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Harvest Moon - The Distance Between Us

Chelsea&Vaughn
von

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Der Morgen danach

Kapitel 36

Der Morgen danach

 

 

Ironischerweise schien am nächsten Tag die Sonne. Als ob der gewaltige Sturm, der am Vortag noch getobt hatte, nun vorüber war, obwohl er viel Leid in einige Häuser gebracht hatte.

Vaughn stand für seine Verhältnisse sehr früh auf und versuchte sich mucksmäuschenstill aus dem Bett zu schleichen. Normalerweise wäre er nur zu gerne neben seiner Chelsea liegen geblieben und hätte ihr beim Schlafen zugesehen. Zu seinem Leidwesen hatte bereits die letzte Nacht eine enorme Willensstärke von ihm abverlangt. Chelsea konnte alles andere als ruhig schlafen und hatte sich relativ oft unter der Bettdecke bewegt, sodass Vaughn gezwungen war, den Abstand zwischen den beiden zu vergrößern. Allerdings war dies nur begrenzt möglich, denn Chelsea suchte regelmäßig seine körperliche Nähe, wodurch der junge Mann häufiger Chelseas Knie an einer für ihn unpassenden Stelle gefühlt hatte.

Seiner Fantasie war somit keine Grenze gesetzt und er hätte sich am Liebsten von seinem Leiden erlöst, aber er konnte seine Chelsea nicht alleine lassen und hielt tapfer diese qualvolle Tortur bis zum nächsten Morgen durch.

Zwar konnte er selber keinen erholsamen Schlaf finden, aber stattdessen Chelsea, die in den letzten drei Stunden wie ein kleines Kind selig schlief.

 

Vaughns erste Anlaufstelle war die Küche, in der er die Kaffeemaschine bediente. Mit wirren Haaren und müden Augen sah er der braunen Flüssigkeit zu, wie diese langsam durch den Filter in die Kanne tropfte. Er hoffte, dass dieses heilige Getränk wieder neue Lebensgeister in ihm wecken würde, ansonsten befürchtete er, würde er diesen Tag nicht überleben. Zumal seine Gedanken ständig zu Chelseas weicher Haut wanderten.

Er war sich noch nicht sicher, wie es jetzt weitergehen sollte. Für ihn war absolut klar, dass Chelsea bei ihm bleiben sollte, solange dieser Denny auf Andreas Betrieb arbeitete und eine größere unmittelbare Gefahr für sie darstellte. In einem war er sich sicher, dass er seine angefangene Tat zu Ende bringen wollte, koste es was es wolle. Doch das, würde er unter keinen Umständen zulassen. Nie wieder sollte dieser Perverse seiner Freundin zu nahe kommen und ihr Leid zufügen.

 

Am einfachsten wäre es, wenn Chelsea und er, ihrem Vater alles beichten würden, doch dann würde auch Mark mithineingezogen werden und Chelsea wollte ihren Bruder nicht verraten, der indirekt dafür gesorgt hatte, dass es zu diesem fatalen Treffen gekommen war.

Vaughn glaubte, dass Andreas eine ebenso große Wut auf seinen Sohn als auch auf Denny haben würde, sollte er die Wahrheit erfahren. Denn seine Tochter bedeutete ihm alles. Diese Tatsache sah sogar ein blinder mit einem Krückstock. Außerdem konnte sich Vaughn noch allzu gut an ein Gespräch mit Mirabelle erinnern, welches sie beide über Andreas geführt hatten.

 

 

„Ist dieser Andreas schon lange Stammkunde bei dir, Mirabelle?“

„Ja. Er war es, der mich auf diese Idee gebracht hatte, Bestellungen für die Landwirte entgegen zu nehmen und hinterher auszuliefern. Dadurch konnte ich meinen Laden, und noch viel wichtiger meine Tiere retten.“

„Ich verstehe, aber irgendwie komisch ist er schon.“

„Wie meinst du das?“, hakte Mirabelle neugierig, aber freundlich nach.

