Seltsam
Kapitel 15
Seltsam
Ein herrliches Wetter. Vögel flogen fröhlich ihre Runden, die Bäume bewegten ihre Blätter in einen gleichmäßigen Rhythmus und die Sonne schien in vollen leuchten. Alles wirkte einfach nur himmlisch.
Viele Schüler tummelten sich auf dem Schulhof auf. Freunde unterhielten sich, andere aßen ihr Mittagessen. Und was hieß dies alles? Natürlich Mittagspause!
Ino, Shikamaru, Naruto, Hinata, Neji, TenTen und Sasuke saßen wie üblich unter dem Kirschbaum auf der grünen Wiese. Wenn man genauer schaute, fehlte da eine bestimmte Person. Und wer war diese bestimmte Person? Selbstverständlich Sakura!
„Hey, wo ist Sakura?“, fragte auch sogleich Naruto, der gerade einen Arm um seine Freundin schlang. Die junge Hyuga kuschelte sich an den blonden Chaoten. Die beiden Teenager hatten kaum noch Zeit füreinander. Jedes mal standen ihnen Sasuke und Sakura im Weg. Nur weil sie ihre Probleme nicht selbst lösen konnten …
Doch eigentlich war dies Hinata egal. Schließlich hatten sie sich selbst bereit erklärt den zwei zu helfen, und außerdem waren die beiden ihre Freunde. Denen half man auch in schweren Zeiten.
„Sie hatte mir vorhin erst eine SMS geschrieben. Sie muss wohl noch etwas dringendes erledigen“, antwortete Ino, die gelangweilt ihr Handy durchforschte.
„Was dringendes?“, kam es skeptisch von Shikamaru. „Und was soll dieses dringende sein? Schließlich lässt sie uns hier sitzen“, fuhr er mit hochgezogenen Brauen fort. Er schaute seine blonde Freundin an.
„Boa, Shika! Woher soll ich das wissen? Sakura hatte mir nur das hier geschrieben!“ Ino hielt ihr Handy vor die Nase des Naras. Er begann leise zu lesen, doch dennoch so laut, sodass die anderen noch etwas mitbekamen:
„Hey Ino,
sorry kann nicht kommen, muss noch etwas dringendes erledigen. Sakura.“
„Hm, das klingt aber komisch …“, sagte TenTen. Sie setzte sich aufrecht, da sie von Nejis Schoß etwas heruntergerutscht war.
„Meint ihr nicht, dass sich Saku seit Roy hier ist komisch benimmt? Aber das ist ja auch selbstverständlich. So wie er sie letztens in der Klasse angemacht hatte … Saku wirkt jedes mal ängstlich, wenn sie Roy sieht, meint ihr nicht?“ Hinata schaute mit großen Augen in die kleine Gruppe. Bei Sasuke blieb ihr Blick stehen. Lässig lag dieser mit geschlossenen Lidern auf der grünen Wiese, die Arme hinter seinem Kopf kreuzend.
Die Hyuga wusste, dass er mit hörte. Es ging um Sakura. Um seine Sakura.
Sasuke war Sakuras merkwürdiges Benehmen natürlich auch aufgefallen.
Gestern.
Er hatte sich seit gestern nicht mehr mit ihr unterhalten. Um genauer zu sein: Seit dem beinahe Kuss.
Gesehen hatte er sie nur noch von der Ferne. Sie benahm sich seltsam, schaute hysterisch hin und her. Sasuke kannte seine ehemalige Freundin nicht so. Sie war immer stark gewesen. Er wusste nicht, was mit ihr war. Er wusste nicht, was mit sich selbst war. Gestern im Schulflur hatte er sie fast geküsst. Und dann war er auch noch mit unerzogenen Wörtern davon geeilt. Sie war definitiv äußerst verwirrt gewesen.
Sasuke war mit seinen Gedanken völlig durcheinander.
Noch nie hatte er sich für ein Mädchen auf eine komplizierte Weise eingesetzt.
Noch nie hatte sich rund um die Uhr sorgen um ein Mädchen gemacht.
Noch nie war er so durcheinander gewesen.
Und noch nie hatte er sich bei einem Mädchen so geborgen gefühlt.
