. Wieso?“

„Du bist so still. So kenne ich Dich gar nicht.“, zwinkerte er ihr zu.

„Ich freue mich nur, dass wir alle wieder zusammen sind. So wie damals. Oder nein… besser als damals. Jetzt ist alles friedlich hier und ihr alle seid auch viel lockerer geworden. Besonders Yaten und Taiki.“

„Ja, wir haben eine Menge von euch gelernt damals… Und mittlerweile haben wir alle verstanden, dass Freunde das Wichtigste auf der Welt sind. Und ihr seid nun mal unsere Freunde geworden. Natürlich freuen wir uns, euch alle wiederzusehen.“

Bunny lächelte ihn an.

Seiya konnte den Blick gar nicht von ihr abwenden. Sie war so hübsch, wenn sie lächelte. Es freute ihn sie so glücklich zu sehen. Er erwiderte ihr Lächeln.

Plötzlich nahm er ihre Hand. „Also ich könnte ein wenig frische Luft gut vertragen. Wie sieht’s bei Dir aus?“

Sie sah ihn überrascht an. „Oh ähm… ja, gut.“, stammelte sie uns ließ sich dann von ihm hochziehen. Gemeinsam verließen sie den Raum, wobei sechs Augenpaare auf ihnen ruhten.

Rei und Makoto grinsten sich an. „Hast Du gesehen, wie glücklich Bunny auf einmal wieder ist?“

„Allerdings. Sie hing damals ja schon so an Seiya. Und jetzt, wo sie nicht mehr mit Mamoru zusammen ist, gesteht sie sich ihre Gefühle vielleicht auch endlich ein.“

„Seiya ist aber auch ein Traum.“ Die beiden Mädchen seufzten und sahen den beiden verträumt hinterher.

Der Spaziergang

Bunny und Seiya gingen zusammen ein Stück spazieren und ließen den Hikawa-Tempel zurück. Sie hatten sich dafür entschieden, hinter dem Tempel das Grundstück zu verlassen, denn hier war es ruhiger, als wenn sie über die Haupttreppe den Tempel verlassen hätten, die direkt zur Straße führte.

Seiya fühlte sich wohl. Es war einfach wunderschön auf der Erde. Seitdem er das erste Mal hier gewesen war, kam ihm Euphe ständig so trist vor. Das hing natürlich auch damit zusammen, dass der Planet beinahe vollständig zerstört gewesen war. Überall waren Ruinen zu finden. Die Trümmer lagen überall herum. Es gab nur wenige unberührte Flecken.

Aber auch die Natur auf Euphe war seiner Meinung nach nicht so ausgeprägt wie hier. Es gab viele dunkle Wälder, einige Seen und Berge, aber das war für ihn nicht mit der Landschaft Japans zu vergleichen.

Mittlerweile waren die beiden an einem kleinen Bach angekommen. Das Wasser glitzerte in der Sonne und ein verführerisches, leises Plätschern war zu hören. Das Gras war unglaublich grün und hier und da blühten ein paar Blumen.

Seiya seufzte auf. Es war wirklich schön hier und dann durfte er diese wunderschöne Natur auch noch mit seinem Schätzchen erleben, die im Gegensatz zu damals nicht mehr in festen Händen war. Er würde alles dafür tun, um ihr Herz zu gewinnen.

„Was hast Du, Seiya?“, hörte er die Stimme seiner Angebeteten.

Verwirrt sah er sie an. „Was meinst Du?“

„Du träumst die ganze Zeit vor Dich hin, sagst kein Wort und seufzt die ganze Zeit. Das ist doch nicht normal oder?“, misstrauisch sah sie ihn an.

Seiya lachte. „Machst Du dir etwa Sorgen?“, neckte er sie.

„ICH sollte mir Sorgen um DICH machen?“, entgegnete sie empört. „Davon träumst Du!“

„Ja, das wäre wirklich ein schöner Traum.“, fing Seiya an zu schwärmen. „Wer träumt nicht davon, von einem hübschen Mädchen umsorgt zu werden, das sich Gedanken um einen macht?“

Bunny errötete. „Hmpf!“, machte sie nur und ging etwas schneller, sodass sie jetzt vor Seiya her lief.

Dieser grinste vor sich hin. „Nun warte doch, Schätzchen!“ Schnellen Schrittes holte er sie ein und legte den Arm um sie.

„Ich träume die ganze Zeit vor mich hin, sage kein Wort und seufze ständig, weil es einfach so schön hier ist. Weißt Du, auf Euphe sieht das alles etwas anders aus. Zwar sind die meisten Schäden mittlerweile beseitigt und man kann wieder gut dort leben, doch ist dort alles etwas düsterer als hier.

Wenn die Sonne scheint, wirkt hier alles so hell und freundlich, dass man sich einfach nur wohl fühlen muss. Ich genieße es richtig hier zu sein, verstehst Du?“

Bunny lächelte ihn an. „Wie ist es so auf Euphe?“

Seiya zögerte kurz. „Naja… Es gibt nicht so viele moderne Städte wie hier. Auf Euphe hängt man sehr an den alten Traditionen. Alles ist viel konservativer. Die Menschen dort arbeiten hart, um sich ihren Unterhalt zu verdienen.

Die Jugend dort wird streng erzogen. Dass Mädchen und Jungs so wie wir gerade einfach so gemeinsam etwas unternehmen können, gibt es eigentlich gar nicht. Wenn ein Mädchen und ein Junge sich verlieben, müssen sie mit ihren Eltern verhandeln, um zusammen sein zu dürfen.“

Er sah Bunny an, die ihm aufmerksam zuhörte.

„Zum Glück bin ich von so etwas verschont geblieben, da ich im Palast als Prinzessin Kakyuus Vertraute aufgewachsen bin. Naja…“, lachte er dann bitter auf. „Ich durfte mich aber auch nur in weiblicher Gestalt in ihrer Nähe aufhalten. Ich wurde als Fighter geboren und da es nur weibliche Sailor Krieger gibt, musste ich mich eben anpassen und den Großteil meines Lebens als Frau verbringen.“

„War das so schlimm für Dich?“, fragte Bunny ihn mit großen Augen.

„Was heißt schon schlimm?“, antwortete er. „Ich fühlte mich einfach nicht wohl so. Außerhalb des Palastes konnte ich zwar als Mann auftreten, aber da ich den Großteil meines Lebens innerhalb des Palastes verbracht habe, war das ein geringer Trost für mich. Noch ein Grund, warum ich mich auf der Erde so wohl fühle.“

Bunny wurde rot. „Hm… ich…“

Seiya sah sie fragend an. „Was denn?“

„Ich also… ich habe mich schon damals gefragt, was Du jetzt eigentlich bist. Also äh… bitte sei mir nicht böse, aber das war doch alles sehr verwirrend.“

Mit hochrotem Kopf blickte sie auf den Boden.

Seiya grinste sie an. „Und was wäre Dir lieber?“

Bunny sah ihn kurz an. „Ein Mann.“ Sie wurde noch verlegener. Sie blieb stehen und suchte sich auf dem Boden einen Fleck, den sie anstarren konnte.

Auch Seiya blieb nun stehen und lachte sie an. Plötzlich legte er seine Hand an ihre Wange und beugte sich zu ihr runter, sodass sie ihn ansehen musste.

Sanft streichelte er über ihre Wange, ehe er sich ihrem Ohr näherte und sanft flüsternd fragte: „Und warum?“

Sie konnte seinen heißen Atem an ihrer Haut spüren. Ihr Herz raste und wollte gar nicht mehr aufhören ihr das Blut in den Kopf zu pumpen. Ihr Gesicht glich einer Tomate. Er war ihr so nahe, dass sie die Wärme, die er ausstrahlte, fühlen konnte.

„I… ich … äh…“, stotterte sie.

Seiya löste sich etwas von ihr und lachte sie an. „Schon gut, Schätzchen. Du musst nicht antworten… Ich bin ein Mann. Nur als Sailor Kriegerin muss ich in weiblicher Gestalt rumlaufen.“

Verlegen sah Bunny ihn nun wieder an. Er grinste immer noch. Es machte ihm Spaß, sie ein wenig durcheinander zu bringen. Das hatte er schon damals oft getan, auch wenn es manchmal gar nicht beabsichtigt gewesen war. Aber er hatte dabei immer das Gefühl, dass er als Mann eine gewisse Wirkung auf sie hatte.
 

Langsam beruhigte sich Bunnys Herz wieder und auch die Röte in ihrem Gesicht ließ etwas nach. Dass er ihr aber auch immer so nahe kommen musste. Sie wurde dabei jedes Mal so schrecklich nervös. Sie wusste selbst nicht warum. Er war doch nur ein Freund oder?

Jedenfalls war sie sich nun sicher, dass Seiya wirklich ein Mann war. Sie war irgendwie erleichtert. Sie hatte ihn schließlich als Mann kennengelernt und in ihm immer einen guten Freund gesehen – keine Freundin! Es wäre komisch gewesen, wenn er in Wirklichkeit eine Frau wäre. Das würde doch so Einiges verändern.
 

Immer noch vergnügt sprach Seiya sie nun an. „Wir sollten langsam wieder zurückgehen. Die anderen warten sicher schon auf uns. Und dann sollten wir uns alle langsam auf die Party heute Abend vorbereiten. Minako war ja schon ganz aufgeregt.“

„In Ordnung.“, stimmte Bunny ihm zu und sie bewegten sich nun wieder auf den Hikawa-Tempel zu, wo die anderen sie tatsächlich schon erwarteten.
 

„Ihr wart aber lange weg!“, ertönte Reis Stimme gereizt. „Wir dachten schon, ihr wärt zusammen durchgebrannt und kämt gar nicht mehr zurück!“

Bunny errötete wieder doch Seiya grinste nur. „Ach wisst ihr… für heute haben wir uns entschieden, doch noch hier zu bleiben. Schließlich wollen wir doch zusammen eine Party feiern.“ Er sah in die Runde.

„A propos… wo ist denn unsere Partyplanerin geblieben? Und Yaten ist auch verschwunden?“

Taiki grinste seinen Freund an. „Minako hat es wohl nicht mehr ausgehalten und wollte direkt anfangen, alles vorzubereiten. Den armen Yaten hat sie einfach mitgeschleift mit den Worten, sie bräuchte einen starken Helfer, der sie bei ihren Vorbereitungen unterstützt.“

Seiya fing an zu lachen. Armer Yaten… dabei hatte er doch meistens lieber seine Ruhe und von einem so lebhaften Mädchen wie Minako durch die Gegend geschleift zu werden, entsprach sicher nicht seinen Vorstellungen eines schönen Nachmittags.

Die Party

Gegen Abend trudelten langsam alle bei Minako ein, die schon ganz aufgeregt war und sich riesig freute, dass sie ihr Talent als Partyplanerin mal so richtig zeigen konnte.

Sie war den ganzen Tag mit Yaten durch die Stadt gezogen, um sich – als allerersten Schritt für eine gelungene Party – ein neues Outfit zuzulegen. Yaten hatte das alles genervt über sich ergehen lassen. Eigentlich hatte er dazu überhaupt keine Lust gehabt, aber Minako war so einnehmend, dass er gar keine andere Wahl gehabt hatte.

Minako empfing sie in ihrem nagelneuen orangefarbenen Kleid, das einen gewagten Ausschnitt hatte und sich eng an ihren Oberkörper schmiegte ehe es ab der Hüfte bis kurz über ihr Knie locker um ihre Oberschenkel fiel. Sie trug auch passende Ohrringe und eine Kette.

Sie strahlte alle ihre Freunde an, die sich nach und nach bei ihr einfanden. Yaten hatte sie für kurze Zeit entlassen, damit auch er sich umziehen gehen konnte. Nun traf er zusammen mit Seiya und Taiki bei ihr ein. Er trug eine einfache Jeans und weißes Hemd.

Minako hakte sich sofort bei ihm ein und begrüßte die anderen beiden mit einem flüchtigen „Willkommen im Hause Aino. Kommt ruhig rein.“, ehe sie Yaten mit in die Küche schleifte, wo er ihr doch bitte bei den Getränken helfen sollte.

Seiya und Taiki schmunzelten und betraten gemeinsam das Wohnzimmer, in dem Rei in einem schlichten schwarzen Kleid, Amy mit blauem Rock und weißer Bluse sowie Makoto in einer weißen Dreiviertelhose und einem grünen Top bereits saßen.

„Hallo zusammen.“, begrüßte Seiya sie alle. Er trug eine rote Hose und ein schwarzes Hemd.

Taiki neben ihm hob die Hand zum Gruß. Er hatte sich für eine beige Hose und ein fliederfarbenes Hemd entschieden.

„Nur Bunny fehlt mal wieder.“, stellte Rei gereizt fest. Dass sie auch immer zu spät kommen musste. Das trieb sie langsam in den Wahnsinn.

Ein weiteres Klingeln ließ aber nicht lange auf sich warten.

„Kann mal jemand aufmachen?“, hörte man Minako aus der Küche rufen. „Ich habe ihr grad alle Hände voll zu tun.“

Seiya, der noch immer in der Tür zum Wohnzimmer stand, ging zur Tür und öffnete sie dem letzten Gast. Vor ihm stand Bunny. Sie trug ein hübsches rotes Kleid mit schwarzem Blumenmuster, was ihre Figur sehr gut betonte.

Seiya stockte kurz der Atem. Bunny lächelte ihn an. „Hallo Seiya.“

Er schluckte kurz und hielt ihr dann die Tür auf.

„Hallo Schätzchen…“, erwiderte er die Begrüßung. „Du siehst klasse aus.“ Dieses Kompliment konnte er einfach nicht zurückhalten. Verlegen sah Bunny ihn an.

„Danke schön… Äh… Du siehst aber auch gut aus.“ Sie errötete leicht. Ihr fiel es nicht so leicht wie ihm Komplimente zu verteilen. Aber sie meinte es ernst, er sah wirklich gut aus.

Als Bunny eingetreten war, begaben sie sich zusammen ins Wohnzimmer und setzten sich zu den anderen. Makoto und Rei fingen sofort an zu tuscheln.

„Hast Du ihr Kleid gesehen? Passt farblich perfekt zu ihm, findest Du nicht?“

„Absolut! Na, wenn das kein Zeichen ist.“

Sie kicherten.

„Was ist denn so komisch?“, fragte Bunny ihre Freundinnen misstrauisch.

„Ach nichts.“, winkten die beiden ab.
 

Bunny wollte sich damit eigentlich nicht zufrieden geben, aber in diesem Moment betraten Minako und Yaten den Raum. Sie stellte ein Tablett mit Sektgläsern auf den Tisch und Yaten lieferte kurz darauf die Häppchen nach.

Erleichtert seufzend ließ er sich aufs Sofa fallen. Endlich war diese Tortur vorbei!

„Aber Minako!“, rief Rei aus. „Wo hast Du denn den Alkohol her? Wir dürfen doch noch gar keinen trinken.“

„Aaaach!“, winkte Minako ab. „Der stammt aus dem Vorrat meiner Eltern. Außerdem ist es doch ein besonderer Anlass und da muss man auch mal die Korken knallen lassen, findet ihr nicht?“ Sie nahm sich ein Glas. „Greift zu!“

Mehr oder weniger zögerlich nahmen sich alle ein Glas. Minako übernahm wieder das Wort.

„Also… auf unsere Freunde aus einer fernen Galaxie und unsere Wiedervereinigung!“

„Auf unsere Wiedervereinigung!“, ertönte es von allen und die Gläser wurden gehoben. Einige stießen noch mal extra an.

„Auf unsere Wiedervereinigung.“, wiederholte Seiya noch einmal leise und sah Bunny dabei direkt in die Augen. Sie lächelte und stieß mit ihm an, bevor sie einen Schluck nahm.
 

Da sie es nicht gewohnt waren Alkohol zu trinken, wurde die Stimmung schnell recht ausgelassen. Minako drehte die Anlage auf und begann zu tanzen. Sie hatte ein paar Mal versucht Yaten zu überreden mitzutanzen, aber das ging ihm nun eindeutig zu weit. Da machte er nicht mit.

Also tanzte Minako zunächst alleine, bis sie schließlich auch Rei und Bunny dazu überreden konnte.

Amy und Makoto unterhielten sich indes mit Taiki, während Yaten, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, vor sich hin starrte. Er war einfach nicht so der Partytyp.

Seiya beobachtete die Mädchen beim Tanzen, wobei der Großteil seiner Aufmerksamkeit auf Bunny lag. Er konnte sich noch daran erinnern, wie er sie das erste Mal hatte tanzen sehen. Er hatte sie mit in seinen Lieblingsclub genommen und ausgelassen mit ihr getanzt, bis im Club plötzlich das Licht ausgegangen war und die Musik unterbrochen wurde. Das war natürlich die Schuld von Sailor Iron Mouse gewesen.

Immer noch ruhte sein Blick auf ihr. Sie bewegte sich nicht sonderlich elegant, aber locker und ausgelassen. Sie hatte eindeutig Spaß an der Sache.
 

Als dann ein langsames Lied ertönte, lagen die drei Mädchen sich mit durch den Alkohol leicht beinflussbarer, nun sentimentaler Stimmung in den Armen und wiegten sich im Takt der Musik hin und her.

Seiya erhob sich vom Sofa und schritt auf Bunny zu. Er legte seine Hand auf ihre Schulter und sie drehte sich zu ihm um. Er lächelte sie an und hielt ihr seine Hand hin.

„Darf ich um diesen Tanz bitten?“, fragte er sie förmlich.

Leicht errötend, aber vergnügt kichernd, legte sie ihre Hand in seine und willigte ein. Er zog sie näher an sich heran und legte seine Hand an ihre Taille, während sie ihre Hand auf seine Schulter legte.

Mit großen Augen beobachteten Minako und Rei, die sich in diesem Moment nichts sehnlicher wünschten, als ebenfalls mit so einem Mann zu tanzen, die beiden. Aufseufzend fielen sie sich wieder gegenseitig in die Arme und tanzten zusammen.
 

Bunny hingegen hatte sich derweil in den Augen ihres Tanzpartners verloren. Sie waren so unglaublich blau und strahlten förmlich. Er lächelte sie an und er sah so unglaublich gut aus. Sie konnte es kaum glauben. Warum war ihr das früher nie aufgefallen?

Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust und eine wohlige Wärme breitete sich in ihr aus. Und das lag nicht nur am Alkohol.

Ihrem Instinkt folgend schloss sie die Augen und lehnte sich an Seiyas Brust. Dieser zog sie nun noch etwas an sich heran und hielt sie nun gänzlich im Arm. Auch er schloss die Augen und gemeinsam wiegten sie sich im Takt der Musik hin und her.

Die anderen sahen sie erstaunt an. Sie wussten ja gar nicht, dass sich Bunny und Seiya so vertraut waren.

Die beiden merkten davon jedoch nichts. Für sie zählte im Moment nur der jeweils andere. Seiya ging es sowieso immer nur um Bunny und war froh über jede Minute, die er mit ihr verbringen durfte. Ganz besonders, wenn er ihr so nah sein durfte wie jetzt.

Aber auch Bunny genoss die Nähe des Mannes mit dem langen schwarzen Haar eindeutig. Sie fühlte sich in seinem Arm so geborgen und sicher. Hier könnte ihr ganz sicher nichts passieren. Sie sah wieder auf und direkt in sein Gesicht. Wieder konnte sie nur über seine absolut unglaublichen Augen staunen.

Ihre Gesichter waren sich sehr nahe und sie konnten schon den Atem des jeweils anderen spüren. Seiya überkam das starke Verlangen, sie einfach zu küssen. Ihre Lippen hatten so eine magische Anziehungskraft auf ihn, dass er diesem Verlangen nicht mehr lange widerstehen könnte. Sein Gesicht näherte sich ihrem ein paar Millimeter.
 

Plötzlich war das Lied vorbei und schnelles, fröhliches hämmerte aus den Lautsprechern. Sie wurden sich ihrer Umgebung schlagartig bewusst und gingen mit hochroten Gesichtern auseinander.

„Ja äh… danke für den Tanz.“, bedankte sich Seiya noch schnell und flüchtete schnell zurück aufs Sofa.

„Nichts zu danken…“, rief sie ihm leise hinterher. Etwas verloren stand sie jetzt da und wusste nicht, wo sie jetzt hingucken sollte. Ihre Freundinnen würden sie sicherlich alle anstarren. Schnell entschied sie sich, die Toilette aufzusuchen und sich ein wenig zu beruhigen.
 

„Was war das denn?“, fragte sie sich und presste ihre Hand gegen den Mund. Sie hatte in Seiyas Armen einfach alles um sich herum vergessen und hatte sich von ihm so angezogen gefühlt. So etwas hatte sie noch nie erlebt, nicht einmal mit Mamoru!

Was war nur los mit ihr? Sie hätte Seiya gerade am liebsten einfach geküsst und ihn nie wieder losgelassen. Hatte sie sich etwa in ihn verliebt? Konnte das wirklich sein?

Bunny musste sich eingestehen, dass die Anzeichen schon dafür sprachen. Aber das durfte nicht sein! Mal abgesehen davon, dass er ein ganz doofer Weiberheld war, lebte er auf einem anderen Planeten und würde schon bald wieder Lichtjahre von hier entfernt sein. Sie durfte sich einfach nicht in ihn verlieben…
 

Nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatte, ging sie zurück zu den anderen. Diese schenkten ihr – womöglich absichtlich – keine besondere Aufmerksamkeit, weshalb sie sich schnell wieder sicherer fühlte. Seiya ging sie jedoch so gut wie möglich aus dem Weg. So etwas wie eben sollte auf keinen Fall noch mal passieren!

So verlief der Rest des Abends auch relativ ruhig, bis die Jungs sich irgendwann von ihnen verabschiedeten und die Mädchen alle gesammelt bei Minako übernachteten. Bunny verschonten sie mit irgendwelchen Fragen. Das war im Moment wohl besser so, denn so wie Bunny aussah, musste sie selbst erst mal mit ihren Gefühlen klar kommen.

Der Fan

Seiya erwachte schon früh an diesem Morgen und mit seinen Gedanken hing er sofort bei Bunny und dem gestrigen Abend. Sie waren sich so nah gewesen. Er sehnte sich danach, sie wieder so in seinen Armen zu halten.

Sie schien es doch genauso gefühlt zu haben wie er, oder nicht? So wie sie ihn angesehen hatte, war er sich eigentlich sicher, dass sie diesen Moment so sehr genossen hatte wie er auch. Wenn er sie geküsst hätte, hätte sie das zugelassen? Oder den Kuss gar erwidert?

Er fuhr sich durch die Haare. Warum war das alles nur so kompliziert? Er wollte sie für sich gewinnen. Nichts wünschte er sich mehr, als sie für sich zu haben. Aber selbst wenn er das erreichen würde, was dann? Er konnte doch nicht ewig auf der Erde bleiben. Er war nur für einen Urlaub hergekommen und um seine Freunde von der Erde mal wiederzusehen. Bald würde er mit seinen Freunden wieder abreisen. Das würde er einfach nicht verkraften.

Er seufzte schwer und beschloss schließlich aufzustehen. Er ging duschen und hing noch ein wenig seinen Gedanken nach.
 

„Seiya?“, hörte er Yatens Stimme, als er sich gerade fertig angezogen hatte.

„Ja?“

„Wir wollten in der Stadt etwas frühstücken!“, hörte er Yaten durch die verschlossene Tür. „Auf den Stress gestern haben wir ganz vergessen, etwas einzukaufen! Kommst Du mit?“

„Komme schon!“, rief Seiya und machte sich mit seinen Freunden auf den Weg.
 

Als sie dann zusammen durch die Stadt gingen, bemerkten sie, dass sie wohl immer noch einigermaßen bekannt waren. Die Leute starrten sie an und tuschelten hinter vorgehaltener Hand. Es dauerte auch nicht lange, da waren sie schon von Fans und Kameras umgeben.

„Das hat uns gerade noch gefehlt…“, dachten sich alle drei genervt.

„Seiya! Ihr wart so lange verschwunden. Was habt ihr in der Zeit gemacht?“

„Werdet ihr jemals wieder zusammen Musik machen?“

„Yaaaaten! Ich liebe Dich!“

„Kriege ich ein Autogramm?“

Von allen Seiten wurden sie belagert und mit Fragen bombardiert.

Yaten wurde langsam sauer. „Könnt ihr uns nicht einfach in Ruhe lassen? Wir möchten nur etwas frühstücken!“

Verzweifelt versuchten sie die Leute abzuwimmeln, was ihnen jedoch nicht wirklich gelang.
 

Plötzlich entdeckte Seiya Bunny, die auf der anderen Straßenseite entlang lief. Er flüsterte Yaten und Taiki ein „Entschuldigt mich.“ zu und tauchte plötzlich ab. Er zwängte sich durch die Menge hindurch.

Mittlerweile hatte auch Bunny den Tumult auf der anderen Seite entdeckt. Sie war stehengeblieben und fragte sich, was denn da los war, als sie plötzlich Seiya sah, der zwischen den Leuten auftauchte. Sie schmunzelte. „Sie sind wohl so beliebt wie eh und je. Arme Three Lights.“
 

Als Seiya sich gerade noch ein Stück von der Menschenmenge entfernen wollte, um hinüber zu Bunny zu gehen, merkte er, dass er zurückgehalten wurde.

Er sah an sich hinab und bemerkte, dass ein Mädchen etwa in seinem Alter seinen Arm umklammert hielt. Mit glänzenden Augen sah sie zu ihm auf. „Oh Seiya…“, seufzte sie.

„Äääh…“, brachte dieser hervor. „Würdest Du mich bitte loslassen?“

„Ich werde Dich nie wieder loslassen!“, erwiderte das Mädchen schmachtend.

Mit skeptischem Blick versuchte Seiya sich etwas von ihr zu lösen, aber plötzlich rief das Mädchen nur „Jetzt!“ und er merkte, wie sich noch mehr Arme um seinen Oberkörper, die Arme an seine Seiten gepresst, und seine Beine schlangen. Überrascht sah er sich um und entdeckte noch zwei Mädchen.

Das erste Mädchen ließ ihn jetzt endlich los, bewegte sich aber mit gespitzten Lippen auf ihn zu. Seiya wich mit seinem Gesicht nach hinten. „Oh nein.“, dachte er sich. Sie war ihm schon so nahe. Er wollte dieses Mädchen nicht küssen. Sie war nun nur noch wenige Zentimeter von seinen Lippen entfernt. Er versuchte den Kopf wegzudrehen und kniff die Augen zusammen.

Plötzlich spürte er, wie sie von ihm losgerissen wurde. Er traute sich die Augen wieder ganz zu öffnen und sah Bunny, die tobend vor Wut das Mädchen am Kragen gepackt und von ihm weggerissen hatte.

„Sag mal, hast Du sie noch alle?“, schrie sie das Mädchen an.

„Was willst Du denn von mir? Ich wollte doch nur einen Kuss von meinem Seiya-Schatz haben.“, sagte sie ganz unschuldig.

Er hatte sich wohl verhört? Ihr Seiya-Schatz?

„Ich glaube, ich hör nicht richtig! Das ist ganz sicher nicht Dein Seiya-Schatz!“, brüllte Bunny.

„Oh doch! Ich bin sein größter Fan. Er gehört nur mir!“, erwiderte das Mädchen uneinsichtig.

„Du bist wohl vollkommen durchgedreht!“ Bunny konnte es nicht fassen. „Seiya ist genauso ein Mensch wie jeder andere und er kann selbst entscheiden, wen er küssen möchte und wen nicht! Und so wie Du ihn mit deinen beiden Komplizinnen hier überfallen hast, möchte er das mit Sicherheit nicht!“

Die beiden anderen Mädchen ließen ihn los und betrachteten betreten die Szene.

„Du bist doch bloß eifersüchtig!“, schrie das Mädchen nun auch. „Du willst wahrscheinlich nur selbst einen Kuss von ihm ergattern und kannst es deshalb nicht mit ansehen, wie er eine andere küsst. Aber das kannst Du dir abschminken. Ich liebe Seiya und werde ihn niemals aufgeben!“

Bunny wurde immer wütender. Sie zitterte schon vor Wut.

„Du liebst ihn? Du hast anscheinend keine Ahnung, was Liebe ist! Du verwechselt das eindeutig mit Besessenheit! Du kennst ihn doch gar nicht! Und Du kannst ihn auch nicht dazu zwingen Dich zu küssen oder sich gar in Dich zu verlieben!“

Seiya beobachtete das Schauspiel voller Erstaunen. Dass sie sich so für ihn einsetzte…
 

Die beiden Mädchen funkelten sich zornig an. Plötzlich drehte sich das Mädchen hochnäsig um. „Tz… Auf dein Niveau muss ich mich nicht herablassen. Blamier Dich hier nur vor Seiya. Du wirst schon sehen, was Du davon hast.“

Bunny traute ihren Ohren kaum. „Was hast Du gesagt?“, zischte sie.

Jetzt griff Seiya ein.

„Lass gut sein, Schätzchen.“ Er ging zu ihr rüber und legte den Arm um sie. „Reg Dich nicht auf. Sie ist es nicht wert.“

Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Vielen Dank… Schätzchen.“, sagte er leise, jedoch gerade so laut genug, dass das andere Mädchen ihn hören konnte.

Bunny errötete.

Dem Mädchen fielen fast die Augen aus. IHR Seiya gab diesem unverschämten Mädchen einen Kuss auf die Wange und nannte sie Schätzchen? Kannte er sie etwa? Oder noch schlimmer… war sie etwa seine Freundin?

„Na warte… das wirst Du büßen.“, schwor sie sich selbst. An ihre Freundinnen gewandt, sagte sie dann: „Kommt, wir gehen.“ Die beiden sahen etwas verwirrt drein und gingen dann an der Seite ihrer Freundin davon.
 

Seiya sah Bunny an und lachte. „Der hast Du es aber gezeigt. So temperamentvoll kenne ich Dich ja gar nicht!“

„Naja…“, brachte Bunny immer noch rot hervor.

„Du hast mich wirklich gerettet. Ich bin Dir was schuldig.“, sagte er grinsend.

Die Meute um Taiki und Yaten hatte von alldem nichts mitbekommen, so würde es wenigstens kein großes Gerede geben.

„Die Armen.“, dachte sich Seiya mit einem mitleidigen Blick auf seine Freunde. Aber er hatte wirklich keine Lust, selbst wieder ins Zentrum dieses Tumults zu geraten und so nahm er Bunnys Hand und zog sie davon.

„Komm, ich lade Dich als Dankeschön zum Frühstück ein. Bloß schnell weg hier.“ Er zwinkerte ihr zu.

Von ihm mitgezogen folgte Bunny ihm. „Äh… d-danke!“
 

Bunny fragte sich selbst gerade, woher ihr Temperament eben gekommen war. Aber eigentlich kannte sie die Antwort schon.

Als sie noch auf der anderen Straßenseite gestanden hatte und die Szene beobachtet hatte, hatte sie das Ganze zunächst etwas amüsiert, wobei sie gleichzeitig Mitleid mit Seiya gehabt hatte. Gerade hatte sie sich überlegt, ihm zu Hilfe zu kommen, da wurde er auch schon von den anderen beiden Mädchen gepackt und was diese Verrückte vorhatte, war wohl mehr als offensichtlich.

Plötzlich packte sie die Wut und die Eifersucht. Sie durfte es nicht zulassen, dass er von irgendeinem Mädchen einfach so einen Kuss bekam! Einerseits wollte sie nicht, dass er zu etwas gezwungen wurde, was er eindeutig nicht wollte, aber andererseits hätte sie den Anblick auch selbst nicht ertragen können.

Sie musste es sich langsam eingestehen: Sie hatte sich in Seiya verliebt.

PART III - Freundschaft

Nach dem Zwischenfall mit dem verrückten Fan waren nun ein paar Tage vergangen. Bunny und Seiya waren zusammen frühstücken gewesen und hatten sich die nächsten Tage des Öfteren zusammen mit ihren Freunden getroffen.

Für Bunny gab es mittlerweile keine Zweifel mehr. Sie hatte sich wirklich in Seiya verliebt. Wenn sie in seiner Nähe war, war sie immer nervös, fühlte sich aber dennoch so unglaublich geborgen wie niemals zuvor.

Sie versuchte, sich trotzdem zusammenzureißen. Sie durfte ihre Gefühle für ihn einfach nicht zulassen. Zwar wusste sie, dass auch er – damals zumindest – Gefühle für sie hatte, doch würde er die Erde viel zu bald wieder verlassen. Und dann? Wenn sie jetzt ihren Gefühlen nachgeben würden und tatsächlich ein Paar werden würden, wären sie viel zu bald wieder getrennt und das würde ihr Herz zerreißen.

Sie versuchte, die Zeit mit ihm so gut wie möglich zu genießen. Sobald sie zusammen waren, fühlte sie sich auch unglaublich glücklich. Nur wenn sie am Abend wieder alleine war, machte sie sich diese unangenehmen Gedanken.
 

Eines Tages ging sie nach der Schule durch die Stadt. Sie sollte für ihre Mutter etwas aus der Konditorei holen, denn sie bekamen heute Abend Gäste.

Plötzlich wurde sie an einem ihrer langen Zöpfe gepackt und nach hinten gerissen.

„Aaaah!“, schrie sie auf. Ihr Zopf löste sich schmerzvoll. Sie konnte sich gerade noch so halten und als sie sich umsah, stand dort das verrückte Mädchen von neulich.

„Was sollte das denn schon wieder?“, schrie Bunny sie an.

„Ich habe Dir doch gesagt, dass ich um meinen Seiya-Schatz kämpfen werde.“, erwiderte sie. „Und ich werde es niemals zulassen, dass so ein hässlicher Trampel wie Du seine Aufmerksamkeit genießen darf.“

„Was hast Du gesagt?“, brüllte Bunny empört. Hässlicher Trampel? Das war ja wohl die Höhe!!

„Du hast schon ganz richtig gehört!“, entgegnete ihr das Mädchen und vergriff sich nun auch an ihrem zweiten Zopf.

Bunny schrie wieder vor Schmerzen auf. „Lass mich los!“

Der verrückte Fan lachte nur irre und riss sie zu Boden. Bunny schlug sich das Knie auf. Das konnte doch nicht wahr sein. Da wurde sie von so einer komplett Durchgedrehten auf öffentlicher Straße angegriffen und kein Mensch war in ihrer Nähe, um ihr zu helfen.
 

„Hey!“, hörte sie aber auf einmal eine männliche Stimme. „Lass sie sofort los!“

Das Mädchen sah auf. „Scheiße…“, zischte sie. „Wir sind noch nicht fertig miteinander!“, raunte sie Bunny noch schnell zu und verschwand dann.

Bunny saß perplex auf dem Boden und hielt sich das Knie. Tränen der Schmerzen, des Zornes und der Demütigung liefen ihr übers Gesicht.

„Alles in Ordnung?“, hörte sie dann wieder die Stimme und plötzlich sah sie Mamoru, der sich vor ihr hinkniete und sie besorgt ansah.

„Mamoru?“, fragte sie erstaunt.

„Überrascht?“, stellte er eine Gegenfrage. „Was war denn das gerade?“

Er hielt ihr seine Hand hin, die sie dankbar ergriff, und zog sie hoch.

„Ich weiß auch nicht so genau. Das ist eine lange Geschichte.“

„Ich habe Zeit. Wenn Du willst, bringe ich Dich nach Hause und Du erzählst mir alles. Nicht, dass Du noch mal so überfallen wirst.“

Bunny nickte. „Einverstanden.“
 

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg und Bunny begann zu erzählen.

„Du erinnerst Dich doch sicher an die Star Lights oder? Sie sind damals als die Gruppe Three Lights berühmt geworden.“

Mamoru nickte. Er konnte sich an sie erinnern.

„Sie sind vor einigen Tagen wieder auf die Erde gekommen… um Urlaub zu machen. Anscheinend wurden sie von ihren Fans nicht vergessen, denn als ich neulich durch die Stadt lief, habe ich gesehen, wie sie von einer Gruppe Fans umzingelt waren. Seiya, der versucht hatte, sich davonzustehlen, wurde von diesem Mädchen und zwei Freundinnen von ihr auf einmal festgehalten und sie… hat versucht ihn… zu küssen.“

Es fiel ihr nicht leicht Mamoru davon zu erzählen. Sie wusste nicht, was Mamoru Seiya gegenüber empfand, als Bunny sich damals offensichtlich sehr mit ihm angefreundet hatte. Spätestens bei ihrem Abschied muss es ja aufgefallen sein, dass da zumindest auf seiner Seite mehr war. Sie wollte nicht, dass Mamoru mitbekam, dass sie eifersüchtig war.

„Jedenfalls konnte ich ja nicht zulassen, dass er gegen seinen Willen so festgehalten und geküsst wird, also habe ich ihm geholfen und das Mädchen von ihm weggezerrt. Die fand das offensichtlich gar nicht so gut, so wie es gerade aussah… Das war eigentlich auch schon alles.“
 

Mamoru nickte bedächtig. „Du hast auf jeden Fall richtig gehandelt“, sagte er dann. „Gut, dass Du ihm geholfen hast. Es kann wirklich nicht sein, dass er sich so etwas antun muss, nur weil so ein Mädchen einfach nicht weiß, wo Schluss ist.“

Er lächelte sie an. Bunny war irgendwie erleichtert.

„Ganz ungefährlich ist das Ganze aber nicht. Wer weiß, wozu sie noch fähig ist. Ich an Deiner Stelle würde in nächster Zeit erst mal nicht mehr so alleine durch die Gegend laufen.“

Bunny sah ihn mit großen Augen an. „Meinst Du wirklich, sie versucht es noch mal?“ Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken.

„Ich weiß auch nicht.“, antwortete Mamoru. „Aber so wie sie aussah, wäre das durchaus möglich.“

„Oh Gott!“, stieß Bunny hervor. „Da fällt mir ein, sie sagte auch, wir seien noch nicht fertig miteinander.“

„Siehst Du? Mit so einer ist nicht zu spaßen. Du solltest wirklich vorsichtig sein. Es wäre wirklich schlimm, wenn Dir etwas passieren würde. Und ich bin sicher nicht der Einzige, der das so sieht.“

Bunny sah ihn wieder mit großen Augen an. Machte er sich wirklich Sorgen um sie?
 

„Mamoru?“, fragte sie dann.

„Mhm?“

„Wie kommt es, dass Du so nett zu mir bist… nachdem, was zwischen uns war…“

Er lächelte sie an. „Ach Bunny… Wir kennen uns nun schon so lange und Du warst immer ein wichtiger Teil in meinem Leben. Und das wird auch immer so bleiben. Es hat offensichtlich nicht so mit uns hingehauen, wie wir uns das anfangs gewünscht hätten, aber das heißt doch nicht, dass wir unsere Freundschaft aufgeben müssen, oder? Ich werde Dich immer beschützen und an Deiner Seite kämpfen, wenn es nötig ist.“

Bunny war sichtlich gerührt. Sie lächelte Mamoru an. „Ich danke Dir, Mamoru.“

„Gern geschehen.“, lächelte er zurück. „Schau, da sind wir auch schon. Also, pass auf Dich auf und lass Dich nicht wieder so überfallen, ja?“

„In Ordnung!“, nickte sie.

„Wir sehen uns.“, sagte er zum Abschied und winkte ihr noch mal zu.

„Ja, mit Sicherheit! Und danke fürs nach Hause bringen!“, rief sie ihm hinterher.

Lächelnd betrat sie das Haus.

„Bunny?“, hörte sie ihre Mutter aus der Küche.

„Ja?“

„Da bist du ja endlich. Hast Du den Kuchen?“

Schlagartig fiel ihr wieder ein, wieso sie überhaupt durch die Stadt gelaufen war.

„Oh nein!“, rief sie entsetzt aus. „Das habe ich ja vollkommen vergessen!“

„Bunny!“, schimpfte ihre Mutter und schüttelte ihren Kopf. „Da kommst Du schon so spät und hast diese eine winzige Aufgabe, die ich Dir gegeben habe, trotzdem nicht erfüllt! … Und wie siehst Du eigentlich aus?“

„Mama…“, Bunny kamen die Tränen. Ikuko guckte geschockt. Zum Weinen wollte sie ihre Tochter nicht bringen.

„Es tut mir so leid!“, schluchzte Bunny, die sich ihrer Mutter um den Hals warf. „Ich wurde von so einem Mädchen aufgehalten, das mich an den Haaren gezogen hat und mich auf den Boden geschubst hat, wo ich mir das Knie aufgeschlagen habe. Nur weil sie ihn küssen wollte, aber das konnte ich doch nicht zulassen!“

Ikuko schaute verwirrt. Sie tätschelte ihre Tochter. „Schon gut, mein Schatz. Beruhige Dich erst mal und dann erzählst Du mir ganz in Ruhe, was eigentlich los ist.“

Mutter und Tochter

„Kenji!“, rief Ikuko ihrem Mann zu.

„Ja?“

„Du musst den Kuchen aus der Konditorei abholen.“

Kenji Tsukino steckte den Kopf aus der Tür. „Ich dachte, Bunny sollte das erledigen.“ Er sah, wie seine Tochter in den Armen ihrer Mutter lag. Fragend sah er seine Frau an, welche seinen Blick streng erwiderte.

„Wir haben gerade etwas Wichtiges zu tun, also sei doch so lieb.“

„Na gut…“, gab er sich geschlagen und machte sich prompt auf den Weg.
 

„So, mein Schatz, und wir beide gehen jetzt in Dein Zimmer und Du erzählst mir alles, einverstanden?“

Bunny nickte.

In ihrem Zimmer angekommen, setzten sich die beiden Frauen aufs Bett.

„Wo soll ich nur anfangen?“, fragte Bunny ihre Mutter.

„Am besten ganz von vorne.“, erwiderte diese und streichelte ihrer Tochter über den Rücken.

Bunny holte einmal tief Luft. Die ganze Wahrheit könnte sie ihrer Mutter wohl kaum erzählen. Dass sie Sailor Moon war, eigentlich eine vorbestimmte Zukunft mit Mamoru gehabt hatte und sie sich nun aber in einen Mann, der ab und zu aber auch als Frau und als Sailorkriegerin herumlief, verliebt hatte, der aber bald wieder auf seinen Heimatplaneten in einer fernen Galaxie zurückkehren würde. Unmöglich!

Aber als sie so darüber nachdachte, kamen ihr zum ersten Mal noch viel erschreckendere Gedanken. Mamorus und ihre vorherbestimmte Zukunft! Chibiusa…. Wenn sie und Mamoru kein Paar mehr waren, dann würde Chibiusa nie geboren werden!

Sie brach wieder in Tränen aus und weinte sich an der Schulter ihrer Mutter aus.
 

„Hey… mein Schatz. Ich bin ja bei Dir. Beruhige Dich.“, redete Ikuko sanft auf ihre Tochter ein.

„Mama…“, schluchzte sie. „Es ist alles so kompliziert… Ich weiß gar nicht, wie ich Dir das alles erzählen soll.“

„Ist schon gut… Erzähl mir einfach das, was Du meinst mir erzählen zu können, ja?“

Wieder nickte Bunny. Es würde ihr sicher gut tun sich ihrer Mutter anzuvertrauen, auch wenn sie ihr sicher nicht alles erzählen konnte.

„Du erinnerst Dich doch sicher an Mamoru… oder?“, fing sie schließlich an.

Ihre Mutter nickte bejahend. „Natürlich. Immerhin haben wir seinetwegen eine ganze Menge Diskussionen führen müssen.“

„Ja… Also vor etwa vier Wochen haben wir uns getrennt….“

„Hm… Das haben Dein Vater und ich uns schon fast gedacht. Du warst so anders… Und hast nie wieder von ihm geredet. Es tut mir leid, meine Süße.“

„Ist schon gut, Mama. Ich habe das eigentlich ganz gut verkraftet… Meine Freundinnen haben mir immer beigestanden und mir geholfen, mich abzulenken.“

„Es ist wichtig, gute Freundinnen zu haben.“ Ikuko war nicht böse, dass ihre Tochter sich ihren Freundinnen und nicht ihr anvertraut hatte. So waren junge Mädchen nun mal.

„Vor einiger Zeit…“, fuhr Bunny fort, „haben wir noch ein paar sehr gute Freunde gefunden. Sie sind damals ins unsere Klasse gekommen und sind uns allen sehr ans Herz gewachsen. Es waren drei Jungs… Taiki, Yaten… und… Seiya…“

Ihre Mutter horchte auf. Ihre Tochter war mit den Jungs von Three Lights in einer Klasse gewesen? Wieso hatte sie davon nichts mitbekommen?

„Daher kennst Du Seiya also?“ Bunny nickte. „Weißt Du, als er neulich vor unserer Tür stand und Dich abholen wollte, war ich doch ein wenig… überrascht. Es kommt nicht so oft vor, dass ein berühmter Popstar an unserer Tür klingelt.“ Sie lachte kurz auf.

„Es tut mir leid, dass ich davon nichts erzählt habe. Irgendwie war die Zeit, die wir mit ihnen verbracht haben sehr… hm… verwirrend. Und immer war viel los.“

„Du brauchst Dich nicht zu rechtfertigen. Erzähl ruhig weiter.“

„Weißt Du… Seiya ist mir damals sehr ans Herz gewachsen, aber dann mussten sie weg. Sie sind zurück nach… äh… in ihre Heimat gegangen. Sie konnten nicht länger hier bleiben und jetzt… jetzt sind sie für einen Urlaub wieder nach Japan gekommen.“

Soweit stimmte das ja alles.

„Also hat es etwas mit diesem Seiya zu tun, dass Du vollkommen aufgelöst und mit blutigem Knie nach Hause kommst?“, fragte Ikuko sie.

„Naja… indirekt schon.“, gab Bunny ihrer Mutter eine Antwort. „Ich habe neulich beobachtet, wie ihn ein Mädchen hinterhältig dazu drängen wollte, ihn zu küssen. Das konnte ich doch nicht einfach zulassen, Mama! Er konnte sich nicht wehren, also habe ich ihm geholfen und das Mädchen von ihm losgerissen.

Sie fand das wohl nicht so gut… Und jetzt hat sie mich heute auf öffentlicher Straße angegriffen. Sie hat mich an den Haaren gezogen und ich bin ihretwegen auf mein Knie gefallen.“

Ihr kamen wieder die Tränen.

„Wenn Mamoru mir nicht geholfen hätte, wer weiß, was dann noch passiert wäre.“

„Pssscchht…“, versuchte Ikuko ihre Tochter zu beruhigen. „Mamoru hat Dir also geholfen?“

Bunny nickte.

„Aber… Dein Herz schlägt für Seiya, habe ich Recht?“

Bunny stockte kurz der Atem. Woher wusste sie das denn jetzt? Sie sah ihre Mutter erstaunt an.

„Guck nicht so, Bunny. Ich bin Deine Mutter und ich weiß, wie meine Tochter sich fühlt.“

Bunny schlang wieder die Arme um den Hals ihrer Mutter. „Ach Mama...“, schluchzte sie. „Er wird doch bald wieder weg sein. Ich DARF einfach nicht in ihn verliebt sein. Was soll ich denn nur tun?“

Ihre Mutter umarmte sie fest und streichelte ihr über den Kopf.

„Weine doch nicht, Schatz. Du musst nur auf Dein Herz hören, dann wird schon alles wieder gut. Wenn Du denkst, Du kannst es ihm sagen, dann tu es. Aber wenn Du dich dafür nicht bereit fühlst, solltest Du das vielleicht vorerst für Dich behalten. Aber diese Entscheidung kann Dir leider keiner abnehmen…“

Bunny kuschelte sich an ihre Mutter. Es tat wirklich gut mit ihr zu reden. Zu schade, dass sie ihr nicht die ganze Wahrheit sagen konnte… Sonst sähe ihr Rat vielleicht anders aus.
 

Ikuko und Bunny saßen noch eine Weile so da und die Mutter hielt ihre Tochter streichelnd im Arm, bis Bunnys Schluchzen erstarb.

„Geht’s Dir etwas besser, mein Schatz?“, fragte Bunnys Mutter sie vorsichtig.

„Ja…“, seufzte Bunny. „Danke, Mama.“

„Nichts zu danken. Dafür sind Mütter doch da.“ Sie lächelte ihre Tochter an.

„Du solltest jetzt wieder nach unten gehen, Mama. Die Gäste kommen doch bald und Du musst Dir die ganze Zeit von Deiner Tochter die Ohren volljammern lassen.“

Ikuko lachte. „Nichts ist mir wichtiger, als Dich und Shingo glücklich zu sehen, Bunny. Da ist es mir auch egal, wenn meine Gäste mal ein paar Minuten warten müssten.“

Sie nahm ihre Tochter noch mal in den Arm und verließ dann ihr Zimmer.
 

Bunny legte sich nun hin. Sie hatte jetzt ein ganz großes Problem. Ihr war bisher gar nicht in den Sinn gekommen, dass Chibiusa wohl gar nicht geboren werden würde, wenn sie und Mamoru kein Paar mehr wären. Was sollte sie jetzt bloß machen?

Sie liebte Mamoru nicht mehr, auch wenn er ihr immer noch wichtig war. Und so wie sie es sah, liebte Mamoru sie auch nicht mehr. Sie konnten doch nicht nur wegen des Schicksals ein Paar sein und dabei niemals glücklich werden… oder? Andererseits könnte sie es nicht verkraften, wenn Chibiusa nicht existieren würde. Sie war doch ihre Tochter! Und sie liebte sie!

Wieder liefen ihr Tränen die Wange hinunter. Warum passierte das alles ihr? Hätte sie doch nur niemals über ihre Zukunft Bescheid gewusst! Dann säße sie jetzt nicht in so einer Zwickmühle. Aber dann würde Chibiusa wohl erst recht nicht existieren. Es war zum verrückt werden!
 

Noch lange lag sie so da und dachte über ihr Leben, ihre Zukunft und ihre Liebe zu Seiya nach. Sie konnte nur einen einzigen Schluss daraus ziehen. Sie musste Seiya vergessen! Ihre Liebe hatte einfach keine Zukunft!

Bald würde er wieder Lichtjahre von ihr entfernt sein und wer weiß, ob sie sich jemals wiedersehen würden. Außerdem war Mamoru der zukünftige Vater ihrer zukünftigen Tochter, nicht Seiya! So sehr es sie schmerzte, aber sie wollte Chibiusa nicht verlieren.

Wenn Seiya weg war, dann gäbe es vielleicht wieder eine Chance für sie und Mamoru. Auch wenn sie es sich im Moment eigentlich nicht vorstellen konnte.

„Seiya…“, schluchzte sie in ihr Kissen.

Nach langem Nachdenken weinte sie sich schließlich in den Schlaf…

Das Date

Am Morgen erwachte Bunny und erinnerte sich sofort an ihre quälenden Gedanken vom Vorabend. Sie fühlte sich miserabel und drehte sich noch einmal im Bett um. Sie hatte einfach keine Lust aufzustehen. Am liebsten würde sie einfach den ganzen Tag schlafen und über nichts mehr nachdenken müssen – oder noch besser für immer!

Sie hörte, dass es an der Haustür klingelte. Die Stimmen drangen bis in ihr Zimmer vor.
 

„Guten Morgen, Frau Tsukino.“, begrüßte Seiya Bunnys Mutter, die ihm wieder mal die Tür geöffnet hatte.

„Oh… guten Morgen! Seiya, richtig?“, entgegnete diese ihm.

„Richtig.“ Seiya lächelte sie an. Ikuko wurde tatsächlich etwas rot. Sie konnte gut verstehen, was ihre Tochter an diesem jungen Mann fand.

„Äh… ist Bunny wohl da?“, fragte er schließlich. Es war ihm unangenehm hier so unangemeldet aufzutauchen, aber er wollte sie unbedingt sehen. In den letzten Tagen hatte er sie wenn dann nur in Gesellschaft ihrer Freunde getroffen und gestern gar nicht. Er hielt es nicht länger aus, er musste sie unbedingt sehen.

„Ja äh… kommen Sie doch bitte herein.“, gab Ikuko ihm eine Antwort. „Ich glaube, unsere liebe Bunny schläft noch. Sie ist so eine Schlafmütze und sie hatte gestern einen wirklich harten Tag…“

Bei dem neugierigen Blick Seiyas schimpfte sie innerlich mit sich selbst. Bunny sollte selbst entscheiden dürfen, ob sie ihm davon erzählte.

„Ich hole sie mal schnell!“, überspielte sie das Ganze schließlich. „Bitte nehmen Sie doch so lange dort drüben Platz“, fügte sie noch hinzu und verwies auf das Wohnzimmer.
 

Bunny lag mit geweiteten Augen im Bett. Oh nein! Seiya war hier. Was sollte sie denn jetzt machen? Sie wusste gar nicht, wie sie sich ihm gegenüber nun verhalten sollte.

Schon klopfte es an der Tür. „Bunny?“, hörte sie die Stimme ihrer Mutter, die kurz darauf die Tür öffnete.

„Bist Du wach? ... Du hast Besuch.“

Als sie den verzweifelten Blick ihrer Tochter sah, ging sie schnell zu ihr herüber. „Versuch das ganze locker zu sehen, mein Schatz. Ihr seid doch Freunde oder? Wenn er einfach so hier auftaucht und nach Dir fragt, scheinst Du ihm doch wichtig zu sein. Und gerade wenn er nur so kurze Zeit hier ist, solltest Du auf jeden Fall eine schöne Zeit mit ihm verbringen. Einverstanden?“

Ihre Mutter hatte Recht. Seiya konnte für ihr Gefühlschaos schließlich nichts… nicht wirklich zumindest. Das war ganz allein ihr Problem und sie wollte ja auch, dass er eine schöne Zeit hier verbrachte und das wollte er anscheinend heute mit ihr tun.

„Einverstanden!“, sagte Bunny nun etwas munterer und schlug die Decke beiseite. „Sag ihm, ich bin in 10 Minuten da!“

Glücklich nickte Ikuko. Das war ihre Bunny.
 

Nachdem sich Bunny schnell zurecht gemacht hatte, kam sie auch schon die Treppe heruntergelaufen und trat zu Seiya ins Wohnzimmer.

„Hallo Seiya!“, begrüßte sie ihn.

Dieser grinste sie auf seine unverwechselbar schelmische Art an. „Guten Morgen, Schlafmütze.“

Sie plusterte ihre Backen auf. „Nur damit Du es weißt, ich hatte gestern einen schwierigen Tag und das alles nur deinetwegen!“

Besorgt sah Seiya sie an. „Was ist denn passiert?“

Gespielt hochnäsig sah sie ihn an. „Dein allergrößter Fan hat wohl Rache für meine Rettungsaktion neulich an mir verüben wollen.“

Seiyas Blick wurde ernst. „Hat sie Dir was getan?“ Er stand auf und schritt zu Bunny rüber. Er sah sie mit ernsten Augen an. Oh, diese Augen! Bunny verlor sich schon wieder darin und war plötzlich gar nicht mehr so aufrührerisch.

„Äh… äh… naja… ich äh…“

„Sag schon!“, forderte er sie auf. „Hat sie Dir etwas getan?“

Bunny blickte verlegen zur Seite. „Sie hat mir nur ein paar Haare ausgerissen und ich habe mir das Knie aufgeschlagen.“

„Rechts oder links?“

Die Frage verwirrte sie. „Äh… rechts…“
 

Besorgt blickte Seiya sie weiterhin an und ging dann plötzlich auf die Knie. Er legte seine Hand an ihr rechtes Bein und zog ihren Kniestrumpf, den sie trug, etwas nach unten, sodass die Verletzung zum Vorschein kam.

Bunny starrte auf Seiya, der da vor ihr hockte. Sie brachte kein Wort heraus und lief rot an. Ihr Herz pochte. „Oh Gott…“, dachte sie sich. „Er ist einfach unglaublich.“

Seiya betrachtete die Verletzung, zog dann den Strumpf wieder darüber und richtete sich wieder auf.

„Das wird schon wieder.“, sagte er dann. „Aber es tut mir sehr leid, dass Du meinetwegen verletzt wurdest.“

Er sah immer noch sehr ernst aus und Bunny wusste, dass er das nicht nur so sagte. Es tat ihm wirklich leid.

Sie brachte immer noch kein Wort heraus und nickte einfach.
 

Plötzlich lächelte er.

„Eigentlich bin ich hergekommen um Dich abzuholen.“, sagte er dann.

„Mich abzuholen?“, fragte Bunny verwirrt.

„Ja, ich möchte den Tag heute mit Dir verbringen.“ Er zwinkerte ihr zu. Er hatte sie damals schon mal dazu gebracht den Tag mit ihm zu verbringen, nur weil er sich das gewünscht hatte. „Ich hoffe, Du hast nichts dagegen?“

Bunny schüttelte ihren Kopf. Sie hatte nichts dagegen. Irgendwie freute sie sich sogar. Er, Seiya, wollte den Tag mit ihr verbringen. Die ganzen schlechten Gedanken waren wie weggeblasen. Jetzt zählte nur noch Seiya.

„Gut!“, sagte er dann. „Gehen wir.“
 

Sie gingen zunächst frühstücken. Seiya kannte ja Bunnys Appetit und da sie gerade erst aufgestanden war, hatte sie wohl noch nichts gegessen. Er wollte es nicht riskieren, mit einer hungrigen Bunny Zeit zu verbringen. Viel zu riskant!

Als nächstes schlenderten sie dann durch die Stadt. Seiya hatte sich wieder eher leger gekleidet und auch seine Baseballcap und seine Sonnenbrille aufgesetzt. Wenn es irgendwie ging, wollte er vermeiden, erkannt zu werden. Ganz besonders nach dem Zwischenfall vor ein paar Tagen.

Er kaufte Bunny ein Eis und besah sich mit ihr die Schaufenster. Sie war ganz begeistert von den Klamotten, den Schuhen und dem Schmuck. Er fand das alles eher nicht so interessant, aber er freute sich sie so glücklich zu sehen. Das war es allemal wert.
 

Nach einem ausgiebigen Mittagessen führte er sie dann zu dem Vergnügungspark, in dem sie auch damals schon ihr Date hatten.

„Erinnerst Du dich, Schätzchen?“, fragte er sie betont schwärmerisch. „Hier hatten wir unser erstes Date.“

Natürlich erinnerte Bunny sich. Wie könnte sie das jemals vergessen?

„Ja… ja, da war etwas.“ brachte sie langsam und gespielt überlegend hervor.

Seiya nahm sie bei der Hand. „Komm schon, wir gehen ins Gruselkabinett. Dann kannst Du dich wieder an mich klammern.“, grinste er sie an.

Bunny bekam es mit der Angst zu tun, dabei waren sie doch noch gar nicht im Gruselkabinett. Aber sie wusste ganz genau, dass sie wieder fürchterliche Panik bekommen würde und sie sich an ihn klammern würde. Aber dieses Mal war es irgendwie etwas anderes. Jetzt da sie sich über ihre Gefühle im Klaren war.
 

Er hatte sie immer noch an der Hand, als sie das Kabinett betraten. Gott sei Dank war es hier einigermaßen dunkel, sodass er ihr rotes Gesicht nicht sehen konnte.

Wie zu erwarten bekam sie es schnell mit der Angst zu tun. Sie kniff die Augen zusammen und hielt sich an ihrer Begleitung fest. Dieser ging dieses Mal wesentlich gefasster an die Sache heran. Er zog Bunny an sich heran und hielt sie fest.

„Keine Sorge, Schätzchen.“, flüsterte er ihr sanft zu. „Ich beschütze Dich. Ich werde Dich immer beschützen.“

Bunnys Herz klopfte wie wild. Schon wieder war er ihr so nahe. Sie konnte ihn riechen, ihn spüren… Und dann diese Worte. Sie wusste, dass er das nicht nur so sagte. Sie konnte es fühlen. So sicher wie bei ihm im Arm, hatte sie sich noch nie gefühlt.

Sie schluckte und nickte dann. Dicht an ihn gedrängt und mit seinem Arm um ihre Schulter ging sie nun mit ihrer Begleitung weiter, bis sie endlich das Gruselkabinett verließen.

Sie atmete auf. Endlich waren sie da raus! Als sie merkte, dass sie immer noch so dicht bei Seiya stand, wurde sie wieder rot und ging blitzschnell etwas von ihm weg. Seiya grinste sie nur an.

„Siehst Du? War doch gar nicht so schlimm.“
 

Sie verbrachten den Rest des Tages mit Achterbahnfahren, Goldfischangeln, essen und Rosenschießen. Es war wirklich ein schöner Tag.

Am Abend fand noch ein großes Feuerwerk statt, das Seiya sich unbedingt mit Bunny angucken wollte. Zunächst gab es eine große Show mit Artisten und Feuerspuckern. Es war unglaublich!

Bunnys Augen glänzten vor Freude und Seiya war glücklich, sie so zu sehen.

Als dann endlich das Feuerwerk kam, legte Seiya einen Arm um Bunny. Sie sah zu ihm auf und direkt in sein lächelndes Gesicht. Das Feuerwerk spiegelte sich in seinen Augen wider. Wieder einmal verlor sie sich ihn diesen strahlendblauen Augen. Sie konnte den Blick gar nicht mehr von ihm abwenden.

Ihm ging es ähnlich. Er stand hier mit seiner Traumfrau im Arm bei einem wunderschönen Feuerwerk. Sie sahen sich an und auch er konnte den Blick nicht mehr von ihren großen Augen abwenden, die so viel Liebe und Unschuld ausstrahlten. Sie war einfach perfekt. So wie dieser Moment… Nur noch eine Sache könnte diesen Moment noch perfekter machen.

Immer wieder blickte er hinab auf ihre Lippen, die ihn wie magisch anzogen. Dieses Gefühl hatte er schon mal gehabt, als sie zusammen tanzten. Dieses Mal war das Gefühl allerdings noch viel stärker.

Beide bewegten ihre Gesichter langsam aufeinander zu. Bunnys Augen schlossen sich langsam.

Ihr Herz hörte gar nicht mehr auf, gegen ihre Brust zu hämmern. Sie wollte in diesem Moment nur noch eins und zwar ohne darüber nachzudenken. Sie wollte ihn küssen.

Er kam ihr immer näher. Kurz bevor sich ihre Lippen berührten, zögerte Bunny jedoch. Nein, sie konnte es einfach nicht tun. Es ging einfach nicht. Auch wenn sie sich nichts sehnlicher wünschte, sie durften nicht zusammen sein! Es ging hier um ihre Zukunft und um Chibiusas Leben.

Schnell drehte sie ihren Kopf beiseite und anstatt ihn zu küssen, nahm sie ihn in den Arm.

Überrascht und enttäuscht nahm Seiya diese Umarmung an. Er wusste nicht, was los war, sah es bis eben doch so aus, als wolle sie ihn auch küssen. Dennoch legte er nun auch seine Arme um sie und hielt sie fest an sich gedrückt, während im Hintergrund ein wunderschönes Feuerwerk den Himmel erhellte.

„Schätzchen…“, dachte er sich. „Was tust Du nur mit mir?“
 

So ging auch dieser Tag zu Ende und hinterließ eine aufgewühlte Bunny und einen sehr verwirrten Seiya.

Gedanken

Nachdem Seiya Bunny nach Hause gebracht hatte – er hatte ihr zum Abschied eine Umarmung gegeben – war er direkt in seine eigene Wohnung zurückgekehrt, die er mit Yaten und Taiki teilte.

Er lag nun auf seinem Bett, immer noch vollständig bekleidet, und dachte über den vergangenen Tag nach. Er hatte sehr viel Spaß mit Bunny gehabt und er vermisste sie bereits wieder.

Unweigerlich erinnerte er sich an das Feuerwerk und den Beinahe-Kuss. Er hatte es ihr angesehen, sie wollte diesen Kuss doch auch. Warum hatte sie sich im letzten Moment von ihm abgewandt und das Ganze in eine harmlose Umarmung verwandelt?

Er seufzte.

„Schätzchen…“, dachte er. „Was soll das alles nur?“

Er erinnerte sich an all die Momente, die er seit seiner Rückkehr auf die Erde mit Bunny erlebt hatte.

Direkt nach seiner Ankunft war sie ihm weinend um den Hals gefallen, hatte ihn an sich gedrückt. Sie hatte ihm gesagt, dass sie sich freue ihn wiederzusehen. Sie hatte ihn umarmt, nachdem er sie nach Hause gebracht hatte. Sicher, das konnte alles reine Wiedersehensfreude gewesen sein. So unter Freunden…

Aber was war mit all den Momenten danach?

Als sie gemeinsam frühstücken waren, sagte sie, er habe ihr so gefehlt und sie wäre nicht mehr so glücklich, würde er gleich wieder abreisen.

In seinem Zimmer hatte er ihr Foto betrachtet und ihn dann aus heiterem Himmel wieder umarmt. So liebevoll… So sanft… So wunderbar…

Bei ihrem gemeinsamen Spaziergang hatte sie gesagt, sie hätte es lieber, wenn er ein Mann wäre und sie sah richtig erleichtert aus, als er sagte, dass er auch einer sei. Und sie war so süß rot, als er ihr so nahe gekommen war.

Dann auf der Party hatten sie zusammen getanzt und er war sich ganz sicher, dass die Anziehungskraft beiderseitig war. Dass auch sie alles um sich herum vergessen hatte und ihn beinahe geküsst hätte.

Sie hatte ihn vor diesem verrückten Mädchen gerettet und sich so für ihn eingesetzt. Ihre Worte hatten ihn berührt…

Und dann – als Krönung! – der gemeinsam verbrachte Tag mit dem Feuerwerk zum Abschluss. Es konnte doch gar keine Zweifel geben. Sie hätten sich beinahe geküsst und sie sah bis kurz davor nicht so aus, als ob sie es nicht wollte. Im Gegenteil!

„Aaaaah!“, stieß er aus und raufte sich die Haare. Was sollte das alles nur? Warum tat sie das? Liebte sie etwa doch noch diesen Mamoru?

Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Damals, als sie ihn so vermisst hatte, war sie ganz anders drauf gewesen. Man hatte es ihr einfach angemerkt, dass ihr etwas fehlte. Dieses Mal war es nicht so. Aber woher dann diese Zweifel?
 

Als Seiya so darüber nachdachte, schoss ihm plötzlich ein Gedanke durch den Kopf. Erwiderte sie womöglich tatsächlich seine Gefühle, traute sich aber nicht diesen freien Lauf zu lassen, weil er die Erde bald wieder verlassen musste?

Er wägte diesen Gedanken ab. Durchaus möglich… Sie war ein sehr emotionaler Mensch, vielleicht würde sie es einfach nicht verkraften, sich jetzt auf ihn einzulassen mit dem Wissen, dass er bald nicht mehr da sein würde.

Ihm ging es ja ähnlich, doch lebte er viel zu sehr für den Moment, um sich großartig Gedanken darüber zu machen. Außerdem würde er alles dafür tun, um mit ihr zusammen sein zu können. Er würde sein altes Leben aufgeben und gänzlich auf der Erde wohnen. Die Hauptsache war doch, dass er bei ihr sein konnte.

Vielleicht musste er einfach mal mit ihr darüber reden… Er wollte sie natürlich zu nichts zwingen, aber wenn das der Grund war, warum sie sich nicht gänzlich auf ihn einließ, dann konnte dem doch durch ein Gespräch Abhilfe geschafft werden.
 

Seine Hoffnung würde er jedenfalls nicht aufgeben. Damals schien die Situation ausweglos und er wusste, dass es nichts bringen würde, um sie zu kämpfen. Deshalb war er schweren Herzens nach Euphe zurückgekehrt.

Nun aber sah die Situation doch ganz anders aus. Seine Angebetete war nicht mehr mit ihrem Freund zusammen und so, wie sie sich ihm gegenüber verhielt, hielt er es für durchaus möglich, dass sie auch etwas für ihn empfand.

Morgen würde er dem mal nachgehen. Er hatte bei ihrem heutigen Stadtbummel bemerkt, wie sie ein Auge auf eine Kette geworfen hatte. Sie war zwar etwas teuer, aber von seiner Zeit als Leadsänger der Three Lights hatte er noch einiges Geld über. Er würde sie ihr kaufen, sie zum Essen ausführen und mit ihr über all das reden. Das war wohl das Beste….

Seufzend stand er noch mal auf, putzte sich die Zähne und entledigte sich seiner Kleidung. In Shorts bekleidet stieg er dann wieder ins Bett. Mit diesem Vorhaben im Hinterkopf konnte er endlich einschlafen.
 

Auch Bunny lag noch eine Weile wach, wie so häufig in letzter Zeit. Sie dachte ebenfalls über die Ereignisse des Tages nach.

Es war unglaublich, wie lieb Seiya zu ihr war. Er hatte ihr in der kurzen Zeit, die er wieder da war, so unglaublich viele liebe Dinge gesagt. So viel hatte sie von Mamoru in der ganzen Zeit, die sie zusammen gewesen waren, nicht gehört.

Wie oft hatte er ihr gesagt, dass sie süß oder hübsch war? Er hatte ihr Mut gemacht und ihr gesagt, dass er sie immer beschützen würde. Sie vertraute ihm mittlerweile blind. Sie würde ihm ihr Leben anvertrauen.

Es tat so weh, die Hoffnung in seinen Augen zu sehen, wenn sie zusammen waren. Zwar benahm er sich immer sehr selbstsicher und auf eine sehr charmante Weise frech, aber sie konnte ganz genau spüren, dass all seine Annäherungsversuche ernst gemeint waren. Seine Gefühle hatten sich seit damals wohl nicht geändert.

Ihre allerdings schon. Damals hatte sie nur einen guten Freund in ihm gesehen. Zwar war sie auch damals schon oft mal nervös in seiner Gegenwart gewesen und war seinem Charme tief im Innersten erlegen gewesen, aber verliebt war sie damals nicht gewesen.

Das hatte sich nun geändert. Sie hatte sich so sehr in ihn verliebt. Sie konnte nur noch an ihn denken und damit aber leider auch daran, dass sie niemals zusammen sein konnten. Durften! Es würde ihre Zukunft, die Zukunft ihrer Tochter zerstören. Das durfte sie niemals zulassen.

Es brach ihr das Herz, aber so war es nun mal. Sie konnte es nicht ertragen, seine Hoffnungen immer wieder aufs Neue zu zerstören. Es tat ihr alles so leid! Und dennoch konnte sie ihm in seiner Nähe kaum widerstehen.

Wenn er ihr so nahe kam, verlor sie sich immer wieder in seinen Augen. Er roch so gut und er fühlte sich immer so angenehm warm an. Er übte eine solche Anziehungskraft auf sie aus, dass ihr Verstand in seiner Gegenwart einfach aussetzte. Sie hatte nur noch das Verlangen bei ihm zu sein.

Und das durfte sie keinesfalls zulassen!

Wieder einmal weinte sie sich an diesem Abend in den Schlaf. Es war alles so ungerecht…
 

Am nächsten Morgen trat Seiya einigermaßen gut gelaunt in die Küche, in der Taiki und Yaten bereits saßen. Die beiden sahen ihn mit ernsten Gesichtern an.

„Wir müssen mit Dir reden, Seiya.“, richtete Taiki das Wort an ihn.

Was war nun schon wieder los?

Fragend sah Seiya seine beiden besten Freunde an. Ging es etwa wieder um Bunny? So wie damals? Aber sie hatten sie doch jetzt akzeptiert!

„Wir sollten uns langsam mal über unsere Abreise Gedanken machen.“, sprach Yaten dann das aus, was Seiya im Moment wirklich nicht hören wollte.

Die Zukunft

Bunny lag wach im Bett. Sie hörte das Telefon klingeln. Ihre Mutter ging ran. Kurze Zeit später hörte sie Schritte auf der Treppe.

„Bunny?“, fragte ihre Mutter vorsichtig, denn sie wusste nicht, ob ihre Tochter schon wach war.

„Ja?“

„Telefon für Dich.“

„Komme.“

Sie zwang sich aufzustehen und ans Telefon zu gehen.

„Ja hallo?“, fragte sie schließlich in den Hörer.

„Bunny?“, hörte sie die Stimme am anderen Ende der Leitung. „Hier ist Mamoru.“

„Oh… hallo Mamoru.“, antwortete sie verwundert. Was wollte er denn von ihr?

„Können wir uns bitte treffen?“, fragte er mit ernster Stimme. „Ich muss dringend mit Dir reden.“
 

- - RÜCKBLICK - -
 

Während Bunny und Seiya das Feuerwerk vom Gelände des Vergnügungsparks aus beobachteten, sah Mamoru es von einem abgelegenen, stillen Ort aus. Er genoss die Ruhe und nutzte die Zeit, um über sein Leben nachzudenken.

Plötzlich merkte er, dass jemand hinter ihm stand. Es war eine junge Frau mit langem dunkelgrünem Haar. In ihrer rechten Hand hielt sie einen langen Stab. Sie stand aufrecht und blickte stolz zu ihm herüber. Sie war das Abbild einer Kriegerin.

„Sailor Pluto!“, brachte Mamoru hervor.

„Endymion.“, erwiderte Pluto den Gruß.

„Was machst Du denn hier?“, fragte Mamoru, der sich ihr plötzliches Erscheinen nicht erklären konnte.

„Die Zukunft verändert sich.“, sagte sie mit ruhiger, fester Stimme. Mamoru blickte sie aufmerksam an.

„Die Königin leidet. Und die Welt mit ihr. Die Kleine Lady droht ihr Leben zu verlieren.“

Mamoru keuchte auf. Chibiusa war in Gefahr? Eigentlich hätte er es sich denken können. Wenn er und Bunny kein Paar mehr waren…

„Wir… haben uns getrennt.“, sagte er schließlich.

Pluto nickte. Das wusste sie bereits. „Das Schicksal zu ändern hat gefährliche Konsequenzen. Die Zukunft ist nicht mehr so klar wie früher. Sie ist verzerrt.“

Mamorus Magen verkrampfte sich. Er konnte es nicht glauben. Sollte die Zukunft in Gefahr sein, nur weil Bunny und er kein Paar mehr waren? Sie konnten doch nicht ohne Gefühle an ihrer Beziehung festhalten. Was wäre das für ein Leben?

„Kann das Schicksal sich nicht ändern?“, stieß er verzweifelt heraus. „Darf nicht jeder sein Leben selbst leben? So wie er es für richtig hält?“

Pluto betrachtete ihn andächtig. „Das Schicksal hat mehr Macht, als Ihr glaubt, Endymion. Ein solch starkes Schicksal wie das der Prinzessin darf sich immer nur zu einem gewissen Grad ändern, sonst gerät die Zukunft ins Wanken.“

Mamoru blickte auf. Was sollte das bedeuten?

Sailor Pluto fuhr fort. „Ihr Schicksal ist es, an der Seite ihres Königs das zukünftige Kristalltokyo zu regieren und den Menschen Liebe und Gerechtigkeit zu bringen.“

Verständnislos sah Mamoru sie an.

„Versteht Ihr nicht? Sie braucht jemanden an ihrer Seite, der ihr König sein wird. Nur so kann das Schicksal Kristalltokyos sich zum Guten wenden. Und nur so kann die Kleine Lady geboren werden.“

Er horchte auf. War es möglich, dass Chibiusa geboren wurde, auch wenn er nicht mehr mit Bunny zusammen war?

Pluto ahnte seine Frage und beantwortete sie sogleich. „Auch das Schicksal der Kleinen Lady ist stark und es ist eng mit dem der zukünftigen Königin verbunden. Ihr ist es vorherbestimmt die Prinzessin Kristalltokyos und die Tochter der Königin Serenity und ihrem König zu sein. Auch ihr Schicksal kann sich ändern, sollte sich das ihrer Mutter ändern.“

Mamoru nickte bedächtig. „Warum kommst Du damit zu mir?“

„Das Herz der Prinzessin hat sich für einen jungen Mann von einem weit entfernten Planeten entschieden.“, erklärte Pluto.

Mamorus Augen weiteten sich. Seiya!

„Doch ihr Kopf sagt ihr, dass sie diese Liebe nicht leben darf. Sie glaubt, dass sie keine Zukunft hat, da der junge Mann sie bald wieder verlassen müsse. Und sie hat Angst um die Existenz der Kleinen Lady…“

Er sah sie weiterhin an. Was sollte er denn da tun?

„Sie muss sich entscheiden, Endymion. Wie sie sich entscheidet, ist ihre Wahl, aber eine Entscheidung muss sie definitiv fällen. Die Zukunft braucht sie. Ich möchte, dass Ihr mit der Prinzessin redet. Ihr sollt gemeinsam über eure Zukunft entscheiden. Wenn ihr beschlossen habt, wie sie aussehen soll, muss die Prinzessin ihre Wahl treffen.

Entweder sie offenbart ihre Gefühle dem jungen Mann oder sie muss sie schnell vergessen, wenn sie sich für Euch entscheidet. Es steht viel auf dem Spiel.“

Mamoru nickte. Wenn Bunny diesen Seiya wirklich liebte, dann wusste er bereits, wie ihre Entscheidung aussehen würde. Aber das war gut so. Er wollte, dass sie glücklich wird.

„Ich werde mit ihr reden.“, stimmte Mamoru schließlich dem Wunsch Sailor Plutos zu.
 

-- RÜCKBLICK ENDE –
 

Kurze Zeit später saßen Bunny und Mamoru zusammen in einem Café. Sie hatten sich in eine ruhige Ecke verzogen. Es sollte nun wirklich nicht jeder hören, worüber sie sprachen. Schließlich war das ein heikles Thema.

„Also?“, fragte Bunny Mamoru. „Worüber musst Du so dringend mit mir reden?“

Mamoru räusperte sich. Wo sollte er bloß anfangen?

„Sailor Pluto war gestern bei mir…“, begann er schließlich. „Es geht um die Zukunft Kristalltokyos… Deine Zukunft… Und die Zukunft von Chibiusa.“

Bunnys Augen weiteten sich. Sie hatte sich davor gefürchtet. Chibiusa… Mit einem Nicken zeigte sie Mamoru, dass sie ihm zuhörte.

„Pluto erzählte mir, dass die Zukunft Kristalltokyos ins Wanken geraten ist… Dass die Königin… also… Du leidest… Und dass Chibiusa droht, ihr Leben zu verlieren.“

Bunny schluckte. All ihre schlimmsten Befürchtungen wurden wahr. Aber sie liebte Mamoru nicht mehr. Wie sollte sie die Zukunft so retten können?

„Was können wir tun?“, fragte Bunny leise.

„Pluto sagte, Du musst Dich entscheiden.“, fuhr Mamoru fort.

Bunny sah auf. Sich entscheiden? Wie meinte er das?

„Für Seiya.“, fügte er schließlich hinzu.

Sie war geschockt. Sie sollte sich für Seiya entscheiden? Wusste er etwa über ihre Gefühle für ihn Bescheid? Wie konnte er davon auch nur eine Ahnung haben? Und würde sie damit nicht erst recht die Zukunft und Chibiusas Leben gefährden?

„… was?“, flüsterte sie. Tränen stiegen in ihr auf, doch sie schluckte sie runter. Das war kein Zeitpunkt um zu weinen.

„Ich denke nicht, dass wir beide noch eine Chance haben, wieder zueinander zu finden.“, fuhr Mamoru endlich fort. „Doch laut Pluto brauchst Du einen Mann an Deiner Seite, der in der Zukunft König sein wird. Sie hat mir auch erzählt, dass Dein Herz sich für ihn entschieden hat und jetzt sage ich Dir: Entscheide Dich für ihn!“

Bunny stockte. „A-aber… Chibiusa…“ Ihm konnte Chibiusas Leben doch nicht egal sein! Doch Mamoru lächelte.

„Ich habe Chibiusa sehr lieben gelernt in der Zeit, als sie bei uns war. Und ich habe mich sehr darauf gefreut ihr Vater sein zu dürfen. Aber das Schicksal wird sich nun mal ändern.“

Sie konnte es nicht glauben! Chibiusa würde nicht geboren werden und er nahm das mit einem Lächeln einfach so hin? Sie wurde langsam wütend!

„Wie kannst Du das alles so gelassen hinnehmen?“, keifte sie ihn an.

Mamorus Augen weiteten sich erschrocken.

„Bunny, bitte… Hör mir erst mal zu. Es ist nicht so wie Du denkst. Chibiusa wird leben!“

Bunny stutzte. Als sie die Bedeutung seiner Worte realisiert hatte, beruhigte sie sich etwas und blickte ihn aufmerksam an. Chibiusas Leben war nicht in Gefahr?

„Pluto erzählte mir, dass Chibiusa Deine Tochter sein wird, auch wenn Du einen anderen Mann – Seiya – an Deiner Seite hast. Ihr Schicksal würde sich mit dem Deinen ändern.“

Sie konnte nicht anders, als Mamoru anzustarren. War das sein Ernst? Chibiusa würde geboren werden, auch wenn sie sich für Seiya entschied? Und Mamoru WOLLTE sogar, dass sie sich für ihn entschied?

Mamoru lächelte sie an. „Jetzt guck doch nicht so geschockt. Freu Dich lieber! Endlich kannst Du glücklich werden. Und Du kannst sicher sein, dass Chibiusas Existenz nicht in Gefahr ist.“

Ihr kamen die Tränen. Dieses Mal allerdings waren es Tränen der Freude. Ihre ganzen Sorgen waren umsonst gewesen! Sie konnte sich auf Seiya einlassen! Den Mann, für den sie so viel empfand.

Wenn er nicht… Er durfte einfach nicht wieder verschwinden. Sie musste dringend mit ihm reden! Er durfte sie nicht verlassen. Nicht jetzt, wo sie endlich ruhigen Gewissens ihre Gefühle für ihn zulassen konnte!

Der Kuss

Seiya streifte durch die Stadt auf der Suche nach der Kette, die er Bunny so gerne schenken wollte. Er hatte sich fest vorgenommen mit ihr über seine und ihre Gefühle zu reden. Er hielt es nicht mehr aus, er brauchte sie so sehr. Und wenn das hieß, dass er nicht mehr nach Euphe zurückkehren würde – zumindest nicht um dort zu leben – dann war das in Ordnung. Die Hauptsache war für ihn, mit Bunny zusammen sein zu können.

Er hatte darüber mit Taiki und Yaten geredet. Begeistert waren sie nicht gerade davon, aber sie wussten, dass es keine Rolle spielte, was sie davon hielten. Außerdem wollten sie auch, dass Seiya glücklich werden würde.

Sie hatten es ja miterlebt, wie es ihm die Zeit nach ihrem Abschied damals ging. Sie waren wieder nach Euphe zurückgekehrt und Seiya hatte sich sehr verändert. Normalerweise machte er ständig Witze und alberte herum. Das war der Seiya, wie sie ihn von früher kannten. Aber nachdem er Bunny kennengelernt hatte und sie mit einem anderen Mann auf der Erde hatte zurücklassen müssen, war er einfach nicht mehr derselbe gewesen.

Ständig hatte er sich zurückgezogen und den Palast verlassen, um für sich alleine zu sein. Als Mann war er durch die Städte gegangen und hatte auch weite Spaziergänge durch die Landschaften Euphes gemacht. Er hatte sogar seine Pflicht vernachlässigt! Doch da sie alle sahen, wie er litt, machte ihm niemand irgendwelche Vorwürfe. Nein, sie machten sich nur Sorgen um ihn.

Deshalb war es auch Prinzessin Kakyuus Vorschlag gewesen, dass sie auf die Erde zurückkehren sollten. Als Urlaub. Das war jedenfalls der offizielle Anlass. Sie liebte Seiya sehr, denn er war ihr ein wichtiger Vertrauter. Sie hoffte, dass er glücklich würde. Und wenn er sein Glück auf der Erde finden würde…
 

Taiki und Yaten wollten, dass Seiya endlich mit ihr über seine Gefühle sprach. Mit ihrer Ankündigung, dass sie über ihre Abreise reden sollten, hatten sie das anscheinend geschafft. Jedenfalls war er jetzt unterwegs mit dem Vorhaben, mit ihr zu reden.

Sie hofften sehr, dass er endlich glücklich wird, auch wenn es ihnen lieber wäre, wenn er sich nicht ausgerechnet in ein Mädchen von einem anderen Planeten verliebt hätte. Sobald sie nach Euphe zurückkehrten, würde das nur Probleme geben.
 

Seiya hatte das Geschäft wiedergefunden, in dem Bunny sich am vorigen Tag diese Kette angesehen hatte. Er betrat es und ging zielsicher auf das besagte Stück zu. Sofort eilte eine Verkäuferin zu ihm.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie in einem fast schon Nerv tötend fröhlichen Tonfall.

„Ich habe mich bereits entschieden.“, antwortete Seiya kurz und zeigte auf das Schmuckstück im Glaskasten.

„Oh, eine wirklich gute Wahl.“, beteuerte die Verkäuferin. „Es soll wohl ein Geschenk werden?“

„Ja.“, antwortete Seiya knapp. Sie ging ihm auf die Nerven.

„Für ihre Freundin, ja?“, hakte sie nach.

Seiyas Blick verfinsterte sich. „So in etwa.“, erwiderte er trotzdem. „Würden Sie mir das bitte einpacken? Ich habe es ein bisschen eilig.“

Eigentlich hatte er es nicht so eilig, aber diese Frau nervte ihn. Dass diese Verkäuferinnen auch immer so aufdringlich sein mussten.

„Aber selbstverständlich, mein Herr.“ Sie machte sich gleich an die Arbeit und kurze Zeit später konnte Seiya das Geschäft mit dem nicht ganz billigen Geschenk verlassen.
 

Er schritt auf die nächste Telefonzelle zu und wählte Bunnys Nummer. Die konnte er seit damals immer noch auswendig.

Nach dem vierten Klingeln ertönte die Stimme von Bunnys Mutter.

„Ikuko Tsukino. Hallo?“

„Hallo Frau Tsukino.“, erwiderte Seiya. „Hier ist Seiya Kou. Ist Bunny zu sprechen?“

„Oh hallo Seiya!“, begrüßte Ikuko ihn. „Es tut mir leid, aber sie hat heute sehr früh das Haus verlassen. Ich glaube, sie wollte in die Stadt gehen und sich mit jemandem zum Frühstück treffen.“ Sie wollte ihm lieber nicht sagen, dass es sich bei diesem „Jemand“ um ihren Exfreund handelte.

„Oh…“, damit hatte Seiya irgendwie nicht gerechnet. „Vielen Dank. Vielleicht treffe ich sie ja noch. Oder ich versuche mein Glück später noch mal.“

Er verabschiedete sich von Bunnys Mutter und verließ die Telefonzelle. Er war etwas unschlüssig, wohin er jetzt gehen sollte. Schließlich entschloss er sich, einfach etwas durch die Stadt zu schlendern und den einen oder anderen Blick in die Cafés zu werfen. Er wollte sie natürlich nicht bei ihrer Verabredung stören, aber wenn er wüsste, wo sie war, konnte er sie nachher vielleicht abfangen.
 

Nachdem er einige Zeit unterwegs gewesen war, sah er auf einmal, wie Bunny ein kleines Café verließ. Nur einen kleinen Augenblick später sah er auch Mamoru, mit dem sie offensichtlich zusammen frühstücken war.

Er wusste nicht genau, was er davon halten sollte. Er redete sich gut zu. Keinen Grund zur Aufregung. Sie können ja immer noch befreundet sein. Oder vielleicht ist noch nicht alles geklärt gewesen…

Plötzlich legte Mamoru seine Hand auf ihre Schulter und sie blickte zu ihm auf. Er sah, dass sie ein paar Worte wechselten, konnte sie aber nicht verstehen. Es spielte auch keine Rolle.
 

Bunny sah zu Mamoru auf.

„Danke, Mamoru…“

Er lächelte.

„Danke, dass Du mir davon erzählt hast. Danke, dass Du mir Mut gemacht hast, ihm von meinen Gefühlen zu erzählen. Und danke… dass Du so verständnisvoll bist.“

„Gern geschehen, Bunny.“, erwiderte Mamoru mit warmer Stimme. „Wie gesagt, Du bist immer noch ein wichtiger Teil meines Lebens und ich möchte, dass Du glücklich bist.“

Auch Bunny lächelte und sah ihm in die Augen.

Plötzlich beugte er sich zu ihr runter und küsste sie. Es war ein leichter Kuss auf die Lippen. Es war ein Kuss der Freundschaft und des Abschieds. Dahinter steckte keine Leidenschaft, sondern der Wunsch, dass sie Freunde bleiben würden und so glücklich werden konnten.

Bunny verstand das und wehrte sich nicht gegen den Kuss. Sie erwiderte ihn auf die gleiche freundschaftliche Weise, mit der er ihr entgegengebracht wurde.
 

Seiya jedoch konnte diese Absichten hinter dem Kuss nicht sehen und nicht verstehen.

Entsetzt riss er die Augen auf. Sein Herz hämmerte schmerzvoll gegen seine Brust. Sein Magen drehte sich um. Das Blut schien seinen Kopf nicht mehr zu erreichen, ihm wurde schwindelig. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn. In seiner Brust breitete sich eine Hitze aus. Doch diese Hitze war nicht angenehm. Sie verbrannte ihn von innen heraus. Schmerzvoll fraß sie sich durch seine Organe.

Er konnte es nicht glauben. Nach der schönen Zeit, die sie die letzten Tage zusammen verbracht hatten, war er sich so sicher gewesen, dass auch sie Gefühle für ihn hegte. Und nun stand sie da mit ihrem Exfreund und küsste ihn! Warum? Hatte er sich das alles nur eingebildet? Ihr Verhalten ihm gegenüber? Ihre Zuneigung? War sie dem Kuss gestern Abend ausgewichen, weil sie doch noch Gefühle für Mamoru hatte?
 

Schnell drehte er sich um und lief zurück zu seiner Wohnung. Er war so wütend, enttäuscht, gedemütigt und verletzt. Warum nur tat sie ihm das an?

Als er die Wohnung betrat, sahen Yaten und Taiki auf.

„Schon wieder zurück? Das ging aber schnell…“, stellte Yaten fest.

„Alles in Ordnung?“, fragte Taiki, der Seiyas Gesichtsausdruck bemerkt hatte.

„Wir reisen ab!“, stieß er wütend hervor.

Taiki und Yaten waren sichtlich überrascht.

„Was??“, fragten sie wie aus einem Mund.

„Ihr habt schon richtig gehört. Wir reisen ab! Keine Sekunde länger möchte ich hier bleiben, also macht euch bereit.“

Taiki versuchte mit ihm zu reden. „Aber Seiya…“

„Kein Aber!! Ich sagte, wir reisen ab!“ Nur selten hatten seine besten Freunde ihn so aufgebracht erlebt.

„Wir sollten nichts überstürzen.“, versuchte Taiki es noch mal beschwichtigend. „Ich weiß zwar nicht, was passiert ist, aber ich möchte nicht einfach so abreisen, nur weil dein Temperament gerade mit Dir durchgeht.“

Seiya sah ihn mit wutentbrannten Augen an. „Wir reisen jetzt und auf der Stelle ab, hast Du verstanden?“ Er zischte mehr, als dass er sprach.

„Wir können jetzt nicht abreisen.“, sagte Yaten nun auch wütend. „Wie stellst Du Dir das vor? Sollen wir am helllichten Tage einfach davonfliegen?“

Seiya atmete einmal tief durch. Er hatte ja Recht.

„In Ordnung“, stimmte er dann zu. „Wir warten bis zum Abend und dann verschwinden wir.“ Ohne ein weiteres Wort ging er auf sein Zimmer. Er wollte seine Ruhe.

Yaten und Taiki sahen sich an. Was da wohl passiert war?

Verzweiflung

Was auch immer passiert war, sie mussten mit Bunny reden. Sie versuchten es erst bei ihr zu Hause – Ikuko fielen beinahe die Augen heraus, als nun noch die anderen beiden Mitglieder der Three Lights vor ihrer Haustür standen. Als sie ihnen jedoch mitteilte, dass Bunny nicht zu Hause war, gingen sie wieder.

Als nächstes versuchten sie es bei Rei im Tempel. Doch auch hier war Bunny nicht zu finden. Sie erklärten ihr, was los war – zumindest so viel sie selbst sagen konnten – und Rei versprach ihnen, Bunny zu ihnen zu schicken, falls sie sie sah.

Yaten und Taiki versuchten es auch bei Amy, Makoto und Minako, aber nirgendwo war sie zu finden. Der Abend näherte sich und noch immer war keine Spur von Bunny zu finden. Wo steckte sie bloß?
 

Bunny indes machte sich keine Gedanken darüber. Sie wollte etwas für sich alleine sein und hatte sich deshalb für einen ausgiebigen Spaziergang etwas außerhalb der Stadt entschieden. Sie brauchte diese Zeit, um sich über alles Gedanken zu machen, was sie heute Morgen erfahren hatte.

Sie bereitete sich darauf vor Seiya alles zu erzählen. Ihm ihre Gefühle zu gestehen und ihn zu bitten bei ihr zu bleiben. Sie hoffte so sehr, dass er bei ihr bleiben würde.

Erst am frühen Abend kam sie wieder nach Hause.

„Bunny?“, rief ihre Mutter ihr entgegen.

„Ja?“

„Ah, da bist Du ja endlich.“, sagte Ikuko.

„Was ist denn los?“, fragte Bunny neugierig.

„Den ganzen Tag hat das Telefon geklingelt. So ziemlich alle Deine Freunde haben Dich gesucht. Selbst die beiden anderen jungen Männer aus dieser Popgruppe waren hier.“

Bunny sah sie erstaunt an. „Weißt Du, was sie wollten?“

„Nein, keine Ahnung. Am besten rufst Du mal bei Rei an. Sie war am hartnäckigsten und hat es bestimmt zehn Mal probiert.“
 

Schnell lief Bunny zum Telefon und wählte Reis Nummer.

„Rei? Hier ist Bunny. Ist was passiert?“, meldete sich Bunny schnell.

„Bunny? Wo warst Du denn die ganze Zeit? Die halbe Welt sucht nach Dir und Du bist einfach wie vom Erdboden verschluckt. Was denkst Du Dir eigentlich dabei???“, schrie Rei sie an.

Bunny wusste gar nicht, was los war. „Was??“, fragte sie deshalb nur.

„Schon gut.“, sagte Rei abwehrend. Dafür war nun wirklich keine Zeit. „Yaten und Taiki waren bei mir. Ich weiß nicht genau, was los ist und sie wissen es anscheinend auch nicht, aber Seiya will anscheinend heute Abend noch abreisen. Einfach so!“

Bunnys Augen weiteten sich vor Entsetzten. Das durfte nicht sein! Nicht jetzt!

„Was?“, brachte Bunny atemlos hervor. „Er will abreisen? Warum?“

„Das wissen wir nicht so genau.“, antwortete Rei ihr. „Yaten und Taiki wollten, dass Du noch mal mit ihm redest, bevor sie verschwinden und Du sollst so schnell wie möglich zu ihnen kommen. Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät. Sie wollen wohl auf dem Dach ihrer Wohnung starten.“

„Danke, Rei!“, rief Bunny in den Hörer, bevor sie auflegte und schnell das Haus verließ.
 

Seiya hatte sich den ganzen Tag in seinem Zimmer eingesperrt. Yaten und Taiki ließen ihn zum Glück in Ruhe. Er glaubte, dass sie auch gar nicht da waren. Wer weiß, was sie trieben. Es war ihm egal. Alles war ihm egal. Das Einzige, was ihm nicht egal gewesen war, war Bunny und dass sie seine Gefühle erwiderte. Aber offensichtlich war er ihr egal und sie erwiderte seine Gefühle nicht.

Deshalb wollte er unbedingt abreisen. Er konnte es nicht ertragen weiter hier zu sein. Sie womöglich wiederzusehen. Zuzusehen, wie sie mit dem anderen Mann glücklich wurde. Das konnte er einfach nicht aushalten. Allein der Gedanke daran brachte ihn um den Verstand.

Ungeduldig warf er immer wieder einen Blick aus dem Fenster. Wann wurde es endlich Abend? Und wann kamen Yaten und Taiki zurück? Sobald es dämmerte, wollte er weg hier. Diesen Abschnitt seines Lebens wollte er hinter sich lassen. Er würde zurück nach Euphe gehen und ganz der pflichtbewusste Vertraute der Prinzessin sein, so wie er es vor ihrem ersten Aufenthalt gewesen war.

Kein Mann mehr. Er wäre wieder die Sailor Kriegerin. Sein Leben als Mann mit all seinen Bedürfnissen würde er aufgeben. Er würde nur noch dafür leben, um seine Pflicht der Prinzessin gegenüber zu erfüllen. Er würde Bunny vergessen. Koste es, was es wolle!

Er seufzte. Wenn das doch nur so einfach wäre.

*Schätzchen…*, dachte er. *Warum muss es so enden? Ich habe mir doch so sehr gewünscht mit Dir glücklich zu werden.*

Er warf einen Blick auf die kleine Schachtel, in der die Kette für Bunny lag. Er würde sie hier lassen. Er befestigte ein kleines Kärtchen daran, auf das er ihren Namen schrieb. Vielleicht würde es irgendwann jemand finden. Es war auch egal…
 

Gegen Abend kehrten Taiki und Yaten bedrückt nach Hause zurück. Es war ihnen nicht gelungen Bunny zu finden und nun würde es bald zu spät sein. Sie würden abreisen und Seiya und Bunny würden niemals die Chance erhalten sich auszusprechen.

„Da seid ihr ja endlich.“, schallte es ihnen auch schon entgegen. „Seid ihr bereit?“

Yaten und Taiki sahen sich an. Es hatte keinen Zeck ihn überzeugen zu wollen doch noch hierzubleiben. Also nickten sie ihm zu.

„Gut.“ Mit finsterem Blick ging Seiya voran und schritt gefolgt von Yaten und Taiki die Treppe zum Dach hinauf.

Als er oben angekommen war, trat er zum Rand des Daches und blickte auf die ins Abendlicht getauchte Stadt.

*Das war es also…*, dachte er sich. *Die Erde wird mir fehlen. Es ist so schön hier. Aber ich kann die Schmerzen einfach nicht mehr ertragen. Wenn ich hier bleibe, werde ich nur an sie erinnert.*
 

Taiki und Yaten waren ein Stück von ihm entfernt stehen geblieben und beobachteten ihn. Er sah sehr traurig aus.
 

Bunny hatte inzwischen die Wohnung der Jungs erreicht und klingelte sturm. Als die Tür sich jedoch nicht öffnete, nahm sie die Treppe aufs Dach.

*Hoffentlich ist es noch nicht zu spät*, flehte sie innerlich. *Seiya! Du darfst mich nicht verlassen!*
 

Seiya blickte traurig auf die Stadt. Er atmete einmal tief durch. *Leb wohl, Schätzchen… Ich hoffe, Du wirst glücklich.*

Plötzlich hörte er, wie die schwere eiserne Tür zum Dach aufgestoßen wurde. Überrascht drehte er sich um. Da stand sie. Sie atmete schwer und Tränen liefen über ihr Gesicht.

„Seiya!“, rief Bunny aus und überquerte das Dach. Vor ihm blieb sie stehen.

Er konnte sie nicht ansehen. Es tat ihm zu sehr weh.

„Warum willst Du mich verlassen?“, schluchzte sie.

Es brach ihm das Herz sie so zu sehen. Doch konnte er es im Moment nicht ändern. Einmal in seinem Leben musste er an sich selbst denken. Sonst würde er zugrunde gehen.

„Seiya!“, sie hörte sich so verzweifelt an. „Warum??“

Er blickte sie nun doch an. „Ich habe euch gesehen.“, sagte er dann.

Bunny war verwirrt. Sie wusste nicht, wovon er sprach.

„Was hast Du gesehen?“, fragte sie vorsichtig.

„Wir ihr euch geküsst habt.“, antwortete er. In seiner Stimme schwang der Schmerz, den er deshalb empfand, deutlich mit.

Bunny riss die Augen auf. Er hatte den Kuss mit Mamoru gesehen? Deshalb wollte er abreisen? Aber dieser Kuss bedeutete ihr doch nichts! Sie liebte doch nur ihn!

„Aber das… das war nicht… das hatte nichts…“, stotterte sie, doch konnte sie nicht zu Ende reden.
 

Seiya sah sie jetzt direkt an. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Er konnte es einfach nicht verstehen. Er fühlte sich so gedemütigt und Wut kochte in ihm hoch.

„Warum, Bunny??“, fragte er sie mit bebender Stimme.

Wie er so ihren Namen aussprach, fühlte es sich an, als würde ein Pfeil ihre Brust durchbohren. Noch nie hatte er sie so genannt. Sonst nannte er sie immer Schätzchen. Doch nun nannte er sie bei ihrem Namen, den sie noch nie mit so einer kalten Stimme gehört hatte.

Sie starrte ihn einfach an.

„WARUM MACHST DU MIR IMMER WIEDER HOFFNUNGEN?? WARUM??? WARUM TUST DU MIR DAS AN???“, er schrie sie richtig an.

Sie zuckte zusammen. Tränen strömten über ihr Gesicht. Sie schluchzte. Sie traute sich nicht, ihm ins Gesicht zu sehen, also starrte sie auf seine Brust.

„Weil…“, flüsterte sie kaum hörbar. „Weil ich Dich liebe…“, brachte sie schließlich hervor.
 

Seiya blickte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Was hatte sie gesagt? Sie liebte ihn? Ihm blieb das Herz stehen. Er konnte in diesem Moment nicht atmen. All seine Anspannung fiel von ihm ab und zurück blieb nur noch Fassungslosigkeit. Er brachte kein Wort heraus.
 

Bunny schluchzte. Warum sagte er denn nichts? Warum antwortete er nicht? Liebte er sie denn nicht auch? Sie war sich doch so sicher gewesen.

Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus. Sie drehte sich um und rannte davon.

Seiya starrte ihr hinterher, unfähig sich zu bewegen.

PART IV - Liebe

Seiya starrte immer noch wie in Trance auf die Tür, durch die Bunny gerade verschwunden war. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie hatte ihm gerade gesagt, dass sie ihn liebte… Sie liebte ihn… SIE!

Yaten und Taiki hatten die ganze Szene beobachtet. Als Seiya nur regungslos da stand, entschied Yaten sich, dass es Zeit war einzugreifen.

„Worauf wartest Du noch, Du Idiot.“

Langsam drehte sich Seiyas Kopf in die Richtung, aus der die Stimme seines Freundes kam.

„Lauf ihr nach!“, sagte Yaten dann noch mit Nachdruck.

Er hatte Recht. Wieso stand er noch hier und starrte doof vor sich her? Er musste ihr nachlaufen! Er musste ihr sagen, dass er sie auch liebte! Sie durfte nicht mehr weinen und schon gar nicht seinetwegen.

Er warf seinen Freunden einen dankbaren Blick zu und bewegte sich dann endlich in Richtung Tür. Nach den ersten schwerfälligen Schritten fing er an zu rennen. Auf dem Stockwerk ihrer Wohnung machte er kurz Halt und holte schnell die Kette aus seinem Zimmer. Er wollte sie ihr unbedingt schenken.

Als er schließlich vor der Tür des Hauses stand, zögerte er. Er wusste doch gar nicht, wohin sie gelaufen war? Er blickte nach links und dann nach rechts. Schließlich entschied er sich nach links zu laufen. Irgendwie sagte ihm sein Instinkt, dass er hier richtig war.
 

Bunny hatte sich indes auf einer Schaukel auf einem verlassenen Spielplatz niedergelassen. Leicht schaukelte sie hin und her. Die Tränen liefen ihr noch immer übers Gesicht. Sie hörte noch seine Stimme in ihrem Ohr: „Warum, Bunny?“ … „WARUM TUST DU MIR DAS AN??“

Sie schluchzte. Er hatte so verzweifelt geklungen, so verletzt. Aber auch so unglaublich wütend. Nicht mal als sie ihm ihre Liebe gestand, hatte er etwas dazu gesagt. Er hatte vermutlich genug von ihr. Sie hatte längst von seinen Gefühlen gewusst und immer hatte sie ihn abgewiesen. Sie konnte gut verstehen, dass er sie jetzt nicht mehr wollte.

Trotzdem hatte es ihr das Herz gebrochen, wie er so regungslos und kalt vor ihr gestanden hatte. Kaum zu glauben, dass sie noch vor wenigen Stunden so glücklich war, dass sie ihm jetzt endlich ihre Liebe hätte offenbaren können.

Es dämmerte und die letzten warmen Sonnenstrahlen fielen Bunny ins Gesicht. Langsam versiegten ihre Tränen. Sie konnte einfach nicht mehr weinen. Zu oft und zu bitter hatte sie in der letzten Zeit Tränen vergossen. Es waren einfach keine mehr da. Nur noch ihre tiefe Trauer und der Schmerz ihre große Liebe verloren zu haben waren übrig geblieben.
 

Seiya rannte atemlos durch die Straßen und sah sich verzweifelt um. *Schätzchen… Wo bist Du nur??* Er musste sie finden. Sein Leben hing davon ab! Sie musste ihm einfach verzeihen. Er wollte nichts mehr als sie in seinen Armen zu halten. Endlich vereint.

Nachdem er die Suche schon beinahe aufgegeben hatte, sah er sie. Sie saß auf einer Schaukel. Sie saß ihm mit dem Rücken zugewandt und er konnte gegen das sanfte Abendlicht nur ihre Silhouette sehen, aber es bestand kein Zweifel. Sie war es.

Er blieb stehen und blickte zu ihr rüber. Er versuchte seine Atmung zu beruhigen. Langsam schritt er auf sie zu, bis er schließlich hinter ihr stand. Sie schien ihn nicht bemerkt zu haben. Sanft legte er seine Hand auf ihre Schulter.
 

Bunny blickte erschrocken auf. Sie drehte ihren Kopf und sah Seiya. Sie brachte kein Wort heraus und auch er sagte nichts. Sie sahen sich einfach nur an und allein dieser Blick sprach Bände. Ihre Augen drückten Verzweiflung, Sehnsucht, Bedauern und Liebe aus.

Bunny konnte es nicht mehr ertragen in seine saphirblauen Augen zu schauen und senkte den Blick wieder. Sie spürte wie Seiya um die Schaukel herumschritt und sich schließlich vor ihr auf die Knie niederließ. Wieder schaute er sie an, doch sie erwiderte seinen Blick nicht.

Sanft legte er seine Finger an ihr Kinn und hob es leicht an, sodass sie ihn nun anschauen musste.

„Schätzchen…“, begann er dann.

Sofort bildeten sich wieder Tränen in ihren Augenwinkeln. Sie liebte es so, wenn er sie Schätzchen nannte. Und gerade jetzt war es Balsam für ihre Seele. Trotz der Tränen sah sie ihn aufmerksam an. Eine innere Spannung legte sich über sie.

Seiya legte nun seine Hand an ihre Wange und strich ihr so die Tränen weg. Die eine Hand immer noch an ihre Wange gelegt, ergriff er mit der anderen ihren Ellbogen und zog sie sanft nach oben. Sie standen sich nun gegenüber und blickten sich in die Augen.

Endlich fuhr Seiya fort.

„Ich liebe Dich auch.“, sagte er und beugte sich zu ihr runter.

Sein Gesicht kam ihrem immer näher und endlich – nach einer gefühlten Ewigkeit – berührten sich ihre Lippen.
 

Bunnys Herz schlug wie wild gegen ihre Brust. Hatte bei dem gestrigen versuchten Kuss das Feuerwerk noch im Hintergrund geleuchtet, so breitete es sich jetzt in ihrer Brust und ihrem Bauch aus. Es war ein unbeschreibliches Gefühl ihn endlich zu küssen.

Seine Lippen waren so sanft. Sie konnte seinen heißen Atem auf ihrer Haut spüren. Langsam glitt seine Hand von ihrer Wange und legte sich an ihre Taille, während die andere sie näher an sich zog. Bunny schlang die Arme nun um seinen Hals und der Druck ihrer Lippen aufeinander verstärkte sich noch.
 

Seiya konnte es kaum fassen, dass er sie gerade küsste. Sein Schätzchen, das er so lange begehrt hatte. Endlich war es so weit. Er spürte deutlich sein Herz in seiner Brust und eine unglaubliche Wärme breitete sich in ihm aus.

Er konnte sie fühlen. Sie schmecken. Und, oh Gott, sie schmeckte so süß!

Langsam öffnete er leicht seine Lippen, was von seiner Angebeteten sofort erwidert wurde. Sanfte und zärtliche Bewegungen begannen das Spiel mit den Lippen zu dominieren. Vorsichtig tastete er mit seiner Zunge nach der ihren und als sie sich trafen, war es wie eine Explosion.

Er konnte sein Verlangen nach ihrer Nähe nicht mehr zurückhalten. So lange hatte er sich nach ihr gesehnt. Er drückte sie noch etwas fester an sich und legte all seine so überwältigenden Gefühle in den Kuss, der so unglaublich intensiv war.

Ihre Zungen spielten miteinander, trafen den anderen um sich dann kurzzeitig wieder zurückzuziehen nur um dann wiederum die Nähe des anderen wieder zu suchen.

Nach einem endlosen Moment ließen sie voneinander ab. Seiya lehnte seine Stirn an ihre, die Augen immer noch geschlossen. Er genoss es sie endlich so halten zu können. Langsam hob er seine Hand und strich ihr durchs Haar.

Er öffnete seine Augen und blickte direkt in ihre. Die unerträgliche Trauer darin war nun endgültig verschwunden. Endlich hatten ihre Augen ihr altes Leuchten zurückgewonnen, das ihn schon immer so fasziniert hatte.

Seiya gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und zog sie dann in seine Arme, sodass sich ihr Gesicht an seiner Halsbeuge vergrub.
 

Sie atmete seinen Duft ein. Allein dieser Geruch machte ihre Knie wackelig und brachte ihren Verstand zum Aussetzen. Er war einfach unglaublich. Wie hatte sie ihm nur so lange widerstehen können? Jetzt könnte sie es keine Sekunde mehr. Sie war ihm vollends verfallen. Könnte dieser Moment doch nur ewig dauern…
 

Doch das tat er nicht. Seiya legte seine Arme an ihre Schultern und drückte sie sanft von sich weg. Er lächelte sie an. Sie blickte in seine Augen und schmolz dahin.

Vorsichtig beugte er sich zu ihr und gab ihr noch einen kleinen Kuss auf den Mund, bevor er schließlich sagte: „Ich habe noch etwas für Dich.“

Überrascht sah sie ihn an, doch er grinste nur. Dann zog er eine kleine blaue Schachtel aus seiner Tasche und reichte sie ihr.

„Was ist das?“, brachte sie hervor.

Er lächelte. „Mach auf, dann weißt Du es.“

Bedächtig öffnete sie die Schachtel. Allein die sah schon so furchtbar teuer aus. Als sie sie geöffnet hatte, strahlte ihr eine wunderschöne Silberkette entgegen. Der Anhänger bestand aus einem verschlungenen Herz, welches einen roten Stein umschloss.

Ihr verschlug es die Sprache. Sie erkannte diese Kette. Sie hatte sie sich gestern bei ihrem Stadtbummel mit Seiya angesehen und war hin und weg gewesen. Sie hatte nicht mal gewusst, dass er es bemerkt hatte. Er stand doch die ganze Zeit nur so gelangweilt dabei.

„Seiya…“, seufzte sie. „Das ist… Sie ist… wunderschön…“ Zu mehr war sie einfach nicht fähig.

Er nahm ihr die Kette aus der Hand, drehte Bunny sanft von sich weg und legte ihr die Kette um. Als sie sich dann wieder zu ihm umdrehte, lächelte er sie an.

„DU bist wunderschön. Und sie steht Dir sehr gut.“

Bunny konnte ihr Glück kaum fassen. Sie fiel ihm um den Hals und gab ihm einen langen, intensiven Kuss.

Glückwünsche

Gemeinsam gingen sie durch die Straßen. Hand in Hand. Sie redeten nicht, sondern genossen einfach die Nähe des anderen. Seiya begleitete Bunny nach Hause.

Als sie schließlich vor der Haustür angekommen waren, drehte sie sich zu ihm und sah ihm in seine strahlenden Augen.

„Danke fürs nach Hause bringen.“, flüsterte sie ihm zärtlich zu.

Er lächelte sie an. „Nichts zu danken, Schätzchen.“

Sie sah ihn weiterhin an und erwiderte sein Lächeln, bis er sich endlich zu ihr runterbeugte und ihr einen weiteren atemberaubenden Kuss gab. Ihr Herz machte dabei einen Luftsprung und auch das Feuerwerk in ihrer Brust war wieder da. Sie würde sich nie daran gewöhnen ihn zu küssen, da war sie sich sicher. Aber das war auch gut so.

Als sie sich wieder voneinander lösten, machte Bunny keine Anstalten das Haus zu betreten.

„Möchtest Du nicht reingehen?“, fragte er sie deshalb.

Sie schüttelte den Kopf. „Nein… Ich möchte lieber noch etwas hier bei Dir sein.“

Seiya grinste und küsste sie dann wieder.
 

„Nun kommt schon endlich rein!“, konnten sie eine ihnen gut bekannte, etwas gereizt klingende Stimme durch die Haustür hören.

Schlagartig lösten sie sich voneinander und sahen zur Tür. Skeptisch machte Bunny einen Schritt darauf zu und öffnete sie. Das Bild, das sich ihr bot, ließ sie die Kinnlade runterklappen.

Direkt vor der Tür stand Rei, die Hände in die Hüften gestemmt und mit einem Grinsen im Gesicht. Rechts hinter ihr stand Makoto. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und auch sie hatte ein wissendes Grinsen auf ihren Lippen. Etwas abseits stand Amy, die das Paar etwas schüchtern und mit leicht geröteten Wangen betrachtete. Ihr war dieser Auftritt etwas unangenehm.

Auf der linken Seite, etwas weiter hinten standen Bunnys Eltern. Ikuko hatte sich bei ihrem Mann eingehakt und strahlte ihre Tochter und Seiya an. Shingo stand vor ihnen und grinste breit. Dass seine Schwester jetzt mit einem berühmten Popstar ging, war einfach cool!

Noch etwas weiter links stand Minako, die über alle Maßen strahlte und sich an Yatens Arm klammerte, der wiederum abwechselnd einen genervten Blick auf sein Anhängsel und einen zufriedenen Blick in Richtung des frischgebackenen Paares warf. Taiki stand neben ihm und betrachtete sie mit einem ruhigen aber durchaus wohlwollenden Blick.

Der einzige, der nicht so glücklich aussah – nahm man mal Bunny und Seiya raus, die immer noch verdutzt in der Tür standen – war Kenji. Ihm gefiel das Ganze nicht so. Seine Tochter war doch erst 17 und hatte schon ihren zweiten Freund. Sie war doch noch so jung! Aber seine Frau hatte ihm gesagt, er solle bloß die Klappe halten und ihr wollte er sich lieber nicht widersetzen.

Aber trotzdem… Sein Blick schwenkte immer wieder zu den beiden jungen Männern in seinem Wohnzimmer und dem Mann, der da neben seiner Tochter stand. Sie kamen ihm auf unerklärliche Weise bekannt vor, doch er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, wo er sie schon mal gesehen haben könnte…
 

„Was ist denn HIER los?“, platzte Bunny raus.

„Na, was wohl?“, entgegnete Rei auf ihre typisch gereizte Art. Bunny verstand wohl echt gar nichts! „Wir haben auf euch gewartet! Es war ja wohl klar, dass Du früher oder später hier auftauchen würdest und da wir alle wissen wollten, wie die Geschichte ausgegangen ist, haben wir beschlossen alle hier zu warten!“

Bunny staunte nicht schlecht.

„Ich wollte euch eigentlich nicht so auflauern…“, warf Amy ein, doch erntete sie nur einen bösen Blick von Rei, der sie schnell wieder verstummen ließ.

Als sie Amy lange genug böse angesehen hatte, drehte sich Rei wieder zu Bunny und warf sich ihr in die Arme. „Ich freu mich so für Dich!!“

Bunny riss erstaunt die Augen auf, erwiderte dann aber Reis Umarmung und musste automatisch lächeln. Sie hatte doch wirklich tolle Freunde…

„Danke, Rei…“, antwortete sie leise.
 

Plötzlich löste sich Ikuko von ihrem Mann und schritt auf das Paar in der Haustür zu. Sie schaute Seiya an und begrüßte ihn.

„Schön Dich wiederzusehen, Seiya.“, sagte sie strahlend und nahm ihn dann in den Arm. Seiya war einen Moment völlig überrumpelt und errötete leicht. Mit so viel Herzlichkeit hatte er absolut nicht gerechnet. Auch er legte schließlich kurz den Arm um Ikuko und erwiderte ihren Gruß, bevor sie sich wieder von ihm löste, ihn noch kurz anstrahlte und sich dann ihrer Tochter zuwendete, die inzwischen nicht mehr von Rei umarmt wurde.

Sie nahm auch Bunny in die Arme und flüsterte ihr leise, sodass nur sie es hören, könnte ins Ohr. „Herzlichen Glückwunsch, mein Schatz. Ich freu mich für Dich. Er ist wirklich toll.“

Bunny lächelte breit und umarmte ihre Mutter fest. „Danke… Mama…“

Die Worte ihrer Mutter bedeuteten ihr wirklich viel. Es war ihr wichtig, dass Seiya von ihrer Familie akzeptiert wurde. Bei Shingo machte sie sich da keine Sorgen. Der war ganz hin und weg von Seiya, immerhin war er berühmt. Aber ihr Vater… das würde schon etwas schwieriger werden.

Vorsichtig warf sie einen Blick in seine Richtung. Er zeigte keine Regung und sie wusste nicht, wie er das Ganze aufnahm. Ikuko bemerkte ihren Blick.

„Keine Sorge, Schatz. Der wird sich schon dran gewöhnen.“

Dankbar lächelte Bunny ihre Mutter an. Diese drehte sich dann wieder um und rief laut: „So! Jetzt mach ich erst mal Tee. Ihr seid natürlich alle herzlich eingeladen noch zu bleiben!“

Alle setzten sich also in Bewegung und begaben sich ins Wohnzimmer, wo sie mit Mühe und Not für jeden einen Platz fanden.

Bunny hatte Seiya noch einmal angelächelt und dieser hatte ihr Lächeln erwidert. Sie nahm ihn bei der Hand und gemeinsam gingen auch sie zu ihren Freunden.
 

Amy entschuldigte sich nach einer Weile, da ja morgen Schule sei und sie keinesfalls zu spät ins Bett gehen wollte. Die anderen Mädchen warfen ihr zwar einen vernichtenden Blick zu, doch Ikuko gab ihr Recht und war froh, dass Bunny eine so vernünftige Freundin hatte. Also löste sich die Gesellschaft nach und nach auf.

Bunny begleitete Seiya noch vor die Tür und verabschiedete sich angemessen von ihm, bevor er zusammen mit Yaten und Taiki, die einige Meter entfernt auf ihn warteten, nach Hause ging.

Bunny schloss die Tür, als er aus ihrem Blickfeld verschwunden war und lehnte sich dagegen. Sie seufzte glücklich. Endlich war sie mit Seiya zusammen. Sie war so unglaublich glücklich, so wie noch nie zuvor in ihrem Leben.

Fröhlich hüpfte sie zurück ins Wohnzimmer, wo sich Ikuko und Kenji immer noch befanden. Shingo war bereits schlafen gegangen. Sie neigte sich nacheinander zu ihrer Mutter und dann zu ihrem Vater und gab jeden einen Kuss auf die Wange.

„Gute Nacht, Mama. Gute Nacht, Papa. Ich gehe auch schlafen!“ Sie strahlte übers ganze Gesicht.

Ihre Mutter schaute beinahe ebenso glücklich, nur Kenji setzte einen strengen Blick auf, der Bunny nicht entging.

„Gute Nacht, Bunny. Heute Abend ist es schon zu spät, aber morgen müssen wir uns mal ernsthaft unterhalten!“, sagte er dann.

Bunny verzog ihr Gesicht. Dass er aber auch immer alles kaputt machen musste. Ikuko warf ihm einen strengen Blick zu, aber Kenji war nicht davon abzubringen. Er war nun mal ihr Vater und das musste eben sein.

„Ist gut.“, seufzte Bunny und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer.
 

Als sie schließlich mit geputzten Zähnen und Schlafanzug im Bett lag, strahlte sie aber wieder. Nein, er würde ihre gute Laune nicht zerstören. Das war im Moment einfach nicht möglich. Dafür war sie viel zu glücklich.

Sie seufzte lächelnd und drehte sich auf die Seite. Plötzlich hörte sie ein Kratzen an ihrem Fenster.

„Luna!“, rief sie auf und stürzte zum Fenster, um die schwarze Katze einzulassen.

„Hallo Bunny.“, begrüßte sie sie und setzte sich zu ihr aufs Bett.

„Wo warst Du denn so lange? Du bist schon ewig nicht mehr da gewesen! Es ist ja so viel passiert in den letzten Tagen. Ich muss Dir unbedingt alles haargenau erzählen!“, plapperte Bunny drauf los, schnappte sich Luna und drückte sie an ihre Brust. Sie hatte ihr gefehlt.

„Bunny!“, schnappte Luna nach Luft. Als sie schließlich runtergelassen wurde, setzte sie eine wichtige Miene auf.

„Ich habe Recherchen angestellt.“, sagte sie dann.

„Erzähl!“, forderte Bunny ihre Freundin auf.

„Ich vertraue dem Frieden nicht so ganz.“, erzählte Luna schließlich. „Und ich bin mir sicher, dass etwas auf und zukommt. Aber bis jetzt kann ich einfach nichts entdecken!“ Das wurmte sie wirklich.

„Ach, Quatsch!“, gab Bunny nur fröhlich zurück. „Da ist nichts, Luna. Du bist so eine Schwarzseherin!“

Luna rollte mit den Augen. Typisch Bunny… Sie wollte davon einfach nichts hören.

„Und was ist bei Dir in letzter Zeit so Aufregendes passiert?“, fragte sie schließlich. Es hatte ja keinen Zweck Bunny davon überzeugen zu wollen, dass eben doch etwas nicht stimmte.

Also fing Bunny zu erzählen. Sie ließ nicht ein Detail aus und so dauerte die Unterhaltung noch bis in die frühe Nacht hinein.
 

Als sie schließlich zum Ende kam, sprach Luna endlich wieder, die sich die ganze Geschichte stumm aber aufmerksam angehört hat.

„Tja, Bunny, dann gratuliere ich Dir zu Deinem neuen Freund. Ich bin wirklich sehr erleichtert, dass die Zukunft dadurch anscheinend wieder stabilisiert wird. Weißt Du, ich habe mir wirklich große Sorgen gemacht, als Du Dich von Mamoru getrennt hast. Aber wenn wir Sailor Pluto glauben können, dann scheint ja auch so alles gut zu werden.“

„Na klar wird alles gut!“, rief Bunny aufgedreht. „Sogar noch viel besser! Stell Dir mal vor, der zukünftige König von Crystal Tokyo ist ein berühmter Popstar!“

Sie schlang ihre Arme um ihr rosafarbenes Kissen und warf sich auf den Rücken. Sie strampelte mit den Beinen und kicherte wild vor sich hin. Die Vorstellung war einfach zu komisch!

Luna seufzte. Und das wird die zukünftige Königin von Crystal Tokyo. Na, das kann ja heiter werden…

Besorgter Vater

Am nächsten Morgen saß Kenji in der Küche und trank seinen Kaffee. Normalerweise las er morgens immer die Zeitung, aber an diesem Morgen war sie irgendwie unauffindbar. Shingo hatte sie sich schon am frühen Morgen für ein Schulprojekt geschnappt, aber er wusste nichts davon.

Da er ohne morgendliche Lektüre aber seinen morgendlichen Kaffee auch nicht genießen konnte, griff er schließlich zu einer dieser schrecklichen Zeitschriften, die seine Frau und seine Tochter immer lasen. Eigentlich interessierte es ihn nicht sonderlich, welche Outfits zurzeit angesagt waren oder welche Stars in welchen unvorteilhaften Situationen fotografiert worden sind.

Trotzdem… irgendetwas musste er ja lesen. Er warf einen Blick auf die Titelseite. Eine nichtssagende, europäische Blondine war darauf abgebildet, die mit einem hohlen Lächeln in die Kamera blickte. Rundherum waren einige Schlagzeilen aufgeführt, wie etwa „Die neue Superdiät: Schlank in nur 5 Tagen!“ oder „Das Aus zwischen Keisuke und Kumiko?“. Er wusste nicht, wer diese Leute waren und es interessierte ihn auch nicht.

Er schlug die Zeitschrift auf und warf einen Blick auf die erste Seite. Schlagartig riss er die Augen auf und spuckte seinen Kaffee, von dem er gerade einen Schluck getrunken hatte, wieder aus. In fetten Buchstaben leuchtete ihm die Schlagzeile „Kommen die Three Lights zurück?“ entgegen und unter ihr war ein riesiges Bild von den drei jungen Männern zu sehen, die sich gestern noch in seinem Wohnzimmer befunden hatten. Ganz vorne stand derjenige, den seine Tochter seit gestern ihren Freund nannte.

Er traute seinen Augen kaum. Kamen sie ihm etwa deshalb bekannt vor? Hatte er schon mal ein Bild von ihnen im Fernsehen oder in irgendeiner Zeitschrift gesehen? Hastig begann er den Artikel zu lesen:

 

Kommen die Three Lights zurück?

Lange hat man nichts von ihnen gehört oder gesehen, doch jetzt wurden sie wieder gesichtet: Seiya (m.), Taiki (l.) und Yaten (r.) halten sich derzeit in Tokyo auf.

Noch vor eineinhalb Jahren hatten sie sich den Traum eines jeden Jugendlichen erfüllt und waren als Popstars berühmt geworden. Mit ihrem Hit „Search for your Love“ stürmten sie in kürzester Zeit die Single-Charts und hielten sich wochenlang auf Platz 1. Auch das gleichnamige Album ergatterte den ersten Platz in den japanischen Album-Charts. Ihre Konzerte waren immer ausgebucht, bis sie schließlich ihren Rücktritt aus dem Musikgeschäft bekanntgaben.

Nach ihrem Abschiedskonzert waren sie wie vom Erdboden verschluckt. Die trauernden Fans versuchten vergeblich herauszufinden, wo sich die drei Jungstars aufhielten. Es gab keine Anzeichen dafür, dass sie überhaupt noch auf dieser Erde weilten.

Doch das ist jetzt vorbei! Wir haben sie getroffen und können bestätigen: Sie leben! Und wo auch immer sie sich im letzten Jahr versteckt haben, sie sind wieder da! Auf unsere Frage, ob ein Comeback geplant sei, antwortete Frontsänger und Mädchenschwarm Seiya Kou: „Geplant ist derzeit nichts, aber wir werden sehen, was in nächster Zeit noch so passiert.“

Alle weiteren Fragen lehnten die Three Lights ab. Da bleibt also nur noch eine Frage: Was wird in nächster Zeit noch so passieren? Wir können nur hoffen!

Wir halten Sie auf dem Laufenden!

 

Beim Lesen weiteten sich Kenjis Augen immer mehr. Three Lights? Berühmte Popstars? Nummer 1-Hit? Frontsänger und MÄDCHENSCHWARM Seiya Kou? Das war zu viel für ihn.

 

„IKUKO!!“, rief er laut.

Er hörte, wie sich ihre Schritte der Küche näherten.

„Was schreist Du denn so?“, fragte sie entrüstet.

„Sieh Dir das an!“, antwortete er mindestens ebenso entrüstet und hielt ihr die Zeitschrift vor die Nase. Sie nahm sie ihm aus der Hand und fing an zu lesen.

„Und?“, fragte sie dann. Sie wusste gar nicht, wieso er sich so aufregte. Das war doch ein ganz normaler Artikel über die Three Lights.

„UND???“, schrie er aufgebracht. „DIESE DREI JUNGS HABEN SICH GESTERN NOCH IN UNSEREM WOHNZIMMER AUFGEHALTEN UND EINER DAVON – AUSGERECHNET DER FRONTSÄNGER UND SOGENANNTER MÄDCHENSCHWARM – NENNT SICH SEIT NEUSTEM DER FREUND UNSERER TOCHTER!!“

Ikuko warf ihm einen missbilligenden Blick zu.

„Jetzt schrei doch nicht so!“, schimpfte sie mit ihm. „Sag bloß, Du hast die Jungs nicht erkannt!“

„NEIN, ICH HABE SIE NICHT ERKANNT!“, schrie er immer noch.

„KENJI! Jetzt hör endlich auf hier die ganze Nachbarschaft zusammenzuschreien, das hält ja kein Mensch aus! Jetzt beruhige Dich erst mal!“

Er atmete einmal tief durch.

„Schon besser!“, sagte seine Frau noch immer aufgebracht. „Und nun erklär mir mal bitte, warum Dich dieser Artikel oder die Tatsache, dass sie berühmt sind, so aus der Fassung bringt.“

„Das fragst Du noch?“ Er war immer noch auf 180, wollte aber lieber nicht mehr so schreien. „Das ist doch kein Umgang für unsere Bunny! Diese Stars feiern doch nur Partys, trinken Alkohol, nehmen Drogen und weiß Gott, was sie sonst noch so anstellen! Und „Mädchenschwarm“, Ikuko! Weißt Du was das bedeutet? Wahrscheinlich ist unsere Bunny auf diesen Kerl einfach nur reingefallen und er hat in Wirklichkeit an jedem Finger ZEHN Mädchen! Er nutzt sie nur aus!“

Ikuko starrte ihren Mann zornig an. „Sahen diese überaus charmanten jungen Männer für Dich etwa so aus, als würden sie das tun??“

„Das kann man denen doch nie ansehen! Das sind alles Schauspieler, die kennen das nicht anders!“

Langsam verlor Ikuko die Geduld. „Mein lieber Kenji… Wenn sich Seiya so verhalten würde, dann wäre Bunny sicherlich nicht an ihm interessiert! Ich vertraue ihrem Urteil und auf mich wirkt Seiya wie ein überaus netter, charmanter Junge! Nein, sag jetzt nichts!“, fauchte sie ihn an. Er hatte gerade den Mund geöffnet um zu widersprechen.

„Sie ist alt genug um selbst ihre Entscheidungen zu treffen. Du verurteilst ihn ohne Grund! Du kennst ihn überhaupt nicht, unterstellst ihm aber solche Dinge zu tun, nur weil er berühmt ist und von irgendeinem Journalisten irgendeines Klatschmagazins als „Mädchenschwarm“ bezeichnet wird.“

Kenji starrte auf den Tisch. Er wagte es nicht ihr zu widersprechen.

„Du wirst Bunny ihr Glück nicht verderben, hast Du das verstanden?“

Er blickte auf und wollte wieder mal widersprechen. Ikuko deutete seinen Blick jedoch richtig und ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.

„Hast Du das versanden????“

Kenji beschloss, dass es besser war aufzugeben. „Ja…“, sagte er deshalb nur.

„Gut!“, erwiderte Ikuko zufrieden.

 

Plötzlich setzte sie wieder eine fröhliche Miene auf.

„So, ich gehe dann mal Bunny wecken, sonst kommt sie noch zu spät zur Schule!“, flötete sie.

Kenji warf ihr einen finsteren Blick zu. Diese Frau konnte aber auch temperamentvoll sein… Aber vielleicht hat sie ja sogar Recht. Er würde das zwar niemals zugeben, aber sich selbst musste er wohl eingestehen, dass sie bei solchen Dingen wohl meistens Recht hatte. Er hoffte nur, dass es in diesem Fall auch so war. Er wollte keinesfalls erleben, wie seiner Tochter das Herz gebrochen wurde… Oder sie auf irgendwelche schiefen Bahnen geriet.

Er schüttelte diesen Gedanken ab. Nein, das durfte er sich gar nicht vorstellen. Vermutlich würde seine geliebte Tochter es ihm auch nie verzeihen, wenn er ihr verbot sich weiterhin mit Seiya zu treffen.

Er seufzte. Vermutlich musste er diesen jungen Mann einfach mal kennenlernen. Er wusste ja gar nichts über ihn. Er beschloss, als erste Anlaufstelle erst mal das Internet zu befragen. Über so berühmte Leute fand man ja meistens eine ganze Menge. Und so musste er nicht so direkt als strenger Vater auftreten. Gleich nach der Arbeit würde er seine Recherche beginnen. Nur seine Frau und seine Tochter sollten davon wohl besser nichts mitbekommen…

Schule

Auch woanders lief der Morgen eher in Unruhe ab.

„Sag mal, wie denkst Du Dir das eigentlich??“, fragte Yaten aufgebracht.

Seiya rollte mit den Augen. „Ich bleibe natürlich auf der Erde.“

„Bist Du wahnsinnig geworden?? Du vergisst Deine Pflichten und lässt unsere Prinzessin einfach so im Stich?? Und uns??“

Jetzt wurde auch Seiya wütend. „Glaub nicht, dass mir das nichts ausmacht! Aber es gibt nur eine einzige Sache, die mir schwerer fällt als der Prinzessin den Rücken zu kehren, und das ist Bunny zu verlassen!“

„Das kann nicht dein Ernst sein!“

„Was hast Du Dir denn gedacht, wie das abläuft?? DU warst derjenige, der mir sagte, ich solle ihr hinterherrennen! Und jetzt willst Du auf einmal, dass das alles umsonst war? Dass ich sie wieder aufgebe, um weiter mein tristes Dasein als Vertraue der Prinzessin zu fristen??“

Yaten starrte ihn wütend an. „Ich hätte jedenfalls nicht gedacht, dass Du uns alle einfach so im Stich lässt.“ In seiner Stimme schwang Enttäuschung mit.
 

Taiki beobachtete das Ganze mit ruhigen Augen. Er mochte es nicht, wenn seine Freunde sich so stritten. Aber sie waren beide sehr temperamentvoll, da war der ein oder andere Streit nicht zu vermeiden. Nun… diesmal war es allerdings ziemlich ernst.

Er räusperte sich. Seine Freunde blickten ihn an.

„Hast Du auch etwas dazu zu sagen?“, keifte Seiya ihn an, der wohl nicht mit seiner Unterstützung zu rechnen hatte.

„Allerdings.“, erwiderte Taiki ruhig. „Seiya, ich kann gut verstehen, dass Du die Erde nicht mehr verlassen möchtest…“ Er erntete einen giftigen Blick von Yaten. „ABER!“, betonte er deshalb. „Du hast auch Deine Pflichten.“

Böse starrte Seiya ihn an. Das war ja klar. Sie waren immer gegen ihn. Schon damals!

„Da hast Du es!“, schrie Yaten ihn an.

„Ganz ruhig…“, beschwichtigte Taiki ihn. „Ich denke, Seiya, Du solltest mit uns zurück nach Euphe kommen und dort mit der Prinzessin reden. Vielleicht entlässt sie Dich aus Deinem Dienst. Aber Du solltest nicht auf eigene Faust entscheiden einfach hier zu bleiben. Das wäre ihr gegenüber nicht fair. Und uns gegenüber übrigens auch nicht.“
 

Seiya starrte seinen Freund an. Schließlich drehte er sich um. „In Ordnung.“, sagte er dann. „Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich komme zu spät zur Schule.“

Taiki schaute ihn überrascht an. „Zur Schule??“, fragte er dann.

Seiya warf einen Blick zurück und grinste ihn an. „Na sicher doch. Wenn ich hier leben will, muss ich mich auch wie ein ganz normaler Erdenbewohner verhalten und da geht man in meinem Alter nun mal zur Schule.“

Taiki war wirklich erstaunt. Das war wirklich vernünftig. Das kannte er gar nicht von Seiya. Dieser grinste aber nun und ging pfeifend in sein Zimmer um sich dort seine Schultasche zu holen. Er war wirklich gespannt auf das Gesicht seines Schätzchens, wenn er auf einmal in ihrer Klasse stand.
 

Bunny hatte es dank der hartnäckigen Versuche ihrer Mutter und dem Einsatz von Lunas Krallen tatsächlich geschafft pünktlich in der Schule aufzutauchen. Da sie noch die halbe Nacht mit Luna geredet hatte, war sie nun unglaublich müde.

Aber sie war auch immer noch sehr glücklich. So gut gelaunt wie heute war sie selten. Sie könnte gerade die ganze Welt umarmen, jetzt wo Seiya endlich ihr Freund war. Sie sah verträumt aus dem Fenster und lächelte vor sich hin, sodass sie gar nicht mitbekam, dass die Lehrerin das Klassenzimmer betrat und noch jemanden mitbrachte.

Die ganze Klasse, inklusive Amy, Makoto und Minako starrten Seiya überrascht an. Der zwinkerte ihnen zu und sah dann rüber zu seinem Schätzchen, das anscheinend noch nicht mal mitbekommen hat, dass er da war. Aber sie sah so glücklich aus. Er grinste.

„So, meine lieben Schüler. Ich freue mich euch mitzuteilen, dass unsere Klasse heute etwas Zuwachs bekommt.“ Nicht mal als die Lehrerin angefangen hatte zu sprechen, bekam Bunny irgendetwas davon mit.

„Ihr könnt euch sicher alle noch an Seiya erinnern, also ein „Herzlich Willkommen zurück!““ Als sie plötzlich seinen Namen hörte, wurde sie hellwach. Schlagartig drehte sie ihren Kopf nach vorne und da sah sie ihn.

Er stand vorne neben der Lehrerin und sah einfach verboten gut aus in seinem dunklen Anzug, den er auch damals schon immer getragen hatte. Sie sah, wie er ihr zuzwinkerte, und lächelte ihn an. Sie hatte zwar keine Ahnung, warum er auf einmal hier war, aber das war ihr auch egal. Die Hauptsache war, dass er hier war.
 

„Also. Dann wollen wir mit dem Unterricht beginnen.“, erklärte die Lehrerin. „Seiya, bitte setz Dich hin. Dein alter Platz hinter Bunny ist auch noch frei.“

„Perfekt.“, erwiderte Seiya und bewegte sich mit einem Grinsen im Gesicht darauf zu. Im Vorbeigehen streifte er ganz unauffällig ihren Arm und zwinkerte ihr zu. Bei seinem Anblick schmolz sie einfach dahin. Und dieser Traumtyp war IHR Freund!!

Seiya setzte sich auf seinen Platz und sah nach vorn. Wirklich perfekt. Nun konnte er sein Schätzchen den lieben langen Tag betrachten und es würde gar nicht auffallen. Er sah zwar nur ihre Hinteransicht, aber wie sagte man so schön: Ein schöner Rücken kann auch entzücken.
 

Als es endlich zur Pause klingelte, konnte Bunny nicht länger an sich halten. Den ganzen Unterricht über, hatte sie es schon kaum ausgehalten sich nicht zu ihm zu drehen. Endlich konnte sie das ohne Bedenken machen.

Sie warf sich beinahe über seinen Tisch und drückte ihn an sich. Etwas überrumpelt zog er sie dann um den Tisch herum, sodass sie jetzt neben ihm stand. Sie lachte und ließ ihn dann los.

„Was machst DU denn hier?“, rief sie gut gelaunt aus.

Er grinste sie verschmitzt an. „Na, ich muss doch zur Schule gehen, wenn ich auf der Erde leben will.“

Bunnys Herz machte einen Hüpfer. Bisher hatten sie noch gar nicht darüber geredet und sie hatte auch noch gar nicht darüber nachgedacht, da sie gestern viel zu aufgeregt gewesen war, aber nun da er es so direkt ansprach…

„Du bleibst also hier?“, strahlte sie.

„Natürlich.“, antwortete Seiya ernst. „Du denkst doch nicht, dass ich jetzt einfach so verschwinde, nachdem ich mein großes Glück hier gefunden habe. Oder?“ Er zwinkerte ihr zu.

Bunny setzte eine gespielt strenge Miene auf. „Das will ich auch für Dich hoffen.“ Dann lachte sie aber. Sie war so glücklich, dass er hier war.
 

Ihre Klassenkameraden beobachteten die beiden mit großen Augen. Sie verstanden zwar nicht genau, wovon sie da redeten, aber irgendwie sah es so aus, als seien Seiya und Bunny sehr vertraut miteinander.

Die beiden achteten nicht darauf. Ihnen war es egal. Es konnte ruhig die ganze Klasse – oder nein, die ganze Welt! – davon wissen, dass sie ein Paar waren.

Nachdem Bunny sich kurz entschuldigte, weil sie die Toilette aufsuchen wollte, wurde Seiya plötzlich von haufenweisen Mädchen umringt. Etwas perplex schaute er in die Runde. Alle plapperten los und redeten auf ihn ein. Er verstand kein Wort. Abwehrend hob er die Hände.

„Immer langsam, meine Damen. Ich verstehe ja kein Wort.“

„Wo wart ihr die ganze Zeit?“, hörte er dann von einem Mädchen links von ihm. *Oh nein*, dachte er sich. *Jetzt geht das schon wieder los.*

Er wollte gerade den Mund öffnen um zu antworten, als er von rechts schon wieder eine andere Frage vernahm.

„Warum sind Yaten und Taiki nicht auch hier?“

Das wiederum ließ ein anderes Mädchen erschrocken die Hand an ihren Mund führen.

„Ihr habt euch doch wohl nicht zerstritten oder?“

„Oh nein, das wäre ja furchtbar! Dann würde es ja nie ein Comeback geben!“

Und schon wieder redeten sie alle durcheinander.
 

Der arme Seiya saß in der Mitte und konnte nichts weiter tun, als immer noch abwehrend die Hände zu heben. Doch endlich kam ihm jemand zu helfen.

„Schluss jetzt!“, donnerte eine kräftige, weibliche Stimme durch den Raum. Makoto hatte sich das lange genug angesehen. Das war ja nicht auszuhalten. Durch ihre kräftige Stimme und beeindruckende Statur wurden die Mädchen um Seiya plötzlich ruhig. Sie warfen Makoto einen verängstigten Blick zu.

Da betrat auch Bunny wieder das Klassenzimmer. Sie hatte sich extra beeilt, damit sie noch etwas von der Pause zusammen mit ihrem Seiya hatte. Sie sah die Mädchenscharen um ihn, die allerdings alle zu Makoto schauten, die sich bedrohlich vor ihnen aufgebaut hat.

„Jetzt lasst ihn doch endlich mal in Ruhe! Ihr verhaltet euch alle echt unmöglich!“

Bunny hatte zwar keine Ahnung, was genau hier los war, aber sie pflichtete Makoto direkt bei.

„Genau!“ sagte sie mit entschlossener Stimme. „Außerdem gehört Seiya mir! Mir mir mir mir mir! Nur mir alleine!“ Und damit schritt sie durch die Meute hindurch und drückte Seiya etwas besitzergreifend an sich.

Er war etwas überrumpelt und errötete leicht. Aber irgendwie gefiel es ihm, dass sie das so hemmungslos verkündete. Sie war einfach süß und sie stand zu ihm.

Er setzte sein typisches Grinsen auf und blickte hoch zu seiner Freundin. „Keine Sorge, Schätzchen. Mich nimmt Dir keiner so schnell weg.“

Zufrieden lockerte Bunny den Griff um ihn etwas und lächelte ihn dann an. „Gut!“, sagte sie bestimmt.

Seiya lachte. Ihre Art war einfach umwerfend.
 

Die Mädchen, die sich um ihn herum versammelt hatten, trauten ihren Augen und Ohren kaum. Seiya war mit Bunny zusammen? Ausgerechnet mit Bunny Tsukino? Diesem Tollpatsch? Diesem naiven Mädchen? Der schlechtesten Schülerin ihrer Klasse? Unvorstellbar!

Doch schien es wahr zu sein. So wie sie und Seiya sich verhielten, bestand da absolut kein Zweifel. Sie waren ein Paar! Na, wenn das mal keine Sensation war.

Aussprache

Nachdem die Schulglocke das Ende der letzten Stunde angekündigt hatte, drehte sich Bunny sofort zu ihrem Freund um.

„Du Seiya?“, sprach sie ihn an.

„Ja, Schätzchen?“

„Ich glaube, wir sollten uns mal unterhalten.“, sagte sie ernst, was Seiya dazu veranlasste ein besorgtes Gesicht aufzusetzen. Sie sollten sich mal unterhalten? Und mit so einem Satz kommt sie zu ihm, nachdem sie noch nicht mal 24 Stunden zusammen waren?

„Keine Sorge!“, sagte Bunny schnell, die seinen Gesichtsausdruck richtig interpretiert hatte. „Es ist nichts Schlimmes! Es ist nur… wie soll ich sagen? Es war für uns ja nicht so ganz einfach eine Beziehung anzufangen… Aus verschiedenen Gründen, die hier ja nicht jeder wissen muss.“ Sie flüsterte jetzt verschwörerisch. Er verstand.

„Also dachte ich, es wäre besser, wenn wir das ein oder andere von Anfang an offen besprechen… verstehst Du?“

Er nickte und lächelte sie an. „Natürlich. Wenn Du willst, gehen wir direkt nach der Schule irgendwohin und reden so lange Du möchtest.“

Dankbar sah Bunny ihn an. „Ich glaube, wir gehen am besten zu mir nach Hause. Meine Eltern sind noch nicht wieder da und dann haben wir etwas unsere Ruhe.“

„Geht klar, Schätzchen.“, grinste er sie an.

