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Twisted Paradise

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von

Vorwort zu diesem Kapitel:
j-chan: Arbeitsalltag ist nicht sonderlich förderlich für kreatives Schreiben. Ich habe vielleicht vier Seiten in den letzten zwei Jahren geschrieben, in verschiedenen Geschichten. Doppelt soviel habe ich während meines Studiums am Tag geschrieben... -.-'
Naja, aber es hat sich so ergeben, dass ich mich gestern Abend hingesetzt und weitergeschrieben habe. Das nächste Kapitel existiert auch schon, ich muss es nur noch einmal überarbeiten. Komplett anzeigen

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1. Highway to hell?

Autorenkommentar:
 

Bekannter Plot, bekannte Situation. Zwei Menschen aus unserer Welt landen in irgendeiner fiktiven Welt und tragen ihren Teil zu der Originalgeschichte bei. Schon zigtausendmal gelesen? Auf ein Neues!
 

Es wird, so wie es aussieht, wieder einmal ein Monsterwerk, und ich muss mal schauen, in wie viele Teile ich es aufteile…(Bisher sind zwei große Geschichten geplant, eine, die an die Bücher angelehnt ist und eine, die danach spielt), aber vielleicht teile ich zumindest den ersten noch einmal; wir werden sehen.
 

Ich werde vermutlich jeden Samstag (Vor-)Mittag ein neues Kapitel hochladen.

Soweit erst einmal die Informationen. Viel Spaß beim Lesen.
 

(Ach ja, in unserer Welt beginnt die Geschichte 2010, da die beiden nichts von dem neuen Film mitbekommen haben.)
 

1. Highway to hell?
 

Der beste Zeitpunkt, ein Abenteuer zu beginnen, findet sich dann, wenn alle anderen Angelegenheiten erledigt sind, oder aber, wenn die Dinge einem so weit über den Kopf wachsen, dass man die Sterne nicht mehr zu erkennen vermag.
 

In einer Welt, in der der Begriff Abenteuer allerdings nur noch auf gelegentliche Seitensprünge mit anderen Liebespartnern angewendet wurde, war diese Weisheit natürlich längst in Vergessenheit geraten und fand sich nur noch in Kinder- und Jugenddetektivromanen, oder aber alten Sagen und Legenden.
 

Auch der Protagonist dieser Geschichte hatte keine Ahnung, was ihm bevorstand, als er an einem regnerischen Mittwochnachmittag die Stufen des Universitätsgebäudes hinuntersprintete und seine Schritte in Richtung des Parkhauses lenkte. Er hatte noch einige Bücher in die Bibliothek zurückgebracht und musste sich nun beeilen, denn er war verabredet und spät dran. Er hatte eingewilligt, seine Schwester zu einer Freundin nach Halle zu fahren, damit sie dort einige Zeit wohnte.

Melanie, so der Name seiner Schwester, hatte gerade Ferien, doch so wirklich genießen konnte sie diese in Berlin nicht. Die Umstände in ihrem Teil der Familie waren chaotisch und sie freute sich darauf, dem Ganzen endlich einmal zu entfliehen. Doch entgegen ihrer eigenen Meinung, dass sie durchaus den Zug hätte nehmen können, immerhin war sie sechzehn Jahre und damit schon mehr als alt genug dafür, bestand ihre Mutter darauf, dass sie gefahren wurde. Vermutlich hatte Cornelia Hof ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber, denn sie war seit einem halben Jahr mit einem neuen Mann zusammen und über diesen und die momentan stattfindenden Hochzeitsplanungen hatte sie ihre Tochter mehr als sonst vernachlässigt. Und aus diesem Grund hatte sie Jeremy abgestellt, der allerdings nicht übermäßig begeistert davon war, auch wenn er natürlich tat, worum man ihn gebeten hatte.
 

In der Tat war sein eigenes Leben zu diesem Zeitpunkt alles andere als einfach. Sein Studium der altnordischen Sprachen und Schriften war sehr zeitaufwendig und obwohl er selbst erst im zweiten Jahr studierte, hatte er eingewilligt, mehrere Sommersprachkurse vorzubereiten und mitzubetreuen. Zudem war er in der vergangenen Woche im Archiv über seinen Freund gestolpert, wie er gerade einen anderen vernaschte. Die daraufhin in die Wege geleitete Trennung machte ihm wesentlich mehr zu schaffen, als er zugeben wollte. Dass sie unglücklicherweise in derselben Fakultät studierten, machte es für Jeremy nicht einfacher, Tom aus dem Weg zu gehen, auch wenn dieser zwei Semester über ihm war.

Auch nun, da er das Parkhaus betrat und schnellen Schrittes auf seinen dunkelblauen Toyota zusteuerte, verzog er beim Anblick von Toms rotem Sportwagen die Mundwinkel und fühlte einen Stich im Herzen. Doch er verdrängte es für den Augenblick. Er hatte wichtigeres zu tun, als seiner verflossenen Liebe nachzutrauern, der dies sowieso nicht verdiente – zumindest redete sich Jeremy das ein.
 

Der Verkehr in Berlin floss zäh dahin und so war es nicht weiter verwunderlich, dass er mit einiger Verspätung am vereinbarten Treffpunkt ankam. Melanie, ein Mädchen mit schulterlangen, glatten schwarzen Haaren, saß unter einem Vorsprung auf einer Mauer und hörte Musik, sprang jedoch herunter, als sie den Wagen ihres Bruders entdeckte und kam herübergelaufen, als er am Straßenrand gehalten hatte. Sie warf die Tasche auf die Rückbank, umrundete dann das Auto und ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder. „Du bist spät!“, war ihre Begrüßung, doch Jeremy konnte es ihr nicht verübeln. Es war kalt und es wunderte ihn ein wenig, dass sie sich nicht aufregte. Vermutlich hatte ihre Musik sie bei Laune gehalten.

„Entschuldige. Hatte viel zu tun“, sagte er darum nur und fragte gleich darauf: „Was hörst du?“

„Den Hobbit’ von Tolkien.“

Erstaunt warf er ihr einen Blick zu, während er sich in den Verkehr einfädelte. Dann war es allerdings keine Überraschung, dass sie so ruhig war, dachte er bei sich, denn gemessen an den Umständen, welche die Gefährten Thorins zu bestreiten hatten, war ein wenig Regen und Kälte gar nichts.
 

Es war schon einige Zeit her, seit er Tolkiens Bücher zur Hand genommen hatte, doch die Geschichten waren ihm wohl vertraut. Bisweilen hatte er sogar Sindarin, Quenya und auch die anderen erfundenen Sprachen Mittelerdes in Ansätzen zu sprechen vermocht. Doch dass er sie gelernt hatte, war nun auch schon fast neun Jahre her; seit der erste Film herausgekommen war und die fehlenden Untertitel ihn so sehr störten, dass er kurzerhand beschlossen hatte, sich so intensiv mit den Sprachen zu beschäftigen, bis er nicht mehr auf die Untertitel angewesen wäre.

Teilweise hatte er auch spaßeshalber versucht, den Rest der Dialoge in Sindarin zu übersetzen. Aus der Distanz betrachtet hatte er es vermutlich damals doch ganz schön übertrieben.

Doch zu dem Zeitpunkt war es seine Zuflucht gewesen, als seine Eltern sich trennten und seine Mutter mit Melanie ausgezogen war, sein Vater zu trinken begonnen hatte und er sich so verlassen vorkam, als wäre er der einzige Mensch auf einem großen, düsteren und unheilvollen Planeten. Oft hatte er sich damals gewünscht, einfach nach Mittelerde gehen zu können, in welche Zeit auch immer. Von Orks und anderen Wesen gejagt zu werden, erschien ihm um so vieles angenehmer, als diese Einsamkeit. Dass viele Gejagte liebend gern mit ihm getauscht hätten, wenn es denn möglich gewesen wäre, hätte ihn nicht überrascht. Doch diese Option bestand nicht, und so hatte sich Jeremy wie alle anderen auch mit seinem Leben arrangieren müssen.
 

„Jemy?“

Er blickte auf und in grüne Augen, die ihn fragend anblickten. „Hm?“

Die Schwarzhaarige seufzte leise. „Ich hatte gefragt, ob ich den I-Pod anschließen soll, damit wir gemeinsam hören können.“ Erwartungsvoll blickte sie ihren Bruder an und als er nickte, tat sie, wie besprochen.

Wie es sein musste, waren Bilbo, Gandalf und die Zwerge auf dem Weg nach Imladris, respektive Bruchtal und innerlich seufzte Jeremy, grinste dann aber bei den Spottliedern der Elben, die so gar nicht zu den ernsten, vornehmen Gestalten passen wollten, die er sich ausgemalt hatte.
 

„Wie war dein Tag?“, versuchte der rothaarige Junge irgendwann, ein Gespräch zu beginnen, denn viel hatten sich Melanie und er nicht zu sagen. Sie sahen sich nur selten und von ihren Interessen her fanden sie nur wenige Überschneidungen, abgesehen von Fantasyliteratur, vereinzelten Bands und familieninternen Angelegenheiten wie der Frage, was man der Großmutter zum Geburtstag schenken sollte. Und schon das war alles andere als einfach.

„War in Ordnung. Zuhause herrscht das Chaos und Ben ist ein du weißt was, das Cornelia das Leben schwer macht.“ Auch Melanie nannte ihre Mutter nur noch beim Vornamen, denn das Verhältnis zwischen ihnen war gespannt und Melanie gab sich keine Mühe, daran etwas zu verändern. Sie wartete nur darauf, endlich ausziehen zu können, dann wäre es nicht mehr von Belang, so dachte sie zumindest und es waren ja auch nur noch zwei knappe Jahre.

„Hm.“
 

Dann schwiegen sie. Sie erreichten die Autobahn und kamen zügig voran. Irgendwann begannen sie ein Gespräch über die Elben des Düsterwaldes und aus irgendeinem Grund entbrannte eine hitzige Diskussion über die lange Fehde zwischen Elben und Zwergen und die Stimmung wurde gespannt. Besonders energisch war der Wortwechsel kurz vor der Auffahrt auf die A9 und dort war es auch, dass die Geschichte ihre entscheidende Wendung nahm. Abgelenkt durch Melanie, die in diesem Moment ein in Jeremys Augen geradezu lächerliches Plädoyer für die Elben vorbrachte, schenkte der Rothaarige der Abfahrt nur mäßig seine Aufmerksamkeit und bemerkte den Geisterfahrer zu spät, der ihm um die Kurve entgegenkam. Er riss das Lenkrad herum und das Auto kollidierte mit der Leitplanke, bevor es diese schließlich durchbrach und sich im Straßengraben überschlug. Noch einige Zeit drehten sich die Räder in der Luft, doch davon bekamen die Insassen nichts mehr mit.
 

***
 

Jeremy blinzelte. Etwas kitzelte ihn an der Nase und ließ ihn leise niesen. Sonnenlicht fiel durch die dunkelgrünen Blätter und brannte unangenehm in den Augen. Er kniff sie zusammen und setzte sich stöhnend auf. Sein Kopf schmerzte höllisch und seine Sicht verschwamm, während er sich erfolglos an das Geschehene zu erinnern versuchte.
 

Sein Blick blieb an einem Bündel neben ihm hängen und obwohl es einen Moment dauerte, erkannte er doch erschrocken Melanie. Mit einem Satz war er bei ihr und drehte sie auf den Rücken. Sie sah furchtbar aus. Ihre Haare waren von Blut verklebt und auch ihre zerrissene Jacke war davon durchdrängt, doch als er ihren Puls fühlte, atmete er erleichtert auf. Sie lebte. Doch seine Versuche, sie zu wecken, blieben erfolglos. So krabbelte er auf die Beine, die ihm nur widerwillig gehorchten, und versuchte, das Mädchen hochzuheben, als ein stechender Schmerz seine Schulter durchzuckte und beinahe hätte er sie fallen lassen, doch es gelang ihm, ihren Körper an seinen zu pressen.

Mit großer Anstrengung schaffte er es, sie auf die Arme zu nehmen und Schritt für Schritt stolperte er auf der Suche nach Hilfe vorwärts.
 

Wo er war, konnte er nicht sagen, noch wie sie hierher gekommen waren, doch er dachte nicht darüber nach. Sein Interesse galt einzig einem Ort, an dem man ihnen würde helfen können und so schenkte er dem traumhaft schönen, lichten Wald keinerlei Aufmerksamkeit, nicht dem Vogelgesang, noch dem leisen Plätschern eines Flusses in der Nähe.
 

Er wusste nicht, wie lange er so gegangen war, die Augen und Arme schwer und die Sicht getrübt, als er zu einem kleinen Pfad gelangte. Nun musste er sich entscheiden, doch das fiel ihm nicht schwer, denn er hatte die Wahl, dem Weg in ansteigender Richtung, oder den Berg hinab zu folgen. Er wählte den letzteren, denn er fürchtete, dass ihm für den Anstieg nicht genügend Kraft zur Verfügung stand und das war sein Glück, denn nach einigen Windungen kam ein Tal in Sicht und mit ihm einige Häuser. Ermutigt stolperte er vorwärts, bis er ein offenes Tor erreichte und auf einen großen Platz trat, von welchem helle Stufen fortführten. Dort legte er Melanie vorsichtig ab und gestand seinen Beinen zu, ihren Dienst zu versagen. Erneut tastete er nach ihrem Puls und ein Lächeln huschte über sein Gesicht, während er ihr Handgelenk losließ und eine schwarze Strähne aus ihrem Gesicht strich.

„Halte durch!“, flüsterte er ihr zu und blickte auf, als er leise Stimmen und Schritte vernahm.

Eine Gruppe Leute näherte sich ihnen und allen voran ein hochgewachsener, vornehm gekleideter Mann, der auf der anderen Seite des Mädchens niederkniete und sie mit aufmerksamen Blick betrachtete, bevor er Jeremy ansah. Er hatte hellgraue Augen und der Junge hatte das Gefühl, dass sie in ihm lesen konnten, wie in einem Buch, doch es war nicht unangenehm. Wärme erfüllte sein Inneres und er spürte, wie er das Bewusstsein zu verlieren drohte.

„Bitte helfen Sie uns“, war alles, was er herausbrachte, bevor alles um ihn in Dunkelheit versank.

2. The Name of the game

2. The Name of the game
 

Es war Nacht, als Jeremy erwachte. Seine Kopfschmerzen waren verflogen, doch als er seinen rechten Arm hob, ertastete er einen dicken Verband an seiner Schläfe. Auch seine linke Schulter und der Arm waren eingebunden und letzterer an Jeremys Seite fixiert, so dass er ihn kaum bewegen konnte. Er seufzte leise und blickte sich um.

Das Zimmer war geräumig und besaß große scheibenlose Fenster zu beiden Seiten, vor denen dünne, kunstvoll bestickte Stoffe hingen, die sich in einer warmen Brise unmerklich bewegten. Leise Gesänge drangen an sein Ohr, von denen Jeremy allerdings nicht mehr als die Melodie wahrnahm. Doch schon diese hatte etwas beruhigendes und ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, während er lauschte und den Rest seines Zimmers näher betrachtete. Eine Wolke musste vorbeigezogen sein, denn unvermittelt fiel gleißendes Mondlicht herein und der Junge entdeckte neben seinem die Umrisse eines weiteren belegten Bettes. Die Person darin regte sich nicht, doch Jeremy sah, dass auch diese den Kopf verbunden hatte. Auch wenn er nicht mehr erkennen konnte, wusste er, dass es sich dabei um Melanie handeln musste.

Mühsam setzte er sich auf und ließ sich auf dem Hocker neben ihrem Bett sinken.

Ihr Gesicht war entspannt. Sie schien zu schlafen und der Anblick wäre ein geradezu friedlicher gewesen, wäre nicht der Verband gewesen. Behutsam strich Jeremy ihr über die Wange und musterte sie besorgt, musste jedoch einsehen, dass er in dem Moment nichts für sie tun konnte. So saß er einfach nur da und betrachtete das Mädchen beim Schlafen.
 

Er musste wohl wieder eingenickt sein, denn als er den Kopf hob, bemerkte er, dass die Sonne schon hinter den Bergen aufgegangen war. Draußen herrschte bereits geschäftiges Treiben, doch es war seltsam gedämpft, nicht laut und hastig, wie er es gewöhnt war; es wurde nicht geschrieen und es klingelte kein Handy. Auch die Schritte der Bewohner waren kaum hörbar und alles in allem war es mehr ein Rascheln, das von gelegentlichem Wiehern, Gelächter und Gesang begleitet wurde. Und vom Rauschen nahen Wassers.
 

Jeremy lauschte neugierig und fasziniert, und wie in der Nacht zuvor erfüllten ihn die Geräusche mit einem Gefühl der Entspannung und der Freude. Er verspürte das dringende Verlangen, hinauszugehen und herauszufinden, wohin es ihn verschlagen hatte. Er war sich sehr sicher, dass er sich nicht mehr in Deutschland befand, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass es irgendwo dort solch einen Ort geben konnte.

Nichts desto trotz kam ihm alles sehr vertraut vor. Vielleicht war er gestorben und dies war nun der Himmel... Welch ein Blödsinn, schalt er sich. Wenn er tot war, hätte er sicher nicht seine Wunden mit hierher gebracht, sonst wäre es wohl schlecht um die bestellt, die aufgrund ihrer Todesursache in Einzelteilen hinüberwanderten. Welch ein makaberer Gedanke. Er schüttelte den Kopf, um die Bilder zu verscheuchen, die sich darin einzunisten drohten und kehrte zu der eigentlichen Frage zurück. Denn, wenn er nicht gestorben war und sich folglich nicht im Jenseits befand, wo war er dann und wie war er hierhergekommen? Erinnerungen an die Autofahrt kehrten zurück und Schuldgefühle erfüllten ihn, während er schweigend auf das schlafende Gesicht Melanies blickte. Warum hatte es so kommen müssen? Und warum ausgerechnet ihnen?
 

Sicher hatten die Anderen bereits von dem Unfall gehört. Was sie wohl gerade machten? Ihre Eltern? Tom? Erneut schüttelte er den Kopf. Oh nein, er würde jetzt ganz sicher nicht damit beginnen, über seinen Exfreund nachzudenken! Sollte der ruhig trauern, Jeremy war es egal. Ebenso verschwendete er keinen mitfühlenden Gedanken an seinen Vater. Doch er konnte nicht leugnen, dass es ein paar Menschen gab, mit denen er durchaus Mitleid empfand, wenn er an sie dachte. Da war zum einen seine Großmutter, mit der er sich gut verstanden hatte, auch wenn sie in Trier wohnte und sie sich daher nur selten sahen; dann einige seiner Mitstudenten und Professoren und ein wenig auch seine Mutter, die sich gewiss Vorwürfe machen würde. Besonders aber dachte er an seinen dicken, braunen, furchtbar haarenden und sehr verfressenen Kater Gil-Galad. Was würde nun wohl aus ihm werden? Jeremy seufzte leise und ließ den Kopf hängen.
 