Während sich der Uchiha immer noch seinen Kopf um diese junge Frau zerbrach, dachte Ino an den vorherigen Abend. Sie hatte Sakura angerufen. Es stimmte etwas nicht.
Wie versprochen wollte Ino ihre beste Freundin nach der Schule anrufen. Sie nahm das Telefon bei Hand und wählte eine Nummer. Die Yamanaka befand sich im Wohnzimmer. Ihre Eltern waren noch arbeiten. Draußen brach der späte Abend ein.
Ino drückte auf den Anrufbutton. Sie klemmte sich das Telefon unter das Ohr, da sie sich ihre Fingernägel lackierte. Die Blondine mochte es sich beim telefonieren mit der besten Freundin die Nägel zu machen. Ino wusste nicht warum, aber sie mochte es halt. Anscheinend einer ihrer Angewohnheiten.
Ein piepen war zu hören.
Piep …
Piep .. .
Pie - jemand nahm ab!
„Hallo?“ Sakuras Stimme wirkte ahnungslos. Die Yamanaka musste schmunzeln.
„Hey, Saku!“, kam es gut gelaunt von Ino. „Schon vergessen? Ich wollte dich doch anrufen!“
Ein genervtes Grummeln war zu hören.
„Was? Hast du etwa keine Lust auf mich, oder wie?“, sagte die Blondine belustigt.
„Haha, Ino. Wenn ich keine Lust auf dich hätte, wäre ich wohl kaum dran gegangen, also was willst du von mir? Du meintest heute im Gang Fragen, die die anderen nicht mitkriegen sollten. Was soll das heißen?“ Die Stimme der Haruno klang nun lustlos.
Ino grinste.
„Hach … ja. Meine Fragen!“
„Ja, deine Fragen, schieß' los.“ Man merkte, dass Sakura immer unruhiger wurde.
„Jaha! Also …“ Die Blauäugige machte absichtlich eine kleine Pause. Dies ließ die Rosahaarige genervt aufseufzten.
„Spann mich nicht auf die Folter!“, sprach sie nun lauter in das Telefon.
„Vermisst du den Sex?“, kam es wie aus der Pistole geschossen von Ino.
Stille …
„W - was? Ino!“ Empört schaute Sakura auf das Gerät, welches sie in ihren Händen hielt.
„Was denn? Ich würde so eine … “ Ino grinste breiter „ … Eigenschaft vermissen.“ Sie musste sich echt das Lachen verkneifen.
„Hast du mich jetzt echt wegen das angerufen? Nur um mich zu fragen, ob ich den Sex mit Sasuke vermisse?!“
„Wer hat hier von Sasuke geredet?“ Hinterlistig kam dies von der Yamanaka.
Erneute Stille …
Anscheinend überlegte sich Sakura gerade eine Ausrede aus.
„Ino! Mit wem soll ich sonst geschlafen haben?!“
Lauthals lachte die Blondine.
„Was?!“ Wütend atmete die Haruno schnell ein und aus. Was war verdammt noch mal so witzig?
„Deine Reaktion.“ Die Yamanaka konnte sich kaum vor lachen halten. Sie legte den Nagellack auf den Tisch, da sie mit dem lackieren ihrer Nägel fertig geworden war.
„Haha, sehr witzig Ino, ich lach mich tot.“ Die Ironie in Sakuras Stimme konnte man deutlich heraushören.
„Vermisst du jetzt den Sex, oder nicht?“ Ino schien sich beruhigt zu haben.
Man vernahm einen Seufzer am anderen Ende der Leitung.
„Ja …“, kam es teils nuschelnd, teils genervt von der Rosahaarigen.
Ino musste wieder laut los lachen.
Sakura verdrehte nur die Augen.
„Süße, gib ihm doch noch ne' Chance“, gab die Blauäugige ihrer besten Freundin einen Rat. Sie hatte sich wohl wieder gefangen.
„Eine Chance? Pah! Dieser Arsch kann mich mal! Als ob ich mich wieder in seine Arme schmeißen würde!“ Sakura dachte an den heutigen Schultag. Sie hatte fast ihren Ex geküsst! Hallo? Ex!
Nun musste aber die blonde Schönheit die Augen verdrehen.
