Zum Inhalt der Seite

Harvest Moon - The Distance Between Us

Chelsea&Vaughn
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Last meiner besten Freundin

Kapitel 5
 

Die Last meiner besten Freundin
 

Die ganze Sache hätte Spaß machen können, wenn eine bestimmte Person bereit gewesen wäre, mal über ihren eigenen Schatten zu springen. Demnach, war aber nicht so.
 

Schon vom ersten Tag an, spürte man, dass Nathalie gegen ihren Willen auf Andreas Betrieb war, um einige Zeit dort auszuhelfen. Selbst die Anwesenheit ihrer Freundin, Chelsea, konnte sie nicht umstimmen, geschweige denn aufheitern.

Ständig fand sie Gründe, um sich zu beschweren oder warum sie eine Tätigkeit nicht bis zum Ende erledigen konnte. Wenn sie denn, eine angefangen hatte.
 

Zunächst, hatte Chelsea viel Mitleid mit ihrer Freundin gehabt. Immerhin, war es für sie eine ungewohnte Umgebung, selten war Nathalie zu Besuch gekommen, und dazu kam teilweise schwere körperliche Arbeit, die ein verwöhntes Mädchen wie sie nicht gewohnt war. Allerdings, schwanden auch Chelseas Mitleid und Sorge um sie nach kurzer Zeit wieder, da es nun mal offensichtlich war, dass sich Nathalie nicht die geringste Mühe geben wollte. Das sie für die Arbeit sogar bezahlt werden würde, stimmte sie ebenfalls nicht um, obwohl sie im ersten Moment ihre Chance darin sah, im nächsten Monat nicht ganz ohne Geld dazustehen. Schließlich hatte ihr Großvater, ihr Taschengeld für den kommenden Oktober gestrichen. Trotzdem, blieb Nathalie eine ewige Zicke, die schnell ihrem Ruf alle Ehre machte.
 

Am Ende des zweiten Tages, nahm Andreas seine Tochter zu Seite, um unter vier Augen mit ihr über Nathalie zu reden.
 

„Chelsea, dir ist doch bestimmt klar, warum deine Freundin hier ist, oder?“, fing Andreas ohne Umschweife das Gespräch an

.

Chelsea nickte. „Ja, Vater. Du schuldest Taro, Nathalies Großvater, noch einen Gefallen und hast des wegen zugestimmt, dass sie hier arbeiten darf.“
 

„Genau, obwohl wir genug Arbeitskräfte vor Ort haben.“

Bedrückt schaute Andreas kurz aus dem Fenster in seinem Büro. Seine Tochter ahnte, dass dies nichts Gutes zu bedeuten hatte, dafür kannte sie ihren Vater zu gut.
 

„Weißt du, Chelsea, unter anderen Umständen, also, wenn dies eine Probezeit wäre, ist dir vermutlich selber schon aufgefallen, hätte ich Nathalie, spätestens heute wieder nach Hause geschickt.“
 

Wieder nickte Chelsea. Doch sie entgegnete noch nichts. Sie wollte erstmal abwarten, was ihr Vater noch dazu sagen würde.
 

„Ehrlich gesagt, bin ich etwas ratlos. Ludwig kam vorhin zu mir und hat mit einem flammendroten Kopf mitgeteilt, dass, in seinen Worten ausgedrückt: „dieses unverschämte Weib schnellstmöglich von ihr verschwinden sollte“. Du kennst Ludwig, normalerweise ist er die Güte in Person.“

„Wenn selbst er das sagt, muss es verdammt ernst sein.“, antwortete Chelsea darauf. „Aber weißt du, Vater, ich kenne Nathalie. Natürlich ist sie zickig und sehr egoistisch, aber trotz allem eine sehr gute Freundin, die immer für uns da war, wenn wir sie brauchten.“
 

„Das reicht hier leider nicht.“, wandte Andreas ein. „Chelsea, ich…“
 

„Bitte, Vater!“, unterbrach seine Tochter ihn und sah ihn mit flehenden Augen an.

„Gib Nathalie nicht so schnell auf. Ich rede mit ihr. Mit Nachdruck werde ich ihr versichern, dass sie so nicht weitermachen kann. Das es Nachteile für sie und uns hat. Sie hat es momentan verdammt schwer und…ach, ich weiß auch nicht.“
 

Selbstverständlich, war Chelsea klar, dass es damit nicht erledigt wäre. Nathalie hatte nun mal einen gewaltigen Dickschädel. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war es sehr schwer, fast unmöglich, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Dennoch, wollte und konnte Chelsea ihr diese Demütigung nicht antun. Im Moment, schien es für ihre Freundin nicht so wichtig zu sein, aber sie hatte das unangenehme Gefühl, dass ihre Familie alles andere als begeistert davon wäre. Zu erfahren, dass ihre Tochter versagt hätte.
 