Doch der Klang der Stimmen ließ seine Wehmut rasch verfliegen und er sagte sich, dass sein Kater wohl ein gutes, neues Zuhause finden würde, immerhin trug er diesen Namen mit Stolz und hatte sogar meistens darauf gehört. Grinsend entschied Jeremy, dass er die Sorgen auf später verschieben würde und nun erst einmal mehr darüber herausfinden würde, wo er war und was es hier alles zu entdecken gab. Und vielleicht gab es hier auch eine Waschmöglichkeit und etwas zu Essen, denn sein Magen machte sich leise bemerkbar. Motiviert stand er auf und blickte sich um, als sein Blick auf sein Spiegelbild an der Wand fiel. Den großen rahmenlosen Spiegel, der von knapp über dem Boden bis etwa zwanzig Zentimeter über Jeremys Kopf reichte, hatte er gestern Nacht gar nicht bemerkt, was vermutlich daran lag, dass auch er teilweise verhangen war. Jeremy musterte die Kleidung, die er trug. Es war nicht seine eigene, sondern sah aus, wie ein Kleid, vielleicht ein Nachthemd mit langen, ausladenden Ärmeln und erinnerte Jeremy ein wenig an ein schlichtes Zeremonialgewand. Der beigefarbene Stoff war sehr weich und nicht sonderlich weit geschnitten, doch man konnte sich darin gut bewegen. Ein wenig ratlos blickte er sich um, entdeckte jedoch keine anderen Kleider und er betrachtete sich nachdenklich im Spiegel. Grundsätzlich hatte er kein Problem mit Kleidern, denn tatsächlich verkleidete er sich gern und trug auch mal Frauenklamotten, wenn Melanie ihn wieder einmal dazu überredete, mit ihr zu einer Convention zu fahren. Doch zum einen war er nicht sehr angetan von der Idee, in seinen Schlafsachen herumzulaufen. Zum anderen war es ungewohnt, keine Hosen darunter zu tragen und er hoffte sehr, dass das hier nicht so Brauch war, oder es zumindest die Möglichkeit gab, sich irgendetwas hosenartiges zu beschaffen.
 

Aber dazu musste er erst einmal jemanden finden. Er seufzte und erstarrte in der Bewegung. Im Spiegel war sein Blick an einem Mann hängen geblieben, der in der Tür stand und ihn beobachtete. Zögernd wandte Jeremy sich zu ihm um und hielt den Atem an. Sein Gegenüber hat eine beeindruckende Ausstrahlung. Er war sehr groß, trug einen hellen Mantel mit ausladenden Ärmeln über einem ähnlichen Gewand, wie Jeremy es trug und hatte lange dunkle Haare, aus denen spitze Ohren herauslugten. In diesem Moment fiel es dem Jungen wie Schuppen von den Augen. Weshalb ihm hier alles so vertraut vorkam und alles so leise und ruhig war: Er befand sich in einem Elbenhaus. Warum hatte er das nicht schon eher bemerkt?

So oft hatte er sich vorgestellt, wie es wohl sein mochte, doch die Realität übertraf alles. Fast hatte er den Elben an der Tür vergessen, als er den Raum mit neuen Augen betrachtete. Er kam sich sehr dumm dabei vor, war es doch so offensichtlich gewesen. Alles hier schrie geradezu ‚elbisch’ in sein Gesicht.
 

Der Elb, der ihn aufmerksam musterte, trat lautlos näher und als Jeremy sich seiner wieder gewahr wurde, senkte er beschämt den Kopf und murmelte eine Entschuldigung. Er erkannte, dass es sich bei dem Fremden um den handelte, der ihm am Tor entgegengekommen war. Jeremys Hals war trocken und er hoffte, dass der Andere das Gespräch beginnen würde, denn er wusste nicht, was er sagen sollte. Und tatsächlich ergriff der Elb im nächsten Moment das Wort.

„Wie ich sehe, seid Ihr aufgewacht. Ihr hattet großes Glück. Eure Wunden und auch die des Mädchens waren tief und für einen Menschen lebensgefährlich. Lange hätten Eure Füße Euch nicht mehr getragen, so groß war euer Blutverlust. Was ist geschehen und woher kommt Ihr?“

Jeremy war es bei der warmen Stimme des Elben heiß den Rücken hinuntergelaufen. Auch sein forschender, doch nicht feindseliger Blick erfüllte ihn mit einer wohligen Geborgenheit, von der er sich nicht erinnern konnte, sie jemals zuvor gespürt zu haben. Er verspürte den Drang, dem Elben einfach alles zu erzählen, doch er verwarf den Gedanken, da er ja selbst noch nicht einordnen konnte, was passiert war. So antwortete er nach kurzem Schweigen: „Ich danke Euch vielmals für Eure Hilfe. Meine Schwester und ich erwachten in der Nähe im Wald mit diesen Wunden. Ich kann nicht sagen, wie wir dazu gekommen sind. Auf der Suche nach Hilfe fanden wir den Pfad, der uns zu diesem Ort führte.“

„Dieser Ort heißt Rivendell. Vielleicht habt Ihr schon davon gehört.“

Perplex starrte der Junge den Elben an. Das konnte nicht sein. „Ihr meint, dies sei Lord Elronds Haus? Am Fuße der Nebelberge?“

Der Elb nickte und seine Mundwinkel und eine Augenbraue zuckten amüsiert. „Dasselbige. Ich bin Elrond. Wie ist Euer Name?“

Diese eigentlich recht einfache Frage wurde durch den Schock erschwert, der über Jeremy hinwegrollte und ihm den Atem raubte. Stand er tatsächlich einem der alten Elbenfürsten gegenüber, dem Träger von Vilya und Begründer und Herren von Imladris, des letzten sicheren Elbenheims diesseits des Belegaers, des großen Meeres, welches Mittelerde von Aman trennte? Konnte das wahr sein? Er musterte den Elben. Vom Aussehen und der Ausstrahlung her wurde Hugo Weaving ihm nicht annähernd gerecht, doch das war von einem Menschen wohl auch zuviel erwartet. Sein Gesicht wirkte seltsam zeitlos, auch wenn sich alle Spuren vergangener Tage in seinen grauen Augen wiederspiegelten. Diese Augen. Jeremy fiel es schwer, sich nicht darin zu verlieren und er schloss seine Lider einen Moment, um sich zu sammeln. Dann stellte er sich selbst und seine Schwester vor.

Lächelnd und ein wenig besorgt, so schien es Jeremy, lauschte Elrond seinen Worten, fragte jedoch nicht weiter. Stattdessen wies er auf die Tür, durch die er gekommen war und erklärte, dass sich auf der linken Seite ein Badzimmer befand und er den Speisesaal erreichen würde, wenn er dem Gang rechterhand folgte. Dann hieß er den Jungen in seinem Haus willkommen, verließ das Zimmer und ließ einen völlig überforderten Jeremy zurück, der nicht wusste, wie er mit dem neu erworbenen Wissen umgehen sollte.
 

So entschied er sich erst einmal dazu, das Angebot eines Bades anzunehmen, was sich jedoch schwieriger als erwartet gestaltete, nicht das Finden des Raumes, denn das war kein Problem. Auch war es zwar ungünstig, die Haupthand nicht zur Verfügung zu haben, denn er war Linkshänder, doch auch das konnte er handhaben. Doch die Fixierung seines Armes war über seine Kleidung gelegt worden, was von außen betrachtet durchaus vernünftig war, nur hatte es den Nachteil, dass man diese Kleidung nicht abnehmen konnte, ohne den Verband gleichermaßen zu lösen und das stellte Jeremy vor eine unlösbare Herausforderung, zumal er nicht glaubte, dass dies eine gute Idee war.

Sehnsüchtig blickte er auf die mit warmem, klarem Wasser gefüllte Wanne und versuchte ein weiteres Mal erfolglos, sich zu befreien. Da hörte er ein Kichern und als er sich umwandte, entdeckte er eine grüngewandete Elbin in der Tür, die ihn amüsiert beobachtete. Er deutete eine Verbeugung an, auch wenn er ihr Lachen nicht sonderlich höflich fand.

„Ihr wirkt ein wenig überfordert, Herr Jeremy. Lord Elrond schickt mich, zu sehen, ob Ihr möglicherweise Hilfe benötigt und wie es scheint, war dieser Gedanke nicht ganz unbegründet. Ich bin Elen.“ Erneut lachte sie und Jeremy musste sich eingestehen, dass sie sehr hübsch war. Sie hatte lange blonde Haare, die ihr offen über die Schultern fielen, abgesehen von den üblichen zwei geflochtenen Schläfensträhnen, die sich am Hinterkopf zu einem Zopf vereinigten. Ihre Gesichtszüge waren ebenmäßig geschnitten und Jeremy wagte nicht, ihr Alter zu schätzen, auch wenn es ihn durchaus interessiert hätte.

Sie kam näher und half ihm, den Verband abzulegen, und auch das Gewand, wobei ihm das unangenehm war. Nicht, dass er schlecht aussah. Auch wenn er außer Schwimmen nur wenig Sport trieb, setzte bei ihm nichts an und auch in tieferen Gefilden hatte er keinen Grund für Minderwertigkeitsprobleme. Doch er fühlte sich ohne seine Kleidung schutzlos und daran vermochte auch die freundliche Atmosphäre Bruchtals kaum etwas zu ändern.

Elen merkte es natürlich und als sie ihn darauf ansprach, konnte er ein leises Seufzen nicht unterdrücken. Aber erst, als er im Wasser saß, fand er die Ruhe, eine Antwort zu formulieren. Die Elbin hatte sich auf einen Stuhl gesetzt und lauschte aufmerksam seinen Worten.

„Bitte verzeiht mir mein Verhalten. Dort, wo ich herkomme, ist es nicht üblich, sich vor anderen entblößt zu zeigen und es fällt mir schwer, diese Scham einfach abzulegen.“

Grinsend nickte Elen. „Es scheint so, ja. Ihr Menschen seit so verklemmt, was das betrifft.“

„Elben haben wohl keine Probleme, nachts nackt durch den Wald zu tanzen?“ Der Gedanke amüsierte ihn, doch noch beim Aussprechen fürchtete er, die Elbin damit beleidigt zu haben. Doch seine Sorge stellte sich als unbegründet heraus, denn Elen legte nur leicht den Kopf schief und musterte ihn belustigt.

„Das ist wohl die Vorstellung, die Ihr hegt, wenn Ihr an Elben denkt?“

„Mitnichten“, beeilte sich Jeremy zu erklären, doch er fühlte nicht mehr den Drang, sich zu rechtfertigen. Stattdessen versuchte er nun, ein wenig mehr zu erfahren.

„Ich weiß nur sehr wenig über Elben, doch in meiner Vorstellung trugen sie stets Kleider. Nur rein Interesse halber: Sollte ich darauf gefasst sein, wenn ich eines Nachts erwache und ans Fenster trete, dass dort draußen ungewandte Gestalten sich vergnügen?“

Elen grinste. „Vereinzelt kann das schon vorkommen und wenn viel Alkohol im Spiel ist, dann auch etwas häufiger, doch zumeist wird Euch der Anblick verwehrt bleiben. Oder erspart, je nachdem, wie Ihr es sehen wollt.“

„Das würde wohl von der Person abhängen, doch im großen und ganzen bin beruhigt und danke Euch sehr für diese Einblicke.“

„Jederzeit zu Euren Diensten, Herr Jeremy.“ Sie lächelte und beobachtete, wie der Rothaarige langsam die Augen schloss und sich wohlig aufseufzend entspannte.

3. Suspicious Minds

j-chan: Ich bin diesmal etwas später dran. Es tut mir Leid, aber das Wochenende war echt chaotisch. Jetzt aber viel Spaß mit dem Kapitel.
 

3. Suspicious Minds
 

Nachdem Elrond Elen zu Jeremys Unterstützung gesandt hatte, betrat er die hell erleuchtete Halle, in der die Elben zu essen pflegten. Viele waren bereits anwesend und er setzte sich auf seinen Platz am Ende der Tafel. Zu seinen Seiten saßen Glorfindel, Erestor, seine Söhne Elladan und Elrohir und seine anderen Berater. Sie beobachteten ihn schweigend, während er sich eine Strähne hinter das Ohr strich und dann vielsagend in die Rund blickte. „Anscheinend haben wir mehr Probleme als erwartet.“

Glorfindel und Erestor tauschten undeutbare Blicke. Der Dunkelhaarige hob eine Augenbraue und sah dann wieder zu Elrond, während die Mundwinkel des Anderen missfallend zuckten.

„Sind sie Späher?“

Elrond sah Elladan an und schüttelte dann leicht den Kopf. „Nein, das glaube ich nicht. Jedoch sind sie nicht von hier. Ihre Namen stammen nicht aus Mittelerde, noch aus der Welt jenseits der grauen Furten. Ich vermute, dass Sie von einem Ort weit jenseits der Wasser hierhergekommen sind. Doch wie das geschehen ist, konnten sie mir nicht sagen.“

„Bist du sicher, dass sie es dir nicht einfach nur verschwiegen haben?“, mischte sich nun auch Erestor in das Gespräch ein.

„Ich konnte keinerlei Anzeichen einer Lüge in den Augen des Jungen erkennen. Das Mädchen ist noch nicht erwacht. Aber er scheint etwas zu verbergen und ich frage mich, was es zu bedeuten hat, dass weder die beiden selbst, noch jemand anders weiß, wie sie hierher gekommen sind. Wenn uns unbekannte und bisher unbemerkte Kräfte in Mittelerde am Werk sind, sollten wir sehr wachsam sein.“

„Was schlägst du vor?“, wollte Glorfindel wissen.

Ernst blickte Elrond in die Runde. „Wir sollten Beobachter aussenden, um herauszufinden, ob es anderenorts möglicherweise ähnliche Vorfälle gab. Ich gehe davon aus, dass du dich darum kümmern wirst, Glorfindel.“

Der goldblonde Elb nickte schweigend.

„Was die beiden Menschen betrifft, so denke ich, dass wir sie erst einmal genesen lassen und versuchen sollten, mehr über sie zu erfahren. Auch sollten wir zur Sicherheit ein Auge auf sie haben. Ich glaube zwar nicht, dass eine direkte Gefahr von ihnen ausgeht, doch wir sollten kein Risiko eingehen. Da sie sonst die ganze Zeit unterwegs sind, würde ich diese Aufgabe gerne euch übergeben.“ Er sah seine Söhne an, die nicht wirklich begeistert schienen. Doch sie nickten zustimmend und auch die anderen Elben schienen mit dieser Entscheidung einverstanden. Glorfindel erhob sich mit einem amüsierten Blick auf die Zwillinge und verließ die Halle, um die verstärkte Auskundschaftung der Umgebung in die Wege zu leiten.

Die Anderen sprachen weiter über die aktuelle Lage, bis aufgetischt wurde.

Auch Jeremy und Elen gesellten sich nach einiger Zeit zu den Essenden. Obwohl die Elbin sich nach elbischer Art über ihn lustig machte, schienen die Beiden sich gut zu verstehen; tatsächlich wirkte der Junge vergnügt und machte einen so unbeschwerten Eindruck, dass Elrond sich fragte, ob er tatsächlich denselben Menschen vor sich hatte. Bis auf die Verbände schien er gänzlich ausgewechselt. Er blickte zu seinen Söhnen, die den Fremden mit Neugier beobachteten, während sie aßen. Er spürte Zufriedenheit in sich aufsteigen, denn bisher waren seine Versuche, sie über längere Zeit in Bruchtal zu halten, erfolglos gewesen und wenn sie selbst hierbleiben wöllten, und sei es auch nur, um diesen Menschen im Auge zu behalten, so hieß er das sehr willkommen.

Sein Blick ging zurück zu seinem Gast, der sich noch immer angeregt mit Elen unterhielt und sich immerzu staunend umblickte. Elrond lächelte verständnisvoll, denn er kannte diese Reaktion von vielen seiner Gäste. In der Tat war Bruchtal ein ungewöhnlicher Ort, an dem es viel zu entdecken gab. Bisweilen stolperte selbst er über Dinge, die er zuvor noch nie bemerkt hatte. Aber das musste er ja niemandem auf die Nase binden.
 

Während er Reis mit Gemüse in sich reinschaufelte und interessiert Elen lauschte, betrachtete Jeremy die anderen Elben, die musizierten, redeten, aßen und ihm ihrerseits aufmerksame Blicke zuwarfen. Er lauschte ihren leisen Gesprächen in Sindarin und war überrascht, wie viel er verstand. Doch er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, denn er wusste nicht, wie die Elben darauf reagieren würden. Vermutlich hätte es ihre Skepsis ihm gegenüber geschürt.

„Jeremy?“

„Hm?“ Er sah auf und lächelte entschuldigend. Er war in Gedanken versunken und hatte Elen vernachlässigt, die ihn nun vorwurfsvoll anblickte.

„Jeremy, Jeremy, Jeremy, ich muss mich doch sehr wundern.”

Der Junge sah sie verunsichert an, was Elen ein Grinsen entlockte.

„Iss, bevor dein Reis kalt wird. Wir wollen ja nicht, dass du uns unter deinem Verband weghungerst und uns dann noch nochgesagt wird, wir wären schlechte Gastgeber.“

Jeremy blickte sie einen Moment mit gehobener Augenbraue an, dann nickte er und wandte sich grinsend seinem Teller zu.
 

Nachdem sie gegessen hatten, bot Elen an, ihn herumzuführen und Bruchtal zu zeigen, was er natürlich gerne annahm. Doch als er aufstehen wollte, bemerkte er, dass jemand hinter ihm stand und ein wenig beunruhigt wandte er den Kopf, um zu sehen, um wen es sich dabei handelte. Er erkannte Elrond, der von zwei Elben flankiert wurde. Jeremy brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass er keinesfalls doppelt sah. Es musste sich dabei um die Zwillinge Elladan und Elrohir handeln, denn sie sahen Elrond sehr ähnlich, besaßen die gleichen, langen braunen Haare und die grauen Augen, auch wenn ihre im Gegensatz zu denen ihres Vaters aufgeweckt funkelten und ihr Blick noch nicht die Ruhe und das Gewicht der Jahre wiederspiegelten. Die beiden Elben musterten den Jungen interessiert und freundlich lächelnd, doch das vermochte Jeremys ungutes Gefühl nicht zu vertreiben, dass das Überwachungskomitee soeben eingetroffen war. Auch Elrond sah ihn aufmerksam, dennoch wohlwollend an. „Wir kamen nicht umhin, euer Gespräch mit anzuhören. Elrohir und Elladan würden sich euch gern anschließen, wenn es euch recht ist.“

Hatte er eine Wahl? Jeremy musste Elrond nicht ansehen, um zu wissen, dass eine Ablehnung nicht in Frage kam, wollte er nicht in Schwierigkeiten geraten. Ob die hier wohl ein Gefängnis besaßen? Wenn nicht, würde sich vermutlich zumindest ein Keller finden lassen…Was dachte er da? Er schüttelte leicht den Kopf und blickte dann lächelnd zu den Elben auf, bevor er das Angebot dankend annahm und sich erhob. Erneut kam er sich sehr klein vor, als er zu den Zwillingen trat, die beide über einen Kopf größer als er waren, und zudem von identischer Größe und Statur und trugen die gleiche Kleidung. Jeremy fragte sich, wie er die beiden auseinanderhalten sollte und widerstand dem Drang, einen resignierten Seufzer auszustoßen.
 

