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Heroines of War

von

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Hinter verschlossenen Türen - Teil 1

Die SSV Rome verfügte lediglich über eine kleine Arrestzelle auf dem Frachtdeck, welche neben einem Bett nur eine kleine Toilette beherbergte. Es war nun schon ungefähr einen Tag her, dass Van Hagen Ellen dort eingesperrt hatte, und sie saß auf dem Bett und starrte gelangweilt die Wände an. Sie hatte schlechte Laune wegen ihrer Kopfschmerzen und fühlte sich dreckig und war am ganzen Körper verspannt, weil die Liege noch unbequemer war als die Etagenbetten auf dem Quartierdeck, doch das war der Preis, den sie zahlen musste. Und sich vor Augen zu führen, wie Jenkins umgefallen war, besserte ihre Laune zumindest ein wenig.

Jemand klopfte und ließ die Tür zur Seite gleiten. Überrascht sah Ellen, wie Norah lächelnd eintrat.

„Private, ich habe die Ehre, Sie zu den Duschen zu geleiten“, sagte sie und rümpfte übertrieben die Nase.

Erleichtert stand Ellen auf und zupfte sich die Uniform zurecht. „Ich dachte schon, ihr hättet mich hier unten vergessen.“

„Wie könnten wir dich vergessen? Man riecht dich bis nach oben“, sagte Norah frotzelnd, und als sie Ellens finsteren Blick sah, grinste sie verschmitzt. „Schlag mich jetzt bitte nicht KO.“

„Ha ha.“

„Wie geht es deinem Kopf?“

„Besser. Ist Holly inzwischen aufgewacht?“, fragte Ellen besorgt.

„Ja, sogar schon kurz nachdem du Jenkins umgehauen hast. Sie hat wirklich viel Glück gehabt. Doc Lopez sagt, dass sie in zwei oder drei Tagen wieder voll einsatzfähig ist.“

Ellen war erleichtert. Wäre Holly schlimm verletzt gewesen, hätte sie sich das nie verziehen, denn Holly hatte zwar die Route vorgeschlagen, doch Ellen hatte die Entscheidung getroffen, diesen Weg zu gehen.

Sie gingen zu den Fahrstühlen und fuhren rauf zum Crewdeck, wo die Duschen am Ende des Korridors mit den Quartieren lagen.

„Wie kommt es, dass man mich für so etwas rauslässt? Das gehört ja eher nicht zur Standardbehandlung für Marines im Arrest“, fragte Ellen.

„Der Commander will gleich mit dir reden. Ich soll dich zu ihm geleiten, wenn du präsentabel aussiehst“, antwortete Norah achselzuckend. Ellen hatte bereits befürchtet, dass es wegen des Vorfalls noch weiteren Ärger geben würde.

In dem Raum mit den fünf offenen Duschkabinen wartete bereits eine Uniform und frische Unterwäsche auf sie, worüber sie sehr froh war. Hastig ließ sie ihre dreckigen Sachen auf den Boden fallen und betrat die vorderste der Kabinen. Während sie heißes Wasser über sich laufen ließ, stützte sie sich mit beiden Händen an der Wand vor sich ab und schloss die Augen. Langsam lösten sich die Verspannungen aus ihrem Körper und sogar ihre Kopfschmerzen schienen endgültig zu verfliegen.

Hin und wieder warf sie unauffällig einen Blick zu Norah, die an der Eingangstür lehnte und so tat, als würde sie eindringlich ihre Schuhe betrachten, doch Ellen hatte ein oder zweimal bemerkt, wie sie verstohlen ihren Körper gemustert hatte. Sie konnte ein Schmunzeln nicht verkneifen, denn die Neigungen ihrer Kindheitsfreundin waren ihr durchaus bekannt, wobei sie sich nicht sicher war, ob es den anderen auch bereits aufgefallen war.

Nachdem sie sich ausgiebig gewaschen und anschließend wieder angezogen hatte, führte Norah sie zu dem Büro des Commanders am hinteren Ende des Kommandodecks.

„Viel Glück“, sagte Norah, als Ellen nervös anklopfte und durch die Tür ging.

