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Das Todesspiel

Fortsetzung zu "Das Grauen"
von

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Der Aufschrei der 26

Als Beyond nach einer schier endlosen Nacht aufwachte, fand er Oliver mit seinem Laptop auf dem Boden sitzend vor und wie er ein Mikrofon anschloss. Verschlafen rieb er sich die Augen und setzte sich auf. „Was machst du da?“

„Sorry, aber hier hab ich die beste Verbindung. Die anderen der „26“ haben eine Krisensitzung einberufen und da muss ich eben teilnehmen. Es geht sicher um den Brandanschlag auf Wammys House.“ „Meine Einladung haben sie wohl vergessen….“ Oliver sah ihn nur mit entschuldigender Miene an und lächelte beschämt. Beyond seufzte und verschwand ins Badezimmer. „Schon okay. Ich weiß, dass die mich nicht ausstehen können. Ich will von diesen Snobs auch nichts wissen.“ Doch Oliver war sich nicht so ganz sicher, ob das auch wirklich die ganze Wahrheit war. Er kannte Beyond zwar nur von früher her, aber er erinnerte sich noch sehr gut, wie gemein die anderen zu ihm gewesen waren. Sie hatten ihn wie einen Außenseiter behandelt, genauso wie Fear und A. Wahrscheinlich war das der Grund, warum die drei so gut zusammengehalten haben. Man hatte sie das Horror-Trio genannt. Wobei, wenn Oliver sich so richtig zurückerinnerte, war es eine wirklich seltsame Beziehung zwischen den dreien gewesen. A und Beyond waren die engsten Freunde, fast so wie Brüder und sie hatten immer zusammen abgehangen. A und Fear hatten da schon ein komplizierteres Verhältnis. Man konnte sie am besten mit einem Sado-Maso Pärchen vergleichen. Fear ließ sich gerne von A herumschubsen und klebte an ihm und Beyond wie Kaugummi an der Schuhsohle. Dabei war es nicht einmal richtige Freundschaft. Nein er bewunderte sie viel mehr und redete sich wahrscheinlich nur ein, dass es überhaupt eine Freundschaft zwischen ihm und den beiden gab. Im Grunde war Fear eigentlich zu bemitleiden, weil er so etwas mit sich machen ließ.

Oliver gab den Code ein, der ihn von der „Konferenz“ trennte, die von einem der Buchstaben einberufen wurde. Es war bis jetzt noch nie vorgekommen, dass die „26“ eine Versammlung abhielten und das zeigte, dass die Lage wohl ernster war als gedacht. Wahrscheinlich glaubten sie, dass der Anschlag eine Art Kriegserklärung gegen Watari war, der es vor Jahrzehnten selbst aufgebaut hatte. Und sicher hatten sie Beyond in Verdacht, weil dieser sie alle hasste. Dabei waren sie diejenigen gewesen, die ihm seine Zeit im Waisenhaus erschwert haben. Fast jeder der 26 hatte sich eingeloggt, mit der Ausnahme von M und N, die noch mit Verbrennungen und einer Rauchvergiftung im Krankenhaus lagen, K war erst letztes Jahr bei einem Bioterroranschlag ums Leben gekommen und L und Watari nahmen nicht teil (was ihnen überhaupt nicht ähnlich sah). Schließlich wurde die Sitzung von H, der engsten Vertrauten von L, für eröffnet erklärt und J, der wohl erfolgreichste Staatsanwalt der Welt, verlas die Punkte, die nun besprochen werden sollten. Tatsächlich ging es hauptsächlich um die Brandstiftung, bei der es offensichtlich Ziel gewesen war, die Kinder zu töten, da sowohl Türen und Fenster verschlossen waren. Es dauerte nicht lange, da begann eine heftige Diskussion. Oliver hielt sich vorerst zurück und wollte erst einmal verfolgen, wie sich das Ganze entwickeln würde. Nachdem alle wild durcheinander redeten, schaffte es C, sich Gehör zu verschaffen. C war neben J und H die Jüngste und arbeitete bei einem Bombenentschärfungskommando, das unabhängig auf der ganzen Welt Blindgänger entschärfte und Anschläge in Krisengebieten vereitelte. Dadurch hatte sich C einen sehr hohen Grad an Respekt verschaffen können. „Dieser Anschlag galt nicht nur Watari, sondern auch uns. Wer auch immer das getan hat, es muss jemand sein, der um die Bedeutung des Waisenhauses weiß! Das war keine gewöhnliche Brandstiftung. Es ging gezielt um die Tötung der Kinder.“