Sie liefen durch Bruchtal. Jeremy hatte nie gedacht, dass es so gigantische Ausmaße besaß. Lange, helle, verzweigte Gänge schlängelten sich am Berg entlang, scheinbar in ihn hinein, kreuzten sich und trafen auf Treppen, die hinauf in Türme, oder hinab in untere Geschosse und die Gärten führten. Mehrmals durchquerten sie große Hallen und Jeremy fragte sich, wie er sich hier nur zurechtfinden sollte. Zwar hatte er keinen schlechten Orientierungssinn, aber dieser Komplex schien so gar keinen ihm sinnvoll erscheinenden Regeln zu folgen und er ahnte, dass hier verloren zu gehen keine Herausforderung darstellen würde. Dazu kam, dass sie verhältnismäßig wenig Elben sahen, was vermutlich daran lag, dass wohl auch schon viele Bruchtalelben Mittelerde verlassen haben mussten. Während er Elen folgte und ihren Worten lauschte, fragte er sich, in welchem Jahr sie sich wohl befanden und er beschloss, die Elbin später einmal danach zu fragen. Für den Moment konzentrierte er sich erst einmal auf die visuellen Eindrücke, die auf ihn einstürmten, wobei er immer wieder verstohlene Blicke zu den Zwillingen warf, die ihn aufmerksam beobachteten.

Elen versuchte ein ums andere Mal, ein Gespräch mit Jeremy zu beginnen, doch er erwies sich als wortkarg und als sie ihm die Gärten zeigte, und ihr erneuter Versuch fehlschlug, gab sie frustriert auf. Ihr gefiel es gar nicht, dass er so verklemmt war und anscheinend hatten auch die anderen Beiden weniger Freude an dem Rundgang, als sie erhofft hatten, wenn Elen sich ihre Gesichter so ansah. Das verschaffte ihr immerhin ein wenig Genugtuung und ein wenig fröhlicher schlug sie den Weg in Richtung des Hauptgebäudes ein, um Jeremy das zu zeigen, was ihn, wie sie bereits aus ihren Gesprächen erfahren hatte, vermutlich am meisten interessieren würde.
 

„Und hier haben wir schließlich die große Bibliothek von Imladris.“ Sie blieb stehen, öffnete lautlos eine Tür zu ihrer linken und ließ ihn eintreten. Jeremy erstarrte auf der Türschwelle und sein Puls beschleunigte sich bei dem Anblick. Lange hohe Bücherregale reihten sich endlos aneinander, bogen um Ecken und bildeten ein verschachteltes Labyrinth, soweit Jeremy sehen konnte. In der Luft lag der Geruch von altem Papier, doch Sonnenlicht fiel über die Regale hinweg in den Raum. Anscheinend besaß auch die Bibliothek einseitig große offene Fenster und Jeremy fragte sich, ob das wirklich so klug war, die Bücher den Witterungen auszusetzen. Doch die Elben mussten ja wissen, was sie taten und so schob er den Gedanken beiseite und trat ein.
 

Zögernd ging er zwischen den Regalen entlang und versuchte staunend, die Menge der Bücher zu schätzen, die hier wohl lagerten, doch der Raum schien sich nach hinten in den Berg hinein zu verbreitern und schien gar kein Ende zu nehmen. Wie hypnotisiert führte ihn sein Weg immer weiter, unaufhaltsam und gefolgt von den Elben, die ihn aufmerksam beobachteten, doch er hatte sie gänzlich ausgeblendet.

Es war nicht das erste Mal, dass ihn eine Bibliothek so vollkommen in ihren Bann zog. Je größer die Räume und je dunkler, weitläufiger die von Regalen gesäumten Gänge waren, desto mehr zog es ihn hinein. Er liebte es, die Finger über alte Buchrücken wandern zu lassen, sich zu verlieren und ebenso jegliches Gefühl für Zeit.
 

Als er aus seiner Trance erwachte und sich umsah, staunte er nicht schlecht: Kein Sonnenstrahl war mehr zu sehen. Stattdessen wurde der Raum wurde nur noch von flureszierenden Edelsteinen erhellt, die in die Wände eingelassen waren und ein helles, blaues Licht abgaben. Noch immer nahmen die Regale kein Ende und er wurde gewahr, dass er seine Begleiter verloren hatte, doch es berührte ihn nicht wirklich. Zu gefangen von der Macht der Bücher ließ er sich auf der Erde nieder und zog ein dunkel eingebundenes Buch heraus, das keinen Titel trug. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand unter einem Kristall und öffnete es. Die Seiten waren in Quenya Tengwar beschrieben und er stellte fest, dass es sich um ein sehr altes Tagebuch handelte. Es stammte anscheinend aus der Feder Fȅanors, des Noldors, der die legendären Silmarili geschaffen hatte und mit seinen Anhängern nach Mittelerde zurückgekehrt war, um Morgoth zu bekämpfen. Es war eine tragische Geschichte, zumindest, wenn sie sich so abgespielt haben sollte, wie Tolkien sie beschieben hatte. Doch die Angaben in dem Tagebuch deuteten darauf hin, zumindest widersprachen sie den Aufzeichnungen im Silmarillion nicht. Jeremy merkte, dass die Schriftzeichen kein Problem für ihn darstellten, auch wenn er viele der Wörter nicht kannte. Doch er erfuhr bruchstückhaft von der Schaffung der großen Edelsteine und der Furcht des Elben, jemand könne sie stehlen, ja seiner Besessenheit von ihnen. Er erwähnte allerlei Namen, von denen nur wenige Jeremy bekannt vorkamen, was ausschließlich die der Valar und einiger Elben waren. Über seine Lektüre vergaß er die Zeit und als er schließlich von dem Buch aufblickte, musst er schon lange dort gesessen haben, denn seine Füße waren eingeschlafen und sein Magen grummelte unaufhörlich.
 

Er stellte das Buch zurück und rappelte sich auf, sobald seine Füße das zuließen. Sein Nacken war steif und seine Schulter krabbelte unangenehm. Er streckte sich, so gut es eben ging und machte sich auf den Weg zum Ausgang. Ein paar Mal verlief er sich, musste umkehren und sich neu orientieren, doch nach einer Weile wurde es heller und als er sich der Tür näherte, fand er einige sehr alarmierte Elben vor, die ihn mit strengen Blicken bedachten und zu seiner Beunruhigung bewaffnet waren. War etwas passiert?

Er entdeckte einen der Zwillinge zwischen ihnen und trat auf ihn zu. Die Anderen machten keine Anstalten, ihn aufzuhalten, und als der Elb, Elrohir oder Elladan, ihn entdeckte, weiteten sich seine Augen erstaunt. Jeremy fand das alles sehr seltsam. Und hatte der Andere ihn denn nicht kommen hören? Doch das war jetzt nicht die dringendste Frage, die ihm auf den Nägeln brannte.

„Was ist los?“, fragte er den Dunkelhaarigen, der ihn skeptisch musterte.

„Wir waren beunruhigt. Ihr wart die ganze Nacht verschwunden und wir hatten keine Ahnung, wo Ihr wart.“

Die ganze Nacht? Das erklärte natürlich den Hunger, den er verspürte. „Ich habe nicht gemerkt, dass ich Euch verloren hatte. Ich habe wohl die ganze Nacht gelesen. Es tut mir Leid, dass ich einen solchen Tumult verursacht habe.“

Noch immer sah ihn der Elb ernst an und Jeremy gestand sich ein, dass das nicht wirklich glaubwürdig klang, auch wenn es der Wahrheit entsprach.
 

Aus den Augenwinkeln nahm Jeremy Bewegung war und im nächsten Moment traten Elrond und einige andere Elben, darunter auch der andere Zwilling, zu ihnen.

Der Zwilling, der den Rothaarigen soeben verhört hatte, berichtete den Neuankömmlingen kurz in Sindarin, was er gehört hatte und Elrond blickte den Jungen aufmerksam an.

„Ihr habt uns mit Eurem Verschwinden beunruhigt, Jeremy. Wir fürchteten, Ihr hättet uns unbemerkt wieder verlassen.“

Es forderte Jeremys gesamte Selbstbeherrschung, nicht die Augen zu verdrehen, denn das wäre sicher nicht sonderlich gut angekommen. Stattdessen antwortete er: „Ich bitte um Verzeihung, dass mein Ausflug in Eure Bibliothek so ein unglückliches Ende genommen hat. Es war keinesfalls von mir beabsichtigt, Unruhe in Euer Haus zu bringen. Ich gebe zu, dass ich mich verlaufen und anstatt den Weg zurückzusuchen, mich festgelesen und darüber wohl die Zeit vergessen habe. Wenn diese meine Schwäche für Bücher Euch Unannehmlichkeiten bereitet hat, so werde ich mich in Zukunft bemühen, mich fernzuhalten, auch wenn es mir schwer fällt.“

Elrond musterte Jeremy noch einen Moment ernst, dann wurde seine Miene sanfter. „Ihr scheint mir leicht überrumpelt von der ganzen Aufregung zu sein. Wenn dem so ist, so müsst Ihr uns ebenfalls verzeihen, denn die Zeiten sind unruhig und man kann nicht vorsichtig genug sein, vor allem, wenn jemand im eigenen Haus verschwindet.“

Das klang ja, als hätte er den einen Ring am Finger und wäre die ganze Nacht durch Bruchtal gelaufen. Doch auch diesen Gedanken behielt Jeremy für sich. Er konnte die Sorge der Elben durchaus nachvollziehen und ein wenig tat es ihm tatsächlich leid, dass er ihnen abhanden gekommen war. So deutete er eine Verbeugung in Elronds Richtung an.

„Da ihr die Nacht wachgeblieben seid, steht Euch der Sinn sicher nach etwas Ruhe.“ Etwas an seine Stimme sagte Jeremy, dass er lieber nicht wiedersprechen sollte und so folgte er einem der Zwillinge schweigend durch die Gänge zu seinem Zimmer und fragte sich, ob es so klug von dem Elben war, ihn folgen zu lassen, wenn sie ihn doch gerade erst verloren hatten. Auf der anderen Seite war es natürlich um einiges schwieriger, am helllichten Tag zu verschwinden, wenn man keinen Ring der Macht besaß und selbst dann war das wegen der fallenden Schatten auch keine wirkliche Option. Wie er so seinen Gedanken nachhing, betrachtete er die Haare des Elben vor ihm. Sie sahen so weich aus und er ertappte sich dabei, die Hand einfach ausstrecken zu wollen, um es zu überprüfen. Doch er beherrschte sich.
 

Der Elb hielt an der Tür an und ließ ihn eintreten. Melanie lag noch immer regungslos auf ihrem Bett und Jeremys schlechtes Gewissen machte sich bemerkbar. Sicher hatte er nicht geplant, die Nacht auswärts zu verbringen, doch sie hier allein und schutzlos zurückzulassen war keine Glanzleistung gewesen. Nicht, dass er den Elben zutraute, ihr Schlimmes anzutun. Es gab wohl niemandem, dem er lieber die Versorgung seiner Schwester anvertraut hätte, schon, weil sie ihr Handwerk verstanden und er ihnen vertraute, dass sie ihr Bestes taten, unabhängig davon, wer ihre Hilfe erbat.
 

Er trat an ihr Bett und setzte sich. Wenn sie doch nur aufwachte, und er ihr sagen könnte, wie leid ihm alles tat. Auch wenn er sich kaum vorstellen konnte, dass Melanie es ihm übel nahm, dass sie nun in Bruchtal waren. Er grinste bei dem Gedanken. Vielleicht sollte er die Elben vorwarnen, denn wenn sie erst einmal wach war, wäre sie nur schwer zu halten und hätte sicher im Nu ganz Bruchtal auf den Kopf gestellt. Vielleicht war es gut, dass sie für den Moment noch schlief, und er erst einmal die Lage sondieren konnte. Doch wohl war ihm beim Anblick ihres regungslosen Körpers ganz und gar nicht.

„Sie wird wieder aufwachen. Macht Euch darum keine Sorgen.“ Der Elb stand neben ihm und ein aufmunterndes Lächeln lag auf seinen Lippen. Jeremys Herz machte einen Hüpfer und klopfte rasch gegen seinen Brustkorb bei diesem Anblick. Er nickte und strich sich verlegen eine Strähne aus dem Gesicht, so gut es sein Verband erlaubte. „Danke“, sagte er. Er meinte es ehrlich und als er in die grauen Augen des Elben blickte, wusste er, dass dieser ihn verstand.

4. Moment of Truth

j-chan: Ich frage mich, ob irgendjemand das hier liest? Wie auch immer, hier ist das nächste Kapitel. Es ist ein wenig kürzer und als die anderen und auch ein wenig später hochgeladen, aber das wird wohl kaum jemanden stören. Genug geredet. Viel Spaß damit.
 

4. Moment of Truth
 

Eine Zeitlang stand der Elb schweigend neben Jeremy, der den Dunkelhaarigen nicht ansehen musste, um zu wissen, dass er beobachtet wurde. Doch es fühlte sich nicht unangenehm an, im Gegenteil. Er spürte, dass dem Anderen etwas an ihm lag und er ihm sein Verschwinden der vergangenen Nacht nicht nachtrug. Tatsächlich schien der Elb in dem Moment nur da zu sein, um ihm ein Gefühl von Geborgenheit zu vermitteln. Verstehen konnte der Junge es nicht, doch er genoss es, während er seine schlafende Schwester betrachtete.

Irgendwann klopfte es. Elen steckte ihren Kopf zur Tür herein und lächelte, als sie die Beiden entdeckte. „Oh, Elrohir, ich hatte nicht erwartet, dich noch hier anzutreffen. Ich dachte, dass Jeremy vielleicht etwas essen möchte, da er ja seit dem gestrigen Mittagessen nichts mehr bekommen hat.“

Na danke. Das klang ja, als ob er ein Haustier wäre, das gefüttert werden musste. Jeremy zog einen Flunsch. Er ahnte, dass Elen das wohl mit Absicht so formuliert hatte, und ernsthaft konnte es ihr nicht verübeln. Der Elb indessen warf ihm einen fragenden Blick zu, bevor er antwortete, es habe sich so ergeben und ein Mahl für Jeremy sei eine gute Idee. Dann entschuldigte er sich und ließ sie allein. Elen schloss die Tür hinter ihm und grinste verschwörerisch, während sie das Tablett auf dem Tisch am Fenster abstellte. „Na was ist denn hier los? Erst verschindest du ohne jede Spur und dann finde ich dich hier in Gesellschaft.“

Jeremy zuckte mit den Schultern und lächelte verlegen. „Nun ja, es hat sich so ergeben.“, wiederholte er die Worte des Elben, dann lachte er leise. „Es tut mir Leid, dass ich gestern verschwunden bin. Ich dachte, meine Aufpasser wären hinter mir, und stellte irgendwann fest, dass ich ganz alleine durch die Gänge irrte.“

„Entschuldigung akzeptiert. Ich muss sagen, der Anblick ihrer Gesichter, als sie merkten, dass sie dich aus den Augen verloren hatten, war nicht mit in Edelsteinen aufzuwiegen.“ Sie lachte ebenfalls und wies ihn an, sich zu setzen. Sie selbst nahm ihm gegenüber Platz und grinste breit. „Du kannst dir nicht ausmalen, was hinterher hier los war. Überall rannten irritierte Elben herum, besonders die Bibliothek wimmelte von ihnen. So einen Aufruhr habe ich nicht mehr erlebt, seit Rivendell von Nazgûl angegriffen wurde und das ist über 3000 Jahre her.“

Sie musterte Jeremy mit einem unergründlichen Blick, während er an einem Stück Karotte knabberte.

„Ich hatte Sorge,…“, sagte sie schließlich. „…,dass du auf die selbe Weise wieder verschwunden sein könntest, wie du gesagt hast, dass ihr hierher gekommen seid. In einem Moment dort zu sein und im nächsten an einem ganz anderen Ort ist äußerst bedenklich. Du solltest mit Lord Elrond darüber sprechen. Vielleicht kann er dir sagen, was es zu bedeuten hat.“

Jeremy nickte und schwieg, während er den Bissen hinterschluckte. Da kam ihm ein Gedanke. „Lady Elen, welches Datum haben wir? Lord Elrond sprach von unruhigen Zeiten und ihr sagtet soeben, dass der Nazgulangriff über 3000 Jahre zurückläge…“

Aufmerksam musterte die Elbin den Jungen. Obwohl seine Stimme schlicht interessiert klang, ließ sein ernster Blick keinen Zweifel daran, dass diese Frage ihm regelrecht unter den Nägeln brannte.

„Wir schreiben den 14. Tag des achten Monats im Jahre 3018 des Dritten Zeitalters. Warum fragst du?“

Jeremy fiel das Salatblatt von der Gabel, das er soeben zu seinem Mund hatte führen wollen. Seine Augen waren schreckgeweitet und seine Unterlippe zitterte, als er die Blonde anstarrte. Aus allen Jahren, die diese Welt gesehen hatte, waren sie ausgerechnet in dem Jahr hier gelandet? Er schüttelte den Kopf und versuchte, sich zu beruhigen, doch er war zu aufgewühlt, um einen klaren Gedanken zu fassen. 3018. Wenn Tolkiens Angaben stimmten, dann würde in etwa zwei Monaten an diesem Ort Elronds Rat tagen, um das Schicksal des Ringes zu beschließen. ‚Wenn…’ sagte er sich und atmete ein paar Mal tief ein und aus, um seine Panik in den Griff zu bekommen. Elen beobachtete ihn noch immer aufmerksam und was sie sah, gefiel ihr gar nicht. Der Junge war weiß wie Kalk und Schweißtropfen schimmerten auf seiner Haut unterhalb des Kopfverbandes. Auch zitterte er und fast fürchtete sie, dass er im nächsten Moment vom Stuhl kippen könnte, da öffnete er zögernd den Mund.

„Dort, wo ich herkomme, gibt es eine Reihe von Schriften über Mittelerde, die mir vor einigen Jahren zufällig in die Hände fielen. Vielen Menschen sind sie bekannt, doch gelten sie als die Werke eines sehr guten Schriftstellers und damit als Fiktion. Die meisten davon spielen in der Vergangenheit, doch einige beträfen die nächste Zukunft, wenn die Texte der tatsächlichen Realität entsprächen. Wenn die Angaben darin stimmen,-“ Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden, denn unvermittelt umfing ihn Dunkelheit und raubte ihm die Sinne.
 

