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Fatal System Error

von

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Menschlichkeit verbrennt heute Nacht.

Hier war nichts mehr, was er zerstören, ebenso wenig etwas, was ihm Trost spenden konnte. Duke Strokman hatte die verbliebenen Wesen in den Glasröhren getötet, indem er das Glas eingeschlagen und sie erwürgt oder mit seinen Pranken zerrissen hatte. Sie sollten nicht das gleiche Los mit ihm teilen müssen, wenn sie aufwachten. Sie sollten nicht mehr erwachen!

Er wollte erst die Türen zu den Behältern öffnen, sie waren zwar nicht mehr durch das Sicherheitsschloss gesperrt gewesen, doch brauchte es noch eine Schlüsselkarte, um sie endgültig aufsperren zu können.
 

Nur warum war dann sein Glaskäfig offen gewesen?
 

Säuren aus den umgeworfenen Flaschen und Ampullen fraßen sich in den Boden; abgesehen von einer Neonröhre die nur noch an ihren Kabeln Halt an der Decke fand, waren sämtliche Lampen in diesem Raum von ihm zertrümmert und abgerissen worden.

Leise knarrend schwang die Lampe an der Decke hin und her und ließ makabere Schatten über die Überreste des Laboratoriums tanzen.

Wasser plätscherte aus der herausgerissenen Waschbeckenarmatur in der Ecke und über den Boden, um sich dort mit der dickflüssigen grünen Nährstofflösung zu vermischen, die nun beinahe den ganzen Raum durch die Zerstörung der Glasbehälter überschwemmt hatte.

Lichtreflexe zuckten über Glassplitter, Metallstücke und den nassen Boden… und über die dunklen Schuppen der armen Kreatur, die dort nun in einer Ecke kauerte, bei jedem Zischen und Knacken der zerrissenen Stromkabel und des Computers zusammenzuckte und am ganzen Leib zitterte.
 

Angst und tiefste Depression hatten nun den Platz des Zerstörungswahns eingenommen.
 

Zudem hatte er Hunger, aber was würden seine Kollegen sagen, wenn er in diesem … Zustand in die Kantine kam?

Aller Wahrscheinlichkeit würde sich an seiner körperlichen Verfassung nichts oder zumindest nicht so schnell etwas ändern lassen und hier in den Trümmern des Laboratoriums weiterhin kauern bis jemand ihn fand, die Sicherheitskräfte alarmiert und ihn wieder in einen der Nährstoffzylinder verfrachtete, damit er sich endgültig in einen Hunter verwandelte – Nein. Worauf also warten?

Nach einem weiteren, einige Herzschläge langen Zögern kroch Duke auf allen Vieren in Richtung Labortür.
 

Der Flur roch nach Unheil. Hätte Doktor Strokman noch Nackenhaare, hätten sie sich bei dieser bedrückenden Atmosphäre gesträubt. Was war hier nur geschehen? Blutflecken und Einschusslöcher säumten die Wände, hier und dort lagen Tote am Boden… Dorothea, Jason … Duke erkannte seine beiden Kollegen, die da nun vor ihm lagen. Sie sahen aus, als seien sie schon seit Monaten tot. Die Haut war zersetzt, gab hier und dort den Blick auf Knochen und Muskelgewebe preis und Dorotheas weit aufgerissenen Augen waren von einer weißen Schicht einer gallertigen Masse überzogen.

Laien würden behaupten, dass diese Menschen schon seit Wochen tot sein mussten, doch Duke ahnte, was hier geschehen war, was die Körper seine Kollegen so verändert hatte: das T-Virus.

Die endgültige Todesursache war auch schnell auszumachen, beide sind erschossen worden. Arm, Bein, Torso… mitten ins Herz. Doch das Herz war nicht mehr von solcher Wichtigkeit für durch das Virus mutierte Menschen. Sie würden nur tot bleiben, wenn ihr zerebrales Nervensystem einen irreparablen Schaden erlitten hatte. Wer auch immer gegen diese beiden gekämpft hat, es konnte kein Mitglied einer der ausgebildeten Einheiten von Umbrella sein, denn im Zweifelsfall sollten diese wissen, dass nur ein Kopfschuss, oder das nachträgliche Abtrennen des Kopfes das Virus hindern konnte, seinen Wirtskörper wiederzubeleben. Natürlich konnte man die Körper auch verbrennen, aber es wäre zu riskant, der Labortrakt sollte schließlich kein Feuer fangen.

