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Das Todesspiel

Fortsetzung zu "Das Grauen"
von

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In der Gewalt von Nummer 14

Als Beyond das Haus von U erreichte, stand die Tür sperrangelweit offen und aus dem Inneren drang eine Klaviermusik her, die Beyond irgendwo schon mal gehört hatte, die aber dieses Mal nicht Bachs „Badinerie“ war. Nein, es war dieses Mal das Lied „Beware of the Friendly Stranger“. Die Musik hatte er gehört, als er als Jugendlicher rein zufällig auf die Salad Finger Videos gestoßen war. Das Lied jagte ihm einen Schauer über den Rücken und klang so fremdartig und seltsam, dass sie gar nicht von dieser Welt zu sein schien. Und die Heiterkeit, die in diesem Lied zu hören war, wirkte wie eine gefährliche Illusion. Sie war ungefähr genauso falsch wie das freundliche Lächeln einer gehässigen Person. Im Wohnzimmer war die Musik am lautesten und sie kam von einem Schallplattenspieler her, der genau in der Mitte des Raumes platziert war. An den Wänden waren die Körper von I und U genagelt und das in einer so bizarren Weise, dass der Serienmörder erst einmal sprachlos war. Man hatte ihre Leichen von der Haut befreit, die auseinandergebreitet an die Wand genagelt war und auch die Organe hingen aus dem Bauch raus und die Enden waren seitlich vom Körper an den Wänden mit rostigen Nägeln befestigt. Die Augen fehlten und der Kopf war vollständig von Haaren, Haut, Fleisch und Sehnen befreit, sodass der Schädel blank da lag. Die Arme waren ausgebreitet und sowohl Hände und Füße waren ebenfalls mit Nägeln versehen. Damit ähnelten sie einer absolut bizarren Version vom gekreuzigten Jesus. An der Wand gegenüber war mit Blut geschrieben „The sights of hell bring its viewers back in“, was in ungefähr so übersetzt werden konnte: Die Anblicke der Hölle bringen ihre Betrachter wieder dorthin zurück. Diese Botschaft hatte er schon mal gehört. Ja genau! Als Oliver versucht hatte, Wataris Computer zu hacken, war auf dem Bildschirm jene Nachricht erschienen. Aber was sollte diese Nachricht bedeuten? Was wollte Nummer 14 oder besser gesagt Fear Illusion damit sagen? „Die Anblicke der Hölle bringen ihre Betrachter wieder dorthin zurück.“ Schön und gut, aber wohin zurück? Und welche Hölle meinte er eigentlich? Und welche Betrachter meinte er damit? Etwa ihn oder die Buchstaben? Solange er dieses Rätsel nicht lösen konnte, würde die Schnitzeljagd weitergehen und er hatte nicht ewig Lust, durch die Gegend zu rennen und Leichen unter die Lupe zu nehmen. Moment mal, hatte Oliver nicht auch Fears Handynummer recherchiert? Dann müsste sie doch eigentlich bei den Notizen sein, die Beyond bekommen hatte. Er sah in seiner Tasche nach und überflog alles, was Oliver in Erfahrung gebracht hatte. Fear Illusion hieß mit richtigem Namen Dimitrij Ivanow und es war weder etwas über seine Familie noch über seine Zeit vor Wammys House bekannt. Man fand ihn halb verhungert nahe der russischen Grenze und er konnte sich nur auf Russisch verständigen und nur sehr mangelhaft lesen und schreiben, was er sich selbst beigebracht hatte. Er hatte eine Frau bei sich gehabt, die Anne Hartmann hieß, jedoch nicht mit ihm verwandt war. Während Fear im Waisenhaus lebte, besuchte sie verschiedene Kampfsportschulen und ließ sich auch zu einem Dienstmädchen ausbilden. Sie hatte in den bekanntesten Kampfsportarten schwarze Gürtel und konnte meisterhaft mit Schuss- und Klingenwaffen umgehen. Fear verließ kurz nach Beyonds Flucht das