Gemeinsam mit Makoto, Amy und Minako verließen sie das Schulgebäude, doch schon bald trennten sich ihre Wege und Bunny und Seiya gingen gemeinsam nach Hause.
 

Bei Bunny angekommen, machte sie den beiden erst mal Tee. Seiya wartete in ihrem Zimmer auf sie. Er war schon mal hier gewesen. Damals hatte ein Bild von ihr und ihrem damaligen Freund auf der Kommode gestanden. Verstohlen warf er einen Blick dorthin. Da stand kein Bild.

Sie mussten mal zusammen eins machen, beschloss er. Dann würde sie hoffentlich das aufstellen. Er hatte ja schon ein Bild von Bunny und sich selbst im Zimmer stehen. Allerdings wäre ein Bild als Paar auch nicht schlecht.

Er wurde in seinen Gedanken unterbrochen, als Bunny mit dem Tee zurückkam. Sie setzten sich beide an den kleinen Tisch in der Mitte von Bunnys Raum. Sie goss ihnen beiden ein und sah ihn dann lächelnd an. Er erwiderte ihr Lächeln und nahm einen Schluck von seinem Tee.

„Also…“, räusperte sich Bunny. „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“

Seiya sah sie aufmunternd an. „Wie Du willst, Schätzchen.“

„Nun gut… Also ich sollte Dir vielleicht ein bisschen etwas von meiner Vergangenheit erzählen oder… besser gesagt aus meiner Zukunft.“ Sie lachte nervös. Seiya sah sie fragend an.

„Wie Du ja weißt, bin ich die Prinzessin des weißen Mondes: Serenity.“ Seiya nickte.

„Das war meine Vergangenheit und dank dem Opfer meiner Mutter wurde ich wiedergeboren. Schon damals war… Endymion, also Mamoru, der Mann an meiner Seite.“

Seiyas Blick verfinsterte sich etwas, jedoch nickte er wieder und bedeutete ihr, dass er zuhörte und verstand.

„Nun, wir haben uns in diesem Leben wiedergetroffen und sind, wie Du ja weißt, wieder ein Paar geworden. Vor einiger Zeit fiel dann plötzlich ein kleines Mädchen vom Himmel.“ Sie musste unwillkürlich lachen. Seiya sah sie fragend an.

„Ja, weißt Du, sie ist wirklich buchstäblich vom Himmel gefallen. Mir direkt auf den Kopf. Das hat ganz schön wehgetan, kann ich Dir sagen.“

„Dir ist ein kleines Mädchen auf den Kopf gefallen?“, fragte Seiya skeptisch. Das war eine etwas merkwürdige Vorstellung, doch Bunny nickte.

„Genau so war es… Dieses kleine Mädchen hat sich als die Kleine Lady herausgestellt. Sie kam aus der Zukunft und war… die Tochter des zukünftigen Königspaares.“

Jetzt sah Seiya sie mit geweiteten Augen an. Meinte sie etwa…

„Sie war meine Tochter, Seiya…“, gab sie dann beinahe flüsternd zu. Sie hatte Angst, was er dazu sagte. „Und… die von Mamoru.“

Seiya wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Sie und Mamoru hatten in der Zukunft eine Tochter?? Und er kam einfach so daher und zerstörte das Leben eines unschuldigen kleinen Mädchens??

„Das… äh…“, stotterte er. „Ich wusste nicht…“ Doch Bunny unterbrach ihn.

„Nein, sag jetzt nichts, bitte.“ Ihre Stimme klang flehend. „Bitte lass mich ausreden.“

Seiya nickte.

„Sie war einer der Gründe, wieso ich so lange gebraucht habe, um mich auf Dich einzulassen.“, fuhr sie dann fort. „Ich hatte unglaubliche Angst, dass Chibiusa – so ist ihr Name – nie geboren wird… Eigentlich hätte ich diese Angst schon haben sollen, als ich mich von Mamoru getrennt habe, aber… irgendwie ist mir damals nicht der Gedanke gekommen. Außerdem… wenn ich eine Beziehung mit einem anderen Mann eingehen würde, kam mir das so endgültig vor.

Ich hatte Angst, Seiya. Richtige Angst.“

Tränen bildeten sich in ihren Augen.

„Schätzchen…“, fing er an. Sein Magen verkrampfte sich. Das durfte nicht sein. Ihre Liebe würde das Leben eines kleinen Mädchens zerstören? Doch Bunny unterbrach ihn wieder.

„Nein, ich bin noch nicht fertig. Als Du mich gestern mit… Mamoru gesehen hast, da hat er mir gerade von einer Unterhaltung mit Sailor Pluto erzählt. Sie ist die Wächterin über Raum und Zeit und unsere Verbindung zur Zukunft.

Sie sagte, ich müsse mich entscheiden, denn sonst wäre die Zukunft in Gefahr und das Leben von Chibiusa. Ich verstand nicht, was damit gemeint war, denn ich dachte, dass Chibiusa auf keinen Fall geboren werden könnte, wenn ich nicht mit Mamoru zusammen bliebe…“

„Ist das denn nicht so?“, fragte Seiya hellhörig.

Sie lächelte und schüttelte den Kopf. „Laut Sailor Pluto kann sich das Schicksal von Chibiusa ändern, wenn sich das meine ändert.“

Verständnislos sah Seiya sie an, weshalb Bunny es genauer erklärte.

„Ihr Schicksal ist es meine Tochter zu sein. Und wenn ich mich für einen anderen Mann entscheide… dann wird sie einen anderen Vater haben...“ Sie errötete. „Verstehst Du?“

Seiya sah sie mit großen Augen an und errötete ebenso.

„D-Du meinst…“, er konnte nicht zu Ende sprechen und zeigte stattdessen mit dem Finger auf sich selbst.

Bunny wagte es nicht ihm ins Gesicht zu sehen und blickte deshalb verlegen zu Boden. Sie nickte.

„Uff…“, brachte Seiya hervor. Das hat ihn jetzt ganz schön umgehauen. Das musste er erst mal verarbeiten. Er würde mit Bunny in der Zukunft eine Tochter haben? Und demnach der König an ihrer Seite sein?

Ängstlich sah Bunny ihn an. „Seiya, ich kann verstehen, wenn Dir das alles Angst macht und Dir das alles viel zu schnell geht, aber… ich MUSSTE Dir davon erzählen. Bitte…“, ihre Stimme klang jetzt flehend.

Doch Seiya sah sie nun ruhig an und schenkte ihr ein Lächeln.

„Keine Sorge, Schätzchen. Das hat mich jetzt echt umgehauen, das gebe ich zu. Aber… ich freue mich darauf. Ehrlich… Ich wünsche mir doch nichts sehnlicher als mit Dir meine Zukunft zu verbringen.“

In Bunnys Augenwinkeln bildeten sich Tränen. Sie war so glücklich.

„Oh Seiya!“, rief sie aus und warf sich dann in seine Arme.

Völlig überrumpelt nahm er sie schließlich auch in den Arm. Er zog sie fest an sich und streichelte ihr übers Haar. Als er sich wieder von ihr löste, sah er ihr tief in die Augen.

„Ich liebe Dich, Schätzchen.“, sagte er dann ruhig und ganz sanft.

„Ich liebe Dich auch… Seiya…“, antwortete Bunny lächelnd und neigte sich ihm etwas zu, bis ihre Lippen sich zu einem zärtlichen Kuss trafen.
 

Nach einiger Zeit lösten sie sich voneinander und Seiya sah sie wieder an.

„War das alles, worüber Du mit mir reden wolltest?“, fragte er sie dann. „Nicht, dass das nicht schon genug gewesen wäre…“, fügte er dann noch grinsend hinzu.

Sie grinste zurück. „Naja, das war das Wichtigste. Aber ich möchte Dir noch den zweiten Grund nennen, wieso ich so lange gebraucht habe, um mich auf Dich einzulassen.“

„Ich höre!“, sagte Seiya grinsend.

„Nun, dieser Grund ist ziemlich einfach.“, antwortete sie dann. „Ihr seid hergekommen, um Urlaub zu machen. Ich wusste die ganze Zeit, dass Du bald wieder weg sein würdest. Und das… hätte mir das Herz gebrochen…“

„Ach Schätzchen…“, sagte er dann. Sein Magen verkrampfte sich etwas, als er an das Gespräch mit Taiki und Yaten heute Morgen dachte.

„Ich muss Dir wohl auch noch etwas sagen…“, fing er an.

Bunny sah ihn aufmerksam an.

„Ich werde wohl bald nach Euphe zurückkehren und dort mit der Prinzessin über meinen Wunsch für immer auf der Erde zu bleiben zu reden… Das bin ich ihr einfach schuldig.“

Bunny sah ihn mit großen Augen an.

„Es ist also noch gar nicht sicher, dass Du für immer hier bleibst??“ Sie bekam es mit der Angst zu tun.

„Keine Sorge!“, beruhigte er sie schnell. „Egal, was sie sagt. Ich werde auf jeden Fall wiederkommen. Das verspreche ich Dir, Schätzchen. Nichts kann mich davon abhalten für immer bei Dir zu sein. Ich möchte nur nicht einfach so für immer verschwinden. Verstehst Du das?“

Bunny dachte kurz nach und nickte dann. Das konnte sie sogar sehr gut verstehen.

Dankbar schenkte er ihr ein Lächeln und zog sie dann wieder in seine Arme.

„Ich danke Dir, Schätzchen.“, flüsterte er ihr zu und gab ihr einen langen, liebevollen Kuss.

Die Anderen

Woanders ging es zu diesem Zeitpunkt nicht so harmonisch zu.

„WAS??“, schrie Haruka und sah die junge Frau mit dem langen, schwarzen, grünschimmernden Haar entgeistert an.

„Haruka…“, versuchte Michiru sie zu besänftigen, jedoch ohne Erfolg.

„Was soll das heißen, sie hat sich entschieden??“, setzte Haruka nach.

Setsuna sah sie ruhig an.

„Endymion wird nicht länger unser König sein. Ihre Wahl ist auf Seiya Kou gefallen. Es war ihre Entscheidung und die müssen wir akzeptieren.“

„Ihre Entscheidung…“, wiederholte Haruka sarkastisch. „Wie konntest Du das nur zulassen?“, fragte sie wütend.

„Haruka!“, zischte Michiru nun etwas nachdrücklicher, doch Setsuna war von Harukas harschem Ton nicht aus der Ruhe zu bringen.

„Es ist meine Aufgabe als Hüterin von Raum und Zeit das Gleichgewicht der Welten zu schützen. Durch die Entscheidung der Prinzessin ist das Gleichgewicht der Zukunft wieder hergestellt worden. Meine Aufgabe ist erfüllt.“

Verbittert starrte Haruka auf den Boden. Es war schlimm genug, dass die Prinzessin nicht mehr mit Endymion zusammen war. Aber ausgerechnet dieser Typ… Sie hatte ihn schon damals nicht ausstehen können, als sie ihm das erste Mal begegnet war, damals in Michirus Kabine nach ihrem gemeinsamen Konzert. Und damals wusste sie noch nicht mal, dass er aus einem anderen Sonnensystem kam.

Ihr Aufgabe war es doch, die Erde vor Bedrohungen von Außerhalb zu beschützen und jetzt sollte ein solcher Mann der zukünftige König Crystal Tokyos werden? Diesen Gedanken konnte sie einfach nicht ertragen.
 

„Also ich freue mich für Bunny.“ unterbrach Michiru lächelnd Harukas Gedanken.

Mit immer noch vor Zorn funkelnden Augen sah Haruka ihre Freundin an.

„Du freust Dich für sie?“

„Sicher.“, nickte Michiru. „Sie ist ein so liebes, unschuldiges Mädchen… Sie hat es verdient glücklich zu werden. Findest Du nicht?“

Ihre Worte brachten Haruka dazu nachzudenken. Natürlich wollte sie, dass das Mondgesicht glücklich wurde. Michiru schien ihre Gedanken zu erraten.

„Haruka, wenn sie mit Mamoru glücklich gewesen wäre, wäre sie bei ihm geblieben. Aber das war sie anscheinend nicht. Und wie Setsuna sagte, ist die Zukunft wieder im Gleichgewicht. Das heißt doch, dass sie es mit Seiya ist. Freu Dich für sie. Sie hat es verdient. Und sie würde sich sicher freuen, wenn Du ihre Entscheidung akzeptieren würdest. Ich denke nämlich, dass ihr Deine Meinung sehr wichtig ist. Für sie bist du eine wichtige Freundin.“

Haruka sah sie eindringlich an. Schließlich seufzte sie.

„Du hast wie immer Recht, Michiru.“ Sie lächelte sie liebevoll an. „Ich werde mir Mühe geben. Auch wenn es mir nicht passt…“

„Das freut mich.“, lächelte Michiru und lehnte sich leicht an ihre Freundin.
 

„Du kommst spät.“, begrüßte Yaten seinen schwarzhaarigen Freund gereizt.

„Ich war noch bei Bunny.“, erwiderte dieser knapp.

Taiki sah von seinem Buch auf. „Hast Du ihr gesagt, dass Du mit uns nach Euphe zurückkehren wirst, um die Prinzessin um Erlaubnis zu bitten hierbleiben zu dürfen?“, fragte er mit ruhiger Stimme.

Seiya nickte knapp. Es passte ihm nicht, dass sich seine Freunde so in sein Leben einmischten. Auch wenn er sich eingestehen musste, dass er tatsächlich mit der Prinzessin reden sollte, bevor er für immer weg blieb. Dass er auch zurück zur Erde gehen würde, wenn sie es nicht erlaubte, verschwieg er aber lieber.

„Gut.“, sagte Taiki nüchtern und blickte wieder auf sein Buch.

„Wann gehen wir?“, fragte Seiya aber noch, sodass Taiki wieder aufsah.

„Da ich der Meinung bin, dass es sehr vernünftig ist, dass Du hier die Schule besuchen willst, wenn du hier leben willst, habe ich gedacht, wir gehen in zwei Wochen, wenn die Ferien angefangen haben. Dann verpasst Du nicht zu viel und kannst mit etwas Glück pünktlich zum Unterrichtsbeginn wieder hier sein.“

Seiya verzog das Gesicht. Ok, er wollte sich zwar Mühe geben sich an das Leben auf der Erde anzupassen, aber so dringend wollte er nun auch nicht die Schule besuchen, dass er nicht einen Tag verpassen wollte.

„In Ordnung.“, stimmte er dann allerdings zu.

Yaten hörte der Unterhaltung schweigend und mit grimmiger Miene zu.
 

Plötzlich stand er auf und ging zur Wohnungstür, wo er schnell in seine Schuhe schlüpfte und nach seiner Jacke griff.

„Ich bin weg, ich brauch frische Luft.“, verabschiedete er sich knapp, wobei er verwunderte Blicke von seinen zwei Freunden erntete.

Er hielt es in der Wohnung mit Seiya und Taiki nicht mehr aus. Seiya war im Moment zu rebellisch und machte, was er wollte. Yaten bezweifelte, dass er auf Euphe bleiben würde, sollte die Prinzessin ihm nicht erlauben zu gehen. Dafür war ihm Bunny viel zu wichtig.

Taiki hingegen war so vernünftig und rational wie immer. Er machte sich nicht allzu große Gedanken darüber, dass sie alle auf Erde glücklicher waren. Er war sehr pflichtbewusst und würde seine Prinzessin niemals einfach so im Stich lassen. Seine Gefühle hielt er lieber zurück. Es hätte ja keinen Sinn sich einzugestehen, dass er hier glücklicher war.

*Scheiße…*, fluchte Yaten innerlich vor sich hin. Auch er hatte die Erde sehr vermisst, als sie vor über einem Jahr wieder nach Euphe zurückgekehrt waren. Auch er hatte hier Freunde gefunden, die ihm wichtig waren. Und ein Mädchen, das er sehr mochte. Das würde er nur niemals zugeben!

Er wollte nicht einfach so wieder von hier verschwinden. Seiya machte keinen Hehl daraus, dass er hierbleiben wollte und er hatte auch keine Probleme damit der ganzen Welt seine Gefühle zu zeigen. Alle wussten schon damals, dass er Bunny liebte.

Aber Yaten war nicht so. Er mochte es nicht, wenn andere über seine Gefühlswelt Bescheid wussten. Es war ihm unangenehm. Er konnte doch nicht einfach sagen, dass er ebenfalls hierbleiben wollte. Wenn Taiki zuerst diesen Wunsch äußern würde, dann könnte er sich anschließen, aber so…
 

In Gedanken versunken trat er gegen einen kleinen Stein, der einer jungen Frau vor die Füße kullerte. Er sah auf.

„Hallo Yaten.“, begrüßte Minako ihn lächelnd. Er sah sie an und musste unwillkürlich schlucken. Sie trug noch ihre Schuluniform und sah wie immer wunderschön aus.

„Hallo…Minako.“, erwiderte Yaten ihren Gruß.

„So ganz alleine unterwegs?“, fragte sie ihn.

Er nickte. „Ich brauchte mal etwas frische Luft.“, erklärte er ihr.

„Hast Du was gegen etwas Gesellschaft?“, fragte sie fröhlich. Er betrachtete sie etwas ohne eine Antwort zu geben.

Traurig senkte Minako ihren Kopf.

„Ok, ich wollte Dich nicht stören. Wir sehen uns sicher bald.“ Sie wollte gerade gehen, als Yaten doch noch den Mund aufmachte.

„Warte! Ich habe nichts gegen etwas Gesellschaft.“ Er lächelte sie an und sofort hellte sich ihre Miene wieder etwas auf.

„Wollen wir vielleicht ins Café?“, fragte sie nun wieder gut gelaunt.

„Ähm… ja, warum nicht?“, gab Yaten als Antwort und gemeinsam gingen sie durch die Stadt, um ins Crown zu gehen, in dem die Mädchen schon Stammgäste waren.
 

Nach dem plötzlichen Abgang Yatens warfen sich Taiki und Seiya noch einen Blick zu, bevor Seiya dann wortlos in sein Zimmer verschwand. Taiki blickte wieder auf sein Buch und versuchte den nächsten Absatz zu lesen, aber irgendwie konnte er sich nicht mehr konzentrieren.

Er mochte es nicht, wenn zwischen seinen Freunden dicke Luft herrschte und dies war anscheinend der Fall. Seufzend legte er das Buch beiseite. Seiya war sicherlich nicht gut drauf, weil sie nicht wollten, dass er einfach so auf der Erde bleibt. Doch was mit Yaten los war, konnte er sich beim besten Willen nicht erklären.

Wurmte es ihn etwa so sehr, dass Seiya hierbleiben wollte? Und dass er, Taiki, lediglich gesagt hatte, er solle die Prinzessin um Erlaubnis bitten, anstatt dass er versuchte es seinem Freund auszureden? Dass Yaten aber auch nie über seine Gefühle sprach… Das hätte schon so manches Mal einiges vereinfacht.

Da Taiki sich nicht mehr auf sein Buch konzentrieren konnte, beschloss er, ebenfalls etwas frische Luft zu schnappen. Die Natur, die es hier auf der Erde gab, faszinierte in jedes Mal wieder. Auf Euphe war alles so anders. Zwar hatte er die verschiedensten Pflanzen- und Tierarten schon längst studiert, doch befasste er sich immer wieder gerne damit.

„Seiya?“, rief er durch dessen Zimmertür. „Ich bin auch mal eine Weile weg!“.

„Ist gut.“, kam es zurück und somit machte sich Taiki auf den Weg nach draußen. Er überlegte kurz, wohin er nun gehen sollte und schließlich beschloss er das städtische Aquarium aufzusuchen. Diese Meereslebewesen faszinierten ihn besonders.
 

Dort angekommen schlenderte er durch die Gänge des riesigen Aquariums und betrachtete die Fische, Korallen, Muscheln, Krebse und anderes Meeresgetier.

Plötzlich sah er Amy, die ganz ruhig, beinahe schon bedächtig, vor einem Becken mit Quallen stand, die in der sanften Beleuchtung in den schönsten Farben schillerten. Langsam näherte sich Taiki ihr. Kurz bevor er sie erreicht hatte, bemerkte sie ihn. Sie drehte ihren Kopf zu ihm und als sie ihn erkannte, lächelte sie.

„Oh, hallo Taiki.“, begrüßte sie ihn.

„Hallo Amy.“, erwiderte Taiki ihren Gruß. Amy schaute nun wieder zu den schillernden Quallen. Ihre Augen glänzten bei deren Anblick.

„Sie sind wunderschön, nicht wahr?“, sagte sie sanft.

Taiki betrachtete einige Sekunden diese Meereslebewesen, bevor er ihr zustimmte. „Ja, das sind sie. Faszinierend.“

Amy schenkte ihm wieder ein Lächeln.

„Ich komme gerne hierher und betrachte die Tiere in diesem Aquarium stundenlang. Irgendwie fühle ich mich hier so wohl…“ Sie errötete leicht, doch Taiki lächelte.

„Das Wasser ist ja auch Dein Element.“ Sie sah ihn an und lachte sanft.

„Da hast Du natürlich Recht. Das wird wohl der Grund sein.“ Taiki konnte sich in diesem Moment allerdings nicht mehr so für die Tiere in diesem Aquarium begeistern. Sein Blick haftete an Amy, die in dem schimmernden Licht, welches durch die Reflektionen des Wassers hervorgerufen wurde, einfach umwerfend aussah. Mystisch und wunderschön…

Er errötete leicht und zum ersten Mal in seiner Zeit auf der Erde verspürte er den Drang einfach hierzubleiben…

Die Gefühle der Three Lights

Seiya lag auf seinem Bett in seinem Zimmer und hörte Musik. Er hatte die Augen geschlossen und dachte über das Gespräch mit Bunny nach.

Er konnte es immer noch kaum glauben, dass sein Erscheinen ihr Schicksal und das Schicksal der Erde so veränderte. ER würde nun in der Zukunft an der Seite Serenitys als König über Crystal Tokyo herrschen. Er konnte sich selbst kaum als König vorstellen, aber wenn er mit seinem Schätzchen zusammen bleiben wollte – und das wollte er unbedingt – dann würde genau so seine Zukunft aussehen.

Noch weniger konnte er sich an den Gedanken gewöhnen, dass er und Bunny eine kleine Tochter haben würden. Natürlich wollte er irgendwann eine Familie mit ihr haben, aber dass das alles so vorherbestimmt sein würde, das konnte er nur schwer begreifen.

Bunny hatte dieses Mädchen bereits kennengelernt, da sie damals aus der Zukunft in diese Zeit gekommen war, um den Silberkristall zu finden und ihre Mutter zu retten. Er hoffte, dass sie Bunnys Erinnerungen entsprechen wird, wenn sie auf der Welt ist, obwohl nicht mehr Mamoru der Vater sein wird.
 

Er hatte, als er noch bei Bunny war, gefragt, ob sie ein Bild von dem Mädchen hätte. Er war sehr neugierig. Immerhin handelte es sich dabei wohl um seine zukünftige Tochter.

Bunny hatte genickt, hatte sich erhoben und aus der oberen Schublade ihrer Kommode ein Foto hervorgeholt. Sie hatte es ihm gegeben und er hatte es lange betrachtet.

Auf dem Foto sah man Bunny, die sich an Mamorus Arm festhielt. Sie lachte, so wie sie es immer tat, doch er blickte ziemlich neutral in die Kamera. War er nicht glücklich gewesen, obwohl er so eine wundervolle Freundin hatte? Seiya stellte sich diese Frage doch nur kurz, denn sein Blick blieb an dem kleinen, rosahaarigen Mädchen vor dem einstigen Paar hängen.

Das war sie also… Sie hatte die Haare auch zu zwei Zöpfen gebunden, ähnlich wie Bunny, jedoch waren ihre Haare viel buschiger und nicht so lang. Sie sah wirklich süß aus und so wie Bunny wirkte sie auf diesem Bild sehr glücklich. Nur Mamoru passte nicht so recht in dieses Bild, fand er.
 

Erwartungsvoll hatte Bunny ihn angesehen.

„Was sagst Du dazu?“, hatte sie ihn schließlich gefragt. Er hatte vom Foto aufgesehen und sie angelächelt.

„Sie ist umwerfend…“, hatte er ihr geantwortet und damit seine ehrliche Meinung kundgetan.

Bunny hatte daraufhin gestrahlt, sich an seine Schulter gelehnt und ihm zugestimmt. „Ja, das ist sie wirklich….“

Lange hatten sie noch so dagesessen, bis Bunnys Eltern nach Hause gekommen waren. Da hatte sich Seiya lieber verabschiedet. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, er würde Bunny von nun an immer auf der Pelle hocken.
 

Nun lag er also auf seinem Bett und dachte über all das nach. Er lächelte leicht. Er freute sich auf seine Zukunft mit seinem Schätzchen. Aber jetzt wollte er erst mal die Gegenwart genießen und die Zeit, in der er Bunny ganz für sich alleine haben konnte.
 

Yaten war indes mit Minako ins Crown gegangen. Sie hatten sich jeder einen Eisbecher bestellt und fingen gerade an zu essen.

Yaten wusste nicht so recht, worüber er mit Minako reden sollte. Allgemein war er nicht so der gesprächige Typ und sie waren bisher fast immer zusammen in der Gruppe gewesen. Als sie vor der Party zusammen einkaufen waren, hatte Yaten kaum ein Wort gesagt, wogegen Minako unaufhörlich geredet hatte und ihn von einem Geschäft ins nächste gezerrt hatte.

Doch jetzt war das nicht so. Sie erhoffte sich anscheinend ein richtiges Gespräch mit ihm und er wurde langsam nervös. Schon lange hatte niemand mehr etwas gesagt. Er war sehr dankbar gewesen, als endlich die Eisbecher gekommen waren. Seine Rettung…

Trotzdem sollte das Schweigen bald wieder gebrochen werden. Er wollte ja nicht, dass Minako von ihm dachte, dass er langweilig oder dumm sei.
 

Er räusperte sich. „Und… äh… weißt Du schon, wie Du die Ferien verbringen wirst?“, fragte er dann, froh dass ihm etwas eingefallen war. Sie sah auf.

„Hmm… ich weiß noch nicht… Ich hoffe, dass ich mit den Mädels ein paar Tage irgendwohin fahren kann. Vielleicht in die Berge oder ans Meer.“, überlegte sie. Da kam ihr plötzlich eine Idee. „Hey, wollt ihr nicht mitkommen? Mit mehr Leuten macht es bestimmt auch mehr Spaß!“

Yaten lächelte gequält. Als er die Ferien angesprochen hatte, war ihm auch wieder eingefallen, dass Taiki genau dann zurück nach Euphe wollte. Er senkte den Blick und starrte nun auf sein Eis.

„Das wäre sehr schön, aber…“, begann er.

„Aber?“, fragte Minako neugierig und gleichzeitig mit einem schlechten Gefühl im Bauch.

„Aber wir werden wohl gleich zu Beginn der Ferien nach Euphe zurückkehren…“, beendete er dann schließlich seinen Satz.

Minako ließ ihren Löffel fallen. Das durfte nicht wahr sein!
 

Gequält sah Yaten wieder auf und versuchte Minakos Gedanken zu lesen, die dort mit schockgeweiteten Augen saß.

„A…aber… ich dachte…“, stotterte sie dann. „Ich meine, Seiya ist doch jetzt… Ihr könnt doch nicht…“

Yaten blickte sie traurig an.

„Seiya wird die Prinzessin um Erlaubnis bitten, dass er auf der Erde leben darf. Aber Taiki und ich… wir werden wohl dort bleiben müssen.“

Minakos Herz blieb beinahe stehen. Nein! Das durfte einfach nicht sein. Er durfte sie nicht jetzt schon wieder verlassen! Es war damals schlimm genug gewesen, aber wenn er dieses Mal weggehen würde… Energisch schüttelte sie den Kopf.

„Ihr könnt doch nicht einfach gehen…“, sagte sie dann geknickt.

Yaten sah sie mit großen Augen an. Wollte sie etwa, dass er hierblieb? Hegte sie ähnliche Gefühle für ihn wie er für sie? Oder… sagte sie das nur, weil sie einfach Freunde waren… Er konnte sich seine Fragen nicht beantworten.

Lange blickte er Minako an. Er wollte nicht mehr über ihre Abreise reden. Er wollte doch die Zeit hier noch genießen. Mit ihr… Schließlich fasste er sich ein Herz.

„Ähm… Minako?“, fragte er vorsichtig. Sie sah ihn fragend an. „Äh… hättest Du vielleicht Lust… ich meine… Wollen wir am Samstag vielleicht irgendwie weggehen? Also… abends meine ich…“ Er errötete leicht.

Diese Frage überraschte sie etwas. Yaten war normalerweise ja eher zurückhaltend und legte wenig Wert darauf mit irgendwem etwas zu unternehmen.

Sie lächelte und nickte. „Natürlich habe ich Lust! Was für eine Frage…“

Auch er lächelte nun… und es fiel ihm ein Stein vom Herzen.
 

Taiki schlenderte inzwischen zusammen mit Amy durch das Aquarium. Sie wusste sehr viel über die Lebewesen hier und die Informationen, die er von ihr bekam, gingen weit über die kleinen Schilder an den Becken hinaus.

Er staunte immer wieder über Amys Wissen. Sie war sehr klug und sehr gebildet. Das gefiel ihm. Natürlich mochte er die anderen Mädchen auch, jedoch faszinierte ihn Amy irgendwie. Mit ihr konnte er sich stundenlang über die interessantesten Dinge unterhalten, ohne dass es langweilig wurde.

Seine Gedanken schweiften ab und anstatt über die Fische in diesem Becken, dachte er nun über das Mädchen neben ihm nach. Sie war sehr hübsch. Sie legte nicht so viel Wert auf ihr Äußeres, so wie es die anderen Mädchen taten, aber sie musste sich da auch keine Gedanken machen. Ihre Natürlichkeit gefiel ihm sehr gut.

Sie war schlank und strahlte eine besondere Ruhe aus, aber auch Wärme und Weiblichkeit. Ihr kurzes, blaues Haar fiel ihr manchmal ins Gesicht und dann strich sie es sich beinahe schüchtern hinter dir Ohren.
 

„Hey, hörst Du mir eigentlich zu?“, fragte sie ihn neckend, aber mit einem sanften Lächeln auf den Lippen.

Ertappt errötete Taiki leicht. „Entschuldige… Ich äh… Ich bin gerade mit meinen Gedanken etwas abgeschweift“, gestand er dann. Amy lächelte.

„Darf ich fragen wohin?“ Wieder errötete er etwas. Er wollte ihr lieber nicht erzählen, was er gerade gedacht hatte, also beschloss er, lieber etwas anderes zu erzählen, was ihm aber auch immer im Hinterkopf herumschwirrte. Ganz besonders bei seinen Gedanken über Amy gerade…

„Mhm… es geht um unsere Abreise. Wir haben beschlossen in zwei Wochen, wenn eure Ferien beginnen, abzureisen.“

Das Lächeln erstarb auf Amys Lippen und traurig senkte sie den Blick.

„Oh…“, sagte sie nur. Mehr brachte sie nicht heraus. Auch sie wollte nicht, dass sie gingen, aber das würde sie niemals zugeben.

Taiki seufzte. „Mit der Erlaubnis der Prinzessin wird Seiya zurückkehren. Er hat ja seine Bunny hier. Aber Yaten und ich…“ Wieder seufzte er.

Amy fühlte einen kleinen Stich im Herzen. Hatte er denn nicht auch jemanden hier, den er mochte? Sie hatte es so gehofft. In der letzten Zeit hatten sie sich doch immer gut verstanden. Sie hatten so viele spannende Unterhaltungen geführt. Mit ihm konnte sie reden wie noch nie mit jemandem zuvor. Und das sollte bald wieder vorbei sein?
 

Amy nickte sachte. „Es… es wäre schön, wenn ihr auch bleiben könntet.“, brachte sie schließlich über die Lippen und Taiki sah sie überrascht an, während sein Herz einen Hüpfer machte. Sie wollte, dass er blieb…

Disco

Die nächste Woche ging sehr schnell um. Seiya verbrachte die Hälfte der Zeit zusammen mit den Mädchen in der Schule und nachmittags unternahm er meistens etwas mit Bunny. Auf Drängen von Amy kam er aber auch oft mit zu Rei, wo sie alle zusammen lernten. Seiya war über ein Jahr nicht zur Schule gegangen und hatte sehr viel verpasst. Zum Glück war er ein guter Schüler, wenn er wollte, und so hatte er kaum Probleme den Stoff nachzuholen.

Trotzdem hätte er lieber seine gesamte Freizeit alleine mit seinem Schätzchen verbracht. Ganz besonders da er bald zusammen mit Taiki und Yaten zurück nach Euphe gehen würde und er sie dann eine Weile gar nicht mehr sehen könnte.

Nachdem sie am Freitag endlich mit dem Lernen fertig waren, lud er Bunny noch ins Café ein. Sie strahlte über beide Ohren und zählte alles auf, was sie dort essen wollte. Das Lernen machte sie immer so hungrig. Ihr Magen hing ihr schon in den Kniekehlen. Seiya hörte ihr nur mit halbem Ohr zu und dachte über seine beiden Freunde nach, die sich in letzter Zeit etwas merkwürdig verhielten.

„Was ist denn los mit Dir, Seiya?“, fragte Bunny ihn plötzlich. „Du siehst so nachdenklich aus.“

Er schaute seine Freundin liebevoll an. „Das bin ich auch, Schätzchen.“ Er lächelte leicht.

„Achja? Und worüber denkst Du gerade nach? Etwa auch darüber, was Du gleich essen wirst?“, fragte sie neugierig. Seiya lachte und ergriff ihre Hand.

„Nein…“, fing er dann an zu erklären. „Ich glaube nur, dass mit Yaten und Taiki in letzter Zeit irgendetwas nicht stimmt.“

„Was meinst Du damit?“, hakte Bunny nach.

„Mhhmm… wie soll ich Dir das am besten erklären?“, überlegte er laut. „Also… sie reden in letzter Zeit nicht sehr viel und sitzen jeder für sich in irgendeiner Ecke rum und gucken so nachdenklich. Und immer wenn ich versuche mit ihnen über unsere bevorstehende Reise zu reden, weichen sie meinen Blicken aus und werden ganz komisch. Verstehst Du, was ich meine?“

Bunny sah ihn nachdenklich an. Das war aber wirklich komisch.

„Vielleicht wird ihnen jetzt erst klar, dass Du danach wieder hierher kommen wirst und sie dann ohne Dich auf Euphe leben werden. Sie werden Dich sicherlich vermissen, meinst Du nicht?“

Überrascht sah Seiya sie an. „Meinst Du wirklich? Deshalb sind sie so komisch drauf? Aber sollten sie dann nicht eigentlich besonders viel Zeit mit mir verbringen?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es auch nicht… Versteh einer die Männer…“

„Hey!“, rief Seiya empört auf und pikste ihr in die Seite.

Bunny lachte. „Stimmt doch!“ Sie hüpfte ein paar Schritte voraus und drehte sich dann lachend zu ihm um.

„Mach Dir nicht so viele Gedanken, Seiya. Wenn ihnen irgendetwas wirklich am Herzen liegt, werden sie schon mit der Sprache rausrücken.“

Seiya lächelte sie an. Sie hatte bestimmt Recht.
 

Nervös stand Yaten vor Minakos Haustür und betätigte die Klingel. Wie verabredet wollten sie an diesem Samstag zusammen ausgehen. Er hatte seine Lieblingsdisco von damals vorgeschlagen und Minako war einverstanden gewesen.

Er trug eine schlichte Jeans und ein weißes T-Shirt. So fühlte er sich immer noch am wohlsten.

Die Tür öffnete sich und vor ihm stand Minako in einem hautengen, kurzen, schwarzen Kleid. Sie sah einfach unglaublich aus. Yaten wurde ganz anders zumute, als er sie so betrachtete.

Sie lächelte ihn fröhlich an. „Hallo Yaten! Ich bin sofort fertig. Ich muss mir nur noch meine Handtasche schnappen und eine Jacke überziehen.“

Yaten musste schlucken. „Äh… ja…“ Mehr brachte er nicht heraus.

Nach wenigen Augenblicken stand sie wieder vor ihm.

„Gehen wir?“, fragte sie mit einem breiten Lächeln und hakte sich bei ihm unter.

„Klar.“, sagte er nur und ging mit ihr zum Taxi.
 

Bei der Disco angekommen wurden sie direkt ganz nach vorne durchgelassen. Der Türsteher erinnerte sich natürlich an Yaten.

„Guten Abend, Yaten. Lange nicht gesehen.“, begrüßte er ihn freundschaftlich.

„War lange Zeit im Ausland.“, erwiderte Yaten und grinste seine alte Bekanntschaft an.

„Wer ist denn das hübsche Mädchen bei Dir?“, fragte er neckisch und sein Blick fiel auf Minako. Yaten warf ihr kurz einen Blick zu. Ja, mit ihr konnte er sich hier gut sehen lassen.

„Darf ich vorstellen?“, sagte er dann immer noch grinsend. „Minako Aino – Kenta Watabe.“

„Sehr erfreut.“, ertönte es nun von Minako, die Kenta lächelnd die Hand hinstreckte, die dieser auch sofort ergriff.

„Ganz meinerseits.“, grinste er und führte seine Lippen an ihre Hand. Sie berührten sie nicht, sondern deuteten lediglich einen Kuss an, so wie es sich für einen echten Gentleman eben gehörte.

Minako grinste. Es gefiel ihr so behandelt zu werden.

„Nun rein mit euch!“, lachte Kenta und ließ die beiden ein.
 

„Soll ich Deine Jacke abgeben?“, fragte Yaten seine Begleitung.

„Ja, danke.“, antwortete sie ihm, zog ihre Jacke aus und gab sie ihm. Nachdem er sie abgegeben hatte und wieder zu Minako zurückgekehrt war, nahm er sie bei der Hand. Sofort errötete sie und sah ihn überrascht an. Bei ihrem Blick errötete er auch leicht.

„Äh… da drin verliert man sich schnell…“, erklärte er dann. Minako lächelte nun und zusammen betraten sie die Main Hall, in der die Musik aus allen Lautsprechern wummerte. Yaten führte sie direkt zur Bar und nachdem er sie gefragt hatte, was sie gerne trinken möchte, bestellte er für sie beide.

Zusammen saßen sie an der Bar und nippten immer wieder an ihren Getränken. Unterhalten konnte man sich hier schlecht, da die Musik so laut war. Aber das war Yaten eigentlich ganz recht, denn er hätte eh nicht gewusst, was er hätte sagen sollen. Er war eben nicht so gut darin mit anderen spannende Gespräche zu führen. Taiki hatte immer etwas Interessantes zu erzählen und Seiya war allgemein nie um ein Wort verlegen. Aber er…
 

Minako betrachtete die tanzenden Leute und sah auch immer wieder mal ein Pärchen, das eng umschlungen tanzte oder gleich lieber rumknutschte. Sie stellte sich vor, wie sie mit Yaten so tanzen würde und wurde unwillkürlich rot. Zum Glück war das bei dem Licht nicht zu erkennen. Tanzen wollte sie aber auf jeden Fall. Sie war in Feierlaune und an der Bar war es ihr auf Dauer zu langweilig, zumal man sich hier nicht unterhalten konnte.

Als sie ihren Cocktail ausgetrunken hatte, neigte sie sich zu Yaten.

„Wollen wir tanzen?“ Sie musste schreien um gegen die Musik anzukommen. Yaten nickte, ergriff ihre Hand und zog sie mit auf die Tanzfläche. Das lag ihm eher als irgendwelche Gespräche. Auf dieser Ebene fühlte er sich viel wohler.

Die Musik war schnell und nach Minakos Geschmack genau richtig um eine Menge Spaß haben zu können. Zunächst standen die beiden einen Schritt voneinander entfernt und jeder tanzte mehr oder weniger für sich. Bei einem Lied jedoch kam Minako ihm etwas näher, legte ihre Hand an seine Seite und tanzte nun näher bei ihm.

Sein Herz klopfte schneller, als sie ihm so nahe kam. Mit großen Augen sah er sie an und vergaß für einen Moment beinahe das Tanzen. Vergessen waren die Leute um ihn herum. Er sah nur noch Minako, die ihm so unglaublich nahe war.

*Hier ist es aber heiß…*, dachte er sich, als er bemerkte, dass er schwitzte. Das lag aber sicher auch an Minakos Nähe. Obwohl… Sie war ihm so nah, dass er den Schweiß auf ihrem Dekolleté glitzern sehen konnte.
 

Plötzlich lachte sie ihn an, kam ihm noch etwas näher, sodass sich ihre Lippen nun direkt neben seinem Ohr befanden.

„Es ist so heiß hier. Wollen wir noch mal was trinken?“, fragte sie ihn.

„Klar!“, antwortete er ihr. Sie lächelte und nahm ihn bei der Hand. So gingen sie zurück zur Bar. Sie bestellten ihre Getränke, doch gerade als Yaten sich setzen wollte, rief sie ihm wieder etwas zu.

„Können wir vielleicht kurz rausgehen? Ich zerfließe hier drin.“ Yaten nickte nur und so verließen sie die Main Hall. Nebenan war es etwas leiser, obwohl es auch hier Musik gab. Vor allem aber war es hier deutlich kühler.

„Puh!“, stieß Minako aus, als ihr die kühlere Luft entgegen strömte. „Das tut gut.“ Sie schloss für einen Moment die Augen und Yaten sah sie an.

„Äh… ja…“, stieß er hervor und zwang sich seinen Blick wieder von ihr abzuwenden.

„Aber es macht irre viel Spaß!“ Sie sah ihn lachend an. „Ich möchte auch gleich wieder reingehen, ja?“

„Klar.“, stimmte er zu. Innerlich wollte er sich am liebsten ohrfeigen. Konnte er nicht mal etwas Sinnvolleres sagen als „klar“ oder „ja“?
 

Schnell leerte Minako ihr Getränk. Sie wollte unbedingt weiter tanzen. Der Alkohol stieg ihr etwas zu Kopf, aber sie scherte sich nicht darum. Immerhin wollte sie feiern. Wieder ergriff sie Yatens Hand und zog ihn zurück auf die Tanzfläche.

Dieses Mal kam sie ihm von Anfang an so nah und im Laufe der Zeit kam sie sogar immer näher. Yaten, der ebenfalls schon etwas den Alkohol merkte, wurde immer heißer. Er konnte sich kaum noch auf etwas konzentrieren, so nah war sie ihm.

Plötzlich legte sie ihre Arme um seinen Hals und schmiegte sich regelrecht an ihn. Sein Herz wollte sich gar nicht mehr beruhigen. Es war so ein überwältigendes Gefühl sie so nahe bei sich zu haben, ihren Körper an seinem zu spüren. Ihren Atem auf seiner Haut zu spüren. Und gleichzeitig war es eine Qual. Er hatte das Gefühl zu verbrennen, wenn sie ihn nicht bald losließe.

Doch das hatte sie keineswegs vor. Verrucht lächelte sie ihn an. Er musste schlucken. Dieser Blick… Ohne Vorwarnung drückte sie sich fest an ihn und bevor er überhaupt irgendetwas denken konnte, berührten ihre Lippen schon die seinen.

Explosionsartig wurde ihm noch um einiges heißer und sein Herz drohte aus seiner Brust zu springen, so kräftig schlug es. Ohne zu zögern erwiderte er ihren Kuss und nur nach wenigen Augenblicken verschmolzen sie in einem nicht enden wollenden, leidenschaftlichen Kuss.

Das Abendessen

Seiya und Bunny verbrachten derweil einen etwas ruhigeren Abend. Sie wussten, dass sie in einer Woche vorübergehend voneinander getrennt sein würden und so wollten sie jede freie Minute miteinander auskosten.

Bunny konnte es immer noch nicht so richtig fassen, dass sie jetzt mit Seiya zusammen war. Es war wie ein Traum. Sie fühlte sich so wohl bei ihm, er war ihr so vertraut und dennoch war jedes Treffen, jede Berührung und jeder Kuss mit ihm so aufregend, dass ihr jedes Mal das Herz aus der Brust zu springen drohte und sie stets von einem wohligen Kribbeln begleitet wurde. Es war so anders als mit Mamoru.
 

Sie hatten den Tag bereits zusammen verbracht. Für Bunnys Verhältnisse früh am Morgen hatten sie sich an der großen Uhr im Stadtpark getroffen. Bunny hatte sich nicht um seinen Hals geworfen und sich wie verrückt an ihn geklammert, wie sie es oft bei Mamoru getan hatte. Sie war langsam auf ihn zugegangen, hatte seine große, schlanke Statur schon von weitem begutachtet und mit jedem Schritt, den sie näher gekommen war, hatte ihr Herz schneller geklopft.

Als er sie dann entdeckt hatte und sich zu ihr gedreht hatte, hatte er sie angelächelt. Beinahe hätte sie nicht mehr weiterlaufen können, so wackelig wurden ihre Knie bei seinem Anblick. Sie schmolz regelrecht dahin. Als sie ihn nach endlos langen Sekunden dann endlich erreicht hatte, hatte sie ihn verträumt angelächelt. Schon wieder hatte sie sich in seinen saphirblauen Augen verloren.

Er hatte sie mit einem sanften „Hallo Schätzchen…“ begrüßt, ihr seine Hand auf die Wange gelegt, sie liebevoll angelächelt und sich dann langsam zu ihr heruntergebeugt, um ihr einen sanften Kuss zu geben. Schon wieder hatten ihre Knie gedroht nachzugeben, so butterweich waren sie bei diesem zarten Kuss geworden.

Noch immer hatte sie es nicht geschafft etwas zu sagen. Nach dem Kuss hatte Seiya seine Stirn an ihre gelegt und die Augen geschlossen. „Hallo Seiya…“, hatte sie schließlich leise herausgebracht. Dann hatte er sie angesehen, sie angelächelt und sich von ihr gelöst.

Gemeinsam waren sie durch die Stadt gegangen, hatten sich die Schaufenster angesehen, Eis gegessen und waren ins Kino gegangen. Manche Leute hatten Seiya erkannt und ihn angesprochen, doch er hatte sie immer schnell abwimmeln können. Bunny hätte zwar lieber einen Tag in Ruhe mit ihrem Freund verbracht, doch störte sie sich nicht allzu sehr daran. Sie war stolz auf ihren Seiya. Nachdem sie so einen schönen Tag in der Stadt verbracht hatten, waren sie zusammen zu Bunnys Elternhaus gegangen, wo Seiya heute zum Essen eingeladen war.
 

„Oh, da seid ihr ja!“, rief Ikuko fröhlich aus und umarmte ihre Tochter zur Begrüßung. Danach wandte sie sich an Seiya und schloss auch ihn in die Arme.

„Hallo Seiya! Schön dass Du heute zum Essen bleibst.“ Sie strahlte ihn förmlich an. Seiya, der auch dieses Mal nicht mit einer so herzlichen Umarmung gerechnet hatte, hatte einen leichten Rotschimmer um die Nasenspitze.

„Guten Abend Frau Tsukino.“, begrüßte er dann Bunnys Mutter. „Vielen Dank für die Einladung.“

„Oh, immer wieder gerne!“, erwiderte sie und ging dann wieder in Richtung Küche. „Das Essen ist fast fertig. Setzt euch doch schon mal, wir können gleich anfangen!“

Bunny grinste ihren Freund an. „Sie mag dich!“ Verlegen lächelte Seiya sie an.

„Mhm… scheint ganz so. Ich hoffe nur, Dein Vater wird mich auch irgendwann akzeptieren.“

„Mach Dir mal keine Sorgen, der ist eigentlich ganz harmlos!“, lachte sie, schnappte sich seine Hand und zog ihn mit sich zum Esszimmer, wo sie auch Bunnys Vater und Bruder vorfanden.

„Hallo zusammen!“, rief Bunny fröhlich aus.

„Guten Abend, Herr Tsukino.“, begrüßte nun auch Seiya Bunnys Vater und verneigte sich leicht. Danach wandte er sich an Shingo und grinste ihn kurz an. „Und hallo Shingo.“, fügte er schließlich hinzu, was ein breites Grinsen auf das Gesicht von Bunnys kleinem Bruder zauberte, der Seiya glücklich anstarrte.

„Guten Abend.“, erwiderte dann Kenji knapp und musterte den jungen Mann an der Seite seiner Tochter noch mal gründlich.
 

Er hatte in der letzten Woche des Öfteren versucht etwas über diesen Popstar herauszufinden, was jedoch mehr oder weniger erfolglos blieb. Er hatte zwar viel über seine Zeit als Frontsänger der Gruppe Three Lights gefunden – Auftritte, Interviews, Fotos – aber kaum Hinweise über seine Herkunft oder seine Eltern.

Er wunderte sich stark darüber, denn normalerweise wurde doch von der Klatschpresse jedes noch so kleine Detail eines Stars aufgedeckt. Dass solch grundliegende Informationen wie die Herkunft dieses jungen Mannes nicht auffindbar waren, konnte er sich einfach nicht erklären.

Andererseits hatte er auch keinerlei Skandale oder Frauengeschichten finden können, obwohl seine Zeit als Sänger durchaus gut dokumentiert war. Das beruhigte ihn etwas und für sich selbst kam er zu dem Schluss, dass dieser junge Mann vermutlich einfach viel Wert auf seine Privatsphäre legte. Sehr verständlich…

Außerdem hatte seine Frau ihn dabei erwischt, als er im Internet nach dem Freund ihrer Tochter gesucht hatte und ihm eine gehörige Standpauke gehalten. Sie vertraute ihrer Tochter voll und ganz und war sich sicher, dass dieser Seiya ein guter Junge war. Na schön…
 

Kaum hatten sich Bunny und Seiya auf ihre Plätze gesetzt, kam auch schon Ikuko mit dem Essen herein. Fröhlich stellte sie alles auf den Tisch und setzte sich dann selbst hin.

„So! Guten Appetit, meine Lieben. Ich hoffe, es schmeckt euch!“

Das Essen verlief ruhig und harmonisch. Kenji versuchte sich zusammenzureißen und den neuen Freund seiner Tochter nicht allzu sehr zu löchern, wofür Bunny ihm sehr dankbar war. Sie wusste über Seiyas Leben Bescheid und wusste auch, dass er bei der ein oder anderen vollkommen normalen Frage in Erklärungsnot geraten könnte.

Sie alle unterhielten sich über das Wetter, Sport und zu Bunnys Leidwesen auch über die Schule. Bunnys Eltern fanden es genauso wie Taiki sehr gut, dass Seiya hier wieder die Schule besuchen wollte. Auch wenn sie natürlich den Grund nicht kannten, weshalb er überhaupt erst damit aufgehört hatte. Sie dachten, es läge ein seiner Karriere. Nur wenige Fragen wurden direkt an Seiya gerichtet und er fand immer eine passende Antwort. Bunny war stolz auf ihren Freund und auch ihr Vater schien sich langsam zu entspannen.

Als das Essen schließlich beendet war, bedankte sich Seiya höflich bei Ikuko. Diese strahlte ihn an. Sie freute sich, dass es ihm so gut geschmeckt hat. Er war ja sicherlich nur das Feinste gewöhnt, so als Popstar…

„Wir gehen dann mal in mein Zimmer.“, verkündete Bunny schließlich, nachdem sie sich ebenfalls bedankt hatte und ihrer Mutter noch schnell geholfen hatte, das Geschirr in die Küche zu bringen. Kenjis Ausdruck veränderte sich sofort. Er fand Seiya zwar ganz in Ordnung, aber ihn zusammen mit seiner Tochter alleine in ihr Zimmer gehen zu lassen? Er sah sie streng an.

„Aber lasst die Tür offen… AUA!“ Ikuko hatte ihn unter dem Tisch getreten und lächelte nun ihre Tochter und deren Freund an.

„Hört nicht auf ihn. Amüsiert euch gut, Kinder.“

Etwas verwirrt sahen Bunny und Seiya Herrn und Frau Tsukino an, sagten aber nichts weiter. Sie verließen das Esszimmer und gingen die Treppe hinauf in Bunnys Zimmer.
 

„AMÜSIERT EUCH GUT???“, schrie nun Kenji etwas unterdrückt. War seine Frau sich überhaupt darüber im Klaren, was sie da gerade gesagt hatte? Sie sah ihn streng an.

„Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass Bunny irgendetwas anstellt oder?“ Er traute seinen Ohren kaum.

„Ikuko, sie ist 17!!“, erwiderte er nur.

„Ganz genau, sie ist 17! Sie ist kein kleines Mädchen mehr, sie kann sehr gut selbst auf sich aufpassen und ihre eigenen Entscheidungen treffen. Wir reden hier von Bunny! Sie würde niemals etwas tun, wofür sie noch nicht bereit ist.“

„Aber…“, setzte Kenji an, doch wieder wurde er von seiner Frau unterbrochen.

„Kein Aber! Sie sind doch nur oben in ihrem Zimmer und wir sind hier. Er übernachtet nicht hier und sie sind nicht alleine im Haus! Also stell Dich nicht so an. Bunny würde es Dir nie verzeihen, wenn Du ihre Beziehung ständig sabotierst und ich übrigens auch nicht!“

Damit war die Diskussion beendet und Ikuko hatte mal wieder gewonnen. Etwas grimmig saß Kenji nun da und überlegte, wieso seine Frau eigentlich nie auf seiner Seite war.

Ein Abend zu zweit

Bunny und Seiya waren indes in das Zimmer des Mädchens gegangen und hatten die Tür geschlossen. Von dem kleinen Streit ihrer Eltern hatten sie nichts mitbekommen. Seiya setzte sich auf Bunnys Bett und betrachtete seine Freundin, die noch immer an der Tür stand und sich nun zu ihm umdrehte.

Seiya setzte ein süffisantes Grinsen auf, als er sah, dass Bunny nicht recht zu wissen schien, wo sie sich denn nun hinsetzen soll.

„Was grinst Du denn so?“, fragte Bunny schließlich mit leicht geröteten Wangen. Er schien sie genau zu durchschauen.

„Ach… nur so…“, gab er nur als Antwort und sah seine Freundin weiterhin mit demselben Grinsen an.

„Hmpf!“ Mit leicht erhobenem Kopf stolzierte Bunny nun ebenso zum Bett, da sie beschlossen hat, sich ihre Unsicherheit einfach nicht anmerken zu lassen. Es würde doch nun wirklich komisch aussehen, wenn sie sich woanders hinsetzen würde. Vorsichtig und mit kleinem Abstand ließ sie sich auf ihr Bett sinken. Seiya beobachtete jede ihrer Bewegungen und grinste weiter in sich hinein. Sie war so süß… sein Schätzchen.

Er ergriff Bunnys Hand, die sie in ihren Schoß gelegt hatte, und zog sie sanft zu sich, bis ihre Nasenspitzen sich fast berührten. Bunnys Magen machte einen Hüpfer und sofort schien ein Schwarm Schmetterlinge darin umherzuflattern. Ihr Hirn schaltete beinahe vollkommen ab und konnte nur noch daran denken, wie umwerfend Seiya doch war. Mit großen Augen sah sie ihn an und wartete gespannt ab, was er nun als nächstes tun würde.

Mit seinem freien Arm zog Seiya sie näher an sich heran, sodass sich ihre Hüften nun berührten. Bunny wagte es kaum zu atmen und blickte ihn nur weiter an.

„Schätzchen?“, brachte er nun flüsternd heraus.

„Ja?“, hauchte sie und bemerkte ihre Gänsehaut, die sich bei diesem Kosenamen gebildet hatte.

Er gab ihr einen leichten Kuss auf die Lippen. Er war so unglaublich sanft und Bunny schloss automatisch ihre Augen. Wie bei jedem Kuss schien ein Feuerwerk in ihrem Körper auszubrechen. Nachdem Seiya seine Lippen wieder von den ihren gelöst hatte, öffnete sie langsam ihre Augen und blickte direkt in seine.

„Ich liebe Dich.“, flüsterte er dann endlich und strich mit seiner Hand sanft über ihre Wange. Bunnys Herz schlug höher. Er konnte es so oft sagen, wie er wollte, sie würde niemals genug davon bekommen. Und sie liebte es, dass er ihr seine Gefühle stets zeigte. Mamoru war im Vergleich zu ihm so ein Eisblock gewesen. Wenn sie ein „Ich liebe Dich“ von ihm hatte hören wollen, musste sie es ihm geradezu aus der Nase ziehen. Seiya war einfach so anders – so perfekt!

„Ich liebe Dich auch.“, wisperte Bunny und schon legten sich Seiyas Lippen wieder auf ihre, um sie mit einem liebevollen Kuss zu verschließen. Dieses Mal war sie es, die ihre Lippen leicht öffnete, um ihm Einlass zu gewähren und schon trafen sich ihre Zungen zu einem zärtlichen Spiel. Seiya zog sie fest an sich und Bunny ließ sich in seinen Armen komplett fallen. Sie genoss die Nähe des Mannes, den sie so sehr liebte und den sie nach so langer Zeit endlich gefunden hatte. Schon eine Woche waren sie nun ein Paar, aber jeder Kuss kam ihr vor wie der erste und bedeutendste Kuss.
 

Seiya hielt seine große Liebe im Arm und gab ihr einen Kuss, in den er all seine Liebe hineinlegte. Er wollte sie am liebsten nie wieder loslassen. Als er vor mehr als einem Jahr die Erde verlassen hatte, hatte er gedacht, dass er niemals eine Chance bei ihr hätte, sie wohlmöglich nie wieder sehen würde und wenn doch, sie immer in den Armen des anderen Mannes sehen müsste. Die Schmerzen waren unerträglich gewesen.

Immer hatte er an sie denken müssen, es war eine Wohltat und gleichzeitig Folter. Er hatte an all die schönen Momente gedacht, die er mit ihr zusammen erlebt hatte. Er hatte sich daran erinnert, wie er sie das erste Mal am Flughafen gesehen hatte und sie dann tatsächlich beim Dreh im Park wiedergetroffen hatte. Seit diesem Moment hatte er sie einfach nicht vergessen können und nun war er froh, dass er es nicht getan hatte, denn er hätte das Beste verpasst, was ihm je passieren könnte: SIE zu küssen und sie seine Freundin nennen zu können.

Sein Kuss wurde immer leidenschaftlicher und sie erwiderte den Kuss mit derselben Leidenschaft. Alles um ihn herum war vergessen, es zählten nur noch er und sein Schätzchen. Langsam fuhr er mit seiner Hand Bunnys Taille entlang und begann sie zu streicheln, bis er irgendwann zwei Finger unter ihr Shirt schob und ihre weiche, glatte Haut spürte. Ein Schauer lief ihm den Rücken herunter und er merkte, dass es ihn erregte, sie so zu küssen und zu streicheln.

Dennoch wusste er, dass dies nicht der passende Augenblick war, um weiterzugehen. Sie waren noch nicht bereit dafür und außerdem im Haus von Bunnys Eltern. Seiya zog seine Hand zurück und legte nun wieder etwas mehr sanfte Zärtlichkeit in den Kuss, bis er ihn schließlich löste und seiner Freundin in die Augen sah. Mit glasigem Blick schaute auch sie ihn an.
 

Sie war von diesem Kuss so gefesselt gewesen und auch sie hatte ein gewisses Verlangen gespürt. Sie war etwas enttäuscht, als er aufhörte und gleichzeitig war sie auch erleichtert. Sie wollte noch nicht so weit gehen. Sie liebte Seiya über alles, aber sie hatten erst vor einer Woche zueinander gefunden und es war einfach noch zu früh.

Langsam klärte sich ihr Blick und erst jetzt nahm sie Seiyas Blick bewusst wahr. Er hielt sie immer noch fest in seinen Armen und sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Sie lächelte, lehnte sich an ihn und schloss genüsslich ihre Augen. Sie wollte einfach nur seine Nähe genießen. Seiya legte seinen Kopf auf ihren und schloss ebenfalls die Augen.
 

Eine Weile saßen sie so da, bis Bunny sich schließlich leicht bewegte und Seiya seinen Kopf wieder hob.

„Du Seiya?“, fragte sie dann.

„Ja?“

„Wenn Du mit Prinzessin Kakyuu geredet hast und wiederkommst… was wird aus Yaten und Taiki? Werden sie auch wieder auf die Erde kommen?“

Seiya seufzte leicht. „Ich weiß nicht… Ich denke, sie werden vermutlich auf Euphe bleiben. Sie finden es schon nicht gut, dass ich bleiben möchte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie dann auch noch selbst die Prinzessin im Stich lassen wollen. Ich muss ehrlich sagen, dass auch ich mit einem schlechten Gewissen kämpfen muss, aber um bei Dir zu sein, würde ich alles tun.“

„Hmm… es wäre aber sehr schade, wenn Yaten und Taiki nicht mehr wiederkommen würden.“, sagte Bunny nach kurzem Nachdenken. „Sie sind Deine besten Freunde und ihr habt euer ganzes Leben zusammen verbracht und auch uns sind sie sehr ans Herz gewachsen. Ich glaube sogar, dass sie zwei von uns mehr ans Herz gewachsen sind, als sie zugeben wollen.“

Überrascht sah Seiya sie an. „Was meinst Du damit?“ Bunny grinste leicht. Sie war ja oft begriffsstutzig und bekam vieles nicht mit, aber wenn es um die Gefühle ihrer besten Freundinnen ging, dann war auf sie doch Verlass.

„Ist Dir denn nie aufgefallen, wie Minako Yaten anhimmelt? Und wie schüchtern Amy immer in Taikis Anwesenheit ist?“

„Meinst Du…“

„Ja, meine ich!“ Zufrieden sah Bunny sich Seiyas überraschtes Gesicht an.

„Aber ich dachte, Minako himmelt so ziemlich jeden gutaussehenden Jungen an und als wir uns kennenlernten, hatte ich das Gefühl, dass sie sich uns allen an den Hals geworfen hat.“

„Ja, das stimmt schon. Minako ist bei so etwas immer ziemlich stürmisch. Aber damals kannte sie euch ja auch noch nicht wirklich und seitdem sie Yaten näher kennengelernt hat – und besonders seit ihr wieder da seid – hat sich das verändert. Ich sehe doch, dass Minako nur noch Augen für Yaten hat.“

Seiya dachte kurz darüber nach. Schon möglich, dass Bunny in diesem Fall Recht hatte…

„Und für Amy ist diese Schüchternheit doch auch nichts Ungewöhnliches oder?“, fragte er schließlich, als er über das andere erwähnte potenzielle Pärchen nachdachte.

„Auch da hast Du Recht, mein lieber Seiya, aber auch hier muss ich Dir leider sagen, dass es in Taikis Nähe noch etwas anders ist als normalerweise.“ Sie zwinkerte ihm zu. Sie war sich vollkommen sicher, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag.
 

Nachdenklich lehnte sich Seiya etwas zurück und blickte an die Decke. Sollten die beiden Mädchen tatsächlich Gefühle für seine beiden besten Freunde haben? Und hatten diese eventuell sogar auch Gefühle für sie? Der immer abweisende Yaten und der rationale Taiki? Schwer vorstellbar. Er selbst war eigentlich immer der einzige gewesen, der Gefühle offen zeigte. Anderseits hieß das ja nicht, dass die anderen beiden keine Gefühle hatten.

Plötzlich grinste er.

„Tja, wenn das so ist, müssen wir nur noch herausfinden, ob Minakos und Amys Gefühle erwidert werden und dann MÜSSEN Yaten und Taiki einfach wieder mit zurück zur Erde kommen.“

Das Paar lächelte sich verschmitzt an. Wenn das alles nicht von alleine seinen Weg nahm, dann würden sie einfach etwas nachhelfen...
 

Eine Woche blieb ihnen noch…

Nummer 1

Als Seiya an diesem Abend nach Hause kam, fand er nur Taiki zu Hause vor, der sich mit einem Buch auf das Sofa zurückgezogen hatte.

„Wo ist Yaten?“, fragte er ihn. Taiki sah von seinem Buch auf.

„Soweit ich weiß, ist er mit Minako ausgegangen.“, antwortete Taiki auf diese Frage. Seiya staunte nicht schlecht. Gerade noch hatte Bunny ihm von ihrem Verdacht erzählt, dass Minako Gefühle für Yaten hatte, da hörte er auch schon, dass die beiden aus waren. Wenn das kein gutes Zeichen war…

„Und warum sitzt Du so alleine zu Hause rum?“, fragte Seiya dann noch, der es gut gefunden hätte, wenn Taiki auch etwas mit Amy unternommen hätte. Skeptisch sah Taiki seinen Freund an. Was sollte denn diese Frage?

„Was sollte ich denn sonst tun?“, stellte er eine Gegenfrage.

„Du solltest die letzten Tage auf der Erde genießen und etwas unternehmen, ist doch klar!“, gab Seiya als Antwort.

„Und was sollte ich unternehmen?“

Seiya seufzte. „Irgendetwas, was Dir Spaß macht natürlich. Und was Du nur hier so tun kannst. Du hättest zum Beispiel auch etwas mit unseren Freunden von der Erde machen können.“

Immer noch skeptisch sah Taiki ihn an. „Ich alleine mit den anderen Mädchen?“

Seiya setzte ein Grinsen auf. „Du musst es ja nicht mit allen gleichzeitig aufnehmen, aber Du hättest ruhig mit einer etwas unternehmen können. Amy zum Beispiel, sie ist doch auch so eine Intelligenzbestie wie Du!“

Taiki errötete leicht, was Seiya nicht entging. Er grinste in sich hinein. Er hatte voll ins Schwarze getroffen. Anscheinend mochte Taiki sie wirklich. Wenn Bunnys Vermutung über Amys Gefühle nun auch noch zutraf, war ja wohl alles geklärt.

Da Taiki nichts darauf erwiderte, ergriff Seiya wieder das Wort.

„Hey, in der Schule haben sie uns von einem Vortrag erzählt, der morgen im Planetarium stattfinden soll. Amy wollte gerne hingehen, aber von den anderen Mädchen hatte keine Interesse. Du solltest mit ihr dahingehen. Dann unternimmst Du etwas mit einer Freundin von hier, machst etwas, was Du so nur hier machen kannst, und lernst auch noch etwas, worauf Du ja auch so viel Wert legst. Perfekt oder?“

Taiki überlegte kurz. Eigentlich klang das wirklich gut. Und Seiya hatte in jedem Fall Recht, wenn er sagte, dass er die letzten Tage hier noch ausnutzen sollte, um hier etwas zu unternehmen.

„In Ordnung.“, stimmte er schließlich zu. „Ich rufe Amy morgen früh an und frage sie.“ Damit war das Thema für ihn durch und auch Seiya war überaus zufrieden. Um jetzt noch zu telefonieren war es eindeutig zu spät, aber auch er würde morgen früh ganz sicher ein gewisses Mädchen anrufen und ihr von diesem Vorhaben erzählen. Grinsend ging Seiya in sein Zimmer und malte sich eine Zukunft auf der Erde an der Seite seines Schätzchens UND mit seinen besten Freunden aus.
 

Tief sog Minako die Luft ein, die ihre schmerzenden Lungen entlasteten, nachdem sie einen langen, atemberaubenden Kuss mit Yaten ausgetauscht hatte. Auch er atmete schwer. Ihrer beiden Augen waren glasig und ihr Verstand tastete sich nur langsam zurück in ihre Köpfe. Doch bevor er wieder gänzlich da war, presste Yaten seine Lippen schon wieder auf ihre.

Ein weiterer leidenschaftlicher Kuss wurde ausgetauscht. Sie hatten längst aufgehört sich zum Rhythmus der Musik zu bewegen. Sie standen lediglich eng umschlungen auf der Tanzfläche und ließen ihren Gefühlen freien Lauf. Minako konnte es gar nicht fassen, dass es tatsächlich Yaten Kou war, der sie gerade so innig küsste. Er war ein sehr guter Küsser und er ließ ihr Herz schneller schlagen. Eigentlich hatte er das auch schon durch seine pure Anwesenheit geschafft, aber diese Küsse übertrafen einfach alles. Seit Ewigkeiten hatte sie schon davon geträumt.

Immer wieder trafen sich ihre Lippen und ihre Zungen spielten miteinander, tasteten sich vor, zogen sich zurück und trafen sich dann wieder. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Mit niemandem auf der Welt hätte sie gerade tauschen wollen.
 

Auch Yaten war vollkommen überwältigt. Er mochte Minako schon länger. Damals hatte er ihre Entschlossenheit bewundert, mit der sie trotz aller Gefahren Sängerin hatte werden wollen. Zunächst war er zwar wütend geworden, weil er meinte, sie würde ihren Planeten im Stich lassen, doch ihre Worte dazu hatten ihn tief berührt. Ihre Freundschaft zu Bunny und den anderen hatte ihm gezeigt, wie wichtig Freunde waren. Minako hatte sehr stark dazu beigetragen sein Herz zu öffnen, welches zuvor stets so verschlossen gewesen war.

Zudem war sie ein äußerst liebes und attraktives Mädchen. Sie war zwar sehr aufgedreht und damit ganz anders als er, aber irgendwie mochte er sie gerade dafür. Sie ergänzte ihn so gut und hatte ihm schon so oft gezeigt, dass es auch andere Arten gab sein Leben zu leben. Und dann dieses hübsche Gesicht und diese langen, blonden Haare. Von ihrem schlanken Körper, den er gerade sehr nah an sich spüren durfte, ganz zu schweigen.

Eines stand für ihn fest. Sollte sie seine Gefühle tatsächlich erwidern und diese Küsse nicht einfach nur ein Spaß für sie sein, würde er definitiv auf der Erde bleiben. Jetzt wo er ihr endlich so nahe war, konnte er einfach nicht mehr der Erde den Rücken kehren. Es wäre ihm so schon schwer gefallen, aber jetzt wäre es ihm unmöglich. Er konnte Seiya gut verstehen. Hier hatte er so viele schöne Seiten des Lebens kennengelernt sowie ein Mädchen, dem er sein Herz schenken wollte. Niemals wieder würde er auf Euphe gänzlich glücklich werden können.
 

Nachdem Yaten und Minako den Rest des Abends dem jeweils anderen buchstäblich an den Lippen hingen, wurde es nun Zeit um nach Hause zu fahren. Yaten rief den beiden ein Taxi, welches zunächst Minako und dann ihn nach Hause bringen sollte. An der Garderobe holten sie Minakos Jacke ab, welche sie dort abgegeben hatte und begaben sich dann nach draußen, um dort auf das Taxi zu warten. Die Nächte wurden langsam kühler und Minako schlang die Arme um ihren Oberkörper.

„Ist Dir kalt?“, fragte Yaten sie besorgt. Minako war gerührt von seiner fürsorglichen Art, die sie sonst gar nicht so von ihm kannte.

„Ja, etwas.“, antwortete sie ihm ehrlich. Yaten zögerte etwas und Minako meinte, einen leichten Rotschimmer um seine Nase erkennen zu können. Schließlich traute er sich doch und legte den Arm um sie. Er zog sie etwas näher zu sich und spendete ihr so etwas Wärme. Auch Minako wurde rot, doch genoss sie die Nähe zu Yaten und kuschelte sich sogleich etwas an ihn.

Yaten freute sich, dass sie seine Geste so gut annahm und sich nun sogar an ihn lehnte. Noch immer stand nicht fest, dass dies nicht nur eine Laune ihrerseits gewesen war, weil sie gerade in Feierstimmung war und etwas getrunken hatte. Trotzdem sah er das als gutes Zeichen. Er musste unbedingt wissen, wie sie zu ihm stand.

Noch während er sich Gedanken darüber er machen, wie er es möglichst unauffällig herausfinden sollte, kam das Taxi. Beinahe schon enttäuscht ließ er sie los und beide stiegen in das Taxi. Minako nannte ihre Adresse und das Taxi fuhr los.

Immer noch hing Yaten seinen Gedanken nach. Hier im Taxi war gewiss nicht der richtige Ort, um sie darauf anzusprechen. Den Taxifahrer ging das Ganze ja auch gar nichts an. Er wurde plötzlich aus seinen Gedanken gerissen, als er spürte, dass Minako seine Hand ergriff. Überrascht sah er sie an. Sie lächelte liebevoll und in dem Moment schien ein Schwarm Schmetterlinge in seinem Bauch loszuflattern. Sie drückte kurz seine Hand, was ihn dazu brachte ihr Lächeln endlich zu erwidern. Auch er drückte ihre Hand.

Händchenhaltend legten sie den Rest der Taxifahrt zurück. Als sie bei Minakos Haus angekommen waren, bat Yaten den Taxifahrer kurz zu warten. Er stieg zusammen mit dem Mädchen aus und begleitete sie noch zu ihrer Haustür. Dort angekommen drehte sie sich zu ihm um und sah ihn erwartungsvoll an. Er sah ihn ihre großen Augen und beugte sich dann zu ihr, um ihr einen weiteren Kuss zu geben.

Dieser Kuss war anders als die anderen, die sie an diesem Abend ausgetauscht hatten. Waren sie in der Disco noch von purer Leidenschaft geleitet, war dieser Kuss sehr zärtlich und sanft. Minako schmolz förmlich dahin und auch Yaten genoss diesen Kuss sogar noch mehr als die bereits ausgetauschten.

Nach einem endlosen Moment lösten die beiden sich wieder voneinander. Minako sah ihn wieder an. Sie nahm all ihren Mut zusammen.

„Können wir uns morgen wiedersehen?“, fragte sie hoffnungsvoll. Auch sie plagte immer noch die Angst, dass er das alles nur als Spaß gesehen hatte.

Yaten fiel ein Stein vom Herzen. „Ich würde Dich sehr gern morgen wiedersehen.“, antwortete er schließlich mit einem Lächeln, welches sofort von Minako erwidert wurde. Sofort trafen sich ihre Lippen zu einem weiteren Kuss, bevor sie sich eine gute Nacht wünschten und Minako im Haus verschwand.
 

Einige Minuten später traf auch Yaten zu Hause ein. Er begegnete Seiya, der sich gerade schlaftrunken aus der Küche ein Glas Wasser geholt hatte. Als er jedoch Yaten erblickte, wurde er plötzlich hellwach. Er bemerkte Yatens seligen Gesichtsausdruck.

„Was grinst Du so?“, fragte er seinen Freund. Yaten grinste ihn an. Es war zwar sonst nicht seine Art, aber gerade war er einfach zu glücklich, um seine Gefühle zu verheimlichen.

„Ich glaube, ich habe eine Freundin.“, sagte er nur und verschwand dann im Bad.

Auch Seiya musste jetzt ein Grinsen aufsetzen. *Soso…*, dachte er sich. *Pärchen Nummer 1 hätte also zusammengefunden.*

Sehr zufrieden begab er sich wieder ins Bett. Er freute sich schon darauf morgen Bunny davon zu erzählen.

Telefonate

Am nächsten Morgen rief Seiya direkt bei Bunny an, als er meinte, dass es nicht mehr zu früh für sie sei. Bunnys kleiner Bruder meldete sich am Apparat. Wie immer war er sehr begeistert, als er mit Seiya sprach und wollte den Hörer beinahe nicht mehr aus der Hand geben. Nach einiger Überzeugungsarbeit erklärte er sich dann dennoch bereit, seine Schwester zu holen.

„BUNNY?“, rief er lauthals, während er die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufstieg.

Diese schlief noch tief und fest. Sie lag auf dem Rücken, die Arme und Beine weit von sich gestreckt, die Decke nur halb auf sich liegend. Sie hatte Shingos Weckruf nicht gehört.

„BUNNY!“, rief er wieder und öffnete unsanft die Tür. „Bunny, Telefon!“, schrie er, obwohl er nur noch wenige Meter von ihr entfernt war.

Murrend wachte Bunny auf.

„Bunny, jetzt steh endlich auf, Du alte Schlafmütze!“, versuchte Shingo es weiter. Schon hatte er ein Kissen im Gesicht. Bunny drehte auf dem Bett um und wollte weiterschlafen. Shingo reichte es langsam. Mit aller Kraft schleuderte er das Kissen zurück auf ihr Bett.

„Dann geh halt nicht ans Telefon!“, schrie er sie an. „Dann werde ich Seiya eben sagen, dass die doofe Bunny es nicht für nötig hält aufzustehen, wenn er anruft.“

Sofort sprang Bunny auf. „Untersteh Dich!!“, drohte sie ihm mit geballter Faust und bewegte sich nun zum Telefon, wobei sie jedoch merkte, dass sie immer noch hundemüde war.
 

„Seiya?“, fragte sie gähnend in den Hörer.

„Guten Morgen, Schätzchen.“, begrüßte er seine Freundin, die sein verschmitztes Grinsen schon beinahe hören konnte. Auf jeden Fall sah sie es vor ihrem inneren Auge.

„Warum bist Du so früh am Morgen schon wach?“, fragte sie leicht quengelnd. Seiya lachte.

„Es ist gleich halb 11, es ist gar nicht mehr so früh am Morgen.“

„Ansichtssache.“, antwortete sie schnippisch.

„Ich habe Neuigkeiten bezüglich unserer Kupplungsaktion.“, rückte er nun mit dem Grund seines Anrufs raus, in der Hoffnung sie damit zu besänftigen. Tatsächlich wurde Bunny schlagartig hellhörig.

„Was denn?“, fragte sie neugierig.

„Also…“, begann Seiya verschwörerisch. „Minako und Yaten waren gestern zusammen weg. Yaten kam erst mitten in der Nacht nach Hause. Ich habe mir grad ein Glas Wasser geholt und deshalb mitbekommen, dass er nach Hause kam. Und rate mal was er zu mir sagte…“ Er machte eine kleine theatralische Pause. Bunny hielt den Atem an. „Er sagte: „Ich glaube, ich habe eine Freundin.““

Bunny quietschte in den Hörer.

„Ist das Dein Ernst??“ Sie konnte es kaum glauben.

„Natürlich ist das mein Ernst.“, kommentierte Seiya diese Frage. Als ob er sich so etwas ausdenken würde.

„Das ist ja großartig! Und sie haben es sogar von ganz alleine geschafft. Ich muss unbedingt mit Minako reden. Aaaaah, es ist so toll. Wie die beiden wohl zusammen gefunden haben? Ich muss ALLES wissen. Jetzt müssen Amy und Taiki es auch noch hinbekommen und dann bleibt ihr alle für immer und ewig hier.“ Bunny kriegte sich gar nicht mehr ein.

„Bei Amy und Taiki wird es sicher schwieriger.“, unterbrach Seiya ihren Redefluss. „Aber auch da sind die ersten Schritte getan.“

„Was meinst Du damit?“, fragte Bunny atemlos.

„Ich habe dafür gesorgt, dass Taiki sie fragt, ob sie zusammen zu dem Vortrag im Planetarium gehen wollen, den Amy sich so gerne ansehen wollte.“ Der Stolz war Seiya deutlich anzuhören.

„Das hast Du großartig gemacht.“, lobte Bunny ihren Freund. „Hoffentlich findet Pärchen Nummer 2 auch bald zusammen. Dann könnt ihr alle hier bleiben und wir werden nie wieder getrennt.“ Bunny geriet ins Schwärmen, was Seiya schmunzeln ließ.

„Noch ist es nicht so weit.“, ermahnte Seiya sie. Plötzlich konnte sie noch eine Stimme im Hintergrund hören.

„Warte kurz, ja?“, sagte Seiya zu ihr. Es dauerte nicht lang, da meldete er sich wieder.

„Du Schätzchen, Taiki möchte gerne telefonieren. Du weißt schon…“ Bunny musste grinsen. „Ich würde gerne nachher bei Dir vorbeikommen, ja?“

„In Ordnung. Dann sehen wir uns später.“, antwortete sie ihm. „Ich liebe Dich!“

„Ich Dich auch.“, erwiderte Seiya warm und verabschiedete sich von seiner Freundin, bevor er schließlich auflegte und Taiki das Telefon benutzen konnte.
 

Amy saß an ihrem Schreibtisch und lernte. Wenn ihre Freundinnen sie jetzt sehen würden, würden sie sie für verrückt erklären. Es war Sonntagvormittag und sie hatte nichts anderes zu tun als ihre dicken Bücher zu wälzen. Doch für sie war es vollkommen normal. Sie lernte viel in ihrer Freizeit und es machte ihr nichts aus.

Als das Telefon klingelte, erhob sie sich.

„Amy Mizuno.“, meldete sie sich.

„Hallo Amy? Hier ist Taiki.“, hörte sie eine bekannte Stimme am anderen Ende der Leitung. Ihr Herz schlug etwas schneller. Warum rief er denn bei ihr an?

„Oh… hallo Taiki.“ Sie strengte sich sehr an, sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.

„Ich habe gehört, dass es heute einen Vortrag im Planetarium gibt und wollte Dich fragen, ob Du mit mir dahingehen möchtest.“, kam Taiki dann gleich auf den Punkt, obwohl auch er etwas nervös war.

Amy brauchte einen Moment, um das zu verarbeiten. Taiki hatte sie tatsächlich gefragt, ob sie zwei heute etwas unternehmen wollten. Zugegebenermaßen war so ein Vortrag nicht gerade ein romantisches Candlelight-Dinner, aber das war ihr egal.

„Ich würde sehr gerne mit Dir hingehen.“, antwortete sie ihm schließlich. Sie freute sich sehr über diese Einladung.

„Schön, ich könnte Dich um 18 Uhr zu Hause abholen… Oder willst Du Dich lieber dort mit mir treffen?“

Amy zögerte. Sie wollte natürlich lieber, dass er sie zu Hause abholte. Aber konnte sie das auch so sagen?

Seiya, der das Ganze mitgehört hatte, klatsche seine Hand an die Stirn. Wie konnte er nur so eine blöde Frage stellen? Amy war nicht der Typ, der zugab, dass sie lieber zu Hause abgeholt würde.

Amy hörte ein kleines Gerangel am anderen Ende der Leitung und wunderte sich, was denn da los war. Plötzlich hörte sie Seiyas Stimme.

„Amy? Hier ist Seiya. Er holt Dich um 18 Uhr zu Hause ab.“ Sie musste ein Kichern unterdrücken. Im Hintergrund hörte sie noch immer Taiki protestieren, dem es offensichtlich nicht gefiel, dass ihm der Hörer so aus der Hand genommen worden ist.

„In Ordnung.“, antwortete sie ihm. Sie verabschiedeten sich voneinander und ein Lächeln legte sich auf Amys Lippen. Sie war Seiya sehr dankbar, dass er die Zügel in die Hand genommen hatte. Er hatte wohl gewusst, dass sie lieber abgeholt werden würde, sich aber nicht trauen würde, Taiki dies auch zu sagen. Sie freute sich sehr auf den gemeinsamen Abend mit Taiki und konnte es kaum erwarten.
 

„Was sollte das denn?“, fragte Taiki immer noch zornig, nachdem Seiya aufgelegt hatte.

„Du kannst doch ein Mädchen wie Amy nicht fragen, ob Du sie abholen sollst oder ihr euch dort treffen wollt. Sie würde doch niemals zugeben, dass sie lieber abgeholt werden würde.“

Verdutzt sah Taiki ihn an. Es passierte selten, aber ihm fehlten die Worte.

„Hä?“, fragte er etwas unelegant. Seiya seufzte.

„Amy ist anders als die meisten Mädchen.“, fing er an zu erklären. Das war Taiki nichts Neues, sie war tatsächlich anders. Seiya fuhr fort. „Sie würde es niemals zugeben, aber auch sie freut sich über männliches Interesse an ihrer Person, so lange es ernst gemeint ist und kein dummes Macho-Gehabe ist.“

Taiki unterbrach ihn. „Worauf willst Du hinaus?“

„Ich meine doch nur, dass man sich Amy gegenüber wie ein Gentleman verhalten sollte und ein echter Gentleman holt eine Dame eben von zu Hause ab, kapiert?“

Taiki dachte darüber nach. Da hatte Seiya sicher gar nicht mal so Unrecht, aber wieso interessierte es ihn, wie Taiki sich Amy gegenüber verhielt? Skeptisch sah er seinen Freund an.

„Was hast Du vor?“, fragte er schließlich mit misstrauischer Stimme.

Abwehrend hob Seiya seine Hände. „Was sollte ich denn vorhaben? Ich möchte doch nur, dass ihr einen netten Abend verbringt.“

Immer noch misstrauisch sah Taiki ihn an, sagte jedoch nichts mehr. Da steckte mit Sicherheit etwas dahinter. Was das sein könnte, wusste er allerdings nicht.

Ein Verdacht und eine Liebe

Nach dem Telefonat war Bunny wieder zurück ins Bett gegangen. Zwar war sie durch Seiyas Neuigkeiten munter geworden, doch hielt das nicht lange an. Sie hatte sich gerade wieder in ihr Bett gekuschelt und mit einem Lächeln an ihren Freund gedacht, da sprang eine schwarze Katze auf ihr Bett.

„Luna!“, rief Bunny aus.

„Schläfst Du etwa noch?“, fragte die Katze ihre Freundin missbilligend. Sofort setzte Bunny einen beleidigten Blick auf.

„Begrüßt man so etwa seine zukünftige Königin?“ Luna verdrehte die Augen. Ja, wenn Bunny sich wenigstens mal so wie eine zukünftige Königin verhalten würde…

„Wo warst Du eigentlich schon wieder?“, fragte Bunny, als Luna keine Antwort gab.

„Es gehen merkwürdige Dinge in der Stadt vor.“, beantwortete sie diese Frage.

„Merkwürdige Dinge? Was meinst Du?“

„Ich spüre eine dunkle Aura, konnte aber bisher noch nichts entdecken.“, seufzte Luna. Sie konnte es absolut nicht leiden, wenn sie nicht wusste, was los war. Doch war sie sich sicher, dass irgendetwas auf sie zukommen würde. „Hast Du mal einen Blick in die Zeitung geworfen?“

Bunny setzte ein fragendes Gesicht auf. „Nein… äh… warum?“ Luna seufzte. War ja klar, dass Bunny keine Zeitung las.

„In letzter Zeit sind viele Menschen ins Krankenhaus eingeliefert worden, weil sie bewusstlos aufgefunden worden sind. Am Anfang waren es nur wenige, aber es werden immer mehr.“

Bunny dachte darüber nach. „Vielleicht geht ja einfach irgendein Virus rum?“, schlug sie vor.

Zweifelnd sah Luna sie an. „Ich weiß ja nicht…“

„Mach Dir nicht so viele Gedanken, Luna. Da wird schon nichts sein.“

„Ich hoffe, Du hast Recht.“ Doch eigentlich glaubte Luna nicht daran.
 

Minako, die nach der langen Nacht auch noch im Bett lag, erwachte langsam. Sofort kamen die Erinnerungen an den Abend mit Yaten zurück. Sie musste unwillkürlich lächeln. Sie hatten sich tatsächlich geküsst und sie würden sich heute wiedersehen. Etwas übermütig krallte Minako sich ihr Kissen und fing an zu kichern. Doch hatte sie dabei nicht nur ihr Kissen sondern auch Artemis erwischt, der sich nur eine halbe Stunde zuvor ruhig neben sie gelegt hatte.

„Aaaaaaaaaaaaaaaahhh!“, schrie er auf, als er von Minako durchgeschüttelt wurde.

„Huch. Artemis!“, erschrak auch Minako. Sie ließ von dem Kater ab, der sich mit leichtem Drehwurm wieder aufs Bett setzte.

„Entschuldige…“, richtete sie das Wort an ihn, konnte sich ein leichtes Grinsen jedoch nicht verkneifen.

„Schön, dass es Dir so gut geht.“, entgegnete er leicht spöttisch.

„Wo warst Du nur so lange, Artemis?“ Minako ignorierte diesen Unterton und wollte lieber wissen, was Artemis in letzter Zeit so getrieben hatte.

„Luna und ich waren unterwegs. Wir glauben, dass hier irgendetwas vor sich geht.“

Minako sah ihn erstaunt an. Artemis erzählte ihr nun, was er und Luna für einen Verdacht hatten, so wie Luna es auch schon Bunny erzählt hatte.

„Ich hoffe, dass ihr euch irrt.“, sagte Minako, nachdem der Kater fertig erzählt hatte. Sie wollte nicht schon wieder kämpfen. Gerade war ihr Leben so schön. Friedlich und glücklich. Sie und Yaten hatten endlich zusammengefunden. Sie wollte nicht, dass der Frieden gestört würde.
 

Auf Lunas Wunsch hin hatte Bunny ihre Freundinnen zusammengetrommelt. Wie immer trafen sie sich bei Rei im Tempel. Die beiden Katzen waren auch anwesend und erzählten nun zum wiederholten Male, womit sie in letzter Zeit beschäftigt waren und was ihr Verdacht war.

Amy hatte eine nachdenkliche Miene aufgesetzt. „Ihr meint also, dass diese Fälle etwas mit einer neuen Gefahr zu tun haben?“

Luna nickte. „Ja, das glauben wir. Aber… bestätigen konnten wir es bisher nicht. Leider.“

„Könnte es nicht sein, dass es sich nur um einen Virus handelt?“, kam die Frage nun von Makoto.

Amy ergriff das Wort. „Soweit ich weiß, rätseln die Ärzte über die Ursache dieser ganzen Ohnmachtsanfälle. Ein Virus konnte bisher nicht festgestellt werden und auch sonst gab es keinerlei Anzeichen für irgendeinen Erreger.“

„Hmm…“ Auch Rei hatte ein nachdenkliches Gesicht aufgesetzt. „Ich befürchte, dass wir im Moment nicht viel tun können. Wir können nur Augen und Ohren offen halten.“

„Rei hat Rech.“, mischte sich nun Luna wieder ein. „Artemis und ich werden uns auch wieder auf die Suche machen. Wenn wir irgendetwas herausfinden, sagen wir euch Bescheid.“
 

Rei erhob sich. „Ich werde meine Gebete machen und das Feuer befragen. Vielleicht bekomme ich so irgendetwas heraus.“

Auch Amy stand auf. „Ich muss unbedingt noch nach Hause und lernen.“, sagte sie mit einer entschuldigenden Miene. Makoto, Bunny und Minako verdrehten die Augen, was Amy leicht erröten ließ. Dennoch verabschiedete sie sich und machte sich auf den Heimweg.

Auch die anderen drei Mädchen ließen Rei nun alleine, damit sie ungestört war. Sie gingen gemeinsam ein Stück und rätselten noch etwas über die ganze Geschichte. Nachdem Makoto sie an einer Kreuzung verlassen hatte, setzte Bunny ein breites Grinsen auf und sah Minako sowohl wissend als auch herausfordernd an.

„Naaaaaaaaaaa?“, fragte sie in einem langgezogenen Ton. Minako sah sie skeptisch an.

„Was ist?“

Bunny grinste noch breiter. „Du kannst nichts vor mir verheimlichen!“

Minako errötete leicht. „Was meinst Du?“, fragte sie dennoch.

„Was ist gestern zwischen Dir und Yaten passiert?“, fragte sie mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck. Mianko riss die Augen auf und wurde knallrot.

„Woher…?“, setzte sie an, doch Bunny winkte ab.

„Ich weiß einfach alles.“, antwortete sie übermütig auf die unvollständige Frage ihrer Freundin.

Nun konnte Minako einfach nicht mehr an sich halten. Es war so schwierig ihren Freundinnen nicht davon zu erzählen, wo sie doch so glücklich war. Doch hatte sie immer noch Angst, dass das Ganze nicht so ernst für ihn war, wie es für sie war. Oder dass er in einer Woche nach Euphe zurückgehen würde und dann nicht mehr wiederkäme. Deshalb hatte sie eigentlich nichts erzählen wollen. Aber wo Bunny nun doch schon davon zu wissen schien…

„Er ist so toll.“ Sie fing an zu schwärmen. „Wir waren zusammen tanzen und dann haben wir uns geküsst.“ Ihre Augen glitzerten und Bunny hörte ihrer Freundin zufrieden zu. „Den ganzen Abend konnten wir nicht mehr voneinander lassen. Oh Bunny, er kann so gut küssen und es ist so unglaublich, ihm so nahe zu sein. Als wir gegangen sind, hat er mir seinen Arm um die Schulter gelegt, weil mir kalt war und wir haben gekuschelt. Er hat mich dann aus dem Taxi noch bis vor die Haustür begleitet und mir einen unglaublich sanften Gute-Nacht-Kuss gegeben.“

Ihre Wangen waren stark gerötet und ihr Blick war glasig bei der Erinnerung daran. „Und wir wollen uns heute wiedersehen.“

Bunny machte einen Hüpfer und umarmte Minako dann.

„Ich freu mich so für euch!“, rief sie lachend aus und Minako stimmte ein. Auch sie freute sich sehr. Nach diesem Freudenausbruch wurde sie allerdings etwas ruhiger.

„Du Bunny?“, setzte sie schließlich an.

„Ja?“

„Glaubst Du, dass er hierbleiben wird?“ Sie hatte wirklich Angst.

Bunny lächelte sie sanft an. „Da bin ich mir ganz sicher. Er wird hierbleiben, genauso wie Seiya.“ Bei dem Gedanken an ihn wurde ihr gleich wieder warm ums Herz, doch ging es gerade nicht um sie.

Dankbar erwiderte Minako ihr Lächeln.
 

Nervös saß Minako auf einer Bank im großen Stadtpark. Sie spielte mit ihren Haaren und sah sich immer wieder aufgeregt um. Yaten hatte sie angerufen, kurz nachdem sie wieder zu Hause gewesen war. Sie hatten abgemacht sich hier zu treffen.

Endlich konnte sie ihn erblicken, wie er auf sie zukam. Ihr Herz klopfte wie wild und ihr war beinahe schon schlecht, so verrückt spielte ihr Magen bei seinem Anblick. Sie stand auf, als er näher kam.

Auch er war nervös, doch das war ihm nicht anzusehen. Wie immer überspielte er seine Gefühle einfach durch sein lässiges Auftreten. So war es viel einfacher. Doch hing für ihn viel von diesem heutigen Treffen ab. Er wollte wissen, wie sie über sie beide dachte. Er würde ihr sagen, dass er auf der Erde bleiben würde, wenn sie ihn zum Freund haben wollte.

Endlich stand er vor ihr. Etwas unsicher lächelte Minako ihn an. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Als sie sich das letzte Mal gesehen hatte, hatten sie sich noch geküsst. Doch kam es ihr komisch vor, ihn jetzt einfach so zu küssen. Sie ließ es lieber.

Yaten streckte ihr einen Blumenstrauß hin. Er errötete leicht. „Der ist für Dich.“ Allein diese Geste zauberte Minako ein Lächeln aufs Gesicht.

„Vielen Dank.“ Sie nahm den Strauß entgegen. Sie wusste gar nicht wohin damit und hielt ihn etwas unsicher in den Händen.

*Oh nein.*, dachte Yaten sich. Das hatte er wohl nicht gut durchdacht. Natürlich konnte Minako ihn nicht einfach irgendwohin stecken. Warum hatte er sie nicht von zu Hause abgeholt? Dann hätte sie die Blumen in eine Vase stellen können und danach hätten sie gemeinsam weggehen können. Aber nein, er musste ja ein Treffen im Stadtpark vorschlagen und ihr dann Blumen mitbringen.

An Yatens Gesichtsausdruck konnte Minako schon ablesen, dass auch er sich über die Unterbringung der Blumen Gedanken machte.

„Ähm. Wollen wir vielleicht kurz bei mir zu Hause vorbeigehen, dass ich die Blumen in eine Vase stellen kann?“, fragte sie deshalb. „Es sind nur 10 Minuten von hier.“

Erleichtert stimmte Yaten zu. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg.

„Du Yaten?“, Minako fasste sich ein Herz.

„Ja?“ Er sah sie aufmerksam an.

„Ich also…“ Sie wurde rot. „Was gestern passiert ist…“

Auch Yaten errötete und wurde nervös. Würde sie ihm jetzt sagen, dass es am Alkohol und ihrer Laune gelegen hatte?

„Also was mich betrifft… Das war ernst gemeint.“ Abrupt blieb Yaten stehen und sie tat es ihm gleich. Sie hatte stark gerötete Wangen und als sie sich endlich traute in Yatens Gesicht zu sehen, sah sie Erstaunen in seinem Gesicht. Aber noch etwas anderes… Erleichterung?

„Minako…“, flüsterte er. Er überbrückte den nicht allzu großen Abstand zwischen ihnen und gab ihr einen Kuss, der für sie sehr überraschend kam. Dennoch machte ihr Herz einen Hüpfer. Hieß das…?

„Ich habe es auch ernst gemeint.“, sagte er sanft und versiegelte ihre Lippen dann wieder mit einem Kuss.

Minako war überglücklich. Sie hatten tatsächlich zueinander gefunden.

Die letzte Woche

Am Abend klingelte bei Bunny das Telefon. Sie und Seiya saßen gerade zusammen in ihrem Zimmer und machten Hausaufgaben. Bunny war zwar nicht begeistert davon gewesen, doch hatten sie ihre Aufgaben noch nicht erledigt und Seiya konnte sie schließlich dazu überreden, dass sie sie gemeinsam machten. Immerhin konnten sie trotzdem Zeit miteinander verbringen. Und er schaffte es sogar, ihr das eine oder andere zu erklären.

Ikuko rief ihre Tochter, die sich bei ihrem Freund entschuldigte und ans Telefon ging.

„Hallo?“, fragte sie in den Hörer.

„Hallo Bunny. Hier ist Minako.“

„Hallo Minako!“ Bunny freute sich, dass sie anrief. Sie wollte unbedingt wissen, wie ihr Treffen mit Yaten verlaufen war.

„Du hattest Recht.“, sagte sie nur und Bunny konnte die Freude in der Stimme ihrer Freundin hören. „Er wird wiederkommen und dann bei mir bleiben.“

Bunny strahlte. „Ich wusste es! Ihr seid jetzt also richtig zusammen?“, hakte sie vorsichtshalber noch nach.

„Ja. Ich habe ihm gesagt, dass ich es ernst meinte mit den Küssen und er sagte, er habe es auch ernst gemeint und hat mich wieder geküsst. Es war toll! Er hat mir Blumen mitgebracht und wir haben den ganzen Tag zusammen verbracht. Ich konnte mich sogar richtig gut mit ihm unterhalten, obwohl er sonst doch eher so abweisend war.“

Bunny freute sich wirklich sehr für ihre Freundin. Nachdem sie ihr ihre Glückwünsche ausgerichtet hatte, ging sie wieder in ihr Zimmer zurück und grinste ihren Freund an.

„Was ist denn?“, fragte dieser neugierig.

„Das war gerade Minako. Anscheinend sind sie und Yaten jetzt wirklich zusammen und er hat ihr gesagt, dass er auch auf der Erde bleiben möchte.“

Auch Seiya setzte nun ein Grinsen auf. Zumindest einer seiner besten Freunde würde also auch hier bleiben.
 

Taiki klingelte derweil an Amys Haustür. Sie war schon vor über einer Stunde fertig gewesen, weil sie es gar nicht mehr erwarten konnte. Ihr Herz machte einen Hüpfer, als sie die Klingel hörte. Hektisch warf sie noch mal einen Blick in den Spiegel. Sie lief zur Haustür und öffnete sie. Vor ihr stand Taiki in seinem beigen Anzug und dem fliederfarbenen Hemd.

„Guten Abend, Taiki.“, begrüßte sie ihn lächelnd.

„Hallo Amy.“, erwiderte er ihren Gruß. „Bist Du soweit?“

„Ja, ich ziehe mir noch schnell meine Schuhe an.“ Sie schlüpfte in ihre schwarzen Schuhe und wandte sich dann wieder Taiki zu.

„Gehen wir.“, beschloss er.

Er hatte überlegt ein Taxi zu nehmen, doch fand er einen kleinen Spaziergang zusammen mit Amy an diesem schönen Abend zu verlockend. Das Planetarium war auch gar nicht so weit.

„Hast Du von den ganzen Menschen gehört, die bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert worden sind?“, fragte er sie schließlich. Ihn interessierte ihre Meinung dazu. Die Ärzte schienen ja eher ratlos zu sein.

„Ja.“, sagte Amy „Schrecklich oder?“

Er stimmte ihr zu. „Was glaubst Du, was da los ist?“

Amy überlegte kurz. „Ich weiß es nicht. Luna und Artemis befürchten, dass vielleicht ein neuer Feind dahinter steckt.“

Erstaunt sah Taiki sie an. An diese Möglichkeit hatte er noch gar nicht gedacht. Viel zu friedlich erschien ihm die Erde dieser Tage. Bei ihrem letzten Aufenthalt hatten sie die Gefahr immer gespürt und waren immer rechtzeitig am Tatort gewesen.

„Und was sagst Du dazu?“

„Ich bin mir nicht sicher. Ich habe bisher nichts von einer neuen Gefahr gespürt und auch die anderen schienen sehr überrascht von diesem Verdacht. Andererseits… wer weiß, womit wir es dieses Mal zu tun haben könnten.“

Das stimmte Taiki nachdenklich. Wurde die Erde tatsächlich wieder angegriffen? Er wollte nicht, dass seine Freunde und dieser Planet wieder in Gefahr gerieten. Doch bald würde er weg sein. Vielleicht würde er wiederkommen, um seinen Freunden beizustehen. Ja, vielleicht…

Als sie das Planetarium erreichten, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Es brachte beide auf andere Gedanken. Der Vortrag interessierte beide sehr und an der hinterher stattfindenden Diskussionsrunde nahmen sie beide aktiv teil. Auch auf dem Heimweg diskutierten sie noch weiter. Beide genossen die Anwesenheit des anderen. Selten fanden sie jemanden, mit dem sie sich so gut unterhalten konnten. Umso bedauerlicher war es, dass Taiki bald weg sein würde. Unterbewusst sträubte er sich etwas davor, doch sein Verstand befahl es ihm, auf seinen Planeten zurückzukehren.
 

„Ichi, ni, san, shi, go, roku, shichi, hachi, ku, ju!” Konzentriert saß Rei vor ihrer Gebetsstätte im Tempel und sah in das lodernde Feuer. Sie versuchte etwas über eine potentielle neue Gefahr herauszufinden.

Schweißperlen liefen über ihre Stirn. Ihre Augen huschten hin und her. Jede einzelne Form, jede Bewegung des Feuers nahm sie in sich auf. Wenn es ihr auch nur den kleinsten Hinweis geben würde, würde es ihr nicht entgehen. Atemlos und erschöpft sank sie schließlich sachte in sich zusammen. Sie rang nach Atem. Es hatte sie sehr angestrengt, mehr als sonst. Sie wusste nicht wieso. Sehr aufschlussreich war das Ganze auch nicht gewesen.

Unzufrieden gab sie auf. Sie würde eine Dusche benötigen, denn ihr Haori klebte an ihrer schweißnassen Haut.
 

Am nächsten Tag nach der Schule trafen sich die Mädchen wieder. Rei erzählte von ihrem gestrigen Gebet.

„Ich weiß nicht, was mit mir los war. Noch nie habe ich eine solche Anstrengung gespürt. Als ich schließlich aufgegeben habe, war ich schweißgebadet und völlig erschöpft.“

„Vielleicht versucht jemand zu verhindern, dass wir irgendetwas herausbekommen.“, mutmaßte Amy.

„Hast Du denn irgendetwas erkennen können?“, fragte Minako.

Zögerlich schüttelte Rei den Kopf. „Alles war irgendwie verschwommen und unklar. Irgendwie wirr, keine klaren Formen. Ich habe irgendwelche Bälle oder Kugeln gesehen, aber ich kann mir beim besten Willen keinen Reim darauf machen.“

Die Mädchen grübelten über die Bedeutung dessen, kamen jedoch zu keinem Ergebnis. Leicht geknickt durch diesen Misserfolg trennten sie sich wieder, wobei jeder für sich noch weiter darüber nachdachte.
 

Da dies die letzte Woche vor Abreise der Star Lights war, wollten Bunny und Seiya sowie auch Minako und Yaten noch möglichst viel Zeit zusammen verbringen. Auch Taiki und Amy trafen sich ab und zu, doch schienen sie dabei nicht weiter voranzukommen.

Hand in Hand schlenderten Bunny und Seiya durch die Stadt. Es war ein schöner Tag, auch wenn es langsam kälter wurde. Sie beschlossen ins Gamecenter zu gehen und den Tag mit stupiden, jedoch sehr spaßigen Videospielen zu verbringen.

„Hallo Motoki!“, rief Bunny ihrem langjährigen Bekannten zu, der nach wie vor hier arbeitete, um sich sein Studium zu finanzieren. Sie hatten sich schon länger nicht gesehen, doch wusste er über Bunnys und Mamorus Trennung Bescheid, da er mit ihm gut befreundet war.

„Oh, hallo Bunny.“ Er lächelte ihr entgegen. „Lange nicht gesehen. Wie geht’s Dir denn?“

„Bestens!“, strahlte sie ihn an. Sie zog Seiya neben sich, der sich eher im Hintergrund gehalten hatte. „Das ist Seiya, mein Freund.“

„Hallo!“, begrüßte dieser den Studenten mit einem schiefen Grinsen.

Motokis Augen weiteten sich leicht, als er den Mann an Bunnys Seite als den Popstar Seiya Kou erkannte.

„Hallo.“, erwiderte er Seiyas Gruß. „Ich weiß natürlich, wer Du bist. Ich bin Motoki.“, stellte er sich dann vor.

„Freut mich.“, entgegnete Seiya, der seinem Gegenüber die Hand entgegenstreckte, welche auch sofort ergriffen wurde.

Zufrieden sah Bunny das mit an, bevor sie Seiya dann ungeduldig mit sich zog. „Komm, wir fahren ein Rennen.“

Grinsend folgte er ihr. „Wenn Du dich traust gegen mich anzutreten.“ Er grinste sie selbstsicher an.

„Na warte!“, rief sie entschlossen aus und setzte sich schon hinter den ersten Lenker. Auch Seiya setzte sich und sie fingen an zu spielen. Seiya schlug seine Freundin vernichtend.
 

Plötzlich klatschte jemand neben ihm. Er drehte sich zu dem Geräusch. *Oh nein.*, dachte er sich. Neben ihm stand dieses Mädchen, das sich selbst als sein größter Fan bezeichnet hatte und ihm hinterhältig einen Kuss hatte stehlen wollen.

Für seinen Geschmack viel zu nahe beugte sie sich zu ihm und sah ihn schmachtend an. „Du bist einfach unschlagbar.“ Ihre Hände legten sich an seinen Arm und Seiya versuchte so weit wie möglich wegzurücken.

Bunny hatte das Mädchen inzwischen auch entdeckt.

„DU!!“, schrie sie und sprang von ihrem Sitz auf. „Was fällt Dir eigentlich ein meinen Seiya zu betatschen?“

„DEINEN Seiya?“, lachte sie verächtlich. „Davon träumst Du.“

Bunny zitterte vor Wut. Seiya sprang auf und hob abwehrend die Hände. Er trat rüber zu Bunny und wollte sie beruhigen.

„Reg Dich nicht auf, Schätzchen. Es gibt immer ein paar total durchgeknallte Fans.“ Doch so einfach ließ sie sich nicht beruhigen. Bei ihrem letzten Zusammentreffen hatte dieses Mädchen sie auf offener Straße angegriffen.

Der Fan hatte nun ihre Hände in die Hüften gestemmt. „Ein total durchgeknallter Fan, ja?“ Ihre Augen funkelten bedrohlich.

Schützend stellte Seiya sich vor seine Freundin und richtete das Wort an das fremde Mädchen.

„Hör zu. Ich bin sehr geschmeichelt, dass Du Dich als mein Fan bezeichnest, aber ich kenne Dich nicht und ehrlich gesagt, so wie Du Dich bei unserem ersten Zusammentreffen verhalten hast, möchte ich das auch gar nicht.“ Er legte seinen Arm um Bunny. „Sie ist meine Freundin und das hast Du zu akzeptieren. Ich rate Dir, sie in Ruhe zu lassen.“

Bewundernd sah Bunny ihn an und konnte den Ernst und die Entschlossenheit in seinem Blick und in seiner Stimme kaum fassen.

Wütend starrte das Mädchen sie beide an. „So einfach werdet ihr mich nicht los.“, zischte sie ihnen entgegen, drehte sich aber auf dem Absatz um und verließ die Spielhalle. Sie war also tatsächlich seine Freundin. Soso… sie würde sich noch etwas für sie einfallen lassen, so viel stand fest.

Zum Glück blieb das der einzige Zwischenfall für Bunny und Seiya an diesem Tag.
 

Haruka und Michiru waren ein Stück aus der Stadt herausgefahren. Auf einem Parkplatz an einer gewundenen Straße am Meer entlang waren sie zum Stehen gekommen. Die Sonne senkte sich über das Meer. Unruhig betrachtete sich Michiru die Wellen.

„Das Meer beginnt wieder zu tosen.“

Der Abend vor der Abreise

Die letzte Woche vor Abreise der Star Lights ging sehr schnell um.Um einen schönen letzten Abend zu verbringen, führte Seiya seine Freundin zum Essen aus. Bunny hatte sich ein elegantes hellblaues Kleid angezogen und Seiya war in seinem roten Anzug erschienen. Es war ein sehr teures Restaurant, in dem meist nur gut betuchte Leute oder Prominente aßen. Aus diesem Grund lauerten auch stets Paparazzi vor der Tür.

Seiya zog eine Grimasse, als sie aus dem Taxi stiegen und er gleich einige Leute mit Kamera entdecken konnte. Das hätte er sich aber auch denken können. Trotzdem war es nun mal das schönste und beste Restaurant, das er kannte und für sein Schätzchen war einfach nur das Beste gut genug.

Er nahm Bunny am Arm und schritt mit ihr zusammen auf den Eingang des Restaurants zu. Schon hatten die ersten Wartenden ihn erkannt und begannen Fotos zu schießen. Bunny kniff erschrocken die Augen zusammen. Warum wurden sie denn fotografiert? Nach dem ersten Schreck, sah sie unsicher zu ihrem Freund auf, der sie entschuldigend ansah. Sie verstand. Natürlich kam es vor, dass irgendwelche Leute Fotos von Seiya machten. Er war schließlich berühmt. Nur sie war davon bisher nie betroffen gewesen.

„Seiya!“, rief einer. „Ist das deine neue Freundin?“ Als hätten die Kameras nicht gereicht, wurde ihm jetzt auch noch ein Diktiergerät unter die Nase gehalten. Eigentlich hatte er keine Lust auf diesen Trubel, zumal es ihr letzter Abend für längere Zeit sein würde, doch war es die Gelegenheit, der Welt zu zeigen, dass Bunny Tsukino ihm gehörte. Und er ihr.

„Ja, das ist sie.“, antwortete er schließlich mit einem schelmischen Grinsen. Erstaunt sah Bunny ihn an. „Sie ist meine große Liebe.“, fügte er noch hinzu.

Bunny riss ihre Augen auf und auch die Leute um sie herum waren mehr als erstaunt.

„Seiya…“, flüsterte sie. Er sah sie lächelnd an.

„Guck doch nicht so, Schätzchen. Du BIST meine große Liebe und das solltest Du wissen.“

Ein Lächeln breitete sich auf Bunnys Gesicht aus. Ihr wurde ganz warm ums Herz. Liebevoll sah sie Seiya an. Es war in diesem Moment vollkommen egal, dass so viele Leute um sie herum standen, sie fotografierten und ihr Gespräch mithörten.

„Und Du bist meine große Liebe…“, sagte sie sanft, was Seiya wiederum zum Lächeln brachte. Er beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen seichten Kuss auf die Lippen. Beide hatten die Augen geschlossen, doch bemerkten sie durch ihre geschlossenen Lider das Blitzgewitter.

Als sie sich wieder voneinander lösten, sahen sie sich noch kurz an und schritten dann Hand in Hand, vorbei an allen Leuten, hinein in das Restaurant, wo es deutlich ruhiger war. Dieser Abend sollte ihnen gehören.
 

Leicht betrübt saß Bunny am Tisch und nippte hin und wieder an ihrer Limonade. Seiya hatte sich kurz entschuldigt. Als er von der Toilette wiederkam, bemerkte er ihr trauriges Gesicht. Er ging auf sie zu und anstatt sich wieder auf seinen Platz zu setzen, hockte er sich neben sie und sah sie an. Sofort legte auch ihr Blick sich auf ihn.

„Hey…“, sagte er leise. „Was hast Du denn?“ Bunny sah ihn weiter traurig an.

„Es ist nur…“ Sie zögerte. „Morgen bist Du weg. Nicht in einer anderen Stadt oder einem anderen Land. Nicht mal auf einem anderen Kontinent. Du wirst auf einem anderen Planeten, in einer anderen Galaxie sein… Und ich weiß nicht mal genau, wann Du wiederkommst.“ Einige Tränen bildeten sich in ihren Augenwinkeln.

Seiya sah sie nun leicht gequält an. Er wollte ihr das nicht antun. Er wollte sie nicht alleine lassen, auch um seinetwillen. Er wollte doch auch nicht so weit von ihr weg sein, nicht von ihr getrennt sein. Traurig senkte er den Kopf.

„Es tut mir leid.“, flüsterte er.

Bunny schüttelte den Kopf.

„Versteh das bitte nicht falsch. Ich weiß, dass es sein muss. Es wäre Kakyuu gegenüber einfach nicht fair, wenn ihr hier bleiben würdet, ohne ihr zumindest Bescheid zu sagen. Ich weiß es ganz genau. Es fällt mir nur so schwer, Dich gehen zu lassen.“

Seiya sah wieder auf und ihr ins Gesicht.

„Schätzchen…“

„Ich freu mich darauf, wenn Du wieder da bist, Seiya. Ich weiß, dass sich das Warten lohnen wird.“ Sie bemühte sich zu lächeln. Es lag immer noch Traurigkeit in ihren Augen, doch auch Verständnis und Zuversicht.

„Ich verspreche Dir, dass ich auf jeden Fall wiederkommen werde.“, sagte Seiya nun immer noch leise aber mit fester Stimme. „Ich weiß nicht, wie lange es dauert, aber ich werde wiederkommen. Koste es, was es wolle. Und danach, mein Schätzchen, werde ich Dich nie wieder alleine lassen. Das verspreche ich Dir.“

Sie sah den Ernst in seinen Augen. Sie schenkte ihm ein Lächeln und beugte sich dann zu ihm herunter. Ihre Lippen trafen sich zu einem sanften Kuss, der das Versprechen besiegeln sollte.

„Danke, Seiya.“, flüsterte sie. Auch er konnte nun wieder Lächeln. Er erhob sich und setzte sich wieder auf seinen Platz.

„Willst Du noch ein Dessert?“, fragte er sie nun grinsend. Ihre Augen fingen an zu leuchten.

„Haben sie wohl Schokoladentorte?“, fragte sie und das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Seiya lachte. Das war sein Schätzchen. Ohja, er würde sie unheimlich vermissen.
 

Nach dem gemeinsamen Essen machten sie noch einen Mondspaziergang. So brachte Seiya seine Freundin über leichte Umwege nach Hause. Sie gingen durch einige kleinere Parks, die im Licht des Mondes sehr schön anzusehen waren. Sie betraten eine Brücke, die über einen kleinen Fluss führte. Bunny kannte diese Brücke. Vor einiger Zeit hatte sie hier auch mit Mamoru gestanden. Unweigerlich wurde sie daran erinnert, wie er sich damals von ihr verabschiedet hatte und sie monatelang auf eine Nachricht von ihm gewartet hatte – erfolglos. Abrupt blieb sie stehen und betrachtete die Spiegelungen des Mondes und der Sterne im Wasser.

Seiya, der zunächst noch zwei Schritte weitergegangen war, drehte sich verwundert zu ihr um.

„Alles in Ordnung?“, fragte er sie besorgt. Sie drehte ihren Kopf zu ihm und lächelte.

„Ja, es ist alles in Ordnung.“ Entgegen ihrer Worte fing sie plötzlich an zu weinen. Erschrocken schritt Seiya auf sie zu und nahm sie in die Arme. Er hielt sie fest an sich gedrückt. Sie krallte sich in sein Jackett und weinte sich an seiner Brust aus.

„Schätzchen…“, versuchte er es. „Wein doch nicht. Was ist denn los?“ Zwar hatten sie seine Worte im Restaurant sehr gerührt und sie konnte für seine Reise durchaus Verständnis aufbringen, doch konnte sie den Gedanken einfach nicht ertragen, dass sie sich so bald nicht wiedersehen würden.

„Ich… will nicht, dass Du gehst.“, schluchzte sie.

Tief erschüttert stand Seiya da und hielt sie im Arm. Er wusste nicht, was er tun sollte oder was er sagen sollte. Er konnte gerade nichts weiter tun, als sie im Arm zu halten.

Langsam beruhigte sie sich wieder.

„Es tut mir Leid, Seiya. Natürlich musst Du gehen, das weiß ich doch. Das hatten wir ja auch schon. Es… tut nur so wahnsinnig weh… und ich habe Angst, dass Du doch nicht wiederkommst.“

Verzweifelt sah er ihr in die Augen. Er wollte ihr doch nicht wehtun. Er wollte sie glücklich machen. Sie sollte lachen und nicht weinen. Sollte glücklich sein, nicht traurig!

„Ich…“, begann er. „Bitte weine nicht meinetwegen.“, sagte er schließlich mit Schmerz in der Stimme. „Ich möchte nicht von Dir weg, glaub mir bitte. Und ich werde definitiv wiederkommen, auch das musst Du mir glauben. Ich würde Dich niemals im Stich lassen, Schätzchen.“

Schweigend sah sie ihm in die Augen.

„Es geht einfach nicht anders. Bitte…“ Er sah sie verzweifelt an.

Sie nickte. Sie lehnte sich wieder an ihn, bevor sie zu ihm aufsah und ihn küsste. All ihre Gefühle lagen in diesem Kuss: Verzweiflung, Sehnsucht, Angst, Schmerz, doch vor allem Liebe.

„Ich weiß doch…“, sagte sie langsam. „Es fällt mir nur so schwer… Ich… versteh das bitte nicht falsch Seiya, aber das Ganze erinnert mich einfach an die Zeit, als Mamoru von hier weggegangen ist.“

Seiya stockte kurz. Dieser Vergleich mit Mamoru verletzte ihn etwas, doch konnte er es auch verstehen.

„Hast Du Angst, dass mir etwas passiert?“, fragte er nach.

Wieder nickte sie. „Mhm…“

Er packte sie bei den Schultern und sah sie eindringlich an. „Schätzchen, ich verspreche Dir, dass mir nichts passieren wird. Ich kann ganz gut auf mich aufpassen und Yaten und Taiki sind ja auch da. Es wird nicht wieder das Gleiche passieren wie damals mit Mamoru. Versprochen.“

Bunny brachte ein leichtes Lächeln zustande. Sie vertraute Seiya.

„Bitte… Komm so schnell wie möglich wieder.“, sprach sie ihre größte Bitte aus.

„Ich verspreche es.“, antwortete Seiya ihr ernst, zog sie zu sich und gab ihr einen zärtlichen Kuss.

So standen sie einige Minuten eng umschlungen im Mondschein und klammerten sich an die letzte Zeit, die sie vor ihrem Abschied noch hatten.

Eine Nacht (Teil 1)

Hand in Hand gingen sie schließlich doch nach Hause. Bunny hatte den ganzen Weg über den Kopf gesenkt und blickte traurig vor sich hin. Seiya hätte sie so gerne aufgemuntert, doch fiel ihm auch nichts mehr ein. Er konnte es nicht ertragen, sie so traurig zu sehen. Plötzlich blieb Bunny stehen, ihre freie Hand zu einer Faust geballt. Fragend sah Seiya sie an.

„Es ist einfach nicht fair!“, rief sie.

„Was denn?“, hakte er nach. Er verstand nicht, was auf einmal los war. Sie sah ihn verzweifelt an.

„Morgen musst Du weg. Du bist nur noch ein paar Stunden hier und gleich müssen sich unsere Wege trennen. Ich würde so gerne jede einzelne Minute, die Du noch hier bist, mit Dir verbringen. Verstehst Du?“

Seiya betrachtete seine Freundin. Ja, er verstand es. Er konnte es sogar sehr gut nachvollziehen. Wenn es nach ihm ginge, würden sie auch jede einzelne Minute noch gemeinsam verbringen. Aber es ging eben nicht nach ihm.

„Mir geht es doch genauso, Schätzchen. Aber was sollen wir tun? Du kannst schlecht die ganze Nacht von zu Hause wegbleiben und bei Dir übernachten kann ich auch nicht. Dein Vater würde das niemals zulassen.“ Er zuckte bedauernd mit den Achseln. Bunnys Blick veränderte sich.

„Mein Vater ist gar nicht zu Hause.“, teilte sie ihm mit. Seiya sah sie aufmerksam an. Meinte sie etwa…

„Er ist mit Shingo übers Wochenende weggefahren. So eine Vater-Sohn-Geschichte. Nur meine Mutter ist da.“

„Schätzchen, glaubst Du wirklich….“

„Sie ist nicht so wie mein Vater.“, unterbrach Bunny ihren Freund, der sie immer noch zweifelnd ansah. „Ich würde sie gerne fragen…“ Etwas verlegen senkte sie den Blick.

„Ist das Dein Ernst?“, hakte er vorsichtshalber noch mal nach. Sie sah wieder auf und setzte einen entschlossenen Blick auf.

„Ja, das ist mein Ernst. Was soll schon passieren?“

„Na gut.“ Seiya setzte ein breites Grinsen auf. Wenn sie es wollte, würde er dem sicherlich nicht in Wege stehen. Er würde gerne bei ihr übernachten.
 

„Warte kurz hier, ja?“ Bunny öffnete die Haustür und suchte sogleich ihre Mutter, die sie im Wohnzimmer vorfand.

„Mama?“, sprach sie ihre Mutter an.

„Oh hallo, Bunny. Da bist du ja wieder. War es schön?“

„Ja, es war schön. Du Mama, ich würde Dich gerne etwas fragen.“ Neugierig sah Ikuko ihre Tochter an, die sich neben sie gesetzt hatte.

„Was gibt es denn, mein Schatz?“

„Ja also… Das ist so… Ich habe Dir doch erzählt, dass Seiya morgen für eine Weile verreisen muss, weil es in seiner Heimat noch einige Dinge zu klären gibt.“

„Ja?“

Bunny wurde verlegen. Es fiel ihr doch nicht so einfach, wie sie dachte, ihre Mutter zu fragen. Wie sollte sie das bloß anstellen?

„Ähm… Du verstehst sicher, dass es schwer für mich wird ihn so lange nicht zu sehen.“

„Natürlich. Meine arme Bunny.“ Verständnisvoll legte sie die Hand auf Bunnys Knie.

„Also… es bleiben nur noch ein paar Stunden, bevor er für längere Zeit weg ist und vielleicht kannst Du ja auch verstehen, dass ähm… ich diese wenige Zeit gerne noch mit ihm verbringen würde oder?“

Jetzt wurde Ikuko hellhörig. „Was meinst Du?“

Bunny holte einmal tief Luft. „Darf Seiya vielleicht ausnahmsweise heute hier übernachten?“ Jetzt war es raus. Mit angehaltenem Atem wartete sie die Antwort ihrer Mutter ab.

Ikuko zögerte etwas. Ihre 17-jährige Tochter wollte, dass sie ihren neuen Freund hier übernachten ließ? Sie war doch erst zwei Wochen mit ihm zusammen. Andererseits wollte sie ihrer Tochter Vertrauen entgegen bringen und ihr natürlich ihre Zeit mit Seiya nicht vermiesen. Wenn Kenji da wäre, würde er es sofort verbieten.

„Ich weiß nicht, Bunny…“, setzte Ikuko an.

Bunny sah sie flehend an. „Bitte, Mama. Er wird lange weg sein und ich weiß noch nicht mal genau, wann er wiederkommt. Ich will doch nur noch die letzten paar Stunden mit ihm verbringen.“

Wieder zögerte Ikuko. Doch schließlich gab sie sich einen Ruck. „Also schön…“

Bunny fiel ihrer Mutter um den Hals. „Oh, danke, Mama! Du bist die allerbeste!“ Sie gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange. Ikuko lachte leicht.

„Aber das ist eine absolute Ausnahme, Bunny!“, ermahnte sie ihre Tochter dann. „Papa darf davon niemals erfahren, hörst Du? Ich vertraue Dir und möchte meine Entscheidung nicht bereuen.“

Bunny wusste zwar nicht so genau, was ihre Mutter meinte, doch stimmte sie ihr natürlich zu.

„Versprochen, Mama!“

Strahlend sprang sie auf und holte Seiya ins Haus, der sich herzlich bei Bunnys Mutter für die Erlaubnis bedankte. Anschließend gingen sie beide in Bunnys Zimmer.
 

Nachdem sie beide noch Tee getrunken hatten und sich unterhalten hatten, wurde es langsam Zeit fürs Bett. Bunny gab Seiya eine Zahnbürste und nacheinander putzen sie sich die Zähne und wuschen sich. Bunny, die als zweites im Bad gewesen war, fand Seiya in ihrem Zimmer vor. Gerade zog er sich sein Hemd aus.

Wie angewurzelt blieb sie stehen und betrachtete mit großen Augen den Mann in ihrem Zimmer. Ihre Wangen nahmen einen Rotton an, der sich nur noch vertiefte, als sich Seiya zu ihr umdrehte und sie seinen nun entblößten Oberkörper sah. Die Muskeln zeichneten sich deutlich aber nicht aufdringlich unter seiner glatten Haut ab. Seiya setzte ein schelmisches Grinsen auf, hatte er seine Freundin doch durchschaut.

„Was ist denn, Schätzchen?“, fragte er amüsiert. Sofort riss Bunny den Blick von ihm los.

„Gar nichts!“, beteuerte sie hastig und schüttelte zur Untermalung hektisch ihren Kopf.

„Gut.“ Seiya grinste noch breiter und machte sich nun an seiner Hose zu schaffen. Nach wenigen Augenblicken stand er nur noch in Boxershorts vor ihr. Ihr Kopf war rot wie eine Tomate. Seiya gefiel ihre Reaktion und betont lässig ließ er sich auf ihr Bett fallen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und grinste sie herausfordernd an.

„Willst Du Dich nicht umziehen?“, fragte er sie neckisch. Mit immer noch hochrotem Kopf sah sie sich verlegen um. Seiya grinste bei ihrer offensichtlichen Nervosität in sich hinein. Sie war einfach so süß.

„Soll ich Dir helfen?“, hakte er dann lachend nach.

„Nein, danke! Das schaffe ich schon ganz alleine!“, antwortete Bunny etwas schnippisch. „Guck weg!“, forderte sie ihn dann noch auf.

„Aber Schätzchen!“ Gespielt empört protestierte er. „Ich bin doch Dein Freund. Du musst Dich doch nicht vor mir verstecken! Und außerdem haben wir gesagt, dass es keine Geheimnisse zwischen uns geben soll. Erinnerst Du Dich?“

In Bunnys Hirn ratterte es. Wollte er sie etwa verführen? Sie wollte doch nur noch die letzte Zeit mit ihm zusammen verbringen und wollte deshalb, dass er hier schlief. Mehr wollte sie doch gar nicht. Sie musterte ihn ganz genau. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich.

„Keine Sorge, ich werde schon nicht gleich über Dich herfallen, Schätzchen.“, versuchte er sie zu besänftigen. „Ich finde nur, dass wir uns Schritt für Schritt näher kommen sollten, verstehst Du? Ich liebe Dich und ich will doch nicht, dass Du Deinen wunderschönen Körper immer vor mir versteckst oder Dich sogar vor mir schämst. Ich möchte, dass zwischen uns absolutes Vertrauen herrscht.“

Tatsächlich beruhigten sie seine Worte ein wenig. Er hatte Recht. Sie wusste genau, dass er niemals etwas tun würde, was sie nicht wollte.

„Na schön…“, brachte sie leise heraus und begann verlegen an ihrem Kleid herumzunesteln. Es hatte am Rücken einen Reißverschluss, doch irgendwie kam sie nicht so recht an ihn heran. Ihre Mutter hatte ihr das Kleid zugemacht.

„Ähm… würdest Du mir bitte den Reißverschluss öffnen?“, fragte sie ihren Freund schließlich sehr verlegen.

„Klar.“ Damit hatte er nicht gerechnet, doch natürlich stand er auf und nur wenige Sekunden später stand er hinter ihr. Er zog den Reißverschluss herunter. Er konnte jetzt ihre sanften Schulterblätter sehen und auch der Verschluss ihres BHs kam zum Vorschein. Vergnügt grinsend zupfte er einmal daran, sodass er wie ein Gummiband zurück auf ihre Haut schnellte.

„Soll ich den auch gleich öffnen?“, fragte er spitzbübisch.

„Seiya!“, rief Bunny empört.

Er lachte. „Nur ein Spaß, keine Sorge.“ Er zog den Reißverschluss nun ganz auf und schob die Träger des Kleides über ihre Schultern. Es fiel sanft zu Boden. Bunny fühlte sich etwas unbehaglich, wie sie nur in Unterwäsche vor ihm stand, auch wenn es nur ihre Rückseite war. Plötzlich spürte sie, wie sich seine Arme von hinten um sie legten. Er gab ihr einen sanften Kuss in den Nacken. Sie bekam eine Gänsehaut. Auf einmal fühlte sie sich gar nicht mehr unbehaglich sondern sehr wohl. Sie genoss seine Berührungen.

Sanft drehte er sie in seinen Armen um. Er blickte ihr in ihre Augen. Sofort verlor sie sich wieder in seinen tiefblauen Augen, die sie so liebte. Sie legte die Arme um ihn und wurde von ihm näher an sich herangezogen, bevor er ihr einen langen, sanften Kuss gab. Sie konnte seine Haut an ihrer spüren und fühlte die Hitze, die von ihm ausging. Ein wohliges Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus.

Als er den Kuss von ihr löste, schob er sie sachte von sich weg und begann nun ihren Körper zu betrachten. Sofort wurde sie wieder verlegen. Doch nach kurzer Zeit suchte sein Blick wieder ihre Augen. Er lächelte sie liebevoll an.

„Du bist einfach wunderschön.“, flüsterte er und gab ihr noch einen Kuss. Sie freute sich über sein Kompliment. Sie wusste, dass er es ernst meinte.
 

Seiya musste sich wirklich zusammenreißen, damit es nicht zu offensichtlich wurde, wie schön er sie fand. Als er dachte, er hielte es nicht mehr aus, löste er sich von ihr. Auch seine Wangen waren nun deutlich gerötet und seine Selbstsicherheit war nicht mehr ganz so deutlich zu erkennen.

„Ähm… hast Du vielleicht ein T-Shirt für mich? Zum Schlafen?“, fragte er verlegen.

Dieses Mal war sie es, die grinsen musste. Wer hätte gedachte, dass der Mädchenschwarm und Macho Seiya Kou so verlegen werden konnte, wenn er ein halbnacktes Mädchen vor sich hatte…

Eine Nacht (Teil 2)

„Klar.“, antwortete Bunny ihm und reichte ihm nach kurzem Suchen ein weites T-Shirt, was er dankend entgegen nahm. Er streifte es sich über und auch Bunny schlüpfte nun in ihren Schlafanzug.

Als sie sich umdrehte, sah sie, dass er schon im Bett lag. Wieder hatte er die Arme hinter dem Kopf verschränkt, doch dieses Mal lag er nicht auf sondern unter der Decke.

„Willst Du nicht ins Bett kommen?“, fragte er und hob einladend die Decke an. Etwas aufgeregt folgte sie dieser Einladung und legte sich neben Seiya ins Bett. Sie wusste nicht genau, wie sie sich hinlegen sollte, doch Seiya schob seinen Arm unter sie und zog sie an sich, sodass sie jetzt seitlich an seine Schulter gelehnt neben ihm lag.

Etwas nervös legte sie die Hand auf seine Brust, weil sie nicht wusste, wo sie sie sonst hinlegen sollte. Sie atmete seinen Duft ein und wurde gleich noch aufgeregter. Er roch so gut. Das war alles so ungewohnt und neu für sie.

Sie spürte, wie Seiya über ihren Arm strich und ihr einen Kuss auf die Stirn gab. Langsam entspannte sie sich und kuschelte sich nun von sich aus noch mehr an ihren Freund. Auch sie fing an ihn sanft zu streicheln. Sie spürte seine Muskeln unter dem T-Shirt. Unbewusst verglich sie ihn schon wieder mit Mamoru. Auch er war gut gebaut, doch Seiya schien ihr einfach so perfekt.

Ihr fiel auf, dass sie wirklich einfach alles an ihm liebte. Sie liebte seine tiefblauen Augen, die sie oft mit so einer wahnsinnigen Intensität ansahen, dass sie jedes Mal darin versank. Sie liebte die dazu kontrastierenden schwarzen Haare, die er stets zu einem Zopf gebunden hatte und die ihm vorne so süß in die Stirn fielen. Sie liebte sowohl sein sanftes Lächeln als auch sein verschmitztes Grinsen, was sie jedes Mal zum dahinschmelzen brachte. Sie liebte seine sanfte Stimme, mit der er damals schon Millionen Mädchen verrückt gemacht hatte. Sie liebte seine gerade Nase und sein schmales Gesicht, seinen schlanken, aber muskulösen Körper und seine glatte Haut. Vor allem aber liebte sie seinen Charakter. Er war immer so liebevoll und sanft zu ihr, brachte sie zum Lachen, heiterte sie auf, war für sie da. Seine leicht arrogante Art, die sie früher so auf die Palme gebracht hatte, hatte sie lieben gelernt und fand sie einfach charmant. Und sie liebte es, dass er so offen mit seinen Gefühlen umging.
 

Seiya betrachtete seine Freundin in seinem Arm, die gerade in ihrer eigenen Welt zu sein schien.

„Worüber denkst Du nach?“, fragte er sie. Lächelnd sah sie zu ihm auf.

„Über Dich.“, antwortete sie ihm. Neugierig sah er sie an.

„Und was hast Du so über mich gedacht?“, hakte er nach.

„Ach.“, grinste sie. „Eigentlich nur, dass ich Dich liebe.“

Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Es war so schön, diese Worte von ihr zu hören. Wie hatte er es sich all die Zeit gewünscht, als er das erste Mal auf der Erde gewesen war und auch als er zurück auf Euphe gewesen war. Noch immer konnte er sein Glück kaum fassen, dass dieses wundervolle Mädchen tatsächlich seine Gefühle erwiderte.

„Ich liebe Dich auch… Schätzchen…“ Sanft küsste er sie, was sie nur zu gern erwiderte. Es gab noch etwas, was sie an ihm liebte, fiel ihr auf. Sie liebte seine sanften Lippen und sie liebte es, ihn zu küssen.

Eine Weile lagen sie so da und küssten sich, wobei die Küsse immer intensiver wurden. Seiya drehte sich auch auf die Seite, sodass sie jetzt mit dem Gesicht einander zugewandt lagen. Er streichelte sie sanft und sie tat es ihm gleich. Wieder musste Seiya sich sehr zusammenreißen, damit sein Gefallen an dem Ganzen nicht allzu offensichtlich wurde. Atemlos löste er sich etwas von ihr. Er wollte die Situation wieder etwas entschärfen.
 

Sanft lächelte er sie an und gab ihr einen leichten Kuss auf die Lippen. Wenn sie sich so intensiv küssten und sich streichelten, wie sie es gerade getan hatten, spürte er ein eindeutiges Verlangen und soweit wollte er es nicht kommen lassen. Noch nicht. Dabei kam ihm ein Gedanke.

„Du Schätzchen?“, sprach er sie schließlich an.

„Ja?“ Aufmerksam sah sie ihn an. Er wurde etwas rot und erwiderte ihren Blick verlegen.

„Sag mal… ähm… Du warst ja ziemlich lange mit Mamoru zusammen, nicht wahr?“ Er wusste einfach nicht, wie er besser hätte anfangen sollen. Erstaunt sah sie ihn an. Wieso sprach er denn jetzt von Mamoru?

„Hmm… ja… schon. Warum?“

„Also ich… äh… ich wollte nur wissen, ob ihr… also…“ Verlegen stotterte er herum. Bunny versuchte herauszufinden, worauf er hinauswollte, doch konnte sie sich beim besten Willen nicht denken, was er von ihr wollte.

„Ich meine, habt ihr miteinander… also seid ihr euch mal… näher gekommen?“ Er hoffte inständig, dass sie verstand. Seine Wangen glühten. Bunny sah ihn verständnislos an. Ihr Hirn ratterte. Ob Mamoru und sie sich mal näher gekommen waren? Ob sie miteinander… Sie riss die Augen auf und wurde schlagartig rot. Jetzt hatte sie es verstanden. Schlagartig fiel ihr die Szene wieder ein, als er es damals versucht hatte.

„Nein.“, antwortete sie schnell. Erleichtert entspannte Seiya sich etwas. Zwar hätte er es natürlich akzeptiert, wenn sie schon mit Mamoru geschlafen hätte, doch irgendwie war er auch froh, dass sie es nicht hatte.

„Gut.“, antwortete er nur. Damit war das Thema eigentlich für ihn erledigt, doch Bunny fasste den Entschluss, ihm mehr zu erzählen.

„Weißt Du… Kurz bevor wir uns getrennt haben, hatte Mamoru wohl auch schon einige Zweifel…“ Als sie weiterredete, sah Seiya sie aufmerksam an. „Er meinte hinterher, er dachte, wenn wir ähm… uns näher kämen, würden diese Zweifel vielleicht wieder verschwinden… Also hat er es eines Abends versucht…“

Seiya riss die Augen auf. „Hat er Dir etwas getan?“, fragte er entsetzt. Schnell wehrte Bunny ab.

„Nein, nein, wirklich nicht. Er fing nur an…“ Sie errötete. Es war nicht leicht gerade mit ihm darüber zu sprechen. „… mich zu küssen und zu streicheln und mir mein T-Shirt auszuziehen…“

„Oh…“, gab Seiya nur von sich. Ein Stich der Eifersucht durchzuckte ihn. Warum erzählte sie ihm das? Bunny bemerkte sein Unbehagen, doch wollte sie ihm davon erzählen.

„Ich hab das Ganze plötzlich abgebrochen.“, fuhr sie fort. Trotz des Unwillens etwas über Bunnys und Mamorus damaliges Liebesleben zu hören, war er neugierig.

„Und zwar Deinetwegen.“, schloss sie dann. Erstaunt riss er seine Augen auf. Hatte er da richtig gehört?

„MEINETwegen?“, hakte er verblüfft nach. Bunny nickte.

„Ja, er hatte gerade … also… seine Hand unter meinen BH geschoben…“ Wieder fingen ihre Wangen vor Verlegenheit an zu glühen. „… da sah ich auf einmal Dein Gesicht vor mir. Mir wurde klar, dass es falsch war, was ich da grad tat und so bin ich weggelaufen. Am nächsten Tag war dann Schluss… Du hast mich also vor einem großen Fehler bewahrt.“

Mit immer noch sehr großem Erstaunen blickte Seiya sie an.

„Hast Du meinetwegen die Beziehung beendet?“, fragte er sie ungläubig.

„Ich weiß nicht… Damals wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, aber….“

„Aber?“, hakte er nach.

„Ich hab ständig an Dich denken müssen, seit ihr weg wart. Vielleicht habe ich ja unterbewusst doch schon etwas für Dich empfunden. Auch damals schon. Ehrlich gesagt… wenn Mamoru nicht gewesen wäre… wer weiß, ob nicht damals schon etwas zwischen uns passiert wäre…“

Er konnte es kaum fassen. Niemals hätte er gedacht, dass er der Grund – oder zumindest einer der Gründe – für Bunnys und Mamorus Trennung sein könnte. Er hatte gedacht, dass er sie in der Zeit seiner jetzigen Anwesenheit für sich gewonnen hatte. Doch das war einfach unglaublich.

„Seiya?“, fragte sie verunsichert. Sie war sich nicht sicher, ob es richtig war, ihm das alles zu erzählen.

„Ja?“ Auf seinen Namen reagierte er sofort. Er sah ihren besorgten Gesichtsausdruck. „Entschuldige, Schätzchen… Ich muss das erst mal verarbeiten.“ Bunny senkte den Blick.

„Es tut mir leid.“

Fragend sah er sie an. „Was meinst Du?“

„Dass ich Dir das erzählt habe. Das wolltest Du sicherlich alles gar nicht hören.“ Sie spürte seine sanften Finger an ihrem Kinn, die sie sachte dazu brachten, ihn wieder anzusehen. Er lächelte.

„Ich bin sogar sehr froh, dass Du mir das erzählt hast… Es zeigt mir doch, dass Du mich liebst.“

„Hast Du vorher etwa daran gezweifelt?“

Wieder lächelte er liebevoll. „Nein“, antwortete er sofort. „Aber es ist immer wieder schön, es bestätigt zu bekommen.“

Auch sie lächelte und spürte nur einen Augenblick später seine weichen Lippen auf ihren. Als sie sich wieder lösten, war sie an der Reihe. Sie grinste ihn herausfordernd an.

„Und was ist mit Dir?“, fragte sie.

„Was denn?“ Er verstand nicht.

„Bist Du schon mal… jemandem ‚näher gekommen‘?“

Er errötete.

„Nein…“, gab er zu. Das überraschte Bunny etwas.

„Wirklich nicht?“

„Nein, wirklich nicht!“, insistierte Seiya. „Wie denn auch? Wann denn auch?“ Er bemerkte Bunnys fragenden Blick. Er seufzte. Er würde es ihr erklären.

„Auf Euphe bin ich doch größtenteils als Frau rumgelaufen. Nur wenige haben mich jemals als Mann erlebt.“ Er setzte nun ein Grinsen auf. „Zwar zog ich viele Blicke der männlichen Belegschaft auf mich, doch das interessierte mich herzlich wenig.“ Er zwinkerte ihr zu, bevor er dann nachdenklich vor sich hin sah. „Naja und hier auf der Erde hatte ich natürlich die Aufmerksamkeit vieler Mädchen, aber auch das hat mich nicht wirklich interessiert. Es war schmeichelhaft, mehr nicht. Ich hatte eine Mission und das war das einzige, was zählte.“ Nun lächelte er sie an. „Bis ich Dich getroffen habe. Du bist die erste, für die mein Herz jemals schlug und Du wirst auch immer die einzige sein, für die es schlägt.“

Überwältigt und überglücklich lächelte sie ihn an, bevor sie ihm einen weiteren, liebevollen Kuss gab. Sie war so glücklich, dass er bei ihr war und dass er ihr Freund war. Jetzt gerade konnte sie einfach nicht an den bevorstehenden Abschied denken. Das war unmöglich. Nur dieser Augenblick, das war alles, was zählte.

Die Abreise

Sonnenstrahlen fielen wärmend auf ihr Gesicht und weckten sie sanft. Langsam öffnete Bunny ihre Augen. Sie hörte neben sich ein leises, regelmäßiges Atmen, das sie daran erinnerte, dass Seiya bei ihr übernachtet hatte. Sie drehte sich zu ihm und sah in sein schlafendes Gesicht. Sie lächelte bei seinem Anblick. Nie hätte sie gedacht, dass es so schön wäre neben dem Mann, den sie liebte, aufzuwachen.

Eine Weile betrachtete sie ihn, bis sie er sich langsam regte, als er auch er erwachte. Ohne die Augen zu öffnen streckte er seine Arme nach ihr aus und zog sie an sich. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er sie zu fassen bekam. Er lehnte seinen Kopf an ihre Schulter.

„Guten Morgen.“, sagte er verschlafen.

„Guten Morgen.“, erwiderte Bunny lächelnd. Nun öffnete er doch seine Augen und schenkte seiner Freundin ein Lächeln.
 

Kurze Zeit später verabschiedete sich Seiya von Bunnys Mutter und dankte ihr erneut dafür, dass er die Nacht über hatte bleiben dürfen. Bunny begleitete ihn zu seiner Wohnung, wo sie Taiki, Yaten sowie Minako, welche die Nacht bei Yaten verbracht hatte, vorfanden.

„Wollen wir?“, fragte Taiki sie. Sie wollten sich alle noch mal im Hikawa Tempel treffen, da sich auch die anderen Mädchen verabschieden wollten. Kurze Zeit später kamen sie dort an. Rei und Makoto saßen bereits in Reis Zimmer und hatten Tee und Gebäck vorbereitet. Makoto hatte extra gebacken. Amy war noch nicht da.

Taiki sah sich nach ihr um, da es vollkommen untypisch für sie war als letzte zu kommen.

„Wo ist denn Amy?“, fragte er deshalb.

„Wissen wir auch nicht.“, gab Makoto achselzuckend zur Antwort. „Wir haben uns auch schon gefragt, warum sie noch nicht da ist.“

„Ja, normalerweise ist es immer Bunny, die zu spät kommt.“, fügte Rei mit einem giftigen Seitenblick zu Bunny hinzu.

„Was soll das denn bitte heißen?“, fuhr Bunny sie an.

„Na, dass Du einfach IMMER zu spät kommst, Du alte Trantüte!“, fauchte Rei zurück.

Bunny streckte Rei die Zunge heraus, was Rei sogleich erwiderte. So standen sie sich zornig funkelnd gegenüber, bis Makoto schließlich eingriff.

„Nun reicht es aber, ihr zwei. Wir wollen hier schließlich unsere Freunde verabschieden.“

Die drei Jungs standen lachend daneben. Bunny und Rei ließen verlegen voneinander ab und setzten sich nun lieber an den Tisch, was alle anderen ihnen nachtaten.
 

