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Being Obvious

because he is oblivious [NaLu]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, die Idee für das OS spuckt mir schon ewig im Kopf herum~ :D Komplett anzeigen

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Being scared

Jede einzelne Nacht seit jenem Tag durchlebte er denselben Albtraum. Natsu hatte sich jeden einzelnen Moment davon bereits eingeprägt, sodass der Albtraum ihn sogar tagsüber verfolgte. Immer wenn seine Augen zufielen, sah er den Momenten von dem Tod seiner besten Freundin. Hilflos sah er immer wieder von neuem zu, wie die Zukunfts-Lucy sich vor ihr gegenwärtiges Ich warf und ihr Leben dadurch rettete. Immer wieder durchfuhr ihn ein unerträglicher Schmerz, als er realisierte, dass er dem ganzen machtlos gegenüber gestanden hatte. Er hatte absolut nichts ausrichten können, um es zu verhindern. Er hatte Lucy nicht retten können. Wozu hatte er so viel Zeit in Training investiert, wenn er nicht den wichtigsten Menschen seines Lebens beschützen konnte? Da machte es keinen Unterschied, ob es eine Lucy aus einer anderen Zeit war. Es änderte nichts an der Tatsache, dass er versagt hatte. Die Träume verdeutlichten es ihm jede Nacht aufs Neue. Wer sagte denn, dass seine Lucy verschont werden würde? Als nächstes könnte er sie verlieren. Und dann? Er wollte es sich gar nicht vorstellen.
 

Es musste mehr als ein Jahr her sein, als Mira ihm eine ihre Lebensweisheiten mitgegeben hatte. Natsu hatte nur in aller Ruhe sein Mittagessen in der Gilde verspeisen wollen. Die Bardame war des Öfteren recht gesprächig gewesen. Damals war Lucy noch kein Teil Fairy Tails und seines Lebens gewesen…
 

„Natsu, schmeckt dir das Essen?“, fragte Mira ihn mit ihrer lieblichen Stimme, für welche so einige Männer sie fast schon vergötterten. Er gehörte nicht zu diesen. Für ihn war sie einfach die ältere Schwester einer verstorbenen Freundin, die dasselbe Leid wie er in sich trug. Auch bereitete sie ihm stets leckeres Essen zu, da seine eigenen Kochkünste recht beschränkt waren. Und für sein Lebensstil brauchte er einen ausgewogenen Speiseplan.
 

„Natürlich! Was für eine Frage!“, entgegnete er dabei sein Essen verschlingend und grinste in ihre Richtung. Sie schenkte ihm ein Lächeln und wischte mit einem Lappen über die Theke. Ihre blauen Augen waren auf ihn gerichtet. Scheinbar ging es ihm inzwischen seelisch gut, er hatte sich erholt von dem Tod einer guten Freundin, wobei das auch bereits ein gutes Jahr her war. Irgendwann musste man weitergehen können. Es hieß ja nicht gleich, dass man jene Menschen vergaß. Sie lebten im Herz von einem weiter.
 

„Sag mal, Natsu, glaubst du an das Schicksal?“, fragte sie ihn als nächstes, während sie nun begann die Gläser zu polieren. Auf ihre Frage runzelte er seine Stirn und legte seinen Kopf schief. Die Frage ergab für ihn keinen Sinn.
 

„Wieso sollte ich?“, brummte er schließlich, „ich will nicht, dass mein Leben von jemandem bestimmt wird, der nicht ich bin.“ Seinen inzwischen leeren Teller schob er von sich.
 

