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Heroines of War

von

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Überfallen

Die Alarmsirene ertönte mitten in der Nacht. Ellen schreckte sofort hoch, denn sie war bereits in der Grundausbildung darauf gedrillt worden, auf solche Signale schnell zu reagieren. Hastig schwang sie ihre Beine aus dem Bett und schlüpfte in ihre Stiefel, während Alex leise fluchend aus dem oberen Bett kletterte.

Corporal Willcott platzte bis an die Zähne bewaffnet in den Schlafraum herein und schaltete das Licht ein. Ellen kniff für einen Moment die Augen zusammen, bis sie sich an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatte.

„Wir werden von Geth angegriffen! Sie kommen in Massen aus dem Dschungel! Macht euch fertig und kommt dann sofort auf die Barrikade!“, sagte Willcott sehr schnell und sehr laut und verschwand dann eilig wieder.

„Geth?“, sagte Alex überrascht und sah Ellen mit aufgerissenen Augen an. „Was zur Hölle machen dir hier?“

Ellen marschierte zur Tür hinaus, genauso wie die anderen Marines, und Alex folgte ihr dicht auf. „Keine Ahnung“, sagte Ellen über ihre Schulter hinweg, „darüber sollten wir uns später den Kopf zerbrechen!“

Als die Marines draußen waren, konnten sie hören, wie Willcott, Chimney, Mira und Lieutenant Moskov die Angreifer von der Barrikade aus bereits ins Kreuzfeuer nahmen. Die Kolonie war durch mehrere Scheinwerfer hell erleuchtet, und langsam begannen sich auch die Zivilisten zu regen und kamen nach draußen, um zu sehen, was los war.

„Moskov!“, brüllte Masterson und ging mit festen Schritten über den Hauptplatz.

„Keine Zeit!“, rief der Lieutenant zwischen zwei Feuerstößen zurück. „Schnappen Sie sich eine Waffe, wenn Sie wollen, oder hauen Sie ab!“

Ellen spurtete gemeinsam mit ihren gerade aufgestanden Kameraden zu der Waffenkammer, wo alles sehr schnell ging, denn die Bewegungen konnten sie sogar im Schlaf durchführen. Spind entsichern, Uniform aus, kugelsicherer Anzug an, Panzerung befestigen, Stiefel, Schuhe und Handschuhe anziehen, Helm aufsetzen, Schildverstärker aktivieren und zu guter Letzt ging man mit einer geladenen Waffe wieder hinaus. Kaum zwei Minuten später kletterte Ellen bereits auf einer Leiter an der Barrikade hoch und stand schließlich neben dem Lieutenant auf dem Podest. Sie stellte einen Beutel mit Munition ab, den sie aus der Waffenkammer mitgenommen hatte, doch Moskov nahm sie kaum war, denn er schoss wie besessen auf die herannahenden Geth. Erst da wandte sich Ellens Blick auf den Vorplatz zwischen der Kolonie und dem Wald, und ihre Atmung geriet ins Stocken.

Eine große Anzahl an Geth stürmte auf sie zu, und es kamen immer mehr hinzu. Sie waren groß, hatten schlanke, metallene Körper und ein leuchtendes Auge, das wie eine Taschenlampe aussah und es den Marines glücklicherweise erleichterte, sie zu entdecken, denn abgesehen von ein paar Scheinwerfern gab es keine Lichtquellen auf dem Vorplatz.

Ellen hatte noch nie mit eigenen Augen einen Geth gesehen, sondern bisher immer nur auf Bildern gezeigt oder in Geschichten beschrieben bekommen, und der Anblick ließ sie erstarren, bis Alex sie von links anstieß.

„Mach schon, Ellen!“, blaffte sie und feuerte auf die Geth, die der Kolonie bereits am nächsten waren.