***
 

Er spürte warme Finger, die ihm behutsam über die Wange strichen und eine Gänsehaut hervorriefen. Jeremy fragte sich, zu wem sie wohl gehören mochten, doch er wagte nicht, es herauszufinden, aus Angst, der Kontakt könnte abgebrochen werden. Doch die Hand zog sich zurück, als hätte ihr Besitzer gemerkt, dass Jeremy erwacht war. Zögernd öffnete er nun doch die Augen. Es war Nacht und sein Blick fiel auf eine dunkle Gestalt, die neben seinem Bett und mit dem Rücken zum Fenster saß, so dass er nicht sagen konnte, um wen es sich dabei handelte.

Erst, als er die Stimme vernahm, wusste er, dass der Herr des Hauses an seinem Bett wachte. Erleichtert und beunruhigt zugleich lauschte er seinen Worten.

„Es ist gut, dass Ihr aufgewacht seid. Wir alle waren sehr besorgt, als Elen uns informierte, dass ihr das Bewusstsein verloren hättet. Euer Zustand war alarmierend.“

Er machte eine Pause und es erschien Jeremy, als leuchteten die Augen des Elben in der Dunkelheit. Es hätte ihn noch mehr beunruhigen sollen, doch das tat es nicht. Im Gegenteil. Das Elrond bei ihm war, gab ihm Zuversicht, dass schon alles gut werden würde, auch wenn das alles andere als realistisch war. Er fing schon wieder an, alles zu überdenken und pessimistisch einzuschätzen. Dabei war vermutlich alles gar nicht so schlimm. Der Rothaarige schluckte seine Sorgen hinunter und setzte zu einer Entschuldigung an, doch Elrond kam ihm zuvor.

„Shhh, entschuldigt Euch jetzt nicht. Vieles ist geschehen in den letzten Tagen. Schlaft. Morgen können wir über alles sprechen.“ Und wie von einem Zauber ergriffen spürte Jeremy, wie er zurücksank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

5. What about everything

5. What about everything
 

Es regnete, als er das nächste Mal erwachte. Laut klatschte das Wasser gegen die Mauern und auf die Steine. Es musste so gegen Mittag sein, doch sicher konnte er das nicht sagen. Er fühlte sich schwach und der Drang, die Augen wieder zu schließen und sich von dem gleichmäßigen Prasseln einlullen zu lassen, war geradezu übermächtig. Doch er spürte, dass da etwas war, das getan werden musste, etwas, dass keinen Aufschub duldete. Was war es noch gewesen? Er konnte sich nicht daran erinnern, was es war.

Eine Zeit lang lag er regungslos da und suchte nach einer Antwort. Als er sie schließlich fand, hätte er am liebsten geweint, und nicht vor Freude. Unbeholfen setzte er sich auf und schwang seine Beine aus dem Bett, wobei sie gegen einen Stapel dicker, alt aussehender Bücher stießen. Verwundert hob er das oberste an und er bedauerte, dass er dafür nur eine Hand zur Verfügung hatte, denn es war schwer. Unter großer Anstrengung gelang es ihm, den Wälzer auf dem Bett abzulegen und neugierig schlug er ihn auf, woraufhin er seine Vermutungen bestätigt fand. Es handelte sich dabei um eine Chronik der Geschichte von Mittelerde. Ein wenig wunderte es ihn, denn da die Elben ja ewig lebten, war eine Niederschrift für sie wohl nicht wirklich von Nöten. Andererseits kamen ja auch vermutlich Nichtelben auf der Suche nach Wissen hierher und wenn man soviel Zeit hatte, konnte man sie sicher auch in ein so umfangreiches Werk stecken. Doch die Recherche würde er auf später verschieben, denn er wollte mit Elrond sprechen. Allerdings würde er zunächst das Badezimmer aufsuchen.
 

Elen war nicht da, doch sie hatte ihm gezeigt, wie er sich selbst von seinem Verband befreien konnte und er erlaubte sich, auch den anderen Arm auszuwickeln, denn mit einer Hand konnte man sich nur ganz unzureichend waschen. Seine Schulter pochte noch immer, doch als er probeweise den Arm hob, war der Schmerz erträglich. Einen Moment überlegte er auch, den Kopfverband abzunehmen, da seine Haare mittlerweile fettig wurden und etwas Pflege bedurften, doch er entschied sich dagegen. Mit Kopfwunden war nicht zu spaßen und so ignorierte er roten Strähnen und stieg in die gefüllte Wanne.

Das Bad war entspannend und gerade, als er dabei war, sich mit einem weichen Schwamm abzubürsten, öffnete sich die Tür und ein hochgewachsener Elb mit langen, goldblonden Haaren trat ein. Jeremy hatte ihn noch nie gesehen, doch er spürte instinktiv, dass der Andere ihn nicht leiden konnte, so wie er ihn anstarrte. Oder vielleicht hatte es mit dem Bad zu tun? Nun, da er darüber nachdachte, war es durchaus wahrscheinlich, dass auch andere dieses Bad benutzten und diese vorbereitete Wanne gar nicht für ihn bestimmt gewesen war, wie er angenommen hatte. Verlegen suchte er nach Worten, doch der Elb hatte sich schon wieder von seinem Schrecken erholt, auf dem Absatz kehrt gemacht und die Tür hinter sich geschlossen. Und dies war Jeremys erste Begegnung mit Glorfindel von Rivendell gewesen.
 

In Eile hatte er sich fertig gewaschen und umgezogen. Elen hatte ihm ein paar mittelalterlich aussehender Stoffhosen besorgt, nachdem er ihr vorgestern von seinen Gedankengängen erzählt hatte. Sie waren bequemer, als sie aussahen, was jedoch keine wirkliche Überraschung war, wenn man bedachte, dass sie vermutlich aus elbischer Hand stammten. Den Verband ließ er ab, da er ihn eh nicht selbst hätte wieder anlegen können. Einen Moment überlegte er, in welchem Zustand er das Badezimmer hinterlassen sollte, doch da er keine Ahnung hatte, was er wie tun musste, rollte er nur die Verbände auf, legte diese ordentlich auf die kleine Anrichte vor den Spiegel und machte sich dann auf die Suche nach dem Herrn des Hauses.
 

Die Elben, an denen er vorbeikam, warfen ihm aufmerksame Blicke zu, doch er wagte nicht, sie anzusprechen. So lief er durch die Gänge und fand sich schließlich in einer Halle wieder, deren Wände verschiedene Gemälde mit historischen Szenen schmückten. Unter anderem befand sich an der Westseite eines, in welchem Jeremy den Fall Saurons erkannte. Der Anblick verschlug ihm glatt die Sprache. Langsam rückwärts gehend betrachtete er das düstere Gemälde. Unter einem mit schwarzen Wolken verhangenen, unheilverkündenden Himmel waren im Hintergrund Abertausende von detaillierten, kämpfenden Gestalten abgebildet. Jeremy erkannte Elben, Menschen und Orks, dazwischen auch Trolle und Warge und Nazgûl auf ihren drachenähnlichen Flugtieren. Zwischen den Kämpfenden lagen die Gefallenen, unzählige auf beiden Seiten. Ein Schauder lief dem Jungen über den Rücken. Was brachte wohl die Elben dazu, so etwas an die Wand zu bringen? Musste nicht Depression jeden befallen, der dieses Bild betrachtete und besonders jene, die damals dabei gewesen waren? Nur die Rüstung des Menschen, der im Vordergrund stand und das geborstene Schwert in seiner Hand und die Bruchstücke auf der Erde schimmerten weiß gegen die Dunkelheit. Nichtsdestotrotz wirkte er geradezu winzig im Gegensatz zu der dunklen Gestalt, die ihm riesig und übermächtig gegenüberstand und von der eine düstere Ausstrahlung ausging. Jedes kleinste Element dieser Erscheinung war so realistisch dargestellt, dass Jeremy fürchtete, jeden Moment könnte sich das Gesicht unter der Maske von dem am Boden knienden Isildur abwenden und ihn anblicken. Sein Herz schlug laut in seiner Brust, als er unvermittelt mit dem Rücken gegen eine Statue stieß, die ein steinernes Tablett hielt. Erschrocken wandte er sich zu ihr um. Die Steinplatte war leer und einen Moment fragte er sich, wo die Stücke von Narsil waren, bis ihm einfiel, dass Aragorn ja nach Tolkien das zerbrochene Schwert bei sich getragen hatte, während er als Waldläufer in Mittelerde unterwegs war.

Jeremy blickte in das Gesicht der Statue. Schon im Film hatte er sie als gruselig empfunden, doch auch diese steinerne, alte Menschenfrau war beunruhigend realistisch, wie sie ihn aus ihren leeren Augen musterte. Hoffentlich war sie kein Weeping Angel. Bei Elben wäre das ja auch absolut unsinnig, da diese ja ewig lebten. Sicher wäre sie in diesen Hallen verhungert. Er schüttelte leicht den Kopf, um diese Doctor Who Referenzen aus seinem Gedanken zu vertreiben, doch es gelang ihm nicht, den Blick abzuwenden. Sie wirkte so echt, und Jeremy dachte für sich, dass man es auch mit dem Perfektionismus übertreiben konnte.

„Wie ich sehe, seid Ihr wieder auf den Beinen.“

Jeremy blickte sich um und entdeckte Elrond, der einige Meter entfernt aus dem Schatten einer Säule trat und ihn freundlich musterte.

Der Junge nickte und kam die flachen Stufen herunter, von denen er gar nicht bemerkt hatte, dass er sie hinaufgegangen war. Als er vor dem Elb stand, fiel ihm auf, wie klein er eigentlich im Gegensatz zu diesem war, denn Elrond überragte ihn um mehr als einen ganzen Kopf.

„Es geht mir schon wieder besser, danke. Ich war auf der Suche nach Euch“, sagte Jeremy.

Elrond nickte und wies den Gang entlang. „Folgt mir.“
 

Er führte den Rothaarigen einige Gänge entlang und Treppen hinauf in ein Zimmer, das Jeremy an ein Arbeitszimmer erinnerte und vermutlich war es das auch. Auf einem großen Tisch stapelten sich Bücher und Papiere, dazwischen lagen und standen Federn in kleinen Tintenfässern. Elrond bot Jeremy einen Stuhl an und der Junge setzte sich gehorsam.

„Was kann ich für Euch tun?“

Jeremy legte den Kopf zur Seite und überlegte, wo er anfangen sollte. Schon vorher hätte er sich darüber Gedanken machen sollen, doch er war zuversichtlich gewesen, dass die Worte schon irgendwie kämen, wenn er Elrond gegenüberstände. Ein Irrtum, wie er nun feststellte. Doch hier schweigend zu sitzen und die Zeit des Elben zu verschwenden, empfand er als unhöflich und so begann er schließlich zögernd:

„Ich weiß nicht, wie viel Euch Lady Elen bereits erzählt hat…“

Elrond, der stehen geblieben war und ihn aufmerksam beobachtete, schmunzelte. „Elen hat mir nicht viel erzählt, auch wenn ich hoffte, durch sie einiges über Euch

In Erfahrung zu bringen. Sie sagte, dass Ihr ein sehr nachdenklicher, ehrlicher und neugieriger Mensch seid, der von dieser Welt einiges weiß, auch wenn er nicht von hier stammt, und der sich augenscheinlich für Geschichte interessiert, denn sie bat mich, Euch die Chroniken Mittelerdes zur Verfügung zu stellen.“

Jeremy nickte verstehend und zupfte an einer Strähne, die ihn kitzelte. „Ich gehe davon aus, dass Euch meine Überraschung nicht entgangen ist, als Ihr mir sagtet, wo ich war und wer Ihr ward. Das hängt damit zusammen, dass es an dem Ort, wo Mel und ich herkommen, einen Schriftsteller gab, der viel über Arda geschrieben hat, über die Geschichte, die Kulturen, die Sprachen und die Geographie Mittelerdes und der Welt jenseits des Meeres. Ich weiß nicht, wie vieles davon der Wahrheit entspricht, denn eigentlich dachte ich bis zu meiner Ankunft hier, dass diese ganze Welt von ihm erfunden worden sei. Doch da ich nun hier bin, bleibt mir nichts anderes übrig, als es zu glauben.“ Er machte eine Pause und musterte Elrond, der ihn ernst anblickte und schwieg. So fuhr er fort:

„Bei den Schriften, die er zur Geschichte veröffentlichte, waren viele dabei, die in der Vergangenheit spielten. Aber…nicht nur. Elen sagte mir gestern, dass dies das Jahr 3018 des dritten Zeitalters sei und die mit diesem und den folgenden Jahren zusammenhängenden Texte sind äußerst beunruhigend und ich hoffe sehr, dass sie nicht der Wahrheit entsprechen. Zwar gab es darin ein glückliches Ende, doch so viele kleinere Faktoren spielten dafür eine Rolle, und ich vermag mir nicht auszumalen, was geschieht, wenn sich nicht alles fügen sollte. Ich fürchte, dass allein unsere Anwesenheit hier schon alles verändern könnte. Momentan wage ich das jedoch nicht zu beurteilen, weswegen ich für die Bücher sehr dankbar bin.“

„Sie werden Euch jedoch vermutlich wenig nützen, da sie überwiegend in Quenya Tengwar geschrieben sind. Oder verwendet man diese auch bei Euch?“

Jeremy grinste verlegen. Er hatte in der fünften Klasse einmal einen Geschichtstest ganz in Tengwar abgegeben. Er war selbstverständlich durchgefallen, auch wenn seine Antworten fast alle richtig gewesen waren.

„Nein, bei uns werden hauptsächlich andere Zeichen benutzt. Doch dank Professor J.R.R. Tolkien, dem Autor der Schriften über die Welt von Arda, hatte ich die Möglichkeit, einige Erfahrung mit den Schriftzeichen zu sammeln und bei meinem Bibliotheksausflug durfte ich feststellen, dass ich nicht alles, aber manches verstehe.“

„Ich hatte mich schon gefragt, wie Ihr Euch sonst die ganze Nacht festgelesen haben wolltet.“ Elrond lächelte zufrieden. Er glaubte dem Jungen seine Worte und er begann, eine Vorstellung davon zu bekommen, was es für den Rothaarige bedeuten musste, hier zu sein. Denn dessen Befürchtungen waren keinesfalls unbegründet. Auch wenn Elrond die Schriften nicht kannte, so war er doch mit den momentanen Geschehnissen vertraut und hatte, was die Zukunft betraf, selbst vieles gesehen, was ihn bedrückte.

Der Elb trat an den Tisch und schob einige Notizen zur Seite. Als er fand, wonach er gesucht hatte, nahm er es in die Hand und betrachtete es einen Moment. Es war ein dünnes, ledergebundenes Buch ohne sichtbaren Titel und als er es Jeremy reichte, nahm dieser es zögernd und blickte den Elben fragend an.

„Ihr werdet es möglicherweise für einige der Texte brauchen“, erklärte Elrond.

Der Junge öffnete es vorsichtig, warf einen Blick auf die erste Seite und nickte dann zustimmend. „Dies ist sehr wahrscheinlich. Ich danke Euch vielmals.“

Elrond nickte und geleitete Jeremy zur Tür. „Wenn Ihr irgendwelche Sorgen habt, zögert nicht, zu fragen. Die meiste Zeit des Tages werdet Ihr mich hier finden. Auch von meinen Söhnen weiß ich, dass sie gerne bereit sind, Euch weiterzuhelfen.“

Jeremy bedankte sich, gestand dem Elben jedoch, dass er einige Scheu davor empfand, jemanden anzusprechen, von dem er zwar den Namen wusste, jedoch nicht, ob er die richtige Person dazu vor sich hatte.

Elrond schmunzelte über diese Worte und erwiderte, dieses Problem werde sich sicher bald gelöst haben, wenn er sie erst einmal kenne. Der Junge wunderte sich. Was glaubte er, wie lange sie hier bleiben würden? Doch wenn Elrond es so sagte, wollte er nichts einwenden und so bedankte er sich noch einmal und ließ den Elben dann allein zurück.

6. 2941

So, Kapitel 6. Es ist wieder Sonntag Abend geworden, aber durch die Buchmesse war alles ein wenig chaotisch. Trotzdem viel Spaß hiermit.
 

6. 2941
 

Mit dem letzten Band der Chronik und dem Buch, das Elrond ihm gegeben hatte - und das nichts anderes als ein Verzeichnis der Namen aller Personen in elbisch und allen anderen Sprachen war, welches ihm beim Lesen einige Verwirrung ersparen würde - hatte er sich auf der oberen Terrasse im Pavillon an einen der Tische gesetzt. Die Wolken hatten sich verzogen und warme Sonnenstrahlen trockneten rasch die Böden und Bänke. Die Luft war klar und warm und das Rauschen des Wassers und die Musik, die leise von drinnen herausdrang, waren so entspannend, dass er für einen Moment alle seine Sorgen vergaß und zufrieden einigen Vögeln nachblickte, die sich vom Wind tragen ließen und einige Zeilen kamen ihm in den Sinn.
 

Wohl dem, der Glück zu schätzen weiß.

Der wenn er’s sieht, nicht davor flieht,

es greift, wenn es vorüberzieht

und ’s hält für einen Augenblick,

dann ihm die Freiheit gibt zurück

Und eh er ahnt, wie ihm geschieht,

gibt es ihm sein Geheimnis preis.
 

Auch wenn er nicht wusste, was diese Worte zu bedeuten hatten, so fand er sie doch durchaus passend und er merkte gar nicht, wie er sie vor sich hinmurmelte, bis ihn jemand darauf ansprach.

„Ein sonderbares Gedicht. Stammt es aus Eurer Feder?“

Jeremy blickte auf und wäre beinahe von der Bank gefallen. Neben ihm saß ein kleiner, älterer Mann mit spitzen Ohren und einem freundlichen Gesicht. Er trug ein braunes Wams, und darüber eine dicke, graue Wolldecke. Auch hatte er keine Schuhe an und seine Füße waren groß und behaart.  