„Da magst du ganz Recht haben, aber weißt du, man sagt, dass es für jeden Menschen einen Seelenverwandten gibt und es am Schicksal liegt, ob jene ausgerechnet zueinander finden. Doch wenn sie erst einmal zusammen sind, dann kann man unfassbares Glück empfinden. Das lässt sich mit einem endlosem Feuer vergleichen.“
 

„Das klingt echt cool! Das gefällt mir. Glaubst du, ich finde diese Person?“, fragte er mit aufgeregter Stimme dabei nicht ahnend, das er gerade etwas über die Liebe zu hören bekommen hatte. Die wichtigste Information war das mit dem Feuer gewesen. Wieso sollte er auf jemanden verzichten, der ihm dieses Gefühl vermittelte? „Wie kann ich diese Person finden?“
 

„Das liegt am Schicksal zu entscheiden, Natsu“, wurde er mit einem Lächeln erinnert. Schmollend blickte er darauf zur Seite drein. Der Gedanke wiederum gefiel ihm gar nicht. Wieso sollte er es jemanden anderem überlassen müssen? Das ergab doch keinen Sinn!
 

„Aber Natsu, eines solltest du wissen“, begann die Bardame und erhaschte seine Aufmerksamkeit mit ihrer plötzlich ernsthaften Stimme, „dieses unsagbare Glück kann schnell in unglaubliches Leid umschwenken, wenn man nicht aufpasst. Wenn man jene Person verliert, dann gleicht es dem eigenen Tod. Also wenn du sie gefunden hast, dann passe gut auf sie auf.“ Auch wenn es schade war, dass Lisanna nicht jene Person für ihn gewesen war, so konnte sie über diesen Umstand gerade nicht glücklicher sein, auch wenn es gemein klang, aber sie war sich sicher, dass ihre Schwester nicht gewollt hätte, dass der Rosahaarige für sein restliches Herzen mit einem gebrochenen Herzen leben müsste. Dieses Leid sollte keiner spüren müssen.
 

„Ich bin stark, ich schaffe das!“, kam es überzeugt von ihm und mit einem Grinsen auf den Lippen forderte er nach Nachschlag.
 

Er und stark? Das er nicht lachte! Er war eben nicht stark genug, um sie zu beschützen. Wie hatte es denn sonst erst so weit kommen können. Dieses Gefühl, welches er empfunden hatte, als er den toten Körper einfach dort liegen gesehen hatte, konnte er einfach nicht vergessen und erinnerte ihn an die Worte Miras. Sie hatte nicht Unrecht gehabt. Dieser Moment seines Lebens hätte er damit beschreiben können, dass man ihm das Herz herausgerissen hatte. So hatte es sich wahrlich angefühlt. Aber natürlich sollte das nicht mehr passieren. Der Feuermagier musste etwas unternehmen. Lucy durfte von nun an absolut nichts widerfahren. Absolut gar nichts!
 


 

Zunächst hatte sie es einfach abgetan. Lucy wusste wie eigenartig ihr Teampartner des Öfteren drauf sein konnte, weswegen sie es anfangs einfach ignoriert hatte, aber allmählich dauerte es bereits einige Wochen an. Dunkle Augenringe zeichneten sich unterhalb seiner Augen auf und er ließ sie einfach nicht aus den Augen. Mit mehr oder weniger wachsamen Augen schien er sie stets zu verfolgen. In der Gilde, auf den Aufträgen, in Magnolia beim Bummeln und selbst bei ihr Zuhause. Wenn sie sich früher über seine Einbrüche beschwert hatte, dann war das nichts im Vergleich dazu, was nun der Fall war. Letztens hatte er tatsächlich versucht mit ihr ins Bad zu gehen! Was zu viel war, war zu viel! Selbstverständlich hatte sie ihn angemeckert, worauf er geschmollt hatte, ihre Wohnung aber dennoch nicht verlassen hatte auch wenn er eindeutig eingeschnappt gewesen war. Da konnte sie ihn anschreien, wie sie wollte, er blieb bei ihr. Das fand sie ja irgendwie doch ganz süß, aber auch sie brauchte ihre Privatsphäre, diese wollte er ihr scheinbar um keinen Preis gestatten.
 

„Natsu, nervt mich in letzter Zeit wirklich! Was denkt er sich nur dabei?“, beschwerte sich die Stellarmagierin bei Levy. Sie saßen beide an einem Tisch in der Gilde. Natürlich saß Natsu nicht allzu weit weg, weswegen er das Gesprochene mit seinem Gehör problemlos vernehmen konnte, doch das könnte ihr gerade nicht weniger egal sein. Das hinderte ihn sowieso nicht daran, sie in Ruhe zu lassen. Wenn das ihre Probleme lösen würde, hätte es schon längst Erfolg gezeigt.
 