Das ließ Ellen sich nicht zweimal sagen, entsicherte ihre Waffe und nahm ebenfalls einen der Angreifer ins Visier. Ein paar Schüsse verfehlten ihr Ziel, doch schließlich schaffte sie es, zunächst seinen Schild, dann den Geth selbst auszuschalten. Zur Freude blieb ihr keine Zeit, denn die Welle der humanoiden Maschinen ebbte nicht ab. Wenn sie nicht den Vorteil hätten, sich in einer höheren Position zu befinden und dadurch auch besser geschützt zu sein, wären die Marines längst überrannt worden. Ellen verbrauchte ihre Munition so schnell wie noch nie bisher, und sie war nicht die einzige, bei der es eng wurde, weshalb Moskov ein paar der Wissenschaftler, die unter ihnen standen und verängstigt zu den Marines herauf sahen, beauftragte, für Nachschub zu sorgen. Und endlich, nach ungefähr zwanzig Minuten erbitterten Kampfes, schienen sich die Reihen der Gegner zu lichten. Ellen nahm sich einen Moment Zeit und ging in die Hocke, um in Ruhe nachladen zu können, ohne befürchten zu müssen, getroffen zu werden. Ihr Schild hielt noch stand, aber es war schon sehr viel Energie verbraucht worden. Sie atmete tief durch, um sich zu sammeln, und wollte sich gerade wieder aufrichten, als Moskov brüllte: „DECKUNG!“

Ellen lugte kurz über die Brüstung der Barrikade und sah, wie ein riesiger Geth mit vier Beinen und einem langen Hals ein großes, leuchtendes Geschoss abgab. Den Bruchteil einer Sekunde später traf es das Tor der Kolonie und riss es in Stücke, genauso wie die beiden Marines, die sich genau über dem Eingang positioniert hatten. Ellen befand sich zu ihrem Glück weit genug davon entfernt, aber die Druckwelle war so groß, dass sie von der Balustrade gefegt wurde und durch die Luft flog. Einen Augenblick später landete sie mit voller Wucht auf ihrem Rücken, was ihr den Sauerstoff aus den Lungen presste.

Als sie wieder atmen konnte, stemmte sie sich etwas benommen mit ihren Ellenbogen hoch, damit sie die Lage überblicken konnte. Kein einziger Marine stand mehr auf der Barrikade, und dort, wo das Tor gewesen war, befand sich nun ein klaffendes Loch, auf welches die Geth zu marschierten. Um Ellen herum lagen brennende Trümmerteile verstreut, und direkt neben ihr lag eine abgetrennte Hand, welche sie lieber nicht allzu genau betrachten wollte. Ein Zivilist wälzte sich in der Nähe auf dem Boden herum, weil er in Flammen stand, doch Ellen konnte nicht erkennen, wer es war. Der arme Mann wurde zwei Sekunden später von einem Geth erschossen, welcher gerade durch das gewaltsam geöffnete Tor hereingekommen war.

„Hoch mit Ihnen, Webber! Wir haben bereits Silver und Harrsion verloren!“, bellte der Lieutenant, welcher plötzlich neben ihr aufgetaucht war, und zerrte sie an einem Arm auf die Beine. „Schnappen Sie sich Ihre Waffe, verdammt!“

Weitere Geth betraten die Kolonie, und ein paar Marines begannen, das Feuer auf Eindringlinge zu eröffnen. Von dem Sturz noch etwas benebelt wollte Ellen ihre Waffe aus der Halterung an ihrem Rücken ziehen, doch diese war leer. Sie musste das Gewehr bei der Explosion verloren haben. Weil sie es nirgends in ihrer Umgebung entdecken konnte, rannte sie zur Waffenkammer, während Moskov befehle über den Kommunikator durchgab.