Mit wem hatten sie es hier nun zu tun? Wer hatte dieses bluttriefende Chaos verursacht? Terroristen? Vielleicht Menschenrechtler?
 

"Was, wenn die Öffentlichkeit davon erfährt? Sobald die B.O.W.s auch nur in einem Krieg eingesetzt werden, dann wird herauskommen, mit was wir arbeiten…", hörte Duke seine eigene Stimme. Ein Gespräch mit Mandy und Bob, das er vor langer Zeit geführt hatte.

"Ohne Zeugen wird es niemand weitererzählen können", sprach Bob in Dukes Erinnerungen, während der Doktor seine Hand und seine Klaue um den Hals von Jason legte.

"In jedem Krieg gibt es auch eine Zivilbevölkerung, Bob. Unschuldige! Sie wären die Zeugen von dem, was dort als Waffen eingesetzt wird."

"Dann darf es eben keine Zivilisten in solch einen Kampf geben", verklang Mandys Stimme, als sich Jasons Kopf mit einem reißenden, feuchten Geräusch von dem Hals löste.
 

Keine Zivilisten, keine Unschuldigen, keine Überlebenden; diese Gedanken rasten Duke durch den schmerzenden Schädel. Es war so falsch. Was nutze denn ein Krieg, wenn es keine Überlebenden gab? Was nutzte ein solcher Kampf, wenn niemand mehr blieb?

Wie leicht sich die Köpfe der beiden Toten abreißen ließen, als ob er ein Stück Papier zerfetzen würde. Sollte dies mit den verängstigten Opfern eines Krieges geschehen, bei dem B.O.W.s eingesetzt würden? Keine Gefangenen, keine Überlebenden, keine Gnade.
 

Diese Denkweise hatte ihn in diese Situation gebracht. Schlurfend, sich mit seiner Krallenhand immer wieder abstützend, bewegte sich Duke den Flur weiter herab, nachdem er auch Dorothea enthauptet hatte.

Hatte er zu viel von diesen Gefühlen in sich, die sich Mitleid nannten, Reue, Verantwortungsgefühl? Sicherlich hatte Umbrella ihn als ein Sicherheitsrisiko gesehen und wollte ihn deswegen aus dem Weg räumen.

Und wozu einen nützlichen Körper durch einen einfachen Mord vergeuden, wenn er sich auch für Experimente benutzen ließe?
 

Dies war die unbequeme Wahrheit, dies war der Grund, warum er nun als ein Wesen durch diesen Flur kroch, das nur aus einem schlechten Alptraum stammen konnte.

Vielleicht gab es weitere, die so dachten wie er, jemand der nicht so dumm gewesen ist, seine Bedenken gegenüber seinen Kollegen zu äußern. Wenn dies der Fall sein sollte, dann wäre eine solche Person seine letzte Hoffnung.

Aber wieso hier nun Wissenschaftler mit dem T-Virus in Kontakt gekommen sind, wie sich Personen, die um dessen Bedrohlichkeit wussten, von ihm infiziert werden konnten, konnte er sich einfach nicht erklären.

Aber sowohl Jason als auch Dorothea arbeiteten in keinem Bereich, in dem sie in direkten Kontakt mit dem Virus kommen konnten. Irgendetwas stimmte hier nicht und dieses dumpfe Gefühl lag nicht allein an Dukes veränderten körperlichen Zustand.
 

Die traurigen Überreste seiner Kollegen hinter sich lassend, deren Auferstehung als Crimson Heads er nun verhindert hatte, machte sich Doktor Strokman dennoch auf den Weg zur Kantine. Das logische Denken fiel ihm immer schwerer, Hunger weckte einen Instinkt, der zuvor in den Tiefen seines Cerebellums geschlafen hatte und nun aufschrie wie eine wütende Bestie.

Duke hievte sich, noch immer recht ungeschickt mit diesen unterschiedlichen Gliedmaßen, um die nächste Ecke und dann sah er sie: Mandy!

Ihr blondes, sonst so ordentlich geglättetes Haar war zerzaust, ihr Kittel zerfetzt und eine dunkelrote Spur bereits getrockneten Blutes zeichnete sich von ihrem Mund zu ihrem Kinn ab. Panisch huschten ihre grünen Augen zwischen den drei wankenden Gestalten vor sich hin und her, die sich mit einem hungrigen Stöhnen immer weiter auf sie zu bewegten und dadurch in eine Ecke des Flures gedrängt hatten. In ihren zitternden Händen hielt sie eine Pistole, die sie zwischen den Zombies vor sich her schwenkte, scheinbar nicht sicher, auf welchen sie zu erst schießen sollte. Sie hatte ihn noch nicht gesehen, sie war zu sehr auf die T-Virus-Mutanten fixiert, die mit dem Rücken zu Duke auch nur Augen für die Wissenschaftlerin hatten.
 