„Wirklich? Ist doch süß, dass er auf dich aufpassen möchte“, kicherte die Script-Magierin dabei zu diesem schielend. Dabei dachte sie an einen gewissen anderen Magier, von welchem sie sich auch so viel Aufmerksamkeit wünschte.
 

„Das ist alles andere als süß! Ich habe keine Ruhe mehr von ihm, Levy-chan.“
 

„Hast du ihn gefragt, warum er das macht?“ Ihr entging nicht, wie der Rosahaarige leicht zuckte, als er sie das wohl fragen hörte.
 

„Wieso sollte ich? Der Kerl will mich sicherlich nur nerven, das macht er doch ständig“, schnaubte die Blondine und trank entrüstet von ihrem Milchshake. Ihre beste Freundin seufzte nur und betrachtete wieder den betroffenen Dragon Slayer. Sie kannte ihn gut genug, um feststellen zu können, dass es andere Hintergründe gab, die sein Verhalten erklärten. Ein Hinweis darauf waren diese Augenringe. In der Regel war Schlaf kein Problem für ihn, da er zu jeder Zeit und Ort – von Transporten abgesehen – in den Schlaf fand. Also warum nicht auch jetzt? Etwas war nicht in Ordnung. Dessen war sie sich sicher.
 


 

„Sie ist was?“, schrie Natsu durch die Gilde. Er konnte es nicht fassen, was Mira ihn gerade hat wissen lassen: Lucy war einfach ohne ihn und Happy auf einen Auftrag aufgebrochen. Völlig allein hatte sie sich einen Auftrag ausgesucht und war gegangen. Vorher hatte sie ihm scheinbar etwas in sein Getränk gekippt, weswegen er eingeschlafen war und er ihr Verschwinden folgend verpasst hatte. Jetzt war sie schon seit guten zwei Stunden weg. Laut Mira wahrscheinlich bereits mitten im Auftrag. Es war kein allzu gefährlicher Job. Sie sollte lediglich Babysitten. Aber sie zog Gefahr fast schon magisch an, das wusste er nur zu gut. Am liebsten wäre er sofort aufgebrochen, doch litt er noch an den Nachwirkungen des Schlaftrunks oder was auch immer es gewesen war. Seine Bewegungen waren recht beschränkt. Zu einer zusätzlichen Zugfahrt konnte er sich auch nicht unbedingt überwinden.
 

„Natsu, kann ich dich fragen, warum du stets bei Lu-chan verweilen möchtest? Du scheinst einen guten Grund dafür zu haben“, wollte Levy wissen, die sich neben ihm niedergelassen hatte. Neugierig blickte sie in seine Richtung. Da er sich ohnehin nicht groß fortbewegen würde, konnte sie gleich mal herausfinden, was eigentlich los war, denn ihre beste Freundin schien sich damit gerade nicht beschäftigen zu wollen, was ihr nicht klar war. Sah sie denn nicht, aus welcher Verzweiflung er getrieben wurde? Er machte es doch nicht, um ihr zu schaden!
 

„Ich sehe sie jede Nacht sterben, Levy“, antwortete er ihr lediglich und stützte seinen Kopf auf seinen zusammengefalteten Armen ab. Er musste bei ihr sein. Wer würde sie sonst an seiner Stelle beschützen? Ihre Stellargeister? Natürlich war ihm bewusst, dass sie nicht schwach war, sie konnte sich wehren, dennoch könnte das letzten Endes nicht genug sein. Wenn ihr etwas zustoßen sollte, dann würde er sich sein restliches Leben lang den Vorwurf machen, dass, wenn er bloß da gewesen wäre, es nicht passiert wäre, dass er es hätte verhindern können.
 