„Naja, wie soll ich es sagen. Im Grunde geht es mich auch nichts an, aber er wirkt auf mich so, als würde er alles gerne kontrollieren wollen.“

„Mhm. So Unrecht hast du damit nicht, Vaughn. Nichtsdestotrotz ist Andreas ein netter Mensch und ein liebevoller Vater. Er kümmert sich rührend um seine Kinder, besonders um seine Tochter, Chelsea. Sie hast du doch schon gesehen, oder? Als sie Julia besuchen war?“

„Ja, das Mädchen mit den braunen Haaren.“, antwortete Vaughn und hoffte, dass die Unterhaltung bald beendet sein würde. Denn auf Andreas Familie wollte er gar nicht zu sprechen kommen.

„Genau, Chelsea. Was für ein liebes und hübsches Mädchen sie doch geworden ist. Du musst wissen, dass Andreas seine Frau vor sechzehn Jahren verloren hatte. Sie starb kurz nach Chelseas Geburt. Armes Mädchen, sie hat ihre Mutter nie kennen gelernt, ist ihr aber wie aus dem Gesicht geschnitten. Die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend.“

Für einen Moment hing Mirabelle wehmütig einer Erinnerung mit Chelseas Mutter nach, ehe sie weitersprach.

„Deswegen Vaughn, darfst du Andreas nicht so ernst nehmen. Er hat einen massiven Verlust erlitten, weswegen er wahnsinnig an seinen Kindern hängt. Sie bedeuten ihm alles. Immerhin sind die beiden die einzigen, die ihm von seiner Frau geblieben sind.“

 

 

Zu dieser Zeit war Vaughn gerade neu in die Nachbarschaft, bzw. in diese Stadt gezogen. Er hatte eine Internetanzeige gelesen, in der Mirabelle für ihre Tierpension einen neuen Angestellten suchte. Kurzerhand hatte er seine Bewerbungsunterlagen zu ihr geschickt und bereits nach drei Tagen einen Vorstellungstermin bekommen. In diesem Gespräch wurden die üblichen Fragen gestellt, die Vaughn teilweise mit Ungeduld beantwortete. Er hatte es noch nie leiden können, wenn zu viel nach privaten Dingen gefragt wurde, doch bei dieser Art von Gespräch war er darauf gefasst gewesen und antwortete stets höflich. Seine Mühe wurde auch belohnt. Mirabelle war mit ihm zufrieden und auch er selber war von diesem Gespräch positiv überrascht. Bei seinem letzten Vorstellungsgespräch verlangte sein Gegenüber ein Führungszeugnis, was dafür gesorgt hatte, dass er zum zweiten Gespräch nicht mehr erschienen war.

Vaughn war keineswegs naiv und wusste, sobald jemand von seiner Vergangenheit erfuhr, würde er so schnell keine Anstellung mehr finden. Deswegen sorgte er dafür, dass er niemanden zu nahe kam, der ein größeres Interesse an ihm zeigen könnte. Dasselbe galt natürlich auch andersrum. Auch er wollte keinen Menschen näher kennenlernen und viel lieber allein sein.

 

Nachdem er Andreas das erste Mal begegnet war, konnte er ihn nicht sonderlich leiden. Andreas Gebaren, wie er redete und seine Mitmenschen ansah, rief in ihm Abneigung hervor und den Wunsch mit diesem Mann niemals privat zu tun zu haben. Vaughn war schon immer sehr stolz darauf gewesen,  dass er berufliches und privates trennen konnte. Aus diesen Grund hatte er, solange es um die Arbeit ging, mit Andreas keine Probleme gehabt.

 

Später erfuhr er, dass er einen Sohn und eine Tochter hatte. Nach wie vor ging es Vaughn selbstverständlich nichts an, aber nachdem er Chelsea zwangsläufig durch Julia kennengelernt hatte, konnte er nicht verhindern, dass dieses Mädchen unweigerlich in seinen Gedanken auftauchte. Sie suchte ihn regelrecht heim und ließ ihn, seit jenem Schrecken in der Nacht in der Tierpension, keine ruhige Minute mehr.