„Willcott, machen sie den Mako klar, wir beide werden uns gleich den Koloss vornehmen! Zhao, Chimney, Mortimer, verteidigt das Tor, mit allem, was ihr habt! Grey, sorgen sie dafür, dass alle Zivilisten in den Häusern sind! Und Webber, Sie schnappen sich Vigo und reiten zur Alpha-Ruine. Wir kriegen keinen Kontakt zu den Marines dort, aber wir brauchen unbedingt das Shuttle und Danzer und McGregor! Wahrscheinlich werden wir evakuieren müssen!“

Gerade als Ellen ein neues Sturmgewehr aus dem Schrank holen wollte, stockte sie in der Bewegung. Sie erinnerte sich noch gut an ihren ersten und letzten 'Ausritt' mit Vigo und zweifelte daran, dass es klappen würde. Allerdings würde sie zu Fuß wenigstens dreißig Minuten brauchen, und dann wäre es für eine Evakuierung vermutlich bereits zu spät.

„Verstanden, Sir!“, sprach sie in den Kommunikator, nahm sich eine Waffe und steckte vorsichtshalber auch eine Pistole in ihr Holster an der rechten Hüfte. Man konnte in so einer Situation nie zu viele Waffen bei sich tragen, und wenn es hart auf hart kam, wollte sie nicht noch einmal ohne eine dastehen. Als sie gerade die Waffenkammer wieder verlassen wollte, kamen ihr Larry, Harry und ein paar andere Kolonisten entgegen.

„Wir wollen auch kämpfen“, murmelte Harry.

Larry pflichtete ihm nickend bei. „Alleine schafft ihr das nich', es sind zu viele!“

Ellen wusste, dass sie recht hatten, aber sie wusste auch, dass die Zivilisten gegen die Geth kaum eine Chance hatten. Deshalb schüttelte sie energisch den Kopf und quetschte sich an ihnen vorbei ins Freie.

„Geht in die Gebäude und verbarrikadiert die Eingänge“, sagte sie und wollte gerade zu dem Gehege der Tiere gehen, als Tala sie abfing.

Sie sagte mit entschlossenen Blick: „Keine Sorge, ich werde auf sie aufpassen.“

Jemand musste in den Keller gegangen und ihr Bescheid gesagt haben. Gott sei Dank, denn die erfahrene Asari – Agentin würde ihnen eine große Hilfe sein.

„Also schön. 2 3 6 9 2 ist die Kombination. Aber sorg' dafür, dass sie sich Panzerungen anlegen, ein paar haben wir noch da!“

„In Ordnung.“

Als Ellen weitergehen wollte, hielt die Asari sie noch einmal zurück.

„Pass da draußen gut auf dich auf. Die Geth haben die Ruinen vielleicht schon eingenommen“, murmelte Tala so leise, dass Ellen sie wegen der Feuergefechte auf dem Hauptplatz kaum verstehen konnte.

Ein ähnlicher Gedanke war ihr auch schon gekommen, doch sie brauchten das Shuttle, deshalb musste sie zumindest versuchen, es zu erreichen. Sie nickte Tala grimmig zu und hastete dann zu dem Gehege, wo Vigo und Jackson bereits aufgeregt hin und her liefen.

„Webber, der Mako ist startklar. Wenn du dich direkt nach uns mit Vigo durch das Tor kommst, geben wir euch Deckung“, sagte Willcott über Funk.

„Verstanden. Bin in einer Minute da“, antwortete Ellen. Sie öffnete das Gehege, und Jackson preschte an ihr vorbei ins Freie und in Richtung des Laborgebäudes. Vigo hingegen beäugte sie misstrauisch, und als Ellen klar wurde, dass er sie nicht erkannte, nahm sie ihren Helm ab. Ein paar Haarsträhnen lösten sich dadurch aus ihrem Dutt.

„Hey, Kleiner“, sagte sie mit beruhigender Stimme, und endlich schien Vigo sie zu erkennen, denn er drückte seinen Kopf kurz gegen ihre Brust.