„Du solltest sie das wissen lassen, Natsu. Sie wird das verstehen, glaube mir“, versicherte der Bücherwurm ich. Sie hatte von dem einen Vorfall in Crocus von Lucy erfahren. Sie selbst war aufgelöst gewesen. Man sah nicht jeden Tag das zukünftige Selbst vor den eigenen Augen sterben. Doch sie war darüber hinweg. Immerhin war sie noch am Leben und die Zukunft war gesichert. Auf Natsu traf das scheinbar nicht zu. „Sei einfach ehrlich zu ihr.“
 

Seine dunklen Augen lagen darauf auf ihr. Er schien über ihre Worte nachzudenken. Das Ergebnis davon erfuhr sie nicht, da er sobald er sich besser bewegen konnte, gleich auf den Weg aus der Gilde machte. Sie wünschte ihm viel Erfolg, da sie sich sicher war, dass er seiner besten Freundin folgen würde. Ein Lächeln konnte sie sich nicht verkneifen. Es musste schön sein, von einem Menschen so sehr geliebt zu werden. Seltsam, dass es der Stellarmagierin noch nicht aufgefallen war.
 

„Was grinst du so blöd, Shrimp?“
 

Ah ja, warum war es bei ihr nicht so eindeutig?
 


 

Er hatte eine lange Strecke hinter sich gebracht. Eine Zugfahrt hätte es ihm sicherlich nicht ermöglicht, hierher zu gelangen, weswegen er den ganzen Weg gelaufen war und das in seinem schnellsten Tempo. Selbstverständlich war er nun erschöpft, warum er sich auch an den nächsten Baum lehnte und verschnaufte. Es war bereits später Nachmittag. Natsu hoffte, dass Lucy noch hier war und vor allem, dass ihr nichts zugestoßen war. Er gab sich noch einige Minuten, ehe er seiner Nase folgte, die ihren Geruch aufgenommen hatte. Er würde sie überall finden. Da konnte sie sich verstecken, wo sie wollte.
 

Sein Weg führte ihn durch ein kleines Städtchen, welches recht friedlich und harmonisch wirkte. Kinder spielten auf den Straßen, Menschen betraten Läden, um ihren Einkauf zu erledigen. Nichts wies darauf hin, dass hier jemanden etwas passieren könnte, aber diesem Schein konnte er fürs erste nicht trauen. Erst wenn er sie sicher und unversehrt zu Gesicht bekäme, würde er sich entspannen können. Einige warfen ihm einen nicht deutbaren Blick zu. Wahrscheinlich sah er schrecklich aus. Sein Aussehen war ihm nicht sonderlich wichtig, das sagte nichts über ihn aus, wobei die Menschen ihm wohl ansahen, als sollte man ihn lieber nicht ansprechen. Müde musste er auch aussehen, so fühlte er sich auch. Nicht nur bekam er in letzter Zeit viel zu wenig Schlaf, nein, er war noch wie ein Irrer hierher gerannt.
 

Schließlich stand er vor einem Häuschen. Die Nase des Dragon Slayers verkündete ihm, dass er sein Ziel erreicht hatte. Hier würde er sie finden, davon war er überzeugt. Er betrat den Garten und ließ sich neben einem offenen Fester auf dem Boden nieder. Er konnte deutlich ihre glockenhelle Stimme aus dem Inneren des Hauses vernehmen. Scheinbar war sie noch mitten in ihrem Auftrag. Dann würde er sie diesen auch fertig machen lassen. Von seiner Position aus konnte er darauf aufpassen, dass ihr nichts widerfuhr. Er lehnte seinen Kopf an die Hauswand und lauschte einfach, wie sie mit einem Kind zu spielen schien. Ab und zu hörte er ihr Lachen. Seltsamerweise entspannte ihn das und ihm wurde schläfrig zu Mute. Es konnte doch nicht schaden, wenn er ein wenig schlafen würde. Falls etwas wäre, würde er schon aufwachen. Davon war er überzeugt. Immerhin hatte er ein gutes Gehör. Auf seine Sinne war Verlass.
 