„Ihr…Ihr seid Bilbo Beutlin aus dem Auenland. Verzeiht mir meine Unhöflichkeit, ich habe schon so vieles von Euch gehört. Mein Name ist Jeremy Hof, zu Euren Diensten. Und um auf Eure Frage zu antworten: Diese Zeilen haben noch keine Feder gesehen, da sie gerade erst entstanden sind. Ich schätze, dieser Ort ist so inspirierend, dass selbst jemand ungebildetes wie ich es bin, nicht umhinkommt, sich als Poet zu versuchen.“

„In der Tat. Bilbo Beutlin, zu Euren Diensten. Es überrascht mich, dass selbst die Menschen abseits von Thal von mir gehört haben sollten, denn Eurer Sprache nach vermute ich, dass Ihr nicht aus dieser Gegend kommt. Oder irre ich mich?“

Jeremy schüttelte den Kopf und lächelte. „Nicht im Geringsten, auch wenn ich mich glücklich schätzen werde, sollte mich mein Weg einmal dorthin führen.“

Der alte Hobbit seufzte leise. „Ich wünschte, ich könnte auch noch einmal hinüberwandern, die Zwerge besuchen und die Düsterwaldelben. Noch einmal das köstliche Bier der Menschen aus dieser Gegend kosten…“ Ein schwärmerischer Ausdruck trat auf sein Gesicht und Jeremy schmunzelte, als sein Blick auf das rote Buch fiel, das Bilbo vor sich auf den Tisch gelegt hatte. Die Geschichte eines Hobbits von Bilbo Beutlin.

Der Hobbit hatte seinen Blick bemerkt und schob es ihm zögernd hinüber. Jeremy schluckte und öffnete es. Da stand der Titel fein säuberlich geschrieben. Lächelnd strich der Junge mit den Fingerspitzen darüber.

„Es ist die Geschichte meines Abenteuers. Vor vielen Jahren zog ich mit den Zwergen aus, um ihren Berg von dem furchtbaren Drachen zurückzuerobern. Möchtest Ihr die Geschichte hören?“

Jeremy nickte atemlos. Es war doch um so vieles besser, die Geschichte erzählt zu bekommen, als sie selbst in einer Chronik mühsam nachzulesen, wenn sie überhaupt darin auftauchte. Aber da Bilbo viel Zeit in Bruchtal verbracht hatte, hätte das Jeremy nicht weiter gewundert.

     

Es war bereits dunkel geworden und Bilbo war in seiner Erzählung in Seestadt angekommen. Zwischendurch hatten sie zu Abend gegessen und waren dann auf die Terrasse zurückgekehrt. Ein heller, abnehmender Mond stand über dem Tal und ein leiser Wind wehte durch die Zweige, während der Hobbit von dem Fest berichtete.  Mit aufgeregt leuchtenden Augen und glühenden Wangen erzählte er seine Geschichte und Jeremy war wie gebannt. Doch gerade, als Bilbo ansetzte, die Abreise zu schildern, trat Elrond zu ihnen. Er lächelte Bilbo freundlich an, der aufgrund der Unterbrechung etwas verdutzt wirkte und einen Moment brauchte, um in die Gegenwart zurückzukehren.

„Ich denke, dass eine gute Geschichte auch noch morgen zu Ende erzählt werden kann“, erklärte der Herr des Hauses und Bilbo nickte, auch wenn ihm anzusehen  war, dass ihm dieser Vorschlag nicht sonderlich gefiel. Etwas unverständliches murmelnd erhob er sich von der Bank. Jeremy lächelte und holte seine Bücher und Bilbos Buch, die noch auf dem Tisch gelegen hatten. Er spürte ihr Gewicht in seiner Schulter und verzog leicht das Gesicht. Elrond entging es nicht und im nächsten Moment hatte ihm einer der Zwillinge die Chronik abgenommen. Ein wenig unsicher trat Jeremy zu Bilbo und reichte ihm sein Buch. Erfreut nahm der Hobbit es an sich. „Ich danke dir, mein Junge. Ich schätze wohl, dass wir den einsamen Berg erst morgen aus der Nähe sehen werden.“

Jeremy nickte. „Ich kann es kaum erwarten, bis die Sonne wieder am Himmel steht. Gute Nacht, Bilbo.“

„Gute Nacht, Jeremy.“ Der alte Hobbit lächelte und ließ sich von Elrond hineinführen.
 

Der Zwilling schmunzelte. „Da hat er wohl wieder jemanden gefunden, dem er seine Geschichte erzählen kann.“

Grinsend nickte Jeremy. „Und ich bin sicher nicht die letzte Person, die es hören möchte. Meine Schwester wird sicher keine Ruhe geben, bevor er ihr nicht jede Einzelheit ausführlich berichtet hat.“ Lächelnd blickte er hinauf zum Mond. „Wie kann ein Ort nur so wunderschön sein?“, murmelte er leise vor sich hin.

Der Elb nickte langsam und musterte den Jungen schweigend.

„Was wird damit geschehen, wenn die Elben Mittelerde verlassen?“ Auch das war mehr eine Frage an ihn selbst, so dass Jeremy überrascht aufblickte, als er eine Antwort erhielt.

„Wir werden sehen.“ Die Augen des Elben schimmerten hell.

7. Unpleasant Encounters

j-chan: Es tut mir sehr Leid, dass ich erst so spät hochlade, doch meine Beta musste das ganze Wochenende arbeiten und wäre erst gestern Abend dazu gekommen, es Korrektur zu lesen. Allerdings hat das dann auch nicht so geklappt und ich mochte nicht mehr länger warten. Deswegen kann dieses Kapitel durchaus noch Fehler enthalten. Ich hoffe, ihr könnt darüber hinwegsehen.

Ja, was gibt es zu dem Kapitel zu sagen? Ich mag Elen, ich mag die Zwillinge, Jeremy ist ein Weichei, (ich mag ihn trotzdem...sehr...) und ich finde, er schlägt sich recht gut gemessen an der Situation…aber ich will nicht zuviel verraten. Viel Spaß mit dem Kapitel!
 

7. Unpleasant Encounters
 

Am nächsten Tag lauschte er schon beim Frühstück Bilbos Geschichte und auch Elen, die sich zu ihnen gesellt hatte, war von der Erzählung des Hobbits begeistert und als er schließlich damit geendet hatte, dass er wieder zuhause ankam und geradeso noch verhindern konnte, dass sein gesamter Hausrat versteigert wurde, sah sie ihn beeindruckt an und meinte, ein so guter Geschichtenerzähler sei ihr lange nicht begegnet und das musste etwas heißen. Bilbo war glücklich und Jeremy und Elen tauschten zufriedene Blicke, als die Zwillinge zu ihnen an den Tisch traten.

„Guten Morgen, Herr Bilbo, Elen, Jeremy. Vater hat vorgeschlagen, dass wir dir ein wenig die Gegend zeigen, wenn du es möchtest“, erklärte der links stehende Elb mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen.

Elen sah ihn verwundert an. Lord Elrond hatte das vorgeschlagen? Ein wenig leichtsinnig war das ja schon. Ihr Blick fiel auf Jeremy. Zwar hatten sie heute den Verband entfernt, denn seine Kopfwunde war gut verheilt, doch in letzter Zeit waren viele Orks in den Wäldern unterwegs und kamen teilweise sehr nah an Bruchtal heran.

Auch Jeremy zögerte einen Augenblick und blickte zu Bilbo. Doch dieser machte eine fortscheuchende Handbewegung. „Geh nur, Junge und erzähl mir, was du erlebt hast, wenn du wiederkommst.“

Der Rothaarige nickte lächelnd und erhob sich, um mit den beiden Elben fortzugehen. Jedoch hatte er noch nicht die Tür erreicht, als er Bilbo zu Elen sagen hörte: „So ein guter Junge. Er erinnert mich ein wenig an meinen Neffen Frodo…“ Mehr bekam er nicht mehr mit. Die Worte hingen ihm nach, da er nicht wusste, was er von ihnen halten sollte. Doch er kam nicht dazu, länger darüber nachzugrübeln, denn als er den Zwillingen nach draußen folgte, entdeckte er sie bei zwei braunen, gesattelten Pferden. Jeremy blieb wie angewurzelt stehen. Das war doch nicht ihr Ernst!

Die Elben tauschten amüsierte Blicke, als sie das geschockte Gesicht des Jungen sahen. Einer der beiden kam auf ihn zu und steckte ihm eine Hand hin. Irritiert starrte er sie, dann ihren Besitzer und dann wieder die Hand an.

„Komm.“, lachte der Dunkelhaarige und kaum, dass Jeremy sie zögernd ergriffen hatte, fand er sich auch schon vor dem Elben auf dem Rücken des Pferdes wieder. Überfordert und erbost blickte er über die Schulter, doch der Elb lächelte nur und griff an ihm vorbei nach den Zügeln.

„Haltet Euch gut fest, Jeremy.“ Mit diesen Worten des Elben setzte sich das Pferd in Bewegung und trabte durch das Tor hinaus, gefolgt von dem des anderen Zwillings.
 

Bald wurden sie schneller und Jeremy befürchtete, herunterzufallen, denn, auch wenn der Elb ihn festhielt, fühlte er sich doch alles andere als wohl in seiner Haut. Sie kamen höher und höher hinauf, bis der Wald hinter ihnen zurückblieb und den Blick auf die teils schneebedeckten Nebelberge in ihrem Rücken, und die Trollhöhen und dahinter die Mückenwassermoore und die grasbewachsenen Weiten der einsamen Lande vor ihnen freigab. Jeremys Herz klopfte wie wild und nicht nur vor Furcht. Der Anblick war atemberaubend schön. „Und was sagst du nun?“, hörte er eine Stimme dicht an seinem Ohr und erschauderte leise.

„Es ist unglaublich.“

„Und auf der ganzen Welt findet man unzählige solche Orte, die in manchen Aspekten sogar Imladris übertreffen.“

„Wohl aber ist es einer der sichersten Orte. Zumindest noch“, ergänzte der andere Zwilling; hatte, während er sprach, einen Pfeil gezückt und ihn zwischen die Bäume unter ihnen geschossen, woher sie soeben gekommen waren. Ein furchtbares Kreischen ertönte und im nächsten Moment brachen einige aufgewühlte Orks aus dem Unterholz. Während Jeremy sie erschrocken anstarrte, hatte der Elb hinter ihm ebenfalls seinen Bogen gegriffen und Pfeile zischten an Jeremy vorbei und fanden treffsicher ihr Ziel. Doch es waren sehr viele Angreifer und die Zahl der Elbenpfeile war begrenzt. Als Jeremy sich umblickte, bemerkte er alarmiert, dass auch von der anderen Seite Orks auf sie zueilten und ihnen den Fluchtweg abschnitten. Der Elb auf dem anderen Pferd, Jeremy vermutete, dass es Elladan war und er lag richtig mit seiner Vermutung, blies in eine kleine, silberne Pfeife, die er um den Hals trug und die einen schrillen, vogelähnlichen Ton erklingen ließ. Im nächsten Moment schnellten schon wieder zwei Pfeile von seiner Sehne und trafen einen besonders großen Ork tödlich am Hals. Er sackte in sich zusammen, doch weitere kletterten über ihn hinweg und auf sie zu.

Die Orks kamen immer näher und Jeremy wünschte, er könnte etwas tun und nicht einfach nur regungslos die Schussbahn blockieren. Doch was nur? Er hatte keine Waffen, zumal er auch nicht damit umgehen konnte, und vom Pferd aus käme er sowieso nicht dazu, sich in irgendeiner Weise einzubringen.

Doch bevor er noch irgendeine Dummheit anstellen konnte, schrieen die Orks auf und stürmten an ihnen vorbei Richtung Berge. Ein Pfeilregen ergoss sich über sie und richtete ein Blutbad an. Bald sah Jeremy auch die dafür Verantwortlichen, denn hinter den Orks stürzten einige berittene Elben aus den Büschen, allen voran der Elb, den der Rothaarige am Vortag unfreiwillig im Bad getroffen hatte. Er gesellte sich zu den Zwillingen, während die anderen Reiter die Verfolgung aufnahmen.

„Ich bin froh, euch wohlauf zu sehen.“

Sein Blick blieb einen Augenblick an Jeremy hängen; dann hatte er wohl entschieden, dass dieser seine Aufmerksamkeit nicht wert war.

Elladan nickte. „Auch wir sind froh, dich zu sehen, Glorfindel. Wir hatten nicht damit gerechnet, hier auf Orks zu treffen.“

„So nah sind sie bisher noch nie an Imladris herangekommen.“, ergänzte Elrohir. Seine Stimme war ernst und Besorgnis schwang darin mit. Während er seinen Bogen noch in der einen Hand hielt, hatte er die andere beruhigend auf Jeremys Schulter gelegt, da er spürte, dass der Junge zu zittern begonnen hatte.

Einer der Reiter kam zurück und meldete, dass bis auf vereinzelte Orks das Pack ausgelöscht worden war. Glorfindel nickte und sagte etwas in Sindarin, das Jeremy nicht verstand. Der Elb nickte und verschwand wieder. Bald darauf kamen sie alle zurück und so eskortiert kehrten Jeremy und die Zwillinge nach Bruchtal zurück.
 

Dort wurden sie schon sehnlichst erwartet. Glorfindel sprang vom Pferd und eilte zu Elrond, um ihm zu berichten, während die Zwillinge Jeremy vom Pferd halfen. Seine Knie waren weich wie Butter er strauchelte beinahe, als er den Boden berührte. Nur Elladans schnelle Reaktion verhinderte, dass er stürzte. Er war ihm unglaublich unangenehm, und während er sich an dem Elben festhielt, versuchte er verzweifelt, die Kontrolle über seinen Körper zurückzugewinnen. Nicht in der Lage, sich von der Stelle zu rühren, stand er da und versuchte, zu verstehen, was gesagt wurde, doch sein Gehirn schien alle Arbeit eingestellt zu haben, Ein wenig wünschte er, einfach das Bewusstsein zu verlieren und damit dieser peinlichen Lage zu entfliehen. Von ferne hörte er seinen Namen, doch er war unfähig, zu reagieren, denn noch bevor er sich orientieren konnte, war er kraftlos in Elladas Armen zusammengesunken.
 

***
 

„Wie geht es Euch?“ Er blinzelte. Wieder einmal fand er sich in seinem Bett wieder und er hatte den Eindruck, dass fast jeder Absatz damit begann, dass er hier erwachte. Er fühlte sich furchtbar, und vermutlich sah man ihm das auch an, denn der Elb an seinem Bett warf ihm einen besorgten Blick zu.

„Ich habe Elrohir gesagt, dass es keine gute Idee wäre, Euch mit hinauszunehmen. Aber er wollte Euch unbedingt die Aussicht zeigen.“

Kopfschüttelnd setzte sich Jeremy auf. Er suchte nach einen Moment nach den richtigen Worten. „Nein, es war es auf jeden Fall wert. Es tut mir Leid, dass ich Euch Umstände bereitet habe. Ich schätze, dass dieser Zusammenstoß mit den Orks wohl auch sein Gutes hatte, da ich nun zumindest ansatzweise eine Ahnung habe, was mich hier erwartet und worauf ich mich einstellen muss. Und es hätte wesentlich schlimmer kommen können, wenn ich zum Beispiel alleine im Wald unterwegs gewesen wäre.“

Ein Lächeln umspielte die Mundwinkel Elladans, auch wenn seine Augen noch immer besorgt dreinblickten. „Wenn Ihr mögt, könnten wir Euch den Umgang mit Pfeil und Bogen beibringen. Glorfindel ist ein ausgezeichneter Lehrer.“

Jeremy biss sich auf die Unterlippe und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht

„Ich frage mich, ob er da so begeistert sein wird, wenn Ihr solche Angebote macht, ohne ihn vorher zu fragen.“ Er erinnerte sich an die Badezimmerszene vom Vortag und schluckte hart. Wohl war ihm bei dem Gedanken ganz und gar nicht.

„Ach, Glorfindel hat sicher kein Problem damit, Euch zu unterrichten. Er schaut zwar manchmal sehr ernst, aber eigentlich ist er ein sehr umgänglich, gerecht und weiß, was er tut.“ Elrohir hatte sich vom Türrahmen abgestoßen, an welchem er gelehnt hatte. Jeremy hatte ihn zuvor nicht bemerkt, lächelte den Elben jedoch entschuldigend an. „Ich wäre sehr dankbar, wenn ich lernen dürfte, mich selbst zu verteidigen.“

„Dann ist es entschieden. Und reiten solltest du auch lernen. Ich habe gehört, dass Menschen etwas langsamer zu Fuß sind.“

„Das ist alles eine Übungsfrage, doch ich kann nicht leugnen, dass Eure Aussage durchaus auf mich zutrifft.“, erwiderte Jeremy auf Elrohirs Stichelei und grinste. „Und ich bin natürlich bereit, ebenfalls reiten zu lernen, auch wenn mir davor ein wenig bangt.“

„So schlimm ist es nicht, macht Euch keine Sorgen.“ Elladan lächelte ihn aufmunternd an und Jeremy nickte.

8. Edge of Glory

8. Edge of Glory
 

Jeremys Hände und Füße zitterten, während er versuchte, den Bogen zu spannen und sich gleichzeitig auf das Ziel – eine Baumscheibe in einigen Metern Entfernung –zu konzentrieren. Seit den frühen Morgenstunden tat er nichts anderes und das schon seit unzähligen Tagen. Und auch wenn er selbst den Eindruck hatte, dass er schon keine ganz so hoffnungslose Figur mehr abgab, wie er es am Anfang getan hatte, schien Glorfindel diese Ansicht nicht zu teilen.
 

Auch war er wie erwartet alles andere als begeistert gewesen, als die Zwillinge ihn baten, Jeremy zu helfen und nur ihre Ausdauer und unterstützende Worte Elronds hatten den blonden Elben schließlich dazu bewegt, einzuwilligen. Doch er hatte darauf bestanden, dass ihm niemand in sein Training hineinredete und was an dem Nachmittag mit einem beinahe geknurrten „Ihr. Morgen. Vier Uhr. Draußen.“ an Jeremy begonnen hatte, war mittlerweile zu ausgeprägter Schikane herangewachsen. Denn Glorfindel wusste sehr genau, dass man zum Spannen des Bogens Muskeln brauchte, die Jeremy noch nicht einmal ansatzweise besaß. Und auch sein nicht sonderlich ausgeprägter Balancesinn war Grund für allerlei Spott. Jeremy versuchte, nicht hinzuhören, was jedoch nur von mäßigem Erfolg gekrönt war.

Nach dem Training oder wenn es zu Unterbrechungen kam, weil Glorfindel anderweitig gebraucht wurde, ging Jeremy hinüber zu den Ställen, wo er mithalf, sich um die Pferde zu kümmern, denn wenn er reiten lernen wollte, so glaubte er es sinnvoll, sich mit den Tieren näher zu beschäftigen. Außerdem traf er dort ab und an auf einen oder beide Zwillinge und genoss die Gespräche und die Nähe der Elben, denen es bisweilen sogar gelang, die trübsinnigen Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, die sich darin eingenistet hatten und nun vor sich hinbrüteten. Doch diese Treffen waren eher rar gemessen an der Zeit, die er von den frühen Morgenstunden an bis zum Sonnenuntergang unter den wachsamen Augen Glorfindels damit verbrachte, sicherlich lächerlich anzusehende Gleichgewichts- und Kraftübungen zu bewältigen, oder aber sich mit dem Bogen abzumühen.
 