Waisenhaus und wurde ein berühmter Illusionist. Er war bekannt dafür, perfekte Illusionen zu erzeugen, indem er die Sinne seines Publikums manipulierte. Im Alter von 18 Jahren baute er sich die Nightmare Mansion und zog sich überraschend nach seinem 23. Geburtstag zurück, Gründe waren seine instabile psychische Verfassung. Der Stress war einfach zu viel für ihn und er ließ sich nur noch selten in der Öffentlichkeit blicken. Aufgrund seiner lockeren aber sehr eleganten Smokings, die dem Stil der Gründerzeit im Jahre 1880 nachempfunden wurde, nannte man ihn den einäugigen Gentleman. Fear trug stets eine Augenklappe, die mit einer weißen Rose verziert war und sein graues Haar ließ ihn gleichzeitig wie jemand wie aus dem 17. Jahrhundert erscheinen, wo alle noch weiße Perücken trugen. Auch die Innen- und Außenarchitektur seines Hauses entsprach dem des 19. Jahrhunderts. Fear liebte Spiele aller Art, er war ein Weinliebhaber und für gewöhnlich hörte er gerne Jazz. Kurzum, der Kerl war jemand mit Stil. Es war wirklich unglaublich, wie unterschiedlich sich die größten Freaks und Außenseiter in Wammys House entwickelt hatten. Fear war ein weltberühmter Illusionist, reich und hatte sich etwas aufgebaut, während Beyond zu einem gewöhnlichen Mörder verkommen war. Wie hatte es Fear bloß geschafft, sein Leben so zum Positiven zu gestalten, ohne völlig abzurutschen? Ach, alles erschien Beyond so schwer in diesem Moment und er wünschte sich nichts Sehnlicheres, als mit seinen beiden Freunden wieder zu sprechen. Er wollte wieder jung sein und zusammen mit Andrew Streiche spielen. Wie damals Chinaböller in die Briefkästen der Nachbarn legen oder Kaugummi in die Schlüssellöcher stopfen. Wie damals wollte er Reißzwecken auf die Stühle der Lehrer legen oder die Sitzflächen mit Kleber beschmieren. Oder aber sich an Lorraine zu rächen, die ihm im Essenssaal immer ein Bein stellte, indem er und Andrew sie fesselten und ihr mit einer Spritze harmlose Kochsalzlösung injizierten. Lorraine hatte panische Angst vor Nadeln und hatte furchtbar geschrieen, als sie allein schon die Nadel sah. Andrew hatte sogar noch einen drauf gesetzt, indem er ihr sagte, er würde ihr mikroskopisch kleine Parasiten spritzen, die zu langen Würmern heranwachsen und sie von innen auffressen würden. Zur Demonstration hatte er einen Bandwurm dabei gehabt, den sie im Biologieunterricht untersucht hatten. Danach hatte Lorraine es nie wieder gewagt, Beyond auch nur böse anzusehen. Ja, damals hatte sich Andrew jeden vorgeknöpft, der es gewagt hatte, Beyond herumzuschubsen. Und dann war er ganz plötzlich gestorben. Wie konnte alles nur so sehr eskalieren, dass Beyond seinen besten Freund mit einem Messer attackierte? Das machte doch überhaupt keinen Sinn! Oder war das nur eine Lüge gewesen, die L ihm eingetrichtert hatte? Konnte es vielleicht sein, dass L oder jemand anderes Andrew niedergestochen hatte und Beyond dann alles in die Schuhe geschoben hatte? Ja, das machte Sinn…. Was, wenn das die Wahrheit war, die Fear ihm als Nummer 14 enthüllen wollte? Nämlich dass nicht er, sondern jemand aus seinem Umfeld seinen besten Freund töten wollte? Als Beyond so darüber nachdachte, wurde ihm schlecht. Er nahm sein Handy und wählte Fears Nummer. Es ging jedoch nur die Mailbox ran und er hinterließ notgedrungen eine Nachricht. Vielleicht hatte er ja Glück und er erwischte Fear, wenn er es noch rechtzeitig ins Krankenhaus schaffte. Denn dort befand sich Fears nächstes Opfer: Die Chirurgin H alias Hester Holloway.
 

