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Das Todesspiel

Fortsetzung zu "Das Grauen"
von

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Eine neue Hoffnung

Unruhig lief Rumiko am Flughafen auf und ab und sah ständig auf die Uhr. Sie war sichtlich nervös und hatte schon fast der Versuchung nachgegeben, sich eine Zigarette anzuzünden. Bis jetzt hatte sie nur der eiserne Wille davon abgehalten. Und außerdem hatte sie ihren Vorrat entsorgt und die Notreserven hatte Madeline die Toilette hinuntergespült. Immer schneller ging Rumiko auf und ab und kaute dabei auf ihrem Daumennagel herum. „Nun komm mal ein bisschen runter, Rumiko.“ Faith, der die kleine Madeline an der Hand hielt, ging zu seiner 7 Jahre älteren Freundin hin und ergriff ihren Arm. „Du machst dir einfach viel zu viele Sorgen. Ihm wird es schon gut gehen und du weißt, dass du dich nicht so aufregen darfst!“

„Ich weiß, aber ich finde es sehr beunruhigend, drei Tage nichts von ihm zu hören und erst vor knapp zwei Stunden zu erfahren, dass er auf dem Weg hierher ist. Da muss doch etwas passiert sein! Wer weiß, was da in England los war.“

„Du musst ihm ein bisschen mehr vertrauen. Er ist ein erwachsener Mann und kann auf sich selbst aufpassen.“ „Ja schon“, gab Rumiko zu und errötete. „Aber er ist nun mal mein kleiner Bruder und der Anruf von diesem L war eben ein wenig beunruhigend. Beyond ist nach der Verhaftung seines besten Freundes einfach spurlos verschwunden und das sieht ihm eigentlich nicht ähnlich. Und als er selbst vorhin angerufen hat, klang er irgendwie so bedrückt, als wäre da was.“

„Ich kann dich schon verstehen, aber man kann sich da auch in irgendetwas hineinsteigern.“

„Es wird alles gut werden!“ rief Madeline plötzlich und nahm nun auch Rumikos Hand, wobei sie abwechselnd ihre Adoptiveltern mit einem Lächeln ansah. „Es wird alles gut werden!“ Offenbar hatte das kleine Mädchen gespürt, dass sowohl Faith als auch Rumiko gestresst waren und wollte mit diesem optimistischen Spruch beide Gemüter wieder besänftigen. Seit Faith den Geist ihrer Großtante entfernt und der Slender Man für immer verschwunden war, hatte sie sich immer mehr geöffnet und verhielt sich inzwischen wie ein ganz normales Kind. Sie war trotzdem sehr sensibel und immer, wenn sie den Beginn eines Streites spürte, rief sie einfach „Es wird alles gut werden!“ Und das half sogar manchmal.

Eine Durchsage ertönte und kündigte an, dass der Flug aus London eintreffen würde. Erleichtert atmete Rumiko auf und lachte sogar. „Kommt, lasst uns zu ihm gehen.“ Und so gingen sie Hand in Hand zu der Menschenmenge, die sich bereits versammelt hatte und zum Teil Schilder mit Namen von Personen und Unternehmen hochhielten. Rumiko drängelte sich bis ganz nach vorne und achtete dabei darauf, Madeline nicht loszulassen. Und tatsächlich dauerte es keine fünf Minuten, bis Beyond endlich zu sehen war. Laut rufend winkte Rumiko ihm zu, eilte auf ihn zu und Madeline hatte Mühe, Schritt zu halten. „Beyond, Mensch bin ich froh, dass es dir gut geht. Ich hatte mir schon solche Sorgen gemacht, dass dir etwas passiert wäre. Als du vorhin angerufen hattest, habe ich schon mit dem Schlimmsten…“ doch Rumiko konnte den Satz nicht beenden, denn Beyond ließ seine Tasche fallen und schloss seine Adoptivschwester in die Arme. Rumiko, die so etwas gar nicht von Beyond gewohnt war, da er eher der zurückhaltende und verschlossene Mensch war, war völlig überrumpelt und wusste zuerst nicht, was sie davon halten sollte. Das letzte Mal, als er sie so stürmisch umarmt hatte war vor über sechzehn Jahren gewesen, als sie seinen Vater erschossen hatte. „B-Beyond. Was ist denn los?“

„Nichts… ich bin einfach nur froh, dass die ganze Sache endlich vorbei ist. Mir ist endlich klar geworden, wer die wirklich wichtigen Menschen in meinem Leben sind. Und ich bin einfach nur froh, dass ich einen Ort habe, an den ich gehen kann und dass ich jemanden habe, der dort auf mich wartet.“ Als Rumiko das hörte, konnte sie die Tränen der Wiedersehensfreude einfach nicht zurückhalten und erwiderte die Umarmung. „Du wirst immer einen Ort haben, an den du zurückkehren kannst. Nämlich bei uns!“ Obwohl die Trennung der beiden nur wenige Tage angedauert hatte, war es ihnen wie Monate vorgekommen und noch nie waren sie so froh gewesen, einander zu sehen und sich in den Armen zu liegen. Rumiko küsste ihm auf die Wange und drückte ihn fest an sich. Dann lösten sie sich wieder voneinander und gingen in Richtung Parkhaus, wo sie den Rumikos dunkelblauen Opel geparkt hatten. „Demnächst wird es auf der Farm ziemlich viel Arbeit geben“, sagte Faith schließlich, als das Gepäck verstaut war und sie sich alle in den Wagen gesetzt hatten. „Wenn Rumiko nicht mehr arbeiten kann, müssen wir alle mehr anpacken.“

„Warum kannst du nicht mehr arbeiten? Bist du etwa krank?“ fragte Beyond und sah Rumiko fragend an, die sich hinter das Steuer gesetzt hatte und die Zündung betätigte. Wieder errötete sie und kicherte. „Ach Quatsch, es ist nur so, dass… ich… ähm…“

Die blonde Halbasiatin wurde ganz verlegen und brachte nur leises Gestammel hervor. Beyond verstand erst gar nicht, was das zu bedeuten hatte und sah nach hinten zu Faith, der ihm mit einem alles sagendem Lächeln zunickte. Da klappte Beyonds Kinnlade runter und er sah wieder zu Rumiko. „Nein, oder? Das glaub ich ja mal nicht. Wie… wie lange?“

„Der Arzt meint, es wären schon drei Wochen. Das heißt, es ist gleich nach meinem ersten Date mit Faith passiert. Zuerst waren wir beide echt überrumpelt gewesen, aber andererseits… Du weißt ja wie ich darüber denke.“

Und mit einem Male, als er nämlich diese wunderbare Nachricht gehört hatte, verflogen all der Kummer und die Sorgen, die ihn bedrückt hatten und er war so überwältigt, dass sogar er emotional wurde. Noch nie in seinem Leben war er so glücklich gewesen, auf der Welt zu sein und jemanden zu haben, der ihn aufrichtig liebte. Madeline, die direkt neben ihm saß und ihn weinen sah, nahm seine Hand und sagte wie so oft „Es wird alles gut werden.“

„Ja… das wird es.“ Und mit dieser Gewissheit fuhren die vier, die durch schwere Schicksalsschläge zusammengeführt und zu einer Familie zusammengeschweißt worden waren, ihrer neuen Zukunft entgegen.



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