 

Er ertappte sich bei dem Versuch mit ihrem Vater ins Gespräch kommen zu wollen, als er dazu eingeteilt war, im Laden die Nachmittagsschicht zu übernehmen. Andreas tauchte auf und wollte wie üblich eine Bestellung aufgeben. Doch Chelseas Vater blieb eher kalt und abweisend, was deutlich zeigte, dass er von Vaughn nicht viel hielt. Natürlich gab sich Vaughn daraufhin keine Mühe mehr Andreas in ein höfliches Gespräch zu verwickeln, was er im Nachhinein betrachtet sowieso ziemlich albern und unnötig fand. Danach hoffte er, dass er Chelsea schnell wieder aus seinen Gedanken vertreiben könnte, jedoch ohne Erfolg. Sie blieb, wo sie war und stahl sich sogar noch tiefer in seine Gedanken und in seine Empfindungen für sie, die von Tag zu Tag größer wurden.

 

Der Kaffee war bereits fertig  und er schenkte sich eine große Tasse davon ein. Als er so darüber nachdachte, war es ihm nach wie vor noch ein Rätsel, wie er es zulassen konnte, näher mit Chelsea in Verbindung zu treten und mit ihr zusammen zu kommen. Auf der anderen Seite musste er darüber schmunzeln, denn dieses Glück, was er durch sie erfahren hatte, würde er für nichts auf der Welt eintauschen wollen. Mit Sicherheit wäre es für ihn viel leichter, wenn er den Kontakt zu Chelsea beenden würde und somit alle Probleme los, aber dann wäre er nichts anderes als ein Feigling und ein Zurück kam für ihn schon lange nicht mehr in Frage. Dafür war er schon zu tief in diese Sache verstrickt.

Außerdem wollte er seine Chelsea glücklich sehen. Er hoffte nur, dass dabei nichts aus seiner Vergangenheit ans Licht kommen würde.

 

Nachdem Vaughn seine erste Tasse Kaffee geleert hatte, füllte er diese wieder auf und überlegte, was er für sich und Chelsea zum Frühstück machen könnte. Allerdings besaß er nichts anderes außer Brot, Butter, Marmelade und jeweils eine Sorte Wurst und Käse,  wodurch sich weitere Überlegungen erledigt hatten. Zudem war Sonntag und er wusste nicht, wo in der Nähe ein Bäcker war, der geöffnet hatte. Um solche Details hatte er sich bisher noch nicht gekümmert. Sonntags schlief er sonst immer bis Mittag, dass es dieses Mal nicht so sein würde, damit hatte er nicht gerechnet.

 

Chelsea erwischte Vaughn dabei, wie er in der Küche auf und ab lief und sich noch etwas verschlafen über die Augen rieb. Leise verharrte sie am Türrahmen und beobachtete ihren Freund, der augenscheinlich dabei war, das Frühstück für sie beide vorzubereiten. Dabei hörte sie, wie er undeutlich vor sich hinmurmelte und konnte ein Grinsen nicht mehr unterdrücken.

 

Als sie wach wurde, war sie erstaunt gewesen, dass sie keine Hose mehr anhatte. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie sich selber ausgezogen hatte und kam zu dem Schluss, dass es Vaughn gewesen sein musste, damit sie angenehmer im  Bett liegen konnte. Zuerst war ihr diese Tatsache peinlich, dass Vaughn sie in ihrer Unterwäsche gesehen hatte, da sie sich aber nicht vorstellen konnte, dass er ihre Situation ausgenutzt hatte, empfand sie eine noch größere Zuneigung und Liebe ihm gegenüber, dass es ihr nicht mehr so viel ausmachte.

Also stand sie auf, kramte ihre Jogginghose aus ihrer Tasche hervor, zog sie rasch an und ging zu Vaughn, den sie in der Küche hantieren gehört hatte.

 

Noch eine Weile sah sie ihm zu, als sie entschlossen auf ihn zuging und ihm von hinten ihre Arme um den Leib legen wollte.

Vaughn, der darauf nicht gefasst war, ließ vor Schreck den Teller und das Marmeladenglas aus seinen Händen fallen, die mit einem lauten Klirren auf dem Boden direkt zu seinen nackten Füßen aufschlugen.

 

„Ups! Entschuldige, Vaughn. Das wollte ich nicht.“ Chelsea zog schnell ihre Arme zurück und hielt sie sich erschrocken vor ihrem Mund. Sie wollte sich gerade nach den Scherben bücken, als Vaughn sie blitzartig am ausgestreckten Arm packte.