 

Ein Rütteln riss ihn aus dem Schlaf. Noch schläfrig blinzelte er und versuchte auszumachen, was der Grund seines Erwachens war. Auch musste er seine Orientierung wieder erlangen. Der Rosahaarige machte blondes Haar und braune Augen vor sich aus, was er sofort seiner blonden besten Freundin zuordnete. Sie rief seinen Namen, was seine Vermutung bestätigte. Jedoch brauchte er noch eine Weile, ehe ihre Stimme und ihr an seiner Schulter Rütteln völlig zu ihm durchdrang.
 

„Natsu, was machst du hier?“, wurde er gefragt. Ihre Hände ließen von seinen Schultern ab. Stattdessen zog sie ihn an seinen Händen hoch, damit er auf seinen eigenen zwei Füßen stand. Der Abend war inzwischen angebrochen und ihren Auftrag hatte sie erfolgreich beendet und einen netten Bonus dabei kassiert.
 

„Ich bin dir gefolgt. Was sonst?“, entgegnete er sich aufrichtend und hatte nicht vor, diese Tatsache zu verheimlichen. Was war den daran auch so schlimm? Er hatte sich doch nicht in ihren Auftrag eingemischt. Es gab nichts, worüber sie sich ärgern könnte. „Das war gemein von dir, Luce.“
 

„Ach ja? Weißt du, was gemein ist?“, sie hielt inne, ehe sie ihm die Frage selbst beantwortete, „Wenn der beste Freund einem auf Schritt und Tritt folgt und nicht die Wünsche seiner besten Freundin respektiert, die sich nur ein wenig Privatsphäre wünscht.“ Dabei warf sie ihm einen bedeutsamen Blick zu, welchen man gar nicht missinterpretieren konnte. Er hielt dagegen. So starten sie sich eine Weile an bis sie ihren Blick abwandte und sich zum Gehen wandte. „Ich bin fertig mit meinem Auftrag. Lass uns gehen.“ Sie wartete nicht auf ihn, da sie damit rechnete, dass er ihr wieder folgen würde und das tat er auch.
 

Später im Zug ging das Schweigen zwischen ihnen weiter, wobei der Feuermagier – selbst wenn er es wirklich gewollt hätte, was er gerade eben nicht verspürte – aufgrund seiner Übelkeit nicht zum Sprechen kommen konnte. Die Stellarmagierin schielte ab und zu in seine Richtung und kaute auf ihrer Unterlippe. Nach wie vor war sie sauer auf ihn, aber er gab einen Anblick ab, welches ihr Mitgefühl erregte. Sie widerstand dem Drang sich neben ihn zu setzen und seinen Kopf einfach auf ihren Schoss zu ziehen, in der Hoffnung ihm dadurch wenigstens etwas von der Reiseübelkeit zu nehmen. Somit verweilten sie beide im Schweigen.
 

In Magnolia angekommen verließen die beiden Magier den Zug, auch wenn Natsu sich eher raus schleppte. Sobald er jedoch den festen Boden des Bahnhofes unter sich spüren konnte, ging es ihm augenblicklich besser. Deswegen hatte er auch keine großen Probleme damit seine Verfolgung weiter aufzunehmen. Lucy seufzte nur. Sie würde mit ihm wohl ein weiteres Mal reden müssen. Diesmal wäre es endgültig. Sie würde ihm die Grenzen auferlegen und wenn es nicht zu ihm durchdringen würde, dann…
 

„Hast du ihn gefragt, warum er das macht?“
 

Diese Worte ließen sie in ihrem Denken inne halten. Sie konnte sich an die Frage ihrer besten Freundin noch gut erinnern. Auf diese hatte sie ohne Probleme antworten können, aber wenn sie so darüber nachdachte. Vielleicht war da tatsächlich mehr. Vielleicht hatte Natsu doch einen anderen Grund für sein Verhalten? Es konnte wohl nicht schaden, wenn sie das zunächst überprüfen würde. Sie ergriff seine Hand und zog ihn mit durch die Tür zu ihrer Wohnung. Durch das Fenster würde sie ihn nicht kommen lassen. Bei sich angekommen zog sie ihn mit zu ihrem Bett, worauf sie sich niederließ und ihn auf den Platz neben sich verwies.
 