Sanft tätschelte sie ihn und kletterte dann auf seinen Rücken, ohne einen Sattel drauf zu schnallen. Sie wusste nicht, wo Lupis sie lagerte, und hatte keine Zeit zum Suchen.

„Hab keine Angst. Wir machen jetzt einen Ausflug“, raunte sie in das rechte Ohr des Tiers unter ihr. „Aber wirf mich dieses Mal nicht ab.“

Der Motor des Makos röhrte über den Schusslärm auf dem Hauptlatz hinweg. Ellen krallte sich in Vigos Fell fest und drückte ihre Oberschenkel leicht gegen seine Rippen. Er verstand das als Signal, loszugehen, und setzte sich in Bewegung. Zunächst waren es nur ein paar zögerliche Schritte, dann, als irgendwo in ihrer Nähe eine Handgranate explodierte, preschte er los. Ellen hatte Mühe, sich festzuhalten, schaffte es jedoch und gab ihn mit ihren Oberschenkeln Richtungsanweisungen.

Der Mako bretterte gerade über ein paar Geth hinweg, die danach als kleine Schrottansammlungen auf dem Boden verteilt waren, und fuhr durch das Haupttor. Ellen und Vigo folgten dicht auf, und sobald sie auf dem Vorplatz waren, könnten sie hören, wie Kugeln auf die Panzerung des Makos einprasselten. Nicht lange zögernd nutze Ellen die Ablenkung und bedeutete ihrem Reittier, scharf nach links an der Barrikade entlang zu laufen, weil dort der Weg frei von Geth war. Vigo legte noch an Tempo zu und preschte auf die Ausläufer des Waldes zu. Ellen war sich nicht sicher, ob ein paar der Geth auch auf sie zielten, doch Vigo war zu schnell, um ein gutes Ziel bieten zu können. Wenige Sekunden später waren sie bereits hinter den ersten Baumreihen, und der Kampflärm vom Hauptplatz wurde verschluckt.

Weil Vigo zwischen den Bäumen nicht mehr ganz so schnell laufen konnte, wagte Ellen einen kurzen Blick auf die Karte in ihrem Omni-Tool. Sie waren auf dem richtigen Weg, und wenn sie das Tempo beibehielten, würden sie in fünfzehn Minuten an der Alpha-Ruine sein. Hoffentlich war das noch rechtzeitig, um die Kolonisten zu retten.
 

Nach einem holprigen Ritt erreichte sie schließlich die Alpha-Ruine. Das Shuttle stand davor und war unbeschädigt, und auch sonst wies nichts darauf hin, dass die Geth bereits hier gewesen waren. Irritiert stieg Ellen von Vigo ab und betrat die pyramidenähnliche Konstruktion durch den einzigen, breiten Eingang, und traute ihren Augen nicht, als sie in der Hauptkammer stand. Danzer, McGregor, Duncan und ein paar andere Wissenschaftler saßen gemütlich auf ein paar Kisten zusammen, spielten Karten und tranken Schnaps.

„Das war's für dich, MC“, Danzer und lachte seinen Kameraden aus.

Mit festen Tritten stapfte Ellen auf die Gruppe zu, und brüllte fast: „Was fällt euch eigentlich ein?!“

„Was machst'n du hier?“, fragte Danzer überrascht.

McGregor prustete los. „Mach hier mal nicht so eine Welle, Corporal Webber.“

Ellen konnte nicht fassen, dass die beiden Marines hier herumsaßen, während bereits wenigstens zwei ihrer Kameraden gestorben waren.

„Die Kolonie wird von Geth angegriffen! Wir brauchen euch und das Shuttle sofort, wahrscheinlich werden wir evakuieren müssen. Also los, bewegt euch!“ Schlagartig war die Gruppe still. Zumindest fast alle von ihnen.

„Sehr witzig, Webber. Geth? Netter Versuch, ich glaube dir kein Wort“, grunzte McGregor und trank einen weiteren Schnaps. Doch Danzer sprang auf.