„Was ist wenn er dahintersteckt?“ warf E vorsichtig ein und sofort erhielt sie einen saftigen Konter von G. „Das ist doch lächerlich. Wir sollten bei Tatsachen bleiben und nicht irgendwelchen Geistern hinterherjagen.“

„Und was wenn er es ist?“ meldete sich überraschenderweise F, der sich bis jetzt noch kein einziges Mal zu Worte gemeldet hatte. „Wenn wirklich jene Person dahintersteckt, dann sind die Kinder nicht die Einzigen, die bluten werden. Er wird uns alle töten.“

„Von wem sprecht ihr da eigentlich?“ fragte Oliver nach und versuchte die anderen zum Schweigen zu bringen. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass sie alle etwas verschwiegen und dass es nicht gerade eine Kleinigkeit war, das sie geheim hielten. „Von wem zum Teufel sprecht ihr da?“

„Du kannst dich zum Glück nicht mehr daran erinnern, was passiert ist, O“, sagte E mit ängstlich zitternder Stimme. „Damals wäre jemand aus unserer Reihe fast getötet worden. Es war schrecklich.“

„Aber er lebt nicht mehr und deswegen ist diese Geschichte nicht von Bedeutung“, sagte Z schließlich in einem kühlen und sachlichen Ton und schaffte es, wieder Ordnung zu bringen. „Fakt ist, dass nicht nur das Waisenhaus zerstört wurde, L ist spurlos verschwunden und wir können Watari nicht mehr erreichen. X und ich befürchten, dass ihnen etwas zugestoßen sein könnte oder aber, sie nehmen aus einem bestimmten Grund nicht an unserer Konferenz teil:nämlich weil sie um ihre eigene Sicherheit besorgt sind.“

„Vielleicht ist ihnen euer hirnloses Geschwätz einfach zu dumm und sie haben Besseres zu tun, als mit euch zu streiten.“ Als F das sagte, gingen die anderen lauthals und verbal auf ihn los und Oliver schüttelte den Kopf. F hatte Recht, diese ganze Aktion war doch total hirnlos. Er musste etwas tun, um diese Streithähne zum Schweigen zu bringen, nur fragte er sich, ob es wirklich ratsam war, von Nummer 14 zu berichten und Beyond in die Schusslinie zu schicken. Die anderen „26“ würden ihn glatt ins Gefängnis sperren, weil sie ihn verdächtigen würden. Was also sollte er am Besten tun? Er konnte aber auch nicht schweigen, das verbot ihm seine Pflicht, zumal er die anderen vielleicht in Gefahr bringen konnte. Also rief er dazwischen, damit er ihnen allen eine Standpauke halten konnte. „F hat ganz Recht. Diese ganze Diskussion führt zu rein gar nichts und ist absoluter Schwachsinn. Ich finde es sowieso unmöglich, dass keiner von euch es für nötig hält, B zu der Konferenz einzuladen. Dabei ist er es, der bereits eine Spur verfolgt und näher an der Wahrheit dran ist, als ihr alle zusammen!“

„B weiß, wer dahintersteckt?“

„Noch nicht, aber es ist nur eine Frage der Zeit. Und er hätte euch längst die Details gesagt, hättet ihr euch mal dazu überwinden können, auf ihn zuzugehen. Wenn euch also daran gelegen ist, mehr über den Brandstifter zu erfahren, dann würde ich vorschlagen dass ihr euch persönlich bei ihm entschuldigt und ihn ebenso persönlich darum bittet, seine Informationen an euch weiterzugeben. Ich für meinen Teil werde euch ganz sicher nicht helfen! Ich werde nicht mehr mit ansehen, wie ihr ihn ausgrenzt und ihn wie einen Freak behandelt. So, mehr werde ich dazu nicht sagen. Meinetwegen könnt ihr Mädels euch weiter anzicken, ich hab keine Lust mehr auf diesen Blödsinn. Tschüss die Damen!“ Und damit loggte er sich wieder aus und klappte den Laptop mit einem genervten Seufzer zu. Dabei hatte er gar nicht gemerkt, dass Beyond ihm die ganze Zeit über zugehört hatte. Und dieser war überrascht über Olivers Rede. „Wow Oliver, das hättest du wirklich nicht zu tun brauchen.“ „Mich kotzt es an, wie sie dich behandeln und es war längst überfällig, dass jemand ihnen die Meinung sagt!“

„Ist nett gemeint, aber ich brauch keinen Beschützer.“ Da das Treffen sehr abrupt beendet worden war, nutzten Oliver und Beyond ihre Zeit, um zum Bäcker zu gehen und dort zu frühstücken. Dabei erzählte Oliver auch von seiner merkwürdigen Konversation mit Nummer 14, der offensichtlich ein geschickter Hacker war und über die Seite Cleverbot.com Kontakt zu ihm aufgenommen hatte. „Was meinst du, ist es wirklich Fear?“ „Ich will mich noch nicht festlegen, aber es sieht danach aus. Da ich wohl keine Informationen mehr in Winchester bekommen werde, muss ich wohl nach London und Fear in seinem Anwesen sprechen.“

„Dann komme ich mit dir. Dieser Dreckskerl hat unser Heim zerstört und hundert unschuldige Menschen auf dem Gewissen. Und wenn du mich nicht dabei haben willst, dann lauf ich dir einfach hinterher!“ Zuerst zögerte Beyond jedoch, da er es eigentlich gewöhnt war, alleine zu arbeiten. Wenn es hart auf hart kam, wäre Oliver sicher ein Klotz am Bein, aber andererseits war dieser sozial veranlagte herzensgute Mensch der wohl gefährlichste Hacker der Welt, der die Wall Street ins Chaos stürzen und an die geheimsten Geheimakten kommen konnte. Und seine Hilfe konnte er sicher noch gebrauchen. Der Zufall oder das Schicksal hatten sie nach all den Jahren wieder zueinander geführt, also sollte er die Gelegenheit nutzen und über eine Zusammenarbeit nachdenken. Erwartungsvoll und mit großen dunkelblauen Augen sah Oliver ihn an und wirkte irgendwie nicht mehr so ganz erwachsen. Eher wie ein 12-jähriger. „Na gut, aber wenn es brenzlig wird, dann ziehst du dich zurück und lässt mich alleine weitermachen. Ich will nicht, dass du hinterher noch als Geisel oder als Zielscheibe für Angriffe endest.“

„Ist versprochen. Und ich werde dir so gut helfen, wie es geht.“

„Dann kannst du mir gleich mal zeigen, wie gut du Personen ausfindig machen kannst. Ich stell dir mal einen „Einkaufszettel“ zusammen mit allem, was ich insgesamt brauche.“ Aus seiner Hosentasche holte Beyond einen Zettel und einen Kugelschreiber heraus und begann, eine Liste zusammenzustellen. „Richtiger Name, Geburtsort, Geburtsdatum, Adresse, Telefonnummer, E-Mail Adresse, Konten und entsprechende Auszüge der letzten sechs Monate, Passwörter, Vorstrafen und sonstige Schmutzwäsche, letzte Aufenthaltsorte, Kontakte über Mail und Handy, Kundenlisten und Vergangenheit.“ Stirnrunzelnd sah sich Oliver seine „Einkaufsliste“ an und lächelte ein wenig ungläubig. „Das ist alles? Nun, das müsste ich in knapp zwei Stunden mit einem funktionsfähigen Drucker, Internetempfang und einem Tasse Latte Macchiato komplett fertig haben. Allerspätestens!“

„Gut, ich verlass mich auf dich. Könntest du auch noch nachhorchen, was wirklich mit A’s Selbstmord auf sich hat? Ich werde das Gefühl nicht los, dass da noch viel mehr dahinter steckt.“

„Kein Problem, das mach ich auch noch. Ich muss allerdings noch vorher mit Watari Kontakt aufnehmen und ihm sagen, dass ich L’s Ware habe.“

„Seine Ware?“

„Mein Programm. Ich habe mit L eine Vereinbarung getroffen, damit ich in Ruhe meine Arbeit beenden kann.“

„Und was für eine?“

„Er hält mir diese Agenten, Spione, die ganzen Polizisten und was weiß ich noch, wer hinter mir her ist vom Leib. Im Gegenzug dafür händige ich ihm eine Kopie aus. Ohne L wäre ich sicher jetzt tot oder würde auf Guantanamo verrotten.“

„Übertreibst du da nicht etwas?“

„Du scheinst dir nicht im Klaren zu sein, welche Macht das Programm mit sich bringt. Damit könnte jeder Laie sämtliche Satelliten ausschalten, alle Sicherheitssysteme lahm legen und jeden einzelnen Computer in der ganzen Welt hacken und ihn vollständig einsehen. Damit beherrscht man quasi die Welt und wenn L nicht seine Beziehungen spielen lassen würde, dann hätte man mir längst irgendetwas angehängt und eine Hetzjagd gegen mich gestartet. Oder noch schlimmer: Sie setzen eine Summe auf meinen Kopf aus. Ich gehöre neben zu den führenden Terroristen zu den gefährlichsten Menschen der Welt. Allein schon weil ich besagte Ware produziert habe und in Händen halte.“ Oliver kam wirklich zugute, dass er überhaupt nicht wie ein Cyberterrorist aussah und so unscheinbar wie harmlos wirkte. Beyond konnte sich nicht vorstellen, dass sein alter Freund auch nur in Betracht ziehen würde, diese Macht zu seinem eigenen Vorteil auszunutzen. Dazu war er einfach viel zu aufrichtig. So wie er ihn kannte, würde er den Hackschlüssel nicht einmal anrühren, es sei denn, die absolute Ausnahmesituation war gegeben. Einerseits ehrte ihn diese Aufrichtigkeit, aber andererseits war es auch eine echte Verschwendung. Er, Beyond Birthday, wäre sicherlich nicht so ehrlich und pflichtbewusst wie Oliver, sondern würde die Vorteile für sich nutzen, wenn sich solch eine Gelegenheit bot. Wenn er wirklich skrupellos und hinterhältig wäre, dann würde er Oliver durch einen Trick den Hackschlüssel abnehmen oder ihn umbringen, aber er würde so etwas nicht tun. Spätestens seit seinem Kampf gegen Jeff hatte er Freundschaften zu schätzen gelernt und er würde seine zu Oliver nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Außerdem war es auch nicht gerade das Gelbe vom Ei, von jeder Regierung jeden Landes verfolgt und gejagt zu werden. Nein, er bevorzugte doch lieber das zurückgezogene Leben, wo ihn keiner störte. Das Leben unter Menschen hatte er schon lange satt.

„Sag mal Beyond, warum hast du eigentlich so einen Hass auf L?“

„Er ist der Grund, warum A tot ist und er ist einfach über seinen Tod hinweg gegangen und hat mich an seine Stelle gesetzt. Das konnte ich einfach nicht akzeptieren und deswegen wollte ich, dass L dafür bezahlt.“

„Letzten Endes warst es aber du, der mit Knast bezahlt hat.“

„Wäre mir dieser Fehler nicht unterlaufen, dann hätte ich diesen Mistkerl von seinem hohen Ross runtergeholt. Das mit A hatte mir gezeigt, dass ein Menschenleben für ihn keinerlei Wert hat und ich wollte kein billiges Ersatzteil sein, das man jederzeit wieder austauschen kann. Genau das kann ich ihm und Watari einfach nicht verzeihen.“ Eine Pause trat ein und es sah so aus, als wollte Oliver etwas sagen, doch er behielt es dann lieber für sich und schwieg. Bedrückt starrte er auf seinen Kaffee und fragte sich, warum L damals einfach so über A’s Tod hinweggegangen war, ohne Rücksicht auf Beyonds Gefühle zu nehmen. Normalerweise kannte er L als einen ganz anderen Menschen. Zwar nicht direkt persönlich, doch er hatte L als einen verschrobenen aber verständnisvollen und intelligenten Menschen gehalten, der zwar oft über die Stränge schlug, aber dabei nicht grundlos seine Mitmenschen benutzte. Das tat er meist nur, wenn er einen größeren Schaden verhindern wollte. Hätte er doch wenigstens das Gespräch mit Beyond gesucht, dann hätte es vielleicht nicht in drei Morden eskalieren müssen. „Entschuldige mich, aber ich hab noch ein paar Sachen zu erledigen. Ich schau später bei dir vorbei, wenn ich deine Liste abgearbeitet habe.“

„Okay, bis später.“ Damit packte Oliver seine Sachen zusammen, bezahlte seinen Kaffee und verließ die Bäckerei. Er musste noch schnell die Mini-Disk wegbringen, auf der sich L’s gewünschte Ware befand. Zwar stand „Urlaubsfotos“ drauf, aber das war nur ein Teil der Tarnung. Würde man die Disk ins Laufwerk eines Computers einlegen und die Dateien öffnen, würden insgesamt 666 Ordner mit diversen Programmen erscheinen, die allesamt Viren enthielten, die bei einem Fehlgriff sofort das Programm zerstören würden, wenn eines von ihnen gewählt wurde. Das Programm selbst hatte er in Ordner Nummer 17 versteckt und er vertraute darauf, dass L darauf kommen würde. Denn diesen Ordner hatte er aus einem bestimmten Grund gewählt: Nahm man nämlich A=1 und B=2 würde man für L 12 erhalten. Da aber das Vokal „E“ davor war, musste also 5 dazugerechnet werden und das bedeutete, das L gar nicht 12 sondern 17 ergab. Aber auch den Hackschlüssel selbst hatte er perfekt gesichert. Es musste nämlich ein 20stelliger Zahlencode eingegeben werden und wurde sie ein Mal falsch eingegeben werden, würde der Virus aktiviert werden und das Programm unbrauchbar machen. Und diesen Code kannten nur er und L. Selbst der Versuch, den Code durch Tricks zu knacken oder zu umgehen, würde nur dazu führen, dass der Hackschlüssel vernichtet würde. Oliver war ganz sicher nicht so unvorsichtig und würde das Programm so einfach zugänglich machen. Flüchtig sah er sich um, ging über die Straße und bog schließlich nach einem fünfminütigen Fußmarsch in eine Gasse ein. Er kam zu einem kleinen Waschsalon an, der ziemlich heruntergekommen aussah. Die Dame, die dort arbeitete, war keine Wäscherin sondern eine Eingeweihte, die für die Weitergabe zuständig war. „Guten Tag mein Herr, was kann ich für Sie tun?“

„Ich möchte gerne etwas abholen, nur leider hab ich den Abholschein vergessen.“

„Welche Nummer hatten Sie denn?“

„Die Nummer 15.“ Die Frau, die mit ihren 50 Jahren schon fast schneeweißes Haar besaß, suchte alles ab und holte schließlich eine Jacke heraus und reichte sie ihm. „Ist es die hier?“ Statt der Nummer 15 hatte sie ihm wie vereinbart die Nummer 17 gereicht. Das war Olivers Stichwort. Er nahm die Jacke entgegen und schmuggelte die Minidisk in die Innentasche, dann gab er die Jacke wieder zurück. „Tut mir leid, das war sie leider nicht. Meine Jacke war eine Nummer kleiner.“ Damit hängte sie die Jacke wieder zurück und ließ dabei die Disk unauffällig in ihre Schürze verschwinden. Dann holte sie die vereinbarte Nummer heraus und reichte Olivers richtige Jacke. Er bedankte sich, bezahlte und verließ die Wäscherei. Alles war glatt über die Bühne gegangen und es würde nicht lange dauern, dann hatte L den Hackschlüssel in Händen. Die Frau, die früher mal seine Lehrerin war, hatte nach der Übergabe die Aufgabe, mit der Disk in ihrer Kaffeepause in ein bestimmtes Cafe zu gehen. Dort würde sie besagte Ware an Watari oder einen anderen Gefolgsmann von L weitergeben. An einer verlassenen und abgelegenen Straßenecke blieb er schließlich stehen und wählte eine Nummer auf seinem Handy. Die elektronisch verzerrte Stimme von L meldete sich. „Ich bin’s: Oliver. Ich wollte nur sagen, dass deine Brieftaube unterwegs ist. Ach übrigens, vorhin haben die „26“ ein Treffen einberufen und über den Brandanschlag diskutiert. Weshalb haben du oder Watari nicht teilgenommen?“

„Weil wir verhindert waren. Jemand hat all unsere Computer und Handys lahm gelegt und wer auch immer dahintersteckt, er hat es auf die Verbliebenen der 26 abgesehen.“

„B hat mir erzählt, dass ein gewisser Nummer 14 ihn seit einiger Zeit verfolgt und auch einen alten Bekannten von ihm auf brutale Art und Weise vor seinen Augen ermordet hat. Und nicht nur das, er soll auch für das Feuer im Waisenhaus verantwortlich sein. Und als ich an seinen Laptop ging, da hat sich plötzlich die Seite Cleverbot.com geöffnet und in Wahrheit war es Nummer 14. Er sagte, dass es vor einiger Zeit einen schrecklichen Vorfall im Waisenhaus gab, der zum Tod eines Jungen geführt hat und dass du und Watari diese Tatsache vertuscht habt. Kannst du mir bitte erklären, was das zu bedeuten hat?“

„An Details kann ich mich leider selber nicht mehr erinnern, es ist über zwölf Jahre her. Ich weiß aber noch, dass ich B mit einem Messer in der Hand gesehen habe. Er war völlig verstört und konnte nicht einmal mehr sprechen. Das Messer und auch seine Kleidung waren mit Blut verschmiert und ich selbst bin wenig später auf der Intensivstation im Krankenhaus aufgewacht.“

„Dann hat er damals versucht, dich umzubringen?“

„Nein, im Gegenteil. Die Geschichte war die, dass ich damals nach Wammys House kam um eine Auszeit zu nehmen. Da ich aber nicht erkannt werden wollte, hab ich B eingeweiht und wir haben gemeinsam die Rolle als B gespielt. Da wir uns zum Verwechseln ähnlich sahen, war es auch kein Problem. Allerdings ist irgendetwas passiert und ich weiß nur, dass B ein Messer in der Hand hielt und er mit Blut besudelt war. Er sah völlig verstört aus und konnte kein Wort mehr sagen. Er wollte mich schützen und hatte deshalb nach dem Messer gegriffen. Das ist aber auch schon alles.“

„Und wer wollte dich umbringen?“

„Das weiß ich nicht. Watari hat mir nichts gesagt und meinte nur, er habe dafür gesorgt, dass so etwas nie wieder vorkommt.“

„Dann hat er den Kerl beseitigt, der dich töten wollte?“

„Das würde Watari niemals tun.“

„Könntest du ihn bitte fragen, was damals passiert ist? Und wenn er nicht mit der Sprache rausrückt, dann mach ihm bitte klar, dass der Brand im Waisenhaus wahrscheinlich nur der Anfang war. Wenn wir Nummer 14 nicht schnappen, wird er wieder töten.“ L versprach, das Gespräch mit Watari zu suchen und sich schnellstmöglich wieder mit Oliver in Kontakt zu setzen. Jedoch musste er versprechen, sich nicht direkt an Beyond zu wenden, weil dieser ihm die Schuld an A’s Selbstmord gab. Es würde nur böses Blut geben und das wollte Oliver lieber verhindern. Nachdem er auch dieses Telefonat erledigt hatte, machte er noch einen Abstecher in einen Fachhandel für Computerzubehör und kaufte sich dort einen größeren Arbeitsspeicher für seinen Laptop und noch ein paar andere Kleinigkeiten. Danach ging er ins Hotel, um dort mit seinen Nachforschungen zu beginnen.



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