„Chelsea.“, holte Andreas seine Tochter wieder aus ihren Gedanken. „Ich kann verstehen, was in dir vorgeht. Sie ist deine Freundin, auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich darüber wundere. Doch, sei´s drum. Nathalie wird uns nicht sofort verlassen. Taro hatte mich gewarnt, dass es höchstwahrscheinlich nicht einfach werden würde, und es wurde bestätigt. Ich gebe ihr maximal zwei Wochen. Zwei Wochen in denen ich mir das Ansehen werde. Sollte sie allerdings, in den nächsten Tagen, es noch mehr übertreiben, wird sie uns bereits diese Woche verlassen müssen. So leid es mir, besonders für Taro und Felicia tut. Sie scheinen es mit Nathalie nicht einfach zu haben.“
 

Vor Freude fiel Chelsea ihrem Vater um den Hals.

„Danke! Ich denke, dass dies ausreicht, um Nathalie etwas Vernunft einzubläuen. Zumindest, werde ich es versuchen. Es wird nur schwierig werden. Auf mich gehört, hat sie eigentlich noch nie, so weit ich mich erinnere.“
 

„Versuche es trotzdem. Das ist auch meine Bitte an dich. Ich werde auch noch mal mit ihr reden müssen. Schließlich ist das mein Job und sie momentan meine Angestellte.“
 

Vater und Tochter mussten darüber lachten. Beide hatten in diesem Moment denselben Gedanken, dass sie insgeheim froh darüber waren, dass Nathalie, wenn man es arbeitstechnisch betrachtete, garantiert nicht auf Dauer bleiben würde.
 

+++++
 

Wie Chelsea es bereits vorausgesehen hatte, war es kein leichtes Unterfangen, auf vernünftiger Basis mit ihrer Freundin über ihre Arbeitsmoral zu sprechen.
 

„Ich verstehe gar nicht, “, setzte Nathalie von neuem an, „warum wir darüber diskutieren müssen. Du weißt genau, dass mein Großvater diese ganze Sache arrangiert hat. Nicht ich!“

Aufgebracht, erhob sich Nathalie von ihrem Bett (für die Dauer ihres Aufenthaltes hatte sie ein eigens Zimmer mit kleinem Bad) und setzte sich auf die Fensterbank. Demonstrativ starrte sie nach draußen und weigerte sich, auch noch ein weiteres Wort über die ganze Sache zu verlieren.

Inzwischen, war Chelsea mit ihrem Latein am Ende. Jedoch, weigerte sie sich, so schnell das Handtuch zu werfen. Selbst so eine harte Nuss, wie Nathalie, musste doch zu knacken sein. Und wenn es nur ein wenig ist. Immerhin besser als gar nichts.
 

„Nathie,“, startete sie einen neuen Versuch. Für einen kurzen Augenblick war die Angesprochene geneigt, sich zu ihrer Freundin umzudrehen. Es war schon lange her, dass jemand ihren Spitznamen benutzt hatte. Ihr wurde bewusst, dass es zuletzt ihr Vater getan hatte und diese Tatsache schmerzte sie.

Dadurch hatte Chelsea ihre komplette Aufmerksamkeit wieder erlangt und das war ihr Ziel gwesen.
 

„Du wirst keineswegs gezwungen, diese Arbeit ein Leben lang zu verrichten, es sind doch nur ein paar Wochen. Ich bin mir sicher, dass sie schnell vergehen werden. Außerdem, hatte ich mich wahnsinnig darauf gefreut, dich hier zu haben. So bin ich nicht die einzige weibliche Person hier. Es hätte also, für uns beide Vorteile.“
 

„Ach, und welche für mich?“, fragte die pinkhaarige patzig und verdeckte ihr Gesicht mit ihren langen Haaren, weil sie kurz davor war, innerhalb weniger Tage, erneut in Tränen auszubrechen. „Man wird schmutzig und riecht nach Kuhmist. Das ist doch erniedrigend.“
 

„Das siehst du falsch. Sicher, es ist viel schmutzige Arbeit, aber wir haben auch noch unsere Felder und wir bewirten unsere Angestellten, wofür wir beide sowieso hauptsächlich zugeteilt sind. Glaube mir, das eigene Gemüse zu verarbeiten, hat etwas überaus Befriedigendes. Schließlich, mache ich das schon von klein auf.“
 

Nach diesen Worten drehte sich Nathalie wieder zu ihrer Freundin um und sah ihr in die Augen.

„Das glaube ich dir nicht.“
 

„Was? Was meinst du?“, fragte die braunhaarige überrascht.
 