Der Raum hinter dem Büro war klein und hatte gerade genug Platz für einen Schreibtisch, an welchem Commander Lance saß, und ein paar Schränke an den Wänden.

„Commander“, sagte Ellen und salutierte.

„Setzen sie sich, Webber“, erwiderte Lance sachlich und zeigte auf den Stuhl vor seinem Tisch. Nachdem Ellen seiner Anweisung gefolgt war, lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme.

„Private Webber, ich denke, ich muss ihnen nicht erklären, warum sie hier sind“, begann er. Ellen schüttelte den Kopf. Sie versuchte herauszulesen oder zu hören, ob er sehr verärgert war, doch sowohl sein Tonfall als auch seine Mimik blieben neutral.

„Gut. Van Hagen hat mich über den Vorfall unterrichtet, doch ich würde gerne die Ereignisse aus ihrer Sicht erzählt bekommen, bevor ich mein Urteil fälle.“

„Private Jenkins hat eine Bemerkung gemacht, für die ich ihn mit einem Kinnhaken zu Boden gestreckt habe, Sir“, sagte Ellen.

„Ja, den Teil kenne ich. Doch was hat er gesagt, dass sie so provoziert hat? Aus ihrer Akte und den Persönlichkeitstests geht hervor, dass sie eigentlich eine gefasste und nicht leicht zu reizende Person sind.“

„Er … Er sagte, ich hätte unschickliche Dinge mit Gunnery Chief Grayson getrieben, um befördert zu werden.“

„Ist das schon öfter vorgefallen?“

Ellen nickte. „Er versucht, mich zu schikanieren, seitdem ich von der Beförderung erfahren habe, Sir.“

Commander Lance schwieg einen Moment und schien nachzudenken. „Nun, Private Webber, ich muss ihnen wahrscheinlich nicht sagen, dass sie sich so nicht Autorität verschaffen dürfen, obwohl ich ihre Beweggründe gut nachvollziehen kann. Ich hatte auch schon den einen oder anderen Untergebenen, dem ich gerne eins auf die Nase verpasst hätte. Doch man darf sich nicht so provozieren lassen. Sie müssen andere Mittel und Wege finden, sich den Respekt ihrer Leute zu verdienen. Der Kinnhaken war zwar die einfachste Möglichkeit, um zu gewährleisten, dass es während der Missionen nicht zu Streitereien wegen der Hierarchie kommt, doch bei weitem nicht die Beste.“

„Ja, Sir.“

„Der Vorfall wird in ihrer Akte vermerkt, doch Van Hagen hat die Strafe meiner Meinung nach zu hoch angesetzt. Ich denke insgesamt vier, maximal fünf Tage im Arrest werden reichen, sie scheinen ja wenigstens einsichtig zu sein. Nach dieser Zeit ist wieder alles wie zuvor, sie behalten das Kommando über das Beta-Team.“

Ellen lächelte. „Danke, Sir.“

„Sie können jetzt gehen. Private Eli wird sie wieder nach unten bringen.“

Ellen stand auf und wollte gerade gehen, als Lance noch einmal nach ihr rief. „Webber, eine Frage noch. Möchten sie, dass ich Private Jenkins in ein anderes Team versetzen lasse?“, sagte er und musterte sie mit einem erwartungsvollen Gesichtsausdruck. Ellen schien es, als würde er sie testen.

„Nein“, erwiderte sie. „Er soll im Beta-Team bleiben.“

„In Ordnung“, sagte Lance und Ellen glaubte, den Test bestanden zu haben. Erleichtert verließ sie das Büro und ging mit Norah zu den Fahrstühlen.

„Was hat er gesagt?“, fragte sie neugierig, während sie nach unten fuhren.

„Ich kriege einen Vermerk in meiner Akte, aber muss nur noch drei oder vier Tage in der Zelle bleiben.“

„Schön, dann haben wir ja noch ein bisschen Ruhe“, erwiderte Norah und grinste.

Als sie unten angekommen waren, schlurfte Ellen lustlos in die kleine Kammer.

