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Twisted Paradise

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9. What doesn't kill you...

9. What doesn’t kill you…

 

Seine Schulter schmerzte höllisch, als Jeremy am Abend in sein Zimmer zurückkehrte, nachdem er sich den Schmutz und den Schweiß von der Haut gewaschen hatte. Es war dunkel und von ferne drang eine leise Elbenweise an sein Ohr.

Am Morgen hatten Elladan und Elrohir ihm das Traben beigebracht. Gemeinsam waren sie zur Furt der Lautwasser geritten. Obwohl er sicher keine sonderlich anmutige Figur abgegeben hatte, war es ihm gelungen, sich im Sattel zu halten und  hatte dabei nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen war. Als Bruchtal wieder in ihr Sichtfeld kam, verspürte der Junge leichtes Bedauern darüber, doch er schob es beiseite und genoss stattdessen den festen Boden unter den Füßen und die Vorfreude auf seine nächste Reitstunde. Um einiges motivierter als sonst war er dann auch Glorfindel entgegengetreten und hatte dessen tägliche Schikane über sich ergehen lassen.

 

Er ließ sich auf sein Bett sinken und blickte zur Decke. Er konnte nicht einmal seinen Arm heben, ohne dass ihm die Tränen in die Augen traten. Verdammt! Vielleicht sollte er Elrond wegen seiner Schulter konsultieren, doch dann würde dieser möglicherweise das Training unterbinden und das wollte Jeremy auf gar keinen Fall. Lieber ertrug er diesen Mist, als sich vor Glorfindel diese Blöße zu geben. Auch die blauen Flecken, die seinen ganzen Körper bedeckten und zum Teil die Größe von Bowlingkugeln angenommen hatten, waren nichts im Vergleich zu der Vorstellung der Blicke, die ihm der blonde Elb zuwerfen würde, würfe er seine Flinte ins Korn, oder in seinem Fall das Schwert in das nächstbeste Beet.

Seufzend schloss er die Augen.

 

„Jemy?“

Er hatte vermutlich keine fünf Minuten gedöst, als er eine Stimme vernahm, die ihm äußerst vertraut vorkam.

Im nächsten Moment saß er aufrecht im Bett und starrte das schwarzhaarige Mädchen erschrocken an, welches neben ihm stand und ihn fragend anblickte. „Mel“, flüsterte Jeremy erleichtert und lächelte. „Du bist wach!“

„Es scheint so. Aber wo sind wir?“ Melanie ließ sich neben ihm auf dem Bett nieder und ließ ihren Blick durch den Raum wandern, bevor er schließlich an ihrem Bruder hängen blieb.

„Rivendell, Mittelerde, Arda. Es sollte dir aus Tolkiens Werken vertraut sein.“

Melanie blickte ihn an, als ob er den Verstand verloren hätte. „Mittelerde. Klar. Verstanden. Und sicher hast du auch schon unzählige Elben gesehen.“

„Einige.“ Jeremy grinste, während er die Augen seiner Schwester wachsen sah.

„Du veräppelst mich doch!“

„Mitnichten. Ich habe auch schon Orks und einen Hobbit getroffen, der eine bemerkenswerte Geschichte von Zwergen und einem Drachen zu berichten hatte.“

„Du hast Bilbo getroffen?“ Ihre Stimme war aufgeregt und beunruhigend laut, so dass Jeremy warnend einen Finger auf die Lippen legte.

„Aber“, fuhr Melanie leiser fort, „das heißt ja, dass wir entweder in der Zeit nach der Schlacht der fünf Völker, oder aber in der nach seinem 111. Geburtstag vor dem Ende des dritten Zeitalters gelandet sind.“

Der Rothaarige schwieg und als Melanie ihn vorsichtig gegen den rechten Arm boxte, zog er zischend die Luft ein, was das Mädchen mit einem schrägen Blick quittierte.

„Wir schreiben das Jahr 3018 des dritten Zeitalters. Und bevor du fragst, es ist der 11. September und alle Zeichen deuten darauf hin, dass sich in einigen Tagen Frodo auf den Weg hierher macht.“

„Das ist doch verrückt! Wissen die Elben davon?“

„Klar, ich habe den Elben die gesamte Geschichte erzählt. Es war ein lustiger Abend“, sagte Jeremy ironisch und verdrehte die Augen. „Erinnerst du dich an Galadriels Worte? Geht nur ein Winziges fehl und die Mission wird scheitern und Mittelerde in Dunkelheit versinken. Wenn irgendein Detail verändert wird, wird sich der gesamte Verlauf verändern und wer weiß, was dann passiert? Ich wage nicht, etwas zu erzählen und diese Gefahr einzugehen. Sie könnten Elben zu der Wetterspitze schicken, um Frodo zu beschützen, doch schon das könnte dafür sorgen, dass der Ring in falsche Hände gerät, wenn es schief läuft. Alles, was Tokien über die Vergangenheit geschrieben hat, stimmt. Warum sollten die kommenden Ereignisse nicht ebenso eintreffen? Auch wenn es mir lieber wäre, wenn dies nicht der Fall ist. Aber wenn es anders kommt, möchte ich niemanden vor etwas warnen, was dann nicht eintrifft. Wir müssen wohl einfach abwarten.“ Er seufzte leise. „Es ist alles so kompliziert und verwirrend.“