„Natsu, ich habe dir schon einmal gesagt, dass es mich stört, wenn du mich keinen einzigen Augenblick aus den Augen lässt. Es stimmt schon, dass wir ein Team sind, aber das heißt nicht, dass wir immer zusammen sein müssen. Ich möchte auch mal meine Ruhe vor dir haben. Das ist nicht böse gemeint. Verstehst du?“, begann sie und musterte ihn eindringlich, jedoch schien er eine geringfügige Reaktion auf ihre Worte zu zeigen. Er blinzelte nur. Das wirkte fast schon unschuldig, doch darauf würde sie nicht hereinfallen. Von sich aus wollte er scheinbar nicht mit der Sprache herausrücken. Dann musste sie ihn wohl doch direkt fragen. „Warum machst du das, Natsu?“ Und dann hatte sie eine Reaktion.
 

„Ich möchte einfach auf dich aufpassen…was ist daran so schlimm, Luce?“
 

„Ich kann selber auf mich aufpassen, Natsu. Du musst nicht immer da sein, so schwach bin ich auch wieder nicht“, merkte sie an dabei ihre Stirn runzelnd. Ihr gefiel es nicht, dass er die Meinung vertrat, dass sie auf seinen Schutz angewiesen war. Sie war eine Fairy Tail Magierin und jeder von ihnen konnte auf sich selber aufpassen. Es gab keinen in der Gilde, welcher dazu nicht in der Lage wäre. Es verletzte sie, dass er das jedem nur eben nicht ihr zutraute.
 

„Ich weiß das.“
 

„Ach wirklich? Warum tust du das dann rund um die Uhr?“, entgegnete sie und verschränkte ihre Arme vor sich. Ihr war deutlich anzusehen, dass sie mit der Antwort ihres Partners nicht sonderlich zufrieden war. Wahrscheinlich hatte Levy es sich nur eingebildet und er wollte sie nur auf die Palme bringen. Aber sah so jemand aus, der sich mit ihr irgendwelche Albernheiten erlaubte? Jetzt, wo sie ihn näher betrachtete, fiel ihr durchaus auf, dass er erschöpft wirkte mit den Augenringen. Überhaupt wirkte sein Teint blasser als sonst. „Wie willst eigentlich auf mich aufpassen, wenn du wie eine wandelnde Leiche aussiehst? Geh schlafen, Natsu“, fügte sie hinzu und dabei bestimmend aber dennoch deutlich sanfter klingend.
 

„Ich kann nicht“, bekam sie lediglich zur Antwort, worauf sie ihre Stirn runzelte. Was sollte das denn jetzt heißen?
 

„Und warum kannst du nicht? Wenn du hier schlafen willst, dann mache das von mir aus. Aber das ist eine Ausnahme!“ Wenn er eine gute Portion Schlaf bekäme, würde er sich vielleicht anders verhalten? Sonderlich überzeugt wirkte Natsu nicht, worauf sie seufzte. Sie richtete sich auf. „Ich gehe baden und mich umziehen.“ Darauf schritt sie zu ihrem Kleiderschrank, um sich frische Unterwäsche und ihren Pyjama zu holen, ehe sie ins Bad verschwand. Was sie jetzt brauchte, war eine große Portion an Entspannung. Dann könnte sie sich ihrem Problem namens Natsu Dragneel voll und ganz widmen. Sie ließ sich Zeit im Bad. Insgeheim erhoffte sie sich, dass er bereits eingeschlafen war, sodass es nicht so unangenehm werden würde. Natürlich könnte sie auch auf ihrem Sofa schlafen, aber ihr war nicht danach. So schlimm würde es mit Natsu im selben Bett ach nicht werden. Der Kerl war doch ahnungslos. Von Romantik hatte er nicht den blassesten Schimmer! Dann käme er erst recht nicht auf den Gedanken, irgendwie handgreiflich zu werden.
 