„Boa, Saku! Eine mickrige Chance!“
„Ino! Nein! Er ist ein verdammter Homogen gestörter Arsch! Dies - “ Weiter hörte die Yamanaka nicht zu. Sie seufzte. War ja klar, dass die Haruno wieder auf Stur schalten würde.
Ino wollte gerade ihre Freundin bei ihren vielen Beleidigungen unterbrechen, doch Sakura stoppte selbst ihren Beschimpfungs-Fluss.
„Warte mal kurz. Jemand klingelt an der Tür“, sagte die Haruno auch sogleich. Die Blondine vernahm ein Rascheln.
Sie wurde abgelegt.
Toll.
Ino wartete.
Und wartete.
Sie tippe mit ihrem Fuß auf den Boden.
Die Yamanaka schaute auf die Uhr, welche über dem Wohnzimmerregal hing.
Hatte etwa Sakura sie liegen gelassen? Sie vergessen?
Ino wollte schon auflegen, doch dann vernahm sie plötzlich ein Knistern.
Jemand ging endlich wieder ran! Welch großartiges Wunder! Das blauäugige Mädchen wollte schon anfangen ihre Freundin, wegen der langen Wartezeit an zu meckern, doch klang die Stimme die sie zu Ohren bekam ganz und gar nicht gut.
„I - ino ich m-muss auflegen“, kam es völlig aufgelöst von Sakura.
„W - was ist denn -“ Die Yamanaka wollte zu einer Frage ansetzten, doch hatte die Haruno schon aufgelegt.
Etwas verwirrt schaute Ino auf das kleine Gerät. Was war auf einmal los mit ihr? Was war passiert? Fragen über Fragen flogen durch den Kopf der Blondine. Sorge breitete sich in ihr aus.
Sofort versuchte sie die Rosahaarige wieder zu erreichen. Mehrmals hatte sie dies versucht.
Keiner ging ran.
Nur die Mailbox sprang an.
Niemand nahm ab.
Mit einem mulmigen Gefühl legte Ino das Telefon auf den Tisch.
Was war nur passiert?
Seit diesen Tag an benahm sich die Haruno merkwürdig.
Ino hatte schon heute versucht Sakura aufzufinden, doch jedes mal wenn sie sie sah, verschwand die Rosahaarige hinter irgendwelchen Schülergruppen.
Sie machte sich wirklich große Sorgen um Sakura.
„Ja, Sakura verhält sich wirklich voll seltsam, seitdem dieser Roy hier ist. Er soll doch ihr Ex sein, oder?“ Neji holte die Yamanaka aus ihren Gedanken.
„Stimmt … eh, Ino! Weißt du denn nichts über diesen Roy? Du bist doch Sakus beste Freundin.“ TenTen blickte ihre Schulkameradin erwartungsvoll an.
Klar wusste die Blondine etwas über den Yamato. Eine Menge sogar. Doch wenn sie ihren Kumpanen davon erzählen würde, würde die Haruno sie einen Kopf kürzer machen. Und dies wollte sie selbstverständlich nicht.
Naruto wusste schon davon. Und dies reichte schon.
Ino schluckte. Was sollte sie denn jetzt sagen?
„Ino! Hallo! Wir reden mit dir!“ TenTen wedelte mit ihrer Hand vor das Gesicht der Yamanaka.
Damit holte die Ama sie aus ihrer kurzen Starre heraus.
„Ich? Ob ich über Roy etwas weiß? Pff, nein! Woher denn?“
Okay, glaubwürdig klang anders.
Naruto wollte etwas dazu sagen, doch Inos Wehe-du-sagst-etwas-sonst-bist-du-am-Arsch Blick ließ ihn verstummen.
Plötzlich erhob sich Sasuke. Sein Anblick ließ jeden das Blut in den Adern gefrieren.
„Sag schon! Was weißt du über ihn! Spuck's schon aus!“
Die Freunde zogen scharf die Luft ein. Er war wütend. Nicht so gut.
Mist.
Was sollte sie nur machen? Sasuke durchschaute wohl schnell Menschen.
Der Uchiha kam der Yamanaka näher.