„Bis in ein paar Tagen dann“, sagte sie und winkte Norah zu. Diese sah so aus, als würde sie noch etwas sagen wollen, schien es sich doch anders zu überlegen und nickte nur. Dann schloss sich die Tür und Ellen war wieder alleine in der kleinen Zelle.
 

Die nächsten zwei Tage verbrachte sie mit Grundübungen oder starrte gelangweilt die Decke an. Das Essen wurde ihr immer von den Köchen gebracht und die meisten von ihnen waren nicht sehr gesprächig, weshalb sie keine Ahnung hatte, was gerade auf der Rome so vor sich ging. Und die Stille, welche die meiste Zeit sogar draußen auf dem Hangar herrschte, machte sie unruhig, weshalb sie nicht viel Schlaf bekam.

Am vierten Tag lag sie gelangweilt auf dem Klappbett und hoffte darauf, dass der Commander sie bald herausholen würde.

Das Geheule einer Sirene ging durch das Schiff, wodurch Ellen vor Schreck fast aus ihrem Bett fiel. „Alle Einsatzkräfte sofort in den Konferenzraum“, sagte eine Stimme durch die Lautsprecher über die Sirene hinweg. „Ich wiederhole, alle Einsatzkräfte sofort in den Konferenzraum.“

Nach ungefähr zwei Minuten verklangen die Geräusche und es war wieder still. Ellen ging in ihrer Zelle unruhig auf und ab. Die Durchsage konnte nur bedeuten, dass ein Notruf eingegangen war, und sie hoffte, dass man sie gleich aus ihrer Zelle holen würde, damit sie ihr Team bei dem Einsatz anführen konnte. Doch als kurze Zeit später das Poltern von vielen Paaren schwerer Stiefel draußen zu hören war, näherte sich keins davon ihrer Zelle. Frustriert hämmerte sie gegen die Tür.

„Lasst mich hier raus!“, brüllte sie mehrfach, doch es schien sie niemand zu hören.

Ungefähr fünf Minuten später starteten die Shuttles, und als sich der Hangar wieder geschlossen hatte, war wieder nur noch das Geräusch des Antriebskerns zu hören. Deprimiert setzte Ellen sich auf den Fußboden und lehnte ihren Rücken gegen eine der kühlen Metallwände. Der erste richtige Einsatz und sie verpasste ihn, dabei wollte sie doch beweisen, dass sie es besser machen konnte als auf Rayingri. Aber das war nicht der einzige Gedanke, der sie quälte, denn sie machte sich auch Sorgen um ihre Kameraden. Wenn sie dabei wäre, könnte sie selbst dafür sorgen, dass niemanden etwas passierte, doch jetzt konnte sie nur darauf hoffen, dass alle wieder lebendig zurückkamen.

Die Stille umpfing sie und schien sie zu erdrücken. Tränen liefen über ihr Gesicht, wofür sie sich schämte, doch da sie alleine war, musste sie diese vor niemanden verstecken.

Stunden später, so kam es ihr zumindest vor, halten Schritte durch den Hangar. Jemand war dort unten und kam in ihre Richtung. Verwundert stand Ellen auf und wusch sich eilig mit ein wenig Wasser aus ihrer Flasche ihr Gesicht, um zu kaschieren, dass sie geweint hatte.

Die Tür glitt zur Seite und Commander Lance stand vor ihr.

„Commander“, sagte Ellen, nahm eine stramme Körperhaltung an und salutierte.

„Private Webber“, erwiderte und befahl ihr mit einer Handbewegung, sich zu rühren. „Ich glaube, sie sind genug bestraft worden. Die anderen Marines kommen gleich zurück, und sie werden sicher sehen wollen, wie es ihren Leuten geht.“

„Was war das für eine Mission, Sir?“, fragte Ellen und betrat an seiner Seite den Hangar. Die Erleichterung darüber, endlich wieder frei zu sein, wurde von der Sorge um ihre Freunde überschattet.

„Eine kleine Kolonie ist von Piraten überfallen worden, doch es ist uns gelungen, sie zu vertreiben.“

„Gab es Verluste?“

Der Commander nahm einen traurigen Gesichtsausdruck an. „Leider ja.“

Diese Aussage fühlte sich für Ellen wie ein Tritt in die Magengrube an. Sie wollte mehr Fragen stellen, doch da glitt das Tor des Hangars zur Seite und die drei Shuttles landeten nebeneinander.