Deutlich entspannter verließ Lucy das Bad und sah zu ihrem Bett, in welchem ihr bester Freund bereits lag und tatsächlich bereits eingeschlafen war. Leise trat sie näher ans Bett und schlüpfte ebenfalls unter die Decke. Durch die Anwesenheit von ihm war ihr Bett bereits vorgewärmt. Das war gar nicht einmal schlecht. Lächelnd starte sie auf sein Gesicht. Er war wirklich süß im Schlaf. Das war ihr vorhin schon aufgefallen, als er an der Hauswand geschlafen hatte. Wie konnte so ein Gesicht nur so täuschen? Ein leises Seufzen verließ ihre Lippen und sie strich ihm vorsichtig durch sein Haar. Woher kamen diese weichen Haare eigentlich her? Das war nicht fair. Sicherlich investierte er kaum Zeit in seine Haare und doch fühlten sie sich so angenehm zwischen ihren Fingern an. Wo blieb da die Gerechtigkeit?
 

„Lucy…nicht…“, vernahm sie. Sie fühlte sich ertappt und wollte gerade ihre Tätigkeit erklären, doch dann fiel ihr auf, dass seine Augen nach wie vor geschlossen waren. Träumte er etwa von ihr? Seinem Gesicht zu urteilen, schien es jedoch, kein allzu guter Traum zu sein. „Nicht schon wieder…“, hauchte er wieder. Wieso klang er so traurig? Etwas stimmte nicht. Sie durfte ihn so nicht weiter träumen lassen. Deshalb begann sie, ihn wach zurütteln. Das dauerte ein wenig länger als vorhin, doch sie hatte es im Gefühl, dass sie ihn nicht in seinem Traum verweilen lassen durfte. Endlich öffneten seine onyxfarbene Augen sich. Sie richteten sich direkt auf ihr Gesicht.
 

„Lucy…“, wisperte er, ehe er seine Arme um sie legte und seinen Kopf in ihrer Halsbeuge platzierte. Sein heißer Atem bescherte ihr eine Gänsehaut. Sie war völlig überrumpelt von seinem Handeln. Sie dachte nicht einmal daran, ihn von sich zu schieben. Obwohl sie spürte, wie er an ihr schnüffelte. Wozu eigentlich? Er war doch kein Hund! Ihr Name verließ weitere Mal seine Lippen. Wie ein Mantra schien er es vor sich hin zu rezitieren. Das machte sie doch etwas verlegen.
 

„Natsu, was ist los?“, wagte sie schließlich die Frage. Sie erwiderte seine Umarmung und versuchte ihn durch die Bewegungen ihrer Hände über seinen Rücken und Kopf zu beruhigen. Eine Antwort bekam sie nicht. Zwar beruhigte er sich allmählich, doch wollte er ihr scheinbar nicht antworten. Lieber verstärkte er seinen Griff um sie. Das einzige, was ihr bewusst war, wäre wohl die Tatsache, dass er schlecht geträumt hatte und es wohl mit ihr zu tun hatte. War ihr etwas in seinem Traum zugestoßen? Halt! Hatte er nicht gesagt, dass er nicht schlafen könnte? War es deswegen? Vielleicht interpretierte sie zu viel hinein, doch konnte die Möglichkeit bestehen, dass er nahezu jede Nacht oder sogar jede Nacht davon träumte, dass ihr war widerfuhr? Das würde sein Verhalten ihr gegenüber irgendwie erklären.
 

„Natsu, träumst du von jener Nacht in Crocus?“, wollte sie sichergehen und spürte wie er versteifte. Das war ihr Antwort genug. „Natsu, ich bin noch hier. Ich lebe und werde es auch weiterhin tun. Und selbst wenn ich sterben sollte, so wird es niemals deine Schuld sein. Hörst du?“ Lucy hob seinen Kopf an seinem Kinn an, damit sie ihn direkt anblicken konnte. Sie wollte einen Blick auf seine Gesichtszüge erhaschen. Als sie ihn direkt anblicken konnte, schenkte sie ihm ein sanftes Lächeln.
 