„Sag schon!“
Nun reichte es aber den Nara. Schützend stellte er sich vor seine Freundin.
„Nun mach mal halblang, Sasuke.“ Shikamarus Stimme klang ruhig, doch schaute er seinen Kumpel ernst an.
„Was willst du von mir, Nara? Aus dem Weg!“ Der Schwarzhaarige packte den Jungen am Arm. Er versuchte ihn von der Stelle zu schubsen, doch reagierte Shikamaru blitzschnell. Er hielt Sasukes Hand fest.
„Sasuke, was willst du von Ino? Sie hat doch gesagt, dass sie nichts über diesen Roy weiß.“
„Lass mich verdammt noch mal durch!“, zischte der Uchiha bedrohlich. Er versuchte schon wieder an den Nara vorbeizukommen, doch umklammerten ihn auf einmal zwei Personen von hinten.
„Teme, lass doch deine Wut nicht an Ino aus“, kam es beruhigend von Naruto, der einen Arm des Uchihas hielt.
Den anderen hielt der Hyuga fest.
„Wir wissen, dass die Sache mit dir und Sakura in letzter Zeit etwas kompliziert ist“, sprach Neji. „Doch beruhige dich doch.“
„Sasuke, wir wissen, dass du dich um Saku sorgst, dass tun wir doch alle.“ TenTen schaute den Uchiha an.
„U - und wir sind d - doch alle Freunde! Das wird bestimmt schon wieder.“ Mit roten Wangen blickte Hinata zu Boden. Super, sie fing wieder an zu stottern. Narutos Übungsstunden hatten wohl doch nicht geklappt.
Die harten Züge des Uchihas verschwanden und wurden gefühllos und kalt. Ängstlich schaute Ino über Shikamarus Schulter.
Naruto und Neji ließen Sasukes Arme los.
„Tze.“
Mit diesen Wort entfernte sich der Uchiha von seinen Freunden. Er verschwand im Schulgebäude.
Die Kumpanen schauten ihm hinterher.
Plötzlich hörte man leises Gewimmer. Alle schauten Hinata an. Diese hatte angefangen zu weinen.
Sofort schritt der Uzumaki zu ihr.
„Hey, Hina-Schatz, was ist denn los? Warum weinst du?“, sprach er in sie ein.
„E - es ist alles e - einfach komisch. Saku z - zeigt uns die kalte S - schulter und S - sasuke rastet jedes m - mal aus.“ Tröstend schlang Naruto seinen Arm um die zierliche Hyuga.
„Ist ja schon gut, du musst doch nicht weinen! Das kriegen wir schon wieder hin! Keine Sorge!“
„Ja Hina! Naruto hat recht! Das klappt schon wieder mit den beiden“, stimmte TenTen den Chaoten zu.
Na ja, ob dies der Wahrheit entsprach wussten sie noch nicht. Sasuke und Sakura wieder ein Paar. Ging dies überhaupt noch? Sie waren nur noch am streiten, wo war da die Liebe hin?
Die Freunde konnten nur noch hoffen.
Ob ihnen dies half, würde sich später herausstellen.
~*~
Sakura saß auf einen der Bänke im Schulflur. Sie sah schrecklich aus. So fühlte sie sich auch.
Ihre Haare waren zu einem zerzausten Zopf gebunden, schminke trug sie nicht und ihre Kleidung war auch noch von gestern.
Ihr ging es schlecht. Übelkeit kam mal wieder in ihr hoch. Mit zittrigen Händen kramte sie in ihrem Rucksack. Hervor kamen Tabletten. Die Haruno öffnete die Verpackung dieser. Sie drückte eines der Heilmittel raus. Diese steuerte sie Richtung Mund. Plötzlich blieb sie in ihrer Bewegung stehen, die Tablette nicht mal ein Zentimeter von ihren Lippen entfernt.
Sakura beäugte das kleine Medizinwunder. Es erinnerte sie an letztens. Letztens mit Sasuke.
Aha, Stress also … willst du eine Tablette?, schossen ihr die Wörter des Uchihas durch den Schädel.
Sakura legte ihren Kopf in den Nacken. Sie schloss ihre Augen.
Eine einsame Träne rollte ihre blasse Wange herunter …