Etwa eine halbe Stunde war vergangen, als das Telefon klingelte.

„Rei Hino?“, meldete sich Rei.

„Hier ist Amy.“, hörte sie eine Stimme am anderen Ende der Leitung, die sich so gar nicht nach Amy anhörte.

„Was ist denn los, Amy?“, fragte Rei besorgt. „Du hörst Dich irgendwie komisch an.“

Taiki sah auf.

„Es tut mir leid. Ich bin krank.“, röchelte Amy in den Hörer. „Aber sag Minako nichts davon!“, fügte sie hastig hinzu, als sie sich an deren Krankenpflege erinnerte. Rei lachte.

„Keine Sorge, sie wird Dir schon nichts tun, versprochen… Soll das heißen, dass Du nicht kommen kannst?“

„Ich befürchte ja…“, antwortete Amy traurig. „Ich hätte mich so gerne noch verabschiedet.“ Sie bedauerte es wirklich. Gerade von Taiki hatte sie sich richtig verabschieden wollen. Sie war sich nicht mal sicher, ob sie ihn je wiedersehen würde.

„Oh nein…“, bedauerte auch Rei. „Das ist wirklich doof. Gute Besserung, Amy.“

„Danke. Bitte grüß alle lieb von mir und sagen ihnen, dass es mir leidtut.“

„Natürlich. Mach’s gut.“

Rei legte auf. Alle sahen sie an.

„Amy ist krank und kann leider nicht kommen.“, seufzte sie. Alle waren bestürzt über diese Nachricht. Ausgerechnet heute musste sie krank sein. Das war einfach zu ärgerlich.

Seiya bemerkte, dass es Taiki scheinbar ganz besonders traf. Nach einem kurzen Seitenblick auf Bunny wandte er sich schließlich an ihn.

„Taiki?“

„Ja?“

„Sag mal, willst Du Amy nicht vielleicht einen kleinen Krankenbesuch abstatten und Dich von ihr verabschieden?“

Fragend sah Taiki seinen Freund an. „Wieso ausgerechnet ich?“

„Naja, ich möchte natürlich hier bei Bunny bleiben und Yaten sicherlich bei Minako. Und wenn wir alle gehen würden, würde ihr das mit Sicherheit zu viel werden.“

Taiki dachte über Seiyas Worte nach.

„Ich finde, das ist eine sehr gute Idee.“, stimmte Bunny ihrem Freund schnell zu. „Amy würde sich bestimmt sehr freuen.“

„Also gut.“, gab Taiki nach. Er wollte sich schließlich auch von ihr verabschieden. Bunny und Seiya grinsten sich an.
 

Eine gute halbe Stunde später klingelte es an Amys Haustür. Sie war alleine zu Hause, da ihre Mutter gerade Bereitschaftsdienst hatte. Sie fragte sich, wer das wohl sein könnte, und stand mühselig auf. Sie öffnete die Tür und sah Taiki, der einen Blumenstrauß in der Hand hielt.

„Hallo Amy.“, begrüßte er sie lächelnd.

„Taiki!“, stieß sie errötend aus. Wie immer sah er einfach umwerfend aus und sie trug einen Schlafanzug und darüber ihren Bademantel. Von ihrem ungekämmten Haar und ihrem kränklichen Gesicht mal ganz abgesehen.

Taiki hielt ihr die Blumen entgegen. „Ich wollte Dir eine gute Besserung wünschen.“

„D-danke…“, entgegnete sie. Sie nahm die Blumen entgegen. „Komm doch rein.“

Taiki folgte Amy in die Wohnung und in die Küche, wo sie die Blumen in eine Vase stellte. Verlegen drehte sie sich zu ihm um.

„Entschuldige bitte meinen Aufzug.“

Taiki lächelte sie an. „Du musst Dich doch nicht entschuldigen. Du bist krank.“

Dankbar erwiderte sie sein Lächeln.

„Möchtest Du einen Tee?“

„Gerne.“, erwiderte er. „Wenn Du mir kurz zeigst, wo Tee ist, dann mache ich uns welchen.“

„A-aber…“, wollte Amy protestieren.

„Kein Aber!“, sagte Taiki streng. „Du bist krank und gehörst ins Bett. Ich werde den Tee machen, den kannst Du auch gut gebrauchen.“

Da sie es nicht wagte ihm zu widersprechen und sie sich heimlich über seine Aufmerksamkeit freute, zeigte sie ihm kurz, wo alles war und begab sich dann zurück in ihr Bett. Auf dem Weg dahin machte sie jedoch noch einen kurzen Abstecher ins Bad, kämmte sich die Haare und versuchte sich ein wenig herzurichten.

Einige Minuten später kam Taiki mit einem Tablett mit dampfendem Tee und zwei Tassen zu Amy, die aufrecht im Bett saß. Er stellte das Tablett auf ihrem Nachttisch ab und reichte ihr eine Tasse.

„Vielen Dank.“, richtete Amy das Wort an ihn. „Das ist wirklich sehr lieb von Dir.“

„Gern geschehen.“ Lächelnd nahm auch er sich eine Tasse.

So saßen sie einige Zeit zusammen und unterhielten sich. Viel zu schnell kam das Thema auf die Abreise der Star Lights. Er erzählte ihr von den Einzelheiten ihrer Reise und wie das Ganze eigentlich funktionierte. Fasziniert hörte Amy seinen Erläuterungen zu.

„Unglaublich.“, stieß sie aus, als er fertig erzählt hatte. Wie gerne würde sie einmal auf diese Art das Weltall erforschen. Doch ihre Kräfte würden dafür wohl nicht ausreichen.

Taiki sah auf die Uhr. Die Zeit war wie im Flug vergangen. Leider. Es war so weit. Er würde sich jetzt von ihr verabschieden müssen. Er ergriff ihre Hand. Sofort schoss ihr das Blut in den Kopf.

„Es war mir sehr wichtig, mich noch von Dir zu verabschieden.“, begann Taiki.

„Taiki…“, sagte sie traurig.

„Ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen können.“, fuhr er fort.

„Das hoffe ich auch.“

Er drückte ihre Hand. Er wollte eigentlich nicht gehen, doch es wurde Zeit. Schweigend sahen sie sich in die Augen. Amy wünschte sich, sie wäre nicht so krank und ihre Augen nicht so gerötet. Taiki fasste sich ein Herz und erhob sich, wobei er ihre Hand nicht losließ. Er beugte sich leicht zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Er spürte, wie heiß ihr Gesicht war, was er auf Fieber schob. Amy jedoch wusste, dass es an seiner Handlung lag. Sie hatte die Augen aufgerissen und starrte Taiki an.

„Mach’s gut, Amy. Du wirst mir fehlen.“, sagte er noch, bevor er sich ganz von ihr löste.

„Du mir auch…“, antwortete sie. „Auf Wiedersehen.“

Damit verließ er ihr Zimmer. Sofort bildeten sich Tränen in Amys Augen. Jetzt war er weg und es war entgegen ihrer Abschiedsworte nicht sicher, ob sie sich wiedersahen.
 

Viel zu schnell war dieser Tag rumgegangen. Betrübt standen Seiya, Yaten und Taiki sowie Bunny, Minako, Makoto und Rei auf dem Dach der Wohnung der Three Lights. Seiya und Bunny sowie Yaten und Minako standen paarweise dort und tauschten einige Worte des Abschieds, während Taiki traurig über die ins Abendlicht getauchte Stadt sah. Er dachte an Amy.
 

„Wartest Du auf mich, Schätzchen?“, fragte Seiya seine Freundin.

„Natürlich warte ich auf Dich, was für eine Frage.“, erwiderte Bunny, die ihre Tränen kaum noch zurückhalten konnte. Seiya spielt mit dem Anhänger ihrer Kette, die er ihr geschenkt hatte. Ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht.

„Ich hoffe, sie wird Dich immer an mich erinnern.“

„Hör auf, Seiya.“, bat sie ihn. „Das hört sich ja an, als würdest Du nie wiederkommen.“

„Entschuldige, Schätzchen.“, entgegnete er bedrückt. Plötzlich zog Bunny ein kleines Geschenk aus ihrer Tasche.

„Für Dich.“, lächelte sie verlegen. Erstaunt sah Seiya auf das Geschenk und packte es dann neugierig aus. Zum Vorschein kam eine weiße Feder, welche zusammen mit einem kleinen, goldenen Mond an einer Kette befestigt war.

Fragend sah er sie an.

„Die Feder stammt von meinen… also von Sailor Moons Flügeln. Und der Mond… naja…“, sie lachte. „Ich bin Sailor Moon.“

Seiya verstand. Er nahm seine Freundin in den Arm und gab ihr einen Kuss.

„Danke, Schätzchen. Sie ist toll.“ Sofort hing er sich die Kette um den Hals und steckte sie unter sein Hemd. Die weiche Feder kitzelte ihn an seiner Haut.
 

„Es wird Zeit.“ Taiki drehte sich zu seinen Freunden um. Er wollte nicht weg und doch hielt er es nicht mehr aus. Seiya und Yaten stimmten ihm zu und so wie Taiki umarmten sie ihre Freunde von der Erde zum Abschied. Ihre jeweiligen Freundinnen bekamen natürlich noch einen langen Abschiedskuss und ein paar tröstende Abschiedsworte, bevor die drei sich ein Stück entfernt aufstellten. Kurz konnten die Mädchen gegen die tief stehende Sonne die Gestalten von drei Frauen erkennen, doch dann schossen sie in drei Lichtstrahlen davon. Stumme Tränen rollten Bunny und Minako über das Gesicht und auch einige Kilometer entfernt rannen einem Mädchen Tränen aus den Augen, als sie drei Lichter in der weiten Ferne des Universums verschwinden sah.

Part V - Eine neue Bedrohung

Mit geöffneten Augen lag Bunny an diesem Abend in ihrem Bett. Sie presste das T-Shirt an sich, welches Seiya die letzte Nacht getragen hatte. Es duftete so gut nach ihm. Er war erst ein paar Stunden weg und doch vermisste sie ihn jetzt schon so schrecklich. Das Schlimmste war, dass sie keine Ahnung hatte, wann er wiederkam und es keine Möglichkeit gab, mit ihm Kontakt aufzunehmen.

Seiya hatte ihr erzählt, wie diese Reisen durch die Galaxien funktionierten und so wusste sie, dass allein die Reise ein paar Tage dauern würde, selbst wenn es keine Komplikationen gab, was immer mal wieder vorkommen konnte. Doch Seiya wollte sie beruhigen. Wirklich gefährlich war es noch nie gewesen und sie solle sich keine Sorgen machen. Leichter gesagt als getan…

Davon abgesehen wusste er nicht, wie lange es dann auf seinem Heimatplaneten dauern würde. Natürlich würden sie sich von der langen Reise erholen müssen, bevor sie sich wieder auf den Rückweg machen könnten. Sie wussten auch nicht, was Prinzessin Kakyuu dazu sagen würde und ob sie es vielleicht heimlich tun müssten – denn das wollten Seiya und Yaten auf jeden Fall tun, sollten sie die Erlaubnis der Prinzessin nicht bekommen.

Bunny seufzte schwer. Gerade mal zwei Wochen hatten sie gemeinsam als Paar gehabt und schon musste Seiya für eine ganze Weile weg. Sie wusste, dass es nötig war und dass sie danach alle Zeit der Welt miteinander hätten. Trotzdem war es schwierig für sie. Sie wünschte, der Tag seiner Wiederkehr wäre schon gekommen…

Mit trüben Gedanken und großer Sehnsucht nach ihrem Freund schlief sie schließlich ein.
 

Es waren Ferien und Bunny schlief lang. Sie war schon einmal wach gewesen, doch wollte sie so viel Zeit wie möglich mit Schlafen verbringen, denn diese Zeit ging wenigstens schnell rum.

Im Wohnzimmer saßen derweil Bunnys Eltern über eine Zeitschrift gebeugt und lasen mit großen Augen gleichzeitig einen Artikel.

„Siehst Du das, Ikuko? SIEHST DU DAS?“, stieß Kenji atemlos aus.

„Natürlich sehe ich das, ich bin ja nicht blind.“, antwortete sie ihm schnippisch.

„Ich hol sofort Bunny, das kann ja wohl nicht wahr sein.“, verkündete er aufgebracht, doch Ikuko hielt ihn zurück.

„Wieso das denn? Was findest Du an diesem Artikel denn bitte so schlimm?“

„Soll das ein Scherz sein? Ein Foto von unserer kleinen Bunny, auf dem sie mit einem Popstar rumknutscht, in so einem Klatschmagazin? Das ist schrecklich!“

„Wieso ist das schrecklich?“, hakte Ikuko nach. „Du hast den Artikel doch auch gelesen oder?“

„Ja. Und?“ Kenji verstand nicht, wie seine Frau so ruhig bleiben konnte.

„Verstehe ich das richtig, dass Du Dich vor zwei Wochen noch darüber aufgeregt hast, dass Seiya in einem Magazin als ‚Mädchenschwarm‘ bezeichnet wurde und Du deshalb davon ausgegangen bist, dass er sich mit Bunny nur einen Spaß erlaubt? Und Du Dich jetzt darüber aufregst, dass er in aller Öffentlichkeit – vor der ganzen Welt! – zu Bunny steht und sogar verkündet, dass sie seine große Liebe ist? Habe ich das richtig verstanden?“

„A-aber dieses Bild…“, versuchte er dennoch zu protestieren.

„Achja, das Bild…“, erinnerte Ikuko sich. „Du sprachst von ‚rumknutschen‘… Für mich sieht das eher nach einem zärtlichen Kuss aus. Weißt Du, DU hast mich auch mal so in aller Öffentlichkeit geküsst, aber das ist ja auch schon ewig her.“

Kenji lief rot an. Was sollte das denn jetzt? Erfreut über Kenjis Gesichtsausdruck, versuchte sie es nun beschwichtigend.

„Bitte lass Bunny damit in Ruhe, ja? Sie hat es sowieso schon schwer genug, weil Seiya für eine ganze Weile weg sein wird und sie noch nicht mal genau weiß, wann er wiederkommt.“

Kenji gab sich geschlagen. Es hatte einfach keinen Zweck gegen sie zu argumentieren. Er verlor doch einfach jedes Mal.
 

Später am Tag schlenderte Bunny zusammen mit ihren Freundinnen – außer Amy, welche immer noch krank war – durch den Park. Alle waren traurig darüber, dass ihre Freunde abgereist waren, doch sie und Minako traf es am härtesten. Makoto und Rei versuchten alles, um ihre zwei Freundinnen aufzumuntern, doch mit wenig Erfolg.

Immer wieder lagen sich die beiden gegenseitig in den Armen und stießen Seufzer aus oder sprachen sich gegenseitig Mitleidsbekundungen aus. Makoto und Rei fanden, dass sie es etwas übertrieben, doch konnten sie auch verstehen, dass sie ihre Freunde vermissten, weshalb sie sich zurückhielten. Gerade Rei fiel das gar nicht mal so leicht. Immer wieder musste sie sich stark zusammenreißen.

Als sie gerade doch mal ein Machtwort sprechen wollte, ertönte ein gellender Schrei und alle fuhren herum. Sie wechselten einen kurzen Blick und rannten dann gemeinsam in die Richtung, aus der der Schrei kam. Sie versteckten sich hinter einem Gebüsch und spähten darüber hinweg.

Sie konnten eine junge Frau sehen, die gerade von einem Monster mit blassgrüner, schuppiger Haut und einem diabolischen Grinsen bedrängt wurde. Eine gespaltene blaue Zunge trat kurz aus dem Mund hervor, während es einen bedrohlichen Zischlaut von sich gab. Es trug eine Art metallene Rüstung, welche knapp die weiblichen Rundungen des Wesens verhüllte, und der linke Arm war wie eine Kanone geformt. Mit eisernem Griff hielt es die junge Frau fest und öffnete weit den schreckenerregenden Mund, womit es der Frau all ihre Energie auszusaugen schien.

Entsetzt betrachteten die Mädchen die Szene, bevor sie sich endlich zum Handeln entschlossen. Alle verwandelten sich und nach langer Zeit standen sie nun wieder als Sailor Kriegerinnen einem neuen Gegner gegenüber.

„Aufhören!“, rief Sailor Moon. „Du wagst es, an einem so schönen Tag eine junge Frau bei einem Spaziergang durch den Park zu stören?! Das kann ich nicht zulassen! Wir sind das Sailor Team und im Namen des Mondes werden wir Dich bestrafen!“

Das Monster sah sie an. Sailor Moon ekelte sich vor den gelben Augen, mit denen es sie anstarrte. Abrupt ließ es die Frau los, die bewusstlos zu Boden sank. Mit gekrümmter Haltung wandte sich das Monster dem Sailor Team komplett zu.

„Tokado!“, rief es seinen eigenen Namen mit einer unheimlichen Stimme. Schon richtete es den Kanonenarm auf die Mädchen und feuerte damit einen Schuss ab, wobei die Mädchen knapp einer klebrigen Masse ausweichen konnten, welche einen übelriechenden Ätzfleck auf dem Boden hinterließ.

„Na warte!“, rief Sailor Jupiter. „Jupiter, Macht der Donner, sieg!“ Das Monster wehrte die Attacke mit einer Wischbewegung ab und feuerte weitere Schüsse auf die Kriegerinnen.

Nun vereinten Mars und Venus ihre Kräfte und tatsächlich trafen sie Tokado. Sich krümmend ging es zu Boden und warf den Mädchen einen hasserfüllten Blick zu.

„Sailor Moon, schnell!“, rief Mars ihrer Anführerin zu.

„Ja!“, antwortete diese entschlossen. Schon hielt sie ihren Stab in der Hand. „Macht des Mondlichts schein und heile!“, rief sie ihren alten Spruch aus und schon trafen die Lichtstrahlen das Monster. Es schrie entsetzlich und krümmte sich noch stärker. Nach einigen Sekunden war es vorbei. Seine Gestalt veränderte sich und eine Frau lag nun ebenfalls bewusstlos am Boden.

Sailor Moon und die anderen liefen zu ihr und ihrem vormaligen Opfer, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist. Langsam erwachte das ehemalige Monster Tokado und hielt sich benommen den Kopf.

„W-was ist passiert?“, stöhnte sie und sah die Mädchen an, welche sich nun wieder in ihrer Alltagserscheinung befanden. Minako lächelte sie an.

„Wir haben Sie hier bewusstlos aufgefunden.“, erklärte sie.

„Oh nein… Habe ich etwa auch diese merkwürdige Krankheit, von der im Moment ständig die Rede ist?“ Sie klang ehrlich besorgt. Erst dann fiel ihr auf, dass neben ihr noch eine weitere, ihr unbekannte Frau lag. „Was ist mit ihr?“, fragte sie erstaunt.

„Naja, auch sie haben wir hier bewusstlos aufgefunden.“, antwortete dieses Mal Makoto. Sie besah sich die junge Frau, die sie gerade stützte, besorgt. Sie war sehr blass und sie hatte das Gefühl, dass ihr Atem nur sehr schwach ging. „Ähm… Ich glaube, wir sollten vielleicht besser einen Krankenwagen rufen.“, sagte sie bestürzt.

Sofort sprang Rei auf und kramte in ihrer Tasche nach ihrem Handy.
 

Wenige Minuten später waren Rettungssanitäter zur Stelle und verfrachteten die junge Frau in ihren Krankenwagen. Auch die andere Dame nahmen sie vorsichtshalber gleich mit, um sie untersuchen zu lassen.

Betrübt blieben die Mädchen zurück.

„Es geht also wieder los, hm?“, stellte Bunny traurig fest. Sie hatte den Frieden so sehr genossen und nun war nicht nur ihr geliebter Seiya weg, es gab auch noch eine neue Bedrohung. Sie wussten gar nichts darüber, wussten nicht, womit sie es dieses Mal zu tun hatten.

Keines der Mädchen konnte sich das alles erklären. Sie standen vor einem Rätsel. Außerdem schien es so, als hätten die bewusstlos aufgefundenen Menschen vielleicht tatsächlich etwas mit einer neuen Gefahr zu tun und trotzdem bekamen sie erst jetzt etwas davon mit. Auch das war nicht unbedingt normal.

Sie beschlossen zu Amy zu gehen und ihr von alledem zu erzählen. Auch mit Luna und Artemis sollten sie so bald wie möglich sprechen.

Sie gingen nebeneinander her, als Bunny plötzlich eine Murmel auffiel, die auf dem Boden lag. Sie hob sie auf und sah sich um. Ein Stück entfernt saß ein kleines Mädchen auf dem Boden und spielte mit eben solchen Murmeln. Ihr Haar sah ungekämmt aus und auch ihr schlichtes, schwarzes Kleid sah alles andere als neu aus.

„Wartet bitte kurz, ja?“, rief Bunny ihren Freundinnen zu und lief zu dem Mädchen. Sie lächelte sie an.

„Hier, ich glaube, Du hast eine Murmel verloren.“ Sie hielt sie ihr hin. Das Mädchen sah auf. Bunny erschrak vor den leeren braunen Augen des Mädchens. Sie tat ihr leid. Was hatte sie wohl in ihrem Leben bereits durchmachen müssen, dass sie so verwahrlost und leer aussah.

Das Mädchen nahm die Murmel entgegen und musterte sie kurz, bevor ihr Blick wieder auf Bunny fiel. Ihre Augen leuchteten für eine Sekunde auf und auch ihre Lippen verzogen sich für einen kurzen Augenblick zu einem Grinsen. Sie schnippte die Murmel in Bunnys Richtung, welche sofort durch ihre Brust in sie eindrang. Auf der Stelle leerte sich Bunnys Blick. Regungslos und ohne zu zwinkern hockte sie immer noch da. Sie spürte in diesem Augenblick gar nichts, hatte keinerlei Gedanken und keine Empfindungen. Sie schien nur noch eine Hülle zu sein.

„Hey, Bunny! Kommst Du endlich?“, rief Rei ihr ungeduldig zu und trat wenige Augenblicke hinter sie, um ihr auf die Schulter zu tippen. Bunny blinzelte und ihr Blick normalisierte sich wieder.

„Bin ja schon da.“, konterte sie und ohne ein weiteres Wort verschwand sie mit ihren Freundinnen aus dem Park, um wie geplant Amy zu besuchen.

Im Kino

Einige Zeit später klingelte es an Amys Haustür. Sie hatte den ganzen Tag im Bett verbracht und versucht sich aufs Lesen zu konzentrieren. In Gedanken war sie jedoch stets bei einem jungen Mann von einem anderen Planeten gewesen. Sie konnte es noch gar nicht richtig glauben, dass er jetzt weg war und sie ihn nicht mehr sehen würde. Als sie das Klingeln hörte, schlüpfte sie schnell in ihren Bademantel und ging zur Tür. Als sie sie öffnete, standen ihre Freundinnen vor ihr. Alle hatten ein ernstes Gesicht aufgesetzt.

„Hallo Amy.“, begrüßte Makoto sie.

„Wie geht es dir?“, fragte Rei direkt.

„Hallo.“, erwiderte Amy erstaunt den Gruß. Was machten sie denn alle hier? „Mir geht es langsam besser, aber gesund bin ich noch nicht.

Was macht ihr denn hier?“, fragte sie immer noch erstaunt.

„Wir müssen dir etwas erzählen.“, antwortete Makoto. Amy ließ sie alle eintreten. Sich für ihren Zustand entschuldigend begab sie sich wieder ins Bett. Ihre Freundinnen ließen sich teils auf Stühlen, teils auf ihrer Bettkante nieder.

„Also? Was ist passiert?“, hakte Amy nach.

Bunny, die bisher ungewohnt schweigsam gewesen war, ergriff mit gesenktem Kopf und leiser Stimme das Wort.

„Ein neuer Feind ist aufgetaucht.“ Amy riss die Augen auf. Hatten Luna und Artemis Recht gehabt? Gab es wirklich eine neue Bedrohung? Nach bald eineinhalb Jahren des Friedens?

„Oh nein!“, stieß sie aus. „Was ist passiert?“ Sie wollte Einzelheiten wissen.

„Wir waren zusammen im Park,“, erzählte nun Minako. „als wir plötzlich einen Schrei hörten. Als wir dort ankamen, sahen wir ein Monster, das eine Frau am Kragen gepackt hatte und ihr Energie auszusaugen schien.“

„Bunny hat ihre Kraft gegen es eingesetzt und es hat sich in eine Frau zurückverwandelt.“, mischte Rei sich ein. „Aber wir wissen nicht, was sie überhaupt zu diesem Monster gemacht hat. Sonst war niemand da und es war auch kein entrissener Sternenkristall oder so etwas.“

„Beide waren daraufhin bewusstlos.“, erzählte Bunny weiter. „Die zurückverwandelte Frau ist nach kurzer Zeit wieder erwacht, doch das Opfer war bis zum Schluss bewusstlos. Rei hat einen Krankenwagen gerufen und so wurden beide ins Krankenhaus gebracht.“

„Also haben diese ganzen Fälle in letzter Zeit vielleicht wirklich etwas mit einem neuen Feind zu tun?“, fragte Amy entsetzt.

„Das haben wir uns auch schon überlegt.“ Makoto klang nachdenklich. „Es wäre durchaus möglich oder?“

„Ich denke auch, dass es etwas damit zu tun hat.“, sagte Rei. „Das kann doch kein Zufall sein.“

„Leider wissen wir überhaupt nichts über diesen neuen Feind.“, bedauerte Minako. „Wer er ist, was er will, wie er vorgeht… Wir stehen ganz am Anfang.“ Niedergeschlagen ließ sie den Kopf hängen.

„Hey!“, mischte Amy sich ein. „Seit wann geben wir denn so schnell auf?“ Alle sahen sie an.

„Wir werden das schon alles noch herausfinden.“, sagte sie zuversichtlich. „Bisher haben wir noch jede Herausforderung gemeistert und das wird dieses Mal auch nicht anders sein, hört ihr?“

Bunny lächelte ihre Freundin an. „Du hast Recht, Amy.“

„Natürlich habe ich Recht.“ grinste diese.
 

Einige Tage später war Amy wieder gesund. Sie ging zusammen mit Bunny und Minako durch die Stadt. Sie wollten ins Kino gehen und befanden sich gerade auf dem Weg dorthin. Plötzlich blieb Bunny stehen.

Verwundert drehten sich Minako und Amy, die noch einige Schritte weitergelaufen waren, zu ihr um.

„Was ist denn, Bunny?“, fragte Minako sie, doch Bunny zeigte keinerlei Reaktion. Sie hatte den Kopf leicht gesenkt und starrte mit leeren Augen vor sich hin, ohne etwas Bestimmtes fixiert zu haben.

„Bunny?“, besorgt machte Amy einen Schritt auf sie zu. Sie bemerkte, dass Bunny schwer atmete. Sie griff sich an die Brust.

„Was hat sie denn?“, fragte Minako ängstlich. So hatte sie ihre Freundin noch nie gesehen. Noch einige Sekunden vergingen, bevor Bunny schlagartig aufsah und ein paar Mal blinzelte.

„Was ist?“, fragte sie. „Warum guckt ihr mich so an?“ Mit großen Augen blickte sie von Amy zu Minako und wieder zurück.

„Das könnten wir dich fragen!“, rief Minako aus. „Was war das denn eben?“

Verwundert sah Bunny sie an. „Was eben?“

Amy und Minako konnten es nicht glauben. „Na, dass du eben so plötzlich stehen geblieben bist, nicht auf uns reagiert hast und dich zudem noch schwer atmend an die Brust gefasst hast.“

„Hää? Wovon redet ihr da?“, fragte Bunny vollkommen verwirrt. „Alles woran ich mich erinnere, ist, dass wir hier zusammen langgegangen sind und ihr mich von jetzt auf eben so komisch anstarrt.“

Beunruhigt warfen Amy und Minako sich einen Blick zu.

„Kommt schon.“, forderte Bunny sie auf. „Wir kommen noch zu spät ins Kino!“ Sorglos marschierte sie los und den anderen beiden Mädchen blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
 

Kurz darauf saßen sie gemeinsam im Kino. Amy und Minako hatten eigentlich noch weiter mit Bunny über das eben Geschehene reden wollen, doch ließ Bunny dies nicht zu. Sie wollte doch einfach nur den Tag mit ihren Freundinnen verbringen und sich einen Film ansehen, um sich ein wenig von ihrer Sehnsucht nach Seiya abzulenken.

Als der Film begann, war endlich Ruhe. Es war eine seichte Liebeskomödie, ganz nach Bunnys Geschmack. Auch Minako war von dem Film begeistert, während Amy sich gerade eher in die Bibliothek wünschte.

Als der Film schon beinahe vorbei war, wurde ein großer Schatten auf die Leinwand geworfen. Einige Menschen fingen an sich zu beschweren, bevor die Schatten genauer zu erkennen waren und einige panische Schreie ausgestoßen wurden. Alle drehten sich entsetzt zum kleinen Fenster des Vorführraums um, wo man deutlich den Vorführer sehen konnte, welcher von einem weiteren Monster in die Mangel genommen wurde.

Panisch verließen die Kinobesucher den Saal, bis nur noch die drei Mädchen zurückblieben. Entschlossen sahen sie sich an und kurze Zeit später standen die Kriegerinnen Sailor Moon, Sailor Merkur und Sailor Venus im Raum. Sie eilten zu der schmalen Tür, die in den Vorführraum führte.

„Aufhören!“, schrie Sailor Moon, um ihren gewohnten Spruch abzulassen. „Die Menschen gehen ins Kino, um für einen Moment in eine andere Welt abzutauchen und ihre Sorgen zu vergessen. Sie wollen sich amüsieren und eine sorglose Zeit verbringen. Ich werde es nicht zulassen, dass du ihnen diese Zeit vermiest! Wir sind das Sailor Team und im Namen des Mondes werden wir dich bestrafen!“

Höhnisch grinsend sah der neue Gegner sie an. „Ikkan!“, schrie er. Sein linker Arm sah aus wie eine Kameralinse und an seinem Kopf schien eine Art Filmprojektor befestigt zu sein. Er richtete die Kameralinse auf die Mädchen und im gleichen Augenblick wurde etwas auf die Kinoleinwand projiziert. Die Sailor Kriegerinnen waren dort zu sehen, doch befanden sie sich nicht wie in Wirklichkeit im kleinen Vorführraum sondern in einer Umgebung, die am ehesten als Trümmerhaufen bezeichnet werden konnte.

„Gebt mir eine Minute!“, schrie Merkur und die anderen Mädchen verstanden.

Auf der Leinwand tauchte eine große Schlange auf und wickelte sich um Venus‘ Körper. Sie erstarrte, als sie sich auch in Wirklichkeit nicht mehr bewegen konnte und den Druck des schweren Tieres um sich spüren konnte. Merkur hatte derweil ihre Analysebrille aufgesetzt und ihren Minicomputer hervorgeholt. Sie wollte unbedingt ausprobieren, ob sie so etwas über dieses Monster herausfand.

Sailor Moon versuchte Venus zu helfen, doch bekam sie keine Schlange oder so zu fassen. Sie griff immer nur in die Luft und konnte die Kriegerin der Liebe deshalb nicht befreien. Als sie sich dem Monster zuwandte, war auf der Leinwand ein großer Stein zu sehen, der sie genau in ihre Magengrube traf. Von der Wucht hart getroffen, ging sie zu Boden und krümmte sich.

Merkur biss sich auf die Unterlippe. Nur noch ein kleiner Moment und sie würde sicherlich etwas herausfinden. Ikkan richtete die Linse seiner Kamera nun genau auf sie. Sie wich nicht aus, sondern versuchte, ihre Analyse schnellstmöglich abzuschließen. Nur noch ein bisschen!

Gerade wollte das Monster etwas gegen Merkur richten, da traf eine rote Rose die Linse seiner Kamera. Sie zersplitterte, die Kriegerinnen verschwanden aus der Projektion und Venus atmete erleichtert auf, als sich der Druck um sie herum löste.

„Das Kino bietet den Menschen einen Ort der Entspannung und des Entertainments. Sie kommen hierher um ihre Freizeit zu genießen. Ich werde nicht zulassen, dass du ihnen diese Zuflucht zerstörst!“, rief Tuxedo Mask, der nun an die schmale Eingangstür gelehnt stand. Zornig griff Ikkan ihn an, doch er wich geschickt aus und begann einen kleinen Kampf.

Venus stürzte hinüber zu Sailor Moon, die immer noch mit Schmerzen auf dem Boden hockte. „Sailor Moon!“, rief sie aus. „Alles in Ordnung?“

Sailor Moon hob den Kopf und richtete sich mühsam auf. „Es geht schon.“ Sie bemühte sich Halt zu bekommen und schaffte es, sich fest hinzustellen. Die Schmerzen ließen langsam nach. In dem Moment piepte es kurz.

„Ich hab’s!“, rief Amy aus. „Ich habe die Daten, die ich brauche.“

Tuxedo Mask hatte dem Monster einen Stoß versetzt und es taumelte etwas zurück. Er wandte sich nun um. „Los Sailor Moon! Du bist dran!“

„Ja!“, rief Sailor Moon aus. „Macht des Mondlichts schein und heile!“ Sie sagte ihren Spruch und schon verwandelte sich das Monster vom Lichtstrahl getroffen zurück in einen Menschen. Ein Ausweis an seiner Brust verriet, dass es sich um den Supervisor des Kinos handelte.

Da beide Männer bewusstlos waren, riefen sie schnell einen Krankenwagen, der sie kurze Zeit später beide abtransportierte.
 

Noch am selben Abend saßen die Mädchen sowie Mamoru bei Rei im Tempel. Sie beredeten, was schon wieder passiert war und Amy präsentierte ihr Ergebnis.

„Die Analyse hat ergeben, dass in der Brust des Monsters etwas steckte, was ihn vermutlich verwandelt hat. Es scheint eine Art Samen oder so zu sein. Jedenfalls schien er sich auszubreiten.“

Nachdenklich saßen sie da, als Bunny das Wort ergriff.

„Aber als er sich zurückverwandelt hat, ist es doch gar nicht herausgekommen oder?“

„Nein, ich glaube nicht.“, mischte Mamoru sich ein, dem ebenfalls nichts Derartiges aufgefallen war.

„Vielleicht ist es ja trotzdem zerstört.“, warf Makoto ein und warf einen fragenden Blick zu Amy.

„Vielleicht…“, antwortete sie zögernd. „Beweise haben wir allerdings keine. Trotz meiner Analyse wissen wir so gut wie gar nichts über das alles.“

Betreten sahen sie in die Runde. Sie standen immer noch ganz am Anfang und wussten nicht, womit sie es eigentlich zu tun hatten.

Auf Euphe

Nach einer langen Reise durch die Galaxien erreichten die Star Lights endlich ihren Heimatplaneten. In ihrer Gestalt als Sailorkriegerinnen landeten sie in einem Wald etwa einen Kilometer vom Palast entfernt. Alle atmeten erleichtert aus. Die Reise war sehr anstrengend gewesen, doch verlief sie glücklicherweise ohne irgendwelche Zwischenfälle.

„Es wird bald dunkel.“, stellte Maker mit einem Blick in den Himmel fest.

„Lasst uns gehen.“, forderte Healer ihre Freundinnen auf. Sie wollte hier nicht länger Zeit vergeuden. Die anderen beiden stimmten ihr zu und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Palast. Nach etwa 15 Minuten erreichten sie das große Palasttor. Die Wache hielten ihnen ihre Hellebarden entgegen. Fighter seufzte. Dass es auf Euphe teilweise aber auch noch so unglaublich mittelalterlich zugehen musste.

„Wer seid Ihr?“, rief eine Wache den Kriegerinnen mit lauter Stimme entgegen. Verwundert sahen die drei sich an. Erkannten die Wachen sie etwa nicht? Maker ergriff das Wort.

„Wir sind Prinzessin Kakyuus Vertraute: Sailor Star Fighter, Sailor Star Healer und Sailor Star Maker.“ Sie wies dabei der Reihe nach auf Fighter, Healer und schließlich auf sich selbst.

Die Wachen berieten sich flüsternd, bevor der, der eben schon gesprochen hatte, sich ihnen zuwandte.

„Ihr dürft unter Begleitung der Wache eintreten.“, verkündete er bestimmt.

„Na, hören Sie mal!“, fuhr Fighter ihn an. Das war ja noch schöner, dass sie von einer Wache begleitet werden sollten. Immerhin gingen sie seit frühester Kindheit hier ein und aus und sie hatten eindeutig eine höhere Stellung als dieser Mann. Dieser zog verwundert seine Augenbraue hoch.

„Wollt Ihr Euch uns etwa widersetzen?“, fragte er mit ernster Stimme.

„Nein, wir nehmen diese Bedingung an.“, mischte Maker sich schnell ein und warf Fighter einen warnenden Blick zu. Diese biss die Zähne zusammen und besah die Wache mit ihrem grimmigsten Blick. Es passte ihr gar nicht, so behandelt zu werden.

„Gut.“, verkündete die Wache und wies drei Männer an, die Kriegerinnen zu begleiten.

„Folgt mir.“, verkündete einer und schritt voran. Die drei Frauen folgten ihm durch das Tor, welches ebenfalls auf Anweisung der ersten Wache geöffnet worden war. Hinter ihnen gingen zwei weitere Männer.

Sie liefen durch die Gänge des Palastes und sahen sich mit großem Staunen um. In der kurzen Zeit, die sie weg gewesen waren, hatte sich hier einiges verändert. Immer wieder warfen sie sich vielsagende Blicke zu. Irgendetwas stimmte hier nicht, das war klar. Sie wurden in einen kleinen Saal geführt, der sich, wie sie wussten, vor dem Thronsaal befand.

„Wartet hier.“, wies eine der Wachen sie an und verschwand durch eine große Tür. Einige Minuten vergingen, bevor er wieder zu ihnen zurückkam.

„Ihr habt Glück. Normalerweise empfängt er so spät niemanden mehr, aber er macht eine Ausnahme.“ Verwundert sahen sich die Kriegerinnen an.

„Er?“, fragte Fighter gerade heraus.

„Der Kanzler!“, sagte er nachdrücklich. Den Frauen verschlug es die Sprache. Kanzler? Was war denn hier nur los? Und was war mit ihrer Prinzessin? Stillschweigend beschlossen sie erst mal nichts dazu zu sagen. Gespannt folgten sie dem Mann in den Thronsaal und erblickten einen Mann mittleren Alters mit einem angegrauten Spitzbart und einer langen schwarzen Robe, der auf Prinzessin Kakyuus Thron saß.

„Willkommen.“, sagte er mit einer gebieterischen Stimme und einer ausladenden Bewegung, als die Star Lights ihm entgegentraten. Sie verneigten sich leicht und warfen ihm einen skeptischen Blick zu.

„Ihr seid also die berühmten Kriegerinnen, die diese und viele weitere Galaxien vor Galaxia gerettet haben.“, stellte er mit einem gönnerischen Lächeln fest. Maker, die von allen am diplomatischsten war, trat vor und ergriff das Wort.

„Ich möchte gewiss nicht unhöflich sein, aber wir fragen uns, wer Ihr seid.“ Das Lächeln des fremden Mannes wurde noch breiter.

„Gewiss, das könnt Ihr natürlich nicht wissen. Durch Eure Abwesenheit die letzten Wochen ist Euch einiges entgangen.“ Plötzlich zeigte sich Bedauern in seinen Augen, was mehr als aufgesetzt wirkte. „Prinzessin Kakyuu ist leider schwer erkrankt und nicht in der Lage ihre Regierungstätigkeiten auszuführen, was gerade in diesen schwierigen Zeiten des Wiederaufbaus natürlich schwerwiegende Konsequenzen mit sich führen könnte. Aus diesem Grund wurde ich als Kanzler auserwählt, um ihre Aufgaben zu übernehmen. Ich bin Kanzler Kisame“

„Was hat die Prinzessin?“, platzte Fighter heraus und warf dem Kanzler einen bösen Blick zu. Als dieser den Kopf zu Fighter drehte, war dieses in ihren Augen höchst widerliche und heuchlerische Lächeln wieder auf sein Gesicht getreten.

„Leider darf ich dazu keinerlei Auskunft geben.“, sagte er mit scheinbarem Bedauern.

„Wir sind ihre engsten Vertrauten! Lassen Sie uns zu ihr.“, beschwerte sich Fighter.

„Es tut mir leid.“ Die Augen des Kanzlers Kisame blitzen gefährlich auf. „Ihr Zustand lässt leider keine Besuche zu.“

Fighter warf dem Kanzler einen hasserfüllten Blick zu und auch Healers Augen blitzen gefährlich. Maker warf den beiden einen warnenden Blick zu und ergriff wieder das Wort.

„Verzeiht, Kanzler. Wir haben eine lange Reise hinter uns und sind alle sehr erschöpft. Wir würden uns gerne in unsere Gemächer zurückziehen.“

„Selbstverständlich.“ Da war es wieder, dieses Grinsen. Fighter fiel es sehr schwer, ihren Zorn zurückzuhalten. Sie biss die Zähne zusammen. Kanzler Kisame wies die Wachen an, die Kriegerinnen in ihre Schlafräume zu geleiten.
 

Sie teilten sich einen Komplex im hinteren Ostflügel, welcher aus einem Gemeinschaftsraum, einem Badezimmer und drei Schlafzimmern bestand. Als sie endlich alleine waren, konnte Fighter sich nicht länger zusammenreißen. Wutentbrannt schlug sie mit der Faust gegen die Wand.

„Was fällt ihm eigentlich ein, diesem…?!“ Ihr fiel kein passender Ausdruck ein, um all ihren Hass für diesen Mann auszudrücken.

„Beruhige Dich.“, versuchte Maker sie zu beschwichtigen. „Wir sollten uns lieber etwas überlegen, damit wir mit der Prinzessin reden können.“

„Wie kannst Du nur so ruhig bleiben?“, giftete Fighter sie an. Makers Augen blitzen auf.

„Glaub ja nicht, dass mich das kalt lässt. Ich denke nur, dass es nichts bringt hier Randale zu machen. Wir sollten einen Plan haben.“

„Maker hat Recht.“, mischte Healer sich nun ein. „Außerdem finde ich, dass wir erst mal wieder ein paar Kräfte sammeln sollten. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber mich hat diese Reise ganz schön geschafft.“

Wieder einmal biss Fighter die Zähne zusammen und ließ sich aufs Sofa fallen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und starrte böse vor sich hin. Doch nur wenige Augenblicke später wurde ihr Blick weicher. Sie griff nach einer gewissen Kette um ihren Hals und betrachtete die weiche weiße Feder in ihrer Hand. Ihre Art war es zu handeln, doch Bunny würde Maker sicher auch Recht geben. Es sollte immer eine friedliche Lösung geben.

„Und was sollen wir tun?“, fragte sie ihre Freundinnen schließlich.

„Zunächst einmal wäre es besser, wenn wir vor dem Kanzler und seinen Wachen stets als Sailorkriegerinnen auftreten würden. Ich denke nicht, dass sie von unserer männlichen Gestalt wissen und das könnte uns irgendwann noch mal zum Vorteil werden.“, verkündete Maker nachdenklich.

Fighter seufzte. Wieder einmal war sie in diesem weiblichen Körper gefangen. Auf der Erde war sie stets Seiya gewesen, ein Mann, ihr wahres Ich. Kaum waren sie wieder auf Euphe, durften sie nicht mehr sie selbst sein.

„Und weiter?“, fragte sie dennoch. Doch bevor Maker oder Healer antworten konnten, klopfte es an der Tür und ohne eine Antwort abzuwarten, traten drei junge Frauen mit Tabletts sowie zwei Wachen ein. Einer der Männer ergriff das Wort.

„Kanzler Kisame schickt euch etwas zu essen.“

Die Frauen stellten die Tabletts auf dem Tisch ab und richteten das Essen an. Es war reichlich und sah sehr appetitlich aus. Bei dem Anblick spürte Fighter plötzlich wie ihr Magen knurrte. Eine leichte Röte schlich sich auf ihre Wangen. Es widerstrebte ihr das Essen des Kanzlers anzunehmen, doch musste sie sich eingestehen, dass sie wirklich Hunger hatte.

„Vielen Dank.“, bedankte Maker sich für sie. Die Frauen verneigten sich und zusammen mit den Wachen verschwanden sie wieder.

Die Star Lights fingen an zu essen und Fighter musste sich eingestehen, dass es ausgesprochen köstlich war. Als sie fertig war, war sie satt und spürte wie sich die Müdigkeit über sie legte. Auch an ihr waren die Spuren ihrer langen Reise nicht vorbeigegangen.

Auch Healer ließ ein Gähnen von sich hören. Sie streckte sich etwas, bevor sie dann aufstand.

„Wir sollten uns eine Mütze Schlaf holen.“, verkündete sie. „Wenn wir ausgeschlafen sind, können wir uns etwas überlegen. Es hat einfach keinen Sinn in diesem Zustand groß Pläne zu schmieden.“ Maker stimmte ihr zu und auch Fighter widersprach nicht, war sie insgeheim doch froh über diesen Vorschlag.

Kurze Zeit später lag Seiya nun wieder in männlicher Gestalt im Bett. Er hielt die Kette, die Bunny ihm geschenkt hatte, in der Hand und dachte an sie. Er hoffte, dass es ihr gut ging. Er seufzte einmal und schlief dann in Gedanken an sein Schätzchen schnell ein.
 

Schlagartig erwachte er und sah sich aufgeschreckt um. Nur langsam kam die Erinnerung an ihre Ankunft und an den Kanzler wieder zurück. Er sah auf die Uhr und stellte fest, dass er nur 3 Stunden geschlafen hatte. Er ließ sich wieder in die Kissen sinken und versuchte wieder in den Schlaf zurückzufinden. Nachdem er jedoch eine halbe Stunde so da gelegen hatte und einfach nicht mehr einschlafen konnte, stand er auf.

Er erinnerte sich an Makers Worte und verwandelte sich vorsichtshalber, damit ihn niemand in seiner männlichen Gestalt entdeckte. Wieder im Körper der Sailorkriegerin verließ sie ihr Schlafzimmer und ging nun auch auf die Tür aus dem Gemeinschaftsraum zu. Sie zögerte kurz, wusste sie doch nicht, wohin sie eigentlich gehen sollte, mitten in der Nacht. Schließlich öffnete sie jedoch die Tür.

Zwei Wachen standen vor der Tür und sprachen sie direkt an.

„Wo wollt Ihr hin?“ Fighters Blick verfinsterte sich sofort bei dieser Frage.

„Ich möchte mir nur etwas die Beine vertreten.“, antwortete sie mit einem gefährlichen Zischen.

„Wir dürfen Euch leider nicht ohne Begleitung im Palast herumlaufen lassen.“, erklärte eine der Wachen bedauernd. „Aber wenn Ihr wollt, sorgen wir dafür, dass Ihr begleitet werdet.“

„Hören Sie mal, ich bin in diesem Palast aufgewachsen und laufe seit meinem 5. Lebensjahr hier alleine herum.“, fuhr Fighter ihn an. Er zuckte jedoch nur mit den Achseln.

„Es tut mir leid, aber das sind unsere Anweisungen.“

Fighter überlegte, ob sie ihm einfach eine verpassen sollte. Er würde schon sehen, woran er bei ihr war und auch zu zweit würden sie keine Chance gegen sie haben. Wütend funkelte sie die beiden Wachmänner an, als plötzlich Schritte im Gang zu hören waren. Sie drehte den Kopf und erkannte den Mann, der dort kam, sofort.

Der Plan

„Syphius!“, rief Fighter aus. Endlich ein bekanntes Gesicht. Der leicht angegraute Mann, der auf sie zuschritt, war der Kommandant der Wache. Zumindest war er das noch, als die Star Lights Euphe das letzte Mal verlassen hatten.

„Fighter?“, fragte Syphius erstaunt, als er die Kriegerin erkannte. „Ihr seid zurück!“ Die Augen des Mannes blitzten für einen Moment auf. Fighter meinte Freude und sogar Erleichterung darin zu erkennen, doch konnte sie sich nicht sicher sein.

Als Syphius die beiden Wachen erkannte, die vor dem Zimmer der Kriegerinnen postiert waren, verfinsterte sich seine Miene.

„Was ist hier los?“, fragte er ernst.

„Ich wollte mir nur die Beine vertreten, was mir jedoch von diesen beiden Herren hier verweigert wurde.“, erklärte Fighter mit einem abwertenden Blick auf die Wachen.

„Der Befehl lautet, Euch nicht alleine im Palast herumlaufen zu lassen.“, wiederholte die Wache, was Fighter verächtlich schnauben ließ. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich an Syphius.

„Was soll das, Syphius?“, fragte sie den Mann. Sie glaubte Hass in seinen Augen zu erkennen, als er die beiden Wachen betrachtete.

„Es tut mir leid, Fighter. Wenn der Befehl vom Kanzler kommt, dann kann ich leider nichts dagegen tun.“ Fighter schnaubte erneut. „Aber ich werde Dich gerne durch den Palast begleiten, wenn Du Dir nur mal eben die Beine vertreten willst.“

Die beiden Wachen warfen sich einen Blick zu.

„Ich bin mir nicht sicher…“, setzte der eine an, doch wurde er von Fighter unterbrochen.

„Ihr habt doch gesagt, dass ich von einer Wache begleitet durchaus durch den Palast gehen darf. Nun, Syphius ist sogar der Kommandant, also habt ihr doch sicher kein Problem damit oder?“ Drohend beugte sie sich zu den beiden Männern, die durchaus Respekt vor der berühmten Kriegerin hatten.

„Gut.“, schloss Syphius und nahm Fighter am Arm. Er geleitete sie fort von den Männern und als sie außer Hörweite waren, seufzte er erleichtert aus und ließ ihren Arm los.

„Was ist hier nur passiert?“, fragte Fighter verzweifelt. Traurig schüttelte Syphius den Kopf.

„Kurz nachdem ihr abgereist seid, wurde Prinzessin Kakyuu sehr krank. Kisame war einer der Berater, der nach dem Krieg mit Galaxia in den Beraterstand getreten ist.“

Fighter unterbrach ihn. „Warum haben wir ihn noch nie vorher gesehen?“

„Oh, das habt ihr sicher, aber er ist kaum wiederzuerkennen. Er hat sich immer sehr zurückgehalten, stand im Schatten aller anderen. Das Gesetz sagt, dass im Falle der Regierungsunfähigkeit der Prinzessin einer der Berater in den Kanzlerstand erhoben wird, um sie zu vertreten. Ich weiß nicht genau, was passiert ist, aber viel zu schnell hat Kisame den Thron besetzt und alles hier verändert.“

Fighter wusste nicht, was sie davon halten sollte.

„Was hat die Prinzessin denn?“, fragte sie.

„Das weiß keiner so genau. Seit Kisame das Kanzleramt eingenommen hat, bestimmt nur er, wer die Prinzessin besuchen darf. Und das sind nur eine Hand voll Ärzte und er selbst. Es stehen auch immer Wachen vor ihrem Zimmer. Es ist unmöglich dort hineinzukommen. Nicht mal ich durfte den Raum betreten.“ Syphius seufzte schwer. Fighter dachte über seine Worte nach.

„Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben, die Prinzessin zu sehen. Wir müssen zu ihr, verstehst Du?“

Der Mann nickte. „Ich sehe das auch so. Ihr seid die Einzigen, die uns helfen können, diesen Kanzler loszuwerden.“

„Also hilfst Du uns?“, fragte Fighter hoffend.

„Wenn ich kann…“, bestätigte er.
 

Zurück im Gemeinschaftsraum überlegte Fighter, ob sie die anderen beiden sofort wecken sollte oder sie lieber selbst noch einmal versuchte zu schlafen. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es eigentlich immer noch viel zu früh war, um wach zu sein, doch die innere Unruhe in ihr siegte. Entschlossen schritt sie auf Taikis Tür zu und weckte zunächst ihn und dann Yaten. Wenige Minuten waren Sailor Star Fighter, Sailor Star Maker und Sailor Star Healer im Gemeinschaftsraum versammelt.

„Was ist denn los?“, murrte Healer immer noch verschlafen.

„Ich konnte nicht schlafen.“, begann Fighter ihre Erzählung.

„Und dann wolltest Du, dass wir auch nicht mehr schlafen können?!“, vermutete Healer, was ihr einen bösen Blick von Fighter einbrachte.

„Nein, ich wollte mir etwas die Beine vertreten.“, fuhr sie fort. „Vor unserem Zimmer stehen Wachen. Wir dürfen nicht ohne Aufsicht durch den Palast gehen.“

Die beiden anderen rissen erstaunt die Augen auf. „Was?“, zischte Maker.

„Ja… Ich musste mich stark zusammenzureißen, um ihnen nicht einfach in den Arsch zu treten.“ Immer noch konnte Fighter ihre Wut bei dem Gedanken an diese Szene kaum zügeln. „Doch dann tauchte auf einmal Syphius auf.“

„Du hast Syphius getroffen?“, hakte Healer mit großen Augen nach.

„Ja, habe ich. Die beiden Wachen da draußen haben mich widerwillig mit ihm als Begleitung gehen lassen und er hat mir ein bisschen was erzählt.“ So gab Fighter wieder, was Syphius ihr erzählt hatte. Auch Healer und Maker konnten sich nicht an Kisame als einen Berater der Prinzessin erinnern. Schließlich kam Fighter zu dem Teil des Gesprächs, bei dem Syphius ihnen seine Hilfe zugesichert hatte.

„Er sagte, er könne uns vielleicht unter die Wachen schleusen. Nur die allerwenigsten in diesem Palast wissen von unserer männlichen Gestalt und das sind alles immer noch treuergebene Untertanen der Prinzessin.“

„Dann könnte er uns in eine Schicht zur Bewachung der Prinzessin einteilen?“, fragte Healer nach.

„Ich befürchte, so einfach ist das Ganze nicht.“, verneinte Fighter diesen Gedanken bedauernd. „Anscheinend dürfen nur Wachen, die persönlich von Kisame auserwählt worden sind, die Prinzessin bewachen. Ein paar Neulinge dürften niemals diesen Posten einnehmen.“

Maker seufzte. „Und was sollen wir dann machen?“ Eigentlich war sie das helle Köpfchen der Gruppe, doch erschien ihr das Ganze aufgrund der wenigen Informationen, die sie bisher hatten, eher ausweglos.

„So wie ich das sehe, müssen wir uns für eine nächtliche Patrouille einteilen lassen und die Wachen vor der Tür zu Prinzessin Kakyuus Zimmer überwältigen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.“, erklärte Fighter schulterzuckend.

„Toller Plan.“, murrte Maker.

„Hast Du einen besseren?“, keifte Fighter sie an.

„Leider Gottes nein.“ Maker hielt sich die Hand an die Schläfe.

„Wenn es nach mir ginge, würden wir sowieso gleich losgehen und jeden auf dem Weg zur Prinzessin platt machen.“, verkündete Fighter nun in ihrem altbekannten Ton. „Aber Syphius meinte, das sei keine gute Idee.“

Healer und Maker konnten nun nicht anders als zu lachen. Das war typisch für Fighter.

„Was ist?“, keifte Fighter wieder.

„Nichts.“, kicherte Healer.

„Wir halten uns an den Plan.“ Maker klang nun schon viel zuversichtlicher.

„Gut.“ Etwas beleidigt sah Fighter die anderen beiden an. „Das könnte ein paar Tage dauern. Syphius möchte nicht, dass wir irgendwelches Aufsehen erregen, bevor wir zuschlagen, deshalb müssen wir die Standardprozedur für die Einstellung von Wachen durchmachen.“

Healer und Maker stimmten ihr zu und so war es beschlossene Sache. Sie würden sich in die Wache einschleichen und so zur Prinzessin gelangen. Sollte das schief laufen, hatten sie als Plan B immer noch Fighters bevorzugte Methode.
 

Auf einem weit entfernten Planeten stand derweil ein blondes Mädchen mit zwei langen Zöpfen in einer verlassenen Seitenstraße und starrte mit leerem Blick auf den Boden. Schon einige Minuten hatte sie so da gestanden. Einmal war eine Frau an ihr vorbeigelaufen und hatte sie mit einem skeptischen Blick versehen. Es sah beinahe schon unheimlich aus, wie sie so da stand.

Es fing an zu regnen. Innerhalb kürzester Zeit war das Mädchen durchnässt. Nasse Haarsträhnen hingen ihr ins Gesicht und die langen Zöpfe hingen schwer hinab. Ein Regentropfen tropfte von ihrer Nase. Immer noch hatte sie sich keinen Zentimeter gerührt, doch plötzlich schien Leben in das Mädchen zu kommen. Sie zwinkerte ein paarmal und der leere Blick klärte sich langsam.

Sie schlang die Arme um ihren Körper und spürte ihre kalte, nasse Haut unter ihren Fingern. Zitternd sah sie sich um. Wie war sie hierhergekommen? Sie bekam es mit der Angst zu tun. Das war jetzt schon das dritte Mal, dass sie sich plötzlich irgendwo befunden hat und gar nicht wusste, wie sie eigentlich dort hingekommen war. Sie konnte sich nicht erinnern, hierhergelaufen zu sein. Sie wusste auch nicht, was sie hier hätte tun wollen. Die Straße hier war ihr vollkommen unbekannt.

Sie überlegte, was das letzte war, woran sie sich erinnern konnte. Sie hatten bei Rei gelernt. Vor zwei Tagen war die Schule wieder losgegangen und Amy hatte darauf bestanden, dass sie alle zusammen lernen sollten. Ihr war es schwer gefallen, sich zu konzentrieren. Mit ihren Gedanken hing sie die ganze Zeit bei Seiya. Er hatte gesagt, dass er vielleicht schon zu Schulbeginn wieder da sein würde, doch das war er nicht.

Nach dem Lernen war sie mit Amy, Makoto und Minako nach Hause gegangen. Amy und Makoto hatten sie zuerst verlassen, schließlich auch Minako. Und dann? Dann fehlte Bunny jegliche Erinnerungen. War sie nicht nach Hause gegangen? Es schien ganz so. Warum war sie hierhergekommen? Und warum konnte sie sich nicht daran erinnern?

Als ihr bewusst wurde, dass sie vollkommen durchnässt immer noch an derselben Stelle stand, setzte sie sich in Bewegung. Ihr war kalt und sie hatte Angst. Angst vor dem, was gerade mit ihr passierte. Immer schneller trugen ihre Schritte sie die Straße entlang. Wo befand sie sich nur? Nach einigen Minuten erreichte sie endlich eine Hauptstraße, die Bunny wiedererkannte. Sie lag in einem ganz anderen Stadtteil als ihr Haus. Wieso war sie hier?

Sie blieb stehen und starrte auf das Schild, welches den Namen der Straße verriet. Was sollte sie nur tun? Es war viel zu weit, um nach Hause zu laufen und Geld für den Bus oder ein Taxi hatte sie auch nicht.

Plötzlich trat jemand neben sie und hielt einen Schirm über sie. Überrascht sah sie auf. Ein großes Mädchen mit sandblonden Haaren lächelte sie an.

„Haruka!“, rief Bunny aus.

„Hallo Mondgesicht.“, begrüßte Haruka sie. „Was machst Du denn hier so allein und patschnass im Regen?“ Bedrückt senkte Bunny den Blick.

„Ich weiß es nicht.“, antwortete sie ehrlich. Erstaunt zog Haruka die Augenbrauen hoch.

„Komm mit. Michiru und ich wohnen gleich da drüben.“ Sie legte Bunny einen Arm um die Schulter und führte sie zu ihrer Wohnung.

Harukas Herz klopfte stark. Sie hatte gewusst, dass irgendetwas nicht stimmte. Der Wind hatte es ihr verraten.

Neue Erkenntnisse?

Nach nur wenigen Minuten hatten Haruka und Bunny die Wohnung der Älteren erreicht. Haruka schloss die Wohnungstür auf und schon hörten sie die Stimme einer anderen jungen Frau.

„Haruka? Bist Du schon wieder da?“ Michiru schritt durch die Tür und betrat den Flur. Mit Erstaunen stellte sie fest, dass ihre Freundin Bunny mitgebracht hatte. „Oh, hallo Bunny.“, begrüßte sie diese.

„Hallo Michiru.“ Bunnys Simme was leise und etwas gedrückt. Michiru stellte fest, dass Bunny total durchnässt war.

„Was ist denn mit Dir passiert?“, fragte sie deshalb nach. Haruka ergriff das Wort.

„Ich habe sie im Regen stehend aufgefunden und sie deshalb hierhergebracht.“ Immer noch neugierig betrachtete Michiru Bunny.

„Komm, wir stecken Dich erst mal in ein paar trockene Klamotten, in Ordnung?“ Sie schenkte ihr ein Lächeln.

„Ja, danke.“ Bunny ließ sich von Michiru ins Badezimmer geleiten.

„Am besten nimmst Du erst mal eine heiße Dusche, Du musst ja vollkommen durchgefroren sein.“ Sie bemerkte, dass Bunny zitterte und sich eine feine Gänsehaut über ihre Arme zog. „Ich bringe Dir noch schnell ein paar trockene Sachen von mir.“ Bunny nickte und begann schon mal ihre Zöpfe zu lösen. Wenig später kam Michiru zurück und legte ihr frische Wäsche und ein großes Handtuch hin.

Bunny entkleidete sich und stieg unter die Dusche. Das heiße Wasser tat gut. Ihr wurde wärmer und auch ihr Geist wurde belebt. Endlich fiel die Lethargie von ihr ab und sie begann etwas klarere Gedanken zu fassen.
 

„Was ist mit ihr los?“, fragte Michiru ihre sandblonde Freundin, während Bunny noch im Badezimmer war. Haruka schüttelte bedauernd den Kopf.

„Ich weiß es nicht. Als ich sie fand, stand sie einfach im Regen und starrte vor sich hin. Ich habe sie gefragt, was sie hier macht, aber sie konnte es mir nicht beantworten. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr, aber ich weiß nicht, was es ist.“ Sie ballte ihre Fäuste. Sie konnte es absolut nicht leiden, wenn sie nicht wusste, was los war und sie nicht handeln konnte.

Nachdenklich legte Michiru ihren Zeigefinger an ihr Kinn.

„Wir sollten versuchen mit ihr zu reden, vielleicht kann sie uns doch noch etwas Genaueres erzählen.“ Stumm nickend stimmte Haruka zu.

Sie hörten das Schloss der Badezimmertür klicken und wenige Augenblicke später trat Bunny heraus. Ihr Haar war noch nass und ungekämmt, aber sie trug jetzt Michirus trockene Klamotten und sah wieder wesentlich lebhafter aus.

„Geht’s Dir besser?“, fragte Haruka sie fürsorglich.

„Ja, vielen Dank. Die Dusche tat wirklich gut. Und vielen Dank für deine Sachen, Michiru.“ Letztere lächelte sie an.

„Gern geschehen… Komm, ich mach Dir die Haare, ja?“ Sie fand, dass es besser war, wenn Bunny nicht mit nassen Haaren herumlief.

„Äh ja.. gut, stimmte Bunny zu und wunderte sich über Michirus Fürsorge. Zwar hatte sie sie schon immer sehr gemocht und sie als Freundin betrachtet, doch war sie ihr bisher trotzdem nie besonders nahe gekommen.
 

Wenig später saß Bunny vor einem großen Spiegel. Vorsichtig föhnte und kämmte Michiru ihre Haare.

„Du hast wirklich schöne Haare.“, sprach sie ihr ein Kompliment aus. Bunny lächelte.

„Vielen Dank. Du hast aber auch sehr schöne Haare“ Michiru kicherte.

„Findest Du?“

„Ja, ganz ehrlich.“ Da war es wieder. Dieses liebe, unschuldige Mädchen. Michiru wusste, wie viel sie Haruka bedeutete und auch ihr war das blonde Mädchen mit den Zöpfen sehr ans Herz gewachsen. Es war mehr als nur eine Pflicht für sie, sie zu beschützen. Innerlich seufzte Michiru. Sie hätte es Bunny von Herzen gewünscht, dass sie endlich wie ein ganz normales Mädchen leben konnte. Doch das würde wohl nie wahr werden. Sie musste ihr unbedingt helfen.
 

Als sie bald darauf zurück ins Wohnzimmer traten, nahm Bunny einen verführerischen Geruch wahr. Auf einmal bemerkte sie, dass ihr Magen knurrte. Sie hielt sich ihren Bauch, doch das laute Geräusch ließ sich nicht verheimlichen. Michiru lächelte verschmitzt und Haruka ließ ein Lachen hören.

„Habe ich doch richtig vermutet, dass ich mit etwas zu essen nicht falsch bei Dir liegen kann.“

Leicht errötet antwortete Bunny. „Ich habe auch schon lange nichts mehr gegessen.“

„Dann setz Dich und greif nur zu.“, forderte Haruka sie auf und wies auf einen Platz an dem bereits gedeckten Esstisch.

Bunny lief das Wasser im Mund zusammen, als sie das Curry betrachtete und wie geheißen tat sie sich reichlich auf und begann prompt zu essen. Ihr Appetit hatte die alte Bunny wieder vollständig zum Vorschein gebracht.

„Jetzt sag mal, Mondgesicht.“, begann Haruka. „Was war eigentlich mit Dir los?“ Bunny schluckte einen großen Bissen hinunter und schaute ihre Freundinnen bedrückt an.

„Ich weiß es nicht genau.“, gab sie zu. „Ich habe in letzter Zeit manchmal solche Aussetzer… Ich merke dann auf einmal, dass ich an irgendeinem Ort bin und ich mich nicht erinnern kann, dahingegangen zu sein. Ich weiß auch nicht, was ich da wollen könnte.“ Sie sah in Harukas Augen. „Ich habe Angst.“, gestand sie schließlich.

Haruka konnte es nicht ertragen, das Mondgesicht so zu sehen. Sie liebte die fröhliche, unbeschwerte Art, die für Bunny sonst so typisch war. Sie war wie eine kleine Schwester für sie und wollte sie immer beschützen.

Sie warf Michiru einen Blick zu.

„Und Du weißt nicht, wieso das so ist?“, hakte diese nach. Bunny schüttelte den Kopf.

„Nein, ich habe keine Ahnung.“

Michiru dachte eine Weile nach.

„Es sind neue Gegner aufgetaucht, nicht wahr?“, fragte sie schließlich. Bunny sah auf. Es stimmte ja, dass Neptun und Uranus bisher nicht an ihrer Seite gewesen waren, wenn sie auf Gegner gestoßen waren.

„Ja.“, bestätigte sie schließlich.

„Vielleicht haben die etwas damit zu tun.“, überlegte Michiru weiter. Bunnys Augen weiteten sich.

„Meinst Du wirklich?“

„Es wäre zumindest eine Möglichkeit.“ Auch Bunny dachte nun angestrengt nach. Sie konnte sich nicht erklären, wie diese Aussetzer zustande kamen. Steckten vielleicht wirklich die Bösen dahinter? Doch wie stellten sie das an?

Nachdenklich legte Haruka die Stirn in Falten.

„Ich habe in letzter Zeit schon öfter solche Geschichten gehört. Du scheinst nicht die einzige zu sein, die unter derartigen Aussetzern leidet.“

„Achja?“ Erstaunt sah Bunny sie an.

„Es ist wie mit diesen Ohnmachtsfällen. Es scheint sich immer weiter zu verbreiten.“

Bunny dachte über Harukas Worte nach.

„Immer wenn wir auf die neuen Gegner gestoßen sind, waren die Opfer und auch die zurückverwandelten Angreifer hinterher bewusstlos. Wir gehen davon aus, dass diese Vorkommnisse in letzter Zeit also tatsächlich etwas mit den neuen Gegnern zu tun haben.“

Bedächtig nickte Michiru.

„Es wäre naheliegend, dass diese Aussetzer ebenfalls etwas damit zu tun haben. Eine Erklärung dafür finde ich gerade allerdings nicht.“, sagte sie bedauernd.

„Ich kann es mir auch nicht erklären.“, stimmte Haruka zu.
 

Sie überlegten noch einige Zeit, was der Auslöser für diese Geschehnisse sein könnte, doch fanden sie des Rätsels Lösung nicht. Haruka brachte Bunny schließlich nach Hause. Es war schon dunkel und selbst wenn Bunny nicht durch die halbe Stadt hätte laufen müssen, hätte Haruka sie nie alleine gehen lassen. Sie machte sich zu große Sorgen.

Als sie an einem kleinen Park vorbeifuhren, erstrahlte aus dem Gebüsch ein helles Licht. Ein Schrei war zu hören. Ohne zu zögern hielt Haruka am Straßenrand und beide Mädchen rannten zu dem Ort, von dem das Licht und der Schrei kamen. Kurz darauf standen sie als Sailor Uranus und Sailor Moon einem Gegner gegenüber. Einige Meter entfernt lag ein bewusstloser Mann auf dem Boden.

„Uranus sieg!“ Uranus fackelte nicht lange und griff den Dämon direkt an. Die Attacke traf ihn direkt in den Rücken und er stürzte zu Boden, bevor er sich jedoch schnell wieder aufrichtete.

Sailor Moon begann ihren Spruch aufzusagen, doch der Dämon schoss einen Lichtblitz auf sie ab. Nur durch Uranus’ Einsatz entkam sie dieser Attacke.

„Keine Zeit für lange Reden, Sailor Moon!“, rief diese. „Mach schon!“

„Ja!“ Entschlossen blickte sie den Dämon an. „Macht des Mondlichts sieg und heile!“

Der Dämon krümmte sich und kurze Zeit später hatte er wieder eine menschliche Gestalt angenommen. Bewusstlos lag der junge Mann auf dem Boden. Sailor Moon riss erstaunt die Augen auf, als sie ihn erkannte.

„Das ist…“, begann sie. Uranus sah sie aufmerksam an.

„Was ist los?“

„Dieser Mann ist der Filmvorführer aus dem Kino.“, erklärte sie. „Er war neulich selbst das Opfer eines Dämons. Und nun… ist er auch zu seinem geworden.“

Uranus‘ Blick verschärfte sich und sie sah den jungen Mann misstrauisch an.

„Meinst Du, da gibt es einen Zusammenhang?“

„Ich weiß nicht…“, antwortete Sailor Moon zögernd. „Vielleicht…“

Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen. Verwandelten sich die Opfer eines Dämons etwa selbst in einen solchen? Oder war das alles nur ein Zufall? Bevor sie weiter darüber nachdenken konnten, hörten sie plötzlich Schritte. Erschrocken drehten sie sich um. Ein Paar stand dort. Sie hatten vermutlich die Schreie gehört und das Licht gesehen und waren gekommen, um nachzusehen.

Das Paar starrte die Sailorkriegerinnen an.

„Rufen Sie einen Krankenwagen!“, rief Uranus ihnen entgegen. Nervös begann der Mann in seiner Jackentasche zu kramen, bis er schließlich sein Handy fand und einen Krankenwagen rief. In einem unbemerkten Augenblick zogen Uranus und Sailor Moon sich zurück. Sie zeigten sich nie länger in der Öffentlichkeit als nötig.
 

Einige Minuten später hielt Harukas Wagen vor Bunnys Haus. Sie blieb noch kurz sitzen. Haruka sah sie an.

„Alles in Ordnung, Mondgesicht?“ Bedrückt blickte Bunny auf.

„Ich weiß einfach nicht, ob wir dieser neuen Bedrohung gewachsen sind.“, gestand sie schließlich. „Und ich habe Angst.“

Betroffen von ihren Worten, sah Haruka das Mädchen neben ihr an. Sie legte ihre Hand auf Bunnys Schulter.

„Mach Dir keine Sorgen.“, versuchte sie sie aufzumuntern. „Wir haben bisher alle Schwierigkeiten gemeistert. Jeder Gegner musste sich Dir irgendwann beugen. Du willst es vielleicht nicht wahrhaben, Bunny Tsukino, aber Du hast unglaubliche Kräfte. Du bist sehr stark und Du wirst auch diese Gefahr überstehen und die Menschheit retten. Und Du bist nicht alleine.“ Sie lächelte sie an. „Du hast uns alle hinter Dir. Merkur, Mars, Jupiter, Venus. Natürlich Neptun, Pluto und Saturn. Auch Tuxedo Mask ist auf Deiner Seite. Und ich würde mein Leben geben, um Dich zu beschützen.“ Ihr Blick wurde ernst und Bunnys Augen weiteten sich bei Harukas Worten.

Haruka zögerte leicht, denn bei dem Gedanken an die Sailorkriegerinnen, die sie außerdem kannte, machte sich immer noch Widerwille in ihr breit.

„Und ich bin mir sicher, dass Maker, Healer und… ganz besonders Fighter… Dein Seiya… ebenso immer an Deiner Seite kämpfen würden.“

Bunny war sprachlos. Durch Harukas Worte wurde ihr ihre allergrößte Stärke bewusst: Ihre Freunde. Mit ihnen würde sie die Erde vor jeder Gefahr beschützen können.

Dankbar warf sie sich Haruka an den Hals, die zunächst etwas überrumpelt, dann aber doch lächelnd diese Umarmung annahm und erwiderte.

„Danke Haruka.“

Die beiden Mädchen lösten sich etwas voneinander und Haruka strich Bunny eine verirrte Strähne aus dem Gesicht.

„Gern geschehen, Mondgesicht.“

Die Entführung

Mit trübem Blick sah Bunny aus dem Fenster, gegen welches der Wind unaufhörlich dicke Regentropfen peitschte. Ihre Stirn hatte sie seitlich an das kalte Glas gelehnt und dort, wo ihr Atem immer wieder auf die Scheibe fiel, war sie bereits beschlagen. Ihr Gedanken drehten sich um ihre neuen Gegner, ihre Aussetzer, ihre Angst und um Seiya. Es waren bereits knapp 4 Wochen vergangen, seit er zusammen mit Yaten und Taiki die Erde verlassen hatte. Sie hätte so gerne gewusst, wie es ihm ging. Waren sie gut auf Euphe angekommen? Was sagte die Prinzessin zu ihrem Wunsch fortan auf der Erde zu leben?

Bunny seufzte tief. Sie wusste, dass es zurzeit keine Möglichkeit gab mit Seiya Kontakt aufzunehmen, doch trotzdem wünschte sie sich nichts mehr, als von ihm zu hören. Sie machte sich Sorgen um ihn und hätte selbst doch so dringend seine Unterstützung gebraucht. Er würde sie immer beschützen, das wusste sie, doch wie sollte er das tun, wenn er Lichtjahre von der Erde entfernt war?

*Seiya…*, dachte sie verzweifelt. *Wann kommst Du zu mir zurück? Ich brauche Dich doch…*
 

Seiya fuhr hoch. Es war mitten in der Nacht. Schweißüberströmt nahm er seine Umgebung wahr und erinnerte sich schlagartig, wo er war. Er führte seine Hand an die Stirn und hielt sich den Kopf, der stark dröhnte. Er hatte einen furchtbaren Traum gehabt. Er war zurück auf die Erde gekommen, gerade rechtzeitig, um Bunnys Tod zu erleben. Zusammengesackt hatte sie an einem Baum gelehnt, sich die Brust gehalten und schwer geatmet. Ein Dämon hatte sie angreifen wollen, doch konnte er als Sailor Star Fighter diesen Angriff gerade noch verhindern. Aber es war zu spät. Mit glasigen Augen hatte sie ihn noch kurz angesehen, als er sich vor ihr auf die Knie ließ, bevor jeglicher Ausdruck aus ihren Augen verschwunden war und sie vornüber in seine Arme gekippt war.

Benommen schüttelte er seinen Kopf. *Das war nur ein Alptraum, Seiya, sonst nichts.*, versuchte er sich selbst zu beruhigen. Doch was, wenn Bunny tatsächlich etwas zustieß? *Nein!*, schalt er sich selbst. *Ihr geht es mit Sicherheit gut. Sie kann gut auf sich aufpassen und die anderen sind auch noch da. Ich darf so etwas nicht denken, damit mach ich mich nur selbst verrückt.* Etwas beruhigter legte er sich wieder hin. Es war wichtig, dass er genug Schlaf bekam, denn morgen war ein wichtiger Tag.

Nachdem sie beschlossen hatten, die Palastwache zu infiltrieren und sich so Zugang zu Prinzessin Kakyuus Zimmer zu verschaffen, hatten sie dem Kanzler mitgeteilt, sie wollten durch das Land reisen und den Fortschritt des Wiederaufbaus begutachten. Kanzler Kisame war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, die berühmten Kriegerinnen unbeaufsichtigt ziehen zu lassen, doch wollte er sie nicht so schnell gegen sich aufbringen. Widerwillig ließ er sie also ziehen.

Kaum waren sie außer Sichtweite des Palastes hatten sie wieder ihre männliche Gestalt angenommen und sich eine Unterkunft in der nächstgelegenen Stadt gesucht. Gleich am nächsten Tag hatten sie Syphius getroffen, um sich für einen Posten als Palastwache zu bewerben. Es hatte einige Tage gedauert, bis sie schließlich aufgenommen worden sind. Seit Kanzler Kisame das Sagen hatte, musterte er jeden Mann selbst, bevor er einen Posten in der Wache bekam. Etwas nervös hatten die drei jungen Männer vor ihm gestanden und sich der Musterung unterzogen. Glücklicherweise hatte er anscheinend keinen Verdacht geschöpft und sie willkommen geheißen.

Natürlich konnten sie nicht zur Bewachung der Prinzessin eingeteilt werden, doch die nächtliche Patrouille konnte Syphius ihnen verschaffen.
 

Endlich war es so weit. Die Nacht war hereingebrochen und die drei hatten ihren Dienst angetreten. Bis sie an der Tür zu Kakyuus Zimmer vorbeilaufen würden, würde es noch etwas dauern. Sie mussten durch den ganzen Palast und diese Station stand erst weit hinten auf dem Plan. Eigentlich interessierte es sie nicht großartig, was in den anderen Teilen des Palastes vor sich ging, doch wollten sie bis zum Schluss nicht auffallen. So trugen sie die typische blaue Uniform der Wachen und liefen die für die nächtliche Patrouille übliche Strecke. Hin und wieder begegneten sie anderen Wachen, die bestimmten Bereichen zugeteilt waren oder auf anderen Wegen patrouillierten.

Langsam näherten sich die drei ihrem Ziel. Nervös blickte Seiya immer wieder über seine Schulter. Gleich würden sie sich verwandeln und die Wache vor Kakyuus Zimmer außer Gefecht setzen. Niemand durfte sie dabei beobachten, das wäre fatal. Endlich hatten sie den richtigen Gang erreicht. Seiya sah um die Ecke und erspähte vier Wachen, die links und rechts von der Tür sowie ihr gegenüber postiert waren.

Seiya gab seinen Freunden ein Zeichen und möglichst ohne Aufsehen zu erregen, sagten sie ihre Sprüche auf und schon standen anstelle der drei Männer drei Kriegerinnen im Gang. Per Handzeichen machte Fighter ihren Mitstreiterinnen klar, dass sie die beiden Posten an der Tür übernehmen sollten. Sie selbst würde sich um die anderen beiden kümmern.

Schon stürmten sie um die Ecke. Gleichzeitig richteten sie ihre Attacken gegen die Wachen.

„Sailor Star, strafe sie!“, rief Fighter besonders entschlossen und kurz darauf befanden sich ihre zwei Gegner auf dem Boden. Als sie zu den anderen beiden sah, stellte sie fest, dass auch sie außer Gefecht waren.

„Schnell!“, wies sie Maker und Healer an. Geschickt fesselten und knebelten sie, sodass sie so schnell nichts unternehmen konnten, selbst wenn sie ihr Bewusstsein wiedererlangten. Sie schafften die Wachen noch in eine Kammer nebenan. Es war besser, wenn sie nicht einfach hier im Gang lagen. Gespannt und nervös legte Fighter ihre Hand an die Türklinke, drückte sie herunter und öffnete die Tür zu Kakyuus Zimmer.

Das Mondlicht, welches durch Euphes drei Monde besonders intensiv durch das Fenster fiel, beleuchtete den Raum schwach und sie konnten die Gestalt der Prinzessin schemenhaft hinter einem durchsichtigen Vorhang erkennen. Fighter wagte kaum zu atmen, als sie sich dem Bett langsam näherte. Auch Maker und Healer gaben keinen Laut von sich. Endlich hatten sie das Bett erreicht. Fighter schob den Vorhang beiseite und betrachtete die schlafende Prinzessin.

Sie war sehr blass, was durch das silbrige Mondlicht nur noch verstärkt wurde. Sie wirkte so schwach und zerbrechlich. Fighter zog sich einen ihrer Handschuhe aus und streckte vorsichtig eine Hand aus, die sie schließlich an Kakyuus Stirn legte. Sie war beunruhigend kalt. Sanft strich sie über Kakyuus Wange.

„Prinzessin.“, flüsterte sie. Die Augenlider der jungen Frau zitterten leicht, bevor sie sie schließlich mühsam öffnete. Sie sah direkt in Fighters Gesicht, die ihr ein warmes Lächeln schenkte. Dahinter konnte sie auch Maker und Healer erkennen.

„Ihr seid zurück.“, sagte sie mit schwacher Stimme. Eine Träne bildete sich in Fighters Augenwinkel. Es war schwer für sie, ihre Prinzessin so zu sehen.

„Ja, wir sind zurück.“, antwortete sie und ergriff Kakyuus Hand. „Was ist nur mit Euch geschehen?“

Kakyuu schloss die Augen. Nach einer Weile öffnete sie den Mund. „Kisame.“, brachte sie schließlich heraus. Die Star Lights sahen sie aufmerksam an. „Er ent…zieht mir … meine… Lebensenergie.“ Es war ihr deutlich anzusehen, wie schwer es ihr fiel zu sprechen.

Bei ihren Worten überkam Fighter die Wut. Sie hatte dem Kanzler von Anfang an misstraut. Am liebsten hätte sie ihm jetzt und auf der Stelle eine gehörige Lektion erteilt.

„Wie?“, fragte Maker und sah Kakyuu besorgt an. Diese öffnete ihr Augen wieder und blickte nun an Fighter vorbei in Makers Gesicht.

„Er ist… ein… Dämon.“, antwortete sie schließlich. Entsetzt rissen alle drei die Augen auf. Ein Dämon? Ihnen war klar, dass der Kanzler irgendetwas im Schilde führte, doch dass er ein Dämon war, damit hatten sie nicht gerechnet.

„Wir müssen sie von hier wegbringen!“, rief Fighter aufgebracht an ihre Freundinnen gewandt. Die beiden stimmten ihr augenblicklich zu. Fighter, die die kräftigste von ihnen war, zögerte nicht lange und hob die Prinzessin von ihrem Bett und trug sie nun auf ihren Armen.

„Keine Angst, Prinzessin.“, sprach sie ihr gut zu. „Wir bringen Euch in Sicherheit.“ Ein schwaches Lächeln war auf ihrem Gesicht zu erkennen. „Danke.“, hauchte sie, bevor sie ihr Bewusstsein verlor und ihr Kopf auf Fighters Brust sackte.
 

Healer öffnete die Tür und spähte nach draußen. Die Luft war rein. Sie winkte Fighter mit der Prinzessin heraus und auch Maker folgte ihnen. Sie bildete das Schlusslicht, um im Notfall Attacken von hinten abzuwehren. Sie liefen schon einige Minuten durch den Palast und waren bisher auf niemanden gestoßen. Glücklicherweise kannten sie sich in den vielen Gängen bestens aus und so konnten sie die Wachposten stets umgehen.

Kurz bevor sie allerdings einen Ausgang erreicht hatten, trafen sie plötzlich auf eine der anderen Patrouillen.

„Halt!“, rief einer. „Wer seid Ihr und was macht Ihr hier?“ Erst da erkannte er Prinzessin Kakyuu, die noch immer schlapp in Fighters Armen lag.

„Scheiße.“, zischte diese.

„Sailor Star, lähme ihn!“, rief Healer und traf den Mann mit voller Wucht, der gegen die Wand geschleudert wurde und daraufhin reglos am Boden liegen blieb. Dieser Tumult blieb natürlich nicht unbemerkt und schon strömten aus allen Richtungen weitere Wachen in den Gang. Maker und Healer kämpften sich durch die Menge und Fighter gab darauf Acht, dass die Prinzessin unversehrt blieb. Immer näher kamen sie der Tür.

Im Nahkampf waren sie im Nachteil. Zwar waren sie durchaus stärker als jeder einzelne dieser Männer, doch hatten diese Nahkampfwaffen, die sie nicht scheuten zu benutzen. Healer blutete bereits am Arm und Maker hatte einem Schwertstich in den Bauch nur knapp entgehen können. Nur ihrem Geschick hatten sie es zu verdanken, dass sie noch lebten und schließlich einigermaßen unverletzt den Ausgang erreichten. Inzwischen war der ganze Palast alarmiert.

Sie liefen durch die Tür in den Palastgarten. Hier gab es ein kleineres Außentor, welches üblicherweise weniger stark bewacht wurde, als das Haupttor. Sie bemerkten Scharen von Männern, die hinter ihnen aus der kleinen Tür stürmten. Fighter hatte Mühe, die Prinzessin sicher in ihrem Arm zu halten. Immer wieder rutschte sie etwas hinunter und Fighter musste immer wieder nachsetzen, um sie weiterhin fest im Griff haben zu können.

Sie bemerkte, wie etwas an ihrem Ohr vorbeisauste und stellte fest, dass es sich um einen Pfeil handelte. Plötzlich spürte sie einen starken Schmerz in der Schulter. Schmerzerfüllt schrie sie auf. Ängstlich drehte Healer sich um. Maker, die Fighter immer noch Rückendeckung gab, hatte den Pfeil in ihrer Schulter längst bemerkt. Reaktionsschnell fing sie die Prinzessin auf, die Fighter aus den Armen zu gleiten drohte. Healer schnappte sich Fighters Arm und zog sie mit aller Kraft mit sich.

Fighter biss die Zähne zusammen. Der Schmerz durchzog ihre linke Schulter komplett und breitete sich wie Feuer in ihrem ganzen Körper aus. Ihre Sicht war getrübt und sie spürte, wie das Blut heiß ihren Körper hinablief.

Dennoch gab sie nicht auf. Ihre Beine trugen sie immer weiter. Sie durfte jetzt auf keinen Fall schlapp machen. Sie spürte Healers Hand, die ihre fest umschloss. Entschlossen kämpfte sie gegen den Schmerz an und lief einfach immer weiter.

Auf der Flucht

Nach einer schier endlos langen Zeit hatten sie das Außentor erreicht. Zwei weitere Wachen waren hier postiert und Healer kümmerte sich um sie. Noch immer wurden sie von einigen Männern verfolgt. Pfeile flogen an ihnen vorbei, doch traf keiner von ihnen ihr Ziel. Fighter kämpfte immer noch gegen den Schmerz an, den der Pfeil in ihrer Schulter verursachte.

„Haltet sie auf!“, hörte sie von weitem eine wutverzerrte, kalte Stimme. Sie erkannte sie sofort als die Stimme des Kanzlers. Ein kalter Schauer lief über ihren Rücken. Sie wagte es einen Blick zurückzuwerfen. Viel zu viele Palastwachen verfolgten sie. Wie sollten sie das nur schaffen? Sie war verletzt und Maker trug die Prinzessin. Sie hatten das Tor längst passiert und befanden sich auf dem Weg möglichst weit weg vom Palast. Ein weiterer Pfeil verfehlte sie nur knapp. Verzweifelt drehte sie sich um.

„Sailor Star, strafe sie!“ Mit all ihrer Kraft schleuderte sie ihren Verfolgern eine Attacke entgegen und viele von ihnen wurden hart getroffen und zurückgeworfen.

„Komm schon, Fighter!“, rief Healer ihr entgegen, die bemerkt hatte, dass Fighter zurückgeblieben war. Gerade wollte sie sich umdrehen und ihre Gefährtinnen aufholen, da nahm sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Von rechts näherte sich ein weiterer Trupp Wachen. Angst durchströmte sie, doch bevor sie sie vollständig lähmte, erkannte sie Syphius, der das Heer anführte.

Ein dankbares Lächeln schlich sich auf Fighters Gesicht. Sie drehte sich um und hatte nach einigen Schritten die anderen beiden und die Prinzessin erreicht. Sie hörte wie Metall auf Metall schlug, als Kisames und Syphius‘ Wachen aufeinandertrafen. Anscheinend gab es immer noch einige Männer, die Kakyuus Anhänger waren und sich nicht von Kisame haben blenden lassen.

Ein letztes Mal warf sie einen Blick zurück und sah, wie die Soldaten gegeneinander kämpften. Eins wurde ihr klar. Von nun an herrschte Krieg.
 

Zusammen mit der Prinzessin konnten sie nicht in die Stadt zurückkehren. Es würde nach ihnen gesucht werden, so viel stand fest. Also entschieden sie sich für den Weg in die andere Richtung. Nach einiger Zeit gelangten sie in einen tiefen Wald. Als sie noch eine Weile weitergelaufen waren, stoppten sie schließlich. Sie alle waren außer Atem. Maker, die bis hierher die Prinzessin im Arm gehalten hatte, ließ diese sanft hinab und legte sie vorsichtig auf den weichen Waldboden, den Kopf auf ihren Schoß gebettet.

Fighter gab ihren Schmerzen schließlich nach. Sie sackte in sich zusammen. Ihre Beine hatten schon seit längerem nachgeben wollen, doch hatte sie sich die ganze Zeit dagegen gewehrt. Jetzt konnte sie nicht mehr. Schwer keuchend hockte sie auf dem Boden. Ihr Blick verschwamm immer wieder. Auch die Stimmen der anderen beiden hörte sie nur noch gedämpft, als würden sie aus weiter Ferne kommen. Sie dachte an das Einzige, was ihr gerade Mut machte. *Schätzchen…* Sie griff nach der Kette um ihren Hals und nach mehreren Versuchen sah sie sie endlich scharf. Die vorher schneeweiße Feder war von ihrem Blut dunkelrot gefärbt.

Healer ließ sich besorgt neben Fighter auf den Boden fallen.

„Kannst Du mich hören?“, rief sie ihr zu, nachdem sie auf ihre Berührung keinerlei Reaktion gezeigt hatte. Nur schwach nahm Fighter die Anwesenheit ihrer Freundin wahr. Mühsam richtete sie ihren Blick auf sie und versuchte sie zu erkennen. Hilfesuchend blickte Healer sich nach Maker um, die die Prinzessin nun widerwillig zurückließ und zu ihnen herüberschritt.

„Wir müssen den Pfeil entfernen und die Blutung stoppen.“, verkündete sie.

„Und wie sollen wir das anstellen?“, fragte Healer verzweifelt. Sie war froh, dass Maker bei ihr war. Sie kannte sich mit solchen Dingen aus. Kurzerhand verwandelte sich Maker zurück in Taiki und Healer tat es ihr nach. An ihrer Sailorkriegerinnen-Kleidung war einfach zu wenig Stoff. Sofort zog Taiki sich sein Jackett aus und trennte mit einem Ratschen den Ärmel ab.

„Da der Pfeil nicht ganz durch die Schulter gedrungen ist, bleibt uns nichts anderes, als ihn wieder herauszuziehen.“, verkündete er nun. Geschockt sah Yaten ihn an.

„Fighter!“, rief Taiki sie nun. Die trüben Augen der Kriegerin richteten sich auf den jungen Mann. Taiki griff nach einem kleinen Stock und schob ihn Fighter zwischen die Zähne. „Beiß da drauf.“, forderte er sie auf. Sie tat wie ihr geheißen, obwohl sie das alles nur schwach wahrnahm.

„Yaten, halt sie fest.“, wies er nun seinen Freund an, der das Ganze eigentlich lieber nicht mit ansehen wollte. Nichtsdestotrotz hielt er die Frau mit aller Kraft fest und drückte sie auf den Boden, wo sie nun auf dem Bauch lag.

„Es tut mir leid.“, beteuerte Taiki gequält und griff dann beherzt nach dem Pfeil, der in Fighters Schulter steckte. Durch die Widerhaken der Pfeilspitze war es kein leichtes Unterfangen, den Pfeil herauszuziehen. Er verursachte bei Fighter noch mehr Schmerzen und riss ihr Fleisch weiter auf. Längst hatte sie den Stock ausgespuckt und schrie nun qualvoll. Yaten hielt sie weiter fest, doch kniff er nun die Augen zu. Er konnte es einfach nicht mit ansehen.

Endlich hatte Taiki es geschafft. Der Pfeil steckte nun nicht mehr in Fighters Schulter, sondern lag in seiner Hand. Schnell griff er nach dem bereits abgetrennten Ärmel seines Jacketts und legte ihn fest um Fighters Schulter. Diese hatte aufgehört zu schreien und war nur noch schwach bei Bewusstsein. Sie wimmerte etwas, doch mehr gab sie nicht von sich.

Erleichtert und doch immer noch bestürzt atmete Yaten aus. Er ließ sich auf den Boden neben Fighter fallen und musste das eben Geschehene erst mal verdauen. Gerade als die schlimmste Anspannung von ihm abzufallen schien, hörte er auf einmal die Zweige knacken. Schwere Schritte waren zu hören.

Sofort richteten sich Yaten und Taiki auf und blickten konzentriert in die Richtung, aus der sie kamen. Es war nur ein einzelner Mensch, doch wer wusste schon, wer da auf sie zukam. Bereit sich wenn nötig zu verwandeln, hielten sie nach dem Näherkommenden Ausschau. Es dauerte nicht lange, da erblickten sie schon eine Gestalt. Es war eine alte Frau, die auf sie zukam.

„Wer seid ihr?“, hörten sie die krächzende Stimme der Alten. Taiki richtete sich auf.

„Wir sind Freunde von Prinzessin Kakyuu von Euphe.“, erklärte er mit deutlicher Stimme. „Sie ist sehr krank und unsere Gefährtin Sailor Star Fighter ist verletzt.“ Taikis Stimme nahm einen flehenden Ton an. „Wenn Ihr könnt, dann helft uns!“

Die alte Frau stand nur noch wenige Meter von ihnen entfernt und besah sich die Szene, die sich ihr bot. Die Prinzessin lag regungslos und blass am Boden und auch diese Kriegerin sah alles andere als gesund aus.

„Folgt mir.“, forderte sie die Männer schließlich auf. Taiki hob Fighter vorsichtig hoch. Yaten nahm sich derweil der Prinzessin an. So machten sie sich auf den Weg und folgten der Frau. Nach etwa 20 Minuten erreichten sie eine auf einer Lichtung liegenden Hütte. Rauch stieg aus dem Schornstein und die Frau bat sie hinein. In einem großen Kessel kochte Wasser. Sie wies die beiden Männer an, die Frauen auf das Bett in der Ecke zu legen. Zwar war es nicht sonderlich groß, doch passten die beiden schlanken Frauen hinauf.

Derweil kramte die alte Frau in einem kleinen Schrank, bis sie endlich gefunden zu haben schien, was sie suchte. Es war ein kleines Fläschchen, welches eine rotbraune Flüssigkeit enthielt.

„Die Verletzung eurer Freundin sollte behandelt werden.“, sagte sie an die Männer gewandt und verwies auf das Fläschchen. Sie schritt auf das Bett zu und entfernte den gerade erst angelegten und doch schon blutdurchtränkten provisorischen Verband Fighters. Sie besah sich die Wunde.

„Gebt mir heißes Wasser und einen Lappen.“, forderte sie Taiki und Yaten auf, die sich kurz umsahen und schnell die beiden geforderten Dinge gefunden hatten. Sie tauchte den Lappen in das heiße Wasser und tupfte Fighters Wunde ab. Immer wieder war der Lappen blutdurchtränkt und sie musste in auswaschen. Schließlich träufelte sie aber die Flüssigkeit aus dem Fläschchen auf die Wunde. Fighter ließ ein zischendes Geräusch von sich hören. Es bereitete ihr offensichtlich Schmerzen.

„In der Schublade dort ist Verbandszeug.“ Sie zeigte auf eine kleine Kommode und sofort kramte Yaten darin herum, bevor er es gefunden hatte und es ihr reichte. Wesentlich professioneller verband die Alte Fighters Wunde nun mit einem richtigen Verband. Das schmerzverzerrte Gesicht der Kriegerin entspannte sich langsam. Sie verfiel in einen erholsamen Schlaf.

Nun wendete sich die Alte der Prinzessin zu. Sie fühlte ihre Stirn und ihren Puls. Sie war sehr schwach. Sie erhob sich und suchte erneut in ihrem kleinen Schränkchen nach etwas. Sie zog ein weiteres Fläschchen hervor. Es beinhaltete eine dunkelgrüne Flüssigkeit. Sie zog den Korken auf und träufelte etwas in den Mund der Prinzessin, die reflexartig schluckte.

Yaten und Taiki beobachteten das Ganze.

„Es wird ihnen bald besser gehen.“, verkündete die Alte zuversichtlich.

„Wie können wir Ihnen nur danken?“, fragte Taiki die Frau aufrichtig. „Wir stehen tief in Ihrer Schuld.“ Ein breites Lächeln legte sich auf ihre Lippen und entblößte eine Reihe gelber Zähne.

„Das müsst ihr nicht.“, antwortete sie schließlich auf die Frage. „Ich bin es, die gerade eine Schuld begleicht.“
 

Einige Lichtjahre entfernt saß Bunny derweil wieder mal auf ihrem Bett und starrte aus dem Fenster. Sie besah sich die Sterne und dachte an Seiya, der ihr so sehr fehlte. Sie hatte ein ungutes Gefühl, als sei ihm etwas zugestoßen. sie wollte gar nicht daran denken, doch ließ dieses Gefühl sie einfach nicht mehr los. Alles war so wunderschön gewesen, als er noch auf der Erde war. Kaum war er auf seinen Heimatplaneten zurückgekehrt, da geriet ihre ganze Welt ins Wanken.

Neue Gegner bedrohten die Menschen. Sie selbst litt noch immer unter ständigen Erinnerungsverlusten, die sie sich einfach nicht erklären konnte. Und jetzt war da dieses Gefühl. Sie war sich fast sicher, dass etwas passiert war. Warum sonst war er noch immer nicht wieder zurückgekehrt? Doch sie konnte absolut nichts tun. Sie konnte nur warten und hoffen, dass er bald unversehrt wieder da sein würde.

„Seiya…“, flüsterte sie voller Sehnsucht. „Ich hoffe, Dir geht es gut.“

Bunny in Gefahr?

„Ich bin es, die gerade eine Schuld begleicht.“

Erstaunt sahen Yaten und Taiki die alte Frau an. Was meinte sie damit? Die Alte lachte.

„Es war lange vor eurer Zeit.“, begann sie zu erzählen. „Damals herrschte Prinzessin Kakyuus Urgroßmutter über Euphe und ich war noch eine junge und sehr hübsche Frau.“ Ihr Grinsen entblößte erneut ihre gelben Zähne. Skeptisch sah Yaten sie an. Er konnte sie sich kaum als ‚junge und sehr hübsche Frau‘ vorstellen. Erneut lachte sie.

„Es ist wahr.“, sagte sie an Yaten gewandt, der sich ertappt fühlte und rot anlief. „Ich hatte viele Verehrer, doch war ich an keinem einzigen von ihnen interessiert. Der einzige, dem mein Herz gehörte war König Kildarin, Kakyuus Urgroßvater. Doch er hatte nur Augen für seine Königin, Kalena. Mein Herz war trüb und ich empfand tiefe Verachtung für die Königin. Ich selbst wollte an ihrer Stelle sein und an Kildarins Seite über Euphe herrschen.“ Der Blick der Alten verfinsterte sich. Yaten und Taiki spannten sich an.

„Eines Tages traf ich einen jungen Mann, sein Name war Mythil. Er versprach mir, mich an die Stelle der Königin zu bringen und ich ließ mich darauf ein. Er verlieh mir eine unglaubliche Macht. Doch diese Macht zerfraß mein Herz. Sie zerstörte meine Liebe zu König Kildarin. Ich vergaß ihn und wollte nur noch als Herrscherin auf Euphes Thron sitzen. Mythil versprach mir, dass ich schon bald Königin von Euphe sein würde, unter der Bedingung, dass er als König an meiner Seite sein durfte. Mir war es recht und so griffen wir den Palast an, hinter uns ein Heer aus Dämonen, welches voll und ganz Mythil gehorchte.

Wir drangen tief in den Palast ein, doch dann trafen wir auf sie… Kalena. Sie rettete mich und mein Herz. Durch ihre Macht wurde ich von Mythils Bann gelöst und war wieder ich selbst. Mythil wurde verbannt, ebenso wie seine Dämonenschar. Sie war gnädig mit mir und ich durfte weiterhin auf Euphe bleiben.“ Bei ihren letzten Worten hatte sie ihre Augen geschlossen.

Taiki und Yaten konnten diese Geschichte kaum fassen. Ungläubig sahen sie die alte Frau nur an, bis sie schließlich die Augen wieder öffnete.

„Sie hat mich gerettet und jetzt kann ich meine Schuld endlich zurückzahlen, indem ich ihre Urenkelin rette.“ Sie warf einen Blick auf Kakyuu, die noch immer regungslos auf dem Bett lag.

„Deshalb helfen Sie uns also?“, hakte Yaten nach.

„Ja.“, bestätigte sie. „Ich möchte endlich meine Schuld begleichen, damit ich in Ruhe sterben kann. Mein ganzes Leben lang habe ich auf eine solche Gelegenheit gewartet.“

„Wenn man uns hier findet, werden Sie Probleme bekommen.“, klärte Taiki sie auf, doch die Alte lachte nur.

„Das weiß ich doch. Der Kanzler wird nicht erfreut gewesen sein, da bin ich mir sicher. Sollte die Prinzessin doch möglichst nie wieder erwachen….“

„Sie wissen von den Machenschaften des Kanzlers?“, fragte Taiki erstaunt nach.

„Ich habe es gespürt… Ich weiß nicht, wer er ist, doch er verheißt Unheil und er muss aufgehalten werden. Nur die wahre Herrscherin über Euphe darf auf dem Thron sein, sonst wird der Planet untergehen.“

Bedrückt sahen die beiden Männer sich an. Sie mussten unbedingt verhindern, dass Kisame diesen Planeten zugrunde richtete. Es war schließlich ihre Heimat.

„Wie heißen Sie eigentlich?“, fragte Taiki nach einer Weile, als ihm bewusst wurde, dass er den Namen der Alten gar nicht kannte.

„Mein Name ist Xenia.“, antwortete sie und Taiki hatte das unbestimmte Gefühl, ihren Namen in den Geschichtsbüchern Euphes schon einmal gelesen zu haben.
 

Ein neuer Tag war auf der Erde angebrochen und Bunny war auf dem Weg zur Schule. *Oh nein, ich komme mal wieder viel zu spät!*, fluchte sie innerlich und rannte so schnell sie konnte. Sie hatte die Nacht noch lange wachgelegen, in Gedanken bei Seiya und ihren eigenen Problemen. Das Einschlafen fiel ihr in letzter Zeit schwer und so hatte sie auch Probleme mit dem Aufstehen.

Gerade noch rechtzeitig erreichte sie den Klassenraum. Nur wenige Sekunden nach ihr hatte die Lehrerin den Raum betreten. Sie hatte Bunny noch im Flur gesehen, sie war wie der Blitz an ihr vorbeigehuscht. Schließlich stand die Lehrerin vor der Klasse. Sie war blass und kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn. Sie atmete schwer.

„Was ist denn mit der Lehrerin?“, fragte Minako an Amy gewandt, doch diese hatte keine Antwort. Immer noch schwer atmend stand sie vor ihren Schülern. Sie hatte noch kein Wort gesagt und ihr Blick war auf einen unbestimmten Punkt im Raum gerichtet. Bunny machte sich Sorgen. So wie die Lehrerin gerade aussah, hatte sie selbst sich in letzter Zeit auch schon einige Male gefühlt.

Plötzlich krampfte die Frau sich zusammen. Sie hielt sich die Brust und hatte die Augen vor Schmerzen geschlossen. Ein erstickter Schrei entfuhr ihrer Kehle. Ihre Erscheinung verzerrte sich unheimlich, einige Schüler sprangen auf. Sie krümmte sich weiter nach vorne und krallte sich am Pult fest. Auf einmal hörte es auf. Sie blickte auf, doch wer die Schüler da ansah, war nicht mehr ihre Lehrerin. Entsetzt betrachteten alle die Gestalt, die da vor ihnen aufgetaucht war. Ihre Haut schimmerte blau und ihre Augen leuchteten orange. Ein riesiges Maul entblößte eine Reihe spitzer Zähne. Die Schüler sprangen auf und verließen panisch den Klassenraum. Nur vier Mädchen blieben zurück, die sich kurzerhand verwandelten und nun als Sailor Moon, Sailor Merkur, Sailor Jupiter und Sailor Venus dem Dämon entgegentraten.

Ein Kampf entfachte, doch schließlich gelang es Sailor Venus und Sailor Merkur durch einen gemeinsamen Angriff den Gegner zu schwächen.

„Los, Sailor Moon!“, rief Jupiter und Sailor Moon reagierte sofort.

„Licht des Silbermonds, schein und heile!“ Sie konzentrierte all ihre Energie und das Wesen verwandelte sich wieder zurück in ihre Lehrerin, die nun reglos am Boden lag. Bedrückt sahen die Kriegerinnen sich an. So etwas hatten sie noch nie gesehen. Sie hatte sich vor ihren Augen, scheinbar aus dem Nichts, einfach in einen Dämon verwandelt.

Die Lehrerin regte sich wieder und fand vier ihrer Schülerinnen vor, die sie besorgt ansahen.

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte Minako Aino. Verwundert und etwas geschwächt sah sie die Mädchen an.

„Es ist alles in Ordnung, danke. Was ist denn passiert? Warum liege ich hier auf dem Boden?“

„Sie sind einfach umgekippt.“, erzählte Amy Mizuno ihr. Die Frau hielt sich den Kopf.

„Mir geht es in letzter Zeit nicht so gut.“, erzählte sie ihren Schülerinnen. „Es tut mir leid, ich glaube, ich kann heute nicht unterrichten.“
 

Am Nachmittag hatten die Mädchen sich bei Rei im Tempel versammelt und ihr von dem Geschehenen erzählt.

„Sie hat sich also einfach so verwandelt und niemand war da, der das verursacht haben könnte?“, hakte Rei nach.

„Wir haben zumindest nichts bemerkt.“, bestätigte Amy. Nachdenklich legte Rei ihre Stirn in Falten.

„Findet ihr nicht auch, dass wir in letzter Zeit immer häufiger auf Dämonen treffen?“, fragte sie schließlich. Die anderen bestätigten dies. In den wenigen Wochen, die bereits vergangen waren, seit sie das erste Mal wieder auf Gegner getroffen waren, hatte sich die Zahl der Dämonen immer weiter erhöht. Immer mehr Menschen verwandelten sich in solche Ungeheuer und es wurden auch immer mehr Menschen bewusstlos aufgefunden, wie die Presse mitteilte.

Die Mädchen zerbrachen sich den Kopf, was hinter alldem stecken könnte. Bunny sah betreten auf den Tisch und rührte Tee und Kekse, welche von Rei bereitgestellt worden waren, nicht an. Makoto bemerkte Bunnys trübe Miene.

„Sag mal, Bunny, was ist eigentlich los mit Dir?“ Erschrocken sah Bunny auf.

„Was meinst Du?“

„Du bist in letzter Zeit immer so abwesend und betrübt. Du hast noch nicht einen Keks gegessen, da stimmt doch irgendwas nicht.“ Die anderen stimmten ihr zu.

„Es ist nur…“ Sie wusste nicht, was sie ihnen sagen sollte.

„Hast Du es ihnen immer noch nicht erzählt?“, hörten die Mädchen auf einmal eine Stimme aus Richtung Tür. Alle sahen sie auf und erblickten dort zwei ihnen bekannte Gesichter.

„Haruka! Michiru!“, sagte Minako erstaunt.

„Was hast Du uns immer noch nicht erzählt?“, wandte Rei sich an Bunny, die das Erstaunen über Harukas und Michirus Erscheinen schnell überwunden hatte und über Harukas Worte nachdachte.

Bunny schwieg. Haruka trat neben sie.

„Du solltest es ihnen wirklich erzählen, Mondgesicht. Sie müssen es wissen.“ Bunny gestand sich ein, dass Haruka wohl Recht hatte, auch wenn sie eigentlich lieber nicht darüber reden wollten.

„Ich…“, begann sie schließlich leise. „Ich habe in letzter Zeit ständig irgendwelche Aussetzer.“

„Was meinst Du damit?“, hakte Amy nach.

„Ich befinde mich auf einmal irgendwo und weiß nicht, wie ich dort hingekommen bin oder was ich dort will. Ich fühle mich schlecht, mir steht der Schweiß auf der Stirn und ich atme schwer.“

Die Augen der Mädchen weiteten sich.

„So wie bei der Lehrerin?“, fragte Makoto entsetzt. Bunny nickte stumm.

„Meinst Du, dass Du Dich auch in einen Dämon verwandelt hast?“, wollte Minako ängstlich wissen.

„Das kann ich mir nicht vorstellen.“ mischte Amy sich ein. „Das hätten wir bestimmt irgendwann mal mitbekommen.“

„Ich glaube das auch nicht.“, erklärte Michiru. „Aber wir müssen vorsichtig sein. Wir wissen immer noch nicht, um was für eine Bedrohung es sich handelt und wir wissen nicht, was mit Bunny los ist. Wir sollten in Zukunft gut auf sie Acht geben.“

Die anderen Mädchen stimmten ihr zu. Nur Bunny sah immer noch bedrückt auf den Tisch vor sich. Jetzt wussten ihre Freundinnen also davon. Sie wusste, dass sie sie vor allem beschützen würden. Doch was, wenn sie sich tatsächlich auch in einen Dämon verwandeln würde? Das könnte sie nicht verkraften.
 

Fighter lag derweil immer noch auf dem Bett der alten Xenia. Sie hatte von ihrer Erzählung nichts mitbekommen. Sie schwebte in einem fiebrigen Traum. Wieder sah sie Sailor Moon an einem Baum lehnen und sich vor Schmerzen krümmen, bevor jegliches Leben aus ihr wich.

„Schätzchen…“, murmelte sie in ihrem unruhigen Schlaf.

Die Wahrheit über den Kanzler

Sechs Tage waren vergangen, seit Yaten und Taiki Prinzessin Kakyuu und Sailor Star Fighter zu Xenia gebracht hatten. Zunächst hatten die beiden Frauen nur geschlafen. Hin und wieder war von Fighter ein Schmerzenzlaut zu hören, doch die meiste Zeit lagen sie regungslos da. Taiki und Yaten machten sich zunehmend Sorgen, doch die Alte beruhigte sie. Schließlich schlug die Prinzessin doch die Augen auf. Sie war durch die Ruhe und Xenias Medizin langsam wieder zu Kräften gekommen und schaffte es schon alleine aufzustehen. Auch hatte sie wieder Farbe im Gesicht bekommen.

Sie war in höchster Sorge um Fighter, die regungslos neben ihr lag und die sie als erstes erblickte, als sie ihre Augen aufgeschlagen hatte. Taiki und Yaten hatten ihr erzählt, was passiert war. Die Prinzessin war ihnen sehr dankbar, dass sie sie aus dem Palast gerettet hatten, doch machte sie sich schreckliche Vorwürfe. Es war ihre Schuld, dass Fighter verletzt war. Ohne sie wäre es nie dazu gekommen. Sie konnte den Anblick der jungen Kriegerin kaum ertragen. Immer wenn Fighter vor Schmerz aufstöhnte, zuckte Kakyuu zusammen.

Doch auch Fighter erwachte schließlich wieder aus ihrem langen Schlaf. Xenia hatte sich um ihre Wunde gekümmert und sie immer wieder gereinigt, desinfiziert und neu verbunden. Fighter merkte immer noch einen stechenden Schmerz, wenn sie ihren Arm zu sehr bewegte, doch spürte sie, dass die Heilung längst eingesetzt hatte. Ihre Freunde rieten ihr in der Gestalt der Kriegerin zu bleiben, denn dann würde die Wunde sicherlich schneller heilen.

Zu fünft saßen sie nun an dem massiven Holztisch in Xenias Hütte und berieten, was sie als nächstes tun sollten. Ewig konnten sie sich schließlich nicht hier verkriechen.

„Wir müssen diesen Kanzler unbedingt stürzen.“, sagte Fighter grimmig. Ihr Hass auf diesen Mann hatte sich nur noch verstärkt.

„Das ist schon klar.“, gab Yaten etwas genervt zurück. „Aber wie sollen wir das anstellen? Schon mal darüber nachgedacht?“

„Wir sind doch allemal stärker als seine Soldaten!“, antwortete sie bissig.

„Aber nicht in eurem Zustand.“, wandte Taiki ein. „Du kannst mit Deiner Verletzung immer noch nicht richtig kämpfen und auch unsere Prinzessin ist noch nicht wieder ganz bei Kräften.“

„Wir können aber nicht ewig warten!“, erwiderte Fighter aufgebracht. „Er lässt mit Sicherheit das ganze Land nach uns absuchen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er uns findet.“

Prinzessin Kakyuu hob beschwichtigend die Hand und sofort schwiegen alle.

„Ihr habt alle Recht.“, sagte sie ruhig. „Fighter und ich müssen unbedingt wieder zu Kräften kommen. Kisame ist ein Dämon und wird nicht so leicht zu besiegen sein, doch reicht meine Macht dazu aus ihn zu verbannen, wenn ich wieder wohl auf bin. Wir müssen einfach noch ein wenig abwarten, bis wir wieder bei Kräften sind. Erst dann können wir einen Versuch starten, Kisame zu bekämpfen.“

Xenia sah auf.

„Ich möchte Euch helfen, Prinzessin.“, sagte sie schließlich. Kakyuu sah sie lächelnd an.

„Das ist sehr nett von Euch, Xenia, doch möchte ich Euch nicht in Gefahr bringen.“

„Ich bestehe darauf. Ich bin es der Königsfamilie schuldig und vielleicht kann ich durch meine Erfahrung nützlich sein.“ Kakyuu überlegte kurz, bevor sie eine Antwort gab.

„Dann wäre ich sehr erfreut Eure Hilfe anzunehmen.“
 

Die Tage vergingen und Fighter und die Prinzessin erlangten immer mehr ihre alte Stärke zurück. Dank Xenias Pflege ging dies ungewöhnlich schnell. Ihre Gäste wunderte es, dass sich anscheinend keiner der Soldaten in diesen Wald verirrte, obwohl er doch gar nicht weit vom Palast entfernt lag. Wenn sie Xenia fragten, antwortete sie nur mit einem wissenden Grinsen und einem Kopfschütteln. Langsam bekamen die Star Lights und ihre Prinzessin das Gefühl, dass sie keine gewöhnliche Frau war. Doch das kam ihnen nur recht, schien sie ihnen doch zu helfen.

An einem Abend schließlich, drei Wochen waren seit ihrer Flucht vergangen, planten sie wieder ihren Angriff. Fighter konnte ihren Arm wieder beinahe vollständig bewegen und sie fühlte sich fit. Auch die Prinzessin bestätigte, dass sie sich stark genug fühlte. Und länger wollte sie nicht mehr warten.

„Wir müssen mit verstärkter Bewachung rechnen.“, überlegte Taiki und die anderen befürchteten, dass er Recht hatte. Seiya, der nun doch mal wieder seine männliche Gestalt angenommen hatte, schreckte das nicht ab.

„Dieses Mal sind wir vorbereitet, wenn wir auf sie treffen. Wir schaffen das, da bin ich mir sicher.“ Skeptisch sah Taiki ihn an.

„Werd bloß nicht übermütig, Seiya.“, ermahnte er ihn. „Wir sind fünf gegen hunderte.“ Doch Seiya winkte ab.

„Wir schaffen es. Uns bleibt gar keine andere Wahl. Dieses Mal haben wir außerdem die Prinzessin an unserer Seite. So schnell kann uns nichts passieren.“

„Danke für Dein Vertrauen.“, mischte sich nun Kakyuu ein. „Wir müssen trotzdem vorsichtig sein. Wir wissen nicht, was Kisame vielleicht vorbereitet hat.“

„Das weiß ich doch!“, warf Seiya schnell ein. „Aber ich bin zuversichtlich, dass wir jede Hürde meistern. Für Euphe.“
 

An diesem Abend saß Seiya noch einige Zeit draußen vor der Hütte und besah sich die Sterne, die die Lichtung erhellten. *Bald, mein Schätzchen. Bald bin ich wieder bei Dir.* Die Sehnsucht nach seiner Freundin war für ihn viel schlimmer als der bevorstehende Angriff auf den Kanzler.
 

Begleitet von Xenia waren die Star Lights sowie Prinzessin Kakyuu am nächsten Tag auf dem Weg zum Palast. Die Alte hielt einen langen Stab in der Hand, auf dem eine vollkommen verstaubte Kugel thronte. Niemandem begegneten sie auf dem Weg, bis sie schließlich am Haupttor ankamen. Sofort richteten die Wachen ihre Hellebarden auf sie.

„Ruft den Kanzler!“, gab einer den Befehl und schon machten zwei der Wachen Anstalten sich zu entfernen. Doch das ließen die Kriegerinnen nicht zu. Mit vereinigten Kräften setzten sie die Männer außer Gefecht.

Ihre Anwesenheit blieb nicht lange geheim und schnell kamen immer wieder neue Truppen auf sie zu, die sie eine nach der anderen bekämpften und besiegten. Ganz so leicht war das zwar nicht, sie mussten auch den einen oder anderen Gegenschlag einstecken, doch waren sie letztendlich immer überlegen. Endlich erreichten sie den Thronsaal. In diesem Teil des Palastes war es außergewöhnlich ruhig. Zu ruhig.

Auf alles gefasst öffneten sie die Tür. Kisame saß auf seinem Thron und sah auf die Neuankömmlinge herab. Sonst war niemand zu sehen.

„Ich bin beeindruckt, dass ihr es bis hierher geschafft habt.“, gab er verächtlich von sich. „Doch lange werdet ihr diesen Triumph nicht auskosten können.“ Er erhob sich. Eine dunkle Aura verlieh ihm etwas Bedrohliches.

„Kisame.“, zischte Kakyuu und betrachtete ihn finster. „Ihr habt mich lange genug betrogen und unterdrückt. Dafür werdet Ihr bestraft werden.“

Ein irres Lachen entwich seiner Kehle.

„Da bin ich aber mal gespannt… Prinzessin!“, sagte er mit einem diabolischen Grinsen, wobei er das letzte Wort besonders in die Länge zog. Plötzlich bemerkte Fighter, dass sich etwas um sie herum bewegte. Sie drehte den Kopf zur Seite und sah hunderte von Soldaten aus dem Nichts erscheinen. Sie waren vollkommen umringt.

„Scheiße!“, zischte Fighter und zögerte nicht lange. Sie und ihre Mitstreiterinnen gaben ihr Bestes, um die Männer aufzuhalten, doch schien sich die Zahl der aufrecht stehenden Soldaten einfach nicht zu verringern. Verbissen kämpften die Sailorkriegerinnen gegen das Heer Kisames an. Dieser lachte unaufhörlich.

„Prinzessin!!“, rief Fighter verzweifelt. Sie verstand und wandte sich nun Kisame zu. Sie streckte ihre Arme nach vorne und ihre Handflächen begannen zu leuchten. Ein langer Stab nahm in ihren Händen Gestalt an. Sie konzentrierte sich voll auf ihren Gegner, der mittlerweile einen wahrhaft bösartigen Blick aufgesetzt hatte. Mit einem Aufschrei schleuderte er der Prinzessin eine schwarze Energie entgegen. Im gleichen Augenblick ging von Kakyuus Stab ein helles Licht aus, welches auf die schwarze Macht des Kanzlers traf.

Beide konzentrierten sich nur auf dieses Duell. Um sie herum kämpften die Kriegerinnen noch immer mit all ihrer Kraft. Die alte Frau stand schräg hinter der Prinzessin und kniff die Augen zusammen. Sie musterte den Kanzler genau. Jeden Gesichtszug, jedes Haar, jegliche Mimik und Gestik nahm sie in sich auf.

Er schien langsam die Oberhand im Kampf von Licht und Dunkel zu gewinnen. Immer näher kam seine schwarze Macht der Prinzessin, die verbissen weiter ihre Energie bündelte.

Die Kriegerinnen kamen langsam außer Atem. Der Soldatenstrom schien einfach nicht abzubrechen. Immer mehr Kratzer und Schnitte zierten ihre Körper. Ihr Atem ging schnell und ihre Lungen schmerzten bereits. Sie wollten ihrer Prinzessin beistehen, doch würden sie den Kampf gegen die Wachen unterbrechen, würde sie sicher bald von ihnen überrannt werden.

Plötzlich weiteten sich die Augen Xenias. Sie trat einen Schritt vor und gerade als die schwarze Macht Kisames drohte, die Prinzessin zu treffen, trat sie schützend vor sie. Mit ihrem Stab wehrte sie durch eine wischende Bewegung den Angriff des Kanzlers ab. Die dunkle Energie löste sich einfach im Nichts auf.

Fassungslos starrte Kisame die alte Frau an. Unbändiger Zorn zeichnete sich auf seinen Zügen ab, doch war er durch seine Ungläubigkeit wie gelähmt. Wer war diese alte Frau, die seinen Angriff so einfach abwehren konnte? Auf irgendeine Weise kam sie ihm bekannt vor, doch konnte er sie nicht zuordnen.

Auch Kakyuu war fassungslos. Sie war durch das Energieduell geschwächt und ihr war bewusst, dass sie es beinahe verloren hätte. Nur durch die Hilfe dieser alten Frau hatte sie keinen Schaden davongetragen.

Die Star Lights waren immer noch schwer mit den Soldaten beschäftigt. Nur am Rande hatten sie das Geschehen mitbekommen. Auch sie fragten sich, wie Xenia das geschafft haben könnte. Sie wussten so gut wie gar nichts über sie. Wer war sie nur? Fighter, die ihren Blick einen Moment zu lange auf die Szenerie rund um Xenia hatte ruhen lassen, steckte einen harten Schlag in ihrer Magengegend ein. Sie widmete sich wieder den Soldaten, die immer noch unaufhörlich angriffen.

Xenia und Kisame sahen sich gegenseitig mit großer Abscheu an. Zwar wusste er immer noch nicht, wer sie war, doch hatte sie seinen Angriff auf Kakyuu vereitelt. Das würde sie noch bereuen. Ihr Blick stand dem seinen jedoch um nichts nach. Hasserfüllt sah sie ihn an.

„Mythil.“, brachte sie schließlich heraus.

Der tragische Triumph der Königsfamilie

Seine Augen weiteten sich. Diesen Namen hatte er schon lange nicht mehr gehört. Woher kannte sie ihn? Wer war sie, dass sie ihn kannte?

Maker und Healer, die die Geschichte der alten Frau kannten, waren ebenso erstaunt. Kanzler Kisame war Mythil? Der Dämon, der Xenia damals unter seinen Bann gestellt hatte?

„Wer bist Du?“, fragte der Kanzler bedrohlich.

„Erinnerst Du Dich nicht?“, antwortete sie verächtlich. „Es ist lange her… Auch damals hast Du schon versucht die Herrschaft über Euphe zu übernehmen.“

Mythil kniff die Augen zusammen und betrachtete die Alte genauer. Ihre Züge kamen ihr so bekannt vor. Plötzlich riss er seine Augen auf, als er sie erkannt hatte.

„Xenia.“, stellte er fest. Wie konnte es sein, dass sie noch lebte? Er schnaubte verächtlich. „Du bist alt geworden.“ Wieder einmal zeigte sie ihr Grinsen.

„Und Du bist immer noch der gleiche Mistkerl wie früher.“ Er zog die Augenbrauen zusammen und betrachtete sie voller Hass.

Prinzessin Kakyuu, die sich langsam von dem Schrecken erholte, besah sich diese Szene ungläubig. Was war da nur los? Die beiden schienen sich zu kennen, doch woher?

„Du stehst auf der falschen Seite, Xenia.“, sprach Mythil ruhig und doch voller Hass. „Du wolltest doch immer selbst Königin sein. Und nun stehst du an der Seite der Prinzessin?“

Die alte Frau lachte verächtlich. „Nein, ich wollte an der Seite des Mannes sein, den ich liebte. Dass ich über dieses Land herrschen wollte, das hast allein Du zu verantworten.“

Voller Anspannung lauschte Prinzessin Kakyuu dem Wortwechsel zwischen Xenia und Mythil. Was hatte das alles zu bedeuten? Auch die Sailorkriegerinnen versuchten nebenbei noch etwas von dem Geschehen mitzubekommen, während sie weiterhin gegen die Soldaten kämpften. Bei der Menge blieb es nicht aus, dass sie immer mehr Gegentreffer einstecken mussten. Es kamen immer neue Soldaten, während sie selbst langsam aus der Puste kamen. Ihre Bewegungen wurden träger und ihre Reaktionen langsamer. Jede von ihnen blutete an mehreren Stellen. Fighter spürte ihre Verletzung an der Schulter. Sie konnte ihren Arm nur schwer bewegen und es schmerzte immer stärker.

Nur knapp entging sie einem Schwerthieb, als sie auch schon einen stechenden Schmerz in ihrem Arm verspürte. Sie sah das Blut und den Mann, der sie von der Seite angegriffen und getroffen hatte. Lange würde sie das nicht mehr durchhalten.

„Ich denke, wir haben uns genug über alte Zeiten ausgetauscht.“, verkündete Mythil nun mit einem diabolischen Grinsen. „Es wird Zeit, das hier zu beenden.“ Sein Blick verhärtete sich und mit einem lauten Aufschrei schleuderte er der Prinzessin und der alten Frau abermals seine dunkle Macht entgegen.

Xenia reagierte sofort. Mit Schwung hob sie ihren Stab an und setzte ihn dann mit voller Wucht auf den Boden, welcher sofort einige Risse aufwies. Der Staub auf der Kugel rieselte herab und sofort begann die Kugel hell zu leuchten. Die schwarze Macht Mythils wurde einfach verschluckt. Die Soldaten, mit denen die Kriegerinnen bisher schwer beschäftigt waren, fielen in sich zusammen und zerbarsten in tausenden Tonscherben.

Die Star Lights hielten in ihren Bewegungen inne und rissen erstaunt die Augen auf. Es waren gar keine Menschen gewesen. Nur zum Leben erweckte Tonfiguren. Sofort wendeten sie sich dem Geschehen rund um Xenia zu. Sie stellten sich schützend an Kakyuus Seite.

Die Wut kochte in Mythil hoch. Schon wieder hatte sie es gewagt, sich gegen ihn aufzulehnen und seinen Angriff zu vereiteln. Zudem waren seine Soldaten zerstört.

„Du Hexe!!“, rief er aus und fuhr buchstäblich aus seiner Haut, denn die Gestalt, die sich jetzt vor den Frauen auftat, war kein Mensch mehr. Wie eine aufgebäumte Schlange mit einem ansatzweise menschlichen Kopf und menschlichen Armen stand er ihnen gegenüber. Alle bis auf Xenia sogen scharf den Atem ein. Mythil sah sie aus hasserfüllten roten Augen an.

„Das wirst Du mir büßen, alte Frau!“, seine zischende Stimme hallte mächtig durch den Saal. Ungläubig starrten die Sailorkriegerinnen und die Prinzessin die Kreatur an. Sie sahen, wie sie das Maul weit öffnete. Schwarze Flammen schossen daraus hervor. Die Starlights stellten sich schützend vor ihre Prinzessin und Xenia und wurden schwer getroffen. Dennoch hielten sie dem Angriff stand und kämpften dagegen an.

„NEIN!“, schrie Kakyuu verzweifelt auf. Der Blick der alten Frau wurde schärfer.

„Kakyuu, hört mir zu.“, sprach sie nun leise zu der Prinzessin. „Unsere einzige Chance ist es, ihn zu verbannen. Wir müssen das zusammen tun.“

Fassungslos und nur schwer imstande zu verstehen, wovon Xenia da redete, sah Kakyuu sie an. Nur langsam drang die Bedeutung ihrer Worte an ihr Ohr.

„Wer bist Du?“, fragte sie schließlich schlicht. Xenia hatte befürchtet, dass diese Frage aufkommen würde. Kurz schloss sie ihre Augen, bevor sie eine Antwort gab.

„Ich bin Xenia, zweite Tochter der Königin Kyana von Euphe, Schwester von Kalena… Ich bin Deine Urgroßtante.“

Kakyuus Augen weiteten sich. Sie kannte die Geschichte ihrer Urgroßmutter Kalena und deren Schwester. Diese alte Frau war also ihre Urgroßtante? Nun wusste sie, woher sie Kanzler Kisame, Mythil, kannte. Erst jetzt fiel ihr auf, dass der Stab, den Xenia in ihren Händen hielt, das genaue Gegenstück zu ihrem eigenen war. Das Zeichen der Königsfamilie.

Auch Maker, die ihre Worte gehört hatte, wurde nun bewusst, woher sie den Namen dieser alten Frau kannte. Sie hatte damals schon das Gefühl gehabt, diesen Namen zu kennen. Natürlich wusste sie viel über die Geschichte der Königsfamilie. Warum hatte sie nicht gleich daran gedacht? Xenia war Kalenas Schwester.

Kakyuus Blick schweifte zu ihren Kriegerinnen, die sich immer noch verbissen gegen den Angriff Mythils wehrten. Sie musste etwas tun. Wenn Xenia tatsächlich ihre Urgroßtante war, dann könnten sie es zusammen tatsächlich schaffen. Auch sie hatte die Kräfte der Königsfamilie geerbt. Gemeinsam könnten sie Mythil besiegen.

„Einverstanden, Xenia. Wir müssen es zusammen versuchen.“ Entschlossen nickte sie der alten Frau zu und verstärkte ihren Griff um ihren eigenen Stab. Xenia sah erleichtert aus.

„Maker, Healer, Fighter.“, richtete Kakyuu das Wort an die Kämpfenden. „Ich danke euch für eure Hilfe.“

Mit erhobenen Stäben schritten Kakyuu und Xenia zwischen den Kriegerinnen hindurch. Ein angenehmes Licht erstrahlte und die Starlights fühlten sich wie von einer schweren Last befreit. Ihre Wunden schmerzten nicht, ihre Lungen brannten nicht und ihre Erschöpfung übermannte sie nicht.

Kakyuu und Xenia stellten sich vor ihnen auf. Wie ein Schild aus Licht ließ ihre Energie den Angriff Mythils von sich abprallen.

Xenia und Kakyuu bewegten ihre Stäbe synchron, jedoch gespiegelt zueinander, in bestimmten schwungvollen Bewegungen, bis sie sie dicht beieinander beide kraftvoll in den Boden stießen. Einige Millimeter bohrten sie sich in den massiven Steinboden. Langsam, bewegeten sie ihre Stäbe voneinander weg, sodass tiefe Furchen im Boden entstanden. Zwischen den Stäben begann die Energie sich zu konzentrieren. Als die beiden Frauen aufhörten sich zu bewegen, war zwischen ihren Stäben ein Tor entstanden. Das Tor zur Verbannung.

Die Energie, die von diesem Tor ausging, begann an Mythil zu zerren. Seine Züge verzerrten sich, er wurde immer weiter von diesem magischen Licht angezogen. Er wehrte sich. Wutentbrannt und voller Verzweiflung schleuderte er ihnen immer wieder seine schwarze Macht engegen, doch wurde sie von dem Tor aus Licht einfach verschluckt.

„NEIN!“, schrie er auf. Seine hässlich rot leuchtenden Augen glühten förmlich, als er zu einem weiteren verzweifelten Angriff ausholte. Er setzte seine ganze Kraft ein und tatsächlich schien dieses Tor dieses Mal nicht stark genug zu sein, um die ganze Attacke zu verschlucken.

Die Star Lights erkannten die Gefahr und sendeten der Prinzessin und deren Urgroßtante ihre gesamte Energie. Davon verstärkt leuchtete das Tor einmal hell auf und verschluckte nicht nur Mythils Angriff, sondern auch ihn selbst. Er hatte sich nicht mehr dagegen wehren können. Seine Kraft reichte einfach nicht aus. Kurz bevor er gänzlich verschluckt wurde, ließ er einen letzten Schrei der Verzweiflung erklingen und holte mit seinen hässlichen Krallen aus. Das Blut spritzte. Das Tor schloss sich. Mythil war verschwunden. Xenia lag am Boden.

„Xenia!“, rief Maker aus, die als erste realisiert hatte, was passiert war. Sie stürzte auf die Verletzte zu und bettete ihren Kopf auf ihren Schoß. Ein Blutrinnsal ronn aus ihrem Mundwinkel. Sie hielt sich den Bauch, doch das verdeckte das Blut, welches daraus hervorquoll, nicht. Sie atmete schwer.

Auch Kakyuu und die anderen beiden Kriegerinnen hockten inzwischen neben ihr auf dem Boden.

„Xenia, nein.“, sagte Kakyuu verzweifelt und Tränen bildeten sich in ihren Augen. „Du darfst nicht von uns gehen.“

Zu ihrer Überraschung formten Xenias Lippen ein Lächeln.

„Schon gut, Prinzessin.“, sagte sie schwach. „Meine Zeit ist gekommen. Ich habe meine Schuld beglichen. Jetzt kann ich in Frieden sterben.“

Kakyuu wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, doch strahlte die Alte eine unglaubliche Ruhe aus, die sich langsam auf sie übertrug. Sie schluckte. Sie legte ihre Hand auf Xenias und drückte sie leicht. Einige Tränen bahnten sich den Weg über ihre Wangen.

„Ich danke Dir, Xenia. Ohne Dich wäre ich verloren gewesen und Euphe hätte unter diesem Dämon leben müssen. Ich wünschte, ich könnte mich angemessener bei Dir bedanken.“

Der Atem der alten Frau ging nur noch langsam, bis er schließlich erstarb.

Die Tränen der Prinzessin rannen über ihr Gesicht und auch die Star Lights waren tief von dem tragischen Ende Xenias betroffen. Kakyuu legte ihre Hand sanft über die Augen der Alten und schloss ihre Lider.

„Ruhe in Frieden, Xenia.“
 

Sie hörten Schritte. Eine Gruppe Soldaten angeführt von Syphius betrat den Saal. Sie waren in den letzten Wochen als Gefangene in den Kerkern des Palastes eingesperrt worden, da sie sich gegen den Kanzler aufgelehnt hatten. Als Xenia ihren Stab eingesetzt hatte, waren auch die Wachen in den Kerkern in sich zusammengefallen und zerborsten. Ungläubig hatten die Männer auf die Tonscherben gesehen. Schwer war zu glauben, was gerade geschehen war. Doch letztlich nutzten sie diese Chance und befreiten sich.

Ihr Weg hatte sie zum Thronsaal geführt und was sie dort sahen, erleichterte ihre Herzen um so viele Lasten.

„Prinzessin.“, begrüßte Syphius Kakyuu mit großer Erleichterung. „Ihr seid wieder da.“

Die Prinzessin erhob sich und schritt auf Syphius zu. Sie legte ihre Hand auf seine Schulter.

„Syphius. Es ist gut Euch wohlauf zu sehen.“

„Ist es vorbei?“, fragte er hoffnungsvoll. Seine Prinzessin schenkte ihm ein Lächeln.

„Ja, es ist vorbei. Dank meiner Kriegerinnen und dank einer sehr mutigen alten Frau hat Euphe seine Freiheit wieder.“

Syphius senkte den Blick. Tränen des Glücks stiegen in ihm auf. Endlich waren sie wieder frei.

Du darfst niemals aufgeben

Bunny lag ruhelos in ihrem Bett. Ihre Augen brannten, ihre Lider waren schwer, ihr Körper schwach. Seit Tagen hatte sie nicht richtig geschlafen, zu groß war die Angst vor dem, was mit ihr passierte, zu groß die Sorge wegen ihrer Gegner, zu groß die Sehnsucht nach dem Mann, den sie liebte. Sie hatte zu viel geweint, keine Träne mehr lief über ihr Gesicht. Es waren einfach keine mehr übrig. Tiefe Ringe zeichneten sich unter ihren Augen ab, welche durch das Mondlicht nur noch verstärkt wurden.

Die schwarze Katze saß auf Bunnys Bett und betrachtete ihre Freundin besorgt. Sie hatte versucht mit ihr zu reden, ihr Mut zu machen, doch es war zwecklos. Bunny schien sie gar nicht mehr wahrzunehmen. Luna blieb nichts anderes übrig, als hier zu sitzen und auf sie Acht zu geben.

Bunnys Gedanken drehten sich um die Ereignisse der letzten Tage. Seit ihre Freundinnen von ihrem Zustand wussten, ließen sie sie kaum noch aus den den Augen. Sie versuchten auf sie aufzupassen und sie abzulenken. An einem Tag hörten sie auf ihrem Nachhauseweg einen Schrei. Alarmiert verwandelten sie sich und trafen auf einen Dämon. Sie konnten es kaum fassen. Dieser Dämon war ihnen vor einigen Wochen schon begegnet. Es war die gleiche Frau, die sie damals schon zurückverwandelt hatten. Warum war sie schon wieder in der Gestalt des Dämons? Hatte Sailor Moon ihr nicht helfen können?

Seit diesem Tag waren sie immer mehr Dämonen begegnet, die sie bereits bekämpft und zurückverwandelt hatten. Amy hatte die Vermutung, dass der Ursprung, der eigentliche Grund für diese Verwandlungen trotz Sailor Moons Hilfe immer noch in diesen Menschen steckte. Bei ihrer Analyse damals hatte sie eine Art Samen in der Brust des Dämons entdeckt. Wieder stellte sie Analysen an und tatsächlich fand sich in jedem dieser Dämonen ein solcher Samen, der sich jedoch seit damals stark ausgebreitet zu haben schien.

Als würde es nicht reichen, dass sie es mit einer unbekannten Gefahr zu tun hatten, die sich rasant ausbreitete, verschlechterte sich Bunnys Zustand immer mehr. Vor einigen Tagen war sie im Krankenhaus aufgewacht. Ihre Freundinnen standen mit besorgten Gesichtern um sie herum. Sie hatte anscheinend wieder einen ihrer Anfälle gehabt und war dieses Mal einfach zusammengebrochen. Bewusstlos hatte Rei sie auf dem Hof des Tempels gefunden, wo sie sich an diesem Nachmittag hatten treffen wollen.

Sie wusste nicht mehr, was sie tun sollte. Sie hatte das Gefühl keine Kontrolle mehr über ihren Körper zu haben. Ja, nicht mal mehr über ihren Verstand. Sie fühlte sich allein. Schon seit zwei Monaten war Seiya nun fort. Sie hielt es nicht mehr aus. Die Sehnsucht brachte sie fast um. Pure Verzweiflung machte sich in ihr breit, bevor sie der Resignation wich. Was sollte sie schon tun? Sie konnte ihn nicht erreichen und auch über alles andere hatte sie absolut keine Macht. Sie war schwach und außer Stande irgendjemandem zu helfen. Sie konnte sich ja noch nicht mal selbst helfen.
 

Nach schier endlosen Stunden schlief sie schließlich ein. Die letzten Nächte war sie von Alpträumen geplagt, doch diese Nacht war es anders. In diesem Traum saß sie in einer sternenklaren Nacht auf einer Bank. Neben ihr saß Seiya, er hatte Chibi-Chibi auf dem Schoß. Ihre realen Gedanken waren auch im Traum dieselben.

„Ich kann einfach nicht mehr, Seiya.“, erzählte sie ihrem guten Freund. „Ich habe keine Kontrolle mehr über mich und über unsere Gegner schon gar nicht. Immer mehr Menschen verwandeln sich in Dämonen und ich kann ihnen nicht helfen. Sie verwandeln sich immer wieder. Es geht einfach nicht. Ich kann nichts tun. Ich bin zu schwach.“

„Das ist ein Fehler. Du darfst niemals aufgeben, sonst verlierst Du immer.“ Er sah sie eindringlich an und sie sah überrascht auf. Dies war kein Traum. Es war eine Erinnerung.

„Niemals aufgeben!“, rief das kleine pinkhaarige Mädchen, die das Licht der Hoffnung in sich trug und Bunnys Herz in diesem Moment sehr berührte.

„Ja, wenigstens Du verstehst mich, Chibi-Chibi.“, sagte Seiya lachend.

Bunny schien in diesem Moment bei vollem Bewusstsein zu sein. Ihr war bewusst, dass sie schlief und dass sie träumte. Ihr war auch bewusst, dass dies eine Erinnerung an ein tatsächliches Gespräch mit Seiya war. Und ihr war ebenso bewusst, dass sie nicht zufällig an diese Szene erinnert wurde. Seiya hatte schon damals Recht gehabt. Sie durfte niemals aufgeben. Um der Menschen Willen, um Seiyas Willen, aber vor allem auch um ihrer selbst Willen. Sie durfte einfach nicht aufgeben.
 

Am nächsten Morgen fühlte sie sich etwas besser. Die Erinnerung, die sie letzte Nacht heimgesucht hatte, hatte ihr Mut gemacht. Zwar hatte sie wieder einmal viel zu wenig geschlafen, doch hatte sie neue Hoffnung geschöpft. Sie würden einen Weg finden, um den Menschen zu helfen. Das hatten sie bisher immer. Seiya hatte sicherlich einen sehr guten Grund, warum er bisher immer noch nicht wiedergekommen war. Aber sie war sich ganz sicher, dass er wiederkommen würde und sie würde auf ihn warten. Immerhin liebte sie ihn und diese Liebe würde alle Grenzen überwinden. Und wenn sie erst mal einen Weg gefunden hatte, ihre Gegner zu besiegen und wenn Seiya wieder da war, dann würde auch sie selbst wieder ganz die alte sein.
 

Auf dem Weg zur Schule traf sie Minako. Auch sie litt sehr unter der Abwesenheit ihres Freundes. Auch sie vermisste ihn und fühlte sich ohne ihn einfach unvollkommen. Die Zeit mit ihm war viel zu kurz gewesen. Diese gemeinsame Erfahrung schweißte die Freundinnen noch enger zusammen. Sie waren sich in so vielen Dingen ähnlich und gerade jetzt waren sie froh, eine solche Freundin zu haben.

„Guten Morgen, Bunny.“, rief Minako ihr entgegen. Bunny freute sich wirklich sie zu sehen. Sie lief auf sie zu und umarmte sie.

„Morgen, Minako.“

„Nanu, Dir scheint es ja heute viel besser zu gehen.“, stellte Minako erfreut fest. Bunny nickte.

„Ja, ich habe mich an etwas erinnert, was Seiya mir mal gesagt hat.“, erklärte sie.

„Was denn?“, hakte Minako nach.

„Dass ich niemals aufgeben darf.“

Minako dachte darüber nach. Diese Worte waren so einfach, doch von dem richtigen Menschen gesagt, konnten sie Berge versetzen, davon war sie überzeugt. Sie lächelte ihre Freundin an.

„Da hat er vollkommen Recht. Und wir alle werden niemals aufgeben, hörst Du?“ Bunny grinste. Ja, heute war ein guter Tag. Sie durfte nicht verzweifeln und schon gar nicht resignieren. Sie musste weiter kämpfen.

*Seiya*, dachte sie. *Ich gebe niemals auf. Das habe ich Dir zu verdanken. Bitte komm bald zu mir zurück.*
 


 

Langsam war die Normalität zurück ins Schloss gekehrt. Nach dem Kampf gegen Mythil hatte sich die Kunde über den Sieg und die Rückkehr der Prinzessin wie ein Lauffeuer verbreitet. Die Menschen jubelten und kamen scharenweise, um ihrer Prinzessin zu huldigen.

Sie alle waren sehr erschöpft gewesen. Besonders die Sailorkriegerinnen waren sehr mitgenommen. Viele Wunden zierten ihre Körper und besonders Fighter, die durch die Verletzung an der Schulter sowieso schon in ihren Fertigkeiten eingeschränkt gewesen war, hatte viel einstecken müssen. Ihre Schulter schmerzte stark, sie konnte sie kaum bewegen. Sie hatte viele Schnittwunden, Prellungen und sogar eine Rippe war gebrochen. Doch all das war egal. Die Hauptsache war, dass es der Prinzessin gut ging und Mythil besiegt war.

Die besten Ärzte versorgten die Kriegerinnen und die Prinzessin und so konnten sie sich schnell erholen. Sie waren zäh und so schnell nicht kleinzukriegen. So waren sie schnell wieder auf den Beinen und halfen, wo sie nur konnten, um der Prinzessin beiszustehen.

Für Xenia wurde eine Trauerfeier abgehalten. Sie wurde für ihre Taten geehrt und würde in die Geschichte Euphes eingehen. Nur durch ihre Hilfe hatten sie es geschafft, Mythil zu besiegen und Euphe den Frieden zu bringen.
 

Endlich hatte sich alles beruhigt. Es war der erste Abend, an dem Kakyuu zusammen mit ihren treuesten Gefährten alleine war. Seiya, Yaten und Taiki leisteten der Prinzessin Gesellschaft. Sie saßen dort in ihrer männlichen Gestalt, so wie sie sich der Prinzessin nur selten gezeigt hatten. Eigentlich gehörte es sich nicht, doch in diesem Moment war das egal.