„Selbst wenn es nicht meine Schuld wäre, würde es nichts daran ändern, dass du für immer weg wärst“, sagte er zu ihren Worten. In seinen Augen schien etwas zu schimmern, was ihr bekannt vorkam, jedoch konnte sie es gerade Nichts zuordnen. Wobei sie sich eher nicht traute, das Gefühl bei Wort zu nennen. „Wenn dein Leben endet, dann wird auch mein Leben ein Ende finden, Lucy. Verstehst du das?“
 

Und wie sie verstand. Sie konnte nicht verhindern, rot zu werden, als ihr bewusst wurde, was er mit seinen Worten implizierte. Sollte das eine Liebeserklärung sein? Wie konnte man seine Worte denn sonst verstehen? Denn wenn man gesagt bekam, dass man ohne eine gewisse Person nicht mehr leben konnte, dann konnte das doch nur bedeuten, dass jene Person dem Menschen einen Sinn im Leben gab. Der Verlust dieser Person würde das Leben schon – im Prinzip vorsichtig ausgedrückt – sinnlos erscheinen lassen. Noch wichtiger war, wie sie jetzt am besten darauf reagieren sollte. Wobei sie da nicht lange nachzudenken brauchte. Sie wusste bereits länger über ihre eigenen Gefühle Bescheid. Dumm war sie immerhin nicht. Und da sie auch über seine Gefühle nun informiert war, musste sie sich auch nicht davor fürchten, zurückgewiesen zu werden.
 

„Ich verstehe, Natsu. Mir geht das da nicht anders“, gestand sie leise und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Aber du brauchst keine Angst deswegen zu haben. Ich vertraue dir und werde immer an dich weiterhin glauben. Also vertraue mir auch. Wir werden alles zusammen durchstehen.“
 

Die Augen des Feuermagiers waren immer noch auf sie fixiert. Konnte er ihren Worten einfach so glauben? Würde es alles einfacher machen? Irgendwie vertraute er ihr trotzdem, auch wenn etwas in ihm nach wie vor am liebsten skeptisch reagieren würde. Doch dieses Feuer in ihm, welches in seinem Inneren entstanden war, hinderte ihn daran, dem nachzugeben. War es das, wovon Mira gesprochen hatte? Sie hatte ihm unfassbares Glück und endloses Feuer versprochen. Das spürte er derzeit tatsächlich. Eigentlich sollte er sich nicht so überzeugen lassen, aber es fühlte sich nicht falsch an. Er wollte diese Nähe weiterhin haben.
 

„Natsu, denke bitte nicht daran, dass mir etwas zustoßen könnte. In Ordnung?“
 

„In Ordnung“, stimmte er ihr zu und grinste in ihre Richtung. Darauf lehnte er seinen Kopf zurück. Stattdessen zog er ihren Kopf an seine Brust und schlang seine Arme um ihre Taille. So konnte er sie spüren und auch sichergehen, dass sie hm nicht einfach verschwand. Damit konnte er leben. Wieso gleich von Anfang an aufgeben? Wenn er es nicht versuchen würde, dann würde sie ihm selbstverständlich verloren gehen.
 

Er würde alles dafür tun, um dieser Feuer ewig brennen zu lassen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Easylein
2014-07-10T12:47:53+00:00 10.07.2014 14:47
Zucker pur :) Total niedlich und wunderschön geschrieben ^-^
Ich fands klasse!

Glg Easy
Von:  fahnm
2014-07-09T20:12:30+00:00 09.07.2014 22:12
Spitze Kapi^^
Von: Maryhase
2014-07-09T17:47:59+00:00 09.07.2014 19:47
Natsu hatte einem ja wirklich schon sehr leid tun können. Dass er von solchen Alpträumen geplagt wurde... Der Ärmste...
Aber es hat ja ein gutes Ende genommen und sie haben sich sogesehen auch gefunden.
Eine schöne kleine Geschichte und ich freue mich schon auf die nächste =D Hab ich schon gesehen, dass da noch was in Planung ist XD

Bis zum nächsten Mal
maryjoa3004


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