Als L und Oliver wieder erwachten, saßen sie auf Stühlen direkt gegenüber einem Gestell, worauf Watari geschnallt worden war und der von oben bis unten mit einer Art durchsichtigen Folie eingewickelt war. Selbst sein Kopf war fixiert und auch der Mund war mit Folie zugewickelt und nur Augen und Nase waren frei. Perfekt eingewickelt. L und Oliver hatte man nicht gefesselt, dafür aber stand Anne Hartmann neben der Tür Wache und hielt ihre Pistole bereit. Der Raum, in dem sie sich befanden, war kalt und steril, überall waren Fliesen und es war kalt. Irgendwie erinnerte dieser Ort an eine Art verlassenen Operationsraum. Die Tür öffnete sich mit einem Quietschen und ein Maskierter mit schwarzer Kapuzenjacke trat herein. Es war Nummer 14, darin bestand kein Zweifel und er gab ein leises amüsiertes und durch und durch boshaftes Lachen von sich. „Wie schön dass ihr beiden wach seid. Ohne euch kann die große Vorstellung doch nicht von statten gehen!“

„Lass den Unsinn und erkläre uns, was du mit uns vorhast!“

„Immer noch derjenige, der den Ton angibt, nicht wahr L? Ahahaha, aber nicht mehr lange. Schon bald wird die liebliche Melodie des siebten Requiems erklingen und das Spiel wird sich dem Finale zuneigen. Da wäre es doch schade, wenn ausgerechnet ihr fehlen würdet! Ihr drei bildet doch die letzte große Runde unseres Spiels.“ Die Stimme klang so samtig weich und sanft und hatte doch so etwas Eiskaltes und Bösartiges in sich, dass selbst L erschauderte. „Warum bringst du uns nicht um?“

„Das liegt doch auf der Hand, mein lieber Oliver. Es liegt nicht an mir, euch zu töten. Nein, ihr seid sozusagen die Opferlämmer. Euch wird niemand anderes als Beyond Birthday umbringen.“

„Warum sollte er so etwas tun?“

„Stellst du immer so dumme Fragen? Na weil L ihm den Mordversuch an A in die Schuhe geschoben hat, damit dieser noch ein schlechtes Gewissen hat und daran zerbricht.“ Und damit brach Nummer 14 in schallendes Gelächter aus, als hätte er den besten Witz aller Zeiten gehört. „In diesem Moment ist Beyond doch so verwirrt, dass er nicht einmal seinen eigenen Erinnerungen glauben kann. Und da es doch äußerst unlogisch erscheint, dass er seinem geliebten Freund so etwas antun würde, sucht er die Schuld unbewusst bei jenen, die er sowieso immer gehasst hat. Und wer wäre ihm da willkommener als Watari, Roger, L und die anderen „26“? Und wenn ihm erst einmal klar wird, wie übel ihr ihm mitgespielt habt, wird sein Hass von neuem entfachen und er wird Rache nehmen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis er den Weg zu mir gefunden hat.“

„Ich habe niemals versucht, Beyond ein schlechtes Gewissen zu machen!“ verteidigte sich L und stand von seinem Stuhl auf, doch als Anne mit der Pistole auf ihn zielte, setzte er sich lieber wieder hin. „Das weiß ich doch“, sagte Nummer 14 und lachte. „Aber weiß Beyond das? In diesem Augenblick zweifelt er wieder an deiner Aufrichtigkeit und wenn ich ihm auch noch den Beweis liefere, dass du ein hinterhältiger Lügner bis, dann wird er dir kein Wort mehr glauben. Ach ja, ich muss schon sagen: Mein Plan funktioniert bis ins kleinste Detail. Alles ist eingetreten, so wie ich es vorgesehen hatte. Bis auf diese Panne mit Uriah und Irene. Dieser verdammte Vollidiot hat fast alles ruiniert!“