„Nicht! Lass sie liegen, ich kümmere ich darum.“

„Aber, du hast keine Schuhe an. Es ist meine Schuld, dass hier jetzt Scherben liegen, also werde ich sie aufheben.“, beteuerte Chelsea und konnte das aufgeregte Schlagen ihres Herzens nicht unterdrücken, welches der Anblick von Vaughns verschlafenem Gesicht hervorgehoben hatte.

„Nein, das ist wirklich nicht nötig. Bitte, Chelsea, setz dich hin.“

„Aber ich, ich will dir helfen.“

 

Chelseas flehender Anblick war zu viel für den jungen Mann. Mit einem knappen Nicken gab er seine Zustimmung und beide räumten gemeinsam die Scherben vom Boden auf. Dabei war Chelsea sorgfältig darauf bedacht, dass Vaughn in keine der Scherben ausversehen trat.

„Tut mir Leid.“, entschuldigte sich das junge Mädchen ein letztes Mal. „Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich vorher an die Tür geklopft hätte oder ich hätte was gesagt, anstatt mich leise an dich heran zu schleichen.“

„Ich sagte dir doch schon, dass es nicht so schlimm ist. Es ist das erste Mal, dass ich zum Frühstück nicht alleine bin. Daran muss ich mich erstmal gewöhnen.“, grinste Vaughn und streichelte ihr sanft über die Wange.

„Das heißt…ähm, es ist okay für dich, wenn ich einige Tage bei dir bleibe?“, fragte sie vorsichtig nach und konnte ihre Hoffnung in dieser Frage nicht verbergen.

„Ja, das geht in Ordnung. Das habe ich dir doch gestern Abend schon gesagt. Ich freue  mich, dass du hier bist.“

Mit diesen Worten gab er seiner Freundin einen zarten Kuss auf die Stirn.

 

„Danke, du bist wirklich der beste.“, flüsterte Chelsea an Vaughns warmer Brust.

„Es wird alles wieder gut werden, Chelsea. Doch jetzt lass uns frühstücken. Allerdings, ich habe nicht so viel da. Dummerweise kommt die Marmelade auch nicht mehr in Frage, aber verhungern werden wir bestimmt nicht.“, gab Vaughn verlegen zu.

„Kein Problem. Ich esse eigentlich alles.“

 

Somit setzten sich beide an den Tisch und Vaughn nahm sich erleichtert eine weitere Tasse Kaffee.

„Chelsea, was ich dich gestern Abend schon fragen wollte, weiß dein Vater, dass du hier bist?“

Chelsea hatte gewusst, dass diese Frage kommen würde, und dennoch fühlte sie sich nicht so gefasst drauf, wie sie gedacht hatte.

„Nein. Ich habe einen Zettel auf meinem Schreibtisch hinterlassen.“

 

Vaughn hakte nicht weiter nach. Er wusste, dass diese Entscheidung Chelsea nicht leicht gefallen war. In ihren Augen konnte er sehen, wie sehr enttäuscht sie von sich selber war, dass sie dies ihrem Vater angetan hatte. Jedoch, hatte sie keinen anderen Ausweg aus dieser Lage gesehen. Ihr Vater war unwahrscheinlich stur und nicht bereit dazu gewesen, vernünftig mir ihr darüber zu reden, geschweige denn ihr richtig zuzuhören. Daher konnte Vaughn sie verstehen.

Leider, wusste er ebenfalls noch nicht wie es weitergehen sollte, doch er würde auf jeden Fall versuchen, selber mit Andreas über Denny zu reden. Viel Hoffnung bei diesem Unternehmen hegte er allerdings nicht.

 

„Wenn du telefonieren willst, kannst du es jederzeit tun. Vielleicht mit Julia oder den anderen.“, bot ihr Vaughn an und bestrich sich eine Scheibe Brot mit Butter.

„Ja, danke. Ich denke, das werde ich nachher tun.“

„Lass dir Zeit, Ich werde dich nicht bedrängen. Ach, und Chelsea, fühle dich wie zu Hause. Du brauchst wegen nichts zu fragen.“

„Okay, danke Vaughn.“

 

Für beide wurde es ein harmonisches Frühstück ohne weitere Vorkomnisse.



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