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Ein anderes Leben

Was wäre, wenn Harry gar kein Potter und auch kein Junge ist?
von

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Ein ganz normaler Tag...

„…“ = Reden

*…* = Denken
 

Ein ganz normaler Tag…
 

„Komm sofort her, Freak!“ Diese freundlichen Worte rissen einen vierjährigen Jungen aus dem Schlaf.

Verängstigt kauerte er sich zusammen. Schon im nächsten Moment konnte er schwerfällige und polternde Schritte über sich hören, die ihm sagten, dass sein Onkel die Treppe herunter kam.

Wenige Sekunden später wurde auch schon die Tür zu seiner Kammer aufgerissen. „Wenn ich rufe, hast du zu hören, klar?!“ „Ja, Sir“, kam es leise von dem kleinen Jungen, welcher von seinen Eltern Harry genannt wurde. „Und jetzt geh sofort hoch und entferne die Spinne aus Dudleys Zimmer!“

Schnell huschte der Kleine an seinem wütenden Onkel vorbei und die Treppen hoch. Anschließend ging er in das riesige Zimmer seines dicken Cousins, welcher sich gerade unter der Bettdecke versteckte und dabei vor sich hin wimmerte. Nach einigem Suchen fand der schwarzhaarige Junge auch den Auslöser dieser Angst. Eine Langbeinspinne hockte in der oberen Zimmerecke neben Dudleys Bett.

Verzweifelt fragte er sich nun, wie er dort hoch kommen sollte, schließlich war er erstens nicht der Größte und zweitens müsste er, um überhaupt etwas näher an die Spinne heran zu kommen, auf das Bett seines Cousins steigen.

Schließlich nahm er seinen Mut zusammen und kletterte tatsächlich auf das Schlafgestell und stieg über seinen Bruder hinüber, darauf bedacht, diesen bloß nicht zu berühren. Nun war er direkt unter der Spinne und streckte eine Hand nach ihr aus.

Sein Arm jedoch war, wie er bereits angenommen hatte, zu kurz. *Freak muss schaffen, muss es schaffen, muss schaffen*, redete er sich wie ein Mantra ein. Fasziniert, aber auch erschrocken beobachtete er, wie sein Arm immer länger wurde, bis er sich schließlich die Spinne schnappen konnte. Er nahm sie vorsichtig an einem ihrer langen Beine und als er sie sicher in der Hand hielt, setzte sie Verkürzung seines Armes ein.

Als dieser wieder normal war, kletterte Harry vom Bett und stieg wieder die Treppen hinab und öffnete die Haustür, durch die er hinaus trat. Vorsichtig setzte er die Spinne ins Gras.

Danach ging er wieder ins Haus und anschließend in die Küche. Zuerst deckte er den Tisch für drei Personen. Als dies mit viel Mühe vollbracht war, schob er einen Stuhl vor den Herd. Anschließend holte er sechs Eier und Bacon aus dem Kühlschrank und stellte sie auf die Ablage neben dem Herd. Mühsam kletterte er nun auf den Stuhl und stellte sich wackelig hin.

Mit akribischer Genauigkeit ließ er nun drei Eier so in die Pfanne fallen, dass es hinterher aussah, wie ein einzelnes Großes. Das Gleiche tat er mit zwei weiteren Eiern, sodass er nun ein riesen-/ und ein mittelgroßes Spiegelei hatte. Nachdem er auch noch das letzte Ei in die Pfanne schlug, ließ er das Ganze leicht anbräunen, bevor er die Baconstreifen oben drauf legte. Wenige Minuten später wellten diese sich schön gebräunt und auch die Eier waren nun goldbraun gebraten.

Der Kleine machte den Herd aus, während im gleichen Moment die Familie Dursley an dem gedeckten Tisch Platz nahm. Schnell kletterte er vom Stuhl, der gefährlich kippelte, streckt die Hände nach oben und erreichte gerade noch so den Pfannengriff. Unter Höchstanstrengung schleppte Harry das Essen zum Tisch, darauf bedacht, dieses nicht fallen zu lassen. Das war gar nicht so leicht, wog die Pfanne doch schon halb so viel wie er selbst.

Am Tisch wurde er von drei unfreundlichen Augenpaaren empfangen. Nachdem er seinem Onkel das riesige, seinem fast gleichaltrigem Cousin das mittelgroße und seiner Tante das normale Spiegelei auf den Teller gelegt hatte, räumte er noch schnell am Herd auf und wollte dann schweigend die Küche verlassen, als er von seinem Onkel aufgehalten wurde: „He, Junge! Ich habe gehört, dass du auf Dudley Bett geklettert bist?!“ „Ja, Sir“, flüsterte der Kleine. Er wusste, lügen brachte nichts. „Das gibt heute Abend dann fünf Schläge extra!“, knurrte sein Onkel unheilverkündend, während er sich das Gesagte in seinem Notizheft vermerkte, das er stets in der Brusttasche seines Hemdes bei sich führte.