 

Eine Weile schwiegen beide und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Dann sah Melanie ihn interessiert an und ihre Augen leuchten. „Welche Elben sind denn hier?“

Grinsend fuhr sich Jeremy durch die Haare. „Nun, ich kenne sie nicht alle beim Namen, aber natürlich sind Elrond, seine Söhne, Arwen, Erestor, Glorfindel…“

„Nein! Glorfindel ist hier?“ Aufgeregt rutschte die Schwarzhaarige auf dem Bett

 herum. Ein heller Glanz lag in ihren Augen, während sie zur Tür schielte.

Jeremy fürchtete schon, sie würde jeden Moment aufspringen und hinausstürmen, um den Elben zu suchen und sich an ihn zu hängen, um ihm dann nicht mehr von der Seite zu weichen. Melanie war ein furchtbares Fangirl und ihr Computer war voll von Bildern und Fanfiktion über den Goldblonden und andere Elben. Insbesondere shippte sie Glorfindel und Haldir oder eben Glorfindel und Erestor, aber nicht nur. Jeremy hatte nicht viel für Fanfiktion übrig, da er sich zu oft über inhaltliche Fehler ärgerte. Doch er hatte ihr angeboten, über ihre eigenen Geschichten drüberzulesen und das war von Melanie ein paar Mal dankend angenommen worden. Und an mancher Stelle hatte er es bitterlich bereut.

„Und wie ist er so?“ Noch immer musterte sie ihren Bruder interessiert, der den Kopf leicht schief legte.

„Sehr elbisch, wenn du weißt, was ich meine. Und er kann mich aus irgendeinem Grund nicht leiden.“

Melanie wirkte verblüfft. „Dich nicht leiden? Wie geht das denn? Du bist doch vollkommen unbedarft. Hast du ihm einen Grund dazu gegeben?“

Jeremy erzählte ihr von dem Vorfall im Badezimmer und das Mädchen lachte laut auf. „Also, wenn das der einzige Grund ist, dann muss er ja einen furchtbar schlechten Tag gehabt haben“, kicherte sie und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Apropos. Ich hätte auch nichts gegen ein Bad. Ich weiß ja nicht, wie lange ich hier schon liege, aber…“ Sie brach ab und blickte ihren Bruder fragend an, der ein spöttisches Gesicht aufgesetzt hatte. „Was?“

„Deinem Geruch nach zu urteilen schon viele Monate, würde ich sagen. Autsch!“

Er sog zischend die Luft ein. Melanie hatte ihm erneut gegen den Arm geboxt und blickte ihn nun verwirrt und ein wenig besorgt an.

„Seit wann bist du denn so eine Mimose? Ist alles in Ordnung?“

Jeremy nickte schnell. „Mir geht es gut. Ich habe nur einen blauen Fleck an eben dieser Stelle.“

„Zeig mal!“

Und bevor er reagieren konnte, hatte sich Melanie seinen Ärmel geschnappt und den Arm freigelegt. Zum Vorschein kamen ein großer, violett angelaufener Fleck und viele kleine, blaue und rote Male, die den ganzen Arm bedeckten. Mit offenem Mund starrte Melanie sie an. „Scheiße! Sag mal, bist du zusammenschlagen worden?“

Zögernd erklärte Jeremy, dass die meisten von unglücklichen Stürzen herrührten, doch Melanie schien ihm nicht zu glauben und so erzählte er schließlich von dem harten Training bei Glorfindel, ließ jedoch seine Schulter aus. Als er geendet hatte, schürzte das Mädchen die Lippen.

„So cool ich es finde, dass du kämpfen lernst; das ist echt übertrieben! Du solltest etwas sagen!“

Jeremy schüttelte leicht den Kopf. „Er denkt eh schon, dass ich ein Weichei bin. Da kann ich nicht wegen jedem Wehwehchen das Training abbrechen.“

„Schön und gut. Aber du bist nun einmal ein Weichei und ein Bücherwurm und ich denke, dass das auch in Ordnung ist. Nicht jeder ist ein Kämpfer und außerdem bist du ein Mensch.“

„Das ist mir durchaus bekannt“, murmelte Jeremy und ließ den Kopf hängen.

Melanie betrachtete ihn unschlüssig und zuckte schließlich mit den Schultern. „Das musst du wissen.“

„Hm.“ Jeremy nickte zögernd und seufzte leise. „Es ist alles halb so wild.“

Auch wenn sie nicht antwortete, ahnte der Junge, dass seine Schwester nicht wirklich zufrieden mit dieser Aussage war. Doch er wollte nicht weiter darauf eingehen und so hing er stattdessen weiter seinen Gedanken nach, während Melanie aufstand und im Bad verschwand.

 

 



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