Wenn er abends nicht todmüde ins Bett fiel, schmökerte er noch ein wenig in den Chroniken und mit jeder Seite, die er las, wurde ihm klarer, wie nah Tolkiens Aufzeichnungen mit der Wirklichkeit übereinstimmten. Und beunruhigt dachte er an das, was im Gange war und noch kommen sollte.
 

„Darf ich fragen, wo Eure Gedanken sind? Ist Euch das Training möglicherweise zu anspruchslos?“ Jeremy ließ den Bogen sinken und blickte zu dem goldblonden Elb, der ihn herausfordernd anblickte. Seine Schulter brannte, doch dass würde er Glorfindel sicher nicht auf die Nase binden.

’In der Tat fühle ich mich gelangweit und unterfordert, können wir nicht etwas anderes machen?’ Am liebsten hätte er diese Bemerkung laut geäußert, doch er biss sich auf die Zunge und schüttelte den Kopf, bevor er erneut den Bogen hob und den Pfeil anlegte. Er zielte und schoss - der Pfeil flog gegen die Wand über dem Ziel und fiel zu Boden.

„Eure Kontrolle ist miserabel und Eure Haltung armselig. Wenn Ihr so auf Orks trefft, ist es besser, Ihr fallt gleich in Ohnmacht, bevor Ihr Euch selbst und Eure Begleiter noch verletzt.“

Jeremy schluckte hart. „Ich werde mich an Euren gutgemeinten Rat erinnern, sollte ich mich in solch einer Situation wiederfinden, in der ich nichts anderes als einen Bogen zu meiner Verteidigung habe.“

Glorfindel musterte den Rothaarigen einen Moment erstaunt, dann funkelten seine Augen angriffslustig. „Ihr meint also, Ihr wäret mit dem Schwert geschickter als mit dem Bogen? Das ist interessant. Würde es Euch etwas ausmachen, mir eine Kostprobe Eurer Kunst zu geben?“

Fassungslos starrte der Junge ihn an, doch Glorfindel wartete gar nicht auf seine Antwort, nahm ihm den Bogen und die Pfeile ab und verschwand in einer Tür, nur um kurz darauf mit zwei Schwertern zurückzukehren, von denen er eines Jeremy reichte. Es war schwer und als Jeremy es aus der Scheide zog, glänzte es im Sonnenlicht. Angst überkam ihn, und als er Glorfindel anblickte, sah er auf dessen Gesicht ein spöttisches Grinsen. Der Elb schien sehr wohl zu ahnen, dass der Junge noch nie ein Schwert geführt hatte und Jeremy konnte nicht fassen, dass der Andere ihm etwas so gefährliches in die Hand gab, wohlwissend, dass er damit nicht umgehen konnte.

„Worauf wartet Ihr? Ist die Tageszeit Euch nicht genehm? Oder sollen wir Euch ein paar Orks suchen, damit ihr Euch beweisen könnt, da Ihr Euch zu fein seid, Eure Klinge mit meiner zu kreuzen?“

Jeremys Herz schlug so laut, dass er sich unmöglich vorstellen konnte, dass der andere es nicht hörte. Er atmete tief aus, bevor er den Mund öffnete. „Ich habe noch nie ein Schwert in der Hand gehalten und ich vermute, Ihr wisst das sehr genau. Aus diesem Grund bin ich auch nicht geneigt, das Schwert gegen Euch zu erheben, nicht, weil mir davor bangte, mich zu blamieren, was ich Tag für Tag hier tue, sondern weil ich fürchte, Euch in meiner Ungeschicktheit versehentlich verletzen zu können. Doch wenn Ihr wollt, dass ich zeige, was ich mit dem Schwert aus- oder nicht ausrichten kann, dann wäre ich Euch für ein paar Orks sehr dankbar.“

Einen Augenblick lang starrte der Elb ihn an, dann brach er in Gelächter aus, wurde jedoch rasch wieder ernst. „Ihr seid erbärmlich. Und Ihr werdet nie ein Kämpfer werden. Doch um derer willen, die an Eurer Seite Mittelerde durchstreifen mögen, will ich Euch beibringen, mit dem Schwert umzugehen.“

Erstaunt lauschte Jeremy den Worten des Elben, dann schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Ich danke Euch, Lord Glorfindel.“
 

***
 

Einige Tage waren seitdem vergangen und Jeremy gewöhnte sich langsam daran, ein Schwert zu halten, auch wenn seine Hände von Blasen übersäht waren. Beide, da er gelegentlich die Hand wechselte, um seine Schulter zu entlasten, was Glorfindel mit einem Stirnrunzeln quittierte, jedoch nicht weiter darauf einging. Stattdessen widmete er seine Aufmerksamkeit Jeremys Haltung und dessen Beinarbeit, die den Worten des Elben zufolge nur kaum nennenswerte Fortschritte erkennen ließen, was ja eigentlich bedeuten sollte, dass es welche zu verzeichnen gab. Doch Glorfindel ließ ihm keine Möglichkeit, sich an seinen Besserungen zu erfreuen, und seien sie noch so gering.

Manchmal war Jeremy nahe daran, zu verzweifeln, weil er, unabhängig davon, wie sehr er sich abmühte, in den Augen des Elben einfach nicht richtig und gut genug war und dieser ihn jeden noch so kleinen Fehler spüren ließ.

Zum Glück hatten die Zwillinge seinen Reitunterricht aufgenommen und auch, wenn er sich alles andere als geschickt dabei anstellte und vermutlich furchtbar aussah, wie er da auf dem Pferderücken hing, genoss er die Stunden, die er fern von der glockenhellen Stimme verbrachte, die ihn durchgängig einen Versager schimpfte.
 

Die Sonne stand bereits tief, als sie das Training beendeten. Jeremy war fix und fertig und mit einer Verbeugung verließ er Glorfindel und wollte gerade das Gebäude betreten, als er Hufgetrappel vernahm und sich neugierig umwandte. Vier Reiter in langen Elbenmänteln erschienen im Torbogen und ihre Pferde kamen auf dem Innenhof zum Stehen. Elegant stiegen sie ab. Ihre Gesichter waren von Kapuzen verborgen, doch anhand ihrer Erscheinung vermutete Jeremy, dass es sich um Elben handeln musste. Einer der Reiter war auf Glorfindel zugetreten und unterhielt sich mit ihm, während die anderen die Pferde in die Ställe brachten.

Unvermittelt bemerkte Jeremy in seinem Augenwinkel Bewegung und als er den Kopf wandte, erkannte er die Zwillinge und Elrond, die sich eilig auf den Neuankömmling zubewegten.

Auch wenn er viele Menschen gekannt hatte, denen das Poltern schwerer Schritte auf die Nerven gegangen war, so fand er es doch um einiges irritierender, dass alle hier sich vollkommen lautlos bewegten.

„Arwen!“

Die Gestalt wandte sich um und streifte die Kapuze zurück, bevor sie ihren Brüdern um den Hals fiel. Auch sie hatte lange dunkle Haare und ein bemerkenswert schönes Gesicht. Ihr Lächeln, mit dem sie ihrem Vater entgegentrat, war warm und ehrlich und als sie einander in die Arme schlossen, fühlte Jeremy eine Spur von Sehnsucht in sich aufsteigen. Er wollte auch wieder einmal in den Arm genommen werden. Leise seufzend wandte er sich ab und wäre beinahe mit Elen zusammengestoßen, die sich unbemerkt an ihn herangeschlichen hatte.

Erschrocken starrte er die Elbin an, die ihn verschwörerisch anblickte. Ein freches Grinsen umspielte ihre Lippen, als sie nach seinem rechten Arm griff und in Richtung des Badezimmers zog.
 

Er seufzte wohlig auf, als er sich in das warme Wasser gleiten ließ. Es tat seinem geschundenen Körper unvorstellbar gut, auch wenn die zahllosen Kratzer und Schrammen unangenehm brannten.

„Du siehst nicht gut aus“, stellte Elen fest und als Jeremy ihrem Blick folgte, war ihm klar, worauf sie anspielte: Sein ganzer Körper war von blauen Flecken übersäht, die fröhlich durch die Wasseroberfläche schimmerten und ihn wie ein sehr modernes Kunstwerk aussehen ließen, bei dem jemand willkürlich Farbe auf die Leinwand gespritzt hatte. Er hob die unverletzte Schulter und lächelte die Elbin zuversichtlich an, die ihn ihrerseits besorgt musterte. „Wer zu kämpfen lernen will, darf nicht erwarten, dass man ihn mit Samthandschuhen anfasst.“

„Das ist schon richtig.“ Elen nickte zustimmend. „Aber ich frage mich, ob Glorfindel wohl bewusst ist, dass er einen Menschen vor sich hat und keinen Elben und dementsprechend vielleicht eine andere, weniger grobe Methode angebracht wäre.“

„Das dort draußen war Elronds Tochter, nicht wahr?“, wechselte Jeremy das Thema, da es ihm unangenehm war, über Glorfindels Lehrpraktiken zu sprechen.

Elen blickte ihn ernst an, ging dann jedoch auf seine Frage ein. „Ja, das war Arwen Undomiel. Sie hat einige Zeit bei ihrer Großmutter in Lothlorien verbracht. Sag nur, du findest Gefallen an ihr? Wenn das so ist, muss ich dir leider sagen, dass ihr Herz bereits einem anderen gehört und du keinerlei Chance bei ihr haben wirst.“ Sie lachte, als sie Jeremys bedröppeltes Gesicht sah. Der schob die Unterlippe vor und tauchte bis zur Nasenspitze unter.

„Du sahst traurig aus, als du sie gesehen hast.“ Jeglicher Spott war aus Elens Stimme gewichen und sie warf dem Jungen einen schon fast mütterlichen Blick zu.

„Es hatte wohl weniger mit ihr zu tun.“

„Sag nur, du warst eifersüchtig auf sie? Ich meine, ja, Lord Elrond sieht gut aus für sein Alter, aber…“, sie kicherte, als der Junge sie böse anblickte und Wasser in ihre Richtung spritzte.

„Du bist doch doof! Nein, ich habe mich nicht in Elrond verguckt, auch wenn ich zugeben muss, dass ich es durchaus verstehen könnte, wenn das der Fall wäre. Nein, ich beneide sie um ihre Familie, das ist alles.“

Mit ‚sie’ meinte er Arwen und Elen lächelte verstehend. „Aber du hast doch eine niedliche Schwester an deiner Seite?“

Jeremy schnaubte leise. Niedlich? Es gab ja viele Bezeichnungen, die auf Melanie zutrafen, aber ‚niedlich’ war nur in den seltensten Fällen darunter.

„Mel ist meine Schwester, ja, aber wir sind nicht so eng miteinander verbunden.“

„Tja, dann…musst du dir wohl jemand anderen suchen. Wie wäre es mit Glorfindel? Er scheint dich ja ganz besonders zu mögen.“

Resigniert ließ sich Jeremy vornüber ins Wasser sinken.
 

Am folgenden Morgen lernte er Arwen kennen, als er auf dem Weg zum Training beinahe mit ihr zusammengestoßen wäre, wäre er nicht im letzten Moment ausgewichen. Sie hatte gerade noch rechtzeitig ihre Arme ausgestreckt und ihn aufgefangen, bevor er mit dem Boden Bekanntschaft hatte schließen können. Verlegen entschuldigte er sich, als er wieder auf eigenen Füßen stand, doch sie lächelte wohlwollend. „Ich habe bereits viel von Euch gehört, Jeremy und freue mich, Euch endlich selbst kennen zu lernen.“

„Auch ich habe voller Spannung Euer Eintreffen erwartet.“ Der Junge musterte die Elbin mit ungläubigem Staunen, vollkommen überwältigt von ihrer Schönheit.

Noch immer blickte sie ihn freundlich an. „Wart Ihr nicht auf dem Weg irgendwohin?“

Erst jetzt bemerkte er, dass er Glorfindel vergessen hatte und rasch entschuldigte und entfernte er sich, jedoch nicht, ohne einen Blick auf Arwen zurückzuwerfen, die ihm lächelnd nachblickte.
 

Ende Kapitel 8
 

j-chan: Heute gibt es ausnahmsweise mal ein Nachwort.

Meine Betaleserin und ich haben lange überlegt, wie der Titel des heutigen Kapitels lauten sollte. Angefangen bei ‘It will be fun they said’, ‘Time to burn’ und ‘Disturbia’ über nicht ganz so ernst gemeinte wie ‘Killing me softly’, ‘It must have been love’, ‘Bad Romance’ und ‘This ‘ain’t a lovesong’ zu ‘Playing with the big boys now’, ‘I’ll make a man out of you’ und ‘Needles and pins’, war viel passendes dabei, doch letztendlich habe ich mich für ‘Edge of Glory’ entschieden, weil Jeremy mit Aufnahme seines Trainings in kleinen, mühsamen Schritten seine Rolle in dieser Geschichte abzutasten beginnt, bis er dann tatsächlich eines Tages der Gefahr ins Auge sehen und seine Ängste zurückstecken kann. Bis dahin ist es noch ein langer Weg, aber das harte Training bei Glorfindel und sein Wille, es durchzuziehen, unabhängig davon, was es kosten mag, sind die Grundlagen dafür, dass auch er eines Tages wird besungen werden können. Man freue sich darüber.

Wie auch immer, ich hoffe, dass es euch gefallen hat und wenn ihr die Zeit und Muse findet, würde ich mich sehr über ein Feedback freuen. Ansonsten wünsche ich euch allen ein frohes Osterfest und eine schöne Woche.

Eure j-chan

9. What doesn't kill you...

9. What doesn’t kill you…

 

Seine Schulter schmerzte höllisch, als Jeremy am Abend in sein Zimmer zurückkehrte, nachdem er sich den Schmutz und den Schweiß von der Haut gewaschen hatte. Es war dunkel und von ferne drang eine leise Elbenweise an sein Ohr.

Am Morgen hatten Elladan und Elrohir ihm das Traben beigebracht. Gemeinsam waren sie zur Furt der Lautwasser geritten. Obwohl er sicher keine sonderlich anmutige Figur abgegeben hatte, war es ihm gelungen, sich im Sattel zu halten und  hatte dabei nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen war. Als Bruchtal wieder in ihr Sichtfeld kam, verspürte der Junge leichtes Bedauern darüber, doch er schob es beiseite und genoss stattdessen den festen Boden unter den Füßen und die Vorfreude auf seine nächste Reitstunde. Um einiges motivierter als sonst war er dann auch Glorfindel entgegengetreten und hatte dessen tägliche Schikane über sich ergehen lassen.

 

Er ließ sich auf sein Bett sinken und blickte zur Decke. Er konnte nicht einmal seinen Arm heben, ohne dass ihm die Tränen in die Augen traten. Verdammt! Vielleicht sollte er Elrond wegen seiner Schulter konsultieren, doch dann würde dieser möglicherweise das Training unterbinden und das wollte Jeremy auf gar keinen Fall. Lieber ertrug er diesen Mist, als sich vor Glorfindel diese Blöße zu geben. Auch die blauen Flecken, die seinen ganzen Körper bedeckten und zum Teil die Größe von Bowlingkugeln angenommen hatten, waren nichts im Vergleich zu der Vorstellung der Blicke, die ihm der blonde Elb zuwerfen würde, würfe er seine Flinte ins Korn, oder in seinem Fall das Schwert in das nächstbeste Beet.

Seufzend schloss er die Augen.

 

„Jemy?“

Er hatte vermutlich keine fünf Minuten gedöst, als er eine Stimme vernahm, die ihm äußerst vertraut vorkam.

Im nächsten Moment saß er aufrecht im Bett und starrte das schwarzhaarige Mädchen erschrocken an, welches neben ihm stand und ihn fragend anblickte. „Mel“, flüsterte Jeremy erleichtert und lächelte. „Du bist wach!“

„Es scheint so. Aber wo sind wir?“ Melanie ließ sich neben ihm auf dem Bett nieder und ließ ihren Blick durch den Raum wandern, bevor er schließlich an ihrem Bruder hängen blieb.

„Rivendell, Mittelerde, Arda. Es sollte dir aus Tolkiens Werken vertraut sein.“

Melanie blickte ihn an, als ob er den Verstand verloren hätte. „Mittelerde. Klar. Verstanden. Und sicher hast du auch schon unzählige Elben gesehen.“

„Einige.“ Jeremy grinste, während er die Augen seiner Schwester wachsen sah.

„Du veräppelst mich doch!“

„Mitnichten. Ich habe auch schon Orks und einen Hobbit getroffen, der eine bemerkenswerte Geschichte von Zwergen und einem Drachen zu berichten hatte.“

„Du hast Bilbo getroffen?“ Ihre Stimme war aufgeregt und beunruhigend laut, so dass Jeremy warnend einen Finger auf die Lippen legte.

„Aber“, fuhr Melanie leiser fort, „das heißt ja, dass wir entweder in der Zeit nach der Schlacht der fünf Völker, oder aber in der nach seinem 111. Geburtstag vor dem Ende des dritten Zeitalters gelandet sind.“

Der Rothaarige schwieg und als Melanie ihn vorsichtig gegen den rechten Arm boxte, zog er zischend die Luft ein, was das Mädchen mit einem schrägen Blick quittierte.

„Wir schreiben das Jahr 3018 des dritten Zeitalters. Und bevor du fragst, es ist der 11. September und alle Zeichen deuten darauf hin, dass sich in einigen Tagen Frodo auf den Weg hierher macht.“

„Das ist doch verrückt! Wissen die Elben davon?“

„Klar, ich habe den Elben die gesamte Geschichte erzählt. Es war ein lustiger Abend“, sagte Jeremy ironisch und verdrehte die Augen. „Erinnerst du dich an Galadriels Worte? Geht nur ein Winziges fehl und die Mission wird scheitern und Mittelerde in Dunkelheit versinken. Wenn irgendein Detail verändert wird, wird sich der gesamte Verlauf verändern und wer weiß, was dann passiert? Ich wage nicht, etwas zu erzählen und diese Gefahr einzugehen. Sie könnten Elben zu der Wetterspitze schicken, um Frodo zu beschützen, doch schon das könnte dafür sorgen, dass der Ring in falsche Hände gerät, wenn es schief läuft. Alles, was Tokien über die Vergangenheit geschrieben hat, stimmt. Warum sollten die kommenden Ereignisse nicht ebenso eintreffen? Auch wenn es mir lieber wäre, wenn dies nicht der Fall ist. Aber wenn es anders kommt, möchte ich niemanden vor etwas warnen, was dann nicht eintrifft. Wir müssen wohl einfach abwarten.“ Er seufzte leise. „Es ist alles so kompliziert und verwirrend.“

 

Eine Weile schwiegen beide und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Dann sah Melanie ihn interessiert an und ihre Augen leuchten. „Welche Elben sind denn hier?“

Grinsend fuhr sich Jeremy durch die Haare. „Nun, ich kenne sie nicht alle beim Namen, aber natürlich sind Elrond, seine Söhne, Arwen, Erestor, Glorfindel…“

„Nein! Glorfindel ist hier?“ Aufgeregt rutschte die Schwarzhaarige auf dem Bett

 herum. Ein heller Glanz lag in ihren Augen, während sie zur Tür schielte.