"Männnndeeeey", entrann es Doktor Strokmans deformierter Kehle. Sie lebte noch, schien nicht infiziert zu sein. Er musste ihr helfen.

Duke spannte seine Muskeln an, einmal mehr blitzte dieser Instinkt jenseits seines Verstandes auf und ließ ihn seine Fänge fletschen.

Seine Beine stießen sich vom Boden ab, seine Klauenhand zischte nach vorn, um sich dem nächsten Zombie in den Rücken zu bohren.

Fauliges Blut spritze ihm entgegen, der Zombie brach mit einem gurgelnden Geräusch zusammen, als sich sein Rückgrat aus dem Fleisch löste.
 

Mandy schrie panisch auf. Sie hatte schon so oft geschrien in den letzten Stunden. Um Hilfe, nach anderen Überlebenden, doch hatte sie niemand gehört. Ihre Kehle brannte von den vielen Rufen, die sie durch die leeren Gänge gebrüllt hatte, von den Flüchen die sie in sich hinein geflüstert hatte, von dem Durst. Sie brannte so wie der Rest ihres Körpers, sie war unterzuckert, jeder Muskel schien verkrampft.

Doch waren es weder Schmerz noch Erschöpfung, die sie nun schreien ließen.

Sie hatte nur noch zwei Kugeln in ihrem Magazin und sie war keine gute Schützin. Die Pistole hatte sie einem toten Wachmann aus den kalten Fingern genommen und immerhin hatte sie es bis hierher geschafft. Sie hatte schon so viele tote Kollegen gesehen, auch Kollegen, die plötzlich wieder aufstanden, deren Haut abblätterte und deren Augen sich weiß verfärbt hatten. Das T-Virus. Es war ausgebrochen.

Es gab kaum mehr etwas, was sie entsetzen konnte, doch das, was da nun diese Zombies niedermetzelte, die sie zuvor noch angreifen wollten, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.

Sie hielt es erst für einen Hunter, wobei hierbei die Kleidung nicht ins Bild passte, dann sah sie das rote Haar, an einigen Stellen die menschliche Haut…

Es saß nun auf den Körpern, die es in nur wenigen Sekunden zerfetzt hatte und starrte sie mit einem leicht zur Seite gelegten Kopf an.

Oh Gott, diese Augen! Das eine gelb und seelenlos, das Auge einer Echse, aber das andere…
 

"Duke…!", hauchte sie.
 

"Duh sssiehst nichchcht guht aussss, Mändeeey", schnarrte Doktor Strokman. Es fiel ihm schwer, klar zu sprechen. In dem Laboratorium war es ihm doch noch gelungen, warum nicht jetzt? Nachdem er die Zombies erlegt hatte – anders konnte man dieses Massaker nicht bezeichnen – zog sich das Tier in seinem Kopf wieder in seine Ecke zurück, dennoch lauerte es weiterhin, sich einmal mehr von der Leine des Verstandes loszureißen.
 

"Oh Gott, Duke, ich… D-Danke, vielen Dank, du … du hast mich gerettet", stotterte Mandy, die allerdings nicht sonderlich beruhigt wirkte. Sie wich weiter an die Wand zurück, an die sie bereits von den Zombies getrieben worden war.
 

"Gerrrrettet?", fragte Duke und legte nachdenklich den Kopf beiseite. In seinem Schädel ratterte es abermals. Ja, er hatte sie gerettet. Aber was war mit ihm? Hat sie ihm je geholfen? Gehörte sie wirklich zu denen, die ihn zu diesem Ding gemacht haben? Er brauchte kein weiteres Wort aus seinem Kehlkopf hervor zwingen, Mandy verriet sich bereits selbst.
 

"Duke, es tut mir so leid, es tut mir leid! Es war so falsch von uns, doch was hätten wir tun sollen? Sie hätten dich getötet, wenn wir das nicht mit dir gemacht hätten. Du … du lebst doch noch! Was, wenn du tot wärst? Denk doch an Monique und den kleinen Roscoe."
 