Niedergeschlagen schlich der kleine Junge in seine Kammer, wo er sich Putzzeug herausholte. Er fing mit der oberen Etage an, und putzte anschließend in der unteren.

Als er fertig war ging er wieder in die Küche, die seine Verwandten bereits wieder verlassen hatten. Dort räumte er den Tisch ab und stellte das Geschirr in den Geschirrspüler.

Er trat gerade in den Flur, als sein Onkel mit dem Autoschlüssel in der Hand die Treppe herunterpolterte. Mit den kleinen Schweinsäuglein fixierte er seinen Neffen, ehe er meinte: „Auf der Treppe waren Wassertropfen, also drei weitere Hiebe! Du bist echt zu nichts nutze! Und jetzt schneide gefälligst die Hecke, Bursche!“ Dann ließ er den kleinen Schwarzhaarigen einfach stehen und fuhr zur Arbeit.

*Warum niemand Freak auch lieb?*, fragte sich der Kleine und holte schniefend eine Heckenschere. Während ihm die Tränen unaufhaltsam über die Wange liefen, fing er an, die überstehenden Zweige abzuschneiden. Bei besonders dicken Ästen hatte er kaum die Kraft dazu, diese abzutrennen. So in seine Arbeit vertieft, bemerkte er auch nicht die dunklen Gestalten, die ihn aus dem Schatten heraus beobachteten.

„Das soll er sein? Dieses schmale Bürschchen ist Harry Potter?“ „Das ist zumindest das richtige Haus. Und sieh dir seine Stirn an!“ „Die Narbe! Es gibt sie tatsächlich!“ „Ja, sie sieht aus wie ein Blitz!“ „Lass uns gehen und Tom Bescheid sagen.“ So wie sie gekommen waren, so verschwanden die beiden Gestalten auch wieder wie im Nichts.

Nach einigen Stunden Heckenschneiden, schlurfte Harry wieder nach drinnen. Verschüchtert stieg er die Treppen hoch zu Dudleys Zimmer, wo er zaghaft an dir Tür klopfte.

„Herein“, erklang die herrische Stimme seiner Tante. Langsam öffnete er die Tür und fand seine Tante und seinen Cousin auf dem Teppich spielen vor. Sehnsüchtig blickte er auf das Spielzeug, doch als er den ungeduldigen Blick seiner Tante auf sich spürte, fragte er schnell, aber leise: „Darf Freak trinken, Ma‘am?“ „Hast du denn deine Arbeit erledigt?“ „Ja, Ma’am.“ „Nun, das werde ich mir erst mal ansehen!“, sagte sie schnippisch. Dann wandte sie sich zu ihrem Sohn: „Dudders, Mummy ist gleich wieder da! Wenn etwas ist, dann kommst du sofort zu mir, in Ordnung? Mummy will doch nicht, dass es ihrem Duddy-Schatz an irgendwas fehlt!“ Dudley verstand vermutlich das meiste nicht wirklich und spielte einfach weiter.

Seine Mutter stand auf und begutachtete jede einzelne Arbeit ihres Neffen. Zu ihrer Verärgerung konnte sie keinen Makel finden und ging deshalb missmutig in die Küche. Dort nahm sie ein Schnapsglas und füllte es mit heißem Leitungswasser, welches sie Harry hinhielt.

„Du hast viel herumgefuscht, doch will ich mal so nett sein und gönne dir etwas zu trinken.“ „Vielen Dank, Ma’am. Freak froh sein, so nette Tante haben!“ „Ja, da kannst du dich wirklich sehr glücklich schätzen! Nicht jeder behandelt ein Stück Dreck wie dich so liebevoll! So, und nun geh in dein Zimmer und warte auf deinen Onkel!“

Harry gehorchte sofort und nun saß er in seinem Kämmerlein und wartete. Vor Langerweile aber auch vor allem wegen Müdigkeit schlief er ein.

Das nächste was er wahrnahm, war ein Schwall eiskalten Wassers über sich. Wimmernd sprang er auf.

„Wer hat dir erlaubt mitten am Tage zu schlafen?!“, wetterte sein Onkel los. „Verzeihung, Sir“, schluchzte der Kleine. „Heul nicht rum oder bist du ein Mädchen?!“, herrschte der dicke Mann ihn an, „Vier weitere Schläge! Jetzt komm mit!“

Er zog den zitternden Jungen mit in den Keller, wo er ich zwang, sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen. Kurz darauf ertönte schon der erste Knall, den der Gürtel erzeugte.

Die Tränen flossen dem kleinen Schwarzhaarigen in Strömen übers Gesicht, doch gab er keine lauten Töne von sich, wohlwissend, dass er dann noch mehr Schmerzen erleiden musste. Ab und an traf ihn auch mal eine Faust.

Irgendwann schaffte es das ohnehin zu magere Kind nicht mehr, die Schmerzen zu unterdrücken und die Ohnmacht übermannte es.



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