Kakyuu stellte eine Frage, die sie sich schon seit längerem gestellt hatte, doch den passenden Zeitpunkt dafür bisher nicht gefunden hatte.

„Warum seid ihr nach Euphe zurückgekehrt?“

Die jungen Männer sahen auf. „Prinzessin?“, fragte Taiki, der diese Frage nicht verstand.

„Ich hatte nicht erwartet, dass ihr so schnell wiederkommt.“, erläuterte Kakyuu. „Warum zu dem Zeitpunkt?“

Die drei sahen sich vielsagend an. Der Zeitpunkt schien gekommen zu sein, um Kakyuu von ihrem Wunsch zu erzählen. Endlich.

„Prinzessin.“, ergriff Seiya das Wort. „Wir sind hergekommen, um Euch um etwas zu bitten.“

„Worum geht es?“, fragte sie neugierig.

„Nun… Wie Ihr wisst, haben wir auf der Erde sehr gute Freunde gefunden.“ Seiya wurde rot. „Und… ich glaube, Euch ist schon seit längerem bewusst, dass ich für ein Mädchen ganz besondere Gefühle hege.“ Das zu erzählen war viel schwerer, als er gedacht hatte. Yaten und Taiki hatten das alles ja mitbekommen, aber mit ihrer Prinzessin darüber zu reden, war etwas ganz anderes. Doch Kakyuu lächelte ihn wohlwollend an.

„Ja, das ist mir bewusst.“

„Prinzessin. Bitte glaubt mir, das ist das Schwierigste, was ich jemals gemacht habe, aber ich kann einfach nicht anders. Ich bitte Euch: Lasst mich gehen. Lasst mich auf der Erde leben, um bei dem Mädchen zu sein, das ich liebe.“ Er verneigte sich tief vor ihr, wartete ängstlich ihre Antwort ab. Doch bevor sie etwa sagen konnte, ergriff Yaten das Wort.

„Prinzessin. Auch ich habe auf der Erde ein Mädchen gefunden, dem mein Herz gehört. Auch ich möchte auf der Erde leben.“ Er war kein so großer Redner, aber das war seine Chance. Er schloss sich den Worten Seiyas an. Er musste es tun. *Mina*, dache er.

Kakyuu lächelte ihre beiden Freunde an. Sie hatte mit dieser Bitte bereits gerechnet. Sie freute sich für sie, dass sie auf der Erde eine Gefährtin gefunden hatten. Besonders Seiya hatte sie es gewünscht, bedeutete er ihr doch so viel und hatte sie ihn viel zu lange leiden sehen.

Taikis Entscheidung

Sie hatte sich geirrt. Heute war doch kein guter Tag. Bis nach der Schule ging es ihr eigentlich ganz gut. Sie hatte sich lange nicht mehr so gut konzentrieren können wie an diesem Tag. Ihre Gedanken waren geordneter, sie konnte ihre Probleme verdrängen, zuversichtlich, dass sie eine Lösung finden würden. Sie lachte sogar zusammen mit ihren Freundinnen.

Auf dem Heimweg machte sie einen kleinen Umweg. Minako begleitete sie, denn die Freundinnen hatten beschlossen, Bunny möglichst nicht alleine durch die Gegend laufen zu lassen. Sie liefen durch den Park. Es war sehr kalt, aber Bunny dachte, die frische Luft würde ihr sicherlich gut tun. Sie wollten dann noch ins Crown gehen und sich dort bei einer heißen Schokolade aufwärmen. Doch unterwegs trafen sie jemanden, den Bunny beim besten Willen nicht sehen wollte.

„Oh nein.“ Sie blieb abrupt stehen, als sie das Mädchen sah. Minako sah sie fragend an. „Das ist dieser durchgeknallte Fan von Seiya.“ Sie hatte keine Lust auf eine weitere Auseinandersetzung. Minako begutachtete das Mädchen. Sie war ganz hübsch und sah eigentlich ganz normal aus. Kaum vorzustellen, dass sie so durchgedreht sein sollte.

„Minako, können wir bitte woanders langgehen?“, bettelte Bunny. Doch es war zu spät. Gerade als sie sich umdrehten, hörten sie eine Stimme von hinten.

„Na, wenn das mal nicht der Trampel ist, der meint, er könne mir meinen Seiya wegnehmen.“ Ihre Stimme klang absolut gehässig. Widerwillig drehte Bunny sich um.

„Ich hab Dir Seiya nicht weggenommen!“, erwiderte sie wütend. „Du hattest ihn doch niemals und das wird auch niemals passieren!“

„Abwarten.“ Sie zeigte ein fieses Grinsen. „Eines Tages wird er mir gehören, darauf kannst Du Dich verlassen!“

Bunny wurde immer wütender. Was fiel diesem Miststück eigentlich ein?

„Niemals wird Seiya sich mit einer wie Dir abgeben!“, brüllte sie, die Hände zu Fäusten geballt.

„Ich werde ihn für mich gewinnen, weil ich ihn liebe! Du willst ihn doch nur, weil er berühmt ist.“, sagte das Mädchen abschätzig. Bunny traute ihren Ohren kaum.

„Es ist mir egal, ob er berühmt ist! Als wir uns kennenlernten, wusste ich noch nicht mal, dass er berühmt ist! Ich liebe ihn, weil er so ist, wie er ist. Und uns verbindet viel mehr, als Du es Dir überhaupt vorstellen kannst!“

„Pah!“, sie lachte auf. „Euch soll viel verbinden? Er nutzt Dich doch nur aus. Das machen Stars so. Suchen sich ein dummes Mädchen, legen sie flach und verschwinden dann, wenn es langweilig wird.“

Bunny verschlug es den Atem. Wie konnte sie es wagen, so über Seiya zu reden. Sie hätte diesem Mädchen am liebsten eine verpasst, so wütend war sie. Doch sie fühlte sich unfähig, etwas zu erwidern oder sich zu bewegen. Ihre Sicht verschwamm, kalter Schweiß trat auf ihre Stirn, ihr Magen wurde flau, ihr Körper fühlte sich unendlich schwer an.
 

Jetzt lag sie zu Hause in ihrem Bett. Minako hatte ihr erzählt, dass sie zusammengebrochen war. Das Mädchen war gehässig lachend abgehauen. Sie selbst hatte einen Arzt gerufen, der sie untersucht hatte, jedoch nichts weiter feststellen konnte. Ihre Eltern hatten sie abgeholt und nach Hause in ihr Bett gebracht. Minako war die ganze Zeit bei ihr geblieben.

Die Zuversicht, die sie letzte Nacht gewonnen hatte, war wieder deutlich abgeflaut. Wie sollte sie denn eine Lösung für all ihre Probleme finden, wenn sie ständig zusammenbrach? *Seiya, bitte.*, flehte sie stumm. *Bitte, komm zu mir zurück. Ich brauche Dich so sehr*
 


 

Taiki stand stumm daneben. Seiya und Yaten hatten ihren Wunsch geäußert, auf der Erde bleiben zu dürfen. Für immer. Die Prinzessin hatte noch nichts gesagt. Angespannt beobachtete er sie. Ihr Blick wanderte nun auf ihn selbst. Er senkte den Kopf und blieb stumm. Kakyuu sah nun wieder Seiya und Yaten an.

„Ihr drei seid mir meine engsten Vertrauten und meine besten Freunde. Immer wart ihr da, um mich zu beschützen und den Planeten vor allem Unheil zu bewahren. Noch nie habt ihr mich um etwas gebeten. Nach alldem, was ihr für mich und für Euphe getan habt, wie könnte ich euch euer Glück verwehren? Euch steht es frei, von nun an auf der Erde zu leben.“

Ein Stein fiel Seiya vom Herzen, als er ihre Worte hörte. Er sah auf.

„Ich danke Euch, Prinzessin.“ Er kniete vor ihr und ergriff ihre Hand. Liebevoll lächelte sie ihn an. Es fiel ihr schwer, ihn gehen zu lassen. Sie hatte immer eine tiefe Zuneigung zu ihm verspürt, schon als sie klein waren. Zwar hatte er immer in weiblicher Gestalt auftreten müssen, doch sah sie in der starken Kriegerin immer den Mann, der er war. Einen wundervollen Mann. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er glücklich war.

Seiya gab ihr einen Handkuss. Er war überglücklich. Er würde so schnell wie möglich auf die Erde zurückkehren und sein Schätzchen endlich wieder in den Armen halten, sie küssen, mit ihr reden, mit ihr lachen. Er konnte es kaum erwarten.

Er ließ von der Prinzessin ab und sie drehte sich nun zu Yaten, der ihr ebenso dankbar war, seine Gefühle jedoch nicht ganz so offen zeigen konnte, wie Seiya es tat. Er verbeugte sich tief vor Kakyuu.

„Vielen Dank, Prinzessin.“

Erst in diesem Moment fiel es Seiya auf. Taiki hatte bisher gar nichts gesagt. Fragend sah er ihn an. Taiki schüttelte den Kopf und verließ den Raum. Verwundert sahen Seiya und Yaten ihm hinterher.

„Verzeiht, Prinzessin.“, richtete Seiya das Wort an Kakyuu. „Ich würde gerne mit ihm reden.“

Kakyuu nickte und wies beide an, Taiki nachzulaufen.
 

„Taiki!“, rief Seiya ihm hinterher. Dieser drehte sich um und wartete, bis seine Freunde ihn eingeholt hatten.

„Was soll denn das?“, fragte Seiya ihn. „Warum haust Du einfach ab?“

„Wie könnt ihr sie einfach darum bitten, euch gehen zu lassen?“, konterte Taiki bitter. Ungläubig sahen Seiya und Yaten ihn an.

„Darum sind wir doch hergekommen!“, klärte Yaten ihn verwirrt auf.

„Das weiß ich selbst.“, giftete Taiki. „Aber nach alldem, was passiert ist… Bei unserer letzten Abwesenheit wurde das ganze Königreich auf den Kopf gestellt. Wir waren nur wenige Wochen weg und schon übernimmt ein Dämon die Führung hier und lässt die Prinzessin leiden.“

„Das wird schon nicht noch mal passieren.“, versuchte Seiya ihn zu beruhigen, doch Taiki machte diese Antwort nur wütend.

„Das ist Deine Antwort? ‚Das wird schon nicht noch mal passieren‘? Wie kannst Du Dir da sicher sein? Wir haben es immer wieder mit Gefahren zu tun und es ist unsere Pflicht, die Prinzessin davor zu bewahren! Ihr wollt sie einfach im Stich lassen?“

Jetzt wurde Seiya auch wütend. „Du hast ja keine Ahnung! Es fällt mir nicht einfach, von hier wegzugehen und die Prinzessin hier zurückzulassen! Aber ich MUSS es tun! Ich kann ohne sie nicht mehr leben.“ Es war klar, dass er nun nicht mehr von der Prinzessin sprach. „Taiki, ich liebe sie und ich brauche sie. Ein Leben ohne sie ist für mich nicht mehr lebenswert. Ich muss einfach bei ihr sein.“

Taiki schüttelte enttäuscht den Kopf. „Yaten?“

„Tut mir leid, ich sehe das so wie Seiya.“

„Fein.“, stellte Taiki bitter fest. „Dann haben wir uns nichts mehr zu sagen. Ich werde hierbleiben. Ich lasse die Prinzessin nicht im Stich.“

Betroffen sahen sich Seiya und Yaten an.

„Taiki, bitte! Du gehörst doch zu uns. Wir sind ein Team. Und ich bin mir sicher, dass es auf der Erde auch jemanden gibt, der auf Dich wartet. Und den Du auch gern wiedersehen möchtest!“

Er hatte Recht, es gab da tatsächlich jemanden. Doch Taikis Pflichtgefühl war in diesem Moment einfach stärker.

„Tut mir leid, Seiya. Aber ich werde die Prinzessin nicht im Stich lassen.“ Damit drehte er sich um und verschwand. Zurück blieben Seiya und Yaten, die von Taikis Worten tief getroffen waren. Nie hätten sie gedacht, dass er einfach so hierbleiben würde.
 

Sie gingen zurück zu Kakyuu und berichteten von Taikis Entscheidung. Nachdenklich sah sie ihre Freunde an.

„Es ist sehr schade, dass er nicht mit euch gehen möchte. Doch können wir ihn nicht dazu zwingen. Ich würde ihn ebenso ziehen lassen wie euch, damit er sein Glück in einem Leben auf der Erde finden kann. Wenn es aber sein Wunsch ist hierzubleiben, werde ich ihn genauso akzeptieren.“

Die beiden Männer schwiegen.

„Ihr möchtet sicher so schnell wie möglich abreisen, nicht wahr?“, fragte Kakyuu sie schließlich. Die beiden sahen auf. „Viel zu lange wart ihr schon hier, habt mir geholfen, für mich gekämpft. Es wird Zeit zu eurem Glück zurückzukehren.“ Sie lächelte. „Schlaft. Und morgen früh werdet ihr abreisen. Ihr dürft sie nicht länger warten lassen.“

Seiya und Yaten sahen sich an, bevor sie sich der Prinzessin wieder zuwandten.

„Vielen Dank, Prinzessin.“, sagte Seiya wieder einmal.

„Ich danke Euch.“, sagte auch Yaten.
 

Kurze Zeit später lag Seiya in seinem Bett. Er spielte mit der Kette, die sein Schätzchen ihm geschenkt hatte. Er hatte viel Zeit damit verbracht sie zu säubern. Das Blut hatte sehr hartnäckig in den weichen Fasern der Feder geklebt, doch hatte er es geschafft, sie wieder weiß zu bekommen.

*Bald, mein Schätzchen. Bald bin ich wieder da. Morgen mache ich mich auf den Weg zu Dir. Warte auf mich.*

Mit den Gedanken bei Bunny, schlief er schließlich ein.
 

Am nächsten Morgen wurden sie angemessen verabschiedet. Es gab ein reiches Frühstück und zum Abschied waren einige Menschen gekommen. Schließlich waren die Sailorkriegerinnen mal wieder die Retter des Planeten. Eine ganze Menschenmasse stand schließlich im Schlossgarten, wo sie starten sollten. Allen voran standen dort Prinzessin Kakyuu und Syphius. Einen Schritt dahinter stand auch Sailor Star Maker. Sie blickte ihre Freunde traurig an. So würden sich ihre Wege also trennen.

Kakyuu trat auf Fighter und Healer zu.

„Ich danke Euch für all das, was Ihr für mich getan habt. Seid versichert, dass Ihr jederzeit in diesem Palast willkommen seid. Ihr werdet für immer meine Freunde bleiben.“ Damit beugte sie sich zu Fighter und gab ihr einen Kuss auf die Wange, bevor sie dasselbe auch bei Healer tat.

„Danke, Prinzessin.“, sagten beide. Ein letzter Blick schweifte rüber zu Maker, die die Szene stumm betrachtete. Sie machte jedoch keinerlei Anstalten, sich bei ihnen zu verabschieden. Traurig wandten sich Fighter und Healer schließlich ab.

„Lebt wohl.“, sagte Fighter und im nächsten Moment waren nur noch zwei helle Lichter zu erkennen, die sich schnell von diesem Planeten entfernten.

PART VI - Rückkehr zur Erde (Teil eins)

Bald würden sie da sein. Nur noch wenige Stunden, dann würde er sein Schätzchen endlich wieder im Arm halten können, sie küssen können und dann würde er sie nie wieder alleine lassen. Viel zu lange war er fort gewesen, das war ihm bewusst. Doch hatte er seine Prinzessin und seinen Heimatplaneten nicht einfach im Stich lassen können. Er wusste, dass sie es verstehen würde.

Aber er hatte Angst. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn, je näher sie der Erde kamen. Was geschah dort? Hatte er Angst, dass er zu lange fort gewesen war und ihre Gefühle für ihn in der Zwischenzeit verflogen waren? Oder war es eine Angst, dass ihr etwas geschehen sein könnte… Er konnte es nicht sagen. Nur in einem Punkt war er sich sicher: Irgendetwas stimmte nicht und sein Schätzchen hatte etwas damit zu tun.
 

Bunny befand sich derweil zusammen mit ihren Freundinnen im Park. Sie aßen Eis und genossen die ersten warmen Sonnenstrahlen, die die Frühlingssonne mit sich brachte. In Gedanken hing Bunny bei Seiya. So lange war er schon fort. Sie machte sich Sorgen um ihn. Vielleicht war ihm etwas passiert oder er hatte sie einfach vergessen. Tag für Tag wartete sie auf ihn. Weihnachten und Neujahr waren gekommen und gegangen und jetzt hatten sie schon Anfang März. Die Sonne schien und es war warm. Eigentlich ein schöner Tag, wenn sie nicht so viele Sorgen gehabt hätte.

Seit ihrem letzten Zusammenbruch und der Auseinandersetzung mit Seiyas Fangirl waren einige Tage vergangen. Sie fühlte sich etwas besser, doch war sie ständig schlapp und müde. Sie schlief sehr viel. Das Aufstehen fiel ihr noch schwerer als sonst. Auch ihre Feinde bereiteten ihr und ihren Freundinnen arges Kopfzerbrechen. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals einer solchen Flut an Dämonen begegnet zu sein. Auch damals waren immer wieder welche aufgetaucht, doch in letzter Zeit stieg die Zahl drastisch an. Es wurden immer mehr. Sie konnte nicht mehr und niemand wusste, warum das alles geschah. Nicht einmal Amy.
 

„Hey Bunny, ich rede mit Dir!“, hörte sie auf einmal Reis gereizte Stimme. Aus ihren Gedanken gerissen sah sie auf.

„Wie? Was?“, verwirrt sah sie ihre Freundin an und bemerkte, dass alle Blicke auf sie gerichtet waren.

„Was ist denn los mit Dir?“, fragte Rei sie besorgt. „Du starrst die ganze Zeit nur vor Dich hin. Dein Kleid ist auch schon total vollgekleckert.“ Bunny sah an sich herunter und stellte fest, dass das Eis in ihrer Hand schmolz und auf ihr Kleid tropfte. Sie hatte es vollkommen vergessen.

„Oh nein.“ Schnell leckte sie an dem tropfenden Eis, um weitere Flecken zu vermeiden. Amy reichte ihr ein Taschentuch, welches sie dankbar annahm, um damit an ihrem Kleid herumzuwischen. Wenn Bunny sogar schon das Eis in ihrer eigenen Hand vergaß, dann stimmte wirklich etwas nicht mit ihr.

„Du hast an Seiya gedacht oder?“, fragte Minako sie ruhig. Auch sie litt sehr unter der Abwesenheit ihres Freundes. Auch sie machte sich Sorgen und wusste zumindest in diesem Bereich, was Bunny gerade durchmachte. Sie überspielte es meist und gab sich fröhlich und frech, so wie sie eben war. Doch wenn sie alleine war, dominierten die Angst und die Sehnsucht ihre Gedanken.

„Mhm…“, Bunny nickte zustimmend.

„Sie werden bestimmt bald wieder da sein.“, versuchte Makoto ihre Freundinnen zu beruhigen.

„Ja, macht euch keine Sorgen.“, stimmte Rei ein. „Sie können ganz gut auf sich aufpassen, immerhin sind sie auch Sailorkrieger. Und es gibt bestimmt eine gute Erklärung dafür, warum sie so lange weg sind.“

„Allein die Reise dauert schon eine Tage, wenn es keine Turbulenzen gibt.“, erklärte Amy, die an Taikis Worte dachte. „Und wer weiß, was sie auf Euphe noch alles klären müssen? Sie werden wiederkommen.“

„Ich danke euch.“, Bunny schenkte ihren Freundinnen ein zaghaftes Lächeln, doch beruhigten sie die Worte ihrer Freundinnen nicht wirklich. Sie machte sich immer noch Sorgen um ihren Seiya. Und ganz abgesehen davon, war das ja nicht das Einzige, was ihre Gedanken beherrschte. Ihr eigener Zustand, ihre Feinde… Auch das nagte an ihr.

Sie rechnete jede Sekunde mit einem neuen Dämon. Es war nun schon mehrere Male passiert, dass sie einem Dämon begegnet waren, den sie vorher schon mal bekämpft hatten. Sailor Moons Kräfte schienen nicht auszureichen, um sie endgültig von ihren Leiden zu befreien. Dieses Wissen, dass sie nicht helfen konnte, machte alles nur noch schlimmer.
 

Plötzlich vernahm sie die gehetzte Stimme ihrer treuen Gefährtin Luna. Sie blickte auf und sah sie und Artemis auf sie zu rennen.

„Kommt schnell. Ein neuer Dämon ist aufgetaucht!“ rief Luna atemlos. Nur für einen Bruchteil einer Sekunde schloss Bunny ihre Augen.Verzweiflung breitete sich in ihr aus. Wann würde das ein Ende haben? Doch schnell fing sie sich wieder. Das war kein Zeitpunkt, um zu lamentieren. Die Mädchen sprangen auf und folgten den beiden Katzen. Schon von weitem war das Kampfgeschrei zu hören. Endlich erblickten sie den Schauplatz.

„Uranus, sieg!“ hörten sie die Stimme von Uranus und auch Neptun, Pluto und Saturn waren zu sehen. Sie schienen große Schwierigkeiten zu haben.

„Verwandeln wir uns!“, rief Makoto und die anderen Mädchen nickten entschlossen. Nur wenige Augenblicke standen statt der jungen Mädchen fünf Sailorkriegerinnen dort und mischten sich in das Kampfgeschehen ein.

„Merkur, Macht des Wassers, sieg!“, rief Merkur und schleuderte dem Dämon ihre Attacke entgegen. Dieser streckte seinen Arm aus und noch in der Luft gefror das Wasser von Merkurs Attacke zu Eis, fiel zu Boden und zersplitterte dort. Merkur riss entsetzt ihre Augen auf. So einfach wehrte der Dämon ihre Attacke ab?

Auch die Angriffe der anderen Kriegerinnen schienen keine Wirkung zu haben. Mit einem Wisch wehrte der Dämon all ihre Angriffe ab. Ein diabolisches Grinsen breitete sich auf den schmalen, eisblauen Lippen des Wesens aus und entblößte so eine Reihe scharfer Zähne. Seine Augen strahlten eine unglaubliche Kälte aus, die die Mädchen schon beinahe physisch spüren konnten. Es stieß ein Lachen aus, welches ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Jetzt setzte es zum Gegenangriff an.

„Haaaah!“, schrie es laut aus und noch bevor Sailor Moon wusste, was passiert war, hörte sie einen spitzen Schrei zu ihrer Linken. Sie wirbelte herum und sah, wie Merkur getroffen zu Boden ging. Ein Eiszapfen stecke in ihrem Bein und in sekundenschnelle breitete sich das Eis aus, bis es schließlich ihren ganzen Körper überzogen hatte und sie erstarrte.

Schon im nächsten Moment wirbelte sie wieder herum, als sie einen weiteren Schrei hörte. Noch aufrecht stehend, in Kampfposition, erstarrte auch Jupiter.

Uranus setzte ein wütendes Gesicht auf. „Na warte!“, schrie sie mit vor Zorn verzerrter Stimme und setzte zum Angriff an. Doch auch sie war machtlos. Im Sprint wurde auch sie getroffen und stand nun unbeweglich, wie eine Eisstatue dort.

„Nein!!“, schrie Sailor Moon verzweifelt. „Hör auf damit!“ Ihre Freundinnen durften nicht leiden. Sie hatten schon so viel durchmachen müssen. Sie wollte einfach nicht mehr. Immer musste sie zusehen, wie ihre Freundinnen litten. Nicht schon wieder. Nein. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie ließ ihr Zepter erscheinen.

„Macht des Mondlichts, schein und heile!“, rief sie in ihrer Verzweifelung, doch der Dämon wich dem Angriff aus. Wieder stieß er ein eiskaltes Lachen aus und verteilte weiterhin seine Eiszapfen. Einer nach dem anderen wurde getroffen und erstarrte zu Eis. Erst Neptun, dann Mars. Venus versuchte der Attacke des Dämons auszuweichen und entgegenzutreten.

„Feuerherzenkette, flieg!“, rief sie und lenkte den Eiszapfen ab. Trotzdem stürzte sie zu Boden. Sie konnte ihren Fuß nicht mehr bewegen. Sie sah nach hinten und konnte das Eis an ihrem Fuß erkennen, der am Boden festgefroren zu sein schien. Ihre Feuerherzenkette hatte sich jedoch fest um das Eis gelegt und kämpfte dagegen an. Waren ihre Mitkämpferinnen sofort zu Eis geworden, breitete sich das Eis bei ihr nur langsam aus. Sie biss sich auf ihre Unterlippe. „Komm schon.“, flehte sie.

Entschlossen trat Saturn vor und richtete ihren Stab auf den Dämon. Ihre noch nicht zu Eis erstarrten Mitstreiterinnern rissen entsetzt die Augen auf.

„Nein!“, rief Sailor Moon, die genau wusste, dass Saturn selbst sterben würde, wenn sie ihre Attacke einsetzte. Doch die Entschlossenheit wich nicht von ihrem Gesicht.

„Ich habe keine andere Wahl.“, sagte Saturn fest. „Ich kann nicht zulassen, dass der Prinzessin etwas geschieht.“, richtete sie das Wort an den Dämon.

„Macht des Saturn…“, setzte sie an. Im gleichen Augenblick holte auch er zur Attacke aus. Pluto reagierte sofort und stürzte sich auf Saturn, um sie aus der Schusslinie zu reißen. Gemeinsam landeten sie hart auf dem Boden. Doch die Attacke des Dämons hatte Pluto erwischt und obwohl sie Saturn schützen wollte, lag sie nun schwer und unbeweglich auf ihr, sodass Saturn sich nicht bewegen konnte. Entsetzt riss sie ihre Augen auf, als sie den Dämon direkt vor sich sah. Dieser legte seine Hand auf Saturns Stirn und das Entsetzen auf ihrem Gesicht gefror buchstäblich zu Eis.

Rückkehr zur Erde (Teil zwei)

Der Dämon hatte sich inzwischen Sailor Moon zugewandt. Immer noch lag ein breites Grinsen auf seinen Lippen. Sailor Moon wich einen Schritt zurück. Ihr Herz klopfte stark gegen ihre Brust. Gleich würde auch sie zu Eis erstarren und sie würde es nicht verhindern können. Sie war zu schwach. Ihre Sicht verschwamm leicht, doch riss sie sich zusammen und versuchte bei klarem Verstand zu bleiben. Alles spielte sich vor ihren Augen in Zeitlupe ab. Sie ließ den Dämon nicht aus den Augen und wich einen weiteren Schritt zurück, während er seinen Arm gegen sie erhob. Ein weiterer Eiszapfen trat aus seiner Hand hervor und er hatte ihn fest ihm Griff. Sailor Moon wurde panisch, war in ihrer Reaktion jedoch wie gelähmt. Immer wieder verschwamm der Gegner vor ihren Augen.

„Nein, nicht jetzt.“, flehte sie stumm.

Mit einer ausholenden Bewegung schleuderte ihr das Wesen den Eiszapfen entgegen. Sie wusste, dass sie versuchen musste auszuweichen, doch gehorchten ihre Beine ihr nicht mehr. Sie wich lediglich einen weiteren Schritt zurück und stieß im Rücken gegen einen Baum. Sie geriet aus dem Gleichgewicht und sackte ein Stück am Stamm hinab. Gleich würde die Attacke des Dämons sie treffen.

Plötzlich durchschnitt eine rote Rose die Luft und der Eiszapfen wurde aus seiner Flugbahn geworfen und landete einige Meter von ihr entfernt im Boden. Sie sah auf.

„Nach einem kalten Winter wärmt die Sonne die Herzen der Menschen an diesem schönen Frühlingstag. Ich werde nicht zulassen, dass Du Kälte und Verderben über sie bringst.“

Tuxedo Mask landete zwischen Sailor Moon und dem Dämon und stellte sich ihm zum Kampf. Das Grinsen des Dämons war verschwunden und Zorn lag nun in seinen Augen. Dieser Mensch hatte es gewagt ihn an seinem Vorhaben zu hindern. Ein langes Schwert aus Eis trat nun aus seiner Hand hervor und er hieb auf Tuxedo Masks schwarzen Stock ein.

Entsetzt betrachtete Sailor Moon diesen Kampf. Sie versuchte ihre Kräfte zu sammeln und sich wieder aufzurichten, doch vergeblich. Viel zu schnell war der Kampf zwischen den beiden Kontrahenten vorbei. Tuxedo Mask hielt sich die Schulter, von der sich das Eis über seinen Arm und seine Hand ausbreitete, bis auch er schließlich zu Eis erstarrt war.

Auch Venus beobachtete das Geschehen voller Entsetzen. Ihr linkes Bein war inzwischen vollständig gefroren, doch der Rest war noch frei. Sie durfte nicht zulassen, dass Sailor Moon etwas passierte. Zwar war sie am Boden, doch konnte sie ihren Oberkörper noch immer bewegen. Bevor der Dämon sich Sailor Moon wieder zuwenden konnte, schrie sie auf.

„Venus, Macht der Herzen, sieg!“ Ihre Attacke traf das Wesen im Rücken. Es krümmte sich leicht, doch reichte es eindeutig nicht aus, um ihm den Gar auszumachen. Seine Gesichtszüge waren vor Zorn verzerrt und langsam drehte er sich zu Venus um.
 

„Endlich sind wir da.“, seufzte Healer erleichtert auf und schon nahm sie wieder ihre männliche Gestalt an. Fighter tat es ihr nach. Die Reise war lang und anstrengend gewesen, doch endlich waren sie da. Es tat gut wieder auf der Erde zu sein.

„So, ich gehe direkt zu Minako.“, verkündete Yaten. „Wir sehen uns später.“

„Ja… bis später.“, erwiderte Seiya und bemerkte kaum, dass Yaten sich schon auf den Weg machte. Sein ungutes Gefühl war nicht verschwunden, im Gegenteil. Es war immer stärker geworden. Bunny war in Gefahr, das spürte er. Kurz nahm er eine unglaubliche Energie wahr. Er zuckte zusammen und drehte sich in die Richtung, aus der sie kam. Ohne groß darüber nachzudenken sprintete er los.
 

Venus‘ Schrei hallte über den Platz. Dieses Mal hatte sie keine Chance. Sie konnte sich nicht bewegen und war dem Dämon hilflos ausgeliefert. Der Eiszapfen traf sie direkt in die Brust und schon war sie zu Eis erstarrt.

Sailor Moon musste das hilflos mit ansehen. Sie konnte sich nicht bewegen. Sie stand dort an den Baumstamm gelehnt und rutschte immer weiter hinab. Ihre Beine konnten ihr Gewicht kaum noch halten. Auch ihre Sinne spielten verrückt. Immer wurde ihr Blick getrübt, die Geräusche schienen mal von weiter Ferne zu kommen und mal direkt neben ihr zu sein. Kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn. Ihr Herz schlug unregelmäßig und es fiel ihr schwer zu atmen. Ihre Arme und Beine fühlten sich an wie betäubt. Schwer hingen sie an ihr herab.

Der Dämon drehte sich nun wieder zu ihr um. Er hatte sein Grinsen wiedergefunden. Dieses Mal würde ihn nichts daran hindern auch dieses Mädchen einzufrieren. Dann wären sie die Sailorkriegerinnen endlich los, so wie seine Herrin es verlangt hatte.
 

Seiya rannte so schnell er konnte. Im Sprint verwandelte er sich wieder. Keine Sekunde zu spät erreichte Fighter endlich den Ort des Geschehens. Sie konnte die Sailorkriegerinnen sehen, die allesamt zu Eis erstarrt waren. Sie konnte einen Dämon sehen, der vermutlich für das alles verantwortlich war. Und… sie konnte Sailor Moon sehen, die zusammengesackt an einen Baumstamm lehnte. Sofort schossen die Bilder ihres Traumes durch ihren Kopf. Nein! Das durfte nicht sein.
 

Sailor Moon versuchte den Dämon vor sich zu taxieren. Es fiel ihr schwer, all ihre Sinne drohten zu versagen. Schemenhaft nahm sie die Umrisse des Wesens wahr. Sie glaubte zu sehen, wie es seinen Arm erneut hob, um sie anzugreifen. Es war alles vorbei. Sie hatte keine Chance mehr auszuweichen oder die Attacke abzuwehren. Sie wartete darauf getroffen zu werden.

Plötzlich hörte sie eine Stimme, die sie schon viel zu lange nicht mehr gehört hatte.

„Sailor Star, strafe ihn!“ Mit voller Wucht wurde der Dämon getroffen und nach hinten geschleudert. Regungslos blieb er liegen. Diese Energie war nicht von dieser Welt. Es war ganz anders als die Energie der anderen Sailorkriegerinnen. Darauf war er nicht vorbereitet gewesen.

Sailor Moon versuchte sich umzuschauen. Hatten ihre Sinne ihr einen Streich gespielt? War sie es wirklich? Endlich konnte sie sie vor sich erkennen. Nur für einen kurzen Augenblick konnte sie wieder scharf sehen. Und tatsächlich. Es war wirklich Fighter, die sie dort erblicken konnte und die nun besorgt zu ihr stürzte.

„Schätzchen!“, rief sie verzweifelt. „Geht es Dir gut?“

Sailor Moon öffnete den Mund, doch kein Ton kam über ihre Lippen. Fighters Herz setzte einen Schlag aus. Nein, ihr Traum durfte nicht wahr werden. Sie packte Sailor Moon bei den Schultern und schüttelte sie.

„Schätzchen!“, schrie sie erneut und die Angst packte sie fest. Sailor Moons Augen verdrehten sich. Sie spürte eine kalte Welle durch ihren Körper strömen. Sie sackte noch ein Stückchen zusammen und wurde nur noch von Fighter gehalten, die hilflos und verzweifelt mit ansah, was mit Sailor Moon passierte. Diese keuchte auf und verwandelte sich zurück in Bunny Tsukino. Sie konnte ihre Gestalt als Sailor Moon nicht mehr aufrechterhalten.

Panisch legte Fighter ihre Hand an Bunnys Wange und zwang sie, sie anzusehen. „Schätzchen, nein!“, rief sie. „Sieh mich an! Bitte, sieh mich an! Du musst wach bleiben, hörst Du?“

Bunny vernahm Fighters Worte schwach, doch konnte sie darauf nicht reagieren. Wie gerne hätte sie Seiya gesagt, dass er sich keine Sorgen machen sollte, dass es ihr gut ginge, auch wenn das gelogen wäre. Doch über ihre Lippen kam kein Wort. Sie konnte es nicht ertragen, den Schmerz in Fighters Stimme zu hören. *Seiya, glaub mir, ich wollte das nicht. Ich wollte auf Dich warten, mit Dir glücklich werden.* Sie hatte bereits aufgegeben.

Fighter liefen die Tränen über die Wangen. Das durfte einfach nicht passieren. Sie blickte in Bunnys leere Augen und suchte nach Anzeichen, dass sie verstand. Immer wieder rüttelte sie an ihr, versuchte ihr Leben einzuhauchen. Ihr Gesicht war blass, ihre Lippen schon beinahe blau. Sie fühlte sich eiskalt an. Was war nur los mit ihr?

„Bunny, nein!“, schrie sie und schüttelte sie etwas energischer.
 

„Zwecklos!“, hörte sie eine hohe, kindliche und dennoch bösartige Stimme auf einmal hinter sich. Sie drehte sich um, um die zu der Stimme gehörigen Person ausfindig zu machen. Erst erblickte sie niemanden, doch dann sah sie sie. Ein kleines Mädchen schwebte etwa zwei oder drei Meter über dem Boden. Ihr braunes Haar fiel ungekämmt über ihre schmalen Schultern und sie trug ein altes, schwarzes Kleid, das unförmig wie ein Sack ihren kindlichen Körper bedeckte. Nur ihr Gesicht wirkte alles andere als kindlich. Zwar zierten es große braune Augen und eine Stupsnase, doch lag reine Boshaftigkeit auf ihren Zügen. Ihre Augen strahlten Hass aus und ihr Mund war zu einem Grinsen verzogen.

Fighter erschauderte bei ihrem Anblick, doch betrachtete sie sie in der Erwartung, dass sie weitersprach. Und tatsächlich ließ sie es sich nicht nehmen, Fighters Befürchtungen zu bestätigen. Ihr Grinsen wurde noch breiter.

„Sie wird sterben.“

Der Feind

Die Worte des kleinen Mädchens trafen Fighter wie ein Schlag. Sie war kaum noch in der Lage klar zu denken, einzig und allein die Angst um Bunny beherrschte ihre Gedanken. Sie wagte es kaum, Bunny anzusehen, zu groß war die Angst, dass sie bereits tot sein könnte. Dennoch zwang sie sich, sie anzusehen. Sie atmete noch. Sie war noch am Leben! Und Fighter würde alles daran setzen, damit das auch so blieb. Nur wie sollte sie das anstellen?

„Was ist mit ihr?“, schrie sie das Mädchen an, nachdem sie sich ihr wieder zugewandt hatte. Das schauerliche Grinsen auf dessen Gesicht wurde noch breiter.

„Es hat sich einiges getan, seit du weggegangen bist, Sailor Star Fighter.“, begann sie. „Königin Malitia hat den Menschen ihre Saat des Bösen geschenkt.“

„Was ist die Saat des Bösen?“, hakte Fighter nach, die bei dem Wort ‚geschenkt‘ innerlich bitter auflachte.

Das Mädchen blickte auf Fighter hinab und genoss ihre Verzweiflung, ihre Angst und ihre Bitterkeit. Es machte so großen Spaß ihr das alles zu erzählen. Und so fuhr sie fort.

„Die Saat des Bösen raubt den Menschen ihre Menschlichkeit.“

„Ihre Menschlichkeit?“ Fighter konnte sich wenig darunter vorstellen.

„Die Saat ernährt sich davon und wächst daran, bis keine Menschlichkeit mehr übrig ist. Dann wird aus dem Menschen ein Dämon.“

Fighter riss entsetzt ihre Augen auf und warf einen Blick auf das Mädchen in seinen Armen. Würde auch sie zum Dämon werden? Doch bevor sie sich weitere Gedanken darüber machen konnte, redete das kleine Mädchen weiter.

„Und weißt Du, was das beste ist?“ Fighter gab keine Antwort, sondern blickte sie stumm an. Das Mädchen lachte auf und eine feine Gänsehaut bildete sich auf Fighters Armen.

„In ihrer Gestalt als Dämon saugen sie den anderen Menschen, die noch nicht von der Saat befallen sind, ihre Menschlichkeit aus, bis auch sie zum Dämon werden. Es ist wie ein Virus, verstehst Du? Und bald wird die ganze Welt davon betroffen sein.“ Wieder ließ sie ihr schauerliches Lachen erklingen.

Fighter konnte kaum glauben, was sie da hörte. Die ganze Erde würde bald nur noch von Dämonen besiedelt sein? Das war unmöglich! Sie würde kämpfen, so viel stand fest. Doch im Moment hatte sie eine ganz andere Sorge. Bunny lag regungslos in ihren Armen und atmete schwer. Auch sie hatte die Worte des Mädchens mit angehört, auch wenn es ihr schwer fiel sich darauf zu konzentrieren. Nur langsam drang die Bedeutung der Worte in ihren Kopf. Das war es also… So lange hatte sie sich den Kopf darüber zerbrochen. Jetzt wusste sie, was hier geschah.

Sie hörte nun wieder Fighters Stimme. „Wird sie sich auch in einen Dämon verwandeln?“, fragte sie verzweifelt. Gleichgültig sah das Mädchen Bunny an.

„Nein, sie wird sterben. Das sagte ich doch.“

„Aber warum?“ Sie verstand es nicht. Genervt stöhnte das Mädchen auf, ließ es sich jedoch trotzdem nicht nehmen, es zu erklären.

„Sie kann und will ohne ihre Menschlichkeit nicht leben. Sie ist die Prinzessin des weißen Mondes, Verfechterin von Liebe und Gerechtigkeit.“ Sarkasmus mischte sich in ihre Stimme. „Die Saat frisst ihre Menschlichkeit und ohne sie ist sie verloren.“

Fighter warf einen weiteren ängstlichen Blick auf Bunny. Sie litt, das konnte sie sehen. Ihr Atem ging immer noch schwer, aber immerhin atmete sie noch. Noch war sie nicht verloren. Wenn sie doch nur wüsste, wie sie ihr helfen konnte.

Bunny indes fand beinahe schon eine Art inneren Frieden. Das Mädchen hatte Recht. Ohne ihre Menschlichkeit wollte sie nicht leben. Lieber würde sie sterben als zum Dämon zu werden und möglicherweise so ihre Freunde zu bekämpfen. Sie würde so sterben, wie sie es wollte: Als Mensch. Und ihre große Liebe hielt sie im Arm.

Doch Fighter wollte das nicht zulassen. Sie konnte es nicht zulassen! Bunny musste leben. Nicht nur für sie selbst sondern für die ganze Menschheit! Sie war die Einzige, die den Menschen helfen konnte. Nur sie verfügte über eine solche Macht.

„Schätzchen!“, redete Fighter nun eindringlich auf Bunny ein, in der Hoffnung, dass sie sie verstand. „Du darfst niemals aufgeben, das weißt Du doch noch oder?“ Ja, das wusste Bunny noch. „Die Menschen brauchen Dich. ICH brauche Dich! Du bist meine Liebe, mein Leben und die einzige Hoffnung, die die Erde noch hat!“

Langsam drang Fighter zu Bunny durch. Sie hatte Recht, sie durfte nicht aufgeben. Sie würde die Menschen niemals im Stich lassen. Sie hatte immer für Liebe und Gerechtigkeit gekämpft und würde es auch immer tun. Langsam kam ihr Verstand zurück. Sie wollte etwas tun. Sie versuchte sich zu rühren.

Fighter sah einen Funken Leben in ihre Augen zurückkehren und spürte, wie Bunny sich leicht bewegte. Sie hob ihren Oberkörper leicht an, sodass sie Fighter nun fast aufrecht gegenüber saß. Sie hatte es geschafft, sie war aus ihrer Starre erwacht! Doch in diesem Moment spürte Bunny einen kurzen aber heftigen Schmerz in ihrer Brust. Jeglicher Glanz verschwand wieder aus ihren Augen. Ihr Herzschlag setzte aus und sie spürte gar nichts mehr.

„NEIN!“, schrie Fighter auf und Tränen flossen. Sie fing Bunny auf, als diese vornüber kippte und presste sie fest an ihre Brust. „Nein, Bunny! Du darfst nicht sterben. Bitte…“ Ihre Stimme brach. „Ich liebe Dich…“, flüsterte sie verzweifelt und presste ihre Lippen fest auf Bunnys. Sie fühlten sich eiskalt an. Fighters Herz zerbrach und sie spürte pure Verzweiflung.

Doch plötzlich… eine Regung? Fighter glaubte sich einzubilden, dass Bunny den Kuss leicht erwiderte. Ganz zaghaft, kaum wahrzunehmen. Und doch… Sich an diese Hoffnung klammernd zog Fighter sie noch fester in ihre Arme und verstärkte den Druck auf Bunny Lippen.

Das kleine Mädchen betrachtete die Szene mit einem breiten Grinsen. Der Tod der Blonden und das Leid der Schwarzhaarigen waren eine pure Wohltat. Schlagartig veränderte sich jedoch ihr Gesichtsausdruck zu einer Grimasse. Was war das?

Fighter spürte eine Veränderung. Irgendetwas passierte mit Bunny. Sie war sich nun fast sicher, dass Bunny den Kuss erwiderte. Auf einmal erstrahlte ein helles, warmes Licht, ausgehend von ihren Broschen, die sich in der festen Umarmung berührten.

Das Mädchen machte in der Luft einen Sprung zurück. „Was ist das für ein ekelhaftes Licht?“ Fassungslos und angewidert starrte sie auf die beiden Sailorkriegerinnen.

Das Licht wurde immer stärker. Bunny spürte die Wärme in sich zurückkehren. Ihre Gedanken wurden klarer, ihr Körper fühlte sich plötzlich nicht mehr so schwer an. Eine wohlige Wärme umgab sie und sie war sich der Anwesenheit Fighters und ihres Kusses auf eine angenehme Weise bewusst. Sie erwiderte den Kuss, nach dem sie sich so lange gesehnt hatte. Es war egal, dass Fighter eine Kriegerin war, eine Frau. Es war Seiya.

Schließlich löste Fighter den Kuss, denn sie bemerkte weitere Veränderungen. Bunnys Lippen waren nicht mehr kalt, ihr ganzer Körper hatte an Wärme gewonnen. Das blonde Mädchen in seinen Armen erstrahlte in diesem unglaublichen Licht. Plötzlich erhob sie sich wie von magischer Hand. Sie schien beinahe zu schweben. Fighter kniete vor ihr und blickte sie ungläubig und doch wahnsinnig glücklich an.

Ein leichter Windstoß schien Bunny zu erfassen und ihr Kleid und ihre Haare bewegten sich im Wind. Das Symbol des Halbmondes erstrahlte auf ihrer Stirn und übertraf sogar noch das Licht, welches Bunny immer noch umgab. Sie hatte ihre Augen geschlossen. Zu sehr genoss sie dieses Gefühl. Wie von selbst hob sie ihre Hände zu ihrer Brust und zu ihrer Brosche. Es schien, als würde diese zwischen ihren Händen schweben.

Plötzlich veränderte sich die Brosche. Mit goldenen und rubinroten Verzierungen erschien dort nun ein Stern, welcher sich harmonisch mit einem Halbmond verband. Eine kleine schwarze Kugel von der Größe einer Murmel trat aus der Brosche heraus.

„Nein!“, kreischte das kleine Mädchen, welches das Spektakel fassungslos betrachtete. „Das ist unmöglich! Die Saat des Bösen kann nicht einfach wieder aus seinem Wirt entfernt werden!“

Fighter hatte ihre Worte wahrgenommen. Das war es also. Die Saat des Bösen war aus Bunny herausgetreten. Sie war wieder frei, ganz sie selbst, lebendig und unversehrt. So musste es einfach sein.

Einen kurzen Augenblick schwebte die schwarze Murmel vor der Brosche, bevor sie sich auflöste und verschwand. Im gleichen Moment schien Bunnys Körper aus purem Licht zu bestehen. Von der Brosche ausgehend schnürten sich Bänder um sie und bedeckten ihren Körper. Sie verwandelte sich. Schließlich stand sie da. Sailor Moon. Sie war wieder da.

Fighter betrachtete die starke Kriegerin, die vor ihr stand. Sie sah anders aus, als sie sie kannte, aber wunderschön. Ihre Kleidung war überwiegend weiß, doch zierten schwarze Highlights ihre Handschuhe, ihre Stiefel, ihren Rock und andere Teile des Outfits. Weiße Schwingen waren aus ihrem Rücken hervorgetreten. Sie wirkten noch beeindruckender als die, die Fighter bereits kannte.

Das kleine Mädchen starrte entsetzt auf Sailor Moon. „Wie ist das möglich?“, flüsterte sie mehr zu sich selbst. Sie fühlte sich nicht in der Lage, sich zu bewegen. Wie gelähmt konnte sie ihren Blick nicht von Sailor Moon abwenden.

Eine junge Frau materialisierte sich plötzlich neben ihr. Sie hatte dunkeltürkises Haar, welches ihr lang und wellig über die Schultern fiel. Ähnlich wie das Mädchen trug sie ein schlichtes schwarzes Kleid, doch schmiegte es sich bei ihr verführerisch an ihren makellos weiblichen Körper. Um ihre langen Beine schlangen sich dicke schwarze Bänder und schwarze hohe Schuhe bedeckten ihre Füße. Sie war wunderschön, doch strahlte auch sie eine unglaubliche Kälte aus.

„Merou!“, rief sie. Das kleine Mädchen reagierte und sah sie an.

„Tsurara.“, erwiderte sie.

„Jetzt mach schon!“, keifte die Ältere. Merou schien aus ihrer Trance zu erwachen und mit einem Schlenker ihrer Hand erhob sich der bisher außer Gefecht gesetzte Dämon wieder.

Auch Fighter erhob sich und stellte sich neben Sailor Moon, um ihr im Kampf beizustehen. Der Dämon schleuderte einen weiteren Eiszapfen auf die Kriegerinnen, doch eine Attacke Fighters zerschmetterte ihn noch in der Luft. Jetzt war Sailor Moon an der Reihe. Sie erhob ihre Hände. Licht sammelte sich darin und als sie sie langsam auseinanderführte, bildete sich ein golden strahlender Bogen in ihren Händen.

„Macht der Sterne,“ rief sie und ein ebenso golden leuchtender Pfeil legte sich an die Sehne des Bogens. „sieg und heile!“ Sie spannte den Bogen und schoss. Der Pfeil traf den Dämon direkt in die Brust und trat aus seinem Rücken wieder aus. An seiner Spitze befand sich eine ebenso schwarze Kugel, wie sie auch aus Bunnys Brust getreten war. Der Pfeil mitsamt Kugel bohrte sich in einen Baumstamm. Die Saat verpuffte, der Pfeil löste sich auf. Der Dämon verwandelte sich zurück und ein junger Mann fiel kraftlos auf den Boden.

Im selben Moment erstrahlten die Eisfiguren, in denen die Sailorkriegerinnen gefangen waren, von innen heraus und das Eis zerbarst in tausend Stücke. Uranus taumelte etwas, da sie in ihrer Haltung noch im Sprint war. Pluto erhob sich stöhnend von Saturn, welche sie versucht hatte zu schützen. Auch die anderen bewegten sich langsam wieder und nach und nach fielen die Blicke aller auf Sailor Moon. Allen fiel die Veränderung sofort auf. Auch fiel ihnen auf, dass Fighter wieder da war. Doch blieb dafür nur wenig Zeit. Sie folgten Sailor Moons und Fighters entschlossenen Blicken und sahen dort ein kleines Mädchen und eine junge Frau. War dies ihr Feind? Hatte er sich endlich offenbart?

Sofort gingen die Sailorkriegerinnen wieder in Kampfstellung. Merou sah die Kriegerinnen mit leerem Blick an, während Tsurara in der Luft etwas zurückwich.

„Ich werde nicht zulassen, dass ihr die Menschheit vernichtet.“, richtete Sailor Moon das Wort an ihre Gegner.

Uranus, die ihren Zorn kaum zügeln konnte, als sie erfuhr, um wen es sich wohl handeln musste, setzte zum Angriff an.

„Uranus, sieg!“, rief sie und schleuderte den beiden ihre Attacke entgegen. Geschickt wichen sie jedoch aus.

„Das werdet ihr noch büßen!“, schrie Tsurara und langte nach Merou. Sie packte sie am Kragen.

„Komm, Merou. Zeit zu verschwinden.“ Sie schienen sich kurz auf der Stelle zu drehen und schon waren sie fort.

Die Blicke aller richteten sich wieder auf Sailor Moon. Diese starrte noch einen Moment auf die Stellen, an der ihre Gegnerinnen gerade verschwunden waren. Sie atmete einmal tief durch und drehte sich dann zu ihren Gefährtinnen. Sie lächelte. Endlich ging es ihr wieder gut.

Endlich!

Yaten stand vor Minakos Haustür und klingelte. Eine Frau mittleren Alters öffnete und sah ihn fragend an.

„Ja bitte?“

Yaten wurde rot. Das musste wohl Minakos Mutter sein. Er hatte sie noch gar nicht kennengelernt. Wusste sie überhaupt von ihm? Wusste sie, dass er Minakos Freund war?

„Äh… guten Tag. Mein Name ist Yaten Kou. Ist Minako da?“ Die Frau lächelte ihn an.

„Ach, Sie sind also Yaten. Schön Sie kennenzulernen.“

„Freut mich auch.“, erwiderte Yaten.

„Minako ist leider nicht da.“, beantwortete Frau Aino schließlich Yatens ursprüngliche Frage. „Sie wollte mit ihren Freundinnen Eis essen gehen.“

„Oh.“ Darauf war Yaten gar nicht vorbereitet gewesen. „In Ordnung, vielen Dank.“

„Nichts zu danken.“, erwiderte Minakos Mutter mit einem weiteren Lächeln. „Ich würde mich freuen, wenn Sie demnächst mal zum Essen kämen.“

Auch darauf war Yaten nicht vorbereitet gewesen. „Ja äh… sehr gerne!“, stotterte er leicht. Er hatte keine Erfahrung im Umgang mit den Eltern von Freunden, von einer festen Freundin erst recht nicht.

„Sehr schön.“ Frau Aino strahlte förmlich.

„Gut. Dann freue ich mich aufs Essen.“, lächelte Yaten sie möglichst charmant an. „Auf Wiedersehen!“

„Auf Wiedersehen.“, verabschiedete sich auch Frau Aino.

Etwas unschlüssig verließ Yaten das Grundstück der Ainos. Was sollte er denn jetzt machen? Er hatte sich doch so sehr auf das Wiedersehen mit Minako gefreut. Und auf ihr Gesicht, wenn sie ihn sah. Sie wollte mit ihren Freundinnen Eis essen gehen, hatte Minakos Mutter gesagt. Er überlegte kurz und machte sich dann auf den Weg in die Stadt. Vielleicht fand er sie ja.
 

„Was ist passiert?“, platzte Mars schließlich als erste heraus. Von ihnen hatte ja niemand etwas von dem Geschehen der letzten Minuten mitbekommen.

„Das ist eine lange Geschichte.“, antwortete Sailor Moon. „Wir sollten das alles in Ruhe besprechen.“ Sie verwandelte sich zurück und alle taten es ihr nach.

„Aber wir wissen jetzt etwas mehr über den Feind. Und ich weiß, was mit mir los war. Und es ist vorbei.“ Erleichterung und Freude, doch auch Neugier zeichnete sich auf den Gesichtern der Mädchen und auch auf dem Mamorus ab. Auch er hatte sich Sorgen um seine ehemalige Freundin gemacht, war sie doch immer noch seine Prinzessin und ihm sehr wichtig.

Bunnys Herz klopfte stark. Sie traute sich kaum ihn anzusehen, doch spürte sie Seiyas Anwesenheit neben sich mehr als stark. Sie spürte, dass sein Blick auf ihr ruhte. Nach so langer Zeit war er wieder da. Es war ein komisches Gefühl. Schließlich merkte sie, wie seine Hand sich auf ihre Schulter legte.

Seiya hielt es kaum noch aus. Er wollte seine Freundin endlich richtig begrüßen. Viel zu lange hatten sie sich nicht gesehen. Auf seine Berührung hin reagierte sie und drehte sich zu ihm.

Sie sah ihm direkt in seine strahlend blauen Augen. Die Röte stieg ihr ins Gesicht und ihr Herz klopfte noch wilder gegen ihre Brust. Er war noch attraktiver, als sie ihn in Erinnerung hatte. Alles an ihm war einfach perfekt. Endlich beugte er sich zu ihr herunter und küsste sie. Ein Schwarm Schmetterlinge schien durch ihren Bauch zu flattern. Endlich konnte sie ihn wieder küssen, endlich wieder spüren. Eine Träne rann über ihre Wange, so glücklich war sie.

Amy, Makoto und Rei strahlten sie an. Auch Minako strahlte, bedeutete Seiyas Rückkehr doch, dass auch Yaten wieder da sein musste. Nur wo war er? Setsuna, Michiru und Hotaru blickten ebenfalls wohlwollend in Richtung des Pärchens, während Haruka das Ganze immer noch nicht so recht passte. Doch freute sie sich, dass es dem Mondgesicht besser ging und sie durch die Rückkehr ihres Freundes glücklich war.

Mamoru blickte zur Seite. Er konnte es nicht ertragen den Kuss zwischen seiner Ex-Freundin und deren neuen Freund mit anzusehen. Zwar war die Trennung auch von ihm ausgegangen, doch sie nun mit einem anderen zu sehen, war trotzdem schwer. Er fühlte sogar einen Stich der Eifersucht.

Schließlich löste sich das Paar voneinander. Bunyn hatte den Kuss sehr genossen, doch durch die Anwesenheit aller ihrer Freundinnen und vor allem auch Mamoru, war sie etwas befangen. Die Begrüßung fiel so etwas knapp aus und sie hoffte, es gleich noch nachholen zu können.

Minako trat einen Schritt auf Seiya zu.

„Yaten?“, fragte sie hoffnungsvoll. Seiya lächelte sie an.

„Er wollte Dich sofort sehen und ist zu Dir nach Hause gegangen.“ Minako machte einen Hüpfer.

„Danke!“, sagte sie noch zu Seiya und lief dann schnell in Richtung ihres Zuhauses. Yaten hatte bestimmt mittlerweile festgestellt, dass sie nicht da war und sie hoffte, ihn unterwegs noch irgendwo zu treffen.
 

„Es ist schön, dass ihr wieder da seid.“, begrüßte nun auch Makoto Seiya.

„Yaten und ich freuen uns auch. Wir waren viel zu lange weg.“, antwortete er. Amy sah auf.

„Was ist denn mit Taiki?“ Betreten sah Seiya sie an.

„Er… wollte nicht mit zurückkommen. Er wollte die Prinzessin nicht wieder im Stich lassen.“ Die Erkenntnis, dass Taiki nicht wieder hier war, traf Amy hart. Sie hatte sich so sehr darauf gefreut, ihn wiederzusehen. Sie hatte gehofft, dass er vielleicht auch Gefühle für sie hatte, denn ihre hatte sie sich längst eingestanden. Warum war er nicht wiedergekommen?

Bunny, die es ebenfalls sehr schade fand, dass Taiki nicht wieder mitgekommen war, sah Amy mitleidig an. Die Traurigkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben. Schnell wechselte sie das Thema.

„Ich möchte, dass wir alle uns morgen treffen und besprechen, was heute passiert ist.“ Aller Aufmerksamkeit war nun wieder auf sie gerichtet. „Rei, können wir uns bei Dir im Tempel treffen?“

„Natürlich.“, gab Rei ihre Zustimmung. Dankbar lächelte Bunny sie an.

„Seiya und ich werden euch berichten, was passiert ist und was wir erfahren haben. Und wir müssen besprechen, was wir nun tun wollen. Ich weiß, dass es eilt und sehr wichtig ist, aber für heute bin ich zu kaputt."

Zwar war die Saat des Bösen wieder aus ihr herausgetreten, doch änderte das nichts an der Tatsache, dass sie in letzter Zeit wenig geschlafen hat und sehr gelitten hat. Das alles hatte sehr an ihren Kräften gezehrt und das sah man ihr auch an. Alle konnten verstehen, dass sie sich erst morgen über das Geschehene unterhalten wollte.

„Bitte…“, fuhr Bunny schließlich fort. „Kommt ihr?“ Es lag ihr einfach nicht Befehle zu geben. Sie musste ‚bitte‘ sagen und nachfragen, ob es so in Ordnung war. Alle stimmten zu. Bunny lächelte.

„Ich danke euch.“

So löste sich die Runde langsam auf. Mamoru verschwand wortlos, hatte er grad keine Lust Seiya entgegenzutreten. Er hegte keinen wirklichen Groll gegen ihn, aber im Moment wollte er es einfach nicht. Bunnys Freundinnen hätten sie gerne direkt ausgefragt und auch von Seiya wollten sie gerne erfahren, warum sie so lange weg gewesen waren, doch sahen sie den beiden an, dass sie jetzt alleine sein wollten. Das war nach der langen Zeit der Trennung auch nur verständlich.
 

Als die Mädchen gegangen waren, konnte Bunny nicht mehr an sich halten. Sie wandte sich Seiya zu und klammerte sich an ihn. Ihre Hände vergruben sich in seinem Hemd und sie fing bitterlich an zu weinen. Perplex legte Seiya seine Arme um sie und zog sie fest an sich.

„Warum weinst Du denn, Schätzchen?“, fragte er besorgt. Hatte er etwas Falsches getan? Bunny schluchzte in sein Hemd.

„Ich habe Dich so vermisst.“, murmelte sie. Seiya legte seinen Kopf auf ihr Haar.

„Ich habe Dich auch vermisst.“, flüsterte er ihr zu. „Du weißt gar nicht wie sehr.“ Bunny sah auf. Immer noch liefen ihr einige Tränen übers Gesicht. Seiya legte seine Hände an ihre Wangen und wischte sie fort.

„Wein bitte nicht mehr, mein Schätzchen.“ Mit diesen Worten beugte er sich zu ihr hinunter und gab ihr einen sanften Kuss, den sie nur zu gern erwiderte. Seiya konnte noch gar nicht wirklich fassen, dass er sie nun endlich wieder im Arm halten und küssen konnte. Ohja, sie hatte ihm gefehlt und er würde sie nun nie wieder alleine lassen, das schwor er sich.

Nachdem sie den Kuss gelöst hatten, lehnte sich Bunny an ihren Freund und schloss die Augen. Sie brannten vor Müdigkeit, Anstrengung und Tränen. Es tat gut so in seinen Armen zu liegen und seinen Duft einzuatmen.

„Wo warst Du so lange?“, murmelte sie. Seiya seufzte tief.

„Es ist viel auf Euphe passiert, während wir weg waren und auch während wir da waren… Das ist eine lange Geschichte…“

„Erzählst Du mir sie?“, bat Bunny.

„Natürlich erzähle ich sie Dir. Aber jetzt bringe ich Dich erst mal nach Hause. Du musst Dich etwas ausruhen. Und wenn Du willst, erzähle ich Dir dort, was passiert ist.“

Bunny war einverstanden und so machten sie sich auf den Weg nach Hause. Seiya nahm sie bei der Hand und genoss es, seine große Liebe endlich wieder zu haben.
 

Minako lief derweil immer noch durch die Straßen und sah sich aufmerksam um. Sie betete inständig, dass sie Yaten schnell finden würde. Sie wünschte sich nichts mehr, als ihn endlich wiederzusehen.

Sie betrat eine ruhige Straße am Rande eines Flusses. Und da… War das nicht ein silberweißer Haarschopf, den sie da aus der Ferne sehen konnte? Das musste er sein. Niemand hatte solche Haare wie Yaten. Minakos Herzschlag beschleunigte sich. Schritt für Schritt kam sie der Person mit dem silberweißen Haar näher. Und endlich schien auch er sie zu bemerken. Er war es, kein Zweifel.

Minako kamen die Tränen. Sie beschleunigte ihre Schritte, bis sie schließlich anfing zu rennen. Auch er machte einige schnelle Schritte auf sie zu. Nachdem sie die Distanz zwischen ihnen überwunden hatten, fiel Minako ihrem Freund nach so langer Zeit endlich in die Arme. Er fing sie auf und drehte sich mit ihr einmal im Kreis, bevor er sie sanft absetzte und sie leidenschaftlich küsste.

„Endlich bist Du wieder da.“, lächelte Minako unter Tränen. Yaten gab ihr einen weiteren Kuss.

„Endlich habe ich Dich wieder.“, sagte er dann und zog sie fest in seine Arme. So schnell würde er sie sicherlich nicht mehr loslassen.

Alles wird gut

Bunny Eltern waren nicht zu Hause und so waren sie ungestört. Sie konnten in Ruhe miteinander reden, ohne dass sie Gefahr liefen belauscht zu werden. Es gab doch so vieles, was ihre Eltern keinesfalls mitbekommen sollten und dazu gehörte auch, dass Seiya von einem anderen Planeten kam und eine Sailorkriegerin war.

„Ich mache uns Tee.“, sagte Bunny leise und wollte in Richtung Küche gehen, doch Seiya hielt sie fest.

„Nein, Du legst Dich schon mal oben hin und ich mache uns Tee.“

„Aber…“, wollte Bunny protestieren.

„Kein Aber!“, sagte Seiya streng. „Du legst Dich hin. Ich mache Tee.“ Sein Blick und sein Ton erlaubten keine Widerrede. Bunny lächelte leicht.

„Danke…“, flüsterte sie und gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Seiya lächelte sie an und machte sich dann auf den Weg in die Küche. Nach kurzem Suchen hatte er alles gefunden, was er brauchte und bereitete den Tee für beide zu.

Kurze Zeit später klopfte er an Bunnys Zimmertür.

„Ja!“, kam die Antwort von innen und Seiya betrat das Zimmer. Bunny lag in ihrem Bett und wartete schon auf ihn. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Endlich war ihr Freund wieder da und er war der tollste Mann der Welt. So fürsorglich.

Er stellte das Tablett auf ihren Nachttisch und gab ihr eine Tasse Tee. Er selbst setzte sich neben sie an die Bettkante und nahm sich auch eine Tasse.

„So, wenn Du willst, erzähle ich Dir jetzt alles.“ Bunny nickte eifrig. Er fing an zu erzählen und ließ kein Detail aus. Bunnys Augen wurden immer größer. Also war tatsächlich etwas passiert und so wie es klang, hätte es auch anders ausgehen können. Als Seiya erzählte, dass er von einem Pfeil getroffen worden war und tagelang außer Gefecht war, setzte sie sich entsetzt auf und verlangte, seine Schulter zu sehen.

Seiya zögerte kurz, knöpfte dann jedoch sein Hemd auf und zog es an der linken Schulter etwas herunter. Kurz war Bunny von dem Anblick von Seiyas Oberkörper etwas abgelenkt. Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf ihren Wangen. Sie sah die Kette, die sie ihm geschenkt hatte und stellte fest, dass die Feder offensichtlich gelitten hatte. Aber sie freute sich, dass er sie trug. Doch dann erblickte sie seine Schulter. Die Wunde war gut verheilt, doch sah man die Verletzung noch.

„Tut es noch weh?“, fragte sie ängstlich.

„Naja… manchmal.“, antwortete Seiya ausweichend. Bei ihrem Kampf gegen Mythils Tonsoldaten hatte er die Schulter überanstrengt und den Heilungsprozess so verzögert. Er hätte sie besser schonen sollen, doch war es in diesem Moment einfach nicht möglich gewesen.

Bunny fuhr mit ihrer Hand über seine Haut. Er erschauerte leicht unter ihrer Berührung, doch auf eine sehr angenehme Weise.

„Was ist dann passiert?“, frage Bunny leise, ohne den Blick von seiner Brust abzuwenden. Seiya setzte seine Geschichte fort und sie hörte aufmerksam zu. Bunny konnte kaum glauben, was er ihr da erzählte. Deshalb also war er so lange fort gewesen. Sie hatte absolutes Verständnis dafür, dass er Kakyuu und ihren Planeten nicht hatte im Stich lassen können. Das hätte sie auch niemals von ihm verlangt.

„Trotzdem musste ich einfach wieder zu Dir zurückkehren.“, schloss er seine Erzählung dann. „Ich liebe Dich, mein Schätzchen.“ Bunny lächelte. Wie hatte sie es vermisst, diese Worte von ihm zu hören.

„Ich liebe Dich auch.“ Er beugte sich über sie, sodass er nun halb über ihr lag und küsste sie erst sanft, dann leidenschaftlich. Die Tatsache, dass er mit geöffnetem Hemd über ihr lag, machte Bunny einerseits etwas verlegen, aber andererseits genoss sie es sehr. Sie genoss seine Nähe, seine Wärme. Nachdem sie ihn so lange vermisst hatte, wollte sie ihn einfach nur noch bei sich haben, seinen Körper spüren, der ihr die Sicherheit gab, dass er wirklich wieder da war.

„Bitte lass mich nie wieder alleine.“, raunte Bunny in sein Ohr. Er drückte ihr einen weiteren Kuss auf, bevor er antwortete.

„Ich werde Dich nie wieder alleine lassen, Schätzchen. Versprochen.“ Zufrieden lächelte Bunny ihn an und rutschte dann ein Stück zur Seite, um ihm Platz zu machen.

„Legst Du Dich zu mir?“, bat sie. Er legte sich neben sie und hielt ihr den Arm hin, in den sie sich zufrieden kuschelte. Sie schloss ihre Augen und genoss Seiyas Nähe. Jetzt, da die ganze Anspannung der letzten Wochen von ihr abgefallen war und er wieder da war, überfiel sie die Müdigkeit. Es dauerte nicht lange und sie war eingeschlafen.

Seiya nahm den regelmäßigen Atem seiner Freundin wahr und betrachtete sie bedächtig. Sie sah so friedlich aus und war einfach wunderschön. Er hatte keine Ahnung, was in den letzten Monaten, die er nicht da gewesen war, passiert ist, doch schien es, als hatte sie sehr leiden müssen. Er wollte sie heute nicht mehr ausfragen, viel zu erschöpft sah sie aus. Seine eigene Geschichte hatte er ihr nicht verwehren wollen, doch ihre Leiden hatte sie durch eine Erzählung nicht noch einmal durchleben sollen.

Langsam fielen auch ihm die Augen zu. Er hatte eine lange, anstrengende Reise hinter sich und war direkt nach seiner Ankunft in einen Kampf verwickelt worden. Jetzt, da er so gemütlich und zusammen mit seiner großen Liebe in einem weichen Bett lag, kam die Erschöpfung auch über ihn. Er fiel in einen traumlosen Schlaf, der die Strapazen der letzten Wochen auslöschte.
 

Einige Zeit später erwachte er, als er ein Geräusch hörte. Etwas durcheinander setzte er sich auf. Das Mädchen neben ihm seufzte auf und drehte sich zur Seite. Sein Blick fiel auf sie und ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Es war wahr. Endlich war er wieder bei ihr.

„Bunny? Bist du zu Hause?“, hörte er die Stimme ihres Vaters. Oh nein, wenn er sie so im Bett liegend vorfand, würde er bestimmt annehmen, dass sie…

Schnell sprang er auf und knöpfte sein Hemd, welches immer noch offen war, zu. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, um sie einigermaßen in Ordnung zu bringen. Er wollte auf keinen Fall so wirken, als hätte er bis eben auch noch in diesem Bett gelegen. Schnell griff er sich einen Comic aus Bunnys Regal und setzte sich an den kleinen Tisch in der Mitte des Raumes. Keine Sekunde zu früh, denn schon klopfte es an der Tür und Kenji steckte den Kopf herein.

„Oh…“ Mit der Anwesenheit Seiyas hatte er nicht gerechnet. „Hallo. Ich wusste gar nicht, dass Sie wieder in Tokyo sind.“

Seiya stand auf und schritt zu Kenji herüber. Er reichte ihm die Hand.

„Guten Tag, Herr Tsukino.“, begrüßte er ihn. „Ich bin erst seit einigen Stunden wieder hier und habe Bunny gleich besucht. Leider schien es ihr nicht so gut zu gehen und so habe ich sie dazu gebracht sich etwas hinzulegen. Ich musste ihr aber versprechen, nicht wegzugehen.“ Er hoffte inständig, dass sich das alles in Kenjis Ohren harmlos anhörte und er ihm Glauben schenkte.

Kenji dachte kurz über die Worte des jungen Mannes nach und fand, dass er sehr vernünftig gehandelt hatte. Und dass seine Tochter ihn bat, nicht zu gehen, sah ihr auch ähnlich.

„Dann willkommen zurück.“, entgegnete er schließlich. „Wenn Sie möchten, kommen Sie doch mit runter. Ikuko würde sich bestimmt freuen.“

Seiya fiel ein Stein vom Herzen. Zwar hatten sie wirklich nichts angestellt, doch waren Väter da ja meist sehr skeptisch und hielten nicht viel davon, wenn ihre Töchter sich mit ihren Freunden das Bett teilten.

„Sehr gern.“, erwiderte Seiya, warf noch einen kurzen Blick auf Bunny und folgte Kenji dann nach unten.
 

„Ikuko, wir haben Besuch!“, rief Kenji seiner Frau schon vom Fuße der Treppe zu. Diese steckte neugierig den Kopf aus der Küchentür und erblickte Seiya. Strahlend ging sie auf ihn zu.

„Hallo Seiya. Schön, dass Du wieder zurück bist.“ Sie freute sich ehrlich, ihn zu sehen. Sie hatte bemerkt, dass Bunny in letzter Zeit ganz schön unter seiner Abwesenheit leiden musste. Bestimmt würde es ihr nun, da er wieder da war, schnell wieder gut gehen.

„Guten Tag. Ich freue mich auch, wieder hier zu sein.“

„Möchtest Du vielleicht mit uns essen?“, fragte Ikuko, die sofort anfangen wollte zu kochen und sich über Seiyas Gesellschaft freuen würde.

„Wenn es Ihnen keine Umstände macht, gerne.“, antwortete er und lächelte Ikuko an.

„Aber nein, ich würde mich sogar sehr freuen.“ Sie strahlte immer noch. Bunny hatte wirklich einen gut erzogenen und sehr höflichen Freund. Außerdem sah er auch noch sehr gut aus. Sie war stolz auf ihre Tochter.

Kenji räusperte sich.

„Setzen wir uns doch ins Wohnzimmer, während wir auf das Essen warten.“ Seiya folgte ihm und setzte sich auf das Sofa, während Kenji in einem Sessel Platz nahm.

„Entschuldigen Sie, aber wo waren sie die letzten Wochen doch gleich?“, fragte Kenji schließlich, dem Seiyas Herkunft immer noch ein Rätsel war. Seiya hatte mit dieser Frage nicht gerechnet und dachte kurz nach. Er beschloss, das zu erzählen, was er allen erzählte.

„Ich war in Amerika. Dort bin ich aufgewachsen. Und da ich nun endgültig nach Tokyo ziehen möchte, musste ich dort noch einige Dinge klären.“

„Sie waren ganz schön lange weg.“, stellte Kenji stirnrunzelnd fest.

„Mhm, ja leider gab es einige Komplikationen mit den Behörden und auch familiäre Schwierigkeiten.“ Ganz aus der Luft gegriffen war das nicht, auch wenn Behörden vielleicht nicht das richtige Wort für eine Prinzessin, ihre Wachen, ihre verschollene Urgroßtante und einen machtsüchtigen Dämon waren. Aber Kakyuu und Taiki sah er definitiv als seine Familie an.

„Verstehe… Nun, schön dass Sie wieder da sind. Was möchten Sie denn jetzt mit ihrer Zukunft anfangen, wenn Sie von nun an in Tokyo bleiben wollen?“ Seiya musste darüber nachdenken.

„Nun, ich hoffe, dass ich zunächst die Schule beenden kann. Leider ist sie durch meine Karriere damals immer zu kurz gekommen. Und mein langer Auslandsaufenthalt in letzter Zeit hat nun auch wieder dazu geführt, dass ich viel verpasst habe. Aber ich werde am Montag wieder hingehen und besprechen, was für Möglichkeiten ich habe.“

Das fand Kenji sehr vernünftig. Sein Eindruck von diesem jungen Mann wurde stetig besser. So ein abgehobener Popstar schien er gar nicht zu sein.

„Und danach?“, fragte er, dieses Mal schon fast aus reiner Neugier.

„Ehrlich gesagt habe ich darüber noch gar nicht so richtig nachgedacht.“, gestand Seiya. „Aber ich könnte mir vorstellen meine Musik weiter zu verfolgen.“ Eigentlich hatte er immer gedacht, dass sie die Three Lights wieder aufleben lassen könnten, doch nun war Taiki ja auf Euphe geblieben.

„Ich verstehe. Nunja, verfolgen Sie erstmal die Schule weiter. Es ist ja noch etwas Zeit.“

Sie unterhielten sich noch eine Weile und die Atmosphäre wurde immer entspannter. Kenji fing an Seiya wirklich zu mögen und Seiya spürte, dass Kenji immer lockerer wurde, was auch ihn entspannte.
 

Der Schlaf hatte Bunny gut getan. Langsam erwachte sie und die Erinnerungen an die letzten Stunden kamen zurück. Sie war endlich wieder sie selbst und Seiya war wieder da! Sie öffnete die Augen und sah auf die Stelle, an der Seiya vorher gelegen hatte. Sie war leer.

Sie setzte sich auf. Wo war er nur? Warum war er nicht mehr da? Oder war das Ganze doch nur ein Traum gewesen? Das konnte sie sich kaum vorstellen. Es ging ihr wirklich besser und sie war sich ganz sicher, dass sie das alles wirklich erlebt hatte. Von unten hörte sie Stimmen. Ihre Eltern waren wohl wieder da.

Seufzend und sich streckend stand sie auf. Sie hoffte inständig, dass es kein Traum gewesen war. Sie schritt die Treppe hinab und erkannte nun, dass es sich bei einer der Stimmen um Seiyas handelte. Sie blieb kurz stehen und lächelte in sich hinein. Er war also nicht gegangen. Er saß hier und unterhielt sich mit… ja, mit ihrem Vater! Und es hörte sich alles sehr freundlich und entspannt an. Sie ging weiter und betrat nun auch das Wohnzimmer.

„Hallo zusammen.“, begrüßte sie ihre Familie und ihren Freund lächelnd.

„Hallo Schatz.“, erwiderte Kenji den Gruß und freute sich, dass es seiner Tochter anscheinend besser ging.

Seiya schenkte ihr ein liebevolles Lächeln, welches Bunny glücklich auffing. Ja, endlich war alles wieder gut. Zwar hatten sie ihren Feind noch nicht besiegt, aber jetzt, wo Seiya wieder da war, würde alles wieder gut werden.

Treffen bei Rei

Der Regen prasselte gegen die Fensterscheibe von Amys Zimmer. Mit einem melancholischen Blick sah sie aus dem Fenster und beobachtete die Tropfen, die sich ein Wettrennen zum unteren Rand der Scheibe lieferten. Gestern noch hatten sie einen schönen Frühlingstag gehabt, doch dieses Wetter passte viel besser zu ihrer Stimmung.

Sie hatte sich ihre Gefühle zu Taiki nach so langer Zeit endlich eingestanden. Sie, die rational und logisch denkende Amy, wollte endlich mal dem Weg ihres Herzens folgen und nun war es zu spät. Er war fort, weit weg auf einem anderen Planten. Und er hatte sich dagegen entschieden, wieder zurück zur Erde zu kommen. Wieso nur? Sie hatte so sehr gehofft, dass sie eine Chance bei ihm hätte, wenn er wieder zurück wäre, aber das war nun nicht mehr möglich.

Rational gesehen konnte sie seine Entscheidung durchaus nachvollziehen. Euphe war seine Heimat, Kakyuu seine Prinzessin, sie zu beschützen seine Pflicht. Doch hatten Seiya und Yaten sich gegen das Leben auf ihren Heimatplaneten entschieden, für die Liebe, für ihre Freundinnen. Bunny und Minako hatten es gut. Natürlich hegte sie keinen Groll gegen ihre Freundinnen, auch keinen Neid. Das war einfach nicht ihre Art. Sie freute sich für sie, immerhin waren sie ihre engsten Freundinnen und sie hatten es verdient glücklich zu sein. Doch auch sie wollte endlich glücklich sein. Auch sie hatte es verdient, oder etwa nicht?

Sie seufzte und nahm ihr Buch in die Hand. Nach wenigen Minuten legte sie es allerdings wieder beiseite. Sie konnte sich im Moment einfach nicht aufs Lesen konzentrieren. Unschlüssig saß sie auf ihrem Bett. Sie sah auf die Uhr. In einer Stunde wollten sie sich alle bei Rei treffen. Sie mussten ja noch besprechen, was alles geschehen war. Sie wusste, dass alle sehr gespannt darauf waren und auch sie wollte gerne wissen, was passiert ist. Doch hielt ihre Neugier sich derzeit etwas in Grenzen. Ihre Stimmung war durch die Abwesenheit Taikis deutlich gedrückt.

Seufzend stand sie auf und zog sich an. Ja, sie, Amy Mizuno, hatte bis jetzt im Schlafanzug auf ihrem Bett gesessen, dabei war es schon beinahe Mittag! Es war völlig untypisch für sie. Doch sie hatte Liebeskummer. Ja, das musste es wohl sein.

Zwar war es noch ein wenig zu früh, um sich auf den Weg zu Rei zu machen, aber ihre Freundin war sicher zu Hause und sie würde nicht abgewiesen werden. Sie schnappte sich ihren Regenschirm und verließ das Haus. Langsam spazierte sie durch den Regen, in Gedanken versunken.
 

Es klingelte. Ikuko ging zur Tür und von oben hörte sie ein lautes Poltern. Leise seufzte sie. Sie wusste, dass es Seiya sein musste, der vor der Tür stand, und sie wusste, dass Bunny mal wieder verschlafen hatte und sich nun beeilen musste, um ihren Freund um diese Zeit nicht im Schlafanzug empfangen zu müssen.

Als sie die Tür öffnete, stand ihr tatsächlich Seiya gegenüber. Er schenkte ihr ein Lächeln und begrüßte sie fröhlich. Sie erwiderte den Gruß und staunte mal wieder über Seiyas gutes Aussehen. Dass er sich ausgerechnet für ihre Tochter interessierte… Sie war schon fast ein wenig neidisch. Seiya war wirklich ein Traum. Innerlich kicherte sie über sich selbst, sie war ja nun kein Teenager mehr!

„Bunny!“, rief sie schließlich nach oben. „Seiya ist hier!“

„Ich komme schon!“, rief Bunny und hetzte aus ihrem Zimmer. Ihre Bluse war schief geknöpft und sie trug verschiedenfarbige Socken. Sie hechtete die Treppe hinunter. Unglücklicherweise erwischte sie die letzte Stufe nicht richtig und rutschte aus. Prompt fiel sie auf ihren Hintern.

„Aaaaaauaaaa!“, heulte sie und rieb sich ihr schmerzendes Hinterteil.

Seiya hatte das Ganze nur hilflos beobachten müssen. Um ihr zu helfen, ging alles viel zu schnell und er stand zu weit weg. Er legte seine Hand über seine Augen und seufzte auf. Doch dann legte er ein Grinsen auf. Das war sein Schätzchen. Ein kleiner süßer Tollpatsch. Kaum zu glauben, dass dieses Mädchen Sailor Moon war, die zukünftige Königin Crystaltokyos. Grinsend ging er auf sie zu und hockte sich vor sie, sodass sein Gesicht auf derselben Höhe war wie ihres.

„Nicht so stürmisch, Schätzchen.“, sagte er lächelnd und reichte ihr seine Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Bunny ergriff sie und ließ sich von ihm hochziehen. Ihr Kopf war hochrot. Wie peinlich! Warum musste ihr das ausgerechnet vor Seiya passieren? Mamoru hatte ihr immer deutlich gezeigt, dass ihre Tollpatschigkeit einer ihrer größten Fehler war. Welcher Mann fand es auch toll, wenn seine Freundin sich ständig weh tat, hinfiel oder irgendetwas kaputt machte?

Doch Seiya lächelte sie nur an und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Eigentlich hätte er sie gerne richtig geküsst, aber Ikuko stand immer noch da und sah kopfschüttelnd auf ihre Tochter. Es war ihm unangenehm, sie vor ihrer Mutter zu küssen.

„Tut’s sehr weh, Schätzchen?“, fragte er sie liebevoll. Bunny sah auf und direkt in seine saphirblauen Augen. Sie hatte erwartet, dass er sie tadelte oder ihr sagte, was sie doch für ein Tollpatsch sei. Doch davon war keine Spur zu sehen. Seine Augen strahlten Fürsorglichkeit aus. Bei seinem Blick wurde ihr ganz anders. Ein Kribbeln breitete sich in ihrem Bauch aus. Die Schamesröte war aus ihrem Gesicht verschwunden und nur ein leichter Rotschimmer blieb auf ihren Wangen zurück. Das lag dieses Mal aber nur an der Nähe dieses wundervollen Mannes.

„Es geht schon wieder.“, beantwortete sie schließlich seine Frage.

„Gut.“, stellte er vergnüngt fest. „Und jetzt gehst Du noch mal nach oben und ziehst Dich richtig an, in Ordnung?“

Bunny sah an sich hinab und bemerkte die schief geknöpfte Bluse sowie die verschiedenfarbigen Strümpfe. Wie peinlich! Nicht auszudenken, wenn sie so zu Rei gegangen wäre. Verlegen lachte sie auf.

„Ich bin gleich wieder da!“, rief sie und schon sauste sie die Treppe wieder hinauf. Seiya blieb am Fuß der Treppe zurück und sah ihr für einen Augenblick mit einem Grinsen nach. Ikuko schüttelte den Kopf.

„Dieses Kind…“, seufzte sie. Seiya drehte sich zu ihr um und grinste sie an.

„War sie schon immer so?“, fragte er lachend.

„Noch schlimmer!“, lachte nun auch Ikuko. „Sie hat sich ja schon gebessert!“

„Schwer vorzustellen…“ Er stellte sich eine jüngere und noch tollpatschigere Bunny vor und musste unwillkürlich noch mehr lachen. Nur wenig später hörte man Bunny die Treppe herunterkommen. Dieses Mal in einem angemesseren Tempo.

„Hey, lacht ihr etwa über mich?“, fragte sie skeptisch. Seiya drehte sich zu ihr und lächelte ihr ins Gesicht.

„Ach was, Schätzchen. Wir freuen uns nur, dass Du so bist, wie Du bist.“

Bunny strahlte ihn an. Wie sie diesen Mann einfach liebte. Er fand immer die richtigen Worte, um sie glücklich zu machen. Wobei eigentlich allein schon seine Anwesenheit dazu ausreichte.

Auch Ikuko freute sich über die Worte dieses jungen Mannes. Sie glaubte, dass er sehr gut zu ihrer Tochter passte. Er war sehr nett und höflich und schien Bunny wirklich so zu nehmen, wie sie war. Diesen Mamoru hatte sie nicht so gut kennengelernt, er war ihnen gegenüber recht distanziert gewesen, hatte kein richtiges Interesse gezeigt, sie kennenzulernen. Auch er war ihr nett und höflich erschienen, doch hatte sie nicht so recht gesehen, dass er und ihre Tochter zusammengepasst hätten.

„Ich wünsche euch viel Spaß, ihr zwei.“, verabschiedete sich Ikuko von Bunny und ihrem Freund. „Ach und Seiya, wenn Du willst, kannst Du nachher gerne zum Essen herkommen.“

Seiya lächelte sie an. Er mochte Bunnys Mutter sehr gerne. Er selbst hatte nie so eine echte Familie gehabt. Er war mit Yaten und Taiki im Palast aufgewachsen, wo er Ordnung und Disziplin gelernt hatte. Die Liebe einer Mutter oder eines Vaters hatte er nie erfahren.

„Vielen Dank, das würde ich sehr gerne.“
 

Einige Minuten später kamen Seiya und Bunny bei Rei an. Eigentlich hatten sie zu Fuß gehen wollen, aber da es so stark regnete, hatte Seiya ein Taxi spendiert, weshalb sie ausnahmsweise mal pünktlich waren.

Nachdem sie ihre Schuhe ausgezogen hatten, betraten sie Reis Zimmer und fanden dort Rei, Amy und Makoto vor. Alle drei sahen sie erstaunt an, als sie pünktlich das Zimmer betraten.

„Hallo zusammen!“, rief Bunny fröhlich in die Runde und ließ sich auf ein Kissen am Boden fallen. Seiya folgte ihr und setzte sich neben sie, während er die anderen ebenfalls begrüßte. Die erstaunten Blicke waren ihm im Gegensatz zu seiner Freundin nicht entgangen.

„Bunny!“, rief Rei erstaunt aus. „Du bist schon da?“

Überlegen erhob Bunny den Zeigefinger und erklärte erhobenen Hauptes: „Tjaha! Ich bin eben kein kleines Kind mehr und durchaus in der Lage pünktlich zu sein!“

Ungläubig sahen die Mädchen Seiya an, der sich ein Grinsen kaum verkneifen konnte, wenn er an den Vorfall noch vor wenigen Minuten dachte. Doch bevor dieses Thema vertieft werden konnte, öffnete sich die Tür erneut und Mamoru trat unsicher ein. Sofort fiel sein Blick auf Bunny und Seiya, die dicht beieinander saßen.

„Ähm… hallo.“, begrüßte er alle.

„Hallo Mamoru!“, rief Rei freudestrahlend und wies ihn an sich neben sie zu setzen. Sie hatte ihn am Morgen extra noch mal angerufen, dass auch er unbedingt zu dieser Besprechung kommen sollte. Immerhin kämpfte auch er immer noch an der Seite der Mondprinzessin.

Bunnys Herz klopfte für einen Moment etwas schneller. Es war etwas merkwürdig für sie, dass Mamoru und Seiya beide in diesem Raum saßen. Bisher hatte sie beide immer nur getrennt voneinander gesehen, wenn man vom gestrigen Tag mal absah. Doch in diesem Moment hatte es einfach keine Rolle gespielt.

„Hallo Mamoru.“, sagte sie leise und eine leichte Röte schlich sich auf ihr Gesicht. Seiya bemerkte das und sein Herz rutschte ihm in die Hose. Warum verhielt sich Bunny in seiner Nähe so komisch? Hatte sie etwa doch noch Gefühle für ihn? Schnell ergriff er unauffällig ihre Hand und drückte sie. Bunny sah auf und lächelte ihn an. Das beruhigte Seiya etwas, doch er beschloss wachsam zu sein.

Es dauerte nicht lange, da betraten auch Haruka, Michiru, Setsuna und Hotaru das Zimmer. Langsam wurde es eng, doch war es von Nöten, dass sie, das Sailor Team, sich alle gemeinsam trafen.

„Hallo.“, warf Haruka in die Runde und gab Mamoru die Hand. Seiya warf sie einen abschätzigen Blick zu, bevor sie sich dann zusammen mit Michiru ebenfalls einen Platz suchte. Auch die anderen begrüßten sich alle und Setsuna und Hotaru setzten sich zu Haruka und Michiru. Man merkte die Spannung zwischen Haruka und Seiya, auch wenn er versuchte sie einfach zu ignorieren. Immer wieder warf Haruka ihm böse Blicke zu. Wie gerne hätte sie jetzt Mamoru an Bunnys Seite gesehen. Nur dem Mondgesicht zuliebe hielt sie sich zurück.

Es vergingen einige Minuten, in denen die meisten sich über irgendwelche alltäglichen Dinge unterhileten, bevor die Tür erneut aufgerissen wurde. Eine total atemlose Minako und ein genervt blickender Yaten standen dort.

„Entschuldigung!“, rief Minako laut, klatsche ihre Hände zusammen und verneigte sich.

„Na endlich!“, rief Rei gereizt aus. „Dann können wir ja jetzt endlich anfangen!“

Die Besprechung

„Mich würde als erstes interessieren, was bei euch passiert ist, als ihr auf Euphe wart.“, begann Amy schüchtern das Gespräch, indem sie sich an Seiya und Yaten wandte. Die anderen stimmten ihr sofort zu, wobei Mamoru sich etwas zurückhielt. Selbst Haruka interessierte es, warum die Star Lights so lange weggewesen waren… Und warum Seiya das Mondgesicht so lange alleine gelassen hatte.

„Ja, wir waren wirklich viel länger weg, als geplant.“, begann Seiya seine Antwort. „Es ist viel passiert auf Euphe.“ So erzählte Seiya, mit einigen Einwürfen und Zusätzen von Yaten, was sie auf ihrem Heimatplaneten erlebt hatten. Den Mädchen stockte der Atem. Nie hätten sie gedacht, dass so etwas Schreckliches passieren würde, während die Star Lights weg waren. Selbst Harukas Respekt ihnen gegenüber war gewachsen.

Mamoru hatte der Geschichte stumm gelauscht. Er kannte die Sailorkriegerinnen aus dem anderen Sonnensystem kaum. Er hatte sie nur kurz nach dem Kampf mit Galaxia gesehen, sowohl in ihrer männlichen Gestalt als auch als Kriegerin. Das Ganze kam ihm immer noch sehr schräg vor, doch die Mädchen schien es nicht zu stören. So wie es schien, waren sie sehr stark. Er wusste noch nicht so recht, wie er sich ihnen gegenüber verhalten sollte, oder was er eigentlich von ihnen denken sollte.
 

„Ich bin jedenfalls froh, dass ihr endlich wieder da seid.“, sagte Minako nun und klammerte sich an Yatens Arm. Er verdrehte leicht die Augen, grinste seine Freundin aber an. Auch Bunny und Seiya warfen sich gegenseitig ein Lächeln zu. Nur Amy wirkte etwas bedrückt. Natürlich freute sie sich, dass Seiya und Yaten wieder da waren, doch fehlte Taiki ihr sehr. Nachdem sie diese Geschichte gehört hatte, verstand sie umso mehr, wieso Taiki auf Euphe geblieben war.

„Ich freue mich auch, wieder hier zu sein.“, entgegnete Seiya schließlich. „Aber ich wüsste auch gerne, was hier los war. Als ich hergekommen bin, hatte ich ein ungutes Gefühl, was sich ja nun auch allzu bald als richtig erwiesen hat.“ Dabei sah er Bunny fragend an. Sie senkte den Blick. Eigentlich wollte sie Seiya nicht erzählen, wie schlecht es ihr während seiner Abwesenheit gegangen war, sonst machte er sich sicherlich Vorwürfe, dass er nicht da gewesen war. Doch es blieb ihr wohl nichts anderes übrig. Auch die Blicke der anderen waren auf sie gerichtet. Alle erwarteten, dass sie erzählte.

„Also…“, sie zögerte kurz. „Bis gestern wusste ich auch nicht so genau, was hier eigentlich los ist. Es gab plötzlich neue Gegner. Immer wieder sind wir Menschen begegnet, die sich in einen Dämon verwandelt hatten. Es wurden immer mehr. Gleichzeitig ging durch die Nachrichten, dass in letzter Zeit immer häufiger Menschen bewusstlos aufgefunden wurden oder sie Blackouts hatten. Und ich… hatte diese Aussetzer auch.“

Unsicher sah Bunny auf und suchte Seiyas Blick. Er sah sie aufmerksam und ernst an, doch ermunterte sein Blick sie, weiterzusprechen.

„Ich hatte oft Atemnot, Schweißausbrüche und Schwindelgefühle. Oft konnte ich mich gar nicht mehr erinnern, wie ich irgendwo hingekommen bin oder was ich da wollte.“ Sie blickte Haruka und Michiru an. „Oder ich bin bewusstlos geworden.“ Ihr Blick wanderte zu Minako. „Ich wusste einfach nicht, was mit mir los war… Aber jetzt weiß ich es.“

Seiya nickte. Er war der einzige, der wusste, was mit Bunny geschehen war, außer ihr selbst. Die anderen sahen sie neugierig an.

„Also? Was war los?“, fragte Makoto.

Bunny erzählte, was das Mädchen namens Merou alles gesagt hatte. Sie erzählte von der Saat des Bösen, die sich wie ein Virus stetig ausbreitete. Dass sie als Sailor Moon nicht in der Lage gewesen war, die Saat aus dem Körper der Menschen zu lösen, ihnen nur kurzzeitig hatte helfen können.

„Kurz nachdem sie das alles erzählt hatte, kann ich mich aber nicht mehr so recht erinnern.“, gab Bunny zu. „irgendwie war alles dunkel um mich herum, bis ich auf einmal von einem strahlend hellen Licht umgeben wurde und mich wieder verwandelte.“ Fragend fiel ihr Blick auf Seiya, denn er war der einzige, der wusste, was passiert war.

Er schluckte hart und senkte den Blick. Es war ihm deutlich anzusehen, dass es ihm schwer fiel darüber zu reden, was passiert war.

„Du… bist in meinen Armen gestorben.“, brachte er schließlich mit leicht zitternder Stimme heraus. Der Großteil der Mädchen sog scharf den Atem ein. Ungläubig sahen sie Seiya an.

„Sie ist gestorben?“, hakte Minako nach. Seiya nickte traurig. Es ging ihm immer noch sehr nahe, obwohl Bunny nun sicher und wohlauf neben ihm saß. Fest hielt er ihre Hand, um sich dessen auch sicher zu sein.

„Sie war schon die ganze Zeit sehr schwach und war nicht ansprechbar, doch dann wurde ihr Blick vollständig leer, sie atmete nicht mehr, ihr Herz schlug nicht mehr.“ Wieder musste er schlucken. „Sie ist in meinem Arm gestorben.“, wiederholte er.

„Was ist dann passiert?“, fragte Makoto neugierig. Seiya schüttelte den Kopf.

„Ich war so verzweifelt und hatte Angst.“ Er sah Bunny nun direkt an, die ihn aufmerksam ansah. „In dem Moment, in dem Du gestorben bist, ist meine ganze Welt zusammengebrochen.“ Bunny konnte den Schmerz in seinen Augen sehen und eine Träne schlich sich leise in ihr Auge.

„Ich konnte nichts tun. Ich habe Dich einfach in meine Arme gezogen und Dich geküsst. Aus Verzweiflung. Kurz darauf fingst Du an zu glühen und es kam wieder Leben in Dich. Wie von Geisterhand hast Du Dich erhoben und warst von einem unglaublichen Licht umgeben. Die Saat des Bösen hat sich aus Dir entfernt und sich aufgelöst. Du hast Dich verwandelt und warst wieder da. Anders, aber stärker denn je, das war deutlich zu spüren.“

Bunny lief eine Träne über die Wange bei Seiyas gefühlvoller Erzählung und auch ihre besten Freundinnen sahen Seiya gerührt an.

„Wie schön…“, sagte Makoto leise.

„Eure Liebe hat Sailor Moon wiedererweckt und neue Kräfte gegeben.“, stellte Minako gerührt fest. Seiya sah sie an. Stimmte das? War es wirklich ihre Liebe gewesen, die Bunny das Leben gerettet und neue Kräfte verliehen hatte? Das war durchaus möglich.

Mamoru fühlte sich zunehmend unwohl in dieser Runde. Alle schienen ganz hingerissen von diesem Seiya zu sein. Haruka vielleicht nicht, aber auch ihre Abneigung gegen ihn schien nach und nach zu schwinden. Es versetzte ihm einen Stich, wenn er daran dachte, dass es einst seine Liebe zu Bunny gewesen war, die ihr neue Kräfte verliehen hatte. Was war seitdem nur passiert? Alles hatte sich geändert…

„Ich konnte wieder kämpfen.“, fuhr Bunny dann fort. „Ich hatte einen golden leuchtenden Bogen und einen Pfeil und damit konnte ich die Saat aus dem Körper des Dämons entfernen. Jetzt haben wir endlich eine Waffe gegen die Saat.“

„Also ist es jetzt möglich, den Menschen effektiv zu helfen, indem wir die sich stets ausbreitende Saat endgültig vernichten.“, schloss Amy.

„Dann haben wir endlich ein paar Informationen über unsere Gegner.“, mischte sich Hotaru nun ein.

„Setsuna, hast Du schon mal etwas von dieser Königin Malitia gehört?“, fragte Michiru. Setsuna schüttelte nachdenklich den Kopf.

„Nein… Das Raum-Zeit-Kontinuum hat sich zu stark verändert. Durch Chibiusas und eure Reisen durch die Zeit wurde viel geändert. Auch von Galaxia hatten wir vorher noch nie gehört.“ Ihr Blick fiel auf Seiya und Yaten. „Und Kontakt zu den Sailorkriegerinnen vom Planeten Euphe hatten wir auch keinen.“

Seiya drückte bei den Worten Setsunas erneut Bunnys Hand. Er war mehr als froh darüber, dass sich die Zukunft anscheinend so geändert hat. Mamoru hingegen versetzte es einen erneuten Stich. Immerhin wusste er, dass er glücklich geworden wäre, wenn sich das alles nicht so verändert hätte.

„Wir müssen versuchen, noch mehr Informationen zu bekommen.“, fuhr Rei fort und die anderen stimmten ihr zu.
 

Nachdem sie so eine Weile das Geschehene sowie das noch Anstehende besprochen hatten, verabschiedeten Haruka, Michiru, Setsuna und Hotaru schließlich. Auch Mamoru erhob sich.

„Du willst auch schon gehen?“, fragte Rei bedauernd.

„Ich äh… ja, es ist wohl besser.“, antwortete Mamoru. Er wollte ungern außerhalb der gemeinsamen Besprechung Zeit mit seiner Exfreundin und deren neuem Freund verbringen. Zwar wollte er auch mit den anderen Mädchen gern noch befreundet sein, doch war es im Moment einfach noch zu merkwürdig für ihn. Vielleicht würde er sich irgendwann damit abfinden.

„Na gut.“, schmollte Rei leicht, weshalb sie sich einen skeptischen Blick von Minako einfing.

„Bis bald.“, verabschiedete Mamoru sich unverfänglich in die Runde. Sein Blick flog kurz zu Bunny und Seiya und er sah, dass sie sich an den Händen hielten. Saßen sie etwa schon die ganze Zeit so da? Wegen des Tisches hatte er das gar nicht bemerkt. Bunny lächelte ihm leicht zu und erwiderte seinen Abschiedsgruß. Auch Seiya sah ihn an, doch sein Blick war ernst und weniger freundlich als der Bunnys.

Er verließ den Tempel und ging nachdenklich nach Hause. Was war nur mit ihm los? Er hatte gemeinsam mit Bunny beschlossen, dass sie eine Pause machen sollten. Ja, eine Pause. Aber hatte er nicht insgeheim damit gerechnet, dass sich das alles irgendwann wieder geben würde? Er hatte ihr gesagt, dass sie sich für Seiya entscheiden sollte, als sie noch gezögert hatte. Warum hatte er das getan?

Zu dem Zeitpunkt war die Trennung noch nicht lange her gewesen und er hatte sich irgendwie befreit gefühlt. Das Wissen um seine Zukunft als König von Crystal Tokyo hatte ihm schwer auf seinen Schultern gelastet und es hatte sich gut angefühlt, einfach frei zu sein. Er dachte, es wäre besser so. Auch für Bunny. Er hatte nie Groll gegen sie gehegt, er wollte, dass sie glücklich wird. Deshalb hatte er gesagt, sie solle sich für Seiya entscheiden. Aber er hatte nicht gewusst, dass es so schwer für ihn werden würde, die beiden zusammen zu sehen.

Er seufzte. Die Liebe war schon kompliziert. In seinem Fall sogar noch mehr, als es bei anderen Menschen war. Sehr viel hing von Bunny ab, da sie die Mondprinzessin war und Chibiusa ihre Tochter. Chibiusa… Sie würde niemals seine Tochter sein. Er hatte sich so an sie gewöhnt, als sie hier war, und er hatte sich darauf gefreut, sie irgendwann tatsächlich als seine Tochter zu haben. Doch nun würde sie Seiyas Tochter werden.

Der Gedanke gefiel ihm nicht. Er versuchte rational darüber zu denken. Die Hauptsache war, dass die Zukunft Crystal Tokyos gesichert war, dass Chibiusa geboren werden würde und einen Vater hatte. Er hatte Bunny aus freien Stücken mit Seiya zusammenkommen lassen. Doch wenn er jetzt darüber nachdachte, was er alles verloren hatte, fiel es ihm durchaus schwer, ganz rational darüber zu denken.

Glücklich sein

Hand in Hand gingen sie durch die Stadt. Zusammen mit Makoto, Amy, Minako und Yaten waren sie noch etwas länger bei Rei geblieben und hatten endlich mal wieder als Freunde Zeit zusammen verbracht. Nur Taiki hatte gefehlt, was besonders Amy aber auch Seiya und Yaten gespürt hatten. Nun waren Seiya und Bunny wieder zu zweit und er bestand darauf, sie zu einem Eis einzuladen. Nachdem es den ganzen Tag geregnet hatte, war nun die Sonne wieder herausgekommen und wärmte sie.

„Was hast Du jetzt eigentlich vor, wo Du nun endgültig auf der Erde bleiben willst?“, fragte Bunny, die darüber schon einige Male nachgedacht hatte.

„Naja…“, Seiya zögerte kurz. „Ich werde morgen erst mal wieder zur Schule gehen. Ich war jetzt schon wieder so lange nicht da, ich hoffe, dass das keine Probleme gibt.“ Er sah seine Freundin unsicher an, doch sie war definitiv die falsche Person, um diesbezüglich eine Einschätzung zu bekommen.

„Ich würde gerne die Schule beenden und dann… mal sehen. Ich möchte gerne weiter Musik machen. Eigentlich dachte ich, wir könnten Three Lights wieder aufleben lassen, aber nun ist Taiki ja nicht mit uns gekommen. Vielleicht mache ich etwas mit Yaten zusammen oder mache eine Solokarriere… Oder ich studiere Musik, das könnte ich mir auch vorstellen.“ Gedankenverloren ging er seine Möglichkeiten durch.

Bunny sah ihn beeindruckt an. Er hatte wirklich Talent, so viel stand fest. Sie wusste auch, dass er sehr intelligent war, auch wenn er das nicht immer so raushängen ließ. Sie konnte sich noch gut an seinen versemmelten Test erinnern. Er war genauso schlecht gewesen wie sie selbst, doch hatte er es allen gezeigt, indem er für den nächsten Test einfach gelernt hatte und die volle Punktzahl erreicht hatte. Seine Interessen lagen eher bei der Musik und beim Sport, aber er hatte definitiv noch viel mehr auf dem Kasten.

„Schade, dass Taiki nicht mitgekommen ist.“, stellte Bunny fest.

„Mhm… finde ich auch. Ich vermisse ihn richtig. Noch nie waren wir getrennt. Und Amy tut mir auch leid. Das scheint sie sehr mitzunehmen.“

„Ich kann einfach nicht verstehen, wieso er auf Euphe geblieben ist.“, gestand sie. Seiya blickte nachdenklich drein.

„Naja, das ist eben sein Pflichtgefühl. Nachdem, was während unserer Abwesenheit auf Euphe passiert ist, wollte er unsere Prinzessin auf keinen Fall wieder alleine lassen. Sie hätte ihn gehen lassen, ganz klar. Aber er wollte es nicht.“

„Meinst Du, er vermisst euch auch? Und Amy?“ Seiya sah sie an und überlegte kurz.

„Ich denke schon.“, antwortete er schließlich.
 

Auf einem anderen Planeten war es gerade später Abend. Taiki stand am Fenster des ehemaligen Gemeinschaftsraums der Star Lights und sah in die Sterne. Ja, er vermisste seine Freunde und ein ganz bestimmtes Mädchen. Seit Seiya und Yaten fort waren, waren erst einige Tage vergangen, und doch sehnte er sich danach, sie wiederzusehen. Und Amy… Amy hatte er schon seit Monaten nicht mehr gesehen, dabei dachte er jeden Tag an sie.

Ja, wenn auch sie zusammen gewesen wären, so wie Seiya und Bunny und Yaten und Minako, dann wäre er vielleicht wieder zurück auf die Erde gegangen. Ganz sicher sogar! Aber er wusste nicht, ob sie seine Gefühle erwiderte, ob er eine Chance bei ihr hätte. Würde es sich lohnen, seiner Heimat und seiner Prinzessin den Rücken zu kehren, um auf einem anderen Planeten in einem fernen Sonnensystem zu leben? Würde er dort glücklich werden oder würde er enttäuscht werden?

Selbst wenn Amy Gefühle für ihn hatte, als er da gewesen war, wäre es durchaus möglich, dass sie ihn in der Zwischenzeit wieder vergessen hatte oder sie wen anders kennengelernt hatte. Wenn das so wäre, dann würde er es doch bestimmt bereuen, Euphe verlassen zu haben. Außerdem musste jemand die Prinzessin beschützen. Während ihrer letzten Abwesenheit wäre sie fast gestorben und ihr Heimatplanet ins Chaos gestürzt worden. Das durfte er auf gar keinen Fall zulassen!

Es klopfte an der Tür. Schnell verwandelte Taiki sich. Hier auf Euphe hatte er eine Sailorkriegerin zu sein. Die Tradition und die Gepflogenheiten verlangten es.

„Herein.“, rief Maker und die Tür öffnete sich. Herein trat Kakyuu, die die Kriegerin warm anlächelte.

„Maker.“, begrüßte sie sie. „Ich möchte gerne mit Dir reden.“ Neugierig sah Maker ihre Prinzessin an.

„Natürlich.“, bestätigte sie und verwies Kakyuu auf die gemütliche Couch. Sie selbst setzte sich auf einen Sessel ihr gegenüber.

„Du vermisst Deine Freunde.“, begann die Prinzessin. „Nicht wahr?“ Maker stockte kurz, doch sie wusste, dass sie die Wahrheit sagen musste. Kakyuu würde sie sofort durchschauen.

„Ja…“ Sie nickte bestätigend.

„Bist Du Dir immer noch sicher, dass du auf Euphe bleiben willst?“ Maker sah auf und Kakyuu fragend in die Augen.

„Prinzessin?“

„Genauso wie Fighter und Healer bist Du eine meiner treusten Gefährtinnen, meine Vertraute… meine Freundin. Ich möchte, dass Du glücklich wirst. Ich habe die Befürchtung, dass Du hier nicht glücklich werden kannst, Maker, auch wenn ich das sehr bedauere.“

Maker senkte den Blick. Auch sie hatte diese Befürchtung.

„Ich möchte Euch nicht verlassen, Prinzessin. Ich weiß, wo mein Platz ist.“

Kakyuu lächelte sie liebevoll an.

„Dein Platz ist dort, wo Du glücklich bist.“

Zögernd sah Maker sie an. Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie wusste nicht mal, was sie selbst wollte. Sie war hin- und hergerissen.

„Maker…“, fuhr Kakyuu fort. „Ich möchte eine Reise machen.“

„Eine Reise, Prinzessin?“, fragte Maker nach, die nicht so recht wusste, warum Kakyuu ihr das nun erzählte.

„Ich möchte meine Freunde auf der Erde besuchen. Ich möchte sehen, dass Fighter und Healer dort glücklich sind. Ich möchte Prinzessin Serenity gerne wiedersehen sowie auch ihre treuen Kriegerinnen. Und ich möchte, dass Du mich begleitest.“

„Ich soll Euch begleiten?“

„Bitte, tu mir den Gefallen, Maker.“ Kakyuu sah sie an und eine ehrliche Bitte lag in ihren Augen.

„Natürlich.“, stimmte Maker zu und insgeheim machte ihr Herz einen Hüpfer. Sie würde ihre Freunde wiedersehen. Und Amy…
 

Bunny und Seiya saßen derweil zusammen im Crown und Bunny löffelte schon ihren zweiten Eisbecher. Seiya hatte seinen eigenen Eisbecher bereits aufgegessen und beobachtete nun amüsiert, wie auch Bunnys Eis sich in einer Rekordgeschwindigkeit drastisch reduzierte. Plötzlich hielt Bunny sich den Kopf.

„Mein Hirn friert ein.“, maulte sie und Seiya konnte nicht anders, als zu lachen.

„Du musst etwas langsamer essen, Schätzchen.“

„Aber es schmeckt so gut!“, protestierte Bunny und schenkte ihrem Eisbecher einen liebevollen Blick.

„Wenn Du es langsamer isst, kannst Du es aber besser genießen.“, versuchte Seiya es erneut und grinste seine Freundin breit an. Etwas beleidigt schob sie sich den nächsten Löffel Eis etwas langsamer in den Mund.

„Und?“ Seiya schmunzelte. „Besser?“

Bunny streckte ihm die Zunge heraus und widmete sich wieder ihrem Eis. Seiya grinste vor sich hin. Sie war einfach süß.

„Du hast da was, Schätzchen.“, sagte er und beugte sich zu ihr rüber. Er gab ihr einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze, auf der etwas Eis klebte. Bunnys Wangen röteten sich und ihr Herz schlug etwas schneller. Kaum zu glauben, was dieser Mann in ihr auslöste, selbst durch so eine kleine Geste.

„Danke…“, murmelte sie verlegen und grinste ihren Freund an.

„Gern geschehen.“, grinste er zurück. „Dein Eis schmeckt gut, gib mir doch noch etwas davon ab, ja?“ Er schnappte sich seinen Löffel und wollte ihn gerade in Bunnys Eis stecken, da zog sie ihren Becher weg.

„Nichts da, das ist mein Eis! Meins, meins, meins!“ Schützend legte sie ihren Arm um den Becher. Ungläubig sah Seiya sie an.

„Ich wollte doch nur mal probieren!“

„Iss Dein eigenes Eis, das hier ist meins!“

„Na warte!“, ein listiger Blick schlich sich in Seiyas Augen und er fing an, Bunny zu kitzeln.

„Nein!“, schrie sie. „Nicht! Hör auf!“ Sie musste lachen und atemlos versuchte sie weiter, ihr Eis zu beschützen. Doch vergeblich. Im passenden Augenblick schnappte Seiya sich den Becher und fing an ihr Eis zu essen. Nach wenigen Löffeln war der Becher leer.

„Seiya!“, schimpfte Bunny. „Du hast mein ganzes Eis aufgegessen. Du musst mir ein neues kaufen!“

Er grinste sie an. „Das mache ich doch gern, Schätzchen.“, sagte er und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen, der nach Bunnys verlorenem Eis schmeckte. Ihr Ärger war verflogen. Genüsslich erwiderte sie den Kuss, bevor er ihn wieder löste und sie liebevoll anlächelte.

Erst jetzt bemerkte sie, dass sie von allen Seiten her angestarrt wurden. Prompt wurde sie rot. Sie mussten sehr laut gewesen sein. Seiya schien es auch bemerkt zu haben, doch schien er sich daran nicht zu stören. Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Sie hatte so viel Spaß mit ihm. Mit ihm konnte sie herumalbern und einfach sie selbst sein. Es machte ihm überhaupt nichts aus. Er passte einfach so gut zu ihr.

Unazuki kam zu ihnen herüber.

„Du möchtest also noch ein Eis, Bunny?“, fragte sie amüsiert. Natürlich hatte auch sie von der Kabbelei mitbekommen.

„Ja, ich hätte gerne einen riiiiiiiieeesen Erdbeerbecher mit extra Schokoladensoße und extra Schlagsahne.“

„Kommt sofort.“, erwiderte Unazuki. „Für Dich auch noch etwas?“, fragte sie an Seiya gewandt. Sie kannte ihn noch von seinem ersten Aufenthalt auf der Erde. Damals war er auch hin und wieder mit seinen Freunden im Crown gewesen. Dass er nun seit einiger Zeit mit Bunny zusammen war, wusste sie von ihrem Bruder. Motoki hatte die beiden schon zusammen gesehen. Sie hatte sich schon gefragt, wann sie mal zusammen ins Crown kommen würden.

„Ich glaube, ich nehme das gleiche.“, grinste Seiya. „Dann muss ich ihr ihr Eis nicht mehr wegessen.“ Er zwinkerte Bunny zu.

Unazuki lachte. „Alles klar. Zwei Erdbeerbecher mit extra Schokosoße und extra Sahne, bin gleich wieder da.“

Seiya lächelte seine Freundin an.

„Du hast mir wirklich gefehlt, Schätzchen.“

„Du hast mir auch gefehlt.“ Sie erwiderte sein Lächeln. Seit langem hatte sie nicht mehr so viel Spaß gehabt wie in der kurzen Zeit, die Seiya nun wieder bei ihr war. Er machte sie einfach rundum glücklich.

Der Alltag kehrt zurück

Der Wecker klingelte und Seiya drehte sich müde zu seinem Nachttisch, um das nervige Geräusch am frühen Morgen zu unterbinden. Warum war die Nacht bloß schon wieder vorbei? Er war am Abend bei Bunny zum Abendessen gewesen und hatte sich ausgesprochen gut mit ihren Eltern unterhalten. So langsam fühlte er sich akzeptiert und selbst mit Bunnys Vater hatte er das eine oder andere Mal lachen können. Ihre Mutter duzte er inzwischen und nannte sie beim Vornamen. Bei ihrem Vater blieb er jedoch lieber bei dem förmlicheren Herrn Tsukino.

Er war erst spät gegangen, als Ikuko meinte, dass Bunny nun langsam mal ins Bett müsse, da ja morgen Schule sei. Er selbst wollte auch wieder zur Schule gehen und ging so rasch nach Hause und ins Bett. Doch schlafen hatte er nicht wirklich können. Viel zu viel ging ihm Kopf herum, allem voran natürlich Bunny. Endlich war er wieder bei ihr, konnte sie im Arm halten, sie küssen, mit ihr lachen und reden. Doch machte er sich auch Sorgen um sie.

Die Besprechung der Sailorkriegerinnen hatte ihn unruhig gemacht. Nach außen wollte er es nicht zeigen, da er seiner Freundin gerne Sicherheit geben wollte, doch war er sehr beunruhigt. Sie schienen nahezu nichts über ihren Gegner zu wissen, auch wenn sie jetzt zumindest von dem Plan wussten. Wer allerdings dahintersteckte und über welche Macht derjenige eventuell verfügte, darüber wussten sie nichts. Das einzige Bekannte war der Name: Malitia.

Mit derlei Gedanken war er erst spät eingeschlafen und hatte so nur wenige Stunden Schlaf bekommen. Er streckte sich und setzte sich auf. Er rieb sich die Augen und bemühte sich, richtig wach zu werden. Nach einer ausgiebigen Dusche war es ihm auch einigermaßen gelungen und nun freute er sich auf das Wiedersehen mit Bunny, die angenehmerweise in die gleiche Klasse ging wie er selbst. Jetzt blieb nur noch zu hoffen, dass er einfach so weitermachen konnte, obwohl er mal wieder sehr lange gefehlt hatte.
 

Früher als die meisten anderen Schüler erreichte Seiya schließlich die Schule. Er steuerte direkt auf das Rektorat zu, weil er kurz darüber sprechen wollte, ob es in Ordnung sei, wenn er weiterhin in seine alte Klasse ging. Die junge Sekretärin empfing ihn ausgesprochen freundlich und wurde bei seinem Händeschütteln, wozu er ihr noch ein charmantes Lächeln schenkte, leicht rot. Sie meldete ihn sofort beim Rektor an, wo er auch sogleich empfangen wurde.

Nach einer kurzen Unterredung bekam er die Zusage, dass er vorerst in seine alte Klasse zurückkehren dürfe. Er musste genau erklären, warum er so lange weggewesen war, was ihn dazu veranlasste, eine vorher zurechtgelegte Geschichte über familiäre und behördliche Schwierigkeiten zu erzählen. Der Rektor ermahnte ihn, viel zu lernen und den verpassten Stoff gewissenhaft nachzuholen. Sollte er in der nächsten Zeit angemessene Leistungen erbringen, so durfte er die Schule zusammen mit seinen Freunden abschließen.

Mit einem zufriedenen Grinsen begab er sich in sein Klassenzimmer und setzte sich auf seinen alten Platz. Er freute sich schon darauf, Bunny wiederzusehen, die auf dem Platz direkt vor ihm saß. Natürlich war sie noch nicht da, das hatte er auch nicht erwartet. Doch gerade betraten Amy und Makoto den Klassenraum. Sie begrüßten Seiya herzlich und er wandte sich mit einem Anliegen direkt an Amy.

„Amy, ich glaube, ich könnte wirklich Deine Hilfe gebrauchen.“, sagte er und sah sie ernst an. Amy schaute überrascht.

„Meine Hilfe?“, hakte sie nach.

„Ich war gerade beim Rektor und musste versprechen, dass ich alles Verpasste nachhole. Und ich glaube, es gibt niemanden, der mir dabei so gut helfen könnte wie Du.“

Amy wurde rot. Natürlich wusste sie selbst, dass sie eine sehr gewissenhafte Schülerin war, alles ordentlich mitschrieb und bei ihren Mitschülern eine beliebte Anlaufstelle für Fragen oder Hilfegesuche war. Dennoch ehrte es sie immer wieder, wenn jemand ihr ein Kompliment machte.

„Natürlich nur wenn Du Zeit hast und nichts dagegen hast.“, fügte Seiya hastig hinzu, der auf keinen Fall so wirken wollte, als wolle er Amy ausnutzen. Diese lächelte ihn an.

„Ich helfe Dir gerne, Seiya. Das macht mir wirklich nichts aus. Und ich glaube, Bunny könnte es auch nicht schaden, den alten Stoff noch mal durchzugehen.“ Sie gluckste leicht und Seiya und Makoto stimmten ihr grinsend zu.

„Danke Amy, Du bist ein Schatz.“, verkündete Seiya und Amy wurde wieder rot. Sie konnte mit Komplimenten einfach nicht umgehen.

Plötzlich vernahmen sie ein Gekicher von der Tür. Ihre Blicke wanderten zu der Stelle und sie erblickten einen ganzen Haufen Mädchen, der in ihr Klassenzimmer starrte. Sie tuschelten und kicherten und es war klar, was das Thema war. Eines der Mädchen nahm ihren ganzen Mut zusammen und betrat das Klassenzimmer. Zielstrebig ging sie auf Seiya zu.

„Hallo Seiya.“, sagte sie und setzte einen Blick auf, den sie selbst wohl für verführerisch hielt.

„Äääh… hallo.“, erwiderte Seiya, der es eigentlich gar nicht mochte, von irgendwelchen Mädchen angesprochen zu werden.

„Hast Du vielleicht Lust am Samstag mit mir auszugehen?“, fragte das Mädchen und wirkte dabei viel zu selbstsicher.

„Ähm, es tut mir leid, aber ich habe eine Freundin.“, entgegnete er mit dem Gedanken, dass es damit wohl erledigt sein würde.

„Das macht doch nichts.“, erwiderte das Mädchen jedoch frech. „Sie muss ja nichts davon erfahren.“

Amy und Makoto, die das Gespräch mitgehört hatten, stockte der Atem. Wie kann dieses Mädchen nur so unverfroren sein. Seiya würde sich nie darauf einlassen, da waren sie sich sicher. Auch er fand dieses Mädchen ganz schön unverschämt. Gereizt sah er sie an.

„Es tut mir leid, aber meine Antwort lautet nein. Ich hintergehe meine Freundin nicht.“

Beleidigt sah sie ihn an. Mit dieser Antwort war sie eindeutig nicht zufrieden.

„Du bist ein Mann und ein Star. Früher oder später wirst Du sie sowieso hintergehen.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging zu dem Haufen Mädchen an der Tür zurück, die alle aufgeregt mit ihr tuschelten, als sie sie erreicht hatte, und dann verschwanden.

„So etwas unverschämtes!“, zischte Makoto mit geballten Fäusten. Seiya und Amy waren sprachlos.

„Ich werde Bunny nicht hintergehen!“, sagte Seiya schließlich, als er seine Sprache wiedergefunden hatte.

„Das wissen wir.“, versuchte Amy ihn zu beruhigen.

„Die hat ja keine Ahnung, was ich durchgemacht habe, um mit ihr zusammen sein zu können.“, zischte Seiya wütend.

„Aber wir wissen es.“, lenkte Makoto ein. „Und Bunny auch.“ Seiya nickte. Das war wahr. Er war der letzte, der Bunny irgendwie hintergehen oder betrügen würde. Sie war die Liebe seines Lebens. Er würde sterben für sie.

Bevor er seinen Gram weiter vertiefen konnte, klingelte es und genau im selben Moment stürmten Bunny und Minako hinein, die sich atemlos auf ihre Plätze fallen ließen. Gerade rechtzeitig, bevor die Lehrerin den Raum betrat. Bunny drehte sich zu ihrem Freund um und grinste ihn an, was er sofort erwiderte. Ihr Anblick ließ ihn alle schlechten Gedanken vergessen.
 

Nach der Schule gingen Seiya und Bunny direkt mit zu Amy nach Hause. Etwas lustlos ging Bunny neben Seiya.

„Warum muss ich denn da mitmachen?“, nörgelte sie, was Amy und Seiya seufzen ließ.

„Tut mir leid, Schätzchen.“, versuchte Seiya es. „Ich habe so viel verpasst, dass ich jetzt alles nachholen muss, sonst kann ich nicht mehr mit Dir in eine Klasse gehen.“

Bunny wurde hellhörig.

„Und mit Dir zusammen macht es mir doch viel mehr Spaß zu lernen.“, fuhr er fort. „Und wir können uns immer sehen, obwohl ich lernen muss.“

Das waren gute Argumente, das musste Bunny zugeben.

„Und außerdem fällt es mir mit deiner Hilfe bestimmt viel einfacher, alles zu verstehen.“

Das hatte Bunny endgültig überzeugt. Natürlich hatte Seiya Recht. Er brauchte wirklich ihre Hilfe und sie wollte ja auch, dass er in ihrer Klasse bleibt.

Sie lachte auf und hakte sich vergnügt bei ihm ein.

„Keine Sorge, Amy und ich helfen Dir schon.“, sagte sie fröhlich.

Seiya zwinkerte Amy zu und diese musste sich ein Grinsen verkneifen. Seiya hatte es anscheinend wirklich raus, Bunny zu motivieren. Wenn das beim Lernen auch noch anhielt, dann könnte es sogar sein, dass sie mal ein paar bessere Noten schrieb.
 

Tatsächlich schaffte Seiya es beim Lernen immer wieder, Bunny zu motivieren und zum Mitmachen zu bewegen. Durch ein paar kleine Tricks, sein schauspielerisches Können und etwas Beistand von Amy, überzeugte er sie immer wieder, dass er es nur schaffen könne wenn sie, seine kluge Freundin, ihm helfe. So schaffte selbst sie es nach einiger Zeit, die eine oder andere Matheaufgabe richtig zu lösen.

Amy war beeindruckt. Seit Jahren schon hatten sie und ihre Freundinnen es immer wieder mit Bunny versucht, doch hatte diese ihre Aufmerksamkeit stets Reis Comics, Minakos Tratschgeschichten und Makotos Kuchen geschenkt. Für Amys Erklärungen hatte sie nie viel übrig gehabt, auch wenn sie Amy für den Versuch stets dankbar war.

Amy lächelte. Seiya schien ihrer Freundin wirklich gut zu tun. Er vereinte die positiven Eigenschaften Mamorus – wie etwa seine Intelligenz, seinen Ehrgeiz oder seine Sportlichkeit – mit den positiven Eigenschaften Bunnys – wie ihre Hingabe, ihren Humor, ihre Kindlichkeit und ihre liebevolle Art. Dazu kamen noch sein Charme, seine Geduld und ein Hauch von Arroganz, der seinem Charme aber nur sein i-Tüpfelchen gab. Ja, Bunny hatte mit Seiya wirklich einen Volltreffer gelandet. Er passte perfekt zu ihr, das war Amy klar.
 

So verbrachten die Freunde die nächsten Tage stets zusammen. Sie trafen sich entweder bei Amy oder alle zusammen bei Rei. Nicht immer lernten sie dabei, doch konnte Seiya überraschend schnell aufholen und selbst Bunny schien Fortschritte zu machen, was nicht nur Amy, sondern auch alle anderen überraschte.

Yaten überlegte auch immer wieder, ob er nicht auch wieder zur Schule gehen sollte. Doch hatte er keine Lust, den ganzen Stoff nachzuholen und in eine niedrigere Klassenstufe wollte er auch nicht. So lange er keine Probleme damit bekam, wollte er es erst mal lieber ohne die Schule versuchen. Er machte sich nicht ganz so viele Gedanken über die Zukunft, wie Seiya es tat. Noch war jede Menge Geld von ihrer Zeit als Three Lights übrig und bis es ausgegangen war, hatte sich bestimmt etwas ergeben.

Er genoss seine Zeit einfach und verbrachte jede freie Minute mit Minako. Deshalb war er schließlich wieder zur Erde gekommen, einzig und allein ihretwegen.

Er saß an Reis Bett gelehnt und las einen ihrer Comics, während die anderen mal wieder lernten. Er hatte keine Lust dazu, doch wollte er trotzdem dabei sein. Er bemerkte, dass Minako ihn anlächelte und er erwiderte ihr Lächeln. Ja, so ließ es sich leben. Vorerst zumindest.

Verwirrung

Auch an diesem Nachmittag gingen Seiya und Bunny zusammen mit Amy zu dieser nach Hause, um dort zu lernen. Nächste Woche stand ein English-Test an, den Seiya unbedingt gut bestehen wollte. Durch Seiyas Motivation war auch Bunny immer wieder bereit zu lernen und Amy war zuversichtlich, dass sie deses Mal besser abschneiden würde.

Sie schlenderten gerade durch eine kleine Seitenstraße in der Nähe von Amys Haus, als sie einen Schrei hörten.

„Habt ihr das gehört?“, fragte Amy und griff nach ihrem Verwandlungsstab. Die anderen beiden nickten und sofort liefen sie zu der Stelle, von der der Schrei kam. Durch einen Zaun spähten sie in einen Garten. Wie gedacht, hatten sie es hier mit einem Dämon zu tun, der einen anderen Menschen angriff. Sie verwandelten sich.

„Aufhören!“, rief Sailor Moon und der Dämon ließ von der Frau mittleren Alters ab. Mit stechend schwarzen Augen sah er sie an.

„Ich werde nicht zulassen, dass die Saat des Bösen weiter verbreitet wird und die Menschen sich weiterhin in Dämonen verwandeln! Im Namen des Mondes werde ich Dich bestrafen!“

Ein unheimliches Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Dämonen. Er öffnete seinen Mund und eine klebrige Masse schoss daraus hervor und verfehlte Sailor Moon nur knapp.

„Na warte!“, rief Fighter und setzte zum Angriff an.

„Sailor Star, strafe ihn!“, rief sie und feuerte ihre Attacke auf den Dämon. Doch dieser wich geschickt aus und griff nun selbst wieder an. Fighter realisierte, dass wieder Sailor Moon das Ziel war und stellte sich schützend vor sie. Niemals würde sie es zulassen, dass ihrem Schätzchen etwas geschah. Die klebrige Masse traf sie im Rücken und machte sie steif und unbeweglich.

„Was ist das nur für Zeug?“, fragte sie und versuchte sich aus der zähen Masse zu befreien.

„Fighter!“, rief Sailor Moon. „Ist Dir etwas passiert?“ Doch Fighter setzte ein Grinsen auf.

„Keine Sorge, Schätzchen. Ich kann mich nur nicht so gut bewegen.“

Merkur betrachtete die klebrige Masse, in der Fighter gefangen war.

„Das scheint so eine Art Honig zu sein! Der Zuckeranteil ist sehr hoch“, rief sie und hatte eine Idee. „Wasserstrahl, flieg!“

Das Wasser traf auf die Masse und tatsächlich schien sie sich leicht zu lösen. Im selben Moment wurde Merkur jedoch selbst getroffen und fand sich nun relativ unbeweglich wieder.

„Merkur!“, rief Sailor Moon und biss sich auf die Unterlippe. Sie fand es absolut furchtbar, wenn ihre Freunde leiden mussten

Mit einem breiten Grinsen machte der Dämon einen Schritt auf sie zu. Das ging ja einfacher als gedacht. Nur noch diese eine Sailorkriegerin und sie waren vorerst außer Gefecht gesetzt. Merou oder Tsurara würden sich dann schon um sie kümmern. Er öffnete seinen großen Mund und wollte ein weiteres Mal angreifen.

In diesem Moment flog jedoch eine rote Rose an den Kriegerinnen vorbei und verhinderte so einen weiteren Angriff des Dämons.

„Tuxedo Mask!“, rief Sailor Moon erfreut, denn er kam genau im richtigen Moment.

Wütend riss der Dämon erneut das Maul auf und verschoss eine Ladung der zuckrigen Masse nach der anderen. Sowohl Sailor Moon als auch Tuxedo Mask konnten jedes Mal nur knapp ausweichen. Fighter konnte sich indes dank Merkurs Wasserstrahl langsam befreien. Nur noch ein bisschen, dann würde sie sich wieder bewegen können. Ihr passte es gar nicht, dass Tuxedo Mask Sailor Moons Retter war.

Dem Dämon entging Fighters Befreiungsversuch nicht. Seine Aufmerksamkeit war nun auf sie gerichtet. So lange sie ihm noch den Rücken zugewandt hatte, konnte er sie ohne Weiteres wieder angreifen und sie so wieder unbeweglich machen.

Tuxedo Mask sah das und zögerte kurz. Er biss sich auf die Lippe. Eigentlich hatte er absolut keine Lust dem neuen Freund seiner Exfreundin aus der Patsche zu helfen, auch wenn er gerade eine sie war. Schließlich siegte jedoch sein Gewissen, immerhin war Sailor Star Fighter auch eine Sailorkriegerin und kämpfte für die Erde, für die Menschen und für die Mondprinzessin, so wie er selbst es auch tat.

Schnell überbrückte er die kurze Distanz zwischen sich selbst und Fighter und setzte zum Sprung an. Gerade noch rechtzeitig bekam er sie zu fassen und ging mit ihr zusammen zu Boden, während der Angriff des Dämons knapp über ihren Köpfen hinwegflog.

Fighter konnte so schnell gar nicht realisieren, was los war. Sie hatte nur plötzlich ein Gewicht gespürt und befand sich nun auf dem Boden. Sie stellte fest, dass es Tuxedo Mask war, der auf ihr lag und begriff nun langsam, dass er sie wohl gerettet haben musste. Erstaunen lag auf ihren Zügen.

Tuxedo Mask spürte indes den schmalen Körper der Sailorkriegerin unter sich. Zwar war sie groß und kräftig, doch war ihre Weiblichkeit unübersehbar. Durch das Kostüm, welches sie bei einer Verwandlung in die Sailorkriegerin trug, wurden ihre Rundungen nur noch mehr betont. Deutlich spürte er sie unter sich und als er sich dessen bewusst wurde, rief er rot an.

Erst jetzt bemerkte er, dass seine Hand ihre Brust leicht berührte und sein Knie sich zwischen ihren Beinen befand. Schnell ging er von ihr runter, starrte sie in größter Verwirrung jedoch weiter an. Was waren das denn jetzt für Gedanken in seinem Kopf? Fand er Sailor Star Fighter etwa attraktiv? *Mamoru!*, schalt er sich selbst. *Es handelt sich hier um den neuen FREUND Deiner Exfreundin!!*

Fighter hatte von Tuxedo Masks Gedanken, seiner Verwirrung nichts mitbekommen. Er hatte sie beschützt, dafür wollte sie ihm danken, doch erst einmal galt es, diesen Dämon zu besiegen. Erneut wollte dieser eine Attacke in ihre Richtung abfeuern, doch Fighter kam ihm zuvor. Sie sprang auf.

„Sailor Star, strafe ihn!“, rief sie erneut und dieses Mal traf die Attacke voll ins Schwarze. Schwer getroffen sackte der Dämon auf seine Knie.

„Sailor Moon, schnell!“, rief Fighter und ein Nicken Sailor Moons bestätigte, dass sie bereit war. Sie streckte ihre Hände nach oben und aus einem golden strahlenden Licht heraus bildete sich ein ebenso leuchtender Bogen, als sie ihre Hände auseinanderbewegte.

„Macht der Sterne, sieg und heile!“ Ein goldener Pfeil schoss geradewegs auf die Brust des Dämons zu, durchbohrte sie vollständig und trat, mit der durchbohrten Saat, aus dem Rücken des Dämons wieder heraus. Auch dieser Mensch war nun von der Saat des Bösen befreit.

Augenblicklich löste sich die zuckrige Masse, die der Dämon verschossen hatte, auf und auch Merkur konnte sich nun wieder bewegen.

Immer noch etwas verwirrt hockte Tuxedo Mask auf dem Boden. Sein Blick galt Sailor Moon, die mit dem Bogen aus Licht einfach unglaublich ausgesehen hatte. Noch nie hatte sie so stark gewirkt wie in diesem Moment. Sie sah erwachsen aus, einer Königin würdig. Nie hätte man gedacht, dass hinter dieser Kriegerin ein naives Mädchen steckte. War sie das denn überhaupt noch?

Sein Blick wanderte zu Fighter. Ihre Anwesenheit warf ihn grad völlig aus der Bahn. Sie drehte sich zu ihm um und reichte ihm die Hand. Erstaunt ergriff er sie und ließ sich von ihr aufhelfen. Sie grinste ihn an.

„Danke, dass Du mir geholfen hast.“, sagte sie. Ja, dafür war sie wirklich dankbar und das wollte sie auch zeigen. Auch wenn es sich hier um den Exfreund ihres Schätzchens handelte und sie ihm eigentlich nicht so positiv gestimmt gegenüber stand.

„Ähh… kein Problem… gern geschehen.“, antwortete Tuxedo Mask und wandte den Blick von ihr ab. Der ausgesprochen ansprechende weibliche Körper von Fighter machte ihn unsicher, verwirrte ihn. Kann sie nicht einfach nur Seiya sein? Ein Mann? Das würde es ihm wesentlich leichter machen, mit ihm umzugehen. Er drehte sich zu Sailor Moon und Sailor Merkur um.

„Macht’s gut. Bis zum nächsten Mal.“ Damit verschwand er. Es war besser so. Die ganze Situation hatte ihn einfach viel zu sehr verwirrt.
 

Die anderen verwandelten sich zurück und Seiya trat auf seine Freundin zu.

„Alles in Ordnung bei Dir, Schätzchen?“ Sie lächelte ihn an.

„Ja, alles in Ordnung.“ Zufrieden sah Seiya sie an. Sie war wirklich unglaublich.

„Deine neuen Kräfte sind beeindruckend, Bunny.“, mischte Amy sich nun ein, was ihr ein Strahlen von Bunny einbrachte.

„Nicht wahr? Ist das nicht einfach cool?“ Ihre Augen glitzerten bei dem Gedanken an ihren absolut sicheren Auftritt mit Pfeil und Bogen. Wer hätte gedacht, dass sie in der Lage war, damit umzugehen?

Amy und Seiya lachten. Ja, das war ihre Bunny. In einem Moment noch die starke Kriegerin Sailor Moon und zukünftige Königin Serenity und im nächsten Moment einfach wieder ein lustiges, liebenswertes, aber teilweise doch etwas naives Mädchen.

Seiya konnte nicht anders, als ihr in diesem Moment einen Kuss zu geben. Zu sehr liebte er sie für das, was sie war. Er würde nie genug von ihr bekommen.
 

Während Bunny, Amy und Seiya sich noch um die Opfer gekümmert hatten und dann zusammen bei Amy lernten, saß Mamoru zu Hause auf seinem Sofa. Seine Gedanken schwirrten um Bunny und Seiya, Sailor Moon und Sailor Star Fighter. Er hielt sich den Kopf. Irgendwie kam er nicht damit klar, dass Seiya und Fighter ein und dieselbe Person waren. Warum konnte er sich in eine Sailorkriegerin verwandeln? Das war doch völlig absurd!

Und warum war sie als Kriegerin nur so attraktiv? Er schüttelte den Kopf und raufte sich die Haare. Er schämte sich für den Gedanken, es widerte ihn selbst an. Aber er konnte nichts dagegen tun.

Dann war da auch noch Bunny… Sailor Moon. Hatte es ihn nicht immer genervt, dass sie so kindisch und naiv war? Aber war sie das denn überhaupt noch? Ihr unglaublicher Auftritt als Sailor Moon hatte ihn schwer beeindruckt. Sie war definitiv etwas ganz Besonderes, in jeglicher Hinsicht. Hätte er sie vielleicht nicht so einfach aufgeben sollen?

„Ach Bunny…“, seufzte er. „Warum ist das alles so kompliziert?“

Unerwarteter Besuch

Bunny stand in der Stadt vor dem Game Center und wartete dort auf Seiya. Sie waren hier verabredet, denn heute war das neue Sailor Moon-Spiel rausgekommen und das konnte gerade sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.

Sie sah auf die Uhr. Es war wirklich ein Wunder, dass sie zuerst da war. Aber Seiya schien auch nicht gerade der pünktlichste Mensch auf dieser Welt zu sein. Sie grinste in sich hinein. Endlich war sie es mal, die ihrer Verabredung einen Vortrag über Pünktlichkeit halten konnte.

„Bunny?“, hörte sie eine Stimme, die ihr sehr bekannt vorkam. Sie drehte sich um und erblickte das Mädchen, das sie gerade angesprochen hatte.

„Naru!“, rief sie aus und lächelte ihre frühere beste Freundin an.

„Dachte ich mir doch, dass hinter diesen zwei Zöpfen nur Du stecken kannst.“, lachte Naru und umarmte ihr alte Freundin.

„Wie geht es Dir?“, fragte Bunny aufgeregt. Sie freute sich wirklich, Naru zu sehen.

„Gut geht es mir.“, antwortete Naru. Seit sie auf verschiedene Oberschulen gingen, hatten sie sich völlig aus den Augen verloren. Schade eigentlich, waren sie doch mal die allerbesten Freundinnen. Aber sie hatten sich nun mal auseinander gelebt.

„Bist Du immer noch mit Umino zusammen?“, fragte Bunny und kicherte leicht bei dem Gedanken an ihren ehemaligen Mitschüler. Naru wurde leicht rot.

„Äh ja… bin ich.“

„Das freut mich wirklich für euch.“, sagte Bunny ehrlich. Sie schienen wirklich glücklich zusammen zu sein. Kaum zu glauben, dass Umino anscheinend so einen guten festen Freund abgab. Immerhin waren sie nun auch schon – wie lange? Drei Jahre? – zusammen.

„Danke.“, lächelte Naru. „Und Du? Bist Du noch mit Mamoru zusammen?“

Bunny schaute etwas betrübt. Sie war nun schon so lange nicht mehr mit Mamoru zusammen und nun auch schon eine ganze Weile Seiyas Freundin. Sie war es nicht gewohnt, dass man von ihr und Mamoru noch als Paar sprach.

„Nein.“, antwortete sie. „Wir haben uns schon vor über einem halben Jahr getrennt.“

„Das tut mir leid.“ Naru schaute etwas bedrückt.

„Das muss es nicht.“, lachte Bunny. „Ich habe jetzt einen anderen Freund.“

„Oh, kenne ich ihn vielleicht?“, fragte Naru neugierig. Es war komisch, doch irgendwie konnte sie sich keinen anderen Mann als Mamoru an Bunnys Seite vorstellen. Sie wusste jedoch nicht, dass es vielen anderen auch so gegangen war, auch wenn die einen ganz bestimmten Grund dafür hatten.

„Hm, ich glaube schon, dass Du ihn kennst.“, grinste Bunny, doch Naru hörte in diesem Moment kaum zu. Ihre Augen waren stark geweitet und mit offenem Mund starrte sie an Bunny vorbei. Sie beugte sich leicht zu ihrer alten Freundin rüber und flüsterte.

„Oh mein Gott, ich glaube, da ist Seiya Kou von den Three Lights!“

Bunnys Grinsen wurde breiter. Sie drehte sich zu Seiya um, der in diesem Moment von hinten an sie heran getreten war, legte ihre Hand in seinen Nacken, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss, den er nur zu gerne erwiderte. Nie hätte er mit so einer liebevollen Begrüßung gerechnet, besonders wenn sie gerade anscheinend mit einer Freundin redete, die er nicht kannte.

Naru fielen fast die Augen raus. Mit offenem Mund starrte Naru das Pärchen an.

„Naru, das ist mein Freund, Seiya.“, stellte Bunny Seiya lächelnd vor und freute sich über die großen Augen ihrer Freundin. „Seiya, das ist Naru, eine alte Freundin.“

Seiya schenkte Naru ein charmantes Lächeln und reichte ihr seine Hand.

„Freut mich, Dich kennenzulernen.“, sagte er. Einen Moment lang starrte sie seine Hand einfach an, bevor sie sie ergriff und schüttelte.

„H-hallo!“, hauchte Naru und starrte ihn weiterhin an.

„Naru“, sprach Bunny sie nun an. „Hast Du nicht vielleicht mal Lust, Dich mit mir zu verabreden? Und Umino würde ich auch gerne mal wiedersehen.“

„Na klar. Gerne!“, antwortete Naru und lächelte Bunny an.

„Super!“, freute diese sich. „Ich rufe Dich mal an, in Ordnung?“

„In Ordnung.“, strahlte Naru. Langsam hatte sie ihre Fassung wiedergefunden. Die Mädchen verabschiedeten sich voneinander und auch von Seiya verabschiedete sich Naru mit leuchtenden Augen.
 

„Die schien ja ganz nett zu sein.“, bemerkte Seiya, als er schließlich zusammen mit Bunny das Game Center betrat. Skeptisch sah Bunny ihren Freund an.

„Was willst Du denn damit sagen, hä?“, hinterfragte Bunny seine Aussage. Dieser wehrte sofort ab.

„Nur dass sie nett zu sein scheint.“

„Soso.“, antwortete Bunny schnippisch.

„Ach Schätzchen.“ Seiya legte seinen Arm um Bunny und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Du bist und bleibst die Einzige für mich.“

Bunny grinste leicht und ging erhobenen Kopfes voran.

„Gut.“

Seiya schüttelte den Kopf, musste aber grinsen. Bunny hatte derweil bereits den Automaten mit dem neuen Sailor Moon-Spiel entdeckt. Sie winkte noch kurz Motoki zu und begab sich dann auf den Platz vor dem Bildschirm.

„Dann wollen wir mal.“ Sie krempelte die Ärmel hoch, warf 100 Yen in den Automaten und fing an zu spielen. Schon nach kurzer Zeit war sie Game Over.

„Oh nein!“, rief Bunny aus. „Das ist schwer!“

Immer und immer wieder versuchte sie es, doch sie ging immer wieder Game Over. Seiya stand neben ihr und versuchte ihr Tipps zu geben, doch sie schaffte es einfach nicht.

„Du bist die schlechteste Sailor Moon, die ich je gesehen habe.“, hörte Bunny auf einmal eine weibliche Stimme von hinten. Sie drehte sich um und erblickte die letzte Person, die sie gern sehen würde.

„Du schon wieder.“, knurrte sie das Mädchen mit dem langen, dunkeltürkisen Haar an. Die hatte ihr gerade noch gefehlt. Auch Seiya rückte etwas von ihr ab. Sein selbsterkorener größter Fan war wirklich keine angenehme Person.

„Was dagegen?“, fauchte sie zurück.