„Was meinst du damit?“

„Vorgesehen war, dass Uriah und Irene sofort nach Beyonds Anruf getötet werden sollen, aber dieser Schwachkopf hat plötzlich über die Stränge geschlagen und ich musste seine Fehler wieder ausbügeln. Aber was will man von Fear schon anderes erwarten? Er ist ein Holzkopf!“

„Dann bist du gar nicht Fear Illusion?“

„Blitzmerker, was? Oh Mann, ihr hattet es alle die ganze Zeit vor Augen und habt es dennoch ignoriert. Es ist doch wirklich traurig, wie beschränkt der Horizont des großen L wirklich ist.“ Und damit nahm Nummer 14 seine Maske endlich ab. Zum Vorschein kam ein rothaariger junger Mann mit dunkelbraunen Augen und Sommersprossen im Gesicht. Er hatte Ähnlichkeiten mit Benjamin Lake, der tollpatschigen Aushilfskraft im Hotel. Nur die Haarfarbe war nicht mehr blond, das war auch schon alles. „Du?“ fragte L erstaunt und zum ersten Mal in seinem Leben entgleisten ihm sämtliche Gesichtszüge. „Das… das ist doch…“

„Wir haben uns seit langem nicht mehr gesehen, nicht wahr, L Lawliet?“

„Das gibt es doch nicht“, stammelte Oliver und das nackte Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Auch Watari sah fassungslos aus. „Du kannst es gar nicht sein. Du bist doch tot!“

„Naja, ich gebe zu, dass es ein bisschen schwierig war, aber dank Fear konnte ich die ärztlichen Dokumente vertauschen, sodass nicht die zahnärztlichen Informationen meiner Wenigkeit vorlagen, sondern die eines anderen Patienten in der Arroway Anstalt. Lange habe ich als Ben Lake gelebt und auf meine Rückkehr als A, oder besser gesagt als Andrew Asylum gewartet. Ihr glaubt nicht, wie unglaublich anstrengend es war, Ben Lake zu sein. Einen Trottel zu spielen, der selbst zu blöd zum Putzen ist. Aber wenn ich zurückblicke, dann war es mir Wert gewesen. Wenn Beyond kommt, gibt es erst einmal ein Tränenreiches Wiedersehen und ihm wird eine Szene geboten, die er nicht so schnell vergessen wird. Er wird sehen, wie Watari versuchen wird, mich umzubringen. Natürlich darf nichts darauf hinweisen, dass er gefesselt wurde. Deswegen hab ich auf Klebeband und Seile verzichtet und ihn in Folie eingewickelt. Die Idee kam mir übrigens mit der Serie „Dexter“. Eine gute Inspirationsquelle.“

„Warum sollte Watari versuchen, dich umzubringen?“

„Na das liegt doch auf der Hand: Fears besondere Gabe. Mit seinem rechten Auge kann er seine Mitmenschen hypnotisieren und sie dazu zwingen, alles zu tun, was er will. Sei es, am Telefon Dinge zu sagen, die er niemals sagen würde oder aber, sich wehrlos dem eigenen Mörder ergeben. So ist es ihm gelungen, E ohne Kampf zu überrumpeln, nachdem er Watari an den vereinbarten Ort geschickt hat. Ich hatte das Ganze überwacht und dafür gesorgt, dass Anne Watari unbemerkt hinausschleust. Eigentlich hatte ich gedacht, ich könnte Fear zutrauen, alleine weiterzumachen, aber die Panne mit Irene und Uriah hat mir gezeigt, dass man ihn nicht ohne Aufsicht lassen kann.“ Gut gelaunt setzte sich Andrew auf einen freien Stuhl und holte aus seiner Jackentasche Traubenzuckerwürfel, die er sich in den Mund schob und kaute. Schon im Waisenhaus hatte er sie stets und ständig gegessen. „Diese Dinger hier liebe ich fast genauso sehr, wie ich Spiele liebe. Wir beide sind gar nicht mal so verschieden, L. Wir beide manipulieren unsere Mitmenschen, benutzen sie wie Schachfiguren und belügen und betrügen.“