Dukes Pupillen verengten sich einmal mehr, als Erinnerungen wie ein Schlag durch sein Gehirn jagten. Monique, seine geliebte Monique mit ihrem zarten, französischen Akzent. Und Roscoe, ihr gemeinsamer Sohn, der kleine angehende Eishockey-Star.
 

"Wahrummm?"
 

"Duke, bitte versteh doch, wir hätten dich nicht einfach gehen lassen können…"

Mandy schlitterte bei dem stechenden Blick des halben Hunters die Wand herab zu Boden.

Er konnte noch klar denken und das schien sie zu spüren, ebenso schien sie aber auch zu ahnen, dass sie einen großen Fehler gemacht hatte.
 

"Ichchch bin keihn Mensssssch meahrrr… …"
 

"Bitte, wir hatten keine andere Wahl, versteh mich doch, Duke!"

Mandys Stimme überschlug sich, wurde immer schriller, was das Wesen in Dukes Hinterkopf nur einmal mehr blutrünstig an seinen Ketten reißen ließ.

Sie sind es also tatsächlich gewesen, sie hatten es getan. Mandy und Bob hatten sein Leben zerstört, nur weil sie zu feige waren, sich auf seine Seite zu stellen. Und er hatte gedacht, sie seien Freunde…
 

"Woooh issssst Bob…?", knurrte Duke Strokman, der sich nun nicht mehr die Mühe geben wollte verständlich zu sprechen, während er sich nun langsam, auf allen Vieren weiter auf die zitternde Mandy zubewegte.
 

"K-komm nicht näher, oder ich schieße…", hauchte Mandy und richtete demonstrativ ihre Waffe auf die Kreatur, "B-Bob ist… ist tot. Er wurde von einem Licker getötet…"
 

Nicht nur, dass das T-Virus ausgebrochen war, das gleiche schien wohl für die B.O.W.s zu gelten. Doch dies war Duke in diesem Augenblick egal.

Er packte Mandys Hände mit seiner Klauenhand und bog diese mühelos zur Seite, als würde es sich um zwei weiche Lakritzstangen halten. Mit einem Knacken brachen Knochen, rissen Sehnen, Mandy schrie vor Schmerz auf. Ihre Finger fanden keine Kraft mehr, den Abzug der Waffe zu drücken.

Duke starrte sie an, sein deformiertes Gesicht nur wenige Zentimeter von dem seiner Kollegin entfernt. Diese blickte ihn aus ihren blutunterlaufenen und nun tränenverklärten Augen an, um Verständnis und Mitleid bettelnd. Ersteres konnte er einfach nicht finden und zweiteres würde er ihr nicht zukommen lassen.
 

"Ihrrr habt meinnnn Leben zerstörrrrt", fauchte er, wobei das letzte Wort in einem langgezogenen Grollen endete.

Die Bestie in ihm schrie triumphierend auf, als es seine Ketten sprengte und seine Fänge in Mandys Gesicht bohrte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  KiraNear
2013-02-19T20:54:40+00:00 19.02.2013 21:54
So, nach der Pause mache ich nun weiter^^

Hm, eigentlich ist e ganz gut, dass er die Anderen getötet hat. Immerhin hat er sie so vor ihrem schrecklichen Schicksal bewahrt. So sind sie wenigstens auch nicht zu Monstern geworden.

Wenn er nur wüsste, was los ist. Noch denkt er ja, dass da draußen alles in Ordnung ist. Dann wird er schnell lernen müssen, was in Wirklichkeit los ist.

Ein Krieg nützt überhaupt nichts, besonders, wenn es keine Überlebenden gibt. Das ist dann nichts weiter als ein großes Abschlachtfest, nichts anderes.

Oh, eine Überlebende - ich hoffe nur, dass sie in ihm nicht auch einfach nur ein Monster sieht, dass sie töten will.
Gut, sie erkennt ihn, das ist gut. Alles andere wäre unter Umständen vielleicht fatal gewesen. 

Sie war also eine der Verantwortlichen dafür, dass aus Duke ein halber Hunter wurde? Wäre nur blöd, wenn er sie jetzt einfach tötet, ohne sie erstmal auszuhorchen. Wobei es für ihn sicherlich besser gewesen wäre, hätte man ihn umgebracht.

Und das war es wohl mit Mandy - ob das wirklich Dukes Wunsch war? Da kann man nur hoffen, dass es Chris grad etwas besser hat. 

Wie auch die beiden vorigen Kapitel hat dieses hier mir gut gefallen, weiter so^^


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