„Ja, allerdings!“, rief Bunny aus. „Kannst Du uns nicht einfach mal in Ruhe lassen?“

„Nichts lieber als da, wenn Du Seiya endlich mal in Ruhe lassen würdest.“

„Es reicht.“, mischte Seiya sich ein. „Ich habe Dir schon mal gesagt, dass sie meine Freundin ist.“

„Hmpf.“, machte sie, während Bunny einen zufriedenen Blick aufsetzte. Dann setzte sie ein zuckersüßes Lächeln auf.

„Seiya, kannst Du mir vielleicht meine CD signieren?“ Sie hielt ihm ein altes Three Lights-Album unter die Nase. Skeptisch sah Seiya erst auf die CD, dann auf sie.

„Wenn Du uns dann in Ruhe lässt…“, seufzte er. Sie nickte eifrig.

„Mach ich.“ Er nahm ihr die CD aus der Hand und nahm auch ihren Filzstift entgegen.

„Schreib ‚Für Tsuki‘.“ Seiya tat es und gab ihr die CD wieder.

„Danke!“, sie warf ihm einen Handkuss zu und verschwand dann. Grimmig sah Bunny ihr hinterher und auch Seiya sah nicht unbedingt fröhlich aus.

„Ich mag sie einfach nicht.“, sagte Bunny schließlich. Seiya legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an sich.

„Ich auch nicht, Schätzchen. Ich bin wirklich gespannt, ob sie uns nun wirklich in Ruhe lässt.“

„Ich bezweifel es.“, gab Bunny ihre Einschätzung ab.

„Ich auch.“, seufzte Seiya.
 

Bunny war die Lust am Spielen vergangen. Bald gingen sie zusammen zu Seiya nach Hause. Sie wollten sich stattdessen einen gemütlichen Tag vor dem Fernseher machen.

Seiya schloss die Wohnungstür auf und sie betraten die Wohnung. Yaten steckte seinen Kopf aus der Wohnzimmertür.

„Ich dachte, ihr wolltet ins Game Center.“, sagte er, anstatt sie zu begrüßen.

„Da waren wir auch.“, erzählte Seiya. „Aber uns ist die Lust vergangen, als ein ganz besonders aufdringlicher Fan dort aufgetaucht ist.“

„Eine Plage…“, murmelte Yaten und verkroch sich wieder im Wohnzimmer.

„Möchtest Du etwas trinken, Schätzchen?“, fragte Seiya seine Freundin.

„Habt ihr Eistee?“, fragte sie

„Ich schau mal.“, antwortete er und verschwand in der Küche. Etwas unschlüssig blieb Bunny im Flur stehen. Sie ist noch nicht oft bei Seiya zu Hause gewesen und wusste nicht recht, wie sie sich verhalten sollte.

Plötzlich klingelte es an der Tür. Neugierig drehte Bunny sich zu der Tür um, war jedoch unentschlossen, ob sie öffnen sollte.

„Machst Du bitte auf?“, rief da aber Seiya aus der Küche und so öffnete sie die Tür. Ihr blieb der Mund offen stehen, als sie sah, wer da stand. Sie brachte kein Wort heraus und starrte den Besuch einfach an.

„Hallo Bunny.“, sagte der junge Mann und lächelte sie an. Auch er hatte nicht mit ihr hinter dieser Tür gerechnet, doch freute er sich, sie wiederzusehen. Als Seiyas Freundin war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie hier war.

Die junge Frau neben ihm lächelte sie strahlend an und machte eine leichte Verbeugung.

„Ich freue mich, Dich wiederzusehen.“, sagte sie.

Langsam erlangte Bunny ihre Fassung wieder. Nie hätte sie mit diesen beiden Personen gerechnet, aber sie waren hier. Ihr Unglaube schwenkte in Freude um.

„Und ich freue mich erst!“, rief sie und fiel beiden überschwänglich um den Hals. Diese hatten damit nicht gerechnet und rissen zunächst überrascht ihre Augen auf, mussten dann jedoch lächeln. Das war einfach Bunny.

„Wer ist denn da, Schätzchen?“, rief Seiya aus der Küche und betrat dann den Flur. Auch er hätte mit diesem Besuch nicht im mindesten gerechnet. Seine Reaktion war der Bunnys gleich: Für einen Augenblick starrte er beide mit großen Augen an. Doch schnell fing er sich wieder und fiel vor der jungen Frau auf die Knie.

„Prinzessin.“

„Es ist schön, Dich zu sehen, Seiya.“ Kakyuu sprach ihn absichtlich mit seinem männlichen Namen an. Sie akzeptierte seinen Wunsch, so zu leben. Sie lächelte und bedeutete ihm, wieder aufzustehen. Nachdem Seiya sichergegangen war, dass er seine Prinzessin standesgemäß begrüßt hatte, wandte er sich an Taiki. Fest nahm er ihn in den Arm und klopfte ihn auf den Rücken.

Taiki grinste ihn an.

„Überrascht?“

„Darauf kannst Du Gift nehmen.“, grinste Seiya zurück.

„Yaten!“, rief er dann und freute sich schon auf sein Gesicht.

„Was?“, hörte man ein Knurren, doch kurz darauf betrat auch Yaten den Flur und so wie Bunny und Seiya zuvor, starrte auch er Kakyuu und Taiki an. Auch er ging vor ihr auf die Knie.

„Prinzessin.“ Eine Träne schlich sich in seinen Augenwinkel und er versuchte, sie unauffällig wegzuwischen. Doch niemandem entging es und jeder grinste heimlich in sich hinein. Kaum zu fassen, dass Yaten zu solchen Emotionen fähig war. Nachdem er sich soweit wieder gefangen hatte, nahm auch er Taiki in den Arm.

Eines stand fest. Die Überraschung war ihnen wirklich gelungen.

Überraschung für Amy

„Was macht ihr denn hier?“, fragte Bunny, die ihre Neugier nicht länger zurückhalten konnte.

„Ich wollte euch gerne besuchen.“, klärte Kakyuu auf. „Seiya und Yaten sind zwei meiner ältesten und engsten Freunde. Ich möchte gerne sehen, wie sie nun leben. Und auch Dich und Deine Kriegerinnen wollte ich gerne wiedersehen, Serenity.“ Sie sprach Bunny mit ihrem königlichen Namen an. Bunny kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Besonders königlich kam sie sich ganz besonders im Vergleich zu Prinzessin Kakyuu nicht gerade vor.

„Nennt mich doch bitte Bunny. Alle nennen mich so.“

„Gut, Bunny.“, lächelte Kakyuu sie an. „Bitte nenn mich Kakyuu und vergiss die Förmlichkeiten. Während meines Besuchs bin ich ein ganz normaler Mensch. Ein Tourist, wenn ihr so möchtet.“

„Aber Prinzessin…“, wollte Yaten widersprechen.

„Nein, Yaten. Das gilt auch für euch. Bitte nennt mich Kakyuu. Ich besuche euch als Freundin, nicht als Prinzessin.“

Yaten schluckte seinen Protest hinunter und nickte. Sie wie einen ganz normalen Menschen zu behandeln, würde ihm sicherlich schwer fallen. Auch Seiya und Taiki würden sich zusammenreißen müssen und Seiya setzte es auch gleich in die Tat um.

„Wenn Du hier wie ein normaler Mensch durchgehen möchtest, brauchst Du aber andere Kleider.“, sagte er grinsend.

Kakyuu sah an sich hinunter und musste feststellen, dass ihre eigene Kleidung tatsächlich nicht dem entsprach, was sie bei ihrem letzten Aufenthalt an den Frauen der Erde gesehen hatte.

Bunny war gleich Feuer und Flamme.

„Ich leih Dir was und dann gehen wir shoppen!!“ Ihre Augen glitzerten förmlich vor Begeisterung. Seiya versuchte, seine Freundin etwas zurückzuhalten, denn trotz Kakyuus Bitte war diese immer noch seine Prinzessin. Doch Bunny achtete gar nicht darauf und hakte sich bei Kakyuu unter.

„Vielen Dank.“ Kakyuu strahlte. Sie mochte Bunny wirklich gern. Auf ihrem Heimatplaneten war sie immer nur die Prinzessin. Nie hatte sie eine Freundin gehabt, die sie so wie einen normalen Menschen behandelte. Immer waren die Personen in ihrer Nähe darauf bedacht, ihr nicht zu nahe zu treten. Immer herrschte eine gewisse Distanz zwischen ihr und anderen Menschen. Immer bewahrte sie Haltung, doch innerlich litt sie darunter. Umso mehr freute sie sich über Bunnys offene Art.
 

Etwa eine halbe Stunde später hatte Bunny von zu Hause einige Klamotten von sich selbst mitgebracht. Sie stand mit Kakyuu in Seiyas Zimmer und zeigte ihr, was sie mitgebracht hatte. Kakyuu entschied sich schließlich für einen orangefarbenen Rock und eine rote Bluse.

So bekleidet trat sie zusammen mit Bunny aus dem Zimmer. Seiya, Yaten und Taiki trauten ihren Augen kaum, so anders sah Kakyuu in diesen gewöhnlichen Klamotten aus. Verlegen nestelte sie an ihrem Rock herum.

„Wie sehe ich aus?“, fragte sie.

„Hervorragend.“, antwortete Seiya und legte seinen Arm um Bunny, die gerade zu ihm getreten war. Sie grinste.

„Hab ich gut gemacht, oder?“

„Hast Du.“, bestätigte Seiya und drückte sie.

„Ihr seht… Ich meine… Du siehst wirklich aus wie ein ganz normales Mädchen von der Erde.“, bestätigte auch Yaten. Kakyuu lächelte.

„Ich danke euch.“ Ihr Aufenthalt auf der Erde konnte beginnen.
 

Bunny rief ihre Freundinnen an und sagte, dass sie sich mit ihnen treffen wolllte. Als Treffpunkt wurde wie immer Reis Tempel ausgemacht. Nur Amy hatte Bunny einfach nicht erreichen können. Makoto erzählte ihr, dass sie heute in die Bibliothek wollte.

„Aber es ist Samstag!“, hatte Bunny geschockt gerufen. Makoto hatte darüber nur gelacht, während Bunny unverständig den Kopf schüttelte.

Als sie mit ihren Telefonaten fertig war, richtete sie das Wort an Kakyuu und die Jungs.

„Gut, in einer halben Stunde treffen wir uns bei Rei. Nur Amy habe ich leider nicht erreichen können.“, sagte sie bedauernd und ihr Blick wanderte unwillkürlich zu Taiki. Sie hatte ihm angesehen, dass er enttäuscht war, dass Amy nicht dabei sein würde.

„Makoto sagte, sie sei heute in der Bibliothek. Taiki, wieso gehst Du sie nicht holen?“

Verwundert sah er auf, als sie diesen Vorschlag machte.

„Wieso denn ich?“, fragte er.

„Na wegen der Überraschung natürlich!“, sagte Bunny überzeugend. Er dachte kurz darüber nach.

„Okay, von mir aus.“, gab er schließlich seine Zustimmung. Innerlich freute er sich sehr auf das Wiedersehen mit Amy. Er hielt es sogar kaum noch aus, sie endlich wiedersehen zu können. Bald war es so weit.
 

Amy ging derweil einen der langen Gänge der naturwissenschaftlichen Abteilung der Stadtbibliothek entlang. Mit ausgestrecktem Finger ging sie die Buchtitel durch, bis sie schließlich gefunden hatte, was sie suchte.

„Kognitive Ökologie.“, murmelte sie zufrieden und zog das Buch aus dem Regal. Sie begab sich an einen Platz am Fenster und schlug das Buch auf. In ihrem Biologiebuch hatte sie etwas Interessantes gelesen, doch waren ihr die Ausführungen dort zu unpräzise. Um mehr darüber zu erfahren, hatte sie nun die Bibliothek aufgesucht. Hier konnte sie immer so richtig abschalten und sich ganz auf die Bücher konzentrieren. Von ihrer Umgebung bekam sie dann kaum noch etwas mit.
 

Mit klopfendem Herzen betrat Taiki die Bibliothek. In diesem Gebäude hielt Amy sich auf. Nur noch Meter lagen zwischen ihnen, auch wenn er sie noch nicht sehen konnte. Er atmete einmal tief durch und trat über die Schwelle zu der Abteilung, in der er Amy vermutete. Er blickte sich um. Nach kurzer Zeit sah er sie dann.

Ganz am Ende des Ganges saß sie, vertieft in ein Buch. Ihre Silhouette zeichnete sich vor dem Licht, welches durch das große Fenster fiel, sehr genau ab. Taiki schluckte. Selbst auf diese Entfernung und in dieser Umgebung sah sie einfach umwerfend aus. Langsam trat er an sie heran.
 

Amy registrierte eine Bewegung neben sich und sah auf. Ihr Herz machte einen Riesensatz, als sie die Person erblickte, die da gerade zu ihr getreten war. Für einen Moment setzte ihr Hirn aus. Sekunden vergingen, in denen sie Taiki einfach anstarrte. War er real? Stand er wirklich gerade neben ihr oder bildete sie sich das ein, weil sie ihn so vermisste?

„Hallo Amy.“, hörte sie in schließlich sagen. Verlegen spielte er an seinem Jacket. Er war wirklich hier. Anders konnte es gar nicht sein.

„Taiki.“, brachte sie schließlich heraus. Ihre Stimme klang etwas heiser. Erst jetzt merkte sie, dass sie einen trockenen Mund hatte.

„Überrascht?“, fragte er unsicher.

„Allerdings.“, antwortete Amy und brachte endlich ein leichtes Lächeln zustande. Taiki entspannte sich etwas und lächelte zurück.

„W-Was machst Du denn hier?“ Langsam realisierte Amy, dass Taiki tatsächlich da war.

„Prinzessin Kakyuu wollte euch besuchen und hat darauf bestanden, dass ich mitkomme.“

„Kakyuu ist also auch hier?“, hakte Amy erstaunt nach.

„Ja, Bunny hat alle zusammengetrommelt, damit wir uns mal wieder zusammen treffen können. Nur Dich konnte sie nicht erreichen, deshalb bin ich hier.“

Amy lächelte. Bunny hatte ihn bestimmt zu ihr geschickt. Es kam oft vor, dass Bunny auf dem Schlauch stand oder irgendetwas nicht mitbekam, aber in manchen Dingen war auf sie wirklich Verlass. Was ihre Freundinnen betraf, hatte sie einfach den richtigen Riecher.

„Gut.“, sagte Amy vergnügt. „Gehen wir?“

Taiki stimmte ihr zu und nachdem Amy sich das Buch, in welchem sie gerade gelesen hatte, ausgeliehen hatte, verließen sie gemeinsam die Bibliothek. Sie machten sich auf den Weg zu Rei, doch schon nach kurzer Zeit fing es an zu regnen.

„Oh nein.“, rief Amy aus, als der Regen schlagartig immer schlimmer wurde. Taiki zog sein Jacket aus und breitete es über ihren Köpfen aus. Amy wurde leicht rot und hob selbst den Arm, um die Jacke zu halten. Taiki nahm ihre Hand, wodurch der Rotton auf Amys Wangen nur noch dunkler wurde. Ihr Herz klopfte stark, doch hatte sie nicht genügend Zeit, um sich über Taikis Tat Gedanken zu machen.

„Komm!“, rief er und sie mit sich ziehend lief er los. Hand in Hand liefen sie durch den Regen, bis sie schließlich auf dem Weg zum Hikawa-Tempel durch einen Park rannten und unter einem Pavillon Schutz vor dem Regen fanden.

Lachend ließ Amy sich auf eine der Bänke fallen. Verwirrt sah Taiki sie an. Warum lachte sie denn? Hatte er etwas Komisches getan? Amy wusste selbst nicht so genau, wieso sie lachte, doch fühlte sie sich in diesem Moment einfach ausgelassen und glücklich. In Situationen wie diesen fand man sie nur selten. Wäre Taiki nicht gewesen, hätte sie den Regenschauer über in der Bibliothek gesessen. Aber so war es ihr viel lieber.

Amy wurde sich plötzlich Taikis Blicks bewusst.

„Entschuldige.“, kicherte sie. „Ich weiß auch nicht, was los ist.“

Auf Taikis Lippen breitete sich ein breites Grinsen aus. Er mochte es, wenn Amy so ausgelassen war. Ihr Lachen war wie Musik in seinen Ohren. Er setzte sich neben sie auf die Bank und sah zufrieden hinaus auf den verregneten Park.

„Ich habe die Erde wirklich vermisst, weißt Du?“, sagte Taiki nach einer Weile. Amy sah auf, ihr Herz fing an stärker zu klopfen.

„Warum hast Du Dich für Euphe entschieden?“, fragte sie und man konnte deutlich die Traurigkeit über diese Tatsache in ihrer Stimme mitschwingen hören. Nachdenklich lehnte Taiki sich zurück.

„Ich habe das Gefühl, die Prinzessin und meine Heimat im Stich zu lassen, wenn ich einfach gehe.“, antwortete er schließlich und hoffte, dass Amy es verstand.

Sie verstand es. Sehr gut sogar. Sie selbst war stets ein sehr pflichtbewusster Mensch gewesen, egal in welcher Lebenslage, ob nun als Schülerin oder Sailorkriegerin. Doch hatte sie gerade durch ihre Prinzessin, durch Bunny Tsukino, etwas gelernt.

„Weißt Du, Taiki, früher habe ich immer nur das getan, was meine Pflicht ist. Ich habe nur gelernt und alles getan, um eine gute Schülerin zu sein. Das war mein ganzer Lebensinhalt.“

Taiki hörte ihr aufmerksam zu.

„Ich hatte keine Freunde. Im Gegenteil! Für alle anderen war ich immer nur die Streberin. Ich habe mich sehr oft sehr einsam gefühlt... Bis mir eines Tages Bunny über den Weg lief.“

Taiki musste schmunzeln. Er konnte sich gut vorstellen, dass Bunny Amys Leben komplett auf den Kopf gestellt hatte.

„Sie hat mir gezeigt, dass es manchmal wichtigere Dinge gibt, als nur seine Pflichten zu erfüllen. Sie hat mir gezeigt, wie wichtig Freundschaft ist und dass wahre Freunde Dich in jeder Lebenslage unterstützen.“

Taiki dachte über ihre Worte nach.

„Ich hatte damals ein Angebot nach Deutschland zu gehen. Es war eine große Chance für mich und obwohl meine Freunde traurig darüber waren, dass ich weggehen würde, haben sie mir Mut zugesprochen und mich unterstützt. Aber ich konnte nicht gehen, weil ich die besten Freunde, die man haben kann, dann hätte verlassen müssen. Aber worauf ich hinaus will, ist, dass sie es verstanden hätten.“

Taiki wusste, was sie ihm damit sagen wollte. Kakyuu würde es verstehen, wenn er auf der Erde bleiben wollte. Und all seine Freunde lebten hier. Eigentlich sollte ihm die Entscheidung sehr leicht fallen, könnte er nur einmal sein Pflichtbewusstsein abstellen…

Alte Freunde

Zusammen mit Prinzessin Kakyuu, Seiya und Yaten saßen die Mädchen bei Rei.

„Langsam legt sich der Regen.“, stellte Makoto fest.

Amy und Taiki waren immer noch nicht angekommen und sie vermuteten, dass sie wegen des Regens aufgehalten worden sind. Anderes würden sie weder Amy noch Taiki zutrauen.

„Vielleicht tauchen unsere Turteltäubchen dann endlich mal auf.“, sagte Bunny vergnügt. Keiner ihrer Freunde warf ihr einen verwunderten Blick zu, alle hatten die Gefühle zwischen Amy und Taiki bemerkt. Auch Kakyuu wusste darüber Bescheid. Das war der Hauptgrund, weshalb sie zusammen mit Taiki auf die Erde gereist war.

„Kakyuu, wie lange wollt ihr denn hier bleiben?“, fragte Minako und blickte die Prinzessin neugierig an. Diese lächelte sanft.

„So lange, bis Taiki eine endgültige Entscheidung getroffen hat.“, erklärte sie. „Ich denke, er wird ein wenig Zeit brauchen, doch irgendwann wird er sich seiner Gefühle bewusst werden.“

„Wollen wir’s hoffen.“, brummte Yaten augenrollend.

„Ich freue mich sehr, dass ihr ihm sein Verhalten bei eurer Abreise nicht übel nehmt.“, wandte sich Kakyuu an Seiya und Yaten. Sie hatte befürchtet, dass Taikis abweisendes und sogar veruteilendes Verhalten seinen Freunden gegenüber ihrer Freundschaft einen Knacks verpasst hatte. Das war offensichtlich nicht der Fall. Wahre Freundschaft lässt sich einfach nicht so schnell zerstören.

„Ach was.“ Seiya winkte ab. „Ich kann sein Verhalten sehr gut verstehen. Mir ist es auch sehr schwer gefallen zu gehen.“

Er blickte Bunny an.

„Noch schwerer wäre es für mich allerdings gewesen, nicht zu gehen.“ Er schenkte ihr ein Lächeln und Bunnys Herz machte einen Hüpfer. Sie erwiderte sein Lächeln und drückte seine Hand.

Kakyuu beobachtete dies und gemischte Gefühle machten sich in ihr breit. Sie hatte immer sehr viel für Seiya empfunden, auch wenn von Liebe vielleicht keine Rede sein konnte. Sie freute sich, dass er so glücklich war und eine solche Freundin gefunden hatte. Auch Bunny mochte sie sehr und sie sah die ehrliche Zuneigung zwischen ihnen. Sie waren ein tolles Paar, das konnte sie neidlos zugeben. Doch auch sie wünschte sich manchmal die Nähe zu einem anderen Menschen. Eine solche Vertrautheit wie zwischen Bunny und Seiya.

Ihre Augen suchten die Seiyas.

„Wir werden für immer Freunde sein. Und Verbündete.“ Sie lächelte sanft. „Wenn auch auf einer anderen Ebene.“

Erstaunt sah Seiya sie an.

„Wie meinst Du das?“

„Du bist nicht mehr meine Kriegerin, meine Vertraute. Du wirst an Königin Serenitys Seite über Crystal Tokyo herrschen. Du wirst König sein. Wir werden also politische Verbündete sein. Und im Herzen Freunde.“

Die Worte Kakyuus berührten Seiya sehr. Auch Bunny war sehr gerührt über die tiefe Freundschaft Kakyuus zu Seiya. Normalerweise gefiel es ihr nicht, wenn andere Frauen ihrem Freund so nahe waren, doch verspürte sie keine Eifersucht. Sie spürte, dass es dazu keinen Grund gab.
 

Plötzlich öffnete sich die Tür und zwei leicht nasse Personen traten verlegen ein.

„Hallo.“, sagte Amy schüchtern.

„Amy!“, rief Bunny aus. „Taiki!“

„Hallo Taiki!“, begrüßte auch Makoto ihn, stand auf und nahm ihn in den Arm. Die anderen taten es ihr nach. Alle freuten sich sehr, dass er wieder da war.

Kakyuu trat indes auf Amy zu und nahm deren Hände in ihre.

„Ich freue mich sehr, Dich wiederzusehen, Amy.“, begrüßte sie sie lächelnd. Amy erwiderte es.

„Ich freue mich auch.“, antwortete sie. Und das meinte sie ehrlich. Sie mochte Kakyuus ruhige, vernünftige, aber sehr warme und liebevolle Art. Außerdem hatte sie ihr Taiki wiedergebracht.
 

Als sie schließlich alle zusammensaßen, ergriff Kakyuu das Wort.

„Ich freue mich sehr, euch alle wohlbehalten wiederzusehen. Auf Euphe ist Frieden eingekehrt, doch spüre ich, dass es hier eine neue Gefahr gibt.“ Fragend sah sie die anderen Mädchen an. Bedrückt blickte Bunny sie an.

„Kurz nachdem Seiya, Yaten und Taiki nach Euphe gegangen sind, tauchten tatsächlich neue Gegner auf. Sie wollen die Menschen vernichten und das Böse verbreiten. Wir waren lange machtlos gegen sie und hätten diesen Krieg beinahe verloren. Nur Seiya habe ich es zu verdanken, dass ich überhaupt noch lebe.“ Sie schenkte ihrem Freund ein zaghaftes Lächeln. Er errötete leicht, erwiderte ihr Lächeln aber.

„Du verdankst ihm Dein Leben?“, hakte Kakyuu nach. Bunny nickte.

„An dem Tag, als Seiya und Yaten wieder zur Erde kamen, wurden wir von einem Dämon angegriffen. Einen nach dem anderen hat er aus dem Weg geräumt, bis zum Schluss nur noch ich übrig war. Ich… ich hatte die Saat des Bösen in mir und sie hätte mich beinahe umgebracht. Hätte sie es nicht getan, hätte der Dämon es getan. Ich war machtlos.“

Sie schluckte und fuhr fort.

„Gerade noch rechtzeitig ist Seiya als Sailor Star Fighter aufgetaucht und hat mich gerettet.“

„Ich dachte, es wäre zu spät.“, erklärte Seiya und schluckte hart. Noch immer warf die Erinnerung an ihren Anblick ihn aus der Bahn.

Kakyuu sah aufmerksam von Bunny zu Seiya und lächelte.

„Eure Liebe ist stark. Satrk genug um allem Bösen dieser Welt die Stirn zu bieten.“

Überrascht sah das Paar die Prinzessin vom Planeten Euphe an. Was meinte sie damit? Kakyuu deutete den Blick der beiden richtig und erläuterte ihre Aussage.

„Bunny, Du hast Dich verändert, seit ich Dich das letzte Mal gesehen habe. Du bist viel stärker und mächtiger geworden. Deine Aura ist deutlich stärker. Nur durch eure Liebe war das möglich.“

„Du meinst, wenn Seiya und ich uns nicht lieben würden, wäre vielleicht alles vorbei gewesen?“, fragte Bunny mit großen Augen. Kakyuu legte den Kopf leicht schief und dachte darüber nach.

„Das wäre schon möglich.“

Seiya und Bunny sahen sich an. Sie beide hatten ein merkwürdiges Gefühl im Bauch. Hing das Schicksal einer ganzen Welt von ihrer Liebe ab? Seiya setzte ein Grinsen auf. Wenn das wirklich so war, dann machte er sich keine Sorgen. Seine Liebe zu Bunny würde nie vergehen.

Minako kuschelte sich indes mit glitzernden Augen an Yaten. Wie romantisch das doch war! Ihre Liebe zu Yaten würde sie auch stärker machen, ganz sicher! Yaten guckte etwas genervt und verdrehte die Augen. Typisch. Minako musste gleich wieder so anhänglich werden. Ja, die Liebe zwischen Seiya und Bunny war mit Sicherheit etwas ganz besonderes, immerhin war sie die Mondprinzessin und sie würden zusammen regieren. Aber das hieß doch nicht, dass sie ein besseres Paar waren als andere Paare, er und Minako zum Beispiel. Er fand, dass Minako sich nicht an der Beziehung der anderen orientieren sollte, sondern in ihrer eigenen Beziehung leben sollte. Und immerhin hatte auch sie einen verdammt tollen Freund, fand er.

Doch er bemerkte, dass auch Rei und Makoto anscheinend von der angeblich so großartigen Liebe zwischen Seiya und Bunny angetan zu sein schienen. Sie seufzten und sahen das Paar verträumt an. Er wettete, dass sich jede von ihnen auch gerade einen Freund herwünschte, der sie so liebte, wie Seiya Bunny liebte. Sein Blick wanderte zu Amy. Sie saß etwas verlegen neben Taiki und nestelte an dem Saum ihres Rockes herum. Er musste unwillkürlich grinsen. Na schön, Amy war anders als die anderen Mädchen, aber ihr Traumprinz saß ja nun schon neben ihr, da konnte wohl auch die vernünftige Amy nicht anders, als romantische Gefühle zu hegen.

„Hey Yaten, was grinst Du so?“, fragte Minako ihn für seinen Geschmack etwas zu laut. Alle Köpfe drehten sich zu ihm. Es behagte ihm gar nicht, von allen Seiten so angestarrt zu werden. Entnervt drehte er den Kopf weg und sparte sich eine Antwort. Doch das ließ Minako nicht mit sich machen. Sie blickte ihn böse an und kniff in sein Ohr, was ihn das Gesicht vor Schmerz verziehen ließ.

„Ich habe mit Ihnen geredet, Herr Kou!“, zischte sie und Yaten blickte sie entgeistert an.

„Ich äh… ich… freue mich nur, dass Taiki und Kakyuu hier sind.“, versuchte Yaten sich schließlich herauszureden und hoffte, dass Minako es schluckte. Seine wahren Gedanken wollte er nicht preisgeben. Amy bloßstellen wollte er nun auch nicht.

Minako ließ sein Ohr los und guckte nun wieder zuckersüß.

„Na also, es geht doch.“

Alle außer Minako und Yaten fingen an zu lachen. Minako hatte ihren Freund anscheinend wirklich gut im Griff.

„Armer Yaten.“, raunte Seiya Bunny zu und sie grinste.

„Ich glaube, er hat mit Minako schon die richtige Freundin gefunden.“ Sie zwinkerte ihm zu.
 

Plötzlich klopfte es an der Tür. Alle sahen sich verwundert an. Es fehlte doch niemand in ihrer Runde… Wer könnte denn jetzt noch kommen? Verwundert schritt Rei zur Tür und öffnete sie. Als sie sah, wer dort geklopft hatte, blieb ihr fast die Luft weg.

„Yuuichiro!“, rief sie, als sie den jungen Mann, der dort vor ihr kniete, erkannte.

„Hallo Rei.“, sagte er und wagte es kaum, sie anzublicken.

Sie ließ sich ebenfalls auf ihre Knie fallen und umarmte den ehemaligen Tempeldiener herzlich. Dieser hatte mit so einer überschwänglichen Begrüßung nicht gerechnet und lief knallrot an. Schon damals war Rei seine große Liebe gewesen und seine Gefühle hatten sich während seiner Abwesenheit nicht ein bisschen geändert. Sie jetzt nach so langer Zeit wiederzusehen, war einfach überwältigend. Sie war noch schöner geworden.

Rei wusste selbst nicht so genau, wie sie dazu kam, ihn so herzlich zu begrüßen. Hatte sie nicht immer Abstand zu ihm gehalten? Ja, sie hatte damals schon Gefühle für ihn, dessen war sie sich durchaus bewusst. Sie hatte es nur nie zugeben wollen. Yuuichiro war einfach nicht der Typ Mann, auf den sie sonst stand. Sie hatte immer von einem gut aussehenden, coolen Mann geträumt, der am besten etwas älter war als sie selbst und viel Geld besaß.

Gut, Yuuichiros Eltern hatten viel Geld, wie sie irgendwann mal erfahren hatte, doch war er so ein Tollpatsch und als cool würde sie ihn sicher nicht bezeichnen. Er wirkte immer etwas zerstreut und seine wilde Mähne und seine Bartstoppeln fand sie auch nicht besonders schick. Und trotzdem… Er war einfach ein toller Mensch. Sie freute sich gerade so sehr ihn wiederzusehen. Mit der Freude, die sie bei Kakyuu und den Star Lights verspürt hatte, war dies hier gar nicht zu vergleichen. So intensiv war das Gefühl. Es war in ihr hochgekocht und hatte sich einfach in dieser Umarmung entladen müssen.

Als sie sich der Blicke der anderen bewusst wurde, lief sie rot an und schob Yuuichiro schnell ein Stück von sich weg. Dieser starrte sie verträumt an.

Rei bemerkte die fragenden Blicke der Jungs und Kakyuu, die Yuuichiro damals nicht kennengelernt hatten.

„Wer ist denn das?“, fragte Seiya neugierig. Rei lachte nervös.

„Kakyuu, Seiya, Yaten, Taiki… Darf ich vorstellen? Das ist Yuuichiro. Er ist ein alter Freund.“

Etwas schüchtern nickte Yuuichiro allen zu.

„Hallo zusammen.“

Bunny begrüßte ihn freudig und grinste in sich hinein. Na, wenn das mal nicht noch was geben würde mit ihm und Rei…

Shoppen macht hungrig

Die Freunde hatten sich taktvoll verabschiedet, nachdem Yuuichiro plötzlich vor der Tür gestanden hatte. Jeder wollte ihm und Rei die Chance geben, sich in Ruhe etwas zu unterhalten. Nun schlenderten sie gemeinsam durch die Stadt und Bunny und Minako hatten es sich zur Aufgabe gemacht, Kakyuu komplett neu einzukleiden. Seiya hatte angeboten, alles zu bezahlen, da Kakyuu kein Geld in irgendeiner auf der Erde gültigen Währung besaß.

Die Jungs hatten etwas Sorge, dass eine geballte Ladung Bunny und Minako etwas zu viel für die sonst eher ruhige und ausgeglichene Prinzessin sein könnte. Doch Kakyuu fühlte sich mit den Mädchen ausgesprochen wohl. Ihre offene und lustige Art machte sie glücklich. Sie fühlte sich akzeptiert, einfach unter Freunden. Sie war hier nicht die Prinzessin, sie war ein einfaches Mädchen, das mit ihren Freunden in die Stadt ging und einkaufte. So viel gelacht wie an diesem Tag hatte sie ihrer Erinnerung nach noch nie.

„Kakyuu, guck mal!“, rief Bunny und ihre Augen strahlten förmlich, als sie Kakyuu ein sommerliches rotes Kleid entgegenhielt. „Das würde Dir ja so gut stehen!“

„Ohja!“, stimmte auch Minako ein und geriet ins Schwärmen. „Bei Deiner tollen Figur kannst Du einfach alles tragen!“

Kakyuu errötete leicht über dieses Kompliment, doch hatte sie nicht viel Zeit sich darüber Gedanken zu machen, denn schon wurde sie von den beiden Blondinen mitsamt dem Kleid in die nächste Umkleidekabine geschoben. Sie konnte gar nicht mehr zählen, wie viele Kleider, Röcke, Hosen, Blusen, T-Shirts, Tops und Pullover sie schon anprobiert hatte. Aber es machte ihr Spaß und die Jungs trugen auch schon einige Einkaufstüten, in denen sich ihre neuen Klamotten befanden.

Nachdem sie das Kleid angezogen hatte, trat sie aus der Kabine. Bunny und Minako waren begeistert. Mit glitzernden Augen betrachteten sie die Prinzessin.

„Perfekt!“, rief Minako.

„Einfach atemberaubend!“, stimmte Bunny ihr wild nickend zu.

Kakyuu lächelte breit. Sie betrachtete sich in einem großen Spiegel und drehte sich einmal um sich selbst. Ja, auch ihr gefiel dieses Kleid sehr. Keck drehte sie sich zu den Jungs um.

„Und? Was meint ihr?“

„Du siehst unglaublich aus!“, schloss sich Seiya sofort den beiden Mädchen an und punktete mal wieder durch seine charmante Art.

Taiki lachte nur und reckte den Daumen nach oben. Ihm lagen Komplimente weniger, doch fand auch er das Kleid sehr hübsch. Yaten hingegen war die ganze Situation furchtbar unangenehm. Diese große Gruppe fiel sowieso schon auf. Zum einen waren da sie selbst, die Three Lights, die immer noch ständig erkannt wurden, und dann gab es auch noch Bunny und Minako, die den ganzen Laden durcheinander brachten. Er hasste diesen Trubel. Grummelnd stand er dabei und hatte absolut keine Lust, irgendwelche Kommentare abgeben zu müssen.

Doch Kakyuu ließ das nicht so einfach zu. Herausfordernd stellte sie sich vor Yaten. Sie kannte seine Launen nur zu gut, immerhin war sie zusammen mit ihm aufgewachsen. Sie wusste, wie sie mit ihm umgehen konnte.

„Na, Yaten? Was meinst Du?“, fragte sie ihn breit grinsend.

„Sieht gut aus.“, murmelte er, sah aber gar nicht genau hin.

„Yaaaaaten.“, hörte er dann Minakos Stimme. „Sei doch nicht so ein Spielverderber.“

„Ich bin kein Spielverderber.“, antwortete Yaten trotzig. Das war ja noch schöner, dass seine Freundin so von ihm sprach.

„Bllllllll!“ Minako streckte ihm die Zunge heraus. „Du bist wohl ein Spielverderber, alter Grummelkopf!“ Sie lachte, doch Yaten fand das ganz und gar nicht lustig.

„Mir reicht’s.“, knurrte er und steuerte schnurstraks auf die Ladentür zu. Darauf hatte er nun wirklich keine Lust.

„Aber Yaten!“, rief Minako ehrlich schockiert und wollte ihn aufhalten. Doch Kakyuu hielt sie zurück und lächelte sie kopfschüttelnd an.

„Lass ihn.“, sagte sie. „Der kriegt sich schon wieder ein. Jetzt würdet ihr nur streiten, glaub mir. Wenn er erst mal seine Ruhe gehabt hat, merkt er, dass er sich nicht so gut verhalten hat und dann kommt er von alleine. Vertrau mir.“ Sie zwinkerte ihr zu.

„Sie hat absolut Recht.“, stimmte Seiya ihr grinsend zu. „So ist Yaten.“

„Ich hoffe, ihr habt Recht.“, gab Minako nach, nicht jedoch ohne ein mulmiges Gefühl zurückzubehalten.
 

Der Rest der Shoppingtour verlief etwas ruhiger. Langsam hatte Kakyuu genug Klamotten für ihren Aufenthalt und die Gruppe war schon ganz erschöpft.

„Ich hab so einen Hunger!“, maulte Bunny und demonstrativ ertönte ein lautes Knurren.

„Wie wär’s, wenn wir alle Essen gehen.“, schlug Seiya vor und legte den Arm um seine Freundin.

„Auja!“, rief sie begeistert und malte sich in Gedanken schon aus, was sie alles essen wollte.

„Eine gute Idee.“, stimmte Makoto ihnen zu und auch die anderen waren von der Idee begeistert.
 

Wenig später saßen sie alle zusammen in einem Restaurant. Nur durch die Berühmtheit der Jungs war es ihnen so spontan möglich, einen Tisch für 7 Personen zu bekommen. Ganz gentlemanlike zog Seiya für Bunny den Stuhl zurück, sodass sie sich setzen konnte.

„Meine Dame.“, sagte er höflich.

„Oh, vielen Dank.“, kicherte sie amüsiert.

Taiki biss sich auf die Lippe. Eigentlich hatte er Amy auch den Stuhl anbieten wollen, doch würde er sich jetzt blöd vorkommen, nachdem Seiya es bei seiner Freundin getan hatte. So setzte er sich einfach hin und fühlte sich aber auch damit nicht ganz wohl, da er sich irgendwie unhöflich vorkam.

Nachdem sich alle einen Platz gesucht hatten, kam auch schon der Kellner und verteilte die Speisekarten. Bunny wollte eigentlich am liebsten alles auf dieser Karte haben und schon bei dem Gedanken an all die köstlichen Gerichte lief ihr das Wasser im Mund zusammen.

Kakyuu hingegen war etwas unbeholfen. Sie las die Speisekarte, doch konnte sie mit den meisten Sachen gar nichts anfangen. Sie wollte sich ihre Unsicherheit nicht anmerken lassen, doch Seiya hatte sie sofort bemerkt. Er kannte sie viel zu gut, als das ihm das entgangen wäre.

„Soll ich Dir helfen?“, fragte er sie leise. Er saß zu ihrer Rechten, während er selbst Bunny rechts neben sich hatte.

Sie nickte dankbar und Seiya erzählte ihr ein wenig über die verschiedenen Gerichte. Er verglich es mit den Speisen, die es auf Euphe gab und so traf Kakyuu schließlich eine Wahl. Als das erledigt war, drehte sich Seiya zu Bunny.

„Und? Weißt Du schon, was Du nimmst?“, fragte er.

„Nein. Es ist so schwierig.“, sagte sie unglücklich. „Das klingt alles so köstlich.“

„Wenn Du willst, können wir uns so eine Platte für zwei Personen bestellen, da sind mehr verschiedene Dinge drauf.“, schlug er vor.

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass Du dann noch etwas abbekommst oder?“, fragte Minako belustigt, als sie Seiyas Vorschlag hörte.

„Hey!“, protestierte Bunny beleidigt und Seiya lachte.

„Da ist etwas dran.“, stimmte er Minako grinsend zu. „Aber ich riskier’s.“
 

Bald hatten alle bestellt und etwas später, konnte ein ruhiges Essen beginnen. So ruhig zumindest, wie es zusammen mit Bunny und Minako möglich war.

„Hallo zusammen.“, hörten sie plötzlich eine Stimme und alle drehten sich in die Richtung, aus der sie kam.

„Mamoru.“, sagte Bunny verwundert. Seiya neben ihr verkrampfte sich etwas, begrüßte ihn aber trotzdem.

„Hallo Mamoru.“, kam es auch von den anderen. Sein Blick wanderte durch die Reihen und er stellte fest, dass Rei und dieser Yaten nicht dabei waren. Dafür aber der andere von den Three Lights, von dem er dachte, dass er auf seinem Planeten geblieben war. Und seine Prinzessin war ebenfalls anwesend.

„Kakyuu.“, sagte er und gab ihr einen Handkuss. „Es ist schön Euch wiederzusehen.“

„Die Freude ist ganz meinerseits, Endymion.“, erwiderte sie. „Aber lass uns doch die Förmlichkeiten beiseite lassen. Ich bin hier um meine Freunde zu besuchen, ganz privat und nicht als Prinzessin.“

„In Ordnung.“, stimmte Mamoru zu und lächelte charmant. „Ich wollte auch nur hallo sagen. Ich möchte meine Begleitung nicht länger warten lassen.“

Mit neugierigen Blicken schauten alle zu einer jungen Frau etwas abseits, die zu ihnen herüber sah. Sie war schlank und hatte mittellange braune Haare.

„Wer ist denn das, hääää?“, fragte Bunny und stieß Mamoru grinsend mit dem Ellbogen in die Seite. Dieser errötete leicht.

„Das ist Asuka, eine Kommilitonin.“

„Soso!“, sagte Bunny und setzte ein zufriedenes Gesicht auf.

„Ähm, ja… ich geh dann mal.“, antwortete Mamoru, dem es etwas unbehaglich war, mit Bunny über seine weibliche Begleitung zu reden. Ganz besonders, wenn sie gleich solche Anspielungen machte.

„Schönen Abend noch.“, fügte er hinzu und ging dann hinüber zu seiner Begleitung.

Innerlich seufzte er. Warum hatte er hier ausgerechnet Bunny und ihren Freunden begegnen müssen? Eigentlich hatte er Asuka eingeladen, weil er sich ein wenig von ihr ablenken lassen wollte. Die Sache mit Bunny und Seiya ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Wieso nur hatte er sie damals einfach so gehen lassen? Oder vielmehr: Warum hatte er erst jetzt festgestellt, was er damals an ihr hatte?

Dieser Seiya schien sie glücklich zu machen, das konnte er sehen. Und es gefiel ihm ganz und gar nicht. Er war ja nicht mal ein richtiger Mann, was er vor einigen Tagen nur allzu deutlich hatte feststellen können. Ja, er musste zugeben, dass er von der Weiblichkeit von Fighters Körper vollkommen durcheinander gebracht worden war. Doch letztendlich stieß es ihn nur ab. Er wäre niemals in der Lage, mit einer Frau zusammen zu sein, die sich in einen Mann verwandeln konnte. Der Gedanke war absurd! Wie nur konnte Bunny mit einem Mann zusammen sein, der sich in eine Frau verwandelte? Was fand sie nur an ihm? Er konnte es absolut nicht verstehen.

„Hey Mamoru. Ist alles in Ordnung?“, hörte er auf einmal die Stimme seiner Begleitung.

„Wie?“, fragte er hochgeschreckt. Er war so in Gedanken gewesen, dass er auf seine Umgebung gar nicht mehr geachtet hatte. Asuka wies auf den Kellner, der ihm die Speisekarte reichen wollte.

„Oh. Verzeihung.“, sagte Mamoru und nahm die Karte entgegen.

„Stimmt irgendetwas nicht?“, hakte Asuka erneut nach.

„Nein, alles in Ordnung.“, sagte Mamoru lächelnd und hoffte, dass sie das so hinnahm.

„Mhm…“, machte sie. „Na schön.“ Sie wollte Mamoru nicht weiter auf den Zahn fühlen, aber skeptisch blieb sie dennoch.
 

An einem anderen Tisch war die Stimmung deutlich ausgelassener. Nur Minako dachte hin und wieder an Yaten und machte sich etwas Sorgen. Hoffentlich war er nicht mehr sauer…

Zeit für ein wenig Romantik

Es war ein wirklich schöner Abend mit ihren Freunden gewesen. Ein großes Stück waren sie noch gemeinsam nach Hause gegangen, doch irgendwann hatten sich ihre Wege getrennt. Taiki und Kakyuu hatten Amy noch nach Hause begleitet. Diese hatte zwar protestiert, aber sie hatten keine Widerrede zugelassen. Seiya hatte natürlich noch Bunny nach Hause bringen wollen und da Yaten ja nunmal nicht mehr dabei war, war Minako nun alleine unterwegs.

Weit hatte sie es nicht mehr, aber jetzt, da sie alleine war, kam ihr der Nachhauseweg wie eine Ewigkeit vor. Sie wollte endlich zu Hause sein und Yaten anrufen. Mit ihren Freunden hatte sie genug Ablenkung gehabt, um nicht ständig darüber nachzudenken, aber so langsam beschlich sie ein mulmiges Gefühl.

Endlich war ihr Haus in Sicht. Ihre Schritte beschleunigten sich auf die letzten Meter nochmal. Sie kramte in ihrer Tasche nach dem Schlüssel und steckte ihn schließlich in das Schloss. Sie öffnete die Tür und betrat die Wohnung.

„Minako?“, hörte sie die Stimme ihrer Mutter aus dem Wohnzimmer.

„Ja?“, rief sie zurück und sah ihre Mutter, die den Kopf aus der Wohnzimmertür steckte.

„Wo warst Du denn so lange?“

„Ich war noch mit Freunden etwas essen.“, erklärte Minako.

„In Ordnung.“ Ihre Mutter machte ihr nie Probleme, wenn sie länger weg war. Ihre Eltern waren selbst oft nicht da und es kam vor, dass Minako tagelang alleine war. Sie hatte früh gelernt, für sich selbst zu sorgen. Ihr Auslandsaufenthalt in England hatte da auch nicht geschadet.

Minako seufzte und machte sich auf den Weg zu ihrem Zimmer. Das Grinsen ihrer Mutter konnte sie nicht sehen. Diese stand weiterhin am Türrahmen und lauschte.

Minako öffnete die Tür zu ihrem Zimmer und traute ihren Augen kaum.

„Yaten!“, rief sie überrascht aus. Er saß auf ihrem Bett und hielt einen Blumenstrauß  mit Blumen in den verschiedensten Orangetönen in der Hand. Schon seit Stunden hatte er da gesessen und auf sie gewartet. Nachdem er gegangen war, hatte er sich schnell abgeregt. Er hatte wirklich übertrieben reagiert, er war einfach genervt gewesen. Aber das war keine Entschuldigung für sein Verhalten.

Endlich war sie zu Hause! Er stand vorsichtig auf und setzte ein schiefes Lächeln auf. Sein Herz klopfte stark. War sie wohl sauer, weil er einfach abgehauen war?

„Hallo Mina.“, sagte er und wartete ängstlich auf eine Reaktion.

„W-was machst Du denn hier?“, fragte sie verwundert.

„Ich äh… ich…“, er räusperte sich. Man, war das schwierig! „Ich wollte mich bei Dir entschuldigen.“ Zögerlich hielt er ihr die Blumen hin. Minako war vollkommen sprachlos. Was war denn mit Yaten los? Kakyuu hatte anscheinend wirklich Recht.

Nervös sah Yaten seine Freundin an. Wieso reagierte sie denn nicht? Hatte er sich so schrecklich daneben benommen, dass sie eine Entschuldigung nicht annahm? Doch plötzlich lachte Minako und fiel dem völlig perplexen Yaten um den Hals.

„Oh Yaten!“, rief sie lachend.

„Was ist denn jetzt los?“, fragte er verwirrt.

„Ich freu mich nur, dass Du da bist. Und ich nehme die Entschuldigung hiermit offiziell an!“, verkündete sie feierlich und gab ihm, um es zu besiegeln, einen leidenschaftlichen Kuss. Während sie ihm die Blumen aus der Hand nahm und das Zimmer verließ, um sie in eine Vase zu stellen, schaute Yaten ihr nur völlig bedröppelt hinterher. Schließlich breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. Das hatte er wohl richtig gemacht.

 

 

„Mama?“, rief Bunny laut, als sie das dunkle Haus betrat. „Papa? … Shingo?“

Keine Antwort. Sie schaltete das Licht an und entdeckte einen Zettel auf dem kleinen Telefontischchen.

 

Wir sind spontan von Tante Yumi eingeladen worden und werden heute dort übernachten. Etwas zu essen findest Du im Kühlschrank.

 

Bis morgen!
 

Kuss,

 

Mama

 

„Du bist heute Nacht also ganz alleine?“, fragte Seiya, der hinter sie getreten war und den Zettel ebenfalls gelesen hatte.

„Scheint ganz so.“, antwortete Bunny, der, obwohl sie dieses Jahr schon 18 werden würde, immer noch mulmig zumute war, wenn sie über Nacht alleine war.

„Soll ich Dich beschützen, Schätzchen?“, fragte Seiya mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.

„Pah! Als ob ich nicht alleine auf mich aufpassen könnte!“, erwiderte Bunny trotzig. „Du hast wohl vergessen, mit wem Du hier sprichst!“

Seiya lachte. Mit einer solchen Trotzreaktion hatte er gerechnet.

„Na gut, dann gehe ich jetzt mal nach Hause und lasse Dich hier allein.“ Er steckte die Hände in die Hosentaschen und drehte ihr den Rücken zu. „Ganz allein in diesem großen Haus…“, fuhr er fort und entfernte sich ein paar Schritte in Richtung Tür. Wie erwartet spürte er plötzlich Bunnys Arme, die sich von hinten um ihn schlangen. Ja, beinahe klammerten!

„Nein, lass mich nicht alleine!“, sagte sie mit beinahe schon weinerlicher Stimme. Seiya konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Na gut, wenn Du willst, dann muss ich eben heute Nacht bei Dir bleiben, Schätzchen.“

Sie nickte eifrig und ihre Umklammerung wurde etwas lockerer. Seiya drehte sich in ihren Armen um und nun schlang auch er seine Arme um sie. Er beugte sich zu ihr runter und gab ihr einen zärtlichen Kuss, bei dem seine Zunge sich langsam in ihren Mund vortastete und mit ihrer spielte. Wie bei jedem Kuss mit ihr schien sich ein Schwarm Schmetterlinge explosionsartig in seinem Bauch auszubreiten. Als sie den Kuss schließlich wieder lösten, seufzte er wohlig.

„Ich liebe Dich ja so sehr, Schätzchen.“, flüsterte er mit geschlossenen Augen, während seine Stirn an ihrer lehnte.

„Achja?“, hakte sie kichernd nach. „Wie sehr?“

Er überlegte kurz.

„Ich dachte immer, Kakyuu sei die einzige Person, für die ich so etwas wie Liebe empfinden würde. Aber als ich Dich kennengelernt habe, habe ich gemerkt, dass die Liebe eines Untergebenen zu seiner Prinzessin niemals mit der Liebe eines Mannes zu einer Frau zu vergleichen ist. Du hast mir gezeigt, was wahre Liebe ist, mein Schätzchen. Für Kakyuu hätte ich mein Leben gegeben. Aber jetzt, da ich Dich habe, möchte ich leben! Das einzige, was über meinem eigenen Leben steht, ist Deines. Denn ich liebe Dich mehr als alles andere. Nicht nur auf dieser Welt, sondern in der gesamten Galaxie.“

Bunny war sprachlos. Sie wusste wirklich nicht, was sie zu dieser Liebeserklärung sagen sollte. Sie war überwältigt. Nachdem sie einige Sekunden nichts gesagt hatte, seufzte Seiya.

„Es tut mir Leid, Schätzchen. Meine Liebe zu Dir lässt sich einfach nicht in Worte fassen…“ Er klang etwas enttäuscht.

„Nein! Ich… ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll! Ich bin sprachlos! Das war die schönste Liebeserklärung, die ich je bekommen habe!“

Erleichtert lächelte er sie an und strich mit seinem Daumen sanft über ihre Wange, bevor er sich ein weiteres Mal zu ihr hinunterbeugte, um sie zu küssen. Sie war einfach seine Prinzessin, seine Königin, die Liebe seines Lebens.

 

Wenig später stand Seiya im Bad der Tsukinos und putzte sich die Zähne. Eine Zahnbürste hatte er noch von seiner letzten Übernachtung hier. Bunny war schon im Bad gewesen und wartete jetzt in ihrem Zimmer auf ihn. Sein Herz klopfte aufgeregt. Bei dem letzten und bisher einzige Mal, dass er hier übernachtet hatte, hatte er am nächsten Tag nach Euphe abreisen müssen. Es war sehr schön aber auch traurig. Doch dieses Mal sollten sie die Zeit zusammen einfach genießen können.

Er spülte sich den Mund aus und klatschte sich anschließend noch etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Als er sich das Gesicht abgetrocknet hatte, sah er in den Spiegel und atmete einmal tief durch. Wieso war er nur so nervös? Es war doch nichts Ungewöhnliches, dass ein Junge bei seiner Freundin übernachtete, oder? Er fuhr sich einmal durch die Haare und verließ dann das Bad. An ihrem Zimmer angekommen, atmete er nochmal tief durch und klopfte dann an.

„Komm rein.“, rief Bunny von innen und Seiya betrat das Zimmer. Sie saß an ihrer Kommode und kämmte ihr langes Haar. Er hatte es bisher nur sehr selten offen gesehen und war mal wieder überwältigt von der Länge. Sie hatte sich bereits umgezogen und trug nun eine lange Schlafanzughose und ein ärmelloses Top dazu.

„Deine Haare sind unglaublich.“, sagte er bewundernd und erntete ein Lächeln dafür.

„Danke. Ich habe sie ewig wachsen lassen.“

„Das sieht man.“

„Deine Haare sind ja aber auch nicht gerade kurz.“, kicherte sie.

Nachdenklich fuhr Seiya sich durch seinen Zopf. Er gehörte zu seinem Aussehen als Sailorkriegerin von Euphe, genau wie bei Taiki und Yaten.

„Ich musste die Haare so tragen.“, gab er schließlich als Antwort.

„Ich finde, es steht Dir ausgezeichnet.“, lächelte Bunny ihn über den Spiegel an. Ja, sie mochte seine Haare. Irgendwie verliehen sie ihm einen gewissen Reiz, ließen ihn außergewöhnlich aussehen.

„Findest Du?“ Kritisch betrachtete er sich neben Bunny im Spiegel.

„Ja, finde ich.“, sagte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange, die so verlockend neben ihrem Gesicht war. Sie stand auf und streckte sich etwas, wobei ihr Top ein wenig hochrutschte und einen verführerischen Blick auf ihren Bauch freigab, der Seiya nicht entging. Ein leichter Rotschimmer zeichnete sich auf seinen Wangen ab.

„Kommst Du ins Bett?“, fragte sie gähnend, während sie selbst sich schon unter der Decke verkroch.

„Gern.“, grinste er und fing an sich auszuziehen. Bunny konnte ihren Blick nicht von ihm abwenden. Nach und nach war immer mehr von ihm zu sehen. Er knöpfte sein Hemd auf und seine glatte, muskulöse Brust kam zum Vorschein, dann sein Bauch und schließlich auch seine Arme, als er sich das Hemd gänzlich abstreifte. Als er nun seine Hose aufknöpfte, wurde Bunny rot und schaute beschämt weg, konnte jedoch nicht anders, als zwischendurch ein wenig zu linsen.

Schließlich stand er nur noch in Boxershorts da und trat zu ihr ans Bett. Etwas verlegen hielt sie ihm die Decke hoch und bedeutete ihm, sich neben sie zu legen. Dieser Einladung kam er natürlich sofort nach und schon spürte Bunny den warmen Körper ihres Freundes neben sich. Er drehte sich auf die Seite und  sah sie an, während er seinen Kopf mit seinem Arm abstützte.

„Du bist wunderschön, Schätzchen.“, stellte er fest. Bunny errötete leicht und lächelte ihn an.

Oh Gott, wie schön sie ist, dachte er für sich. Er konnte kaum glauben, was für ein Glück er hatte. Er lag hier neben seiner Traumfrau, der Prinzessin des weißen Mondes, der zukünftigen Königin Crystal Tokyos, die ihre festgeschriebene Zukunft aufgegeben hatte und sich nun für ihn entschieden hatte, einen einfachen Diener eines anderen Planeten.

Er streckte die Hand nach ihr aus und streichelte ihr sanft über ihre Seite. Ein wohliger Schauer lief ihr den Rücken herab. Sie zögerte kurz, überwand dann jedoch ihre Schüchternheit und fing auch an, ihn über die Seite zu streichen. Nur dass er nichts mehr darüber anhatte und sie so seine nackte Haut berührte. Eine feine Gänsehaut bildete sich dort, wo sie ihn berührte. Allein diese sanften Streicheleien von ihr machten ihn wahnsinnig.

Er konnte seinem Verlangen nicht länger standhalten und so beugte er sich zu ihr rüber, zog sie fest an sich und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss, der sowohl sie als auch ihn vollkommen überwältigte.

Feuer der Leidenschaft

Schon seit Stunden saßen sie hier draußen auf den Stufen vor dem Hauptgebäude des Tempels. Reis Großvater ließ die beiden erstaunlicherweise in Ruhe. Er hatte Yuuichiro zwar begrüßt und ihm angeboten, ihr Gast zu sein, aber ansonsten hatte er ihnen ihre Ruhe gelassen. Einmal hatte er ihnen etwas zu trinken und etwas Gebäck gebracht, wobei er sie mit wohlwollenden Augen angesehen hatte. Rei war ihm dankbar für sein doch eher untypisches Verhalten. Aber im Ernstfall war auf ihn eben wirklich Verlass.

Stundenlang hatten sie über alles geredet, was Yuuichiro auf seinen Reisen erlebt hatte und auch was hier in der Zwischenzeit so passiert war. Rei hatte nicht einmal gemerkt, wie es dunkel wurde, bis ihr Großvater ihnen eine Kerze hinstellte und ihnen eine gute Nacht wünschte.

Was war nur passiert? Früher hatte sie nie so lange mit Yuuichiro geredet. Immer war er viel zu schüchtern gewesen. Doch seine lange Abwesenheit und die vielen Dinge, die er auf seiner Reise erlebt hatte, schienen ihm Selbstvertrauen verliehen zu haben. Irgendwie war er ein anderer Mensch geworden. Und trotzdem war er ihr so vertraut...

Ein Gähnen entwich ihr. Wie spät es wohl war?

„Bist Du müde?“, hörte sie Yuuichiros Stimme und sie drehte sich ihm zu. Die letzten Minuten hatte sie ihren eigenen Gedanken nachgehangen und gar nicht bemerkt, dass sie geschwiegen hatten. Es war offensichtlich kein unangenehmes Schweigen gewesen. Sie lächelte ihn an.

„Etwas, ja.“, gab sie zu. „Heute war ein aufregender Tag.“

„Wieso das denn?“

„Naja, erst tauchen Taiki und Kakyuu hier plötzlich auf… Von denen hatte ich Dir ja erzählt. Und dann Du. Gleich drei Personen, mit denen ich nicht gerechnet hätte.“

„Ich hoffe, das ist Dir alles nicht zu viel.“, sagte er bestürzt. Er wollte ihr doch auf keinen Fall zur Last fallen.

„Nein, überhaupt nicht!“, wehrte sie schnell ab. „Im Gegenteil. Ich freue mich riesig. Wirklich.“

Verlegen und mit geröteten Wangen sah Yuuichiro auf den Boden. Unter seiner wilden Mähne konnte Rei dies kaum erkennen, doch schmunzelnd erahnte sie, wie es unter seinem langen Pony gerade aussah.

Ein weiteres Gähnen überkam sie.

„Es tut mir leid, Yuuichiro. Ich glaube, ich muss langsam ins Bett. Ich hoffe, Du bleibst noch eine Weile bei uns und wir können morgen weiterreden?!“ Fragend sah sie ihn an.

„So lange ihr mich hier duldet, bin ich gerne euer Gast.“, antwortete er und ohne so recht zu wissen wieso, breitete sich Erleichterung in ihr aus.

Sie erhob sich und führte Yuuichiro noch zu seinem alten Zimmer, in dem er auch diese Nacht wieder schlafen sollte.

„Du weißt ja, wo alles ist, nicht wahr?“, vergewisserte sie sich.

„Ja, vielen Dank.“, antwortete er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Ist noch etwas?“, fragte sie, als er noch etwas rumdruckste. Er räusperte sich und mit hochrotem Kopf gab er ihr einen kleinen Kuss auf die Wange. Reis Augen weiteten sich und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Doch ehe sie es sich versah, hatte er sich schon wieder zurückgezogen und aus lauter Panik vor ihrer Reaktion die Schiebetür vor ihrer Nase zugeknallt.

Wir erstarrt blickte sie mit noch immer geweiteten Augen die Tür an. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Es vergingen einige Sekunden, bevor sie sich wie in Trance von seinem Zimmer wegbewegte.

Auf dem Weg zu ihrem Zimmer kam sie an ihrem Gebetsraum vorbei. Sie wusste nicht, warum, aber irgendwie zog es sie hinein. Sie kniete sich vor das ständig lodernde Feuer und machte eine rituelle Verbeugung. Sie schloss ihre Augen und begann ihr Gebet.

Das Feuer loderte heiß und wild wie nie zuvor und doch nahm sie es nicht als Bedrohung wahr. Im Gegenteil: Es war ihr vertraut und fühlte sich richtig an. Sie fühlte sich wohl. Nur die Deutung dieser Flammen gelang ihr an diesem Abend einfach nicht.
 

In Seiya loderte derweil ein anderes Feuer. Er küsste das Mädchen, welches er so sehr liebte, so sehr begehrte, voller Leidenschaft und spürte die Hitze in sich aufsteigen. Sein Verstand schien ihn vollkommen zu verlassen. Einzig und allein das Spiel mit ihren Zungen, ihre Berührungen, ihre Liebe zählten in diesem Moment.

Seine Hand, die auf ihrem Rücken ruhte, wanderte wie von alleine unter ihr Top und nun streichelte er ihre nackte Haut. Sie seufzte auf und ein wohliger Schauer lief ihr den Rücken hinunter, dort, wo Seiyas Hand entlang strich. Er fühlte, dass sie keinen BH mehr darunter trug.

Wie automatisch streichelte sie über seine glatte, muskulöse Brust. Sie dachte gar nicht darüber nach, sondern genoss einfach seine Nähe. Würde sie darüber nachdenken, würde sie vor Scham vermutlich im Boden versinken. Doch sie tat es nicht. Durch Seiyas leidenschaftlichen Kuss hatte auch ihr Verstand sich verabschiedet. Und dass er sich, lediglich mit Boxershorts bekleidet, an sie schmiegte, machte es nicht besser.

Ohne die Lippen von ihren zu lösen drehte er sie auf den Rücken, sodass er sich über sie beugen konnte. Die Finger seiner rechten Hand verschränkten sich mit ihren. Aus dem leidenschaftlichen Kuss wurde ein sanfter und er strich mit seinen Lippen zärtlich über ihre. Sie hielt ihre Augen geschlossen und genoss jede einzelne Sekunde.

Langsam wanderte er mit seinen Lippen ihren Hals hinunter, bis er ihr Schlüsselbein erreichte. Sein Blick fiel auf ihr Gesicht. Sie hatte ihre Augen noch immer geschlossen, doch hatte sie ihre Lippen leicht geöffnet und ihre Wangen waren deutlich gerötet. Schließlich öffnete sie ihre Augen und ihr Blick traf Seiyas.

Seine Augen glänzten und er wirkte beinahe fiebrig. Das Verlangen nagte an ihm, aber er wollte es nicht zu schnell angehen, ihr Zeit geben. Doch das Verlangen hatte auch sie längst überkommen. Sie legte ihre freie Hand in seinen Nacken und zog ihn zu sich hinunter, um ihm einen weiteren leidenschaftlichen Kuss zu geben. Seiya entwich ein Stöhnen. Diese Frau machte ihn einfach völlig verrückt.
 

Bunny, die Seiyas Zögern bemerkt hatte, hatte es nicht mehr ausgehalten. Sie hatte ihn unbedingt wieder küssen müssen. Es fühlte sich so gut an, so richtig. Sie drehte sich mit ihm herum, sodass er nun auf dem Rücken lag. Sie setzte sich rittlings auf seinen Schoß, wobei sie den Kuss nicht für eine Sekunde löste.

*Oh Goott….*, schoss es Seiya durch den Kopf. Seine Erregung war deutlich erkennbar und mit einer Mischung aus Besorgnis, Scham und Verlangen bemerkte er, dass sie genau darauf saß. Ob sie es wohl spürte? Und wie würde sie darauf reagieren? Hätte er doch bloß mehr als nur eine Boxershorts an!

Atemlos löste Seiya schließlich den Kuss.

„Schätzchen…“, keuchte er. „Du willst wohl, dass ich wahnsinnig werde…“

„Wer macht hier wen wahnsinnig?“, fragte sie ebenfalls atemlos.

„Ich mein’s ernst… Ich kann mich bald nicht mehr zurückhalten.“ Er sah sie an und merkte, dass seine Wangen heiß waren. Mit glänzenden Augen sah sie ihn an. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bevor sie etwas sagte.

„Das brauchst Du auch gar nicht…“

Augenblicklich machte sein Herz einen Hüpfer. Er setzte sich auf und schlang seine Arme um ihre Hüfte, während er seine Lippen wieder mit ihren verband. Seine Hände wanderten unter ihr Top und schoben es langsam hoch. Er löste den Kuss.

Bunny Herz schlug bis zum Hals. Sie war furchtbar aufgeregt und nervös. Gleich würde er sie zum ersten Mal nackt sehen! Naja, zumindest ihren Oberkörper… Überhaupt war er der erste Mann, der sie so sehen würde. Noch konnte sie einen Rückzieher machen, doch das wollte sie gar nicht. Trotz ihrer Nervosität fühlte sie sich nicht unwohl.

Sanft zog Seiya das Oberteil hoch und ihr über den Kopf. Mit entblößten Brüsten saß Bunny nun auf seinem Schoß und wartete atemlos auf das, was als nächstes passieren würde. Doch im ersten Moment passierte gar nichts. Der Anblick von Bunnys freiem Oberkörper hatte ihn umgehauen. Sie war einfach perfekt. Ihre wohlgeformten Brüste sahen weich und dennoch fest aus.

Endlich kam wieder Bewegung in ihn. Mit seinen Händen streichelte er langsam ihre zierliche Taille entlang hinauf zu ihren Brüsten. Bunny hielt den Atem an. Gleich würde er sie berühren. Sie spürte seine Hand, die auf Höhe ihrer Brust verharrte. Mit seinem Daumen streichelte er nun seitlich über ihre Brust, bevor er ihre Brustwarze erreichte. Bunny schloss die Augen und stöhnte auf.

Als sie eine Bewegung von Seiya wahrnahm, öffnete sie ihre Augen leicht. Er hatte sich aufgesetzt und drückte ihr nun wieder seine Lippen auf. Dabei streichelte er mal sanft mal fordernder über ihre Brüste. Ein gelegentliches Stöhnen konnte Bunny nicht unterdrücken.

Sie warf ihren Kopf in den Nacken, als er mit den Lippen nun ihren Hals hinab wanderte, an ihrem Schlüsselbein kurz verharrte und schließlich ihre Brüste erreichte. Mit der Zunge umfuhr er ihre Warzen, saugte daran und leckte darüber. Bunny streckte sich ihm entgegen und presste ihr Becken gegen seinen Schoß. Seiya keuchte auf. Sie hatte ja keine Ahnung, wie verrückt ihn das machte.

Er packte sie an der Hüfte und presste sie in die Laken. Erwartungsvoll blickte sie ihn an. Er bedeckte ihren Körper mit Küssen und umfuhr mit der Zunge ihren Bauchnabel. Mit den Händen fuhr er ihre Konturen nach, die Taille hinauf zu ihrer Brust und über ihren flachen Bauch zurück bis zum Ansatz ihrer Hose. Entlang dieser Linie küsste er ihren Bauch, während er die Fingerspitzen in den Bund ihrer Hose schob. Er suchte ihren Blick, um ihre Reaktion zu sehen. Noch immer glänzten ihre Augen und als sie ihr Becken hob, war die Antwort eindeutig.

Langsam zog er ihr die Hose aus und warf sie beiseite. Sein Blick wanderte ihre langen schlanken Beine entlang und über ihr rosafarbenes Höschen. Er schmunzelte, als er das Häschen darauf erblickte. Es wirkte so kindlich und passte gar nicht zu ihrem derzeitigen Verhalten.
 

Bunnys Herz schlug hart gegen ihre Brust. Sie spürte die Hitze, die sich in ihrem gesamten Körper ausgebreitet hatte. Sie war nervös, doch wollte sie sich das nicht anmerken lassen. Sie vertraute Seiya und wusste, dass er niemals etwas tun würde, was sie nicht wollte. Sie genoss seine Berührungen, doch sah sie lieber nicht hin. Wenn sie sehen würde, wie sie fast nackt dort lag und er sie so berührte, würde sie vor Scham vermutlich im Boden versinken.

Sie spürte seine Hände ihre Beine hinauf wandern. Er strich über die Innenseite ihrer Schenkel, was ein angenehmes Kribbeln in ihr verursachte. Seine linke Hand ruhte nun auf ihrer Hüfte, während er mit der rechten wieder ihren Schenkel hinabfuhr. Plötzlich spürte sie seine Lippen an ihrem Schenkel. Unter Küssen wanderte er langsam ihren Schenkel wieder hinauf, bis er ihre Mitte erreichte und ihr dort durch das Höschen einen Kuss gab.

Erneut stöhnte Bunny auf. Noch nie hatte sie so etwas gespürt. Allein diese leichte Berührung löste ein unglaubliches Gefühl in ihr aus. Sie merkte, dass Seiya sich nun über sie beugte und seine Hände links und rechts von ihrem Kopf platzierte. Sie öffnete leicht ihre Augen, nur um sie sofort wieder zu schließen, als seine Lippen sich erneut mit ihren verbanden.

Als er den Kuss wieder gelöst hatte, spürte sie seinen heißen Atem an ihrem Ohr.

„Ich halt das nicht mehr aus, Schätzchen…“, wisperte er und eine feine Gänsehaut überzog ihren Körper.

Das gibt Ärger!

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Konsequenzen

„Mama!“, rief Bunny entsetzt aus, als sie sich der Situation klar geworden war. Sie hatte die Decke bis zum Kinn hochgezogen und so schaute nur noch ihr hochroter Kopf hervor.

„Was denkt ihr euch eigentlich???“, schrie ihre Mutter sie an.

„I-ich…“, Bunny wusste nicht, was sie sagen sollte. „Es tut mir leid… Ich…“

„Du brauchst mir nichts zu erklären, Bunny.“, sagte ihre Mutter mit gereizter Stimme. „Sei froh, dass ich es bin und nicht Dein Vater.“ Bei dem Gedanken an ihren Vater wurde Bunny schlecht. Er hätte sie mit Sicherheit umgebracht!

„Du sagst es ihm doch nicht, oder?“, fragte sie entsetzt. Ikuko seufzte.

„Nein, ich werde es ihm nicht sagen. Ich möchte, dass ihr beide noch eine Weile am Leben bleibt. Papa und Shingo sind noch schnell am Kiosk und holen eine Kleinigkeit zum Frühstück.“ Sie wandte sich nun an Seiya, dem die ganze Sache vermutlich noch unangenehmer war als Bunny.

„Seiya, ich will Dich nicht rausschmeißen oder so, aber ich glaube, es ist besser, wenn Du Dir jetzt ganz schnell Deine Sachen schnappst und gehst.“

„Ja.“, stimmte er schnell zu. „Sofort.“

Ohne ein weiteres Wort drehte Ikuko sich um und verließ das Zimmer.

„Oh Gooooott…“, stöhnte Bunny verzweifelt auf und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Warum musste ihr so etwas nur passieren?

„Tut mir leid, Schätzchen. Das ist alles meine Schuld.“, entschuldigte sich Seiya, während er sich aufsetzte.

„Es ist nicht Deine Schuld.“

Seiya betrachtete etwas unglücklich seine Boxershorts. Warum hatte er nicht was anderes benutzen können? So konnte er sie jedenfalls nicht anziehen.

„Du hast nicht zufällig eine Shorts für mich, oder?“, fragte er zweifelnd. Bunny schüttelte den Kopf.

„Nein, tut mir leid…“

„Mhm… Mist…“ Er griff nach seiner Hose und stieg ohne Shorts hinein. Ein unangenehmes Gefühl, aber es war grad einfach nicht anders möglich.

Auch Bunny hatte sich inzwischen wieder Unterwäsche angezogen und griff sich nun eine Hose und ein T-Shirt aus dem Schrank. Mit einem dumpfen Gefühl im Magen schlüpfte sie in ihre Hose. Was würde sie sich von ihrer Mutter nun anhören dürfen? Würde sie ihr womöglich verbieten, Seiya wiederzusehen? Das durfte nicht sein!

Seiya war nun wieder vollständig bekleidet, wenn man mal von der fehlenden Boxershorts und den Schuhen, die unten im Flur standen, absah. Er griff sich eine der Plastiktüten, in denen Bunnys neue Klamotten von ihrer gestrigen Shoppingtour befanden, leerte sie aus und steckte seine Shorts hinein. Die wollte er ihr unter keinen Umständen hier lassen.

Als beide soweit fertig angezogen waren und Bunny vor lauter Nervosität schon eine ganze Weile nicht geredet hatte und nervös auf ihrer Unterlippe kaute, packte Seiya sie an den Schultern und zwang sie, ihn anzusehen.

„Schätzchen, das ist wirklich dumm gelaufen und es tut mir wirklich leid. Ich hoffe, Du bereust es jetzt nicht…“ Sorge lag in seiner Stimme und in seinem Blick. Er wollte keinesfalls, dass sie diese Art der Vertiefung ihrer Beziehung bereute.

Bei dem Gedanken an die letzte Nacht, röteten sich ihre Wangen deutlich. Es bereuen? Nein, auf keinen Fall! Es war unglaublich gewesen und das Schönste, was sie bisher mit einem Mann geteilt hatte.

„Ich… nein… Ich bereue es nicht… Ich habe nur Angst, vor dem, was jetzt kommt.“

Er zog sie fest in seine Arme und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel.

„Egal, was kommt… Ich werde immer zu Dir stehen, das weißt Du, oder?“

Sie kuschelte sich an seine Brust und nickte.

„Gut.“ Er löste sich leicht von ihr und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. „Ich sollte jetzt lieber gehen.“

Erneut nickte sie und verließ von ihm gefolgt ihr Zimmer. Ihre Mutter wartete schon dort unten im Flur. Mit geröteten Wangen wandte Seiya sich an sie. Er räusperte sich.

„Ich… hrhrm…. Es tut mir leid, Frau Tsukino.“ Er verbeugte sich leicht vor ihr und traute sich kaum, ihr in die Augen zu sehen.

Ikuko seufzte. Sie konnte Seiya nicht böse sein oder ihn jetzt schlechter behandeln als zuvor. Die beiden waren jung und verliebt, da war es ganz normal, dass das irgendwann passieren würde. Nur hatte sie gehofft, dass sie noch ein wenig damit warteten. Nichtsdestotrotz war Seiya ein toller Junge… oder… Mann.

„Wir waren doch schon soweit, dass Du mich Ikuko nennst, nicht wahr?!“, sagte sie ausweichend, aber mit freundlicher Stimme. „Geh jetzt besser Seiya. Kenji wird jeden Moment hier sein und ich muss mit Bunny reden.“

Bunny schluckte. Nachdem Seiya in seine Schuhe geschlüpft war, bewegte er sich zur Tür. Sie folgte ihm, um ihn zu verabschieden. Eigentlich wollte sie ihn gerne küssen, aber unter den strengen Augen ihrer Mutter traute sie sich das gerade nicht. Seiya ging es ähnlich.

„Ich...“ Sein Blick fiel auf Ikuko. „Ähm… ich melde mich, Schätzchen. Mach’s gut.“ Er drückte ihre Hand.

„Du auch.“, antwortete sie. Er sah ihr noch einmal tief in die Augen und dieser Blick drückte alles aus, was gerade nicht gesagt oder getan werden konnte.

Schließlich drehte er sich um und verschwand. Mit einem Knoten im Magen und einem dicken Kloß im Hals drehte sie sich wieder zu ihrer Mutter um. Was würde sie jetzt wohl erwarten? Ikuko stand dort mit verschränkten Armen und betrachtete ihre Tochter. Sie sah ihr die Angst deutlich an. Sie seufzte und ließ die Arme sinken.

„Es tut mir leid, Bunny, aber wir müssen uns mal ernsthaft unterhalten.“

„Ich weiß…“, antwortete diese etwas geknickt.

„Papa und Shingo müssten jeden Moment da sein. Wir warten auf sie, essen eine Kleinigkeit und dann reden wir. In Ordnung?“

„In Ordnung.“, stimmte Bunny kleinlaut zu.

„Gut.“ Ohne ein weiteres Wort drehte Ikuko sich um und verschwand in der Küche, um den Tisch schon mal zu decken.
 

Bunny schlurfte indes die Treppe wieder hinauf und verschwand im Bad. Sie sah in den Spiegel. Sie war blass. Ihre Mutter hatte ihr diesen Morgen einen schönen Schrecken eingejagt und wer weiß, was da noch kommen würde. Und dann hatte sie noch nicht einmal etwas gegessen bisher.

Sie stellte das Wasser an und klatschte sich etwas ins Gesicht. Die Kühle tat ihr gut, auch wischte es den Schweiß der gestrigen Nacht fort. Sie beschloss, kurz unter die Dusche zu springen, dann würde sie sich vielleicht besser fühlen.
 

Zehn Minuten später stand sie frisch geduscht und mit frischen Klamotten vor dem Badezimmerspiegel und kämmte sich die Haare. Um sie jetzt zu föhnen, war nicht genug Zeit. Shingo hatte sie bereits zum Frühstück gerufen. Sie beschloss, sie vorerst offen zu lassen und begab sich nun so in das Esszimmer.
 

„Guten Morgen, mein Schatz.“ begrüßte Kenji seine Tochter lächelnd.

„Morgen…“, murmelte Bunny, die sich immer noch nicht so ganz wohl in ihrer Haut fühlte. Wenigstens hatte ihre Mutter ihm wohl wirklich nichts erzählt. Sie setzte sich auf ihren Platz und griff nach einem der frischen Brötchen.

„Na, wie war es, eine Nacht sturmfreie Bude zu haben?“, fragte ihr Vater, gerade als sie den ersten Bissen genommen hatte. Sie verschluckte sich und fing an zu husten. Warum musste er ausgerechnet so eine Frage stellen? Ikuko warf ihr einen vielsagenden Blick zu.

„Ähm…“, brachte sie schließlich heraus, als sie sich wieder beruhigt hatte. „Ganz ok.“

„Du hast bestimmt nicht so früh mit uns gerechnet, nicht wahr?“, fragte Kenji belustigt. Bunny errötete leicht.

„Nein, habe ich wirklich nicht…“, stimmte sie leise zu.

„Das dachte ich mir.“, lachte Kenji. „Weißt Du, bei Tante Yumi gab es heute Nacht ein furchtbares Gewitter und ihr ist der Keller vollgelaufen. Sie hatte damit dann so viel um die Ohren, dass wir morgens direkt aufgebrochen sind.“

„Oh…“, sagte Bunny dazu nur.

Kenji runzelte die Stirn und warf seiner Frau einen fragenden Blick zu. Diese schüttelte ihren Kopf. Sie wusste zwar, was los war, doch würde sie es Kenji nicht erzählen. Auch wenn Bunny sie nicht darum gebeten hätte. Das würde nur ein riesen Trara geben…
 

Nach dem Frühstück half Bunny ihrer Mutter, den Tisch abzuräumen und das Geschirr zu spülen. Sie schwieg und auch ihre Mutter sagte nichts. Ikuko wollte zuerst das nötige Gespräch über die letzte Nacht mit ihr führen, bevor sie wieder über alltägliche Dinge mit ihr sprach. Das hielt sie für unbedingt nötig.
 

Als der Abwasch erledigt war, brach Ikuko endlich das Schweigen.

„Gehen wir auf Dein Zimmer, da haben wir unsere Ruhe.“

Bunny nickte und folgte ihrer Mutter die Treppe hinauf. Glücklicherweise hatte Bunny hier bereits Ordnung geschafft und nichts erinnerte mehr an das, was passiert war. Mutter und Tochter setzten sich auf das Bett. Bunny wartete besorgt darauf, dass ihre Mutter anfing zu reden. Diese seufzte.

„Du liebst ihn wirklich, oder?“, fragte sie schließlich. Mit dieser Frage hätte Bunny absolut nicht gerechnet. Überrascht sah sie auf.

„Ja, ich… ich liebe ihn mehr, als ich es mir jemals vorstellen konnte.“, antwortete Bunny und wurde prompt wieder rot. Ikuko nickte bedächtig.

„Das merkt man…“

Aufmerksam sah Bunny sie an. Sie wusste absolut nicht, worauf ihre Mutter nun hinaus wollte.

„Weißt Du, Bunny… Mir war klar, dass das irgendwann passieren würde. Du bist kein kleines Kind mehr. Du bist eine junge Frau geworden.“ Sie sah ihre Tochter an und Tränen standen ihr in den Augen. „Sieh Dich nur mal an. Du bist wunderschön.“

Erstaunt sah Bunny ihre Mutter an, unfähig etwas dazu zu sagen. Sie hatte mit der schlimmsten Standpauke ihres Lebens gerechnet und dann erzählte ihre Mutter ihr, sie sei wunderschön?

Ikuko hingegen betrachtete ihre Tochter mit einer Mischung aus Stolz und Wehmut. Warum war sie nur so schnell erwachsen geworden? Ihre Züge waren in den letzten Monaten deutlich weiblicher geworden. Ihr Gesicht war längst nicht mehr so rundlich wie noch im letzten Jahr. Sie hatte ein schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen, volle Lippen und strahlende Augen. Sie hatte keinen Babyspeck, sondern deutlich weibliche Rundungen, auch wenn sie ein sehr zierliches Mädchen war.

„Mama…“, begann Bunny, als sie die Tränen in Ikukos Augen sah.

„Ist schon gut, Schatz…“, sagte Ikuko. „Ich kann es einfach nur nicht fassen, dass Du so schnell erwachsen geworden bist…“

„Aber ich…“, setzte Bunny erneut an.

„Irgendwann musste dieses Gespräch kommen, Bunny.“ erklärte sie ihr. „Aber für Eltern kommt so etwas immer zu früh und immer zu plötzlich.“

Bunny schwieg. Ob sie ihre Mutter sehr enttäuscht hatte?

„Ich kann verstehen, dass es Dir sehr unangenehm ist.“, fuhr diese fort. „Und glaub mir, auch für mich ist das nicht einfach.“

Ikuko atmete einmal tief durch und sah ihrer Tochter dann direkt in die Augen.

„Ich muss das fragen… Habt ihr verhütet?“

Bunny wurde schlagartig rot und druckste herum. Ihr fiel es mehr als nur schwer, über so etwas zu reden. Und dann auch noch mit ihrer Mutter!

„Ich… äh… wir…“, stotterte sie. „Wir haben gar nicht, also… So weit ging es gar nicht.“ Beschämt senkte sie den Kopf und traute sich nicht, ihrer Mutter in die Augen zu sehen.

„Ihr habt gar nicht…?“, fragte Ikuko nun erstaunt. Bunny schüttelte den Kopf.

„Nein… ich meine… wir wollten, aber… wir hatten nichts zum… Schutz… also… haben wir nicht…“

„Oh Gott sei Dank!“ Erleichtert fiel Ikuko ihrer Tochter um den Hals. Nach einem kurzen Moment der Überraschung legte auch Bunny ihre Arme um ihre Mutter.
 

Nach einigen Sekunden lösten sie sich wieder voneinander.

„Ich bin froh, dass ihr es nicht getan habt… Dass ihr so verantwortungsbewusst seid und ohne Verhütung nichts macht. Ich bin wirklich erleichtert.“

Bunny wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie schaute beschämt auf ihre Hände. Etwas erleichtert war sie aber auch. Allzu schlimm lief dieses Gespräch nicht ab.

„Ich werde einen Termin bei der Frauenärztin für Dich machen.“, fuhr ihre Mutter fort.

Fragend sah Bunny sie an.

„Ich möchte, dass Du die Pille nimmst. Glaub mir, zur Großmutter fühle ich mich noch nicht berufen.“

Ein kleines Lächeln zeigte sich auf Bunnys Gesicht.

„Und ich nicht zur Mutter. Das kannst Du mir glauben.“

Ikuko lächelte ihre Tochter an und legte ihr ihre Hand an die Wange. Ja, zunächst war sie wirklich wütend gewesen, vielleicht auch ein wenig enttäuscht. Aber nun hatte sie erkannt, dass ihre Tochter einfach erwachsen wurde und das nötige Verantwortungsbewusstsein dafür auch besaß. Und sie war der Meinung dass Seiya ein toller Kerl war. Sie war sich sicher, dass sie ihrer Tochter vertrauen konnte.

Klatsch und Tratsch

Besorgt ging Seiya auf dem schnellsten Weg nach Hause. Er hoffte, dass sein Schätzchen nicht in allzu großen Schwierigkeiten steckte. Die Nacht mit ihr war unglaublich gewesen und er wollte nicht, dass etwas so Wunderbares schlimme Konsequenzen mit sich zog. Nicht, dass sie es doch noch bereute…

Als er endlich bei seiner Wohnung angekommen war und die Tür geöffnet hatte, begegnete er einem grinsenden Yaten.

„Na? Wo warst Du denn die ganze Nacht?“

Genervt sah Seiya ihn an.

„Rate mal.“, erwiderte er knapp. Yatens Grinsen verbreiterte sich nur.

„Und? Wie war’s?“ Der Unterton war nicht misszudeuten.

„Halt die Klappe, Yaten.“

Dieser verschränkte die Arme hinter dem Kopf und grinste weiterhin. Seiya indes ging einfach an ihm vorbei in sein Zimmer, schnappte sich ein paar frische Klamotten und verschwand dann im Bad. Er stellte das Wasser der Dusche an und zog sich aus. Endlich war er seine Hose los. Es war mehr als unangenehm, sie ohne eine Shorts darunter zu tragen.

Die Dusche tat im gut und erfrischte ihn. Er genoss das heiße Wasser auf seiner Haut und blieb länger als gewohnt unter der Dusche. In seinen Gedanken war er allerdings nur bei einer Person. Er dachte an die letzte Nacht und an das, was sie getan hatte. Alleine der Gedanke daran machte ihn verrückt. Dieses Mädchen hatte so viele Facetten und er hatte das Glück, eine weitere, sehr private davon kennenzulernen.
 

Als er mit der Dusche fertig war, ging er in die Küche und durchstöberte den Kühlschrank nach etwas Essbarem. Er schnappte sich etwas Brot und Aufschnitt und setzte sich damit an den Küchentisch. Gerade als er den ersten Bissen genommen hatte, betrat Kakyuu die Küche.

„Hallo Seiya.“, begrüßte sie ihn. Er sah auf und für einen kurzen Moment stockte ihm der Atem. Kakyuu trug ein enges Top und eine ziemlich kurze Shorts. Normalerweise trug sie stets ihr königliches Gewand, welches bei weitem nicht so freizügig war.

Schnell wandte er den Blick ab. Seine Wangen waren gerötet. Kakyuu war seine Prinzessin und er war ihr stets untergeben gewesen, aber als Frau, als eine ganze normale Frau, hatte er sie noch nie betrachtet.

„Hallo.“, erwiderte er schließlich den Gruß, während sie sich zu ihm an den Tisch setzte.

„Wie geht es Dir?“, fragte sie und lächelte ihn an. Er betrachtete lieber sein Brot.

„Ganz gut.“ Kurz sah er auf. „Und Dir?“

„Danke, mir geht es gut.“ Eine kurze Pause entstand. „Du hast die letzte Nacht bei Bunny verbracht?“

Seiya war etwas überrascht von dieser Frage. Er hatte selten mit Kakyuu über sein Privatleben geredet.

„Ähm ja… hab ich.“, antwortete er verlegen. Kakyuu lächelte ihn vergnügt an.

„Sie ist ein außergewöhnliches Mädchen.“, sagte sie dann. Verwundert über diese Aussage sah Seiya auf.

„Ja… ja, das ist sie.“, stimmte er ihr aber zu.

„Ich kann gut verstehen, dass Du ihretwegen zurück auf die Erde gehen wolltest.“

Er sagte dazu nichts, sondern sah die Prinzessin nur aufmerksam an. Wollte sie auf etwas Bestimmtes hinaus? Noch immer lächelte sie.
 

„Seiya, Du bist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben… Ich hoffe, das weißt Du.“, sagte sie nun ernst. Seine Augen weiteten sich erstaunt. Es kam wirklich nicht häufig vor, dass Kakyuu über ihre Gefühle sprach, doch dies schien einer der seltenen Augenblicke zu werden.

„Ich…“, setzte Seiya an, doch Kakyuu schüttelte den Kopf.

„Du brauchst nichts dazu zu sagen. Unsere Beziehung war nie so einfach.“, fuhr sie fort. „Ich war stets Deine Prinzessin, Du meine Vertraute… Ja, meine Vertraute… Ich habe Dich stets nur in Deiner weiblichen Gestalt um mich haben dürfen, so wie es die Gepflogenheiten auf Euphe verlangten. Ich bin froh, dass ich Dich hier als Mann kennenlernen darf und ganz ohne all die Vorschriften… einfach Dich ganz privat.

Erst jetzt habe ich das Gefühl, Dich richtig zu kennen, denn endlich stehen wir uns nicht mehr als Prinzessin und Untergebene gegenüber, sondern als Freunde. Das bedeutet mir sehr viel.“
 

Seiya war sprachlos. Ja, er hatte gewusst, dass er, Taiki und Yaten der Prinzessin wichtig waren, immerhin waren sie zusammen aufgewachsen, hatten zusammen gegen alles Übel gekämpft und letztendlich immer gesiegt… Doch immer hatten sie den Abstand gewahrt, der sich gehörte. Sie hatten sich vor ihrer Prinzessin verneigt, wenn sie den Raum betreten hatte, hatten sie nie unterbrochen, wenn sie redete, waren mit ihr umgegangen, wie man eben mit einer Prinzessin umging.

Es war vollkommen anders als bei Bunny und ihren Freundinnen. Auch sie war eine Prinzessin, doch ihre Freunde umarmten sie, lachten mit ihr, unterbrachen sie, ärgerten sie… und Rei gab ihr sogar auch mal die eine oder andere Kopfnuss. Sie sprachen miteinander über ihre Gefühle, teilten Freude und Leid, sie waren die besten Freundinnen. Das war bei ihnen nie so gewesen. Es war nie möglich gewesen.

„Kakyuu…“, setzte er nun an und sah in die erwartungsvollen Augen seiner Prinzessin. „Ich bin froh, dass Du meine Prinzessin warst und ich Dich nun als Freundin bezeichnen kann. Die Entscheidung, für immer auf der Erde leben zu wollen, ist mir nicht leicht gefallen, aber ich bin davon überzeugt, dass es die richtige war. Ich bin mir sicher, dass unsere Freundschaft trotzdem für immer Bestand haben wird.“

Kakyuu lächelte ihn an.

„Da bin ich mir auch sicher, Seiya Kou.“ Sie erhob sich. „Ich schau mal, ob Taiki im Bad fertig ist.“ Mit einem Zwinkern verschwand sie aus der Küche.

Etwas verdattert und noch immer tief gerührt von Kakyuus Worten blieb Seiya zurück. Ein derartiges Gespräch hatte er mit Kakyuu noch nie geführt, doch auch ihm hatte es sehr viel bedeutet. Er liebte sie nicht, nicht so wie Bunny. Aber dennoch empfand er sehr viel für sie.
 

Sein Brot hatte er für einen Moment vollkommen vergessen. Gerade hatte er sich daran erinnert, es in die Hand genommen und zu einem zweiten Bissen angesetzt, da klingelte das Telefon. Er ließ das Brot wieder sinken. Seufzend stand er auf. Yaten ließ das Telefon meist gerne klingeln und Taiki war vielleicht noch im Bad.

„Seiya Kou.“, meldete er sich, nachdem er den Hörer abgenommen hatte.

„Seiya? Ich bin’s.“, hörte er eine ihm sehr bekannte Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Schätzchen!“, rief er aus. „Alles in Ordnung?“ Besorgt legte er die Stirn in Falten und wartete gespannt ihre Antwort ab.

„Ja, alles in Ordnung. Meine Mutter hat Wort gehalten und es meinem Vater nicht erzählt. Und auch mit ihr lief alles ziemlich glimpflich ab… Auch wenn es mir ziemlich unangenehm war.“ Sie kicherte verlegen. Seiya indes fiel ein Stein vom Herzen. Er hatte sich wirklich Sorgen gemacht, was sich seine Freundin eventuell anhören müsste.

„Dann ist alles nochmal gut gegangen?“, fragte er und die Erleichterung war ihm deutlich anzuhören. Bunny lachte.

„Ja, alles ist gut gegangen. Aber ich habe nächste Woche einen Termin bei der Frauenärztin.“

Seiya stutzte.

„Wieso denn das?“

„Naja…“ Bunny wurde am anderen Ende der Leitung rot. „Also Mama möchte, dass ich die Pille nehme.“

„Oh…“ Er wusste nicht so recht, was er dazu sagen sollte. „Das ist doch gut, oder?“

„Ich denke schon.“, stimmte sie zu.
 

„Na holla, ich wusste doch, dass da was gelaufen ist.“, hörte das Paar plötzlich Yatens Stimme durch den Hörer. Bunny erschrak furchtbar, während Seiya gefährlich rot anlief und in den Hörer schrie.

„Yaten, Du Idiot! Leg auf oder ich bring Dich um, das schwöre ich Dir!“

Ein Klicken war zu hören und Seiya hörte das schadenfrohe Lachen aus dem Wohnzimmer, wo ein zweites Telefon stand.

„Es tut mir leid, Schätzchen.“, entschuldigte er sich sofort bei seiner Freundin.

„Ich… ähm… Du kannst ja nichts dafür… Meinst Du… er hat alles mitbekommen?“ Ihr war das Ganze furchtbar peinlich. Es fiel ihr schon schwer genug, darüber mit Seiya zu reden. Dieser seufzte.

„Ich weiß es nicht… Aber es hat sich so angehört, als hätte er zumindest genug mitbekommen.“

„Oh nein…“

„Schätzchen… Hast Du Lust Dich nachher noch mit mir zu treffen?“, änderte er schlagartig das Thema. Davon überrumpelt vergaß Bunny ganz die Peinlichkeit.

„Natürlich habe ich Lust!“, rief sie und zauberte damit ein kleines Lächeln auf Seiyas Gesicht.

„Gut. Wir treffen uns um 2 an der großen Uhr im Park, ja?“

„Einverstanden. Was machst Du denn noch bis dahin?“

„Erstmal werde ich etwas essen“, antwortete er. „Und dann mache ich Yaten die Hölle heiß.“

Bunny lachte.

„Mach ihn fertig!“, feuerte sie ihn an.

„Mach ich.“, sagte er bestimmt. „Dann bis später.“

„Bis später!“

„Ach und Schätzchen?“

„Ja?“

„Ich liebe Dich.“

Bunny wurde warm ums Herz.

„Ich liebe Dich auch.“

Seiya lächelte.

„Bis dann.“ Damit legte er auf.
 

Er ging zurück zum Küchentisch, aß schnell sein Brot auf und trank dazu einen Schluck. Dann setzte er eine entschlossene Miene auf und schritt ins Wohnzimmer, wo Yaten auf dem Sofa lag und fernsah. Als Seiya das Zimmer betrat, setzte er gleich wieder ein schadenfrohes Grinsen auf. Doch das verging ihm schnell wieder.

Seiya zog das Kissen unter Yatens Kopf weg und drückte es ihm aufs Gesicht, während er sich stumpf auf Yaten drauf setzte. Yaten strampelte und versuchte, sich zu befreien.

„Eey… Seeiiyyaaa…. lasch misch… isch… brauch…. Luuuuuft!!“ Seiya nahm das Kissen weg und Yaten schnappte mit rotem Kopf nach Luft.
 

„Spinnst Du??“, brüllte er, während es nun Seiya war, der ein breites Grinsen aufgesetzt hatte.

„Das war die Rache.“, sagte er mit einem Zwinkern.

„Du hättest mich fast umgebracht!“, schrie Yaten theatralisch, während Seiya in Lachen ausbrach.

„Du darfst halt einfach nicht meine privaten Gespräche belauschen.“, antwortete Seiya belehrend. Yaten grinste nun auch wieder.

„Ihr habt es also wirklich getan?“, fragte er. Seiya setzte ein Pokerface auf.

„Das geht Dich gar nichts an.“

„Ach komm schon… Mir kannst Du’s doch erzählen.“, versuchte Yaten es erneut.

„Ja, ich weiß und dann erzählst Du es Mina und bald weiß es die ganze Schule… Nein, danke.“, sagte er ablehnend.

„Ich werde es ihr sowieso erzählen.“, sagte Yaten gleichgültig und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf.

„Das wagst Du nicht!“, entgegnete Seiya bedrohlich, doch Yaten grinste nur, befreite sich von Seiya und verschwand schnell aus dem Wohnzimmer.

„YATEN!!“, rief der perplexe Seiya ihm hinterher, doch dieser war schon in seinem Zimmer verschwunden.

„Na toll…“, murmelte Seiya vor sich hin. „Dann weiß es wohl wirklich bald die ganze Schule.“

Das schwarze Herz

Einige Minuten vor der vereinbarten Zeit stand Seiya bereits an der großen Uhr im Park und wartete auf Bunny. Er konnte es gar nicht erwarten, sie wiederzusehen, sie in seine Arme zu schließen, sie zu küssen. Die letzte Nacht hatte sie einfach nochmal ein ganzes Stück näher gebracht und er war sich sicherer denn je, dass sie seine große Liebe war.

Die Hände in den Hosentaschen stand er dort an den Mast der Uhr gelehnt. Er trug eine schwarze Jeans und ein dunkelblaues Hemd, dazu die obligatorische Sonnenbrille, die, seitdem er berühmt war, stets zu seinem Auftreten in der Öffentlichkeit gehörte.

„Seiya.“ Er hörte eine männliche Stimme seinen Namen sagen und drehte sich um. Mamoru. Der hatte ihm gerade noch gefehlt. Er hatte doch nur einen schönen Tag mit seinem Schätzchen verbringen wollen.

„Mamoru.“, erwiderte er knapp und sah den ehemaligen Freund seiner Freundin prüfend an. Irgendwie konnte er ihn nie so recht einschätzen. Er wirkte immer recht distanziert und schien seine Gefühle nur selten preiszugeben. Auch jetzt konnte er nicht in seinen Augen lesen. Wie stand er ihm gegenüber? Neutral? Hasste er ihn? An Sympathie glaubte er eher nicht.
 

„Wartest Du hier auf jemanden?“, fragte Mamoru, der selbst nicht so recht wusste, wie er Seiya eigentlich gegenüberstand. Sympathie war es sicherlich nicht. Der Gedanke, dass dieser Mann mit seiner ehemaligen Freundin zusammen war, war ihm schon unbehaglich genug, doch dann war er noch nicht einmal ein richtiger Mann. Wie konnte das nur sein, dass er sowohl Mann als auch Frau sein konnte? Das war doch einfach unnatürlich!

Seiya nickte knapp auf Mamorus Frage.

„Auf Bunny.“, sagte er ehrlich. Mamoru wollte gerade etwas erwidern, als sein Blick etwas abschweifte. Er entdeckte ein ziemlich hübsches Mädchen mit langem dunkeltürkisen Haar, das sich ihnen zielstrebig näherte.

„Seiiiyaaaaaaaaa!!“, rief sie und Mamoru zog eine Augenbraue nach oben. Was war denn hier los? Traf Seiya sich etwa doch nicht mit Bunny?

Dieser zuckte bei der Nennung seines Namens jedoch zusammen und sah unwillkürlich in die Richtung des Mädchens. Sehr erfreut sah er nicht aus, wie Mamoru feststellen konnte. Wer war sie nur?
 

Wenige Augenblicke später hatte sie die beiden Männer erreicht und hakte sich bei Seiya ein, dem das Ganze offensichtlich nicht recht war.

„Was willst Du schon wieder von mir?“, fragte er durch zusammengebissene Zähne. Mit großen Augen sah Tsuki sie an.

„Das weißt Du doch ganz genau, mein Seiyaschatz.“, antwortete sie mit säuselnder Stimme. Der Zorn stand ihm nach dieser Antwort geradezu ins Gesicht geschrieben.

„Du hast versprochen, mich in Ruhe zu lassen, wenn ich Dir ein Autogramm gebe.“, zischte er.

„Das würde ich doch nie tun. Ich liebe Dich!!“, protestierte sie. Mamoru kam da nicht mehr mit. Sie kannten sich offensichtlich. War sie bloß ein Fan? Konnten Fans sich so verrückt aufspielen und keinerlei Hemmungen zeigen? Oder lief da doch mehr?

Seiya riss sich derweil los.

„Lass mich endlich in Ruhe!“, fing er an zu brüllen. „Ich habe genug von Dir! Du nervst!“

Erschrocken wich Tsuki einen Schritt nach hinten und sah ihn mit großen Augen an.

„Das hast Du nicht gerade gesagt…“, flüsterte sie, die Augen fest auf ihr Idol gerichtet.

„Doch, das habe ich gesagt und ich habe es auch genau so gemeint. Selbst wenn ich keine Freundin hätte, würde ich mich mit einer wie Dir niemals abgeben! Es reicht einfach!“ Ihm platzte bei diesem Mädchen endgültig der Kragen.
 

Der Blick des Mädchens veränderte sich. Sie zog ihre Augenbrauen zusammen und ein Ausdruck trat auf ihr Gesicht, der so manches Kind zum Weinen gebracht hätte. Mamoru gefror bei diesem Anblick das Blut in den Adern und auch Seiyas Zorn schien gewichen zu sein. Erschrocken sah er sie an.

Rückwärts entfernte Tsuki sich ein paar Schritte von ihnen, wobei sie den Blick jedoch fest auf Seiya gerichtet ließ.

„Das wirst Du bereuen.“, flüsterte sie leise, jedoch erschreckend deutlich hörbar. Seiya schluckte.

„Ich wollte Dich an meiner Seite haben, wir hätten so viel Macht haben können…“

Sie hob ihre Hände in die Luft und drehte sich rasend schnell mehrere Male um sich selbst, wobei ihr schier endlos langes Haar wie in einem Sturm um sie herum wirbelte. Als sie zum Stillstand kam und auch der Sturm aus Haaren sich wieder gelegt hatte, hatte sie sich deutlich verändert. Sie wirkte keineswegs mehr wie ein normales harmloses Mädchen. Ein kurzes schwarzes Kleid schmiegte sich eng an ihren schlanken Körper und ein Ausdruck puren Hasses lag in ihren Augen.

Seiya erkannte sie sofort wieder. Sie war der Feind. Sie und dieses kleine Mädchen Merou hatten die Saat des Bösen auf die Menschheit losgelassen. Sie hätten beinahe Bunny umgebracht. Sie war Tsurara. Nach dem Moment des Schreckens kam der Zorn schnell wieder zurück.

Tsurara hatte ihre Augen nur auf Seiya gerichtet. Sie hatte von Anfang an kaum bemerkt, dass dort noch ein anderer junger Mann gestanden hatte. Diese Unachtsamkeit machte Mamoru sich zu Nutze und verschwand schnell außer Sichtweite, sodass er sich unbemerkt verwandeln konnte. Er hoffte, dass Seiya genug Verstand besaß und sich nicht direkt vor ihren Augen verwandelte. Bisher hatte er es zumindest nicht getan.
 

Bisher hatte er sich noch keinen Millimeter bewegt und lediglich Tsurara ins Visier gefasst. Nicht eine Sekunde ließ er sie aus den Augen, denn das könnte gefährlich werden. Sie hob ihre rechte Hand, langsam und voller Zuversicht. Mit angewinkeltem Arm stand sie dort und starrte Seiya so noch einige Sekunden an, bevor ein Grinsen auf ihr Gesicht trat, das ihm durch Mark und Bein ging. Sie schnippte mit den Fingern und eine kleine schwarze Kugel, etwa von der Größe einer Murmel erschien dort.

Jeder einzelne Muskel in Seiyas Körper spannte sich an. Voller Konzentration sah er nun die schwarze Kugel an, die Saat. Er war bereit, im richtigen Moment auszuweichen, wenn sie ihn angreifen sollte. Verwandeln konnte er sich gerade nicht. Auf keinen Fall durften seine Feinde von seiner wahren Identität erfahren.
 

Tuxedo Mask beobachtete das Ganze, ebenfalls sehr konzentriert und bereit, einzuschreiten, wenn es für Seiya gefährlich werden sollte. Seine Ehre befahl es ihm, ihm im Notfall beizustehen. Außerdem würde Bunny es ihm nie verzeihen, wenn er es zulassen würde, dass Seiya etwas geschah, obwohl er die Möglichkeit gehabt hätte, ihm zu helfen.

„HAAAHH!!“, mit einem lauten Schrei schleuderte Tsurara Seiya die Saat entgegen. In diesem Moment geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Seiya wich dem Angriff aus und rette sich hinter einen großen Baum. Tuxedo Mask schleuderte Tsurara eine Rose entgegen, die sie an der Hand traf, die sie nun zornentbrannt rieb, während sie sich nach ihrem Angreifer umsah. Und eine weitere Person hatte den Ort des Geschehens betreten. Bunny hatte mitbekommen, wie Seiya angegriffen wurde und sich geschützt hinter ein paar Bäumen in Sailor Moon verwandelt. Sie hatte keine Zeit sich zu wundern, dass auch Tuxedo Mask hier war.

„Macht des Star Fighter, mach auf!“, rief Seiya, als er sicher war, dass Tsurara ihn aus den Augen verloren hatte, und verwandelte sich. Er trat gerade hinter dem großen Baum hervor, da hörte er die Stimme seines Schätzchens.

„Aufhören!“, rief sie und der Blick Tsuraras richtete sich voller Abscheu auf sie.

„An einem schönen Sonntag wie diesem dient die große Uhr als Treffpunkt für Freunde und Verliebte. Du wagst es, einen Ort der Freundschaft und Liebe zu missbrauchen, um Deinen bösen Absichten nachzugehen. Das kann ich nicht zulassen! Ich bin Sailor Moon…“

Fighter war mittlerweile neben sie getreten.

„Und ich bin Sailor Star Fighter!“

„Wir stehen für Liebe und Gerechtigkeit und im Namen des Mondes werden wir Dich bestrafen!“
 

Abschätzig betrachtete Tsurara die Sailorkriegerinnen und Tuxedo Mask. Was sollte dieser Kinderkram? Verächtlich schnaubte sie.

„Lächerlich…“, sagte sie leise. Sie holte aus und schleuderte eine eisblaue Energiekugel auf die Kriegerinnen, die dieser jedoch mit einem geschickten Sprung ausweichen konnten. Fighter setzte sofort zum Gegenangriff an.

„Sailor Star, strafe sie!“ Auch Tsurara konnte geschickt ausweichen, allerdings machte sie einfach einen Sprung nach oben und schwebte nun gut einen Meter über der Erde und sah auf die Kriegerinnen sowie Tuxedo Mask herab. Sie lachte verächtlich.

„War das schon alles?“

„Das war gerade erst der Anfang.“, zischte Fighter, deren Zorn nur noch weiter angespornt war. Sie machte einen Satz nach vorne und versuchte, Tsurara zu greifen. Diese jedoch wich all ihren Angriffen aus. Nun schritt auch Tuxedo Mask ein und versuchte, sie mit seinem Stock in Schach zu halten. Doch auch mit ihnen beiden konnte die Frau es aufnehmen, auch wenn sie sich sehr zu konzentrieren schien.
 

Sailor Moon beobachtete das Ganze etwas hilflos. Ihre Attacke würde im Moment nichts nützen, aber sie konnte doch auch nicht einfach nur in der Gegend herumstehen. In dem Moment erblickte sie Sailor Venus und Sailor Star Healer, die gemeinsam etwas unternehmen wollten und anscheinend von dem Geschehen etwas mitbekommen hatten.

„Sailor Star, lähmte sie!“, rief Healer aus der Ferne. Fighter hatte die nahende Hilfe aus den Augenwinkeln bemerkt und nahezu zur selben Zeit ebenfalls zum erneuten Angriff angesetzt.

„Sailor Star, strafe sie!“

Mit einem selbstbewussten Grinsen wollte Tsurara auch diesen beiden Attacken wieder ausweichen, doch sie hatte nicht mit Sailor Venus gerechnet, die ihre Feuerherzenkette auf sie hetzte. Gerade als sie ausweichen wollte, wickelte sich die Feuerherzenkette um ihr Handgelenk und riss sie so zurück in ihre vorherige Position. Die Attacken der beiden Star Lights trafen sie mit voller Wucht.

„Los, Sailor Moon!“, rief Fighter. Die Angesprochene nickte entschlossen.

„Macht der Sterne“, rief sie und spannte den Bogen aus goldenem Licht. „Sieg und heile!“

Der Pfeil traf Tsurara mitten in die Brust und trat aus ihrem Rücken wieder aus. An seiner Spitze befand sich etwas, das wie ein pochendes schwarzes Herz aussah. Mit vor Schreck und Schmerz geweiteten Augen sank Tsurara auf die Erde und keuchte schwer. Sie hielt sich die Brust, unfähig sich auf etwas anderes zu konzentrieren als ihren Atem.

Plötzlich hob sie den Kopf und schrie. Ihr Körper schien zu glühen. Das Licht, aus welchem auch Sailor Moons Bogen zu sein schien, erfüllte nun ihren gesamten Körper. Es schien nach außen brechen zu wollen. Es leuchtete aus ihren Augen und ihrem weit geöffneten Mund. Ihre gesamte Haut schien zu glühen. Wie in einer gewaltigen Explosion brach das Licht heraus und ein Mädchen sackte auf dem Boden zusammen. Ein Mädchen, das nun wieder so aussah, wie das Mädchen, das sich ihnen als Tsuki vorgestellt hatte.
 

Bestürzt und verunsichert sahen die Kriegerinnen und Tuxedo Mask auf das Mädchen am Boden. Ein leises Stöhnen war zu hören und sie begann, sich wieder zu regen. Sie setzte sich auf und hielt sich ihren Kopf, der stark schmerzte. Sie war sehr blass und ihre Augen glasig. Ihr Blick war leicht verschwommen. Langsam klärte er sich und sie erblickte die Personen, die um sie herum standen. Verängstigt sah sie auf.

Sailor Moon ging vor ihr auf die Knie und lächelte sie an.

„W… was ist passiert?“, fragte das Mädchen unsicher.

„Erinnerst Du Dich an nichts?“, fragte Sailor Moon vorsichtig.

„Ich…“ Ein weiteres leises Stöhnen war zu vernehmen und sie hielt sich erneut ihren Kopf.

„Doch… ich… Was hab ich getan?“ Pure Verzweiflung war in ihrer Stimme zu hören und leise Tränen bahnten sich den Weg über ihre blassen Wangen.

Es tat Sailor Moon weh, dieses Mädchen so zu sehen. Bis vor wenigen Augenblicken ist sie noch ihre Feindin gewesen und ansonsten kannte sie sie nicht. Aber dennoch… Sie wirkte so verletzlich, so unschuldig. Sie hatte mit Sicherheit Schweres durchstehen müssen. Sie legte dem Mädchen die Hände auf die Schultern und lächelte sie an. Sie sah auf.

„Es ist schon gut.“, versuchte Sailor Moon sie zu beruhigen. „Es ist vorbei.“

Tsuki

Die Sailorkriegerinnen verwandelten sich zurück. Besorgt blickte Bunny auf das Mädchen, das in sich zusammengesackt vor ihr auf dem Boden hockte und dem stumme Tränen über die blassen Wangen liefen. Sie zitterte am ganzen Körper und noch immer fiel ihr das Atmen schwer. Erinnerungsfetzen stiegen in ihr hoch und ließen in ihr die Galle aufsteigen. Was hatte sie nur getan? Wie ein Parasit hatte sich die Saat des Bösen um ihr Herz gelegt und ihren Verstand infiltriert.

Sie konnte sich noch genau an den Tag erinnern, an dem sie auf einmal vor ihr gestanden hatte. Abschätzig hatte Malitia sie angesehen, mit schief gelegtem Kopf. Wie erstarrt hatte sie selbst die unbekannte Frau, die so fremdartig ausgesehen hatte, angesehen. Plötzlich war ein Lächeln auf Malitias Gesicht getreten, ein Lächeln so wunderschön und doch so kalt, dass ihr das Blut in den Adern gefroren war.

Mit einen Fingerschnippen dann hatte plötzlich eine kleine schwarze Kugel über ihren Fingern geschwebt. Das war der Anfang gewesen, das erste Mal, dass sie die Saat zu Gesicht bekommen hatte. Malitia war auf sie zugeschritten, langsam und majestätisch. Und obwohl sie Angst gehabt hatte, als die Fremde so auf sie zukam, hatte sie sich nicht bewegen können. Sie hatte sie nur anstarren können. Als Malitia sie erreicht hatte, streckte diese ihren Zeigefinger aus und richtete ihn auf ihr Herz. Die Saat, die von Malitias Fingern geführt worden war, hatte sie berührt und war in sie eingedrungen.

Einen Augenblick lang hatte sie gar nichts gespürt, nur die vollkommene Leere. Doch dann war sie gekommen, die Kälte. Sie hatte sich um ihr Herz gelegt und sich in ihr ausgebreitet. Gleichzeitig hatte sie sich unglaublich mächtig gefühlt. Ihr altes Leben hatte von diesem Augenblick an so unwirklich gewirkt. Von diesem Augenblick an, hatte sie an Malitias Seite gedient. Und das war 72 Jahre her…
 

Sie schluchzte auf, als ihr bewusst wurde, womit sie ihr ganzes Leben verbracht hatte. 72 Jahre! 72 Jahre hatte sie dem Bösen gedient und den Menschen Leid zugefügt. Was war mit ihrer Familie? Ihren Freunden? Sie hatte am Anfang noch mitbekommen, dass sie als vermisst gegolten hatte, doch irgendwann hatten sie die Suche eingestellt und sie aufgegeben. Und jetzt… Alle, die sie gekannt hatte, waren vermutlich tot. Sie hielt diese Gedanken nicht aus. Sie vergrub ihre Fingernägel in ihrer Kopfhaut und weinte bitterlich.
 

Hilfesuchend sah Bunny sich nach ihren Freunden um, die jedoch genauso schockiert und gleichzeitig bedrückt dreinsahen wie sie selbst. Seiya trat schließlich neben sie und hockte sich vor ihre ehemalige Feindin. Er hatte eine unglaubliche Wut auf sie gehabt, doch jetzt tat sie ihm einfach nur noch leid. Er legte ihr seine Hände auf die Schultern.

Sie zuckte zusammen und sah nach oben. In ihrer Verzweifelung hatte sie ihre Umgebung und die Menschen um sich herum vollkommen vergessen. Doch nun sah sie in dieses freundliche Gesicht. Sie erinnerte sich an ihn und es war ihr peinlich, wenn sie sich an ihr Benehmen ihm gegenüber erinnerte. Ihre Wangen röteten sich, als sie ihm in die saphirblauen Augen sah. Er war begehrenswert gewesen, weil er berühmt war und gut aussah. Doch nie hatte sie die Freundlichkeit in seinen Augen bemerkt. Nie hatte sie daran gedacht, dass er ein Mensch war. Eine Person mit menschlichen Gefühlen. Nicht so wie sie selbst…

Nur langsam dämmerte ihr, dass auch er wohl zum Sailorteam gehören musste, so wie die anderen, die um sie herumstanden und sie betrachteten. Sie erkannte sie… Sailor Moon, Sailor Venus… Der Mann dort musste Tuxedo Mask sein. Und die anderen zwei…? Sie kniff ihre Augen zusammen und riss sie wieder auf, als ihr klar wurde, um wen es sich handeln musste… Sailor Star Fighter und Sailor Star Healer. Sie waren jetzt Männer, aber sie mussten es sein. Und sie hatte in den letzten 72 Jahren so viel gesehen…
 

„Beruhige Dich.“, sagte Seiya sanft und versuchte es mit einem Lächeln. Er war sich nicht sicher, was er hier tat. Er wollte helfen. Ihr helfen und Bunny helfen. Doch es schien zu wirken.

Sie sah ihm nun wieder in die Augen. Sie schluckte und langsam versiegten ihre Tränen. Sie atmete tief durch und nach und nach hörte auch das Zittern auf.

„Wie heißt Du?“, fragte er nun, weil er nicht wusste, ob sie ihnen jemals ihren richtigen Namen genannt hatte.

„Ich… Tsuki…“, antwortete sie. Dann hatte sie also zumindest einmal die Wahrheit gesagt.

„In Ordnung, Tsuki.“, fuhr er fort. „Wie wäre es, wenn Du mit uns kommst? Wir möchten Dir gerne helfen.“

Dankbar sah sie ihn an, doch dann hörte sie die Stimme eines anderen jungen Mannes.

„Seiya!“, zischte Yaten. „Wir wissen gar nichts über sie, außer dass wir bis eben noch gegen sie gekämpft haben. Sie könnte uns genauso gut etwas vorspielen.“

Schützend stellte Bunny sich vor sie.

„Nein! Das tut sie bestimmt nicht. Sie wurde von der Saat kontrolliert, aber jetzt ist sie befreit.“

„Wie kannst Du das wissen?“, fuhr Yaten sie an.

„Ich weiß es einfach!“, antwortete Bunny bestimmt.
 

Tsuki verfolgte mit großen Augen das Wortgefecht zwischen dem Jungen und dem Mädchen. Wieso setzte sie sich für sie ein? Sie kannten sich gar nicht und bis eben waren sie noch Feinde gewesen. Der Junge hatte vollkommen Recht. Sie könnte ihnen ebenso etwas vorspielen. Sie und Merou waren sogar dafür verantwortlich, dass sie beinahe gestorben wäre. Merou…
 

Bunny lächelte nun.

„Vertrau mir, Yaten. Ich weiß, dass sie nicht mehr unser Feind ist.“

„Sie hat Recht. Du musst ihr vertrauen, Yaten.“ Minako stand ihrer Freundin bei. „Sie ist unsere Prinzessin.“

Bunny lächelte ihre Freundin dankbar an. Minako jedoch erhob nun den Zeigefinger und ihr Tonfall veränderte sich leicht.

„Auch wenn sie ein echter Tollpatsch und ein Schussel ist…“

„Hey!“, protestierte Bunny, während Minako sie mit einem breiten Grinsen besah.

„Trotzdem lag sie bisher bei so etwas immer richtig. Wenn Du Dich erinnerst, auch euch gegenüber hat sie stets Vertrauen gezeigt, obwohl so viele gegen sie waren. Und sie hat sich nicht getäuscht.“

Minako schenkte ihrer Freundin ein Lächeln, bevor sie zu Yaten sah. Dieser verschränkte die Arme und sah von Minako über Bunny hinunter zu Tsuki.

„Na schön.“, grummelte er. „Ich vertraue ihr.“
 

Eine halbe Stunde später saßen sie zusammen mit einer verschüchterten und noch immer sehr blassen Tsuki in Reis Tempel und warteten, dass Haruka, Michiru, Setsuna und Hotaru eintrafen. Nachdem sie sich entschieden hatten, Tsuki zu helfen, hatten sie beschlossen, sich versammelt bei Rei zu treffen und dort die neuesten Ereignisse zu besprechen. Makoto ist an diesem Nachmittag bereits bei Rei gewesenund Amy und Taiki hatten sich zu dem Zeitpunkt beide in der Bibliothek aufgehalten. Über ihren Kommunikator war es ein Leichtes, alle zu benachrichtigen. Auch Luna und Artemis waren anwesend.

Als sie zusammen mit Tsuki den Tempel betreten hatten, waren alle Blicke direkt auf das schüchterne Mädchen gerichtet, was sie unwillkürlich hatte zusammenzucken lassen. Glücklicherweise waren jedoch alle sehr freundlich zu ihr und langsam entspannte sie sich sogar etwas. Ihr wurde Tee angeboten, den sie dankend annahm.
 

„Jetzt erzählt endlich, was passiert ist!“, verlangte Rei, die ihre Ungeduld und ihre Neugier kaum noch zügeln konnte. Da brachten sie dieses Mädchen mit, welches vormals ihre Feindin gewesen ist, und dann rückten ihre Freunde nicht mit der Sprache heraus. Bunny schüttelte den Kopf.

„Wir warten noch auf die Anderen.“

Ungeduldig seufzte Rei auf und trommelte mit ihren Fingern auf den Tisch. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich endlich die Tür und die vier Sailorkriegerinnen traten ein.

„Hallo!“, begrüßte Michiru sie mit einem Lächeln. Auch Hotaru lächelte ihren älteren Freunden zu, während Setsuna und Haruka sich auf ein grüßendes Nicken beschränkten.

„Da seid ihr ja!“, rief Rei erleichtert aus, während die anderen die Neuankömmlinge freundlich begrüßten.
 

Harukas Blick verhärtete sich augenblicklich, als sie das blasse Mädchen am Tisch sitzen sah.

„Was tut sie hier?“, fragte sie zornig und auch Michirus und Setsunas Blicke veränderten sich bei ihrem Anblick. Tsuki wurde, wenn das überhaupt möglich war, noch blasser und schien unter den strengen Blicken der Frauen zu schrumpfen.

„Es ist ok!“, mischte Bunny sich sofort ein und sah Haruka eindringlich an. „Sie ist nicht mehr die, die sie einmal war. Sie ist geheilt.“

„Wie kannst Du das wissen?“, fragte Haruka streng. Sie kannte die Vertrauensseligkeit des Mondgesichts nur zu gut. Immer glaubte sie an das Gute in jedem Menschen. Das würde ihr eines Tages noch zum Verhängnis werden.

„Ich weiß es.“, sagte Bunny entschlossen. „Und ich möchte, dass ihr mir vertraut.“

Haruka biss sich auf die Unterlippe. Dieses Mal ergriff jedoch Michiru das Wort.

„Bunny, Du weißt, dass es unsere Aufgabe ist, diesen Planeten und unsere Prinzessin zu schützen. Wir können nicht jedem Fremden vertrauen, ohne Gefahr zu laufen, dass wir eines Tages ins Messer rennen.“

Bunny lächelte.

„Das weiß ich und ich bin euch auch sehr dankbar, dass ihr euch solche Sorgen um mich macht. Aber ihr müsst mir vertrauen. Ich bin mir sicher, dass ich Recht habe.“

„Hören wir uns an, was sie zu erzählen haben.“, sagte nun Setsuna und setzte sich entschlossen zu den anderen. Hotaru folgte ihr ohne zu zögern und auch Haruka und Michiru setzten sich schließlich, auch wenn sie noch immer so aussahen, als würde ihnen das Ganze nicht gefallen.

„Also?“, forderte Haruka kurzerhand die Informationen ein.
 

Bunny fing an zu erzählen und mit ein paar Einwürfen von Seiya war nach einigen Minuten die ganze Geschichte erzählt, zumindest was sie betraf.

„Ich glaube nicht, dass noch etwas von der Saat in ihr übrig geblieben ist.“, ergriff Amy nun in einem sehr sachlichen Tonfall das Wort. Bunny lächelte und stimmte ihr nickend zu.

„Danke Amy.“ Sie war froh, dass ihre Freundin sie unterstützte.

Haruka ignorierte Amys Einschätzung augenscheinlich, auch wenn sie sie in Wirklichkeit sehr schätzte und es ihr ein gutes Gefühl verlieh, dass Amy davon ausging, dass das Mädchen tatsächlich vollständig von der Saat befreit war.

„Wer bist Du wirklich?“, fragte sie Tsuki direkt und sah sie eindringlich an. Diese schluckte und fühlte sich alles andere als wohl in ihrer Haut.

„M-mein Name ist Tsuki Araide.“, fing sie leise an zu erzählen. „I-ich bin… 18 Jahre alt… oder… ich war es, als die Saat des Bösen von mir Besitz ergriffen hat.“

„Was meinst Du damit?“, fragte Haruka streng. „Wann war das?“

„1924…“, antwortete sie.

Die Gesichtszüge aller Anwesenden entgleisten. 1924? Das Ganze war 72 Jahre her? Das Mädchen, das vor ihnen saß, war in Wirklichkeit… 90 Jahre alt? Das war unmöglich!

„Neunzehn…“, Minako schluckte und setzte einen angestrengten und doch immer noch ungläubigen Blick auf. „Dann bist Du… bist Du…“ Sie kam nicht drauf.

„90 Jahre alt?“, beendete Makoto mindestens genauso ungläubig den Satz. Auch Tsuki überlegte kurz.

„Ich… ja, ich nehme es an. Ich habe nicht mitgezählt. Es war nicht wichtig.“

„Wow, diese Saat muss ja ein ganz schöner Jungbrunnen sein!“, stieß Minako träumerisch aus und erntete sofort einen Stoß von Reis Ellbogen in ihrer Seite.

„Minako!“, zischte sie und diese rieb sich ihre Seite.

„Ist doch so…“, murmelte sie beleidigt.
 

„Wie ist es passiert, dass die Saat von Dir Besitz ergriffen hat?“, fragte Haruka, die das Gezanke von Minako und Rei ignorierte.

„Sie war einfach plötzlich da und hat mich geholt…“, sagte Tsuki und sah betroffen zu Boden. Es war nicht gerade ihre angenehmste Erinnerung.

„Sie?“, hakte Setsuna nach.

„Malitia… Sie ist… die Königin.“

„Die Königin wovon?“, fragte Haruka scharf.

„Die Königin des Dämonenreichs. Früher… früher war sie die Wächterin des Dämonenreichs. Doch die Dunkelheit, die Bösartigkeit, die Tücke der Dämonen… das alles hat sie verändert. Sie strebte nach Macht. So bestieg sie schließlich den Thron des Dämonenreichs. Doch das war ihr nicht genug. Und dann wollte sie ihre Macht auf das Reich der Menschen ausweiten.“

„Das ist es also…“, stellte Seiya fest.
 

„Warum hat sie gerade Dich ausgewählt?“ Haruka war mit ihrem Kreuzverhör noch nicht fertig.

„Ich weiß es nicht…“, sagte Tsuki. „Sie sagte, ich hätte diese Ausstrahlung.“

„Ausstrahlung?“, fragte Bunny neugierig. Tsuki sah nun sie an und zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß nicht… Das ist, was sie sagte. Sie hat es mir nicht weiter erklärt.“

„Ich spüre es auch.“, mischte Hotaru sich nun ein und sah Tsuki mit einem ruhigen Blick an. „In Dir ruhen Kräfte, die einer Sailorkriegerin ähnlich sind.“

Das geheimnisvolle Leuchten

„Bist Du Dir sicher?“, fragte Minako schockiert. Hotaru blieb ruhig und sah der Kriegerin der Venus fest in die Augen. Sie nickte.

„Ich bin mir absolut sicher.“, bestätigte sie.

„Wie kann das sein?“, fragte Haruka scharf und blickte misstrauisch auf Tsuki, die selbst sehr überrascht aussah.

„Ich weiß es nicht.“, antwortete Hotaru ehrlich und wandte sich hilfesuchend zu Setsuna um. Sie wusste meist mehr als alle anderen.

„Ich habe leider auch keine Ahnung.“, bedauerte diese. „Die Sailorkriegerinnen, die ich kenne, sind alle hier versammelt. Und sie gehört nicht dazu.“

„Ich bin keine Sailorkriegerin!“, sagte Tsuki hastig. „Ich bin nur ein ganz normales Mädchen. Naja, zumindest war ich das mal…“

„Das werden wir noch sehen.“, knurrte Haruka.

Ängstlich sah Tsuki die junge Frau mit dem kurzen sandblonden Haar an. Seit sie den Raum betreten hatte, hatte sie sie mit großen Misstrauen behandelt. Sie konnte sie ja verstehen, immerhin hatten sie mal auf gegnerischen Seiten gestanden. Und dennoch… sie war gerettet worden, von Sailor Moon. Nur wie sollte sie es beweisen? Ihr schwirrte der Kopf. Das alles war zu viel für sie.

„Tsuki?“ Bunny sah sie besorgt an. Sie war leichenblass und sah so aus, als ob sie jeden Moment umkippen würde.  Tsuki zuckte zusammen, als sie ihren Namen hörte, und sah Bunny an, die ihr ein Lächeln schenkte.

„Vielleicht solltest Du Dich etwas hinlegen. Das war bestimmt alles nicht einfach für Dich heute.“

Dankbar lächelte Tsuki das blonde Mädchen mit den Zöpfen an.

„Das wäre wundervoll.“, stimmte sie zu. Sofort erhob sich Rei.

„Wir haben eine Menge Gästezimmer hier, Du kannst Dich gerne etwas ausruhen.“

„Ich danke Dir.“ Tsuki war wirklich gerührt davon, wie sich die Mädchen um sie kümmerten. Sie hätte es gar nicht verdient.

„Ich zeige es Dir.“, sagte Rei freundlich.

Tsuki erhob sich. Erst jetzt merkte sie, wie schwach sie eigentlich war. Kaum hatte sie sich erhoben, legte sich ein starkes Schwindelgefühl über sie und ihre Knie waren weich. Sofort knickte sie wieder ein. Mamoru, der ihr am nächsten saß, reagierte sofort und fing sie auf. Nach einem kurzen Moment hatte sich ihr Schwindelgefühl wieder etwas gelegt. Verlegen sah sie dem jungen Mann ins Gesicht.

„Vielen Dank…“, murmelte sie und versuchte, sich wieder auf eigenen Beinen zu halten, was ihr jedoch nur schlecht gelang.

„Ich glaube, ich begleite euch wohl besser.“, sagte Mamoru und stützte Tsuki beim Gehen. Endlich zeigte sich etwas Farbe auf ihrem blassen Gesicht, denn ihre Wangen färbten sich rosa.

 

Bei dem Zimmer angekommen öffnete Rei die Schiebetür und ließ Mamoru und Tsuki eintreten. Er brachte sie bis zum Bett, wo sie sich sofort niederließ. Allein dieser kurze Gang, den sie auch noch mit einer Stütze gelaufen war, hatte sie komplett erschöpft. Es schien, als seien einfach all ihre Energiereserven komplett aufgebraucht.

„Am besten legst Du Dich jetzt hin und versuchst, ein wenig zu schlafen.“, sagte Mamoru und blickte hinab auf das schwache Mädchen. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass er diesem Mädchen helfen wollte. Müde nickte sie.

„Vielen Dank.“

„Du brauchst Dich nicht zu bedanken.“, sagte Mamoru. Ein paar Sekunden sah er sie an, bevor er sich schließlich umdrehte und das Zimmer verließ. Rei schloss die Tür hinter ihm.

„Geh schon mal zurück zu den anderen.“, forderte sie ihn auf. „Ich sage kurz meinem Großvater Bescheid, dass wir einen Gast haben.“

 

Tsuki hatte sich derweil hingelegt. Sie fühlte sich vollkommen ausgelaugt. Die Saat hatte ihr eine unglaubliche Kraft verliehen, ihre Energie war praktisch unendlich gewesen. Nie hatte sie sich müde oder erschöpft gefühlt. Aber jetzt war sie von der Saat befreit. Sie war ein Mensch und Menschen hatten nicht unendlich viel Energie. Menschen brauchen Schlaf und Nahrung, um ihre Energiereserven aufzufüllen.

Müde lächelte sie in sich hinein. Ja, endlich war sie wieder ein Mensch und sie würde jetzt schlafen. Was danach mit ihr geschehen würde, war in diesem Moment egal. Die Hauptsache war, dass sie gerettet worden war. Und wer weiß… vielleicht hat sie in den Mädchen und Jungen hier ja bereits ein paar Freunde gefunden…

 

Rei hatte ihrem Großvater Bescheid gesagt und betrat nun das Zimmer, in dem sich ihre Freunde versammelt hatten. Auch Mamoru hatte sich hier bereits wieder eingefunden.

„Wir müssen sehr vorsichtig sein.“, ermahnte Haruka die anderen streng. „Wir wissen immer noch nichts über sie. Hotaru sagt, dass sie einer Sailorkriegerin ähnlich ist, aber das heißt nicht, dass sie nicht immer noch unser Feind sein könnte. Denkt nur an Galaxia. Da waren auch die Sailorkriegerinnen anderer Sonnensysteme unsere Feinde.“

„Aber die sind von Galaxia… bzw. dem Chaos unterworfen worden.“, erinnerte Minako sie.

„Auch sie ist unterworfen worden.“, warf Michiru ein.

„Aber ich habe sie befreit!“ Bunny konnte das Misstrauen ihrer älteren Freunde nicht verstehen.

„Sie könnte immer noch etwas von der Saat in sich tragen.“ entgegnete nun wieder Haruka.

„Das glaube ich nicht.“ Amy kannte die Kräfte, die Sailor Moon besaß. Sie konnte sich nach ihren Schilderungen und der Unterredung mit Tsuki nicht vorstellen, dass die Saat immer noch in ihr steckte.

„Trotzdem wissen wir nicht, wer sie ist.“ Setsunas Stimme klang ruhig und dennoch bestimmt. Sie versuchte, das Ganze von einem neutralen Standpunkt aus zu sehen und es war nun einmal Fakt, dass sie quasi nichts über sie wussten.

„Amy.“, mischte sich nun Luna ein. „Kannst Du nicht etwas über sie und ihr damaliges Leben herausfinden?“

„Vielleicht würde uns das weiterhelfen.“, stimmte Artemis zu.

„Natürlich.“ Amy holte ihren Minicomputer hervor und begann, eifrig darauf herumzutippen. Gespannt beobachteten die anderen sie.

 

„Ich hab’s.“, verkündete sie schließlich. „Tsuki Araide, geboren am 17. Februar 1906, Tochter von Shinji Araide und Noriko Araide. Vermisst gemeldet am 31. Juli 1924 im Alter von 18 Jahren. Die Suche blieb ergebnislos und der Fall wurde ad acta gelegt.“

„Das hilft uns nicht weiter.“, sagte Haruka gereizt. „Was hast Du noch?“

Konzentriert sah Amy auf den kleinen Bildschirm und gab immer mal wieder etwas ein. Plötzlich weiteten sich ihre Augen.

„Bunny!“ Erstaunen lag in ihrer Stimme. „Sie scheint mit Dir verwandt zu sein.“

Alle Blicke richteten sich auf Bunny, die selbst kaum glaubte, was sie da hörte. Sie zeigte auf sich selbst.

„Verwandt? Mit mir?“

„Allerdings.“ Amy nickte eifrig. „Ihre Schwester ist Deine Urgroßmutter.“

„Meine Urgroßmutter?“, wiederholte Bunny ungläubig. „Aber sie heißt doch Araide, nicht Tsukino!“

„Das ist zwar richtig…“, erklärte Amy. „…aber auch Deine Mutter hieß mit Mädchennamen nicht Tsukino. Den Namen hat sie von Deinem Vater angenommen. Außerdem scheint die Linie rein weiblich zu sein, also hatten wohl auch deine Mutter und deine Großmutter einen anderen Mädchennamen als Araide.“

„Achso…“, verlegen lachte  Bunny auf und kratzte sich am Hinterkopf.

„Hat sie deshalb auch Sailorkräfte? Weil sie mit Bunny verwandt ist?“, fragte Minako grübelnd.

„Nein.“ Setsuna schüttelte bedächtig den Kopf. „Das allein kann es nicht sein. Überleg doch mal, dann müssten auch alle anderen ihrer Verwandten Sailorkräfte haben.“

„Stimmt.“ Dieses Mal war es Minako, die verlegen auflachte.

„Wir wissen jetzt also, dass sie Bunnys Urgroßtante ist.“, stellte Haruka fest. „Aber sonst wissen wir immer noch nichts.“

 

Bunny schoss plötzlich ein Gedanke durch den Kopf.

„Ich kannte meine Urgroßmutter noch.“, sagte sie. „Sie ist gestorben, als ich elf war, aber davor haben wir sie regelmäßig besucht.“

Die anderen sahen sie an.

„Mein Vater hat sich oft über sie lustig gemacht, weil sie den Mond so liebte. Er sagte, sie sei in Wirklichkeit ein Werwolf. Aber sie sagte, der Mond erinnere sie immer an eine bestimmte Person, die sie seit ihrer Jugend nicht mehr gesehen hat.“

„Glaubst Du, sie hat damit Tsuki gemeint?“, fragte Makoto.

„Wäre doch möglich oder?“, entgegnete Bunny. „Immerhin bedeutet Tsuki doch ‚Mond‘.“

Erstaunt sahen die anderen sie an.

„Das ist wirklich gar nicht mal so dumm!“, rief Rei aus und größte Verwunderung schwang in ihrer Stimme mit.

„Was soll das denn heißen?“, hinterfragte Bunny mit zusammengekniffenen Augen und erhobener Faust.

„Gar nichts.“, erwiderte Rei genervt. „Das war ein Kompliment, du blöde Nuss.“

„Warum bist Du immer so gemein zu mir?“, beschwerte Bunny sich.

„Hört auf!“ Seiya schob sich zwischen die beiden Streithähne, die mittlerweile dazu übergegangen waren, sich gegenseitig die Zunge rauszustrecken. Beleidigt setzten sich beide wieder richtig hin und blickten in unterschiedliche Richtungen.

„Die beiden werden sich wohl nie ändern.“, seufzte Luna, die ihre Streitereien zu Genüge kannte.

 

„Also gut.“ Haruka ergriff das Wort. „Wir können also davon ausgehen, dass sie die verschollene Schwester von Bunnys Urgroßmutter ist und dass sie die Person war, an die sie denken musste, wenn sie den Mond sah. Aber das bringt uns nicht weiter!“ Ihre Stimme klang gereizt.

„Aber wenn sie Bunnys Verwandte ist, dann kann sie doch gar nicht schlecht sein, oder?“, sagte Minako.

„So ein Quatsch.“ Haruka schüttelte den Kopf.

„Also mir gibt es schon ein besseres Gefühl, zu wissen, dass sie mit Bunny verwandt ist.“, mischte Yaten sich nun unerwartet ein. Die anderen sahen ihn erstaunt an.

„Naja… Vorher war sie eine komplett Unbekannte.“, erklärte er. „Jetzt haben wir wenigstens eine Ahnung, wer sie ist. Und wir wissen etwas über ihre Familie.“

„Finde ich auch!“, stimmte Minako ihrem Freund kräftig nickend zu.

„Hm…“, Taiki schloss die Augen und lächelte mit geschlossenen Lippen. „Ich sehe das ähnlich wie Yaten. Wir können sie nun wesentlich besser einschätzen als vorher.“ Er öffnete seine Augen wieder und setzte einen ernsten Blick auf. „Trotzdem müssen wir dringend etwas über ihre Kräfte herausfinden, wenn sie wirklich welche hat. Aber da sie selbst nichts davon zu wissen scheint, müssen wir wohl geduldig sein.“

 

Haruka seufzte. Sie gab es nur ungern zu, aber er hatte Recht. Hier herumzusitzen und zu diskutieren brachte sie nicht weiter. Tsuki schlief und außer ihr, Michiru und vielleicht noch Setsuna schienen ihr auch alle helfen zu wollen, weil sie sich sicher waren, dass sie geheilt war.

„Wir sollten gehen. Oder was meinst Du, Michiru?“ Mit einem Lächeln wandte sie sich an ihre Freundin, die es augenblicklich erwiderte.

„Ich glaube, Du hast Recht.“, stimmte sie ihr zu. Die beiden Frauen erhoben sich und auch Setsuna und Hotaru standen auf.

„Warum wollt ihr denn plötzlich gehen?“, fragte Bunny erstaunt. Mit einem so plötzlichen Aufbruch hatte sie nicht gerechnet.

„Wir kommen so nicht weiter.“, erklärte Setsuna. „Bitte passt auf das Mädchen auf und seid vorsichtig. Wenn sich irgendetwas Neues ergibt, sagt uns bitte Bescheid.“

„Äh… in Ordnung.“, stimmte Bunny zu, auch wenn sie noch immer etwas überrumpelt war.

„Macht’s gut.“, verabschiedete Michiru sich für alle und die vier verließen den Raum.

 

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Minako.

„Naja, sie haben schon Recht. Hier rumzusitzen und zu diskutieren bringt uns auch nicht weiter.“, sagte Seiya.

„Und Tsuki schläft gerade.“, fügte Rei hinzu.

„Ich würde vorschlagen, dass immer zwei Leute hier bleiben und ein wenig auf Tsuki Acht geben.“ Makoto verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah die anderen erwartungsvoll an.

„Ich glaube, das ist eine gute Idee.“, stimmte Amy zu. „Aber morgen ist Schule.“

„Dann werden wir uns um sie kümmern.“, verkündete Taiki. „Yaten und ich wollten morgen etwas mit der Prinzessin unternehmen, dann können wir…“

Er unterbrach seinen eigenen Satz und auch Yaten zuckte kurz zusammen.

„Die Prinzessin!“, rief er aus. Eigentlich hatten er und Minako nur einen kurzen Spaziergang machen wollen und auch Taiki hatte nicht lange weg bleiben wollen. Durch diesen kleinen Notfall hatten sie sie ganz vergessen.

„Ich glaube, wir sollten schnellstens nach Hause…“, verkündete Yaten und stand abrupt auf, sodass Minako, die sich an ihn gelehnt hatte, kurz ihr Gleichgewicht verlor.

„Ich bleibe mit Rei hier.“, sagte Makoto.

„Ich bleibe auch.“, sagte Amy.

„Kommst Du mit uns, Schätzchen?“, fragte Seiya seine Freundin hoffnungsvoll. Eigentlich hatten sie ja einen schönen Tag zusammen verbringen wollen.

„Ja, gerne.“ Sie lächelte Seiya an und eine leichte Röte schlich sich auf ihr Gesicht, als sie an die letzte Nacht dachte.

„Ich komme natürlich auch mit.“, rief Minako und hakte sich bei Yaten unter, der ein schiefes Grinsen aufsetzte.

„Ich würde vorschlagen, dass wir mit den Mädchen hier bleiben, oder Artemis?“

Der Kater nickte und stimme Luna zu.

„Gut, dann hätten wir das ja geklärt.“, sagte Minako fröhlich und zog ihren Freund zur Tür.“Und sagt uns ja Bescheid, wenn sich irgendetwas Neues ergibt.“

„Natürlich.“, sagte Amy und lachte. Minako war genauso wie Bunny eine Frohnatur. Und das mochte sie an beiden Mädchen so sehr.

„Bis daaaann!“, winkten Bunny und Minako ihren Freundinnen zu und schließlich verließen sie zusammen mit den Jungs den Tempel.

 

Aus der Ecke hörte Rei ein Räuspern. Sie sah dorthin und entdeckte Mamoru, der sich die ganze Zeit sehr zurückgehalten hatte.

„Ähm… wenn es euch nichts ausmacht, würde ich auch nochmal gern nach Tsuki sehen, bevor ich gehe.“

Etwas erstaunt sahen die Mädchen sich an, aber einzuwenden hatten sie nichts.

 

 

Ein paar Zimmer weiter wälzte sich Tsuki unruhig im Bett hin und her. Sie schlief, doch waren ihre Träume wirr und verzerrt. Sie stöhnte auf. Ein geheimnisvolles Leuchten erfüllte den Raum und auf ihrer Stirn waren die schwachen Umrisse eines Halbmondes zu erkennen.

Dankbarkeit

Mit einem leichten Stöhnen wachte Tsuki langsam auf. Sie fühlte sich nicht unbedingt erholt. Ihre Träume waren von Krieg und Zerstörung in einer ihr unbekannten und dennoch sehr vertrauten Welt geplagt. Sie wusste nicht warum, aber an diesem Ort hatte ihr sehr viel gelegen und sie wollte alles dafür tun, ihn zu verteidigen. Wunderschön war es dort. Alles erstrahlte in einem sanften Licht. Der riesige Palast war ganz in weiß gehalten und mit edlen Verzierungen versehen. Stolze Säulen hatten den Eingangsbereich getragen.

Sie seufzte. Auch vor ihrer Zeit unter Königin Malitia hatte sie ab und zu von diesem Ort geträumt, doch konnte sie sich absolut nicht vorstellen, was dies für ein Ort sein sollte oder woher sie ihn kannte. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nie so etwas gesehen.

Und dann war da diese Frau… Sie musste wenige Jahre älter als sie selbst gewesen sein. Ihr hellblondes Haar reichte ihr bis zu ihren Knien und erstrahlte in dem sanften Licht, das dort überall herrschte. Wehmütig hatte sie sie in ihrem Traum angelächelt, ihre Hand gehoben und irgendetwas in ihrer Hand in einem gleißend hellen Licht erstrahlen lassen. Dann war sie aufgewacht. Schon mehrere Male hatte sie diesen Traum geträumt. Doch jedes Mal, wenn die Frau das Licht erstrahlen ließ, wachte sie auf. An dieser Stelle ging der Traum einfach nicht mehr weiter.
 

„Ah, Du bist wach.“, hörte sie auf einmal eine männliche Stimme und zuckte zusammen. Sie sah auf und entdeckte den jungen Mann, der sie in dieses Zimmer begleitet hatte.

„Entschuldige.“, sagte Mamoru eilig, der das Zusammenzucken des Mädchens bemerkt hatte. „Ich wollte Dich nicht erschrecken.“

„Sch-schon ok.“, antwortete Tsuki etwas unsicher. Mamoru räusperte sich.

„Du… ähm… hast so unruhig geschlafen, als ich nach Dir gesehen habe und da dachte ich, ich bleib etwas hier. Falls etwas passiert…“ Ein Rotschimmer legte sich auf seine Wangen.

„Achso…“, sagte sie leise. Zu mehr fühlte sie sich nicht im Stande. Auch ihre Wangen färbten sich leicht rötlich.

„Ähm… ja…“ Er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. „Wie geht’s Dir denn?“

„Etwas besser… denke ich.“, antwortete sie leise. Ihr Magen knurrte leicht. Peinlich berührt legte sie ihre Hand schnell auf ihren Bauch. Mamoru lächelte sie an.

„Du hast sicher Hunger. Ich frage Rei, ob sie Dir etwas bringen kann.“ Mit diesen Worten bewegte er sich zur Tür und verließ den Raum.

„D-danke…“ stotterte Tsuki noch und sah ihm hinterher. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Es war unglaublich, wie diese Gruppe von Mädchen und Jungen sich um sie kümmerte.
 

„Dieses Mädchen ist also mit Dir verwandt?“ Sie hatten Kakyuu lesend in der Wohnung der Three Lights vorgefunden und ihr nach einigen Entschuldigungen von den Geschehnissen der letzten Stunden erzählt. Sie hatte ihnen ruhig zugehört und nur einige Male Fragen gestellt.

Bunny nickte zustimmend.

„Amy sagte, sie sei die Schwester meiner Urgroßmutter gewesen… oder so.“ Grübelnd tippte sie mit dem Zeigefinger gegen ihr Kinn.

„Ja, und Hotaru sagte, dass sie bei Tsuki eine Ausstrahlung spürt, die der einer Sailorkriegerin ähnlich wäre.“, warf Minako ein und sah die Prinzessin gespannt an. Vielleicht hatte sie ja eine Idee dazu.

Einige Sekunden war es ruhig und Kakyuu hatte einen nachdenklichen Blick aufgesetzt. Auch die anderen dachten angestrengt nach und warfen der Prinzessin hin und wieder einen Blick zu.

„Das Reich des Mondes ist eines der mächtigsten der Galaxien.“, begann Kakyuu schließlich zu reden. Fragende Blicke legten sich auf sie.

„Viele Legenden tümmeln sich um dieses Reich. Sogar die Bürger Euphes kennen das sagenumwobene Reich des Mondes. Immer wieder haben die Mächte der Finsternis versucht, die Macht über dieses Reich zu erlangen. Doch die königliche Linie hat immer gesiegt. Die Königinnen des Mondes waren mächtig, reinen Herzens und vom edelsten Geblüt. Nie hätte jemand gedacht, dass diese Dynastie irgendwann einmal enden würde. Doch das tat sie.“

Ihr Blick schweifte zu Bunny, die ihr aufmerksam zuhörte.

„Zumindest vorübergehend.“ Ein warmes Lächeln breitete sich auf Kakyuus Gesicht aus. „Du und Deine Kriegerinnen wurdet wiedergeboren und euer Schicksal ist es, das Reich des Mondes wieder auferstehen zu lassen.“

Die Worte der Prinzessin faszinierten Bunny auf eine unerklärliche Weise, doch wusste sie nicht so recht, worauf sie hinaus wollte. Was hatte das alles mit Tsuki zu tun? Für einige Sekunden schwieg Kakyuu.
 

„Diese Dynastie ist uralt. Die Königinnen des Mondes sind unsterblich. Aus diesem Grund können Jahrhunderte vergehen, bis eine Königin ihr Amt abtritt.“ Sie senkte ihre Stimme leicht. „Und dies geschieht normalerweise durch einen Krieg. Denn die stärkste Waffe der Königin, mit der sie einen Krieg beenden und alle retten kann, der Silberkristall, ist zugleich auch ihr eigenes Verderben.“

Unwillkürlich sah Bunny Bilder ihrer eigenen Mutter – der letzten Mondkönigin – vor ihrem inneren Auge aufblitzen.

Betroffen schwiegen die Jungs und Mädchen, die den Worten Kakyuus lauschten. Seiya warf Bunny einen unsicheren Blick zu. Er selbst hatte bisher kaum etwas über das Mondreich gewusst. Hatte sich Bunnys eigentliche Mutter geopfert, damit sie und ihre Kriegerinnen wiedergeboren werden konnten? Und besaß Bunny etwa auch diese Macht über den Silberkristall? Bei dem Gedanken daran breitete sich ein flaues Gefühl in seinem Magen aus. Unwillkürlich griff er nach ihrer Hand und drückte sie.
 

„Was ist…“ Nach einigen Sekunden der Stille fuhr Kakyuu schließlich fort. „…wenn ihr nicht die einzigen seid, die wiedergeboren worden sind?“

Ruckartig sah Bunny auf und dachte über Kakyuus Worte nach. Diese redete weiter.

„Was ist, wenn es in der Geschichte des Mondreichs schon einmal etwas Ähnliches gegeben hat und Tsuki ebenfalls wiedergeboren worden ist?“

„Glaubst Du, sie könnte auch auf dieser Ebene… in dieser Vergangenheit eine Verwandte von mir sein?“, fragte Bunny nachdenklich.

„Ich halte es für durchaus wahrscheinlich.“ bestätigte Kakyuu. Sie seufzte. „Das Königreich des Mondes und das Königreich von Euphe haben früher gute Beziehungen gehegt. Auf Euphe haben wir Geschichtsbücher… Auch über das Mondreich. Auch wenn natürlich nicht jedes Detail bekannt ist. Über die Entfernung...“ Sie lächelte entschuldigend.

„Darüber habe ich noch nie nachgedacht.“, gab Bunny erstaunt zu.

„Schätzchen?“ Seiya drückte ihre Hand erneut und sah sie fragend an. Kakyuu schien sie zum Nachdenken gebracht zu haben.

„Hier auf der Erde ist nichts über das Reich des Mondes bekannt. Nicht mal wir wissen wirklich etwas darüber. Bis vor ein paar Jahren wussten wir nicht mal, dass wir Sailorkriegerinnen sind und es so etwas wie das Reich des Mondes überhaupt gibt. Wir haben keine Geschichtsbücher darüber. Das alles ist wohl mit Untergang des Reichs verloren gegangen.“

„Bunny…“ Mitleidig sah Minako ihre Freundin an. Auch ihre Vergangenheit war stark an die des Reichs des Mondes gebunden. Doch wusste sie überhaupt nichts über ihre Vergangenheit in diesem Leben. Sie wusste nichts über ihre Eltern damals. Sie wusste lediglich, dass sie schon damals eine Sailorkriegerin gewesen ist und es ihre Aufgabe gewesen ist, Prinzessin Serenity zu schützen.

„Ist schon in Ordnung.“ Bunny schenkte ihrer Freundin ein kleines Lächeln.
 

„Wir könnten diese Informationen gut gebrauchen.“, stelle Taiki nachdenklich fest. Er hatte sich bisher eher zurückgehalten. Es ärgerte ihn, dass er sich damals nicht genauer mit der Geschichte des Mondes auseinandergesetzt hatte. Und dass die Palastbibliothek Euphes derzeit unerreichbar war, machte es nicht besser. Normalerweise würde er sich sofort an die Arbeit machen und recherchieren.

„Dann machen wir eben einen kleinen Ausflug nach Euphe und holen uns diese Information.“, schlug Seiya unbekümmert vor, was ihm ein paar entgeisterte Blicke seiner Freunde einbrachte.

„Was ist?“, fragte er verwirrt.

„Seiya, wir können doch nicht mal eben nach Euphe marschieren. Der Planet liegt Lichtjahre von dieser Galaxie entfernt.“, belehrte Taiki ihn.

„Selbst wenn wir sofort aufbrechen würden, bräuchten wir Wochen, bis wir wieder hier wären.“, bestätigte Kakyuu Taiki in seinen Worten.

„Aber wir brauchen diese Information.“, beharrte Seiya auf seinem Standpunkt. Ja, er wusste, dass das Ganze lange dauern würde und sicherlich kein Spaziergang wäre. Aber da Tsuki offensichtlich selbst nicht wusste, wer sie eigentlich ist, und die Bücher auf Euphe ihr einziger Anhaltspunkt waren, mussten sie das seiner Meinung nach auf sich nehmen.

„Da hat er auch Recht.“, stimmte Yaten ihm zu.

Bunny seufzte. Sie konnten diese Information tatsächlich sehr gut berauchen, aber sie würde Kakyuu und die Star Lights niemals dazu bringen, diese lange Reise auf sich zu nehmen.

„Das kann ich nicht von euch verlangen.“, sagte sie deshalb.

„Wer hat denn von Verlangen geredet?“, hakte Seiya nach. Sie war die selbstloseste Person, die er kannte und er wusste, dass sie niemals etwas verlangen würde. Aber sie alle sorgten sich um das Schicksal der Erde und er wusste, dass ihr viel daran lag, zu wissen, wer Tsuki eigentlich ist.

„Vielleicht können wir das ja mit den Anderen besprechen.“, schlug Minako vor.

„Ich möchte euch meine Hilfe in jedem Fall anbieten.“, stimmte Kakyuu zu. „Ihr habt so viel für mich und meinen Planeten getan. Das bin ich euch schuldig.“ Sie lächelte Bunny aufmunternd zu.

Glücklich sah diese ihre Freunde an.

„Ich danke euch.“

Seiya schlang seine Arme um seine Freundin und sie lehnte sich glücklich bei ihm an. Sie wusste, dass sie den besten Freund der Welt hatte. Noch dazu hatte sie die besten Freunde.
 

„Wie geht’s Dir?“, fragte Rei, die Tsuki dabei beobachtet hatte, wie sie die letzten Löffel ihrer Nudelsuppe gegessen hatte.

„Schon viel besser.“ Tsuki lächelte dankbar. Sie betrachtete das Mädchen mit dem langen schwarzen Haar, die sie freundlich anlächelte. Auch das große Mädchen mit dem Pferdeschwanz und die mit den kurzen blauen Haaren waren da. Außerdem der junge Mann mit dem schwarzen Haar. Sie alle leisteten ihr hier Gesellschaft.

„Ich danke euch allen sehr für eure Hilfe.“, sprach sie schließlich ihre Gedanken aus.

„Du musst Dich nicht bedanken.“, winkte Rei ab.

„Wir helfen gerne.“, bestätigte auch Amy.

„Doch… ich…“ Tsuki biss sich auf die Unterlippe. „Ich wüsste gar nicht, was ich ohne euch machen würde. Ich meine… Ohne euch würde ich noch immer unter Malitias Fittichen stehen und… auch so… ich wüsste doch gar nicht, wo ich hin sollte. Ich kenne doch niemanden mehr.“

Die mitleidigen Blicke der anderen Anwesenden ruhten auf ihr.

„Tsuki…“ Makoto wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Sie wusste, wie es war, wenn man niemanden mehr hatte. Nach dem Tod ihrer Eltern ging es ihr ganz ähnlich. Und auch sie wurde von Bunny und den anderen aufgenommen. Sie griff nach der Hand des türkishaarigen Mädchens.

„Glaub mir, wir sind froh, wenn wir Dir helfen können. Wir werden uns gemeinsam Gedanken darüber machen, was mit Dir geschehen soll. Wir werden Dir helfen, wieder ein normales Leben führen zu können.“

Darüber hatte Tsuki auch schon nachgedacht. Was sollte nur mit ihr geschehen? Sie konnte definitiv nicht auf Dauer hier bleiben. Dessen war sie sich bewusst. Sie hoffte nur, dass sie auch in Zukunft mit den Mädchen und Jungen dieser Gruppe Kontakt haben könnte. Sie hoffte, dass sie sie nicht alleine lassen würden.

„Ich danke euch… wirklich…“

Liebesglück und Eifersucht

„Was denkst Du gerade?“ Aufmerksam sah Seiya seine Freundin an, die ungewohnt still neben ihm auf seinem Bett saß. Nach ihrer Unterhaltung mit Kakyuu und den anderen hatten er und Bunny sich in sein Zimmer zurückgezogen. Bunny sah auf.

„Ich denke über die Vergangenheit nach. Mein Leben damals als Prinzessin Serenity…“ Sie wirkte tatsächlich sehr nachdenklich und in ihrer Stimme schwang Melancholie mit. Seiya wusste nicht, was er davon halten sollte. Er wusste praktisch nichts darüber. Das einzige, was er wusste, war, dass sie schon damals mit Mamoru, Prinz Endymion, zusammen gewesen ist. Und dieser Gedanke gefiel ihm nicht.

„Kannst Du Dich an dieses Leben erinnern?“, fragte er. Er konnte es sich nicht so recht vorstellen, wie es war, wiedergeboren zu sein. Bunny schüttelte den Kopf.

„Eigentlich nicht. Ich habe einige Szenen aus meinem damaligen Leben in einer Vision gesehen. Daher weiß ich auch, dass Endymion und ich damals ein Liebespaar waren. Eigentlich mochten wir uns nicht mal so recht, bevor uns diese Erinnerung zurückgegeben wurde.“

Seiya horchte auf. Das wusste er gar nicht.

„Ihr mochtet euch nicht?“, hakte er nach.

„Nein.“ Bunny schüttelte den Kopf und sie lächelte leicht, während sie sich zurückerinnerte. „Mamoru und ich kannten uns eigentlich nur vom Sehen, aber er hat sich immer über mich lustig gemacht und mich wegen meiner schlechten Noten geärgert. Er hat mich immer auf die Palme gebracht. Ich habe nur versucht, besser mit ihm klarzukommen, weil Rei und er irgendwann ein Paar geworden sind.“

Seiya riss die Augen auf. Davon hatte er erst recht nichts gewusst! Rei und Mamoru?

„Rei und Mamoru waren mal ein Paar?“, fragte er geschockt.

„Ja… Nur kurz. Das war kurz bevor wir von unserer Vergangenheit auf dem Mond erfahren haben. Danach… hat Rei für mich auf ihn verzichtet.“

Sie seufzte. Bei dem Gedanken daran fühlte sie sich immer noch schlecht.

„Und dann…“ Er zögerte kurz. „Hast Du Dich in Mamoru verliebt?“ Seine Stimme klang dabei kälter, als er es gewollt hatte. Eigentlich wollte er gar nicht darüber nachdenken, dass Bunny diesen Mamoru mal geliebt hat. Aber andererseits steckte da wesentlich mehr dahinter als hinter einer gewöhnlichen Beziehung und er wollte unbedingt alles über sein Schätzchen wissen.

„Mhm…“ Bunny dachte darüber nach. „Ich denke schon… Wir haben zu dem Zeitpunkt herausgefunden, dass er Tuxedo Mask war und…“ Sie wurde rot, kam sie sich bei der Erinnerung daran doch sehr kindisch vor. „Naja, alle fanden Tuxedo Mask cool und… einen Freund zu haben war ja auch cool…“

Seiya schmunzelte. Eine vierzehnjährige Bunny, die noch ein wenig kindlicher und naiver war als die jetzige… die Vorstellung war irgendwie komisch.

„Hör auf so zu grinsen!“, brauste Bunny auf, was Seiya dazu brachte, nun wirklich zu lachen.

„Ach Schätzchen…“

„Was denn??“

„Du bist süß.“, sagte er nur und zog das blonde Mädchen in seine Arme und gab ihr einen Kuss, den sie nur zu gern erwiderte.
 

„Ich hoffe, in mich bist Du nicht nur verliebt, weil ich cool bin!“ Seiya setzte sein frechstes Grinsen auf und wartete gespannt auf die Antwort des Mädchens. Sie wurde wieder rot.

„Hör auf mich zu ärgern!“, verlangte sie.

„Aber Schätzchen!“, sagte Seiya gespielt empört. „Ich würde es niemals wagen, Dich zu ärgern! Ich möchte nur wissen, ob es lediglich mein gutes Aussehen, meine Coolness oder meine Berühmtheit sind, die Dich in meine Arme getrieben haben…“

„Seiyaaa!!“ Bunny schnappte sich Seiyas Kopfkissen und schlug es ihm ins Gesicht. Verdattert schaute er sie an und sie musste bei seinem Anblick loslachen.

„Na warte!“, rief er und stürzte sich auf sie. „Das gibt Rache!“

Er fing an, sie zu kitzeln und sofort brach Bunny in lautes Lachen aus. Schon nach kurzer Zeit hielt sie sich den Bauch und Tränen standen in ihren Augen.

„N-nein! Sei…Seiyahahaha… Ni-hi-hiiicht! … Ich kann nicht meheeehr!“

Seiya ergriff ihre Hände und stemmte sich, ihre Hände links und rechts von ihrem Kopf platzierend, über ihr auf.

„Dann sag mir, dass Du mich liebst, weil ich ich bin. Nicht wegen meines Aussehens oder meiner Berühmtheit.“, verlangte er mit einem forschen Grinsen. Er wusste, dass dies der Fall war. Das war immer außer Frage gewesen. Aber er hörte es einfach zu gerne von ihr.
 

Bunny lächelte ihren Freund an, der sich über sie beugte und ihr tief in die Augen sah. Dieses Mal legte sich eine sanfte Röte über ihre Wangen, weil der Mann, den sie liebte, ihr so nahe war. Sie lächelte und entzog ihre Hände seinem Griff. Er ließ es zu, gespannt, was sie als nächstes tat.

Sie legte ihre Hände an seine Wangen und zog ihn leicht zu sich herunter, während sie selbst sich ebenfalls leicht nach oben reckte. Kurz bevor ihre Lippen sich trafen, stoppte sie. In freudiger Erwartung auf den Kuss, hatte Seiya seine Augen bereits geschlossen. Als sie anfing zu reden, spürte er ihren warmen Atem auf seinen Lippen.

„Ich liebe Dich, Seiya Kou. Ich liebe Dich, weil Du der bist, der Du bist. Weil Du der Mann meiner Träume bist.“ Nachdem sie diese Worte ausgesprochen hat, überbrückte sie die letzten Millimeter, die sie noch von seinen Lippen trennten, und küsste ihn.

Ein angenehmer Schauer lief ihm bei ihren Worten und dem anschließenden Kuss den Rücken herunter. Wie er diese Frau liebte! Er würde niemals genug von ihr bekommen, das war ausgeschlossen.
 

Als sie den Kuss lösten, ließ Bunny sich wieder zurücksinken und sah Seiya an. Sein freches Grinsen war längst verschwunden und ein liebevolles Lächeln war auf seinen Lippen zurückgeblieben. Er setzte sich auf die Bettkante und betrachtete seine Freundin.

„Weißt Du eigentlich, wie sehr ich Dich liebe?“, fragte er sie.

Sie tippte mit dem Zeigefinger gegen ihr Kinn und tat so, als müsse sie angestrengt darüber nachdenken.

„Hmmmm… lass mich mal überlegen!“, sagte sie. Seiya musste wieder einmal über sie schmunzeln. Sie war doch einfach zu süß. Schließlich hörte sie auf und lächelte ihn an.

„Ich glaube, ich weiß es nicht, Seiya. Du musst es mir wohl sagen.“, forderte sie keck. Bevor sie eine Antwort bekam, beugte er sich wieder kurz über sie und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen.

„Ich liebe Dich so sehr, dass ich jede einzelne Sekunde meines Lebens mit Dir verbringen will.“ Er griff nach ihrer Hand. „Ich liebe Dich so sehr, dass ich mir nicht vorstellen kann, jemals mit einer anderen Frau glücklich werden zu können.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Hand. „Ich liebe Dich so sehr, dass ich alles, einfach alles über Dich und Dein Leben wissen möchte.“

Bei seinen Worten lächelte sie.

„Ich weiß bisher einfach immer noch viel zu wenig über Dich, Schätzchen. Du hast so viel Geheimnisvolles an Dir, so viel Unglaubliches. Und das alles möchte ich entdecken und vollends begreifen.“

„Gut, dass Du dafür noch genug Zeit haben wirst.“, stellte Bunny fest.

Fragend sah er sie an.

„Ich hoffe jedenfalls, dass die Ewigkeit Dir dafür reichen wird.“

Er musste grinsen. Ja, das war das Schöne daran, wenn man Sailorkrieger war. Die Ewigkeit stand ihnen offen, denn sie waren beide unsterblich. Er war glücklich, dass auch sie diese Unsterblichkeit besaß, denn er hätte die Ewigkeit nicht ohne sie verbringen wollen.
 

Währenddessen hatte sich Tsuki im Hikawa-Tempel wieder schlafen gelegt. Ihr steckten die Erschöpfung, die Müdigkeit und der Schock noch tief in den Knochen. Dank ihres gefüllten Magens ging es schon deutlich besser und auch die Zusprüche ihrer hoffentlich neuen Freunde hatten geholfen. Sie fiel leicht in einen Schlaf, der dieses Mal deutlich ruhiger und erholsamer war.

Langsam wurde es dunkel und Makoto und Amy hatten sich bereits von Rei verabschiedet. Amy hatte zuvor noch mit Taiki telefoniert, der am folgenden Tag zusammen mit Yaten und Kakyuu herkommen wollte, um sich, noch bevor Rei zur Schule musste, Tsuki anzunehmen.

Nur Mamoru war immer noch nicht gegangen. Er wollte noch einmal kurz nach der Türkishaarigen sehen. Rei hatte die Tür zu Tsukis Zimmer einen Spalt geöffnet, damit sie einen Blick auf sie werfen konnten. Sie lag ruhig in ihrem Bett und schlief.

„Dieses Mal scheinen sie keine Alpträume zu plagen.“, stellte Mamoru leise flüsternd fest.

„Ja, sie sieht sehr friedlich aus.“, stimmte Rei zu und schloss die Tür wieder, nachdem sie sie noch ein paar Sekunden betrachtet hatten.
 

„Naja… Ich werde dann auch mal gehen…“, sagte Mamoru schließlich. Eigentlich würde er gern noch länger bei Tsuki bleiben, auch wenn er selbst nicht so recht wusste, wieso. Aber es war ihm bewusst, dass seine lange Anwesenheit hier komisch wirken musste.

„In Ordnung.“, entgegnete ihm Rei und schritt mit ihm Richtung Ausgang.

„Ähm… Ich denke, ich schau demnächst nochmal vorbei. Haltet mich auf dem Laufenden, ja?“ Leicht verlegen legte Mamoru seine Hand an den Hinterkopf.

„Natürlich.“ Wie Mamoru gedacht hat, kam Rei die ganze Sache schon etwas merkwürdig vor. Er zeigte ein erstaunliches Interesse an dieser jungen Frau. Dennoch beschloss sie, dass es das Richtige war, ihn auf dem Laufenden zu halten. Wer weiß? Vielleicht wurde er ja mit ihr glücklich. Sie hatte doch bemerkt, dass der Anblick von Bunny und Seiya ihn quälte.

„Mach`s gut.“, verabschiedete er sich schließlich.

„Du auch.“, erwiderte sie und damit verschwand er aus ihrem Blickfeld, als er die große Treppe zur Straße hinunter lief. Einige Sekunden noch sah sie ihm hinterher und machte sich Gedanken über sein Verhalten gegenüber Tsuki.
 

Als sie sich wieder umdrehte, um zurück in das Tempelgebäude zu gehen, zuckte sie kurz zusammen. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie beobachtet wurde.

„Yuuichiro!“, rief sie aus. „Was fällt Dir eigentlich ein, mich so klammheimlich zu beobachten?“ Sie konnte nicht anders, als so aufzubrausen. Ganz besonders ihm gegenüber fühlte sie sich nicht in der Lage, anders zu reagieren. Yuuichiro jedoch blieb ausnahmsweise einmal unbeeindruckt davon.

„Magst Du ihn?“, fragte er ruhig. Reis Gesichtszüge entgleisten.

„Hä?“, fragte sie etwas unelegant.

„Magst Du ihn?!“, wiederholte er seine Frage.

„Ich weiß gar nicht, wovon Du da redest.“, antwortete Rei trotzig und sah betont schnippisch zur Seite.

„Er ist so lange geblieben, bis alle anderen weg waren. Und Du schaust ihm noch hinterher, als er schon weg ist.“, fasste Yuuichiro seine Beobachtungen zusammen. Er hatte sich den ganzen Tag zurückgehalten, da alle von Reis Freunden hier versammelt waren und sie anscheinend etwas Wichtiges zu besprechen hatten. Nur dieser Kerl…

Er war damals, als er hier Tempeldiener gewesen ist, Bunnys Freund gewesen. Dass sie sich von ihm getrennt hatte und nun mit dem Sänger von den Three Lights, diesem Seiya Kou, zusammen war, hatte ihn überrascht. Er hätte nicht damit gerechnet, dass dieser Mamoru trotzdem hier auftauchen würde. Was wollte er? Und vor allem: Was hatte er mit Rei zu schaffen?
 

„Du spinnst ja.“, fuhr Rei ihren alten Freund an, wobei ihre Wangen jedoch leicht gerötet waren. Es war lange her, dass jemand so von ihr und Mamoru dachte.

„Dann bilde ich mir das alles nur ein, ja?“, hakte Yuuichiro nach.

„Ich wüsste zwar nicht, was Dich das angeht,…“, antwortete Rei schroff, „Aber zwischen Mamoru und mir ist gar nichts. Bevor er mit Bunny zusammen war, sind wir ein paar Mal ausgegangen.“

Yuuichiros Augen weiteten sich erschrocken. Nie hätte er gedacht, dass tatsächlich schon mal etwas zwischen seiner Miko und diesem Typen war.

„Aber das ist lange her und war vollkommen unbedeutend.“

„Du warst mal mit ihm zusammen?“, fragte Yuuichiro geschockt nach.

„Wenn man das überhaupt so nennen kann…“, winkte Rei mit einem Schnauben ab. „Er hat sich nie wirklich für mich interessiert und ich fand ihn eigentlich nur toll, weil er älter war. Ich war 14! Alles was ich damals wollte, war ein Freund. Das war halt cool.“

Ein Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen, als sie ihm das erzählte. Es war doch irgendwie peinlich, über ihr Verhalten als Vierzehnjährige zu reden. Dass sie nicht die einzige war, die ihre Verliebtheit in Mamoru mit ihrem Alter und ihrer Naivität begründete, ahnte sie nicht.

Skeptisch sah Yuuichiro das Mädchen mit dem langen schwarzen Haar an, bevor sich ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen schlich.

„Gut.“, sagte er und drehte sich um. Er lief zurück zum Gebäude und ließ eine sehr verdutzte Rei zurück, die dieses Mal einem Mann hinterher sah, bei dem sie sich ihrer rein freundschaftlichen Gefühle nicht so sicher war.

Viel zu früh!

Grad als sie durch die Haustür trat, klingelte das Telefon.

„Komme schon!“, rief sie und eilte hastig zu der kleinen Kommode, auf der der Apparat stand.

„Tsukino.“, meldete sie sich.

„Hallo Bunny.“ Sie erkannte die Stimme ihrer alten Freundin Naru und schlagartig fiel ihr wieder ein, dass sie sich ja mal treffen wollten. Eigentlich hatte sie sie schon längst anrufen wollen, aber in letzter Zeit war irgendwie einfach zu viel los.

„Hallo Naru!“, erwiderte Bunny den Gruß.

„Na, hast Du schon wieder vergessen, dass wir uns mal treffen wollten?“, fragte diese und klang amüsiert. Verlegen lachte Bunny.

„Nein, nein. So ein Quatsch! Natürlich weiß ich das noch! Es ist nur in letzter Zeit so viel passiert.“ Sie kratzte sich am Hinterkopf und hoffte, dass Naru ihr das abkaufen würde. Diese lachte.

„Ach Bunny, du hast dich wirklich kein bisschen verändert.“ Bunny lächelte. Naru war wirklich lieb. Sie hatte sie auch immer so akzeptiert, wie sie war. Sie war einer dieser wenigen herzensguten Menschen, die man in seinem Leben traf.

„Tut mir leid.“, entschuldigte sie sich verlegen.

„Macht nichts.“, winkte Naru ab. „Hast Du vielleicht Lust, Dich morgen zusammen mit Deinem Freund mit Umino und mir im Crown zu treffen?“

„Ja, natürlich!“, freute Bunny sich. „Gleich nach der Schule? Wir könnten uns dann um 17 Uhr dort treffen.“

„Ich würde mich freuen.“, bestätigte Naru.

„Ich freue mich auch.“ Bunny lächelte. Sie freute sich wirklich. Und auf Umino war sie vielleicht gespannt. Ob er sich wohl verändert hatte? Immerhin hatte sie ihn nun auch schon ein paar Jahre nicht mehr gesehen.

„Bis morgen, Bunny. Und nicht vergessen: 17 Uhr im Crown.“, verabschiedete Naru sich mit einem gespielt tadelnden Ton.

„Keine Sorge, ich vergess es nicht.“, schwor Bunny. „Bis morgen!“

Damit legte sie auf. Sofort nahm sie den Hörer jedoch wieder ab und wählte Seiyas Nummer. Sie musste es ihm sofort erzählen, sonst würde sie es wohlmöglich doch wieder vergessen.
 

„Kou.“, meldete Seiya sich, der dem Telefon gerade am nächsten gewesen ist.

„Hallo Seiya? Hier ist Bunny.“, begrüßte sie ihren Freund, der sofort anfing zu strahlen. Sie war gerade erst weg, aber er freute sich, dass er schon wieder von ihr hörte.

„Hallo Schätzchen!“, rief er freudig aus. „Was gibt’s?“

„Erinnerst Du Dich noch an meine alte Freundin Naru, die wir neulich getroffen haben?“, erkundigte sie sich.

„Ähh…“, Seiya musste kurz nachdenken, bevor es ihm wieder einfiel. „Ja.“

„Wir sind für morgen 17 Uhr mit ihr und ihrem Freund im Crown verabredet.“, erzählte Bunny.

„Ja, okay.“, stimmte Seiya zu. Er fand es immer gut, Freunde von Bunny kennenzulernen. Zumindest wenn sie nicht so waren wie Haruka.

„Gut. Du darfst es auf keinen Fall vergessen, klar?“, ermahnte sie ihn. Kurz war er ein wenig verdutzt, bevor er auflachte.

„Äh… keine Sorge. Ich vergess es schon nicht.“, beruhigte er sie. *Bei Dir wär ich mir da allerdings nicht so sicher.*, fügte er belustigt in Gedanken hinzu.

„Dann bis morgen!“, sagte sie fröhlich.

„Bis morgen, Schätzchen.“, erwiderte er. „Ich liebe Dich.“ Bunny musste lächeln.

„Ich Dich auch.“

Damit hängte sie an diesem Abend zum zweiten Mal den Hörer ein.
 

„Es ist noch viel zu früh.“, murrte Yaten, der gerade unsanft von Taiki aus seinem seiner Meinung nach wohlverdienten Schlaf gerissen hatte. So ein Tag mit Minako war nicht gerade unanstrengend.

„Komm schon, wir haben Rei versprochen, noch bevor sie zur Schule muss, bei ihr zu sein.“, erinnerte Taiki.

„Aber es ist noch viel zu früh!“, wiederholte Yaten.

„Nein, das ist es nicht.“, widersprach Taiki. „Wenn wir uns nicht beeilen, kommen wir sogar zu spät, also steh endlich auf. Du hast gesagt, dass Du dabei bist. Kakyuu und ich sind schon fertig. Und Seiya ist sogar schon auf dem Weg zu Bunny, um sie von zu Hause abzuholen.“

Das war ja nicht auszuhalten! Er wollte doch nur schlafen. War das zu viel verlangt? Anscheinend ja. Mürrisch griff er nach seinem Kissen und warf es nach Taiki, der sich jedoch geschickt wegduckte.

„Steh auf!“, verlangte dieser erneut, bevor er das Zimmer verließ und die Tür extra laut hinter sich schloss.

Yaten öffnete ein Auge. Na toll, jetzt hatte er kein Kissen mehr. So konnte er auch nicht mehr schlafen. Müde setzte er sich auf und rieb sich die Augen. Warum hatte er nur gesagt, dass er dabei war? Er gähnte herzhaft, bevor er aufstand, sich ein paar Klamotten schnappte und damit ins Badezimmer schlich. Vielleicht würde eine Dusche ihn ja wach machen.
 

„Guten Morgen, Rei!“, rief Kakyuu der Miko zu, die schon auf sie wartete.

„Hallo ihr drei!“, erwiderte Rei die Begrüßung. Sie war erleichtert, dass sie tatsächlich schon da waren. So langsam müsste sie sich nämlich auf den Weg zur Schule machen.

„Tut mir leid, dass wir so spät sind.“, entschuldigte Taiki sich und zeigte mit dem Daumen anklagend auf Yaten, der neben ihm herschlurfte. „Yaten ist ein richtiger Morgenmuffel.“

„Hey!“, protestierte dieser, obwohl er genau wusste, dass Taiki Recht hatte. Rei lachte.

„So schlimm wie Bunny kann er gar nicht sein.“ sagte sie und Taiki und Kakyuu stimmten in ihr Lachen ein.
 

Rei begleitete sie in den Tempel und zeigte schließlich auf eine Tür.

„Hier ist Tsukis Zimmer.“, erklärte sie. „Ich habe heute früh schon nach ihr gesehen. Sie schläft noch. Die arme ist total am Ende mit ihren Kräften.“ Sie klang besorgt.

„Mach Dir keine Sorgen, Rei. Wir kümmern uns um sie.“, versuchte Kakyuu sie zu beruhigen.

„Gut.“, lächelte die Miko. „Ihr könnt euch gerne in meinem Zimmer aufhalten, bis sie aufwacht. Frühstück ist auch schon vorbereitet. Ihr könnt natürlich auch gerne etwas nehmen. Und vielleicht unternehmt ihr dann ganz einfach etwas mit ihr. Ich glaube, die Ablenkung könnte ihr gut tun.“

„Machen wir.“, stimmte Taiki zu.

„Gut, ich muss jetzt auch los.“ Sie sah auf die Uhr und griff hektisch nach ihrer Schultasche. „Bis später dann!“

„Bis später!“, verabschiedeten auch die anderen sich von ihr.

Gemeinsam gingen sie in Reis Zimmer und Yaten ließ sich sofort auf einem der bequemen Kissen fallen. Na toll. Jetzt saß er hier rum, während das Mädchen, für den sie diesen Aufstand machten, noch schlief. Er hätte verdammt noch mal auch noch eine Mütze Schlaf vertragen können!
 

Immer wieder mal sah Kakyuu nach dem Mädchen. Sie war neugierig auf das Mädchen, das vor so vielen jahren in die Fänge dieser Königin Malitia geraten war. Sie betrachtete ihre ruhigen Gesichtszüge beim Schlafen und lauschte ihrem ruhigen Atem. Sie konnte Sailor Saturn nur zustimmen. Auch ich fiel eine mysteriöse Aura bei diesem Mädchen auf.

Als sie zum vierten Mal nach ihr sah, war sie schließlich aufgewacht. Kakyuu fand sie auf der Bettkante sitzend. Erschrocken sah sie auf, als sich die Tür so plötzlich öffnete. Der Prinzessin fiel sofort auf, dass sie sehr blass war. Anscheinend war sie immer noch nicht ganz auf der Höhe. Sie schenkte ihr ein warmes Lächeln.

„Guten Morgen.“, begrüßte sie Tsuki, die sie kurz anstarrte, bevor ihre Wangen sich leicht röteten.

„Guten Morgen.“, erwiderte sie den Gruß verlegen. Wer war diese unbekannte Frau?

„Mein Name ist Kakyuu von Euphe.“, stellte sie sich sofort vor. „Ich bin eine Freundin von Bunny und den anderen.“

„Es freut mich, Dich kennenzulernen.“, entgegnete Tsuki höflich. „Mein Name ist Tsuki Araide.“

„Mich freut es auch, Tsuki.“ Kakyuu lächelte. Wie gebannt sah Tsuki die rothaarige Prinzessin an. Sie sah umwerfend aus und strahlte so viel Würde und gleichzeitig Wärme aus.

„Bist Du auch eine Sailorkriegerin?“, fragte Tsuki schüchtern.

„Nein.“, erklärte Kakyuu. „Ich bin die Prinzessin vom Planeten Euphe. Ein Planet aus einer weit entfernten Galaxie. Meine liebsten Freunde haben ihr Herz an die Erde verloren und sich für ein Leben hier entschieden. Ich bin hier, um sie zu besuchen.“

Eine echte Prinzessin. Und dann auch noch von einem anderen Planeten. Tsuki war überwältigt von ihrer Ausstrahlung. Noch nie hatte sie einen Menschen wie Kakyuu kennengelernt. Und trotz ihrer machtvollen Position war sie so ein warmherziger Mensch. Ganz anders Malitia, die vollkommen machtbesessen gewesen war.

„Sind Seiya, Yaten und Taiki Deine Freunde?“, hakte Tsuki nach. Kakyuu nickte.

„Ja, das sind sie.“ Ihre Stimme klang so warm, während sie an ihre Freunde dachte.

„Dann kommen sie also auch von einem anderen Planeten?“

„Ja.“, bestätigte Kakyuu erneut. „Dort sind sie aufgewachsen und bis vor einigen Monaten haben sie dort noch gelebt.“

„Wieso kamen sie auf die Erde?“, fragte Tsuki, die das Ganze mehr als nur interessant fand.

„Weil unser Heimatplanet zerstört worden ist. Ich flüchtete hierher und sie folgten mir, um mich zu beschützen. Gemeinsam mit den Sailorkriegerinnen der Erde konnten wir unseren gemeinsamen Feind Galaxia, bzw. das Chaos, das sie beherrschte, besiegen.“

„Galaxia…“ Nachdenklich legte Tsuki ihren Kopf schief. Sie erinnerte sich daran. Jahrzehntelang war sie unter dem Befehl von Malitia im Hintergrund geblieben. Sie hatten viele Bedrohungen für die Erde und die Sailorkriegerinnen beobachtet. Sie hatten gesehen, wie immer wieder neue Gegner für das Sailorteam kamen und gingen. Malitia hatte all das studiert und verfolgte eine andere Strategie. Sie bevorzugte die heimliche Infiltration der gesamten Menschheit gegenüber einem direkten Frontalangriff.

„Wenn Du möchtest, kannst Du mit mir kommen.“, sagte Kakyuu lächelnd. „Yaten, Taiki und ich möchten gerne den Tag mit Dir verbringen. In Reis Zimmer wartet schon Frühstück auf uns.“

Ein sanftes Lächeln schlich sich auf Tsukis Gesicht. Nicht mal vor ihrer Verwandlung in Malitias Handlangerin Tsurara hatte sich irgendjemand so um sie gekümmert.

„Ich würde mich gerne frisch machen.“, antwortete sie. „Und dann komme ich sehr gerne zu euch.“

Kakyuu nickte lächelnd.

„Findest Du Dich zurecht?“

„Ja…. ja, ich denke schon.“

„Gut. Wir warten in Reis Zimmer auf Dich.“ Kakyuu verneigte sich leicht, bevor sie das Zimmer verließ und ließ eine überwältigte Tsuki zurück. Diese Frau war einfach unglaublich. So musste eine wahre Prinzessin sein. Sie lächelte, bevor sie eifrig die Sachen ergriff, die Rei ihr am Abend zurechtgelegt hatte, und sich auf den Weg ins Badezimmer machte.
 

Etwa 15 Minuten später betrat sie frisch geduscht und mit geliehener Kleidung von Rei deren Zimmer. Sie erblickte Kakyuu, die auf einem der großen Kissen auf dem Boden kniete und die Hände in ihrem Schoß gefaltet hatte, Taiki, der etwas lockerer im Schneidersitz saß und sich mit ihr unterhielt, und Yaten, der sich gegen die Wand gelehnt hatte und mittlerweile eingeschlafen war.

„H-hallo.“, sagte sie schüchtern.

„Guten Morgen, Tsuki.“, begrüßte Taiki sie lächelnd und wies auf ein freies Kissen neben ihm. Dankend setzte sie sich hin. Sie schielte kurz zu Yaten herüber, der ihr Erscheinen jedoch nicht bemerkt zu haben schien.

„Er ist einfach ein Morgenmuffel.“, erklärte Kakyuu vergnügt und Tsuki musste schmunzeln.

„Rei hat uns Frühstück vorbereitet.“ Taiki deckte die verschiedenen Behältnisse auf und zum Vorschein kamen Reis, Miso-Suppe und verschiedenes Gemüse, alles in Termobehältern warmgehalten. Verlegen bemerkte Tsuki, wie ihr Magen knurrte. Sie wurde rot, doch Kakyuu und Taiki sahen sie wohlwollend an und so nahmen sie gemeinsam ihr Frühstück ein.

Irgendwann erwachte auch Yaten, der zunächst ein wenig murrte, dass sie ohne ihn mit dem Frühstück angefangen hatten, dann jedoch selbst ordentlich zulangte.
 

„Wir haben uns überlegt, dass wir vielleicht einkaufen gehen könnten.“, erzählte Kakyuu, nachdem sie das Frühstück beendet hatten. Verwundert sah Tsuki sie an. Auf Yatens Gesicht breitete sich hingegen Entsetzen aus. Einkaufen? Schon wieder? Das hatten sie bestimmt besprochen, während er geschlafen hatte. Wieso musste immer er da mit hineingezogen werden? Obwohl dieses Mal wenigstens Bunny und Minako nicht dabei waren…

„Ähm… ich…“, begann Tsuki. „Ich habe leider kein Geld.“

„Das macht nichts.“, winkte Taiki ab. „Wir haben von unserer Zeit als Three Lights immer noch eine Menge über und würden uns freuen, wenn wir Dir so helfen können.“

Gerührt sah Tsuki den größten der Kous an.

„Ich weiß gar nicht, wie ich euch danken soll.“, sagte Tsuki leise, doch Taiki lächelte nur.

„Du brauchst uns nicht zu danken. Wir helfen gerne.“

Glückliches Paar

Es war einer der schönsten Nachmittage ihes Lebens gewesen. Sie hatte viel Spaß mit Kakyuu, Taiki und Yaten gehabt, als sie zusammen durch die Geschäfte geschlendert waren und eingekauft hatten. Da sie sich vollkommen neu einkleiden musste und somit auch Unterwäsche kaufen musste, hatte sie einige Geschäfte auch nur alleine mit Kakyuu zusammen aufgesucht.

Sie bewunderte diese warmherzige, großzügige Person und sie hatten viel Freude zusammen. Kakyuu erzählte ihr, dass auch sie vor kurzem hatte einkaufen gehen müssen, da ihre traditionelle Kleidung hier viel zu sehr auffallen würde. Sie sei zusammen mit den Mädchen und auch den Star Lights einkaufen gewesen und hatte sich selten so ausgelassen und glücklich gefühlt. Tsuki konnte das nachvollziehen, ihr ging es gerade nicht anders.

Stundenlang schlenderten sie gemeinsam durch die Stadt, kauften ein und gingen Eis essen. Selbst Yaten empfand diesen Einkaufsbummel als einigermaßen erträglich, auch wenn er immer noch viel lieber seine Ruhe gehabt hätte. Trotzdem. Zwischendurch machte es fast sogar Spaß und auch ihn freute es, das arme Mädchen glücklich zu sehen.
 

„Hallo ihr!“, rief Bunny, die an Seiyas Hand durch die Stadt lief und soeben die anderen beiden Kous sowie Kakyuu und Tsuki entdeckt hatte. Sie waren auf dem Weg zu ihrer Verabredung ins Crown.

„Oh, hallo Bunny, hallo Seiya.“, erwiderte Kakyuu die Begrüßung lächelnd und auch die anderen begrüßten ihre Freunde.

„Na, was habt ihr heute so gemacht?“, fragte Bunny und schielte auf die prall gefüllten Einkaufstüten, die alle trugen.

„Wir haben Tsuki neu eingekleidet.“, antwortete Kakyuu vergnügt. Auf Tsukis Wangen zeigte sich ein leichter Rotschimmer, doch sie sah glücklich aus.

„Hast Du ein Glück.“, sagte Bunny leise hinter vorgehaltener Hand zu dem Mädchen. „Ich musste den ganzen Tag in der doofen Schule sitzen.“

Tsuki lachte. Ja, einkaufen zu gehen machte auch ihr definitiv mehr Spaß als in der Schule zu sitzen. Wobei sie ihren Abschluss damals schon gemacht hatte, bevor sie in Malitias Fänge geraten war.

„Was habt ihr denn vor?“, fragte Taiki das Paar.

„Wir sind mit Freunden von Bunny verabredet.“, erklärte Seiya und Bunny nickte bekräftigend.

„Wir waren früher in einer Klasse und Naru war mal meine beste Freundin.“

„Dann wünsche ich euch viel Spaß.“, sagte Kakyuu.

„Denkt dran, dass wir noch mit den anderen etwas besprechen wollten.“, erinnerte Taiki sie. Bunny und Seiya wussten, was er meinte. Es ging um die Möglichkeit auf Euphe etwas über das Mondkönigreich zu erfahren.

„Ja, vielleicht sollten wir morgen mal wieder eine Versammlung einberufen.“, sagte Bunny nachdenklich. Die anderen stimmten zu.

„Wir gehen jetzt wieder zu Rei und vielleicht können wir dann ja schon allen Bescheid sagen.“, schlug Yaten vor.

„Macht das.“, stimmte Seiya zu. „Wir müssen weiter, sonst kommen wir noch zu spät.“

Sie verabschiedeten sich voneinander und gingen getrennte Wege.

Tsuki fragte sich, was sie wohl zu besprechen hatten. Sie hatte das dumpfe Gefühl, dass es dabei eventuell um sie gehen könnte. Sie fühlte sich nicht unbedingt wohl dabei. Alle waren sehr nett zu ihr, doch wusste sie letztendlich nicht, was sie von ihr hielten. Oder was sie redeten, wenn sie nicht dabei war.
 

„Hallo Naru!“, rief Bunny, als sie ihre alte Freundin im Crown an einem Tisch erkennen konnte.

„Bunny!“ Naru stand auf, um sie zu begrüßen und nahm sie in den Arm. Seiya reichte sie die Hand, die er ergriff und schüttelte. Er fragte sich, wo ihre Begleitung war. Sie wollte doch ihren Freund mitbringen, wenn er das richtig verstanden hatte.

„Wo hast Du denn Umino gelassen?“, fragte auch Bunny.

„Der ist gerade zur Toilette gegangen.“, klärte Naru sie auf. „Da kommt er schon.“ Sie blickte an Bunny und Seiya vorbei auf einen jungen Mann mit braunen Haaren. Seiya musterte ihn. Er war ein wenig kleiner als er, aber bestimmt größer als Yaten. Er war nicht schlecht gebaut und sein kurzes braunes Haar war leicht verwuschelt. Sein Blick fiel auf Bunny, die ihn mit offenem Mund und großen Augen anstarrte. Fragend wanderte sein Blick wieder zu dem jungen Mann.

„UMINO????“, fragte Bunny ungläubig.

„Hallo Bunny.“, erwiderte er mit einem Lächeln.

Bunny traute ihren Augen kaum. DAS sollte Umino sein? Der Umino, der früher in ihrer Klasse gewesen war? Der eine ganze Weile an ihr hing, bis er sich dann irgendwie in Naru verliebt hatte? Der immer erfolgslos versucht hatte sie zu beeindrucken? Jeden einzelnen Tag frittierte Garnelen gemacht hatte? Sich als Tuxedo Umino-Mask verkleidet hatte, um Naru zu zeigen, dass er toll war und sich dabei total lächerlich gemacht hatte? Sie konnte es kaum fassen!

„Wo ist denn Deine Brille?“, fragte Bunny. Dieses so markante Merkmal war einfach nicht da.

„Ähm… ich trage jetzt Kontaktlinsen.“, erklärte er verlegen. Skeptisch musterte Bunny ihn. Ihr war nie aufgefallen, dass er grüne Augen hatte.

„Und Du bist so groß!“ Sie hielt ihre Hand abmessend ein ganzes Stück über ihren eigenen Kopf.

„Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, war ich 15.“, antwortete Umino. „Ich bin halt nochmal gewachsen.“

„Und Deine Stimme klingt so… tief!“

Umino kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Es war ihm deutlich unangenehm, so von Bunny inspiziert zu werden. Diese jedoch konnte es einfach nicht glauben, dass es tatsächlich Umino sein sollte, der da vor ihr stand. Auch wenn sie es nicht leugnen konnte: Er war es wirklich.

Naru lachte amüsiert.

„Ich habe Dir doch gesagt, dass sie Dich kaum wiedererkennen wird.“

„Ja, das hast Du.“, gab Umino ihr lachend Recht.

Von diesem Schock völlig geschafft ließ Bunny sich auf einem Stuhl gegenüber von Naru fallen. Die Pubertät schien ihm ausgesprochen gut getan zu haben. Sie hätte niemals gedacht, dass das jemals so sein würde, aber Umino war tatsächlich attraktiv geworden.

Seiya stand etwas verwirrt daneben. Da er Umino nicht kannte, konnte er zu seiner Veränderung nichts sagen. Für ihn sah er wie ein ganz normaler junger Mann aus. Er beschloss, sich selbst vorzustellen, da seine Freunde im Moment offensichtlich zu nichts zu gebrauchen war.

„Äh… ich bin übrigens Seiya.“, sagte er deshalb und reichte Umino die Hand, die er sofort nahm. Er hatte einen angenehm festen Händedruck, wie Seiya fand. Irgendwie war er ihm sympathisch.

„Freut mich. Umino.“, entgegnete er. „Ich kenne Dich natürlich.“, fügte er noch hinzu.

„Achja?“, hakte Seiya nach, während sich beide auf die freien Plätze neben ihren Freundinnen setzten.

„Natürlich. Daran kam man ja letztes Jahr gar nicht dran vorbei.“, lachte Umino. „Außerdem hat Naru alle eure CDs und sogar ein Poster. Da MUSS ich Dich ja erkennen.“

Naru wurde rot und traute sich nicht, Seiya anzusehen. Im Gegensatz zu Bunny und ihren Freundinnen hatte sie sich noch nicht daran gewöhnt, mit einem Star zu reden und so normal mit ihm umzugehen. Seiya lächelte Naru an.

„Es freut mich, wenn Dir unsere Musik gefällt.“ Narus Wangen färbten sich noch etwas dunkler.

„J-ja.“, brachte sie nur heraus.

Bunny fing sich so langsam wieder.

„So ungefähr JEDES Mädchen hat die drei letztes Jahr angehimmelt.“, sagte sie amüsiert.

„Ja, außer Dir.“, stellte Seiya mit einem Grinsen fest. Naru sah überrascht auf. Bunny hatte sie nicht angehimmelt? Und jetzt war sie ausgerechnet mit dem Frontsänger zusammen?

„Stimmt.“, bestätigte Bunny.

„Und wie habt ihr euch dann kennengelernt?“, fragte Naru neugierig. Seiya ergriff sofort das Wort.

„Ich habe sie schon, als wir nach Tokio gekommen sind, am Flughafen gesehen. Aber sie hat mich gar nicht wahrgenommen.“ Er grinste.

„Ich kannte Dich ja auch gar nicht.“, murmelte Bunny. „Wie sollte ich Dich da wahrnehmen?“

„Ich kannte Dich auch nicht.“, erinnerte Seiya sie. „Und Du bist mir trotzdem aufgefallen.“

„Dafür kann ich auch nichts.“, sagte sie trotzig. Er lachte.

„Jedenfalls hatten wir kurze Zeit später einen Dreh im Stadtpark, da haben wir uns wiedergesehen. Sie wollte sich einfach in den abgesperrten Bereich schleichen und ich hab sie dabei erwischt.“ Bunny wurde rot, aber Naru lachte. War das doch typisch Bunny.

„Naja, und dann sind wir uns immer wieder über den Weg gelaufen, sind dann in einer Klasse gelandet und irgendwann haben wir uns dann angefreundet.“

„Ja, weil Du mich einfach nicht in Ruhe gelassen hast!“, fügte Bunny hinzu.

„Und, bist Du jetzt nicht froh darüber?“, hakte er vergnügt nach. Bunny wurde rot und ihr Blick wurde weicher. Dann lächelte sie.

„Doch.“, gab sie ehrlich zu.

Naru fand sie zusammen einfach unglaublich süß. Dieser Seiya schien wirklich etwas Besonderes zu sein und kein abgehobener Star, wenn er sich so um Bunny bemüht hatte.

„Und wie kam es, dass ihr dann letztendlich zusammen gekommen seid?“, fragte sie. Noch konnte sie sich das nicht wirklich vorstellen.

„Damals hatte Bunny noch einen anderen Freund.“, fuhr Seiya mit seiner Erzählung fort. „Und hat mich einfach nicht an sich rangelassen.“ Er lächelte. „Dann musste ich Tokio verlassen und in mein Heimatland zurückkehren. Als ich nach einem Jahr wiederkam, eigentlich nur um Urlaub zu machen, war sie dann Single. Und dann konnte sie mir auch nicht mehr widerstehen.“

Er grinste und zwinkerte Naru zu, die lachen musste. Bunny hingegen plusterte ihre Wangen auf und sah ihn böse an.

„Was erzählst Du denn da?“, fagte sie zischend.

„Na, die Wahrheit.“, antwortete er lachend.

„Pffff!!“ Eingeschnappt drehte sie ihren Kopf zur Seite, um ihn nicht mehr ansehen zu müssen.

„Komm schon, Schätzchen.“, versuchte er es, doch sie schüttelte den Kopf.

Naru lächelte, während sie die Beiden beobachtete. Sie passten wirklich gut zusammen. Sie hatte immer gedacht, dass dieser Mamoru nicht wirklich zu Bunny passte. Er war viel älter und wirkte immer etwas steif. Bunny hingegen war einfach eine Frohnatur und einfach ein kindlicher Mensch. Dieser Seiya schien da deutlich besser zu ihr zu passen. Wenigstens lachte er auch mal und machte Späße. Sie freute sich für ihre alte Freundin so einen Freund gefunden zu haben.
 

„Was kann ich euch bringen?“, sprach sie plötzlich die Kellnerin an.

„Ah, hallo Unazuki!“, rief Bunny erfreut aus und fing das Lächeln von Motokis Schwester auf. „Mh…. ich hätte gerne einen großen Schokobecher mit extra Sahne.“

Naru musste sich ein Lachen unterdrücken. Auch in diesem Punkt hatte Bunny sich wohl auch nicht verändert. Nachdem sie alle bestellt hatten und Unazuki sich wieder von ihrem Tisch entfernt hatte, hatten Bunny und Seiya ihr kleines Geplänkel wieder vergessen.

„Ihr wart also mal alle in einer Klasse?“ fragte Seiya nach und blickte zwischen Naru und Umino hin und her.

„Ja.“, bestätigte Umino. „Sogar schon seit der Grundschule. Aber Naru und ich sind dann auf eine andere Oberschule gegangen.“

„Und wir haben früher alles gemacht, Bunny und ich.“, erzählte nun Naru.

„Und Umino hat sich einfach immer an und rangeklettet.“, stimmte Bunny lachend zu.

„Hey… ich…“ Er wurde rot.

„Ja stimmt.“, lachte Naru. „Früher war er ja auch in Dich verliebt, weißt Du noch?“

Bunny lachte, während Uminos Gesicht mittlerweile einer Tomate glich. Seiya zog die Augenbrauen hoch und begutachtete sich diesen Jungen nochmal genauer. Er sah nicht unbedingt schlecht aus und er wusste nicht, was er davon halten sollte.

„Aber seit er sich in Dich verliebt hat, hängt er ja nur noch an Dir.“, fuhr Bunny nun amüsiert fort. „Er hat einfach alles für Dich gemacht.“

„I-ihr… seid gemein.“, stotterte Umino verlegen.

Naru sah ihren Freund liebevoll an und legte ihren Arm um seine Schulter, bevor sie ihm einen Kuss auf die Wange gab.

„Sei nicht böse, Schatz. Wir machen doch nur Spaß.“, erklärte sie ihm mit einem warmen Lächeln. Seiya war beruhigt. Nein, dieser Umino war wohl keine Gefahr. So wie er sich über diese Geste seiner Freundin gefreut hatte… Er hatte wahrlich nur Augen für sie. Und das freute ihn irgendwie, auch wenn er die beiden eigentlich gar nicht kannte.

Glücklich legte er seiner Freundin den Arm um die Schulter. Bunny sah auf und direkt in Seiyas lächelndes Gesicht. Ihre Wangen röteten sich. Ihr fiel mal wieder auf, wie unglaublich er aussah. Diese strahlenden, saphirblauen Augen, sein dichtes, schwarzes Haar, seine weichen Lippen, die sie so gerne küsste.
 

„Eure Bestellung.“, Unazuki brachte die bestellten Eisbecher und riss mit ihrem Auftauchen gleich zwei verliebte Paare aus ihren eigenen kleinen Welten.

Ein Weg nach Euphe

Wieder einmal hatten sich die Sailorkriegerinnen der Erde sowie die Star Lights, Kakyuu und Mamoru bei Rei im Tempel versammelt. Rei hatte Yuuichiro gebeten, sich ein wenig um Tsuki zu kümmern. Es schien ihm etwas unangenehm zu sein, da sie für ein fremdes Mädchen war und auch nicht wusste, was es mit ihr auf sich hatte. Aber Rei zuliebe hatte er dennoch zugestimmt.

„Wie geht es ihr denn?“, fragte Mamoru, nachdem Rei ihre Abwesenheit erklärt hatte. Sie hatten gemeinsam entschlossen, sie erstmal nicht in diese Treffen zu integrieren.

„Gut, denke ich. Sie bekommt langsam wieder ein wenig Farbe und wirkt nicht mehr ganz so verschüchtert.“ Nachdem sie gestern mit Kakyuu, Yaten und Taiki einkaufen gewesen war, hatten sich Amy und Makoto um sie gekümmert. Da auch heute wieder Schule gewesen war, hatte sie den Tag dann wieder mit Kakyuu und Taiki verbracht. Yaten hatte sich dieses Mal geweigert, so früh aufzustehen.
 

„Wir sind doch nicht hier, um das Befinden dieses Mädchens zu diskutieren, oder?“, fragte Haruka gereizt. Sie war ihr gegenüber immer noch sehr misstrauisch.

„Nein.“, stimmte Bunny ihr zu. „Wir haben vielleicht eine Idee, wie wir mehr über sie herausfinden können.“

Haruka zog eine Augenbraue in die Höhe und sah das blonde Mädchen mit den zwei Zöpfen fragend an.

„Und wie?“, hakte sie nach. Kakyuu ergriff nun das Wort.

„Wir glauben, dass sie auch in einem früheren Leben bereits mit Bunny verwandt gewesen sein könnte. Leider ist hier über die Geschichte des Mondkönigreichs nur wenig bekannt, da es damals im Krieg vernichtet worden ist. Auf Euphe jedoch haben wir eine riesige Palastbibliothek, in der man auch über die Geschichte des Mondes etwas finden kann. Das Königreich Euphe und das Mondkönigreich waren einst Verbündete.“

Nachdenklich legte Haruka ihren Zeigefinger an ihr Kinn und überdachte die Worte der Prinzessin.

„Einen Versuch ist es wert.“, sagte Amy, die von diesem Plan bereits am vorigen Tag von Taiki erfahren hat.

„Das Problem dabei ist nur, dass eine Reise nach Euphe Tage dauert. Und ich weiß nicht, ob einer von euch überhaupt dazu in der Lage ist, diese Reise anzutreten.“, warf Seiya nun ein, der sofort einen bösen Blick von Haruka erntete. Wenn er so etwas konnte, war sie allemal in der Lage dazu!

„Das soll nicht unser Problem sein.“, widersprach nun Setsuna. Alle Blicke wurden auf sie gerichtet.

„Was meinst Du damit?“, fragte Yaten.

„Ich bin die Hüterin von Raum und Zeit. Ich kann euch also nicht nur eine Reise durch die Zeit ermöglichen, sondern auch eine durch den Raum.“

Während sich die Gesichter der anderen erhellten, sah Bunny verwirrt durch Reis Zimmer. Eine Reise durch den Raum? Setsuna bemerkte Bunnys verwirrtes Gesicht.

„Was ich damit meine, Prinzessin, ist, dass ich euch ein Portal zum Planeten Euphe öffnen kann und eine Reise damit nur wenige Minuten dauert.“

Endlich verstand auch Bunny.

„Dann ist es also überhaupt kein Problem, nach Euphe zu reisen und dort etwas über die Vergangenheit des Mondreiches herauszufinden?“, hakte sie strahlend nach.

„Nein.“, Setsuna schüttelte den Kopf. „Ich sehe eigentlich kein Problem.“
 

„Worauf warten wir dann noch?“ Enthusiastisch blickte Bunny in die Runde und schien förmlich zu erwarten, dass sich in diesem Zimmer das Portal nach Euphe öffnete.

„Spinnst Du?“, fauchte Rei. „Wir können doch nicht so überstürzt einfach aufbrechen!“

„Wieso denn nicht?“, fragte Bunny mit aufgeplusterten Backen.

„Wir müssen uns richtig darauf vorbereiten!“, erwiderte Rei.

„Rei hat Recht, Prinzessin.“, mischte Setsuna sich nun ein. „Wir wissen nicht, wie lange wir weg sein werden. Wie lange unsere Suche dauern wird. Wir müssen entscheiden, wer von uns gehen wird. Wir müssen sichergehen, dass die Erde nicht ungeschützt bleibt. Und wir müssen dafür sorgen, dass jemand auf Tsuki Acht gibt. Solange wir nicht sicher sein können, wer sie eigentlich ist, müssen wir vorsichtig sein.“

„Morgen ist Schule, Bunny. Wir können nicht einfach so weggehen.“, stimmte auch Amy zu. Ihre Freundinnen seufzten. Typisch Amy! Sie sah verlegen auf ihre Hände.

„Amy hat damit durchaus Recht.“, mischte sich nun Taiki ein. Überrascht sah Amy auf. „Ihr braucht eine Entschuldigung eurer Eltern oder ein Attest um in der Schule fehlen zu dürfen. Woher wollt ihr das bekommen? Was wollt ihr euren Eltern sagen? Außerdem ist es nie gut, die Schule zu schwänzen.“

Glücklich nickte Amy. Taiki hatte sie vollkommen verstanden. Dankbar lächelte sie ihn an. Er fing ihr Lächeln auf und bemerkte, dass er leicht rot wurde, ihr Lächeln jedoch erwiderte. Ihr Herz machte dabei einen Hüpfer.

„Na schön.“, gab Bunny sich geschlagen. „Dann gehen wir eben am Wochenende.“

„Gut.“, stimmte Setsuna zu. „Wir müssen entscheiden, wer geht. Wir können nicht alle gemeinsam gehen.“

„Ja, hmm…“, nachdenklich tippte Bunny mit ihrem Zeigefinger gegen ihr Kinn.

„Also ich finde, dass auf jeden Fall Amy gehen sollte.“, sagte nun Minako und erntete kräftige Zustimmung von Bunny.

„Ja, also Amy muss auf jeden Fall gehen!“

Amy wurde rot, freute sich jedoch sehr darüber. Sie war sehr gespannt auf diesen unbekannten Planeten.

„Außerdem müssen natürlich die Star Lights gehen.“, überlegte Bunny. „Und Kakyuu. Ohne sie würde uns die Reise gar nichts bringen.“

„Kommst Du auch mit, Schätzchen?“, fragte Seiya und sah seine Freundin hoffnungsvoll an.

Unsicher blickte Bunny in die Runde, wobei sie vor allem bei Haruka und Setsuna kurz verharrte. Sie wollte wirklich gerne gehen. Aus verschiedenen Gründen. Natürlich fänd sie es furchtbar, wenn sie Seiya schon wieder gehen lassen müsste, auch wenn er dieses Mal sehr wahrscheinlich nicht lange weg sein würde. Sie würde auch wahnsinnig gerne seine Heimat mal sehen und somit besser verstehen, wie er damals gelebt hatte. Aber ganz abgesehen davon, hatte sie ein starkes persönliches Interesse, etwas über das damalige Mondkönigreich zu erfahren.

„Ich finde, wir sollten Bunny mitgehen lassen.“, wandte Minako schnell ein, die schon bei ihrem Gespräch vor zwei Tagen gemerkt hatte, wie sehr ihr Herz daran hing, mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren.

„Ich bin dafür.“, stimmte auch Makoto zu.

„Gut, Bunny kommt mit uns.“, gab auch Setsuna schließlich ihr Einverständnis.

„Das heißt, zurück bleiben Haruka, Michiru, Hotaru, Mamoru, Minako, Makoto und ich.“, zählte Rei auf. „Wir werden uns während eurer Abwesenheit um Tsuki kümmern und die Erde verteidigen, wenn es nötig werden sollte.“

„Ich danke euch.“, sagte Bunny lächelnd. Ihr bedeutete es sehr viel, dass sie mit nach Euphe gehen durfte. Aber es war ihr genauso wichtig, dass die Erde nicht schutzlos zurückgelassen wurde.

Seiya sah seine Freundin liebevoll an. Er zog sie näher an sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Auch er freute sich sehr, dass sie mit nach Euphe kommen würde. Endlich konnte er ihr mal seine Heimat zeigen.
 

Mamoru schaute schnell weg, als er den Kuss sah. Es war immer noch schwer für ihn, die beiden zusammen zu sehen. Warum mussten sie auch die ganze Zeit öffentlich zur Schau stellen, dass sie ein Paar waren? Das machte man doch nicht! Er würde das jedenfalls nie tun. Vor allem Leuten… Oder würde er es vielleicht doch machen, wenn er jemanden finden würde, den er von ganzem Herzen lieben würde?

Vielleicht hatte er für Bunny einfach nie die richtigen Gefühle gehabt… Vielleicht hatte er sich immer nur eingeredet, er würde sie wirklich lieben. Wegen der Vergangenheit. Und der Zukunft. Es war immer etwas komisch gewesen, weil sie so viel jünger war als er. Damals war sie erst 14 und er 19. Er wurde des Öfteren gefragt, was er mit so einem jungen Mädchen nur wollte. Mittlerweile war sie 17, wurde dieses Jahr 18. Ja, mittlerweile würde ihm der Altersunterschied vermutlich nicht mehr so viel ausmachen.

Und dennoch. Sie war einfach ganz anders als er. Er selbst verbrachte sehr viel Zeit mit lesen und lernen, während dies Bunnys größte Abneigungen waren. Sie war oft aufgedreht und kindisch, er hingegen immer ruhig und erwachsen. Das lag vermutlich an dem frühen Tod seiner Eltern. Er hatte früh lernen müssen, alleine zurechtzukommen.

Immer noch fragte er sich, warum es mit ihm und Bunny nicht geklappt hatte, obwohl sie durch die Vergangenheit und die Zukunft eigentlich miteinander verbunden sein sollten. Eines stand fest: Sie waren nicht die gleichen Personen wie im Silberjahrtausend. Er war nicht nur Prinz Endymion, er war vor allem Mamoru Chiba. Und sie war nicht nur Prinzessin Serenity sondern auch Bunny Tsukino. Trotzdem hatte die Zukunft gezeigt, dass sie zusammen waren. Warum? Warum hatten sie sich dann getrennt? Hatte sich in dieser Zeit einfach zu viel verändert?

Vielleicht… Sein Blick fiel auf Seiya und die anderen vom Planeten Euphe. Vielleicht waren sie in der anderen Realität nie hier gewesen. Vielleicht war es ihre Schuld, dass er und Bunny sich getrennt hatten. Unwillkürlich verfinsterte sich sein Blick.
 

Seiya fing den Blick von Mamoru auf. Warum starrte er ihn so finster an? Verwundert zog er eine Augenbraue in die Höhe, woraufhin Mamoru seinen Blick schnell abwandte. Was war da nur los? Seiya hatte keine Antwort darauf. War er etwa eifersüchtig? Wegen ihm und Bunny? Dabei hatte er sie doch förmlich in seine Arme getrieben. Außerdem hatten sie doch gemeinsam beschlossen sich zu trennen, oder?

Entschlossen zog er Bunny noch ein wenig näher an sich. Fragend sah sie auf. Er schenkte ihr ein Lächeln, welches sie erwiderte. Sollte dieser Kerl doch eifersüchtig sein, ihm war es egal. Er war glücklich. Er war mit dem Mädchen zusammen, das er liebte. Und er war sich sicher, dass sie ihn ebenso liebte und ihn nicht wieder verlassen würde. Er gab ihr einen Kuss auf die Schläfe und stellte amüsiert fest, dass sich ein leichter Rotschimmer auf ihren Wangen ausbreitete.
 

„Dann ist es also beschlossene Sache.“, stellte Haruka fest. Erst jetzt fiel Mamoru auf, dass er schon seit geraumer Zeit nicht mehr zugehört hatte.

„Wir reisen am Freitag um 19:00 Uhr ab und kommen so schnell wie möglich wieder. Sollten wir es nicht innerhalb von 2 Tagen schaffen, die gewünschten Informationen zu bekommen, werde ich Bunny, Seiya und Amy zurück zur Erde begleiten und danach zurück nach Euphe gehen, wo ich weiter zusammen mit Kakyuu, Yaten und Taiki die Bibliothek durchstöbern werden.“, fasste Setsuna das Besprochene zusammen. Die anderen nickten.

„Dann gehen wir jetzt.“, beschloss Haruka und erhob sich. „Bitte sagt uns Bescheid, wenn sich in der Zwischenzeit etwas ergibt.“

„Was meinst du?“, fragte Bunny nach. Haruka sah ihr Mondgesicht besorgt an.

„Wenn sich unsere Feinde wieder zeigen oder etwas Ungewöhnliches mit Tsuki ist.“, antwortete Michiru für sie, die genau wusste, was ihre Freundin meinte. Sie warf einen Blick auf sie und erntete ein dankbares Nicken von Haruka.

„Machen wir.“, versprach Makoto.

„Gut, dann bis Freitag.“, verabschiedete Haruka sich mit einem lässigen Wink. Michiru, Setsuna und Hotaru folgten ihr.
 

Amy räusperte sich.

„Ähm, entschuldigt. Ich werde dann auch gehen. Ich möchte gern noch in die Bibliothek, bevor es zu spät ist.“

Mit klopfendem Herzen sprang Taiki auf, sodass ihn alle verwundert ansahen.

„Ich äh… würde Dich gern begleiten, wenn Du nichts dagegen hast?“, richtete er das Wort an Amy und lief leicht rot an.

Bis auf Mamoru, der wieder seinen eigenen Gedanken nachging, lächelten alle in sich hinein. Sie konnten Taikis Zuneigung Amy gegenüber deutlich spüren. Sie hofften inständig, dass er sich für sie und damit für die Erde entscheiden würde.

„Ähm… ja… ich meine… nein, ich habe nichts dagegen.“, antwortete Amy verlegen und knetete ihre Hände ihm Schoß, bevor ihr auffiel, dass sie aufstehen sollte, um sich auf den Weg zu machen.

„Also… Bis morgen.“, verabschiedete sich Amy, noch immer etwas verlegen. Die anderen grinsten ihr zu, was ihr die Röte umso mehr in die Wangen trieb.

„Bis morgen.“, sagte auch Taiki, der ebenso rot war und gemeinsam verließen sie den Tempel. Kakyuu sah noch eine Weile auf die Tür, durch die sie verschwunden waren, bevor sie sich an ihre Freunde wandte.

„Ich glaube, sein Herz wird ihm den richtigen Weg zeigen.“

Die Entscheidung

Schweigend gingen sie durch die Straßen auf dem Weg zur Bibliothek. Es wurde schon langsam dunkel und die Luft war einigermaßen kühl. Keiner von beiden wusste, was er sagen könnte, um das Schweigen zu brechen. Für beide war die Situation gewöhnungsbedürftig. Sie waren in letzter Zeit nicht oft alleine gewesen und wussten nicht recht, wie sie sich verhalten sollten. Letztendlich war sich jeder seiner eigenen Gefühle bewusst, konnte die des anderen aber nicht einschätzen. Und keiner von beiden war jemand, der bei so etwas gern die Initiative ergriff.

„Ähm…“, räusperte Amy sich schließlich, die diese Stille nicht mehr ertrug. „Was möchtest Du denn in der Bibliothek machen?“, fragte sie. Taiki sah sie nun an.

„Ich weiß noch nicht, wie lange ich auf der Erde sein werde…“, begann er seine Antwort, wodurch Amy einen leichten Kloß in ihrem Magen verspürte. „…deshalb möchte ich so viel wie möglich über die Wissenschaften der Erde erfahren.“

„Achso…“, entgegnete Amy und Traurigkeit schwang in ihrer kurzen Antwort mit. Taiki sah sie fragend an. Irgendwie sah sie nicht glücklich aus, doch er traute sich nicht, etwas zu sagen. Er senkte den Blick und lief nun wieder schweigend neben Amy her.
 

In der Bibliothek trennten sich ihre Wege vorübergehend. Amy ging zielstrebig auf die Regale zu, die Bücher über kognitive Rezeption enthielten. Taiki hingegen durchstöberte die Regale und nahm immer wieder mal ein Buch heraus, in dem er einige Seiten las, sie dann wieder zurückstellte oder sie sich unter den Arm klemmte. Als er einen Stapel Bücher zusammengesucht hatte, machte er sich auf die Suche nach Amy, die er schon nach kurzer Zeit an einem Tisch fand, die Augen konzentriert auf ihre Lektüre gerichtet.

Leise ging er zu ihr herüber, zog den Stuhl ihr gegenüber zurück und setzte sich, die Bücher auf dem Tisch platzierend, hin. Amy schaute kurz auf und schenkte ihm ein Lächeln, bevor sie sich wieder ihrer Arbeit widmete. Taiki wurde leicht rot, was sie jedoch nicht bemerkte, da sie ihren Blick wieder auf ihr Buch gerichtet hatte. Für einen Augenblick vergaß er ganz den Stapel Bücher, der neben ihm auf dem Tisch lag, und starrte das Mädchen ihm gegenüber an.

Er konnte sehen, wie sich ihre tiefblauen Augen beim Lesen hin und her bewegten, manchmal an einer Stelle etwas länger verharrten. Ab und zu legte sie ihre Stirn in Falten und dann machte sie sich feinsäuberliche Notizen auf dem Block, der neben dem Buch auf dem Tisch lag.

Irgendwann sah sie auf. Sie hatte Taikis Blick gespürt und sah ihn nun fragend an. Er fühlte sich ertappt und lief erneut rot an, bevor er kurz entschuldigend lächelte und schnell nach dem obersten Buch vom Stapel griff und es aufschlug, darauf bedacht, Amy nicht mehr anzusehen.

Sie lächelte leicht, während auch ihre Wangen eine leichte Färbung annahmen. Hatte er sie grad etwa beobachtet? Doch das Lächeln verging ihr schnell und innerlich seufzte sie. Sie wusste nicht, was sie denken sollte. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass er sie auch mochte. Aber dann machte er immer wieder einen Rückzieher. Und er hatte sich gegen die Erde und für Euphe entschieden. Das hieß doch, dass sie gar keine Zukunft haben konnten, oder?
 

Für den Rest des Abends fiel es ihr schwer, sich auf ihre Bücher zu konzentrieren. Immer wieder drifteten ihre Gedanken zu dem jungen Mann ihr gegenüber ab. Immer wieder riskierte sie einen kurzen Blick auf ihn und es entging ihr nicht, dass auch er ab und zu aufsah.

Als schließlich eine Durchsage gemacht wurde, dass die Bibliothek bald schließen würde, standen beide auf. Sie liehen sich ihre Bücher aus und verließen dann das Gebäude.

„Es ist schon richtig dunkel.“, stellte Taiki fest.

„Ja.“, stimmte Amy zu. „Es ist auch schon recht spät. Ich werde schnell heimgehen. Morgen ist Schule und Du musst ja auch wieder früh raus wegen Tsuki.“

„Mhm…“, entgegnete Taiki nachdenklich. Eine Sekunden vergingen, bevor er wieder sprach. „Ich bring Dich noch heim.“

Überrascht sah Amy auf und in das ruhige Gesicht des Mannes, der hier neben ihr lief.

„Das… das ist wirklich nicht nötig.“, versicherte sie ihm schnell.

„Doch.“, sagte er schnell. „Um diese Zeit laufen komische Typen hier herum.“ Sein Blick war auf eine Gruppe junge Männer gerichtet, die mehrere Flaschen Alkohol bei sich trugen und laut gröhlten. Amy wurde leicht rot. Er wollte sie wohl beschützen. Sie musste unwillkürlich lächeln.

„Na schön, dann musst Du mich eben beschützen.“, sagte sie vergnügt. Taiki sah sie überrascht an und schon wieder färbten sich seine Wangen dunkel.
 

Als sie an der Gruppe junger Männer vorbei liefen, mussten sie schnell feststellen, dass Taikis Einschätzung richtig gewesen war. Die Blicke mehrerer Männer waren auf Amy gerichtet. Ein Pfeifen ertönte.

„Hey Süße!“, sprach einer von ihnen sie mit einem widerlichen Grinsen an. Amy sah kurz auf, bevor sie ihren Blick wieder nach vorne richtete und ohne ihn weiter zu beachten weiter ging. Innerlich jedoch spannte sie sich deutlich an. Auch Taiki spannte jeden einzelnen Muskel an, seine Hände ballte er zu Fäusten.

„Hey, ich rede mit dir!“, versuchte der Typ es erneut. Amy ignorierte ihn weiterhin. Er wollte jedoch nicht locker lassen. Er schritt nun auf sie zu und wollte nach ihrem Arm greifen. Dieser wurde jedoch von Taiki abgefangen, der den Betrunkenen um beinahe einen ganzen Kopf überragte und ihn mit finsterem Blick anstarrte.

„Lass die Finger von meiner Freundin.“, sagte er bedrohlich, legte instinktiv den Arm um Amy und zog sie ein wenig näher zu sich. Amy riss die Augen auf. Niemals hätte sie damit gerechnet, dass er sich so verhielt, sie so festhalten würde.

Wütend funkelten sich die beiden Männer an, Taikis Hand immer noch um das Handgelenk des anderen gelegt. Jetzt kam auch Bewegung in die anderen Männer der Gruppe, die die Szene mit großen Augen betrachtet hatten.

„Lass gut sein, Alter.“ sagte einer beschwichtigend und legte ihm die Hand auf die Schulter. Im selben Moment ließ Taiki ihn los und der Mann drehte sich nach einem letzten wütenden Blick auf ihn wortlos um und gesellte sich wieder zu seinen Freunden.
 

Langsam entspannte sich Taiki und als er sichergehen konnte, dass der Mann nicht wieder zurückkam, bemerkte er erst richtig, dass er Amy immer noch fest an sich gedrückt hielt. Sie hatte sich ruhig verhalten und sich nicht bemerkbar gemacht. Schnell ließ er sie los.

„Entschuldigung.“, sagte er errötend. Sie sah ihn mit großen Augen an.

„Entschuldigung?“, hakte sie nach. „Wofür denn? Du hast mich beschützt!“

Verlegen sah er sie an. Er hätte es niemals zulassen können, dass sie von so einem widerlichen Kerl angemacht wurde.

„Danke, Taiki.“, sagte sie und schenkte ihm ein ehrliches Lächeln. Er räusperte sich verlegen.

„Ähm… gern geschehen.“

Noch immer lächelnd hakte sie sich bei ihm unter, was ihn ebenso erstaunte wie freute. Den Rest des Weges legten sie so zurück. Sie unterhielten sich angeregt und das etwas merkwürdige Gefühl, welches sie beide auf dem Hinweg verspürten, war wie weggeblasen.
 

Taiki war schon beinahe traurig, als sie schließlich vor Amys Haustür standen und es Zeit war, sich zu verabschieden. Er hatte diesen Abend mit Amy sehr genossen, besonders den Rückweg. Sie löste sich von seinem Arm und er spürte, wie es an der Stelle kalt wurde, an der sie eben noch gewesen ist und er ihre Wärme spüren konnte. Allein bei dem Gedanken wurde er schon wieder rot.

„Danke, dass du mich nach Hause begleitet hast.“, sagte Amy, die ihm nun gegenüber stand und ihm lächelnd in sein Gesicht schaute.

„Gern geschehen.“, erwiderte Taiki und erwiderte ihr Lächeln. Mal wieder musste er feststellen, wie hübsch sie eigentlich war mit ihrem kurzen blauen Haar und ihren großen blauen Augen. Ihre helle Haut strahlte in dem schwachen Licht der Nacht besonders.
 

„Wir sehen uns sicher morgen.“, sagte sie noch, doch Taiki nahm sie kaum wahr, zu sehr war er von ihrem Anblick gefesselt. Sie errötete leicht unter seinem durchdringenden Blick und noch mehr, als er plötzlich, wie in Trance, seine Hand an ihre Wange legte.

Er wusste nicht mehr, was er tat. Das einzige, was er in diesem Moment wahrnahm, war Amy. Das Mädchen, das ihm gegenüberstand und ihn mit großen Augen ansah. Er spürte ein angenehmes Kribbeln, welches sich von seiner Hand, mit der er ihre Wange berührte, durch seinen ganzen Körper zog. Noch immer konnte er seine Augen einfach nicht von ihr abwenden.

Amy schloss kurz ihre Augen und genoss seine warme Hand auf ihrer Wange. Was grad wohl in ihm vorging? Er wandte seinen Blick nicht von ihr ab. Warum? Eine aufgeregte Spannung legte sich über sie, als sie abwartete, was als nächstes geschehen würde. Vorsichtig öffnete sie wieder ihre Augen.

Taikis Blick wanderte indes zu ihren Lippen und ruhte dann auf ihnen. Sie sahen so verführerisch weich aus. Wie es sich wohl anfühlte, diese Lippen zu küssen? Ein angenehmer Schauer überkam ihn, als er daran dachte. Ohne es richtig zu merken, näherte er sich ihrem Gesicht immer mehr.

Ihr Herz klopfte aufgeregt, als er ihr näher kam. Etwas unsicher lehnte auch sie sich ihm entgegen. Da er so viel größer war als sie, konnte sie sich ihm nicht weit entgegenstrecken. Es lag ganz bei ihm, was nun passierte.
 

Nur langsam bemerkte er, was er grad eigentlich tat. Er war ihr so nahe, dass er sie atmen hören konnte. Er zögerte und wurde rot, als er merkte, wie nahe er ihr mittlerweile gekommen war. Es war, als würde er aus einer Art Trance erwachen, in die sie ihn durch ihre pure Anwesenheit versetzt hatte. Schnell wollte er sich zurückziehen, doch bemerkte er ihren erwartungsvollen Blick. Konnte es sein, dass sie es vielleicht auch wollte?

Er war nie der Typ gewesen, der in solchen Situationen die Initiative ergriff. Eigentlich war er überhaupt noch nie in solch einer Situation gewesen. Es hatte auch noch nie ein Mädchen gegeben, welches er so mochte wie Amy.

Seine Gedanken überschlugen sich. Er musste eine Entscheidung treffen. Sollte er es wagen? Sie küssen? Oder sie vielleicht kurz umarmen, um sich von ihr zu verabschieden? Doch das wollte er doch gar nicht. Er wollte sie küssen! Er hatte nur Angst, wie sie darauf reagieren könnte. Vielleicht würde sie ihn wegstoßen, ihn entsetzt ansehen und fragen, was in ihn gefahren sei. Aber vielleicht… vielleicht würde sie seinen Kuss auch erwidern, sich darüber freuen und ihn genießen.

Wenn er nur wüsste, wie sie reagieren würde. Normalerweise tat er nichts, ohne die Konsequenzen abzuwägen. Aber in diesem Fall konnte er es nicht. Es entzog sich völlig seines Erfahrungsspektrums und es gab keine wissenschaftlichen Theorien, auf die er seine Entscheidung stützen könnte. Warum konnte er nicht so wie Seiya sein? Impulsiv handelnd, ohne über alles zu viel nachzudenken.

Doch schließlich fasste er einen Entschluss. Er musste es einfach tun. Wenn sie ihn abweisen würde, würde er bald mit Kakyuu zurück nach Euphe gehen und er würde Amy nie wiedersehen. Oder zumindest nur selten, wenn er mal seine Freunde hier besuchte. Aber wenn sie den Kuss erwiderte, empfand sie vermutlich ebenso wie er. Und dann könnten sie ein Paar werden… Glücklich werden…
 

Endlich überwand er die Distanz, die zwischen ihnen lag und legte seine Lippen auf die seiner heimlichen Liebe. Sein Herz klopfte stark gegen seine Brust und er wartete angespannt ihre Reaktion ab. Pures Glück durchfuhr ihn, als er spürte, wie ihre Lippen sich bewegten und sie den Kuss tatsächlich erwiderte. Er zog sie etwas näher zu sich und legte seinen linken Arm um ihre Taille, während seine rechte Hand noch immer an ihrer Wange lag. Er spürte, wie sie ihre Arme um seine Hüfte schlang und sich ihre Hände auf seinen Rücken legten.
 

Sie konnte es kaum glauben, dass sie wirklich gerade in seinen Armen lag und ihn küsste. Wie lange hatte sie sich danach gesehnt? Es war aufregend und wunderschön. Seine Lippen waren warm und weich und sie konnte ganz deutlich seinen feinen Geruch wahrnehmen.

Ihr Herz machte einen weiteren Hüpfer, als er seine Lippen leicht öffnete und sie seine Zunge spüren konnte. Sie stieg darauf ein und schon bald versanken beide in einem zärtlichen Kuss.

Nachdem sie den Kuss gelöst hatten, zog Taiki sie fest an sich und legte seinen Kopf auf ihren. Kurz noch wollte er ihre Nähe genießen. Sie legte ihren Kopf an seine Brust und vergrub ihre Finger in seiner Jacke. Sie sog seinen Geruch tief ein, als ob sie ihn so für immer in sich bewahren wollte.

Schließlich drückte er sie sanft von sich weg und sah ihr in die Augen. Auf den Wangen beider konnte man deutlich die Röte sehen, die dieser Kuss mit sich gebracht hatte.
 

„Gute Nacht, Amy.“, sagte er sanft und sie musste unwillkürlich lächeln.

„Gute Nacht, Taiki.“, erwiderte sie ebenso sanft. Er beugte sich noch einmal zu ihr herunter und legte seine Lippen sanft auf ihre, bevor er sie losließ und sich nun auf den Heimweg machte.

Langsam drehte sie sich zu ihrer Haustür, zog den Schlüssel aus ihrer Tasche und schloss auf. Bevor sie eintrat, blickte sie noch einmal zurück und sah Taiki, der vor dem Eingangstor stehen geblieben war und sie ansah. Sie lächelte und konnte auch auf seinem Gesicht ein warmes Lächeln erkennen, welches ihr Herz erfreute.

Nachdem sie endgültig das Haus betreten hatte und die Tür geschlossen hatte, setzte Taiki seinen Weg nach Hause fort. Er konnte nicht anders, als zu lächeln. Er hatte sich entschieden und das war gut so. In dem Moment, in dem sie seinen Kuss erwidert hatte, waren die Würfel gefallen. Er hatte sich nicht nur für sie, sondern auch für die Erde entschieden.

Das Tor zu Raum und Zeit

Endlich war der Tag gekommen. Etwas nervös aber auch entschlossen begab sich Bunny zusammen mit Seiya, Yaten, Minako, Taiki, Amy und Kakyuu zum verabredeten Treffpunkt. Ihrer Mutter hatte sie erzählt, dass sie über das Wochenende mit ihren Freundinnen Reis Onkel besuchen wollte. Dass ihre Reise in Wirklichkeit viel weiter ging, konnte Ikuko nicht ahnen.

Es war bereits dunkel und die Lichtung im Wald, auf der sie sich treffen wollten, weit von den nächsten Wohnhäusern entfernt. Als sie dort ankamen, hatten sich die anderen dort bereits versammelt. Makoto stand neben Rei, ihnen gegenüber standen Haruka, Michiru und Hotaru, zwischen ihnen Setsuna. Mamoru hatte sich an diesem Abend angeboten, um sich um Tsuki zu kümmern. Er hatte sie ins Kino eingeladen.

Sie begrüßten sich alle, wobei der Ernst dieser Situation und die Anspannung der Beteiligten deutlich zu spüren waren.

„Seid ihr bereit?“, fragte Setsuna, als die letzte Gruppe zu ihnen getreten war, und zog ihren Verwandlungsstab. Während Minako etwas widerwillig zu Rei und Makoto trat, zogen auch die anderen ihre Stäbe und Broschen und nickten entschlossen.

„Macht der Plutonebel, mach auf!“, rief Setsuna und die anderen folgten ihrem Beispiel. Nur wenig später standen dort Sailor Pluto, Sailor Moon, Sailor Merkur, Sailor Star Fighter, Sailor Star Maker und Sailor Star Healer. Kakyuu trug wieder ihr gewohntes Gewand.
 

Mit Tränen in den Augen und einer Hand an ihrer Brust starrte Minako zu Healer. Dieser entging ihr Blick nicht. Sie schenkte ihr ein sanftes Lächeln. Das war einfach nicht fair, dachte Minako. Warum musste sie als einzige ihren Freund gehen lassen und hier auf der Erde zurückbleiben.

Sie verstand ja, dass noch genug Sailorkriegerinnen hier auf der Erde bleiben mussten, um sie im Notfall beschützen zu können. Und dennoch wäre sie nur zu gerne mit auf diese Reise gegangen. Sie hätte so gerne gesehen, wie Yaten früher gelebt hatte, was er aufgegeben hatte, nur um bei ihr bleiben zu können. Und was war, wenn etwas passierte? So wie das letzte Mal? Es könnte doch sein, dass Yaten dieses Mal nicht mehr zurückkommen würde. Was würde sie nur tun, wenn sie ihn niemals wiedersehen könnte?

Unbewusst tat sie einen Schritt nach vorne. Healer sah sie fragend an.

„Minako?“, fragte sie besorgt.

„Ich will nicht, dass Du gehst.“, sagte sie nun, sich selbst über ihre Worte wundernd. Überrascht sah Healer sie an.

„Es tut mir leid… Mina… aber ich muss gehen.“ Ihre Stimme klang ernst. Eine Träne lief über Minakos Wange. Sie wusste, dass Healer Recht hatte. Die anderen sahen betreten auf diese Szene.

„Yaten…“, flüsterte Minako und sah die Sailorkriegerin verzweifelt an. Diese trat nun vor und schritt auf Minako zu. Sie war nicht viel größer als das Mädchen, legte ihr aber eine Hand auf den blonden Haarschopf. Sie lächelte.

„Mach Dir keine Sorgen, Mina. Ich komme bald wieder zurück. Und dieses Mal wird es nicht so lange dauern.“

„Versprochen?“, fragte Minako erstickt. Healer strich ihr über die Wange.

„Versprochen!“, antwortete sie und gab ihrer Freundin einen sanften Kuss auf die Lippen. Minako riss kurz ihre Augen auf, bevor sie sie jedoch schloss und den Kuss erwiderte. Das ist das erste Mal, schoss es ihr durch den Kopf. Das erste Mal, dass ich von Healer geküsst werde, nicht von Yaten. Ihr Herz klopfte aufgeregt. Sie hatte sich früher nie vorstellen können, eine Frau zu küssen. Aber das hier war anders. Es war egal, dass sie grad eine Frau war. Es war die Person, die sie liebte. Healer oder Yaten… es spielte keine Rolle.

Mit einem Lächeln löste sie den Kuss schließlich. Sie hatte sich lange nicht so glücklich gefühlt. Yaten war oft etwas barsch zu ihr, so war er nun mal. Aber in diesem Moment erkannte sie, dass sie sich, wenn es um etwas Ernstes ging, hundertprozentig auf ihn verlassen konnte. Und dass sie ihn mehr liebte, als sie sich je hätte vorstellen können.

Healer strich ihrer Freundin noch einmal über die Wange und schenkte ihr ein Lächeln, bevor sie wieder zurück zu den anderen Kriegerinnen und der Prinzessin trat. Sie fing Fighters breites Grinsen auf, die einen Arm um Sailor Moons Schulter gelegt hatte. Sie errötete leicht, konnte es aber nicht verhindern, ebenfalls zu grinsen. Selbst wenn sie ihre Gefühle gerade vor allen offen gezeigt hatte… Minako war es einfach wert.
 

„Seid ihr soweit?“, fragte Pluto nun und erntete von jedem einzelnen ein entschlossenes Nicken.

„Gut.“ Sie hob ihren Stab, den Schlüssel zu Raum und Zeit, in die Luft.

„Pluto, Wächter des Raumes, Hüter der Zeit,…“ Sie schwang ihren Stab und eine unheimliche Energie ging davon aus. Ein starker Wind zerrte an den Kostümen der Kriegerinnen. Blätter, Zweige und Sand wirbelten auf, sodass alle Anwesenden schützend ihre Arme vor die Augen hielten. „…öffne das Tor zu Raum und Zeit. Zeig uns den Weg nach Euphe.“

Mit der Spitze ihres Stabes schien sie einen großen Bogen um sich herum zu malen. Das Tor zu Raum und Zeit, ihr Weg nach Euphe, hatte sich geöffnet.

„Wow!“, staunte Sailor Moon mit offenem Mund. Auch die anderen sahen beeindruckt aus.

„Tretet jetzt durch das Tor.“, sagte Pluto. „Ich werde als letzte gehen und das Tor verschließen.“

Die anderen nickten sich zu. Sailor Moon drehte sich noch einmal zu ihren Freunden um.
 

„Danke, dass ihr euch hier um alles kümmert.“ Sie lächelte. „Passt auf euch auf.“

„Du auch Bunny!“, rief Minako, zwar lächelnd, aber dennoch erneut mit Tränen in den Augen.

„Wehe, wir sehen euch am Sonntag nicht sicher wieder auf der Erde!“, sagte Rei mit einem breiten Grinsen. Makoto hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah ebenso grinsend zu ihren Freundinnen.

„Ich hoffe, ihr findet etwas heraus.“, sagte Haruka ernst. „Und Seiya?!“

Verwundert sah Fighter das große Mädchen an.

„Hm?“

„Wehe, Du passt nicht richtig auf das Mondgesicht auf.“

Sie grinste und zog die Mondprinzessin ein wenig näher zu sich.

„Keine Sorge, Haruka. Ich lasse sie nicht eine Sekunde aus den Augen.“ Sie zwinkerte ihr zu und Haruka grinste nun ebenso.

Damit wandten sich Sailor Moon und Fighter dem geheimnisvoll leuchtenden Tor zu. Fighter griff nach Sailor Moons Hand und drückte sie einmal.

„Bist du bereit, Schätzchen?“, fragte sie leise. Sailor Moon nickte. Gemeinsam traten sie durch das Tor. Das war das Zeichen. Nacheinander traten auch Healer, Merkur, Kakyuu, Maker und schließlich auch Pluto ein. Mit dem Eintreffen Plutos schloss sich das Tor wieder.
 

Sie schienen inmitten von Wolken zu stehen. Sie konnten kaum etwas erkennen. Schwer hingen Nebel und Wolken in der Luft. Alles war grau, nirgendwo war auch nur ein Funken Licht zu erkennen. Doch das bedrückendsten war die Stille. Nicht ein Windhauch war zu spüren, kein noch so leises Geräusch zu hören.

Sailor Moon schluckte. Sie war schon einmal hier gewesen, auf der Reise in die Zukunft, nach Crystal Tokio. Sie spürte, wie Fighter ihre Hand drückte, während sie sich umsah. Auch Healer und Maker waren von diesem Ort auf eine bedrückende Weise sehr beeindruckt. Merkur kannte es schon ebenso wie Sailor Moon. Kakyuu sah sich ruhig um. Niemand wagte es, zu sprechen. Plötzlich trat Pluto hervor.

„Folgt mir.“, sagte sie entschlossen. Für sie war dieser Ort kein Mysterium. Sie hatte Jahrhunderte lang hier ihren Posten bezogen und als Hüterin über das Tor zu Raum und Zeit gewacht. Sie hatte Tag um Tag, Monat um Monat, Jahr für Jahr hier ihre Pflicht erfüllt. Einsam und ohne Kontakt zur Außenwelt. Nur zur Königsfamilie hatte sie Kontakt aufnehmen können, während sie allein in dieser Zwischendimension jenseits von Raum und Zeit gelebt hatte.
 

Mit ihrem Stab fest in der Hand schritt Pluto voran und führte so die kleine Gruppe von Sailorkriegerinnen sowie Prinzessin Kakyuu durch den dichten Nebel. Nach wenigen Minuten konnten sie schwach die dunklen Umrisse eines großen Torbogens ausmachen.

„Das ist unser Ziel.“, sagte Pluto nun. „Hinter diesem Tor liegt Euphe.“

Fighter blickte ehrfürchtig auf das Tor. Dahinter sollte Euphe liegen? Ihre Heimat? Konnte das wirklich sein? Wie Pluto versprochen hatte, waren sie erst einige Minuten unterwegs gewesen. Sie hatte wahrlich außergewöhnliche Kräfte.

Pluto trat einen weiteren Schritt vor und erhob erneut ihren Stab. Blitze schienen von ihm auszugehen und gleichzeitig in ihn einzuschlagen. Elegant schwang Pluto ihn herum und die Energie, die sich in ihrem Stab gesammelt hatte, entlud sich, als sie die Spitze direkt auf das Schloss des Tores richtete. Langsam öffneten sich die schweren Flügeltüren. Was dahinter lag, war nicht zu erkennen. Ein gleißendes Licht strahlte durch die Tür.

Pluto nickte ihren Gefährtinnen zu und nacheinander schritten sie durch das Tor, welches dieses Mal den Ausgang markierte. Wie auch beim Eintreten war Pluto die letzte, die das Tor durchschritt. Als auch sie auf der anderen Seite angekommen war, schloss es sich wieder.
 

Das gleißende Licht war verschwunden, ein gedämpftes, jedoch warmes Licht, war an seine Stelle getreten. Ein leichter Windhauch war zu spüren, das Rauschen von Blättern sowie Vogelgezwitscher zu hören. Die Atmosphäre war ganz anders als zwischen den Raum-Zeit-Toren. Das drückende Gefühl, welches sie alle noch soeben beherrscht hatte, war verschwunden. Erleichterung machte sich in ihnen breit. Alle fühlten sich, als sei ihnen eine schwere Last abgenommen worden.

„Sind wir jetzt wirklich auf Euphe?“, fragte Sailor Moon, die sich neugierig umsah. Fighters Herz machte einen Freudensprung und sie drückte die Hand ihrer Freundin. Ein breites Lächeln zierte ihr Gesicht.

„Ja, wir sind wirklich auf Euphe.“, sagte sie. Auch Healer und Maker hatten einen sehr zufriedenen Gesichtsausdruck aufgesetzt, während sich auf Kakyuus Gesicht ein sanftes Lächeln ausbreitete.

„Wir befinden uns in einem Wald nicht weit vom Palast entfernt.“, erklärte sie den Sailorkriegerinnen der Erde.

Merkur sah sich mit großen Augen um. Ihr Herz klopfte stark vor Aufregung und Freude. Es gab so viel zu entdecken! Schon auf den ersten Blick waren ihr Bäume und Pflanzen aufgefallen, die es auf der Erde nicht gab. Ihre Augen leuchteten geradezu. Maker warf ihr einen liebevollen Blick zu und lächelte sie sanft an. Unter ihrem Blick errötete Merkur leicht, erwiderte das Lächeln jedoch schüchtern. Sie hatten den anderen noch nichts von ihrer Beziehung erzählt.
 

„Komm, Schätzchen!“, rief Fighter ausgelassen und zog Sailor Moon an der Hand mit sich den schmalen Pfad entlang, der auf dem Waldboden zu erkennen war. Auch die anderen folgten.

Nach einigen Minuten hatten sie den Wald verlassen und erkannten, dass der erwähnte Palast tatsächlich nicht weit entfernt war.

„Wow!“, staunte Sailor Moon, als sie die riesigen weißen Mauern und die hohen dunkel gedeckten Türme erkannte. Kakyuu schritt lächelnd voran. Nur wenig später befanden sie sich vor einem riesigen Tor, welches von einer Wache an jeder Seite besetzt wurde.

„Prinzessin!“, rief einer der Wachen aus, als sie näher kamen. Sofort salutierten sie beide. Kakyuu lächelte und hob ihre Hand.

„Ihr dürft euch rühren.“, sagte sie mit sanfter Stimme. „Bitte richtet Syphius aus, dass ich wieder da bin und wir Gäste haben.“

„Ja, Euer Majestät.“, antwortete einer der Männer und verneigte sich ehrfürchtig, bevor er seinen Posten verließ, um den Auftrag auszuführen. Das große Tor wurde in der Zwischenzeit geöffnet. Kakyuu schritt hindurch und ihr folgten ihre Freunde. Sie schritten über einen weiß gepflasterten Weg, welcher von prächtigen Bäumen umrahmt wurde. Sailor Moon kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und auch Merkur war deutlich überwältigt.

Kurz bevor sie das Eingangstor zum Hauptgebäude erreicht hatten, öffnete sich dieses und Syphius gefolgt von der königlichen Garde trat heraus.

„Willkommen zurück, Prinzessin Kakyuu.“, sagte er und verneigte sich vor ihr. Ihre Hände zusammengelegt erwiderte sie die Verbeugung, bevor sie sich ihren Freunden zuwendete und sich auch vor ihnen verneigte.

„Willkommen auf Euphe, meine Freunde.“

Willkommen auf Euphe

Sailor Moon kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Das war das erste Mal, dass sie sich in einem richtigen Palast befand – zumindest in diesem Leben! Überall gab es weite Flure mit großen Gemälden, schweren Satinvorhängen und schmuckvollen Teppichen. Es gab eine königliche Leibgarde in schicker Uniform, Hausmädchen, die sich vor ihnen verneigten, wenn sie an ihnen vorbeigingen, und immer wieder mal sah Sailor Moon stattlich angezogene Männer und Frauen, die laut Fighter entweder zum königlichen Beraterstand gehörten oder eine andere hohe Position innehatten.

Fighter war glücklich, den Palast wieder so lebendig zu sehen. Bei ihrem letzten Aufenthalt hier hatte alles so düster und trist gewirkt. Glücklicherweise war wieder Leben eingekehrt, nachdem sie den falschen Kanzler geschlagen hatten. Aber eigentlich war auch mit nichts anderem zu rechnen gewesen, da Kakyuu eine gutherzige und weise Herrscherin war.
 

Ihr Weg führte sie durch den Thronsaal in das Beratungszimmer. Ein riesiger Tisch mit Marmorplatte stand in der Mitte und um ihn herum standen viele Stühle mit dunkelblauen Satinbezügen. Ein älterer Mann mit freundlichen braunen Augen und angegrautem Haar befand sich bereits in diesem Raum, um die Prinzessin und ihre Freunde zu begrüßen. Er trat vor Kakyuu, ergriff ihre Hand und gab ihr mit einer eleganten Verbeugung einen Handkuss.

„Es ist schön, Euch wieder hier begrüßen zu dürfen, Prinzessin.“, sagte er.

„Vielen Dank, Kazehaya.“, erwiderte Kakyuu mit einem warmen Lächeln. „Es ist auch schön, Euch wiederzusehen.“

Der Mann namens Kazehaya lächelte, wodurch seine Augen noch freundlicher wirkten. Nachdem er seine Prinzessin gebührend begrüßt hatte, richtete sich sein Blick auf die anderen Frauen.

„Fighter, Maker, Healer.“, sagte er und verneigte sich vor jeder der Frauen leicht, um ihnen seinen Respekt zu zeigen. Die Star Lights erwiderten seine Begrüßung. Er war ihr Meister gewesen, sowohl in den martialischen als auch in den geistigen Künsten.

Schließlich wandte er sich an die dreifür ihn unbekannten Kriegerinnen.

„Willkommen auf Euphe.“, sagte er. „Ich sehe, dass Ihr ebenfalls Sailor Kriegerinnen seid. Woher stammt Ihr?“

Bevor eine der drei antworten konnte, ergriff Kakyuu das Wort.

„Kazehaya, ich möchte Euch meine lieben Freunde vom Planeten Erde vorstellen.“ Sie legte sanft eine Hand auf Sailor Moons Schulter. „Das ist Sailor Moon, die Wiedergeburt von Prinzessin Serenity des Weißen Mondes.“

„Es ist mir eine Ehre.“, sagte Kazehaya und gab ihr ebenso wie Kakyuu zuvor einen Handkuss. Sailor Moon wurde rot und musste ein Kichern unterdrücken. So eine zuvorkommende Behandlung war sie nicht gewohnt, wenn sie da an die Menschen dachte, die sie als Prinzessin kannten…

„An ihrer Seite steht die Kriegerin des Wassers, Sailor Merkur.“, fuhr Kakyuu fort. Kazehaya wandte sich an sie und verneigte sich vor ihr. Auch Merkur war dies absolut nicht gewohnt und errötete leicht.

„Es freut mich sehr, Euch kennenzulernen, Sailor Merkur.“

„Mich freut es ebenfalls.“, erwiderte Amy mit einer leichten Verneigung. Trotz der ungewohnten Situation würde sie niemals ihre Etikette vergessen.

„Und das hier ist die Wächterin von Zeit und Raum, Sailor Pluto.“, stellte Kakyuu nun auch die letzte Kriegerin vor. Kazehayas Augen weiteten sich leicht, bevor er sich auch vor ihr verneigte.

„Es ist mir eine große Freude, Sailor Pluto. Ich habe schon von Eurer Macht gehört.“

Sailor Pluto verneigte sich ebenso.

„Ich danke Euch.“
 

„Kazehaya.“, sprach Kakyuu nun. „Die Erde wird von einer unbekannten Macht bedroht. Sailor Moon und ihren Kriegerinnen ist es gelungen, eine der Feindinnen von einer dunklen Saat zu befreien. Sie scheint wieder ein ganz normaler Mensch zu sein, doch macht ihre Geschichte uns stutzig. Sie scheint eine Verwandte aus Sailor Moons sterblicher Familie zu sein und dennoch strahlt sie die Kraft einer Sailorkriegerin aus.“

Kazehaya legte die Stirn in Falten.

„Ihr vermutet eine Verbindung dieser Frau zum alten Mondkönigreich?“, fragte er. Kakyuu nickte.

„Es ist nur eine Vermutung, aber da wir keine anderen Anhaltspunkte haben und wir nicht wissen, in wie weit wir ihr trauen können, möchten wir diesem gerne nachgehen.“

Nachdenklich tippte der Mann mit dem Zeigefinger gegen sein Kinn.

„Ich vermute, da das Mondkönigreich schon seit geraumer Zeit nicht mehr in seiner ursprünglichen Form existiert, gibt es in eurer Galaxie keine Möglichkeit, Informationen zu bekommen.“, sagte er an Sailor Moon und Merkur gerichtet.

„Das ist richtig.“, bestätigte letztere. „Die Menschen der Erde wissen nichts von der Existenz des Mondkönigreichs. Auch wir haben lange nichts davon geahnt, bis wir vor drei Jahren als Kriegerinnen wiedererweckt worden sind.“

Kazehaya nickte.

„Wir haben eine sehr umfassende Bibliothek, in der es auch einige Bücher über das Mondkönigreich gibt. Ich werde Euch gerne bei Eurer Suche zur Seite stehen.“

Kakyuu lächelte dankbar.

„Ich danke Euch, Kazehaya.“ Kakyuu nickte dem Mann zu und er verließ den Raum, nachdem er sich vor ihr verneigt hatte.

„Es wird gerade ein Festessen vorbereitet.“, sprach die Prinzessin dann an die Kriegerinnen gerichtet. „Ihr könnt euch so lange in Eure Zimmer begeben und euch frisch machen. Auch eure Kriegerinnengestalt wird nicht von Nöten sein. Sailor Moon, Sailor Merkur, Sailor Pluto, ich habe mir erlaubt, euch Kleidung bereitstellen zu lassen.“

„Vielen Dank, Kakyuu.“, bedankte Sailor Moon sich und Merkur und Pluto stimmten ein.
 

Kurze Zeit später geleiteten die Star Lights ihre Freundinnen zu ihren Räumlichkeiten, die direkt neben ihren lagen.

„Wow!“, Sailor Moon aus. „HIER werde ich heute Nacht schlafen?“ Sie sah sich in dem großzügigen Schlafzimmer mit angrenzendem Badezimmer um. Ein großes Himmelbett stand an der linken Wand des Raumes und durch die meterhohen Fenster fiel ein angenehmes Licht hinein. Fighter stand in der Tür und beobachtete lächelnd ihr Schätzchen, deren Wangen vor Aufregung glühten.

„Gefällt es Dir?“, fragte sie.

„Und wie!!“, lachte Sailor Moon. Ihr Blick fiel auf das Bett. Ein wunderschönes weißes Kleid mit goldenen Bändern und Stickereien lag dort. Es war oben eng geschnitten und lief dann weit nach unten aus. Auch die Ärmel wurden nach unten weit. Sie hielt es sich an und schaute damit in den Spiegel.

„Was für ein schönes Kleid.“, staunte sie.

Fighter lächelte. Sie war immer noch in ihrer Gestalt als Sailor Moon und ihre weißen Flügel ragten aus ihrem Rücken empor. Sie sah aus wie ein Engel. Fighter schritt auf sie zu und schlang von hinten ihre Arme um sie. Während sie ihre Arme um sie schloss, verwandelte sie sich wieder zurück. Sailor Moon lächelte, als sie Seiyas blaue Augen im Spiegel betrachten konnte. Auch sie verwandelte sich zurück.

„Ich liebe Dich, Schätzchen.“, flüsterte er und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Sie drehte sich in seinen Armen um und sah ihm nun direkt in die Augen.

„Ich liebe Dich auch, Seiya.“, erwiderte sie und gab ihm einen Kuss auf die Lippen, den er nur zu gerne erwiderte.

„Wer hätte gedacht, dass wir beide irgendwann mal hier im Palast von Euphe stehen und uns küssen würden.“, sagte er lächelnd. Sie kicherte.

„Also ich nicht.“, sagte sie.

„Ich auch nicht.“, gab er zu. „Ich hätte es niemals zu hoffen gewagt.“ Er zog sie näher an sich und hielt sie fest in seinen Armen.
 

Nebenan zeigte Taiki gerade Amy ihr Zimmer für dieses Wochenende. Auch sie sah sich staunend um, auch wenn sie dabei nicht so eine kindliche Freude wie Bunny zeigte. Und dennoch, als Taiki sie beobachtete, konnte er ihre tiefblauen Augen strahlen sehen. Auch für sie lag ein Kleid bereit. Es war ähnlich geschnitten wie Bunnys, doch ihres war hellblau mit dunkelblauen Bändern und Stickereien.

„Es ist wirklich schön hier.“, stellte Amy mit einem Lächeln fest.

„Es freut mich, dass es dir hier gefällt.“, erwiderte er und schritt auf sie zu, ohne dass er die Augen von ihr abwenden konnte. Wenn sie mit ihren Freunden zusammen waren, konnten sie ihre Zuneigung nicht zeigen. Noch nicht.

Erwartungsvoll sah Amy ihren Freund an, der ihr immer näher kam. Sie hatte sich noch gar nicht an den Gedanken gewöhnt, dass sie jetzt tatsächlich zusammen waren. Als er schließlich vor ihr stand, legte er seine Hand an ihre Wange und beugte sich zu ihr herunter, um ihr einen Kuss zu geben. Wie schaffte er es nur, dass sie sich bei ihm immer vollkommen fallen lassen konnte?

Nachdem sie den Kuss wieder gelöst hatten, lehnte sie sich glücklich seufzend an seine Brust. Er schlang seine Arme um sie und hielt sie einfach fest.
 

Es klopfte an der Tür. Schnell gingen die beiden auseinander.

„Ähm… herein?!“, rief Amy und schon steckte Bunny ihren Kopf durch die Tür.

„AMY!“, sagte sie lachend. „Ist Dein Zimmer auch so unglaublich? … Oh, Taiki!“ Mit großen Augen sah sie ihn an und dann neugierig zwischen Amy und Taiki hin und her. Ein Grinsen zeichnete sich auf ihren Lippen ab.

„Ja, ich geh dann auch mal wieder.“, sagte Taiki verlegen. „Du äh… findest Dich ja jetzt zurecht.“

„J-ja… danke.“, erwiderte Amy mindestens genauso verlegen.

Taiki ging an Bunny vorbei und verließ das Zimmer. Mit einem breiten Grinsen ging Bunny zu Amy und piekte ihr mit dem Ellbogen leicht in die Seite.

„Aaaammmyyy?!“ Die Angesprochene wurde noch verlegener. Dieser Unterton in Bunnys Stimme… „Was hat denn Taiki hier gemacht?“

„Er ähm…“ Amy wollte ihre Freundin nicht anlügen. Wenn es nur nicht so unangenehm wäre.

„Bunny?“ Sie hatte einen Entschluss gefasst. Bunnys Blick veränderte sich und sie sah sie nun etwas ernster, jedoch mit einem Lächeln an.

„Ja?“

Amy wurde rot und senkte den Blick.

„Taiki und ich ähm… wir sind seit ein paar Tagen zusammen.“, gestand sie schließlich. Bunny fiel ihrer Freundin um den Hals und umarmte sie lachend.

„Ich wusste, dass ihr irgendwann zusammen kommt!“, rief sie. „Ich freu mich so für Dich!“

Amy konnte nicht anders, als ebenfalls zu lächeln, während sie die Umarmung ihrer Freundin erwiderte. Es tat irgendwie gut, ihr davon zu erzählen. Und sie hatte gewusst, dass Bunny so reagieren würde.

„Du musst mir unbedingt alles erzählen!“, verlangte Bunny.

„Mach ich.“, versprach Amy. „Aber ich glaube, wir müssen uns jetzt fertig machen. Wir werden bestimmt bald zum Essen gerufen, meinst Du nicht?!“

Bunnys Augen leuchteten, als sie an das bevorstehende Essen dachte.

„Du hast Recht.“, stimmte sie zu. „Seiya wollte mich auch in ein paar Minuten abholen. Aber glaub nicht, dass Du darum herum kommst, mir alles zu erzählen!“

Amy lachte.

„Keine Sorge, Bunny. Ich werde Dir alles erzählen. Versprochen.“

„Gut!“ Bunny zwinkerte ihrer Freundin zu und verließ dann das Zimmer. Amy seufzte glücklich. Sie hatte einen wundervollen Freund, eine tolle beste Freundin und befand sich gerade in einem wunderschönen Zimmer in einem Palast auf einem fremden Planeten. Im Moment ware sie wirklich glücklich.
 

„Schätzchen?“ Seiya klopfte an die Tür von Bunnys Zimmer für dieses Wochenende.

„Komm rein!“, hörte er von innen und er betrat den Raum. Sie stand vor dem Spiegel und betrachtete sich prüfend. Sie trug das Kleid, welches Kakyuu ihr hatte hinlegen lassen.

„Wow!“, sagte Seiya, als er sie sah. „Du siehst einfach wunderschön aus.“

Sie drehte sich zu ihm um.

„Findest Du wirklich?“, fragte sie.

„Natürlich.“ Er lächelte und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Du bist die schönste Frau der ganzen Galaxie.“ Sie errötete leicht und lachte.

„Seiya!“, rief sie gespielt tadelnd aus.

„Ich meine es ernst!“, protestierte er. „Für mich wirst Du immer die schönste Frau sein.“

Sie kicherte etwas und gab ihm einen Kuss.

„Danke, mein Schatz.“

Seiyas Herz schlug höher. Sie hatte ihm bisher noch nie einen Kosenamen gegeben. Sie hatte ihm immer beim Vornamen genannt. Wie schaffte sie es nur, ihn durch so eine Kleinigkeit so glücklich zu machen?

„Du siehst übrigens auch sehr gut aus.“, sagte sie schließlich. Seiya sah kurz an sich herunter. Er trug einen für Euphe typischen Anzug. Er ähnelte der Uniform, die er, Taiki und Yaten immer zur Schule getragen hatten. Er war dunkelblau und die Jacke vom Kragen her mit goldenen länglichen Knöpfen an der rechten Seite zugeknöpft. Die Hose war schlicht genauso wie die schwarzen Schuhe. Seiya grinste.

„Vielen Dank.“ Er reichte seiner Freundin den Arm.

„Gehen wir?“, fragte er mit einem charmanten Lächeln. Sie erwiderte das Lächeln und hakte sich bei ihm ein.

„Sehr gern.“, bestätigte sie und sie verließen gemeinsam das Zimmer.
 

„Lasst es euch schmecken!“, sagte Kakyuu mit einem warmen Lächeln, während Bunny ihren Augen kaum trauen konnte, als sie all die Speisen sah. Vieles kannte sie nicht und konnte es auch nicht zuordnen, aber alles sah köstlich aus und duftete verführerisch. Sie tat sich von allem fleißig auf und langte ordentlich zu.

„Das schmeckt alles wirklich total lecker!“, lobte sie zwischen zwei Bissen das Essen. Seiya schüttelte innerlich den Kopf. Wie eine Prinzessin führte sie sich wirklich meistens nicht auf, aber das liebte er so an ihr. Kakyuu lächelte. Auch ihr machte Bunnys Art absolut nichts aus. Auch sie mochte dieses Mädchen sehr und sie freute sich, dass sie an Seiyas Seite war.

„Es freut mich, dass es schmeckt.“, erwiderte sie.

Einige der Bediensteten warfen amüsierte Blicke auf das blonde Mädchen, welches ihnen als besonderen Gast der Prinzessin vorgestellt worden war. Es kam wirklich nicht häufig vor, dass solche Mädchen hier im Palast zu Gast waren. Aber irgendwie brachte es Leben hier herein.

Die Bibliothek

Nach dem ausgiebigen Essen fühlte Bunny sich eigentlich viel zu faul, um jetzt noch in irgendwelchen alten Büchern herumzustöbern, aber sie wusste, dass kein Weg daran vorbeiführen würde. Schließlich waren sie deshalb hergekommen. Und da es sich nicht um irgendwelche langweiligen Hausaufgaben, sondern um ihre eigene Vergangenheit handelte, die ihr immer noch ein Rätsel geblieben war, schaffte sie es tatsächlich, sich dazu aufzuraffen.

Kakyuu geleitete die kleine Gruppe durch den Palast zur Bibliothek. Natürlich kannten Seiya, Taiki und Yaten den Weg, und zumindest Taiki hatte selbst schon etliche Stunden seines Lebens in der Palastbibliothek verbracht. Doch war es Kakyuu ein Bedürfnis, persönlich bei der Suche zu helfen.

Vor einer riesigen Flügeltür blieb sie schließlich stehen und drehte sich zu ihren Freunden um.

„Da wären wir. Das ist die Palastbibliothek von Euphe.“ Sie öffnete die riesige Tür und zum Vorschein kam ein großer, hell beleuchteter Raum, in dem unzählige Regale mit unzähligen Büchern gefüllt waren. Bunny blieb der Mund offen stehen, als sie all die Bücher sah. Ihr wurde beinahe schon schwindelig bei diesem Anblick. Bücher, Bücher, nichts als Bücher. Sie konnte nicht mal ein Ende erkennen. Sie klammerte sich an Seiyas Arm.

„Ich glaub, mir wird schlecht.“, raunte sie ihm zu und erntete dafür ein amüsiertes Lachen von ihrem Freund.

„Keine Sorge, Schätzchen.“, sagte er mit einem Zwinkern. „Du musst die nicht alle lesen.“

 

Während Bunny der Anblick der Bücher eher ängstigte, leuchteten Amys Augen voller Freude, Überwältigung und Tatendrang. Sogar ein leichter Rotschimmer zeichnete sich auf ihren Wangen ab, wie Taiki amüsiert und gleichzeitig glücklich feststellte. Er hatte gewusst, dass ihr dieser Ort gefallen würde. Es war auch immer sein Lieblingsplatz im ganzen Palast gewesen.

 

„Da seid ihr ja.“, ertönte die Stimme Kazehayas, der durch einen breiten Gang zwischen den Regalen auf sie zuschritt. Er stutzte kurz, als er sich ihnen näherte. Die Starlights standen hier in ihrer männlichen Gestalt, und das neben ihrer Prinzessin. Er war einer der wenigen, die um diese Gestalt wussten. Die meisten kannten die drei lediglich als Sailorkriegerinnen. Doch wusste er auch, dass sie sich eigentlich nicht als Männer in Kakyuus Nähe aufhalten durften.

„Prinzessin.“, wandte er sich an diese, ohne dass die anderen es hörten. „Haltet Ihr es für angebracht, dass die drei… naja… sich SO vor Euch zeigen?“

Kakyuu lächelte sanftmütig.

„Es ist meinen Kriegerinnen nicht gestattet, sich in meiner Gegenwart in männlicher Gestalt aufzuhalten, Kazehaya. Aber sie sind nun nicht mehr meine Kriegerinnen. Ich habe sie aus ihrem Dienst entlassen, damit sie auf der Erde leben können.“ Sie warf einen Seitenblick auf Taiki. „Auch wenn einer von ihnen noch nichts davon weiß.“ Sie zwinkerte.

Kazehaya nickte bedächtig. Wenn die Prinzessin das sagte, hatte es wohl seine Richtigkeit. Er hatte diese Regelung sowieso nie verstanden. Als Mentor der Star Lights hatte er sowohl in ihrer Form als Kriegerinnen und ihrer männlichen Gestalt mit ihnen zu tun gehabt. Und er wusste, dass sie sich schon immer als Männer wohler gefühlt hatten.

 

Kazeyaha führte die Gruppe durch etliche Reihen der imposanten Regale und blieb schließlich vor einem hohen Regal stehen, welches sich in Bunnys Augen um nichts von den anderen unterschied. Wie konnte er nur wissen, dass dieses das richtige war?

„In diesem Regal findet ihr jegliche Informationen über unsere Verbündeten, unter anderem auch das Mondkönigreich.“ Er machte eine ausholende Bewegung und verwies so auf die entsprechenden Bücher. „Hier. Ich hoffe, ihr findet das, wonach ihr sucht.“

„Danke, Kazeyaha.“ Kakyuu verneigte sich vor ihm, was er ihr gleich tat.

 

Gedankenverloren ging Amy die Buchtitel durch und stellte in ihrem Geiste eine Liste auf, die sie nach Priorität ordnete. Die anderen beobachteten sie dabei und trauten sich nicht, sie anzusprechen oder zu unterbrechen, so konzentriert sah sie aus. Schließlich drehte sie sich zu ihnen um.

„Okay.“ Unbewusst übernahm sie die Führung. Zielstrebig zog sie bestimmte Titel aus dem Regal und drückte sie den Anwesenden in die Hände, bis jeder ein Buch in der Hand hielt. Zum Schluss zog sie auch sich selbst ein Buch heraus. Sie alle setzten sich an einen großen Tisch, der in der Nähe ihrer Abteilung stand, und schlugen ihre Bücher auf.

Bunny musste schlucken. So ein altes, dickes Buch. Das war so gar nicht ihr Spezialgebiet. Sie hoffte, dass sie die anderen nicht enttäuschen würde. Sie schlug die erste Seite auf. Die Schrift war altertümlich und schon leicht verblasst. Es würde mehr als schwierig werden, das zu lesen. Sie überflog die erste Seite und blätterte dann unbestimmt weiter. Bei einem Kapitel mit der Überschrift „Das Königserbe“ blieb sie hängen.

 

Das Erbe des Mondkönigreichs wird im Falle des Todes der Mondkönigin an ihre Tochter weitergegeben. Die königliche Linie des weißen Mondes ist rein weiblich.

 

Bunny stutzte. Sie hatte noch nie darüber nachgedacht, aber das dort Beschriebene passte auf ihr bisheriges Wissen. Ihre Mutter hatte sie als einziges Kind geboren und sie würde die Mutter von Chibiusa werden. War es ihr tatsächlich unmöglich, einen Jungen zu bekommen? Sie las weiter. Tatsächlich beinhaltete das Buch einige interessante Informationen für sie.

 

Die Gemahlen der Mondköniginnen sind üblicherweise Prinzen des Planeten Erde, welcher unter dem Schutz des Königreichs des Weißen Mondes steht.  Die Heirat zwischen einer Mondprinzessin und einem Erdenprinzen hat eine lange Tradition, welche nur selten gebrochen wird, da sie die Verbindung zwischen den Königreichen stärkt.

 

Prinzessin Lucidity vermählte sich vor ihrer Krönung zur 13. Königin des Weißen Mondes mit Prinz Mikoto vom Planeten Wakusei. Sie war die erste Königin, die nicht mit einem Erdenprinzen vermählt war. Ihre Tochter Pellucidity folgte wiederum der Tradition und heiratete den Erdenprinzen Chikyou.

 

Würde sie Mamoru heiraten, wie es eigentlich vorgesehen war, würde sie also der Tradition folgen. Doch das würde sie nicht. Sie würde eine der wenigen Königinnen sein, die einen Mann von einem anderen Planeten heiraten würde. Er war nicht mal ein Prinz wie der Mann von Königin Lucidity. Er war ein Krieger. Um genau zu sein sogar eine KriegerIN! Und ein Popstar. Bei dem Gedanken musste sie schmunzeln.

 

„Bunny?“ Sie sah auf, als sie Yatens Stimme hörte. Auch alle anderen sahen ihn an. Er zeigte auf das Buch, welches er in der Hand hielt.

„Ich glaube, hier ist ein Bild von dir.“, sagte er. Bunnys Augen weiteten sich leicht, bevor sie zu ihm rüberrutschte und in das Buch sah. Die Zeichnung einer blonden jungen Frau mit zwei Zöpfen lächelte ihr entgegen. „Prinzessin Serenity“ stand unter diesem Bild. Sie starrte das Bild an und fühlte sich unfähig, darauf zu reagieren. Wer hätte gedacht, dass sie mal in einem Buch auf einem fernen Planeten in einer anderen Galaxie ein Bild von sich selbst sehen würde.

„Hier steht, dass ‚Prinzessin Serenity die letzte bekannte Erbin des Königreichs des Weißen Mondes‘ war.“, erzählte Yaten, während alle zusammendrängt auf das Bild sahen. „Und dass sie im Kampf gegen das Königreich des Bösen gefallen ist…“

Bunny schluckte. Nicht nur, dass in diesem Buch ein Bild von ihr war, nein, es stand auch noch dabei, dass sie gestorben war. Die ganze Situation war mehr als skurril. Natürlich wusste sie, dass sie damals gestorben war und durch den Schutz ihrer Mutter wiedergeboren worden war. Darüber zu lesen war dennoch nochmal etwas vollkommen anderes.

„Augenzeugen zufolge soll Königin Serenity ihre Tochter und deren Kriegerinnen mit dem Schutz des Silberkristalls belegt haben. Über diesen Zauber ist jedoch nur wenig bekannt und die Auswirkungen auf die Begünstigten sind unklar.“, las Yaten vor.

Bunny spürte Seiyas fragenden Blick auf sich ruhen. Dieser Teil ihres Wissens über die Vergangenheit war nie Gesprächsthema zwischen ihnen gewesen.

„Nunja…“, sagte sie bedrückt. „Wir kennen die Auswirkungen. Wir alle… sind wiedergeboren worden. Auf der Erde. In einer anderen Zeit, in ein anderes Leben, als Kinder anderer Eltern. Und dennoch mit dem Erbe des Mondkönigreichs. Deswegen sind wir alle trotz allem Sailorkriegerinnen. Auch Luna, Artemis und Mamoru wurden übrigens von der Königin beschützt und sind wiedergeboren worden.“

 

Seiya legte einen Arm um ihre Schulter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Er hatte zwar gewusst, dass sie schon mal ein Leben als Prinzessin Serenity auf dem Mond geführt hatte, in dem sie auch mit Endymion liiert gewesen war, doch über die Umstände ihrer Wiedergeburt hatten sie nie geredet.

„Alles in Ordnung, Schätzchen?“, fragte er leise. Bunny lächelte dankbar und nickte.

 

„Hier ist auch ein Bild von deiner Mutter.“, sagte Yaten nun und hielt den Anwesenden erneut das Buch hin. Eine Frau, etwas älter als Prinzessin Serenity und ihr dennoch zum Verwechseln ähnlich, war auf diesem Bild abgebildet. Ihr Haar war heller und strahlte silberblond, obwohl dies nur eine Zeichnung war. Bunny erkannte die Frau wieder. Sie hatte sie in ihren Erinnerungen gesehen, die sie von Luna empfangen hatte. Bedächtig strich sie über die Seite.

„Ich kann mich nicht mal so richtig an sie erinnern…“, sagte Bunny traurig und erntete die mitleidigen Blicke ihrer Freunde. Sie lächelte leicht.

„Sie hat mir… nein, uns die Chance auf ein neues Leben gegeben. Ich bin ihr sehr dankbar dafür. Ich liebe meine jetzige Familie und… nur so konnten wir euch alle kennen lernen.“ Sie sah dabei Kakyuu und die Star Lights, besonders natürlich Seiya, an.

Amy griff nach ihrer Hand und drückte sie.

„Ich bin auch glücklich in unserem jetzigen Leben.“, sagte sie. „Und Königin Serenity sehr dankbar.“

„Was ist aus ihr geworden?“, fragte Seiya nun.

„Sie ist gestorben…“, antwortete Bunny. „Um uns zu retten.“

Bestürzt sah Seiya sie an.

„Nur die Königin des Weißen Mondes ist in der Lage den Silberkristall zu verwenden.“, erklärte Setsuna. „Doch hat seine Benutzung einen hohen Preis, das Leben der Königin.“

Erschrocken sah Seiya auf. Sollte das etwa heißen, dass sein Schätzchen die Fähigkeit besaß so eine mächtige und dennoch so verhängnisvolle Waffe zu verwenden?

„Schätzchen…“, setzte er an, um danach zu fragen.

„Ich habe ihn schon benutzt.“, sagte sie schnell. „Und bin gestorben.“

Scharf sog er die Luft ein.

„Nachdem meine Freunde einer nach dem anderen ihr Leben für mich gegeben haben, setzte ich meines ein, um das, wofür wir gekämpft haben, zu erreichen.“

„Aber…“, warf er ein.

„Ich weiß es nicht.“, antwortete Bunny, ohne dass er eine Frage gestellt hatte. „Wir sind am nächsten Tag aufgewacht, als wäre nichts gewesen. Und unsere Erinnerungen waren weg. Wir wussten nicht mal mehr, dass wir Sailorkriegerinnen waren, und kannten uns auch nicht mehr.“

Betretenes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Erneut zog Seiya sie an sich. Unglaublich, was dieses Mädchen schon alles hatte durchmachen müssen. Sie war gestorben und das mehr als nur einmal. Das hatte sie nicht verdient.

Am Rande nahm Seiya wahr, wie Taiki Amy mit großen Augen ansah und so auf telepathische Weise mit ihr zu kommunizieren schien.

„Hey.“, riss Bunny ihn schließlich aus seinen Gedanken und zog die Aufmerksam aller wieder auf sich. „Wir sollten uns lieber wieder an die Arbeit machen, anstatt uns über so etwas zu unterhalten.“

Diese Worte aus Bunnys Mund. Seiya war sich sicher, dass sie das Ganze mehr mitnahm, als sie sich eingestehen wollte. Andernfalls würde sie sich niemals freiwillig in Arbeit stürzen.

 

Viel zu schnell brach der Abend über sie herein und alle merkten die Müdigkeit, die ihnen die Konzentration raubte und ihre Lider schwer werden ließ. Als Bunny beim Lesen kurz der Kopf wegsackte, schlug auch Amy ihr Buch zu.

„Vielleicht sollten wir für heute Schluss machen.“, schlug sie vor und erntete dafür die Zustimmung aller. Bunny gähnte herzhaft und streckte sich.

„Ich bin hundemüde!“, maulte sie und lehnte sich an Seiyas Schulter, der neben ihr saß.

„Lasst uns ins Bett gehen.“, sagte auch Kakyuu. „Wir machen morgen nach dem Frühstück weiter. Wir haben noch genug Zeit.“

 

Wenig später befand Bunny sich in ihrem Zimmer. Sie trug ein langes weißes Nachthemd, welches während ihres Aufenthalts in der Bibliothek auf ihr Bett gelegt worden war, und schaute aus dem großen Fenster. Das Licht von drei Monden erhellte die Umgebung sanft. Sie hatte nicht gewusst, dass Euphe drei Monde hatte.

Es klopfte an der Tür.

„Herein.“, rief sie, ohne den Blick vom klaren Himmel abzuwenden. Sie hörte, wie jemand eintrat.

„Schätzchen…“, hörte sie Seiyas Stimme und lächelte.

„Hallo Seiya.“, sagte sie. Nur einige Sekunden vergingen, bevor er hinter ihr stand und die Arme um sie legte. Er legte seinen Kopf auf ihrer Schulter ab und sah ebenfalls nach draußen.

„Das sind Euphes drei Monde.“, erzählte er nun. „Ganz links, der Mond mit dem leichten Grünschimmer, das ist der Mond Healer. Der fliederfarbene Mond ganz rechts, das ist Maker. Und der rote Mond, der ganz oben steht, das ist Fighter.“

„Healer, Maker und Fighter…“, wiederholte Bunny staunend. „Ihr seid die Krieger von Euphes Monden?“

„Ja…“, bestätigte er. „Wenn einer der Monde in einer bestimmten Position zu den anderen beiden Monden und ihrem Planeten Euphe steht, wird unter seinem Zeichen ein Kind geboren, auserkoren die Aufgabe einer Sailorkriegerin zu übernehmen. Yaten ist im Zeichen des Mondes Healer geboren, Taiki im Zeichen des Mondes Maker und ich… im Zeichen des Mondes Fighter.“

Fasziniert betrachtete Bunny den roten Mond, der von den dreien am höchsten stand und zusammen mit seinen Brüdern den Planeten in ein mystisches Licht tauchte.

Prinzessin Lumina

Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen lag er auf seinem Bett und starrte an die Decke. Er dachte an Minako und an das, was er heute über die Vergangenheit der Sailorkriegerinnen erfahren hatte. Er wünschte sich, er hätte damals für sie da sein können, ihren Tod verhindern können. Die Mädchen hatten Unvorstellbares durchmachen müssen. Niemals hätte er geglaubt, dass sie in ihrem Leben schon so viel Leid hatten erfahren müssen.

Er hatte immer geglaubt, dass ihre eigenen Erfahrungen mit Galaxia und der Zerstörung ihres Planeten so schrecklich gewesen waren, dass ihre Freundinnen es sich nicht mal vorstellen konnten. So wie sie sich verhalten hatten, als er sie kennengelernt hatte, hatte er gedacht, dass sie bisher ein relativ unbeschwertes Leben geführt hatten. Er hatte geglaubt, dass sie sich die Gefahr, die von Galaxia ausgegangen war, nicht einmal vorstellen konnten, weil sie noch nie etwas derartig Schlimmes erlebt hatten.

Aber da hatte er sich wohl gründlich getäuscht. Wie schafften diese Mädchen es nur, trotz all dieser Erlebnisse, trotz ihres mehrfachen eigenen Todes, solche Lebensfreude auszustrahlen? So positiv zu sein? Besonders seine Minako war die pure Lebensfreude. Einmal mehr wurde er sich der Unterschiede zwischen ihnen bewusst. Die Mädchen hatten immer auch für sich selbst gelebt. Anders als er und seine zwei besten Freunde. Sie hatten immer nur für ihre Pflicht gelebt, waren sich nie bewusst dessen gewesen, dass auch ihr eigenes Leben einen Wert hatte.
 

Er seufzte. Er vermisste Mina. Sie fetzten sich oft und er machte es ihr manchmal wirklich nicht leicht. Er war schnell genervt und nicht sonderlich romantisch. Er war in vielen Punkten einfach das genaue Gegenteil von Minako. Aber genau deshalb liebte er sie so. Sie ergänzte ihn, glich all seine Schwächen aus, brachte Freude in sein Leben.

Wenn er wieder zurück war, würde er ihr irgendeine Freude machen, das nahm er sich fest vor. Sie hatte es bei weitem nicht so leicht gehabt, wie er bisher immer geglaubt hatte. Und er wollte, dass sie glücklich war. Wer weiß, was noch auf sie zukommen würde. Er würde dafür sorgen, dass sie wenigstens mit ihm zusammen glücklich war…
 


 

Nach einem ausgiebigen Frühstück, begab sich die Gruppe von Sailorkriegerinnen wieder in die riesige Palastbibliothek Euphes. Unter Amys Anweisungen machten sich alle an die Arbeit und wälzten die dicken Bücher, suchten nach jeder kleinen Information, die mit Tsuki in Zusammenhang stehen könnte. Hin und wieder kam ein erstaunliches Detail über das Mondkönigreich zum Vorschein, Dinge, die keiner von ihnen bisher gewusst hatte.

Bunny las etwas darüber, dass der Silberkristall einer Legende nach aus den Tränen der ersten Königin des Mondes entstanden war und an dem Tag erlöschen würde, an dem die reine Blutlinie der Mondköniginnen abreißen würde. Solange es eine Erbin gab, würde sie den Silberkristall einsetzen können.

Sie seufzte. All diese Informationen, die sie seit dem vorigen Abend in sich aufgenommen hatte, schwirrten in ihrem Kopf. Wer hätte gedacht, dass es so anstrengend sein würde, so eine Recherche zu betreiben. Sie sah sich unauffällig um. Alle sahen konzentriert in ihre Bücher. Amy runzelte hin und wieder die Stirn und machte sich einige Notizen. Ihr schien das Ganze nicht so viel auszumachen.

Seiya, der neben ihr saß, starrte ausdruckslos auf das Buch in seinen Händen. Sie bemerkte, dass seine Augen sich nicht bewegten. Las er nicht? Vorsichtig legte sie eine Hand auf seinen Arm. Er zuckte kurz zusammen und sah auf.
 

Bunny lächelte ihn an. Er erwiderte das Lächeln. Bis eben war er komplett in Gedanken versunken gewesen. So viel hatte er in den letzten Stunden über das Schicksal seiner Freundin erfahren. Es war unglaublich. Er hatte zwar gewusst, dass sie die Prinzessin des Weißen Mondes war, aber was das eigentlich bedeutete, darüber hatte er nie nachgedacht.

Für ihn war es immer nur wichtig gewesen, dass sie sein Schätzchen war. Dieses süße, leicht naive Mädchen, in das er sich auf Anhieb verliebt hatte. Was für eine unglaubliche Geschichte sich hinter ihrem liebenswürdigen Mondgesicht verbarg, hatte er damals nicht geahnt. Und selbst als er erfahren hatte, das sie Sailor Moon und Prinzessin Serenity war, war das Ganze so weit weg gewesen, dass er keinen Gedanken daran verschwendet hatte. Selbst die Zukunft, die er angeblich mit ihr haben würde – ihre gemeinsame Tochter – das alles war für ihn etwas so Unglaubliches, nicht Greifbares gewesen, dass er es nie an sich herangelassen hatte.
 

„Alles in Ordnung bei Dir?“, flüsterte Bunny ihm zu. Er nickte und lächelte leicht.

„Alles ok. Und bei Dir?“, fragte er zurück. Ihn haute das alles ganz schön um, doch er wusste nicht, wie Bunny das Ganze aufnahm. Machte es sie genauso fertig? Mehr? Oder wusste sie das Meiste schon und konnte es deshalb mit Fassung tragen?

„Von so vielen Buchstaben schwirrt mir der Kopf.“, gestand Bunny mit einem verlegenen Lachen. Seiya grinste. Das war typisch für sein Schätzchen.
 

Kakyuu, die das gehört hatte, ergriff das Wort.

„Vielleicht sollten wir eine kleine Pause machen.“, schlug sie vor. Bunnys Augen leuchteten hoffnungsvoll auf. Auch die anderen lösten nun ihre Blicke von ihren Büchern. Yaten gähnte herzhaft und Taiki ließ seine linke Schulter kreisen, die ein wenig steif geworden war.

„Eine Pause könnte nicht schaden, denke ich.“, stimmte Amy zu.

„Klasse!“, rief Bunny aus und sprang auf. Sie streckte sich ausgiebig und seufzte erleichtert. Das lange Sitzen und Lesen hatten sie echt fertig gemacht.
 

Setsuna, die bisher still gewesen ist und ihren Blick nicht vom Buch abgewendet hatte, unterbrach ihre Aufbruchlaune.

„Prinzessin.“, sagte sie und sah Bunny mit einem durchdringenden Blick an. Bunny sah sie fragend an. Ruhig legte Setsuna das Buch, welches sie bis eben in der Hand gehalten hatte, auf den Tisch und schob es zu ihr herüber. Neugierig beugte sie sich darüber und betrachtete die aufgeschlagenen Seiten. Es ging um die Beziehung zwischen dem Königreich des Mondes und dem der Erde. Auf der rechten Seite war ein großes Bild, welches laut Text von einem Diplomatenball stammte und die beiden königlichen Familien zeigte.

Sie betrachtete die Gesichter der Anwesenden. Sofort sprang ihr eine junge Frau ins Auge, welche auf eigenartig natürliche Weise das Zentrum des Bildes darzustellen schien. Sie strahlte förmlich. Ihr hellblondes Haar reichte ihr weit über den Rücken hinab und das Bunny so vertraute Halbmondsymbol leuchtete auf ihrer Stirn. Sie hatte ein warmes und sanftmütiges Lächeln. Neben ihr stand ein stattlicher Mann mit dunklem, leicht gewellten Haar und stechend blauen Augen.

Zwei junge Mädchen standen vor ihnen. Das kleinere von ihnen hatte ähnlich helles Haar wie das ihrer Mutter, doch stach es deutlich ins Silberne. Sie trug ihre Haare so, wie auch Bunny es tat: in zwei langen Zöpfen. Auch auf ihrer Stirn leuchtete deutlich das Symbol des Halbmondes.

Das andere Mädchen stach durch ihr langes, dunkeltürkises Haar hervor. Selbst auf diesem Bild konnte Bunny deutlich sehen, dass ihre ganze Erscheinung anders wirkte, als die der anderen beiden Mitglieder der Königsfamilie. Und doch gehörte auch sie eindeutig dazu. Auch auf ihrer Stirn war der Halbmond zu erkennen, auch wenn anders wirkte, schwächer.

Bunny starrte das Mädchen an. Auch die anderen hatten sich inzwischen um sie herum versammelt und betrachtete das Bild.
 

„Tsuki?“, fragte sie schließlich leise.

„Nicht nur das.“, erwiderte Setsuna und tippte mit einem Finger auf das Buch, wobei sie auf einen jungen Mann deute. Bunny richtete ihre Aufmerksamkeit auf die andere Familie, die dieses Bild zeigte. Ihre Augen weiteten sich, als sie ihn erkannte. Sie sog scharf die Luft ein.

„Ma… Mamoru?“, fragte sie fassungslos, als sie in das Gesicht ihres Exfreundes blickte. Er war etwas jünger, als sie ihn kannte, und dennoch war es unverkennbar er. Auch die anderen trauten ihren Augen kaum, als sie dieses Bild betrachteten.

„Was hat das zu bedeuten?“, stellte Seiya die Frage, die allen auf der Zunge lag.

„Ich bin mir nicht sicher.“, antwortete Setsuna nachdenklich. „Auch ich bin durch die Wirkung des Silberkristalls beeinflusst und mein Leben fand immer zwischen den Dimensionen statt. Ich habe keine Erinnerungen an die vergangenen Königreiche. Auch ich werde wiedergeboren, wenn auch auf andere Weise.“

Sie schloss einen Augenblick die Augen und seufzte.

„Also kann ich auch nur Vermutungen anstellen, genauso wie ihr.“

Die anderen sahen sie mit großen Augen an.

„H-hast Du denn eine Vermutung?“, fragte Bunny aufgeregt. Dass Setsuna immer so mysteriös sein musste…

Setsuna nickte bedächtig.

„Tsuki… oder wie sie damals genannt wurde, Lumina… war die älteste Tochter der Königin Purity.“ Sie tippte auf die Frau in dem Bild, bevor ihr Finger zu dem jüngeren der Mädchen wanderte. „Und die ältere Schwester von Serenity… Deiner Mutter.“

Bunnys Augen weiteten sich. Was hatte sie gerade gesagt? Das Mädchen in dem Bild war die ehemalige Königin Serenity? Ihre Mutter Serenity? Und… sie war die Schwester von Tsuki? Nein… Lumina?

„Wir können uns zwar nicht hundertprozentig sicher sein, dass es sich hier um Tsuki handelt…“, fuhr Setsuna fort. „… aber ich denke, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist.“

Bunny nickte bekräftigend, während sie Setsuna weiter gebannt ansah. Auch die Aufmerksamkeit aller anderen war auf sie gerichtet.

„Als älteste Tochter der Mondkönigin war sie vermutlich dem ältesten Sohn des Erdenkönigs versprochen.“ Sie zeigte auf das Abbild Mamorus. „Endymion.“

Bunny sog scharf die Luft ein, Amy starrte sie mit großen Augen an und Seiyas Mund war leicht geöffnet.

„Eh? Mamoru war… Tsukis Verlobter??“, fragte Bunny entgeistert.

„Das ist nur eine Vermutung.“, erklärte Setsuna. „Aber ich halte es für wahrscheinlich.“

„U-und… wie kommt es, dass er dann in meiner Vergangenheit wieder aufgetaucht ist? Und Tsuki vor 90 Jahren auf der Erde wiedergeboren ist?“ Ihr schwirrte der Kopf. „Ich versteh das nicht.“

„Laut diesem Buch gab es einen schrecklichen Krieg zwischen dem Königreich des Mondes und dem der Erde.“, erzählte Setsuna nun etwas ausholend?

„Zwischen Mond und Erde?“, fragte Amy erstaunt.

„Ich dachte, die zwei Königreiche waren eng miteinander verbunden?“, hakte Yaten nach, der die ganzen Zusammenhänge nicht richtig verstand. Setsuna nickte.

„Ich weiß nicht, was passiert ist. Darüber gibt es hier kaum Informationen. Es heißt, es sei um ein Erbe gegangen… Ich weiß jedoch nicht, was dahinter steckt…“ Sie schloss kurz die Augen, um ihre Gedanken zu sammeln, bevor sie wieder aufsah. „Sicher ist, dass die damalige Mondkönigin dem Krieg ein Ende bereitet hat, indem sie den Silberkristall verwendet hat. Sie starb. Das nächste, was bekannt ist, war, dass ihre Tochter Serenity das Erbe antrat und Königin wurde. Sie heiratete Endymions Cousin Herion.“ Sie sah Bunny an. „Deinen Vater.“

Bunny schluckte. All diese Informationen drangen auf sie ein. In ihrem ganzen Leben hatte sie nicht so viel von ihrem Schicksal erfahren wie in den letzten Stunden. Tsuki die ältere Schwester ihrer Mutter, Mamoru der Verlobte von Tsuki, ihr Vater der Cousin von Mamoru. Was hatte das alles nur zu bedeuten. Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter und sah auf. Seiya.

Er blickte besorgt auf seine Freundin hinab. Wie nahm sie das Ganze auf? Sie sah blass aus… Er machte sich wirklich Sorgen um sie.
 

„Meinst Du, dass das Schicksal von Lumina und Endymion durch den Einsatz des Silberkristalls verändert worden ist?“, fragte nun Amy, die Setsuna ansah, während sie sich nachdenklich mit dem Zeigefinger an ihr Kinn tippte.

„Das ist meine Vermutung.“, bestätigte Setsuna. „Sie werden in den Büchern nicht mehr erwähnt, nachdem Serenity Königin des Mondes geworden ist.“

„Das ist alles sehr verworren…“, sagte Amy nachdenklich.

„Es sind nur meine Vermutung.“, erwiderte Setsuna. „Ich kann auch falsch liegen.“

„Nein.“, widersprach Amy. „Ich denke, Du hast Recht. Das alles sind logische Schlussfolgerungen.“

„Nur die Hintergründe bleiben uns verschlossen.“, bedauerte Setsuna. „Ich halte es für unwahrscheinlich, dass wir hier darüber noch weitere Informationen finden können. Aber wir sollten die Chance nutzen und weiter suchen.“

„Unsere Bibliothek steht euch immer offen.“, warf Kakyuu nun ein. Setsuna nickte.

„Ich danke Euch, Kakyuu.“
 

„Entschuldigt uns kurz, ja?!, sagte Seiya nun nahm vorsichtig Bunnys Hand, um sie von den anderen wegzuführen. Leicht blass und etwas zittrig folgte sie dem leichten Druck, den er auf sie ausübte. Besorgt sahen ihre Freunde ihr hinterher, während Seiya sie aus dem Raum führte.

Schweigend gingen sie nebeneinander her, bis Seiya sie auf einen großen Balkon führte, der einen atemberaubenden Ausblick auf den Palastgarten offenbarte. Bunny schien dies jedoch gar nicht so recht wahrzunehmen. Wortlos zog Seiya sie an sich und nahm sie in den Arm. Eine Weile hielt er sie einfach fest und wiegte sie leicht hin und her, bevor er das Wort an sie richtete.

„Alles in Ordnung, mein Schätzchen?“, fragte er. Bunny nickte, während sie sich an seine Brust kuschelte.

„Das war alles ein bisschen viel auf einmal…“, sagte sie schließlich leise. Er schwieg kurz.

„Ist es schlimm für Dich, dass… Mamoru anscheinend mal mit Tsuki verlobt war?“, fragte er und konnte nicht verhindern, dass seine Stimme leicht gequält klang. Bunny sah überrascht auf.

„Nein.“, widersprach sie. „Nein, das ist es nicht. Es bestätigt mich nur noch mehr darin, dass er nicht mein wahres Schicksal sein kann. Es bestätigt mich darin, dass ich keine falsche Entscheidung getroffen habe.“ Sie schloss kurz die Augen, bevor sie Seiya direkt ansah.

„Versteh mich nicht falsch. Mein Herz hat mir immer gesagt, dass Du der Richtige für mich bist. Aber ich habe mir natürlich Gedanken darüber gemacht, ob es in Ordnung ist, einfach so mein Schicksal zu ändern. Ich… hoffe, Du verstehst das.“

Seiya gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen.

„Natürlich verstehe ich das, Schätzchen.“

Bunny lächelte. Sie war froh, dass Seiya an ihrer Seite war.

„Alles, was ich in den letzten Stunden erfahren habe, war einfach etwas viel… Es ist nicht so, als ob irgendetwas davon besonders schlimm für mich gewesen wäre… Ich hatte nur bis vor kurzem quasi keine Ahnung von meinem damaligen Leben oder meiner Familie. Das muss ich nur etwas verarbeiten.“

Sie schmiegte sich wieder an ihn und genoss die Nähe, die er ihr bot. Sie liebte diesen Mann so sehr. Egal was passieren würde oder was sie erfahren würde… Solange er an ihrer Seite war, konnte sie alles ertragen.

Die Mission

Mamoru lag mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Sofa und starrte an die Decke. Bis auf den Straßenlärm, der durch die geschlossenen Fenster nur leise in seine Wohnung drang, war es vollkommen still. Er genoss die Ruhe, brauchte sie auch, um nachdenken zu können. Bunny und die anderen waren vor etwas mehr als einem Tag nach Euphe aufgebrochen und er hatte sich sowohl am Freitagabend als auch den Samstag über mit Tsuki getroffen.

Er hatte sie von Rei abgeholt und sie hinterher wieder dort abgeliefert. Sie waren im Kino gewesen und hatten einen Tag in der Stadt verbracht. Die Three Lights hatten ihnen Geld dagelassen und obwohl es ihm widerstrebte, hatte er es zugelassen, dass Tsuki sich noch einige Sachen damit gekauft hatte. Das Kino hatte allerdings er selbst bezahlt. Auch alles andere hätte er gern selbst bezahlt, doch erlaubte seine finanzielle Lage dies nicht. Dass das Geld ausgerechnet von Seiya und den anderen beiden kam, missfiel ihm, doch blieb ihm kaum eine andere Wahl, als es Tsuki nehmen zu lassen.

Mehr als nur einmal hatte er sich gefragt, warum er sich überhaupt so viele Gedanken um dieses Mädchen machte. Sie faszinierte ihn, ihr Schicksal faszinierte ihn. Doch war das alles? Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass da noch mehr war, konnte es jedoch beim besten Willen nicht zuordnen.

Seine Gedanken schweiften zu Bunny, die zurzeit mit ihrem Freund auf dessen Heimatplaneten war. Es fiel ihm immer noch schwer, Seiya als Bunnys Freund zu akzeptieren, aber da schien er der einzige zu sein. Nicht mal von Haruka hatte er eine so abwehrende Reaktion gesehen, wie er es erwartet hatte. Okay, sie schien Seiya nicht besonders zu mögen, wie Mamoru durchaus zufrieden festgestellt hatte, und dennoch… Er hatte eine heftigere Reaktion von ihr erwartet.

Er raufte sich die Haare. Was war in letzter Zeit nur mit ihm los? Wieso konnte er nicht einfach mit Bunny abschließen und sich auf die Zukunft konzentrieren? Genau das war doch sein Plan gewesen, als sie sich damals getrennt hatten. Er hatte diese Zukunft nie gewollt, hatte immer das Gefühl gehabt, dass sie ihm auferlegt worden war. Er hatte Bunny geliebt und Chibiusa auch, aber durch diesen Zwang, die Beziehung aufrecht zu erhalten, war sie kaputt gegangen, genauso wie seine Gefühle. Und trotzdem fiel es ihm schwer, die Beziehung zwischen Bunny und Seiya zu akzeptieren.

Er hatte sich in letzter Zeit des Öfteren ernsthaft gefragt, ob er sie noch liebte. Er hatte keine Antwort gefunden. Einerseits war es nicht so, dass er ständig das Verlangen hatte, sie zu sehen, sie zu küssen, in den Arm zu nehmen und einfach mit ihr zusammen zu sein. Aber andererseits fiel es ihm schwer, sie in den Armen eines anderen Mannes zu sehen und zu wissen, dass dieser seinen Platz eingenommen hatte. War das normal? Bei seinen bisherigen Exfreundinnen hatte er sich nie so gefühlt. Aber mit ihnen verband ihn auch nicht so viel wie mit Bunny.

Seufzend sah er auf die Uhr. Es ging stark auf Mitternacht zu und er fühlte die Müdigkeit in seinen Knochen. Er beschloss, das Sofa zu verlassen und ins Bett zu gehen, auch wenn ihn dort vermutlich dieselben Gedanken quälen würden. Sowohl die Trennung von Bunny, bzw. deren neue Beziehung, als auch Tsuki verwirrten ihn. Er hoffte, dass er sich seine eigenen Gefühle irgendwann erklären konnte und sich dann wieder auf das konzentrieren konnte, was vor ihm lag, was auch immer dies sein würde.
 

Auf Euphe hatten sich mittlerweile wieder alle in der Bibliothek des Palastes eingefunden, um ihre nächsten Schritte zu besprechen.

„Wie haben herausgefunden, dass Tsuki Prinzessin Lumina ist, die Tochter von Königin Purity und die Schwester von Serenity, Bunnys Mutter. Damit ist Tsuki Bunnys Tante aus dem Mondkönigreich. Auf der Erde ist sie Bunnys Urgroßtante.“, fasste Amy zusammen. „Den Generationenunterschied erkläre ich mir durch die Langlebigkeit der königlichen Familie. Der Altersunterschied zwischen Tante und Nichte kann im Kontext des Mondkönigreichs theoretisch unendlich groß sein, genauso wie zwischen Mutter und Tochter. Vermutlich ist Lumina im Mondkönigreich deutlich früher gestorben und deshalb auch deutlich früher wiedergeboren worden als Bunny und wir anderen.“

Setsuna nickte nachdenklich und auch die anderen schienen Amys Erklärungen nachvollziehen zu können. Bunny hatte ihren Blick gesenkt und dachte über Amys Worte nach. Sie gab ihr bestes, die Zusammenhänge alle zu verstehen und doch schwirrte ihr der Kopf. So viele Informationen auf einmal hatte sie schon lange nicht mehr verabeiten müssen.

„Die Frage ist nun, wie wir weiter vorgehen.“, warf Setsuna ein.

„Da wir schon mal hier sind, würde ich vorschlagen, weiterhin nach Informationen zu suchen.“, erwiderte Amy. „Wir wissen nicht, ob wir noch etwas finden. Wahrscheinlich war das, was wir gefunden haben, schon ein absoluter Glückstreffer. Aber trotzdem. Wir sollten uns die Chance nicht entgehen lassen.“

„Ich bin derselben Meinung.“, stimmte Setsuna zu. „Aber ich würde gerne mit der Prinzessin auf eine andere Mission gehen.“ Während sich erstaunte Blicke auf sie richteten, sah sie Bunny eindringlich an.

„Eine Mission?“, fragte Bunny verwirrt. Setsuna nickte zur Antwort.

„Was für eine Mission?“, fragte Seiya scharf nach. Unwillkürlich zog er sein Schätzchen an sich heran. Dass sie von ihm getrennt werden sollte, gefiel ihm nicht, egal was Setsuna vorhatte.

„Da ich nicht weiß, ob diese Mission Früchte tragen wird, würde ich dies gern zunächst für mich behalten.“, sagte Setsuna und erntete einen missbilligenden Blick von Seiya.

„Keine Sorge.“, warf Setsuna ein. „Es ist nicht gefährlich. Ich möchte am liebsten jetzt aufbrechen und noch heute Abend zurückkehren. Ich kann es auch alleine erledigen, aber es wäre mir lieber, die Prinzessin mitzunehmen. Noch bevor Seiya widersprechen konnte, machte Bunny den Mund auf.

„Ich gehe mit.“, sagte sie entschlossen.

„Schätzchen!“ Besorgt griff Seiya nach ihrer Hand und sah sie eindringlich und mit leicht gequältem Gesichtsausdruck an. Sie versuchte ihm ein beruhigendes Lächeln zu schenken.

„Ist schon gut, Seiya.“, sagte sie. „Setsuna hat gesagt, dass es nicht gefährlich ist, und wenn sie das sagt, dann ist es auch so. Ich vertraue ihr. Und es hat sicherlich einen Grund, warum ich mitgehen soll.“

Für einige Sekunden sah Seiya sie noch eindringlich an, sah ihr in die Augen, die entschlossen zurückblickten, bevor er schließlich seinen Blick senkte.

„In Ordnung.“, sagte er schließlich. Er wollte sich nicht gegen die Entscheidung seiner Freundin stellen. Wenn sie sagte, dass sie gehen wollte, dann sollte sie gehen, auch wenn er sich große Sorgen machen würde.

„Danke, Seiya.“, sagte Bunny und schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln, bevor sie ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen gab.

„Wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen, Prinzessin, damit wir es möglichst noch heute Abend zurück schaffen“, sagte Setsuna nun.

„Gut.“, stimmte Bunny zu und stand auf. „Brechen wir auf.“
 

Begleitet von Kakyuu und Seiya verließen Setsuna und Bunny das Schloss und suchten dieselbe Lichtung auf, auf welcher sie am vorigen Tag angekommen waren.

„Macht der Plutonebel, mach auf!“, rief Setsuna aus, als sie ihr Ziel erreicht hatten. Bunny folgte ihrem Beispiel.

„Macht der Sterne, mach auf!“ Kurze Zeit später standen an der Stelle von Setsuna und Bunny Sailor Pluto und Sailor Moon auf der Lichtung.

Etwas wehmütig trat Seiya einen Schritt vor und nahm Sailor Moon in die Arme.

„Pass auf Dich auf, Schätzchen.“, sagte er. „Und komm schnell wieder zurück.“

„Mach ich.“, versprach Sailor Moon und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihrem Freund einen Kuss zu geben.

„Ich hoffe, eure Mission ist erfolgreich.“, sagte Kakyuu und verneigte sich leicht vor den beiden Kriegerinnen. Sailor Moon strahlte.

„Danke.“ antwortete sie und erwiderte die Verneigung Kakyuus.

„Bist Du soweit?“, fragte Setsuna und ein entschlossenes Nicken Sailor Moons gab das Startsignal.

„Pluto, Wächter des Raumes, Hüter der Zeit,…“, rief sie aus und hob ihren Stab. „…öffne das Tor zu Raum und Zeit.“

Wie schon zuvor, öffnete sich das Tor zu Raum und Zeit, von welchem ein schwaches, mysteriöses Licht ausging.

„Bis später!“, rief Sailor Moon aus, bevor sie sich mit entschlossenem Blick dem Tor zuwandt und hindurch trat.
 

Schon war Euphe hinter ihr verschwunden und sie befand sich schon wieder in dieser bedrückenden Zwischendimension. Glücklicherweise vergingen nur wenige Sekunden, bevor Pluto hinter ihr den Raum betrat.

„Wohin gehen wir?“, fragte Sailor Moon neugierig. Pluto lächelte.

„Das wirst Du gleich sehen.“, antwortete sie, ohne die Frage tatsächlich zu beantworten. Allmählich fragte Sailor Moon sich ernsthaft, was Setsuna wohl vorhatte. Sie konnte sich absolut nicht vorstellen, wohin sie gerade gingen und was sie erreichen wollten. Würde sie wieder einen fremden Planeten betreten, auf dem es eventuell noch mehr Bücher gab? Bei dem Gedanken wurde ihr leicht schlecht. Wenn dem so war, hätten sie lieber Amy mitnehmen sollen.

Bevor sie sich weiterhin Gedanken darüber machen konnte, hatten sie bereits das große Tor erreicht, hinter dem ihr Ziel lag.

„Bist Du bereit?“, fragte Pluto erneut und Sailor Moon nickte. Jetzt würde sie erfahren, wohin ihre Reise ging. Mit ihrem Stab öffnete Pluto das Tor und die beiden Kriegerinnen traten hindurch.
 

Auf der anderen Seite herrschte eine absolute Stille, die sic h nicht sehr von der Stille in der Zwischendimension unterschied. Auch gab es nicht viel mehr Licht, auch wenn die relative Dunkelheit sich von der in der Zwischendimension unterschied. Während es dort nebelig war und es deshalb dunkel und trist wirkte, war die Sicht hier klar. Die Dunkelheit hier beruhte auf dem Fehlen einer Lichtquelle. Es gab keine Sonne und doch war es nicht Nacht. In weiter Ferne funkelten die Sterne. Nur ein Körper am schimmerte so deutlich und so groß am Himmel, dass er Sailor Moons Blick sofort auf sich zog: die Erde.

Ohne sich umsehen zu müssen, wusste sie bereits, wo sie sich befand. Als sie ihren Blick vom blauen Planeten löste, blickte sie auf riesige Säulen und hohe Mauern, die von der einstigen Pracht dieses Ortes zeugten. Viel zu viel von alldem lag jedoch in Trümmern. Große Brocken des Palastgesteins lagen auf der Erde, Säulen waren umgekippt und der einstige Glanz, das ewige Leuchten, welches einst von diesem Ort ausging, war erloschen.

„Weißt Du, wo wir sind?“, fragte Pluto nun, die Sailor Moon aufmerksam beobachtet hatte. Diese nickte.

„Der Mondpalast.“, brachte sie heraus, während sie mit einem großen Gefühlschaos auf die Trümmer ihres früheren Lebens starrte.
 

Rei saß auf der Treppe, die zu den Zimmern des Tempels führten, und starrte in den Himmel. Es war eine sternenklare Nacht und der Mond schien in voller Größe auf die Erde hinab. Tsuki war bereits ins Bett gegangen, doch sie selbst konnte noch keine Ruhe finden. Sie dachte an ihre Freunde, die Lichtjahre von hier entfernt versuchten, etwas über das Mädchen, welches ruhig in ihrem Gästezimmer schlief, herauszufinden.

Bisher war es auf der Erde ruhig geblieben und da Mamoru sehr viel mit Tsuki unternommen hatte, hatte sie selbst von dieser kaum etwas mitbekommen. Sie beneidete ihre Freundinnen, die gerade einen fremden Planeten besuchten, denn diese Ruhe hier war schwer zu ertragen. Sie fühlte sich nutzlos, würde gerne mehr tun, helfen, irgendetwas anderes tun, als nur herumzusitzen.

Sie nahm ein Rascheln und Schritte wahr und sah auf.

„Yuuichiro.“, sagte sie erstaunt, als sie ihn erkannte. Sie hätte ihre Zeit heute gut mit ihm verbringen können, da Tsuki sowieso in guten Händen gewesen war, und dennoch hatte sie es nicht getan. Wieso nicht? Weil sie zu stolz war, ihn zu fragen? Oder weil sie ein schlechtes Gewissen gehabt hätte, wenn sie sich vergnügt hätte, während ihr und den anderen die Sicherheit der Erde anvertraut worden waren?

„Hallo Rei.“, erwiderte Yuuichiro und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Äh… ähm… was machst Du denn hier?“

„Ich kann nicht schlafen.“, antwortete Rei. „Und Du?“

„Ich auch nicht.“, gab er zu und schien im Inneren einen Kampf mit sich zu fechten.

„D-darf… ich mich zu Dir setzen?“, fragte er schließlich und wurde unter seinem buschigen Haar schlagartig knallrot.

„Klar.“, antwortete Rei sofort, die auch Yuuichiro gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie sich bisher kaum mit ihm unterhalten hatte. „Setz Dich.“
 

Er tat wie ihm geheißen und setzte sich neben die Miko. Sein Herz klopfte stark gegen seine Brust und er war sich beinahe sicher, dass sie es hören musste. Er traute sich nicht sie anzusehen und wusste auch nicht, was er sagen sollte. Zu gerne würde er sich mit ihr unterhalten, doch war seine Portion Mut schon dafür draufgegangen, sie zu fragen, ob er sich setzen dürfe.

„Yuuichiro?“, brach Rei schließlich die Stille.

„Ja?“, antwortete er beinahe schon erleichtert.

„Hast Du auch manchmal das Gefühl, nicht so nützlich zu sein, wie Du es gern wärst?“, fragte sie, während sie weiterhin nachdenklich in die Sterne blickte.

„Eh…“ Er dachte an die Zeit, in der er hier im Tempel gearbeitet hatte und mehr als nur ein paar mal von Rei zusammen zurechtgestutzt worden war, weil er irgendetwas nicht richtig gemacht hatte, obwohl er sich stets Mühe gegeben hatte. Aber das konnte er doch schlecht sagen, oder? Dass sie diejenige gewesen war, die ihn sich hatte nutzlos fühlen lassen?

„I-ich denke schon.“, antwortete er schließlich.

„Mhm…“ Vermutlich fühlte sich jeder mal so.

„Warum fragst Du?“, wollte Yuuichiro wissen. Rei dachte darüber nach, wie sie antworten sollte. Sie konnte ihm nicht alles erzählen, aber war es ok, überhaupt ein wenig zu erzählen?

„Hm… also dieses Mädchen, welches grad bei uns wohnt…“, fing sie an, ohne so recht zu wissen, wie sie fortfahren sollte. Sie zögerte.

„Was ist mit ihr?“, fragte Yuuichiro neugierig. Er hatte sich sowieso schon gefragt, wer sie war.

„Naja, also sie…“, setzte Rei erneut an, bevor sie ruckartig aufblickte. Sie hatte etwas gespürt und es verhieß nichts Gutes.

„Rei?“, fragte Yuuichiro, den Reis plötzliche Bewegung unruhig machte. Sie deutete ihm, ruhig zu sein, während sie angestrengt in die Dunkelheit starrte. Langsam konnte sie etwas erkennen. Die Umrisse eines kleinen Menschen wurden immer deutlicher, während die Gestalt auf sie zuschritt. Auch Yuuichiro starrte mittlerweile dorthin.

Rei sprang auf und spannte sich an. Sie spürte, dass etwas auf sie zukommen würde, was vermutlich ihre Sailorkräfte erfordern würde. Aber sie konnte sich grad nicht verwandeln.

Endlich konnte sie die Gestalt erkennen. Es war das kleine Mädchen mit dem dunklen Haar und dem schlichten, schwarzen Kleid, welches sie einst zusammen mit Tsuki gesehen hatten. Diese ausdruckslosen Augen würde Rei überall wiedererkennen. Merou.

Das Tagebuch der Königin

„Warum sind wir hier?“, fragte Sailor Moon, die Plutos Motive bisher noch nicht hatte nachvollziehen können.

„Ich hoffe, hier etwas über Tsukis Mutter, Königin Purity, herauszubekommen.“, antwortete Pluto.

„Und wie willst Du das anstellen?“ Sailor Moon konnte sich nicht recht vorstellen, wie das in diesen Ruinen möglich sein sollte.

„Ich weiß es nicht genau.“, gab Pluto zu. „Ich habe nur so ein Gefühl… Genauso wie das Gefühl, dass Du mich begleiten solltest.“

„Oh…“ Dass Pluto selbst keinen genauen Plan hatte, erstaunte sie, aber sie sagte nichts dazu. Sie vertraute der Wächterin über Raum und Zeit so wie jedem ihrer Teammitglieder.

Pluto setzte sich in Bewegung und schritt auf den ehemals imposanten Haupteingang des Monpalastes zu. Sailor Moon folgte ihr. Eine Weile mussten sie laufen, bis sie den Palast erreichten. Sailor Moon spürte, wie eine angenehme Kraft sie durchströmte, als sie die ersten Stufen hinaufschritt. Der Halbmond auf ihrer Stirn begann zu leuchten und im Gehen verwandelte sich ihr Sailor-Kostüm in ein weißes, langes Kleid. Sie hatte sich in Prinzessin Serenity verwandelt.

Erstaunt blickte sie an sich herunter. Pluto, die schon einige Stufen höher war, war stehengeblieben und blickte auf die Prinzessin hinab.

„Dieser Ort besitzt eine ganz eigene Kraft.“, sagte Pluto, der nicht entgangen war, dass das weiße Gestein um Serenity deutlich heller erschien als der Rest. Der Mondpalast und die Mondprinzessin hatten eine ganz besondere Verbindung. Es schien beinahe, als würde der Palast allein durch die Anwesenheit der Prinzessin im neuen Glanz erstrahlen.

„Es scheint ganz so…“, stimmte Serenity ihr zu, die von der Präsenz des Palastes vollkommen eingenommen war. Sie setzte sich wieder in Bewegung und hatte Pluto bald eingeholt. Nebeneinander schritten die Prinzessin und ihre Kriegerin die Treppenstufen hinauf und betraten schon bald den Palast. Die große Eingangshalle war von innen nicht weniger eindrucksvoll als von außen, auch wenn die Zerstörung auch hier nicht zu übersehen war. Überall lagen Gesteinsbrocken herum, die große Treppe, die von zwei Seiten in das obere Stockwerk führte, war auf einer Seite zusammengestürzt, ein großer Kristallkronleuchter war von der Decke gestürzt und war auf dem Boden in tausend Teile zersprungen.

Zielstrebig ging Pluto auf die verbliebene Treppe zu und schon bald befanden sie sich in einem weiten Flügel, von dem mehrere Türen abgingen. Auch hier war nicht zu übersehen, dass dieser Ort einmal sehr prachtvoll gewesen sein musste. Serenity schluckte. Dieser Ort war ihr vollkommen fremd und doch kam er ihr so vertraut vor. Sie wusste genau, dass die Gefühle ihres früheren Ichs in ihr zum Vorschein traten.

Abrupt blieb sie vor einer Tür stehen. Pluto drehte sich zu ihr um.

„Das ist das Zimmer der Prinzessin.“, erklärte sie und beobachtete Serenity genau. Deren Hand bewegte sich wie in Trance zum staubigen Türgriff. Nach einem kurzen Zögern öffnete sie die Tür und blickte in das Zimmer, welches in längst vergangenen Zeiten, in einem vergangenen Leben, mal ihr gehört hatte. Alles wirkte gespenstisch in dem erstaunlich hellen Staub, der sich auf allen Möbeln abgelegt hatte und leicht glitzerte, als sie das Zimmer betrat, welches erstaunlicherweise kaum Spuren der Zerstörung aufwies.

Sie sah einen Frisiertisch mit einem großen Spiegel, in dem sie sich durch die Staubschicht verschwommen wiederspiegelte, einen großen, reichlich verzierten Kleiderschrank und ein großes Himmelbett, dessen Baldachin jedoch schon vor längerer Zeit eingestürzt zu sein schien. Eine unglaubliche Wehmut überkam Serenity, die sie sich in ihrem Bewusstsein von Bunny Tsukino kaum erklären konnte.

Gedankenverloren strich sie über die staubige Oberfläche des Schminkspiegels. Ihre Hand wanderte wie von alleine über die dort liegenden Gegenstände: ein Spiegel, ein Kamm, ein Amulett und eine kleines Schmuckkästchen. Bei jedem dieser Gegenstände spürte sie etwas. Waren es Erinnerungen? Besaßen die Gegenstände jede seine eigene Kraft? Bei jedem Teil fühlte es sich etwas anders an.

„Prinzessin.“, sprach Pluto sie an und holte sie damit in die Realität zurück.

„Ja?“, erwiderte sie und drehte sich zu ihr um.

„Das Zimmer nebenan ist das Zimmer der Königin und ihres Gemahlen. Ich glaube, das ist unser Ziel.“

Serenity nickte und folgte Pluto, ohne sich noch einmal umzusehen, aus dem Zimmer. Wenige Meter weiter öffnete sie nun die Tür zu dem Schlafzimmer ihrer Eltern. Der Anblick, der sich hier bot, war ein ganz anderer als der in ihrem eigenen Zimmer. Ein klaffendes Loch gab den Blick nach draußen frei. Gesteinsbrocken lagen auf dem Boden und auch die Möbel waren größtenteils zerstört. Scherben eines großen Spiegels vermischten sich mit den Splittern von Holz und den Fetzen verschiedener Stoffe. Über alldem lag auch hier der feine, weiße Staub, der im ganzen Palast vorherrschte.

„Hier ist ja alles zerstört…“, stellte Serenity wehmütig fest und fragte sich ein weiteres Mal, warum sie den Weg hierher überhaupt unternommen hatten.

Schweigend sah Pluto sich um, bevor sie vorsichtig auf einen Trümmerhaufen zuging, der mal so etwas wie eine Kommode hatte darstellen müssen. Unter einem zersplitterten Holzteil hatte sie etwas entdeckt. Sie schob das Holz beiseite und zog eine goldene Schatulle hervor.

„Was ist das?“, fragte Serenity neugierig, als sie bemerkt hatte, was Pluto gefunden hatte.

„Das ist, was wir gesucht haben.“, stellte diese fest. Fragend sah die Prinzessin sie an.

„Warum das? Was ist darin?“, hakte sie nach, doch Pluto schüttelte den Kopf.

„Ich weiß es nicht.“, gab sie bedauernd zu, während sie die Schatulle genauer betrachtete. „Sie ist verschlossen.“

„Ist der Schlüssel dazu auch irgendwo hier?“, fragte Serenity, die die Neugier über den Inhalt nun auch gepackt hatte.

„Ich glaube nicht.“, antwortete Pluto, während sie die Trümmer weiter durchsuchte. „Aber ich weiß es nicht sicher.“

Serenity kniete sich neben sie und half ihr zu suchen. Doch auch nach mehreren Minuten konnten sie keinen Schlüssel finden.

„Vielleicht müssen wir sie aufbrechen?“, vermutete Serenity.

„Ich weiß nicht…“, bezweifelte Pluto. „Ich glaube nicht, dass das so einfach ist. Von dieser Schatulle geht eine Menge Energie aus.“

Serenity streckte ihre Hand nach der Schatulle aus und berührte sie, bemüht, diese Energie ebenso zu spüren. Sie erkannte dieses Gefühl, welches sie bei ihr auslöste, sofort wieder.

„Ich weiß, wo der Schlüssel ist.“, sagte sie und sprang auf. Erstaunt erhob auch Pluto sich und folgte Serenity aus dem Zimmer hinaus zurück in das frühere Zimmer der Prinzessin. Zielstrebig ging sie auf den Schminktisch zu und öffnete das kleine Schmuckkästchen, welches dort lag. Tatsächlich blitzte ihr im Inneren des Kästchens ein goldener Schlüssel entgegen, welche die gleichen Verzierungen wie die Schatulle trug.

Serenity nahm den Schlüssel aus der Schatulle und hielt ihn triumphierend Pluto entgegen. Diese musterte ihn kurz, bevor sie die Schatulle auf dem Schminktisch abstellte.

„Mach sie auf.“, bat sie die Prinzessin, welche bestätigend nickte, den Schlüssel in das Schlüsselloch steckte und ihn umdrehte. Es klickte kurz. Serenity atmete einmal tief durch, wechselte noch einen Blick mit Pluto und öffnete dann den Deckel der Schatulle.

Ein Buch in goldenem Umschlag kam zum Vorschein. Ebenso wie die Schatulle war auch das Buch reichlich verziertund allein der Umschlag musste von großem Wert sein.

„Was ist das für ein Buch?“, fragte Serenity und streckte ihre Hand danach aus, um es genauer in Betracht zu nehmen.

„Das werden wir gleich herausfinden.“, antwortete Pluto, die die Neugier ebenso packte.

Serenity strich bedächtig über das schwere Buch bevor sie es öffnete. Eine feinsäuberliche Handschrift kam zum Vorschein.

„Es ist ein Tagebuch!“, rief Serenity erstaunt aus und begann zu lesen.

 

3. Nacht des Merkur MDCCLIII

 

Das ganze Königreich steht unter Schock. Ich ebenso. Krieger der Erde haben das Königreich des Mondes angegriffen. Ich kann es immer noch nicht glauben.Königin Purity hat keine andere Lösung gesehen, als den Silberkristall zu benutzen. Der Frieden ist auf den Mond zurückgekehrt und von der Zerstörung nichts mehr zu erkennen. Aber die Königin ist tot. Von meiner Schwester Lumina fehlt jede Spur. Ich bin die einzige, die den Thron nun besteigen kann. Mein Vater hat überlebt. Er versucht, alles wieder in den Griff zu bekommen. Er hat gesagt, dass ich keine andere Wahl habe, als so schnell wie möglich zu heiraten und den Thron zu besteigen. Obwohl Lumina die ältere von uns beiden und damit die Thronerbin war, werde ich nun den Thron besteigen müssen.

Mutter… Lumina… Ich hoffe, ihr seid jetzt in einer besseren Welt.

 

„Das… das ist das Tagebuch meiner Mutter…“, stellte Serenity nüchtern fest.

„Es scheint ganz so…“, stimmte Pluto zu. „Vielleicht finden wir dort die Antworten, die wir brauchen.“

Serenity blätterte ein wenig in dem Tagebuch herum, bis sie an einer Seite hängen blieb.

 

8. Nacht des Jupiters MDCCLIII

 

Ich habe das Tagebuch meiner Mutter gefunden. Ich habe herausgefunden, warum es einen Krieg zwischen dem Mond und der Erde gegeben hat, und warum Mutter zwei Töchter hatte gebähren können. Ich kann es noch nicht fassen, wage es nicht, etwas von dem Gelesenen niederzuschreiben. Ich werde das Tagebuch gut aufheben, vielleicht spielt es irgendwann noch einmal eine Rolle.

 

„Das Tagebuch von Königin Purity…“, murmelte Serenity. Sie sah auf. „Pluto, wir brauchen das Tagebuch von Königin Purity. Dort steht mit Sicherheit etwas über Tsuki.“

Pluto, die mitgelesen hatte, nickte.

„Aber wo können wir das Tagebuch finden?“, fragte sie.

„Ich weiß nicht…“, antwortete Serenity und blickte in die goldene Schatulle. Eine dunkelrote Samteinlage war zu sehen, kein weiteres Tagebuch. „Meine Mutter hat geschrieben, dass sie das Tagebuch gut aufbewahren wird.“

Pluto nahm die Schatulle in die Hand und nahm sie genau in Augenschein. Ihr fiel auf, dass die Schatulle im Inneren viel flacher war, als das Äußere vermuten ließ. Sie untersuchte den Boden im Inneren der Schatulle genauer und tatsächlich stellte sie fest, dass er sich herausnehmen ließ. Ein weiteres Buch kam zum Vorschein. Es hatte einen samtgrünen Umschlag mit goldenen Verzierungen.

„Das muss es sein.“, sagte sie und Serenity nickte aufgeregt. Pluto erhob sich.

„Wir nehmen die Bücher mit.“, verkündete sie.

„Ja!“, stimmte Serenity zu und sprang ebenfalls auf.

Gemeinsam machten sie sich auf den Rückweg nach Euphe.

 

 

 

Wenige Meter vor der Treppe, auf der Rei und Yuuichiro noch vor kurzem gesessen hatten, blieb das kleine Mädchen stehen. Ihre Augen waren auf Rei gerichtet, welche sich in Kampfhaltung befand. Yuuichiro, der verwirrt zwischen Rei und dem Mädchen hin und her sah, beachtete sie gar nicht.

„Wo ist sie?“, fragte Merou mit einer Stimme so kalt, dass selbst Yuuichiro eine Gänsehaut bekam.

„Wen meinst Du?“, fragte Rei zurück und bemühte sich um eine feste Stimme. Merou verzog ihre Lippen zu einem schiefen Grinsen.

„Du weißt, wen ich meine.“, antwortete sie.

„Ich lasse nicht zu, dass Du ihr etwas antust!“, rief Rei dem Mädchen entgegen. Merous Grinsen wurde noch breiter, ihre Augen verdunkelten sich. Sie griff in einen kleinen, dreckigen Lederbeutel, welchen sie die ganze Zeit in ihrer Hand hielt. Eine Murmel kam zum Vorschein. Angespannt beobachtete Rei jede ihrer Bewegungen.

„Verschwinde von hier, Yuuichiro.“, zischte sie dem jungen Mann zu, der nicht wusste, was hier vor sich ging. Er rührte sich jedoch nicht vom Fleck.

„Yuuichiro!“, zischte sie erneut und dieses Mal mit mehr Nachdruck. Endlich schien er auf sie zu reagieren.

„Nein!“, widersprach er. „Ich lass Dich nicht alleine, Rei.“

„Dummer Yuuichiro.“ Rei klang verzweifelt. „Du musst Dich verstecken.“

„Nein.“ Yuuichiro stellte sich neben sie.

„Mist.“, fluchte Rei, die erkannte, dass es bereits zu spät war. Merou schnippte die kleine Murmel spielerisch in ihre Richtung. Yuuichiro mit sich reißend sprang Rei zur Seite. Gerade noch rechtzeitig konnte sie so einer kleinen Explosion entgehen.

Sie zögerte kurz, sah jedoch keine andere Möglichkeit, sich und Yuuichiro heile aus der Situation herauszubringen. Sie griff nach ihrem Verwandlungsstab.

„Macht der Marsnebel, mach auf!“, rief sie und innerhalb weniger Sekunden hatte sie sich in Sailor Mars verwandelt. Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrte sie auf Merou, deren Grinsen noch immer auf ihren Lippen lag. Sie wagte es nicht, Yuuichiro anzusehen, der sie mit Sicherheit ungläubig anstarrte.

„Mars, Macht des Feuers, sieg!“, rief sie und schoss einen ihrer Feuerpfeile auf Merou. Diese schien den Pfeil einfach aufzufangen. Anstatt des Pfeils hielt sie jedoch eine feuerrote Murmel in der Hand. Sie leckte sich über die Lippen, bevor sie die Murmel zurück in Mars‘ Richtung schnippte. Ein feuerroter, flammender Pfeil schoss auf sie zu.

Mars wich aus, achtete außerdem darauf, dass Yuuichiro ja nichts passierte. Merou hatte ihre Attacke nicht nur abgewehrt, sondern auch noch auf sie zurückgeschleudert. Das war nicht gut. Das war ganz und gar nicht gut. Wie sollte sie alleine auch nur den Hauch einer Chance haben? Aufgeben würde sie jedoch nicht, so viel stand fest!

Das Geheimnis der Königin

„Schätzchen!“ Seiya lief freudig auf Bunny und Setsuna zu, die gerade das Palasttor Euphes durchschritten hatten.

„Seiya!“, erwiderte Bunny und beschleunigte ebenfalls ihre Schritte, bis sie ihn erreichte und sich ihm in die Arme warf. Mit Leichtigkeit hob er sie hoch und wirbelte sie einmal herum. Sie lachte. Dieses Lachen ließ sein Herz höher schlagen. Sie hatte so mitgenommen gewirkt, während all die Information der letzten Tage auf sie eingeprasselt waren. Doch in diesem Moment des Wiedersehens lachte sie ihr wundervolles, ehrliches Lachen.

Er setzte sie vorsichtig ab und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen, den sie nur zu gern erwiderte.

 

Ein Schmunzeln schlich sich auf Setsunas Lippen, die die Szene beobachtete. Egal, was für ein Misstrauen sie in der Vergangenheit Seiya und den anderen beiden gegenüber gehegt hatte, es war eindeutig, dass er ihre Prinzessin glücklich machte, wie sie es nie zuvor gesehen hatte. Und das Glück ihrer Prinzessin war alles, was für sie zählte.

Langsam schritt sie auf das glückliche Paar zu und empfing ein strahlendes Lächeln von Bunny, als sie die beiden erreicht hatte.

„Gehen wir?“, fragte Bunny vergnügt und hakte sich bei Seiya unter. Er lachte, während alle drei sich in Bewegung setzten.

„Du bist ja so gut gelaunt, Schätzchen. Habt ihr was gefunden?“

Bunnys Ausdruck wurde ernster.

„Ja, wir haben das Tagebuch von meiner Mutter und deren Mutter gefunden. Wir sind uns sicher, dass wir einiges daraus erfahren können, aber wir haben bisher auch nur mal einen kurzen Blick reingeworfen.“

Um ihre Worte zu bestätigen, hielt Setsuna kurz die Tagebücher hoch. Seiyas Stirn legte sich kurz in Falten.

„Ihr habt sicher Recht. Eine bessere Quelle kann es wohl kaum geben.“

„Der Meinung bin ich auch.“, stimmte Setsuna zu. „Ich wusste bei unserer Abreise nicht, was das Ziel unserer Mission ist, aber als wir die Tagebücher gefunden haben, war ich mir sicher.“

 

Einige Minuten später befanden sich die Sailorkriegerinnen sowie Prinzessin Kakyuu wieder gesammelt in der Bibliothek. Eigentlich wäre es mittlerweile Zeit für das Abendessen, aber alle, ja selbst Bunny, waren zu gespannt auf das, was in diesen Tagebüchern geschrieben sein würde.

„Unglaublich.“, staunte Amy und strich sanft über den samtgrünen Umschlag von Königin Puritys Tagebuch. „Dieses Tagebuch ist ein unglaublicher historischer Fund. Zumindest was das Mondkönigreich betrifft.“

„Und es ist eine unschätzbare Quelle für uns.“, fügte Setsuna hinzu. „In diesem Tagebuch stehen vermutlich Dinge geschrieben, die kein Geschichtsbuch hier jemald beinhalten könnte.“

Die anderen nickten zustimmend. Nach einem kurzen, ehrfürchtigen Schweigen schlug Bunny die erste Seite des Tagebuchs auf. Einstimmig hatten sie beschlossen, dass sie diejenige sein sollte, die darin las, da sie die Mondprinzessin und Erbin der Königin war.

Sie überflog die ersten Seiten, in denen Purity von ihrem Leben im Palast und einigen festlichen Veranstaltungen schrieb. Ein Eintrag zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie begann zu lesen.

 

13. Nacht der Venus MDCCXXIII

 

Ich habe Angst. Ich hatte geschworen dieses Geheimnis mit ins Grab zu nehmen, niemals jemandem davon zu erzählen. Ich wusste nicht, dass dieser Fehler mich wieder einholen würde.

Auf dem königlichen Maskenball zur Feier der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Mond und dem Planeten Ereban habe ich ihn wiedergesehen. Zen, den zweiten Prinzen des Königreichs Ereban. Schon seit unserer ersten Begegnung an meinem 16. Geburtstag schlägt mein Herz für ihn. Doch verlangt wurde von mir, dass ich den Erdenprinz Yrios heirate. Er und ich teilen eine tiefe Verbundenheit miteinander, doch niemals habe ich dasselbe für ihn empfunden wie für Prinz Zen. Ich weiß, dass der Prinz diese Gefühle für mich teilt, doch auch er ist jemandem versprochen.

Das Wiedersehen auf dem Ball hat mich überwältigt und meine Gefühle waren nicht mehr unter Kontrolle zu bringen. Ich liebe ihn. Ich liebe ihn so sehr. Wir teilten uns in dieser Nacht das Bett, ohne dass mein Mann es mitbekam. Es war die schönste Nacht meines Lebens und dennoch war es auch der größte Fehler meines Lebens. Ich zweifelte lange, ob ich Yrios davon erzählen sollte, entschied mich jedoch dazu, zu schweigen, um diese Ehe und das Königreich nicht zu gefährden.

Doch heute hat die königliche Ärztin festgestellt, dass dieser Nacht ein Kind entsprungen ist. Ich bin im dritten Monat schwanger. Es ist mein erstes Kind. Yrios kann nicht der Vater sein, das spüre ich. Ich spüre, dass es das Kind Zens ist, welches in mir heranwächst.

Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.

 

 

Bunny hat den Tagebucheintrag laut vorgelesen und schaute nun betreten in die Runde. Das erste Kind der Königin Purity war Lumina, also Tsuki. Sie war also das Kind aus einer verboten Liebe zwischen Königin Purity vom Mondkönigreich und Prinz Zen vom Königreich Erebans.

„Also ist Tsuki ein uneheliches Kind von Königin Purity und einem Prinzen von einem anderen Planeten.“, fasste Amy zusammen.

„Mhm… Sie ist also die Halbschwester von Bunnys Mutter?“, überlegte Taiki, während er mit dem Zeigefinger gegen sein Kinn tippte.

„Es scheint so…“, stimmte Seiya zu und zog das Bild von den königlichen Familien des Mondes und der Erde erneut heran. Er betrachtete das Mädchen, welches sie als Tsuki identifiziert hatten. Ihm kam ein Gedanke.

„Ist das der Grund, wieso ihr Halbmondsymbol irgendwie anders, irgendwie schwächer aussieht als der von ihrer Schwester?“, fragte er.

Sofort sahen auch die anderen auf dieses Bild.

„Das ist sehr gut möglich!“, rief Amy aus. Ihre augen strahlten förmlich. „Ja, das halte ich sogar für sehr wahrscheinlich. Lumina ist nicht die offizielle Erbin des Throns und deshalb hat sie auch nur einen Teil der Macht des Mondes geerbt.“

„Also ist der Thron letztendlich doch an die rechtmäßige Erbin gegangen…“, stellte Setsuna grübelnd fest, die an den Tagebucheintrag von Königin Serenity dachte, den sie gelesen hatten.

„Was findest Du noch?“, fragte Yaten, den mittlerweile auch die Neugier gepackt hatte. Bunny suchte weiter nach interessanten Einträgen.

„Hier!“, rief sie und begann zu lesen.

 

21. Nacht des Neptun MDCCXXIV

 

Meine Tochter ist geboren. Ich habe ihr den Namen Lumina gegeben. Sie hat dieselben Augen wie ihr Vater. Es bestehen absolut keine Zweifel mehr daran, dass Prinz Zen von Ereban ihr Vater ist. Sie ist das Zeugnis unserer Liebe. Unserer verbotenen und dennoch unendlichen Liebe.

Ich werde dieses Mädchen immer lieben und egal, welche Konsequenzen ihre Abstammung für sie oder für mich haben wird, ich werde sie immer schützen.

 

„Das hat sie am Ende ja auch wahrgemacht.“, sagte Amy, während Bunny weiter in dem Tagebuch blätterte.

„Du meinst die Sache mit dem Silberkristall?“, fragte Seiya neugierig.

„Ja, sie hat sich geopfert, um ihre Tochter und das Königreich zu retten.“

„Hört mal!“, rief Bunny schließlich aus und begann, einen weiteren Eintrag laut vorzulesen.

 

 

2. Nacht des Merkur MDCCXXVIII

 

Ich bin wieder schwanger. Die Ärztin bestätigte mir heute, dass ich ein zweites Kind unter meinem Herzen trage. Ich hatte Angst, dass ich nicht wieder schwanger werden könnte und ich das Kind meines Mannes Yrios nicht würde gebähren können. Ich bin glücklich und ängstlich zugleich. Noch nie kam es vor, dass eine Königin zwei Kinder bekam. Ich habe Angst, dass mein Geheimnis ans Licht kommen wird. Dennoch freue ich mich auf den Tag, an dem mein Kind das Licht der Welt erblicken wird.

 

„Anscheinend konnte sie also zwei Kinder von zwei verschiedenen Männern bekommen.“, stellte Yaten fest, der ein schiefes Grinsen nicht unterdrücken konnte. Er erntete dafür den Ellbogen Taikis zwischen seinen Rippen.

„Autsch!“, zischte er und fing den bösen Blick des Größeren auf.

„Zumindest wissen wir jetzt schon einiges mehr über Tsuki.“, sagte Seiya, der Yaten und Taiki geflissentlich ignorierte.

„Was mich jetzt noch interessieren würde, wäre der Grund für den Krieg, bei dem Königin Purity den Silberkristall eingesetzt hat.“, überlegte Amy „Das ist wohl der Grund, wieso Lumina wiedergeboren als Tsuki auf der Erde gelandet ist.“

Erwartungsvoll sah sie Bunny an, die weiter in dem Tagebuch blätterte.

„Schau weiter hinten nach, Schätzchen.“, gab Seiya ihr einen Tipp. „Es dürften die letzten Einträge der Königin gewesen sein.“

Schließlich fand Bunny etwas und las wieder vor.

 

31. Nacht des Mars MDCCLIII

 

Es ist alles vorbei. Das Geheimnis wurde gelüftet. Meine Tochter Lumina ist dem Erdenprinzen Endymion versprochen worden. Gemeinsam sollten sie den Thron über das Mondkönigreich übernehmen, wenn ich einmal nicht mehr bin.

Doch es ist ans Licht gekommen, das schreckliche Geheimnis um Luminas Abstammung. Der Erdenkönig ist wütend. Er möchte nicht, dass sein Sohn der Gemahl einer halbblütigen Mondprinzessin wird. Nun ist es sicher, dass sie niemals das Thronerbe antreten werden darf. Der Erdenkönig verlangt die Hand meiner zweiten Tochter Serenity für seinen Sohn. Doch ich kann sie ihm nicht geben. Lumina und Endymion sind einander versprochen und sie lieben einander. Es würde meiner Tochter das Herz brechen und auch das Endymions, da bin ich mir sicher.

Yrios trägt es mit Fassung. Er sagt, er habe immer geahnt, dass Lumina nicht seine Tochter sei. Doch liebt er sie, als wäre es seine eigene. Er hat niemals etwas gesagt…

 

 

1. Nacht des Merkur MDCCLIII

 

Der Erdenkönig gibt nicht nach. Ihm scheinen die Gefühle seines eigenen Sohnes egal zu sein. Ich kann es nicht zulassen. Ich habe es Serenity erzählt. Sie reagierte geschockt, doch hat sie mich tröstend in ihre Arme geschlossen. Sie ist so verständnisvoll. Jetzt liegt sie bei Lumina im Bett und sie schlafen, sich im Arm haltend, so wie sie es als Kinder immer getan haben. Serenity war schon immer die Stärkere der beiden. Sie wird eine gute Königin, doch das mindert nicht die Sorge um Lumina.

Ich wünschte, ich könnte ihr allen Kummer und alle Sorgen nehmen…

 

 

2. Nacht des Merkur MDCCLIII

 

Der Erdenkönig hat uns mit Krieg gedroht. Endymion wendet sich gegen seinen Vater und versucht, ihn zur Vernunft zu bringen. Er ist ein guter Junge.

 

 

2. Nacht des Merkur MDCCLIII

Nachtrag

 

König Zen von Ereban ist angereist. Er hat von seiner Tochter erfahren und kam, um sie zu sehen. Ich stehe noch immer unter Schock, mit seinem Erscheinen hier habe ich nicht gerechnet.

Yrios verhält sich ihm gegenüber distanziert, aber freundlich. Ich bin mir sicher, dass auch Yrios nicht das für mich empfindet, was ein Ehemann für seine Frau empfinden sollte.

Beide Männer sagen, dass sie für das Glück Luminas kämpfen wollen.

 

 

3. Nacht des Merkur MDCCLIII

 

Wir werden angegriffen. Der Erdenkönig lässt keine Verhandlungen zu. Ich muss sie schützen, meine Töchter, und mein Königreich.

König Zen suchte mich vor kurzem auf. Er sagte mir, dass er mich niemals vergessen hätte und mich noch immer lieben würde. Auch mein Herz schlägt noch immer höher, wenn ich ihn sehe, auch wenn er gealtert ist. Er sagt, er wird kämpfen, wenn nötig sein Leben opfern. Auch ich werde mein Leben geben, wenn es das ist, was meine Töchter und mein Königreich retten kann.

 

 

3. Nacht des Merkur MDCCLIII

Nachtrag

 

Es ist soweit. Ich muss es tun oder es wird zu spät sein. Serenity ist in Sicherheit, aber Lumina konnte ich nicht aufhalten. Sie ist an Endymions Seite. Auf dem Schlachtfeld. Yrios ist tot, niedergeschlagen von des Erdenkönigs Bruder. Und auch Zen wurde niedergestreckt, durch die Hand des Erdenkönigs selbst und bei dem Versuch unsere Tochter zu schützen.

Ich werde es beenden. Ich hoffe, Lumina wird glücklich.

 

 

Im Raum war es still. Keiner wagte es, etwas zu sagen. Bunny blätterte mit zitternden Händen auf die nächste Seite. Sie war leer.

„Das… war Königin Puritys letzter Eintrag.“, sagte sie schließlich leise. Schweigen.

„Also war das damit gemeint… dass es bei diesem Krieg um ein Erbe ging…“, stellte Taiki fest, während er sich eine Haarsträhne aus der Stirn wischte. Auch ihn hatte das alles mitgenommen. „Lumina war nicht die rechtmäßige Thronerbin und deshalb war der Erdenkönig erbost.“

Seiya schnaufte auf.

„Erbost?“, fragte er verächtlich. „Er scheint komplett den Verstand verloren zu haben.“

„Ein Vollidiot.“, stimmte Yaten zu, erntete dafür jedoch erneut den strengen Blick Taikis.

„Bunny?“, fragte Kakyuu vorsichtig, die bisher nur still gelauscht hatte. Bunny blickte stumm auf die leere Seite des Tagebuchs und reagierte nicht auf Kakyuu.

„Schätzchen?“, versuchte es nun auch Seiya, der jetzt auch auf Bunny aufmerksam geworden war. Sanft legte er seine Hand auf ihre Schulter. Er bemerkte eine Regung.

„Es ist doch sehr traurig, oder?“, fragte sie leise. Mitfühlend sah Seiya sie an. Er wusste, dass sie sehr sensibel war. Er zog sie vorsichtig in seine Arme.

„Das ist es.“, bestätigte er und streichelte ihr sanft über den Arm.

„Wieso… konnte der König nicht akzeptieren, dass Lumina und Endymion sich lieben?“

„Ich weiß es nicht…“, antwortete Seiya bestürzt. Auch die anderen hatten ihre Blicke mitfühlend auf Bunny gerichtet.

„Es ist… so unfassbar traurig.“, sagte Bunny erneut. „Sowohl Purity… als auch Lumina haben ihre große Liebe verloren.“

Kakyuu legte ihre Hand vorsichtig auf Bunnys Schulter. Seiya rückte ein wenig von ihr ab und Bunny sah auf. Sie blickte in Kakyuus freundliche, warme Augen.

„Sei nicht traurig, Bunny.“, sagte sie. „Die Liebe zwischen Purity und Zen hat alle Zeiten überdauert und lebt in Lumina weiter. Und Lumina selbst hat die Chance ihre Liebe wiederzufinden. Sie und Endymion leben im Hier und Jetzt als Tsuki und Mamoru… Auf der Erde. Sie sind zu unterschiedlichen Zeiten wiedergeboren, Endymion sogar zweimal. Doch letztendlich hat ihr Schicksal sie wieder zusammengeführt. Vielleicht war es vorherbestimmt, dass Tsuki in die Fänge von Malitia gerät und so die Zeit überdauert. Und vielleicht war es vorherbestimmt, dass Du sie rettest und sie so Endymion wiederbegegnen kann.“

Ein leichtes Lächeln legte sich auf Bunnys Lippen.

„Du hast Recht…“ Sie legte ihre Hand auf die Kakyuus und drückte sie leicht. „Danke… Kakyuu.“

 

 

Wütend starrte Sailor Mars auf das kleine Mädchen, welches ihr mit einem hämischen Grinsen gegenüberstand. Langsam zog sie eine weitere Murmel aus ihrem Beutel. Mit einem Schnippen flog sie auf Mars zu. Bei ihrem letzten Ausweichmannöver hatte sie sich den Fuß leicht verdreht. Mit einem Zischen versuchte sie, beiseite zu springen.

„REI!!“, rief Yuuichiro aus und warf sich schützend vor sie, fing so die Explosion, die die kleine Murmel verursachte, für sie ab.

„Yuuichiro!“, keuchte Mars auf und betrachtete entsetzt den regungslosen Mann, der halb auf ihr lag. „Nein!“

Ein schauerliches Lachen ertönte, welches ihr durch Mark und Bein ging. Die sonst so leeren Augen Merous hatten einen irren Blick angenommen. Schnell richtete Mars sich auf und stellte sich schützend vor Yuuichiro.

„Ich lasse nicht zu, dass Du ihm etwas tust.“

„Dann sag mir, wo sie ist!“ Die Stimme des Mädchens war schrill.

„Niemals!“, widersprach Mars entschlossen.

 

 

 

Sie träumte. Es war der Traum, den sie schon so oft geträumt hatte. Doch wirkte er viel klarer als sonst. Sie sah den Krieg um sich herum, sah die Trümmer, sah die Toten. Heiße Tränen liefen ihr über das Gesicht.

„Endymion!“, rief sie, der sich in einem Gefecht mit einem der Krieger befand. Er konnte ihn niederstrecken. Sie spürte, wie jemand sie packte und auf den Boden riss. Sie sah in das Gesicht eines fremden Mannes. Sie hatte Angst.

„Lumina!“, rief Endymion und lief auf sie zu, um sich dem Kampf mit dem Mann zu stellen. Auch gegen ihn konnte er sich zur Wehr setzen. Sie selbst hatte sich mittlerweile wieder aufgerichtet, starrte verzweifelt auf den Kampf, den Endymion von ihr fortgelenkt hatte. Der Mann fiel nieder. Endymion schritt auf sie zu, erreichte sie nach wenigen Schritten und zog sie zu sich in die Arme.

Sie spürte, dass heiße Tränen ihre Wange hinabliefen. Sie fühlte seine Wärme, spürte die Geborgenheit, die er ihr gab. Beinahe hätte sie gelächelt. Als sie ihre Augen öffnete, sah sie ihn. Diesen Mann mit den dunklen, hasserfüllten Augen. Der König, Endymions Vater.

„En…“, setzte sie an, um ihren Liebsten zu warnen, jedoch zu spät. Ein Keuchen verließ zuerst seine, dann auch ihre Lippen, als das Schwert des Mannes Endymions Rücken durchstieß und sich dann auch in ihren Körper bohrte.

Das war… das Ende…

Ihr leicht verschwimmender Blick wurde von etwas angezogen. Ein Licht. Warm und vertraut. Sie sah eine Frau mit silbrigem Haar, welches ihr bis in die Kniekehlen reichte. Ihre Mutter. Ein trauriges Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie ein Zepter mit einem klaren, silbernen Kristall erhob. Alles wurde in ein helles Licht getaucht, ein Licht, welches alles verschluckte, ihr ihre Schmerzen nahm und all ihre Sorgen. Sie fühlte sich sicher und geborgen, spürte den Körper des Mannes ihres Herzens an ihrem. Und dann spürte sie gar nichts mehr.

 

Keuchend wachte Tsuki auf. Ihr Herz raste. Dieser Traum. Er hatte ihr ihre Vergangenheit erzählt, sie konnte sich erinnern. Mit zitternden Händen fuhr sie sich über die Stirn, welche von kaltem Schweiß bedeckt war.

Ein lautes Geräusch riss sie aus ihren Gedanken. Sie sprang auf. Ihre Füße trugen sie nach draußen, wo sich ihr ein schreckliches Bild bot. Sailor Mars hockte mit zusammengebissenen Zähnen auf dem Boden und fixierte Merou, der ihre Wut deutlich anzusehen war. Sie wusste, wie gefährlich sie sein konnte. Der junge Mann, von dem sie glaubte, dass er Yuuichiro hieß, lag regungslos und offensichtlich verletzt auf dem Boden.

Schnellen Schrittes näherte sie sich dem Geschehen.

„Merou!“, rief sie aus. Die kalten Augen des Mädchens richteten sich schlagartig auf sie. Zufrieden grinste sie.

„Sieh an, sieh an…“, kicherte sie. „Da ist sie ja.“

„Was willst Du?“, fragte Tsuki.

„Du hast uns verraten.“, stellte Merou fest. „Und ich wurde beauftragt, um Dich zu bestrafen.“ Überaus zufrieden mit diesem Auftrag, grinste sie Tsuki an. Diese spannte sich an. Merou zog eine Murmel aus dem Lederbeutel und richtete sie auf Tsuki. Mit einem Kichern schnippte sie sie in ihre Richtung.

 

„Tsuki!!“, rief Mars auf, konnte sich aber nicht schnell genug bewegen, um Tsuki zu schützen. Sie hatte versagt.

Kurz bevor es eine Explosion gab, welche Mars die Sicht raubte, konnte sie ein Leuchten auf Tsukis Stirn ausmachen. Das Symbol des Halbmondes!

Nachdem der Rauch verflogen war, konnte Mars Tsuki ausmachen, die unversehrt und unberührt an noch immer derselben Stelle wie zuvor stand.

 

„Merou.“, sagte sie zu dem Mädchen, welches entsetzt einen Satz nach hinten gemacht hatte. „Geh zu Malitia. Sag ihr, dass sie dem Wahnsinn ein Ende setzen soll. Wenn sie es nicht tut, muss sie sich auf ihren Untergang vorbereiten. Das Sailor Team und auch ich werden niemals zulassen, dass sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzt.“

Hasserfüllt starrte Merou sie an, schien zu überlegen, was sie tun soll. Schließlich ließ sie ein verächtliches Schnalzen hören, dann ein Fingerschnippen, und sie war verschwunden.

Sofort fingen Tsukis Knie an zu zittern und ihre Beine konnten sie nicht länger tragen. Sie rang nach Atem, während sie zur Seite blickte, um nach Sailor Mars zu sehen.

Diese war mittlerweile zu Yuuichiro gekrochen.

 

„Yuuichiro…“, flüsterte sie verzweifelt und bettete seinen Kopf in ihrem Schoß. Seine Augenlider flackerten.

„Rei?“, fragte er. Eine heiße Träne lief Mars‘ Wange hinab und landete auf Yuuichiros Stirn. Er streckte eine Hand nach ihr aus und strich ihr über die Wange.

„Wein nicht…“, flüsterte er.

„Idiot…“, erwiderte Mars und schluchzte auf. Sie beugte sich zu ihm hinunter und legte ihre Lippen sanft auf seine… Für einen kurzen Augenblick verschlug es Yuuichiro den Atem. Er konnte nicht glauben, was gerade passierte. Rei… Rei küsste ihn? Sobald er realisiert hatte, dass es wahr war, legte er seine Hand an ihren Hinterkopf und hielt sie so bei sich. Er erwiderte den Kuss, sanft aber bestimmt.

Als sie sich wieder voneinander lösten, hielt Mars die Augen geschlossen und legte ihre Stirn auf seine.

„Ich liebe Dich, Rei…“, sagte er leise und mit klopfendem Herzen, ängstlich, was jetzt wohl kommen möge.

„Ich… ich liebe Dich auch.“, antwortete Rei noch immer leicht schluchzend. „Du Idiot…“, fügte sie noch hinzu und konnte nicht anders als zu lächeln.

Unruhe

Atemlos rannte Minako die Treppen zum Hikawa-Tempel hinauf. Vor etwa einer Viertelstunde hatte sie ein Anruf von Rei erreicht, in dem diese knapp wiedergegeben hatte, was passiert war. Merou hatte sie und Yuuichiro angegriffen, Yuuichiro war verletzt und wusste über Reis Identität als Sailor Mars Bescheid. Nur Tsuki hatten sie es zu verdanken, dass nichts Schlimmeres passiert war.

Reis Worte schwirrten in ihrem Kopf herum, während sie endlich die letzte Treppenstufe überwunden hatte und so schnell, wie sie konnte, den Platz überquerte, um schließlich die Tür zu Reis Zimmer aufzureißen.

Rei saß auf dem Boden neben ihrem Bett, in welchem Tsuki lag. Ein feuchtes Tuch lag auf deren Stirn und sie schien schwer zu atmen. Auch Makoto hatte sich sofort auf den Weg gemacht, nachdem Rei sie kontaktiert hatte. Mit verschränkten Armen stand sie nun gegen die Wand gelehnt und blickte besorgt auf Tsuki.

„D-da… bin… ich…“, keuchte Minako und hielt sich die Seite. Rei und Makoto sahen auf. Ernst lag auf ihren Gesichtszügen.

„Gut, dass Du da bist.“, sagte Rei und deutete ihr, sich zu setzen. Minako ließ sich vollkommen erschöpft auf eines der am Boden liegenden Kissen fallen und versuchte, ihren Atem wieder unter Kontrolle zu bringen.

„W-was… ist mit… Tsuki?“, presste sie hervor. „Und wie… geht’s… Yuuichiro?“

Rei nahm den Lappen von Tsukis Stirn, tauchte ihn in eine Schüssel mit kaltem Wasser und wrang ihn aus, bevor sie ihn wieder auf Tsukis Stirn legte.

„Nach unserem Kampf mit Merou ist sie zusammengebrochen. Sie scheint Fieber zu haben…“ Rei sah sie besorgt an. „Yuuichiro liegt in seinem Bett. Ich habe seine Wunden versorgt und ihm gesagt, er solle schlafen. Ich musste ihm versprechen, ihm morgen alles zu erzählen.“

„Es kann keinen schlechteren Zeitpunkt für so einen Angriff geben…“, sagte Makoto mit Bitterkeit in der Stimme. „Jetzt, da Bunny nicht da ist…“

Rei nickte. „Wir waren aber bereit für die Erde zu kämpfen, während sie weg ist. Und genau das habe ich getan. Wir können von Glück reden, dass Tsuki da war…“

Minako, die langsam wieder zu Atem kam, warf einen Blick auf das türkishaarige Mädchen.

„Und… sie hat Merous Angriff einfach abgewehrt?“, fragte sie ungläubig. Bisher kam ihr Tsuki immer eher schwach vor. Sie sah so blass aus, so verletzlich.

„Ich… ich weiß es nicht. Ich konnte nichts sehen von der Explosion, die Merous Angriff ausgelöst hat. Aber als ich wieder etwas erkennen konnte, schien Tsuki unverletzt. Und sie hat sich Merou in den Weg gestellt.“ Sie senkte den Blick. „Nur ihretwegen hat Merou für den Moment nachgegeben. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis eine Reaktion von Malitia kommen wird. Kein Zweifel.“

„Es ist schrecklich, so machtlos zu sein.“, presste Makoto mit geballten Fäusten hervor. Sie hasste es, nichts tun zu können. Sie hatte Rei nicht mal helfen können, als sie angegriffen worden ist.

„Vielleicht sollten wir lieber alle zusammen bleiben, bis Bunny und die anderen wieder da sind.“, schlug Minako vor.

„Das denke ich auch.“, stimmte Makoto ihr sofort zu. „Wir können es nicht riskieren, dass Merou oder sonst jemand von Malitias Handlangern hier nochmal auftaucht und Rei dem alleine entgegen treten muss.“

Minako nickte bekräftigend.

„Ich danke euch.“, sagte Rei und erst jetzt bemerkte Minako, wie erschöpft Rei eigentlich aussah. Diese versuchte, sich zu erheben, zuckte jedoch sofort zusammen, als sie ihren rechten Fuß belastete.

„Rei!“, rief Minako aus und war schnell bei ihrer Freundin. „Bist Du verletzt?“

„Ich glaube, ich habe mir den Fuß verdreht…“, antwortete Rei unwillig und hielt sich den Knöchel.
 


 


 

Unruhig lag Bunny im Bett in Euphes Palast. So viele Dinge gingen ihr durch den Kopf: Tsuki bzw. Lumina, Endymion, Königin Purity und natürlich auch ihre eigene Mutter, die sie durch ihre Wiedergeburt vollständig vergessen hatte. Aber neben all diesen Dingen, die sie heute erfahren hatte, war da noch etwas anderes, etwas, was sie nicht genau bestimmen konnte, eine innere Unruhe. Sie wälzte sich hin und her, versuchte ihre Gedanken abzuschalten und zu schlafen. Vergebens.

Es klopfte an der Tür und schlagartig saß sie aufrecht im Bett.

„Ja?“, rief sie und schon öffnete sich die Tür. Seiya steckte seinen Kopf durch den Spalt und trat, als er sah, dass Bunny aufrecht im Bett saß, ganz ein. Er schloss die Tür hinter sich und schritt auf das Bett zu.

„Hab ich Dich geweckt?“, fragte er, während er sich auf die Bettkante setzte und nach ihrer Hand griff. Bunny schüttelte den Kopf.

„Nein, ich konnte nicht schlafen.“, erklärte sie.

„Ich auch nicht.“ Seiya zögerte kurz, bevor er weitersprach. „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass etwas passiert.“ Er sah seiner Freundin direkt in die Augen, um ihre Reaktion zu sehen. Ihre Stirn kräuselte sich leicht und ein besorgter Ausdruck trat in ihre Augen.

„Ich auch…“, bestätigte sie. „Ich weiß nicht, was, aber… Ich bin total unruhig. Ich mache mir Sorgen um die anderen… Und um die Erde.“

Er nickte verständnisvoll. Zwar war die Erde nicht sein Heimatplanet, aber sie ist ihm ein Zuhause geworden und die Freunde, die er dort gefunden hatte, waren ihm auch wichtig.

„Wir sollten morgen früh so schnell wie möglich aufbrechen.“, schlug er vor. Bunny sah ihn dankbar an. Eine Weile schwiegen sie.

„Seiya?“, fragte sie schließlich. Er sah sie an.

„Ja?“

„Kannst… kannst Du heute Nacht vielleicht hier bleiben?“, fragte sie schüchtern und wurde rot. Sie konnte sich nur zu gut an die letzte Nacht erinnern, die sie zusammen verbracht hatten. Aber so etwas kam im Moment natürlich nicht in Frage. Nicht, während sie sich solche Sorgen machte.

„Natürlich.“, antwortete Seiya sofort. Auch er erinnerte sich an ihre letzte gemeinsame Nacht und ein leichter Rotschimmer trat auf seine Wangen. Schnell schüttelte er jedoch alle Gedanken daran ab und legte sich schließlich zu Bunny. Diese hatte die Decke leicht angehoben, damit er sich darunterlegen konnte. Kaum lag er, schmiegte sie sich an ihn. Er zog sie fest an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Versuch zu schlafen, Schätzchen.“, flüsterte er. Er spürte, dass sie nickte.

„Mhm…“, machte sie und genoss die Wärme, die Seiya ihr gab. Nun, da sie ihm so nahe war, fühlte sie sich gleich viel ruhiger, geborgener.
 


 

Es klopfte an Amys Tür. Erstaunt sah sie auf. Sie saß gerade an dem kleinen Tisch, welcher in ihrem Zimmer stand, und stöberte in einigen Büchern, die sie mit Kakyuus Erlaubnis hierher mitgenommen hatte. Sie klappte das Buch zu und stand auf. Mit wenigen Schritten war sie bei der Tür angekommen und öffnete sie einen Spalt.

„Taiki.“, sagte sie überrascht, aber durchaus erfreut.

„Kann ich kurz reinkommen?“, fragte er mit geröteten Wangen. Zwar hatten sie sich, seit sie auf Euphe waren, eigentlich durchgehend gesehen, doch richtig Zeit miteinander hatten sie nicht verbracht. Nicht alleine, nicht als Paar. Die anderen wussten immer noch nicht über ihre Beziehung Bescheid. Und er war der Meinung, dass dies auch nicht der richtige Zeitpunkt war, um es ihnen zu sagen.

„Ja, komm rein.“, antwortete Amy und hielt ihm die Tür auf. Sie hatten sich beide noch nicht umgezogen. Vermutlich hatte Taiki auch bis eben noch etwas getan.

„Morgen geht es zurück zur Erde, hm?“, fragte er, um einen Gesprächsanfang zu finden.

„Ja.“, antwortete sie. „Wir haben einiges herausgefunden hier und ehrlich gesagt mache ich mir langsam Sorgen, ob auf der Erde auch alles in Ordnung ist.“ Auch sie verspürte eine gewisse Unruhe.

„Es wird sicher alles okay sein.“, versuchte Taiki sie zu beruhigen, auch wenn er sich dessen nicht so sicher war, wie er behauptete. „Rei, Minako und Makoto… und auch die anderen… sind stark. Und sie würden alles geben, um die Erde zu beschützen.“ Er merkte, dass er nicht nur sie, sondern auch sich selbst versuchte zu beruhigen.

„Du hast sicher Recht.“, erwiderte Amy und schenkte ihm ein Lächeln. Neben ihrer Sorge für ihren Planeten und ihre Freunde, plagten sie aber noch andere Gedanken. Was war mit Taiki? Würde er mitkommen auf die Erde? Und selbst wenn, hieß das auch, dass er bleiben würde?

„Amy?“, sprach Taiki sie an, nachdem sie eine Weile geschwiegen und in Gedanken ihren Sorgen nachgehangen hatte.

„Ja?“, antwortete sie hastig. Seine Stimme hatte sie aus ihren Gedanken geholt.

„Was ist los?“ Er sah sie besorgt an. Sie wurde rot und sah verlegen zur Seite.

„E-es… ist nichts.“, antwortete sie wenig überzeugend. Mit gerunzelter Stirn sah Taiki sie an, versuchte ihren Blick aufzufangen. Doch sie wich ihm aus.

„Amy…“, sagte er erneut ihren Namen und zog sie dann in seine Arme. „Du kannst es mir ruhig sagen, wenn etwas los ist.“ Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Amy sich ihm öffnen würde und all ihren Kummer und ihr Leid mit ihm teilen würde. Er wollte für sie da sein. Für immer.

Amy zögerte kurz. Nicht nur haderte sie, ob sie ihm von ihren Gedanken erzählen sollte, sie musste sich auch erstmal wieder sammeln, da seine plötzliche Umarmung sie tatsächlich aus dem Konzept gebracht hatte. Sie fühlte seinen großen Körper an ihrem, spürte seine Wärme, roch seinen sauberen Geruch. Kein Wunder, dass da kurzzeitig alles andere erstmal vergessen war.

„Ich…“, setzte sie an, sammelte sich dann nochmal und sagte schließlich, was ihr auf dem Herzen lag. „Ich habe mich gefragt, ob Du… ob Du mitkommen wirst… Und auch auf der Erde bleiben willst. Wir… haben nie darüber gesprochen.“

Ihre Stimme wurde zum Ende hin immer leiser und ihre Verlegenheit war deutlich rauszuhören. Taiki schob sie leicht von sich weg, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. Erstaunen lag auf seinen Zügen.

„Darüber machst Du Dir Sorgen?“, fragte er verwundert. Amy nickte verlegen und senkte den Blick.

„Amy…“ Er konnte es kaum fassen. „Natürlich bleibe ich auf der Erde!“

Sie sah wieder auf und konnte es nicht vermeiden, vor Freude zu strahlen. Taiki beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen sanften Kuss.

„Ich…“, setzte er an, als sie den Kuss wieder gelöst hatten, brach jedoch unwillkürlich ab. Er war nervös. Er holte tief Luft und sammelte seinen ganzen Mut. „Ich liebe Dich, Amy.“, brachte er schließlich heraus. Mit klopfendem Herzen wartete er ihre Reaktion ab.

Sie riss ihre Augen auf und starrte ihn kurz perplex an. Hatte er ihr gerade wirklich gesagt, dass er sie liebt? Okay, sie waren seit ein paar Tagen zusammen, aber noch nie hatten sie sich diese Worte gesagt, sie hatten ja kaum darüber gesprochen, dass sie nun tatsächlich zusammen waren.

Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie war sich mehr als bewusst, dass ihr Gesicht einer Tomate gleichen musste. Und dennoch durchströmte sie ein Glücksgefühl von bisher unbekannten Ausmaßen. Nicht nur hatte er gesagt, dass er auf der Erde bleiben würde, nein, er liebte sie auch noch. Sie. Taiki liebte SIE. Endlich schaffte sie es, ihm zu antworten.

„Ich liebe Dich auch, Taiki.“, sagte sie und spürte kurz darauf seine warmen, weichen Lippen auf ihren. All die Sorgen waren für den Augenblick vergessen, denn dieser Moment war einfach perfekt.
 


 


 

Yaten schlenderte durch die Gänge des Palastes. Obwohl der Palast riesig war und man sich hier leicht verlaufen konnte, kannte er seinen Weg genau. Er hatte sein ganzes Leben hier verbracht und kannte jede Ecke und jeden Winkel des riesigen Gebäudes. Auch wusste er genau, wo er an diesem Abend hinwollte. Der Blick aus dem Fenster zeigte die drei Monde Euphes: Fighter, Maker und Healer.

Als er an diesem Abend noch in seinem Zimmer gesessen hatte und aus dem Fenster gestarrt hatte, hatte er plötzlich genau gewusst, was er für Mina machen wollte. Er würde ihr etwas mitbringen, ein Geschenk, etwas, das sie auf der Erde niemals bekommen würde und etwas, was sie immer an ihn erinnern würde.

Seine Gedanken hingen einzig und allein bei Minako. Wie es ihr wohl ging? Aus irgendeinem Grund war er unruhig und machte sich große Sorgen um sie. Was war nur los mit ihm? Er war doch sonst nicht so. Und er wusste auch, dass Minako stark war und auf sich selbst aufpassen konnte. Außerdem war sie nicht allein. Rei und Makoto waren bei ihr und auch die anderen drei würden ihr zur Seite stehen, wenn etwas passieren würde. Und dennoch… Irgendwie ließ diese Unruhe ihn nicht los.

Er trat aus einer etwas abseits gelegenen Tür hinaus in den großen Palastgarten. Früher war er gerne hier gewesen, hatte sich hier aufgehalten, wenn er mal alleine sein wollte. Aus diesem Grund hatte er es auch hier versteckt. Es musste einfach noch da sein.

Zielstrebig schritt er den schmalen Weg entlang, der von hohen Bäumen gerahmt war. Bei dem zwölften Baum auf der rechten Seite blieb er plötzlich stehen. Er sah sich um. Niemand war zu sehen. Er ging auf den Baum zu. Es war ein alter Baum, majestätisch, wie er fand. An einer Seite waren die Wurzeln leicht angehoben und eine Art Höhle befand sich darunter. Er griff hinein und taste etwas herum, bis seine Hand sich um einen etwa münzgroßen Gegenstand schloss. Er zog ihn hinaus und betrachtete ihn. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Er hatte es gefunden, sein Geschenk für Minako.
 


 


 

Mit geschlossenen Augen saß Setsuna im Schneidersitz auf dem großen Bett, welches ihr auf Euphe zur Verfügung gestellt wurde. Sie atmete gleichmäßig ein und aus. Sie versuchte, sich zu konzentrieren. Irgendetwas stimmte nicht. Schon den ganzen Abend war sie unruhig gewesen. Sie versuchte, die Quelle ihrer Unruhe auszumachen. Schon seit Stunden saß sie in derselben Haltung auf dem Bett, doch jedes Mal, wenn sie einer Antwort nahe zu kommen schien, driftete sie wieder davon. Es dämmerte bereits wieder. Obwohl sie die Augen geschlossen hatte, spürte sie deutlich, dass es draußen hell wurde.

Plötzlich riss sie ihre Augen auf. Konnte das sein? Die Erde war in Gefahr? Malitia bereitete einen Angriff vor? Sie hoffte, dass sie falsch lag, doch wenn nicht, dann durften sie keine Zeit verlieren. Sie sprang auf und machte sich auf den Weg, um Bunny und die anderen zu wecken. Sie mussten sofort aufbrechen.

Abschied von Euphe

Ein lautes Klopfen an der Tür riss Bunny aus dem Schlaf. Sie lag an Seiya gekuschelt in dem großen Himmelbett in dem Zimmer auf Euphe und bis eben hatte sie seelenruhig geschlafen, so wie Seiya es anscheinend immer noch tat.

Vorsichtig kletterte sie aus dem Bett und versuchte dabei, Seiya nicht zu wecken. Auf leisen Sohlen schlich sie zur Tür und öffnete sie einen Spalt.

„Setsuna!“, sagte Bunny erstaunt, als sie die großgewachsene Frau erkannte.

„Wir müssen sofort aufbrechen.“, kam diese sofort zum Punkt, ohne Zeit mit einer Begrüßung zu verschwenden.

„Was?“, fragte Bunny verwirrt. Sie war noch nicht ganz wach und mit Setsunas plötzlicher Aufforderung, sofort aufzubrechen, hatte sie sicherlich nicht gerechnet.

„Ich spüre eine große Gefahr für die Erde. Wir sollte keine Zeit verschwenden.“

Ihre Worte ließen Bunny ihre Schläfrigkeit vergessen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie Setsuna einen Augenblick an.

„In Ordnung.“, sagte sie schließlich. „Kannst Du Amy Bescheid sagen? Ich kümmere mich um die anderen.“

Setsuna nickte und wandte sich zum Gehen. Bunny schloss die Tür. Kurz verharrte sie. Warum musste das passieren? Sie schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Als sie sie wieder öffnete, war ihr Blick entschlossen. Sie ging auf das Bett zu, um Seiya zu wecken.
 

Kurze Zeit später hatten sich die Sailorkriegerinnen zusammen mit Prinzessin Kakyuu außerhalb des Palastes versammelt und sie machten sich auf den Weg zu dem Wald, in dem sie auch angekommen waren.

„Fighter… Healer… Maker…“, sprach Kakyuu an der Schwelle zum Wald ihre alten Gefährtinnen an. Ein warmer und dennoch wehmütiger Blick lag in ihren Augen. Die Star Lights drehten sich zu ihr um und an ihrem Blick erkannten sie, was nun auf sie zukommen würde.

„Prinzessin…“, sagte Fighter erschrocken. Mittlerweile waren alle stehen geblieben. Kakyuu lächelte.

„Kakyuu.“, verbesserte sie sie. „Vergiss nicht. Ich bin nicht mehr eure Prinzessin sondern eure Freundin.“

Fighter schluckte.

„Du… kommst nicht mit uns?“, fragte sie, obwohl sie die Antwort eigentlich schon kannte. Kakyuu schüttelte den Kopf.

„Nein.“, bestätigte sie die Vermutung Fighters. „Ich gehöre hierher. Ich kann meine Pflichten hier nicht vernachlässigen.“

Sailor Moon, Merkur und Pluto sahen sich die Szene zwischen den Star Lights und ihrer Prinzessin an und konnten nur vermuten, was dieser Abschied für sie bedeutete.

„Ihr habt auf der Erde ein neues Zuhause gefunden. Ein Zuhause, welches euch das Glück bieten kann, das ihr hier niemals gefunden habt. Dieses Zuhause ist einer Gefahr ausgesetzt und ihr müsst sie bezwingen. Ich werde euch immer unterstützen, wenn ihr mich braucht. Aber meine Heimat und mein Zuhause ist Euphe und ich muss für mein eigenes Volk da sein.“

„Kakyuu…“, sprach Maker die Prinzessin an. Bisher hatten sie noch nicht über ihre Entscheidung, auf der Erde zu bleiben, geredet. Doch Kakyuus verständnisvolles Lächeln hielt sie davon ab, etwas zu sagen.

„Maker…“, sagte Kakyuu. „Ich weiß, dass auch Dein Herz auf die Erde gehört. Auf die Erde und zu einem bestimmten Mädchen.“ Ihr Blick fiel auf Merkur, die leicht errötete. Alle bis auf Sailor Moon sahen erstaunt zwischen Maker und Merkur hin und her.

Maker senkte den Blick.

„Vielen Dank.“, sagte sie.
 

„Kakyuu?“ Sailor Moon schritt auf die Prinzessin Euphes zu. Kakyuu schenkte auch ihr ihr warmes Lächeln.

„Sailor Moon…“, erwiderte sie. Sailor Moon stand nun direkt vor ihr und sah sie einen Augenblick an, bevor sie sie in ihre Arme zog.

„Vielen Dank für alles, Kakyuu.“, sagte sie. „Du hast uns sehr geholfen… und… du wirst immer unsere Freundin sein.“

Kakyuu erwiderte die Umarmung.

„Ihr werdet auch immer meine Freunde sein.“, sagte sie. „Und ich bin mir sicher, dass wir uns wiedersehen.“

Sie lockerten die Umarmung und sahen sich an. Sailor Moon lächelte, wobei eine kleine Träne in ihrem Augenwinkel glitzerte. Sie würde diese warmherzige Frau sehr vermissen.

Kakyuu nahm auch Merkur in den Arm und Pluto und sie verneigten sich voreinander. Am schwersten fiel der Prinzessin der Abschied von ihren alten Gefährtinnen, ihren Vertrauten. Dieses Mal war es endgültig. Keiner von ihnen würde jemals wieder Euphe als ihr Zuhause ansehen.

Die Augen aller drei Star Lights glitzerten verdächtig, als sie vor der Prinzessin auf die Knie gingen und ihre Hand auf ihr Herz legten.

„Fighter… Healer… Maker…“, sagte Kakyuu, als ihre Freunde vor ihr knieten. Sie lächelte, bevor sie nach vorn schritt und Healer ihre Hand an die Wange legte. Sie brachte sie dazu, wieder aufzustehen. Dasselbe machte sie auch mit Fighter und Maker.

Sie nahm Healer und dann auch Maker in den Arm und schenkte jeder ein paar Worte des Abschieds. Ihr Herz wurde schwer, als sie sich Fighter zuwendete. Bei ihr fiel es ihr besonders schwer, sie gehen zu lassen, denn schon immer hatte sie eine besondere Verbindung zwischen ihnen verspürt.

Fighter hatte die Hände zu Fäusten geballt und kämpfte mit ihren Tränen. Sie wollte keine Schwäche zeigen. Nicht vor Kakyuu und nicht vor ihrem Schätzchen.

„Fighter…“ Schweren Herzens trat Kakyuu auf die Kriegerin zu und blieb direkt vor ihr stehen. Sie musste aufsehen, um ihr ins Gesicht blicken zu können. Sie konnte die Trauer Fighters wegen ihres Abschieds deutlich erkenne. Sanft schlang Kakyuu die Arme um den Körper der Kriegerin. Fighter reagierte darauf und zog die Prinzessin ebenfalls an sich. Sie konnte es nun nicht mehr verhindern, dass ihr Tränen die Wangen hinabliefen.

„Kakyuu…“, schluchzte sie. Sie hatte die letzte Zeit mit ihrem Schätzchen UND Kakyuu viel zu sehr genossen. Die Frau, die sie liebte, war Bunny, doch auch Kakyuu spielte eine wichtige Rolle in ihrem Leben.

„Sei nicht traurig, Fighter.“, versuchte Kakyuu sie beruhigen. „Es ist kein Abschied für immer. Du und auch Maker und Healer werdet immer einen besonderen Platz in meinem Herzen einnehmen.“ Sie löste die Umarmung und sah Fighter in die Augen, während sie ihre Hand auf ihr Herz legte.

„So lange hier hier in mir drin seid und auch ihr mich nicht vergesst, werden wir immer beieinander sein. Und wir werden uns wiedersehen.“

Fighter nickte und verneigte sich vor Kakyuu. Auch wenn sie eben noch gesagt hatte, sie sei nicht mehr ihre Prinzessin sondern ihre Freundin, für diesen Abschied konnte Fighter ihre einstige Stellung nicht vergessen.

„Ich danke Euch, Prinzessin.“, sagte sie und links und rechts von ihr verneigten sich plötzlich auch Healer und Maker. Als sie sich wieder aufrichteten, sahen sie Kakyuus warmherziges Lächeln.

„Auf Wiedersehen, meine Freunde.“, sagte sie und damit drehten die Star Lights sich um und betraten den Wald, von dem aus ihre Reise starten sollte.
 

Noch immer hingen Fighters Gedanken bei dem Abschied, da spürte sie plötzlich eine Hand, die sich in ihre schob. Sie sah auf.

„Schätzchen…“, sagte sie, als sie in Sailor Moons aufmunterndes Gesicht sah.

„Du wirst sie wiedersehen.“, sagte diese und Fighter musste lächeln.

„Ich weiß…“, erwiderte sie und konnte ihren Blick nun nach vorne richten, ohne wehmütig auf den Palast und Kakyuu zurückzublicken. Immerhin stand ihnen noch eine große Aufgabe bevor.
 


 

Die ganze Nacht waren Minako und Makoto bei Rei geblieben. Notdürftig hatten sie ihr Lager in Reis Zimmer aufgeschlagen. Denn obwohl es im Tempel genug Zimmer für jeden gegeben hätte, wagten sie es nicht, sich aufzuteilen. Sie rechneten jeden Moment damit, angegriffen zu werden.

„Ich hoffe, sie kommen bald wieder…“, sagte Minako plötzlich. Es war noch sehr früh am Morgen und noch hatte sich keiner von ihnen geregt, aber sie war sich sicher, dass bis auf Tsuki, die seit gestern nicht mehr aufgewacht war, keiner mehr schlief.

„Ich hoffe es auch.“, stimmte Makoto ihr zu.

„Wenn wir sie nur kontaktieren könnten.“ Rei hatte schon länger darüber nachgedacht, doch wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, ihre Freunde auf Euphe zu kontaktieren, dann hätten doch auch die Star Lights diese Möglichkeit genutzt, oder?

„Spätestens heute Abend müssen sie wieder da sein.“, versuchte Makoto sie zu beruhigen. „Wir müssen also nur noch einige Stunden alleine durchstehen.“

„Harukua, Michiru und Hotaru sind ja auch noch da.“, warf nun Minako ein. „Und Mamoru auch.“

„Mhm…“, machte Rei und warf einen Blick auf Tsuki, die zwar nicht mehr ganz so fiebrig schien, sich aber immer noch nicht regte. Plötzlich hörte sie ein Geräusch.

„Seid mal kurz still.“, forderte sie und lauschte. Es waren eindeutig Stimmen zu hören… und Schritte. War das schon die ankommende Bedrohung? Sie verkrampfte sich und auch Makotos und Minakos Ausdruck veränderte sich. Jede griff nach ihnen Verwandlungsstäben und umklammerte ihn fest, bereit sich falls nötig sofort zu verwandeln.

Die Schritte kamen immer näher und es waren eindeutig mehr als nur eine oder zwei Personen. Plötzlich war auch eine Stimme zu hören.

„Ob Rei wohl schon auf ist, die Schlafmütze?“ Ein Lachen war zu hören. Reis Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. Sie riss schwungvoll die Tür ihres Zimmers auf und erkannte die Gruppe, die wenige Meter davon entfernt war.

„Wen nennst Du hier Schlafmütze?“, brüllte sie Bunny an, deren Lachen bei Reis Anblick sofort verstummt war. Doch nur einen kurzen Augenblick und wenige Schritte später war Rei ihr um den Hals gefallen. Mit vor Überraschung geweiteten Augen tätschelte Bunny ihr den Rücken.

„Rei…“, sagte sie verwundert.

„Gott sei Dank seid ihr wieder da.“, brachte diese hervor.
 

Mittlerweile hatten auch Makoto und Minako sich erhoben und waren aus dem Zimmer getreten, nachdem sie festgestellt hatten, wessen Schritte sie dort gehört hatten.

„YATEN!“, rief Minako und rannte auf ihren so vermissten Freund zu. Sie warf sich ihm in die Arme und er fing sie tatsächlich auf und zog sie an sich.

„Mina.“, sagte er, während er sie festhielt und ihre Nähe genoss. Nachdem er auf Euphe so viel über ihr schweres Schicksal erfahren hatte, hatte er die ganze Zeit das Bedürfnis gehabt, sie zu sehen. Und nun endlich konnte er es auch.

„Ich hab Dich so vermisst.“, murmelte sie gegen seine Schulter. Er drückte sie leicht von sich, sodass er ihr in die Augen sehen konnte.

„Ich habe dich auf vermisst.“, gestand er und beugte sich zu ihr herunter, um ihre Lippen mit den seinen zu versiegeln.
 

Wenig später saßen sie versammelt in Reis Zimmer. Tsuki war noch immer nicht aufgewacht.

„Was ist hier passiert?“, fragte Bunny, die Rei, Minako und Makoto deutlich ansah, dass etwas passiert sein musste. Auch dass Tsuki hier so in Reis Bett lag, sprach eindeutig dafür.

„Wir sind angegriffen worden.“, erklärte Rei und erzählte die ganze Geschichte von Merou, die plötzlich hier aufgetaucht war, von Yuuichirou, der ihr Geheimnis herausgefunden hatte, bis hin zu Tsuki, die sich Merou entgegengestellt und dann zusammengebrochen war.

„Also hat uns unser Gefühl nicht getäuscht.“, sagte Amy nachdenklich.

„Euer Gefühl?“, hakte Minako nach.

„Ja.“, bestätigte Bunny. „Jeder einzelne von uns hatte das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Und Setsuna hat eine große Gefahr für die Erde erkannt und deshalb sind wir so früh aufgebrochen.“

„Was für eine Gefahr?“, wollte Rei genauer wissen.

„Mir scheint, als würde Malitia ihr Heer zusammenrotten, um einen direkten Angriff zu starten. Sie weiß, dass Tsuki jetzt bei uns ist und uns wichtige Informationen geben kann. Und ich vermute, dass sie Tsukis Erwachen gespürt hat.“

„Ihr Erwachen?“, hakte Makoto verwundert nach und auch die Blicke der meisten anderen verrieten, dass sie nicht gänzlich verstanden.

„Rei sagte doch, dass sie das Symbol des Halbmondes auf Tsukis Stirn hat leuchten sehen, nicht wahr?“, setzte Amy nun an.

Rei, Minako und Makoto nickten.

„Wir haben auf Euphe herausgefunden, dass Tsuki zur Familie des Mondkönigreichs gehört.“

Damit hatte keiner von ihnen gerechnet.

„Waaas?“, rief Minako erstaunt aus. „Tsuki ist auch… eine Mondprinzessin?“

„Nunja…“ Amy erklärte den dreien, was sie alles herausgefunden hatten. Ihre Augen wurden immer größer bei Amys Erklärungen.

„Wow…“, sagte Minako am Schluss und warf einen Blick auf Tsuki. „Sie hat ja ganz schön viel durchmachen müssen.“

„Allerdings.“, bestätigte Setsuna. „Ich habe die Vermutung, dass Tsuki ihre Erinnerung zurückbekommen hat und dadurch in der Lage war, sich gegen Merou zu verteidigen. Die Macht des Mondes schlummert in ihr und möglicherweise ist sie nun wieder erwacht.“

„Das wäre durchaus möglich…“, stimmte Rei zu, die sich nur allzu deutlich an das Halbmondsymbol auf Tsukis Stirn erinnerte.
 

Kurz trat Schweigen ein und jeder hing seinen eigenen Gedanken über das kürzlich Geschehene und soeben Erfahrene nach.

„W…was machen wir denn jetzt?“, brachte Bunny schließlich hervor. Sofort griff Seiya nach ihrer Hand und drückte sie. Er konnte es einfach nicht ertragen, sie leiden zu sehen.

„Ich befürchte, im Moment können wir nichts machen.“, seufzte Setsuna. „Wir können nur abwarten, bis Malitia den ersten Zug macht.“

„Aber…“, wollte Bunny widersprechen.

„Sie hat Recht, Bunny.“, unterbrach Taiki sie. „So lange Tsuki noch bewusstlos ist, haben wir keine Chance, etwas über Malitias Aufenthaltsort zu erfahren. Selbst wenn sie wach ist, wissen wir nicht, ob sie es uns sagen kann.“

„Und wenn wir nicht wissen, wo sie ist, können wir auch nicht gegen sie vorgehen. Es bleibt uns nichts anderes, als zu warten, bis sie etwas unternimmt.“, schloss Amy.

Geknickt senkte Bunny den Blick.

„Dann warten wir…“, sagte sie. Setsuna stand auf.

„Entschuldigt mich. Ich werde Haruka, Michiru und Hotaru aufsuchen und ihnen alles erzählen.“, beschloss sie. „Wenn etwas passiert, werden wir es wissen. Und euch zu Hilfe kommen.“

Kurz vor der Tür drehte sie sich nochmal um.

„Ihr solltet auch Mamoru Bescheid geben.“, sagte sie und damit verschwand sie.

Angriff

Es herrschte Schweigen in dem Zimmer im Hikawa-Tempel. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Was würde sie erwarten? Wann würde etwas passieren?

Sie hatten Mamoru angerufen und ihn gebeten, zum Tempel zu kommen, doch noch war er nicht da.

Yaten schloss die Finger um den kleinen Gegenstand in seiner Hosentasche. Wann sollte er es Minako geben? Er war einfach nicht der Typ, um es ihr vor allen anderen zu überreichen. Sollte er sie darum bitten, kurz mit ihm raus zu gehen? Aber war das jetzt der richtige Zeitpunkt, während alle sich Sorgen machten?

Er warf einen Seitenblick auf Minako, die ihren Blick gesenkt hatte und sehr betrübt aussah. Er griff nach ihrer Hand und drückte sie. Sie sah auf und lächelte leicht, als sie sein Gesicht sah. Yatens Herz schlug ein wenig schneller. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als Minako all den Schmerz zu nehmen, den sie verspüren musste und bereits verspürt hatte. Und vielleicht… ja, vielleicht wäre er ja immerhin für eine kurze Zeit dazu in der Lage, sie ihre Sorgen vergessen zu lassen, wenn er ihr das kleine Geschenk gab?

„Mina…“, setzte er an, doch im gleichen Augenblick spürte er ein leichtes Beben. Rei und Makoto sprangen auf und alle spannten sich an. Sie lauschten. Stille. Ein erneutes Beben und nun waren von draußen auch Geräusche zu hören. Ein Krachen, einige undefinierbare Laute und schließlich eine männliche Stimme, die laut über den Vorplatz des Tempels hallte.

„Tsurara!“, rief er den Namen, den Tsuki unter Königin Malitia getragen hatte.
 

Tsukis Augenlider zitterten bei der Nennung ihres abgelegten Namens und schließlich öffnete sie ihre Augen. Sie setzte sich auf und spürte die Blicke der fünf Mädchen und drei Jungen auf sich. Einen Augenblick wusste sie nicht, was los war, doch dann erinnerte sie sich an den Angriff Merous am vorherigen Tag und auch an ihren Traum, der ihr ihre Erinnerung an ihr früheres Leben zurückgebracht hatte. Sie sah, dass Bunny und die anderen wieder da waren, sah ihre besorgten Blicke, und wusste, dass Malitia nun nicht länger zögerte. Sie hatte ihn geschickt, ihren ersten Mann, Cain.

Angst spiegelte sich in den Augen des Mädchens wider und sie zuckte zusammen, als die Stimme Cains erneut ertönte.

„Tsurara!“, rief er erneut. „Komm raus!“
 

Bunny erhob sich und war mit wenigen Schritten neben Tsuki.

„Bleib hier.“, sagte sie lächelnd. „Wir lassen es nicht zu, dass sie dir etwas antun.“

Tsuki sah sie mit großen Augen an. Noch immer war die Angst darin deutlich zu sehen. Sie war noch blasser als sonst, sie zitterte leicht. Und doch spürte sie, dass Bunny ihre Worte ernst meinte. Sie und ihre Kriegerinnen würden alles tun, um sie zu beschützen, das wusste sie. Doch konnte sie das einfach so geschehen lassen? Sie musste doch etwas tun.

Doch bevor sie diese Gedanken weiter ausführen konnte, bemerkte sie Bunnys entschlossenen Blick, ein Nicken, welches sie an die anderen richtete, die sich mittlerweile auch alle erhoben hatten.

„Macht des Mondlichts, mach auf!“, rief Bunny und die anderen folgten ihrem Beispiel. Nur wenige Sekunden später standen acht Sailorkriegerinnen in Reis Zimmer.

„Seid ihr bereit?“, fragte Sailor Moon. Ein einstimmiges Nicken. Sie riss die Tür von Reis Zimmer auf und trat hinaus, gefolgt von den anderen Kriegerinnen.
 

Ein hochgewachsener Mann mit blondem Haar in einem schwarzen Gewand, dem Endymions nicht unähnlich, stand mitten auf dem großen Vorplatz des Tempels. Neben ihm stand Merou, die eine Murmel gleichmäßig immer wieder in die Luft warf und wieder auffing. Hinter ihnen befanden sich etliche bizarre Gestalten, einst Menschen, die der Saat des Bösen erlegen waren.

Entschlossen traten die Sailorkriegerinnen Malitias Armee entgegen.

„Wir werden es nicht zulassen, dass ihr Tsuki etwas antut!“, rief Sailor Moon. „Wir sind das Sailor Team und wir kämpfen für Liebe und Gerechtigkeit. Im Namen des Mondes werden wir euch bestrafen.“

Merou schnalzte verächtlich mit der Zunge, ohne jedoch den Blick von ihrer Murmel abzuwenden, während der Mann laut lachte.

„Erlaubt mir, mich ebenfalls vorzustellen.“, sagte er und verneigte sich spöttisch. „Mein Name ist Cain, ich bin Königin Malitias oberster Befehlshaber.“

Die Kriegerinnen musterten den Mann genau. Er hatte strahlend blaue Augen, eine gerade Nase und feine Gesichtszüge. Sein hellblondes Haar fiel ihm in feinen Strähnen in die Stirn. Läge nicht dieser Ausdruck absoluten Hasses auf seinem Gesicht, wäre er durchaus als attraktiv zu beschreiben. Irgendwie kam dieser Mann Sailor Moon bekannt vor, doch war sie sich sicher, ihm nie zuvor begegnet zu sein. Doch was sie verspürte, wenn sie ihn betrachtete, waren eine gewisse Zuneigung, Mitgefühl und das dringende Bedürfnis, ihm helfen zu wollen.
 

„Warum tust Du das?“, rief sie ihm entgegen, darauf hoffend, ihn zur Vernunft bewegen zu können, wenn er sie nur mit ihm sprechen ließe. Doch Cain lachte nur.

„Sie ist eine Verräterin und die Ursache all unserer Leiden.“, antwortete er mit hasserfüllter Stimme und seine eigentlich so klaren Augen verdunkelten sich bedrohlich.

„Was hat sie euch getan?“, fragte Fighter, die neben ihrem Schätzchen stand, um ihr, wenn nötig, sofort zu Hilfe kommen zu können.

„Durch ihre niedere Existenz hat sie uns dessen beraubt, was uns zustand.“, erwiderte Cain. Die Kriegerinnen konnten nur vermuten, dass es um Tsukis – Prinzessin Luminas – Abstammung ging. Konnte dieser Hass auf Seiten von Malitia solch vergangener Zeiten entsprungen sein?

Doch noch mehr Fragen konnten sie nicht stellen. Merou schnalzte erneut mit der Zunge und fing ein letztes Mal ihre Murmel, mit der sie bereits die ganze Zeit gespielt hatte, auf.

„Ihr langweilt mich.“, sagte sie und richtete die Murmel auf das Sailorteam.

„Vorsicht!!“, rief Mars aus, die Merous Attacken bereits erlebt hatte. Nur wenige Sekunden später hatte Merou die kleine Kugel in die Richtung der Kriegerinnen geschnipst und sie war dort explodiert, wo noch kurz vorher Sailor Moon und Sailor Star Fighter gestanden hatten, die sich dank Mars‘ Warnung jedoch noch rechtzeitig aus der Schusslinie hatten begeben können.

„Hmpf!“, machte Cain, dem Merous ungestüme Art manchmal den letzten Nerv raubte. Doch nun war es zu spät. Der Kampf war eröffnet. Und wer weiß, vielleicht bot sich in dem Durcheinander auch die Möglichkeit, Tsurara zu finden. Er sammelte schwarze Energie in seiner geöffneten Hand und schleuderte sie schließllich ebenso auf die Kriegerinnen.
 

Mars und Healer konnten gerade noch ausweichen. Mars zischte auf, als sie ihren Knöchel belastete, der noch von ihrem letzten Kampf schmerzte.

„Alles ok?“, rief Healer ihr zu, die Mars’ schmerzverzerrtes Gesicht bemerkte.

„Es geht schon.“, antwortete Mars mit zusammengebissenen Zähnen. Jetzt war nicht die Zeit, um sich über schmerzende Knöchel zu sorgen. Ihr Blick fiel auf die Tür zu Yuuichiros Zimmer. Bitte, bleib da drin, flehte sie. Sie wollte ihn nicht noch einmal in einen Kampf hineinziehen.
 

Healers Blick hingegen suchte den Platz nach Sailor Venus ab, die sie schließlich einige Meter entfernt neben Merkur und Maker fand. Sie war augenscheinlich wohl auf.

„Venus, Macht der Herzen, sieg!“, hallte nun ihre Stimme über den Platz und ihre Attacke erreichte Merou, die sie jedoch locker abwehrte.

Mit einem Wink ihrerseits marschierten nun die zu Dämonen mutierten Menschen nach vorne. Einer von ihnen feuerte große bunte Bälle aus einer Kanone an seinem Arm. Ein anderer war damit beschäftigt, kleine Figuren aufzuziehen, die dann bewaffnet mit den verschiedensten Geräten auf die Kriegerinnen zumarschierten. Wiederum ein anderer wedelte mit einem übergroßen Fächer, der kleine Wirbelstürme erzeugte, mit denen Jupiter alle Hände voll zu tun hatte.
 

Mit geschlossenen Augen und klopfendem Herzen saß Yuuichiro gegen die Tür seines Zimmers gelehnt und lauschte den Geräuschen des Kampfes. Seine Hände hatte er zu Fäusten geballt, so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Doch nur so konnte er das starke Zittern verhindern, das seine Hände überfallen hatte, seit er die ersten Beben und die Stimme des fremden Mannes wahrgenommen hatte.

Seine Rei war nun da draußen und kämpfte. Kämpfte gegen eine ihm unbekannte Gefahr, die vermutlich seine wildesten Fantasien übertraf. Seit dem Geschehen hatte er sie nicht mehr zu Gesicht bekommen. Er hatte gespürt, dass etwas Ernstes geschah, und dass er selbst nichts würde tun können. Rei hatte ihm versprochen, ihm alles zu erklären, wenn es soweit war, doch war die Situation bisher anscheinend zu ernst gewesen.

Er hatte sich fest vorgenommen, ihr nicht im Weg zu sein, hatte sich zusammengerissen und sie nicht aufgesucht. Doch nun, da offensichtlich etwas Schreckliches passierte, hatte ihn die Angst stärker gepackt, als er es je vermutet hätte. Er hatte Angst, dass ihr etwas passieren würde, er sie wohlmöglich nie wieder sehen würde, sie vielleicht sogar sterben würde.

Und was konnte er tun? Nichts. Er konnte lediglich hier sitzen und ausharren, versteckt bleiben, um ihr nicht noch zusätzlich zur Last zu fallen.

„Rei…“ Ihr Name kam nur als ein Wimmern über seine Lippen, als er seine Stirn gegen seine Knie lehnte und seine noch immer zu Fäusten geballten Hände gegen seine Ohren presste, um den Lärm und die Schreie nicht hören zu müssen.
 

„Schätzchen!“, rief Fighter aus, als eine von Merous Murmeln direkt auf Sailor Moon zuflog, während diese bereits damit beschäftigt war, den Angriffen eines Messer werfenden Dämons auszuweichen. Fighter sprintete auf ihre Freundin zu, konnte jedoch bereits erkennen, dass sie es nicht schaffen würde. Im letzten Moment zerschnitt eine rote Rose die Luft, traf die Murmel im Flug und lenkte sie so aus ihrer Flugbahn. Fighter sah auf. Tuxedo Mask. Erleichtert warf Fighter ihm einen dankbaren Blick zu, bevor sie sich an Sailor Moons Seite begab. Noch einmal würde sie es nicht dem Zufall überlassen, ob ihre Freundin von einer Attacke getroffen werden würde oder nicht.

Tuxedo Mask stürzte sich währenddessen ins Getümmel und stellte sich ebennso wie die Kriegerinnen des Sailorteams den verschiedensten Angreifern.
 

„Sailor Moon!“, rief Merkur, die verzweifelt versuchte, den Überblick in diesem Chaos zu behalten. Sailor Moon drehte sich zu ihr um, um ihr zu deuten, dass sie zuhörte.

„Du musst versuchen, die Dämonen zurück zu verwandeln. Eine andere Chance haben wir nicht. Sie sind uns zahlenmäßig überlegen.“, erklärte Merkur, während nicht nur Sailor Moon, sondern das gesamte Team zuhörte.

„Es sind so viele!“, erwiderte Sailor Moon verzweifelt, während sie weiterhin einigen Angriffen ausweichen musste.

„Wir müssen alle zusammen versuchen, sie zu schwächen!“, rief Merkur. „Und dann liegt es an Dir.“

Sailor Moon nickte und machte sich bereit, während die anderen Kriegerinnen sowie Tuxedo Mask sich positionierten.

„JETZT!“, gab Merkur den Befehl. „Merkur, Macht des Wassers, sieg!“

„Mars, Macht des Feuers, sieg!“

„Jupiter, Macht der Donner, sieg!“

„Venus, Macht der Herzen, sieg!“

„Sailor Star, strafe sie!“

„Sailor Star, halt sie auf!“

„Sailor Star, lähme sie!“

Alle Attacken der Sailorkriegerinnen sowie eine Reihe roter Rosen Tuxedo Masks flogen gleichzeitig auf den großen Pulk von Dämonen zu. Einige versuchten, dem Angriff auszuweichen, doch von der anderen Seite hörte man plötzlich noch andere Stimmen.

„Uranus, sieg!“

„Neptun, sieg!“

„Pluto, sieg!“

Gelähmt von dem gemeinsamen Angriff der Kriegerinnen fanden die Dämonen sich einen Augenblick bewegungsunfähig.

„Sailor Moon, jetzt!“, rief Merkur. Entschlossen nickte Sailor Moon.

„Macht der Sterne“, rief sie und hob ihre Hände, in denen langsam der goldene Bogen entstand. „Schein und heile!“

Anders als sonst entstanden gleich drei Pfeile an der Sehne des Bogens, die Sailor Moon in die Menge schoss. Sie durchbohrten die Herzen der Dämonen und brachten die Saat, die ihnen eingepflanzt worden war, ans Tageslicht. Sailor Moon drehte sich leicht und legte erneut drei Pfeile an. Die Schreie der Dämonen sowie das Zischen der sich auflösenden Saat durchdrangen die Luft, während sie ein ums andere Mal ihre goldenen Pfeile abschoss.

Sailor Moons Augen suchten den Platz nach übrig gebliebenen Dämonen ab, nachdem sie ihren Angriff mehrere Male wiederholt hatte, doch alles, was sie sah, waren Menschen, die bewusstlos am Boden lagen. Uranus, Neptun, Jupiter und Mars hatten sich inzwischen nach dem einen oder anderen Menschen gebückt, um nach ihrem Zustand zu schauen.
 

Erschöpft ließ Sailor Moon sich auf die Knie sinken. Fighter war sofort bei ihr und stützte sie.

„Alles ok, Schätzchen?“, fragte sie. Sailor Moon ging nicht auf die Frage ein.

„Was ist mit Merou… und Cain?“, fragte sie.

Die Kriegerinnen sahen sich um, doch von den beiden war keine Spur zu sehen. Ein kaltes, helles Lachen ertönte und die Blicke der Kriegerinnen fielen auf einen Baum. Merou saß auf einem der Äste und ließ die Beine baumeln.

„Wir bedanken uns vielmals, dass ihr euch so gut um Tsurara gekümmert habt.“, sagte sie mit einem Grinsen. „Aber ich denke, wir nehmen sie jetzt wieder mit uns.“

Tuxedo Mask riss erschrocken die Augen auf.

„NEIN!“, rief er und stürzte panisch auf Reis Zimmer zu, in dem Tsuki noch immer liegen sollte. Als er die Tür aufriss, erblickte er Cain, der Tsuki mit einer Hand am Hals gepackt hatte und sie einige Zentimeter über den Boden hielt. Seine kalten Augen waren fest auf ihr Gesicht gerichtet. Tsukis Hände hatten sich um sein Handgelenk gelegt in dem Versuch, ihn abzuwehren. Sie rang nach Atem.

Tuxedo Mask warf eine Rose nach Cains Hand, doch dieser hatte ihn bereits bemerkt und wehrte sie mit seiner freien Hand ab, während von draußen erneut Explosionen zu hören waren.

„Du kommst zu spät.“, sagte er feixend.

„Tsuki!“, rief Tuxedo Mask verzweifelt und überwand die letzte Distanz zwischen sich selbst und dem Mädchen. Gerade bekam er ihre Hand zu fassen, wollte helfen, sie aus dem eisernen Griff Cains zu befreien, da verlor er den Boden unter den Füßen. Die Welt drehte sich und für einen Augenblick wurde alles schwarz.

Das Spiel

„Wo sind sie?“, fragte Venus, die als erste nach Tuxedo Mask den Raum erreicht hatte, der nun allerdings leer war. Auch die anderen spähten in Reis Zimmer, in dem sie eigentlich Tsuki, Tuxedo Mask und Cain hätten vorfinden sollen. Die Luft flimmerte leicht, aber ansonsten war hier nichts Ungewöhnliches festzustellen.

„Sie sind nicht mehr hier.“, hörten sie die Stimme des kleinen Mädchens hinter ihnen. Alle Blicke richteten sich augenblicklich auf Merou, die im Schneidersitz saß. Allerdings etwa drei Meter über dem Boden.

„WO SIND SIE??“, brüllte Fighter nun. Merou ließ ein helles, jedoch eiskaltes Lachen hören.

„Cain hat seine Aufgabe erfüllt und Tsurara zurück zur Königin gebracht.“, erklärte sie nun. „Aber dass dieser Anzugtyp mitgekommen ist, war nicht geplant. Ich hoffe, Cain kriegt Ärger.“

Sie kicherte und schien von dieser Vorstellung begeistert zu sein.
 

„Wie kommen wir dahin?“, fragte Sailor Moon, die sich große Sorgen um Tsuki und Tuxedo Mask machte. Merous Lachen verstummte und sie warf einen hasserfüllten Blick auf Sailor Moon.

„Warum sollte ich euch das erzählen?“, fragte sie.

„Ich bitte Dich.“, versuchte Sailor Moon es. „Sie sind unsere Freunde und wir wollen ihnen helfen. Hast du denn keine Freunde, für die du so etwas tun würdest?“

Merou legte den Kopf schief und sah sie fragend an.

„Freunde?“, fragte sie interessiert. „Was sind Freunde?“

Ein starkes Gefühl von Mitleid überkam Sailor Moon, als Merou diese Worte sprach. Sie war noch so klein und zu einem solchen Leben gezwungen.

„Freunde sind Menschen, die Dir wichtig sind und die Du gern hast.“, erklärte sie mit einem Lächeln.

„Sind das Deine Freunde?“, fragte Merou und zeigte auf das versammelte Sailorteam. Sailor Moon nickte bekräftigend.

„Ja, das sind meine Freunde.“, bestätigte sie.

„Sind sie Dir wichtig?“, fragte Merou.

„Ja, das sind sie. Sie sind das Wichtigste auf der Welt für mich.“

„Mhm…“ Merou schien kurz nachzudenken, doch dann erschien erneut das kalte Grinsen auf ihren Lippen. Sie schnipste mit den Fingern und unter jeder der Sailorkriegerinnen mit Ausnahme von Sailor Moon öffnete sich ein schwarzes Loch im Boden, welches sie wie Treibsand gefangen hielt und in welchem sie langsam versanken.
 

„NEIN!“, schrie Sailor Moon, die schon viel zu oft hatte ansehen müssen, wie ihren Freunden Schlimmes geschah. Merou lachte.

„Du wolltest doch den Weg in Malitias Königreich erfahren!“, sagte sie mit einem kalten Grinsen. „Wir spielen ein Spiel.“

Während Merou sprach, versanken die Kriegerinnen immer tiefer in den Löchern und je mehr sie sich wehrten, desto schneller sanken sie.

„Ein Spiel?“ In Sailor Moons Augen glitzerten Tränen. Wie konnte man ihnen nur so etwas Grausames antun? Und das Ganze dann auch noch als Spiel bezeichnen?

„Wir spielen Verstecken.“, erklärte Merou vergnügt. „Die schwarzen Löcher führen Deine Freunde in eine andere Dimension. Du musst sie finden. Wenn Du gewinnst, zeige ich Dir den Weg zu Malitias Reich.“

Verzweifelt sah Sailor Moon sich nach ihren Freundinnen um, suchte Fighters Blick, die ihr am nächsten stand, schon bis zur Hüfte versunken im schwarzen Loch.

„Schätzchen…“, brachte diese heraus. Die Energie des schwarzen Loches war so stark, dass es sie einiges an Kraft kostete, einen klaren Kopf zu bewahren. „Lass Dich… nicht darauf ein.“

„Genau, Sailor Moon.“, presste nun Mars hervor. „Wir finden schon alleine zurück.“

„Aber…“, wollte Sailor Moon protestieren. Sie konnte doch nicht einfach nichts tun und ihre Freunde ihrem Schicksal überlassen.

„Du musst… Tsuki und Mamoru helfen.“, stöhnte Venus.

„Hmpf!“, schnaubte Merou. „Der einfachste Weg in Malitias Königreich ist es, wenn Du mitspielst, Sailor Moon. Alleine kannst Du nicht dorthin kommen. Das kann ich Dir versprechen.“

Mit zusammengebissenen Zähnen und einem Anflug von Panik schaute Sailor Moon sich erneut um. Mittlerweile ragten nurmehr die Köpfe ihrer Freundinnen hervor.

„Überleg es Dir schnell.“, forderte Merou grinsend.

„Also schön!“, rief Sailor Moon entschlossen. „Ich mach es! Ich werde sie alle finden und dann musst Du mir den Weg in Malitias Königreich zeigen!“

Merou lachte zufrieden. Die Kriegerinnen waren nun vollständig in den schwarzen Löchern versunken und keine Spur von ihnen war mehr zu sehen. Auch die Löcher verschwanden. Merou schnipste einmal mit dem Finger und ein weiteres schwarzes Loch öffnete sich, dieses Mal jedoch aufrecht schwebend, sodass Sailor Moon hindurchtreten konnte.

„Ich gebe Dir zwei Stunden.“, erklärte Merou. Wenn Du sie bis dahin nicht alle wiedergefunden hast, hast Du verloren. Und zwar nicht nur das Spiel, sondern auch euch selbst. Es gibt keinen Weg mehr zurück aus dem Labyrinth der Dimensionen, wenn ihr verliert. Ihr werdet für immer dort gefangen sein.“

Sie lachte. Dieser Teil des Spiels gefiel ihr am besten.
 

Entschlossen machte Sailor Moon einen Schritt nach vorne. Kurz zögerte sie, doch dann trat sie in das schwarze Loch hinein und verlor augenblicklich jegliches Gefühl von Schwerkraft, Raum oder Zeit. Um sie herum war es nur schwarz. Sie konnte nicht sagen, ob sie Boden unter den Füßen hatte oder nicht, denn ob sie nun nach unten, nach oben, nach links oder rechts schaute, ringsherum war alles schwarz. Und dennoch war es nicht einfach dunkel. Sie selbst war deutlich zu sehen. Sie konnte ihre Arme und ihre Beine sehen, als stünde sie im hellen Tageslicht.

„Hallo?“, rief sie in der Hoffnung, vielleicht bereits einen ihrer Freunde zu finden. Doch es kam keine Antwort. Sie machte ein paar Schritte nach vorne und plötzlich fiel sie mitten in diese unendliche Schwärze.

Sie landete auf allen Vieren und als sie sich umsah, konnte sie feststellen, dass die Umgebung sich geändert hatte. Um sie herum standen viele grüne Bäume, der Boden war mit Laub und verschiedenen Moosen und Farnen bedeckt. Zumindest konnte sie hier sehen, wo sie langlief und einen Unterschied zwischen Boden und Himmel ausmachen.

Sie stand auf und ging einige Schritte voran, während sie sich genau umsah und lauschte. Doch es war nichts zu hören, keine Tierlaute, nicht das Rascheln von Blättern im Wind, ja nicht einmal ihre eigenen Schritte im Laub. Es war totenstill. Doch… etwas hörte sie. Es war leise und kaum wahrnehmbar. Wie ein Tropfen? Vorsichtig lief sie auf das Geräusch zu und versuchte, seine Quelle auszumachen.

Sie bahnte sich den Weg durch die Farne und schob immer wieder ein paar überstehende Zweige von Büschen und Bäumen beiseite, bis sie irgendwann stehenblieb. Hier musste es doch sein. Sie spürte, wie ihr etwas auf die Stirn tropfte. Reflexartig fasste sie an ihre Stirn und als sie ihre Hand danach betrachtete, stellte sie fest, dass ihr weißer Handschuh blutverschmiert war. Angst machte sich in ihr breit und ein Zittern erfasste ihren Körper, als sie langsam nach oben sah, um den Ursprung des Blutes auszumachen.

Tränen füllten ihre Augen und zitternd legte sie ihre Hand über den Mund, um nicht laus herauszuschreien, als sie Jupiter erblickte, die einige Meter über dem Boden baumelnd hing, eine Schlinge um ihren Hals und das Blut von ihrem Gesicht tropfend.

Für einen Augenblick fand Sailor Moon sich bewegungsunfähig, bevor sie jedoch in Panik versuchte, den Baum zu erklimmen, an welchem Jupiter hing. Etwas unbehände, aber dennoch erfolgreich kletterte sie immer höher, ohne darauf zu achten, ob sie sich selbst in Gefahr brachte. Ihr einziger Gedanke war, dass sie Jupiter erreichen musste. Schließlich erreichte sie die Höhe, auf der Jupiter hing. Verzweifelt streckte Sailor Moon die Hand nach ihr aus. Von hier aus konnte sie nicht erkennen, ob sie noch lebte oder nicht. Es fehlten nur wenige Zentimeter, bis sie sie berühren könnte, jedoch konnte sie sich nicht weiter nach vorn lehnen, sonst würde sie keinen Halt mehr haben.

Panik erfasste sie. Sie musste Jupiter endlich erreichen, nichts anderes zählte. In ihrer Verzweiflung streckte sie sich so weit nach vorne, bis sie Jupiter endlich berühren konnte, doch im gleichen Augenblick verlor sie ihren Halt. Sie klammerte sich an die Kriegerin des Donners und fiel. Sie presste die Augen zusammen und erwartete jeden Augenblick den Aufprall, welcher jedoch ausblieb.
 

Sie spürte den warmen Körper ihrer Freundin dicht an sich. Irgendwann traute sie sich, die Augen wieder zu öffnen. Erneut war sie von Schwärze umgeben, der Wald war verschwunden. Nachdem sie realisiert hatte, dass sie wieder am Ausgangspunkt war, blickte sie panisch auf Jupiter.

„Makoto!!“, rief sie und schüttelte ihre Freundin. Ein Stöhnen entwich deren Lippen und ihre Augenlider zitterten kurz, bevor sie ihre Augen öffnete.

„Bunny?“, fragte sie schwach. Tränen strömten über Sailor Moons Gesicht und sie warf sich in Jupiters Arme.

„Makoto!“, schluchzte sie. „Ich bin ja so froh, dass du lebst.“

Sie sah ihre Freundin an, die augenscheinlich unversehrt war. Es war kein Blut mehr zu sehen und auch kein Zeichen von der Schlinge, die noch bis vor einigen Sekunden um ihren Hals gelegen hatte. Nicht mal auf Sailor Moons Handschuh war noch Blut zu sehen.

„Was… ist passiert?“, fragte Jupiter, die sich an nichts mehr erinnern konnte, nachdem sie und die anderen in diesen schwarzen Löchern gefangen worden waren.

Sailor Moon erzählte ihr, was sie erlebt hatte und auch Jupiter musste schlucken, als sie hörte, was ihr in diesem Dimensionenwald widerfahren war. Nachdem sie sich beide einigermaßen beruhigt hatten, stand Sailor Moon mit leicht wackeligen Beinen auf.

„Wir müssen die anderen finden.“, sagte sie. „Wir haben insgesamt nur zwei Stunden Zeit.“ Das größte Problem dabei war, dass sie hier absolut kein Zeitgefühl hatte.
 

Jupiter nickte und auch sie erhob sich. Sie fassten sich bei den Händen und gingen gemeinsam in eine beliebige Richtung. Orientieren konnten sie sich hier sowieso nicht. Plötzlich überkam sie beide das bereits bekannte Gefühl des Fallens und nur wenig später fanden sie sich in einer Seenlandschaft wieder.

„Siehst Du irgendwen?“, fragte Sailor Moon, doch Jupiter schüttelte den Kopf. Die Landschaft war hauptsächlich durch Seen geprägt und auch ansonsten ziemlich flach, also eigentlich recht übersichtlich. Einige Meter von ihnen entfernt ragten zwei Pfähle aus dem Wasser. Jupiter zeigte in diese Richtung.

„Vielleicht finden wir dort etwas.“, vermutete sie. Immerhin war das das einzige, was irgendwie auffällig war. Sie bewegten sich auf die Pfähle zu und bald standen sie am Ufer des Sees, in welchem sich die Pfähle befanden. Das Wasser war ausgesprochen klar und sie konnten ohne Probleme bis zum Boden sehen.

Sie beide mussten schlucken, als sie zwei ihrer Freundinnen reglos im Wasser treiben sahen. Tief unten am Grund waren Sailor Merkur und Sailor Neptun an die Pfähle gekettet. Sailor Moon und Jupiter überkam ein mulmiges Gefühl, auch wenn gerade Sailor Moon nicht mehr so von unendlicher Angst und Panik überkommen wurde, wie es noch beim Fund Jupiters der Fall gewesen war.

„Wir müssen tauchen.“, stellte Jupiter fest und erntete ein zustimmendes Nicken von Sailor Moon. „Ich kümmere mich um Michiru und Du um Amy.“ Neptun war die größere von beiden und da Jupiter kräftiger war, beschloss sie, dass es so herum die beste Idee war. Sailor Moon hatte keine Einwände und so wateten sie immer tiefer ins Wasser, bis sie schließlich nicht mehr stehen konnten. Ein letztes Mal nickten sie sich zu, bevor sie tief Luft holten und tauchten.

Sailor Moon versuchte, die Ketten von Amys Körper oder zumindest vom Pfahl zu lösen, doch schien es kaum möglich zu sein. Ihr ging schnell die Luft aus und es wurde immer unerträglicher, unter Wasser zu bleiben. Reflexartig öffnete sie ihren Mund und einige Luftblasen drangen heraus. Ihr wurde schwindelig. Um sie herum wurde alles schwarz.

Doch schon im nächsten Moment füllten ihre Lungen sich mit Luft. Ein weiteres Mal befand sie sich in diesem von Schwärze erfüllten Raum. Merkur lag auf ihr und als sie zur Seite sah, bemerkte sie, dass Jupiters Hand sich an ihre geklammert hatte, während sie gleichzeitig Neptum im Arm hielt.

Es dauerte nicht lange, da waren auch Merkur und Neptun wieder bei Bewusstsein. Nach kurzer Erklärung machten sie sich wieder auf den Weg und auf die Suche nach den anderen Kriegerinnen. Sie retteten Mars aus einem Scheiterhaufen, fanden Uranus fahl und ausgetrocknet in einer Wüstenlandschaft. Venus lag von Pfeilen durchbohrt in einer riesigen Muschel, während Saturn von ihrer eigenen Sichel aufgespießt worden war und Pluto mit einigen Verätzungen aufzufinden war. Healer fanden sie schließlich stark blutend in Dornenranken hängend und Maker erschlagen zwischen Felsbrocken.
 

Sailor Moon wurde immer nervöser, auch wenn es sie erleichterte, immer mehr ihrer Freunde gefunden zu haben. Doch noch waren sie nicht vollständig. Ausgerechnet Fighter, ihren Seiya, hatten sie bisher nicht gefunden. Als sie sich mal wieder in dem schwarzen Raum befanden, nachdem sie Maker gefunden hatten, ertönte plötzlich Merous Stimme.

„Wie ich sehe, habt ihr euch bisher gut geschlagen. Nur noch eine Person fehlt, aber euch bleiben nur noch fünf Minuten. Wenn ihr sie bis dahin nicht gefunden habt, habt ihr dieses Spiel verloren.“

Sailor Moon sprang auf.

„Schnell!“, rief sie. Sie nahmen sich alle bei den Händen, wie sie es bisher immer getan hatten, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich zusammen blieben. Sie liefen etwas und schon überkam Sailor Moon das bekannte Gefühl des Fallens.

Sie fand sich in einer kargen Hügellandschaft wieder. Doch etwas stimmte nicht. Wo waren die anderen? Sonst waren sie immer in der ganzen Gruppe an dem anderen Ort angekommen, doch jetzt? Sie war alleine.

Panisch sah sie sich um. Die Abmachung war, dass sie die anderen wiederfinden musste. Bis auf Fighter waren sie alle wieder zusammen gewesen. Wenn sie jetzt Fighter finden würde, hatte sie das Spiel gewonnen. Oder? So musste es einfach sein. Sie lief los, während sie sich panisch umsah.

„Fighter!“, rief sie, ohne jedoch hoffen zu können, eine Antwort zu bekommen. Sie wusste genau, dass sich ihr bei Fighter ein genauso schlimmes Bild bieten würde wie bei allen anderen auch. Viel zu schnell bemerkte sie ein Stechen in der Seite. Ihr wurde schwindelig vom Laufen aber auch von der Panik, die sie vollständig packte.

Die Landschaft hier war alles andere als übersichtlich. Es war hügelig und immer wieder lagen riesige Felsbrocken im Weg. Sie bahnte sich den Weg durch diese unwegsame Gegend. Als sie sich an einem Felsbrocken vorbeigedrückt hatte, sah sie plötzlich etwas. Etwa vierhundert Meter von ihr enfernt auf einem relativ flachen Hügel ragte etwas empor. Sie konnte nicht genau erkennen, was es war, doch es war wieder einmal ihr einziger Hinweis.

Sie lief so schnell sie konnte auf dieses Etwas zu und je näher sie kam, desto genauer konnte sie erkennen, um was es sich handelte. Doch gleichzeitig wurden ihre Beine immer schwerer und um sie herum wurde es immer schwärzer. Sie bemerkte, wie sich die Gegend hinter ihr immer weiter auflöste. War die Zeit schon um? Nein! Sie musste es schaffen.

Sie lief auf das große Kreuz zu, an welches Fighter genagelt war. Dicke Eisennägel durchbohrten ihre Handgelenke, welche blutüberströmt waren. Fighter wirkte fahl und knochig. Auch ihre Augenhöhlen waren blutig und das Blut hatte Spuren wie von Tränen auf ihren Wangen hinterlassen.

Sailor Moon schmerzte dieser Anblick, doch wusste sie, dass sie sich davon nicht ablenken lassen durfte. Das Nichts hinter ihr kam immer näher, während sie so schnell rannte, wie sie nur konnte. Gerade bevor sich der Boden hinter ihr komplett aufgelöst hatte, sprang sie mit ausgestreckten Händen auf Fighter zu und konnte sie gerade noch erreichen.

An Fighter geklammert verlor sie den Boden unter den Füßen.
 

„Sailor Moon!“, hörte sie ihren Namen gleich von mehreren Stimmen und öffnete die Augen. Noch immer klammerte sie sich an Fighter, die sich langsam regte. Sie erblickte die anderen Kriegerinnen. Sie befanden sich immer noch in dieser anderen Dimension, wie sie an der unerträglichen Schwärze erkennen konnte. War sie zu spät gewesen?

Merou tauchte vor ihnen auf. Sie blickte ausdruckslos auf die Kriegerinnen herab, die sie ängstlich aber erwartungsvoll anstarrten.

„Hmpf!“, machte Merou schließlich. „Glück gehabt, Sailor Moon. Eine Sekunde später und ihr hättet für immer hier bleiben müssen.“

Unendliche Erleichterung machte sich in Sailor Moon breit und auch den anderen war deutlich anzusehen, dass ihnen soeben ein Stein vom Herzen gefallen war.

„Wie versprochen zeige ich euch jetzt den Weg in Malitias Königreich.“, fuhr Merou widerwillig fort. „Aber glaubt nicht, dass das gut für euch ist. Malitia wird sich sicherlich etwas für euch einfallen lassen.“

Mit einem Schnipsen erschien ein Tor vor ihnen, welches sich deutlich in Gold von der schwarzen Umgebung abhob.

Fighter, die gerade erst wieder das Bewusstsein erlangt hatte blickte Sailor Moon an, die deutlich mitgenommen aussah. Sie drückte ihre Hand und Sailor Moon sah sie an. Fighter schenkte ihr ein Lächeln.

„Gut gemacht, Schätzchen.“, sagte sie und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Nun zeichnete sich auch ein leichtes Lächeln auf Sailor Moons Lippen ab und sie lehnte sich leicht an ihre Freundin.

„Danke.“, sagte sie, bevor sie sich wieder aufrichtete und entschlossen dem Tor entgegen sah.

„Gehen wir.“

Königin Malitia

Tuxedo Mask musste ein paar Mal blinzeln, bevor er wieder klar sehen konnte. Was war passiert? Er erinnerte sich daran, dass er versucht hatte, Tsuki zu retten und sie aus dem klammernden Griff Cains zu befreien. Doch was war dann geschehen? Alles um ihn herum war schwarz geworden und hatte sich gedreht. Und jetzt? Jetzt befand er sich an einem dunklen, leicht muffig riechenden Ort. War er allein?

Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. Einige Meter von ihm entfernt konnte er Cain erkennen, der etwas hinter sich herzog. Etwas? Nein, jemanden! Es war Tsuki. Sofort setzte er sich in Bewegung, um ihr zur Hilfe zu kommen. Cain bemerkte ihn und drehte sich zu ihm um.

„Du hättest nicht herkommen sollen.“, sagte er kalt. „Sie duldet keine Eindringlinge.“

„Wer ist sie?“, fragte Tuxedo Mask, der noch immer versuchte, die Situation einzuschätzen.

„Die Königin.“, antwortete Cain kurz angebunden und wandte sich wieder von Tuxedo Mask ab. Er blickte vor sich, als würde er dort etwas sehen, das Tuxedo Mask verborgen blieb.

Angestrengt versuchte Tuxedo Mask zu erkennen, was Cain dort sah. Als dieser schließlich auf die Knie ging, die bewusstlose Tsuki vor ihm auf dem Boden liegend, konnte auch Tuxedo Mask endlich etwas sehen. Wie aus dem Nichts tauchten vor ihm plötzlich breite Stufen auf, die in einer erhöhten Ebene endeten, auf der ein eindrucksvoller, aber finster wirkender Thron stand. Und auf diesem Thron saß eine Frau. War sie die Königin?

Sie wirkte nicht älter als 30 Jahre, hatte aber schneeweißes Haar, das ihr lang und glatt über die Schultern fiel. Ihre blassen Lippen wirkten, als hätte sie in ihrem Leben noch nie gelächelt und sie blickte mit eisblauen Augen auf die Menschen vor ihr herab. Sie trug ein reich verziertes, pechschwarzes Kleid, welches ihre schmale Taille betonte.
 

„Meine Königin.“, sagte Cain ehrerbietig. „Ich bringe Euch Lumina vom Mondkönigreich.“

Tuxedo Mask horchte auf. Lumina vom Mondkönigreich? Meinte er Tsuki?

Er hatte noch nicht die Chance gehabt, von Bunny und den anderen zu hören, was sie auf Euphe herausgefunden haben, und ahnte nicht, um wen es sich bei Tsuki wirklich handelte.

Königin Malitia begutachtete Tsuki stumm, bevor ihr Blick sich auf Tuxedo Mask richtete. Ihre Augen weiteten sich beinahe unmerklich.

„Wer ist das?“, fragte sie und ließ damit zum ersten Mal ihre Stimme ertönen. Tuxedo Mask lief ein kalter Schauer über den Rücken.

Cain warf ihm kurz einen finsteren Blick zu, bevor er seiner Königin antwortete.

„Verzeiht mir. Er ist mir gefolgt, als ich mit Lumina hergekommen bin.“ Er wagte es nicht, Malitia in die Augen zu sehen und hielt den Kopf gesenkt.

Malitias Blick war fest auf Tuxedo Mask gerichtet. Wie in Trance stand sie auf, ohne Cain zu beachten.

„Was ist Dein Name?“, fragte sie.

„Ich bin Tuxedo Mask.“, antwortete er fest und widerstand dem Drang, den Blick von Malitias eiskalten Augen abzuwenden.

„Zeig mir Dein wahres Gesicht.“, verlangte die Königin und jeder einzelne Muskel in Tuxedo Masks Körper spannte sich an.

„Gib Tsuki frei und ich zeige Dir mein Gesicht.“, antwortete er.

Malitia warf einen kurzen Blick auf das noch immer bewusstlose Mädchen.

„Das ist unmöglich.“, sagte sie. „Zeig mir Dein wahres Gesicht freiwillig oder ich werde Dich dazu zwingen.“

„Was hast Du mit Tsuki vor?“, fragte Tuxedo Mask, ohne auf Malitias Drohung einzugehen.

Doch Malitia antwortete nicht mehr auf diese Frage. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und wirkten noch kälter, als sie sowieso schon waren. Sie hob ihren rechten Arm und nur einen Augenblick später wurde Tuxdedo Mask hart von einer unsichtbaren Kraft getroffen. Er krümmte sich und bevor er es sich versah, war er nicht mehr Tuxedo Mask, sondern Endymion. Sein wahres Gesicht hatte sie so einfach zum Vorschein bringen können, ohne sein Zutun und gegen seinen Willen.
 

„Endymion.“, sagte Malitia. Cain, der das Ganze bis dahin stumm beobachtet hatte, sprang ungläubig auf und betrachtete den Mann, der nun vor ihm stand.

„Endymion…“, flüsterte auch er. Er machte ein paar Schritte auf ihn zu.

„Cain!“, fuhr Malitia ihn an. Er zuckte kurz zusammen und blieb stehen. Er wendete sich zu Malitia um.

„Schaff das Mädchen hier weg.“, befahl sie. Cain verneigte sich kurz und überwandt die kurze Distanz zu Tsuki schnell. Gerade wollte er sie aufheben, da spürte er Endymions Schwert in seinem Rücken.

„Fass sie nicht an!“, brüllte er.

„Endymion!“ Mit einem Wink beförderte Malitia das Schwert aus seiner Hand und es schlitterte einige Meter weit über den Boden.

„Bedrohe nie wieder Deinen eigenen Bruder mit dem Schwert.“

Endymions Augen weiteten sich geschockt, als er versuchte, diesen Satz zu verstehen und zu verarbeiten.
 

Sailor Moon trat mit ihren Kriegerinnen durch das Tor, das Merou ihnen geschaffen hatte, um das Königreich Malitias zu betreten. Eine angespannte Stille hatte sich über sie gelegt, denn niemand wusste, was sie nun erwarten würde.

Der Raum, den sie nun betraten, unterschied sich nicht großartig von der Dunkelheit, die sie vorher umgeben hatte. Noch immer war es dunkel um sie herum, auch wenn sie jetzt einen Boden und Wände um sich herum erkennen konnten.

„Und was jetzt?“, fragte Jupiter und sprach damit die Frage aus, die sie sich alle stellten.

Plötzlich tauchte Merou vor ihnen auf. Sie schien mitten in der Luft zu sitzen und baumelte mit den Beinen. Sie kicherte vergnügt.

„Königin Malitia hat schon Besuch bekommen.“, sagte sie. „Aber sie wird sicher erfreut sein, noch mehr Gäste zu empfangen.“

„Wo ist sie?“, fragte Sailor Moon.

„Sie ist hier.“, antwortete Merou grinsend. „Hier in diesem Raum.“

Die Sailor Kriegerinnen spannten sich an und sahen sich um. Merou lachte.

„Psst.“, machte sie und hielt sich den Zeigefinger vor die Lippen. Die Kriegerinnen lauschten. Einiige Sekunden nahmen sie nichts als eine drückende Stille wahr, doch dann hörten sie Stimmen.

„Endymion!“, konnten sie nun klar und deutlich vernehmen. „Bedrohe nie wieder Deinen eigenen Bruder mit dem Schwert!“

Erstaunt sahen die Kriegerinnen sich an. Endymions Bruder? Und diese Stimme? Gehörte sie zu Königin Malitia?

„M…meinen Bruder?“, hörten sie nun die vertraute Stimme Endymions.

„Es ist wahr.“, sagte die Frauenstimme. „Cain ist Dein Bruder.“

„Du lügst!“, rief Endymion aus.

„Ich lüge nicht.“, widersprach die Stimme.

„Es ist wahr, Endymion.“, mischte sich nun eine weitere, sehr leise und schwach klingende Frauenstimme ein. Tsuki!
 

Endymions Blick richtete sich sofort auf das Mädchen, das mittlerweile wieder das Bewusstsein erlangt hatte und sich nun mühsam aufrichtete.

„Tsuki!“, rief er aus und drängte sich an Cain vorbei zu ihr.

„Es ist wahr.“, wiederholte sie. „Cain ist Dein Bruder.“

Tsukis Blick wanderte nach oben zu Malitia.

„Und sie… ist Deine Mutter.“, fügte sie hinzu.

„Meine… Mutter?“, fragte Endymion ungläubig und blickte ebenfalls zu Malitia, deren Blick fest auf ihn gerichtet war. Ein Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab, doch es war kein Lächeln, mit welchem eine Mutter ihr Kind besah. Es war ein eiskaltes, triumphierendes Lächeln.
 

„Malitia ist Endymions Mutter?“, fragte Sailor Moon ungläubig und auch auf den Gesichtern der anderen Kriegerinnen zeichnete sich Unglaube ab. Merou hingegen kicherte vor sich hin. Das Bild der beiden Königsfamilien, das sie auf Euphe gefunden hatte, blitzte für einen Augenblick in Sailor Moons Kopf auf.

„Merou!“, sprach Sailor Moon das Mädchen an. „Ich möchte zu ihnen!“

„Bist Du Dir da auch ganz sicher?“, fragte Merou spöttisch und neigte sich etwas zu ihr herunter. „Malitia ist nicht gerade gut auf die königliche Familie des Mondes zu sprechen.“

„Warum?“, fragte Sailor Moon. Merou ließ erneut ein Kichern hören.

„Das musst Du schon selbst herausfinden.“, antwortete sie hämisch. „Wenn Du sie unbedingt selbst treffen willst.“

Merou schnipste einmal mit dem Finger und sofort wurde die Szene zwischen Endymion, Tsuki, Malitia und Cain für die Sailorkriegerinnen sichtbar. Auch ihre Anwesenheit blieb nun nicht länger verborgen.
 

„Wer seid ihr?“, fragte Malitia, wütend über die unerwünschten Gäste, und brachte die ganze Umgebung damit zum Beben.

Sailor Moon musste schlucken, als sie die hübsche aber eiskalt wirkende Frau erblickte. Und sie sollte Endymions Mutter sein? Endymion, der ihr immer so warmherzig und treu zur Seite gestanden hatte und sie selbst nach ihrer Trennung immer noch so unterstützt hatte?

„Sailor Moon!“, rief Endymion erstickt aus, als er sie und ihre Sailorkriegerinnen erblickte.

Sailor Moon trat einen Schritt nach vorne.

„Wir sind das Sailorteam. Ich bin Sailor Moon und wir sind gekommen, um Tsuki und allen Menschen der Erde zu helfen.“

„Hmpf!“, machte Malitia verächtlich. „Ihr seid also das Sailorteam? Wiedergeboren, nachdem der Krieg ein weiteres Mal das Königreich des Mondes zerstört hat? Genauso wie Lumina und mein Endymion?“

Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Versucht, mich aufzuhalten!“, schrie sie und schleuderte Sailor Moon einen Energiestoß entgegen. Fighter reagierte sofort und riss sie aus der Schusslinie. Die Sailorkriegerinnen begaben sich in Kampfposition.

„Uranus!“, rief Sailor Uranus und sammelte ihre Kraft, um einen Konterangriff zu starten.

„Nein!“ Sailor Moon stellte sich Uranus entegegen und bedeutete ihr somit, Malitia nicht anzugreifen. Uranus hielt inne, obwohl ihr der Widerwille deutlich anzusehen war.
 

Sailor Moon wendete sich wieder Malitia zu.

„Königin Malitia.“, sprach sie sie an. „Warum tust Du den Menschen dieser Erde all das an?“

„Warum?“, wiederholte Malitia. „Ich nehme mir nur das, was mir rechtmäßig zusteht.“

„Wie kommst Du darauf, dass Dir das zusteht?“, brüllte Uranus wütend. Sie hasste es, nur rumzustehen und zu reden.

„Weil ich die Königin dieser Erde bin!“, antwortete Malitia mit einer eindrucksvollen Stimme, die vor Hass nur so strotzte.