„Ich tue das aber, um Schwerkriminelle zu fassen und nicht zum persönlichen Vergnügen.“

„Ach komm schon. Jetzt erzähl mir nicht, dass du es nicht genießt, wenn alle tun, was du sagst. Gib es doch zu, dieses Gefühl ist doch herrlich. Da fühlt man sich ja fast wie ein Gott.“

„Sag bloß, du hältst dich für Gott.“

„Nein, ich halte mich für einen Spieler, der die Puppen an den Fäden zieht. Indem ich sie glauben lasse, dass sie sich frei bewegen können, lassen sie sich von mir führen. Nach diesem Paradoxon lebe ich und bis jetzt habe ich noch nie ein Spiel verloren. Ja, man kann schon sagen, dass ich schon fast süchtig nach Spielen bin. Zuerst habe ich kleine Tiere gequält, aber irgendwann war mir das nicht mehr genug. Und als ich meine Spiele dann mit den Kindern im Waisenhaus durchgeführt habe, war das purer Nervenkitzel. Das war besser als jede Theatervorstellung und spannender als jede Fußball WM, aufwendiger als jedes Rätsel und ich war der Game Master, der sich zwischendurch ins Spiel schleicht, um es zu seinen Gunsten zu manipulieren. Ich allein entscheide, wie dieses Spiel endet und wenn eine Spielfigur zu lahm ist, wird sie aussortiert, während die besten bevorzugt werden. Und Beyond ist mein absoluter Favorit, mein bestes Spielzeug. Fear ist zwar sehr nützlich und er tut alles, was ich sage, aber leider geben mir die Spiele mit ihm nicht den Reiz wie mit Beyond. Ich meine, mit Fear kann ich alles machen. Ihn demütigen, ihn foltern, der macht alles mit. Der steht ja richtig darauf. Beyond hingegen hat eine zerbrechliche Seele, ein angekratztes Selbstbewusstsein und es fällt ihm schwer, Vertrauen zu anderen aufzubauen. Er ist wie eine schöne Blume im Sumpf. Aber genug davon. Hier kann man doch nicht vernünftig reden. Ihr habt doch sicherlich Hunger! Kommt, wir gehen woanders hin, wo wir in entsprechender Atmosphäre miteinander reden können. Nur keine Sorge, ich tu euch schon nichts. Höchstens, wenn ihr auf den Gedanken kommt, wegzulaufen. Anne, du hältst hier bei Watari die Stellung.“ Da sowohl L als auch Oliver lieber nicht wissen wollten, was ihnen drohte, wenn sie Andrews Anweisungen nicht Folge leisteten, hielten sie es für besser, ihm zu folgen. Der tot geglaubte Wammy-Sprössling führte sie einen langen Gang mit mehreren Stahltüren entlang, bis sie um die Ecke bogen und nach einer Weile eine Art Cafeteria erreichten, die im Gegensatz zum Rest des Gebäudes frisch renoviert zu sein schien und einen sehr gemütlichen Eindruck machte. Es war für drei Personen gedeckt und jeder Platz war mit einem Namensschild versehen. Und für jeden war ein Gericht serviert. „Keine Sorge, das Essen ist nicht vergiftet. Es würde nicht zu meinem Plan passen, wenn ihr beide sterbt.“

„Schön zu hören“, murmelte Oliver als er sich an seinem Platz setzte. Ihm war ein Medium Steak serviert worden, mit Rosmarinkartoffeln und dazu passender Sauce. Dazu gab es einen Rotwein. Für L, der hauptsächlich nur an Süßem interessiert war, gab es eine Erdbeertorte und eine Mousse au Chocolat. Dazu noch Tee mit extra viel Zucker. Für Andrew gab es gebratenen Lachs mit Zitronenrisotto und dazu einen Weißwein. Das Essen sah vorzüglich aus und war gerade erst serviert worden. Nachdem sich L und Oliver gesetzt hatten, nahm auch Andrew Platz und trotz dieser mehr als ernsten Situationen, ließen sie sich das Essen schmecken. Es war nicht vergiftet, Andrew hatte da nicht gelogen. Und da er auch keinerlei Anstalten machte, sie zu bedrohen oder ihnen etwas anzutun, gab es auch keinen Grund, die angebotenen Konformitäten abzulehnen. Nach dem Essen wurde von Fear, der wie immer akkurat gekleidet war, das Dessert serviert und Getränke nach Wunsch. „So, damit wären wir gestärkt und die Stimmung hat sich gelockert. Ich bin ja kein Unmensch! Wenn ihr noch Fragen habt, beantworte ich sie euch gerne.“

„Ich hätte eine Frage“, meldete sich L sofort, „Warum wolltest du mich damals umbringen?“

„Tja… warum wohl?“ fragte Andrew sich selbst und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Weißt du, Wataris Waisenhaus ist ja eigentlich dazu da, um Nachfolger für L auszubilden. Aber irgendwann hat sich herausgestellt, dass ich im Grunde der bessere L bin. In allen Tests war ich besser als er und doch saß ich in Wammys House fest. Das erschien mir doch unlogisch, zumal Watari mir den Buchstaben A zugeteilt hat, der die Botschaft „Advancement“ für Verbesserung und Fortschritt enthält oder „Acme“ für Höhepunkt und Gipfel. Also schlussfolgerte ich: Wenn ich der bessere L bin, dann muss der schlechtere verschwinden! Das hab ich auch versucht, Watari klar zu machen, aber der alte Bock wollte nicht hören. Er sagte, dass ich charakteristisch nie an L heranreichen werde. Und das nur, weil ich gerne Feuer gelegt und kleine Tiere getötet habe.“

„Wie es scheint, hast du deine Pyromanie überwunden.“

„Ich wollte die Wartezeit in der Arroway Psychiatrie nicht ungenutzt lassen. Nun gut, ich hatte einen kleinen Rückfall gehabt, indem ich Jeff Blalock und das Waisenhaus abgefackelt habe, aber Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut! Wenn ich wieder den Drang habe, den Nachbarshund mit Benzin zu übergießen und anzuzünden, denke ich mir ein neues Spiel aus. Allein schon die Planung erfordert viel Arbeit und Konzentration. Es muss ja alles stimmen, damit bloß nichts schief läuft. Aber solange man sein Lieblingsspielzeug entbehren und stattdessen mit billiger Massenware vorlieb nehmen muss, macht es keinen großen Spaß.“

„Warum hast du erst jetzt nach über 12 Jahren mit diesem Spiel begonnen?“

„Weil es erstens sehr viel Planung erforderte und weil es den perfekten Moment abzuwarten galt. Der Jäger springt ja auch nicht seine Beute sofort an, sondern lauert ihr erst einmal auf. Ich musste auf den geeigneten Köder warten, mit dem ich Beyond anlocken wollte und leider konnte ich seine Schwester nicht nehmen. Wenn ich Leute aus seinem engeren Umfeld nehme, mit denen er mal ein harmonisches Verhältnis hatte, funktioniert das nicht so gut. Und dieser Schwachkopf Jeff kam mir da gerade recht. Ja, ich habe ihn auf die Idee gebracht, Familien umzubringen und dabei besonders brutal vorzugehen, damit sich das FBI darum kümmert. Und die Tötungsweise musste unbedingt Beyond darauf aufmerksam machen und in ihm den Verdacht erwecken, dass Jeff der Killer ist. Von alleine wäre der Kerl doch gar nicht drauf gekommen!“



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