„Ich glaube nicht, dass sie lügt. Beweg dich, Conrad!“ Er verpasste McGregor einen Klapps gegen den Kopf und sammelte seine abgelegte Ausrüstung zusammen. Langsam setzte sich sein Kamerad auch in Bewegung.

„Ihr bleibt hier. Verschließt den Eingang“, sagte Duncan zu den Wissenschaftlern, während er selbst aufstand. „Ich fliege mit zur Kolonie.“

Ellen schüttelte den Kopf. „Nein, das ist zu gefährlich!“

Der sonst so sympathische Forscher schenkte ihr einen Vernichtenden Blick. „Ich komme mit! Wenn Geth die Kolonie auseinandernehmen, muss ich Raina und Sheila beschützen!“ Und ohne ein weiteres Wort marschierte er an ihr vorbei zum Ausgang.

„Keine Sorge, Webber“, raunte Danzer ihr zu, als sie und McGregor Duncan hastig folgten. „Er war mal Marine. Er weiß, was er tut.“

Beim Hinausgehen trottete ihnen Vigo entgegen. Ellen hatte ihn völlig vergessen.

„Bleib hier“, sagte sie und tätschelte seinen Kopf, in der Hoffnung, dass er verstand, was sie von ihm wollte. Dann spurtete sie zum Shuttle, welches Duncan bereits startete. Als sie hinein gesprungen war, hämmerte sie auf den Knopf zum Schließen der Tür und hielt sich an einem Griff fest, als Duncan das Fahrzeug rasant in die Luft steigen ließ.

„Was genau ist passiert, Webber?“, fragte Danzer, der auf einem der Sitze saß und sein Sturmgewehr überprüfte.

Ellen nutzte die Zeit, um ihren Haarknoten neu zu binden. Sie brauchte etwas, womit sie ihre Finger beschäftigen konnte, denn in ihr Körper wurde unruhig. So hatte sie sich schon häufiger auf Missionen gefühlt, wenn sie zwischen zwei Kämpfen eine Ruhepause hatte.

„Sie kamen aus dem Wald. Keine Ahnung, wo genau sie gelandet sind“, fing sie an zu erzählen. „Von den Barrikaden aus konnten wir sie ganz gut abwehren, aber ein riesiger Geth hat das Haupttor zerstört. Silver und Harrison sind dabei gestorben.“ Darauf folgte ein andächtiges Schweigen.

McGregor stöhnte. Er saß auf dem Platz des Copiloten und hatte versucht, jemanden in der Kolonie zu kontaktieren. „Ich kriege weder den Lieutenant noch Willcott über Funk.“

„Versuch's mit Chimney oder Mira“, antwortete Danzer mit niedergeschlagener Stimme. Dass sie die beiden Männer nicht erreichen konnten, war kein gutes Zeichen.

„Conrad!“, hörten sie plötzlich Private Chimney über die Lautsprecher sagen. „Wo seid ihr?“

„Wir sind in knapp einer Minute da“, brummte Duncan. „Wo soll ich landen?“

„Die meisten von uns haben sich in das Wohngebäude zurückgezogen. Landet am besten dort auf dem Dach.“

„Wie ist die Lage?“, fragte Ellen besorgt.

Einen Moment herrschte stille.

„Verheerend.“

„Heilige Scheiße, seht euch das an!“, rief McGregor plötzlich aus.

Ellen und Private Danzer drängten sich in das Cockpit und konnten durch die Frontscheiben die Kolonie sehen. Auf dem Vorplatz tummelten sich Geth und schienen Kisten in den Wald zu transportieren, und Ellen war sich nicht sicher, aber sie glaubte, auch den protheanischen Sender bei ihnen zu sehen. Was ihr den Atem stocken ließ, war der lodernde Mako, der neben dem Haupttor stand.