„Das dich die Arbeit oder das Leben hier befriedigt.“, antwortete Nathalie direkt. „Ich kenne dich, Chelsea. Ich bin weiß Gott nicht so eingebildet, wie viele von mir denken und nicht so oberflächlich. Natürlich, sehe ich für mein Leben gerne hübsch aus, kleide mich modebewusst und flirte gerne mit Jungs, aber das heißt noch lange nicht, dass ich blind bin oder übersehe, dass eine meiner Freundinnen nicht immer so glücklich und zufrieden ist, wie sie tut.“
 

Für wenige Sekunden war Chelsea sprachlos. So ehrlich, offen und ernsthaft hatte Nathalie noch nie mir ihr gesprochen. Eher im Gegenteil. Häufig lästerte sie über ihr primitives Leben, wie sie es in ihren Augen sah, und zog sie damit auf, dass sie nicht die angesagtesten und teuren Modemarken kannte, bzw. trug, aber auf eine Art, die deutlich zeigte, dass sie Chelsea des wegen nicht abwertete.
 

„So schlimm ist es nicht…“

„Ich bitte dich, Chelsea.“, fuhr Nathalie ihr brüsk über den Mund. „Mich würde es stark wundern, wenn du dich nicht mal nach etwas anderem, aufregenderem sehnst, als ständig dieselbe Routine und das Tag für Tag für Tag. Wenn es nicht so ist, entschuldige, was ich gesagt habe. Doch, ich habe einen anderen Eindruck.“
 

„Vielleicht hast du Recht.“, entgegnete Chelsea. „Doch was würde es ändern? Ich liebe meine Familie und solange ich noch nicht fort kann, werde ich mich nicht dagegen stellen und mich aus allem entziehen. Es würde nichts bringen, bloß ein Haufen Probleme.“
 

„Nein. Du könntest deine eigene Persönlichkeit entwickeln. Doch, aus irgendeinem Grund, fürchtest du dich davor.“
 

„Hör zu, Nathalie!“, erhob Chelsea mit einem Mal ihre Stimme. Selten, verlor sie ihre Beherrschung, weswegen Nathalie überrascht ihre Augen weitete und verstummte.

„Die ganze Welt kann sich nicht die ganze Zeit, nur um einen alleine drehen. So, wie du es gerne hättest. Manchmal, muss man auch zurückstecken, zum Wohl der anderen, wenn, wie hier, ein Betrieb am Laufen gehalten werden soll oder muss. Dann ist jeder gefragt. Von jedem wird dann etwas gefordert. Ich bin keine Sklavin, Nathalie. Dir scheint sowas gänzlich weltfremd zu sein.“
 

Eine angespannte Stille herrschte im Raum. Minutenlang schwiegen die Freundinnen sich an. Beide mussten erstmal, dass jeweils gesagte und gehörte verarbeiten.

Chelsea war außer Atem und zu recht überrascht von sich selber. Hatte sie eben, ihrer sturen Freundin einen Vortrag gehalten? Noch dazu mit resoluter Stimme? Und hatte Nathalie Chelsea überhaupt verstanden?

Am Ende, war es Chelsea die die Stille durchbrach.
 

„Nathie, vielleicht solltest du es hier als eine Chance sehen, in der du dich selber etwas beweisen kannst oder noch besser: in dem du es deiner Familie beweist, wie ausdauernd du bist und keineswegs dieses verzogene Püppchen, für die du dich gerne ausgibst.“

Noch einmal nahm Chelsea einen tiefen Atemzug: „Ich weiß nicht, was genau in dir vorgeht. Ich kann es nur erahnen. Doch, wir sind bei dir, Nathalie. Julia, Lana, Sabrina und ich. Wir sind deine besten Freundinnen und mit uns kannst du über alles reden. Wenn du willst und du soweit bist.“
 

Für eine Weile, dachte Nathalie über diese letzten Worte nach. Sie war nicht dumm und wusste, erkannte es auch, das ihre Freundin Recht hatte mit dem, was sie gesagt und angedeutet hat. Allerdings, war es immer noch schwierig für sie über ihren eigenen Schatten zu springen. Dem Ganzen wollte sie sich nicht so leicht fügen, gerade weil es ihr, in ihren Augen, aufgezwungen worden war.

In einem Punkt aber, stimmte sie Chelsea voll und ganz zu. Dies war eine Gelegenheit, ihrer Familie etwas zu beweisen und dies würde sie auch tun. Zusätzlich, hätte sie die Möglichkeit, Chelsea zu zeigen, dass sie ebenfalls ein Recht auf mehr Privatvergnügen und persönliche Entfaltung hatte. Das es ein Leben, außerhalb von ihrem zu Hause gibt.
 

„Dasselbe gilt auch für dich, Chelsea.“, sagte Nathalie in die anhaltende Stille. „Ich verspreche dir, dass ich mir Mühe geben werde.“
 

Erleichtert umarmten sich die Mädchen. Besonders, Chelsea fiel ein massiver Stein vom Herzen, dass sie zu Nathalie durchgedrungen ist und war nach diesem langem Gespräch bester Zuversicht, dass von nun an alles besser werden würde.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück