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Scare me

Criminal Minds
von

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Zusammenhänge

Grausame Bilder prägten sich oft in all ihren schaurigen Facetten in das Gehirn ein. Wer jemals das Foto einer übel zugerichteten Leiche gesehen hatte, wurde diesen Anblick nur schwer wieder los. Das Unterbewusstsein sorgte dafür, dass kein noch so morbides Detail verloren ging. Es reichte auch schon ein winziger Blick. In ihrem Blut liegende Körper hatten eben eine dominantere Präsenz als kleine Kätzchen auf Kalenderblättern.
 

Bei Spencer war die Sachlage anders, er vergaß nie etwas, was man gut und gerne als Fluch und Segen gleichermaßen bezeichnen konnte. Oft lag er wach und fragte sich, wieviel Grauen der menschliche Geist erfassen konnte, bis er einfach resignierte. Die Bilder, die Marcus Donovan und Peter Caleb zeigten, waren nur zwei weitere, die ihn näher an dieses mögliche Ergebnis führten.
 

Die Klimaanlage surrte unaufhörlich. Ein Geräusch, das so penetrant und doch so monoton war, dass seine störende Frequenz normalerweise erst auffiel, wenn sie verstummte. Vielleicht war es der Schlafmangel, vielleicht aber auch dieses unangenehme Gefühl in seiner Magengegend, das dafür sorgte, dass Reid es an diesem Tag als übermäßig störend empfand.

Er hatte Mühe, die Augen offen zu halten, verbarg sein Gesicht halb in seiner Hand, den Ellbogen auf die Lehne des Stuhls gestützt. Immer wieder rief er sich selbst zu höchster Konzentration auf, doch sein Geist war immun gegen die viel zu leise und halbherzige Stimme, die einfach nicht genug Selbstvertrauen zu haben schien. Penelope Garcia war erfolgreicher.
 

„Wirklich interessant sind die Fingerabdrücke, die wir auf den am Tatort hinterlassenen Gegenständen gefunden haben.“ die Blonde IT-Fachfrau machte eine kunstvolle Pause und deutete auf die Fotos, die das Clipboard schmückten. „Eine kleine Flasche Aftershave bei Marcus Donovan und ein Kugelschreiber auf der Brust von Caleb.“ Es war deutlich zu erkennen, dass sie drapiert waren. Der Täter hatte sie bewusst platziert, aus einem Grund, der sich bisher keinem von ihnen erschloss.
 

„Was ist mit den Fingerabdrücken?“ David Rossi war der Erste, der die Frage formulierte, die sich nun jedes der anwesenden Teammitglieder stellte. Penelope holte Luft und auf der Leinwand, die bis eben noch jungfräulich gewesen war, erschien das Bild eines blassen jungen Mannes mit dunkelblondem Haar. „Sie gehören zu Jonathan Seaker. Auffällig ist, dass es sonst am Tatort keine einzige verwertbare Spur des Täters gibt, aber das ist nicht alles.“
 

„Seaker ist tot.“ Vollendete Derek Morgan den Satz und richtete sich auf. Er selbst war derjenige gewesen, der ihn erschossen hatte, als Jonathan sich bei seiner Verhaftung vor nunmehr eineinhalb Jahren widersetzt hatte. „Richtig.“ Penelope holte tief Luft und blickte die Anwesenden an, als hoffte sie, dass einer von ihnen sich erklären konnte, was es damit auf sich hatte.
 

Spencer runzelte die Stirn, der Kugelschreiber, den er zwischen seinen schlanken Fingern hin und hergleiten ließ, stieß mit einem leisen *tock* gegen die Stuhllehne. „Jonathan Seaker war damals in mindestens acht brutale Raubüberfälle auf Tankstellen und Drugstores verwickelt. Er war ein typischer Mitläufer, unauffällig, zurückhaltend. Wir sind davon ausgegangen, dass er einen organisierten, dominanten Partner hatte, der die Planung übernommen hat. Auf allen Überwachungsvideos waren zwei Täter zu sehen, doch seinen Partner konnten wir trotz ausführlichen Ermittlungen nicht ausfindig machen.“
 

Es war, als wäre es gestern gewesen, dass sie das kleine, ungewöhnlich saubere Appartement gestürmt hatten, in dem Seaker sich verschanzt hatte. Er war ruhig gewesen, beinahe gefasst, so als hätte er die Agenten erwartet. Spencer hatte auf ihn eingeredet, ihn weichgekaut, alle Chancen genutzt, an den verängstigten jungen Mann zu gelangen, der laut seiner Akte niemals eine Möglichkeit ausgelassen hatte, sich das Leben zu verbauen.

In dem Moment, als er geglaubt hatte, Jonathan würde einknicken, kam die Waffe ins Spiel. Keiner von ihnen vermochte zu sagen, wo sie plötzlich herkam. Ein silberner Colt. Die schlanke, langgliedrige Hand zitterte, doch der Ausdruck in den blassblauen Augen war entschlossen. Derek Morgan reagierte als erster. Jonathans Lippen hatten sich zu einem stummen 'Oh' geformt, das sie niemals verlassen würde. Er war tot, bevor er auf dem Boden aufschlug, das Geschirrtuch, an das er sich geklammert hatte, noch immer in der Hand, während das warme Blut aus seinem Körper sickerte und den blanken Fliesenboden in ein trauriges rot färbte.
 

„Die Frage ist, was ein Toter Straftäter mit dem sexuellen Sadisten zu tun hat, der nun offenbar Virginia unsicher macht.“ Schlussfolgerte Emily und Spencer löste nur langsam die rehbraunen Augen von Jonathans Gesichtszügen. Aaron Hotchner räusperte sich, stand auf und schloss das Jackett, das er, stilgemäß, wie es sich gehörte, geöffnet hatte, bevor er Platz genommen hatte. „Wir sollten keine Zeit verschwenden, genau das heraus zu finden.“



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