Jeremy fürchtete schon, sie würde jeden Moment aufspringen und hinausstürmen, um den Elben zu suchen und sich an ihn zu hängen, um ihm dann nicht mehr von der Seite zu weichen. Melanie war ein furchtbares Fangirl und ihr Computer war voll von Bildern und Fanfiktion über den Goldblonden und andere Elben. Insbesondere shippte sie Glorfindel und Haldir oder eben Glorfindel und Erestor, aber nicht nur. Jeremy hatte nicht viel für Fanfiktion übrig, da er sich zu oft über inhaltliche Fehler ärgerte. Doch er hatte ihr angeboten, über ihre eigenen Geschichten drüberzulesen und das war von Melanie ein paar Mal dankend angenommen worden. Und an mancher Stelle hatte er es bitterlich bereut.

„Und wie ist er so?“ Noch immer musterte sie ihren Bruder interessiert, der den Kopf leicht schief legte.

„Sehr elbisch, wenn du weißt, was ich meine. Und er kann mich aus irgendeinem Grund nicht leiden.“

Melanie wirkte verblüfft. „Dich nicht leiden? Wie geht das denn? Du bist doch vollkommen unbedarft. Hast du ihm einen Grund dazu gegeben?“

Jeremy erzählte ihr von dem Vorfall im Badezimmer und das Mädchen lachte laut auf. „Also, wenn das der einzige Grund ist, dann muss er ja einen furchtbar schlechten Tag gehabt haben“, kicherte sie und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Apropos. Ich hätte auch nichts gegen ein Bad. Ich weiß ja nicht, wie lange ich hier schon liege, aber…“ Sie brach ab und blickte ihren Bruder fragend an, der ein spöttisches Gesicht aufgesetzt hatte. „Was?“

„Deinem Geruch nach zu urteilen schon viele Monate, würde ich sagen. Autsch!“

Er sog zischend die Luft ein. Melanie hatte ihm erneut gegen den Arm geboxt und blickte ihn nun verwirrt und ein wenig besorgt an.

„Seit wann bist du denn so eine Mimose? Ist alles in Ordnung?“

Jeremy nickte schnell. „Mir geht es gut. Ich habe nur einen blauen Fleck an eben dieser Stelle.“

„Zeig mal!“

Und bevor er reagieren konnte, hatte sich Melanie seinen Ärmel geschnappt und den Arm freigelegt. Zum Vorschein kamen ein großer, violett angelaufener Fleck und viele kleine, blaue und rote Male, die den ganzen Arm bedeckten. Mit offenem Mund starrte Melanie sie an. „Scheiße! Sag mal, bist du zusammenschlagen worden?“

Zögernd erklärte Jeremy, dass die meisten von unglücklichen Stürzen herrührten, doch Melanie schien ihm nicht zu glauben und so erzählte er schließlich von dem harten Training bei Glorfindel, ließ jedoch seine Schulter aus. Als er geendet hatte, schürzte das Mädchen die Lippen.

„So cool ich es finde, dass du kämpfen lernst; das ist echt übertrieben! Du solltest etwas sagen!“

Jeremy schüttelte leicht den Kopf. „Er denkt eh schon, dass ich ein Weichei bin. Da kann ich nicht wegen jedem Wehwehchen das Training abbrechen.“

„Schön und gut. Aber du bist nun einmal ein Weichei und ein Bücherwurm und ich denke, dass das auch in Ordnung ist. Nicht jeder ist ein Kämpfer und außerdem bist du ein Mensch.“

„Das ist mir durchaus bekannt“, murmelte Jeremy und ließ den Kopf hängen.

Melanie betrachtete ihn unschlüssig und zuckte schließlich mit den Schultern. „Das musst du wissen.“

„Hm.“ Jeremy nickte zögernd und seufzte leise. „Es ist alles halb so wild.“

Auch wenn sie nicht antwortete, ahnte der Junge, dass seine Schwester nicht wirklich zufrieden mit dieser Aussage war. Doch er wollte nicht weiter darauf eingehen und so hing er stattdessen weiter seinen Gedanken nach, während Melanie aufstand und im Bad verschwand.

 

 

10. Cats and Sheep

10. Cats and Sheep
 

For when the cat awakes…the sheep will end up resting...
 

Ich bin wieder einmal spät dran, aber vielleicht hat ja trotzdem jemand ein freundliches Wort für mich übrig. Viel Spaß mit dem Kapitel!
 

10. Cats and Sheep
 

Jeremy erwachte von lauten Rufen, die von draußen hereindrangen. Er identifizierte die Stimmen von Melanie und Glorfindel, die heftig über etwas diskutierten und dem Jungen schwante Schlimmes. Rasch schlüpfte er in seine Kleider und rannte hinaus. Dort auf dem Hof standen sie. Glorfindel hatte die Arme verschränkt, während die Schwarzhaarige wild gestikulierte. Er verstand nur Wortfetzen. Zögernd trat er näher.

„…Wenn er auf Orks trifft, so werden diese ihn wohl kaum mit Samthandschuhen anfassen. Er sollte darauf vorbereitet sein“, sagte Glorfindel gerade und blickte das Mädchen herablassend an. Sie schüttelte nur ungläubig den Kopf.

„Aber hast du seinen Körper gesehen? Er sieht aus wie ein geprügelter Marienkäfer. Vielleicht ist es dir ja entgangen, aber Menschen sind bei weitem nicht so belastbar wie ihr Elben. Und mein Bruder…“

Sie entdeckte ihn und griff nach seinem Arm, um ihn näher zu ziehen, ließ ihn jedoch sofort wieder los, als Jeremy laut aufkeuchte und in die Knie ging, die Hand gegen die Schulter gepresst.

„Jemy.“ Besorgt musterte sie ihren Bruder, der mit den Tränen kämpfte.

„Alles in Ordnung.“ Mühsam rappelte er sich auf und biss die Zähne zusammen.

Glorfindel blickte ihn ernst an. „Zeig es mir!“ Die Stimme des Elben ließ keinen Widerspruch zu und zögernd knöpfte der Rothaarige sein Gewand auf und entblößte seine Schulter.

Sie war fast schwarz und bei ihrem Anblick schnappte Melanie nach Luft, während der Elb auf den Jungen zu trat und seine Schulter untersuchte. Als er ihn anblickte, funkelten seine Augen wütend und er schnaubte abfällig. „Ihr seid hoffnungslos! Geht mir aus den Augen!“

Geschockt starrte Jeremy ihn an, dann stolperte er langsam rückwärts, die Augen wie gebannt auf den Elben gerichtet. Er merkte kaum, wie er seine Kleidung wieder richtete und dann wie in Trance den Platz verließ. Melanie starrte ihm bestürzt nach und ahnte, dass sie da wohl gerade wieder etwas angerichtet hatte.
 

***
 

Jeremys Füße hatten den Jungen inzwischen in die Bibliothek getragen, doch ihm war nicht nach Lesen zumute. In einer nicht direkt von der Tür einsehbaren Fensternische ließ er sich nieder und starrte gedankenverloren hinaus.

Er musste eine ganze Weile dort gesessen haben, als er Elronds warme Stimme vernahm.

„Ich bin froh, dass ihr diesmal nicht die Tiefen der Bibliothek als euer Ziel gewählt habt.“

Jeremy blickte auf und versuchte sich an einem Lächeln. „Ich verspürte ein Verlangen nach Ruhe und Wärme und ich entschied für mich, dass ein wenig Sonne meinem Gemüt nicht schaden würde.“

Elrond nickte langsam. „Eure Schwester suchte mich soeben auf. Sie schien sehr beunruhigt“, erklärte er und trat neben den Rothaarigen.
 

Tatsächlich hatte Melanie nach Jeremys Abgang Glorfindel noch einen bösen Blick zugeworfen und war dann ebenfalls nach drinnen verschwunden. Sie musste dringend mit irgendjemandem reden und ihr fiel niemand anderes als der Herr des Hauses selbst ein. Sie fand ihn im Kreis seiner Berater auf der Terrasse und er lächelte ihr freundlich zu, als sie zögernd näherkam.

„Fräulein Melanie. Es freut mich, Euch auf den Beinen zu sehen. Wie fühlt Ihr Euch?“

Das Mädchen starrte den Elben staunend an. Für sein Alter sah er echt verdammt gut aus. Doch schnell faste sie sich wieder.

„Ein wenig verunsichert trifft es vermutlich am Besten“, gab sie offen zu und Elrond musterte sie fragend, weshalb sie zu erklären fortfuhr.

„Ich glaube, ich habe gerade ziemlichen Mist gebaut und bin mir nicht sicher, wie ich es wieder zurechtrücken kann. Es geht um meinen Bruder.“

Die Zwillinge, die bisher nur wenig interessiert schienen, blickten nun ebenfalls zu dem Mädchen, das nach den richtigen Worten suchte. „Gestern Abend, nachdem ich aufgewacht bin, haben wir noch ein wenig geredet und ich habe festgestellt, dass er körperlich ziemlich böse zugerichtet war. Widerstrebend hat er mir von dem Training erzählt und mir gesagt, dass er nicht möchte, dass jemand etwas erfährt und ich mich einmische. Aber es ließ mir keine Ruhe, sodass ich heute morgen Glorfindel aufgesucht habe, und als mein Bruder dazugekommen ist, habe ich herausgefunden, dass er nicht nur am ganzen Körper wie ein Sams aussieht, sondern auch ziemlich ernste Probleme mit seiner Schulter hat. Und anscheinend hat er das ziemlich gut verborgen, denn als Glorfindel es erfahren hat, wirkte er sehr überrascht und war alles andere als begeistert, was natürlich verständlich ist. Nun ja, er hat Jemy zusammengestaucht und dann ist mein Bruder geflüchtet. Gosh, ich komme mir so dumm vor!“

Elrond sah sie ernst an, dann schlich sich jedoch ein Lächeln auf seine Lippen. „Sorgt Euch nicht. Wir bekommen das schon wieder hin. Erestor?“ Er wandte sich an den dunkelhaarigen Noldor, der neben ihm stand und schickte ihn, nach dem Elbenfürsten zu sehen. Dann blickte er wieder Melanie an. „Und ich werde nach Eurem Bruder sehen. Setzt Euch derweil, esst und trinkt.“ Er sah zu den Zwillingen und ging dann hinein.
 

Jeremy lauschte der Geschichte und seufzte leise. Seine Schwester war so gerade heraus. Manchmal wünschte er, er könne das auch.

Elrond hatte ihn die ganze Zeit über aufmerksam beobachtet. „Darf ich Eure Schulter sehen?“

„Sicher.“ Der Junge nickte und auch Elrond war beim Anblick seiner Schulter alles andere als begeistert. Vorsichtig legte er beide Hände darauf und zischend sog Jeremy die Luft ein.

„Wie habt Ihr es nur geschafft, dass es so lange unbemerkt blieb?“, fragte Elrond und der Rothaarige glaubte, so etwas wie Neugierde in der Stimme des Elben zu hören, doch er konnte sich auch täuschen.

„Nun ja, ich habe den Arm geschont, wenn ich ihn nicht brauchte und ansonsten die Zähne zusammengebissen“, erklärte er ehrlich. „Ich wollte das Training nicht abbrechen. Ich fühle mich so unnütz und wollte daran etwas ändern. Und ich fürchtete, dass, wenn ich etwas sagte, Glorfindel noch mehr auf mich herabblicken und sich weigern würde, mir weiter zu helfen, denn ich weiß, dass er es nicht gerne tut“, fügte er leise hinzu.

„Und Ihr dachtet, dass ich das Training unterbinden würde, wenn Ihr zu mir kämt?“, wollte Elrond wissen und als Jeremy zögernd nickte, lächelte er verstehend. „Es ist richtig, dass Eure Schulter einige Tage Ruhe braucht, aber das sollte kein Problem darstellen. Was Glorfindel betrifft, so weiß ich zwar nicht, warum er nicht gut auf Euch zu sprechen ist, doch vermute ich, dass er Eure Absichten verstehen wird und sicher bereit ist, Euch weiter zu unterrichten, sobald es Euch besser geht.“

Jeremy nickte erneut. Von den Händen des Elben ging eine wohlige Wärme aus und bis auf ein Ziehen spürte er seine Schulter nicht mehr. Er blickte über sie hinweg zu Elrond, der ihn schweigend anlächelte. Ein Kribbeln erfüllte seinen Magen und er wandte sich wieder dem Fenster zu und genoss die Gegenwart des Anderen und dessen heilende Hände.

11. Earth Song

11. Earth Song
 

Da kein Training anstand, tat Jeremy das, was er seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr bewusst getan hatte: Er schlief aus. Die Sonne stand bereits hoch über dem Tal, als er die Augen öffnete, sich streckte und sich noch einmal in die Kissen kuschelte. Doch leises Kichern drang an sein Ohr und als er den Kopf hob, entdeckte er Elen, die am Fenster saß und ihn grinsend beobachtete.

„Na du Schlafmütze!“, begrüßte sie ihn und lachte wieder.

Jeremy zog einen Flunsch. Sicher, er verbrachte viel Zeit hier im Bett, doch das war ja mal hauptsächlich verletzungsbedingt.

„Deine Schwester ist schon seit Stunden auf und lässt sich gerade von Bilbo die Drachengeschichte erzählen“, erklärte sie weiter, da Jeremy keine Anstalten machte, zu antworten.

Er nickte und ließ sich wieder in nach hinten fallen, doch Elen schien davon alles andere als begeistert zu sein. Sie klaute ihm dreist die Decke und Jeremy war froh, dass er ein langes Schlafgewand trug und seine kalten Füße darunter verstecken konnte. So hatte er eigentlich kein Problem, noch eine Runde zu schlafen. Elen schüttelte grinsend den Kopf. „Nichts da. Lord Elrond möchte dich sehen und da Glorfindel dich nicht terrorisieren darf, wirst du dich hinterher zu mir und meinen Freundinnen gesellen und uns von deiner Heimat berichten.“

Jeremy sah sie erstaunt an. „Ich dachte, Elben fänden andere Wesen langweilig und würden sich, wenn vermeidbar, nicht mit ihnen abgeben“, versuchte sich der Junge herauszuwinden, doch Elen durchschaute seinen Plan.

„Nun, die meisten haben nichts zu erzählen, was wir nicht schon gesehen hätten. Aber da du nicht von hier bist…“ Sie machte eine kurze Pause und grinste.

„Woher willst du wissen, dass es dort nicht genauso wie hier?“

Elen blickte ihn aus leuchtenden Augen an. „Ich habe dich beobachtet, Jeremy. Auch wenn es vielen vielleicht nicht aufgefallen sein mag, du bist aufgeblüht, seit du hier bist. Wo du auch immer herkommst, muss anders, und nicht unbedingt besser sein.“

„Besser als Bruchtal ist wohl auch wirklich schwer“, murmelte Jeremy und Elen lächelte.
 

***
 

Elrond hatte sich nach seinem Befinden erkundigt und ihm noch einmal Mut gemacht, dass sich mit Glorfindel schon alles fügen würde. Außerdem hatte er nach Jeremys Plänen gefragt und als er hörte, dass die Elben sich für seine Herkunft interessierten, nickte er nachdenklich, ließ jedoch nichts darüber verlauten, was er von der Sache hielt.
 

Während Jeremy durch die Gänge lief, fragte er sich, ob er wohl jemals wieder zurückkehren würde. Nicht, dass er es unbedingt wollte, doch es nagte an ihm, denn wenn er ohne ersichtlichen Grund hierher gekommen war, so wäre es nicht weiter verwunderlich, wenn er genauso auch wieder verschwinden würde. Und er überlegte, ob er den Elben darauf hätte ansprechen sollen. Aber dann dachte er, dass selbst Elrond sich wohl keinen großen Reim darauf machen konnte und er sich wenn, dann doch eher an Gandalf würde wenden müssen.

Er seufzte und blickte hinunter auf eine Lichtung, wo einige Elben saßen. Einige sangen, andere spielten Instrumente und über allem lag ein Hauch von Leichtigkeit. Jeremy entdeckte Elen und die Zwillinge, die zwischen den Elbinnen standen und sich sehr wohl zu fühlen schienen. Sie lachten und eine der Frauen fiel Elladan um den Hals und küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund. Lautes Gelächter drang hinauf zu dem Jungen und er spürte einen Stich in seinem Herzen, den er nicht wirklich zuordnen konnte. Doch es widerstrebte ihn, hinunterzugehen und sich der

Gesellschaft anzuschließen und eine leichte Depression schwebte wie eine graue Wolke über ihm. Doch er hatte zugesagt und er fand es falsch, sich zu drücken, weswegen er letztendlich die Treppe hinabstieg und nicht die dunkelhaarige Elbin bemerkte, die ihn aus dem Schatten heraus beobachtet hatte.
 

Zögernd trat er zwischen den Bäumen hervor und fand sich im nächsten Moment in der Mitte der Anwesenden wieder, die ihn alle neugierig musterten und über seine Schlafgewohnheiten scherzten. Jeremy ließ es über sich ergehen und schwieg. Er wusste nicht, was die Elben hören wollten und so wartete er erst einmal, bis sich der Spott gelegt hatte.

„Erzähl schon!“, forderte ihn eine der Elbinnen schließlich auf und Jeremy nickte leicht.

„Was genau wollt ihr denn wissen?“

„Alles!“

Er seufzte leise und nickte ein weiteres Mal. „Ich bin kein guter Erzähler, aber ich will es versuchen. Wo fange ich an? Hm…die Welt, aus der ich komme, ist dieser oberflächlich gar nicht so unähnlich: Es gibt große Wälder, Flüsse, Seen, Meere, Bergketten und Ebenen dazwischen, Sonnenauf- und -untergänge und Mond und zahllose Sterne am nächtlichen Himmel.

Auch gibt es viele große Städte und Dörfer und darin viele, viele Menschen. Sie halten sich Hunde, Katzen, Vögel, Fische und verschiedene Nagetiere, manche aber auch Echsen, Schlangen und Spinnen.

Bis auf diese Tiere leben die Menschen unter sich. Ich habe noch nie von jemandem gehört, der in meiner Welt Elben, Zwergen, Hobbits, Orks oder anderen Bewohnern Mittelerdes begegnet wäre. Was natürlich nicht heißen muss, dass es sie nicht gibt, sondern vielleicht nur, dass sie keinen Kontakt suchen. Es wäre durchaus nachvollziehen, denn die Städte sind groß und kalt und je größer die Städte werden, desto kälter ist auch der Umgang zwischen den Menschen.
 