„Lieutenant Moskov und Willcott sind tot“, keuchte sie. „Die beiden waren in dem Mako.“

Duncan setzte zum Landeanflug auf das Dach des Wohngebäudes an. Vereinzelte Schüsse knallten gegen die Schilde des Shuttles.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Danzer, der sich gerade seinen Helm aufgesetzt hatte.

„Wir holen alle Überlebenden raus und verschwinden dann von hier“, antwortete Ellen und machte ihr Sturmgewehr einsatzbereit.

Duncan meldete sich zu Wort. „Sehr weit werden wir aber nicht kommen, der Treibstoff ist so gut wie leer. Wir kommen zumindest nicht von diesem Planeten runter.“

Die Marines fluchten.

„Das hat uns gerade noch gefehlt. Aber wenn Verstärkung gerufen worden ist, reicht es, wenn wir uns irgendwo verstecken und warten“, sagte Danzer und entsicherte seine Waffe.

„Los geht’s!“, knurrte McGregor und ließ die Tür des Shuttles aufgleiten.

Nacheinander sprangen die Marines auf das Dach.

„Chimney? Wir sind da!“, sprach Ellen über den Kommunikator.

Im nächsten Moment öffnete sich eine Dachluke in ihrer Nähe und ein Mädchen steckte den Kopf hindurch. Ellen erkannte, dass es Raina war, Gott sei Dank unverletzt. Nach ihr folgten Sheila, Lupis, Masterson und ungefähr zehn weitere Zivilisten, die alle zu dem Shuttle hasteten. Das Gebäude war hoch genug, um ihnen vor den Geth auf dem Hauptplatz Feuerschutz zu bieten.

Schließlich betrat Tala das Dach, dann Chimney und Mira. Sie waren alle schwer verletzt, genauso wie einige der Zivilisten. Chimney konnte kaum noch gehen, aber Mira stützte ihn, obwohl sie selbst aus einer Schusswunde in der Schulter blutete. Ellen traute sich nicht, zu fragen, wo alle anderen waren. Die Antwort konnte sie sich denken, und es erfüllte sie mit Traurigkeit.

Schlagartig wurde ihr bewusst, dass auch Alex fehlte, und ein ungutes Gefühl breitete sich in ihr aus.

„Wo ist sie? Wo ist Alex?“, fragte sie Tala, die gerade Mira und Chimney ins Shuttle half.

„Sie wurde losgeschickt, um Verstärkung anzufordern“, erwiderte die Asari fast emotionslos. Ihre Augen wirkten leer und ihre ganze Körperhaltung zeigte, wie unglaublich erschöpft sie sein musste. Wahrscheinlich hatte sie ihre Biotik zu viel benutzt, und sie blutete aus mehreren Verletzungen, was auch an ihr zehren musste. „Keine Ahnung, wo sie ist.“

„Alex!“, rief Ellen über den Kommunikator. „Wo bist du?“

Zunächst kam keine Antwort, was ihr Herz beinahe aussetzen ließ, doch dann meldete sich Alex atemlos zu Wort.

„Im Laborgebäude. Erste Etage. Die Geth haben mich eingekesselt. Ich werde hier nicht rauskommen. Haut ab!“ Ellen hörte, dass sie ein paar Schüsse abgab.

„Rede nicht so einen Scheiß! Halte durch! Wir holen dich da raus!“

Ellen wollte gerade losgehen, als sich McGregor sie zurückhielt. „Lass es“, sagte er grimmig. „Sie ist so gut wie tot. Wir sollten zusehen, dass wir verschwinden.“

Ellen riss sich los und sah ihn entgeistert an. „Ein Marine lässt seine Kameraden nicht im Stich. Niemand wird zurückgelassen!“, schrie sie.