Commander Lance baute sich vor ihnen auf und erwartete die Marines, während Ellen noch vor der Tür ihrer Arrestzelle stand und ein wenig zitterte. Sie suchte die Truppen nach Anzeichen von ihren Freunden ab, doch da die meisten noch ihre Helme trugen, konnte sie niemanden erkennen.

„Marines, das war eine gute Mission“, rief Lance den Aussteigenden zu. „Dennoch müssen wir den Verlust von zwei tapferen Kameraden beklagen. Lasst eure Verletzungen versorgen, dann treffen wir uns um 20 Uhr zu einer kleinen Trauerfeier hier unten.“

Ein paar der Marines mussten anderen beim Gehen helfen oder trugen sie, während diese sich direkt auf den Weg zu den Fahrstühlen machten. Ellen entdeckte Lauren zwischen ihnen, doch sie schien nicht verletzt zu sein und wollte wahrscheinlich wieder Doktor Lopez unter die Arme greifen. Der Großteil der Marines aber ging in die Waffenkammer, wohin Ellen ihnen unauffällig folgte. Zu ihrer großen Erleichterung sah sie Norahs leuchtend blonde Haare in der Menge aufblitzen und sie entdeckte Alex bei ihrem Spind. Sie wartete vor der Tür, um sie gleich abfangen zu können, doch kurze Zeit später stürzte zu ihrer Überraschung eine fast schreiende Olivia an ihr vorbei.

„Wenn du glaubst, dass das irgendwas ändert, kannst du das vergessen!“, rief sie über ihre Schulter hinweg Holly zu, die ihr unsicher hinterher ging.

„Aber Oliv-“

„Halt die Klappe!“, brüllte Olivia und hämmerte wütend auf den Rufknopf eines Fahrstuhls.

„Was ist passiert?“, fragte Ellen Holly, doch die brachte kein vernünftiges Wort heraus.

Ellen sah, wie die Türen hinter Olivia zuglitten, und sprang in den nächsten Fahrstuhl. „Ich rede mit ihr“, sagte sie zu Holly und lächelte ihr aufmunternd zu.

Auf dem Quartierdeck erwischte sie Olivia gerade noch, bevor sie in ihrem Schlafraum trat, und zog sie mit sich in einen der leeren Räume.

„El? Was-?“

„Oliva, was ist los? Was ist da unten passiert?“

„Das geht dich nichts an.“

Ellen atmete einmal tief durch. „Olivia, wir kennen uns in und auswendig. Du rastest nicht wegen einer Kleinigkeit so aus. Entweder sagst du mir jetzt, was für ein Problem du mit Holly hast, oder -“ Sie wusste nicht was sie sonst machen würde, deshalb fuhr sie einfach fort. „Sie ist in meinem Team, deshalb muss ich wissen, was passiert ist. Ich muss wissen, ob ich ihr vertrauen kann.“

Olivia starrte sie einen Moment wütend an, dann wandelte sich ihr Gesichtsausdruck plötzlich und sie sah unendlich traurig aus. Ellen hatte das Gefühl, zum ersten Mal seit Monaten in ihr wahres Gesicht zu blicken. Schließlich fing sie an zu erzählen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Nightwatcher
2013-05-23T13:16:28+00:00 23.05.2013 15:16
Und wieder ein großartiges Kapitel! Wie es scheint bhant sich eine Romanze zwischen El und Lauren an (oder irre ich mich?)
Und endlich wird wohl das Geheimnis von oliv gelüftet. Oh man, bin ich gespannt!!! :D

lg
Antwort von:  SarahShepard
29.05.2013 23:23
Was die Romanze angeht bin ich mir selbst nicht sicher. Es gibt mehrere Personen, die dafür geeignet wären, und ich habe jemanden im Kopf, aber während des Schreibprozesses verändere ich so viel von meinen Grundideen, dass ich nicht sagen kann, wo mein Weg mich noch hinführen wird :P


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