„Doch IHR habe ich es zu verdanken, dass ich alles verloren habe.“ Ihre eisblauen Augen richteten sich auf Tsuki, die noch immer von Endymion im Arm gehalten wurde.

„Dieses Halbblut… Ein unnützes Wesen in dieser Welt… Ohne das rechtmäßige Erbe auf den Thron des Mondkönigreichs war sie nichts wert. Mein Sohn, der Kronprinz Endymion sollte die Mondprinzessin heiraten, um so die Macht über die Erde und den Mond gleichermaßen innezuhaben. Aber nachdem bekannt wurde, dass dieses Mädchen nicht die rechtmäßige Erbin war, ging alles langsam zu Bruch.

Die Mondkönigin weigerte sich, meinem Sohn ihre andere Tochter, Prinzessin Serenity, die rechtmäßige Erbin, zu geben. Und auch Endymion selbst stellte sich gegen uns. Mein Mann forderte das, was uns zustand, doch das Mondkönigreich kooperierte nicht. Also blieb uns nichts anderes übrig, als für unser Recht zu kämpfen! Mein Mann, der König der Erde, schwor, jeden zu töten, der sich uns in den Weg stellte, und das tat er auch. Seinen eigenen Sohn erstach er mit seinem Schwert. Doch was blieb ihm anderes übrig?

Da Endymion sich weigerte, die richtige Prinzessin zu heiraten, musste er aus dem Weg geräumt werden. Nur so konnte unser zweiter Sohn Cain zum Kronprinzen werden. Doch die Mondkönigin, diese Hexe, gab ihr eigenes Leben, um das ihrer Familie und ihrer Untergebenen zu retten. Ein ekelhafter Akt der Selbstlosigkeit. In die ewige Dunkelheit wurden wir verbannt. Cain und ich haben lange lange unsere Rache geplant.

Von meinem Mann jedoch, blieb uns nur noch das Herz…“

Sie schloss einen Augenblick die Augen, als wenn ihr die Erinnerungen große Qualen bereiteten, bevor sie ihren Blick auf eine Ecke links des Throns richtete, die bisher im Dunklen verborgen geblieben war.

Die Sailorkriegerinnen sowie Tsuki und Endymion folgten ihrem Blick und es bot sich ihnen ein Anblick des Grauens. Ein Herz so schwarz, wie das, von dem Sailor Moon Tsuki befreit hatte, doch um einiges größer und mit seiner Umgebung verwachsen schlug langsam aber stetig vor sich hin. Nun, da es ihnen nicht mehr verborgen war, konnten sie auch das dumpfe Geräusch des Herzschlags wahrnehmen, das ihnen mit seinem tiefen Ton durch Mark und Bein ging.

Keiner der Kriegerinnen wagte es in diesem Moment, etwas zu sagen. Die einzigen Geräusche, die sie gerade wahrnahmen, waren das dumpfe Klopfen des schwarzen Herzens und das Kichern Merous.
 

„Nun, Sailor Moon.“, sprach Malitia nun weiter. „Oder soll ich besser sagen, Prinzessin Serenity? Tochter von Königin Serenity und König Herion, dem Sohn meiner Schwester!“ Verachtung lag in ihrer Stimme.

„Verstehst Du nun, warum ich das tu, was ich tu? Die Erde gehört MIR! Und wenn ich euch erstmal aus dem Weg geschafft habe, wird auch das Mondkönigreich mir gehören!“

Die Prinzessin erwacht

„Malitia…“ Mitleid lag in Sailor Moons Stimme, als sie die verbitterte Königin ansprach. „Ich verstehe, dass Du sehr leiden musstest und sehr viel verloren hast… Aber das ist nicht der richtige Weg!“

Königin Malitia schnaubte verächtlich auf.

„Spar Dir Deine Moralpredigten, Prinzessin!“ Das letzte Wort spuckte sie förmlich aus.

„Wir möchten keinen Krieg führen!“, versuchte Sailor Moon es jedoch weiter. „Das Königreich des Mondes und das der Erde sollten zusammenhalten! Es ist doch unser beider Aufgabe, die Erde zu beschützen!“

„Sei still!“, brüllte Malitia und ruckartig ging eine starke Energiewelle von ihr aus, die es den Kriegerinnen schwer machte, sich auf den Füßen zu halten.

„Die Erde zu beschützen?“, fragte sie hämisch. „Lächerlich! Es geht nicht darum, die Erde zu beschützen! Es geht darum, die Erde und mit ihr alle Menschen zu beherrschen! Es geht um Macht!“

„Diese Macht ist nichts wert!“, mischte sich nun Endymion ein, der sich langsam von dem Schock des soeben Erfahrenen wieder erholte. „Was bringt es Dir, über eine Welt zu herrschen, in der die Menschen nur leiden?“

Malitia blickte ihn mit funkelnden Augen an.

„Anscheinend habe ich auch in diesem Leben nichts von Dir zu erwarten, Endymion.“, sagte sie. „Du bist eine einzige Enttäuschung.“

„Mutter!“, sprach Cain sie nun an, nachdem er das Ganze eine Weile lang nur stumm beobachtet hatte. Er konnte es noch nicht fassen, dass sein Bruder tatsächlich hier war. Sein Bruder, den er verehrt hatte, bis er von seinem eigenen Vater getötet worden war.

„Nenn mich nicht so!“, brüllte Malitia und zwang ihn mit einer weiteren Handbewegung in die Knie.
 

Sailor Moon konnte den gequälten Gesichtsausdruck Cains sehen. Sie hatte von Anfang an gespürt, dass sie ihm helfen wollte, und dieses Verlangen wurde nur noch stärker.

Plötzlich veränderte sich Malitias Ausdruck und für einen kurzen Moment wurde ihr Blick weicher.

„Cain!“, rief sie aus. Sorge lag in ihrer Stimme. Sie machte einen Schritt auf ihn zu. Im gleichen Moment ertönte ein tiefes Grollen durch das Schlagen des schwarzen Herzens. Abrupt blieb Malitia stehen und ihre Augen waren wieder genauso kalt wie vorher.
 

„Sailor Moon.“, flüsterte Merkur. „Hast Du das gesehen?“

Sailor Moon nickte. Anscheinend hatte das schwarze Herz die Kontrolle über Malitia.

„Wir müssen das Herz zerstören.“, flüsterte Mars nun mit entschlossenem Blick.

„Ich glaube nicht, dass das so einfach sein wird.“, erwiderte Merkur, die ihre Analysebrille und ihren Minicomputer gezückt hatte. „Der Computer zeigt unzählige Energien um uns herum an. Ich befürchte, dass, wenn wir angreifen, jede Menge Gegner hier auftauchen werden.“

„Wir müssen es trotzdem versuchen.“, sagte Fighter.
 

„Malitia!“, Tsukis Stimme hallte durch den Raum. Malitias Blick richtete sich auf sie.

„Du wagst es, das Wort an mich zu richten?“, fragte sie. „Du hast Glück, dass ich Dich bisher verschont habe.“

„Ihr könnt mit mir machen, was Ihr wollt.“, erwiderte Tsuki fest. Endymion keuchte entsetzt auf und griff nach ihrer Hand. Sie schenkte ihm ein kurzes Lächeln.

„Mir ist es nicht wichtig, dass ich in Sicherheit bin. Für mich ist einzig und allein das Wohl der Menschen auf dieser Erde wichtig. Dazu gehören alle Menschen, die Sailorkriegerinnen, Endymion, Cain und auch Ihr, Königin.“

„Du wagst es…“ Die Stimme Malitias zitterte vor Wut.

„Kommt zu Euch, Lyria!“, rief Tsuki nun etwas lauter. „Das seid nicht Ihr! Ihr werdet beherrscht! Die Erdenkönigin, die ich kenne, ist eine gutmütige und barmherzige Frau!“

„Lyria?“, fragte Malitia leise. „Diesen Namen habe ich schon seit Jahrhunderten nicht mehr gehört!“

„Ihr erinnert Euch also.“ Tsuki lächelte. „Königin Malitia, das seid Ihr nicht! Königin Malitia ist das, was ES aus Euch gemacht hat!“ Sie zeigte auf das schwarze Herz.

„Nein!“, brüllte Malitia. „Sei still!“

Sie hielt sich die Hände über ihre Ohren, um so den Worten Tsukis zu entgehen. Sie sah gequält aus.
 

„Das ist unsere Chance, Sailor Moon!“, zischte Mars und Sailor Moon nickte entschlossen.

„Macht der Sterne!“, rief sie aus und formte mit ihren Händen den goldenen Lichtbogen. Der Pfeil, der auf der Sehne lag, zielte auf das schwarze Herz. „Sieg und heile!“

Sie schoss den Pfeil ab und er flog sirrend auf das Herz zu. Bevor er es jedoch erreichen konnte, tauchte Merou vor dem Herzen auf und wehrte den Pfeil locker ab.

„Das solltet ihr lieber lassen.“, sagte sie mit einem hämischen Grinsen, während ihre Augen schon beinahe aus ihren Augenhöhlen heraustraten.

„Verdammt!“, fluchte Fighter.

Der missglückte Versuch, das Herz zu zerstören hatte Malitias Aufmerksamkeit geweckt.

„MEROU!“, rief sie und das kleine Mädchen reagierte sofort. Kurz balancierte sie vier Murmeln zwischen den Fingern ihrer linken Hand, bevor sie sie auf die Gruppe der Sailorkriegerinnen schleuderte.

„Schätzchen!“, rief Fighter aus und riss Sailor Moon mit sich zur Seite, um so den Explosionen auszuweichen.

Venus, die sich mit einer Hand auf dem Boden abstützte, sah entsetzt, was die anderen noch nicht mitbekommen hatten.

„Die Wände…“, rief sie aus. Die Aufmerksamkeit aller wurde auf die Wände gelenkt. Nacheinander trat ein Dämon nach dem anderen durch das feste Gestein der Mauern. Es dauerte nicht lange, da waren die Kriegerinnen schon vollkommen umzingelt. Auch auf Endymion, Tsuki und Cain gingen sie zu.

Die Dämonen waren allesamt gleichförmig von graubrauner Farbe und schwer von der dunklen Umgebung zu unterscheiden. Sie wirkten kantig und auch ihre Bewegungen stockten. Dennoch strahlten sie Kraft aus und gerade durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit wurden sie den Kriegerinnen gefährlich.
 

Einer der Dämonen langte nach Merkur, die durch einen geschickten Sprung nach hinten ausweichen konnte.

„Merkur, Macht des Wassers, sieg!“, rief sie und brachte damit den angreifenden Dämonen zum Zerbrechen.

„Sie halten nicht viel stand!“, rief sie den anderen zu, die ebenfalls schon schwer mit den Angriffen der Gestalten zu tun hatten.

Plötzlich bewegten sich doch die Brocken, die nach Merkurs Attacke übrig geblieben waren, und aus ihnen entstanden gleich drei neue dieser Wesen.

„Ah!“ Merkur hatte gerade noch Glück und konnte auch ihnen ausweichen. Sie hielt sich mit den Angriffen lieber erstmal etwas zurück und versuchte festzustellen, wie man die Dämonen besiegen konnte, ohne dass sie Sekunden später vervielfacht wieder auferstanden. Da sie den Angriffen der Dämonen gleichzeitig ausweichen musste, war dies jedoch kein leichtes Unterfangen.
 

„Sie vervielfältigen sich!“, rief Jupiter verzweifelt, nachdem sie bereits einige der Gestalten zerstört hatte und diese sie nun vermehrt erneut angingen.

„Ich versuche schon, herauszubekommen, was wir machen können!“, rief Merkur verzweifelt. Mittlerweile hatten sich Maker und Mars zu ihr gesellt, die versuchten, Merkur etwas mehr Spielraum zu verschaffen.
 

„Uranus! Sieg!“, rief Uranus und räumte damit gleich mehrere der Dämonen aus dem Weg, die sich jedoch kurz später wieder erhoben, und zwar in vervielfältigter Zahl. Uranus biss die Zähne zusammen. Sie wollte sie platt machen! Sie wollte nicht nur ausweichen. Aber sie machte so alles nur noch schlimmer.
 

Die Kriegerinnen trugen die ersten Verletzungen davon. Neptun hinkte etwas, nachdem ihr rechter Knöchel hart getroffen wurde. Jupiter hielt sich die linke Schulter, an der ihr Kostüm zerfetzt war und etwas Blut zu sehen war. Fighters linke Wange zierte ein Schnitt. Uranus Rücken wurde von drei roten Streifen verziert, die durch das an den jeweiligen Stellen gerissene Kostüm zum Vorschein kamen.

Healers Augen suchten Venus, die wie alle anderen versuchte, sich selbst zu verteidigen, ohne die Wesen zu zerstören und ihre Zahl damit noch zu vergrößern. Healer knirschte mit den Zähnen. Wenn das so weiter ging, würden sie völlig erledigt sein, bevor sie auch nur die Chance hätten, etwas gegen diese Dämonen zu tun.

Ihr Blick schweifte zu Merkur, dem Kopf der Kriegerinnen. Zwischen einigen Ausweichmannövern tippte sie wie wild auf ihrem Minicomputer. Ganz leicht konnte Healer Symbole und Zahlen erkennen, die über Merkurs Brille rasten. Doch Merkurs Blick ließ in ihr keine Hoffnung aufkommen.

Erneut richtete sie ihren Blick auf Venus, die sich gerade unter einem Schlag hinwegduckte. Sie konnte nur hoffen, dass sie das Ganze heile überstanden. So jedenfalls durfte es nicht enden.

In diesem Moment traf sie ein harter Schlag am Kopf und schleuderte sie zu Boden. Sie war einen Moment zu viel unaufmerksam gewesen.

„Healer!“, rief Venus auf und sprintete zu ihrer Freundin. Auch sie hatte ihre Partnerin stets im Blick behalten.

Kaum hatte sie sie erreicht, versuchte eines der Wesen ihr einen Schlag in den Rücken zu verpassen. Healer, die das jedoch gesehen hatte, konnte sie gerade noch zu sich herunterziehen und mit ihr zur Seite rollen.

„Bist Du ok?“, fragte sie, während sie mit der Hand nach ihrer eigenen Wunde tastete. Das Blut aus der Kopfverletzung verschleierte ihr die Sicht auf dem rechten Auge.

„Ja…“, antwortete Venus hastig. „Was ist mit Dir?“

Healer grinste schief.

„Ging schon mal besser.“

Venus registrierte im Augenwinkel eine Bewegung und konnte gerade noch rechtzeitig reagieren, um sich selbst und Healer aus der Reichweite des Dämons zu bringen. Sie wollte sich wieder aufrichten, um sich und die verletzte Healer besser verteidigen zu können, da hielt Healer sie zurück.

„Mina!“, rief sie aus und zog sie wieder zu sich herunter. „Ich weiß, das ist ein schlechter Zeitpunkt, aber…“

Venus beobachtete, wie Healer etwas hervorholte. Es blitzte kurz auf und kaum, dass sie es sich versah, hatte Healer ihr den Gegenstand, der sich als Kette herausstellte, um den Hals gehängt. Sie konnte einen grünen Stein in einer goldenen Fassung erkennen.

„…ich möchte, dass Du es hast. Es soll Dich beschützen.“

„Yaten…“, flüsterte Venus und sie merkte, dass sich Tränen in ihren Augenwinkeln bildeten. Sie beugte sich ganz zu Healer herunter und legte ihre Lippen auf die ihrer Freundin. Es war ein kurzer, aber intensiver Kuss.

„Ich liebe Dich, Minako.“, sagte Healer, nachdem sie ihn wieder gelöst hatten. Trotz der Situation, in der sie sich befanden, hatte Venus das Gefühl, als sei dies womöglich der schönste Moment ihres Lebens. Yaten hatte gesagt, dass er sie liebte. Das hatte er noch nie getan.

„Ich liebe Dich auch!“, erwiderte sie und lächelte.
 

„Hey ihr zwei!“, rief Fighter wütend, nachdem sie gleich zwei der Dämonen zu Fall gebracht hatte, indem sie sie mit vollem Körpereinsatz gerammt hatte.

Venus und Healer sahen erschrocken auf. Der magische Moment war vorbei und wenn Fighter sie nicht beschützt hätte, wäre er womöglich böse ausgegangen.

Venus sprang auf und half Healer auf die Beine.
 

„Merkur!“, rief Mars verzweifelt. „Hast Du noch nichts herausgefunden?“

„Nein!“, antwortete Merkur verzweifelt. Immer hektischer versuchte sie, die Schwachstelle der Dämonen ausfindig zu machen. Aber abgesehen davon, dass sie leicht zerfielen, schienen sie keine zu haben. Und diese Schwachstelle war nicht wirklich eine, da sie sich binnen weniger Sekunden nicht nur regenerieren sondern auch noch multiplizieren konnten.
 

Auch Cain befand sich mittlerweile mitten im Getümmel. Obwohl ihn die Wesen zunächst nicht von sich aus angegriffen hatten, hatte auch er versucht, gegen sie anzugehen. Es war seine Chance, das Ganze zu beenden. Wenn er sich jetzt auf die Seite der Sailorkriegerinnen begab, gab es vielleicht eine Chance, sich wieder mit seinem Bruder zu vereinigen und dem Wahnsinn, den seine Mutter überkommen hatte, ein Ende zu setzen.

Er sah, dass die Kriegerin mit dem braunen Pferdeschwanz alle Hände voll zu tun hatte, als sie sich gleich gegen vier der Dämonen verteidigte. Er konnte überall Schürfwunden und Schnitte erkennen. Ein fünfter Dämon näherte sich von hinten.

„Pass auf!“, rief er und brachte den Dämon zu Fall, bevor er Jupiter erreichte. Diese wandte den Kopf für einen Moment in seine Richtung und sah ihn mit vor Erstaunen weit aufgerissenen Augen an. Offensichtlich hatte sie mit seiner Hilfe nicht gerechnet. Selbstverständlich nicht. Doch sofort blickte sie wieder nach vorne, denn Unaufmerksamkeit konnte in diesem Chaos böse ausgehen.

Er stellte sich zu ihr und stand nun Rücken an Rücken zu ihr, während auch er weiterhin die Dämonen abwehrte.

„Danke.“, hörte er die kräftige, aber warme Stimme Jupiters, die ihn für einen Moment aus dem Konzept brachte. Dann lächelte er.

„Gern geschehen.“
 

Immer weiter wurden Tsuki und Endymion, der sich schützend vor sie gestellt hatte und sie verteidigte, nach hinten gedrängt. Die Flut der Dämonen hörte nicht auf. Sie waren hartnäckig und nachdem Endymion anfangs einige zerstört hatte, waren es auch noch mehr geworden. Er konnte nichts anderes tun, als dafür zu sorgen, dass Tsuki nichts geschah.

Tsuki fühlte sich hilflos. Sie besaß keine Kräfte wie die Sailorkriegerinnen und war das Kämpfen nicht gewohnt. Sie wich aus, wenn es nötig war und versuchte, für Endymion im Blick zu behalten, wenn sich unerwartet ein neuer Angreifer näherte.

Sie sah, wie Endymion zu Boden geschleudert wurde, als ein Schlag ihn schließlich doch traf. Gleich holten mehrere der Dämonen zu weiteren Schlägen aus, denen Endymion in dieser Position unmöglich allen ausweichen konnte.

„NEIN!“, rief Tsuki und stellte sich schützend und mit ausgebreiteten Armen vor ihn. Sie hatte Angst und dennoch hatte sie keinerlei Zweifel an dem, was sie tat. Sie musste ihn beschützen, auch wenn sie selbst dadurch in Gefahr geriet.

Sie kniff die Augen zusammen und erwartete, die Schläge der Dämonen zu spüren. Doch gerade als die Faust des ersten Dämons ihr Gesicht erreichte, erstrahlte das Halbmondsymbol auf ihrer Stirn in einem gleißenden, leicht türkisfarbenen Licht. Die Hand des Wesens zerbröselte zu Staub und konnte Tsuki so nicht treffen.

Das Mädchen öffnete die Augen, als sie eine unbekannte Energie spürte, die ihren ganzen Körper durchströmte.
 

Als Tsuki ihre Augen öffnete, breitete sich das Licht, das von ihrem Halbmondsymbol ausgegangen war wie eine Welle im ganzen Raum aus. Nicht nur ihre Stirn, auch ihre Augen, ihr ganzer Körper erstrahlten. Wie zuvor die Hand des Dämons, zerfielen nun alle der Wesen und hinterließen nichts als Staub und Sand.

Die Augen aller waren auf Tsuki gerichtet. Staunen und Bewunderung lagen in den Blicken der meisten. Angst, Entsetzen und Verabscheuung jedoch waren in Malitias Augen zu erkennen.

Als das Licht, das Tsuki ausstrahlte, langsam wieder verblasste und nur noch das Leuchten des Halbmondsymbols auf ihrer Stirn zurückblieb, hatte das Mädchen sich verändert.

Sie trug ein langes helltürkises Kleid mit saphirblauen Ornamenten. Ihr türkises Haar fiel ihr wallend über den Rücken und ihre Augen strahlten Güte und Barmherzigkeit aus.

„Lumina…“, flüsterte Endymion, der in diesem Moment die große Liebe seines ersten Lebens erkannte.

Merous Herz

Die Blicke aller waren auf die wiedererwachte Prinzessin gerichtet. Nur langsam wurde dieser bewusst, was gerade passiert war.

„Lumina.“, hörte sie die erstickte Stimme Endymions und drehte sich zu ihm um. Er sah sie ungläubig an und auch ihre Augen weiteten sich, als ihr bewusst wurde, wie er sie genannt hatte.

„Endymion?“, fragte sie unsicher. Konnte er sich etwa an sie erinnern? Langsam streckte er seine Hand nach ihr aus, bis sie schließlich ihre Wange erreichte. Sie zitterte leicht.

„Du bist es wirklich…“, sagte er leise. Eine stumme Träne bahnte sich den Weg aus Luminas Augenwinkel hinunter zu Endymions Hand.

„Endymion!“, schluchzte sie auf und warf sich ihm in die Arme. Endymion zog sie fest an sich. Nach so langer Zeit waren sie endlich wieder vereint.
 

Ein Lächeln zeichnete sich auf Sailor Moons Lippen ab. Sie konnte das Glück der beiden förmlich spüren und freute sich, dass Lumina und Endymion endlich wieder zusammen waren. Sie spürte, wie sich Fighters Hand in ihre schob und sie kurz drückte.
 

Hasserfüllt starrte Malitia auf das Paar hinab. Immer mehr durchströmte sie das Gefühl von Abscheu, als sie ihren Sohn und seine Geliebte betrachtete. Nur durch diese Liebe wurde ihrer aller Leben so zerstört. Was war schon Liebe? So etwas Banales hätte niemals ihre Herrschaft beenden dürfen. Es war nichts weiter als eine Schwäche der Menschen.

„Genug!“, brachte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ihre Stimme klang gepresst und dennoch war sie laut genug, um durch den ganzen Raum zu hallen.

Endymion und Lumina lösten sich voneinander und wandten sich Malitia zu, nicht jedoch ohne nach der Hand des jeweils anderen zu greifen.

„Lyria…“, setzte Lumina an. „Ich bitte Euch! Kommt zu Euch!“

„SEI STILL!“, brüllte Malitia und schleuderte Lumina einen Energieball entgegen, der sie und auch Endymion von den Füßen riss.
 

„Lumina!“, rief Sailor Moon. „Endymion!“

Sie machte ein paar Schritte auf sie zu. Malitia jedoch schleuderte auch ihr einen Energieball entgegen. Davon getroffen wurde sie zurückgeschleudert, wo sie von Fighter aufgefangen wurde.

„Es reicht!“, sagte Malitia. „Keiner von euch wird diesen Ort jemals wieder verlassen! HAAH!“

Schwarze Fesseln schossen plötzlich aus dem Boden hervor und wickelten sich um die Arme, Beine, Taillen oder gar Hälse der Sailorkriegerinnen. Auch Lumina und Endymion wurden nicht verschont. Lediglich Cain stand unberührt zwischen den Fesseln.

„Mutter!“, brüllte er. Irgendwie muss sie doch zur Vernunft gebracht werden können.

„Sei still!“, spuckte sie förmlich aus. „Cain. Stell Dich an meine Seite und wir werden die Herrschaft über die Erde zurückerlangen! Stellst Du Dich jedoch gegen mich, werde ich Dich nicht verschonen.“

Er biss die Zähne zusammen, während seine Gedanken rasten. Was sollte er tun? Er konnte sich nicht mehr an ihre Seite stellen. Jetzt, wo er seinen Bruder zurück hatte und die reine Liebe gesehen hatte, die zwischen ihm und Lumina herrschte, konnte er nicht mehr an die Seite seiner Mutter zurückkehren. Im Augenwinkel nahm er das schwarze Herz wahr. Es war alles nur die Schuld dieses Herzens. Es hatte seine Mutter manipuliert und sie zu der Frau gemacht, die sie heute war. Und sie wiederum hatte ihn all die Jahre mit Lügen gespeist.

„Wie entscheidest Du Dich, Cain?“, fragte Malitia ungeduldig.

Einen Moment zögerte er, bevor er seinen Kopf senkte und sich schließlich vor ihr auf die Knie niederließ.

„Ich bin auf Eurer Seite, Königin.“, sagte er.

Ein triumphierendes Lächeln trat auf Malitias Lippen.

„Cain!“, rief Endymion, der nicht fassen konnte, dass sein kleiner Bruder sich für Malitia entschied, verzweifelt aus.

Endymions verzweifelter Ruf versetzte ihm einen Stich, doch konnte er im Augenblick nichts dagegen tun. Würde er sich gegen Malitia stellen, würde auch er binnen Sekunden bewegungsunfähig gemacht werden. Was brachte ihnen das? Nichts! Nur so konnte er sich frei bewegen und vielleicht etwas bewirken.

„Cain.“, sprach Malitia ihn an. „Tu es!“

Ein Schatten legte sich über sein Gesicht, als er sich vor ihr verneigte, zum Zeichen, dass er ihrem Befehl Folge leisten würde.
 

Langsam schritt er auf Jupiter zu, die ihm am nächsten war. Sie war mittlerweile von den Fesseln in die Knie gezwungen worden. Mit zusammengebissenen Zähnen sah sie Cain entgegen. Kein Zeichen der Angst war auf ihrem Gesicht zu sehen, dafür konnte er jedoch Wut und eine starke Willenskraft in ihren Zügen erkennen. Je näher er ihr kam, desto schlechter fühlte er sich bei dem Gedanken, was er würde tun müssen.

Er kniete sich vor ihr hin und zog eine kleine tiefschwarze Kugel hervor, die denen Merous ähnelte. Er legte eine Hand in Jupiters Nacken und beugte sich gänzlich zu ihr. Seine Lippen streiften ihr Ohr, als er ihr zuflüsterte: „Es tut mir leid.“

Jupiters Augen weiteten sich für einen Moment, bevor Cain die kleine Kugel auf Höhe ihres Herzens in ihre Brust drückte. Jupiter keuchte kurz auf, bevor sie zusammensank.

„Nein!“, rief Sailor Moon verzweifelt aus. Das durfte nicht passieren.

„Cain!“, rief Endymion erneut. „Warum tust Du das? Hör auf damit! Das bist nicht Du!“

Cain jedoch reagierte auf keine der Stimmen. Im Augenblick konnte er nichts anderes tun, als Malitias Befehl auszuführen. Die Königin stand vor ihrem Thron und sah mit einem Lächeln auf das Geschehen hinab.

Einem nach dem anderen drückte er eine der schwarzen Kugeln in die Brust. Einer nach dem anderen sackte in sich zusammen. Sie versuchten, sich zu wehren, ihn mit Worten zu überzeugen, doch es war zwecklos. Durch die Fesseln konnten sie sich nicht bewegen.
 

Schließlich stand er vor Fighter, die ihn mit einem hasserfüllten Blick ansah. Mit aller Kraft versuchte sie, sich gegen die Fesseln zu wehren, doch es hatte einfach keinen Sinn. Sie konnte sich nicht einen Millimeter bewegen. Cain warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu, bevor er sich zu ihr beugte.

„Beweg Dich nicht.“, flüsterte er so leise, wie es ihm nur möglich war. Angewidert merkte Fighter, wie Cains Hand ihren Körper entlangfuhr, bevor er ihre Brust erreichte. Er drückte seine Finger gegen sie und in Bruchteilen von Sekunden erkannte Fighter, was vor sich ging. Als Cain sich von ihr entfernte, sackte sie in sich zusammen.

Als letzte der Sailorkriegerinnen musste sich Cain nun um Sailor Moon kümmern. Er versuchte, ihren Blick zu deuten. Mitgefühl, Traurigkeit und dennoch… Hoffnung? Als er vor ihr stand, blickte er ihr direkt in die Augen. Er beugte sich zu ihr, so wie er es zuvor auch bei den anderen getan hatte.

„Rette sie.“, flüsterte er und fuhr mit den Händen über die Fesseln, die sich daraufhin lösten. „Jetzt!“

Sailor Moon reagierte sofort.

„Macht der Sterne!“, rief sie und formte den goldenen Lichtbogen. „Sieg und heile!“

Im gleichen Moment sprang Fighter auf. „Sailor Star, strafe sie!“

Während Sailor Moon einen Pfeil nach dem anderen auf ihre Kriegerinnen schoss, wovon sie nicht nur von der soeben eingepflanzten Saat des Bösen befreit wurden, sondern auch von den Fesseln, richtete Fighter ihren Angriff auf Malitia. Zwar wurde diese davon nicht schwer getroffen, jedoch konnte Fighter sie so für einen Moment ablenken.

Cain hatte in der Zwischenzeit die Distanz zu Endymion und Lumina zurückgelegt und befreite sie nun von ihren Fesseln.

„Wir müssen sie aufhalten!“, sagte er zu seinem Bruder. Endymion schenkte ihm ein Lächeln und nickte. Cain hatte sich also für sie entschieden.
 

Langsam rappelten die Sailorkriegerinnen sich wieder auf. Sie hatten nicht so recht mitbekommen, was soeben passiert war. Cain hatte sie einer nach der anderen mit der Saat infiziert und dann? Sailor Moon hatte ihren Lichtbogen gespannt und richtete ihn auf Malitia.

„Verräter!“, schrie diese hysterisch. Ihre Augen traten hervor und eine schwarze Energie umgab sie.

„Cain.“, sagte Endymion. „Schnell!“ Cain nickte und gemeinsam erklommen sie die Stufen hinauf zu Malitias Thron. Es fühlte sich an wie tausend Stromschläge, als sie die Energiesphäre um Malitia herum betraten. Sie ließen sich jedoch nicht davon aufhalten und schon bald erreichten sie die Königin. Jeder packte einen ihrer Arme und gemeinsam drückten sie sie in ihren Thron, während sie nur laut schrie.

„Sailor Moon!“, rief Endymion zum Zeichen und schon schoss Sailor Moon ihren goldenen Pfeil genau auf das Herz Malitias. Der Pfeil durchbohrte ihre Brust und traf hinten auf den Stein des Throns.

Malitias Augen wurden leer und ihre Schreie verstummten. Die Energiesphäre um sie herum schien sich jedoch auszuweiten.

Endymion und Cain packten ihre Arme und versuchten, sie mit sich zu ziehen. Jedoch schien es, als sei sie fest mit dem Thron verwachsen. Nur nach und nach konnten die beiden Männer die Königin von dem Thron lösen. Schließlich schafften sie es jedoch noch und ruckartig löste sich der Körper Malitias.

Der Pfeil verschwand komplett in ihrer Brust, bevor er in der Lehne des Throns steckend wieder zum Vorschein kam. An seiner Spitze befand sich triefend und mit einigen Auswüchsen ein schwarzes Herz.

Gemeinsam mit der Königin flohen Endymion und Cain aus der schwarzen Energiesphäre, die von dem schwarzen Herzen aufrechterhalten wurde. Sobald sie die Sphäre verlassen hatten, veränderte sich Malitia. Ihr zuvor schneeweißes Haar wurde pechschwarz so wie das Endymions. Ihr schwarzes Kleid wurde zu einem Kleid in warmem Weinrot. Ihre Gesichtszüge wurden weicher und als sie die Augen öffnete, hatten sie sich von dem Eisblau in einen warmen Grünton verändert.

Währenddessen hatte sich in das schwarze Licht der Energiesphäre ein strahlendes Gold gemischt. Der goldene Pfeil Sailor Moons strahlte seine reine Energie aus und kämpfte gegen das Schwarz des Herzens an. Schon bald hatte das Gold das Schwarz vollkommen verdrängt und in einer Art Explosion verschwand das schwarze Herz gänzlich, während ein kleiner Goldregen auf die Kriegerinnen niederging.
 

„Du hast es geschafft!“, jubelte Venus und sprang auf Sailor Moon zu. Auch auf den Gesichtern der anderen Kriegerinnen breitete sich ein Lächeln aus.

Endymion und Cain ließen die Königin auf den Boden sinken.

„Lyria!“, rief Lumina besorgt und stürmte auf sie zu. Sie ließ sich auf die Knie nieder und bette den Kopf der Erdenkönigin auf ihrem Schoß. Die Königin atmete schwer und schien gegen den Verlust ihres Bewusstseins anzukämpfen.

„Lumina…“, sagte sie keuchend und streckte die Hand nach der Prinzessin aus.

„Es tut mir so leid…“, sagte sie und legte schließlich die Hand an Luminas Wange.

„Es ist nicht Eure Schuld, Königin Lyria.“, erwiderte Lumina und drückte die Hand der Königin. Sie war wieder da. Die warmherzige Frau, die Mutter ihres Geliebten, die sie vor einigen Jahrhunderten kennengelernt hatte.

Die Hand Lyrias erschlaffte und auch ihre Augen fielen zu.

„Mutter!“, keuchte Cain auf.

„Keine Sorge.“, beruhigte Lumina ihn lächelnd. „Sie ist nur erschöpft.“
 

Ein Klatschen durchdrang plötzlich den Raum. Aller Augen richteten sich auf die Quelle des Geräuschs. Merou schwebte etwa zwei Meter über dem Boden vor dem riesigen schwarzen Herz neben dem Thron.

„Herzlichen Glückwunsch.“, sagte sie mit einem breiten Grinsen. „Ihr habt es geschafft, Malitia von der Saat des Bösen zu befreien.“

„Merou…“, flüsterte Sailor Moon, die der Anblick des Mädchens sehr schmerzte. So viel Hass lag auf den Zügen dieses kleinen Mädchens.

„Leider bringt euch das absolut gar nichts!“, lachte Merou. „Wusstet ihr nicht, dass die Königin auch nur eine Schachfigur ist, die man entbeeren kann? Erst wenn ihr den König matt gesetzt habt, habt ihr gewonnen!“

„Sie wird immer noch von dem schwarzen Herz kontrolliert.“, sagte Fighter mit zusammengebissenen Zähnen.

„Du musst sie retten, Sailor Moon!“, rief Mars.

„Nein, warte!“, warf Merkur ein, die mit ihrer Analysebrille auf Merou starrte. „Irgendetwas stimmt bei ihr nicht…“

Merou lachte.

„Schlaues Mädchen.“, sagte sie gehässig. „Ich bin anders als all die anderen, von denen die Saat Besitz ergriffen hat. Du kannst mich nicht retten.“

Erneut ließ sie ein kaltes Lachen ertönen.

„Was meinst Du damit?“, fragte Sailor Moon.

„Frag doch Deine Freundin.“, antwortete Merou und deutete auf Merkur, die mittlerweile einen entsetzten Gesichtsausdruck angenommen hatte.

„Merkur?“, fragte Sailor Moon vorsichtig. Merkur zögerte einen Moment, bevor sie antwortete.

„Sie… hat kein Herz.“, antwortete sie schließlich. „Die Saat ist alles, was sie am Leben hält.“

Sailor Moon legte entsetzt die Hand vor ihren Mund und sah wieder auf Merou, die vergnügt vor sich hin kicherte.

„So ist es.“, sagte sie. „Wenn Du die Saat in mir zerstörst, tötest Du mich.“

Tränen sammelten sich in Sailor Moons Augen.

„Warum?“, fragte sie.

„Weil mein Mörder mir mein Herz genommen hat.“, antwortete sie.

Merous Mörder

Merous Worte hallten durch Sailor Moons Kopf. „Weil mein Mörder mir mein Herz genommen hat.“

Sie brauchte einige Sekunden, um das zu verarbeiten. Sie hatte eine Hand auf ihre Brust gelegt und sah Merou mit einem Blick an, der Mitgefühl, Traurigkeit und Verzweiflung zeigte. Verzweiflung, weil sie nicht wusste, was sie tun sollte.

„Dein… Mörder?“, fragte sie das kleine Mädchen. Merou lachte.

„Du hast richtig gehört, Sailor Moon.“, antwortete sie grinsend. „Mein Mörder!“

Sie warf einen Blick auf das große schwarze Herz, das bedrohlich und doch ganz ruhig hinter Merou hing und dessen dumpfer Herzschlag den Raum erfüllte. Merou beugte sich etwas zu den Sailorkriegerinnen runter und sprach leise weiter.

„Der König…“, flüsterte sie schon fast.

„Der König?“, fragte Fighter nach. Erneut schielte Merou auf das Herz.

„Ich habe etwas gesehen, was ich nicht hätte sehen sollen.“, sagte sie schließlich und sah dabei äußerst vergnügt aus. „Kinder sollen nicht herumschleichen und die Erwachsenen bei etwas beobachten, was sie nichts angeht.“

„Was hast Du gesehen?“, fragte Sailor Moon.

„Ich habe ES gesehen.“, antwortete Merou mit weit aufgerissenen Augen.

„Aber WAS hast Du gesehen?“, fragte Sailor Moon verzweifelt. „Und wer ist der König?“

„Er ist es…“, sagte Merou leise. „Der Erdenkönig. Lyrias Mann. Coron.“

„Ist er auch der König, den wir besiegen müssen, um zu gewinnen?“, fragte Fighter, die sich an Merous Schachmetapher erinnerte. Das Mädchen kicherte.

„Coron ist tot.“, sagte sie vergnügt. „Er ist vor 300 Jahren im Krieg mit dem Mondkönigreich gefallen. Nachdem er seinen eigenen Sohn und dessen Geliebte mit dem Schwert durchbohrt hat.“ Erneut lachte sie. „Er war ein grausamer Mann.“

 

„Das war er nicht!“, ertönte die Stimme von Königin Lyria, die ihr Bewusstsein zurückerlangt hatte und sich nun mit Hilfe von Lumina und Endymion aufrichtete. Merou sah sie abschätzig an, antwortete jedoch nicht.

„Er war es nicht.“, sagte Lyria bitter. Plötzlich grinste Merou wieder.

„Nein, er war es nicht.“, gab sie zu. „Er war nur eine Marionette, genau wir Ihr, Königin.“

„Eine Marionette wofür?“, fragte Fighter, die es langsam leid war, Merou jedes Wort aus der Nase ziehen zu müssen.

„Für ES.“ Sie deutete auf das Herz. „Für das Böse, die Dunkelheit, das Nichts. Es hat viele Namen. Alle stimmen, aber keiner ist der Richtige, der Einzige. Es ist nichts Greifbares, nichts Sichtbares. Es ist überall und nirgendwo.“

„Wenn es nicht greifbar ist und nicht sichtbar…“, rief Fighter. „Warum ist es dann in der Gestalt dieses Herzens?“

„Versteh das nicht falsch.“, sagte Merou grinsend. „Das, was du hier siehst, ist lediglich eine Manifestierung, die es ermöglicht hat, Königin Lyria zu kontrollieren und für seine Zwecke zu benutzen. Es kann verschiedene Gestalten annehmen, doch die des Herzens trägt einen besonderen Reiz, findest Du nicht? Es ist ein Paradoxon. Ein schlagendes Herz, das Leben bedeutet… Und doch bringt es nichts als Verderben.“

Sie lachte.

 

„Merou…“, sagte Sailor Moon leise. „Was hast Du damals gesehen?“

Für einen Augenblick starrte Merou sie nur an. Sie zog eine Grimasse, als sie sich an das erinnerte, was damals passiert war.

„Ich habe gesehen, wie ES König Coron eingenommen hat. Es ist in ihn eingedrungen, hat ihn vollkommen eingenommen. Der König hat sich gekrümmt, ist auf die Knie gegangen, hat geschrien. Ich war erst sechs Jahre alt und wusste nicht, was passiert. Ich habe nur dagestanden und ihn angesehen. Plötzlich ist er verstummt und ist aufgestanden, als wäre nichts geschehen. Er hat mich gesehen und ist auf mich zugekommen. Ich konnte mich nicht bewegen und ihn nur anstarren. Er streckte die Hand nach mir aus und bevor ich wusste, was los war, bohrte sich seine Hand durch meine Brust, brach meine Rippen und schloss sich um mein Herz. Ich spürte keinen Schmerz und brachte keinen Laut über meine Lippen. Ich konnte ihn nur anstarren. Er riss mir das Herz aus der Brust und ich sah ihn, wie er über mir stand und mein regloses Herz in der Hand hielt. Aber ich starb nicht. Als ich an mir heruntersah, hatte mein Kleid ein faustgroßes Loch und war blutverschmiert, dort wo mein Herz war. Aber es gab keine Wunde. Ich spürte keinen Herzschlag mehr in mir, hatte keinen Puls… aber ich lebte. Ich merkte, dass ich mich verändert hatte, dass ich stärker war. Ich trat in den Dienst des Königs, unsterblich wie ich nun war. Nach seinem Tod diente ich der Königin. Doch mein wahrer Meister ist ES.“

Tränen hatten sich in Sailor Moons Augenwinkeln gebildet. Merous Geschichte schmerzte sie. Wieso musste ein kleines Mädchen so etwas durchmachen?

 

„Verstehst Du es nun, Sailor Moon?“, fragte Merou. „Verstehst Du nun, warum Du mich nicht retten kannst?“

Sailor Moon schwieg. Sie hatte keine Antwort darauf. Sie wollte nicht aufgeben, wollte Merou nicht sterben lassen. Aber was konnte sie tun? Sie wusste nicht, wie sie Merou retten sollte.

„Wenn Du ES vernichtest…“, fuhr Merou fort. „… tötest Du mich!“

Eine Träne lief nun über Sailor Moons Gesicht. Sie spürte, dass ihre Knie wackelig wurden und nachzugeben drohten. Sie fühlte sich so machtlos. Sie wollte nicht, dass Merou starb. Aber gleichzeitig wusste sie, dass sie versuchen musste, die Dunkelheit, das Böse oder wie auch immer man es nennen mochte, aufzuhalten.

„Schätzchen…“, sagte Fighter, die merkte, dass Sailor Moon sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Sie legte den Arm um ihre Taille und stützte sie.

„Wir geben nicht auf, Schätzchen.“, sagte sie leise. „Wir tun alles, um sie zu retten. Das verspreche ich Dir.“

„Was sollen wir denn tun, Seiya?“, fragte sie schluchzend. Plötzlich spürte sie, wie jemand eine Hand auf ihre Schulter legte. Als sie aufsah, erkannte sie Lumina, die sie anlächelte.

„Wenn wir alle zusammenhalten, schaffen wir das schon.“, sagte sie ruhig.

„Genau.“, stimmte Sailor Merkur zu. „Wir dürfen nur nicht aufgeben.“

„Bisher haben wir es doch noch immer geschafft.“, sagte Sailor Jupiter mit einem zuversichtlichen Grinsen.

„Also hör auf zu heulen.“, forderte Sailor Mars.

„Immerhin sind wir das beste Sailorteam dieses Universums.“, sagte Sailor Venus mit erhobenem Zeigefinger und einem Zwinkern.

Auch die anderen Sailorkriegerinnen schenkten Sailor Moon ein aufmunterndes Lächeln.

„Sailor Moon.“ Sie drehte sich zur Seite und sah Endymion.

„Ich werde an Deiner Seite kämpfen.“, sagte er. „Und ich werde alles dafür tun, um Dir zu helfen.“

Sailor Moon lächelte. Ja, er war schon immer an ihrer Seite gewesen, seit dem Tag, an dem sie sich zum ersten Mal in Sailor Moon verwandelt hatte. Auch wenn sie kein Paar mehr waren, auch wenn sie jetzt Seiya hatte und er Tsuki… es gab immer noch Dinge, die sie miteinander verbanden. Es war keine Liebe mehr, aber Freundschaft. Eine Freundschaft, die sie nicht aufgeben wollte.

„Ich danke Dir.“, sagte sie aufrichtig.

 

„Seid ihr jetzt fertig?“, fragte Merou, die die Arme vor der Brust verschränkt hatte und verächtlich auf die Sailorkriegerinnen herabblickte.

„Merou.“, sagte Sailor Moon so ruhig es ging. „Wir werden Dir helfen. Das verspreche ich.“

Merou schnaubte verächtlich auf.

„Es ist unmöglich!“, rief sie. „Sieh es ein. Du und Deine Sailorkriegerinnen… Ihr könnt nichts tun. Niemand kann etwas tun.“

„Möchtest Du denn nicht frei sein?“, fragte Sailor Moon. „So leben wie ein ganz normales Mädchen?“

„Ein ganz normales Mädchen?“, fragte Merou und legte den Kopf schief. Sie zeigte die gleiche Neugier, die Sailor Moon schon in ihr sehen konnte, als sie von Freundschaft sprachen.

„Ja!“, bestätigte Sailor Moon sofort. „Freunde in Deinem Alter finden, zusammen spielen, Eis essen, zur Schule gehen…“

„… zur Schule gehen?“, hakte Merou nach. Ihre sonst so hasserfüllten Augen veränderten sich leicht, erschienen auf einmal wärmer.

„Es gibt nichts Schöneres auf dieser Welt, als seine Zeit mit den Menschen zu verbringen, die man liebt.“, sagte nun Sailor Venus.

„Und zusammen zu lachen.“, bestätigte Sailor Jupiter.

Die Sailorkriegerinnen merkten, dass die Worte langsam zu Merou vordrangen. Sie sahen, wie sich ihr Ausdruck und ihre Haltung änderten.

„Und Du wirst erwachsen werden und immer neue Dinge erleben, neue Menschen kennenlernen.“, versuchte Sailor Mars es weiter.

„Du wirst etwas finden, was Du gerne machst und was Du vielleicht später mal als Beruf machen willst.“, sagte Sailor Mekrur nun.

„Du wirst Deine erste Liebe kennenlernen und die schönsten Momente mit dieser Person erleben!“, machte Sailor Moon weiter.

Hoffnungsvoll starrte sie Merou an und beobachtete jede ihrer Regungen. Plötzlich riss Merou ihre Augen weit auf und griff sich an die Brust. Ihrem Mund entwich ein stummer Schrei und ihr Atem ging schwer.

„Merou?!“, rief Sailor Moon besorgt und machte einen Schritt auf sie zu.

„Komm nicht näher!“, keuchte das Mädchen. „Bleib weg von mir!“

Sailor Moon näherte sich weiterhin vorsichtig.

„Ich möchte Dir nur helfen.“, sagte sie sanft.

„NEIN!“, schrie Merou. „Du bringst mich um! Eure Worte bringen mich um!“

Merou keuchte auf und sackte auf den Boden hinunter. Sie stützte sich mit einer Hand am Boden ab, während die andere noch immer auf ihrer Brust lag. Als sie sie langsam von ihrer Brust nahm, zogen sich klebrige schwarze Fäden von ihrer Hand bis zu der Stelle, an der ihr Herz sein sollte.

„Nein…“, sagte Merou panisch. Ihre Augen füllten sich mit einer schwarzen Flüssigkeit und schwarze Tränen liefen ihre Wangen hinab.

„Merou!“, rief Sailor Moon ebenso panisch und überwand die letzte Distanz zwischen sich und dem Mädchen, dicht gefolgt von den anderen Kriegerinnen. Merou zitterte am ganzen Körper und verkrampfte sich immer wieder. Sie hustete eine schwarze klebrige Flüssigkeit aus.

„Ihr Körper stößt die Saat des Bösen ab!“, rief Merkur.

„Oh nein…“, stieß Sailor Moon panisch aus. Wenn Merous Körper die Saat des Bösen abstieß, dann würde sie sterben! Und sie hatte noch keine Idee, wie sie dieses kleine Mädchen doch noch retten konnten. Sie packte Merou und zog sie fest in ihre Arme, während diese noch immer von Krämpfen geschüttelt wurde.

 

Ihr habt sie umgebracht.“, ertönte auf einmal eine tiefe grollende Stimme, die allen Anwesenden durch Mark und Bein ging.

„Wer bist Du?“, rief Fighter wütend, während sich alle nach dem Ursprung dieser Stimme umsahen. Ein tiefes Lachen hallte durch den Raum, der sich gleichzeitig verdunkelte.

Ich habe viele Namen.“, sagte die Stimme. „Und doch habe ich keinen.“

„Du bist die Dunkelheit!“, rief Jupiter, die sich an Merous Worte erinnerte.

„Das Böse.“, fügte Mars hinzu.

„Das Nichts…“, flüsterte Venus.

Korrekt.“, grollte die Stimme. „Jetzt, da ihr wisst, wer ich bin, ist es Zeit für euch, aufzugeben.

„Niemals!“, erwiderte Sailor Moon, die die keuchende Merou immer noch fest an sich drückte. „Wir werden niemals aufgeben. Wir werden Merou retten und alle Menschen dieser Erde.“

Närrisch.“ Der ganze Raum vibrierte, als die Stimme ertönte. „Ihr habt keine Chance, gegen mich zu gewinnen. Ich bin kein Mensch. Ich kann nicht getötet werden.

„Wir werden es schaffen.“, sagte Sailor Moon zuversichtlich. „Egal wie!“

Der Raum verdunkelte sich noch ein wenig mehr und die Luft fing an zu flimmern. Das große schwarze Herz, das bis auf den Herzschlag bisher regungslos in der Ecke gehangen hatte, verlor seine Gestalt, bis nur noch ein schwarzer Schatten übrig blieb.

Versucht es doch!“, ertönte die tiefe Stimme herausfordernd.

„Uranus!“, rief Sailor Uranus, die es leid war, nur untätig herumzustehen und nichts gegen diese Bedrohung zu unternehmen. „Sieg!“

Sie schleuderte ihre Attacke in Richtung des Schattens. Der Energieball durchschnitt den Schatten und hinterließ tiefe Spuren in der dahinterliegenden Wand. Doch kaum hatte er den Schatten durchschnitten, fügte dieser sich schon wieder zusammen. Erneut hallte ein tiefes Lachen durch den Raum.

Ihr könnt mir keinen Schaden zufügen.“, sagte die Stimme. „Ich habe keinen Körper.“

Wütend knirschte Uranus mit den Zähnen und ballte ihre Hände zu Fäusten.

„Bastard.“, murmelte sie.

 

Es ist Zeit für euch, aufzugeben.“, sagte die Stimme erneut.

„Nein.“ Für Sailor Moon war dies undenkbar. Auch wenn es noch so aussichtslos aussah, sie würde niemals aufgeben. „Ich werde niemals aufgeben. Es gibt immer noch Hoffnung!“

HA! Hoffnung.“, sagte die Stimme spöttisch. „Diese Hoffnung ist es, die Merou umbringt.

„Was meinst Du damit?“, fragte Sailor Mars.

Ihr habt durch eure Worte Hoffnung in ihr aufkeimen lassen. Und diese Hoffnung ist es, die meine Saat verdrängt. Aber ohne die Saat ist sie nicht mehr lebensfähig, weil sie kein Herz hat.

„Es ist unsere Schuld?“, fragte Sailor Moon verzweifelt.

„Nein!“, rief Fighter schnell und legte die Hände auf ihre Schultern. „So darfst Du nicht denken, Schätzchen! Wir… DU hast ihr Hoffnung gegeben. Und wenn das die Saat aus ihrem Körper vertreibt, dann ist das etwas Gutes! Sie kann nicht mit der Saat leben, nicht so! Und wir werden einen Weg finden, sie zu retten.“

Es ist zu spät!“, grollte die Stimme durch den Raum. Im gleichen Moment merkte Sailor Moon, wie der kleine Körper Merous in ihren Armen erschlaffte.

Farben des Regenbogens

„NEIN!“ Verzweifelt drückte Sailor Moon den schlaffen Körper Merous an sich. Tränen liefen über ihre Wangen und tropften hinunter auf Merous Gesicht. Die Feuchtigkeit der Tränen hinterließ glitzernde Spuren auf dem Gesicht des Mädchens.

„Sailor Moon!“, rief Lumina und schritt auf sie zu. Sie ging neben ihr auf die Knie und legte eine Hand auf Merous Stirn.

„Lumina…“, sagte Sailor Moon verzweifelt. „Was soll ich denn nur machen? Sie darf nicht sterben!“

Hahahaha….“, schallte ein tiefes Lachen durch den Raum. „Du kannst gar nichts machen. Sie ist bereits tot.

„Nein…“, wimmerte Sailor Moon.

„Wir können nicht aufgeben!“, rief Lumina aus. „Sailor Moon, wir können es schaffen!“

RUHE!“, brüllte die Stimme, wobei sich die Dunkelheit um sie herum noch verdichtete.

„Hörst Du mich, Sailor Moon?“, redete Lumina weiter auf Sailor Moon ein. „Merou hat keine andere Chance. Wir müssen ihr helfen!“

SEI STILL!“, befahl die Stimme mit einem bedrohlichen Grollen. Wie aus dem Nichts rollte eine Welle aus schwarzer Energie auf Sailor Moon und Merou zu. Schützend beugte sich Sailor Moon über den Körper des kleinen Mädchens und drückte sie fest an sich.

„NEIN!“, schrie Sailor Moon verzweifelt auf. Im selben Moment leuchtete das goldene Halbmondsymbol auf ihrer Stirn auf. Das Licht breitete sich im ganzen Raum aus und drängte die Dunkelheit zurück.

 

Geblendet von dem gleißenden Licht verdeckte Fighter ihre Augen mit einer Hand. Ihr Herz klopfte schnell gegen ihre Brust. Was passierte gerade? Als sie wieder richtig sehen konnten, sah sie, dass Sailor Moon sich in Prinzessin Serenity verwandelt hatte.

„Schätzchen!“, flüsterte Fighter mit geröteten Wangen. Trotz der Gefahr, in der sie alle schwebten, konnte sie nicht anders als die Reinheit und Schönheit, die von ihrer Prinzessin ausging, zu bewundern.

 

Als Serenity aufsah, hatte sie einen entschlossenen Blick aufgesetzt.

„Ich werde nicht zulassen, dass Merou stirbt.“, sagte sie.

Hmpf!“, machte die Stimme verächtlich. „Und was möchtest Du tun?“

„Ich werde einen Weg finden, Merou zu retten. Und Dich zu besiegen.“, verkündete sie mit fester Stimme, während ihr Halbmond noch immer ein sanftes Leuchten von sich gab.

„Und wir stehen an ihrer Seite.“, fügte Fighter entschlossen hinzu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Auch die anderen Sailorkriegerinnen traten einen Schritt auf Serenity zu und nickten bestätigend.

„Wir ebenso.“, sagte Königin Lyria und sprach damit für sich und ihre Söhne. Auch Lumina schenkte Serenity ein zustimmendes Lächeln.

Vorsichtig legte Serenity Merou vor sich auf den Boden, bevor sie mit entschlossenem Blick aufstand.

„Gemeinsam werden wir es schaffen.“, sagte sie zuversichtlich. Sie sah an ihre rechte Seite und ergriff die Hand Fighters, die ihr ein ermunterndes Lächeln schenkte. Dann sah sie an ihre linke Seite und ergriff die Hand Luminas.

„Ich bitte euch.“, sprach sie. „Vereint eure Kräfte, um das Böse zu besiegen und Merou… und die ganze Menschheit… zu retten.“

 

Lumina lächelte, als sie Serenitys Worte hörte und legte ihre Hand in die Endymions, der seine Finger ebenso um ihre schloss. Er schenkte ihr ein warmes Lächeln. Er spürte eine Vertrautheit zwischen ihnen, die mehreren Jahrhunderten der Trennung standgehalten hatte.

An seiner anderen Seite befand sich Königin Lyria, seine Mutter. Er reichte ihr seine Hand, die sie sogleich ergriff. Sie drückte seine Hand leicht und lächelte ihn liebevoll an. Endymions Herz machte einen Hüpfer. Ja, sie war seine Mutter. Die warmherzige Frau, die er einst gekannt hatte und nun wiedergefunden hatte.

Neben seiner Mutter befand sich sein Bruder Cain, den er in seinem früheren Leben geliebt hatte und mit dem ihn so viel verbunden hatte. Lyria ergriff die Hand Cains und ein warmes Gefühl schoss durch Endymions Körper. Seine Familie war wieder vereinigt.

 

Cain, der in seiner rechten Hand die Hand seiner Mutter hielt, sah zu seiner Linken. Er erblickte Sailor Jupiter, die ihm mit einem aufrichtigen Lächeln ihre Hand entgegenhielt. Er streckte seine Hand nach ihrer aus und als sich ihre Finger schließlich berührten ging ein kurzer Ruck durch seinen Körper. Sein Herz begann, schneller zu schlagen. Seine Augen weiteten sich leicht, als er Sailor Jupiter ins Gesicht sah.

Sie lächelte nicht mehr, aber ein kleiner Rotschimmer lag auf ihren Wangen. Er konnte es kaum  verhindern, dass auch er leicht rot wurde. Er wusste nicht, was es war, aber diese Frau hatte von Anfang an seine Blicke auf sich gezogen.

 

Auch die anderen Sailorkriegerinnen hatten inzwischen die Hände der Personen neben ihnen ergriffen, bis sie einen großen Kreis gebildet hatten, wobei sie sich gegenseitig den Rücken zugewandt hatten. In ihrer Mitte lag der reglose Körper Merous.

 

„Macht des Mondes!“, rief Serenity laut aus und erneut erstrahlte ihr Halbmondsymbol in einem goldenen Schein. Fighter folgte ihrem Beispiel sofort.

„Macht des Star Fighter!“, rief sie und nun machten auch die anderen es ihnen nach. Von jedem der Kriegerinnen, aber auch von der Königsfamilie der Erde ging ein strahlendes Licht in den verschiedensten Farben aus. Das tiefe Rot von Mars vermischte sich mit dem Azurblau Merkurs und dem Waldgrün Jupiters. Uranus Sandgelb traf auf Makers Lavendel und Venus‘ Orange.

NEIN!“, brüllte die grollende Stimme des Bösen gequält. „Hört auf damit!

Um sie herum verdichteten sich vereinzelt die Schatten und schossen dann auf sie zu. Die bereits geschundenen Körper der Kriegerinnen und der Königsfamilie trugen weitere Schnitte, Schürfwunden und blaue Flecken davon.

Einer der Schatten traf direkt auf die ineinander verschränkten Hände Serenitys und Fighters. Fighter verstärkte den Griff um Serenitys zarte Hand. Niemals würde sie es zulassen, dass diese Verbindung gebrochen werden würde.

Die Energien aller bündelten sich in einem Punkt etwa zwei Meter über ihren Köpfen in der Mitte des Kreises. An diesem Punkt bildete sich ein Kristall, der zugleich klar war und in allen Farben des Regenbogens leuchtete.

Noch immer wurden sie von den Schatten angegriffen und ein ums andere Mal verletzt.

„Gebt nicht auf!“, rief Serenity den anderen zu. Sie schloss ihre Augen und konzentrierte sich einzig und allein darauf, ihre Energie mit der der anderen zu vereinigen. Sie spürte jeden einzelnen von ihnen, konnte jede der Energien einem ihrer Freunde zuordnen.

Besonders deutlich spürte sie die Energie Luminas, die unter denen der anderen deutlich hervorstach. Sie hatte etwas Vertrautes und etwas Fremdes. Serenity vermutete die vereinigten Energien des Mondkönigreichs und die des Königreichs Ereban, dessen Prinz ihr Vater gewesen war. Es war, als wäre Luminas Energie das Leben selbst.

 

Der Energiekristall über ihren Köpfen strahlte in immer hellerem Licht, bis es sich plötzlich wie bei einer Explosion im ganzen Raum ausbreitete, jeglichen Schatten, jegliche Dunkelheit und jegliches Böse verdrängte. Ein grollender Schrei ertönte, der allen durch Mark und Bein ging, jedoch bald erstarb. Der Raum um sie herum löste sich langsam auf und schließlich konnten sie erkennen, dass sie einige hundert Meter über  Tokyo schwebten, nachdem das ehemalige Reich Malitias zerstört worden war.

Das Licht breitete sich weiterhin aus und erfüllte die ganze Stadt mit Wärme und den Farben des Regenbogens. Die Menschen, die sich bereits mit der Saat der des Bösen infiziert hatten, wurden von dieser befreit. In den Krankenhäusern erwachten zahlreiche Opfer der Saat, erlangten ihr Bewusstsein zurück.

Langsam näherten sich die Kriegerinnen sowie die Königsfamilie dem  Boden, bis sie sanft auf dem hof des Hikawa-Tempels landeten. Das alles durchdringende Licht verblasste. Erschöpft sanken die meisten der Kriegerinnen auf den Boden, ließen schließlich die Hände der anderen los.

 

„Serenity.“, sagte Lumina. „Schnell!“

Serenitys Blick fiel auf die blasse Gestalt Merous, die sich immer noch in ihrer Mitte befand. Schnell sprang Serenity auf und lief auf das kleine Mädchen zu. Sie ließ sich neben ihr auf die Knie sinken und legte den Kopf Merous auf ihre Knie.

„Was sollen wir machen, Lumina?“, fragte Serenity verzweifelt.

„Sie braucht ein Herz!“, antwortete Lumina sofort.

„Ein Herz?“ Serenity biss sich auf die Unterlippe. Wo sollten sie nur ein neues Herz für Merou finden?

Plötzlich nahm sie den Kristall wahr, den sie mit ihrer gesammelten Energie geschaffen hatten, und der nun etwa einen Meter über Merous Körper schwebte.

Lumina nahm den Kristall zwischen ihre Hände. Serenity beobachtete mit großen Augen, wie Lumina ihre Augen schloss und ihre Energie erneut auf den Kristall konzentrierte. Die Form des Kristalls veränderte sich. Langsam formte sich ein kristallenes Herz, das zwischen Luminas Händen schwebte.

Lumina öffnete ihre Augen und ging langsam auf die Knie, den herzförmigen Kristall weiterhin zwischen in ihren Händen haltend. Sie führte ihn über Merous Brust und als sie ihn losließ, fügte er sich wie von selbst in Merous Brust ein.

Angespannt beobachtete Serenity, was passierte. Einige Sekunden vergingen, bevor sich plötzlich Merous Brustkorb hob und sie einen tiefen Atemzug tat.

Serenity brach vor Erleichterung in Tränen aus. Gleichzeitig breitete sich ein Lächeln auf ihren Lippen aus und sie zog Meoru fest in ihre Arme.

„Merou…“, sagte sie leise.

Die Augenlider des Mädchens flackerten, bevor sie sich schließlich öffneten. Serenity konnte einen Ausdruck in ihren Augen sehen, den sie vorher noch nie gesehen hatte. Es waren die Augen eines Kindes.

„Sailor Moon?“, fragte sie mit einer kindlichen Stimme. Serenity lachte.

„Ja, ich bin es.“, antwortete sie. Merou hob ihre kleine Hand und legte sie an Serenitys Wange.

„Bin ich am Leben?“, fragte sie ängstlich.

„Ja.“, erwiderte Sailor Moon. „Du bist am Leben. Du hast jetzt ein neues Herz.“

Ein Lächeln legte sich auf Merous Lippen.

„Danke.“, sagte sie noch leise, bevor ihr die Augen wieder zufielen und sie einschlief.

 

„Wir haben es geschafft.“, sagte Serenity leise. Sie spürte, wie Fighter sich neben ihr niederließ und ihr einen Arm um die Schulter legte.

„Ja, wir haben es geschafft.“, sagte sie und drückte Serenity einen Kuss auf die Wange. Serenity errötete leicht, strahlte jedoch über das ganze Gesicht. Gestützt von Fighter und Merou in den Armen haltend richtete sie sich schließlich auf.

„Ich danke euch allen.“, sagte sie und blickte in die erschöpften, aber glücklichen Gesichter ihrer Freunde und Freundinnen, nicht zuletzt auch in das Königin Lyrias und Cains.

 

„Was soll jetzt mit dem Mädchen geschehen?“, fragte Haruka, nachdem sie sich alle zurückverwandelt hatten und Merou auf Reis Bett niedergelegt hatten.

„Ich werde mich um sie kümmern.“, antwortete Lyria sofort. „Merou war eines der Kinder, die mit uns im Palast lebten. Ihre Eltern waren zwei unserer tapfersten Krieger, die im Kampf jedoch ums Leben gekommen sind. Sie waren meine Freunde. Ich fühle mich verantwortlich für das, was mit Merou passiert ist, und möchte alles in meiner Macht stehende tun, damit sie von nun an ein normales Leben führen kann.“

„Ich danke Euch, Königin Lyria.“, sagte Bunny förmlich. Lyria schenkte ihr ein Lächeln.

„Ich bitte Dich… Du musst nicht so förmlich mit mir sein. Du hast nicht nur mich, sondern auch meine Söhne und den ganzen Planeten gerettet… Ich stehe tief in Deiner Schuld.“

„Nein, nein!“, winkte Bunny verlegen ab. „Das war ich doch gar nicht alleine. Nur mit den vereinigten Kräften aller hier, konnten wir das Böse besiegen.“

„Du bist ein ganz besonderes Mädchen.“, sagte Lyria mit einem liebevollen Lächeln. „Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass du über diesen Planeten wachst.“

Bunny lächelte.

„Ich danke Dir… Lyria.“

 

 

Hand in Hand liefen Bunny und Seiya durch die Straßen Tokyos. Das Licht der untergehenden Sonne färbte die Stadt in einem tiefen Organgeton. Nur selten liefen sie einem anderen Menschen über den Weg, alles war friedlich.

„Es scheint, als sei es endlich wieder friedlich geworden.“, sagte Bunny glücklich.

„Ja, scheint ganz so.“, stimmte ihr Seiya lächelnd zu. Endlich konnten sie in ein normales Leben zurückkehren. Seit seiner Reise nach Euphe hatte es ständig Kämpfe und Gefahren gegeben, ständig hatten sie sich Sorgen machen müssen. Doch nun endlich konnte er seine Zeit mit seinem Schätzchen genießen, wie ein ganz normales Paar.

Er blieb plötzlich stehen. Bunny, die noch einen Schritt weitergegangen war, wurde ruckartig ebenfalls zum Stehen gebracht, da Seiya noch immer ihre Hand hielt. Fragend sah sie ihn an.

„Was ist denn los?“, fragte sie. Seiya zog sie zu sich heran und legte seinen freien Arm um ihre Taille.

Bunnys Herz klopfte erwartungsvoll, als sich sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter vor ihrem befand. Sanft legte er seine Lippen auf ihre und gab ihr einen zärtlichen Kuss, der all die Erlebnisse der letzten Stunden aus ihrem Kopf verdrängte.

„Ich liebe Dich.“, sagte er, als er den Kuss wieder gelöst hatte.

„Ich liebe Dich auch… Seiya…“, sagte sie und legte ihre Lippen wieder auf seine, um in einem weiteren atemberaubenden Kuss zu versinken. Ja… Endlich war die Welt wieder in Ordnung.

Endlich wieder Frieden!

Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen stieg Makoto die Treppen des Hikawa-Tempels hinunter. Die anderen waren schon alle gegangen, doch sie war noch etwas länger geblieben und hatte Rei geholfen, die Zimmer für Lyria und Cain vorzubereiten. Doch nun war es auch für sie Zeit, nach Hause zu gehen.

Sie hatte gerade die letzten Stufen überwunden, da hörte sie hinter sich Schritte.

„Warte!“, hörte sie jemanden rufen und drehte sich fragend um. Cain lief die Treppe hinab, um sie einzuholen. Er trug mittlerweile eine normale Jeans und ein normales T-Shirt. Gegen das Licht der Abendsonne wirkten seine Haare wie pures Gold. Makoto konnte nicht verhindern, dass ihre Wangen sich leicht rot färbten.

Als Cain schließlich neben ihr stand, lächelte er sie verlegen an.

„Ähm…“, räusperte er sich. „Ich dachte, ich bring Dich noch nach Hause.“

Überrascht sah Makoto ihn an.

„Das ist wirklich nicht nötig.“, wehrte sie sofort ab, obwohl sie sich ehrlich über dieses Angebot freute.

„Doch.“, sagte Cain jedoch sofort. „Ich möchte es gerne. Immerhin wird es schon bald dunkel und naja… Du bist eine Frau.“

Makoto wurde rot. Es kam nicht oft vor, dass Männer sie so behandelten und auch wenn sie selbst wusste, dass sie stark war und so manchem Mann das Wasser reichen konnte, so wünschte sie sich doch genau so wie jedes Mädchen, als Frau betrachtet und so behandelt zu werden.

„Ähm… okay!“, stimmte sie schließlich verlegen zu. „Dann nehme ich das Angebot doch an.“

Obwohl sie auf dem Weg nicht viel miteinander redeten, fühlten sie sich dennoch nicht unwohl. Sie konnten einfach schweigend nebeneinander hergehen und die Gegenwart des anderen als angenehm empfinden, ohne dass sie ein gezwungenes Gespräch führen mussten.
 

Als sie an Makotos Haustür angekommen waren, drehte sie sich zu ihm um.

„Dann… vielen Dank, dass Du mich nach Hause gebracht hast.“, sagte sie verlegen.

„Gern geschehen.“, antwortete er und lächelte, wobei er eine Reihe perfekt weißer Zähne entblößte. Makoto spürte ihr eigenes Herz gegen ihre Brust schlagen.

„Gut…“, zögerte Makoto etwas. „Dann sehen wir uns sicher bald wieder.“

„Ja.“, erwiderte er. „Das hoffe ich sehr.“

Makotos Wangen brannten. Nervös fummelte sie ihren Schlüssel hervor und schloss die Tür auf.

„Mach’s gut!“, rief sie zum Abschied und trat in das Haus.

„Makoto!“, rief Cain noch. Sie drehte sich noch einmal zu ihm um und sah ihn fragend an.

„Vielleicht… hast Du mal Lust, etwas zusammen zu unternehmen?“, fragte er. Makotos Herz raste.

„Sehr gern.“, antwortete sie dennoch ruhig und lächelte ihn an, was er sofort erwiderte.

„Dann gute Nacht.“, sagte er.

„Gute Nacht.“, erwiderte sie, bevor er noch einmal kurz die Hand hob und sich dann zum Gehen umdrehte. Makoto schloss die Haustür hinter sich und blieb dann einen Moment stehen. Sie atmete einmal tief durch, bevor sie glücklich eine Faust in die Luft stieß und sich dann auf den Weg in ihre Wohnung machte.
 

Mit klopfendem Herzen stand Rei vor der Tür zu Yuuichirous Zimmer. Nachdem sie zurückgekehrt hatten, hatten sie noch einiges mit den anderen Sailorkriegerinnen, Tsuki, Mamoru, Cain und Lyria besprochen. Yuuichirou hatte sich die ganze Zeit über nicht blicken lassen. Rei war die Zeit wie eine Ewigkeit vorgekommen, bis sich die Runde schließlich aufgelöst hatte, wobei Lyria und Cain die Nacht im Hikawa-Tempel verbringen würden.

Endlich war sie alleine und konnte nach Yuuichirou sehen. Vorsichtig klopfte sie an seine Tür.

„Yuuichirou?“, rief sie leise. Als sie keine Antwort bekam, öffnete sie die Tür. Sie fand Yuuichirou in einer Ecke des Zimmers kauernd, die Knie angezogen und den Kopf in den Armen vergraben, die um die Knie lagen.

Leise ging Rei zu ihm herüber und hockte sich vor ihm hin. Sanft streckte sie die Hand nach ihm aus und strich ihm über das Haar. Ruckartig hob er seinen Kopf und starrte Rei mit großen Augen an. Sie erschrak sich kurz, lächelte ihn dann jedoch an.
 

„Rei…“, flüsterte er atemlos. Er konnte es kaum fassen. Nachdem sie angegriffen worden waren, waren Rei und die anderen stundenlang verschwunden gewesen. Er war vor Angst beinahe umgekommen. Er hatte gedacht, dass er sie nie wiedersehen würde. Er hatte sich in seinem Zimmer zusammengekauert und gehofft und gebetet. Irgendwann musste er wohl eingeschlafen sein.

Doch nun saß Rei wieder vor ihm. Dieses wunderschöne Mädchen saß direkt vor ihm und lächelte ihn an.

„Rei!“, rief er erneut aus, dieses Mal lauter und fiel ihr um den Hals. Er zog sie fest an sich, wie um sicherzugehen, dass sie wirklich da war.

„Ich bin so froh, dass Du wieder da bist.“, sagte er und musste sich stark zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen. Rei erwiderte die Umarmung.

„Ich bin auch froh, wieder hier zu sein.“, erwiderte sie und schloss genussvoll die Augen.

Nach einigen Sekunden schob Yuuichirou sie ein wenig von sich, sodass er in ihr Gesicht sehen konnte. Sie sah müde aus, aber gesund.

„Was ist passiert?“, fragte er. Rei seufzte kurz.

„Es ist vorbei.“, antwortete sie knapp. „Wir haben unseren Feind besiegt.“

Yuuichirou schwieg kurz.

„Es ist wirklich vorbei?“, fragte er schließlich. Rei nickte.

„Es ist wirklich vorbei.“, bestätigte sie. Glücklich drückte Yuuichirou sie erneut an sich und legte dann seine Lippen auf ihre. Er wusste nicht genau, was vor sich gegangen war, aber das war auch nicht wichtig. Die Hauptsache war, dass er seine Rei wieder hatte.
 

„Schlaf gut, Amy.“, sagte Taiki, als er mit seiner Freundin vor ihrer Haustür angekommen war. Er hatte darauf bestanden, sie noch nach Hause zu begleiten.

„Du auch, Taiki.“, antwortete Ami und sah ihn lächelnd an. Ihm wurde jedes Mal warm ums Herz, wenn sie ihm ihr Lächeln schenkte. Sie sah so süß aus und einfach wunderschön.

Vorsichtig legte er seine Arme um sie und zog sie an sich. Er hatte jedes Mal Angst, dieses zierliche Mädchen zu zerquetschen, auch wen Ami deutlich tougher war, als man vermuten mochte. Er spürte, wie sie ihre Hände an seinen Rücken legte und sich an ihn schmiegte.

„Du Amy?“, murmelte er.

„Ja?“, fragte sie gegen seine Brust.

„Morgen sagen wir es ihnen… ok?“ Er drückte sie leicht von sich, um ihr ins Gesicht schauen zu können. Sie lächelte.

„In Ordnung.“, stimmte sie zu. Während all der Geschehnisse der letzten Tage waren sie immer noch nicht dazu gekommen, den anderen von ihrer Beziehung zu erzählen. Es war ihnen beiden angesichts der Gefahr, die ihnen gedroht hatte, auch nicht besonders wichtig vorgekommen. Aber jetzt, da endlich wieder Frieden herrschte, wollten sie es endlich offiziell machen.
 

Minako lag in Yatens Arm und spielte an der Kette herum, die er ihr geschenkt hatte. Ihre Eltern waren mal wieder nicht zu Hause und nach alldem, was sie durchgemacht hatte, hatte sie einfach nicht alleine sein wollen. Nervös hatte sie Yaten gefragt, ob er die Nacht bei ihr verbringen wollte. Er war rot geworden, hatte aber eingewilligt. Nun lagen sie erschöpft vom Kampf in Minakos Bett und genossen den Frieden, die Ruhe und die Gesellschaft des jeweils anderen.

„Du Yaten?“, sagte Minako leise, den Blick auf ihre Kette gerichtet.

„Hm?“, machte er zur Antwort und sah sie an.

„Hast du die Kette von Euphe mitgebracht?“, fragte sie. Als er sie ihr geschenkt hatte, hatte sie keine Zeit gehabt, sich Gedanken darüber zu machen.

„Ja.“, bestätigte Yaten sofort, drehte sich zu Minako, sodass sie jetzt einander zugewandt lagen, und griff nach dem hellgrünen Anhänger der Kette.

„Der Stein der Kette stammt von Euphes Mond Healer.“, erklärte er nun. „Taiki, Seiya und ich sind alle Waisenkinder, die im Palast aufgewachsen sind. Diese Kette ist das einzige, was ich von meinen Eltern habe. Als ich noch klein war, war die Kette mein Glücksbringer. Sie war das Wertvollste, was ich besaß. Ich hatte sie immer bei mir. Aber eines Tages habe ich sie verloren. Ich habe tagelang danach gesucht. Irgendwann kam die Königin, Kakyuus Mutter, zu mir und gab mir die Kette zurück. Sie lächelte mich an und sagte, dass diese Kette etwas ganz Besonderes sei und ich gut darauf aufpassen müsse, bis ich sie eines Tages bräuchte. Ich habe sie gefragt, wann das sei, aber sie hat nur gelächelt und gesagt, dass ich es dann schon wissen werde.“

Minako sah Yaten mit großen Augen an, während sie Yaten zuhörte. Das war das erste Mal, dass sie Yaten so von sich selbst reden hörte und er so viel von sich preisgab.

„Yaten…“, sagte sie leise. „Dann kann ich diese Kette unmöglich behalten.“ Sie führte ihre Hände an ihren Nacken an den Verschluss der Kette und versuchte, sie zu öffnen.

„Nein.“, widersprach Yaten sofort, griff nach ihren Händen und hielt sie fest. „Ich möchte, dass du sie hast.“

Er gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.

„Sie hatte recht.“, sagte er lächelnd. „Ich wusste es wirklich, als ich sie brauchte. Ich möchte wirklich, dass du sie hast, Minako.“

„Aber sie ist doch dein wervollster Besitz.“, erwiderte Minako unsicher.

„Ja, das war mal so.“, gab er zu. „Aber jetzt habe ich etwas gefunden, was noch viel wertvoller ist als diese Kette.“

Für einen Moment musste Minako darüber nachdenken, was er meinte. Doch während sie in seine warmen grünen Augen und sein lächelndes Gesicht sah, wurde ihr bewusst, dass er von ihr redete.

„Yaten…“, flüsterte sie schon beinahe, bevor sie ihre Arme um seinen Hals warf und ihn küsste. Auch er legte die Arme um sie, zog sie fest an sich und erwiderte den Kuss.

„Ich liebe Dich, Mina.“, sagte er. Minako konnte es kaum fassen. In letzter Zeit war so viel passiert. Erst war Yaten mit den anderen auf Euphe gewesen und kaum, dass er wieder da war, waren sie angegriffen worden, hatten kämpfen müssen, sie alle hatten sich Verletzungen zugelegt, hatten ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Und jetzt lag sie zusammen mit ihrem sonst so verschlossenen Freund im Bett und er erzählte ihr von seiner Kindheit und sagte, dass er sie liebte.

„Ich liebe Dich auch, Yaten.“, antwortete sie glücklich. Er beugte sich wieder zu ihr rüber und gab ihr einen weiteren Kuss.
 

Mamoru schloss die Tür zu seiner Wohnung auf und bat Tsuki herein. Sie lächelte ihn kurz an und trat dann ein. Sie hatten während des Heimwegs kaum miteinander gesprochen, waren beide in Gedanken gewesen. Es war eine komische Situation. Sie hatten beide ihre Erinnerungen an die Vergangenheit wiedererlangt, hatten die alten Gefühle wiederentdeckt, doch hatten sie noch nicht die Zeit gehabt, darüber zu reden oder sich überhaupt selbst darüber Gedanken zu machen, was das nun für sie bedeutete.

Als er sie gefragt hatte, ob sie mit zu ihm kommen wollte, hatte sie sofort eingewilligt. Mamorus Herz schlug schneller als gewohnt, wenn er sich in ihrer Nähe aufhielt und eine unerklärliche aber aufregende Spannung lag über ihm.

„Ähm… setz Dich doch.“, bot er ihr an, als sie das Wohnzimmer betraten. „Möchtest Du etwas trinken?“

„Ja, gerne.“, antwortete sie und lächelte ihn schüchtern an.

Mamoru verschwand in der Küche und nutze den Moment nicht nur, um Tee zuzubereiten, sondern auch um einmal tief durchzuatmen.

Als der Tee fertig war, setzte er sich zu Tsuki auf das Sofa und verteilte den Tee in zwei Tassen.

„Danke sehr.“, sagte sie und nahm ihm eine der Teetassen ab.

„Gern.“, erwiderte er. Nervös dachte er darüber nach, was er jetzt sagen sollte. Eigentlich hatten sie sich so viel zu sagen, doch womit sollte er nur anfangen?

„Mh… Mamoru?“, ergriff Tsuki schließlich das Wort.

„Ja?“, antwortete er schon beinahe erleichtert.

„Ähm… Du… hast Dich an alles erinnert… oder?“, fragte sie vorsichtig. Mamoru nickte.

„Ja…“, bestätigte er. „Ich erinnere mich an alles.“

Sie blickte schüchtern zur Seite und Mamoru konnte einen leichten Rotschimmer auf ihren Wangen erkennen.

„Ich ähm…“, stotterte sie etwas. „Ich möchte nur, dass Du weißt, dass… also… ich weiß, dass das hier nicht die Vergangenheit ist. Und ähm… dass du jetzt ein anderes Leben führst. Ich auch. Wir alle. Und... dass Du dich jetzt nicht wegen irgendetwas unter Druck gesetzt fühlst.“

Mamoru blickte sie einen Augenblick stumm an. Was sagte sie? Meinte sie, dass er sich nicht unter Druck gesetzt fühlen sollte, mit ihr zusammen zu sein? Wollte sie ihm Freiheit geben? Aber die brauchte er nicht, wollte er nicht.

Entschlossen griff er nach ihrer Hand, zog sie ein Stückchen zu sich und beugte sich zu ihr herüber. Ohne zu zögern legte er seine Lippen auf ihre und küsste sie. Nach einem Augenblick der Überraschung erwiderte Tsuki den Kuss. Dieser Kuss war die Antwort auf die unausgesprochene Frage, die beiden im Kopf umherschwirrte.
 

Entspannt legte Haruka sich auf das Sofa. Ihren Kopf bettete sie auf Michirus Schoß und ihre langen Beine baumelten am anderen Ende über die Sofalehne. Sanft strich Michiru ihr das Haar aus der Stirn.

„Bist Du glücklich, dass es jetzt vorbei ist?“, fragte Michiru mit einem Schmunzeln, das Haruka jedes Mal das Herz höher schlagen ließ.

„Ich bin glücklich, dass wir zusammen sind.“, antwortete Haruka lächelnd. „So lange Du an meiner Seite bist, bin ich immer glücklich.“

Michiru lachte leise auf.

„Aber Du musst schon zugeben, dass es ganz angenehm ist, seinen Feind besiegt zu wissen.“, neckte sie ihre Freundin. Haruka lachte.

„Ja.“, bestätigte sie. „Das gebe ich zu.“

„Jetzt ist es wohl endgültig.“, sagte Michiru nachdenklich. „Es wird kein Kristalltokyo mit Endymion an der Seite unserer Prinzessin geben.“

„Mhm…“, machte Haruka. Der Gedanke war ihr auch schon gekommen. So lange hatte sie gehofft, dass Bunny doch noch zu Mamoru zurückfand. Dass ausgerechnet dieser Seiya an ihrer Seite war, hatte ihr gar nicht gepasst. Doch aus irgendeinem Grund machte es ihr jetzt viel weniger aus. Immerhin hatte er mehr als nur einmal bewiesen, dass es ihm ernst war.

„Nanu?!“, sagte Michiru schmunzelnd. „Keine Worte des Protests?“

Haruka lachte auf.

„Nein.“, gab sie zu. „Heute Abend nicht.“

Sie streckte die Hand nach Michirus Wange aus und während sie sich leicht nach oben streckte, beugte Michiru sich zu ihr herunter, bis sich ihre Lippen berührten.

Letztendlich war es ja auch egal, mit wem Bunny zusammen war. So lange er sie so glücklich machte wie Michiru sie, war es in Ordnung.
 


 

„BUNNY!“, rief Ikuko laut durch das Haus. Ungeduldig sah sie auf die Uhr. Es war bereits nach 12 und ihre faule Tochter war immer noch nicht auf. Wie konnte sie nur so lange schlafen? Ikuko stiefelte die Treppen hinauf und klopfte laut an Bunnys Zimmertür.
 

„Mhhhm…“, machte Bunny verschlafen und öffnete nur schwerfällig die Augen. Als sie ihre Umgebung endlich klar erkennen konnte, entdeckte sie ihre Mutter, die sie mit in die Hüften gestemmten Händen und bösem Blick anstarrte.

„Bunny. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie spät es schon ist?“, fragte sie laut. Bunny gähnte erstmal herzhaft.

„Hm… neun Uhr?“, riet sie dann. Da sich der Blick ihrer Mutter noch mehr verfinsterte, konnte sie erahnen, dass sie sich wohl verschätzt hatte.

„Es ist schon viertel nach 12!“, erwiderte Ikuko. „Steh endlich auf!“

„Ja, Mama…“, antwortete Bunny und streckte sich einmal ausgiebig, bevor sie tatsächlich die Decke zurückschlug und die Beine aus dem Bett schwang.

Hatte sie wirklich über 13 Stunden geschlafen? Sie überprüfte die Uhrzeit noch einmal, aber ihre Mutter hatte recht. Es war wirklich schon so spät. Allerdings war Bunny der Meinung, dass sie sich diesen Schlaf verdient hatte, wovon ihre Mutter allerdings nichts ahnte. Immerhin hatte sie gestern mal wieder die Welt gerettet.

Nachdem sie sich angezogen hatte und sich im Bad etwas frisch gemacht hatte, lief sie fröhlich die Treppe hinunter.

„Frühstück!“, rief sie vergnügt und lief in die Küche. Endlich begann wieder ein ganz normales Leben.

Mehr als nur eine Schwärmerei

 

„Guten Morgen!“, rief Bunny vergnügt, als sie Reis Zimmer betrat, in dem bereits die meisten ihrer Freunde und Freundinnen versammelt waren.

„Guten Morgen?“, fragte Rei fassungslos. „Es ist halb zwei am Nachmittag!“

Verlegen legte Bunny ihre Hand in den Nacken und lachte.

„Aber ich hab grad erst gefrühstückt, also fühlt es sich irgendwie an wie Morgen.“, erklärte sie und erntete einen grimmigen Blick von Rei, ein Stirnrunzeln von Amy, ein zustimmendes Grinsen von Yaten und ein Lachen von Minako und Seiya.

„Guten Morgen, Schätzchen.“, begrüßte Seiya sie amüsiert und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Bunny wurde leicht rot, freute sich aber über die liebevolle Geste ihres Freundes. Glücklich seufzend ließ sie sich neben Seiya auf den Boden sinken.

„Wer fehlt denn noch?“, fragte sie schließlich und sah in die Runde, um herauszufinden, wer noch nicht da war.

„Mamoru und Tsuki.“, antwortete Makoto. Bunny blieb kurz der Mund offen stehen. Mamoru und Tsuki? Zusammen? Sie war am Abend zuvor schon früher gegangen und hatte gar nicht mehr mitbekommen, wie oder mit wem die anderen nach Hause gegangen waren.

Mit einer Mischung aus Besorgnis und einem Funken Eifersucht sah Seiya sie an.

„Alles ok, Schätzchen?“, fragte er mit einem leicht flauen Gefühl im Magen.

„Klar ist alles ok.“, antwortete sie und grinste breit. Verdutzt blickte er sie an.

„Macht Dir das nichts aus?“, hakte er nach.

„Mir ausmachen?“, fragte Bunny verwundert nach. „Wieso sollte mir das denn was ausmachen?“

„Naja, immerhin ist er Dein… Exfreund…“, erwiderte Seiya. Bunny lachte auf.

„Achso.“, sagte sie. „Nein, das macht mir gar nichts aus. Immerhin gehören die beiden zusammen.“

Sie beugte sich zu ihm und fügte noch etwas leiser, sodass niemand außer ihm es hören konnte, hinzu: „Außerdem habe ich schon den Mann meiner Träume.“

Sie drückte unauffällig seine Hand und er konnte nicht anders, als sich in diesem Moment unglaublich glücklich und stolz zu fühlen.

 

Es dauerte nicht lange, bis sich die Tür erneut öffnete und Mamoru und Tsuki eintraten. Tsukis Wangen zeigten einen Rotschimmer, aber sie sah sehr glücklich aus.

„Entschuldigt die Verspätung.“, sagte Mamoru und setzte sich hin. Tsuki tat es ihm nach.

Bis auf Haruka, Michiru, Setsuna und Hotaru, die sich bei solchen Treffen meistens eher raushielten, war die gleiche Gruppe versammelt, die noch am Tag zuvor das Böse bekämpft hatte.

„Wie geht es Merou?“, fragte Tsuki besorgt.

„Sie schläft.“, antwortete Lyria, die mit Merou ein Zimmer geteilt hatte. „Sie war heute schon früh wach und hat etwas gegessen und gespielt, aber sie ist immer noch ziemlich erschöpft.“

„Endlich kann sie wie ein richtiges Kind leben.“, sagte Makoto mit einem Lächeln.

„Hm… sie ist einfach in die Sache hineingezogen worden.“, überlegte Amy und dachte an die grausame Geschichte, die sie ihnen erzählt hatte.

„Ich werde alles dafür tun, dass sie endlich ein normales Leben führen kann.“, versprach Lyria, die sich für das Geschehene verantwortlich fühlte.

„Was hast Du denn jetzt vor?“, fragte Bunny neugierig. Über mehrere Jahrhunderte hatte Lyria als Königin Malitia und beherrscht von der Dunkelheit in ihrem eigenen Reich und fernab der Menschen gelebt. Nun plötzlich war sie wieder in die normale Welt geworfen worden.

„Ich werde zunächst mal eine Wohnung für mich und Merou suchen.“, antwortete Lyria, wobei ihr Blick zu Cain wanderte. „Und für Cain?!“, fügte sie mit fragender Stimme hinzu. Immerhin war er ihr Sohn und befand sich in der gleichen Lage wie sie.

„Nein.“, sagte Cain mit leicht gerunzelter Stirn und zeigte tatsächlich einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen. „Ich bin über 300 Jahre alt, alt genug, um alleine zu wohnen.“ Das wäre ja noch schöner, wenn er bei seiner Mutter wohnen würde.

 

Die anderen lachten. Unwillkürlich wanderte sein Blick zu Makoto. Sie sah ausgelassen aus, fröhlich, sorglos. Ganz anders als noch am Tag zuvor, an dem sie zusammen mit ihren Freundinnen gekämpft hatte. Er hatte immer noch ihren entschlossen Blick vor Augen, den geschundenen Körper, die Wut und die Verzweifelung in ihren Augen. Doch nun war sie wie ausgewechselt. Beim Lachen entblößte sie ihre Zähne und es bildeten sich feine Lachfältchen um ihre Augen. Sie sah wunderschön aus.

 

 

„Ähm…“, räusperte Amy sich. Sie und Taiki hatten den anderen heute von ihrer Beziehung erzählen wollen. Sie hatte warten wollen, bis sich eine gute Gelegenheit bietet, doch wann war schon ein guter Zeitpunkt, um mit der Sprache rauszurücken? So ein Thema würde nicht einfach zufällig aufkommen.

Durch ihr zaghaftes Räuspern hatte sie die Aufmerksamkeit aller auf sich gelenkt. Allein dadurch schoss ihr die Röte in die Wangen. Taiki hingegen sah ganz gelassen aus. Er griff nach Amys Hand. Schon diese Geste würde den anderen wohl so einiges verraten. Nun musste sie mit der Sprache rausrücken. Sie holte tief Luft.

„Amy und ich sind seit einigen Tagen zusammen.“, kam Taiki ihr zuvor. Amys Wangen wurden noch ein wenig dunkler und ihr Herz klopfte plötzlich noch viel stärker gegen ihre Brust. Jetzt war es raus. Und sie war noch gar nicht richtig darauf vorbereitet gewesen. Zu ihrer Überraschung zeigte sich auf den Gesichtern ihrer Freunde keinerlei Zeichen von Erstaunen.

„Seid ihr denn gar nicht überrascht?“, fragte sie schließlich vorsichtig. Einige lachten.

„Wir wären mehr überrascht, wenn ihr zwei nicht zusammengekommen wärt.“, erklärte Minako mit einem Zwinkern.

Amy verstand gar nicht mehr, was los war.

„Wieso?“, fragte sie und es war das erste Mal, dass sie in den Augen ihrer Freunde eine dumme Frage stellte.

„Na, es war doch wohl mehr als offensichtlich.“, antwortete Seiya grinsend.

„So wie in Deiner Gegenwart haben wir Taiki noch nie gesehen.“, fuhr Yaten fort.

„Und du warst in seiner Gegenwart auch nicht dieselbe.“, neckte Rei sie. Verlegen senkte Amy den Blick.

„Ist das so?“, murmelte sie leise, bevor sich jedoch ein Lächeln auf ihren Lippen ausbreitete, welches sie einfach nicht verhindern konnte. Sie musste in diesem Moment einfach glücklich sein. Nicht nur, dass wieder Frieden herrschte, sie hatte auch noch einen wundervollen Freund und die besten Freunde der Welt.

 

 

Hektisch sah Bunny auf die Uhr. In wenigen Minuten würde der Unterricht beginnen. Mit einer Scheibe Toast im Mund rannte sie durch die Straßen, um die Schule noch einigermaßen pünktlich zu erreichen. Es kam ihr so vor, als sei es Ewigkeiten her, dass sie zuletzt in der Schule gewesen war. So viel war passiert. Erst war sie mit einigen ihrer Freunde auf Euphe gewesen, wo sie allerhand über die Königsfamilie des Mondes herausgefunden hatten, sie selbst war sogar mit Sailor Pluto noch im Mondpalast selbst gewesen. Und sofort, als sie zurück auf die Erde gekehrt waren, waren sie von ihren Feinden angegriffen worden.

Am liebsten hätte sie sich ein paar Wochen freigenommen und einfach nur mit ihren Freundinnen und ganz besonders mit ihrem Freund zusammen den Frieden genossen. Ihre Mutter hatte das allerdings anders gesehen, als sie am Morgen gleich mehrere Male in ihr Zimmer gestürmt war, um ihren Morgenmuffel von Tochter zu wecken.

Zeitgleich mit dem Klingeln betrat Bunny den Klassenraum. Sie fing die lächelnden Blicke ihrer Freunde auf und setzte sich auf ihren Platz direkt vor Seiya.

„Morgen Schätzchen.“, begrüßte er sie und griff über sein eigenes Pult, um einen von Bunnys Zöpfen in die Finger zu bekommen und zärtlich daran zu ziehen.

„Morgen Seiya.“, grüßte Bunny zurück, drehte sich zu ihm um und lächelte. Sie musste zugeben, dass sein Anblick am Morgen den Schulalltag deutlich erträglicher machte.

 

„Du Schätzchen?“, sprach Seiya sie in der Mittagspause an.

„Hm?“, machte sie zwischen zwei Bissen und sah ihn fragend an. Seiya legte verlegen die Hand in den Nacken.

„Ich hab mich gefragt, ob Du vielleicht… am Wochenende zu mir kommen möchtest?“, sagte er schließlich mit einem fragenden Ton. Bunny bemerkte, dass seine Wangen leicht gerötet waren. Sie verstand allerdings nicht wieso.

„Klar, warum auch nicht?“, antwortete sie schließlich, als sie den Mund wieder frei hatte. Seiya lächelte, sah jedoch immer noch genauso verlegen aus wie vorher.

„Also ich meinte… über Nacht.“, druckste er herum. Bunny vergaß einen Moment, zu kauen. Über Nacht? Sie konnte sich nur zu gut daran erinnern, was passiert war, als sie das letzte Mal zusammen die Nacht verbracht hatten. Sollte es nun wohlmöglich eine Fortsetzung dessen werden? Immerhin waren sie den ganzen Weg noch nicht gegangen.

„Du musst nicht, wenn Du nicht willst!“, warf Seiya schnell ein, nachdem Bunny ihn nur mit großen Augen ansah und nichts sagte. Schnell schluckte Bunny ihr Essen herunter, bevor sie schließlich doch noch antwortete.

„Doch!“, sagte sie sofort. „Doch, ich möchte!“

Noch während sie das sagte, merkte sie, wie ihr das Blut in den Kopf schoss und sie rot wurde. Hatte das nicht grad ein wenig übereifrig gewirkt? Nicht dass er jetzt dachte, dass sie es unbedingt tun wollte. Also, nicht dass sie es nicht wollte, aber sie könnte auch noch warten.

 

Auf Seiyas Gesicht zeichnete sich Erleichterung ab und er lächelte nun etwas ausgelassener. Sie hatte zugestimmt. Sie wollte am Wochenende bei ihm übernachten. Natürlich erinnerte auch er sich an ihre letzte gemeinsame Nacht. Seinetwegen müssten sie am kommenden Wochenende nicht dort weitermachen, wo sie das letzte Mal hatten aufhören müssen, auch wenn er weiß Gott nichts dagegen hätte. Doch ihm genügte es, sie bei sich zu haben, neben ihr einzuschlafen, neben ihr wieder aufzuwachen und zu wissen, dass sie zusammen gehörten.

 

 

 

Nervös lief Makoto durch die Stadt. Sie hatte eine Verabredung mit Cain. Er hatte sie gefragt, ob sie Zeit hätte, was sie sofort bejaht hatte. Vor einem Schaufenster blieb sie kurz stehen, um ihre Frisur in der Spiegelung zu überprüfen. Wie lange hatte sie zu Hause vor dem Spiegel gestanden und alle möglichen Frisuren ausprobiert, bevor sie sich doch für ihren schlichten Pferdeschwanz entschieden hatte?

Ihr Herz klopfte immer aufgeregter, je näher sie ihrem Ziel kam. Sie musste nur noch um zwei Ecken gehen, dann würde sie ihren Treffpunkt erreichen. Sie hatte das Bedürfnis, schneller zu gehen, und gleichzeitig war sie so nervös, dass sie am liebsten umdrehen und weglaufen würde. Ihr Drang ihn zu sehen siegte jedoch mit Abstand. Bevor sie die letzte Ecke nahm, blieb sie kurz stehen und atmete einmal tief durch.

„Das schaffst Du.“, sprach sie sich selbst Mut zu. Entschlossen marschierte sie los und bog nun um die letzte Ecke. In einigen Metern Entfernung sah sie ihren Treffpunkt und zwischen all den Menschen fand sie ihn sofort. Mit seiner großen Statur und dem goldblonden Haar stach er aus der Menge hervor. Sie konnte feststellen, dass er immer wieder Blicke auf sich zog. Ein wenig verunsichert trat sie näher. Noch bevor sie ihn erreichte, hatte auch er sie entdeckt. Sein Gesichtsausdruck hellte sich auf und er schritt lächelnd auf sie zu.

„Hallo Makoto.“, begrüßte er sie mit einem warmen Lächeln, das Makoto beinahe dahinschmelzen ließ.

„H-hallo.“, erwiderte sie den Gruß unsicher. Sie war sich sicher, dass sie rot geworden war. Schnell senkte sie den Blick. Nervös hielt sie sich mit beiden Händen an ihrer Handtasche fest.

„Du siehst toll aus.“, machte Cain ihr ein Kompliment, was sie nur noch verlegener machte.

„Oh… danke!“, sagte sie und war sich sicher, dass der Farbton ihrer Wangen gerade noch um einige Nuancen dunkler geworden war. „D-du siehst aber auch gut aus.“

Cain schmunzelte.

„Danke.“, erwiderte er und hielt ihr den Arm hin, sodass sie sich einhaken konnte. Makoto starrte einen Moment lang auf seinen Arm, bevor sie begriff, was es zu bedeuten hatte. Mit stark klopfendem Herzen hakte sie sich bei ihm ein. Er war ja ein richtiger Gentleman!

 

Sie liefen eine Weile durch die Stadt, aßen zusammen Eis, unterhielten sich. Makoto konnte kaum glauben, wie gut sie sich mit diesem Mann verstand. Seit ihrer Trennung von ihrem Exfreund hatte sie immer nur einseitige Lieben gehabt. Wobei von Liebe kaum eine Rede sein konnte. Sie hatte zwar stets Interesse am anderen Geschlecht gehabt und sich ein ums andere Mal in jemanden verguckt, so richtig verliebt war sie jedoch nicht gewesen.

Mit Cain war das Ganze irgendwie anders. Sie hatte ihn von Anfang an attraktiv gefunden, doch auch ihre Persönlichkeiten schienen perfekt zueinander zu passen. Sie konnten zusammen lachen und sich austauschen und er zeigte mindestens ein genauso großes Interesse an ihr wie sie an ihm.

Sie konnte es kaum fassen, wie schnell sich der Tag schon wieder dem Ende zuneigte, und sie hätte diesen Tag am liebsten niemals enden lassen. Doch so funktionierte die Welt nun mal nicht. Cain begleitete sie noch nach Hause. Auf dem Weg dorthin wurde es stiller zwischen ihnen.

„Makoto?“, sprach Cain sie schließlich an, noch bevor sie an ihrer Wohnung angekommen waren. Sie sah auf.

„Ja?“, erwiderte sie.

„Ich…“, setzte Cain an und wurde tatsächlich ein wenig rot. „Ich mag Dich sehr gern.“

Makoto schoss die Hitze in den Kopf und ihr Herz hätte beinahe einen Purzelbaum gemacht.

„Ich ähm…“, stotterte Makoto. „Ich mag Dich auch sehr gern.“

Nur aus den Augenwinkeln, da sie sich nicht traute, ihn direkt anzusehen, sah Makoto, dass er lächelte. Sie nahm eine Bewegung von ihm wahr und bevor sie überhaupt verstand, was los war, hatte er ihre Hand umschlossen. Zu nervös um irgendetwas zu machen oder sagen, ließ sie es einfach schweigend zu.

Viel zu bald kamen sie vor ihrer Haustür an. Wie schon vor einigen Tagen standen sie nun beide vor der Tür und es wurde Zeit, sich zu verabschieden.

„Ich ähm…“, sagte Makoto, deren Nervosität noch kein bisschen nachgelassen hatte. „Danke für den schönen Tag.“

Ich danke Dir.“, erwiderte Cain lächelnd. Er betrachtete sie für einige Augenblicke, was Makoto erneut erröten ließ.

„Darf ich Dich küssen?“, fragte er schließlich leise, jedoch deutlich hörbar. Makoto glaubte, sich verhört zu haben. Hatte er sie tatsächlich gerade gefragt, ob er sie küssen durfte? Ihr Herz drohte, aus ihrer Brust zu springen.

„J-ja…“, antwortete sie schließlich und zitterte schon beinahe vor Nervosität. Nach ihrer Antwort beugte sich Cain langsam zu ihr herunter. Immer näher kamen sich ihre Gesichter. Makoto konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren, bevor er seine Lippen auf ihre legte und sie sanft küsste.

Wie ein elektrischer Schlag breitete sich ein unglaubliches, aufregendes Gefühl in ihrem Körper aus. Schmetterlinge im Bauch wären für dieses Gefühl noch zu untertrieben. Ja, das war definitiv etwas anderes als ihre Schwärmereien vorher. Hier konnte sie getrost das Wort Liebe benutzen.

Samstagnacht

Sie war nervös. Sie war tatsächlich nervös. Der langersehnte Samstag, an dem sie bei Seiya übernachten wollte, war endlich gekommen. Sie hatte ihrer Mutter im Vertrauen erzählt, dass sie bei Seiya übernachten wollte und obwohl Ikuko ein wenig besorgt ausgesehen hatte, hatte sie ihr die Erlaubnis sowie das Versprechen, ihrem Vater nichts davon zu erzählen, gegeben.

Jetzt befand Bunny sich bepackt mit einer Tasche, in der sie Wechselklamotten und Schlafsachen hatte, auf dem Weg zu ihrem Freund. Sie konnte selbst nicht verstehen, wieso sie so nervös war. Es war ja nicht so, als hätte sie sich nicht schon an die Nähe von Seiya gewöhnt. Ja, es war ja noch nicht einmal das erste Mal, dass sie zusammen übernachteten. Und was erwartete sie eigentlich, was passierte? Seiya würde wohl kaum über sie herfallen, wie der böse Wolf über das Rotkäppchen. Sie wusste genau, dass er nichts tun würde, was sie nicht wollte. Doch das, was sie so verunsicherte, war eher, dass sie sich selbst nicht sicher war, ob sie es vielleicht wollte.

Zum wiederholten Male erinnerte sie sich an die letzte Nacht, die sie gemeinsam verbracht hatten. Bei dem Gedanken wurde sie nur noch nervöser und sie spürte, wie sie rot wurde. Sie wusste kaum noch, wie es eigentlich dazu gekommen war. Es war einfach passiert. Sie hatte es nicht geplant und sie glaubte auch nicht, dass Seiya es geplant hatte. Und dennoch war es einfach passiert. Würde es vielleicht dieses Mal wieder so werden? Schnell schüttelte sie den Kopf. Wenn sie weiterhin nur an diese Dinge dachte, würde sie den Abend mit Seiya nur noch als komplettes Nervenbündel verbringen können.
 

Schließlich war es so weit. Sie stand vor Seiyas Tür. Sie atmete noch einmal tief durch, bevor sie die Türklingel betätigte. Der Summer ertönte und sie trat ein. Sie lief die Treppe hinauf, bis sie die richtige Tür erreichte, in der auch schon Seiya stand und sie erwartete.

„Hallo Schätzchen.“, begrüßte er sie lächelnd und gab ihr einen kleinen Kuss.

„Hallo.“, antwortete sie etwas verlegen. Diese ganzen Gedanken auf dem Weg hierher hatten sie noch nicht ganz losgelassen.

„Komm rein.“, forderte er sie auf und nahm ihr ihre Tasche ab. Bunny zog sich die Schuhe aus und folgte Seiya dann in die Wohnung. Bunny sah sich etwas um.

„Wo sind denn Yaten und Taiki?“, fragte sie.

„Öhm…“, überlegte Seiya kurz. „Yaten ist, glaube ich, bei Minako. Taiki sagte nur, er hätte heute Abend etwas vor.“

„Ah…“, erwiderte Bunny und konnte nicht verhindern, dass es sie nur noch nervöser machte, dass sie mit Seiya alleine war.
 

„Ich hoffe, Du hast Hunger.“, sagte Seiya mit einem Grinsen im Gesicht. Endlich ließen Bunnys nervöse Gedanken sie los.

„Ich hab immer Hunger.“, verkündete sie, ohne groß darüber nachzudenken. Seiya lachte.

„Das ist gut.“, erwiderte er und zwinkerte ihr zu, bevor er wortlos in die Küche ging. Nachdem sie ihm einige Sekunden perplex hinterher geschaut hatte, folgte sie ihm. Als sie die Küche betrat, band Seiya gerade die Schürze zu, die er um seine Hüften gebunden hatte.

„Kochst Du etwa?“, fragte Bunny tatsächlich vollkommen überrascht.

„Wonach sieht’s denn aus?“, stellte Seiya eine Gegenfrage und konnte nicht anders, als über Bunnys überraschtes Gesicht zu lachen.

„Kannst Du das denn?“ Sie schaute skeptisch.

„Hey!“, protestierte Seiya, musste aber dennoch lachen. „Klar kann ich das. Ich hoffe, Du magst Mehlpfannkuchen mit Tintenfisch und Mayonnaise?“

Bunny verzog das Gesicht. „Urks…“, machte sie und streckte angewidert ihre Zunge heraus.

„Nur ein Witz.“, lachte Seiya. „Es gibt Curry.“

Bunny atmete erleichtert aus. So sehr sie ihren Freund auch liebte, Mehlpfannkuchen mit Tintenfisch und Mayonnaise würde sie selbst ihm zuliebe nicht hinunterkriegen.

Nachdem sie ihm angeboten hatte, ihm zu helfen, er jedoch mit der Begründung, er wolle ganz allein für sie kochen, abgelehnt hatte, begnügte Bunny sich damit, Seiya beim Kochen zuzuschauen. Er konnte das tatsächlich erstaunlich gut. Sie hatte immer gedacht, Taiki sei derjenige, der für die Mahlzeiten der drei zuständig war. Es dauerte nicht lange und die Küche wurde von dem köstlichen Geruch des Currys erfüllt.
 

„Guten Appetit.“, sagte Seiya schließlich, nachdem er zunächst seiner Freundin und dann sich selbst eine Schüssel mit dem dampfenden Curry aufgetan hatte.

„Guten Appetit.“, antwortete auch Bunny und steckte sich voller Vorfreude den ersten Löffel in den Mund.

„Und?“, fragte Seiya, der selbst noch nicht angefangen hatte, sondern lieber die Reaktion seiner Freundin hatte beobachten wollen.

„Es ist köstlich!“, verkündete Bunny und ihr Gesicht zeigte tatsächlich diesen seligen Ausdruck, den sie manchmal hatte, wenn sie etwas Leckeres aß. Seiya lächelte glücklich. Wie er dieses Mädchen doch liebte…
 

Den ganzen Abend lang hatte sie ihre ursprüngliche Nervosität vergessen können, doch nun, da sie ins Bett gingen, war sie wieder da. Sie putzte sich extra gründlich die Zähne, wusch sich extra lange das Gesicht, bürstete sich extra ausgiebig das Haar… doch irgendwann musste sie zurück in Seiyas Zimmer gehen. Sie sah sich im Spiegel an. Ihre Wangen waren leicht gerötet und für einen Moment hatte sie die verrückte Idee, sie unter ihrem offenen Haar zu verstecken. Schnell schüttelte sie einmal den Kopf, um so möglichst alle schrägen Gedanken loszuwerden. Sie atmete noch einmal tief durch, bevor sie schließlich das Bad verließ und wenig später Seiyas Zimmer betrat.

Seiya saß auf seinem Bett und wartete auf sie. Als sie den Raum betrat, hob er den Kopf und sah sie an. Sofort errötete Bunny wieder unter seinem Blick. Auch sie sah ihn an. Er trug zum Schlafen nur ein T-Shirt und eine Boxershorts. Nervös hielt sie sich an dem hellblauen Oberteil ihres kurzen Pyjamas fest.

„Willst Du nicht herkommen?“, fragte Seiya schließlich, nachdem sie schon einige Sekunden in der Tür gestanden und ihn einfach nur angesehen hatte. Sofort setzte sie sich in Bewegung, wobei sie sich so nervös fühlte, dass sie sich nicht gewundert hätte, wenn sie jeden Moment über ihre eigenen Füße gestolpert wäre. Etwas steif setzte sie sich neben Seiya und starrte auf ihre Hände.

„Alles ok, Schätzchen?“, fragte er und legte vorsichtig eine Hand auf ihre. Die Hitze schoss ihr nur noch mehr in die Wangen.

„A-alles ok…“, antwortete sie wenig überzeugend. Er musterte sie kurz.

„Hast Du Angst?“, fragte er ruhig.

„Was?“, rief Bunny hysterisch aus. „Angst? Ich? Quatsch!“

Seiya seufzte und zog seine Hand zurück. Er rückte von ihr ab und legte sich mit hinter den Kopf verschränken Armen in seine Kissen. Sein Blick war an die Decke gerichtet.

Endlich traute sich auch Bunny, ihn anzusehen. Ihre Gedanken rasten. Was war los? Wieso war er von ihr abgerückt? Wieso sah er sie nicht mehr an? Wieso hatte er so geseufzt? War er enttäuscht? Hatte SIE ihn enttäuscht?

„S-Seiya?“, fragte sie vorsichtig und kniete sich neben ihn aufs Bett. Sie sah auf ihn hinab, wobei ihr eine Haarsträhne ins Gesicht fiel. Seiya sah sie an und streckte die Hand nach ihr aus. Sanft strich er die Haarsträhne hinter ihr Ohr.

„Ich liebe Dich, Schätzchen.“, sagte er. Bunny spürte ihr Herz in ihrer Brust, doch dieses Mal war es nicht die Nervosität, die es schneller schlagen ließ.

„Ich liebe Dich auch, Seiya.“, antwortete sie sofort.

„Du brauchst nicht so nervös zu sein.“ Er sah sie ruhig an. Bunny fühlte sich ertappt. Er wusste ganz genau, was in ihr vorging.

„Ich… ich weiß…“, erwiderte sie mit geröteten Wangen. Seiya richtete sich etwas auf, sodass er nun mit Bunny auf einer Höhe war. Erneut griff er nach ihren Händen.

„Schätzchen…“, sagte er ernst. „Ich will den Rest meines Lebens mit Dir verbringen, für immer mit Dir zusammen sein.“

Erneut schlug Bunnys Herz etwas höher.

„Ich… natürlich will ich Dir nahe sein.“, fuhr er fort. „So nahe, wie es nur irgendwie geht. So nahe, wie kein anderer es jemals war und jemals sein wird. Ich will Dich mit jeder Faser meines Herzens. Ich will, dass Du nur mir gehörst. Alles an Dir. Komplett.“

Bunny konnte ihm in diesem Moment nur zuhören. Selbst wenn sie etwas hätte erwidern wollen, wären ihr keine passenden Worte dazu eingefallen.

„Aber…“, sagte er nun. „... ich will nichts überstürzen. Ich würde nie etwas tun, was Du nicht willst, wofür Du noch nicht bereit bist. Wir haben die Ewigkeit vor uns. Wir haben genug Zeit, um jede Kleinigkeit am anderen zu entdecken und kennenzulernen… sei es nun charakterlich oder… körperlich.“

Er machte eine kleine Pause. Inzwischen zeigten auch seine Wangen einen deutlichen Rotschimmer. Er wandte den Blick ab.

„So lange Du bei mir bist, Schätzchen, ist das genug für mich.“
 

Bunny brauchte etwas Zeit, um das Gehörte richtig zu begreifen. Auch Seiya sagte nichts mehr. Schließlich fasste sie einen Entschluss. Sie entzog ihre Hände seinem sanften Griff und platzierte sie auf seinen Schultern. Erstaunt sah Seiya auf. Bunny beugte sich nach vorne und legte ihre Lippen auf seine, während sie ihn gleichzeitig sanft aber bestimmend zurück in seine Kissen drückte.

Von dieser Aktion überrumpelt brauchte Seiya einen Moment, um zu reagieren. Doch dann schloss er seine Augen, erwiderte den Kuss und legte seine Hände um ihre Taille, um sie so sanft an sich zu drücken.

Es war unglaublich, was für eine Wirkung dieses Mädchen auf ihn hatte. Als sie schließlich beide ihre Lippen öffneten und sich ihre Zungen begegneten, konnte er sein starkes Herzklopfen nicht mehr ignorieren. Er bemerkte deutlich, dass sein Atem schwerer wurde und dass sich die Erregung in ihm ausbreitete.

Er wusste nicht, was er tun sollte. Wenn Bunny dieses deutliche Zeichen seines Verlangens entdecken würde, würde sie das nicht abschrecken? Würde sie nicht denken, dass seine Worte nicht ernst gemeint waren? Aber wenn sie ihn so küsste, wie sollte er sie dann abweisen?

„Schätzchen…“, stöhnte er in den Kuss und ließ sie innehalten, wobei ihre Lippen jedoch nur Millimeter vor seinen schwebten.

„W-wenn das so weitergeht…“, versuchte er zu erklären. „…ich weiß nicht, ob ich mich dann noch zurückhalten kann.“

Jetzt war es raus. Jetzt würde sie vor ihm zurückweichen. Möglicherweise verkünden, dass sie doch lieber nach Hause wollte. Ihm vorwerfen, dass seine Worte nur leeres Gerede gewesen waren.

Doch bevor er es realisierte, hatte sie ihm einen weiteren sanften Kuss aufgedrückt.

„Es ist okay…“, flüsterte sie nur, bevor ihre Lippen schon wieder auf seinen lagen.

Samstagnacht II

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Im Crown

Langsam öffnete Bunny die Augen. Für einen Moment wusste sie nicht, wo sie war, doch als sie einen schlafenden Seiya neben sich entdeckte, kamen die Erinnerungen an die letzte Nacht schlagartig zurück. Die Hitze schoss ihr in die Wangen, doch sie konnte nicht anders, als sich glücklich zu fühlen. Die Nacht mit Seiya war wunderschön gewesen und sie fühlte sich ihm jetzt noch näher als zuvor.

Vorsichtig beugte sie sich über ihn und gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange.

„Mh…“, machte Seiya verschlafen und bewegte sich leicht. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, noch bevor er die Augen öffnete. Er drehte sich zu Bunny, legte seine Arme um sie und zog sie an sich.

„Morgen Schätzchen…“, murmelte er gegen ihr Schlüsselbein.

„Morgen.“, antwortete sie und erwiderte die Umarmung, in der sie sich befand. Sie spürte Seiyas nackte Haut auf ihrer. Sie waren zusammen so eingeschlafen.

Seiya streckte sich etwas und sah sie dann endlich an. Er lächelte.

„Hast Du gut geschlafen?“, fragte er.

„Wie ein Stein.“, antwortete Bunny. Seiya strich ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr und küsste sie.

„Ich auch.“, erwiderte er dann. Verschmitzt hob er die Decke an, um einen Blick auf den Körper seiner Freundin zu erhaschen. Schnell drückte Bunny die Decke wieder nach unten.

„Spinnst Du?“, fragte sie mit hochrotem Kopf. Wie peinlich! Doch Seiya lachte nur.

„Was denn? Ist ja nicht so, als hätte ich Dich noch nicht nackt gesehen.“ Er grinste sein typisches Grinsen.

„Ja, aber…“, versuchte sie zu widersprechen, doch ihr fiel keine passende Erwiderung ein.

„Kein Aber.“, sagte Seiya dann. „Gewöhn Dich lieber daran.“

Mit diesen Worten schlug er die Decke zurück und stand auf. Bunny konnte nicht anders als ihn anzustarren. Natürlich war es ultrapeinlich, wenn er sie nackt sah, aber so herum war es doch etwas ganz anderes…

Seiya ging zu seinem Schrank und zog sich eine frische Boxershorts an, bevor er sich zu Bunny drehte und sie breit angrinste.

„Erwischt.“, sagte er. Bunny, die durch den Anblick ihres Freundes gefesselt gewesen war, schreckte hoch. Mit immer noch hochrotem Gesicht griff sie sich die Decke und zog sie sich über den Kopf.

„Lass mich.“, murrte sie. Gedämpft hörte sie seine Schritte, die näher kamen, bis sie das Gewicht seines Körpers auf der Matratze spürte. Er drückte sie mitsamt der Decke an sich.

„Komm schon, Schätzchen.“, sagte er lachend.

„Nein.“, erwiderte sie trotzig. Seiya seufzte.

„Na gut.“, sagte er. „Ich gehe in die Küche und mach Frühstück und in der Zeit kannst Du aufstehen und Dich anziehen. Einverstanden?“

Bunny zögerte kurz, bevor sie antwortete. „In Ordnung.“

Seiya streifte sich eine Jogginghose und ein T-Shirt über, bevor er das Zimmer verließ. Erst als Bunny sich ganz sicher war, dass er den Raum wirklich verlassen hatte, schlug sie vorsichtig die Decke zurück. Erstmal nur so weit, dass sie sich umsehen konnte. Sicher war sicher.
 

Wenig später saßen sie gemeinsam am Frühstückstisch. Seiya hatte sich auch mit dem Frühstück wirklich selbst übertroffen. Bunny wusste gar nicht, womit sie anfangen sollte.

„Wo sind denn eigentlich Yaten und Taiki?“, fragte Bunny. „Sind die gar nicht nach Hause gekommen?“

Bei dem Gedanken, die beiden Jungs könnten eventuell nach Hause gekommen sein, ohne dass sie es gemerkt hatte, und sie und Seiya dann gehört haben, drehte sich ihr beinahe der Magen um. Wie peinlich wäre das denn!

„Ähm…“, machte Seiya kurz, bevor er antwortete. „Um ehrlich zu sein, habe ich sie gebeten, die Nacht über woanders zu bleiben.“ Yaten hatte zwar geschimpft, doch letztendlich hatten sich beide dazu bereit erklärt, ihn und Bunny die Nacht über alle zu lassen. Er hätte Bunny zwar nie zu etwas gedrängt, doch heimlich hatte er dennoch gehofft, dass diese Nacht etwas passieren würde.

„Oh…“, erwiderte Bunny und wurde rot. Wenn Seiya die beiden um so etwas gebeten hatte, weil sie bei ihm übernachten wollte, konnten sie sich vermutlich schon denken, was hier passiert war.

„Sorry, Schätzchen.“, sagte er schnell. „Ich wollte halt einfach ein wenig mit Dir alleine sein.“

Bunny lächelte. „Schon gut. Es war wohl ganz gut, dass wir alleine waren.“

„Sehe ich auch so.“, antwortete er mit diesem Grinsen, dass sie sofort wieder erröten ließ.
 

Das Telefon rettete sie aus ihrer Verlegenheit.

„Sorry…“, murmelte Seiya und stand auf, um den Anruf entgegenzunehmen.

„Seiya Kou.“, meldete er sich.

„Hier ist Yaten.“, hörte er vom anderen Ende der Leitung.

„Was gibt’s?“

„Da Taiki und ich schamlos von Dir aus unserer eigenen Wohnung vertrieben worden sind und wir damit quasi heimatlos waren, haben wir die Nacht notgedrungen zusammen mit den anderen bei Rei verbracht. Und dank Minakos lautem Geschnatter…“

„HEY!“, hörte Seiya Minakos Stimme im Hintergrund.

„…konnten wir kaum schlafen.“, redete Yaten lauter weiter, um Minakos Proteste zu übertönen. „Wir verlangen Entschädigung.“

Trotz der anstehenden Forderung, musste Seiya lachen.

„Und was für eine?“, fragte er.

„Du musst uns alle ins Crown einladen. Mit uns alle meine ich zuerst mal natürlich die Leidtragenden, das wären Taiki und ich. Dann die Unschuldigen, das wären Amy, Rei, Yuuichirou, Makoto und Cain.“

Seiya grinste etwas. Es war also ein richtiger Pärchenabend geworden.

„Und zu guter letzt auch die Leidverursachende, also Minako.“

Wieder hörte er die lauten Proteste Minakos.

„Alles klar.“, erklärte Seiya sich einverstanden. „Gebt uns eine halbe Stunde.“
 

Nachdem er aufgelegt hatte, wendete er sich an Bunny.

„Planänderung, Schätzchen.“, sagte er und nahm ihr das belegte Brötchen aus der Hand, in das sie gerade beißen wollte. Fragend und ein wenig enttäuscht sah sie ihn an.

„Was für eine Planänderung?“, wollte sie wissen.

„Wir treffen uns mit den anderen im Crown.“, erklärte er knapp, bevor er damit begann, den Tisch abzuräumen.

Sehnsüchtig sah Bunny auf die vielen Leckereien, die nach und nach im Kühlschrank verschwanden.

„Ich zieh mir eben was Richtiges an.“, erklärte Seiya. „Willst Du schon mal ins Bad?“

Bunny nickte. Zwar war ihr das Frühstück eben genommen worden, doch je schneller sie jetzt waren, desto eher würde sie wenigstens im Crown frühstücken können.
 

Tatsächlich trafen sie etwa eine halbe Stunde später im Crown ein. An einem großen Tisch saßen bereits die anderen versammelt. Bunny fiel sofort auf, wie dicht Makoto und Cain beieinander saßen. Es war das erste Mal, dass sie die beiden zusammen sah, nachdem  Makoto ihr und den anderen gestanden hatte, dass sie und Cain nun ein Paar waren. Glücklich betrachtete Bunny die Runde. Alle sahen glücklich aus, lächelten, unterhielten sich, lachten. Jeder hatte für sich einen besonderen Menschen in seinem Leben gefunden.

„Hallo zusammen!“, rief Bunny glücklich aus, als sie und Seiya den Tisch erreichten.

„Da seid ihr ja endlich!“, empfing Rei sie in ihrem üblichen Ton, an den Bunny sich längst gewöhnt hatte.

„Ich musste Bunny erstmal von ihrem Frühstück losreißen.“, erklärte Seiya grinsend und erntete dafür einen leichten Seitenhieb von seiner Freundin.

„Au!“, rief er aus, während Bunny ihn mit aufgeplusterten Wangen anstarrte. Aus dem Augenwinkel nahm sie Minakos Blicke und ihr breites Grinsen wahr. Irritiert ließ sie von Seiya ab und richtete ihren Blick stattdessen auf ihre Freundin.

„Was ist denn?“, fragte sie leicht verunsichert. Minakos Grinsen wurde noch breiter.

„Das weißt Du genau.“, antwortete Minako und verwirrte Bunny damit nur noch mehr. Yaten legte eine Hand auf Minakos Schulter und zog sie etwas zu sich herüber und sorgte damit dafür, dass sie Bunny nicht mehr ganz so intensiv anstarrte.

„Lass sie doch, Mina.“, sagte er leise. „Sie will hier bestimmt nicht darüber reden.“

„Aber…!“, protestierte Minako. „Ich will doch wissen, wie es war!“

„Wie was war?“, fragte Bunny nun vollkommen durcheinander. Minako öffnete den Mund, um zu antworten, doch Yaten legte ihr die Hand über den Mund und lachte verlegen.

„Nichts, nichts.“, wehrte er ab. „Mach Dir keine Gedanken darüber.“

„Aber…“ Bunny wollte unbedingt wissen, wovon hier geredet wurde, immerhin schien es sie zu betreffen. Seiya beugte sich zu ihr herüber.

„Schätzchen…“, flüsterte er leise. „Ich glaube, sie reden davon, was letzte Nacht zwischen uns passiert ist…“

Schlagartig wurde Bunny knallrot. Aber woher…?

„Ich hab nichts gesagt.“, erklärte Seiya schnell weiterhin im Flüsterton. „Aber nachdem ich Yaten und Taiki darum gebeten habe, uns alleine zu lassen, können sie sich ihren Teil wohl denken.“

Oh Gott! Oh nein! Wie peinlich! Sie hatte letzte Nacht ihr allererstes Mal gehabt und jeder an diesem Tisch wusste darüber Bescheid? Ihren Freundinnen würde sie so etwas ja vielleicht erzählen, aber dass auch die Jungs darüber Bescheid wussten?
 

„Wollt ihr euch nicht endlich hinsetzen?“, fragte Rei etwas gereizt. Seiya drückte Bunny an den Schultern auf den freien Platz neben Minako und setzte sich dann selbst zwischen sie und Taiki. Dieser beugte sich kurz zu Seiya rüber.

„Glückwunsch.“, sagte er so leise, dass nur Seiya ihn hören konnte. Dieser grinste nur.

Für Bunny war das alles ziemlich unangenehm, doch nachdem sie endlich das Essen bestellt hatten und auch Minako sie dank Yaten damit in Ruhe ließ, lockerte auch sie wieder etwas auf.

Gerade als sie das bestellte Essen an den Tisch gebracht bekamen, öffnete sich die Tür des Crown. Bunny erkannte sofort das kleine Grüppchen, das das Lokal betrat. Sie winkte.

„Haruka!“, rief sie. „Michiru, Setsuna, Hotaru!“

Die anderen sahen ebenfalls zur Tür, während die vier bereits auf sie zukamen.

„Hallo Mondgesicht.“, begrüßte Haruka sie lächelnd, während sie Seiya lediglich eines kurzen Blickes würdigte und dann wieder lächelnd in die Runde sah.

„Was für eine nette Überraschung.“, sagte Michiru, die neben Haruka getreten war und sich bei ihr eingehakt hatte.

„Wollt ihr euch nicht zu uns setzen?“, fragte Bunny sofort.

„Gern.“, antwortete Hotaru. „Habt ihr denn noch Platz für uns?“
 

Nachdem sie mit Erlaubnis des Personals einen weiteren Tisch heran geschoben hatten, fanden tatsächlich alle einen Platz. Seiya erwischte zu seinem Leidwesen jedoch einen Platz neben Haruka. Es wäre ihm lieber gewesen, weiterhin neben Amy zu sitzen. Er fühlte sich beobachtet.

„Und?“, fragte er nervös. „Wie geht’s euch so?“

Haruka musterte ihn aufmerksam, was Seiya nur noch mehr verunsicherte. Er hatte keine Probleme damit, sich mit jemandem anzulegen und in der Vergangenheit hatte er sich auch schon oft mit diesem hochgewachsenen Mädchen angelegt. Doch Bunny zuliebe wollte er eigentlich versuchen, Frieden zu schließen. Und damit meinte er nicht nur die Ruhe vor dem Sturm.

„Gut.“, antwortete Haruka schließlich knapp. „Und Dir?“

Bildete er sich das nur ein oder lag da ein gewisser Unterton in Harukas Stimme? Er schluckte.

„Auch gut.“, antwortete er. „Danke.“

Haruka wendete den Blick nicht von ihm ab. Seiya fühlte sich wie ein Kind, das von einem strengen Lehrer gemustert wurde.

„Sag…“, fuhr Haruka schließlich mit dem Gespräch fort und ließ Seiya damit kurz zusammenzucken. „…Du meinst es doch wohl hoffentlich ernst mit ihr. Oder?“

Seiya spürte den Schweiß auf seiner Stirn. Was sollte der harsche Ton? Sie konnte einem echt Angst machen. Und ihr stechender Blick machte es nicht besser.

„Natürlich meine ich es ernst.“, antwortete er dennoch selbstbewusst. „Ich möchte den Rest meines Lebens mit ihr verbringen.“

„Gut.“, erwiderte Haruka. „Wenn Du ihr jemals wehtust, kriegst Du es mit mir zu tun.“ Seiya schluckte. Auch wenn er nicht daran glaubte, dass sie diese Drohung jemals würde wahr machen müssen, war allein die Vorstellung an eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Haruka furchteinflößend.

Innerlich lachte Haruka über seine Reaktion. Insgeheim hatte sie ihn schon längst akzeptiert, auch wenn sie laut bestenfalls „sich mit ihm abgefunden“ sagen würde.
 

Bunny war indes von Minako auf die Mädchentoilette entführt worden, als Yaten für einen Moment nicht aufgepasst hatte.

„Nun aber raus mit der Sprache.“, forderte Minako mit dem breitesten Lächeln, das Bunny je bei ihr gesehen hatte. Verlegen knetete sie ihre Hände.

„Mh… was denn?“, fragte Bunny in der Hoffnung, dass Seiya mit seiner Vermutung  falsch gelegen hatte.

„Habt ihr es getan??“, fragte Minako sofort und in einer Lautstärke, die Bunny glauben ließ, das ganze Crown müsse sie gehört haben.

„Sei doch nicht so laut, Mina!!“, erwiderte Bunny leise aber bestimmt und legte sich den Finger an die Lippen, um ihre Forderung noch zu unterstreichen. Minako schlug sich die Hand vor den Mund.

„Entschuldige!“, flüsterte sie. „Ich bin nur so neugierig…“

Bunny wurde rot und senkte den Blick. Sie konnte ihrer Freundin einfach nicht in die Augen sehen.

„Ja…“, sagte sie schließlich kleinlaut.

„JA???“, kreischte Mina laut, bevor sie merkte, dass sie schon wieder zu laut war und sich dieses Mal selbst den Finger an die Lippen legte. „Pssschht!“, machte sie, als wäre es Bunny gewesen, die zu laut geredet hatte.

„Also ja, wie in ja, ihr habt es getan?“, hakte sie dann im Flüsterton weiter nach. Bunny nickte verlegen. Minako fiel ihr in die Arme.

„Oh mein Gott!“, sagte sie in gerade noch angemessener Lautstärke. „Und wie war’s??“

„Mh… schön.“, gab Bunny zu und lächelte verlegen.

„Ich freu mich so für Dich.“, erklärte Minako aufrichtig und sah ihre beste Freundin an, während sie sie weiterhin an den Schultern hielt. Es war Bunny zwar ein wenig peinlich, darüber zu reden, aber dennoch tat es irgendwie gut, ihr Glück mit jemandem zu teilen. Sie beschloss, es auch den anderen Mädchen zu erzählen, wenn sie mal wieder unter sich waren.
 

„Bunny!!“, rief eine Kinderstimme durch das Crown, als Bunny und Minako die Toilette wieder verließen, und lenkte damit die Aufmerksamkeit aller auf sich. Bunnys Gesicht erhellte sich. Sie breitete die Arme aus und fing die kleine Merou auf, die ihr in die Arme gelaufen war.

„Merou!“ Bunny wirbelte das kleine Mädchen einmal vorsichtig herum. In der Woche, in der sie schon zusammen mit Königin Lyria als ganz normales Kind in Tokyo lebte, war sie Bunny sehr ans Herz gewachsen. Immer mehr verhielt sie sich wie ein normales kleines Mädchen und immer weniger schien sie sich an die Erlebnisse der Vergangenheit erinnern zu können.

„Hallo.“, begrüßte nun auch Tsuki sie alle, die gefolgt von Mamoru und Lyria herangetreten war. Nachdem ein weiterer Tisch heran geschoben worden war und alle etwas zusammengerückt waren, saßen nun noch vier weitere Personen mit am Tisch. Zu Seiyas Erleichterung hatte sich die Sitzordnung mal wieder geändert und er saß nun neben Lyria, während Merou einen Platz zwischen ihm und Bunny ergattert hatte.

Auch er mochte das kleine Mädchen. Er war schon des Öfteren mit ihr und Bunny alleine gewesen und zu seinem Erstaunen fühlte er sich so richtig wohl. Sie waren beinahe wie eine kleine Familie. Es machte ihm richtig Spaß, sich um dieses süße Mädchen zu kümmern und auch jetzt beschäftigte er sich nur zu gern mit ihr.
 

Glücklich beobachtete Bunny, wie Seiya mit Merou spaßte und ihr beim Essen half. Sie dachte an Chibiusa und konnte gar nicht anders, als sich darauf zu freuen, sie eines Tages mit Seiya als Vater in den Armen zu halten.

Sie bemerkte Mamorus Blick und sah auf. Er lächelte sie an. Bunny verstand sofort, was dieses Lächeln bedeutete. Es war ein Lächeln der Freundschaft, des Verständnisses und der Freude über das Glück des anderen, welches Bunny glücklich erwiderte.

Als Mamoru den Blick von ihr abwendete und Tsukis Hand ergriff, drehte sich auch Bunny wieder um und sah Seiya dabei zu, wie er Merou zum Lachen brachte, indem einen Dialog zwischen zwei ihrer mitgebrachten Puppen improvisierte. Er fing ihren Blick auf.

„Alles in Ordnung, Schätzchen?“, fragte er.

Bunny lächelte.

„Ja, alles in Ordnung.“, erwiderte sie.

Ja, es war wirklich alles in Ordnung. Mehr als in Ordnung. Mehr denn je realisierte sie, dass das Ende mit Mamoru ihr den Weg gebahnt hatte für eine glückliche Zukunft mit ihrer großen Liebe. Und das hier war erst der Anfang.

Familie

Erschöpft ließ sich Königin Serenity in die Kissen zurückfallen. Sie schloss für einen Moment die Augen, während sie das Schreien des Neugeborenen hörte. So müde und erschöpft sie war, so glücklich war sie auch.

„Seiya…“, hörte sie die Stimme von Amy, die die Geburt als Ärztin des königlichen Hofes geleitet hatte. Als Serenity die Augen wieder öffnete, sah sie, wie Seiya das Kind vorsichtig entgegennahm. Ganz sanft streichelte er dem in ein Handtuch eingewickelten Säugling über die Wange. Er sah auf und fing den Blick seiner Frau auf. Langsam ging er zu ihr herüber.

„Schätzchen…“, sagte er leise, setzte sich neben sie auf die Matratze und überreichte ihr vorsichtig das Kind. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und legte den Arm um sie, während er glücklich auf seine Tochter hinabsah.

Ein Schwall der Gefühle überkam Serenity, als sie das Kind in den Armen hielt. Tränen bahnten sich den Weg aus ihren Augen über ihre Wangen. Ihre Tochter war gerade einmal wenige Minuten alt und dennoch erkannte sie das Mädchen in ihren Armen sofort.

„Chibiusa.“, flüsterte sie und drückte sie ganz sanft an sich. Endlich war sie bei ihr. Endlich war ihr Glück perfekt.
 

„Wie geht’s Dir, Schätzchen?“, fragte Seiya, nachdem die kleine Chibiusa eingeschlafen war und er sie nach Amys Anweisungen in die Wiege gelegt hatte.

„Müde…“, antwortete Serenity mit geschlossenen Augen. „Aber sehr glücklich…“

Sie spürte, wie ihr Mann ihre Hand ergriff und sie leicht drückte.

„Ich liebe Dich, Bunny.“, sagte er. Sie lächelte.

„Bunny…“, wiederholte sie. „Den Namen habe ich schon lange nicht mehr gehört.“

„Es ist der Name des wundervollsten Mädchens, das ich kennenlernen durfte.“, sagte Seiya. „Und der Name des Mädchens, in das ich mich unsterblich verliebt habe.“

Serenity schmunzelte.

„Und Serenity?“, fragte sie. Seiya führte ihre Hand zu seinen Lippen und gab ihr einen sanften Kuss.

„Serenity…“, fuhr er fort. „…ist der Name der wundervollsten Frau dieses Universums. Und der Name der Frau, die ich mehr liebe als alles andere. Höchstens die kleine Chibiusa kann es schaffen, einen so großen Platz in meinem Herzen einzunehmen, wie der, den ich nur für Dich reserviert habe.“

Serenity lachte leicht.

„Ich liebe Dich auch, Seiya.“, sagte sie schließlich und schmiegte sich an die Brust ihres Mannes, der sie sanft an sich zog. Es dauerte nicht lange, bis sie eingeschlafen war. Mit liebevollem Blick betrachtete der König seine schlafende Frau. Seine neugeborene Tochter lag in der Wiege neben ihnen. In diesem Moment war er sicherlich der glücklichste Mann der Welt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, nachdem in letzter Zeit so viel los war bei mir, habe ich es endlich geschafft weiterzuschreiben. Eigentlich war nur ein Kapitel geplant, aber irgendwie war ich dann so im
Schreiben, dass es für ein Kapitel (im Vergleich zu den vorherigen) zu lang war. Also sind doch zwei draus geworden.^^
Ich hoffe natürlich, dass es euch gefallen hat und freue mich über Feedback.
Ich werde mir auch Mühe geben, das nächste Mal nicht so lange zu brauchen. :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, dieses Mal hat es nicht ganz so lange gedauert. :)
Ist wieder im Vergleich zu den anderen Kapis etwas lang geworden, aber hier konnte ich irgendwie keinen Schnitt machen.^^
Ich hoffe, es hat euch gefallen! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
ENDLICH ist es geschafft! :D Der Kampf ist endlich vorbei! Ich hatte ja schon selbst gar keine Lust mehr darauf! :D
Übrigens finde ich es ganz schön schwierig, diese Kampfsituationen zu beschreiben. In Worten wirkt das irgendwie immer so blöd im Vergleich zu Bildern. :D
Naja, ich hoffe, es war trotzdem ok.^^

Eure Fhin Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
OH MEIN GOTT!!! Es ist vorbei! Es ist wirklich zu Ende! D:

Ich kann noch gar nicht fassen, dass diese FF tatsächlich fertiggestellt ist! Vor genau einem Jahr, vier Monaten und 25 Tagen habe ich die FF hier erstellt und das erste Kapitel hochgeladen. Ich hätte nie gedacht, dass daraus mal so ein riesiges Projekt wird, aber irgendwie ist die FF einfach immer länger und länger geworden. :D Anfangs dachte ich, wenn ich so 100 Animexx-Seiten habe, dann ist das schon wahnsinnig viel. Und nun sind es fast 500 geworden! D: Wahnsinn!
Danke an alle Leser und fleißigen Kommentierer! Danke, dass ihr bis zum Schluss gelesen habt und mich durch eure Favoriteneinträge und Kommentare immer wieder motiviert habt. :)

Ich hoffe, euch hat die FF gefallen! Wenn ja, dann schaut doch mal bei meiner FF "The Weakness in Me" Oder auch bei meinem OS "お誕生日 おめでとう、お団子 - Alles Gute zum Geburtstag, Schätzchen" rein. :)

Ganz liebe Grüße!

Eure Fhin Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (189)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Stuchage
2022-12-18T23:42:07+00:00 19.12.2022 00:42
Ok ich sehe du hast mehr Fanfiction!
Danke dir das du existierst und mir so eine freude bereitest!
Von:  Luna2014
2016-02-07T21:29:26+00:00 07.02.2016 22:29
Ladies and Genlemen das war die sechste Staffel von Sailor Moon!!!
Hammmmmer!!!
Mir fehlen die Worte ich musste eben fast weinen, weil es zu Ende ging, aber das muss es ja auch ich weiß.
Ich bin ein großer Fan deiner FF geworden und warte sehnsüchtig,dass es bei der anderen weitergeht!

Ich liebe einfach Seiya und Bunny und du schaffst es so gut diese schönen Situationen zwischen ihnen zu kreieren, sowohl die lustigen als auch die romantischen!

Danke für deine FFs.......werde vermutlich wieder von vorne beginnen bei der anderen....bin sonst auf Seiya x Bunny Entzug das geht nicht! (Bin auch total gespannt,wie sie da jetzt zueinander finden, Mamoru macht es ihnen da ja nicht leicht *I loveit!!!!!*

Danke dir Liebe Fhin!
Von:  Luna2014
2016-02-04T20:36:33+00:00 04.02.2016 21:36
Aaaaarggg!!! Bad Timing TT
Von:  Luna2014
2016-02-04T20:27:40+00:00 04.02.2016 21:27
Liebe Fhin jetzt bin ich wie du siehst hier bei dieser Geschichte gelandet! Ich liebe es!!! Das ist eine sehr schöne und auch nicht abwegige Variante!!! Jetzt hoffe ich nur, dass Seiya auch wirklich auf der Erde bleiben und später herrschen kann,aber wie ich dich "kenne" wirst du es sehr spannend machen!!!!

Großes Lob!!!
Von:  Onlyknow3
2015-09-02T08:58:18+00:00 02.09.2015 10:58
Ich habe die FF ganz gelesen und bin begeistert davon. Es waren schöne abwechslungreiche Kapitel, die man gut und flüßig lesen konnte. Zwar gab es hin und wieder den ein oder anderen Fehler der aber nicht störte.
Sehr gute Geschichte, und sehr gut umgesetzt und beschrieben. Weiter so.

LG
Onlyknow3
Von:  Onlyknow3
2015-08-27T13:56:43+00:00 27.08.2015 15:56
Keiner der Sailor Kriegerinen denkt daran, das Bunny den Samen in der Hand hatte oder viel mehr das worin der steckt.
Mamoru kann es nicht wissen aber Bunny müsste es wissen. Das kleine Mädchen mit den Murmeln.
Finde dei Geschicht sehr gut, und werde sie auch zu enden lesen bevor ich mich an deiner aktuelle wieder mache.

LG
Onlyknow3
Von:  Amentsja
2015-05-20T22:12:26+00:00 21.05.2015 00:12
Alle Kapitel finde ich sehr spannend, mach so weiter mit neuen ff wie du angefangen hast. Gruß Amentsja
Von:  Ayumu90
2014-11-08T21:36:46+00:00 08.11.2014 22:36
Ooooh nicht zu Ende sein x.x

Wirklich toll geschrieben, großen Respekt vor so viel Fantasie und Kreativität. Alles hätte genauso im Anime passieren können und die Charaktere waren authentisch. Danke für dieses tolle Werk! :)
Antwort von:  Fhin
06.04.2015 01:30
Ups, da ist es doch schon wirklich eine GANZE Weile her, dass ich hier mal Kommentare beantwortet habe. :x

Aber vielen vielen Dank für den Kommentar, für das Lob und natürlich auch einfach fürs Lesen! :) Ich habe mich wirklich gefreut und kann auf dein Danke nur sagen: Sehr sehr gern geschehen! :)

Liebe Grüße!
Fhin
Von:  Roxi_13
2014-10-18T13:34:29+00:00 18.10.2014 15:34
Wow
Diese Geschichte ist echt Klasse.
MAn könnte während dem lesen beinahe meinen das , dass die Sechste Staffel sein könnte die nie im Fernsehen zu sehen war

Na ja bis auf die Adult senen.
Ich hab mich sehr über diese Geschichte gefreut
MAch weiter so

LG
Roxi_13
Antwort von:  Fhin
30.10.2014 16:07
Huhu Roxi_13,

Schön dass du die Geschichte nun auch bis zum Ende gelesen hast! Vielen Dank! Ich freu mich, wieder von dir zu lesen! :)
Danke natürlich auch für deine lieben Worte und das Lob.
Natürlich... die Adultszenen hätten zum Anime nicht gepasst, aber dafür sind ja die FFs da, dass man ein bisschen Freiheit in der Gestaltung hat.^^

Liebe Grüße!!
Fhin
Von:  Roxi_13
2014-10-17T16:53:12+00:00 17.10.2014 18:53
Oh ich bin so neugirig was Yaten woll da aus dem Baum gehollt hat?
Bin sachon auf das nachste Kappitelk gespannt

LG
Roxi_13


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