Tala, die bereits im Shuttle stand, sah sie mitleidig an. „Ich weiß, sie bedeutet dir viel, aber du wirst sie nicht lebend erreichen. Spiel nicht die Heldin. Zwischen euch sind wenigstens zwanzig Geth.“

Ellen konnte nicht glauben, was man ihr von ihr verlangte. Aber weil niemand im Rang über ihr stand, konnten sie ihr nichts befehlen. Sie würde Alex nicht hängenlassen, und wenn sie dafür hundert Geth töten musste. Kopfschüttelnd wandte sie sich ab und ging zu der Dachluke.

„Sie geht. Können wir jetzt bitte diesen Ort verlassen?“, hörte sie Doktor Mastersons Stimme plärren.

„Webber, wenn du es mit Zhao auf das Dach des Laborgebäude schaffst, holen wir euch!“, rief Danzer ihr nach, während er und McGregor wieder ins Shuttle stiegen. Ellen verkniff es sich, ihm den Mittelfinger zu zeigen, denn wenn die beiden halbwegs ausgeruhten und unverletzten Marines nicht zu feige wären, würden sie ihr helfen.

„Al, ich bin gleich da! Schick mir deine Position auf der Karte, damit ich dich schneller finde“, sagte Ellen, während sie die Dachluke öffnete und hindurch kletterte.

Alex antwortete mit zittriger Stimme: „Nein. Ellen, flieh, wenn du kannst! Ich bin verletzt und habe keine Munition mehr. Ich konnte mich zwar verbarrikadieren, aber das wird nicht mehr lange halten. Sie werden mich gleich haben.“

„Vergiss es“, erwiderte Ellen. „Ich lasse dich nicht hier.“

„Ellen...“

„Alex", erwiderte sie mit Nachdruck.

Wenig später hatte Alex ihr die Position geschickt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie das Ende zeigt, ist dieses Kapitel nur die erste Hälfte des Galatea-Endes. Der zweite Teil ist halb fertig und wird innerhalb der nächsten Tage folgen ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Takuya
2014-02-20T22:24:30+00:00 20.02.2014 23:24
Herrje, was soll denn das? So ein gemeines Ende wieder...
Ich hoffe wirklich, dass Ellen es schafft, auch wenn es wirklich nicht gerade gut für Alex aussieht, bin wirklich gespannt wie es weitergeht
Das Kapitel im ganzen war echt klasse, tolle Aktion und auch echt gut geschrieben.
Werde auf jeden Fall gespannt auf das nächste Kapitel warten! :-)
Von:  Dark777
2014-02-20T17:29:35+00:00 20.02.2014 18:29
Gott verflucht, warum immer diese fiesen Cliffhanger >_<?! Ich merke wie mein Adrenalin in die Höhe schießt und ich ganz "unerwartet" Lust auf eine Runde Mass Effect bekomme ;). Mal wieder ein ausgezeichnetes und vor allem mitreißendes Kapitel! Mich wundert es, dass McGregor und Co. nichts von dem Ganzen bis dato mitbekommen haben. Haben die ihre Kommunikationsgeräte ausgeschaltet um ungestört Karten spielen zu können oder was?! Es ist schon logisch, Alex in der ausweglosen Situation als Normalo-Marine zurückzulassen und dennoch fuchst es mich. Ellen hat kaum eine Chance und dennoch wird sie alles riskieren. Einerseits dumm und gleichzeitig bemerkenswert. Stellt sich nur die Frage, ob sie das für jeden x-beliebigen Marine tun würde oder nur für die, die ihr am Herzen liegen. Ich hoffe auf jeden Fall bald weiterlesen zu können, dieses offene Ende wird mir schlaflose Nächte bereiten!

V(~_^)
Von:  dragon493
2014-02-19T21:09:40+00:00 19.02.2014 22:09
tolles Kapitel
Bin sehr gespannt ob Ellen Alex retten kann
freu mich aufs nächste Kapitel
Lg dragon493
Von:  fahnm
2014-02-18T00:19:15+00:00 18.02.2014 01:19
Hammer Kapi^^


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