Die Bewohner der Städte, wo ich herkomme, sind laut, selbstsüchtig und ignorant, und sehr unglücklich mit sich selbst und ihrem Leben, jedoch oft aufgrund falscher Vorsätze und fehlender Motivation nicht in der Lage, etwas zu ändern. Auch sind die meisten träge, faul, desinteressiert und oberflächlich in ihren Freuden. Sie nehmen, was sie bekommen können, unabhängig davon, ob sie es brauchen, oder nicht, solange es preiswert oder von der Mehrheit als besitzenswert empfunden wird.

Es fällt ihnen schwer, loszulassen, oder zu geben und viele verschließen sich voreinander, um ja nicht teilen zu müssen. Nach immer mehr und mehr Besitz streben sie und kennen keine Grenzen. Sie sind sehr misstrauisch gegenüber anderen.

Es ist schwierig, ein gesundes Maß in dieser Gesellschaft zu finden. Teilzunehmen, ohne sich gehen zu lassen, und Abstand wahren, ohne sich auszuschließen. Mel gelingt letzteres wohl besser als mir.“ Jeremy lächelte verlegen, doch sein Lächeln verblasste, als er an sein Zuhause und seinen Vater dachte, der ein vorbildliches Exemplar des Bildes war, welches er soeben gezeichnet hatte. Natürlich war es ungerechtfertigt, es zu verallgemeinern. Es gab viele Leute, die ein geordnetes, aufgeschlossenes Leben führten. Aber mit solchen Leuten hatte er nicht viel zu tun gehabt und irgendwann hatte er aufgegeben, nach ihnen zu suchen.

„Eure Welt klingt ja furchtbar. Gibt es nichts Schönes in dieser Welt? Keine Musik und Poesie?“ Eine der Elbinnen blickte ihn fragend an und auch die anderen wirkten alles andere als begeistert.

Jeremy schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu vertreiben. „Doch, doch, es gibt viele schöne Dinge und nicht alle Menschen sind so, wie ich sie soeben beschrieben habe, viele ja, aber es gibt auch Ausnahmen und nicht alle Eigenschaften treffen auf alle gleichermaßen zu.

Wir haben eine sehr ausgeprägte Literaturlandschaft mit einer sehr weitflächigen Verbreitung. So habe ich auch von Mittelerde erfahren. Für mich ist Lesen auf jeden Fall eine Bereicherung. Und fremde Sprachen, wobei das mein persönlicher Zeitvertreib ist. Würdet Ihr Mel fragen, würde sie Euch diese Antwort vermutlich nicht geben. Was Musik und Poesie betrifft, so gibt es da eine sehr breite Fächerung und ich bin mir nicht sicher, ob Ihr das als Musik, oder eben als Poesie bezeichnen würdet, was da zum Teil fabriziert wird.“

„Fabriziert?“

„Nun ja, es ist nicht alles schön, nicht alles harmonisch, und vieles nicht einmal künstlerisch wertvoll, zumindest, was die neueren Sachen betrifft. Bei den älteren Werken gibt es großartige Instrumentalmusik. Bei den Neueren sind einige angenehm zu hören, jedoch entstanden die meisten unter zu viel Alkohol, oder aber aus Wut oder Trauer heraus. Und natürlich gibt es endlos viele Liebeslieder.“

„Warum singst du uns nicht etwas vor, damit wir uns eine Vorstellung davon haben“, schlug Elen vor und die Anwesenden sahen Jeremy fragend an, der leise seufzte.

„Ich glaube, dass das keine gute Idee ist.“

„Du wirst doch wohl nicht kneifen? Und tu nicht so, als ob du nicht singen könntest. Ich weiß, dass du es kannst.“ Melanie trat aus dem Schatten eines Baumes und grinste ihren Bruder breit an.

„Hast du irgendeinen Liedvorschlag?“

Mel überlegte einen Moment, dann feixte sie. „’Dude looks like a lady’ oder den ‘Coconut Song’? “

“Willst du mich rollen? Da kann ich gleich ‘I’m too sexy’ singen”, kommentierte Jeremy augenverdrehend, musste jedoch auch grinsen.

„Au ja, mach!“

„Vergiss es!“

„Warum singst du nicht etwas?“, wandte sich eine der Elbinnen an Melanie, die geschockt aufblickte und abwehrend die Hände hob.

„Ich fürchte, dass ist keine gute Idee. Ich kann nur unbeabsichtigt die Zwölftontechnik anwenden.“

„Was ist die Zwölftontechnik?“

Jeremy grinste breit und kam seiner Schwester zur Hilfe. „Das Tonsystem, das wir in unserer Heimat verwenden, besteht aus zwölf Tönen, und Zwölftontechnik oder Dodekaphonie besagt, dass man keinen der Töne ein zweites Mal hören darf, bevor nicht alle anderen auch gespielt wurden. Und zwar durcheinander, was das ganze zuweilen sehr befremdlich klingen lässt.“

„Ah ja.“

Jeremy strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Mir ist ein Lied eingefallen, es ist nichts besonderes, aber ich mag es ganz gern.“

Fragend blickte Melanie ihn an. „Welches denn?“

„Fireflies?“

„Von Owl City? Klingt gut. Mach!”

Der Junge streckte seiner Schwester die Zunge raus und atmete einmal tief ein, bevor er zu singen begann. Seine Stimme vertrug sich mit dem Lied, auch wenn er kein sonderlich begnadeter Sänger war. Er traf die Töne und konnte ein wenig interpretieren, doch fühlte er sich nicht nur furchtbar beobachtet, sondern wusste auch nicht wohin mit seinen Händen, denn normalerweise sang er nur zu seiner Gitarre in seinem Zimmer. Er bemerkte gar nicht, wie er seine Hände im Schoß verknotete und als mit den letzten Worten des Liedes eine unangenehme Stille eintrat, wünschte er sich, im Boden zu versinken.

12. A black'n white Family Portrait

12. A black'n white Family Portrait
 

„Nun ja, Owl City war es nicht, aber man konnte es erkennen.“ Melanie hatte die Arme verschränkt und blickte ihn kritisch an.

„Tut mir ja leid, dass ich nicht Adam Young bin.“, antwortete Jeremy und blies die Wangen auf.

„Es klingt so anders als die Musik, die man hier hört. Aber irgendwie schön.“ Verwirrt blickten die Geschwister auf und zu Elrohir und den anderen Elben, von denen einige zustimmend murmelten. Die Beiden hatten ganz vergessen, dass sie nicht allein waren.

Jeremy lächelte verlegen. „Ja, es gibt durchaus schöne Lieder. Doch die sind natürlich nichts im Vergleich zu elbischer Musik.“

„Findest du?“ Eine dunkelhaarige Elbin, die vorhin auch schon geredet hatte, lächelte ihn an und sah dann zu den anderen die nickten. Und ehe sich die beiden Menschen versahen, hatten die Elbinnen schon ein Lied angestimmt. Da es in Sindarin war, sah Melanie ihren Bruder fragend an. Der lauschte verträumt und eine wohlige Wärme erfüllte ihn. Doch nach einer Weile verlor sich das Gefühl und wich einer kühlen Melancholie. Er schluckte, bevor er seiner Schwester erklärte, dass es um einen kleinen menschlichen Waisenjungen namens Banir ging, der einsam die Straßen der Welt beschritt und nach unzähligen Abenteuern unweigerlich seinem Ende entgegenlief. Melanie nickte leicht und als das Lied verklungen war, öffnete sie den Mund. „Das ist ein wenig wie die Geschichte von dem Jungen aus der Nachbarschaft, wie hieß er noch gleich?“

Jeremy spürte, wie sich ihm die Kehle zusammenschnürte. Er hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, und als Melanie ihn anstieß, presste er seine Lippen aufeinander und nur mit Mühe brachte er den Namen Anton heraus.

„Anton, genau. Der ist vor unserem Haus vor ein Auto gelaufen, eine Maschine zur Fortbewegung, da wir keine Pferde in der Stadt halten können und nur selten lange Strecken zu Fuß zurücklegen. Jedenfalls ist er vor unserem Haus gestorben, stimmt’s, Jemy?“

Der Angesprochene war weiß wie Kreide und versuchte vergeblich, das Zittern zu unterdrücken. „Er…“

Melanie sah ihn besorgt an, dann schien ihr ein Licht aufzugehen. „Oh, ich hab vergessen. Entschuldige. Du warst ja damals auf der Straße.“

Jeremy schüttelte verzweifelt den Kopf, darum bemüht, die Tränen zurückzudrängen, die sich unerbittlich ihren Weg in seine Augen suchten.

„Es tut mir Leid, ich wollte nicht-.“

„Es ist okay, hör einfach auf!“, brachte er stockend heraus, doch Melanie schüttelte nur den Kopf. „Nein, wirklich. Es tut mir Leid. Papa sagte, es wäre alles in Ordnung und da du nicht…“

Tränen strömten nun über Jeremys Gesicht, während er verzweifelt um Fassung rang und jämmerlich scheiterte.

„Jemy? Ich…“

„HÖR AUF!“ brach es plötzlich aus dem Jungen heraus, und sowohl Melanie als auch die Elben zuckten bei dem Geschrei des Jungen zusammen. Er war aufgestanden und blickte nun auf die Schwarzhaarige hinab. „Du hast keine Ahnung von nichts, also HALT GEFÄLLIGST DEN MUND!“

Tränen sammelten sich nun auch in den Augen des Mädchens.

„Jeremy. Dein Ton ist alles andere als angemessen. Und könntest du bitte aufhören, zu schreien?“, mischte sich Elladan ein, der besorgt zwischen den Geschwistern hin und herblickte.

„Nein! Es ist mir egal, ob mein Ton angebracht ist, oder nicht. Haltet Euch einfach raus!“

Geschockt starrten die Elben ihn an.

„Jemy.“ Melanies Stimme war kaum hörbar.

„Willst du wissen, was damals geschehen ist?“

„Ich…ich hab es gesehen. Ich stand am Fenster und hab dich da unten mit ihm auf der Straße gesehen. Du hast furchtbar geweint…“ Das Mädchen verstummte, als sie Jeremys bitteres Lachen hörte. Langsam ging er vor seiner Schwester in die Hocke. „In der Tat. Ja, ich habe furchtbar geweint. Das einzige Mal, dass ich wirklich geweint habe. Und weißt du auch, warum? Weil Anton der einzige richtige Freund war, den ich je hatte. Ich weiß, wir waren nie gemeinsam Zuhause, da unser Vater ihn nicht leiden konnte. Aber mich mochte er ja auch nicht, von daher war das ja egal. Wir haben uns anderswo die Zeit vertrieben, und es war die beste Zeit meines Lebens, weil ich jemanden hatte, der mich verstand, immer da war, mit dem ich über alles reden konnte. Und dann wollte er mich abholen und wird von diesem bekifften Assi umgefahren...“

Jeremy schluckte hart und schüttelte leicht den Kopf.

„Jemy…“ Melanie streckte die Hand nach ihm aus, doch er wich ihr aus und schnaubte leise.

„Aber das war ja erst der Anfang. Weil du unseren Vater erwähntest. Er kam dazu, als die Polizei da war und hat mich mit ins Haus genommen, hat mich zurechtgewiesen, ich solle nicht heulen, weil ein Junge nicht weint. Doch ich konnte einfach nicht aufhören und verkroch mich in meinem Zimmer. Einige Stunden später rief Mutter zum Essen. Ich hatte keinen Hunger, aber Vater kam hoch und schrie mich an, was mir denn einfiele, wenn Mutter zum Essen riefe, dann hätte ich auch zu erscheinen. Außerdem drohte er mir Schläge an, wenn ich nicht augenblicklich zu weinen aufhörte.

Irgendwie schluckte ich meine Tränen hinunter, ging mit in die Küche und saß am Tisch, konnte jedoch nichts essen. Und als Mutter das auffiel, sprach sie mich darauf an und Vater antwortete, ich würde nur eine Szene machen und an mich gewandt, ich solle gefälligst essen. Ich gehorchte, behielt aber nichts drin. Jedenfalls fing er dann an, über Anton herzuziehen, wie viel besser es doch für alle sei, dass er nicht mehr da wäre und aus ihm wäre sowieso nichts geworden. Er hat ihn durchweg beschimpft und ich konnte nichts tun. Es war so furchtbar. Und dann hat er ihm die Schuld für den Unfall und die ‚Sauerei auf der Straße’ gegeben. Er hat gar nicht wieder aufgehört und Mutter hat ganz unbeteiligt danebengesessen und sich die Fingernägel lackiert.“ Jeremys Stimme versagte. Er presste eine Hand auf den Mund, um die Schluchzer zu unterdrücken.

„Du lügst! Papa hätte so etwas nie getan!“ Nun war es an Melanie, lauter zu werden. Sie war ebenfalls aufgesprungen und starrte ihren Bruder nun mit einer Mischung aus Verzweiflung und Wut an.

Erneut entwich ein freudloses Lachen Jeremys Kehle. Er richtete sich auf, verschränkte die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue. Seine Augen funkelten lieblos. „Oh sicher. Entschuldige, wenn ich dein Bild vom untadeligen Vater nicht teile. Er war ein Arschloch und du kannst mich von nichts anderem überzeugen. Sicher, du warst all das, was ich nicht war, abgesehen von einem Sohn, aber sportlich, interessiert. Die perfekte Vorzeigetochter für den Besuch von Fußballmatches und anderen Sportveranstaltungen. Mit mir konnte er nichts anfangen. Ich war einfach nur mangelhaft, egal was ich tat. Und das hat er mich auch spüren lassen, natürlich nicht vor seiner kleinen Prinzessin. Ich bin froh, dass du ihn nie betrunken erlebt hast. Das erste Mal war an dem Abend, als er seinen Job verlor. Vielleicht erinnerst du dich an den großen Flurspiegel, der plötzlich nicht mehr da war. Mein Kopf hatte an dem Abend Bekanntschaft damit geschlossen. Und es hatte seine Gründe, warum ich die meiste Zeit langärmlig bekleidet war.“

Melanie schüttelte fassungslos den Kopf. Sie konnte nicht glauben, dass ihr Bruder die Wahrheit sprach. Ihr Vater war immer so liebevoll gewesen, sie hatte damals geweint, als sie mit ihrer Mutter hatte gehen müssen, die sich überhaupt nicht für sie interessierte und nur mit sich selbst beschäftigt war. Sie hatte Jeremy dafür beneidet, dass er bei seinem Vater bleiben durfte. Nun fragte sie sich, ob sie nicht das bessere Los gezogen hatte.
 

„Ich hätte niemals zugelassen, dass du bei ihm geblieben wärest, nicht nach dieser Nacht. Ich habe dich immer dafür beneidet, dass du wenigstens von einem Elternteil Aufmerksamkeit und Liebe bekommen hast, aber zu wissen, dass du Abends nach hause kommst, wenn er betrunken ist, oder wenn du jemanden mitgebracht hättest…“ Jeremy verstummte. Weinend standen sie einander gegenüber.
 

Schließlich ergriff der Rothaarige wieder das Wort. „Es tut mir leid, dass ich dein Bild vom großartigen Vater zerstört habe. Ich hätte es dir gerne erspart, aber ich konnte es einfach nicht. Nicht nach allem, was passiert ist, Mel.“

Das Mädchen blickte ihn aus großen geröteten Augen an, dann stürmte sie einen der Pfade entlang aus seinem Blickfeld. Eine furchtbare Leere erfüllte Jeremy, als er sich ohne die Elben anzublicken abwandte und ebenfalls die Lichtung verließ. Er achtete nicht darauf, wo er hinlief und war nur milde erstaunt, als er sich bei den Ställen wiederfand. Einige der Pferde waren nicht auf der Koppel und Melloth, ein dunkelbraunes Tier, um welches er sich die letzten Tage viel gekümmert hatte, kam ihm entgegen und schnaubte leise. Jeremy strich ihm behutsam über die Nüstern und lehnte dann seinen Kopf gegen den Hals des Pferdes, während er sein Schluchzen nicht mehr zurückhalten konnte. Lautstark weinte er vor sich hin, während er dem Hengst die Mähne kraulte. Der ließ es einfach über sich ergehen und prustete ihm ab und an beruhigend ins Ohr, doch es half nicht. Jeremy war verzweifelt. Er hatte alles falsch gemacht. Er hatte seine Schwester verletzt, die Elben angeschrieen und sich auch beim Singen blamiert. Er lachte leise. Der letzte Punkt erschien ihm so lächerlich.
 

Irgendwann verstummte sein Schluchzen und er weinte nur noch stumm in das Fell des Tieres. Er fühlte sich erbärmlich, doch die Nähe des Tieres tat gut. Er überlegte, ob er einfach davonreiten sollte, doch er entschied sich dagegen. Auch, wenn er sich daneben benommen hatte, würden die Elben sicher nach ihm suchen und er wollte nicht noch mehr Ärger verursachen, als er es bereits seit seiner Ankunft hier getan hatte. So begnügte er sich mit dem Gedanken, einfach alles hinter sich zu lassen. Irgendwann schlief er ein und fiel in das weiche Stroh auf der Erde. Er merkte nicht mehr, wie er hochgehoben und in sein Zimmer getragen wurde und auch nicht die besorgten Blicke, mit welchen die beiden dunkelhaarigen Elben ihn bedachten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
j-chan: Ich hatte überlegt, ob sie ihn nicht einfach im Wald aussetzen könnten, für sein unangemessenes Verhalten...Mit einem freundlichen: Du hast dein Recht verwirkt, dich in Imladris aufzuhalten, Jeremy! Jetzt kannst du sehen, wo du bleibst... Das würde der Geschichte doch eine interessante Wendung geben...zugegeben, es wäre sehr OoC und die Geschichte wäre vorbei, wenn ihn niemand vor den Orks findet... Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  zamnil
2015-10-22T14:23:02+00:00 22.10.2015 16:23
Ich finde deine Geschichte suuuper und ich hoffe sie schreiben bald wieder. Und der Schluss hoffe ich machen sie nicht wäre schade wenn es schon vorbei wäre. Außer dem glaube ich nicht das die zwei ihn einfach aussetzen nach dem sie das alles erfahren haben.
Von:  Annie04
2014-04-13T18:07:04+00:00 13.04.2014 20:07
Bitte schreib weiter, die Geschichte ist soooooooooo toll!
Von: abgemeldet
2013-10-12T20:51:49+00:00 12.10.2013 22:51
Weiter schreiben! Weiter schreiben! Weiter schreiben! Bitte! ich finde diese Geschichte doch so großartig!
Von:  LucifersBraut
2013-03-08T19:27:18+00:00 08.03.2013 20:27
Ja, ich les es mir durch. ;)
Und mir gefällt's richtig gut, du hast einen tollen Schreibstil. Es macht großen Spaß die Geschichte zu lesen, auch wenn die Idee OC in Mittelerde nicht neu ist, ist sie hier bisher richtig nett umgesetzt worden und man merkt beim lesen das du Ahnung hast wovon du schreibst. Ich freue mich definitiv auf mehr von der Geschichte.


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